Österreichische Beschreibende Sortenliste 2015 ___________________________________________________________________________________________ N-TESTER – SORTENKORREKTURWERTE FÜR GETREIDE Für die Bemessung von Höhe und Verteilung der Stickstoffdüngung stehen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung. Der N-Tester ist ein optisches Gerät, das seit 1998 in Österreich angewendet wird. Er eignet sich für die Ermittlung des N-Düngebedarfs zum Schossen (BBCH 29-32) und zur Spätdüngung (BBCH 37-55) bei Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale, Sommerweichweizen und Sommerdurum. Die unterschiedlichen Versorgungszustände des Getreides werden zumeist präzise erkannt. Nicht vertrauenswürdig sind die Daten allerdings bei starker Trockenheit, Schwefelmangel und massiver Krankheitsinfektion. Das Messergebnis ermöglicht auch keinen Hinweis auf die zukünftige N-Nachlieferung aus dem Boden. Methode und Funktionsprinzip: Der Versorgungsstatus des Getreides wird indirekt über die Konzentration an Blattgrün (Chlorophyll) festgestellt. Dunkelgrün gefärbte Pflanzen weisen auf reichlich Chlorophyll und genügend Stickstoff in der Pflanze hin, hellgrüne Blätter deuten N-Mangel an. Es wird das zuletzt angelegte vollentwickelte Getreideblatt in der Mitte zwischen zwei Sensoren eingeklemmt; der von einer Fotozelle ermittelte Wert wird gespeichert. Mindestens 30 Einzelmessungen sind erforderlich, damit das Gerät die für den Bestand repräsentative Zahl anzeigt, deutlich abweichende Einzelwerte werden ausgeschieden. Nach Berücksichtigung der Sortenkorrektur ist der N-Düngebedarf zum Schossen bzw. Ährenschieben in kg/ha aus einer Empfehlungstabelle ablesbar. Es wurden spezifisch auf die österreichischen Verhältnisse abgestimmte N-Düngeempfehlungen ausgearbeitet. Den unterschiedlichen Erzeugungszielen bei Qualitäts- und Mahlweizen wird dabei Rechnung getragen. Sortenkorrekturwerte: Da die Sorten einer Getreideart trotz gleichem N-Versorgungszustand unterschiedliche Chlorophyllgehalte bzw. Grünfärbungen aufweisen, muss der vom Gerät angezeigte Wert korrigiert werden. Ohne diese Sortenbereinigung würden die Düngungsempfehlungen verfälscht. Die Korrekturwerte werden anhand der in den Sortenprüfungen gemessenen Werte errechnet und stehen für den Großteil des Sortiments zur Verfügung. Die Zu- und Abschläge variieren bei Wintergerste von -40 (Fridericus, KWS Meridian) bis +70 bei der hellgrün gefärbten KWS Cassia, bei Triticale von -60 (Elpaso) bis +70 (Tricanto zu Schossbeginn). Die Roggensorten differenzieren von -40 (Bellami, KWS Bono und KWS Rhavo zum Ährenschieben) bis +80 Einheiten (Schlägler zum Ährenschieben). Bei Winterweizen wurden für das pannonische Klimagebiet und die übrigen Regionen (Feucht- und Übergangslagen) separate Berechnungen angestellt. Hier liegt die Spannweite zwischen -80 (Fidelius im Trockengebiet zum Ährenschieben) und +80 (Atrium zu Schossbeginn, Erla Kolben zum Ährenschieben im Trockengebiet, Erla Kolben zu Schossbeginn in Feucht- und Übergangslagen). Bei Sommerdurum (-100 bis +10) und Sommerweichweizen (+10 bis +90) wurden Versuche im pannonischen Trockengebiet ausgewertet. Die Tabellen werden ständig um die Neuzüchtungen ergänzt, zusätzliche Ergebnisse können auch bei älteren Sorten eine Anpassung der Zu- und Abschlagswerte erforderlich machen. N-Tester Sortenkorrekturwerte 2015 Winterweizen Sorte Adesso Albertus Angelus Antonius Arktis Arnold Astardo Atrium Augustus Avenir Balaton Belmondo Bernstein Capo Chevalier Trockengebiet Q Q Q Q Q Q Q Q M M M M Q Q M BBCH 29-32 -10 -40 +10 +10 +10 0 +10 +80 0 -20 +50 - BBCH 37-55 +10 -40 +20 +20 +10 0 +20 +60 -70 0 +50 - - 105 - Feuchtgebiet BBCH 29-32 +10 +20 +20 +20 -10 -10 -30 +50 +10 BBCH 37-55 +20 +20 0 +20 -20 -20 0 +50 -10 Österreichische Beschreibende Sortenliste 2015 ___________________________________________________________________________________________ N-Tester Sortenkorrekturwerte 2015 Winterweizen Sorte Complet Dominikus Element Emerino Emilio Energo Ennsio Erla Kolben Estevan Estivus Eurofit Fidelius Findus Florencia Fridolin Frisky Fulvio Granat Henrik Hewitt Josef Justinus Kerubino Landsknecht Laurenzio Lennox Lucio Ludwig Lukullus Messino Midas Mulan Norenos Pankratz Pannonikus Papageno Pedro Philipp Pireneo Plinius Plutos Rainer Renan Richard Roland Sailor Saturnus Sax Sherpa Siegfried Spontan Vulcanus Winnetou Xenos Xerxes Yello Trockengebiet M M Q M Q Q M Q Q M M M M F Q M Q Q F F Q M M F Q Q Q Q Q Q Q M Q M Q F M Q Q M M M Q Q Q M Q M M M M Q F Q M M BBCH 29-32 -60 0 +40 +10 -10 +70 +40 +30 0 -30 +20 -30 +40 -20 -30 +20 -10 -30 -70 -50 -20 -30 -40 0 -20 +30 0 0 +20 -20 0 -20 +30 -20 - BBCH 37-55 -50 0 +40 +10 -20 +80 +50 +40 -80 -10 +30 -20 +20 -20 +10 +20 -10 -20 -50 -60 -20 0 -20 -10 -10 0 +10 -20 +10 -30 -10 -30 +20 -20 - - 106 - Feuchtgebiet BBCH 29-32 -50 +10 -20 +80 0 +40 -30 +20 -10 -30 -10 -20 +20 +40 -10 -10 -20 -20 0 0 -20 +10 -10 0 +20 -10 +10 +40 +10 -20 -10 0 +30 +20 BBCH 37-55 -50 +10 -30 +70 -10 +30 -40 -10 +10 -40 -10 -10 0 -20 -10 -10 -30 -10 +20 -20 -20 -10 +10 -20 +20 -20 -10 +20 -10 -10 -10 -10 +30 -20 Österreichische Beschreibende Sortenliste 2015 ___________________________________________________________________________________________ N-Tester Sortenkorrekturwerte 2015 N-Tester Sortenkorrekturwerte 2015 Wintergerste Sorte Alora Anemone Antalya Arcanda Azrah Caribic Carmina Christelle Estoria Eufora Eureka Fridericus Gloria Hannelore Henriette KWS Cassia KWS Meridian KWS Scala KWS Tonic Laverda Marielle M Z Z Z M Z M M Z Z Z M Z Z M Z M Z M M Z BBCH 29-32 0 +30 0 +30 +30 +10 +10 -30 +10 0 +20 -40 +20 +10 0 +70 -40 +20 -20 0 0 BBCH 37-55 +20 +10 0 +30 -10 +30 -10 -20 +40 +20 +40 -40 +10 +20 -20 +70 -40 +20 -20 -20 +20 Monroe Z -10 +10 Montana Opal Palinka Precosa Reni Sandra Saphira Semper SU Vireni SY Leoo Valentina Wendy Wootan Yatzy Z Z M Z Z Z M M Z M Z M M Z -10 -10 -10 +20 0 +10 0 -10 -20 +10 0 0 0 +30 +10 0 -20 +30 +40 +20 -20 0 +20 -10 +30 -10 0 +30 Winterroggen Sorte Amilo Bellami Brasetto Conduct Dankowskie Diament Dukato EHO-Kurz Elect Elego Elias Gonello Guttino Kier KWS Bono KWS Magnifico KWS Rhavo Marcelo Palazzo Schlägler SU Performer P H H P P P P P P P H H P H H H P H P H BBCH 29-32 BBCH 37-55 +10 +30 -30 -40 -10 -20 +40 +40 +20 +30 +30 +30 -20 -10 0 +10 0 +20 +10 +30 -10 -20 +10 -10 +50 +40 -40 -40 -30 -20 -30 -40 +30 +30 -30 -20 +50 +80 +30 +30 N-Tester Sortenkorrekturwerte 2015 Wintertriticale Sorte Agostino Agrano Borowik Calorius Claudius Cosinus Elpaso Kitaro Madilo Mungis Polego Presto Tarzan BBCH 29-32 BBCH 37-55 +30 +20 +20 -10 +30 +50 +20 0 +40 +20 -30 -20 -60 -60 -30 -20 -20 +10 -20 -30 +40 +30 +30 +30 -20 -40 Triamant Tricanto Trimmer Tulus +30 +70 -50 0 Erläuterungen: Z = Zweizeilig, M = Mehrzeilig BBCH 29: Ende der Bestockung P = Populationsroggen, H = Hybridroggen BBCH 37: Erscheinen des letzten Blattes Q = Qualitätsweizen, M = Mahlweizen, BBCH 32: 2-Knoten-Stadium F = Sonstiger Weizen, Futterweizen BBCH 55: Mitte des Ährenschiebens - 107 - +20 +40 -50 +30 Österreichische Beschreibende Sortenliste 2015 ___________________________________________________________________________________________ N-Tester Sortenkorrekturwerte 2015 Sommerdurum und Sommerweichweizen Trockengebiet Sorte BBCH 29-32 a) Sommerdurum Doridur BBCH 37-55 Sorte BBCH 29-32 b) Sommerweichweizen BBCH 37-55 -30 +10 KWS Collada Q +10 +20 Durobonus 0 +10 Sensas Q +30 +60 Duroflavus -30 -40 SW Kadrilj Q +80 +80 Durofox -40 -60 SW Kronjet Q +50 +90 Duromax -40 -60 Xenos Q +50 +70 Floradur -60 -60 Malvadur 0 -30 Nicodur -30 -20 Rosadur -70 -70 Stelladur -80 -100 Tamadur -50 -70 INSTABILITÄT DER KRANKHEITSRESISTENZ BEI GETREIDE Die Sortenresistenz stellt für den Krankheitserreger eine nicht unüberwindliche Barriere dar. Insbesondere monogen vererbte (rassenspezifische) Resistenzen können an Wirksamkeit einbüßen. Entscheidend für die Stabilität einer Resistenz ist der genetische Hintergrund derselben. Auch die zeitliche Dauer des Anbaus einer Sortengruppe und die genetische Diversität innerhalb des Gebietes sind Einflussgrößen. Verursacht wird der Resistenzverlust durch Anreicherung einer bereits vorhandenen Virulenz oder erblich bedingte Änderungen des jeweiligen Pathogens. Aufgrund der Sporenverbreitung mit dem Wind, kann sich eine angepasste Erregerrasse rasch über weite Gebiete ausbreiten und die Sorte infizieren. Durch konsequentes Beobachten der Wertprüfungsparzellen wird versucht, die Beschreibende Sortenliste aktuell zu halten. Eine markante Dynamik gibt es beim Mehltau der Sommergerste, die Boniturdaten zeigen teilweise drastische Änderungen im Befallsverhalten der Sorten. In den 1960er Jahren wurden die SpontaneumResistenz (Carina, Gerda usw.) und die Weihenstephan-Resistenz (Plenum, Probstdorfer Eura II, Union usw.) überwunden, 1975-76 wurde die Lyallpur-Resistenz (Adora, Diana usw.) und 1977-78 die Arabische Resistenz (Aramir, Europa, Irania, Klara, Martha, Probstdorfer Idola usw.) unwirksam. Ab den Jahren 198081 waren alle Sommergersten mit Monte Cristo-Resistenz (Welam usw.) mit Mehltau infiziert. In den Jahren 1982-85 verlor die Rupee-Resistenz ihre Wirksamkeit. Völlig zusammengebrochen ist die Resistenz von Signal (1992-93). Die Ricardo-Resistenz (Bessi) und die teilweise auf unbekannten Faktoren beruhende Resistenz von Steffi, Ditta und Thuringia ist seit 1994-96 nur mehr eingeschränkt wirksam. In den Jahren 1994-98 haben die Braugerste Viva 1 sowie 1999-2001 Millena, Ohara und Prosa ihre Widerstandskraft eingebüßt. Auch Penelope wurde in dieser Zeit stark von Mehltau infiziert. Meltan, Tempera und Widre (Unbekannter Faktor) wurden seit 2000-02 befallen. Baccara (Spontaneum Si-1) sowie Ceylon, Ebraska, Estana und Pericula (Unbekannter Faktor) zeigten 2004 erstmalig mittel bis stärkere Symptome. Bei Roxana, Marnie und Sunshine (Resistenz von 1-B-53) wurde ab 2004-06 zunehmend mehr Mehltau beobachtet. Im Jahr 2010 wurde die auf unbekannten Faktoren basierende Resistenz von Mona, Vienna und Wilma und 2014 jene von Eunova durchbrochen. Die Mlo-Faktoren (Agrippina, Aischa, Antigone, Britney, Cerbinetta, Danuta, Eifel, Espinosa, Fabiola, Felicitas, Kerstin, KWS Amadora, KWS Asta, KWS Thessa, Michelle usw.) sind seit dem Ende der 1970er Jahre unverändert wirksam. Weiters sind derzeit Eliseta, Tunika und Zarasa (unbekannter Faktor) weitgehend resistent. Auch beim Weizenmehltau (Resistenzminderung bei Kerubino, Renan usw.), Weizenbraunrost (Resistenzminderung bei Arktis, Capo, Chevalier, Element, Energo, Estevan, Josef, Kerubino, Ludwig, Lukullus, Midas, Pannonikus, Papageno, Pedro, Plinius, Plutos, Renan, Saturnus, Winnetou, Xenos usw.), Mehltau bei Wintertriticale (Zunehmende Anfälligkeit von Elpaso, Kitaro, Mungis, Polego, Presto, Triamant, Trimmer, Tulus usw.) und Braunrost bei Wintertriticale gab es derartige Änderungen. - 108 -
© Copyright 2024 ExpyDoc