Wahlprogramm des Landesverbands Bremen der Alternative für

Landesverband Bremen
Wahlprogramm 2015
AfD Landesverband Bremen
Am Wandrahm 1
28195 Bremen
Alternative für Deutschland in Bremen
2015-05-04_AfD-Bremen_Wahlprogramm-2015_V2.6-3.docx
Nota: Der besseren Lesbarkeit halber haben wir in diesem Wahlprogramm
auf emanzipatorisch korrekte aber umständliche Bezeichnungen verzichtet.
Männliche Bezeichnungen gelten immer auch für das weibliche Geschlecht
und umgekehrt, solange nicht die geschlechtliche Identität eindeutiger Inhalt
der sachlichen Aussage ist.
Alternative für Deutschland in Bremen
I
Inhalt
1. Bildung, Familie und Soziales ......................................................
3 1.1 Bildung ..............................................................................
1.1.1 Vorschulische Erziehung .....................................
1.1.2 Schulische Bildung ..............................................
1.1.3 Berufliche und universitäre Ausbildung ...............
1.1.4 Bildung ist Sache der einzelnen Staaten.............
1.1.5 Sport und Schulsport ...........................................
3 3 4 7 7 8 1.2 Familie und Zusammenleben ...........................................
1.2.1 Familie .................................................................
1.2.2 Gleichgeschlechtliches Zusammenleben ............
1.2.3 Gender.................................................................
1.2.4 Menschen mit Beeinträchtigungen ......................
1.2.5 Perspektive im Alter .............................................
9 9 10 11 11 12 1.3 Gesundheit........................................................................
1.3.1 Die ärztliche Versorgung durch
Krankenhäuser ....................................................
1.3.2 Die ärztliche Versorgung der kommunalen
Krankenhäuser ....................................................
13 13 Soziales ............................................................................
1.4.1 Arbeitsmarkt ........................................................
1.4.2 Kindeswohl ..........................................................
1.4.3 Obdachlosigkeit ...................................................
1.4.4 Wohnen ...............................................................
14 15 15 16 16 Finanzen und Wirtschaft ..............................................................
19 2.1 Finanzen ...........................................................................
19 2.2 Wirtschaft ..........................................................................
22 2.3 Verkehr und Infrastruktur ..................................................
2.3.1 Die aktuelle Planungslage ...................................
2.3.2 Die Rahmenbedingungen für ein
ausgeglichenes Straßenverkehrskonzept ...........
2.3.3 Überregionale Anbindung von Bremen ...............
25 25 26 26 Energie..............................................................................
2.4.1 Erzeugung ...........................................................
2.4.2 Fracking und Biogasanlage .................................
27 28 28 1.4 2 2.4 Alternative für Deutschland in Bremen
14 II
2.4.3 2.4.4 2.4.5 Speicherung ........................................................
Transport .............................................................
Erblasten .............................................................
28 28 28 2.5 Umwelt ..............................................................................
29 2.6 Tourismus .........................................................................
31 2.7 Digitalökonomie ................................................................
2.7.1 Einsatz quelloffener Software für alle
Verwaltungsaufgaben ..........................................
2.7.2 Unabhängigkeit von auf dem Markt
befindlicher möglicherweise manipulierter
Hardware .............................................................
2.7.3 Förderung von Ende-zu-EndeVerschlüsselung ..................................................
2.7.4 Die Bremischen Dokumente der
Stadtgeschichte ...................................................
31 2.8 3 33 34 34 34 Verbraucherschutz und Freihandelsabkommen ...............
35 Innere Sicherheit ..........................................................................
37 3.1 Prävention / Resozialisierung ...........................................
38 3.2 Konsequenter Umgang mit jugendlichen Straftätern ........
38 3.3 Konsequente Verfolgung von Straftaten ...........................
39 3.4 Organisierte Kriminalität ...................................................
39 3.5 Rückführung straffällig gewordener Ausländer .................
40 3.6 Verbesserung des Schutzes von Gesundheit und
Leben von Mitarbeitern der Sicherheitsbehörden .............
40 Besserer Schutz von älteren und körperlich-/ geistig
eingeschränkten Menschen ..............................................
41 3.8 Sachgerechte Tierhaltung .................................................
41 3.9 Effektive Bekämpfung von Menschenhandel und
Zwangsprostitution............................................................
41 3.10 Gewährleistung einer effektiven Arbeit der
zuständigen Behörden ......................................................
42 3.11 Abschreckung durch bedarfsorientierte VideoÜberwachung ....................................................................
43 3.12 Bekämpfung von Links- und Rechtsextremismus,
Rassismus und Deutschlandfeindlichkeit .........................
44 3.13 Bekämpfung des religiösen Extremismus ........................
45 3.7 Alternative für Deutschland in Bremen
III
4 5 Integration und Zuwanderung ......................................................
46 4.1 Kanadisches Modell ..........................................................
46 4.2 Religiöse Ausübung ..........................................................
47 4.3 Organisation......................................................................
48 4.4 Pädagogische Aufbereitung Welterfahrung ......................
48 4.5 Einwanderer für Deutschland ...........................................
49 4.6 Multikulturalismus und Nation ...........................................
49 Lebendige Demokratie .................................................................
51 5.1 Informationsfreiheit und Transparenz ...............................
52 5.2 Neue Wege und Finanzierung im Kampf gegen
Extremismus .....................................................................
52 Abschaffung des parlamentarischen
Einspruchsrechts in Finanzfragen ....................................
53 Abschaffung einer verpflichtenden
Mindestwahlbeteiligung bei Volksentscheiden .................
54 Direktwahl und Stärkung des Präsidenten des
Landesrechnungshofes ....................................................
54 5.6 Gestaltungsbeirat ..............................................................
55 5.7 Friedenspolitik ...................................................................
55 Schlusswort..................................................................................
57 5.3 5.4 5.5 6 Alternative für Deutschland in Bremen
IV
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 1 von 57
Präambel
In schwierigen Zeiten steht die Eigenständigkeit des Landes Bremen auf
dem Prüfstand. Das Bundesland Bremen ist geprägt durch den hanseatischen Kaufmannsgeist in der Landeshauptstadt Bremen und durch die modernen Hafenanlagen der Schwesterstadt Bremerhaven.
Während die Eurokrise die Warenumschläge in den Bremer Häfen weiter
sinken lässt, erreicht die Verschuldung in unserem Bundesland immer neue
Rekordstände und gefährdet unsere Fähigkeit, Bremen und Bremerhaven
aktiv zu gestalten.
Die SPD regiert Bremen ununterbrochen seit nunmehr 68 Jahren mit wechselnden Koalitionspartnern. Wir in der Alternative für Deutschland finden,
dass es nun an der Zeit ist, die Verhältnisse zu ändern und den Blick in die
Zukunft zu richten.
Umso enttäuschender ist es, mitzuerleben, wie die verkrusteten Strukturen
Bremen in seiner Entwicklung hemmen. Die Arbeitnehmer sind mittlerweile
auf zweifache Weise Opfer: durch die steigende Steuer- und Abgabelast
einerseits, und durch die immer länger werdenden Arbeitstage, weil immer
weniger Menschen immer mehr Arbeit erledigen müssen.
Die Alternative für Deutschland in Bremen will sich rückbesinnen auf die
Menschen und Familien, auf die mittelständischen Betriebe und Familienunternehmen, für die wir Politik machen. Gleichzeitig wollen wir nach vorne
schauen und die Herausforderungen einer komplexen Welt annehmen und
für uns nutzen.
Wir müssen uns den Altlasten der sozialdemokratischen Politik in Bremen
stellen:
Indem wir nicht akzeptieren, dass Bremer Schüler den Anschluss verpassen,
indem wir die Verschuldung unseres Landes abbauen,
indem wir die viel zu hohe Kriminalität in Bremen bekämpfen,
indem wir für bezahlbares Wohnen sorgen und
indem wir daran arbeiten, dass unsere Städte wieder sauberer und lebenswerter werden.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 2 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Die Alternative für Deutschland tritt dafür ein, dass wir Bremer uns auf unsere Stärken besinnen:
Wir leben vom Verkehr und müssen unsere Infrastruktur stärken, anstatt
Verkehr zu behindern. Wenn uns das gelingt, können wir Arbeitsplätze
schaffen und soziale Probleme angehen. Unsere Universität und die Bremer
Hochtechnologie sind für den Wettbewerb fit zu halten, als weltoffenes und
kulturell aktives Bundesland müssen wir den Tourismus ausbauen.
Unser Programm zur Bürgerschaftswahl 2015 wurde in diesem Geiste erstellt:
Wir sind stolz auf die historischen Wurzeln unserer Hansestadt,
wir verschließen nicht die Augen vor den Altlasten einer 68-jährigen politischen Monokultur, und wir wollen Bremen fit machen in Zeiten der Schuldenbremse, um Handlungsspielräume zu erhalten.
Dafür brauchen wir Mut zur Wahrheit.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
1
Seite 3 von 57
Bildung, Familie und Soziales
Die Sozialpolitik mit ihrer elementaren Komponente Bildung ist der Alternative für Deutschland ein besonderes Anliegen. In der Schulbildung wird im
Land Bremen mit hohem finanziellen Einsatz regelmäßig im Bundesvergleich der letzte Platz erreicht. Der soziale Zusammenhalt in unseren beiden
Stadtgemeinden ist auch im Großstadtvergleich desaströs.
1.1
Bildung
Die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen und das wirtschaftliche und
soziale Gedeihen unseres Bundeslandes werden durch den Erfolg oder
Misserfolg unserer Bildungspolitik unmittelbar beeinflusst. Dabei muss Bildung vielfältigen Anforderungen gerecht werden: Neben der klassischen
Erklärung von Wissen sind dies die Vermittlung unserer gemeinsamen Werte, die Vorbereitung auf die Anforderungen des Berufslebens und die Erziehung zu mündigen Bürgern.
In mehr als sechs Jahrzehnten sozialdemokratischer Bildungspolitik hat
man die Vielfalt der Anforderungen vernachlässigt und der Vermittlung von
bestimmten „Werten“ höchste Priorität eingeräumt. Wir bemängeln nicht nur,
dass die vermittelten Werte oftmals ideologisch und weltanschaulich geprägt sind, sondern vor allem auch die leichtfertige Geringschätzung von
Wissen und die Missachtung der Anforderungen unserer Wirtschaft, die unter einem Mangel an qualifizierten Bewerbern leidet.
Die Alternative für Deutschland in Bremen wird der Behebung der Bildungsmisere in unserem Bundesland hohe Priorität einräumen.
1.1.1 Vorschulische Erziehung
Grundsätzliches Ziel der frühkindlichen Erziehung ist es, Kinder schulfähig
zu machen.
Unter Berücksichtigung der frühkindlichen Lernformen Spielen, Arbeiten,
Forschen, Erfinden, Gestalten und Experimentieren sind Lernfähigkeit und
Lernbereitschaft zu fördern und die Kinder ohne übermäßigen Zeit- und Leistungsdruck auf die Schule vorzubereiten.
Daher muss Erziehung vor allem Aufgabe der Familien sein. Sollten diese
auf Grund der gegebenen Lebensumstände nicht fähig sein, ihre Aufgabe
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 4 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
adäquat wahrzunehmen, sollen sie durch das Angebot staatlich finanzierter
Krippen und Kindergärten unterstützt werden.
Die Krippen und Kindergärten müssen als Ort der Integration von Kindern
aus Familien mit Migrationshintergrund dienen. Es ist zu prüfen, ob auch die
Integration der Eltern über deren Mitarbeit gelingen kann.
Für den vom Staat geförderten Kindergartenbereich fordern wir einen Rat,
der kontrolliert, berät und bei Nichteinhaltung von definierten Mindeststandards finanzielle Zuschüsse streicht. Diese Aufsicht soll sich aus den lokalen pädagogischen Fachkräften aus Kindergärten und Grundschulen zusammensetzen.
Deutsch muss die zugrundeliegende Verkehrssprache im Kindergarten sein,
um die Barrieren zwischen den unterschiedlichen Sprachen der Kinder zu
überbrücken.
Insofern sind wir gegen die Forderung der derzeitigen Bremer Senatorin für
Bildung und Erziehung, die die einzelnen unterschiedlichen Sprachen der
jeweiligen Herkunftsländer in Kitas fördern möchte.
1.1.2 Schulische Bildung
Wir wollen unsere Jugend zu mündigen und verantwortungsbewussten
Menschen erziehen. Wir wollen eine Stärkung der Eltern und der Lehrerschaft gegenüber der rot/grün kontrollierten Schulbürokratie, um die ideologiegebundene Parteipolitik an unseren Schulen zu beenden. Wir wollen,
dass unseren Kindern ein positiver Bezug zu Deutschland, seiner Kultur und
unseren demokratischen Traditionen vermittelt wird.
Wir als Alternative für Deutschland wollen eine gemeinwohlorientierte Politik, die sich auch in der Erziehung und Bildung widerspiegelt.
Ein friedliches, respektvolles Miteinander setzt ein Gemeinschaftsgefühl aller Menschen unserer Gesellschaft voraus. Eine Politik, welche sich am
Gemeinwohl orientiert, muss demnach von Bürgern getragen werden, die
eine positive Haltung zur deutschen Geschichte, Tradition und Kultur innehaben. Dazu brauchen wir in der Pädagogik eine Hinwendung zur deutschen Identität, die unserer Jugend Orientierung und Halt in ihren vielfältigen Lebenssituationen vermittelt.
Die bisherige Schulpolitik unter der Führung der Sozialdemokratie hat zu
einer Absenkung der Erziehungs- und Bildungsqualität geführt, das ErgebAlternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 5 von 57
nis ist eine zusätzliche Spaltung in unserer Gesellschaft. Am kulturellen Leben und wirtschaftlichem Erfolg Bremens können nur Wenige teilhaben, da
eine entsprechende Ausbildung oft nur auf Privatschulen oder außerhalb
Bremens erlangt werden kann. Einem Großteil der Bremer Bevölkerung ist
dies verwehrt.
Daher fordern wir:
 Kleine Klassenverbände, damit jedes Kind seinen individuellen
Begabungen entsprechend gefördert werden kann.
 Den Erhalt eines gegliederten und durchlässigen Schulsystems.
 Gymnasien, die die Studierfähigkeit von Abiturienten an allen
deutschen Universitäten gewährleisten.
 Eine Stärkung der Realschulen, damit Ausbildungsplätze in
Bremen mit ausreichend qualifizierten und sozial kompetenten
Bewerbern besetzt werden können. Die berufliche Bildung ist
statt des Akademisierungswahns durch gute duale Ausbildung zu
fördern.
 Die Überarbeitung der Lehrpläne im Sinne eines positiven Zuganges zu Deutschland und der Eröffnung einer Teilhabe breiter
Bevölkerungskreise an den Wirtschafts- und Kulturwerten unseres Landes.
 Einen gerechten Wettbewerb zwischen staatlichen Schulen und
solchen in privater Trägerschaft. Jedem Kind soll unabhängig
von der Schulwahl die gleiche finanzielle Ausstattung zustehen.
Die Eltern sollen durch das Instrument der Schulwahl über die
Fortentwicklung im Schulwesen mitentscheiden können.
 Eine bedarfsgerechte Lehrerausbildung. Diese soll im Sinne des
bewährten dualen Systems ab dem ersten Semester in enger
Zusammenarbeit zwischen den Einzelschulen und den Universitäten stattfinden. Angehende Lehrer müssen auch die Berufswirklichkeit außerhalb des Bildungssystems in Form von Betriebsvolontariaten kennenlernen, sofern sie aus sozioökonomischen Gründen nicht selbst in der Berufswelt tätig gewesen waren.
 Eine angemessene Vertretungsregelung für Lehrer, die in Weiterbildung sind. Weiterbildung sollte auch in unterrichtsfreien Zeiten erfolgen.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 6 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
 Die Abschaffung des Kooperationsverbots zwischen Bund und
Ländern. Nirgendwo klafft die Gesetzgebung in den einzelnen
Bundesländern so auseinander wie in der Bildungspolitik. Der
Umzug mit schulpflichtigen Kindern innerhalb Deutschlands ist
nicht nur für Bremer Familien eine Herausforderung geworden.
Daher ist die Angleichung der Lehrpläne hinsichtlich der Anforderungen inhaltlich an die höheren süddeutschen Standards geboten.
 Eine stärkere Gewichtung des Faches Deutsch. Eine souveräne
Anwendung der deutschen Sprache durch alle Bürger in einem
souveränen Land, das seine Sprache auch in Europa wahrt, ist
das Ziel.
 Mehr Übungsphasen in den kognitiven Fächern.
 Eine größere Themenvielfalt des Geschichtsunterrichts: Die demokratischen Traditionen Deutschlands des 18. und 19. Jahrhunderts sind angemessen zu behandeln.
 Die Wertigkeit musischer und naturwissenschaftlicher Fächer
muss betont werden, um die Entwicklung manueller Fertigkeiten
zu befördern. Darüber hinaus haben die musischen Fächer eine
Ausgleichsfunktion, innerhalb des Unterrichtsablaufs und der gesellschaftlichen Integration.
 Geregelte Abläufe, Ordnung und klare Verhaltensvorgaben zur
Zielerreichung. Das Untergraben der Lehrerautoritäten durch die
Politik schadet der Wissensvermittlung. Dies gilt vor allem für die
Einübung demokratischer Arbeitsweisen und Verhaltensnormen.
 Einheitliche Schulkleidung, die das Gemeinschaftsgefühl stärkt,
die Solidarität unter den Schülern fördert und die Ausgrenzung
durch Markenkleidung verhindert.
 In Bremen muss zum bewährten neunjährigen Abitur zurückgekehrt werden. Führende Pädagogen haben die Fehlentwicklung
der achtjährigen Ausbildung unter Beweis gestellt und kommentiert.
 Keine finanzielle Schlechterstellung von Schulen in privater Trägerschaft. Die Wahlfreiheit ist zu erhalten. Die lange Tradition der
Schulen in freier Trägerschaft und die besonderen Leistungen,
wie z.B. die der Tobias-Schule, müssen anerkannt werden.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 7 von 57
1.1.3 Berufliche und universitäre Ausbildung
Der Weg der Universität Bremen zu einer ausschließlich technischen Universität muss zurückgeführt werden. Die Geisteswissenschaften dürfen dem
Drittmittelwahn nicht geopfert werden.
Wir fordern die Rückabwicklung des Bologna-Modells mit seinen Akkreditierungsagenturen. Das Humboldtsche Bildungsideal ist aufrecht zu erhalten.
Wir fordern die Möglichkeit zur Rückkehr zu bewährten Studienabschlüssen
wie Magister, Staatsexamen und Diplom. Der Universität und den Hochschulen soll es überlassen bleiben, diese Studiengänge anzubieten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das Bachelor- und Mastersystem europaweit und
selbst im deutschen Vergleich Studienanerkennungen schwieriger gemacht
hat.
Das Studium im EU-Ausland ist heutzutage erschwert, da die Anrechnung
der Studienleistungen so unsicher wie nie ist. Diese Möglichkeit sollte jedoch allen Studenten eröffnet werden, auch wegen der sozialen Gerechtigkeit.
Juniorprofessuren sind nicht notwendig, wenn die professorale Ausstattung
der Lehre die klassische Habilitation einschließt und die Forschung und eine
verpflichtende Lehre selbstverständlich wird.
Wir fordern BAföG für alle Studenten, soweit sie ihr Studium in der Regelzeit
abschließen.
Wir fordern die Abschaffung des Numerus Clausus an den Universitäten
und statt seiner einen standardisierten Eingangstest für diejenigen Studiengänge, bei denen die Bewerberanzahl die Kapazitäten der Universität überschreitet.
Die Jacobs-Universität muss sich künftig ohne dauerhafte Finanzierung
durch das Bundesland Bremen behaupten können. Das Land Bremen hat
keinen unmittelbaren Vorteil durch die Ausbildung auswärtiger Studenten
der JU.
1.1.4 Bildung ist Sache der einzelnen Staaten
Europa ist ein Kontinent vieler Kulturen, welche sich in den unterschiedlichen Staaten verwirklicht haben und weiterentwickeln. Statt die Nationen
multikulturell aufzulösen, besteht die wahre kulturelle Vielfalt Europas in
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 8 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
seinen Nationen. Erziehung und Bildung, vom Kindergarten bis zur Universität, sollen in den Händen der Einzelstaaten verbleiben.
Einzig in einem Europa der Vaterländer hat auch ein Bundesland Bremen
einen historischen Sinn und eine zukünftige Existenzberechtigung.
1.1.5 Sport und Schulsport
Sportliche Betätigung stärkt nicht nur die physische sondern auch die psychische Fitness und Beweglichkeit. Der Sport entwickelt in besonderem
Maße die Sensibilität für einen gesunden Lebensstil. Darüber hinaus ist er
identitätsstiftend, fördert die Persönlichkeitsentwicklung und vermittelt soziale Kompetenzen wie Fairness, Teamgeist, Respekt, Toleranz, gesunden
Ehrgeiz und Verantwortungsbewusstsein. Leider nimmt die Zahl an Kindern
mit Bewegungsmangel, Übergewicht oder solchen, die nicht mehr schwimmen können, zu. Stattdessen wird zunehmend an neuen technischen Geräten gespielt, anstatt wirklich Sport zu treiben.
Laut Lehrplan sind drei Stunden Schulsport wöchentlich vorgesehen. Gerade im Primarbereich, wo die Weichen für einen gesunden Lebensstil gestellt
werden, findet der Schulsport nur zweistündig statt und wird zu einem Großteil von fachfremden Personal erteilt. Wir fordern daher, bereits ab der
Grundschule mindestens drei Stunden Schulsport pro Woche anzubieten
und auf Konzepte der „bewegten Schule“ zu setzen.
Es ist generell für eine verstärkte spielerische Wettbewerbskultur an den
Schulen zu sorgen. Schüler haben die Chance, in ihren starken Domänen
mit Begeisterung tätig zu sein und unmittelbare Rückmeldung zu erhalten,
indem sie sich mit anderen Schülern/Schulen messen.
Die gesellschaftlich relevanten Sportvereine sind in ihrer Arbeit nicht zu behindern. Die Requirierung von Turnhallen für sachfremde Zwecken hat zu
unterbleiben.
Die öffentliche Bäderkultur in Bremen und Bremerhaven ist aufrecht zu erhalten. Der sogenannte Bremer Bäderplan ist Ausdruck einer jahrzehntelangen Verwahrlosung.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
1.2
Seite 9 von 57
Familie und Zusammenleben
1.2.1 Familie
Wir wollen eine Politik, die gute Voraussetzungen für die Entwicklung familiärer Bindungen schafft.
Viele Familien sind aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation dazu gezwungen, für die Erziehung ihrer Kinder eine Kita oder Ganztagsschule zu nutzen, auch wenn sie sich vielleicht mehr Zeit mit ihren Kindern innerhalb der
Familie wünschen. Dies betrifft vor allem Alleinerziehende und Einwanderer.
Eltern-Kind-Bindungen brauchen viel Zeit, Pflege und Engagement. Deshalb
wollen wir eine Gestaltung von Kita und Schule in einer breiten Zusammenarbeit mit Eltern erreichen, die die familiären Bindungen stärkt. Wir halten
eine feste Bezugsperson in den Kitas für unerlässlich.
Selbstbewusste Familien erziehen selbstbewusste Staatsbürger. Funktionierende Familien sind das Rückgrat unserer Demokratie, deshalb stehen sie
unter dem besonderen Schutz unseres Grundgesetzes (Art. 6). Nur wenn
die Werte unseres Grundgesetzes in den Familien akzeptiert und gelebt
werden, kann sich unsere Demokratie weiter entwickeln.
Familie sollte der Ort sein, in dem in Geborgenheit und Fürsorge den Kindern der Umgang mit Menschen, Tieren und der Umwelt gelehrt wird.
Wer Kinder in ihren Chancen unterstützen und fördern will, muss deshalb
Eltern unterstützen und fördern. Die Familien sind darauf angewiesen, dass
ihre Kinder angemessen betreut werden, sobald beide Partner arbeiten. Eine fachgerechte frühkindliche Erziehung durch Eltern, Großeltern, Betriebskitas oder staatliche Institutionen ist der Grundstein für eine erfolgreiche
Lernperiode und für ein chancenreiches Leben. Wenn das Elternhaus keine
Basis bietet, sind ausreichende Lernergebnisse und eine erfolgreiche Berufsausbildung kaum zu erwarten.
Daher setzen wir uns dafür ein:
 dass ein gutscheinfinanziertes Beratungs- und Betreuungsangebot (werdende) Eltern über ihren Fürsorge- und Erziehungsauftrag aufklärt und bei Bedarf in die deutsche Gesellschaft integriert. Mütter und Väter sollen für ihre besondere Rolle für die
Kindeserziehung sensibilisiert werden. Dazu streben wir eine
enge Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Kräften wie VereiAlternative für Deutschland in Bremen
Seite 10 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
nen an. Beratungen zu Ernährung, Hauswirtschaft und Vermittlung von Deutschkenntnissen und pädagogischen Grundbegriffen sind als Teil dieses Angebotes zu gestalten.
 dass alle Kinder unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern Freizeit- und Kulturangebote wahrnehmen können; hierzu ist eine
Unterstützung mit Gutscheinen zu gewährleisten. Vor allem der
an den Bremer Schulen vernachlässigte musische Unterricht
muss ausgeglichen werden.
 Horte und Kitas weiterzuentwickeln, um Kinder nicht nur sprachlich, sondern auch sozial zu integrieren.
 Betriebe über Steuerermäßigung zur Einrichtung von Kindertagesstätten zu animieren.
1.2.2 Gleichgeschlechtliches Zusammenleben
Homosexualität ist ein selbstverständlicher Bestandteil der Bandbreite
menschlicher Sexualität. Die Alternative für Deutschland in Bremen hat keinerlei Bestrebungen, diese zu bewerten oder einzugrenzen, solange sie auf
dem gegenseitigen Interesse mündiger Bürger beruht. Wir stehen ohne Einschränkung zum Toleranzgebot. Allerdings sehen wir nicht, dass die sexuelle Unterdrückung früherer Jahre derzeit das zentrale Problem in Deutschland darstellt. Wir sind eine Partei, die die heutigen Probleme aller gesellschaftlichen Gruppen offen artikuliert. Wir sind gegen eine Aufteilung der
Gesellschaft in sogenannte „Subkulturen“.
Wir stellen daher klar:
 Es bedarf in Deutschland eines ernsthaften Umganges mit Homosexualität. Die Entwicklung eines gerechten Bewusstseins für
sexuelle Minderheiten ist Teil des Kampfes gegen das soziale
Auseinanderfallen der Gesellschaft und gegen die immer offensichtlicher werdenden demokratischen Defizite in Deutschland.
Alle Bürger in Deutschland gleich welcher sexueller Orientierung
sind Teil einer unteilbaren Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft
soll im Mittelpunkt stehen. Wir dürfen uns nicht von einer EUgesteuerten Elite in ethnische, soziale und sexuelle Einzelgruppen aufspalten lassen!
 Toleranz gegenüber individuellen sexuellen Orientierungen wie
der Homosexualität erfordert den entschiedenen Kampf gegen
den bedrohlichen Einfluss des religiösen Fundamentalismus, wie
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 11 von 57
zum Beispiel des Islamismus. Wir verlangen einen funktionierenden Rechtsstaat mit einem funktionierenden Schutz für alle
Schwulen und Lesben. Diese leben trotz der erfreulichen Toleranz des deutschen Volkes wegen der fortschreitenden Verbreitung islamistischen Gedankengutes, das der Mehrheit der Muslime selbst völlig suspekt ist, nicht sicherer als vor Jahrzehnten.
1.2.3 Gender
Für die Alternative für Deutschland in Bremen sind Frauen und Männer
gleichberechtigt. Dafür brauchen wir keine Verbalhornung der deutschen
Sprache und fragwürdige Regelungen, die die berechtigten Anliegen der
Emanzipationsbewegung in Verruf bringen.
Die Alternative für Deutschland in Bremen besteht darauf, dass die Rechte
der Frau geschützt werden, auch in streng religiösen Milieus.
Das Gender Mainstreaming trägt dazu nichts bei und versucht künstlich, die
menschlichen Geschlechter in biologisch auf der einen und gesellschaftlich
auf der anderen Seite zu teilen. Hieraus leitet das Gender Mainstreaming
entgegen aller Wissenschaftlichkeit die These ab, Männer und Frauen seien
in Bezug auf ihren Neigungen, Interessen und Fähigkeiten absolut identisch. Diese Unwissenschaftlichkeit entlarvt das Gender Mainstreaming als
ideologisierte Scheinwissenschaft, die an den Universitäten keinen Platz
haben darf.
Wir fordern daher die sofortige Einstellung der Finanzierung der Genderideologie in ganz Bremen.
Wir lehnen ferner eine zu frühe Sexualerziehung an Kindergärten und Schulen ab. Wir treten für das freie Individuum ein, aber eine völlig lächerliche
Umformung der Anschauung in Geschlechterfragen wird weder Toleranz
noch das Bewusstsein eines mündigen Bürgers erzeugen. Alle Gewalt geht
vom Volke aus, das sich seiner Wahlmöglichkeiten bewusst ist, aber nicht
von Menschen, die sich ihr Geschlecht wählen können.
1.2.4 Menschen mit Beeinträchtigungen
Wir möchten für Menschen mit Beeinträchtigungen die bestmögliche Schulbildung erreichen. Die Alternative für Deutschland ist generell für die allgemeine Inklusion aller Kinder und Jugendlichen auf allen Bildungsebenen bis
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 12 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
zu einem förderungsfähigen Behinderungsgrad. Der Nachteilsausgleich ist
in ausreichendem Maß anzuwenden. Wir fordern den Erhalt und Ausbau der
Förderschulen für das Wohl aller Kinder und Jugendlichen. Das bisher in
Bremen in überstürzter Form eingeführte Inklusionssystem muss als gescheitert angesehen werden.
Die Alternative für Deutschland spricht sich dann für eine gemeinsame Beschulung von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung aus, wenn dies unproblematisch zu gestalten ist. Dabei muss jedoch das Wohl aller Schüler
ausschlaggebend sein. Ein automatisches Recht auf gemeinsame Beschulung von Kindern mit einem nicht förderungsfähigen Behinderungsgrad kann
es nicht geben. Fachleute müssen im Zweifel darüber entscheiden, welche
Form der Beschulung im jeweiligen Fall vorzuziehen ist. Die Inklusion muss
vor allem vor der Einschulung vollzogen werden: In Absprache mit Kindern
einer niedrigen Lernbehinderung.
Besonders im Sinne von Menschen mit Beeinträchtigung und einer älter
werdenden Gesellschaft drängen wir darauf, Mängel in der Barrierefreiheit
im Land Bremen zu beseitigen. Beispiele hierfür sind Pfähle und Poller zwischen Fahrbahn und Gehwegen, vertiefte Abflussrinnen in der Sögestraße.
1.2.5 Perspektive im Alter
Die häusliche Pflege muss Vorrang vor allen anderen Modellen haben. Es
soll stufenweise zu einer Angleichung des Budgets wie bei der stationären
Pflege kommen.
Denkbar ist, einen Teil des zusätzlichen Budgets in Form von Gutscheinen
zu gewährleisten. So können etwa Betreuungsgutscheine (für Spaziergänge, Gesellschaft, Unterhaltung) ausgestellt werden. Auch Leistungen für die
Pflegenden, die über eine professionelle Betreuung (Gesprächsbedarf, Unterstützung der Pflege) hinausgehen, sollen möglich sein. Es ist eine Vernetzung zwischen Angehörigen und Pflegekräften anzustreben. Der zu pflegende Mensch ist ganzheitlich zu sehen. Bei einem physischen oder psychischen Defizit besteht oft ein hohes Potenzial und Leistungsvermögen.
Dies ist entsprechend zu fördern, so dass sich der Pflegebedürftige sozialisiert fühlt und für sich eine Aufgabe erkennt. Pflege ist mehr als eine rein
medizinische Leistung. Es ist daher von der kurzfristigen Krankenhauspflege zu differenzieren. Dezentrale Pflegeeinrichtungen sollen gefördert werden.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 13 von 57
Die Alternative für Deutschland setzt sich auch in Bremen für das Bielefelder
Modell ein. Die Besonderheit ist die Versorgungssicherheit ohne Betreuungspauschale. In städtischen Wohnanlagen stehen älteren Menschen und
Menschen mit erhöhtem Hilfebedarf Wohnungen in zentraler Lage zur Verfügung. Alle Mieter können auf die Hilfe- und Betreuungsangebote zurückgreifen, die aber nur im Bedarfsfall vergütet werden müssen. Es besteht absolute Wahlfreiheit bei der Auswahl des Pflegedienstes. Wir sehen mit Sorge, dass Bremen ein typisches Beispiel einer Großstadt mit unbezahlbaren
Altersheimen darstellt. Anstatt das Hulsberg-Viertel oder andere städtische
Gebiete an private Bauträger zu vergeben, fordern wir einen städtischen
Entwicklungsplan, welcher sich an dem Bielefelder Modell zur Errichtung
eines innenstadtnaher Wohngebietes für ältere Menschen, orientiert.
Der Bremer Senat hat ein Demenzdorf nach dem Modell "De Hogeweyk" in
Holland abgelehnt. Wir fordern ausdrücklich ein solches abgeschlossenes
Demenzdorf in Bremen, wie es die Deutsche Alzheimer Gesellschaft befürwortet.
Gerade für unsere älteren Mitbürger ist ein Leben in Sicherheit für ihr Wohlgefühl unabdingbar. Das 3. Kapitel „Innere Sicherheit“ sehen wir auch unter
diesem Aspekt.
1.3
Gesundheit
Unser Gesundheitssystem ist in großen Teilen aus der Tradition des deutschen Sozialstaats begründet und über einen langen Zeitraum bereits eines
der besten der Welt. Die Alternative für Deutschland in Bremen wehrt sich
auch in diesem Bereich dagegen, mit immer neuen Reformen das System
zu verkomplizieren und unsozialer zu machen.
1.3.1 Die ärztliche Versorgung durch Krankenhäuser
Wohnortnah sind kleine Einheiten von Krankenhäusern notwendig, die Notfälle des täglichen Lebens behandeln und die mit den notwendigen Abteilungen ausgestattet, Knochenbrüche und kleine bis mittlere chirurgische
Eingriffe vornehmen können. Stationen für Geburtshilfe mit freiberuflichen
Hebammen müssen über kurze Wege erreichbar sein.
Komplexere Behandlungen sind in Fachzentren durchzuführen.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 14 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Vergütungen für empirische Forschungsleistungen, die durch Mitarbeiter der
Kliniken in kommunalen Krankenhäusern im Rahmen ihrer Tätigkeit erbracht werden, sind an das Krankenhaus abzuführen.
1.3.2 Die ärztliche Versorgung der kommunalen Krankenhäuser
Die privat bewirtschafteten Krankenhäuser sind zu erhalten, sie tragen zur
Versorgung der Bevölkerung einen wichtigen Teil bei.
Das Land Bremen betreibt fünf kommunale Krankenhäuser, die defizitär arbeiten. Eine kurz- bis mittelfristige Konsolidierung steht nicht zu erwarten.
Diese Einschätzung teilt der Vorstand der GeNo mit unabhängigen Gutachtern. Es steht zu befürchten, dass eine dauerhafte Finanzierung den Bremer
Haushalt belasten wird.
Allein die Baukosten für das Klinikum Mitte, das von der Gesundheit Nord
betrieben wird, werden von der Landesregierung derzeit mit EUR 288 Mio.
aus Steuermitteln bezuschusst. Die Gehälter der GeNo-Vorstände sollten
aus diesem Grund angepasst werden.
1.4
Soziales
Die Möglichkeit einer freien Entfaltung und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind zentrale Aspekte sozialer Gerechtigkeit. Alle Menschen
sind mit individuellen Anlagen, Präferenzen, Neigungen, Antrieben und
Ideen ausgestattet. Die Lebensläufe, Pläne und Erfolge können deshalb
niemals einheitlich sein. Gerechtigkeit bedeutet vielmehr, Gleichheit in den
Chancen zu gewährleisten. Gerechtigkeit bedeutet, den Einzelnen Möglichkeiten zur freien Entfaltung anzubieten. Gerechtigkeit bedeutet aber auch,
besondere Nachteile auszugleichen und abzumildern oder unterstützend
einzugreifen. Die Alternative für Deutschland in Bremen setzt sich dafür ein,
diejenigen, die aus eigener Kraft nicht in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, darin zu unterstützen, diese Leistungsfähigkeit wieder zu
erlangen und da, wo dieses Ziel nicht erreichbar ist, die Sicherung der Existenz und die Teilhabe am sozialen Leben zu gewährleisten.
Besonderes Augenmerk gilt hier den Kindern. In keinem anderen Bundesland leben so viele Kinder in Armut wie in Bremen. Diesen zutiefst unsozialen Auswirkungen rot/grüner Misswirtschaft gilt es zu begegnen.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 15 von 57
1.4.1 Arbeitsmarkt
Seit der Krise 2009 ist die Arbeitslosenquote im Land Bremen nie unter 11%
gesunken. Der Anteil der Niedriglohnbeschäftigten und Aufstocker hat prozentual extrem zugenommen. Die Gesamtsituation für Bremen hat sich damit keinesfalls verbessert. Für knapp 37.000 nichtbeschäftigte Bremer müssen Arbeitsplätze geschaffen werden. Da etwa 60% dieser Menschen keine
abgeschlossene Berufsausbildung besitzen, ist über Qualifizierungsmaßnahmen dieser Prozentsatz drastisch zu reduzieren.
Die Alternative für Deutschland in Bremen setzt sich für ein Pilotprojekt
„Bürgerarbeit“ ein.
Unter Bürgerarbeit ist die fakultative Ausübung gemeinnütziger Arbeit durch
Langzeitarbeitslose zu verstehen, die nicht in Konkurrenz zum Arbeitsmarkt
steht. Bürgerarbeit soll ca. 30 Wochenstunden umfassen und sozialversicherungspflichtig entlohnt werden. Den Langzeitarbeitslosen würde so die
Ausübung einer sinnvollen Tätigkeit ermöglicht und die Gesellschaft erhielte
einen Gegenwert für ihre Unterstützung.
Die Hartz-Reformen konnten für eine Vielzahl von Langzeitarbeitslosen keine Beschäftigungschancen eröffnen. Bürgerarbeit kann für viele der Betroffenen einen Ausweg bieten.
1.4.2 Kindeswohl
Die Untersuchung zur Aufklärung von mutmaßlichen Kindesvernachlässigungen im Fall Kevin in Bremen hat grundlegende Defizite im Bereich der
öffentlichen Jugendhilfe offengelegt, die zu einigen sinnvollen Neuregelungen geführt haben.
Die Alternative für Deutschland in Bremen besteht darauf, dass diese Regelungen nun nicht im Namen der Haushaltssperre unterlaufen werden.
Aus gutem Grund wurden die zulässigen Fallzahlen, mit denen sich die
Case Manager und Amtsvormünder befassen dürfen, begrenzt. Der Gesetzgeber will eine angemessene Aufmerksamkeit für die einzelnen Kinder
und Jugendlichen gewährleisten. Wenn in Bremen die Erhöhung der Kapazitäten trotz eines steigenden Bedarfs nicht bewilligt wird und wenn die betroffenen Mitarbeiter dazu gedrängt werden, die zulässigen Fallzahlen zu
überschreiten, dann stellt dies eine unzulässige Verlagerung von Verantwor-
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 16 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
tung dar, nämlich von der zuständigen politischen Ebene auf die nicht zuständige Ebene der Mitarbeiter.
Eine solche Politik ist fahrlässig und verantwortungslos, sowohl gegenüber
den Kindern und Jugendlichen, als auch gegenüber den eigenen Mitarbeitern, die in unklarer Rechtslage allein gelassen werden.
Wir werden daher dafür kämpfen, dass die finanziellen Ressourcen der zuständigen Ämter aufgestockt und aufgabenhemmende Bürokratie abgebaut
wird.
Die Alternative für Deutschland in Bremen wird es nicht tolerieren, dass sich
die zuständigen Leitungsorgane ihrer Verantwortung entziehen.
1.4.3 Obdachlosigkeit
Obdachlosigkeit ist ein schwerer Schicksalsschlag, bei dem staatliche Unterstützung der Betroffenen unerlässlich ist. Aufgrund der angespannten Situation bezüglich der Beherbergung von Flüchtlingen und Migranten ist derzeit die Unterbringung besonders schwierig. Wir setzten uns daher für den
Erhalt und die Verbesserung des Angebotes an Unterkünften für Obdachlose ein.
1.4.4 Wohnen
Sozialer Wohnungsbau
Angesichts prekärer Arbeitsverhältnisse, „Aufstockern“ und Harz IV – Empfängern droht das Grundrecht auf Wohnung für den genannten Personenkreis zur Farce zu verkommen. Gleichzeitig steigen in den Ballungsgebieten
und in sogenannten „guten Wohnlagen“ die Mietpreise in für Viele unbezahlbare Regionen. Parallel dazu sinkt die Wohnqualität in den sogenannten „Problem-Wohnbezirken“ drastisch und geht oft mit erhöhter Arbeitslosigkeit einher.
Um dieser Entwicklung im Land Bremen Herr zu werden, befürworten wir
folgende Maßnahmen:
 Die Erstellung gemeinwohlorientierter Wohnungen in ausreichender Zahl ist eine wichtige Grundlage für den Zusammenhalt
einer Gesellschaft.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 17 von 57
 Der soziale Wohnungsbau soll mit der staatlichen Förderung
über einen längeren Zeitraum eine niedrigere Miete verbinden.
Nach dem Ablauf der Förderzeit stehen den Mietern folgende Alternativen offen:
o Übernahme als Eigentümer bei günstigen (geförderten )
Zinssätzen mit langen Laufzeiten.
o Beibehaltung der Mietverhältnisse durch staatliche Zuschüsse (Wohngeld schafft stabile Bewohnerstrukturen).
 Ein Verbot der Veräußerung von Sozialwohnungen an profitorientierte Unternehmen.
 Die Übernahme bzw. Bezuschussung von Nebenkosten („zweite
Miete“ , d.h. Wärme, Wasser, Elektrizität, Verwaltungskosten) in
besonderen Härtefällen, die konkret geprüft werden müssen.
Soziale Wohnraumförderung ermöglicht Ersatzneubau in Stadterneuerungsgebieten. Wohnwirtschaftliche Förderprogramme der „KfW- Förderbank“ finanzieren verschiedene Nutzerbedürfnisse wie Sanierung oder
energetische Verbesserung.
Wohneigentum
Immer mehr Beschäftigte pendeln aus dem Umland nach Bremen, der Zuwachs an Arbeitsplätzen in unserem Bundesland, nämlich um 12.000 seit
2001, hat zu so gut wie keinem Zuwachs bei der Zahl der Beschäftigten mit
Wohnort in Bremen geführt.
Insbesondere Familien, die sich ein eigenes Heim schaffen wollen, ziehen
gerne in das niedersächsische Umland. Neben der besseren schulischen
Bildung in Niedersachsen liegt das auch an den höheren Kosten für Wohneigentum im Land Bremen.
Die Alternative für Deutschland in Bremen fordert daher, die Schaffung von
Wohneigentum zu erleichtern. Dazu muss der Steuersatz der Grunderwerbssteuer eingefroren werden. Für Immobilien mit Flächen von unter 35
m²/Bewohner wollen wir den Grunderwerbssteuersatz auf einem Wert von
3,5% festschreiben.
In der Vergangenheit wurde Bauerwartungsland in öffentlichem Besitz an
private Wohnungsbaugesellschaften veräußert, die die Grundstücke erschlossen und vermarktet haben und hohe Gewinne damit erzielten.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 18 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Die Alternative für Deutschland in Bremen möchte künftig solches Bauerwartungsland nur noch direkt an die Bauherren veräußern, die es dann genossenschaftlich gemeinsam erschließen sollen. Eine Zuteilung soll vorrangig an Familien mit Kindern erfolgen.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
2
Seite 19 von 57
Finanzen und Wirtschaft
Die finanzielle Situation Bremens ist seit Jahren angespannt und bessert
sich unter der Verantwortung von Rot/Grün keinesfalls. Auch wenn durch
günstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen leicht steigende Steuereinnahmen zu erwarten sind, werden diese Möglichkeiten für den Schuldendienst nicht genutzt.
Die wirtschaftliche Situation Bremens ist seit den Boom-Jahren in den 70ern
immer nur mit mäßigem Erfolg verwaltet worden. Der letzte große Ansiedlungserfolg eines Automobilherstellers fiel in die Zeit 1979-1982 unter SPDBürgermeister Hans Koschnik.
Durch eine umstrittene Verkehrspolitik sind zusätzlich ansiedlungswillige
Unternehmen von der Ansiedlung abgehalten worden. Dies hat letztlich in
Summe dazu geführt, daß die Wirtschaftskraft in Bremen nicht ihrem hohen
Potential entsprechend entwickelt wurde. So erreichte Bremen im ersten
Halbjahr 2014 nur den vorletzten Platz im Ländervergleich des Wirtschaftswachstums.
2.1
Finanzen
Während Bremens Wirtschaft stark ist - sowohl das Bruttoinlandsprodukt,
als auch die Zahl der Arbeitsplätze je Einwohner liegen 25 bis 30% über
dem Bundesdurchschnitt - sind die Finanzen unseres Bundeslandes desolat. Die Ausgaben übertreffen deutlich die Einnahmen, und auf beiden Seiten besteht dringender Handlungsbedarf.
Das Ziel, bis 2020 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, liegt in weiter Ferne und kann mit konventionellen Mitteln realistisch betrachtet nicht
erreicht werden. Der Abbau des strukturellen Defizits muss höchste Priorität
haben, auch um die jährliche Konsolidierungshilfe in Höhe von 300 Mio. Euro nicht zu gefährden.
Auf der Einnahmeseite leidet Bremen unter einer 1969 unter Zustimmung
der SPD getroffenen Änderung der Besteuerung: Seitdem ist die Einkommensteuer am Wohnort und nicht mehr am Ort der Arbeitsstelle zu entrichten. Von den knapp 300.000 Beschäftigten im Land Bremen wohnen ca.
125.000 Pendler außerhalb der Landesgrenzen, nach Abzug der Auspendler verbleibt ein Pendlersaldo von fast 84.000 Beschäftigten; das bedeutet,
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 20 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
dass ca. 28% der in Bremen erarbeiteten Einkommen in Niedersachsen
versteuert werden. Hinzu kommt die Einkommensteuer der Unternehmer,
die in Bremen einen Betrieb besitzen, aber im Umland wohnen. Allein diese
Regelung kostet Bremen mehrere hundert Millionen Euro im Jahr. Die Alternative für Deutschland in Bremen setzt sich dafür ein, diese Regelung in die
Verhandlungen über den Länderfinanzausgleich einzubringen, um Bremen
aus der Position des Bittstellers zu befreien und unseren Interessen der
wirtschaftlichen Bedeutung Bremens entsprechend Geltung zu verschaffen.
Auf einer höheren Ebene leiden Deutschland und die Europäische Union
unter ähnlichen Effekten: Multinationale Unternehmen und Konzerne wählen
ihren Unternehmenssitz nach steuerlichen Gesichtspunkten in Ländern, die
ihnen günstige Konditionen versprechen. Wir setzen uns daher dafür ein,
auf europäischer Ebene die Steuerregeln so zu ändern, dass künftig der Ort
der Wertschöpfung eine wesentliche Bedeutung für den Ort der Steuerpflicht erhält, um Gewinnverlagerungen und Steuervermeidung einzuschränken bzw. zu unterbinden.
Kurzfristig sieht die Alternative für Deutschland in Bremen ein gewisses Einnahmepotential durch die Veräußerung von Gesellschaftsanteilen der öffentlichen Hand, also eine Konzentration des Landes auf seine Kernaufgaben.
Beteiligungen wie an dem Bremer Flughafen oder der Brepark sollten überprüft werden; die Mehrheitsbeteiligungen müssen beim Land Bremen bleiben.
Die Ausgabenseite des Bremer Haushaltes wird im Wesentlichen durch die
Altlasten einer jahrzehntelangen Misswirtschaft der SPD und ihrer wechselnden Koalitionspartner bestimmt.
Alleine die Zinslasten für die direkten Schulden betragen derzeit über 600
Millionen Euro im Jahr - das sind über 15% der bereinigten Gesamteinnahmen. Die ca. 20 Milliarden Euro Schulden verzinst Bremen derzeit mit
durchschnittlich mehr als 3%. Genau hier sehen wir einen Ansatz.
These: Mit Hilfe von Bundesbürgschaften und unter Ausnutzung des derzeitigen niedrigen Zinsniveaus müssen Anschlussfinanzierungen zu deutlich
besseren Konditionen erzielt werden. Liquiditätsüberschüsse müssen der
Tilgung von Krediten zugeführt werden.
Um die Bremer Bürger auf positive Weise in den Weg aus der Schuldenfalle
einzubeziehen, schlagen wir die Emission einer Bürgeranleihe vor. Der
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 21 von 57
Zinssatz hierfür sollte über dem von Tagesgeld liegen, aber deutlich unterhalb des derzeitigen durchschnittlichen Bremer Schuldzinses. Als Dank und
Anerkennung schlagen wir eine mit dem Erwerb der Bürgeranleihe verbundene Bremen-Karte vor. Diese sollte ermäßigte Eintritte in Museen und Zugang zu besonderen Veranstaltungen beinhalten.
Die zweite große Altlast der sozialdemokratischen Misswirtschaft sind die
viel zu hohen Personalkosten des Landes. Dabei darf allerdings nicht außer
acht gelassen werden, dass ein hoher Anteil dieser Ausgaben durch Pensionslasten für ehemalige Beamte verursacht wird, nämlich über 400 Millionen Euro im Jahr. An diesen Verpflichtungen lässt sich nun nichts mehr ändern, und wir zählen sie zu den Verbindlichkeiten. Die Relation spricht allerdings für sich: Zinsen und Pensionslasten summieren sich auf über eine Milliarde Euro jährlich, die Steuereinnahmen liegen lediglich bei knapp über 2,3
Milliarden. Für die Zukunft bestehen wir darauf, dass die Beiträge zur Pensionskasse nicht zweckentfremdet werden.
Wir werden dennoch eine weitere Kürzung der Personalausgaben nicht
vermeiden können. Der Alternative für Deutschland in Bremen ist es aber
wichtig, dass dies nicht zu Lasten der Schulen oder der Polizei geht. Einsparpotential sehen wir vor allem in der Verwaltung, der Regierung und in
den Leitungsebenen. Der Öffentliche Dienst muss sich wieder hin zu einer
Pyramidenstruktur entwickeln, in der die Basis gestärkt wird und die Spitzen
nicht unnötig Ressourcen verbrauchen. Zudem soll es Angestellten und Beamten des Öffentlichen Dienstes möglich sein, auf ihren eigenen Wunsch
hin auch länger als bis zum Renten- bzw. Pensionseintrittsalter zu arbeiten.
Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, ergebnisoffen zu prüfen, inwieweit
eine Zusammenlegung oder Kooperation einzelner Bereiche zwischen Bremen und Niedersachsen Einsparpotentiale bietet.
Ein besonderes Einsparpotential sehen wir bei den Bremer Eigenbetrieben,
die außerordentlich großzügig mit Geschäftsführern und bezahlten Aufsichtsräten versorgt sind. Wir wollen, dass sich die Gehälter in Staatsbetrieben an den Vergütungen im Öffentlichen Dienst orientieren, das gilt auch
und besonders für die Bremer Landesbank.
Die Alternative für Deutschland in Bremen setzt sich dafür ein, dass künftig
das Engagement in Aufsichtsräten, das durch Mitglieder der Bürgerschaft
geleistet wird, als mit der Abgeordnetendiät abgegolten gilt.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 22 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Abgesehen von den sehr hohen Ausgaben für Sozialleistungen, müssen als
letzter Kostenblock diejenigen Ausgaben zur Disposition stehen, die vorwiegend aus ideologischen Gründen getätigt werden und die keinen echten
Wert für die Bremer Bürger schaffen. Als Beispiel hierfür sei die öffentlich
finanzierte Genderforschung genannt, die ersatzlos gestrichen werden
muss, oder sinnlose Veranstaltungen wie der autofreie Sonntag in Walle,
der in Zeiten der Haushaltssperre 100.000 Euro gekostet hat.
Während wir Investitionen in unsere Infrastruktur für sinnvoll und wichtig halten, wenden wir uns deutlich gegen teure Verkehrsbehinderungsmaßnahmen wie den Rückbau der Neuenlander Straße. Und obwohl wir die Bildung
in Bremen stärken wollen und Privatschulen dabei ausdrücklich mit einbeziehen, sprechen wir uns gegen eine weitere öffentliche Finanzierung der
Jacobs-Universität aus.
In der Vergangenheit mussten wir Bremer leidvoll erfahren, wie von sich begeisterte Politiker ohne Bezug zu realen Bedingungen unsere Steuern verschwendet haben: Wir erinnern an ehrgeizige Projekte wie den Space-Park,
die Rennbahn, den Jade-Weser-Port oder das Musical Theater, die den
Steuerzahlern teuer zu stehen kamen. Die Alternative für Deutschland in
Bremen will künftig daraufhin wirken, dass auch bei politischen Vorhaben
die konsequente Bewertung der Arbeitsmarkteffekte und die wirtschaftliche
Sinnhaftigkeit im Vordergrund stehen. Die Nachhaltigkeit dieser Effekte
muss periodisch überprüft werden. Als Faustregel soll gelten, dass, wenn
keine privaten Investoren bereit sind, bei solchen Projekten wirtschaftliches
Risiko mitzutragen, dieses als ernsthaftes Indiz dafür zu werten ist, dass die
wirtschaftliche Sinnhaftigkeit grundsätzlich in Frage steht.
Für den Fall, dass Projekte als nicht wirtschaftlich sinnvoll erkannt werden,
aber dennoch politisch gewollt sind, verlangen wir, dass dieser politische
Wille im Rahmen einer Volksabstimmung bestätigt wird.
2.2
Wirtschaft
Die Bremer Wirtschaftskraft ist Garant für unsere Unabhängigkeit und unsere Gestaltungsspielräume. Die Ausgangslage bietet viel Potential.
Der Überseehafen in Bremerhaven ist einer der größten ContainerTerminals Europas. Das Bremer Mercedes-Benz-Werk ist bis dato das
zweitgrößte weltweit, das Stahlwerk von ArcelorMittal gilt als eines der produktivsten Europas. Hinzu kommt ein starker Mittelstand mit vielen "unbeAlternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 23 von 57
kannten Siegern": Rekordhalter auf ihrem Gebiet, die jenseits der Branche
und außerhalb der Landesgrenzen kaum jemand kennt.
Aber die bremische Wirtschaft ist gefährdet: Der Einzelhandel leidet nicht
nur unter der Konkurrenz von Online-Shopping und Einkaufszentren "auf
der grünen Wiese", sondern auch unter einer kundenfeindlichen Verkehrspolitik. Besonders für einen Hafen-, Logistik- und Industriestandort wie Bremen ist eine gute Verkehrsinfrastruktur von existentieller Bedeutung. Die
derzeitige Zuordnung der Verkehrspolitik in das Ressort Umwelt und Bau
spiegelt nach Auffassung der Alternative für Deutschland die falschen Prioritäten von Rot/Grün. Die Verkehrspolitik muss vom Senator für Wirtschaft
verantwortet werden.
Der Mittelstand beklagt einen selbstgemachten Fachkräftemangel als Resultat einer nicht durchdachten Bildungspolitik. Politische und weltanschauliche
Bildung scheinen an Bremer Schulen einen so großen Stellenwert einzunehmen, dass die Vermittlung von mathematischen, sprachlichen und naturwissenschaftlichen Grundkenntnissen leidet.
Die Industrie schließlich scheint von einigen Bremer Politikern eher als notwendiges Übel betrachtet zu werden statt als wichtige Grundlage für unsere
Beschäftigungspolitik. Die halbherzige Steuerung der Gewerbeflächenpolitik
erfolgt oft am Bedarf vorbei.
Die Alternative für Deutschland sieht in Bremen Handlungsbedarf auf allen
Ebenen der Wirtschaftspolitik, um die einzelnen Händler und Freiberufler zu
unterstützen und um den Anforderungen unseres starken Mittelstandes und
des Arbeitsplatzmotors Industrie gerecht zu werden.
Wir werden uns daher dafür einsetzen, dass in der Verkehrspolitik die Bedürfnisse des Einzelhandels, der Kunden und der Pendler berücksichtigt
werden. Eine Reduktion des Parkraumes sowie eine Behinderung des Individualverkehrs auf den Hauptstraßen werden wir engagiert bekämpfen.
Wir werden daran arbeiten, dass der Bürokratieabbau vorangetrieben wird.
Bremen darf nicht länger den Anschluss an die moderne Verwaltung verschlafen, deshalb setzen wir uns für eine Deregulierungsoffensive ein. Unnötige Verwaltungsvorschriften und bürokratische Belastungen sind abzubauen. Kleinere Betriebe bis zu 20 Mitarbeitern möchten wir von Berichtspflichten, statistischen Auskunftsvorschriften und einengenden arbeitsrechtlichen Vorschriften entlasten. Generell gilt, dass wir sowohl eine gesetzliche
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 24 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Geschlechterquote für Führungsgremien ablehnen als auch eine Reformierung des Antidiskriminierungsgesetzes anstreben, da eine ausufernde Bürokratie kein Ersatz für einen wirklichen Mentalitätswandel sein kann. Darüber hinaus sprechen wir uns für die Beendigung der Zwangsmitgliedschaft
in Organisationen wie der Arbeitnehmerkammer und der Industrie- und
Handelskammer aus.
Wir werden uns dafür verwenden, dass bei der Auftragsvergabe im öffentlichen Bereich alle vorhandenen Spielräume genutzt werden, um eine angemessene Berücksichtigung des örtlichen Mittelstandes zu erreichen: Dazu
gehört auch die Ausschreibung kleiner Lose, um konform mit dem europäischen Vergaberecht zu bleiben. Auch in diesem Zusammenhang sehen wir
das geplante TTIP kritisch. Für unsere mittelständischen Unternehmen in
Handwerk und Bauwirtschaft ist die öffentliche Hand ein wichtiger Auftraggeber.
Wir werden dafür kämpfen, dass unsere Infrastruktur entwickelt und modernisiert wird. Investitionen in die Infrastruktur wollen wir bei der Haushaltsgestaltung Priorität einräumen. Dabei muss sich der Ausbau der Hafeninfrastruktur am prognostizierten Wachstum orientieren. Der Flughafen darf keinen relativen Bedeutungsverlust erfahren, sondern muss als Drehscheibe
der Metropolregion Bremen-Oldenburg gefördert werden.
Wir werden fordern, dass der Gewerbesteuersatz stabil gehalten wird.
Kommunal beeinflussbare Steuern sind wichtige Faktoren im Standortwettbewerb.
Wir werden darauf hinwirken, dass der Tourismus seiner wachsenden Bedeutung gemäß gefördert wird. Bremen und seine Umgebung sind attraktive
Reiseziele, für deren internationale und überregionale Bekanntheit wir noch
viel tun können.
Bei allem Engagement für Bremen dürfen wir aber nicht außeracht lassen,
daß wir uns im Wettbewerb mit starken Metropolen befinden. Als kleinster
Stadtstaat sollten wir uns deshalb nicht als Insel betrachten. Die Alternative
für Deutschland in Bremen befürwortet und unterstützt die Einbindung in die
Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten, denn nur vernetzt lässt
sich nachhaltiges und intelligentes Wachstum bewerkstelligen. Über 2,7 Millionen Einwohner und 900.000 Arbeitsplätze in der Metropolregion sind ein
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 25 von 57
starkes Argument für selbstbewusstes Auftreten und die erfolgreiche Durchsetzung unserer gemeinsamen Interessen.
2.3
Verkehr und Infrastruktur
Eine gute verkehrstechnische Erreichbarkeit innerhalb Bremens ist für Handel und Handwerk sowie die Hafen- und Logistikwirtschaft von existentieller
wirtschaftlicher Bedeutung. Eine den Verkehrsfluss behindernde Verkehrspolitik schreckt ansiedlungswillige Unternehmen ab und drängt sie ins Umland. Dringende Projekte wie die Schließung des Rings der Stadtautobahn A
281 müssen absolute Priorität bekommen und zügig umgesetzt werden.
Klare Positionen in der Verkehrspolitik senden positive Signale für unternehmerische Ansiedlungsprojekte.
Die Alternative für Deutschland in Bremen fordert die Sicherung, Modernisierung und den Ausbau aller Teile der Verkehrsinfrastruktur zur Zukunftssicherung Bremens und Bremerhavens. Mobilität ist eine Grundvoraussetzung moderner Gesellschaften und der Wirtschaft. In weiten Teilen des
Straßennetzes sind die Kapazitätsgrenzen erreicht bzw. bereits überschritten. Durch die unterlassene Instandhaltung großer Teile der Infrastruktur hat
Bremen in den letzten Jahren von der Substanz gelebt.
2.3.1 Die aktuelle Planungslage
Das aktuelle Handlungskonzept 2025 des derzeitigen Senators für Umwelt,
Bau und Verkehr ist geprägt von ideologischer Feindseligkeit und geplanten
Nadelstichen gegen den motorisierten Individualverkehr. So sollen beispielsweise Hauptverkehrsachsen auf Tempo 30km/h gebremst, künstliche
Staus durch Rückbaumaßnahmen provoziert und Parkraum konsequent reduziert werden. Diese Politik trifft den Bremer Einzelhandel und die Wirtschaft insgesamt und wendet sich gegen die Bevölkerung, insbesondere
gegen Pendler und Kunden.
Die Alternative für Deutschland in Bremen möchte Verkehrserleichterungen
und keine Schikanen. Wir wollen dafür Sorge tragen, dass jeder Verkehrsteilnehmer möglichst zügig, sicher und bequem sein Ziel erreichen
kann, unabhängig davon, ob Auto, Rad oder ÖPNV benutzt werden.
Deshalb lehnen wir eine restriktive Verkehrserziehungspolitik ab und fordern
statt dessen die Entwicklung zukunftsweisender Verkehrskonzepte unter
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 26 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Einbeziehung des Individualverkehrs, z.B. durch Förderung der Elektromobilität.
2.3.2 Die Rahmenbedingungen für ein ausgeglichenes
Straßenverkehrskonzept
Eine gleichberechtigte Akzeptanz aller Verkehrsträger ist anzustreben. Die
Gültigkeit der Straßenverkehrsordnung ist für alle Verkehrsteilnehmer
durchzusetzen. Das bedingt eine stärkere Integration der Radverkehre in
die Verkehrslenkung. Die Aufrechterhaltung der Straßenverkehrsordnung für
den Bereich Radverkehr ist durch eine ausreichend mit Personal ausgestattete Fahrradstaffel der Polizei sicherzustellen.
Um die Innenstadtverkehre insbesondere im Berufsverkehr zu optimieren,
sollte der morgendliche Schulbeginn stadtweit entzerrt werden. Die Haltebuchten für Busse sind zu rekonstruieren, die innerstädtischen Hochstraßen
zu erhalten. Die Trassenführung der Straßenbahn darf nicht dazu missbraucht werden, den Individualverkehr bewusst auszubremsen.
Verkehrsberuhigungen von Ausfallstraßen sind zurückzunehmen, da dadurch die Produktivität eines Großteiles von fast 170.000 Ein- und Auspendlern unnötigerweise eingeschränkt wird und zusätzliche Umweltbelastungen
durch unnötige Brems- und Beschleunigungsvorgänge erzeugt werden.
Der kostspielige Rückbau von Straßenzügen wie z.B. der Neuenlander
Straße und der Parkallee ist zu unterlassen. Die dafür vorgesehenen Mittel
sind an anderen Stellen sinnvoller einsetzbar.
Bereits im Stadium von Planungen von Projekten wie der Umwidmung von
Straßen in Fahrradstraßen oder Fußgängerzonen sind die Bürger einzubinden und die Entscheidungen der Beiräte unbedingt zu befolgen.
2.3.3 Überregionale Anbindung von Bremen
Seit dem Bau des Bremer Hauptbahnhofs in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts werden jegliche Verkehre, auch die Güterverkehre, durch den
Hauptbahnhof hindurchgeleitet. Dies ist wegen der Gefährdung und der Geräuschentwicklung nicht nur für die wartenden Fahrgäste lästig, es behindert einen störungsfreien Personenverkehr in jeder Hinsicht. Planungen für
zügige Vorortverkehre werden durch die langsamen und langen Güterzüge
belastet. Eine Umgehung des Bahnhofs für Güterzüge ist anzustreben. In
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 27 von 57
diesem Zusammenhang ist zu prüfen, ob die Planung der Y-Trasse so modifiziert werden kann, dass eine direkte Anbindung Bremerhavens an das Güterverkehrsnetz der Deutschen Bahn unter Umgehung des Bremer Stadtgebietes erreicht werden kann. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass sich
der Hafenumschlag wesentlich von den Stadtbremischen Häfen nach Bremerhaven verlagert hat.
Der Flughafen als eine zentrale Drehscheibe in Norddeutschland ist weiter
auszubauen. Insbesondere die Anbindung an internationale Drehkreuze ist
zu verbessern. Das Nachtflugverbot bleibt dabei unangetastet.
Als Betriebsstandort würde Bremen erheblich an Attraktivität gewinnen,
wenn die innerdeutschen Verbindungen ausgebaut werden würden.
2.4
Energie
Moderne Stromversorgung kommt von See. Sechs Offshore-Windparks sind
bereits in der Nordsee in Betrieb und leisten mit fast 1.000 Megawatt etwa
so viel wie ein konventionelles Kraftwerk, sechs weitere Windparks sind im
Bau und mehr als doppelt so viele geplant. Das Land Bremen hat an dieser
energiepolitischen Entwicklung maßgeblichen Anteil, denn Bremerhaven
entwickelte sich zum technologischen Kompetenzzentrum für Windenergie.
Dazu gehört auch die Zukunft von Windkraftanlagen an Land.
Die energiewirtschaftliche Rolle des Oberzentrums Bremerhaven mit seinen
Häfen am seeschifftiefen Wasser muss erhalten und gestärkt werden. Die
angesiedelten Betriebe für Offshore-Anlagen und die einschlägigen wissenschaftlichen Institute haben bereits über eine Milliarde Euro investiert. Die
AfD unterstützt die Überwindung von Hemmnissen und den Abbau von Hindernissen für diese Energie-Zukunft vom Meer. 40.000 Megawatt sind in der
Planung!
Zur Zeit sind im Oberzentrum Bremerhaven sowie im Umland rund 10.000
Arbeitsplätze direkt und indirekt von dieser Zukunftsbranche abhängig, die
den Schiffbau als traditionelle Industrie an der Küste in seiner Größenordnung ablöst, aber auch durch Aufträge befruchtet. Die jüngste Novelle zum
Erneuerbaren Energie Gesetz (EEG) trägt trotz aller Kritik an diesem Gesetz dazu bei, die vorübergehende Stagnation in der Offshore-Branche zu
überwinden. Die Energie von Meer und Wind erscheint eindeutig als die Alternative für Deutschland.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 28 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
2.4.1 Erzeugung
Bis zum Zeitpunkt 2050 muss der notwendige Weg ideologiefrei beschritten
werden und vor allem kein Energieträger als Brückentechnologie ausgeschlossen werden. An den realen Gegebenheiten der Bundesrepublik
Deutschland ausgerichtet, basierend auf der regenerativen Erzeugung von
Strom mit Wind-, Solar-, Wasser- und Thermalerzeugung, soll die Zielprojektion erreicht werden. Umweltfreundliche dezentrale Ausgleichsmaßnahmen sind einzuplanen.
2.4.2 Fracking und Biogasanlage
Fracking als Maßnahme zur Erschließung von bisher nicht zugänglichen Ölund Gasvorkommen lehnen wir ab.
Ebenfalls lehnen wir die Erzeugung von so genanntem Biogas ab. Die Ausnahme sollten Anlagen sein, die Abfälle der Landwirtschaft zur Stromerzeugung einsetzen. Ausschließliche Anbauflächen mit Mais führen zu kritischen
Monokulturen. Roggen- und Gersteanbau ist Misswirtschaft für Energieerzeugung und gehört in die Tierfutter-Erzeugung.
2.4.3 Speicherung
Einer der energiepolitischen Schwerpunkte muss es sein, nach der Förderung der Energieerzeugung, gleich welcher Art, nun den Fokus auf die Erforschung der Speicherung zu legen.
2.4.4 Transport
Der Netzausbau ist detailliert im Masterplan festzuschreiben.
Als Transportsysteme kommen in Frage:
a.) Oberirdische Übertragung in bekannter 400 kV-Technik
b.) Unterirdische Verlegung der Leitungen in Tunnelsystemen
c.) Übertragung über Hochspannungs-Gleichstrom-Netze.
2.4.5 Erblasten
Atommüllendlagerung, CO2-Einlagerung bzw. Einpressung in Gesteinsschichten und die Schwefelrückstände aus Kohlekraftwerken sind die wesentlichen Aufgabenstellungen.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 29 von 57
Für den ideologiefreien und demokratischen Findungsprozess ist es wichtig,
dass Gefahren benannt und die künftige Beseitigung von Erblasten offen
diskutiert werden. Ein realistischer Lösungsansatz muss umgehend erarbeitet und zeitnah umgesetzt werden.
2.5
Umwelt
Ein durchgängiges Konzept für eine sinnvolle Umweltpolitik ist in Bremen
seit Jahren vakant. Das schlägt bis in die Stadtentwicklung und die Verkehrspolitik durch, in denen Entscheidungen getroffen wurden und werden,
die als "Opfergabe" an eine grüne Ideologie zu erkennen sind.
Die dadurch oft halbherzig in Angriff genommenen Projekte sind nicht effektiv oder werden durch vernachlässigte Maßnahmen kompensiert. Ein beispielhaftes Szenario ist das Trauerspiel um die Feinstaubbelastung in Bremen.
Unbestritten ist: Feinstaub ab einer gewissen erhöhten Konzentration und
über längere Zeiträume hinweg ist gesundheitsschädlich. Eine sinnvolle
Gewichtung der zu treffenden Maßnahmen ist jedoch unverzichtbar, wenn
nicht nur medienwirksam Aktionismus gezeigt werden soll.
Die mit viel Pressebeteiligung eingeführte "Umweltzone" in Bremen ist mit
7 km² die kleinste Zone in Deutschland und dürfte in ihrer Effektivität lediglich eine Feigenblattfunktion haben. An wenigen Punkten wird mit erheblichem Aufwand durch Messstationen nachgewiesen, dass die Feinstaubbelastung durch den Straßenverkehr sinkt, wenn der Verkehr auf den Straßen
reduziert wird, an denen die Messstationen stehen. Faktisch nachgewiesen
ist allerdings, und auch bereits durch Gutachten belegt, dass die Messwerte
sich signifikant verbessern, wenn die Messstationen nur 5 Meter entfernt
vom Straßenrand aufgestellt werden.
Die Verkehrssteuerung an von den Messstellen weit entfernten Stellen steht
den Argumenten der Umweltzone vollständig entgegen. Stark befahrene
Hauptstraßen sind in ihrer Ampelschaltung so eingestellt, dass bei normaler
Stadtgeschwindigkeit ein Stopp an fast jeder Kreuzung notwendig ist. Hierin
ist ein System erkennbar, das eindeutig einem autofeindlichem Dogma geschuldet ist. Zur Feinstaubreduzierung tragen solche verkehrspolitischen
Maßnahmen nicht bei.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 30 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Auf dem Gebiet der Stromerzeugung wird weiterhin auf Kohle gesetzt, die
zudem auch noch über Wilhelmshaven von weit her importiert und mit über
500 m langen Kohlezügen durch halb Norddeutschland transportiert wird,
um zu ihren Bestimmungsorten in Bremen zu gelangen. Der Umschlag der
Kohle vom Transportmittel auf eine beim jeweiligen Kraftwerk angelegte
Freifläche als Lagerort allein setzt schon mehr Feinstaub frei als jemals
durch den Straßenverkehr eingespart werden kann; hierbei ist die Staubbelastung entlang des gesamten Transportwegs noch nicht einmal berücksichtigt.
Die Umstellung der Kohlekraftwerke auf Gasbefeuerung halten wir für eine
zwar teure aber wirkungsvollere Übergangsmaßnahme, um die Feinstaubmenge in Bremen wesentlich zu reduzieren.
Für Bremerhaven gilt ähnliches für die offene Deponie Grauer Wall. Die von
dort ausgehende Belastung nicht nur an Feinstaub betrifft ein ganzes
Wohngebiet.
Der Gesundheitspark Speckenbüttel grenzt direkt an die Grauer-WallDeponie. Dort werden 106 verschiedene Schadstoffe gelagert, davon 29
hochgiftig. Deren gesundheitsgefährliche und lungendurchlässige Stäube
entstehen in Sichtweite von Finnbahn-Joggern und Klettersportlern und
werden von diesen inhaliert, unangenehme Gerüche eingeschlossen.
Aus kommerziellen Gründen lässt der rot/grüne Magistrat die Deponie von
BEG und Remondis betreiben. Die Alternative für Deutschland unterstützt
die bestehende Bürgerinitiative in ihren wesentlichen Forderungen und setzt
sich ein für:
 Fortsetzung und Erweiterung des bisher nur für ein Jahr eingeleiteten Messstellenprogramms.
 Sofortige Umsetzung des vom Stadtparlament beschlossen Monitoring-Verfahrens (Analyse von Baumrinde)
 Schnelle Einrichtung eines kleinräumigen Krebsregisters für
Speckenbüttel (Daten vorhanden, Methode auch).
 Einrichtung eines behördenübergreifenden parlamentarischen
Kontrollteams über die Schadstoffgefahr und über das Grundwasserproblem (Der Deponiekörper steht bereits unter dem
Grundwasserspiegel).
 Einsetzung von Krisengremien für regionale Sonderfälle.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
2.6
Seite 31 von 57
Tourismus
Das Bundesland Bremen zieht jedes Jahr über eine Million Übernachtungsgäste und eine noch erheblich größere Zahl an Tagestouristen an. Die Hotels sind im bundesdeutschen Vergleich gut ausgelastet, Touristen setzen
rund 1 Mrd. Euro p.a. um und unterhalten etwa 60.000 Arbeitsplätze. Für die
Zukunft wollen wir diese Arbeitsplätze sichern und wo möglich ausbauen.
Damit dieses möglich ist, müssen die Städte im Land Bremen als sicher
wahrgenommen werden. Ein verbessertes internationales Marketing insbesondere Bremerhavens ist anzustreben.
Die Bebauung des Bahnhofsvorplatzes in der geplanten Weise ist zu stoppen. Baupläne haben sich dem Bahnhofsgebäude anzupassen. Niedrige
Bäume und eine kleinteilig geplante Grünanlage mit Bänken zum Verweilen
können das Eingangstor Bremens betonen.
Der Busbahnhof vor dem Cinemaxx ist eine Fehlplanung und viel zu klein.
Die Ausweichmöglichkeit am Breitenweg ist nicht praktikabel und für die
Buspassagiere zum Teil lebensgefährlich. Jahrelang war der Platz vor dem
Übersee-Museum als Busbahnhof ausreichend und die direkte Bahnhofsnähe ein unschätzbarer Vorteil. Ein Rückbau in den alten Zustand ist anzustreben. Eine nutzlose Rasenfläche an der Stelle ist eine verschenkte Möglichkeit. Die Gefährdungen der aussteigenden Buspassagiere am jetzigen
Busbahnhof am Breitenweg würden dadurch erheblich minimiert.
2.7
Digitalökonomie
Die Erkenntnisse aus den Geheimdienstüberwachungen müssen zu erhöhter Internetsicherheit führen und zu einer bürgerfreundlichen und wirtschaftlich stabilen Digitalökonomie.
Die Digitalisierung ist aus einer modernen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Sie mischt sich in alle Lebensbereiche ein und übernimmt an vielen
Stellen Regelaufgaben. Sie schafft Erleichterungen für die Bürger und
macht Verwaltungsaufgaben transparent und effizienter. Allerdings kann
Technik nicht ohne Kontrolle der Prozessabwicklung arbeiten, die nachvollziehbar dokumentiert werden muss. Somit entsteht bei allen Handlungen,
die jemand mit einem technischen Gerät vornimmt oder die durch technische Geräte durchgeführt werden, ein sogenanntes Protokoll, das die Handlung mit Datum und Uhrzeit, den Start und die Beendigung der Handlung
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 32 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
aufzeichnet. Das gilt für alle automatisierten Gerätschaften. Ob das nun ein
Mobiltelefon ist, aus dessen Metadaten ganze Handlungsstränge nachvollzogen werden können, oder ganz simpel das Versenden einer eMail bzw.
das Anwählen einer Webseite im Internet.
Diese Nachvollziehbarkeit ist ein Segen für die Störungssuche, andererseits
aber eine Belastung der Privatsphäre, wenn es einem speziellen Personenkreis möglich ist, diese Nachvollziehbarkeit auszunutzen.
Eine weit fortgeschrittene Globalisierung bei der Herstellung solcher digitalen Geräte und der zum Betreiben notwendigen Software hat dazu geführt,
dass in Deutschland eine solche Fabrikation nur noch in spezieller Einzelfertigung oder überhaupt nicht mehr stattfindet. Die Abhängigkeit ist so weit
gediehen, dass alle staatlichen Verwaltungsstellen Geräte einsetzen müssen, die im Ausland hergestellt wurden und deren Prozesskette nicht nachhaltig dokumentiert ist. Eventuelle Manipulationen und damit eine Korrumpierbarkeit von Regierungs- und Verwaltungsaufgaben sind nicht oder nur
schwer nachzuweisen. Die Debatte um den Whistleblower Edward Snowden hat ab Mai 2013 tiefe Einblicke gegeben, wo Handlungsbedarf besteht.
Diesen Themen ist besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Es bedarf einer neuen Strategie und einer neuen Politik in der Informationstechnik für Bremen und für Deutschland als Ganzes.
Durch die im Sommer 2013 erfolgte Enttarnung der Geheimdienstaktivitäten
zweier Alliierter in Deutschland, die mit Unterstützung der deutschen Dienste eine flächendeckende Überwachung der Bürger in Deutschland durchgeführt haben, ist eine unhaltbare Situation für die Bürger nicht nur in Bremen, sondern in Deutschland gesamt offenkundig geworden. Zudem ist
durch die mittlerweile verfügbaren Technologien und den unbedarften Umgang der Nutzer mit den vorwiegend aus amerikanischer oder amerikanisch
beeinflusster Produktion stammenden neuen Medien eine Qualität von
Überwachung entstanden, die fast an Perfektion heranreicht. In jedem Fall
ist diese Überwachung eine eklatante Grundrechtseinschränkung der Bevölkerung, flächendeckend.
Die alliierten Geheimdienste werden freiwillig ihre Abhörpraktiken nicht ändern. Jede Initiative in diese Richtung ist zum Scheitern verurteilt. Das Argument, gegen Terrorismus keine andere Möglichkeit zu haben, ist vorgeschoben. Die angeblich verhinderten Terroranschläge sind nicht belegbar,
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 33 von 57
und die angegebenen Zahlen sind reine Spekulation. Es wird nur eine Änderung eintreten, wenn eine Umgestaltung der Kontrollmechanismen für die
Dienste durchgeführt und die Effizienz der Kontrolle gesteigert wird. Offensichtlich ist, dass die derzeitige parlamentarische Kontrolle versagt hat und
komplett neu zu ordnen ist. Dies ist zwar kein Bremen-spezifisches Thema,
es kann nur auf Bundesebene gelöst werden, aber Bremen sollte sich über
seine Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Bundespolitik gerade bei diesem
Thema intensiv einmischen.
Bremen als Hochtechnologiezentrum muss sich des Themas Industriespionage annehmen und der Sicherung und Stärkung des deutschen Einflusses
in sogenannten „europäischen“ Konzernen widmen.
2.7.1 Einsatz quelloffener Software für alle Verwaltungsaufgaben
So wie in ganz Deutschland die Verwaltungsstellen mit Software arbeiten,
die in Amerika entwickelt wurde und bei der mittlerweile bekannt ist, dass
eingebaute Hintertüren keine Seltenheit sind, gibt es nur eine Möglichkeit,
sich vor solchen Zugriffen zu schützen. Der Einsatz von quelloffener Software erlaubt die Validierung des Quellcodes, bei der festgestellt werden
kann, ob sich Hintertüren oder Schadcode darin befinden. Aus sauberem
Code kann dann Software kompiliert werden, die für staatliche Einsatzzwecke einen sicheren Betrieb ermöglicht, wenn die Netzwerkumgebung
dem gleichen Sicherheitsstandard genügt.
Um hierfür weitgehend autonom zu werden, ist die Entwicklung eigener
Software wieder zu fördern und vor allem den Mittelstand für diese Zwecke
einzubinden. Dies bindet Entwicklerkapazität in Bremen, und die Ansiedlung
von Firmen im IT-Umfeld wird unterstützt.
So wie München eine eigene Linux Distribution namens Limux für die Stadtverwaltung entwickelt hat, ließe sich vorstellen, eine Bremux Version für die
Verwaltungsstellen und den gesamten Bildungsbereich zusammenzustellen
und auf die bremischen Anforderungen anzupassen. Die Einsparung erheblicher Lizenzkosten wäre ein der Bremischen Finanzlage entsprechender
weiterer Vorteil. Uns ist bewusst, dass amerikanische Softwareunternehmen
in München derzeit erfolgreich Lobbyarbeit gegen diese unabhängigen Entwicklungen betreiben.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 34 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Um die Förderung von quelloffener Software auch auf wissenschaftlicher
Ebene zu begleiten und weiter zu stärken, ist die Universität Bremen mit
ihrem Wissensstand einzubinden. Von hier könnten spezifische Softwareentwürfe für angepasste Verwaltungsaufgaben der Landesregierung und
der Verwaltungsstellen kommen.
2.7.2 Unabhängigkeit von auf dem Markt befindlicher möglicherweise
manipulierter Hardware
Für die einzusetzende Hardware gilt Ähnliches. Schließen sich Bundesregierung und Landesregierungen zusammen und beschaffen Standardbauteile bei einschlägigen asiatischen Herstellern, können für entsprechend
große Serien Sonderwünsche Berücksichtigung finden. Da Verwaltungsrechner mit Standardbauteilen auskommen, ließe sich hier bei der Beschaffung ein erheblicher Kostenvorteil erwirtschaften.
2.7.3 Förderung von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
Um sichere elektronische Informationsübermittlung möglich zu machen, ist
die Ende zu Ende Verschlüsselung in einer praktikablen Version für alle Systeme zur Verfügung zu stellen. Da zwar mittlerweile einige Systeme verfügbar sind, diese aber von den meisten Benutzern als zu umständlich zu
bedienen beschrieben werden, ist hier noch Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu leisten. Hierfür könnten geförderte Forschungsprogramme
der Universität ihren Beitrag leisten oder Unternehmensgründer mit neuen
frischen Ideen eine breite Basis schaffen, um leicht benutzbare eMailVerschlüsselung für "jedermann" zu entwickeln.
Ein eigener, von der Landesregierung betriebener Bremischer SchlüsselServer für die öffentlichen Schlüssel der asymmetrischen Verschlüsselungsverfahren könnte dieses Bild abrunden und bürgerfreundlicher machen.
2.7.4 Die Bremischen Dokumente der Stadtgeschichte
Die Bremische Geschichte ist lang und spannend. Im Staatsarchiv liegen
Folianten von unschätzbarem Wert. Nur Wenige nehmen die Möglichkeit
wahr, sie einsehen zu können und Studien zu betreiben. Viele Schriftrollen
sind einmalig und oft nur von wenigen Historikern begutachtet worden. Um
diese Kleinode einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen, wollen
wir diese Dokumente digitalisieren und ins Internet stellen lassen. Dies würAlternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 35 von 57
de der Bremischen Geschichte zugute kommen, weil sich möglicherweise
mehr Menschen damit befassen und auch in weniger bekannte Zeitabschnitte etwas mehr Licht ins Dunkel gebracht werden kann.
2.8
Verbraucherschutz und Freihandelsabkommen
Das geplante Freihandelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten von
Amerika und der Europäischen Union ist unter dem Namen Transatlantic
Trade Investment Partnership (TTIP) in intransparenten und geheimen Verhandlungen im Sommer 2013 auf den Weg gebracht worden. Die hohen
Versprechen von Gewinnerwartungen gehen von “Best Case Szenarien”
aus, die realistisch betrachtet nicht erreicht werden können. Erste Zwischenergebnisse der Verhandlung sind nur durch Indiskretionen an die Öffentlichkeit gelangt.
Die Alternative für Deutschland in Bremen ruft die Bevölkerung unserer beiden Handels- und Hafenstädte zum entschiedenen Widerstand gegen das
TTIP auf und erklärt sich gegen die Art des Zustandekommens des Vertragswerkes.
Der Abbau sogenannter Handelshemmnisse steht an vorderster Stelle der
Wunschliste. Die wesentlichen “Barrieren” sind aus Sicht der USVerhandlungsdelegation jedoch keine Handelshemmnisse im eigentlichen
Sinne, vielmehr geht es um die Abschaffung von Schutzbestimmungen wie
Verbraucher- und Arbeitnehmerschutzgesetzen und gewerkschaftlich erreichte Tarifvereinbarungen.
Da in der Europäischen Union die Patentierung von Tierrassen und Pflanzensorten grundsätzlich verboten ist, wird auch das europäische Patentrecht unterlaufen. Nach dem Willen internationaler Nahrungsmittelkonzerne
werden Patente auf konventionelle, also nicht gentechnische Züchtungsverfahren bei Tieren und Pflanzen angestrebt. Zudem sind hinsichtlich der zu
beobachtenden Konzentration des Saatgutmarktes Maßnahmen erforderlich, die einer Monopolisierung entgegen wirken. Beides ist erforderlich, um
die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln langfristig zu sichern.
Die Alternative für Deutschland Landesverband Bremen setzt sich für ein
gesetzliches Verbot von Patenten auf Nutztiere und –pflanzen ein.
Die schwerwiegendste Einschränkung europäischer Werte jedoch ist die
Implementierung der Möglichkeit von Investor-Staat-Klagen, die nicht vor
einem ordentlichen nationalen Gericht verhandelt werden, sondern vor eiAlternative für Deutschland in Bremen
Seite 36 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
nem verbindlichen privaten Schiedsgericht, wenn politische Entscheidungen
von Staaten die Gewinnerwartung von US-Konzernen schmälern. Die beispielhaften Verurteilungen Boliviens oder Tschechiens geben hier einen
Einblick in die mögliche spätere Entwicklung.
Das Kanadische Freihandelsabkommen CETA (Comprehensive Economic
and Trade Agreement) muss mit derselben Skepsis betrachtet und abgelehnt werden. Das Zustandekommen ist mit derselben Intransparenz geschehen. Sollte TTIP scheitern aber CETA abgeschlossen werden, werden
amerikanische Firmen über ihre kanadischen Tochterfirmen auf Grundlage
von CETA das TTIP unterlaufen.
Durch die Liberalisierung von Dienstleistungen wird vor allem der Finanzdienstleistungssektor wieder dereguliert. Die in Europa erreichten Verbraucherstandards stehen dann wieder zur Disposition.
Durch das TTIP wird das in den Lissabon-Verträgen festgeschriebene Subsidiaritätsprinzip für den öffentlichen Sektor endgültig unterlaufen. Das gefährdet den für die Grundversorgung in den Kommunen wichtigen Ortsbezug der Versorgung mit Wasser, Gas und Strom.
Das gesamte bisherige Beschaffungswesen des öffentlichen Sektors und
die Infrastrukturpflege in ganz Europa wären ebenfalls betroffen. Die hier zu
antizipierenden massiven Einschränkungen gilt es zu vermeiden.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
3
Seite 37 von 57
Innere Sicherheit
Für die meisten Bürger ist es ganz normal, in einer Demokratie und in einem
Rechtsstaat zu leben. Unsere Menschen- und Freiheitsrechte sind durch
das Grundgesetz garantiert. Wir müssen in unserer Rechtsordnung Willkür
nicht fürchten. Im Alltag gilt nicht das Gesetz des Stärkeren, sondern der
Einzelne ist prinzipiell in seiner körperlichen Unversehrtheit geschützt.
Die Alternative für Deutschland in Bremen ist der Überzeugung, dass heute
ein jeder von uns gefordert ist, die Errungenschaften unserer freiheitlichdemokratischen Grundordnung immer wieder aufs Neue aktiv gegen Anfeindungen zu vertreten und sich immer wieder für die Erhaltung unserer
Rechtsordnung einzusetzen.
Beide, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung sowie unsere
Rechtsordnung, haben sich über Jahrhunderte unter großen Opfern und
geprägt durch die Aufklärung aus unserer abendländischen Kultur entwikkelt. Beide sind mittlerweile sowohl durch eine falsch verstandene Toleranz
unserer Gesellschaft gegenüber anderen Kulturen als auch durch immer
mehr Menschen bedroht, die sie offen ablehnen.
Die Alternative für Deutschland fordert, keinerlei parallele Gesellschafts- und
Rechtsordnung zu akzeptieren.
Toleranz gegenüber Intoleranz, gegenüber den Feinden unserer Werteordnung, ist inakzeptabel.
Innere Sicherheit - mehr als nur Kriminalität bekämpfen
Sich sicher zu fühlen, ist ein wichtiges Stück Lebensqualität für jeden Menschen. Die Gewährleistung von Sicherheit ist eine Kernaufgabe des Staates
und seiner Politik.
Die Innere Sicherheit im Lande Bremen ist objektiv gefährdet und gegenüber anderen Bundesländern auf einem unrühmlichen Stand. Die zuletzt
2013 vorgelegte polizeiliche Kriminalstatistik ist nicht transparent genug. Wir
fordern unter Verzicht auf eine fragwürdige „politische Korrektheit“ die weitere Offenlegung und eine differenzierte Betrachtung nach Tätergruppen als
eine wichtige Basis zielgerichteter Prävention und Verbrechensbekämpfung.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 38 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Die Duldung der bisherigen Missstände sowie die o.g. Intransparenz durch
die etablierten Parteien tragen dazu bei, dass viele Bürger subjektiv verunsichert sind.
Die Alternative für Deutschland setzt sich konsequent und entschlossen für
die Bekämpfung der Kriminalität ein. Dies bedeutet für uns konkret folgende
Punkte:
3.1
Prävention / Resozialisierung
Um Straffälligkeit bereits im Keim zu ersticken und „kriminelle Karrieren“ zu
verhindern, legt die Alternative für Deutschland einen Schwerpunkt auf die
Prävention und auf den Abbau von Jugendkriminalität. In die Prävention und
Bekämpfung von Kriminalität müssen außer den Sicherheitsbehörden wie
der Polizei und dem Staatsschutz auch andere staatliche Institutionen wie
beispielweise das Jugendamt oder die Schulbehörden eingebunden werden. Prävention geht hier vor Datenschutz. Dies bedeutet keinesfalls, dass
die jugendlichen Ersttäter an den Pranger gestellt und öffentlich als Kriminelle stigmatisiert werden dürfen. Vielmehr geht es darum, weiteres Fehlverhalten frühzeitig zu erkennen und effektiver verhindern zu können. Bei
der Weitergabe von personenbezogenen Daten müssen dahingehend eindeutige und strenge Vorgaben eingehalten werden.
3.2
Konsequenter Umgang mit jugendlichen Straftätern
Bei jungen Delinquenten ist es wichtig, ihnen frühzeitig die Konsequenzen
ihres Fehlverhaltens aufzuzeigen, einen Abschreckungseffekt und bestmöglich einen Umdenkprozess zu erzeugen.
Hierzu ist es wichtig, gemäß den Vorschriften des Jugendgerichtsgesetzes
(JGG) in allen Fällen ein beschleunigtes Verfahren zu eröffnen und dieses
zum Abschluss zu bringen. Es ist hinlänglich bekannt und empirisch belegt,
dass nur dann eine erzieherische Wirkung erzielt wird, wenn den Straftätern
schnellstmöglich nach der begangenen Tat ihr Fehlverhalten aufgezeigt
wird.
Die Alternative für Deutschland in Bremen setzt sich ferner dafür ein, jugendliche Straftäter verstärkt durch nachhaltige Maßnahmen zur Verankerung in unserer Gesellschaft zu begleiten. Hierzu gehören Ausbildung und
schulische sowie berufliche Qualifizierung sowie deren konsequente Nachhaltung.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 39 von 57
Als mögliches Sanktionsmittel des Jugendgerichtsgesetzes (JGG) ist die
sogenannte „unbestimmte Jugendstrafe“ (ehemals §19 JGG) neu zu überdenken und gegebenenfalls wieder in Kraft zu setzen.
3.3
Konsequente Verfolgung von Straftaten
Es darf unter keinen Umständen zu einer Bagatellisierung von Straftaten
kommen. Wer sich als Mitglied dieser Gesellschaft nicht an die geltenden
Normen und Gesetze hält, muss für sein Fehlverhalten mit einer angemessenen Strafe rechnen. Die zur Verfügung stehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen sind dabei konsequent anzuwenden. Verurteilte Straftäter, die
gegen ihre Bewährungsauflagen verstoßen haben oder in ihrer Bewährungszeit erneut strafrechtlich in Erscheinung treten, müssen zwingend mit
einer freiheitsentziehenden Maßnahme rechnen.
Eine strafmildernde Berücksichtigung kultureller, religiöser oder sozialer
Umstände außerhalb der deutschen Verfassung und Gesetze lehnen wir
strikt ab. Ein Migrationshintergrund darf nicht zu einer wie auch immer gearteten Diskriminierung führen; umgekehrt darf ein Migrations- oder sonstiger
Hintergrund jedoch auch kein Freibrief vor konsequenter Strafverfolgung mit
allen gesetzlich vorgesehenen Mitteln sein. Ein „Wegsehen“ aus ideologischen Gründen hat zu unterbleiben; Realitäten sind klar zu benennen.
Die Opfer von Straftaten, insbesondere hilfsbedürftige Menschen, müssen
jede angemessene Fürsorge erhalten. Opferschutz geht der Alternative für
Deutschland vor Täterschutz.
3.4
Organisierte Kriminalität
Das Land Bremen hat bereits seit längerer Zeit ein bekanntes Problem sowohl mit ethnischen Clans als auch mit sogenannten „Outlaw Motorcycle
Gangs“ (OMCG). Oftmals lassen sich jene Gruppierungen der organisierten
Kriminalität zuordnen.
Der Staat hat große Probleme damit, gegen die inzwischen gesellschaftlich
etablierten Strukturen dieser Gruppierungen strafrechtlich anzukommen.
Durch gegenseitige Verschwiegenheit oder Bedrohung, Erpressung und
Einschüchterung von Zeugen gelingt es ihnen immer wieder, sich einer Strafe vor Gericht zu entziehen. Auch in diesem Zusammenhang darf eine
Paralleljustiz nicht geduldet werden.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 40 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Die Bremer Politik hat in der Vergangenheit diesbezüglich nur äußerst halbherzig Stärke gezeigt. Die ausgesprochenen Vereinsverbote beispielsweise
greifen zu kurz und können die kriminellen Machenschaften weder unterbinden noch verhindern.
Der Staat stößt hier in einigen Fällen offenbar an seine Grenzen.
Wir setzen uns dafür ein, die organisierte Kriminalität im Lande Bremen entschieden zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass zukünftig kriminellen
Strukturen der Nährboden entzogen wird. Dies wird nur gelingen, wenn alle
involvierten Institutionen zusammenarbeiten, um ein bestmögliches Resultat
zu erlangen und die derzeitigen, nicht akzeptablen Zustände zu beenden.
3.5
Rückführung straffällig gewordener Ausländer
Kein Mensch sollte in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund seiner
Herkunft diskriminiert oder benachteiligt werden. Doch wer sich als Ausländer nicht an die hier geltenden Gesetze und Vorschriften hält und stattdessen wiederholt straffällig wird, ist bei Erfüllung der Voraussetzungen des
Aufenthaltsgesetzes in sein Heimatland zurückzuführen. Die bestehenden
Gesetze sind hier konsequent einzuhalten. In jedem Einzelfall ist die Möglichkeit zu prüfen, die Haftstrafe im Herkunftsland zu den dortigen Bedingungen ableisten zu lassen.
3.6
Verbesserung des Schutzes von Gesundheit und Leben von
Mitarbeitern der Sicherheitsbehörden
Es ist inakzeptabel, dass Polizeibeamte sowie Einsatzkräfte der Feuerwehr
beleidigt oder gar körperlich angegriffen werden. Dies ist durch die konsequente Anwendung bestehender Strafgesetze, eine vorausschauende, lagegerechte Einsatzplanung bei Großeinsätzen, eine effektive Schutzausstattung, eine angemessene Eigensicherung sowie durch regelmäßige Einsatztrainings unter realitätsnahen Bedingungen möglichst pro-aktiv zu verhindern. Einsatzkräften, die zu Opfern werden, ist jeglicher Beistand zur
Wiedererlangung ihrer körperlichen und geistigen Einsatzfähigkeit zu gewähren. Die Politik muss dahingehend ihren Mitarbeitern den Rücken stärken.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
3.7
Seite 41 von 57
Besserer Schutz von älteren und körperlich-/ geistig
eingeschränkten Menschen
Bei Delikten wie z.B. Raub, Diebstahl oder Betrug suchen sich Täter häufig
ältere Menschen als ihre Opfer aus. Die Gründe hierfür sind klar ersichtlich.
Ein meist geringer, körperlicher Widerstand, eine verminderte Auffassungsgabe sowie eine eingeschränkte Fähigkeit der Mitwirkung bei der polizeilichen Aufklärung lassen diese Menschen immer öfter Opfer von Straftaten
werden. Seitens der Täter wird billigend in Kauf genommen, dass sich ältere
und benachteiligte Menschen von den Folgen eines Verbrechens nur
schwer erholen.
Wir setzen uns dafür ein, die Ahndung von Straftaten auf ältere und benachteiligte Menschen deutlich zu verschärfen und über Präventionsberatung,
Aufklärungskonzepte und Kontrolldichte die subjektive und objektive Sicherheit dieser Personengruppen zu verbessern.
3.8
Sachgerechte Tierhaltung
Die beim Innensenator erstellte Rassenliste für Hunde lenkt vom eigentlichen Problem ab, denn die Hundehalter sind zu konditionieren, ein Tier aus
der Liste auch führen zu können. Ein verpflichtender "Hundeführerschein"
ist einzuführen.
Dass ein Tier als Sache betrachtet wird, ist auf die juristische Sachverhalte
zu beschränken. Das Tier unterliegt als Lebewesen einem besonderen
Schutz.
3.9
Effektive Bekämpfung von Menschenhandel und
Zwangsprostitution
Das von der Bundesregierung aus dem Jahr 2001 stammende Prostitutionsgesetz (ProstG) legalisierte in Deutschland das Geschäft mit der käuflichen Liebe. Dadurch ermöglichte Deutschland indirekt die legale Ausbeutung und Versklavung von Prostituierten.
Die rechtlichen Gegebenheiten, die es selbst verurteilten Menschenhändlern erlaubt, ein Bordell zu betreiben, sind vollkommen inakzeptabel. Hinzu
kommt, dass durch die EU-Osterweiterung die Zahl der ausländischen Prostituierten im Lande Bremen stetig steigt. Als Folge dessen ist es für die Behörden aufgrund sprachlicher Barrieren schwierig, eventuelle Straftaten zu
verfolgen und aufzuklären. Es sollte zudem nicht vergessen werden, dass
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 42 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
die "herkömmliche Prostitution" nicht selten das Milieu für weitere erhebliche
Straftaten (Beischlafdiebstähle, Rauschgifthandel, Waffen- und Falschgelddelikte usw.), bildet, die mit einem hohen Organisationsgrad begangen werden.
Die Alternative für Deutschland in Bremen setzt sich dafür ein, ein Konzessionssystem ähnlich dem der Gaststätten und Kneipen einzuführen, um dadurch den Betreibern klare Auflagen erteilen und Verstöße ggf. ahnden zu
können.
Ferner müssen den Behörden für alle Stätten, an denen Prostitution betrieben wird, im Rahmen der verfassungsrechtlichen Möglichkeiten Betretungsrechte eingeräumt werden.
Wir befürworten eine Meldepflicht für Prostituierte sowie die Wiedereinführung einer verpflichtenden, anonymisierten Gesundheitsuntersuchung.
Das Angebot von Ausstiegshilfen für Prostituierte ist im Land Bremen und
bundesweit auszuweiten.
3.10 Gewährleistung einer effektiven Arbeit der zuständigen Behörden
Die Politik des Bundeslandes Bremen hat den Sicherheitsbehörden im Laufe der Jahre unter dem Vorwand der Schuldenproblematik immer weitreichendere Kürzungen und den Abbau von Planstellen aufgezwungen. Die
Folgen zeichnen sich indes immer stärker ab. Angehäufte Überstunden, offene bzw. unbearbeitete Verfahren, fehlende technische Ausstattung und
Schließungen von Polizeirevieren sind nur ein paar Dinge, die dadurch zum
Vorschein kommen. Um den Ansprüchen der Gesellschaft nach Sicherheit
zu entsprechen, müssen die zuständigen Behörden und Institutionen (Polizei, Feuerwehr und Justiz) finanziell und materiell besser ausgestattet werden. Das Spardiktat bei Judikative und Exekutive muss ein Ende haben. Die
bundesweite Schuldenbremse 2020 darf nicht dazu führen, dass die Sicherheit der Bürger Bremens noch mehr beeinträchtigt wird.
Für die Alternative für Deutschland in Bremen bedeutet dies konkret folgende Punkte:
Wir fordern Polizeidienststellen, welche 24 Stunden ausreichend besetzt
sind, gerade in den Ortsteilen, in denen Reviere geschlossen wurden bzw.
die nur noch zeitweise geöffnet sind. Die Wiederöffnung von Polizeidienststellen ist anzustreben.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 43 von 57
Sogenannte „No-Go- Areas“ (rechtsfreie Räume), in denen Selbstjustiz vorherrscht und Parallelgesellschaften entstanden sind bzw. entstehen, müssen konsequent unterbunden werden. Dies ist nicht allein durch die Polizei
zu bewerkstelligen, sondern muss politisch gewollt sein.
Den Sicherheitsbehörden ist eine zeitgemäße, technische Ausstattung zur
Verfügung zu stellen. Bei der Auswahl der Anschaffung sind sie aktiv mit
einzubeziehen.
Zum Schutz vor Korruption und sinkender Arbeitszufriedenheit ist das Prinzip der leistungsgerechten Bezahlung wieder in den Vordergrund zu stellen.
Speziell die Zuschläge für Nacht- und Feiertagsarbeit sind anzuheben.
Die Berufs- und Freiwilligenfeuerwehren sind unverzichtbarer Teil des Sicherheitsapparates des Landes Bremen. Sie leiden gleichermaßen unter
dem Abbau von Personal und Einsparungen an Fortbildungen, Ausrüstung
und Material. Laut eigener Aussage wurden in den letzten 20 Jahren trotz
steigender Einsatzzahlen 200 Stellen im Land Bremen gestrichen. Dies
führt zu einer nicht hinnehmbaren Mehrbelastung der Rettungskräfte und
zwangsläufig zu Verstößen gegen die senatorischen Schutzziele (max. 10
Minuten bis zum Einsatzort), was im schlimmsten Fall zu Lasten der Gesundheit von hilfsbedürftigen Menschen geht. Die Verbesserung der Personaldecke und der technischen Ausstattung gilt daher ebenso unmissverständlich für die Mitarbeiter der Feuerwehren im Lande Bremen.
3.11 Abschreckung durch bedarfsorientierte Video-Überwachung
Wir befürworten eine bedarfsorientierte Video-Überwachung insbesondere
in Problemzonen und im öffentlichen Nahverkehr, um so einen Abschreckungseffekt zu erzielen und begangene Straftaten besser aufklären
zu können. Als Positivbeispiel kann hierbei die seit 2005 stattfindende Videoüberwachung der Bremer Diskomeile oder des Bahnhofsvorplatzes genannt werden. Die Zahl der dortigen Straftaten ist nach Einführung der Videoüberwachung zurückgegangen. Die zum Einsatz kommende Technik ist
so zu verbessern, dass sie eine Aufklärung von Straftaten ermöglicht. Insgesamt ist die Video-Überwachung dabei auf das Notwendige zu begrenzen, um so das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung der Bürger zu schützen.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 44 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
3.12 Bekämpfung von Links- und Rechtsextremismus, Rassismus und
Deutschlandfeindlichkeit
Die Alternative für Deutschland befürwortet unbedingt und vorbehaltlos die
Bekämpfung von Rechtsextremismus und ethnischem und religiösem Rassismus. Wir stehen zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und fordern ihre wirkungsvolle Verteidigung.
Rassismus taucht nicht nur in der rechtsextremen Szene auf, und er ist keine Einbahnstraße. Von den etablierten Parteien und Medien gerne verschwiegen wird die tatsächlich bestehende Deutschlandfeindlichkeit und
somit gar ein mehr oder minder latenter Rassismus gegenüber Deutschen.
Um Opfer von Rassismus zu werden, bedarf es keines Migrationshintergrundes. Die Grundlage für Rassismus, ein Überlegenheitsgefühl gegenüber anderen Gruppen, ist in Zuwandererkreisen mindestens in gleichem
Maße vorhanden wie in der Mehrheitsgesellschaft. Ein weiteres Verschweigen dieser Tatsache führt zu einer Zunahme der objektiven und subjektiven
Unsicherheit der Bürger. Toleranz bedeutet diesbezüglich nicht Tolerierung
von Gewalt.
In gleicher Weise stellt der Linksextremismus eine Gefahr für die freiheitlichdemokratische Grundordnung und somit für die Innere Sicherheit dar. Die
Prävention und Bekämpfung des Linksextremismus wird gegenwärtig stiefmütterlich behandelt, er wird im Lande Bremen offenbar geduldet. Vor dem
Hintergrund der hohen Aggressivität und Gewaltbereitschaft der linksextremen Szene ist ein entschiedenes Gegensteuern überfällig. Politisch motivierte Taten, insbesondere auch gegenüber Polizeibeamten, sind konsequent zu verfolgen.
In der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit sind alle Formen des Extremismus, auch der Linksextremismus, zu benennen. Staatliche Förderungen
von extremen Gruppen, z. B. durch Bereitstellung von Räumlichkeiten, sind
unverzüglich einzustellen. Es ist ein Paradoxon, dass der Staat jene unterstützt, die offen gegen seine Grundwerte agieren.
Die Alternative für Deutschland in Bremen fordert Verfassungsfeinde vom
öffentlichen Dienst konsequent auszuschließen.
Ebenso fordern wir den Staatsschutz auf, sich mit der Unterwanderung der
etablierten Parteien durch Extremisten zu befassen. Diese Parteien wiederum sollten sich im Sinne ihrer Glaubwürdigkeit aller Extremisten entledigen.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 45 von 57
3.13 Bekämpfung des religiösen Extremismus
Jedem ist in Deutschland grundgesetzlich die freie Ausübung seiner Religion zugesichert, mit der Einschränkung, dass im Zusammenleben gewisse
Grundwerte, die durch Verfassung und Gesetze zum Ausdruck kommen, zu
respektieren und unbedingt einzuhalten sind. Jegliche religiöse Ausübung
hat hinter dem deutschen Grundgesetz und seinen hierin verankerten Werten und Normen zurückzutreten. Religion bleibt Privatsache. Die Alternative
für Deutschland in Bremen befürwortet unbedingt die in der Bremer Landesverfassung verankerte Trennung von Staat und Kirche.
Bremen hat sich zu einer Hochburg des extremen Islamismus entwickelt.
Dieser Entwicklung ist konsequent entgegenzutreten. Salafisten und Fundamentalisten sind ein ernstzunehmendes Problem, weil sie zu einer Diskreditierung der friedlich in Deutschland lebenden Muslime beitragen. Auch
aus diesem Grund sind verwaltungsseitig alle gesetzlich gegebenen Möglichkeiten auszunutzen, um Veranstaltungen von Salafisten und Hasspredigern zu unterbinden.
Die Alternative für Deutschland fordert: Null Toleranz gegenüber intolerantem Extremismus!
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 46 von 57
4
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Integration und Zuwanderung
Eine Nation darf weder durch eine europäische Zentralisierung von außen
noch durch eine ungeregelte Einwanderungspolitik von innen zerstört werden.
Es bedarf für alle Seiten einer Vorstellung von dem, was Deutschland fordert und was es an Vorleistung für die Einwanderer erbringen will. Dies
kommt vor allem den Ausländern zugute, die hierher kommen. Das ist die
einzige Willkommenskultur, die wir haben und brauchen: Unsere weltweit
geachtete deutsche Kultur als Leitbild.
Wir als Alternative für Deutschland geben in Deutschland allen Bürgern eine
Stimme, die frei über Einwanderung reden wollen, denn die Bedürfnisse der
einheimischen Bevölkerung werden z. B. in Bremen missachtet.
Wir wollen aber auch und gerade den integrationsfreudigen Neubürgern mit
ausländischen Wurzeln eine vernehmliche Stimme geben, um die deutsche
Nation gemeinsam zu entwickeln.
Als Alternative für Deutschland verlangen wir insbesondere Beachtung für
diejenigen eingewanderten Mitbürger, die nicht konfessionell organisiert
sind und darum keine machtvolle Vertretung besitzen.
Die Einwanderungspolitik ist eines der bedeutendsten Zukunftsfelder. Sie
muss mit allen Konsequenzen ausgeführt werden, die das Bekenntnis erfordert, mit den Problemen eines Einwanderungslandes konfrontiert zu sein.
Eine Konsequenz nach außen in die Welt hinein ist, dass das Einwanderungsland Deutschland eine weltweite deutsche Sprach- und Kulturpolitik
und eine überzeugend kommunizierte Selbstdarstellung betreibt.
4.1
Kanadisches Modell
Eine innenpolitische Konsequenz ist, dass Deutschland eine Einwanderungspolitik mit klaren Regeln, z. B. nach kanadischem Vorbild, bekommt.
Das Modell Kanadas ist eine Zusicherung, die besonderen Problemlagen
der Einwanderer anzuerkennen. Keineswegs aber ist es ein Versprechen,
dies zeitlich unbegrenzt zu tun. Ein nationales Eigeninteresse zu formulieren ist selbstverständlich. Der Sinn einer jeden Einwanderungspolitik und
speziell der kanadischen ist der erfolgreich integrierte einzelne Einwanderer
in eine werteinheitliche Nation. Die Vorstellung einer Leitkultur ist in allen
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 47 von 57
angelsächsischen Ländern gegeben und in diesen Nationen nur unterschiedlich ausgeprägt.
Das bedeutet praktisch:
Wir brauchen auch für Deutschland ein passendes, einfaches Punktesystem zur Bewertung von Einwanderern aus aller Welt.
Auf einem Internetportal der Bundesrepublik Deutschland sollen sich alle
Regionen und Bundesländer wie Bremen präsentieren können und ihr Profil
für Einwanderer zeigen.
Eine strikte Anwendung des Asylrechts ist für die Akzeptanz von Einwanderung unabdinglich. Einwanderungsländer wie Kanada verfahren im Sinne
des inneren Friedens in der Asylpolitik nach klaren Regeln. Dass das Bundesland Bremen keine Ausreisepflicht durchsetzt, ist ein Skandal. Wir fordern im Namen aller anerkannten Flüchtlinge, diesen Zustand zu beenden.
Die klaren Regeln einer künftigen Einwanderungspolitik müssen überall
umgesetzt werden. Die bisherige Ausländerpolitik Bremens ist aufzugeben.
4.2
Religiöse Ausübung
Die religiöse Bekenntnisfreiheit ist ein hohes Gut. Sie hat sich aber nach
den Buchstaben des Grundgesetzes zu richten. Die garantierte Glaubensfreiheit bezieht sich allein auf die religiöse Ausübung. Unser Rechtssystem,
die Menschenrechte und das Grundgesetz müssen vorbehaltlos in allen Teilen von jeder Religionsgemeinschaft anerkannt werden.
Alle vom Ausland gesteuerten und verfassungsfeindlichen religiösen Zentren auf bremischem Boden sind aufzulösen.
Vor allem unsere muslimischen Mitbürger müssen darauf vertrauen können,
in Bremen frei von z. B. wahabitischen und salafistischen Bestrebungen leben zu können. Vor allem den von Islamisten verfolgten Gruppen wie Aleviten, Aramäern und syrischen Christen ist Unterstützung zu gewähren.
Wir fordern ein generelles Burka- und Verschleierungsverbot für Bremen
und ein striktes Kopftuchverbot in allen Bereichen des bremischen Öffentlichen Dienstes.
Wir sind gegen jeden Staatsvertrag mit islamischen Organisationen. Vielmehr muss die Zurückdrängung des Einflusses ausländischer islamischer
Organisationen wie Millî Görüs, Fethulla Gülen, Ditib u.a. ein Staatsziel
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 48 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
werden. Der Einfluss fremder Länder auf Moscheevereine und Islamverbände muss in Bremen unterbunden werden. Das Verbot der Finanzierung
aus dem Ausland kann nur auf nationaler Ebene geregelt werden, aber
muss auf lokaler Ebene erkämpft und durch Bundesratsinitiativen aus Bremen gefördert werden.
Wir wollen die Einführung eines verpflichtenden Faches „allgemeine Religionskunde“ im Unterricht in der Sekundarstufe, um das abendländische
Religionsverständnis und die wissenschaftliche und theologische Religionskritik zu fördern, auf nichtchristliche Religionen anwendbar zu machen, und
um mit nichtchristlichen Religionen und deren Repräsentanten dialogfähig
zu werden.
Ein Auftrittsverbot für ausländische Staatsoberhäupter auf bremischem Boden zwecks Wahlkampfveranstaltungen halten wir für selbstverständlich.
4.3
Organisation
Die Organisierung aller integrationsfreudiger Einwanderer ist voranzutreiben. Es bedarf der Stellungnahme von Einwanderern gegen die Integrationsindustrie, die dem deutschen Volk Einwanderer als homogene Masse
vorstellt und multikulturelle Rechte einfordert. Wir fordern dagegen eine
Herangehensweise, welche die Deutschen mit der Nationalkultur derjenigen
Menschen bekannt macht, die die Haupteinwanderungsströme ausmachen,
um hieraus passende Integrationsmaßnahmen zu entwickeln.
Der Nationalstaat der Deutschen muss die emotionale Heimstatt für alle hier
lebenden Menschen sein.
4.4
Pädagogische Aufbereitung Welterfahrung
Deutschland mit seiner vielhundertjährigen Erfahrung in Multireligiosität, erfolgreicher Einwanderung und Integration und einer völlig unterschätzten
Bedeutung in der Geschichte der Weltentdeckungen kann zu einem Einwanderungsland par excellence entwickelt werden: mit einem starken
Selbstbewusstsein und unter Nutzung seines historischen Erbes als führende Handels- und Forschungsnation.
Dieses historische Erbe soll Teil des Selbstbildes Deutschlands werden. Mit
seiner historisch ererbten Weltoffenheit und geopolitischen Weltstellung
kann es sich als Land der Hoffnung und Zukunft geltend machen.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
4.5
Seite 49 von 57
Einwanderer für Deutschland
Die in der Alternative für Deutschland organisierten Deutschen mit "Migrationshintergrund" rufen unsere eingewanderten Mitbürger dazu auf, gegen
den missverstandenen Multikulturalismus, die nicht vorhandene Einwanderungspolitik und gegen die forcierte Islamisierung, zu kämpfen. Auch Mitbürger islamischen Glaubens sollen in der Alternative für Deutschland eine
Möglichkeit finden, mit ihren Erfahrungen für ihre Herkunftsgruppen Lösungen anzubieten, zum Wohle Deutschlands und seiner Einwanderer.
4.6
Multikulturalismus und Nation
Besonders Einwanderer brauchen Orientierung in der und durch die neue
Gesellschaft, in welche sie eingewandert sind.
Das multikulturelle Modell in angelsächsischen Ländern trägt dem durchaus
teilweise Rechnung. Es ist als Einladung an die Einwanderer zu verstehen,
eine Zeit der Orientierung zu haben, es ist aber keineswegs eine Einladung,
sich niemals anpassen zu müssen.
Der Multikulturalismusbegriff kann auf Gesamteuropa durchaus fruchtbar
angewandt werden. In Ergänzung und im Unterschied zum kanadischen
Modell kann eine alternative Vorstellung eines multikulturellen Europas entwickelt werden, welches die europäische Tradition der Nationalstaaten berücksichtigt. Die einzelnen Nationalstaaten könnten als Teil einer multikulturellen Identität Gesamteuropas angesehen werden. Dieser Gedanke befriedigt das Streben nach einer gemeinsamen Identität Europas wie das selbstverständliche Beharren auf dem Selbstbestimmungsrecht der Völker. Die
multikulturelle Identität Europas verwirklicht sich in der Existenz der Nationalstaaten. Jeder Versuch, die Nationalstaaten aufzulösen, richtet sich gegen die Identität Europas.
Wir wollen die weltoffenen Anteile Deutschlands stärken und lehnen jede
aufgesetzte multikulturelle Ideologie ab. Wir wollen Einwanderer mit einbeziehen. Sie dürfen nicht Opfer gesellschaftlicher Experimente werden.
Resümee
Den Profiteuren des Wohlstandsgefälles in Europa müssen dagegen Grenzen aufgezeigt werden. Die Europäischen Verträge müssen geändert und
über Einwanderung darf nicht in Brüssel entschieden werden.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 50 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Nur selbstbewusste Kulturnationen können Integrationskraft gewinnen, diese Vielfalt Europas muss daher auch im Sinne der Einwanderer erhalten
bleiben.
"Andersartigkeit ist nur hinzunehmen, solange sie das friedliche Zusammenleben der Menschen in diesem Land nicht gefährdet." (Serap Celili, 50 Jahre verlorene Integrationspolitik, 20.10.2013.)
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
5
Seite 51 von 57
Lebendige Demokratie
"Wir wollen mehr Demokratie wagen"1. Die Politik muss ihre Arbeitsweise
öffnen und dem kritischen Bedürfnis nach Information Genüge tun. Wir werden darauf hinwirken, dass jeder Bürger die Möglichkeit erhält, an der Reform von Staat und Gesellschaft mitzuwirken.
Die Wahlbeteiligung sinkt, den Parteien laufen die Mitglieder davon. Die
Bürger kehren der Politik den Rücken zu, weil immer wieder Politiker in
Deutschland grundlegende Entscheidungen treffen, ohne das Volk zu fragen.
Jene Menschen, die uns beim Wort nehmen wollen, müssen aber auch verstehen, dass auch sie gegenüber Staat und Gesellschaft Verpflichtungen
haben.
Die Arbeit des Parlaments und der Parteien bleibt unentbehrlich; aber ergänzend sollen die Bürger die Möglichkeit haben, durch Volksbegehren und
Volksentscheide einzugreifen und punktuell politische Fragen selbst zu beantworten.
Was in der Schweiz, in vielen US-Bundesstaaten und in einigen deutschen
Ländern und Gemeinden funktioniert, könnte auch in Bremen zur Verteidigung und Verbesserung unserer Demokratie beitragen. Die AfD fordert
Volksbegehren und –entscheide: (a) für Bundesangelegenheiten, (b) für
Landesangelegenheiten, (c) für kommunale Belange.
Mitbestimmung und Mitverantwortung in den verschiedenen Bereichen unserer Gesellschaft wird eine wichtige Kraft in den nächsten Jahren sein. Wir
können nicht die perfekte Demokratie schaffen. Aber wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert. Die Alternative für Deutschland sucht das Gespräch, sie sucht kritische Partnerschaft mit allen, die in diesem Land Verantwortung tragen, sei es in den Kirchen, der Kunst, der Wissenschaft und der Wirtschaft oder in anderen Bereichen unserer Gesellschaft. Dies gilt nicht zuletzt für die Gewerkschaften,
an deren vertrauensvoller Zusammenarbeit wir interessiert sind. Ebenso
offen stehen wir als Alternative auch „alternativen“ Lebensentwürfen gegenüber.
1
Willy Brandt
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 52 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Bremen allerdings ist zur Hochburg doktrinärer linker Bewegungen geworden, die die Bremer Diskurse wie in den 70er-Jahren erstarrt erscheinen
lassen. Die so wichtige Kritik an der EU, an der Hegemonialpolitik der USA,
am sogenannten Freihandelsabkommen und der Hetze gegen Russland
braucht eine kompetente Partei, die diese Felder sachlich kommuniziert.
Diese Kritik muss eingebettet sein in eine notwendige Veränderung unseres
Bundeslandes, das in vielen Bereichen anderen Bundesländern in der Anwendung der demokratischen Mittel, wie Volksentscheiden, hinterher hinkt.
Eine thematische Befreiung von politischer Korrektheit und eine funktionale
Öffnung der Politik in unseren beiden Städten gegenüber volksherrschaftlichen Elementen ist unser Ziel.
5.1
Informationsfreiheit und Transparenz
Wir sind auf Verwaltungsebene für die Einführung eines Informationsfreiheits- und Transparenzgesetzes nach Hamburger Vorbild. Dieses sieht z. B.
eine Vertragsoffenlegung vor, die öffentliche Belange berühren. Vor allem
der zeitliche Vorlauf politischer Entscheidungen kann so vom Bürger besser
begleitet werden. Obwohl es in Bremen bereits ein Informationsfreiheitgesetz und ein Informationsregister gibt, werden für die Öffentlichkeit interessante Dokumente unter Verschluss gehalten. Selbst Bremerhavener Stadtverordneten wird der Zugang verweigert. Der Zugang zu solchen Informationen ist aber eine Voraussetzung für eine demokratische Beteiligung der
Bevölkerung.
5.2
Neue Wege und Finanzierung im Kampf gegen Extremismus
Extremismus ist nicht nur von rechts eine Bedrohung. Wir fordern eine finanzielle Unterstützung von Forschungen über islamistische Tendenzen und
Linksextremismus. Bremen sollte sich zu einem Zentrum dieser Forschungen entwickeln, da wir bisher nur ein Zentrum dieser Tendenzen sind. Besondere Unterstützung wollen wir antiextremistischen Initiativen von Migranten zukommen lassen. Es stünde Bremen gut an, bundesweite Initiativen in
unserem Bundesland zu bündeln und dies Engagement zu würdigen. Es
sollten z. B. die zahllosen kaum bekannten Internetseiten auf einem „Bremer Portal gegen Islamismus“ zusammengefasst werden.
Bei allen politischen Initiativen, die mit Steuermitteln unterstützt werden,
sind wir für die Wiedereinführung einer Demokratieerklärung in Bremen,
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 53 von 57
nachdem Bundesministerin Schwesig dieses wichtige Element im Kampf
gegen den Extremismus auf Bundesebene abgeschafft hat (Extremismus
Klausel). Gruppierungen, die sich z. B. beim "Kampf gegen Rechts" diskriminiert fühlen, wenn sie sich zum Grundgesetz bekennen sollen, entlarven
sich selbst, wenn sie eine solche Erklärung ablehnen.
5.3
Abschaffung des parlamentarischen Einspruchsrechts in
Finanzfragen
Die bremische Bevölkerung ist auch in Budgetfragen des Landeshaushaltes
der Souverän. Wir fordern daher die Abschaffung des parlamentarischen
Einspruchsrecht über Finanzfragen bei Volksentscheiden (parlamentarischer Finanzvorbehalt / Art. 70 Abs. 3 Bremer Landesverfassung).
Das parlamentarische Einspruchsrecht in Finanzfragen verbietet in der Regel Volksabstimmungen über Politiker-Gehälter, Pensionen usw. oder gibt
dem Parlament die Möglichkeit zu entscheiden, ob ein Volksentscheid nicht
zu stark in die Finanzplanung eingreift.
Dieses in allen Bundesländern vorhandene Instrument ist eine unserem
Verständnis von Demokratie widersprechende Bestimmung. Wenn das Parlament in Finanzfragen die Entscheidung des Volkes verhindern, verbieten
oder verändern kann, dann ist der Grundsatz der Volksherrschaft ausgehebelt. In einer Demokratie dient das Parlament als Unterstützungsinstrument
der Willensbildung des Volkes und der Kontrolle der Verwaltungseinrichtungen durch das Volk.
In allen Landesverfassungen ist dieses parlamentarische Finanz-Veto wiederzufinden: So in Berlin: Art. 62 Abs. 2; Bremen: Art. 70 Abs. 3; Hamburg:
Art. 50 Abs. 1 S. 2; Niedersachsen: Art. 48 Abs. 1 S. 3; Schleswig-Holstein:
Art. 41 Abs. 2.
Es ist nicht davon auszugehen, dass die Parlamente ihre Macht selbst beschränken werden. Deshalb erscheint das einzig erfolgreiche Instrument zur
Abschaffung ein Volksentscheid selbst zu sein. Da es sich um Volksabstimmungen über Bestimmungen aus den Landesverfassungen handeln würde,
ist eine große Mobilisierung der Wählerschaft von mindestens 40% nötig,
was eine sehr hohe Hürde darstellt.
Alternative für Deutschland in Bremen
Seite 54 von 57
5.4
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Abschaffung einer verpflichtenden Mindestwahlbeteiligung bei
Volksentscheiden
Wir fordern zugleich die Abschaffung einer verpflichtenden Mindestwahlbeteiligung bei Volksentscheiden (Quoren/ Art. 72 BremVerf) auf Landesebene
und die Ablehnung dieser Quoren bei der Schaffung einer gesetzlichen
Grundlage zu Volksentscheiden auf Bundesebene.
Die verfassungsrechtlichen Rahmenbestimmungen für Volksentscheide sollten so beschaffen sein, dass sie die bürgerliche Tätigkeit zum Wohle der
Gemeinschaft nicht erschweren. Die Praxis zeigt, dass aufgrund von Quoren die Gegner einer Initiative dazu aufrufen, nicht am Volksentscheid teilzunehmen.
Die Abschaffung der verpflichtenden Mindestwahlbeteiligung würde zu einer
Aktivierung der Bevölkerung führen, weil dadurch das tatsächliche Ergebnis
verpflichtend sein würde. Sowohl Gegner wie Befürworter einer Volksinitiative wären zur Mobilisierung des Souveräns gezwungen, um ihr gewünschtes
Ergebnis herbeizuführen.
Wir übernehmen damit die übliche Praxis in den Parlamenten, bei Abwesenheit der Mehrheit der Abgeordneten rechtsverbindliche Entscheidungen
zu treffen.
5.5
Direktwahl und Stärkung des Präsidenten des
Landesrechnungshofes
Wir fordern in Bremen die Direktwahl des Präsidenten des Landesrechnungshofes. Dieser soll ferner in der Auswahl seiner Mitarbeiter frei sein.
Außerdem sollten die Befugnisse des Rechnungshofes so ausgeweitet werden, dass er Misswirtschaft effektiv bekämpfen kann. Dafür ist er mit den
notwendigen rechtlichen Mitteln und mit einem Anklagerecht auszustatten.
Eine parlaments- und regierungsunabhängige Untersuchung der Staatsfinanzen sowie die effektive Unterbindung von Steuerverschwendung haben
für Bremen eine sehr hohe Bedeutung. Die Bürger müssen sich ein der
Wirklichkeit entsprechendes Bild über die öffentliche Finanzlage machen
können, um in Wahlen und Abstimmungen richtig entscheiden zu können.
Die Rechnungshöfe können zur Zeit keine unabhängigen Untersuchungen
über die öffentlichen Haushalte durchführen, weil sie von denselben Parlamentsmehrheiten gewählt werden, die die Regierungen wählen.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
Seite 55 von 57
Durch die Direktwahl und der parlamentsunabhängigen Ausstattung können
diese Mängel behoben werden. Das Volk würde so die notwendige und unabhängige Informationsquelle über die Finanzen des Staates erhalten.
5.6
Gestaltungsbeirat
Wir fordern einen Gestaltungsbeirat, wie er in allen deutschen Großstädten
Standard ist. Dieser Gestaltungsbeirat gibt engagierten Bürgern die Möglichkeit, die Baupolitik ihrer Stadt mitzugestalten. Die negativ das Stadtbild
prägenden Bauten der letzten Jahre sind dem Fehlen eines solchen Beirates geschuldet.
5.7
Friedenspolitik
Das Bundesland Bremen sollte seine friedlichen Traditionen der Hanse, als
Handelsstandort mit Verbindungen nach Osteuropa und im Bewusstsein der
Bindungen der Auswandererstadt Bremerhaven zu den deutschen Wurzeln
der USA in Zeiten der europäischen Krisen aktivieren.
Es wäre Aufgabe des Staates, die Souveränität Deutschlands zu wahren.
Da dies nicht geschieht, ist ein aktiver bürgergesellschaftlicher Beitrag zu
leisten, um die Einmischungen der USA in Deutschland ohne Antiamerikanismus zu bekämpfen. Bremen ist als erste Stadt des Kontinents, die diplomatische Beziehungen zu den USA hatte, dafür ein guter Ausgangspunkt.
Eine aktive Pflege der Beziehungen zu den USA ist zu fördern. Wir glauben,
dass ein Verweis auf den gewaltigen Beitrag der Deutschstämmigen in den
USA die Brückenfunktion Deutschlands und Bremens zu Nordamerika stärken kann.
Wir fordern im Sinne von Bremens Freiheitstraditionen und im Sinne der
Überlegungen großer Bremer Kaufleute und Senatoren wie Duckwitz freien
Handel zwischen freien Nationen ohne Einbußen nationaler Souveränität
und Gesetzgebung. Das sogenannte Freihandelsabkommen ist gerade
deswegen scharf abzulehnen.
Die Mehrheit der Deutschen will gute Beziehungen mit Russland. Wir fordern Bremens Traditionen für den Ernstfall ein, der längst eingetroffen ist.
Die EU ist zum Machtinstrument angeblicher westlicher Interessen verkommen. Es liegt nicht in Bremens Interesse, wenn sich die Beziehungen zu
Russland verschlechtern und die alten Beziehungen Bremens zu Osteuropa
nicht aktiviert werden. Partner wie Polen, Ungarn oder die Baltischen StaaAlternative für Deutschland in Bremen
Seite 56 von 57
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
ten müssen in Deutschland einen unabhängigen Anwalt ihrer Interessen finden.
Um des Friedens willen ist Bremen als ein Zentrum von Deutschlandstudien
zu entwickeln. Die Friedensbeiträge Deutschlands sind als bedeutender
Beitrag zur menschlichen Zivilisationsgeschichte zu würdigen.
Alternative für Deutschland in Bremen
Wahlprogramm 2015 | AfD – LV Bremen
6
Seite 57 von 57
Schlusswort
Die programmatische Ausrichtung der Alternative für Deutschland deckt
mittlerweile eine breite Palette von Themen ab, die in allen gesellschaftlichen Bereichen Lösungsansätze anbietet. Die AfD wird zielstrebig und unnachgiebig daran arbeiten, die in der Präambel benannten Ziele zum Wohle
der Bürger des Landes Bremen und einer florierenden und zukunftsorientierten Wirtschaft durchzusetzen. Die AfD wird in ihrem Handeln durch Tun,
Dulden, Unterlassen, immer davon geleitet sein, den demokratischen
Rechtsstaat zu sichern, zu fördern, zu festigen und dadurch zu erhalten.
Wer diesen ehernen Grundsatz nicht bedingungslos bejahen kann oder ihn
gar abschaffen will, handelt nicht im Sinne der AfD.
In seinem Programm zur Bürgerschaftswahl 2015 benennt der Landesverband Bremen-spezifische wie auch bundespolitische Aufgaben, die zur Zufriedenheit der Wähler zu lösen sein werden.
Dazu sind aus unserer Sicht Rahmenbedingungen zu schaffen, die die
grundsätzliche Aufgabenbewältigung in den Nationalstaaten belässt und nur
das an die übergeordnete Instanz, nämlich die EU, abgibt, welches übergeordnete Bedeutung für alle EU-Bürger hat und nicht im kleinen nationalen
Rahmen bewältigt werden kann.
Das Beharren auf dem Grundprinzip der Subsidiarität zwingt die Regierenden zur Verantwortlichkeit vor den Bürgern. Diese Verantwortlichkeit in unserem föderalen System kann nur auf Landesebene wahrgenommen werden.
In diesem Sinne ist für eine verantwortungsvolle, subsidiäre Aufgabenbewältigung im Bundesland Bremen dieses Wahlprogramm entwickelt worden.
Alternative für Deutschland in Bremen
DANKSAGUNG
Wir bedanken uns bei allen Mitgliedern, die sich engagiert bei der Erstellung
des Wahlprogramms beteiligt haben.
Alternative für Deutschland in Bremen