Akzente - Pädagogische Hochschule Zürich

1/ 16
Akzente
Das Magazin der
Pädagogischen
Hochschule Zürich
Tagesschulen –
ganzheitlicher
Lern- und
Lebensraum
Seite 10
Klassenassistenzen: Noch ist ihre Rolle
nicht klar geregelt – ein neues Angebot
der PH Zürich hilft weiter
Seite 27
Kolumne: Wahres Lernen ohne Schule?
Zwei Bildungsexperten im Gespräch
Seite 37
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Inhalt 1/2016
10Die Tagesschule – ein ganzheitlicher Lern- und Lebensraum,
der Unterricht, Essen, Hausaufgaben und Freizeit vereint.
4Vermischtes
Tagung «Quereinstieg»
24 Studierendenseite
Porträt, Masterarbeit, Kolumne
7 Eine Frage,
drei Antworten
Was mögen Sie an
Ihrem Beruf?
27 PH Zürich
Weiterbildung: Angebote
für Klassenassistenzen
Fotos: Alessandro Della Bella (Cover und Inhalt)
9Seitenblick
Besser als ihr Ruf
10 Schwerpunkt
Ganztagesbildung
Leitartikel: mehr als
Unterricht und Betreuung
Meinungen: wie Studierende
über Tagesschulen denken
Interview: Ueli Keller,
Netzwerk Bildung & Raum
Reportage: ein Tag in der
Tagesschule Uster
AKZENTE 1/2016
Forschung:
Fotografieren als Einstieg
in die Berufswahl
Ausbildung:
Berufliche Nachqualifizierung
für Erwachsene
Dienstleistung – Evaluationen:
«Dann besteht die Gefahr der
Zufälligkeit»
32 Schule in aller Welt
Herumtollen statt auswendig
lernen
34 Medientipps
37 Unter vier Augen
Wahres Lernen ohne Schule?
38 Instagram #takeover
38 Impressum
Im Vergleich zum nahen
Ausland haben Tagesschulen in der Schweiz
einen schweren Stand.
Gut möglich allerdings, dass sich das
Modell auch hierzulande
durchsetzen wird. Die
Nachfrage zumindest
ist vielerorts vorhanden. Wenn Schule Unterricht, Essen, Hausaufgaben und Freizeit
vereint, bedingt dies
eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen
den einzelnen Professionen – Betreuende und
Lehrpersonen rücken
näher zusammen. Worauf
es dabei ankommt,
beschreibt der Hauptartikel ab Seite 10.
Verbringen Kinder
und Jugendliche zehn
und mehr Stunden in der
Schule, erhalten die
Unterrichts- und Aussenräume eine besondere
Bedeutung. Ueli Keller
vom Netzwerk Bildung &
Raum sagt: «Innerhalb
der Schule hat der Raum
nach den Lehrpersonen
und den Peers den stärksten Einfluss auf den
Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler.» Was
dies für die Raumgestaltung bedeutet, erklärt
Keller im Interview.
Uster hat den Schritt
hin zur Tagesschule bereits vollzogen. Seit
dem vergangenen Sommer
betreut dort ein fünfzehnköpfiges Team an
fünf Tagen in der Woche
rund 60 Mädchen und
Buben. «Akzente» hat die
Schule an einem Tag
besucht. Wie diese mit
der neuen Situation
umgeht, beschreibt die
Reportage.
Mit einer Reihe von
Neuerungen wartet auch
dieses Heft auf – in Form
von drei neuen Rubriken.
Worum es dabei geht,
erfahren Sie auf den
Seiten 32, 37 und 38.
– Christoph Hotz
3
In haltsverzeich nis/Editorial
Die Schule
rückt
zusammen
Tagung «Quereinstieg in den Lehrberuf»
Aus welchen Gründen wechseln Personen aus verschiedenen Berufsfeldern in den
Lehrberuf? Und wie gelingt das «Training on
the job»? Diese Fragen standen im Zentrum der
Tagung «Quereinstieg in den Lehrberuf» an der
PH Zürich vom vergangenen November. Das
Projektteam «REQUEST – Begleitstudie zu den
Quereinstiegstudiengängen der PH Zürich»
führte zusammen mit der PHBern und der PH
FHNW die Veranstaltung durch.
Am Vormittag beleuchteten drei Referate den Lehrberuf als zweiten Karriereweg.
EDK-Präsident Christoph Eymann veranschaulichte die bildungspolitische Sicht und
sprach sich für die weitere Etablierung von
Quereinstiegstudiengängen aus. Lucien Criblez
von der Universität Zürich zeigte die historischen Zyklen von Mangel und Überschuss an
Lehrpersonen auf. Er gab zu bedenken, dass
eine staatliche Übersteuerung bei Lehrkräftemangel schnell in einen Überschuss und damit
in die Arbeitslosigkeit von Lehrpersonen münden kann. Schliesslich referierte die niederländische Forscherin Anke Tigchelaar von der
Universität Utrecht zu den Erfahrungen mit
Quereinsteigenden. Ähnlich wie in vielen europäischen Ländern herrscht auch in den Niederlanden Lehrpersonenmangel im Sekundarschulbereich. Dabei zeigt sich, dass der stets
vorausgesetzte Transfer von Lebenserfahrung
und Wissen aus vorher ausgeübten Berufen in
4
die Lehrpraxis nicht immer gelingt. Insbesondere romantische Vorstellungen über den
neu angestrebten Beruf können zu einem
Realitätsschock führen. Um diesem vorzu9. April
Netzwerktagung
beugen, wurde in den Niederlanden bei
2016
Quereinsteigenden ein gestufter BerufseinIm Zentrum stehen
stieg über zwei Jahre mit reduziertem Pensder Lehrplan 21
und seine Bedeutung um eingeführt.
für die schulische
In drei Workshops wurden anschliesGesundheitsförsend
aktuelle
Forschungsergebnisse präsenderung und Präventiert. Dabei wurde unter anderem die Frage
tion.
diskutiert, wie die Pädagogischen Hochschu27. Mai
len den Quereinsteigenden ein noch realistiSymposium Perscheres Bild von Schule vermitteln können.
sonalmanagement
In ihrer Tagungsbilanz verwiesen
Worauf es speziell
Andreas Hoffmann-Ocon von der PH Züin Zeiten des
ständigen Wandels
rich und Claudia Crotti von der PH FHNW
in der Personalauf eine weiterführende Frage: Warum wird
führung wirklich
in Anbetracht der immer vielfältigeren Beankommt.
rufsbiografien der Quereinstieg in den Lehrberuf lediglich als Massnahme gegen den
25. Juni
Tagung KlassenLehrpersonenmangel und nicht als einer
führung
von mehreren «normalen» Wegen angesehen?
Die Tagung gibt
Ein Anstoss, der die TagungsverantwortliLehrpersonen und
chen zum Weiterdenken anregt!
Schulleitenden
Kommende Ver­
anstaltungen
konkrete Anregungen für den Schulalltag.
Weitere Informationen zu den
Veranstaltungen:
phzh.ch
– Christa Kappler
Referate, Infos und weitere Dokumente:
forschung-quereinstieg.ch
Christa Kappler ist wissenschaftliche
Mitarbeiterin in der Forschungsabteilung der PH Zürich.
AKZENTE 1/2016
Foto: Christoph Hotz
Ver mischtes
Setzte den Lehrpersonenmangel in
einen historischen
Kontext: Lucien
Criblez von der Universität Zürich.
Anzahl PrimarstufenStudierende pro Wahlpflichtfach*
Fotos: Markus Forte, Reto Klink
886
Bewegung und
Sport
793
Bildnerisches
Gestalten
605
Werken
588
Musik
386
Werken Textil
128
Englisch
(als 2. Fremdsprache)
25
Französisch
(als 2. Fremdsprache)
* Studierende auf der Primarstufe belegen
je drei Wahlpflichtfächer sowie vier
Pflichtfächer (Deutsch, Mathematik, Mensch
und Umwelt, Französisch oder Englisch).
Total Studierende: 1137; Stand: Ende 2015
AKZENTE 1/2016
Aktuelles
Lehrpreis 2015 geht an
Karin Haller
Karin Haller, Dozentin im Bereich
Fremdsprachen auf der Sekundarstufe 1 der PH Zürich, ist mit dem
Lehrpreis «CS Award for Best
Teaching» 2015 zum Thema «Lernprozesse begleiten» ausgezeichnet
worden.
Lotteriefonds unterstützt
Projekte der PH Zürich
Das Zentrum International Projects in Education (IPE) der PH
Zürich erhält vom Lotteriefonds
insgesamt 610 000 Franken Unterstützung für ein neues Demokratie- sowie ein neues Berufswahlprojekt.
Walter Bircher feierlich
verabschiedet
Ende Dezember ist Rektor Walter
Bircher in den Ruhestand verabschiedet worden. Mitarbeitende der
PH Zürich, ehemalige Weggefährten sowie Gäste aus Politik und
Bildung kamen, um dem abtretenden Rektor ihre Reverenz zu erweisen. Birchers Nachfolger Heinz
Rhyn hat sein Amt Anfang Januar
angetreten.
Ein letztes Mal den Taktstock in
der Hand: Walter Bircher dirigiert
ein Stück des Hochschulchors.
Auszeichnung Kurt-Bigler-Preis
Heinz Bachmann von der PH
Zürich für sein Buch «Von Auschwitz nach Beverly Hills» sowie
Franz Dängeli und Stefan Mächler
für das act-back Theater «Was be-
deutet uns der Holocaust heute?»
sind mit dem Dr. Kurt-Bigler-Preis
ausgezeichnet worden. Der Preis
zeichnet herausragende Projekte in
der Holocaust Education aus. 2014
ist die Verleihung von der Dr. Bigler /
Bergheimer-Stiftung an die PH
Zürich übertragen worden.
Preisstifterin Margrith Bigler
(l.), Preisträger Bachmann (M.),
Mächler (2. von r.) und Dängeli(r.).
Befragung zu «Akzente»:
Zeitschrift kommt bei Leserschaft
gut an
Im vergangenen Herbst führte das
Institut für Angewandte Medienwissenschaft (IAM) der ZHAW für
die PH Zürich eine Onlinebefragung bei Lehrpersonen, Schulleitenden und PHZH-Mitarbeitenden
zur Nutzung von «Akzente» durch.
Insgesamt nahmen 347 Personen
teil. Die Ergebnisse zeigen ein positives Bild. Das Magazin wird als
informativ wahrgenommen, und
Schulleitungen sowie Lehrpersonen
können daraus Anregungen für ihre
Arbeit mitnehmen. Insgesamt nutzen das Heft 60 Prozent regelmässig
(mindestens jede zweite Ausgabe).
56 Prozent bewerten es als sehr gut
(76 Prozent Schulleitende, 59 Prozent Lehrpersonen, 45 Prozent
Mitarbeitende). Dabei fällt insbesondere bei den Schulleitungen die
Bewertung des Inhalts positiv aus.
Layout, Bilder und Lesefreundlichkeit schätzen 60 Prozent als gut bis
sehr gut ein. Bei Personen, die das
Heft nicht lesen, sind hauptsächlich
Zeitgründe ausschlaggebend.
5
Ver mischtes
PHZH in Zahlen
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AKZENTE 1/2016
Eine Frage, drei Antworten:
Was mögen Sie an Ihrem Beruf?
Andreas Müller-Winkler,
Primarlehrer, Au
wundervollen Beruf besonders.
Täglich warten ganz unterschiedliche Aufgaben auf mich. Nebst
meiner Rolle als Experte für Unterricht und Erziehung und als Bezugsperson und Vorbild schätze ich
die Kooperation mit meinem Kollegium und der Elternschaft sowie die
Mitwirkung an unserer Schulentwicklung. Mein Beruf entspricht genau den von unserer Kochgruppe jeweils servierten Dessertvariationen.
gabe. Ich habe täglich die Möglichkeit, einen Beitrag zu leisten an einem Ort, an dem die Menschen
ihre Stärken einbringen können und
mit Freude arbeiten.
Jeweils am letzten Dienstag im Monat sitze ich mit
AKZENTE 1/2016
Elisabeth Oberholzer,
Schulpräsidentin, Horgen
Bernadette Herzog,
Schulleiterin, Adliswil
Ich habe einen ausserordentlich
spannenden und vielseitigen Beruf.
Ganz besonders schätze ich, dass
ich täglich mit Kindern und Erwachsenen zu tun habe, die sich auf
ihre persönliche Weise einbringen
und die Schule mitgestalten. Mir
liegt viel daran, diese Ressourcen
auf allen Ebenen zu nutzen, Potenziale zu fördern und wertschätzend
mit den Mitarbeitenden, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern
zusammenzuarbeiten. Die Verantwortung dafür, einen positiven
Lernort zu schaffen, nehme ich
zusammen mit meinem Team
jederzeit gerne wahr. Wenn es uns
gelingt, die Vielfalt als Bereicherung und Probleme als Entwicklungschance zu sehen, wird die
Arbeit zu einer spannenden Auf-
Ich arbeite seit 15 Jahren
in der Schulpflege Horgen mit, seit
sechs Jahren bin ich Schulpräsidentin und seit rund drei Jahren zudem
Gemeinderätin. Unsere Gemeinde
umfasst 1900 Schülerinnen und
Schüler sowie 350 Mitarbeitende an
der Schule. Dies macht das Amt zu
einer abwechslungsreichen und
spannenden Herausforderung.
Voraussetzung für die erfolgreiche
Ausübung meiner Arbeit sind Flexibilität und Umsicht, eine Affinität
für die Schule und dass man ein Gespür für Menschen hat. Die stetigen
Veränderungen der Gesellschaft,
die Entwicklungen im Schulalltag,
anspruchsvolle Eltern und der Umgang mit den steigenden Kosten im
Schulbereich prägen das Amt. Da
sind Optimismus, Mut, ein gewisses
Selbstbewusstsein und Durchsetzungskraft gefragt. Meine Aufgabe
in diesem anspruchsvollen Umfeld
bereitet mir viel Freude, manchmal
macht sie mir auch Sorgen, am
Ende aber bringt sie mir immer
Erfüllung.
7
Meinu ngen
meinen Kochkollegen zusammen.
Dabei kommen wir im Gespräch oft
auf unseren Berufsalltag zu sprechen. Der Rückversicherer, der
Gartenbauinhaber, der Steuerkommissär, der Banker und der Sanitärmonteur erzählen meistens von
schwierigen und eintönigen Arbeitstagen, ich hingegen mache mir
dann schmunzelnd Gedanken zu
meinem Lehreralltag. Einmal erlebte ich gerade wieder einen besonders farbigen Schultag, der mit
einer morgendlichen Teamstunde
mit Schwerpunkt «Altersdurchmischtes Lernen» anfing. Danach
baute meine Klasse auf dem Seeweg
den lang vorbereiteten Planetenweg
auf. Bei den einzelnen Himmelskörpern erfuhren Schülerinnen und
Schüler Details über die immensen
Dimensionen unseres Sonnensystems. Später ref lektierten wir mit
einem «World Cafe» diese Projektarbeit. Über Mittag erholte ich mich
im Lehrervolleyball. Der Nachmittag mit Klassenrat und anschliessendem «Schulischen Standortgespräch» war geprägt von Schülermitsprache und Zusammenarbeit
mit Fachlehrkräften und Eltern.
Diese Vielseitigkeit mag ich an
meinem anspruchsvollen, aber
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Curricula-Entwicklung
Bildungspolitik
Managing Diversity
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Eidg. Diplom
Erwachsenenbildner/in HF
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Nächster Beginn: Freitag, 6. Mai 2016
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AKZENTE 1/2016
Karin Zopfi Bernasconi – Seitenblick
Illustration: Elisabeth Moch
Kürzlich, am Elternabend
in einer Primarschule zum Thema
Computerspiele und Freizeit: Es
gebe, so erfahren die anwesenden
Eltern, für ihre Sprösslinge entweder sinnvolle oder sinnlose Freizeitbeschäftigungen. Der Klassenlehrer erklärt mit ernster Miene die
Verwendung des «Lesepasses». So
könne man die Kinder zu einer
sinnvollen Freizeitbeschäftigung
anleiten und sie von sinnlosen
Computerspielen abhalten.
Woher eigentlich rührt der
anhaltend schlechte Ruf von Computerspielen in pädagogischen
Kreisen? Bereits die Vielfalt der
Game-Genres scheint nämlich Verallgemeinerungen unmöglich zu
machen. Sie reicht von einfachen
Geschicklichkeitsspielen über Action-Adventure-Games, Simulations- und Strategiespielen bis hin
zu den erst seit neuerem entwickelten Serious Games. Vergleichbar
mit Filmen und Büchern reicht
auch hier die Palette von höchster
Qualität bis zu Trash. Wie soll man
Fussball-Spiele wie FIFA, in dem
man mit seinem Lieblingsverein
kickt, mit einem Strategiespiel wie
Anno 1404 oder der sozialen Alltagssimulation bei den Sims vergleichen?
AKZENTE 1/2016
Digitales Spielen steht nicht mehr
im kulturellen Abseits. Spätestens
seit der Entwicklung der sogenannten Serious Games, welche eine
Brücke zwischen Theorie und Anwendung schlagen, wird das Potenzial von Computerspielen in
breiteren Kreisen anerkannt. So
kann das Spiel This War of Mine,
in welchem es um das Überleben
von Menschen in einem Bürgerkriegsgebiet geht, dem Spielenden
nachhaltige Erfahrungen vermitteln, zu denen man mittels Buch
oder Film nicht gelangt. Serious
Games werden in den USA auch
mit Erfolg in medizinische Therapieprogramme eingebaut. ReMission ist ein Spiel, welches für
krebskranke Kinder entwickelt
wurde. Spielerisch geht es darum,
Tumorzellen zu eliminieren. Ein
spielerischer Sieg erhöht bei den
Kindern den Glauben daran, dass
sie auch ihre Krankheit besiegen
können. Dadurch wird die Widerstandskraft der Kinder erhöht und
die Verträglichkeit von Medikamenten verbessert.
Zahlreiche Untersuchungen
kommen zum Schluss, dass ein
moderater Konsum von Computerspielen nicht mit negativen Effekten
in Verbindung zu bringen ist. Im
Gegenteil, es gibt bezüglich räumlicher Orientierung, strategischem
Denken und Feinmotorik sogar
positive Effekte. Der damit verbundene Spass sowie die Entspannungsfunktion sollen dabei nicht
unerwähnt bleiben. Es versteht sich
von selbst, dass Computerspiele
keine Nanny für Kinder sind. Daher ist es unabdingbar, dass Eltern
die Spiele ihrer Kinder kennen, die
Auswahl mitsteuern sowie Vereinbarungen über die zeitliche Nutzung treffen. Auf diese Art können
Computerspiele andere Freizeitbeschäftigungen sinnvoll ergänzen.
Übrigens: Dass auch der am
Elternabend hochgelobte «Lesepass» unerwünschte Begleiterscheinungen mit sich bringen kann,
erleben Vater und Mutter kurz nach
dessen Einführung. So ändert der
Sohn, eine bis anhin zu Hause
stundenlang in Bücher versunkene
Leseratte, plötzlich sein Leseverhalten. Immer wieder fragt er, ob er
nun in seinem «Lesepass» ein Feld,
welches zehn Minuten lesen nachweist, ausmalen könne. Der Inhalt
des Buches interessiert ihn dabei
kaum noch.
Karin Zopfi Bernasconi ist
Dozentin für Pädagogische
Psychologie an der PH Zürich.
9
Seitenblick
Besser als ihr Ruf
Betrieb bis in die Abendstunden:
die Tagesschule Horgenberg in der
Dämmerung.
Mehr als Unterricht
und Betreuung
Die Schweiz hinkt bei der Ganztagesbetreuung im internationalen
Vergleich hinterher. Tagesschulen stellen aber auch hierzulande
das Zukunftsmodell dar. Um die Vorteile nutzen zu können, müssen
Zuständigkeiten sauber ausgehandelt werden.
Text: Melanie Keim, Fotos: Beat Bühler
AKZENTE 1/2016
11
Schwer pu nkt Ga nztagesbildu ng
Grosser Bedarf: In der Schweiz benötigen immer
mehr Kinder eine familienergänzende Betreuung.
Stichwörter wie «Staatskinder» oder «Verschulung
der Kindheit» zeigen: Das Thema Ganztagesbildung erhitzt die Gemüter. Dass Emotionen in die Debatte rund
um die Einführung von Tagesschulen einfliessen, ist verständlich, tangieren Tagesstrukturen mit der Familie
doch höchst sensible Bereiche. Aus einer Aussenperspektive mag die emotionsgeladene Debatte jedoch für Kopfschütteln sorgen. Denn in der Schweiz wird heftig über
eine Schulform debattiert, die im nahen Ausland längst
eine Selbstverständlichkeit ist. Während der im Nachgang der PISA-Studien angestossene Ausbau von Ganztagesschulen in Deutschland noch in vollem Gange ist,
sind Tagesschulen in südlichen Ländern, Skandinavien
und Grossbritannien nicht mehr wegzudenken. In Frankreich, dem bezüglich Ganztagesbetreuung eine Vorreiterrolle zukommt, provozierten geplante Kürzungen der
schulischen Betreuungszeiten vor einigen Jahren gar heftige Protestreaktionen vonseiten der Eltern. Diese bestätigten, dass die 1880 eingeführte staatliche Ganztagesbetreuung schlicht nicht mehr aus dem französischen
Familien- und Berufsalltag wegzudenken ist.
Gemeinsam mit Österreich, das ein Halbtagesschulsystem kennt, nimmt die Schweiz also eine europäische Sonderposition ein. Auch hierzulande wurden in
Landschulen zwar schon früh Mittagsverpflegung und
Betreuung angeboten. Doch die Integration gut ausgebildeter Mütter in den Arbeitsmarkt war nicht wie in anderen Ländern mit einer flächendeckenden Einführung von
Ganztagesbildung verbunden, sondern mit einem bunten
Flickwerk aus unterschiedlichsten Betreuungssituationen. Am Anfang der Entwicklung zur vermehrten Berufstätigkeit von Müttern wurde die Kinderbetreuung primär
im familiären Umfeld oder beispielsweise über Tagesmüt12
ter geregelt. Mit der wachsenden Anzahl betreuungsbedürftiger Kinder kamen jedoch zunehmend Forderungen
nach institutionellen Lösungen auf, und vielerorts wurden Mittagstische und Horte eingeführt. Doch abgesehen vom Tessin stellen Tageschulen in der Schweiz nach
wie vor eine Ausnahme dar.
«Wir haben in der Schweiz ein anderes Verständnis
von Bildung und Erziehung», erklärt Sibylle Mathis, Dozentin an der PH Zürich im Fachbereich Sozialisation
und Differenz. Dieses Verständnis fusse auf einer Trennung zwischen formaler Bildung, die in der Schule stattfinde, und ausserschulischer Bildung und Erziehung, die
in Familie und Freizeit angesiedelt seien. Daher sei die
Ansicht, dass Tagesschulen einen positiven Einfluss auf
die Entwicklung von Kindern haben, hierzulande noch
wenig verbreitet. Selbst bei Eltern von Kindern, die eine
Tagesschule besuchen, sei nicht zwingend ein solches
Verständnis vorhanden, so Mathis.
Da jedoch auch in der Schweiz immer mehr Kinder eine familienergänzende Betreuung benötigen, ist die
Tagesschule auch hierzulande das Modell der Zukunft.
In der Stadt Zürich beispielsweise werden zurzeit 50 Prozent der Kinder im Primarschulalter familienergänzend
in Tagesschulen, Kindertagesstätten und an Mittagstischen betreut, für 2025 wird bereits mit einem Anteil von
80 Prozent gerechnet. Als Reaktion auf diese Entwicklungen lancierte die Stadt Zürich das Pilotprojekt «Tagesschule 2025», das eine flächendeckende Einführung von
Tagesschulen zum Ziel hat (siehe Box).
Mehr Freiheiten in der Planung
Ganztagesbildung soll laut Mathis als Chance zur konsequenten Umsetzung eines umfassenden BildungsbegrifAKZENTE 1/2016
Förderung aller Kinder gewährleistet
Die geforderte Rhythmisierung darf aber nicht als akribisch durchgeplantes Programm verstanden werden.
Denn Rückzugsorte und Raum für freies Spielen ohne
Leistungserwartungen sind wichtige Elemente einer guten Tagesschule. Spricht Mathis von informellem Lernen, das im rhythmisierten Tagesablauf integriert wird,
ist das im Sinne eines möglichen Angebotes zu verstehen,
das zur Chancengleichheit beitragen kann und damit
eine weitere Chance der Tagesschule darstellt. «Die Anregungen, die ein Kind neben dem formalen Unterricht
in der Schule für eine gesunde geistige, soziale und emotionale Entwicklung braucht, können nicht in jeder Familie geboten werden», sagt Mathis. Tagesstrukturen
könnten hingegen gewährleisten, dass alle Kinder von
Lern- und Spielanregungen, Förder- und Freizeitangeboten und der Unterstützung bei Hausaufgaben profitieren, wodurch soziale Ungleichheiten ein Stück weit
ausgehebelt würden. Die Krux liegt jedoch darin, dass
gerade Kinder aus sozial benachteiligten Familien in ungebundenen Tagesschulen die freiwilligen Angebote weniger nutzen. Dies nicht nur aufgrund der Kosten von
Betreuungsangeboten, sondern teilweise auch aus einer
Überforderung, die jede proaktive Handlung, wie sie eine
Anmeldung darstellt, verhindert. «Die Betreuungsangebote sollten gerade diesen Kindern, die in ihren Familien
nicht oder nicht genügend gefördert werden, zur Verfügung stehen», sagt Mathis. Dies kann eigentlich nur eine
gebundene Tagesschule gewährleisten, doch die MehrAKZENTE 1/2016
Projekt «Tagesschule 2025»: Sechs
Schulen starten im Sommer 2016
Bis im Jahr 2025 soll es in der Stadt Zürich nur
noch Tagesschulen geben. Das ist das Ziel des
Pilotprojekts «Tagesschule 2025». Angestossen
wurde es indirekt von einer FDP-Motion zur Neuregelung der Schulzeiten und einer SP-Motion
für mehr Tagesschulen. Die Präsidentinnen- und
Präsidentenkonferenz fällte 2012 einen Grundsatzentscheid für ein zukunftsweisendes, einheitliches Betreuungsmodell für die gesamte
Stadt. In naher Zusammenarbeit mit der PH Zürich,
der ZHAW und den Anspruchsgruppen (Schulleitungen, Leitungen Betreuung, Eltern) wurde ein
Modell für ein Pilotprojekt ausgearbeitet,
wobei das QUINTAS-Modell (Qualität in Tagesschulen) der PH Zürich als Referenzrahmen
beigezogen wurde.
Von anfänglich 30 interessierten Schulen
blieben sieben Schulen zurück. Laut Erich Müller
Vils, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter
bei der Direktion Schulamt seit der Stunde null
am Projekt beteiligt ist, sprachen aus Sicht der
interessierten Schulen meist bauliche Gründe
gegen eine Teilnahme in der ersten Pilotphase
von 2015–2018. Für eine Teilnahme war im Schulteam zudem eine Zweidrittelmehrheit notwendig.
In der Vorbereitungsphase sei viel Überzeugungsarbeit bei den Lehrpersonen und Eltern
geleistet worden, so Müller Vils. Meist betraf
diese Ängste oder Befürchtungen, die durch anschliessende Diskussionen beseitigt werden
konnten.
Obligatorium wird nicht angestrebt
Im Herbst 2013 wurde nach heftigen Reaktionen
aus Politik und Gesellschaft die Idee eines
Obligatoriums (unfreiwillige gebundene Form)
verworfen. «Im momentanen Umfeld macht es keinen Sinn, ein Obligatorium durchzusetzen», so
Müller Vils.
Im März 2015 stimmte der Gemeinderat dem
Projektkredit von 19.1 Millionen Franken zu, im
Sommer 2015 trat eine Schule aus dem Projekt
aus, da eine breite Abstützung durch das Schulteam nicht mehr gegeben war. In den verbleibenden sechs Pilotschulen werden im Sommer 2016
einheitliche, langfristig gleichbleibende
Stundenpläne nach entsprechenden Altersstufen
eingeführt sowie eine gebundene Mittagsbetreuung an Tagen mit Unterricht am Nachmittag
und ungebundenen Betreuungsangeboten (auf
Anmeldung) an Tagen ohne Unterricht am Nachmittag. Für die gebundene Mittagsbetreuung im
Rahmen des Tagesschulbetriebs ist eine Abmeldung möglich, für die ungebundenen Betreuungsangebote eine Anmeldung nötig. An gebundenen
Mittagen wird gestaffelt gegessen, sofern der
Platz nicht für alle Schülerinnen und Schüler
gleichzeitig ausreicht.
Die stadtweite Einführung von Tagesschulen
soll im Vergleich zur heutigen Betreuungssituation jährliche Einsparungen von 30 bis 40
Millionen bringen. Für die konkrete Umsetzung
nach Ende des Pilotprojekts gibt es noch keinen
konkreten Zeitplan. Laut Müller Vils wird
momentan kein Obligatorium mehr angestrebt.
– Melanie Keim
13
Schwer pu nkt Ga nztagesbildu ng
fes betrachtet werden, der formale Bildung und informelles Lernen vereint und eine Rhythmisierung des Lernens
ermöglicht. Die Tagesschule wird zum ganzheitlichen
Lern- und Lebensraum, der Unterricht, Betreuung und
Begleitung, Essen, Hausaufgaben und Freizeit vereint.
«Wenn Schule als Ganztagesablauf geplant wird, sind
Lehrpersonen auch freier in der Unterrichtsgestaltung
und können besser auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen», sagt Mathis. Die Rechnung ist simpel: Verbringen
die Kinder mehr Zeit in der Schule, kann flexibler zwischen formalen und informellen Einheiten, konzentrierter Arbeit und Pausen gewechselt werden, als wenn Lernziele innerhalb der kompakten Blockzeiten erreicht
werden müssen. Eine Entwicklung zu einer freieren Zeitstrukturierung ist laut Mathis heute bereits auch in Schulen ohne Tagesstrukturen zu beobachten. Vorgegebene
Pausen würden zunehmend durch individuelle, dem Tagesprogramm gerechte Pausen ersetzt. Doch eine konsequente Rhythmisierung des Schultages lässt sich nur mit
einer gebundenen Tagesschulform umsetzen. In der gebundenen Tagesschule ist das Betreuungsangebot im Gegensatz zur ungebundenen Form obligatorisch. So sind
alle Kinder zur Kernzeit, die Unterricht, Verpflegung und
Betreuung umfasst, anwesend.
Schwer pu nkt Ga nztagesbildu ng
heit der Tagesschulen in der Schweiz geht nach wie vor
den Weg des ungebundenen Modells.
Oftmals spielt in der Debatte ein traditionelles Familienbild mit, gemäss dem die Erziehung ausschliesslich
Sache der Familie ist. «Dieses Bild entspricht kaum der
heutigen Realität», sagt Frank Brückel, Dozent im Weiterbildungsbereich «Schule und Entwicklung» an der PH
Zürich. «Die Kindheit heutiger Kinder ist eine komplett
andere als jene ihrer Eltern.» Familienformen haben sich
verändert, die Berufstätigkeit hat zugenommen, Arbeitszeiten sind unregelmässiger und flexibler geworden.
Brückel fordert eine nüchterne Sicht auf die Thematik.
Statt die eigene Kindheit als Vergleich hinzuzuziehen,
gelte es zu fragen, in welchem Umfeld Kinder heute gut
aufwachsen können. «Die Tagesschule kann auf jeden
Fall ein solcher Ort sein», sagt Brückel. Dieser Ansatz
erfordert aber auch, dass keine Tagesstrukturen verordnet werden, wenn bei Eltern und Lehrpersonen keine
Bereitschaft besteht.
Bei der Konzeptionierung und Weiterentwicklung
von Tagesschulen beobachtet Brückel heute eine Umorientierung. Beschäftigten sich Schulen früher vorwiegend
mit Struktur- und Organisationsfragen, fliessen heute
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehrund Betreuungspersonen
kann für beide Seiten
entlastend sein.
zunehmend pädagogische Fragen in die Konzeption und
Weiterentwicklung mit ein. «Es wird nicht mehr nur gefragt, wie man eine Tagesschule organisiert, sondern
auch, was ihr Ziel ist.» Erst mit diesen Überlegungen sei
man bei der Tagesschule angekommen. Für die Konkretisierung eines Schulkonzepts oder die Reflexion der bestehenden Praxis steht die PH Zürich Tagesschulen mit
einem Beratungsangebot zur Seite. Dabei kommt das von
der PH Zürich mit Unterstützung der Stiftung Mercator
Schweiz und der Ernst Göhner Stiftung erarbeitete Modell QuinTas (Qualität in Tagesschulen) zum Tragen, das
eine von allen Beteiligten gemeinsam erarbeitete Zielsetzung Struktur- und Prozessfragen voranstellt und das
Wohlbefinden des Kindes ins Zentrum setzt. So lautet
die Antwort auf die Einstiegsfrage, was eine gute Tagesschule ausmache, in den meisten Schulen gleich: «Dass
die Kinder gerne zur Schule kommen.» Die gemeinsame
14
Zieldiskussion dauere zwar oft lange, doch fühlten sich
Schulen, die sich auf diese Diskussion einlassen, danach
gestärkt, sagt Brückel. Bei der Umsetzung der Ziele werde dann kaum noch Hilfe benötigt.
Bei diesen Diskussionen beobachtet Brückel bei
Lehr- und Betreuungspersonen immer wieder Unsicherheiten über die künftigen Zuständigkeiten, auch taucht
oft die Frage nach der Nähe und Distanz zu den Schülerinnen und Schülern auf. «Muss ich mich am Mittag zur
Betreuung zur Verfügung stellen, wenn ich das nicht
will?», «Will ich den Kindern überhaupt eine andere Seite von mir zeigen?», «Was wird meine neue Rolle als Betreuungsperson im Schulhaus sein?». Dies sind Fragen,
die geklärt werden müssen, damit die Zusammenarbeit
funktioniert. Als besondere Herausforderung bezeichnet
Brückel die Zusammenarbeit der verschiedenen Professionen. Eine enge Zusammenarbeit und ein reger Austausch zwischen Lehr- und Betreuungspersonen können
für beide Seiten entlastend sein, und gleichzeitig kostet
dies Zeit und verlangt ein Ändern von Routinen. «Wenn
es gelingt, die Professionen aus ihren Komfortzonen zu
locken, dann ist der grösste Schritt getan», ist Brückel
überzeugt.
Implizites explizit machen
«Damit die Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen,
Betreuungsteam und Eltern funktioniert, müssen die Zuständigkeiten erst klar ausgehandelt werden», sagt auch
Patricia Schuler Braunschweig, die an der PH Zürich das
Zentrum für Professionalisierung und Kompetenzentwicklung leitet. Sie untersucht gemeinsam mit Christa
Kappler im Rahmen des mit der ZHAW durchgeführten
Schweizer Nationalfonds-Forschungsprojekts «AusTEr»
(Aushandlungsprozesse der pädagogischen Zuständigkeiten in Tagesschulen im Spannungsfeld öffentlicher
Erziehung), wie diese Zuständigkeiten an Tagesschulen
ausgehandelt werden. «An der Oberfläche sieht es schnell
einmal aus, als laufe alles gut», sagt Schuler Braunschweig.
So werden beispielsweise an einer der untersuchten Schulen für den Austausch zwischen Betreuungspersonen und
Lehrpersonen wöchentlich 40 Minuten eingeplant. «Die
40 Minuten sind aber keine Garantie für eine gute Zusammenarbeit. Relevant ist, mit welcher Haltung man
sich begegnet.» Folglich richtet sich der Fokus des Projekts auf jene Strukturen, die auf den ersten Blick nicht
erkennbar sind und einer Zusammenarbeit im Wege stehen können, wenn sie nicht sichtbar gemacht werden.
In einer Vorstudie an einer Zürcher Tagesschule
zeigten sich zwischen den sichtbaren Aushandlungen
und den unausgesprochenen Erwartungen oftmals grosse Unterschiede. So beklagten sich sowohl Lehrpersonen
als auch Betreuungspersonen darüber, dass in vielen Situationen unklar blieb, wer die Verantwortung über die
Kinder hatte und sich unnötigerweise beide Professionen
AKZENTE 1/2016
Grundsatzdiskussion über Bildung und Erziehung
Die Untersuchung bringt somit nicht nur Erkenntnisse
für die Forscherinnen, sondern stellt gleichzeitig ein Modell dar, wie die Zusammenarbeit der Professionen durch
das Aussprechen impliziter Haltungen und Erwartungen
verbessert werden kann. Die Reflexion und das Abgleichen eigener Vorstellungen mit der Realität kommen
auch in einem gemeinsamen Ausbildungsmodul der PH
Zürich und der ZHAW zur Zusammenarbeit von Schule
und sozialer Arbeit zum Zuge (siehe Beitrag rechts). Laut
Schuler Braunschweig kommt es hier immer wieder zur
überraschenden Selbsterkenntnis, wenn etwa angehende
Lehr- oder Betreuungspersonen trotz einer positiven
Einstellung gegenüber Tagesschulen auf eigene traditionelle Familienbilder stossen.
Zu den Beteiligten dieser Aushandlungsprozesse
werden im Projekt «AusTEr» neben Lehr- und Berufspersonen die Schulleitung, Schulpflege, Eltern und Kinder gezählt. Wenn die Schule viele Aufgaben übernehme,
die traditionell zur Familienzeit gehörten, seien damit
Erwartungen verbunden, sagt Schuler Braunschweig.
Und diese gelte es auszusprechen. Um bei der Umsetzung von Ganztagesstrukturen weiterzukommen, müsse
zuerst geklärt werden, welche Rollen der Schule und welche der Familie zukommen sollen: «Die Schweiz braucht
eine Grundsatzdiskussion über öffentliche Bildung und
Erziehung.» So könne erkannt werden, dass Tagesschulen
mehr sind als Schulen mit Betreuungsangebot.
Podium «Familie-Arbeit-Schule»
Das Zusammenspiel von Familie, Arbeit und Schule
ist eine ständige Herausforderung – sowohl für
Eltern, die Familie und Beruf vereinen, als auch für
Arbeitgeber, die flexible Strukturen entwickeln,
und ebenso für Schulen, die ihren Auftrag zwischen
Unterricht und Betreuung neu definieren. Das jährliche Podium der Stiftung Pestalozzianum wird sich
am 24. November 2016 diesem Spannungsfeld annehmen.
AKZENTE 1/2016
«Diese Entwicklung
braucht Zeit»
Ein gemeinsames Ausbildungsmodul von
PH Zürich und ZHAW thematisiert verschiedene Aspekte der Ganztagesbildung. Eine PHZH-Studentin und ein ZHAWStudent erläutern ihre Gedanken dazu.
Zusammengetragen von Christoph Hotz
Eine zentrale Bedingung für ein erfolgreiches
Funktionieren von Tagesschulen ist, dass die
Rollen zwischen Lehrpersonen und Betreuungspersonen klar geregelt sind. Ich würde es als
Chance sehen, die Kinder auch ausserhalb des
Unterrichts beispielsweise über Mittag zu erleben. Eine Voraussetzung dazu sind klärende
schulinterne Abmachungen, ob ich dies in meiner
Funktion als Klassenlehrperson mit den entsprechenden Kompetenzen mache oder ob ich eine
andere Rolle übernehme. Wichtig ist, dass ich
die Batterien über Mittag aufladen kann. Ich
brauche am Nachmittag ausreichend Energie zum
Unterrichten. Dass Tagesschulen für bildungsferne Familien eine Chance sein können, davon
bin ich überzeugt. Der Fokus sollte dabei bei
Kindern liegen, die keine ausserschulische
Bildung erhalten. Ein Obligatorium ist meiner
Meinung nach nicht der richtige Weg. Ich denke,
es braucht eine gewisse Berufserfahrung, um in
einer Tagesschule arbeiten zu können.
Miriam Bürgi, Studentin KindergartenUnterstufe an der PH Zürich im 6. Semester
Ich bin davon überzeugt, Schulen mit Ganztagesstrukturen werden sich mittelfristig durchsetzen. Das Projekt Tagesschule 2025 in der Stadt
Zürich gibt den Takt vor. Dies ist meiner Meinung
nach der richtige Weg und entspricht den heutigen gesellschaftlichen Bedürfnissen. Voraussetzung für das Funktionieren einer Tagesschule
sind das gegenseitige Verständnis zwischen den
Professionen und eine gemeinsame Haltung. Diese
muss man zusammen entwickeln und dafür braucht
es eine gewisse Zeit. Eine Schlüsselrolle hat
dabei die Schulleitung. Teilweise sind sowohl
bei Lehrpersonen als auch bei Betreuenden Verunsicherungen spürbar. Ich habe dafür Verständnis. Um die Chancengleichheit gewährleisten
zu können, muss auch die non-formale Bildung
verstärkt in der Schule stattfinden – jedoch
nicht isoliert von den formalen Elementen. Aus
Sicht der Kinder ist zentral, dass sie nicht vom
Morgen bis am Abend einem voll durchstrukturierten Programm folgen müssen und über Rückzugsmöglichkeiten verfügen.
Erich Kappeler, Student «Soziale Arbeit» an der
ZHAW im 6. Semester
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Schwer pu nkt Ga nztagesbildu ng
verantwortlich fühlten. Und obwohl die meisten Beteiligten überzeugt waren, dass eine offene Haltung und ein
guter Informationsaustausch zwischen den Professionen
die Grundlage für eine gute Zusammenarbeit bilde,
bezogen sich Lehrpersonen oftmals ausschliesslich auf
Lehrpersonen, wenn sie von einem Team sprachen, wohingegen sich bei Betreuungspersonen eher ein multiprofessionales Verständnis zeigte. Während sich in diesem
Verständnis eine potenzielle Aufwertung des Betreuungsberufs mit der Eingliederung in die Schule ausdrückt,
kann sich hinter der Haltung der Lehrpersonen eine
Befürchtung zeigen, dass ihr Beruf durch zusätzliche
Betreuungsaufgaben verwässert werde. Gemäss Schuler
Braunschweig kann mit diesen impliziten Befürchtungen
konstruktiv gearbeitet werden, wenn sie hervorgebracht
und ausgesprochen werden.
Schwer pu nkt Ga nztagesbildu ng
«Steht wenig Geld zur Verfügung,
ist mehr Kreativität gefragt»
Mit dem Netzwerk Bildung & Raum fördert Ueli Keller das Verständnis für
die Auswirkung von Räumen auf die Bildung. Er sagt, Tagesschulen erfordern
kein grundsätzliches architektonisches Umdenken. Viel wichtiger sei eine
sorgfältige Erhebung der Nutzerbedürfnisse und der bestehenden Potenziale.
Text: Melanie Keim, Fotos: Nelly Rodriguez
16
AKZENTE 1/2016
Woraus besteht dieses Vorgehen
konkret?
Im Idealfall wird vor der Ausschreibung
eines Architekturwettbewerbs eine
Betriebsbeschreibung gemacht: Welche
Schule wollen wir ? Wofür sollen sich
die Räume eignen? Diese Fragen sollten
alle Verantwortlichen gemeinsam klären.
Zu diesen zähle ich die Behörden, Lehrund Betreuungspersonen, die Schulleitung, Eltern, aber auch die Kinder, die
die Räumlichkeiten später hauptsächlich
nutzen werden. Erste Bedingung für ein
gutes Gelingen ist dabei der Wille. Wenn
die Verantwortlichen nur eine Tagesschule
machen sollen und nicht machen wollen,
lässt sich kein bestmöglicher Lern- und
Lebensraum gestalten.
Wie verläuft dieser Einigungsprozess
über die Nutzung und die erwünschten Qualitäten der künftigen Räumlichkeiten Ihren Erfahrungen nach in
der Realität ab?
Meistens findet er nicht statt. Das Verständnis, von dem ich ausgehe, ist erst
im Aufbau begriffen. Der Bedarf an
Räumlichkeiten und Infrastruktur und die
Bedürfnisse der Nutzer werden erst in
Ausnahmen vor dem Bauen erhoben. So
habe ich sehr lange gebraucht, bis ich in
der Schweiz drei Tagesschulen gefunden
habe, wo die Nutzer in die Raumplanung
einbezogen wurden. Und bisher habe ich
noch kein Beispiel einer Schweizer Schule
gefunden, wo auch Kinder daran beteiligt
wurden. In Workshops konnten wir zwar
in Erfahrung bringen, dass sich die Bedürfnisse der Kinder nicht grundsätzlich
von den Ideen der Fachpersonen unterscheiden, trotzdem können sie für die
AKZENTE 1/2016
Über Ueli
Keller
Primarlehrer, Heilpädagoge, Erziehungswissenschaftler und Lebensraumkünstler lauten
Ueli Kellers Berufsbezeichnungen.
Seit vielen Jahren
prägt den heute
68-Jährigen das
Bewusstsein, dass
wir Lernprozesse
überall erfahren,
gestalten und fördern können.
Keller war bei der
Erziehungsdirektion des Kantons
Basel Stadt für die
Tagesbetreuung
im Schulalter und
Gesundheitsförderung verantwortlich. Unter anderem
war er am Aufbau
des «Bildungsnetzwerks 4057» beteiligt, das in Kleinbasel schulische
und ausserschulische Akteure verknüpft. Seit seiner
Pensionierung ist
Keller als Lebensraumkünstler und
Bildungsnetzwerker
aktiv. Sein Netzwerk Bildung & Raum
umfasst ca. 400
Personen und Institutionen aus den
Bereichen Bildung,
Bauen, Politik und
Verwaltung.
Keller ist gerne
mit seiner Frau
unterwegs, improvisiert am Klavier
und sitzt für die
Grünen im Einwohnerrat seiner
Wohngemeinde
Allschwil (BL).
Architektur eine wertvolle Inspirationsquelle sein.
Können Sie anhand eines Beispiels
aufzeigen, wie die Bedürfnisse in
die Bauplanung einfliessen können?
Für den Bau der Tagesschule Heimberg
(BE) forderten die Betreuungspersonen
einen grossen, multifunktional unterteilten Betreuungsraum, in dem sie den
Überblick behalten konnten. Zwischen
dem Rückzugs- und dem Essraum wurde
dann eine Glasscheibe eingefügt. So sind
die Räume akustisch voneinander abgetrennt und gleichzeitig überblickbar. Das
hätte das Architekturbüro nicht so gemacht, wenn die Nutzer dieses Bedürfnis
nicht geäussert hätten.
Fordert der Bau von Tagessschulen
ein grundsätzliches Umdenken, was
die Architektur betrifft?
Nein. Schulbauten sollen immer den
Bedürfnissen der Nutzer entsprechen und
einen Lebensraum schaffen. Bei einer
Tagesschule ist die Berücksichtigung der
Bedürfnisse umso bedeutsamer, als sich
die Kinder länger in der Schule aufhalten.
Das bedeutet auch, dass ein Tagesschulbau den Bewegungsbedürfnissen von Kindern gerecht werden muss. Aussenräume
müssen Gelegenheit für unterschiedliche
Arten der Bewegung bieten. Statt glatten
Flächen mit teuren Geräten sind naturähnliche, nivellierte Aussenräume geeignet. Waldähnliche Nischen bieten gute
Betätigungs- und Rückzugsmöglichkeiten.
Zurück in die Innenräume: Wie
schafft man Erholungs- und Rückzugsorte?
Kinder sollten ihre Aufenthaltsräume mitgestalten dürfen, damit sie sich mit ihrer
Schule identifizieren, sich darin wohlfühlen und gut arbeiten können. Idealerweise
verfügt ein Schulhaus über ein gestalterisches Reservoir, das die Kinder nutzen
können. Mit verstellbaren Wänden können
die Kinder beispielsweise selbst bestimmen, wo sie eine Leseecke machen oder
wo es einen Raum geben soll, in dem man
laut sein darf. Diese Flexibilität gibt es
idealerweise auch in den Unterrichtsräumen.
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Schwer pu nkt Ga nztagesbildu ng
Akzente: Wie sieht die perfekte
Tagesschule aus?
Keller: Ich sträube mich gegen den Begriff der perfekten Tagesschule. Die Vorstellung einer besten und einzig gültigen
Form ist alles andere als lern- und lebensfreundlich. Statt nach der besten Schule
zu verlangen, sollte man fragen: «Welche
Tagesschule passt zu uns und ist für uns
umsetzbar?» Das Vorgehen, wie diese
Schule entsteht, ist entscheidend für die
spätere Nutzung der Räume.
Schwer pu nkt Ga nztagesbildu ng
Welchen Einfluss haben Räume überhaupt auf
Lernende?
Innerhalb der Schule hat der Raum nach den Lehrpersonen und den Peers den stärksten Einfluss auf
den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler. Dabei
ist wichtig, wie dieser Raum genutzt und belebt wird,
und das hängt wiederum vom Potenzial und der
Flexibilität eines Raumes ab. Es gibt zu enge Räume
oder solche, in denen nichts gestaltet werden kann,
weil Änderungen technisch kaum möglich oder
verboten sind.
Schule verbringen. Auch in der Stadt Zürich gibt
es bestimmt geeignete Raumressourcen ausserhalb
der Schulen. Bei dieser Suche muss man kreativ,
aber auch vorsichtig sein. Zu grosse, hallende Räume
sind beispielsweise nicht geeignet für die Mittagsbetreuung.
Nicht nur räumlich, sondern auch finanziell
sind Grenzen gesetzt. Welche Rolle spielt das
Budget bei einem Neu- oder Umbau einer
Tagesschule?
Aus meinem europäischen Erfahrungsraum können
Ist ein Neubau immer die beste Lösung oder
sich hinter den Herausforderungen, die durch Raumkönnen bestehende Räumlichkeiten einfach
und Budgetknappheiten entstehen, auch enorme
umgebaut und ergänzt werden?
Chancen verbergen. Vereinfacht ausgedrückt könnte
Es gibt günstigere und weniger günstige Ausgangsman sagen: Dort, wo wenig Geld zur Verfügung steht,
ist mehr Kreativität gefragt. Wer sehr auf die Kosten
lagen, aber prinzipiell kann man auch sehr gut mit
achten muss, überlegt doppelt, was gebaut oder wie
bestehenden Räumlichkeiten arbeiten. Neubauten
umgebaut wird. In Berlin habe ich ausserordentlich
sind nicht per se die beste Lösung, manchmal bringt
gerade Raumknappheit die besseren Konzepte hervor. kreative, flexibel und nutzungsorientiert umgebaute
Schulbetriebe besucht. Das andere Extrem war
In Basel beispielsweise war die Raumsituation einer
Luxembourg: Schulen sind luxuriös gebaut, es hat
Schule so verzwickt, dass wir für einen Mittagstisch
für eine Zwischennutzung auf ein ehemaliges Gefäng- zu viele Räume und diese sind oftmals unpersönlich
fad. Trotz oder vielleicht wegen grosszügiger Budgets
nis auswichen. Ich hatte sehr grosse Bedenken, doch
konnte sich keine Atmosphäre entwickeln. Die
die Kinder und Eltern waren begeistert von diesem
Mittags- und Aufenthaltsort, der auch ein Abenteuer- Schweiz ist also möglicherweise in einer günstigen
Entwicklungsperspektive, weil man heute auch aufs
ort wurde. Ein externer Mittagsort hat auch den VorGeld achten muss.
teil, dass die Kinder nicht den ganzen Tag in der
«In Basel wichen
wir für einen
Mittagstisch auf
ein ehemaliges
Gefängnis aus.»
Ueli Keller vom
Netzwerk Bildung &
Raum.
18
AKZENTE 1/2016
«Vom Zahnbürsteli bis zum
Lehrmittel – einfach alles »
In Niederuster läuft seit Anfang dieses Schuljahres ein drei Jahre dauerndes
Tagesschul-Pilotprojekt. Das Team nimmt in Uster eine Pionierrolle ein und
arbeitet trotz knapper Ressourcen gerne dort. Denn es glaubt an die Zukunft
des Modells. «Ein Tag im Leben» der noch jungen Tagesschule Uster.
Schwer pu nkt Ga nztagesbildu ng
Text: Claudia Merki, Fotos: Alessandro Della Bella
Eintreffen im Morgengrauen: Die ersten Kinder kommen kurz nach sieben Uhr in der Tagesschule an.
Ein Freitagmorgen im Dezember. Es ist noch
stockfinster, als eine Handvoll Kindergärtler, Erst- und
Zweitklässler kurz nach sieben Uhr munter plaudernd
die «Tagesschule Uster» (TsU) betritt. Die pädagogische
Mitarbeiterin und Fachfrau Betreuung, Sandra Sägesser,
nimmt die Ankömmlinge in Empfang. Einige kamen
selbständig mit dem Bus aus Uster. Das Frühstück für
die Kinder ist bereits vorbereitet. «Was möchtest du aufs
Brot?», fragt die junge Frau einen Buben. «Nutella!»,
kommt es wie aus der Pistole geschossen. Sägesser muss
den Buben enttäuschen; diesen Aufstrich gibt es nur in
Ausnahmefällen. Stetig treffen weitere Schüler ein. Nach
dem Morgenessen beginnt ab 7.45 Uhr die 25-minütige
Auffangzeit vor dem Unterricht. Einige Kinder lümmeln
auf dem Sofa herum oder schauen Bilderbücher an, ein
anderes Kind zeichnet. In diesen frühen Morgenstunden
ist auch schon die Kindergartenlehrerin Ruth Beck da.
Die freiwillige Tagesschule Uster in Niederuster ist
ein auf drei Jahre angelegtes Pilotprojekt, ähnlich jenem
der Stadt Zürich. Es startete mit Beginn des aktuellen
Schuljahres. Gegenwärtig führt die TsU einen Kindergarten, eine altersdurchmischte Unterstufe mit 1. und 2. Klasse sowie eine Mittelstufe mit 4. und 5. Klasse. Schwerpunkt des TsU-Konzeptes ist eine konstante Betreuung
AKZENTE 1/2016
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Schwer pu nkt Ga nztagesbildu ng
der Kinder und Zusammenarbeit der Mitarbeitenden.
Ein fünfzehnköpfiges Team betreut an fünf Tagen in der
Woche rund 60 Mädchen und Buben. Sechs TeilzeitLehrpersonen sind für den Unterricht, aber auch für einen Teil der Betreuung verantwortlich. Bei der Anstellung
mussten sie sich verpflichten, mindestens zwei Stunden
davon zu übernehmen: am Morgen, über Mittag, beim
Zvieri oder abends. Umgekehrt erhalten die Lehrpersonen Unterstützung vor allem von den pädagogischen Mitarbeitenden, die als Klassenassistenzen arbeiten, sowie
von der Leiterin Betreuung und Sozialpädagogin, Yasemin Yücel. Auch die Betreuungspersonen springen vereinzelt ein. «Diese Praxis fördert das gegenseitige Verständnis
für den jeweils anderen Beruf», erklärt Schulleiterin Karin
Diethelm.
Mehr als Schule plus Hort
Vor ihrer Anstellung bei der TsU arbeitete die Kindergärtnerin Ruth Beck in einer anderen Gemeinde in der
Grundstufe. Nach Ende dieses Schulversuchs suchte sie
nach einer Form der Zusammenarbeit zwischen den
Lehrpersonen, die weiter geht als nur «Schule plus Hort»,
und fand diese in der TsU. Nach dreieinhalb Monaten
zieht die Teilzeit-Lehrerin eine erste Bilanz: «Zusammenarbeit, Austausch und Kontakt zwischen den Lehrpersonen und der Betreuung sind sehr eng», freut sie sich. Die
grösste Schwierigkeit ortet sie im Moment darin, regelmässige Teamsitzungen abhalten zu können, um Anstehendes in Ruhe besprechen zu können. «Diese Bedingung ist für mich noch nicht vollends erfüllt.»
Ein Blick auf den ausgeklügelten Stundenplan der
Schülerinnen und Schüler zeigt: Die Koordination der
Unterrichts- und Betreuungszeiten ist eine Herausforderung. Da werden die Terminfindung für Teamsitzungen,
an der alle Mitarbeitenden teilnehmen können, oder Elterngespräche zum organisatorischen Hochseilakt. Diese
können aufgrund der Betreuung, welche an der TsU bis
um 18.30 Uhr gewährleistet ist, immer erst am Abend
stattfinden. So führte das Team beispielsweise auch den
Schulentwicklungstag an einem Samstag durch.
«Ganztagesstrukturen entsprechen nichtsdestotrotz einem gesellschaftlichen Bedürfnis», sagt Ruth
Beck. Es mag wenig erstaunen, dass sich das verstärkte
Bedürfnis nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch
in Uster zeigt. Die Initianten der TsU wurden im Frühjahr 2015 förmlich von interessierten Eltern überrannt:
«Es trafen innert kürzester Zeit knapp 100 Anmeldungen
ein», erinnert sich Schulleiterin Karin Diethelm. Noch
vor einem Jahr hatte das Vorgängerprojekt nicht ausreichend Anmeldungen, um eine Klasse eröffnen zu können. Die 2014 neu konstituierte Behörde nahm den Faden wieder auf und machte sich an die Umsetzung der
im Leistungsauftrag als Ziel formulierten Tagesschule.
Um dem Projekt beim zweiten Anlauf bessere Chancen
20
zu verschaffen, wurden ein Flyer gedruckt und im November 2014 eine Elternveranstaltung organisiert. Diese
füllte eine ganze Turnhalle. Die Bedingung für den Startschuss der Tagesschule war die Anmeldung von mindestens 14 Kindern ‒ die Minimalzahl für eine Klasse mit
altersdurchmischtem Lernen. In ihren kühnsten Träumen hätte Karin Diethelm, die bereits sieben Monate vor
Eröffnung im Projekt mitarbeitete, nicht mit 100 Anmeldungen gerechnet. «Weil wir nicht zu viele abweisen
wollten, eröffneten wir schliesslich drei Klassen.» Deren
Kinder kommen aus Familien mit den verschiedensten
sozialen Hintergründen.
Mehr Geld, mehr Raum, mehr Ressourcen
Mittlerweile ist es zehn Uhr morgens. Vor dem grossen
Fenster des wohnlich eingerichteten Schulleitungsbüros
zieht die ehrenamtlich arbeitende Seniorin mit den jüngeren Tagesschulkindern vorbei. Einige winken der
Schulleiterin zu, sie winkt zurück und fährt fort: «Der
neue Pavillon ist erst im Sommer 2015 erstellt worden.»
Diethelm war bei der Projektierung des zweistöckigen
Gebäudes involviert. Die TsU bewohnt sechs Räume;
zwei weitere Schulzimmer und zwei kleinere Gruppenräume belegen Schüler der Schuleinheit Niederuster. Im
Projekt wird auch die multifunktionale Nutzung der
Räume getestet, um eine höhere Auslastung zu erreichen.
«Das Lehrerzimmer ist auch Handarbeitszimmer oder
Konferenzraum, und Unterricht findet durchaus mal im
Essraum statt», sagt Diethelm.
In den sieben Monaten bis zur Eröffnung im August 2015 gab es nebst dem Bau des Pavillons noch viel
mehr zu planen: Das Team musste aufgebaut, Schulentwicklung betrieben, das alltägliche Zusammenleben definiert und Anschaffungen mussten getätigt werden. «Vom
Zahnbürsteli bis zum Lehrmittel einfach alles», blickt
Diethelm zurück. «Es fühlt sich an, als hätte ich eine Rekrutenschule hinter mir, und es ist nach wie vor streng.»
Nach 100 Tagen Betrieb lud die Schulleiterin im November vergangenen Jahres die Primarschulpflege, Schulleiter
der Primarschule Uster und die Primarschulverwaltung
zu einer Präsentation ein. Der Elternrat holte nach zwölf
Wochen Schulbetrieb bei den Eltern der Tagesschulkinder mittels Umfrage deren Feedback ein. Sie erteilten der
TsU durchwegs gute Noten: Grundsätzlich sind sie sehr
zufrieden und würden die Tagesschule weiterempfehlen.
Vor allem schätzen sie das grosse Engagement der Mitarbeitenden, dass Schule und Betreuung verschmelzen und
sich alles ‒ mit Ausnahme der Turn- und teilweise der
Handarbeitsstunden ‒ unter einem Dach abspielt. Ebenfalls positiv werten sie das altersdurchmischte Lernen,
dass die Hausaufgaben in der Schule erledigt werden, die
individuelle Förderung und den familiären Betrieb.
Verbesserungspotenzial sehen sie in den Platzverhältnissen oder den Rückzugsmöglichkeiten für die MitAKZENTE 1/2016
Einige der Kinder essen in der Tagesschule Zmorge. Um diese
Uhrzeit ist die Stimmung noch stark von Müdigkeit geprägt.
Nach dem Morgenessen bleibt Zeit zum Spielen oder
um zum Beispiel ein Bilderbuch anzuschauen.
Schwer pu nkt Ga nztagesbildu ng
arbeitenden und die Kinder. Als weitere Besorgnis kristallisierte sich die sehr grosse Belastung der Mitarbeitenden heraus. Karin Diethelm bestätigt die starke Beanspruchung, denn der Aufbau bedeutet viel Arbeit.
Hörnli, Gehacktes und Zuwendung
Es ist jetzt 11.40 Uhr, und der Unterricht ist beendet.
Jene Kinder, die am Nachmittag Unterricht haben, essen
in der Schule. Dies ist im Schulkonzept festgelegt. Das
Mittagessen müssen die Eltern bezahlen, ebenso alle anderen freiwilligen Angebote wie Morgenessen, Zvieri,
Nachmittags- und Abendbetreuung sowie den Ferienhort. Im Essraum ist aufgetischt. Auch zwei Lehrerinnen,
die nach dem Unterricht die Betreuung übernehmen,
essen mit den Kindern. Eine Betreuungsperson ist für elf
bis fünfzehn Schülerinnen und Schüler zuständig. Das
Mittagessen findet in zwei Staffeln statt. Damit die Jüngeren eine längere Mittagspause haben und sich ausruhen können, bevor der Unterricht am Nachmittag wieder
beginnt, sind sie in die erste Gruppe eingeteilt. Mittels
Präsenzliste wird kontrolliert, ob alle Kinder da sind. Das
Menü «Hörnli, Gehacktes und Apfelmus» stösst auf Begeisterung, und die Information, dass es heute Dessert
gibt, quittieren die Kinder mit einem lauten «Yeah!». Kindergärtnerin Ruth Beck geht an ihrem Tisch fürsorglich
auf das Anliegen eines Kindes ein. Zuwendung ist ein
wichtiges Element in der Tagesschule Uster.
Nach dem Essen ist Ruhezeit. Im Spielzimmer
machen es sich drei Kinder in einem grossen, mit Kissen
ausstaffierten Korb bequem, zwei andere liegen auf Matratzen. Zur gleichen Zeit erzählt Yasemin Yücel, Leiterin
Betreuung, im abgedunkelten Kindergartenraum eine
Geschichte. Die Schülerinnen und Schüler sitzen oder
liegen auf Kissen am Boden oder auf Bänken. Draussen
rennen Mittelstufenschüler mit Philipp Landert, an der
Schule angestellter Zivildienstleistender, um die Wette,
drinnen wird die Küche geschrubbt. Auch Lehrerin Sybille Brunner, die heute Mittagsbetreuung machte, hat
eine 45-minütige Ruhepause, die sie jedoch häufig zum
Vorbereiten und Korrigieren nutzt. Ein Mittelstufenkind
platzt auf der Suche nach einem Gegenstand ins Zimmer. «Ich hätte gerne über Mittag einmal vollkommene
Ruhe», sagt die dreifache Mutter. «Es ist wie zu Hause –
die Kinder sind immer da.» Trotzdem schätzt sie die familiäre Atmosphäre sowie die überschaubare Grösse der
Schule. Ebenfalls positiv wertet sie, dass in einer Tagesschule eine nähere Beziehung zu den Kindern möglich
wird. Die Arbeit sei jedoch anstrengend. «Am Abend bin
ich nudelfertig.» Den Wechsel an die TsU hat sie noch nie
bereut: «Es gefällt mir gut, im kleinen Team zu arbeiten
ist speziell und ich finde es spannend, etwas Neues zu
machen.»
Am Nachmittag ist es merklich stiller geworden
im Haus. Einige Kindergartenkinder sind inzwischen von
22
den Eltern abgeholt worden, die Schülerinnen und Schüler haben Unterricht. Während der Unterrichtszeit erledigen sie jeweils auch ihre Hausaufgaben. Im grossen
Aufenthaltsraum spielt noch etwa ein halbes Dutzend
der jüngsten Tagesschulkinder. «Zivi» Philipp Landert
schaut mit einem Buben ein Bilderbuch an, Betreuer
Manuel Pfister verbindet einem Jungen den Daumen.
Nach Schulschluss um 16.15 Uhr werden sie auch noch
einige Schüler bis um 18.30 Uhr betreuen. «Wir essen
zusammen Zvieri und gehen noch an die frische Luft»,
sagt Pfister. Der gelernte Schrift- und Reklamegestalter
arbeitete als Buschauffeur und absolvierte ein Praktikum
in einer Heilpädagogischen Sonderschule. Nach dieser
Erfahrung war für ihn klar, dass er einen sozialen Beruf
ergreifen und die Weiterbildung zum Sozialpädagogen in
Angriff nehmen möchte.
Auf der Suche nach Personal konnte sich Karin
Diethelm über einen Mangel an Bewerbungen nicht beklagen. «Es meldeten sich vor allem Leute, die Erfahrungen in der Pädagogik und Schulentwicklung haben und
etwas Neues mitgestalten und aufbauen wollten.» Weil
alle im Team auch Erziehungsarbeit leisten, sei es nötig,
gegenüber den Kindern eine gemeinsame Haltung zu
entwickeln. Durch die Nähe zu ihnen kennen die Mitarbeitenden deren Sorgen und Nöte. «Im Gegensatz zum
gängigen Schulbetrieb können wir Probleme schneller
auffangen», ist die Schulleiterin überzeugt. Teilweise sind
die Kinder zehn oder elf Stunden in der TsU. «Da fallen
auch Themen an, mit denen man in einem normalen
Schulbetrieb nicht konfrontiert ist. In dieser Hinsicht
müssen wir uns alle noch etwas sensibilisieren», meint die
Schulleiterin. Als nächste grosse Herausforderung steht
die Schul- und Klassenorganisation für das kommende
Schuljahr an. «Um den Betrieb optimal führen zu können, werden wir bis zum Ende der Pilotphase eine weitere Klasse eröffnen», sagt Diethelm.
Gutes Omen für die Zukunft
In der Auswertung der Umfrage «100 Tage Tagesschule
Uster» sind auch Kinderstimmen zu finden. Viele der gedruckten Aussagen schmeicheln der TsU: «Unsere Tochter bezeichnet die Tagesschule als Daheim», heisst es
etwa. Nach dem Unterschied zur früheren Schule gefragt, meint ein 4.-Klässler: «Die Lehrerinnen und Betreuer schauen nicht weg, wenn etwas ist.» Und ein vierjähriges Mädchen möchte am liebsten mit der Familie in
die Schule zügeln.
Die meist positiven Rückmeldungen sind ein gutes
Omen für die Zukunft. Dennoch endet das Pilotprojekt
2018. Die grösste Sorge der Eltern ist die Unsicherheit,
wie es weitergeht. Kann es sein, dass die Tagesschule wieder geschlossen wird? Karin Diethelm hegt trotz Schwierigkeiten Hoffnung: «Ich denke nicht. Sie ist unsere Zukunft.»
AKZENTE 1/2016
Wer am Nachmittag Unterricht hat, isst in der Schule. An
der Betreuung beteiligen sich auch zwei Lehrpersonen.
Die Kinder sind bis zu elf Stunden in der Schule. Frische
Luft und Bewegung gehören deshalb ins Tagesprogramm.
Nach dem Essen ist Ruhezeit. Zwei Buben haben es sich in
einem grossen Korb gemütlich gemacht.
Auch das gehört zum Tagesschulleben: Einige der
Kinder wischen gemeinsam die Treppen.
Studierendenporträt
Aline Bonifay ist eine
vielbeschäftigte Studentin: Neben
ihrer Ausbildung zur Sek-I-Lehrerin jobbt sie 40 Prozent bei
McDonald’s, und seit einem Jahr
ist sie zusätzlich daran, ihr eigenes
Strickmützen-Start-up aufzubauen. Die Idee zur Gründung eines
eigenen Unternehmens hatte sie
vor knapp einem Jahr zusammen
mit einem Freund. Ihr fiel eine
Spenden-Aktion von Pro Senectute
auf, bei der kleinen SmoothieFläschchen selbstgestrickte Mützchen aufgesetzt wurden. Sie entwickelte die Idee weiter ‒ dabei
heraus kam die Firma «Tricotion».
Dabei stellen Freiwillige mit von
Tricotion zur Verfügung gestellter
natürlicher Wolle Mützen und
Schals her, die sie dann online verkaufen. Abnehmer sind Leute, die
selbst nicht stricken können oder
24
keine Zeit dazu finden, sich aber
dennoch eine einzigartige, ganz
und gar fair hergestellte Mütze wünschen. Der 19-Jährigen gefällt an
ihrer Tätigkeit im Start-up insbesondere, dass sie eine Vermittlerrolle zwischen den verschiedenen
Generationen einnehmen kann,
ganz so wie sie es als angehende
Lehrerin aus der Schule kennt.
Dass sie sich für das Studium zur Lehrerin entschied, rührt
jedoch von einer ganz anderen
Begeisterung her – jener für die
französische Sprache. Im Gegensatz zu vielen ihrer Freunde hegt
sie grosse Sympathien dafür ‒ wohl
auch deshalb, weil ein Teil ihrer
Familie in der Westschweiz lebt.
Ihr Französischlehrer in der Sekundarschule vermochte sie jedoch
sprachdidaktisch nicht zu über-
zeugen. «Ich hab mir damals
gesagt, dass ich das viel besser
könnte», so Aline Bonifay. Damit
war die Idee geboren, Französisch-Lehrerin zu werden. Nebst
Französisch gehören Deutsch,
Musik (Cello, Klavier) sowie Religion und Kultur zu ihren Fächern
an der PH Zürich. Ihr gefällt die
Ausbildung, sie fühlt sich zu jeder
Zeit gut beraten. Insbesondere den
frühen Praxisbezug erachtet sie als
wichtig und gut. Den Spagat zwischen Studium und Start-up findet
sie keinesfalls hinderlich. Denn
schliesslich gehe es an beiden Orten
um die Vermittlung von Werten
wie beispielsweise Rücksicht oder
Fairness.
– Cécile Oberholzer
Cécile Oberholzer ist Redaktorin
in der Abteilung Kommunikation
an der PH Zürich.
AKZENTE 1/2016
Foto: Cécile Oberholzer
Studierendenseite
Aline Bonifay,
19, studiert
an der PH Zürich
auf der Sekundarstufe I.
Die Masterarbeit
grossen Entdecker und Eroberer.
Diese letztgenannten beiden
Begriffe stehen am Anfang der
Masterarbeit von Franziska Basler,
Studentin auf der Sek 1. Aber
was war er denn nun, Entdecker
oder Eroberer? Laut Duden stecken ganz verschiedene Bedeutungen hinter diese beiden Worten,
ein Entdecker kann Begründer
oder sogar Schöpfer sein, ein Eroberer hingegen Aggressor oder
auch Kriegstreiber. Schwerpunkt
der Masterarbeit bildet die Analyse
der Darstellung von Christoph
Kolumbus in den obligatorischen
Geschichtslehrmitteln des Kantons Zürich von 1872 –1988.
Franziska Basler untersuchte und
verglich in sechs Geschichtslehrmitteln hauptsächlich die Darstellung davon, wie Christoph Kolumbus die indigene Bevölkerung
behandelte. Mit der Aufschlüsselung dieser Darstellungen gelingt
es der Autorin, für das jeweilige
Lehrmittel eine plausible Antwort
zu geben, ob Christoph Kolumbus
darin als Entdecker oder Eroberer
beschrieben wird. Dabei machte
sie eine überraschende Entdeckung: Die Unterschiede in der
Darstellung Kolumbus’ in den verschiedenen Lehrmitteln in dem
doch beträchtlichen Zeitraum von
1872 bis 1988 fallen kaum auf,
Kolumbus wird durchgehend als
Entdecker dargestellt. Auch am
Image von Christoph Kolumbus
kratzt keines der Lehrmittel, sie
lassen ihn weiterhin als heldenhafte Persönlichkeit auftreten. Das
neueste Lehrmittel aus dem Jahre
1988 macht da keine Ausnahme,
Kolumbus’ Entdeckung nimmt
sehr viel mehr Raum ein als die
Situation der indigenen Bevölkerung. Zu ihrem traurigen SchickAKZENTE 1/2016
sal fliessen zwar einige Aspekte
ein, das Ausmass ihres Leidens
wird aber nicht übersichtlich und
schlüssig dargestellt.
Aufgrund dieser Erkenntnisse muss die Darstellung in den Lehrmitteln im
Geschichtsunterricht immer
wieder kritisch hinterfragt werden,
kommt Franziska Basler zum
Schluss. Dies kann eine grosse
Chance sein. Schülerinnen und
Schüler haben durch die regelmässige Präsenz von Kolumbus
in den Medien einen Bezug zu
dem Thema. Dies erleichtert ihnen
die Diskussion darüber, wie ein
solches Bild und ein solcher Mythos entstehen, welche Beweggründe dahinter stecken und was dazu
führt, dass diese Bilder und Mythen sogar in den obligatorischen
Lehrmitteln teilweise festgehalten
werden.
«In Franziska Baslers
Masterarbeit ‹Darstellung
Christoph Kolumbus’ in den
Zürcher Geschichtslehrmitteln seit
1872. Heldenhafter Entdecker
oder brutaler Eroberer› macht die
exemplarische Analyse einer der
weltweit berühmtesten historischen Persönlichkeiten besonders
eindrücklich deutlich, dass Schulbücher wissentlich vom zeitgenössischen Forschungsstand abweichen können und so eine populäre Heldengestalt der kritischen
Auseinandersetzung entziehen
können», sagt Sabina Brändli,
Dozentin auf der Sekundarstufe 1
an der PH Zürich und Betreuerin
von Franziska Baslers Masterarbeit.
– Vera Honegger
Die Masterarbeit von Franziska
Basler ist online publiziert:
blog.phzh.ch/akzente
Eine dringliche Sache
Gratiszeitungen, mein Lehrer
nannte sie Revolverblätter, sind
in der Medienlandschaft omnipräsent. Dass sie Boulevard-Charakter besitzen, stört mich eigentlich
nicht. Im Gegenteil: Gerade frühmorgens bevorzuge ich leichte
Kost. Ich starte meinen Tag ja
auch nicht mit einem Rindsfilet.
Problematisch finde ich, wenn
dieses Medium auch drängende
Kernfragen plakativ und oberflächlich behandelt. Sachverhalte
werden nicht in einen Kontext gesetzt, und die Berichterstattung,
wenn sie als solche überhaupt
bezeichnet werden kann, ist selten ausführlich. Zu glauben, so
über das Weltgeschehen informiert
zu sein, ist ein Trugschluss.
Es ist das Wissen über Zusammenhänge, welches mir konstruktive und kontroverse Debatten mit
Freunden ermöglicht. Gratiszeitungen können komplexe Themen
nicht umfassend behandeln, ein
Plakat kann ja auch nicht den Inhalt eines Buches wiedergeben. Um mich ausgiebig zu informieren,
muss ich also Qualitätsmedien
konsumieren, die Hintergründe
beleuchten. Dazu können mir sowohl eine Tageszeitung als auch
ausführliche Radio- und Fernsehsendungen dienen.
Wenn wir uns nicht mehr für
vielfältige politische und gesellschaftliche Sachverhalte interessieren, könnte das die Gesellschaft teuer zu stehen kommen.
Wie soll man schlecht informiert
seinen demokratischen Rechten
und Pflichten nachkommen? So gesehen könnte man sagen: Gratiszeitungen haben also doch ihren
Preis.
Selwyn Maher, Student auf der
Sekundarstufe I und Tutor im
Schreibzentrum der PH Zürich.
25
Studierendenseite
Christoph Kolumbus, wer kennt ihn nicht, den
Ausstudiert – die Studierendenkolumne
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26
AKZENTE 1/2016
Anstellungsbedingungen differieren stark
Als besonders wertvoll beschreibt die in Thalwil tätige
Klassenassistentin den Austausch mit den anderen Kursteilnehmenden. Manchmal machte sich bei diesen GeIn grossen und anspruchsvollen Klassen
sprächen jedoch auch Ernüchterung breit: Vertretende
kommt nebst der Lehrperson häufig eine
des Volksschulamtes haben die Rolle und Funktion von
weitere Person zum Einsatz: die KlassenKlassenassistenzen am ersten Kursabend zwar klar beassistenz. Im August 2015 startete an der
schrieben, sie entsprechen jedoch nicht immer der RealiPH Zürich ein neuer Kurs, der Grundlagentät und sind vielen Akteuren im Schulfeld nicht bekannt:
wissen für bereits tätige Klassenassis«In unserer Schule stimmen die Empfehlungen vom
tenzen vermittelt oder Interessierte auf Volksschulamt mit meiner Tätigkeit grundsätzlich überihre künftige Tätigkeit vorbereitet. Das
ein. Im Austausch mit den anderen Kursteilnehmenden
Angebot wird 2016 weitergeführt.
wurde jedoch deutlich, dass es in zahlreichen Schulgemeinden grosse Wissenslücken in Bezug auf unsere
Text: Adina Baiatu
Aufgaben gibt. Wir Klassenassistenzen handeln häufig in
Foto: Alessandro Della Bella
Situationen, die eigentlich nicht in unserem Kompetenzbereich liegen. Auch unsere Anstellungsbedingungen differieren stark und sind nicht attraktiv.»
Diese Ausführungen verdeutlichen, dass beim
Einsatz von Klassenassistenzen im Schulfeld noch Optimierungsbedarf besteht. Abhilfe schafft hier eine Handreichung mit Empfehlungen für Schulen, die das VolksBereits fünf Jahre ist Sandra Gargiulo an der schulamt erarbeitet hat und welche kürzlich erschienen
Primarschule Sonnenberg in Thalwil als Klassenassistentin tätig. Während des vergangenen halben Jahres besuchte sie den Pilotkurs für Klassenassistenzen an der PH
Zürich. Dieser richtet sich an Assistenzen auf der Kindergarten- und Primarschulstufe sowie an Erwachsene, die
gerne in dieser Funktion arbeiten möchten. An zehn
Abenden thematisiert der Kurs die Rolle und Verantwortlichkeiten von Klassenassistenzen, klärt Haftungsfragen,
zeigt mögliche Formen der Zusammenarbeit mit Lehrpersonen auf und ermöglicht den Erfahrungsaustausch.
Weiter erhalten die Kursteilnehmenden Einblicke in lernund entwicklungspsychologische Grundlagen und setzen
sich mit Lehrmitteln sowie der Thematik «Heterogenität
und Schule» auseinander.
Lehrpersonen erhalten heute von
verschiedenen Seiten Unterstützung –
Das neue Angebot stösst auf grosses Interesse. Mit
unter anderem von Klassenassistenzen.
64 Teilnehmenden wurde der erste Kurs im Herbst des
vergangenen Jahres in zwei Gruppen durchgeführt. Drei
weitere Durchführungen mit Start im Januar 2016 waren ist. Auch die Weiterbildung an der PH Zürich trägt dazu
bereits kurz nach der Ausschreibung ausgebucht. Sandra bei, dass das Profil von Klassenassistenzen geschärft und
Gargiulo erlebte die Kursabende als bereichernd: «Ich be- ihre Funktion allen Beteiligten im Schulhaus bekannter
suchte den Kurs gerne, das Klima war angenehm. Die wird. «Allein deswegen kann ich den Kurs sehr weiterThemen wurden kompakt, aber trotzdem mit den wich- empfehlen», so Sandra Gargiulo.
tigsten Schwerpunkten erklärt.» Da sie schon Erfahrung
als Klassenassistenz hat, waren ihr viele der thematisierten Adina Baiatu ist wissenschaftliche Mitarbeiterin
Herausforderungen und Inhalte aus ihrem Arbeitsalltag in der Abteilung Weiterbildung der PH Zürich.
bekannt. Dennoch fühlt sie sich dank des Kursbesuches Weitere Informationen zum Kursangebot Klassenin ihrer Rolle gestärkt: «Ich bekam mehr Sicherheit und assistenzen: tiny.phzh.ch/klassenassistenz
AKZENTE 1/2016
27
PH Zürich – Weiterbildu ng
Die Rolle der
Klassenassistenz
klären
Ideen im Umgang mit den Kindern und den Lehrpersonen. So konnte ich beim Kursabend über Lehrmittel und
Arbeitsmaterialien viele wertvolle Tipps mitnehmen.»
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28
AKZENTE 1/2016
Fotografieren als Einstieg
in die Berufswahl
Sich für einen Beruf entscheiden zu müssen, kann für Schülerinnen und Schüler
eine Belastung darstellen. Wie Jugendliche auf lustvolle Art und Weise die
Möglichkeiten der Berufswelt kennenlernen können, zeigt ein kürzlich abgeschlossenes Forschungsprojekt der PH Zürich.
«Visualisierte Berufswünsche: Potenziale der Fotografie für Berufsberatung und Berufswahlunterricht»
(VIBES) – unter diesem Titel führte die PH Zürich in
den vergangenen drei Jahren ein Forschungsprojekt finanziert vom Schweizerischen Nationalfonds durch, bei
dem es darum ging, die Potenziale des Fotografierens für
die Berufsorientierung zu nutzen und aus den Erkenntnissen ein tragfähiges Unterrichtskonzept zu entwickeln.
Als Praxispartner agierte das Laufbahnzentrum Zürich.
In einem ersten Schritt produzierten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler eine Fotoserie über
ihre Berufswünsche. Anschliessend stellten sie diese der
ganzen Klasse vor. Das Konzept wurde sowohl von
Schülerinnen und Schülern als auch von Lehrpersonen
geschätzt: Zum einen wird der Berufswahlprozess auf
spielerische Art und Weise angestossen, zum anderen ermöglicht es sowohl zahlreiche persönliche Erkenntnisse
über die Berufswelt als auch viel Anschlusskommunikation und neue Einblicke für Lehrpersonen, Mitschülerinnen und Mitschüler sowie für die Eltern. «Ich kann
mir keine Methode vorstellen, mit der man besser in so
einen Prozess einsteigen kann», so die Aussage einer
Lehrperson. Und eine Schülerin meinte: «Man kann ein
bisschen spielerisch sein mit den Bildern – selber halt
was über sich erzählen.»
Im Projekt wählten die Schülerinnen und Schüler
verschiedene Formen des fotografischen Ausdrucks: Sie
inszenierten sich beispielsweise als Berufsperson, dokumentierten Menschen in echten Berufskontexten oder
verwendeten Berufsbilder aus dem Internet. Je nach Darstellungsform kann so eine spezifische Art der Auseinandersetzung mit dem Beruf stattfinden. Zudem bietet jede
Form je eigene Chancen zum Lernen, wobei diese von
der Lehrperson mitgesteuert werden können. Aufgrund
der ausgewerteten Daten kann zusammenfassend gesagt
werden: Je höher der eigene Anteil am Bild, desto höher
der Lerngewinn. Es zeigte sich, dass die Schülerinnen
und Schüler auch freizeitorientierte Fotopraktiken etwa
aus der Selfie-Kultur im Fotografieren der Berufe an-
wendeten. Dabei können Freizeit- und Schulkontext
voneinander profitieren: Die Motivation aus der Freizeit
kann für das schulische Lernen genutzt werden, die Reflexivität der schulischen Praxis wiederum kann sich positiv auf das Freizeithandeln auswirken. Dies, indem zum
Beispiel adäquates Medienverhalten auf Social-Media-Plattformen oder der Umgang mit urheberrechtlichen Fragen thematisiert werden.
AKZENTE 1/2016
Polizeiauto macht scheinbar Faszination aus
Insgesamt beteiligten sich über 200 Schülerinnen und
Schüler an dem Projekt. Die von ihnen produzierten Berufsbilder erlauben einen Einblick in die Vorstellungen,
die die Jugendlichen von den ihnen mehr oder weniger
vertrauten Berufen haben. So scheint beim häufig genannten Beruf des Polizisten oder der Polizistin das Polizeiauto einen grossen Teil der Faszination am Beruf
auszumachen. Handkehrum lassen sich aufgrund der
Darstellungen des Bank-Berufs nur sehr vage Vorstellungen ablesen. Die in solchen im Bild festgemachten inneren Bilder von Berufen können Lehrpersonen oder Berufsberaterinnen und Berufsberatern helfen, ihre Beratungsfunktion noch gezielter wahrzunehmen.
Für die Verantwortlichen des Projekts steht nach
dessen Abschluss die Erkenntnis im Zentrum, dass eine
Öffnung der Schule für visuelle Kompetenzen insbesondere auch deshalb von Bedeutung ist, da die Visualität
einen wichtigen Zugang zur Sprachkompetenzentwicklung darstellt. Vielen eher schulschwächeren Schülerinnen und Schülern fiel es leichter, über ihre Berufswünsche zu sprechen, wenn sie sich auf visuelles Bildmaterial
beziehen konnten. Die Ergebnisse des Projektes fliessen
einerseits in eine wissenschaftliche Abschlusspublikation
ein und andererseits in ein Praxisheft mit einem Unterrichtskonzept, welches interessierten Schulen zugänglich
gemacht wird.
Peter Holzwarth ist Dozent an der PH Zürich.
Thomas Hermann war bis Ende 2015 Dozent an der
PH Zürich und ist jetzt Dozent an der PH Thurgau.
29
PH Zürich – Forschu ng
Text: Peter Holzwarth und Thomas Hermann
«Die jetzigen
Angebote sind
noch zu wenig
attraktiv»
In der Schweiz verfügen über 600 000
Erwachsene zwischen 25 und 64 Jahren über
keinen Abschluss auf der Sekundarstufe
II. Es bestehen zwar verschiedene Wege
zur beruflichen Nachqualifizierung, doch
sie werden noch zu selten genutzt. Weshalb dies so ist und was man dagegen
unternimmt, erklärt Markus Maurer, Professor für Berufspädagogik an der PH
Zürich.
PH Zürich – Ausbildu ng
Text: Christoph Hotz, Foto: Reto Klink
Welche Möglichkeiten für eine berufliche Nachqualifizierung gibt es für Erwachsene?
Es bestehen grundsätzlich vier Möglichkeiten: die normale sowie die verkürzte Berufslehre, die direkte Zulassung zur Lehrabschlussprüfung sowie das sogenannte
Validierungsverfahren, bei dem bereits vorhandene
Kompetenzen angerechnet werden. Diese vierte Möglichkeit besteht noch nicht so lange und hat sich je nach
Kanton und Branche noch wenig etabliert.
Weshalb werden die Angebote zur Nachqualifizierung noch nicht ausreichend genutzt?
Die Ursachen sind sehr verschieden. Bei den Personen
mit Migrationshintergrund, die ungelernt in die Schweiz
gekommen und hier als unqualifizierte Arbeitskräfte
tätig sind, ist ein Grund zentral: Die bestehenden Angebote für eine berufliche Nachqualifizierung sind für sie
noch zu wenig attraktiv. Angenommen, jemand möchte
eine Lehrabschlussprüfung nachholen, dann muss er
oder sie sich in speziellen Kursen darauf vorbereiten
können. Es gibt jedoch nur wenige Angebote für Erwachsene, die am Abend stattfinden. Müssen die Leute
den regulären Berufsschulunterricht besuchen, ist dies
mit einem nicht zu bewältigenden Erwerbsausfall verbunden, da dieser Unterricht tagsüber stattfindet. Ein
weiteres Problem sind die sprachlichen Hürden. Viele
dieser Personen sprechen kaum Deutsch.
Das heisst, es braucht mehr Erwachsenenklassen?
Genau. Dies ist jedoch mit hohen zusätzlichen Kosten
verbunden. Diese müssen von den Kantonen übernommen werden, da die Finanzierung der Berufsbildung in
den Bereich der Kantone fällt.
Haben die Kantone die Dringlichkeit erkannt?
Die Kantone sehen die Dringlichkeit, die Sensibilität
wächst, auch im Kanton Zürich. Die Frage ist aber,
in welchem Ausmass wirksame Angebote geschaffen
werden können. Das ist eben auch eine Frage des
Akzente: Markus Maurer, in der Schweiz verfügen Geldes – und dieses lässt sich nicht so einfach finden
über 600 000 Personen weder über einen Berufsin Zeiten mit hohem Spardruck. Die Mehrausgaben für
noch einen Gymnasialabschluss. Dies sind mehr
Erwachsene sollten ja nicht auf Kosten der Berufsbilals zehn Prozent aller Erwerbstätigen. Welche
dung für Jugendliche gehen. Wichtig ist daher vor allem
Personen sind am meisten betroffen?
die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den KantoMaurer: Die grösste Gruppe bilden Personen mit Migra- nen. Dies mit dem Ziel, in den verschiedenen Berufstionshintergrund, die seit vielen Jahren in der Schweiz
branchen kantonsübergreifende Erwachsenenklassen
leben und arbeiten, jedoch nie einen Berufsabschluss
bilden zu können. Ein gutes Beispiel dafür ist die
gemacht haben. Sie arbeiten als unqualifizierte Arbeits- Zusammenarbeit zwischen den Kantonen der Nordkräfte etwa in der Bauwirtschaft, in der Industrie oder
westschweiz, die sich auch in einer gemeinsamen Interin der Betreuung. Eine weitere Gruppe bilden Personen, netplattform für die Berufsbildung von Erwachsenen
die bereits hier die Schule besucht haben und dann ent- zeigt.
weder die Lehre abgebrochen haben oder gar nie in eine
Lehre eingetreten sind. Zunehmend wichtiger werden
Was sind auf Seite der Politik und der Arbeitgeber
Flüchtlinge, die erst seit kurzem in der Schweiz leben.
Gründe, sich verstärkt für die berufliche NachMarkus Maurer, Professor für
Berufspädagogik an der PH Zürich.
30
AKZENTE 1/2016
«Dann besteht die Gefahr
der Zufälligkeit»
qualifizierung von Erwachsenen einzusetzen?
Ein wichtiger Punkt ist der Fachkräftemangel. In der
Schweiz verfügen viele Branchen über zu wenig gut
ausgebildetes Personal. Hinzu kommt die sozialpolitische
Perspektive: Personen ohne Berufsabschluss sind vergleichsweise öfter von Arbeitslosigkeit betroffen – und
daher entsprechend auch stärker armutsgefährdet.
Sie haben die Situation der Flüchtlinge angesprochen. Was ist bei dieser Gruppe die grösste
Herausforderung?
Flüchtlinge beispielsweise aus Eritrea können teilweise
als höchste Ausbildung einen Primarschulabschluss vorweisen. Diese Personen an die Berufsbildung heranzuführen, ist schwierig. Ihre Berufserfahrung ist zudem im
Schweizer Arbeitsmarkt kaum nutzbar. Es gibt einige
Pilotprojekte, doch steht man hier noch am Anfang.
Akzente: Was sind die Angebote der Arbeitsstelle Evaluation der PH Zürich und an wen
richten sie sich?
Frais: Wir führen etwa zur Hälfte Aufträge
für externe Kunden wie beispielsweise Schulen oder Hochschulen durch. Die andere Hälfte
steht PHZH-internen Einheiten zur Verfügung.
Wir bieten unsere Unterstützung und Expertise für Beratung sowie Vorbereitung und Durchführung von Evaluationen an.
«In der Schweiz verfügen
viele Branchen über zu
wenig gut ausgebildetes
Personal.»
Akzente: An welchen Projekten arbeiten Sie
aktuell?
Frais: Im Moment entwickeln wir beispielsweise ein Angebot für Schulen, die eventuell
Ganztagesstrukturen einrichten, jedoch
vorab den möglichen Bedarf realistisch einschätzen möchten. Damit können diese Schulen
zum Beispiel bei potenziellen Nutzern eines
solchen Angebots eine Bedarfserhebung durchführen, also insbesondere bei den Eltern.
Eine Möglichkeit bei guter Qualifizierung ist das
bereits erwähnte Validierungsverfahren. Welches
Potenzial sehen Sie darin?
Dabei werden vorhandene Kompetenzen angerechnet,
so dass die Betroffenen eine im Umfang reduzierte Abschlussprüfung absolvieren können. Dieser Weg ist eine
grosse Chance. Allerdings ist er noch mit vielen Fragen
verbunden. Beispielsweise, wie die Kompetenzen erfasst
werden können. Zurzeit ist das Verfahren stark verschriftlicht und dauert zudem sehr lange. Es braucht andere
Möglichkeiten, damit die betroffenen Personen ihre
Kompetenzen in der Praxis zeigen zu können.
Akzente: Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren für Evaluationen?
Frais: Ein wichtiger Punkt ist, dass Evaluationen partizipativ organisiert sind und
die Projektverantwortlichen beispielsweise
bei der Erarbeitung von Fragebogen miteinbezogen werden. Dies führt in der Regel zu
inhaltlich präziser ausgestalteten Fragebogen. Zudem erleben wir es immer wieder, dass
Evaluationsprojekte ohne vorgängige Planung
durchgeführt und die Ziele zu wenig klar
definiert werden. Dann besteht die Gefahr der
Zufälligkeit. Sobald kostenintensive Projekte durchgeführt werden, sollte man meiner
Meinung nach den Anspruch haben, diese möglichst zielbezogen und kriteriengeleitet zu
bewerten.
Welche Rolle hat die PH Zürich bei dem Thema?
Wir nehmen eine Vernetzungsfunktion ein und bringen
Stakeholder wie Ämter und Verbände zusammen. Aktuell
führen wir eine Veranstaltungsreihe durch, die verschiedene Aspekte der beruflichen Nachqualifizierung von
Erwachsenen thematisiert. Auch arbeiten wir in Studien
als Experten mit. Im Frühjahr erscheint eine Publikation, in der wir die Situation in einer Bestandsaufnahme
zusammenfassen. Die wichtigsten Herausforderungen
sind unserer Ansicht nach die folgenden drei Elemente:
eine noch bessere Anrechnung bereits erworbener Kompetenzen, die Zusammenarbeit zwischen den Kantonen
sowie die Klärung der Finanzierung.
AKZENTE 1/2016
Akzente: Sollten Sie als Evaluationsfachleute bereits bei der Planung von Projekten
miteinbezogen werden?
Frais: Im besten Fall ist das so, ja. Zumindest sollte das Thema Evaluation bereits in
einer frühen Phase einfliessen.
– Christoph Hotz
Ausführliches Interview: blog.phzh.ch/akzente
31
PH Zürich – Dienstleistu ngen
Michael Frais, Leiter Arbeitsstelle
Evaluation der PH Zürich
Herumtollen statt
auswendig lernen
Um ihren Kindern ein Studium an den besten Universitäten des Landes zu ermöglichen, setzen viele Eltern in Japan auf
so genannte Jukus. Traditionell wird
dort der Schulstoff nachgepaukt und auf
die Übertrittsprüfungen gedrillt. Doch
es gibt auch Jukus, die neue Lernmethoden ausprobieren, um aus der Mühle des
Auswendiglernens auszubrechen.
Serie – Schule in aller Welt
Text und Fotos: Patrick Zoll
Die Kinder schauen
einen Ausschnitt aus
dem Film «Troja» mit
Brad Pitt.
Auf einmal kommt Aufregung in die Klasse. Die
Mädchen kreischen, die Buben staunen. Denn auf dem
grossen Flachbildschirm, der hinter dem Lehrer an der
Wand hängt, sind drei nackte Damen zu sehen. Das Gemälde von Rubens – «Das Urteil des Paris» – zeigt den
Jüngling Paris, der entscheiden soll, welche der drei Göttinnen Aphrodite, Athene oder Hera die Schönste ist. Es
handelt sich um eine der berühmtesten Szenen der griechischen Mythologie. Diese ist Thema der heutigen Unterrichtsstunde.
Die Szene spielt sich in einer der zahlreichen Jukus in Tokio ab. Jukus sind japanische Nachhilfeschulen,
wo üblicherweise der Schulstoff nachgepaukt wird. Doch
von Pauken kann hier, in der Tankyu-Gakusya-Juku, keine Rede sein. Die drei Mädchen und acht Buben, alle im
Alter von neun oder zehn Jahren, rufen wild durcheinan-
«Das Urteil
des Paris» –
griechische
Mythologie als
Schulstoff.
Etwas Chaos
und Lärm wird
im Unterricht
toleriert.
Yasunobu Hoht
suki, Gründe
r und
Direktor der
Tankyu-Gakus
ya-Juku.
32
Ein Mädchen vertieft
in Mangas,
während der Unterric
ht läuft.
Was ist besser – Film oder Comicbuch?
Japans Bildungssystem ist stark hierarchisiert. Zuoberst
steht die Universität von Tokio, kurz Todai. Dieser nationalen Hochschule folgen die Privatuniversitäten Keio
und Waseda in der Rangliste. Insgesamt gibt es gut 600
Universitäten im ganzen Land. Je angesehener eine Uni,
desto schwieriger sind die Aufnahmeprüfungen. Die besten Chancen, diese zu bestehen, bieten die Elite-Oberschulen. Und auf diese wiederum kommt man nur nach
einem Test, auf den die besten Mittelschulen vorbereiten. So beginnt der Leistungsdruck schon im Kindergarten. Das System führt dazu, dass die Jukus florieren:
50 000 gibt es im ganzen Land, rund 3,5 Millionen
Schülerinnen und Schüler besuchen sie regelmässig.
In der Tankyu-Gakusya-Juku geht der Unterricht
an diesem Mittwochabend weiter. Es ist schon dunkel
draussen, als die Kinder einen Ausschnitt aus dem Film
«Troja» mit Brad Pitt schauen. Die meisten haben sich
auf den Boden vor den Bildschirm gesetzt. Der neunjährige Kota hingegen wälzt sich auf dem Tisch herum. Die
gleichaltrige Honoka kann sich nicht recht zwischen dem
Film und ihrem Comicbuch entscheiden. Die Kinder
sollten selber entdecken, was ihnen Spass macht, sagt
Yasunobu Hohtsuki, der Gründer und Direktor der
Tankyu-Gakusya-Juku: «Wir wollen die Kinder nicht
kontrollieren, wie es die normale Schule tut.» Dass es
dadurch im Klassenzimmer laut und etwas chaotisch
werde, das gehöre halt dazu.
Einstellung zur Schule ändert nach einiger Zeit
Emiko Shina bezahlt monatlich rund 100 Franken,
damit ihr Sohn Kota einmal die Woche auf dem Tisch
lümmeln darf. «Kota war so gelangweilt in der Schule
und bei den Hausaufgaben, dass ich Angst hatte, dass
er komplett abschaltet», erklärt sie. Eine normale Juku
kommt für die Mutter daher nicht in Frage, der Drill
würde Kota erst recht die Lust aufs Lernen verderben.
Darum schickt sie ihn seit einem halben Jahr in die
Tankyu-Gakusya-Juku. Emiko Shina glaubt an das Zitat
von Albert Einstein, das an der Fensterscheibe steht:
«Imagination is more important than knowledge» – die
AKZENTE 1/2016
Slogan
im Klassenzimmer der
TankyuGakusya-Juku.
Juku soll Kotas Fantasie anregen und ihn nicht mit Wissen bombardieren.
Er komme gern her, sagt der Junge. Hat sich Kotas Einstellung zur regulären Schule geändert? «Bisher
nicht wirklich», gesteht die Mutter ein, «doch er zeigt viel
mehr Interesse im Alltag, etwa wenn er in einem Film
einen historischen Hintergrund erkennt.» Juku-Leiter
Hohtsuki beobachtet, dass viele Kinder in seiner Juku in
einer ersten Reaktion die normale Schule noch langweiliger finden als eh schon. Doch nach einiger Zeit ändere
sich bei den meisten die Einstellung. Kotas Mutter gibt
sich überzeugt, dass ihr Sohn noch merken wird, dass es
auch in der Schule einiges zu entdecken gibt. Emiko Shina versucht, Eltern von Kotas Klassenkollegen von der
Tankyu-Gakusya-Juku zu überzeugen. Doch sie stösst
auf wenig Interesse: «Die schicken ihre Kinder lieber in
traditionelle Jukus, um sie auf die Tests zu drillen». Frau
Shina hat sich für einen anderen Weg entschieden: Kota
soll weiterhin in die lokale Schule gehen. Die Tests für
die Eliteschulen wird er nicht absolvieren.
Dass es auch ohne auswendig Büffeln geht, davon
ist Juku-Gründer Hohtsuki überzeugt. Er selber wurde
von seinem Vater zu Hause unterrichtet – nach den Methoden, die er nun in seiner Juku anwendet. Obwohl er
die reguläre Oberschule nicht besuchte, schaffte er den
Eintrittstest zur Universität Kyoto. Diese zählt zu den
besten Japans.
Patrick Zoll ist Ostasien-Korrespondent der
Neuen Zürcher Zeitung (NZZ).
Serie «Schule in aller Welt»
Im Rahmen der Serie «Schule in aller Welt» stellen
wir an dieser Stelle jeweils exemplarisch eine
Schule aus dem Norden, Osten, Süden und Westen der
Welt vor. Nach dem Osten in dieser Ausgabe folgt
im kommenden Heft der Norden mit einem Beitrag aus
Finnland.
33
Serie – Schule in aller Welt
der. Sie entdecken gerade, dass hinter den griechischen
Mythen eine historische Wirklichkeit steht.
Die griechische Mythologie steht in den meisten
japanischen Primarschulen nicht auf dem Lehrplan.
Dort liegt der Fokus auf Japanisch und Mathematik.
Dass es beim Erlernen der Schriftzeichen viel Geduld
und unendliche Repetitionen braucht, mag einleuchten.
Doch der Hang zum auswendig Büffeln zieht sich durch
alle Fächer. Beim Übertritt zur Mittelschule (7. bis 9.
Schuljahr), Oberschule (9. bis 12. Schuljahr) und zu den
Universitäten stehen standardisierte Tests an. Jukus sind
vor allem dazu da, Kinder auf diese Tests zu drillen.
Medientipps
BEMERKENSWERTE LISTEN
Nach seiner imposanten
Sammlung von Briefen
aus allen Epochen erweist
Shaun Usher nun einer
noch älteren Text­sorte die
Ehre. Seit Menschengedenken fertigen wir Listen
an – um Ordnung ins
Chaos zu bringen, Dinge
zu benennen, unser
Arbeitspensum zu bewältigen oder die Zukunft zu
planen. Laut Usher gibt es
nichts, was sich nicht als
Liste ausdrücken liesse.
Seine grossformatige und
prächtig bebilderte Anthologie mit 123 kommentierten Listen wartet denn
auch mit mannigfaltigen
Kostproben und Kuriositäten auf. Charles Darwin
wägt das Für und Wider
des Heiratens ab, der
19-jährige Isaac Newton
führt seine Sünden auf,
Susan Sontag gibt zehn
Empfehlungen für die
Kindererziehung und Walt
Disney sammelt 50 Namen für die sieben Zwerge. In diesen Aufzeichnungen steckt jede Menge
Lebenserfahrung, Fantasie und Verrücktheit. Wir
lernen Regeln der Freundschaft und Synonyme für
Trunkenheit kennen oder
erfahren «Was Frauen auf
dem Fahrrad tunlichst
unterlassen sollten».
– Daniel Ammann
S. Usher (Hrsg.).
Lists of Note: Aufzeichnungen, die
die Welt bedeuten.
München: Heyne,
2015. 344 Seiten.
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5
4
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3
2
2
LERNBEREIT
Die Fähigkeit, sich
auf eine Aufgabe zu
konzentrieren und sich
nicht ablenken zu lassen,
ist einer der bedeutsamsten Faktoren für Schulbereitschaft und erfolgreiches Lernen. Interessant
ist, dass diese Fähigkeit
gefördert werden kann
und sich exekutive Prozesse kognitiver Selbstregulation im Alter von drei bis
acht Jahren stark entwickeln. Das an der Uni
Bern entwickelte und
wissenschaftlich geprüfte
Material zur Förderung
exekutiver Funktionen
umfasst attraktiv gestaltete
Spiele für die Kleingruppe
und Kreissequenzen sowie
Arbeitsblätter für die Individualförderung. Die
wichtigsten Förderprinzipien sind eine sorgfältige
Einführung der Spiele
und der aufsteigende
Schwierigkeitsgrad. Das
Material ist ansprechend,
die Differenzierungsfor-
men sind überraschend
abwechslungsreich und
motivierend. Die Kinder
reagieren positiv auf
Spiele und Thema. Ihnen
gefällt, dass sie kognitiv
herausgefordert werden
– Erwachsenen ebenso.
– Cornelia Biffi
C. Roebers u.a. Nele
und Noa im Regenwald.
Berner Material zur
Förderung exekutiver
Funktionen – Manual
und Spielebox.
München: Ernst
Reinhardt, 2014. Mit
CD-ROM.
AKZENTE 1/2016
Foto: Christoph Hotz
Medientipps
1
FILMSCHULE
«Es gibt nur eine
Regel: Keine Langeweile.»
Das knappe Vorwort und
ein Bild von zwei Jungs
mit Sonnenbrille und
Knarre erklären gleich
den Tarif: Filmprojekte
mit Kindern und Jugendlichen sollen primär Spass
machen und das Ziel verfolgen, kurze, unterhaltsame, mit einfachen
Mitteln umgesetzte Filme
zu produzieren. Der
Ratgeber «Film School»
liefert umfangreiches
Basiswissen dazu. Wie
finde ich eine originelle
Filmidee? Was ist beim
Dreh zu beachten? Wie
erreicht der Film ein
grosses Publikum? Über
(fast) jeden Aspekt der
Filmproduktion wird
anschaulich berichtet.
Darüber hinaus ist das
Buch eine Fundgrube mit
praktischen Tipps, Links
und Adressen. Klaus
Weller, Filmemacher,
Dramaturg und Gründer
von Jugendfilm e. V.,
spricht Lehrpersonen und
Jugendarbeiter an, die ein
ambitioniertes Filmprojekt oder eine Projektwoche planen. Wer niederschwellige Ideen zur
Filmbildung im Regelunterricht sucht, wird hier
allerdings nicht fündig.
– Dominik Roost
K. Weller. Film
School: Filme machen
mit Kindern und
Jugendlichen.
Konstanz: UVK
Verlagsgesellschaft,
2015. 228 Seiten.
4
GESUND
BLEIBEN
5
DIGITALE
KOMPETENZ
Als Lehrperson für sich
selbst Sorge im Berufsalltag zu tragen und die
individuellen persönlichen Ressourcen nutzen
zu können, sind Voraussetzungen für gelingendes
Unterrichten und gute
Zusammenarbeit. Von
dieser Grundidee geht
der Autor Jürg Frick aus.
Er stellt aktuell Wissenswertes zu Belastung und
Gesundheit im Lehrberuf
flüssig und leicht lesbar
dar. Entwicklungen des
Schulsystems und Rahmenbedingungen des
Lehrberufs werden prägnant thematisiert und
diskutiert. Und vor allem
muntert er auf, die persönliche Herausforderung
im Lehrberuf, gesund zu
bleiben oder gesund zu
werden, anzunehmen.
Dazu entwickelt er 15
persönliche Pfeiler und
lädt zur Selbstreflexion,
Selbsterkenntnis und
Selbstentwicklung ein.
Ein Handbuch für Lehrpersonen, Schulleitende
und Schulbehörden, das
Praxis und Theorie
spannend verbindet und
die Leserin und den
Leser bei den persönlichen Erfahrungen abholt.
Sind digitale Medien gut
oder schlecht? Während
Manfred Spitzer 2012 die
digitale Demenz postulierte, setzen sich Werner
Hartmann und Alois
Hundertpfund mit dieser
Frage gar nicht auseinander, sie orientieren sich an
der Realität. Anhand zehn
ausgewählter Kompetenzen zeigen die Autoren,
dass guter Unterricht
selbst in einer digitalisierten Gesellschaft nicht
ausschliesslich vom Einsatz möglichst vieler Tools
oder technischem Knowhow abhängig ist. Vielmehr geht es um grundlegende Konzepte im
Umgang mit digitalen
Medien, um Kreativität,
Urteilsfähigkeit und
Selbstbestimmung. Hier
wollen sie Lehrerinnen
und Lehrer in ihrer Arbeit
bestärken. So folgt in
jedem Kapitel nach Erläuterungen zur jeweiligen
Kompetenz die Frage, was
Lehrpersonen in diesem
Zusammenhang wissen
und können müssen,
veranschaulicht durch
Praxisbeispiele und weiterführende Informationen
auf der Website http://
digitalekompetenz.ch.
– Karl Mäder
– Carola Brunnbauer
J. Frick. Gesund
bleiben im Lehrberuf:
Ein ressourcenorientiertes Handbuch.
Bern: Hans Huber,
2015. 392 Seiten.
W. Hartmann, A. Hundertpfund. Digitale
Kompetenz: Was die
Schule dazu beitragen
kann.
Bern: hep verlag,
2015. 171 Seiten.
Die Entdeckung
der Langsamkeit
Wenn es um die Mühsal
des Schreibens geht,
jammern selbst erfahrene
Autoren auf hohem Niveau. Wie beschwerlich
muss es erst sein, wenn
man um jeden einzelnen
Buchstaben ringt. Jean­Dominique Bauby erleidet
mit 43 einen Hirnschlag
und bleibt vollständig
gelähmt. Wahrnehmung
und Denken sind intakt,
aber eingesperrt in
seinem Körper kann er
nicht mit der Aussenwelt
kommunizieren. Ein Auge
muss zugenäht werden,
mit dem anderen kann er
noch blinzeln. Mit Hilfe
einer Alphabettabelle
gelingt es Bauby, ein
ganzes Buch zu diktieren. In «Schmetterling
und Taucherglocke» (dtv
2013) beschreibt er seinen Zustand und blickt
auf sein bisheriges
Leben zurück. Regisseur
Julian Schnabel hat
Baubys Geschichte 2007
verfilmt und zeigt in
starken Bildern, wie der
Autor seine Ohnmacht
überwindet und allen
Widerständen zum Trotz
und mit Humor erzählt.
Auch Stephen Hawking hat
trotz seiner Nervenerkrankung zahlreiche
Bücher verfasst, wie im
Biopic «The Theory of
Everything» (Universal
Pictures 2015) zu sehen
ist. Als der junge Physiker im Rollstuhl sitzt
und nicht mehr sprechen
kann, ermöglicht ihm ein
Computer, per Knopfdruck
etwa vier Wörter pro Minute zu produzieren.
Weit grösser waren die
Hindernisse für die
taubblinde Helen Keller
(1880–1968). Nur dank
ihrer engagierten Hauslehrerin Annie Sullivan
schaffte sie den Weg aus
der Isolation und erlangte mit ihren Büchern
Weltruhm. In seiner preisgekrönten Graphic Novel
«Sprechende Hände»
(Egmont 2015) zeichnet
Joseph Lambert Helens
bewegende Geschichte
nach und gibt Einblick
in die einzigartige
Beziehung zwischen
Lehrerin und Schülerin.
– Daniel Ammann
Besprechungen weiterer Titel: blog.phzh.ch/akzente/rubrik/medientipps
AKZENTE 1/2016
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Medientipps
3
Inserate
WEITERBILDUNG
10. Symposium Personalmanagement
im Bildungsbereich
Volksschule
Was wirklich
zählt!
Tagung
Klassenführung
Arbeit – Führung – Entwicklung
Wie effiziente Klassenführung gelingt!
27. Mai 2016, 13.30 – 19.00 Uhr
Pädagogische Hochschule Zürich
25. Juni 2016, 9–17 Uhr
Pädagogische Hochschule Zürich
Infos und Anmeldung
phzh.ch/symposium-personalmanagement
Infos und Anmeldung
phzh.ch/klassenfuehrung
Sprachkursleitende im Integrationsbereich
Sie möchten sich gezielt fachliche, methodische und soziale Kompetenzen für Ihren Unterricht im Bereich
Deutsch als Zweitsprache für Migrantinnen und Migranten aneignen.
Drei Module führen zusammen mit einem Abschluss in der Erwachsenenbildung (SVEB 1 oder gleichwertige
Ausbildung) zum Zertifikat «Sprachkursleitende im Integrationsbereich»:
Moduldaten mit Kursort Zürich
Modul 1 Migration und Interkulturalität (MuI)
Samstag 16.04. / 21.05. / 04.06.16
Modulzeiten
Jeweils von 09.00 – 12.30 Uhr und
von 13.30 – 17.00 Uhr
Modul 2 Fremd- und Zweitsprachendidaktik (FZD)
Samstag 27.8. / 17.09. / 01.10.16
Kosten
CHF 700.00 inkl. Kompetenznachweis
CHF 400.00 inkl. Kompetenznachweis
für DaZ-Kursleitende, die bereits in Deutschkursen
für Schulungewohnte im Kanton Zürich unterrichtet
haben oder zum Zeitpunkt des Modulbesuchs
unterrichten. Unterstützt durch die Integrationsförderung des Kantons Zürich.
Modul 3 Szenariobasierter Unterricht nach
fide-Prinzipien (SBU)
Kurs 1 Samstag 19.03. / 09.04. / 23.04.16
Kurs 2 Samstag 28.05. / 11.06. / 25.06.16
Kurs 3 Samstag 05.11. / 19.11. / 10.12.16
Moduldaten mit Kursort Winterthur
Modul 3 Szenariobasierter Unterricht nach
fide-Prinzipien (SBU)
Kurs 1 Samstag 16.01. / 30.1. / 13.02.16
Kurs 2 Samstag 02.04. / 16.04. / 21.05.16
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Informationen
Stiftung ECAP, Kompetenzzentrum Deutsch,
Nathalie Benoit, 032 342 19 65, [email protected],
www.ecap.ch
AKZENTE 1/2016
Mario Bernet und Ruedi Isler –
Unter vier Augen
Illustration: Elisabeth Moch
Mario Bernet: «Kinder brauchen
keine Schule» – nicht selten wird
in Tageszeitungen an deinem und
meinem Stuhl gesägt. Als Alternative wird das Homeschooling vorgeschlagen. Abgesehen von unserem
vitalen beruflichen Interesse: Was
soll schlecht sein an dieser Idee?
Ruedi Isler: Noch extravaganter
ist zurzeit nur das Unschooling.
Lernen soll vom Kind geleitet sein,
ohne jeglichen Versuch, die traditionelle Schule und ihre Lehrpläne
nachzuahmen – so heisst es im Netz.
Schon April? Ein schlechter Witz!
Bernet: Machst du es dir da
nicht zu einfach? Ich finde, Lernen
und Freiheit passen eigentlich gut
zusammen. Jedenfalls war ich bereits während meiner Primarschulzeit schlecht gelaunt, als meine
Mutter mich weckte. Was hätte ich
verpasst, wenn ich liegen geblieben
wäre?
Isler: Mit deinem familiären Hintergrund hättest du sicher einen
schönen und interessanten Tag vor
dir gehabt: vielleicht mit einem
Spaziergang zum nahen Teich mit
deiner Mutter, die dir erklärt, wie
Kaulquappen sich in Frösche verwandeln. Aber fehlte sie nicht doch,
die Schule? Die Peers, die Arbeit
in grossen Gruppen mit Regeln
und die Einsicht, dass Neues auch
einmal von anderen Personen als
AKZENTE 1/2016
den Eltern kommen kann – alles
ohne Bedeutung?
Bernet: Die Kaulquappen hatten
auch neben der Schule Platz – jedoch ohne wirksame Aufsicht. Der
Nachbarsjunge sabotierte unsere
sorgsam im Einmachglas angesetzte
Zucht mit Schneckenkörnern – auch
eine Lehre fürs Leben. Dein Lob
der Schule leuchtet mir ein. Aber
wie ernst müssen wir das nehmen,
was wir früher unter «hidden curriculum» diskutiert haben: Die Schule
zerstückelt die Zeit, grenzt die Bewegungsfreiheit ein und normiert
das Denken. War das nur spätpubertäre Rhetorik?
Isler: Ein Punkt für dich, auch ich
habe vor 40 Jahren Illichs Entschulung der Gesellschaft verschlungen
und sofort realisiert, dass Schule als
flüchtiger Irrtum der spätkapitalistischen Gesellschaft bald verschwinden wird. Heute nun scheint sie mir
für eine demokratische Gesellschaft
unverzichtbarer denn je: die einzige
gemeinsame, verbindende Sockelerfahrung für fast alle Menschen hier
in der Schweiz.
Bernet: Das höre ich natürlich
gerne. Schliesslich stehe ich seit über
15 Jahren in der Schulstube und
bilde mir genau das ein: Die Schule
ist ein demokratisches Projekt, in
dem alle Kinder ihre Chance erhalten. Ich bin mir fast sicher, dass die
meisten Kinder meiner Klasse gerne
zur Schule kommen. Und doch haftet am schulischen Lernen immer
auch das Industrielle, Einheitliche.
Müssen wir das einfach in Kauf
nehmen?
Isler: Nein, aber dennoch ist es
der bessere Weg, als Kinder der
totalen Verfügung der Eltern zu
überlassen, die sie – im schlechten
Fall und ohne Ergänzung durch
die Schule – zu einseitig beeinflussen könnten. Ganz abgesehen davon, dass die Benachteiligung von
«bildungsfernen» Kindern sich ins
Unermessliche steigern würde, wenn
sie zu Hause blieben. Eine sinnvoll
umgesetzte öffentliche Schule
dagegen bedeutet Kinderschutz,
Katalysator für breite Bildung,
Einführung in eine offene liberale
Gesellschaft.
Bernet: Nun weiss ich wieder, wozu
ich auf Montag um 5.30 Uhr den
Wecker stelle! Und doch müssen wir
uns mal darüber unterhalten: Wie
viel Freiheit lässt der Schulalltag zu?
Isler: Ein brisantes Thema – speziell auch, wenn man es auf den
Hochschulbereich übertragen
würde.
Mario Bernet (links) ist Primarlehrer, Ruedi Isler ist Pädagogikprofessor. Die zwei Bildungsexperten unterhalten sich an
dieser Stelle über ein aktuelles
Schulthema.
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Unter vier Augen
Wahres Lernen
ohne Schule?
Instagram #takeover
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1 — Meine lieben
Mitstudentinnen
(und ich ) arbeiteten heute fleissig an
unserer Feldstudie
über «Kleidung-ModeStile».
2 — Heute wird wieder
unterrichtet!
3 — Aussicht aus dem
PHZH-Gebäude!
4 — Deutsch-Didaktik.
Elfchen bilden:
5 Zeilen & 11 Wörter.
5 — Hoch die Hände –
Wochenende!
6 — # Mathematik
7 — Heute verbringe
ich den ganzen Tag an
der Kooperationsschule und helfe meiner
Praxislehrperson beim
Unterrichten einer
3. Klasse.
8 — PHZH at night
!
9 — Der grosse Fitnessraum an der PHZH!
Zur Rubrik
Jeweils für zwei Wochen
übernimmt eine Person
aus dem Schulfeld den
Instagram-Account der
PH Zürich (@phzuerich)
und fotografiert während
dieser Zeit in ihrem Berufsalltag – in diesem Fall
von Anfang bis Mitte November 2015. Die besten
Bilder erscheinen an
dieser Stelle in der Rubrik
«Instagram #takeover».
Impressum
«Akzente» erscheint viermal jährlich, 23. Jahrgang, Nr. 1, Februar 2016, ISSN 2296-7281 (Print), 2296-732X (Online). Herausgeberin: Pädagogische Hochschule Zürich. Redaktion: Christoph Hotz (Redaktionsleitung), Redaktor Kommunikation; Daniel Ammann, Dozent für Medienbildung; Bettina Diethelm, wissenschaftliche Mitarbeiterin; Anne Bosche, wissenschaftliche Mitarbeiterin; Vera Honegger, Redaktorin Kommunikation; Reto Klink, Leiter Kommunikation; Martina Meienberg,
wissenschaftliche Mitarbeiterin; Michael Prusse, Abteilungsleiter Sek II Berufsbildung. Redaktionelle Mitarbeit: Melanie Keim, Claudia Merki. Adresse: Pädagogische Hochschule Zürich, Redaktion «Akzente», Christoph Hotz, Lagerstrasse 2, 8090 Zürich, [email protected], www.phzh.ch/akzente. Grafisches Konzept: Raffinerie AG für Gestaltung, Zürich. Layout: Regi Müller, Typografische Gestalterin PH Zürich. Druck: FO-Fotorotar, Egg ZH. Inserate: IEB AG, Industriestrasse 6, 8627 Grüningen, Tel. 043 833 80 40, Fax 043 833 80 44, [email protected], www.ieb.ch. Abonnemente: Jahresabonnement CHF 20.– inkl. Porto, Pädagogische Hochschule Zürich, Vera Honegger, Lagerstrasse 2, 8090 Zürich, [email protected]. Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier.
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AKZENTE 1/2016
Fotos: Fabienne Gassmann
Instagra m #takeover
Zur Fotografin
Fabienne Gassmann
studiert an der PH Zürich
auf der Primarstufe. Neben dem Studium arbeitet
sie als Flight Attendant.
Sie postet auf Instagram
unter dem Namen
@w_wide.
Inserate
Von der Bildungsdirektion
des Kantons Zürich
bewilligte Privatschule
Integrationsprogramme für Kinder, Jugendliche
und Erwachsene
 Rasche und nachhaltige
Integration in die Regelklasse
 Ganz- und Halbtagsvariante
möglich
 26/20 Lektionen pro Woche
in Kleingruppen
 Mittagstisch
 Dübendorf  Horgen  Winterthur  Zürich
+ 41 (0)43 888 70 70 | www.allegra-sprachen.ch | [email protected]
Moodle – die unab
Vernetzt Lernen mit Moodle.
Als Lehrmittelspezialist
beraten und schulen wir Sie gezielt.
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zertifizierter Kursentwickler
FO-Publishing | Gewerbestrasse 18 | CH-8132 Egg
Telefon +41 44 986 35 70 | Fax +41 44 986 35 71
E-Mail [email protected] | www.fo-publishing.ch
Lernen mit Embru
Die Schule Niederweningen setzt auf
Embru Schulmobiliar, um gezieltes Lernen
zu ermöglichen.
Perfekt eignen sich die Lernateliertische
und zugehörigen Stühle von Embru, wie
sie im Heft 4 «Akzente» der PHZH
abgebildet sind.
Individuelles lernen verlangt nach individuellen Lösungen – Embru hat sie.
Wir erfüllen auch in vielen anderen
Bereichen den pädagogischen Aspekt
im Bildungswesen.
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