Entwurfsrichtlinien innerorts

Entwurfsrichtlinien innerorts
Grundlagen Verkehrsplanung
Vorlage von Prof. Dr.-Ing. Jörg von Mörner
Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssteuerung
Regelwerk „R1“
 „Stand der Technik“ für
den Entwurf innerörtlicher
Straßen
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
1
Geltungsbereich
Kategoriengruppe
Autobahnen
Landstraßen
anbaufreie
Hauptverkehrsstraßen
AS
LS
VS
HS
ES
-
-
-
-
-
Verbindungsfunktionsstufe
angebaute
Hauptverkehrsstraßen
Erschließungsstraßen
kontinental
0
AS 0
großräumig
I
AS I
LS I
überregional
II
AS II
LS II
VS II
regional
III
-
LS III
VS III
HS III
nahräumig
IV
-
LS IV
-
HS IV
ES IV
kleinräumig
V
-
LS V
-
-
ES V
RAA
RAL
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
-
RASt
2
Aufbau der RASt
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
3
Ziele
Hauptziel bei Planung und Entwurf von Stadtstraßen
 Verträglichkeit der Nutzungsansprüche untereinander und
mit den Umfeldnutzungen, die auch die Verbesserung der
Verkehrssicherheit einschließt
Straßenraumspezifische Ziele
• soziale Brauchbarkeit einschließlich Barrierefreiheit
• Straßenraumgestalt
• Umfeldverträglichkeit
• Verkehrsablauf
• Verkehrssicherheit
• Wirtschaftlichkeit
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
4
Nutzungsansprüche an Straßenräume
Elemente des Straßenquerschnitts
Sicherheitsraum
i. d. R. 0,25 m
Bewegungsspielraum
i. d. R. 0,25 m
 Fahrbahn
• Fahrstreifen / Abbiegestreifen / Seitenstreifen (Standstreifen)
• Randstreifen
− Randmarkierung
− Entwässerungsrinne
 Trennstreifen (Sicherheitsraum zwischen den Verkehrsflächen)
• Seitentrennstreifen (Trennung zwischen Fahrbahn und Geh-/Radweg)
• Mittelstreifen (bauliche Trennung entgegengesetzt befahrener Fahrbahnen)
• Bankette (bautechnische Funktion, passive Schutzeinrichtungen z. B. Leitplanken, Verkehrsschilder)
 Geh-/Radweg
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
Quelle: RAS-Q
5
Nutzungsansprüche an Straßenräume
Beispiele für
Verkehrsräume
und lichte Räume
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
6
Nutzungsansprüche an Straßenräume
Grundmaße von
Straßenbahnen
Grundmaße von
Linienbussen
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
7
Nutzungsansprüche an Straßenräume
Grundmaße des
Radverkehrs
Grundmaße des
Fußgängerverkehrs
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
8
Nutzungsansprüche an Straßenräume
Weitere an
• ruhenden Kraftfahrzeugverkehr
• Liefern und Laden
• Begrünung
• Ver- und Entsorgung
• besondere Nutzungsansprüche
• land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge
• militärische Schwerstfahrzeuge
• Großraum- und Schwertransporte
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Empfohlene Lösungen für typ. Entwurfssituationen
(1. Weg)
• stark geführter Entwurfsvorgang
• Einordnung der Entwurfsaufgabe in eine typische
Entwurfssituation
• Auswahl von
− empfohlenem Querschnitt
− geeigneter Knotenpunktart
− Übergang Strecke-Knotenpunkt
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Empfohlene Lösungen für typ. Entwurfssituationen
Typische Entwurfssituationen
 decken ca. 70-80% der in der Praxis vorkommenden Aufgaben ab
Typ. Entwurfssituationen
Wohnweg
Wohnstraße
Sammelstraße
Quartiersstraße
Dörfliche Hauptstraße
Örtliche Einfahrtsstraße
Örtliche Geschäftsstraße
Hauptgeschäftsstraße
Gewerbestraße
Industriestraße
Verbindungsstraße
anbaufreie Straße
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Empfohlene Lösungen für typ. Entwurfssituationen
Lösungen für Querschnitte „Quartiersstraße“
1
2
3
4
≥ 12,0 m
≥ 15,5 m
≥ 16,5 m
≥ 17,5 m
≥ 21,2 m
verfügbare
oder geplante
Straßenraumbreite
z. B. Liebknechtstraße in Erfurt
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Empfohlene Lösungen für typ. Entwurfssituationen
Lösungen für Querschnitte „Hauptgeschäftsstraße“
1
2
3
4
≥ 16,5 m
≥ 26,2 m
≥ 25,0 m
≥ 32,5 m
≥ 37,0 m
verfügbare
oder geplante
Straßenraumbreite
z. B. Bahnhofstraße in Erfurt
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Empfohlene Lösungen für typ. Entwurfssituationen
Lösungen für Querschnitte „Verbindungsstraße“
1
2
3
4
≥ 19,7 m
≥ 22,5 m
≥ 28,0 m
≥ 28,2 m
≥ 31,2 m
≥ 34,2 m
≥ 39,7 m
verfügbare
oder geplante
Straßenraumbreite
z. B. Leipziger Straße in Erfurt, aber
einseitig geführter Geh-/Radweg
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Empfohlene Lösungen für typ. Entwurfssituationen
Lösungen für Querschnitte
• Die angegebenen Straßenraumbreiten müssen mindestens
vorhanden sein, um den jeweiligen Querschnitt anzuwenden.
• Bei geringeren Breiten gilt es zu überprüfen, ob ein kleinerer
Querschnitt möglich ist oder ob auf Querschnittselemente
verzichtet werden kann.
 Aber: Reduzierung der Abmessungen ist unzulässig!
• Unterscheidung in Strecken und Knoten, da oft auch kleinere
Maßnahmen durchgeführt werden, z. B. Umbau einer
Kreuzung in einen Kreisverkehr
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Empfohlene Lösungen für typ. Entwurfssituationen
Eignung von Knotenpunktarten
 nach Festlegung der
Knotenpunktart
erfolgt der konkrete
Entwurf des
Knotenpunktes
einschließlich seiner
verkehrstechnischen
Bemessung und
straßenräumlichen
Gestaltung
*)
Knotenpunktfolge abstimmen,
Gebietscharakter wahren
**) ggf. geeignet bei Knotenpunkten von
Ortsdurchfahrten klassifizierter Straßen
mit mittleren und geringen
Verkehrsstärken
+ geeignet
o bedingt geeignet, ggf. mit ergänzenden
Maßnahmen
- nicht geeignet
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Empfohlene Lösungen für typ. Entwurfssituationen
Übergang Strecke – Knoten
 schematische Darstellung von Entwicklungsmöglichkeiten in
der Knotenpunktzufahrt für einige ausgewählte Querschnitte
Fahrbahnaufweitung einer vierstreifigen Fahrbahn mit Abbiegestreifen und Bushaltestelle
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Empfohlene Lösungen für typ. Entwurfssituationen
Übergang Strecke – Knoten
Knotenpunktzufahrt
mit aufgeweitetem
Aufstellbereich
Fahrbahnaufweitung
mit Linksabbiegestreifen und
Bushaltestelle
keine passende Lösungen im 1. Weg gefunden
 2. Weg (individueller Entwurf) zur Lösungsfindung
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf (2. Weg)
• Entwurfshilfen für den individuellen Straßenraumentwurf
• vorrangige Berücksichtigung
− der Nutzungen der Straßenränder
− der Bewohner und Besucher von Straßen
− Längsverkehr von Fußgängern und Radfahrern
− Wohlbefinden des Benutzers
• Verfahren der städtebaulichen Bemessung
• Auswahl und Kombination der Entwurfselemente
− Strecken
− Geschwindigkeitsdämpfung
− Knotenpunkte
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf (2. Weg)
Städtebauliche Bemessung
3 Faktoren
30% 40% 30%
„Straßenraumgestaltung
vom Rand aus“
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Strecke
Zweistreifige Fahrbahnen
Fahrbahnbreite
Hauptverkehrsstraße
Fahrbahnbreite
Erschließungsstraße
Regelfall
6,50 m
4,50 m – 5,50 m
mit Linienbusverkehr
6,50 m
6,50 m
geringer Linienbusverkehr mit
geringem Nutzungsanspruch
6,00 m
6,00 m
geringe Begegnungshäufigkeit
Lkw-Verkehr
5,50 m (bei verminderter
Geschwindigkeit
-
7,00 m
-
Anwendungsbereich
große Begegnungshäufigkeit
Bus- oder Lkw-Verkehr
7,50 m mit beidseitig 1,50 m
Schutzstreifen
Schutzstreifen für Radfahrer
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
7,00 m mit beidseitig 1,25 m
Schutzstreifen bei beengten
Verhältnissen
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Strecke
Beispiel für überbreite einstreifige Richtungsfahrbahnen
• Richtungsfahrbahnen sind durch Mittelstreifen, die auch Bahnkörper enthalten
können, voneinander getrennt.
• Bei vorherrschendem Pkw-Verkehr kann die Kapazität von zweistreifigen
Richtungsfahrbahnen erreicht werden.
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Strecke
Abmessungen von Parkständen und Flächenbedarf für Pkw im Straßenraum
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Strecke
Regelbreite eines Seitenraumes
Abmessungen von Schutzstreifen
• Begegnung von zwei Fußgängern
erfordert Begegnungsabstand
(Verkehrsraum)
• Aus Gründen der Verkehrssicherheit soll dem
Radverkehr eine eigene Fläche zugeordnet
werden (Raum für Radfahrstreifen nicht
ausreichend).
• Sicherheitsabstand zur Hauswand und
zur Fahrbahn
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
• Die Fläche kann im Begegnungsfall von Lkw
und Bussen genutzt werden.
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Strecke
Anlage einer Mittelinsel an überbreiten zweistreifigen Fahrbahnen
Breite der
Insel
Breite der
Wartefläche
Überquerungsanlage für
Fußgänger
2,00 m
4,00 m
Überquerungsanlage für
Radfahrer und
Rollstuhlfahrer
2,50 m –
3,00 m
≥ 4,00 m
Einsatzbereich
• für Fußgänger zur Überquerung von Straßen
• an Orten der häufigsten Fußgängerüberquerungslinien
• Berücksichtigung der seitlichen Sicherheitsabstände zu den angrenzenden
Fahrstreifen von 0,50 m
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Strecke
Beispiel für eine Mittelinsel in Erfurt
Liebknechtstraße
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Strecke
Abmessungen für Warteflächen und –inseln mit Wetterschutzeinrichtung
• gilt nur bei nahezu paralleler Anfahrt
• nutzbare Breite von 2,50 m zzgl.
Sicherheitsabstand von 0,50 m
• Durchgangsbreite von mindestens 1,50 m
• Breitenbedarf für
• Person mit Rollstuhl
1,10 m
• Person mit Kinderwagen 1,00 m
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Geschwindigkeitsdämpfung
Abmessungen von Plateaupflasterungen
Einfache Plateaupflasterung
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
Geteilte Plateaupflasterung
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Geschwindigkeitsdämpfung
Kölner Teller
Berliner Kissen
Quelle: Debuschewitz
Quelle: Moravia
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Geschwindigkeitsdämpfung
Anordnung von Versätzen zwischen Knotenpunkten
Einfacher Versatz
Doppelversatz
Inselversatz
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Geschwindigkeitsdämpfung
Grundformen von Mittelinseln mit Fahrstreifenversatz
Oval, beidseitig
versetzt
 Einsatz in
Ortseinfahrtsbereichen
Gradlinig, beidseitig
versetzt
 beste Wirkung
bei Mittelinseln
mit beidseitigem
Versatz
S-förmig, beidseitig
versetzt
Zweiteiliges Oval,
einseitig versetzt
Alle Angaben in [m]
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Knotenpunkte
Formen der Führung von Linksabbiegern an Hauptverkehrsstraßen
keine bauliche
Maßnahme
Aufstellbereich
Linksabbiegestreifen ohne
Verzögerungsstrecke und mit in
der Regel offener
Einleitung
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Knotenpunkte
Wendefahrbahnen
vor Knotenpunkten
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
hinter Knotenpunkten
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Individueller Entwurf
Entwurfselemente – Knotenpunkte
Sichtfelder auf bevorrechtigte Kraftfahrzeuge und Radfahrer
vzul
Schenkellänge l
30 km/h
30 m
40 km/h
50 m
50 km/h
70 m
60 km/h
85 m
70 km/h
110 m
5 Entwurfsrichtlinien innerorts
Schenkellängen des Sichtdreiecks
auf bevorrechtigte Radfahrer
lR = 30 m
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