Vehementer Einsatz lohnt sich: Die AK Kirchdorf

Ihre Gesprächspartner:
Franz Molterer, MAS
Stv. Direktor der AK Oberösterreich
Hannes Stockhammer
AK-Bezirksstellenleiter Kirchdorf
Vehementer Einsatz lohnt sich:
Die AK Kirchdorf hat 2015 rund
1,3 Millionen Euro für ihre Mitglieder erkämpft
Pressekonferenz
Mittwoch, 24. Februar 2016, 9 Uhr,
Arbeiterkammer Kirchdorf
Bilanz 2015 der AK Oberösterreich:
Mehr als 308.000 Beratungen
Das Jahr 2015 war geprägt von steigender Arbeitslosigkeit, sinkender Arbeitszufriedenheit und stagnierenden Einkommen. Die Arbeitnehmer/-innen machen sich Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung und ihre persönliche Situation. Das spiegelt
sich auch in der Beratung und Vertretung durch die AK Oberösterreich wider. Die
Beschäftigten agieren zaghafter, lassen sich oft nur beraten und verzichten dann aus
Angst um den Job darauf, ihre Ansprüche einzufordern. Dennoch erstritt die AK
Oberösterreich in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten 2015 mehr als 50
Millionen Euro an offenen Ansprüchen für ihre Mitglieder. Nimmt man die Erfolge
in Insolvenzrechtssachen dazu, wurden fast 85 Millionen Euro erkämpft.
Die Arbeitsmarktsituation
im Bezirk Kirchdorf
2015 war schon wieder ein Jahr der Rekordarbeitslosigkeit. Im Jahresdurchschnitt
waren im Bezirk Kirchdorf insgesamt 1.678 Personen arbeitsuchend – um gut ein
Prozent mehr als im Jahr zuvor. Zum Vergleich: Landesweit ist die Arbeitslosigkeit
um 5,4 Prozent gestiegen. Damit liegt Kirchdorf beim Anstieg der Arbeitslosigkeit
deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Und auch bei der Arbeitslosenquote nimmt
Kirchdorf mit 5,2 Prozent eine bessere Position als der Landesdurchschnitt (6,1 Prozent) ein.
Die Zugänge in die Arbeitslosigkeit haben sich im Bezirk Kirchdorf im vergangenen
Jahr verringert – bei Frauen und Männern gleichermaßen. Dass der Bestand an Arbeitslosen in Kirchdorf trotzdem um 0,3 Prozentpunkte angestiegen ist, liegt an der
Dauer der Arbeitslosigkeit: Die durchschnittliche Verweildauer hat sich gegenüber
2014 um ein Viertel erhöht und liegt nun bei 108 Tagen. Trotz dieses kräftigen Anstiegs schneidet der Bezirk Kirchdorf bei der Verweildauer in der Arbeitslosigkeit
dennoch besser ab als der Landesdurchschnitt, der 23 Tage darüber liegt.
Nach Altersgruppen betrachtet, weisen die Über-50-Jährigen mit einem Plus von
12,8 Prozent den stärksten Anstieg bei der Arbeitslosigkeit auf. Eine beträchtliche
Rolle spielt offenbar die Staatsangehörigkeit: Während der Anstieg bei den österreichischen Arbeitslosen sechs Prozent beträgt, ist er bei Arbeitslosen mit ausländischer
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Staatsbürgerschaft doppelt so hoch (plus 12,3 Prozent). Nur leicht zurückgegangen ist
die Zahl der Lehrstellensuchenden (minus 1,5 Prozent). Sie lag im Jahresdurchschnitt
bei 22 jungen Leuten.
Arbeitnehmer lassen sich aus Angst um den Job mehr gefallen
Der Österreichische Arbeitsklima Index deutet nachhaltig auf zunehmende Unzufriedenheit der Arbeitnehmer/-innen hin und liegt mit 106 Punkten fast wieder auf einem neuen Tiefststand. Besonders schlecht werden die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung, die eigene Karriere oder die Situation auf dem Arbeitsmarkt eingeschätzt. Nur 57 Prozent glauben an eine positive wirtschaftliche Zukunft Österreichs – vor der Wirtschaftskrise waren es noch mehr als 80 Prozent.
All diese Umstände führen dazu, dass die Arbeitnehmer/-innen eher bereit sind, sich
Rechtsverstöße gefallen zu lassen. Gleichzeitig agieren jene, die zur AK in die Beratung kommen, ängstlicher und zögerlicher: Sie wollen zwar genau wissen, was ihnen
zusteht und vorenthalten wurde, verzichten aber aus Angst um den Arbeitsplatz auf
die rechtliche Unterstützung durch die AK.
Dennoch suchten im vergangenen Jahr insgesamt 308.734 Menschen persönlich, telefonisch oder per E-Mail Rat und Hilfe bei der AK Oberösterreich. Damit wurde das
konstant hohe Niveau der vergangenen Jahre gehalten. Den Schwerpunkt bildeten
mehr als 208.000 arbeits- und sozialrechtliche Beratungen, inklusive Lohnsteuerberatung, Gleichbehandlungsberatung und Beratung bei Insolvenzen. Sieben von zehn
Beratungen erfolgten telefonisch – das sind etwas mehr als 600 telefonische Rechtsberatungen pro Tag bzw. knapp 146.000 Personen im gesamten Jahr 2015.
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Knapp 53.000 Personen kamen zur persönlichen Beratung, per E-Mail wurden 6.667
Anfragen entgegen genommen. Zusätzlich wurden auf der Homepage
ooe.arbeiterkammer.at mehr als 781.000 Mal Artikel über arbeits- und sozialrechtliche Themen abgerufen.
9.200 abgeschlossene Rechtsfälle
Im vergangenen Jahr wurden von den Rechtsexperten/-innen der AK Oberösterreich
mehr als 14.300 Rechtsakte bearbeitet und mehr als 9.200 Rechtsfälle abgeschlossen.
Inhaltlich ging es im Arbeitsrecht zumeist um vorenthaltene Ansprüche wie zum
Beispiel nicht bezahlte Überstunden, zu geringe Entlohnung und Endabrechnungsdifferenzen. Im Sozialrecht wurden vor allem strittige Pensionsansprüche erkämpft.
Anfang 2014 startete die AK Oberösterreich gemeinsam mit dem ÖGB und den Gewerkschaften eine Bürgerinitiative gegen systematische Unterentlohnung. Im vergangenen Jahr führte diese zu Verbesserungen im Lohn- und SozialdumpingBekämpfungsgesetz. Bei Betriebsprüfungen und Lohnkontrollen werden nun neben
dem Grundlohn bzw. -gehalt auch Überstunden, Zulagen und Zuschläge oder Sonderzahlungen berücksichtigt. Jenen Unternehmen, die ihren Beschäftigten systematisch weniger bezahlen, als ihnen zusteht, drohen erhöhte Verwaltungsstrafen. Zudem müssen Arbeitnehmer/-innen informiert werden, wenn eine Unterentlohnung
vorliegt und diese bei der Bezirksverwaltungsbehörde angezeigt wurde.
Weiterhin verfolgt die AK Oberösterreich das Ziel, Verfallsfristen von weniger als drei
Jahren für Arbeitnehmeransprüche abzuschaffen, weil diese weder aus rechtlichen
noch aus moralischen Gründen nachvollziehbar sind.
Kirchdorf bei Fraueneinkommen voran
Das Medianeinkommen der Beschäftigten betragen im Bezirk Kirchdorf 2.232 Euro
brutto pro Monat. Medianeinkommen bedeutet: Die Hälfte verdient mehr, die Hälfte
weniger.
Im Bezirksvergleich verdienen die Frauen in Kirchdorf am meisten, ihr Medianeinkommen liegt bei 1.671 Euro. Damit überschreiten sie das oberösterreichweite Medianeinkommen um 7,5 Prozent. Die Kirchdorfer Männer finden sich mit einem Medi4
aneinkommen von 2.536 Euro im Bezirksranking an dritter Stelle. Ihr Medianeinkommen liegt 1,2 Prozent unter dem Landesdurchschnitt.
Das bringt die Steuerreform
den Arbeitnehmern aus dem Bezirk Kirchdorf
Aktuell sagen laut Arbeitsklima Index 46 Prozent der Arbeitnehmer/-innen in Österreich, dass sie mit dem Einkommen gerade so auskommen. Im Jahr 2000 waren es 36
Prozent. Diese Zahlen untermauern, dass die Lohnsteuerreform für die arbeitenden
Menschen dringend notwendig war. Durch sie haben Arbeitnehmer/-innen aus dem
Bezirk Kirchdorf deutlich mehr Geld zur Verfügung:
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Entlastung einer Arbeiterin in der Gastronomie- und Beherbergungsbranche aus dem Bezirk Kirchdorf mit 1.218 Euro brutto im Monat: netto 203
Euro im Jahr 2016
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Entlastung einer Angestellten im Produktionsbereich aus dem Bezirk
Kirchdorf mit 2.222 Euro brutto im Monat: netto 904 Euro im Jahr 2016
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Entlastung eines Angestellten im Produktionsbereich aus dem Bezirk
Kirchdorf mit 3.546 Euro brutto im Monat: netto 1.487 Euro im Jahr 2016
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Entlastung eines Bauarbeiters aus dem Bezirk Kirchdorf mit 2.581 Euro
brutto im Monat: netto 997 Euro im Jahr 2016
Beratungs- und Vertretungserfolg 2015 der AK Kirchdorf
Die Arbeiterkammer Kirchdorf war auch 2015 wieder eine starke Partnerin für ihre
22.939 Mitglieder im Bezirk. Im vergangenen Jahr wandten sich 5.298 Personen mit
arbeits- und sozialrechtlichen Fragen an die AK Kirchdorf. Vor allem die telefonische
Rechtsberatung hat sich wieder bestens bewährt. Dem Großteil der 4.273 Anrufer/innen wurde sofort geholfen. Zu einem persönlichen Beratungsgespräch sind im Vorjahr 1.025 Arbeitnehmer/-innen in die Bezirksstelle Kirchdorf gekommen.
1,344.722 Euro Vertretungserfolg
Bei vielen Arbeitsrechtsproblemen kam zur Beratung die Vertretung. Durch außergerichtliche Interventionen wurden für Kirchdorfer Arbeitnehmer/-innen im Vorjahr
78.245,24 Euro an vorenthaltenem Entgelt eingebracht. Wenn Unternehmen ihren
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Mitarbeitern/-innen beharrlich Geld schuldig bleiben, müssen die Ansprüche beim
Arbeits- und Sozialgericht eingeklagt werden. Auf diesem Wege wurden 78.493,66
Euro erkämpft. Zusätzlich hat die AK im Vorjahr für Beschäftigte aus dem Bezirk
Kirchdorf, die von einer Insolvenz betroffen waren, 261.891 Euro durchgesetzt. Insgesamt waren im Bezirk 30 Arbeitnehmer/-innen von einer Insolvenz ihres Arbeitgebers
betroffen.
In den Gerichtsverfahren ging es hauptsächlich um offene Löhne und Gehälter, aber
auch um Sonderzahlungen, Überstundenentgelte und Abfertigungsansprüche. Doch
selbst nach einem rechtskräftigen Urteil ist keineswegs sicher, dass bezahlt wird. In
einigen Fällen kommen die Arbeitnehmer/-innen nur zu ihrem Geld, wenn die AK
ein Pfändungsverfahren ankündigt oder einleitet.
In Sozialrechtsangelegenheiten erstritt die AK Kirchdorf im vergangenen Jahr
926.092,11 Euro. Dabei ging es hauptsächlich um Pensionsansprüche (Invaliditätspension, Berufsunfähigkeitspension) und Pflegegeld.
Damit hat die AK Kirchdorf im Vorjahr an arbeits- und sozialrechtlichen Ansprüchen
sowie Forderungen nach Insolvenzen für ihre Mitglieder Zahlungen von insgesamt
1,344.722,01 Euro erreicht.
Beispiele aus dem Arbeitsrecht
Die folgenden beiden Fälle sind typisch für die tägliche Beratungs- und Vertretungspraxis der Kirchdorfer AK-Juristen – sie betreffen Unterentlohnung, die in manchen
Betrieben und Branchen System zu haben scheint:
Ein Mann aus Kremsmünster wandte sich an die Arbeiterkammer, weil er nach Beendigung seines Arbeitsverhältnisses bei einer Leiharbeitsfirma seine Lohnabrechnung
kontrollieren lassen wollte. Er war als Verpacker in einer Produktionsfirma eingesetzt. Die AK stellte fest, dass der 24-Jährige während der gesamten Dauer seiner Beschäftigung von seinem Arbeitgeber – der Leiharbeitsfirma – unter Kollektivvertrag
bezahlt worden war und erwirkte für den Arbeiter knapp 2.000 Euro Nachzahlung.
Ähnlich erging es einer Leiharbeiterin aus Micheldorf. Auch sie war von ihrem Arbeitgeber an eine Produktionsfirma überlassen worden. Nachdem dieser Betrieb ihr
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angeboten hatte, sie zu übernehmen, löste sie ihr Arbeitsverhältniss bei der Leiharbeitsfirma auf. Bei der Kontrolle der Endabrechnung durch die AK Kirchdorf stellte
sich heraus, dass auch diese Arbeitnehmerin monatelang zu wenig Lohn erhalten
hatte. Auf Einschreiten der Arbeiterkammer musste der Arbeitgeber seiner ehemaligen Beschäftigten 2.500 Euro Lohndifferenz nachzahlen.
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AK Kirchdorf – Serviceangebot
Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag
7:30 Uhr bis 16 Uhr
Freitag
7:30 Uhr bis 13:30 Uhr
Beratung in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten
Persönlich: während der Öffnungszeiten
Um Terminvereinbarung unter der Telefonnummer +43 (0)50 6906-4611 wird gebeten. Damit werden längere Wartezeiten vermieden.
Telefonisch: während der Öffnungszeiten und am Dienstag bis 19 Uhr unter der Telefonnummer +43 (0)50 6906-1
Bildungsberatung
Persönlich: jeden zweiten Mittwoch im Monat von 15 bis 17 Uhr nach telefonischer Terminvereinbarung unter +43 (0)50 6906-4611
Sozialversicherungs-Spezialberatung
persönliche Beratungen in der Bezirksstelle Kirchdorf durch
AK-Sozialrechtsexperten/-innen nach vorheriger Terminvereinbarung
unter +43 (0)50 6906-4611
Unsere Adresse:
4560 Kirchdorf, Sengsschmiedstraße 6
Tel: +43 (0)50 6906-4611
Fax: +43 (0)50 6906-4699
E-Mail: [email protected]
Internet: ooe.arbeiterkammer.at/kirchdorf
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