Kartellverband Ortszirkel Katholischer deutscher „Franz Brandts“ Studentenvereine - KV Mönchengladbach - gegründet 1893 - _________________________________________________________________________________ Ortszirkelvorsitzender: Hans-Walter Fußangel, Lenßenstr.28, 41239 Mönchengladbach, Tel. 02166-33261; www.KV-OZ-MG.de Mönchengladbach, den 27. Juni 2015 Liebe Kartell- und Bundesbrüder, liebe Damen, liebe Freundinnen und Freunde unseres Ortszirkels, ...religio, scientia, amicitia – den drei Grundsätzen des KV haben wir bei unserem letzten Zirkelabend im vergangenen Juni in gebührender Weise Rechnung getragen. Unseren beiden KbKb Dr. Wolfgang Löhr und Dr. Wolfgang Johann sei nochmals herzlich gedankt für die tiefen Einblicke in die ‚alten’ wie die ‚modernen’ Schätze unserer Münsterkirche. Wie wir anschließend im „St. Vith“ der Geselligkeit den ihr zustehenden Platz eingeräumt haben, so wollen wir am 7. Juli 2015 weiter machen – wie üblich um 20 Uhr im Heidehaus, Viersener Str.285. Wir gehen in die Oper, genauer gesagt in die Bieroper und schauen uns gemeinsam eine Aufführung des 1. Wiener Bieropernensembles an. Da ich befürchte, dass nicht jeder eine Vorstellung von dem hat, was uns erwartet, sei eine hier eine Einführung von Kb S. Koß wiedergegeben: Dolch im Gewand, Schalk im Nacken und Kultur mal nicht bierernst Wein-Opa oder Bier-Opa? Der Unterschied, so es ihn überhaupt gibt, ist allenfalls ein sozialer. Chemisch ist Alkohol in Wein wie in Bier C2H5OH. Größer ist der Unterschied zwischen dem BierOpa und der Bier-Oper. Nicht jeder Bier-Opa ist kulturell relevant, die Bier-Oper aber ist Kultur – studentische Kultur. Robert Paschke verrät im „Studentenhistorischen Lexikon“, dass die älteste Bieroper von Hermann Wollheim stammt: „Tannhäuser oder Die Keilerei auf der Wartburg“ von 1854. Friedhelm Golücke sagt in seinem „Studentenwörterbuch“ die Bieroper sei eine „ulkhafte gesangliche Darbietung“ mit durchgängigem Handlungsstrang; die Melodien seien persiflierend von „bekannten Opern, Operetten oder Liedern“ abgekupfert, die Texte „verfremdet oder gänzlich umgeschrieben“. Im Handlungsverlauf spiele Bier eine gewisse Rolle. Kostüme, Requisiten, Bühnenbild und Sänger passen bequem in einen VW-Bus, den Thespis-Karren von heute. Sängerinnen gibt es nicht. Damit kehrt die Bieroper zurück in die Zeit vor 1650, als Frauenrollen grundsätzlich von Männern oder Knaben gespielt wurden. Bühnenküsse zwischen Schauspieler und Schauspielerin wären unzüchtig gewesen. Die im Ortszirkel vorgestellten kurzen Bieropern lassen noch Elemente der italienischen Barockoper erahnen, z.B. die (hier karikierte) Kastratenstimme in der Frauenrolle oder die Da-capo-Arie. Das Erste Wiener Bieroper-Ensemble (ein Diplomingenieur, zwei Magistri, drei Doctores und ein Professor) sind für Da-capo-Rufe durchaus empfänglich. Das „No amol!“ ist der Truppe aus fünf Sängern plus Pianist auch Lizenz zum eigenen kichernden Amüsement. Die pathopoetischen Rezitative, Arien und schön schauerlichen, duellähnlichen Duette werden in ihrer Dramatik noch überhöht durch Pathos vom Piano. Grummeln mit den tiefen Tasten, bekannt vom frühen Kintopp, lässt mit viel Fantasie erahnen, was Monteverdi mit Tremolo meinte. In „Rinaldo Rinaldini – eine fünffache Mordgeschichte“ hören wir u.a. gesanglich-pianistische Anklänge an die Marseillaise, Krambambuli, Mackie Messer und Frau Wirtin. „… auf die Schulter geküsst“ habe ich wohl auch gehört. Die Musik zu Händels „Rinaldo“ ist mir hingegen nicht erinnerlich. „Rinaldo Rinaldini – der Räuberhauptmann“ von Goethes Schwager Christian August Vulpius wird durch das Erste Wiener Bieroper-Ensemble meisterlich übertroffen: ein Rinaldo, der Sottisen verbreitet und Unsinnpoesie, der nicht unbedingt singen können aber fähig sein muss, als Oberräuber seine Unterräuber gleich zwei Mal (No amol!) zu erstechen, sich dann zu erschießen und danach zu Ende zu singen. In „Ritter Blaubart“ gibt es Überzeichnungen aus dem Reich der Operette, Hofbräu-Bier und Klänge von „Die Gedanken sind frei“, die bekanntlich kein Jäger erschießen kann „mit Pulver und Blei“. Dafür ist es hier aber möglich, die Natur kaltzustellen und einander wechselseitig und wiederholt (No amol!) zu erstechen. „Die Bürgschaft“ nach Schillers Ballade („Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande“) stolpert von „Wenn wir durch die Straßen ziehen“ über die „Zauberflöte“ zum „Bier her, Bier her, oder ich fall um“. Da capo! Bravo!! - Koß Der Ferienstammtisch folgt am Dienstag, dem 4. August 2015 in Rheydt im uns allen bekannten Gasthaus am Schmölderpark, MG-Rheydt, Schmölderstr.61. Ich wünsche allen eine schöne, erholsame Sommerzeit und bin mit herzlichen kartellbrüderlichen Grüßen Euer Hans-Walter Fußangel
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