Pikmeerkruiser 48 OC Premier

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An
Qualität und Sicherheit:
Pikmeerkruiser 48 OC Premier
Kann eine Werft, wie „de Groot“ im friesischen Grou, auf mehr als ein halbes Jahrhundert
des Bestehens zurückblicken, dann kommt das nicht von Ungefähr. Bereits 2013 feierte der
Traditions-Stahlbootbauer sein fünfzigjähriges Jubiläum. Heute, wie auch zu Gründerzeiten,
als die Werft noch in den Kinderschuhen steckte, werden Pikmeerkruiser komplett unter einem
Dach gebaut. Das garantiert den Vorteil schneller und kurzer Wege in Sachen Kommunikation
und sichert stets die totale Kontrolle übers Produkt. Ganz im Sinne der Wünsche des Kunden.
Claus D. Breitenfeld hat sich das Modell „48 OC Premier“ einmal näher angesehen.
K
eine Frage, dass sich die Produktions-Methoden von
einst gewandelt haben, denn Tradition hin oder her,
wer heute in einem hart umkämpften Markt bestehen
will, der muss mit der Zeit gehen, deren Zeichen erkennen. Da macht auch Jachtwerf B. de Groot keine
Ausnahme. In der modernen Produktion werden zur Zeit Schiffe
der Längen von zwölf bis 14,50 Metern in drei verschieden Kategorien gebaut: Als offene Plicht, mit Achterkajüte und die Flybridge-Version. Die beiden erstgenannten Varianten splitten sich,
bezogen auf die Abmessungen, jeweils in fünf Varianten. Die Flybridge-Abteilung hingegen in vier. Unterm Strich stolze 14 Modelle, die samt und sonders nach Kundenwunsch gefertigt und ausgestattet werden. Custom-Build der feinsten Art. Das Flaggschiff
der hier vorgestellten offenen Plicht-Versionen ist fraglos der neue
Pikmeerkruiser „48 OC Premier“.
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Mit einer Vielzahl von optischen Änderungen, wie unter anderem der Fensterpartie im Salon, das gerundete Salondach oder der
ansprechend rund geformte Spiegel, folgt dieser Entwurf dem Pikmeerkruiser „13,50 OK“ auf vortrefflichste Weise. Hinzu kommt
die technische Anpassung dieses Bootes an Bedingungen, die
während der Fahrt über offene See herrschen und daher unausweichlich sind, um der CE-Zertifizierung der Klasse „B“, außerhalb
von Küstengewässern, gerecht zu werden, was im Klartext bedeutet, mit Windstärken von bis zu acht Beaufort und Wellenhöhen
bis zu vier Metern Höhe klar zu kommen. Dass bei dieser Schiffskategorie die Installation hydraulischer Stabilisatoren ohne
Schwierigkeiten realisiert werden kann, ist eigentlich so selbstverständlich wie die Tatsache des dadurch noch komfortableren Reisens durch weitgehendste Eliminierung übermäßiger Rollbewegungen.
4/2014 WasserSport
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Elegant vom Hardtop bis zur
Wasserlinie, so präsentiert sich
der Pikmeerkruiser 48 OC.
Fotos: Breitenfeld/Werft
Gediegenen Luxus in gepflegtem Ambiente
spiegelt der Salon wider.
Die Dinette an Stb.
Fahreigenschaften
CE-Kategorie hin, Testrevier her, man kann nicht alles haben.
Für unseren Probeschlag mussten wir aus Zeitgründen im Binnenrevier mit dem Prinses Margrietkanaal vorlieb nehmen. Dennoch
gehen wir davon aus, dass bei einer See-Zertifizierung kaum jemand so töricht sein würde, seine Kundschaft aufs offene Wasser
zu verabschieden, ohne vorher die Eignung der Schiffe für diese Kategorie auf Herz und Nieren geprüft zu haben . Darüber hinaus,
schließlich steht über allem eine Kommission, die verantwortlich
für die Qualifikation der Schiffe zeichnet.
Sei’s drum, die vom Chronisten eruierten Messwerte können
sich allemal sehen lassen, wird dabei bedacht, dass sich die Fahrversuche bei einer Wassertiefe von gerade `mal 1,5 bis drei Meter
unter dem Kiel abspielten. Draußen, „in der großen Freiheit“, ist
fraglos noch das eine oder andere „km/h-chen“ mehr drin.
Die Abstimmung von Maschine und Propeller passte ziemlich
genau, der Drehzahlmesser signalisierte 2.600 U/min. Vetus-Deutz
billigt seinem Ladeluft gekühlten, turboaufgeladenen Diesel-Reihen-Sechszylinder vom Typ „DT66“ 2.500 U/min zu. Die vernachlässigbare Differenz von 100 U/min buchen wir auf die Seite Kalibrier-Toleranz. Und auch dem Einsatzwillen und Wirkungsgrad des
vierblättrigen, linksdrehenden, 24 x 17“-Bronzepropeller, tat’s keinen Abbruch. Aus ruhender Position schoben die 125 Kurbelwellen-kW (170 PS) das Testgewicht von stolzen 21 Tonnen nach einer
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Der perfekte Streuerstand mit dahinterliegender
Pantry/Dinette-Sektion.
Schiffiges, geräumiges Cockpit.
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Die Vorschiffskabine des Eigners.
Der Eingang in die achterliche Unterflurkabine im Cockpit.
Zwei vollwertige Schlafplätze in der Unterflurkabine achtern.
Die Pantry an Bb.
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knappen halben Minute mit immerhin 16,9 km/h (9,1 kn)
durchs Wasser, ohne dabei übermäßigen Schwell am Ufer zu veranstalten. Unter diesen Vorzeichen das Ruder hart gelegt, 6,5
Umdrehungen von Seite zur Seite, bleibt der Drehkreisdurchmesser deutlich unter zwei Bootslängen, sowohl nach Stb. als
auch Bb.
Doch wer will schon mit Fullspeed einen Kanal entlangheizen?! Vor allem schon deshalb nicht, weil’s nun wirklich keinen
Sinn macht, für eine Handvoll Stundenkilometer exorbitant viel
Sprit zu verblasen. Ergo, 1.000 U/min runter und schon sind wir
da, wo’s kommode Wasserwandern Spaß macht. Exakt 12 km/h
(6,5 kn), erlaubte Kanalgeschwindigkeit. Die absolute „Schokoladenseite“ allerdings eröffnet sich mit 1.400 U/min über Bb. In
Tateinheit mit dem auf 35° nach jeder Richtung einzuschlagendem Ruderblatt, reduziert sich der Drehkreis auf unter eine
Bootslänge.
Ein weiteres, erwähnenswertes Schmankerl in Sachen Ruderanlagen-Konzept, sind die in die Steuerung integrierten Ölventile. Sie verhindern, dass sich das Ruderblatt während der Fahrt
durch den Wasserdruck nicht von selbst verstellt, wenn es am
Steuerstand freigegeben wird. Darüber hinaus sind die Ventile
auch manuell bedienbar.
Vorsätzlich wird wohl kein Eigner darauf aus sein, zu testen,
welchen Belastungen der Rumpf seines Schiffes gewachsen ist.
Trotzdem, sollte es mal zur Grundberührung kommen, auch dagegen hat die Werft Vorsorge getroffen. Es passiert so gut wie
nichts, denn der lang durchgezogene Kiel samt „Schwein“ überzeugt mit einer Stärke von 15 (!) Zentimetern und hält so manchem Stoß stand.
Und da gibt es noch einen weiteren Sicherheitsaspekt, der bei
jedem Pikmeerkruiser im Testcheck abgespult wird, nämlich der
Notstopp. 2.400 U/min, fast voll voraus, 16,2 km/h (8,7 kn).
Festhalten – voll auf zurück. Der „48 OC Premier“ nickt kurzfristig würdevoll mit dem Bug und quittiert die Aktion mit Stillstand
nach nur rund einer Bootslänge. Die Frage, die sich dem Tester
dabei stellt ist, was geschieht, würde zum Beispiel die Antriebswelle solch eine Tortur nicht überstehen, sich nach achtern verabschieden? Die Antwort der Werft: „Besser uns passiert das, als
einem Eigner“. Mehr Vertrauen kann man eigentlich nicht in
sein Produkt investieren!
Ausstattung und Verarbeitung
Bei einem Basispreis von knapp 380.000 Euro dürfen Eigner
nicht nur Top-Qualität erwarten, sie bekommen sie auch. Custom-Build ist ebenso selbstverständlich wie stets ein offenes Ohr
für machbare Wünsche des Kunden. Handwerkliche Präzision,
nur die besten Werkstoffe und der Einsatz modernster Techniken, all das lässt einen Pikmeerkruiser zu dem werden, was erwartet wird, ein unverwechselbarer Eyecatcher, gefertigt von
Spezialisten, die ihr Handwerk verstehen – seit einem halben
Jahrhundert – und das inzwischen mehr als 500 Mal.
Es würde den zur Verfügung stehenden Platz dieses Tests
sprengen, versuchte man jedes Ausstattungsmerkmal im Detail
zu beschreiben. Jeder Pikmeerkruiser stellt quasi ein Unikat dar.
Wir empfehlen daher dem geneigten Leser die begleitenden
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Technische Daten
Illustrationen auf sich wirken zu lassen, unterstützt von globaler Erläuterung des Einrichtungskonzeptes.
Unschwer zu erkennen, Dreh- und Angelpunkt ist der Salon mit integriertem, absolut
auf dem neuesten Stand der Technik und Ergonomie angesiedeltem Steuerstand an Bb.,
Recaro-Sitz, elektrische Schaltung, hydraulischer Bug- und Heckschrauben-Bedienung
samt Ruderanlage. Von hier aus hat der Rudergänger die totale Übersicht und Manövrierhoheit. Raumgefühl der Extraklasse
stellt sich hingegen ein, verschmelzen durch
das Öffnen der schweren vierflügeligen Tür
zum Cockpit beide Bereiche zu einer Einheit.
Wer’s auf die Spitze treiben möchte, der bedient sich des fernsteuerbaren Autopiloten
und manövriert vom Freisitz aus sein
schwimmendes Domizil. Für Motorraumchecks werden die Bodenplatten im Salon
geöffnet.
Auf den ersten Blick nur schwer auszumachen, der Zugang zur vollwertigen Gästekabine mit zwei Einzelbetten im achterlichen
Unterflurbereich, mittig zwischen der Cockpitsitzbank. Das Gegenstück, die des Eigners,
wurde traditionell im Vorschiff platziert, Dusche und WC jeweils getrennt eingerichtet.
Sich daran anschließend backbords die Pantry und gegenüber die Dinette-Sektion, alles
in allem in sauberster Kirschholz-Verarbeitung mit massiven Kanten. Im Außenbereich von Cockpit und den breiten Gangbords kommt Teak zum Einsatz. Dass bei
einem Schiff dieser Größenordnung kein
Gedanke an Stauprobleme verschwendet
wird, Annehmlichkeiten wie Waschmaschine, Thermo-Verglasung, vollwertige Pantry,
superstabile, zweireihige, ovale Reling etc. zu
voraussetzbaren Standards bzw. Ergänzungen aus der Optionsagenda gehören, muss
nicht extra betont werden.
Herstellerland: Holland
Werft: Pikmeerkruiser Grou, Jachtwerf
B. de Groot B.V., Oedsmawei 2, NL-9001
ZJ Grou, Tel.: 0031-(0)-566-621719,
www.pikmeerkruiser.nl
Boot:
Länge ü. A. (m): 14,25
Breite ü. A. (m): 4,45
Tiefgang ca. (m): 1,20
Freibord ca. (m): 1,35
Höhe ü. WL ca. (m): 2,65
Kabinenhöhe (m): 2,05
Testgewicht ca. (kg): 21.000
Baumaterial: Stahl
Motorisierung Test kW (PS): 125 (170)
Motorisierung von – bis kW (PS):
Option, auch Doppelmotorisierung
Motorenart: Diesel-Innenborder
Antriebsart: Welle, Ø 45 mm
Kraftstofftank (l): 2 x 450
Frischwassertank (l): 2 x 450
Fäkalientank (l): 350
Schlafplätze: 4 Standard, bis 8 möglich
Kabinen: 1 + Salon Standard, 2 – 3
Option
CE-Kat.:B/ 10 Pers.
Preis Testboot €: 525.000,Preis ab €: 378.500,-
Die Sanitärbereiche splitten
sich in WC und Dusche.
Standardausstattung, Auszug aus
Liste: Polierter VA-Anker mit Handankerwinsch, Notpinne, Landanschluss,
230-V-Boiler 60 l, Raymarine i70, Bugschraube, E-Toilette, Warmluftheizung,
komplette Pantry, getönte Sicherheitsglasfenster 6 mm, Mahagonimast, Automatik-Feuerlöschanlage, Cabrio-Plichtpersenning, Korkisolierung, Dusche
und Toilette separat, Deckenpaneele in
Sky-Leder, Mahagoni-Plichttür, Teak auf
Plichtboden, Lackierung nach Wahl,
Antifouling
Messwerte:
Geschwindigkeit / Lautstärke
Der Maschinenraum unter dem
Salonboden.
Zusammenfassung
Der Pikmeerkruiser 48 OC Premier überzeugt bereits auf den ersten Blick durch sein
elegantes, schnörkelloses, zeitlos schönes Erscheinungsbild. Unverkennbar mehr die Affinität zu südländischem Flair, denn holländischem Traditions-Schiffsbau. Perfektion,
Qualität und Sicherheit bis ins kleinste Detail, das sind die vorrangigsten Prioritäten,
die sich de Groot auf seine Fahnen geschrieben hat. Ein Besuch dieser Werft ist jede Anreise wert.
Claus D. Breitenfeld
WasserSport 4/2014
Testmotorisierung:
Hersteller/Typ: Vetus-Deutz / DT66
Leistung Propeller kW(PS): 120 (163)
Kraftstoffart: Diesel
Propeller: 24 x 17“, 4-Blatt, Bronze,
linksdrehend
Die seitlichen Cockpit-Tritte
verschwinden in der Wegerung.
U/min
800(1
1.000
1.200
1.400
1.600(2
1.800
2.000
2.200
2.400
2.600(3
km/h
7,4
8,8
10,3
11,3
12,0
14,1
14,9
15,6
16,2
16,9
(kn)
(4,0)
(4,8)
(5,6)
(6,1)
(6,5)
(7,6)
(8,0)
(8,4)
(8,7)
(9,1)
dB(A)(4
58
60
61
63
65
67
69
69
72
73
Testparameter: (1 = niedrigste Drehzahl, Getriebe eingekuppelt; (2 = ökonomische Marschfahrt, Kanalgeschwindigkeit; (3 = Volllast; (4 = gemessen am
Steuerstand inkl. Wind- und Wassergeräusche; nach ca. 25 sec. aus ruhender
Position Vmax; Wind- und Wasser: 0 –
1; Drehkreise in Bootslängen voraus
und nach achtern über Stb. und Bb. 0,8
– 1,5; Ruderumdrehungen 6,5 von Seite
zu Seite.
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