© 2015 www.marofke-werbung.de · Foto: www.fotolia.com T it elt hema Innovationen mit Geschmack Genuss und Gesundheit, Tradition und Jugendkultur, Selbstvermarkter und industrielle Großbetriebe – Vielfalt prägt die Thüringer Ernährungsbranche. Bier und Bratwurst gehören ebenso dazu wie nach modernsten Ernährungs gesichtspunkten entwickeltes „Functional Food“. Allen gemeinsam ist: nur was den Geschmack in der richtigen Zielgruppe trifft, lässt sich auch wirt schaftlich vermarkten. 16 Ost thür inger Wir tschaf t · Apr il 2015 T it elt hema Ernährungswirtschaft: Tradition oder Innovation? Auf den ersten Blick ist Thüringens Ernährungswirtschaft nicht von Innovationen geprägt. Aber es lohnt sich auf alle Fälle, einen zweiten Blick zu riskieren. Modernste Produktionsanlagen, immer neue Ideen für traditionelle Erzeugnisse, Umsetzung aktueller Forschungsergebnisse in Produkte und Technologien – auch das ist typisch für die Branche. Immer im Blick: Die Erwartungen der Kunden zwischen Genuss und Gesundheit, die Zwänge des Marktes zwischen Rohstoffkosten und Verkaufspreisen und die Anforderungen der Gesetze zwischen Hygiene und Kennzeichnungspflicht. Thüringer sind Genussmenschen. Deftiges steht ganz hoch im Kurs. Allen voran die berühmte Thüringer Bratwurst. Aber auch Backwaren oder Schokolade haben eine lange und wohlschmeckende Tradition. Käse, Margarine oder hochprozentiges – die Liste ließe sich beliebig fortführen. „Die Ernährungsbranche ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor im Freistaat. Nur in der Automobilindustrie und ihren Zulieferern wird mehr Umsatz erwirt schaftet“, erläutert Doreen Ballauf, Ge schäftsstellenleiterin des Thüringer Ernäh rungsnetzwerkes. Dieses Potenzial will das Netzwerk als Lobby- und Kommunikati onsplattform weiter erschließen – auch mit medienwirksamen Events, wie dem Fami lienpicknick im ega-Park oder dem 1. Thü ringer Ernährungsgipfel auf der Wartburg. 33 Unternehmen und Forschungseinrich tungen nutzen das Netzwerk bereits zum Erfahrungs- und Informationsaustausch, für branchenspezifische Weiterbildung oder zur Anbahnung von Kooperationen und Forschungsprojekten. traditionellen Bestandteilen unserer Nah rung Gesundheitsrisiken erwachsen. Pro duktentwickler suchen also nach Alterna tiven. Tierisches Eiweiß durch pflanzliches zu ersetzten, Stevia als Zuckerersatz zu nutzen oder Salz zu reduzieren ist deshalb ein Thema in vielen Unternehmen der Branche. Die Folge sind nicht nur geän derte Rezepturen sondern auch neue Her stellungsverfahren, Technologien, Liefer ketten usw. Aber auch geänderte Lebenskonzepte haben Einfluss auf das Kaufverhalten und lassen Firmen reagieren. So bedingt bei spielsweise der hohe Anteil an Singlehaus halten eine höhere Nachfrage nach klei neren Packungsgrößen. www.th-ern.net Die Ernährungsbranche ist ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor im Freistaat. Nur in der Automobilindustrie und ihren Zulieferern wird mehr Umsatz erwirtschaftet. D o r e en B allauf, T hürin g er E r nähr un g s n e t z wer k e . V. Umsatz-Ranking Thüringer Industriebranchen 2014 Gesundheit liegt im Trend Das Trendbarometer in der Ernährungs branche zeigt deutlich in Richtung Ge sundheit. Stichworte: „Functional Food“ oder „Laktosefrei“. Immer häufiger bekom men Lebensmittel einen Zusatznutzen. Cholesterin beeinflussende Margarine oder verdauungsfördernde Joghurts stehen symbolhaft für eine Reihe solcher Produk te. „Immer gefragter sind auch Nahrungs mittel, die frei von möglichen Auslösern von Unverträglichkeiten oder Allergien sind“, berichtet Doreen Ballauf. Dazu zäh len unter anderem Gluten oder Laktose, aber auch tierisches Eiweiß. „Zunehmend mehr Menschen sind davon betroffen und ernähren sich bewusster.“ Durch veränder te Ernährungsgewohnheiten, Produktion und Verarbeitung können aus diesen Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (15 %) Ernährungsgewerbe (13 %) Herstellung von Metall erzeugnissen (12 %) Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren (9 %) Herstellung von Glas und Glas waren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden (4 %) Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel) (2 %) Metallerzeugung und -bearbeitung (4 %) Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern (2 %) Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus (4 %) Herstellung von Möbeln (1 %) Maschinenbau (9 %) Herstellung von chemischen Erzeugnissen (3 %) Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen (1 %) Herstellung von Datenverarbei tungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (8 %) Reparatur und Installation von Maschinen (3 %) Herstellung von Textilien (1 %) Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (6 %) Herstellung von sonstigen Waren (3 %) Sonstige (1 %) Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen (0,24 %) Basis: Landesamt für Statistik Thüringen Ost thür inger Wir tschaf t · Apr il 2015 17 T it elt hema Forschung, die gesund ist und schmeckt „Wenn man sich gegen wirtschaftsstarke Wettbewerber an den Kühltheken des Ein zelhandels durchsetzen will, bedarf es be sonderer Produkte. Produkte, die leicht und gesund und dabei schmackhaft sind“, ist Rita Weimann überzeugt. Die von Bauern der Region getragene und von ihr geleitete HERZGUT Landmolkerei e G aus Rudolstadt orientiert sich streng an diesen Verbraucherwünschen. Entsprechend setz te die Molkerei 1995 gemeinsam mit der FSU Jena eine sehr innovative Idee um: Hochwertige Milch, die sich problemlos zu streichzarter Butter oder gesundem Jo ghurt verarbeiten lässt. Dafür müssen die Kühe einen besonderen Ernährungsplan einhalten – wissenschaftlich entwickelt und patentiert. „Die Kühe erhalten täglich eine Extraportion Raps, die reich an un gesättigten Fettsäuren ist. Dafür bedanken sie sich mit einer hochwertigen Milch“, er läutert Geschäftsführerin Rita Weimann. Vorteil für den Verbraucher: Das ohnehin schon gesunde Lebensmittel Milch ist noch gesünder. Zudem lässt sich die Butter auf grund des natürlichen Anteils an ungesät tigten Fettsäuren selbst frisch aus dem Kühlschrank einfach und leicht streichen. Für den hierfür sonst üblichen Zusatz von Innovative Ideen sind gefragt, wenn man sich gegen wirtschaftsstarke Wettbewerber an den Kühltheken des Einzelhandels durchsetzen will. Pflanzenölen besteht keinerlei Notwendigkeit. Vorteil für die Molkerei: Die „Pre mium-Milch“ ist die Basis für alle Pre miumprodukte der Frischemolkerei. 2008 gingen die Produktentwickler einen Schritt weiter: Gemeinsam mit Wis senschaftlern unter anderem von der Universität Jena, fanden sie einen Weg, wert volle Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen geschmacksneutral in Joghurt einzu binden. 2010 startete Herzgut den Verkauf des Omeghurts. Natürlich hatte dieser zu vor den „Geschmackstest“ bei Molkerei mitarbeitern und Verbrauchern erfolgreich bestanden. Dem müssen sich alle neuen Produkte von Herzgut stellen, auch die klassischen Molkerei-Produkte von Früh lingsjoghurt bis Butterkäse. Mit beson derer Spannung erwartete die Molkerei jüngst die Ergebnisse der Kostproben i hrer aktuellsten Neuheit: „Jovia, ein mit der Süße aus Stevia und Rüben gesüßter Joghurt, überzeugt durch seinen fruchtigleichten Geschmack – und das obwohl er im Vergleich zu herkömmlich gesüßten Joghurts mit 44 Prozent weniger Zucker Qualität von Herzgut: 100 Prozent Thüringer Milch von regionalen Erzeugern, tagfrisch verarbeitet 18 Ost thür inger Wir tschaf t · Apr il 2015 Rit a Weimann , H E R ZG U T L an dm olker ei e .G . auskommt“, so Rita Weimann. „Damit kom men wir gesundheitsbewussten Kunden entgegen, die Zucker meiden, aber trotz dem nicht auf den Genuss fruchtigen Joghurts verzichten wollen.“ Kundennähe und Regionalität sind Rita Weimann und ihren 100 Mitarbeitern be sonders wichtig. So kommt nicht nur die Milch ausschließlich von Bauern der Re gion. In der firmeneignen Verkaufsstelle kann man seine Milch selber zapfen und handgefertigte Schwarzataler Käsespezia litäten erwerben. Nach vorheriger Anmel dung können Besuchergruppen auch einen Blick in die Herstellung von Käse werfen. www.herzgut.de Sündige Belohnung: Bewährtes immer wieder neu entdecken „Pralinen sind die kleine Sünde, mit der man sich gern mal zwischendurch belohnt. Da denkt keiner an Gesundheit, da zählt vor allem der Genuss“, sagt Elvira Ortlepp mit einem Augenzwinkern über die Pro dukte, die täglich das Band im Schokola denwerk Berggold GmbH verlassen, deren Geschäftsführerin sie ist. Seit 1876 wird in Pößneck Schokolade hergestellt. Das Sortiment, hauptsächlich Pralinen und Fruchtgelees, hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum grundsätzlich verändert und ist doch immer wieder neu. „Große branchenverändernde Innovatio nen können wir als relativ kleines Unter nehmen nicht stemmen, aber unsere Kun den können sich jedes Jahr auf köstliche Neuerungen von Berggold freuen.“ Entwi ckelt werden sie im werkseigenen Labor, getestet von den eigenen Mitarbeitern. „Was uns nicht schmeckt, landet auch nicht in den Regalen der Supermärkte“, versichert Elvira Ortlepp. Geschafft haben es im vergangenen Jahr beispielsweise Punsch-Zapfen und Bratapfelgelee oder weihnachtliches Rum- und Marzipankon fekt sowie Fondanttaler in den Ge schmacksrichtungen Zitrone und Cassis. Den Test nicht bestanden hat beispielswei se das pflanzliche Süßungsmittel Stevia. Ehe aus einer Idee ein neues Produkt werden kann, muss sie jedoch außer dem „Geschmackstest“ noch weitere Hürden T it elt hema meistern: Kann es auf den vorhandenen Anlagen produziert werden? Welche In vestitionen sind ggf. notwendig? Sind die Rohstoffe am Markt verfügbar? Kann mit den anfallenden Kosten das gewohnte Preis-Leistungs-Verhältnis gewahrt wer den? So beeinflussen am Ende auch harte betriebswirtschaftliche Kriterien die Um setzung neuer Produktideen. Ideen für neue Kreationen gehen den Schokoladenexperten nicht aus. Impulse kommen von den Herstellern von Aromen und anderen Zutaten zum anderen aber auch von den Konsumenten – im haus eigenen Werksverkauf, auf Messen wie der „Grünen Woche“, per Internet und seit kurzem auch auf Facebook. Dieser Kon takt ist Elvira Ortlepp sehr wichtig, denn die Produkte müssen letztendlich den Weg in die Einkaufstaschen schaffen. „Wir fragen uns ständig, wo die Ent wicklung hingeht, wie wir neue Zielgrup pen erreichen können. Über den Verkaufs erfolg in den Lebensmittelmärkten ent scheidet neben dem guten Geschmack auch gute und gezielte Werbung. Wenn wir uns weiter am Süßwarenregal gegen große Konzerne behaupten wollen, müs sen wir auch dort immer wieder neue Made in Pößneck – gefragt weltweit: Fruchtgelees und Pralinen von Berggold Wege gehen“, ist sich Lisa Degenkolb, Ab teilung Marketing, sicher. Die Firma Berggold Pößneck beschäf tigt rund 100 Mitarbeiter und bildet zehn Azubis aus. Ihre Pralinen und andere Sü ßigkeiten schmecken nicht nur den Deut schen. Sie sind weltweit gefragt von Neu seeland bis Skandinavien. www.heinerle-berggold.de www.facebook.com/Schokoladenwerk. Berggold Spontan ein bisschen verrückt sein: Lebensgefühl als Kaufentscheidung Die „Werbung mit Sexappeal“ der Alten burger Brauerei fällt auf. „Soll sie auch“, so Bastian Leikeim, einer der Geschäfts führer des 144 Jahre alten Unternehmens. Dass sie nicht jedem gefällt, nimmt er in Kauf, auch die Kritik vom Werberat. „Wir wollen nicht Grenzen austesten oder gar überschreiten, sondern Lebensgefühl ver mitteln: Spontan etwas verrückt sein. Zum Team, das die Motive bewertet und aus wählt, gehören übrigens auch Frauen.“ Im Wettbewerb der Brauereien will er so vor allem bei jungen Kunden punkten. „Der durchschnittliche Biertrinker ist zwi Ehe aus einer Idee ein neues Produkt werden kann, muss sie außer dem „Geschmackstest“ noch weitere Hürden meistern. So beeinflussen am Ende auch harte betriebswirtschaftliche Kriterien die Umsetzung neuer Produktideen. El v ir a O r tlep p , S c h o kola d enwer k B er g g o ld G mb H Anzeige Gewerbebau mit System: wirtschaftlich, schnell und nachhaltig konzipieren bauen betreuen. www.goldbeck.de GOLDBECK Ost GmbH, Niederlassung Thüringen 99334 Amt Wachsenburg, Thöreyer Straße 1 Tel. 03 62 02 / 707-0 T it elt hema Bastian Leikeim: Werbung mit Sexappeal ist nicht jedermanns Geschmack, fällt aber auf. Wir wollen nicht Grenzen austesten oder gar überschreiten, sondern Lebensgefühl vermitteln: Spontan etwas verrückt sein. Der durchschnittliche Biertrinker ist zwischen 40 und 60 Jahre alt. Mit unserer Werbung wollen auch die 20 bis 40-Jährigen erreichen. B a s tian L eikeim , A lt enb ur g er B r au er ei G mb H PR-Info 20 Ost thür inger Wir tschaf t · Apr il 2015 schen 40 und 60 Jahre alt“, argumentiert er. „Wir wollen auch die 20 bis 40-Jähri gen erreichen.“ Bewusst haben sich die Altenburger Brauer gegen immer wieder neue Biersor ten und Biermischgetränke entschieden. Beim Aufwand für Entwicklung und Markteinführung könne das eher kleine Unternehmen nicht mit den großen An bietern mithalten, mit innovativer Wer bung aber seine Marktnische finden und sich als „Spaßmarke“ etablieren. Werbe träger sind nicht die Medien sondern Pla kate, die sowohl am Straßenrand als auch in den Getränkemärkten zu sehen sind. Anders als die Werbung ist die Qualität der sechs Altenburger Biersorten unum stritten. „Wir bereiten gerade die Zertifi zierung nach dem International Featured Standards, kurz IFS, vor“, unterstreicht Bastian Leikeim seinen Qualitätsanspruch. Mehrfache Prämierungen durch die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e. V.) und nicht zuletzt steigende Umsatz zahlen bestätigen das. Die Altenburger Brauerei GmbH ist im 100-prozentigen Besitz der Familie Lei keim. Rund 50 Mitarbeiter brauen jährlich etwa 145.000 Hektoliter Bier. Der größte Teil davon wird im Getränkeeinzelhandel in den neuen Bundesländern vertrieben. Besonders beliebt sind die Altenburger Biere im Raum Leipzig, Zwickau und Chemnitz. www.brauerei-altenburg.de
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