Notes

Auf der Suche nach Weisheit (Hiob 28)
Wer von euch wäre gerne ein weiser Mensch? Und was ist eigentlich Weisheit? Es ist gar
nicht so einfach, Weisheit zu fassen, zu definieren. Was sagt der Duden? Weisheit ist „auf
Lebenserfahrung, Reife [Gelehrsamkeit] und Distanz gegenüber den Dingen beruhende
einsichtsvolle Klugheit.“ Der Berliner Weisheitsforscher Baltes etwa nennt fünf Elemente von
Weisheit:
„Um also weiser zu werden, als man im Durchschnitt mit 25 Jahren bereits ist,
benötigt man neben der Lebenserfahrung noch vier weitere Weisheitszutaten. Um
sich auf den Gipfel des Wissens emporschwingen zu können, braucht man Mentoren.
Man holt sich bei ihnen Rat und schaut ihnen ab, wie sie mit komplizierten
Lebensproblemen umgehen. Das Lesen der großen Philosophen allein reicht nicht
aus. Durch interessante Diskurse mit einem lebensklugen Menschen sowie ihrer
Nachahmung kann man höhere emotionale Intelligenz und Urteilfähigkeit über die
Fragen des Lebens erlangen. Die dritte Ingredienz auf dem Weg zur Weisheit ist der
Persönlichkeitsfaktor. Nur wer flexibel, offen und neugierig ist, sammelt neue
Erfahrungen.Die vierte und fünfte Zutat sind eine "Grundhaltung von kultureller
Toleranz" und "das Zusammenspiel von persönlichem und Gemeinwohl" [nicht das
eigene Wohl auf Kosten anderer suchen]. Wer andere Religionen und Kulturen
akzeptiert, erweitert seinen Erfahrungsschatz und gelangt zu mehr Weisheit.“ (nach
Kotlorz, Die Welt, 25.5.2002)
Andere Weisheitsforscher gehen davon aus, dass es ca. 33 Faktoren gibt, die Weisheit
beeinflussen, aber letztlich nur 40% von dem ausmachen, was Weisheit ist. 60% bleiben also
mysteriös. Weisheit scheint schwer zu fassen sein. Weisheit ist auch in der Bibel und
besonders im Buch Hiob ein großes Thema. Heute wollen wir uns mit dieser Frage anhand
von Hiob 28 auseinandersetzen. Für einen Moment entfernen wir uns einmal von dem
Leidensweg Hiobs, der Geschichte, die wir in den letzten beiden Predigten ausführlich
betrachtet haben und tauchen ein in einen der größten Texte alttestamentlicher
Weisheitsliteratur. Ein Text voller Poesie, der eigentlich von einem Poetry-Slammer
gesprochen werden müsste. Ein Meisterwerk hebräischer Poesie, dass die Mitte, das
Zentrum des Hiobbuches bildet.
Es gibt eine Fundstätte für das Silber und einen Ort für das Gold, das man läutert.
Aus der Erde wird Eisen gewonnen, und aus dem Gestein wird Kupfer geschmolzen.
3
Der Finsternis hat man ein Ende gesetzt,
bis in den letzten Winkel erforscht man das dunkle und finstere Gestein.
4
Fremde Leute haben einen Schacht gebrochen, niemand denkt an sie,
ohne Halt für den Fuss hängen sie, schweben sie fern von den Menschen.
5
Oben auf der Erde sprosst das Getreide, und unten wird sie zerwühlt wie von Feuer.
6
Ihr Gestein ist der Ort des Lapislazuli, und Goldstaub findet sich darin.
7
Kein Raubvogel kennt den Pfad, und das Auge des Habichts hat ihn nicht erspäht.
8
Die stolzen Tiere haben ihn nicht betreten, der Löwe ist nicht auf ihm geschritten.
9
An Kieselgestein hat man die Hand gelegt, von Grund auf die Berge umgewühlt.
2
10
Durch die Felsen hat man Stollen geschlagen, und lauter Kostbares hat das Auge erblickt.
Die Wasseradern hat man eingedämmt, und was verborgen ist, bringt man ans Licht.
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12
Die Weisheit aber, wo ist sie zu finden, und wo ist der Ort der Erkenntnis?
13
Kein Mensch kennt ihren Wert,1 und im Land der Lebenden ist sie nicht zu finden.
Die Urflut spricht: In mir ist sie nicht, und das Meer spricht: Bei mir ist sie nicht.
15
Man kann sie nicht mit Feingold kaufen und ihren Preis nicht mit Silber aufwiegen.
16
Mit Ofirgold kann man sie nicht bezahlen, nicht mit kostbarem Karneol oder Lapislazuli.
17
Gold und Glas haben nicht ihren Wert,
und gegen goldenes Gerät kann man sie nicht eintauschen,
18
zu schweigen von Korallen und Kristall. Und wer Weisheit hat, besitzt mehr als Perlen.
19
Der Chrysolith aus Kusch hat nicht ihren Wert, mit reinem Gold kann man sie nicht
bezahlen.
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20
Und die Weisheit, woher kommt sie, und wo hat die Erkenntnis ihren Ort?
21
Den Augen aller Lebenden ist sie verborgen, und vor den Vögeln des Himmels ist sie
versteckt.
22
Abgrund und Tod sprechen: Die Kunde von ihr kam uns zu Ohren.
23
Gott weiss den Weg zu ihr, und er kennt ihren Ort.
24
Denn er schaut bis zu den Enden der Erde, er sieht alles, was unter dem Himmel ist.
25
Als er dem Wind sein Gewicht gab und das Mass des Wassers bestimmte,
26
als er dem Regen eine Grenze schuf und Blitz und Donner einen Weg,
27
da hat er sie gesehen und ermessen, er hat sie gefestigt und ergründet.
28
Zum Menschen aber sprach er: Sieh, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit,
und Böses meiden ist Erkenntnis.
Wer spricht hier eigentlich? Im Hiobbuch ist das Gedicht ohne Unterbrechung in die letzte
Rede Hiobs eingebunden und in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments wird
der Text eindeutig als Hiobrede gekennzeichnet. Wir erinnern uns, wie intensiv Hiob Gott
anklagt, wie sehr er körperlich und seelisch leidet. Wir erinnern uns auch daran, wie Hiobs
Freunde versuchen, ihn mit einfachen Antworten zu trösten, aber mit ihrer Weisheit völlig
am Ende sind. So wundert es nicht, dass nach unserem Text die drei Freunde Bildad, Eliphas
und Zofar nicht mehr zu Wort kommen. Die Ausleger des Buches Hiob sind sich uneins
darüber, ob dieses Gedicht tatsächlich von Hiob selbst gesprochen wird, nicht jeder traut
ihm das nach der heftigen Klage zu. Andere sehen darin eine Reflexion des Erzählers zu den
vorangegangenen Klagereden Hiobs und den Antworten seiner Freunde. Wie auch immer
man sich entscheidet, dieser Text ist ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis des Buches
Hiob.
Wie ihr gemerkt habt, hat dieses Gedicht hat drei Strophen, die mit dem Refrain „Die
Weisheit aber: wo ist sie zu finden?“ unterbrochen werden. Stück für Stück möchte ich mir
mit euch den Weg des Dichters zum Ort der Weisheit ansehen.
Strophe 1 (1-11). Was der Mensch sieht od. Wissen allein macht nicht weise. Der Dichter
nimmt uns mit auf eine Reise in ein der damaligen Zeit sehr vertrautes Metier: den Bergbau.
Du musst als Leser oder Hörer dieses Textes weder besonders religiös noch gebildet sein,
dieser Text holt dich ab in deinem alltäglichen Leben. Moderne Archäologen werfen Hiob
vor, dass die Beschreibung des Bergbaus nicht gerade von Fachkenntnis zeugt. Ich denke,
dass sie Hiob als Poeten völlig falsch lesen. In dichterischer Sprache beschreibt Hiob den
Erkenntnisstand seiner Zeit. „4 Fremde Leute haben einen Schacht gebrochen, niemand
denkt an sie, ohne Halt für den Fuss hängen sie, schweben sie fern von den Menschen.“
Dieser kaum zu übersetzende Vers zeugt von der Sprachkunst des Autors.
Heute sind wir darüber hinaus, wie die Menschen zur Zeit Hiobs in den Tiefen der Erde
Gestein und Mineralien abzubauen. Was sind unsere Gesteine und Mineralien? Unsere
Mineralien heißen Erdöl, Fernwärme und unter kriminellen Bedingungen abgebaute
Edelmetalle und Mineralien, die wir für unsere Computertechnik benötigen. Wir kennen
Materie und Antimaterie, Atome und ihre Bestandteile. Dank Payback, Facebook, Google,
Smartphones und Co wissen große Firmen alles über uns. Wann wir aufstehen, was wir
essen, wo und wie viel wir einkaufen, wie wir leben. „Wissen ist Macht“. Wir leben in einer
Zeit, in der Wissen nicht nur Macht sondern vor allem auf Profit bringt. Bei allem Nutzen und
Schaden neuer Technologien bleibt die Frage: macht uns das weise? Haben wir gegenüber
unseren Vorfahren, die ihr Dorf oder ihre Stadt ihr Leben lang nicht verlassen haben, an
Weisheit gewonnen? Hat die Wissenschaft unsere Lebenskunst verbessert? Sind wir besser
als unsere mittelalterlichen Vorfahren? Ihr merkt hoffentlich, wie aktuell der Gedanke Hiobs
auch heute noch ist.
Strophe 2 (13-19). Der Wert der Weisheit od. Was der Mensch nicht sieht. Was ist dein
kostbarster Besitz? Was ist dir wirklich wertvoll? Wer ist dir wirklich wertvoll? Was auch
immer dir vor Augen schwebt, stell dir für einen Moment vor, dass es dir genommen ist. Der
Dichter betrachtet die wertvollen Dinge seiner Zeit: Edelsteine (Lapislazuli, Chrysolith aus
Kusch, also Äthiopien), Gold, Korallen, Kristall. Kostbare Dinge, die einen nicht objektiv
messbaren Wert haben. Als Musiker muss ich da direkt an Geigen denken: rational sind 2
Millionen oder noch mehr für eine kostbare Stradivarigeige ein völlig utopischer Preis im
Vergleich zum Materialwert, aber wer damit umzugehen weiß und ihren Klang schätzt, der
wird dafür bezahlen. Es gibt inzwischen Händler, die Geigen als Wertanlagen handeln, ihre
Wertentwicklung ist angeblich noch größer und stabiler als die von Gold. Wenn du Weisheit
kaufen könntest, wie viel würdest du dafür ausgeben? Was ist dein kostbarer Schatz im
Acker, für den du hingehen würdest, alles verkaufen würdest, um ihn zur erhalten?
Weisheit kannst du nicht kaufen, Weisheit kannst du nicht besitzen. Aber sie ist unendlich
wertvoll.
Strophe 3 (21-27). Der Ort der Weisheit. Sie ist deinen Augen verborgen. Du erkennst sie
nicht. Für uns als heutige Leser verborgen ist die Kritik an den Weisheitsvorstellungen
anderer antiker Völker. „22 Abgrund und Tod sprechen: Die Kunde von ihr kam uns zu
Ohren.“Der „Abgrund“ galt als Wohnort des mesopotamischen Weisheitsgottes Ea. Aber
gerade darin ist die Weisheit nicht zu finden. Aber der Abgrund hat „ihre Kunde
vernommen“. Er weiß, wo sie zu finden ist, nämlich bei Gott selbst. Die ganze Schöpfung
sehnt sich nach Gott selbst, wie es Paulus im Römerbrief schreibt; das ist auch der Grund,
weshalb die Weisheitsliteratur immer von der Betrachtung des Lebens und der Schöpfung
ausgehend zu Gott findet. Sie weist auf ihn hin. In poetischen Worten malt der Dichter das
aus, was wir im Apostolischen Glaubensbekenntnis gemeinsam als Christen bekennen: „Ich
glaube an Gott, den Vater, Schöpfer des Himmels und der Erden“.
23
24
Gott weiss den Weg zu ihr, und er kennt ihren Ort.
Denn er schaut bis zu den Enden der Erde, er sieht alles, was unter dem Himmel ist.
25
Als er dem Wind sein Gewicht gab und das Mass des Wassers bestimmte,
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als er dem Regen eine Grenze schuf und Blitz und Donner einen Weg,
27
da hat er sie gesehen und ermessen, er hat sie gefestigt und ergründet.
Und dann, in V. 28, kommt die große Erkenntnis, die weder eine hundertseitige
wissenschaftliche Abhandlung benötigt, noch fünf Weisheitsfaktoren, sondern schlichtweg
drei Worte:
Zum Menschen aber sprach er: Sieh, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit,
und Böses meiden ist Erkenntnis.
Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber das dürfte wohl die kürzeste
Definition von Weisheit in der Philosophiegeschichte sein. Gleichzeitig ist diese Aussage die
Kernaussage alttestamentlicher Weisheitsliteratur:
7
Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis, Toren verachten Weisheit und
Unterweisung. (Spr 1,7)
12
Und über diese hinaus - mein Sohn, lass dich warnen! - werden viele Bücher
gemacht, ohne Ende, doch das viele Studieren ermüdet den Leib. 13 Ist alles gehört,
lautet der Schluss: Fürchte Gott und halte seine Gebote. Das gilt für alle Menschen.
(Pred 12,12-13)
Die Werke seiner Hände sind Treue und Recht, verlässlich sind alle seine Gebote,
gültig auf immer und ewig, in Treue geschaffen und gerecht. Er hat seinem Volk
Erlösung gesandt, seinen Bund auf ewig bestimmt, heilig und furchterregend ist sein
Name. Der Anfang der Weisheit ist die Furcht des Herrn… (Ps 111,7-10)
Was ist die Furcht des Herrn, was ist Gottesfurcht? Vor einigen Wochen war ich mit dem
Orchester auf Tournee in Gütersloh. Ein Kollege war durch die Stadt gelaufen und auf ein
altes Fachwerkhaus gestoßen, an dem über dem Eingang die Inschrift stand: „Die Furcht des
Herrn ist der Anfang der Erkenntnis.“ Spontan sprach er mich an und fragte mich: Daniel,
was heißt das eigentlich „Furcht des Herrn“? Was ist die Furcht des Herrn? Mit Schrecken
kann das doch nichts zu tun haben, oder?
Wenn ihr das Alte Testament verstehen möchtet, ist es ungemein wichtig, zu verstehen, was
mit „Furcht des Herrn“ gemeint ist. Furcht meint in diesem Zusammenhang wie auch an
vielen anderen Stellen des Alten Testaments sicher nicht Angst. Bruce Waltke bezeichnet die
Furcht des Herrn als das „Juwel der Weisheitsliteratur“. Furcht des Herrn bedeutet, Gott zu
lieben (Dtn 5,29; 6,2), Demut vor Gott (Spr 15,33) zu haben und Gottes Gebote mit Respekt,
in einer Haltung der Anbetung, der „Ehrfurcht“, zu befolgen. Gottesfurcht ist ein
Beziehungsbegriff. Hiob möchte klar machen: „Es gibt keine Weisheit ohne eine Beziehung
zu Gott“ (Longman). So wie es der Psalmist von Psalm 111 ausdrückt: Gott ist es, der seine
Treue zu uns hält, der nicht loslässt das Werk seiner Hände (also seine Schöpfung), der uns
Erlösung gesandt hat, mit uns einen Bund schließt und darum „heilig und furchterregend“
ist. Gottesfurcht ist nicht einfach das stupide Halten von willkürlichen Geboten, sondern die
Liebesantwort auf Gottes Handeln an uns, so wie übrigens bereits die10 Gebote nicht mit
einer Anweisung beginnen, sondern mit der Aussage: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich
aus Ägypten befreit hat“. Gottes gnädiges Handeln geht der Gottesfurcht voraus. Das Gesetz
steht nicht ohne das Evangelium.
Gottesfurcht hat damit zu tun, in allen Dingen den eigenen Blick auf Gott zu richten.
Gottesfurcht heißt, sich bewusst zu sein, dass Gott da ist. Oder, wie Martin Luther schreibt:
Ein „Gott“ heißt etwas, von dem man alles Gute erhoffen und zu dem man in allen
Nöten seine Zuflucht nehmen soll. „Einen Gott haben“ heißt also nichts anderes, als
ihm von Herzen vertrauen und glauben; … Im ersten Gebot fordert Gott von uns nicht
mehr, als dass wir alles Gute von ihm erwarten. Wird dieses Hauptgebot erfüllt, dann
erfüllen sich alle anderen Gebote von selbst. (Der Große Katechismus, zum 1. Gebot)
Wir erinnern uns, dass Hiob im ersten Kapitel als Vorbild der Gottesfurcht bezeichnet wird
(1,1). In der griechischen Übersetzung von Hi 28 beobachtet zudem nicht allgemein das
menschliche Auge, sondern konkret Hiob selbst mit seinen Augen die Schöpfung, „lauter
kostbares hat mein Auge entdeckt“ (10). Das mag zunächst unwichtig zu sein, wenn man sich
allerdings das Hiobbuch im Zusammenhang anschaut, wird deutlich, dass das Motiv von
Hiobs Augen ungemein interessant ist. Mitten in seinem Leid klagt Hiob Gott an: „Nie wieder
wird mein Auge Gutes sehen. Kein Auge, dass nach mir sieht, erblickt mich, wenn deine
Augen mich suchen, bin ich nicht mehr da “ (7,7). Nach all seinem Klagen, nachdem er sein
Leben verflucht hat, schreit Hiob am äußersten Punkt seiner Verzweiflung angekommen:
„Ich werde ihn schauen, und meine Augen werden ihn sehen und niemand sonst.“ (19,27).
Am Ende des Buches, nachdem Gott Hiob geantwortet hat, bevor ihn Gott wiederherstellt,
ruft Hiob: „Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich
gesehen“ (Hiob 42,5). In allem unsäglichen und extremen Leid lässt Hiob seine Augen nicht
abirren von Gott, seinem Erlöser. Er folgt der Aufforderung der Klagelieder: „Schreie laut
zum Herrn, klage, du Tochter Zion, laß Tag und Nacht Tränen herabfließen wie einen Bach;
höre nicht auf damit, und dein Augapfel lasse nicht ab!“ (Klgl 2,18). Wir rufen aus zu dem
Gott, der uns sieht (Gen 22), der uns bewahrt wie seinen Augapfel (Dtn 32; Sach 12). In
seiner Treue schaut Gott auf uns, schauen wir auch auf ihn?
Weisheit, die in Gottesfurcht besteht, bedeutet alles Gute von Gott zu erwarten und in allen
Nöten zu Gott zu kommen und sich bei ihm zu bergen. Ich habe bereits in der letzten Predigt
darauf hingewiesen, dass Hiobs Freunde mit ihrer Weisheit am Ende waren. Obwohl sie
vorgaben, im Namen Gottes zu reden, war ihre menschliche Weisheit dennoch fehlgeleitet.
Im Neuen Testament verbindet Paulus die Weisheit mit dem Kreuz Christi. Diesen Aspekt
haben wir uns beim letzten Mal eingehender angeschaut; Was für diejenigen, die nicht daran
glauben, eine Torheit, blanker Unsinn ist, ist für den Gläubigen Evangelium, gute Botschaft.
Am Kreuz, mitten im tiefsten Leid, wird die Weisheit in ihrer Tiefe offenbar. Das Kreuz wird
zum Ort der Zuwendung Gottes zu uns Menschen, oder wie es Jesaja prophetisch ausdrückt:
um unserer Schuld/Missetat willen hing er dort. Und so kann Paulus anbeten und rufen:
O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich
sind seine Entscheidungen und unerforschlich seine Wege! (Röm 11,33)
Christus selbst ist dieses Geheimnis: in ihm sind alle Schätze der Weisheit und der
Erkenntnis verborgen. (Kol 2,2-3)
Und in der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel, heißt es:
Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und
Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Lobpreis. (Offb
5,12)
Die Weisheit, zu finden in Christus als dem geschlachteten Lamm, der sein Leben gab, damit
alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben (Joh 3,16).
Christus als wahrer Mensch und wahrer Gott, in dem Gott alle seine Weisheit offenbart.
Christus, in dem Gott seinen Bund mit uns Menschen ein für allemal besiegelt. Christus als
der alleinige Mittler zwischen uns Menschen und Gott, der uns die Beziehung zu Gott
ermöglicht. Christus, durch den wir uns an Gott, den Vater , wenden, wenn es uns an
Weisheit mangelt.
Wem es unter euch aber an Weisheit fehlt, der erbitte sie von Gott, der allen vorbehaltlos
gibt und niemandem etwas zum Vorwurf macht: Sie wird ihm zuteil werden. (Jak 1,5)
Die gute Nachricht: Weisheit ist keine Frage des Alters, sondern der Gottesbeziehung.
Erhoffst du dir alles Gute von Gott, vertraust du ihm, oder worauf ruht dein Vertrauen? Gott
wird dir Weisheit niemals vorenthalten, sondern sie euch schenken. Unser Leben ist zu kurz,
Weisheit an anderen Orten als bei Gott selbst zu suchen. Die Autoren der biblischen
Weisheitsliteratur wollen das deutlich machen, wenn sie uns mitnehmen in die Betrachtung
des menschlichen Lebens und feststellen, dass derjenige, der letztlich trägt, Gott selbst ist.
Zum Schluss 5 Punkte zur Anwendung:
1)
2)
3)
4)
5)
Erhoffe alles Gute von Gott
Setze dein Vertrauen ganz auf ihn
Bringe dein Leben vor ihn
Wo es dir an Weisheit fehlt, bitte ihn um Weisheit
Bete ihn an.
Dazu segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.