Geschichte: Modern (Contemporary) Um 1900 herum ging die freie Ausdrucksform des Tanzes von Francois Delsarte´s Schauspiel- und Bewegungsphilosophie und dem System der Eurhythmie zur Vermittlung musikalischer Rhythmen durch Körperbewegung aus. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten für ihren Tanzstil gingen die Tänzer und Choreographen über die Grenzen des klassischen Balletts weit hinaus und erforschten oft auch ältere Traditionen ihrer eigenen bzw. fremder Kulturen. Zu ihnen gehörten auch Michail Fokin, Ruth St. Devis und Isadora Duncan, diese ließ sich u.a. von der griechischen Antike inspirieren. Sie tanzte Barfuß und in eine Tunika gehüllt, ihr Stil war von der Schwerkraft (das heißt, dem Naturgesetz wiedersetzen und nach geben) geprägt. In den Choreographien der Amerikanerin Ruth St. Davis erkannte man die Anlehnung an indische, ägyptische und asiatisch Tanzstile. 1915 gründete sie mit ihrem Mann Ted Shawn die „Devishawn – Companie“, diese war mit einer Schule für Ausdruckstanz verbunden. Eine der bedeutensten Deutschen Tanzschulen der 20er Jahre befand sich in Dresden und wurde von Mary Wigman geleitet. Sie integrierte Bewegungen aus dem afrikanischen und dem ostasiatischen mit ihrem persönlichen Tanzstil, außerdem verwendete sie, wie viele ihrer Kollegen (Rudolf von Laban, Kurt Joos, Harald Kreutzberg) zu der Zeit, bei ihren Stücken Masken. Die Blütezeit des Modern Dance in Deutschland fand durch den Aufstieg der National Sozialisten ein jähes Ende. Mann könnte sagen, dass sich Anfang der 30er Jahre eine neue Generation von Modern Tänzern bildete. Dazu zählten Doris Humphrey, Charles Weidman, Hanya Holm (aus Wigman´s Companie) und nicht zuletzt die auch heute noch bestens bekannte Martha Graham. Sie alle lehnten Bewegungsanstöße von außen ab und konzentrierten sich mehr auf organische- körperliche Bewegungsansätze, wie zum Beispiel gehen oder atmen. Martha Graham´s Technik entwickelte sich aus dem natürlichen Ein- und Ausatmen – „contraction“ und „release“. In ihren früheren abstrakten Werken ließ sie sich von dieser Technik bzw. von den Bewegungen die dadurch von ihrem Rumpf erzeugt wurden inspirieren. In ihren späteren Stücken wandte sie sich mehr literarischen Themen zu. In denen die verschiedenen Aspekte einer Persönlichkeit durch verschiedene Tänzer verkörpert wurden. Doris Humphrey sah die Thematik ihres Stils im „balance“ und „off-balance“ (sich im- bzw. nicht im Gleichgewicht befinden), dass aus der natürlichen Dynamik des Schrittes entstand. Nachdem sie sich von der Bühne zurückgezogen hatte, choreographierte sie weiterhin für ihren „Schützling“ den Tänzer und Choreographen José Limon. Auch dieser gab dem Modern © 2006 - Sandra Breit Geschichte: Geschichte: B Modern - boing(Contemporary) (Breakdance) Dance weitere Impulse. Die Deutsche Choreographin und Ballettlehrerin Hanya Holm (sie führte eine der modernsten Tanzschulen) brachte in ihren Choreographien sozialkritische Themen auf die Bühne. In den 40er Jahren choreographierte sie auch Musicals und brachte somit erstmals Modern Dance an den Broadway. Nach dem zweiten Weltkrieg fanden immer mehr Tänzer und Choreographen, wie Merce Cunningham, Paul Taylor und Alvin Ailley ihren Tanzstil in der Vermischung von klassischen Ballett mit Modern Dance und Jazz Dance, was sich auch in den Stücken des 20. Jahrhunderts wiederspiegelt. Einer der auch heute noch bekanntesten Vertreter dieser Mischstile ist der Graham Schüler Merce Cunningham. In seinen Choreographien erkennt man sehr gut die Synthese zwischen klassischen Ballett und Modern Dance, außerdem führte er das Zufallsprinzip ein. Das bedeutet, dass einzelne, streng choreographierte Bewegungsblöcke in ihre Abfolge beliebig verändert werden können. In den 60er Jahren bewegten sich einige Tänzer, darunter Trisha Braun und Yvonne Rainer an der Grenze dessen, was Man noch als Tanz verstand. Sie benutzten in ihren Werken alltägliche Gegenstände und brachten einen neuen Aspekt durch Verwendung der menschlichen Stimme hinein. Erst in den 70er Jahren konnte sich diese neue Wendung allmählich durchsetzen. In den 80er Jahren herrschte kein sonderlich großes Interesse mehr an herkömmlichen Techniken, viel mehr Wert legte man auf die Integration von Sprache bzw. Schauspiel und Bildern (auch andere Medien) mit Tanzbewegungen. Das von Pina Bausch gegründete „Tanztheater Wuppertal“ integrierte verschiedenste Medien in ihren Stücken, wie zum Beispiel in „Die sieben Todsünden (der Kleinbürger)“. Karole Arnitag choreographierte „ Mollino Room“, es wurde 1986 von Michail Barischnikov und dem „American Ballet Theater“ aufgeführt. Ihr Stil zeichnet sich deutlich durch die starken Kontraste und die Insekten ähnlichen Bewegungen aus. © 2006 - Sandra Breit
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