Sokol Rexhepi CESA/VASA – Operationsmethode im Rahmen der Genitaldeszensus- und Dranginkontinenzbehandlungen 1. Vorwort 3. Der Einsatz des Caiman bei der CESA/VASA – Operationsmethode im Rahmen der Genitaldeszensus- und Die Kliniken im Naturpark Altmühltal mit den StandDranginkontinenzbehandlungen orten Eichstätt und Kösching sind Häuser der Grundund Regelversorgung. Letztes Jahr wurden ca. 36.000 Patienten ambulant sowie stationär behandelt. An beiden Standorten wurden ca. 11.000 Operationen durchgeführt. Die Schwerpunkte der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe sind unter anderem die minimal invasiven Operationen und das Beckenbodenzentrum. Die Anzahl der MIC-Zentren und MIC-Operateuren wird in Deutschland und Westeuropa ständig größer. Die Klinik Eichstätt als MIC-Zentrum im Bereich der operativen Gynäkologie behandelt Patienten nach Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Endoskopie AGE und Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie AGO. Als zertifiziertes MIC-Zentrum werden standardmäßig Erkrankungen der Cervix und des Corpus, sowohl bösartig wie gutartig, minimal invasiv operiert. Im Rahmen des Beckenbodenzentrums wird neben den üblichen vaginalen operativen Eingriffen, TransObturator-Technik (TOT) und Tension-free Vaginal Tape (TVT) seit ca. 2 Jahren erstmalig die laparoskopische bilaterale cervikale / vaginale Sacropexie (CESA/VASA) durchgeführt. 2. Gefäßversiegelung Der Einsatz von endoskopischen Koagulations- und Schneideinstrumenten bei der Versorgung der Blutgefäße (Blutstillung) in der operativen Gynäkologie und anderen operativen Fächern hat im letzten Jahrzehnt stark zugenommen im Vergleich zur konventionellen Chirurgie (Ligaturen-Chirurgie). Die Kombination des Koagulierens und des Schneidens in einem Schritt spart Zeit für den Patienten und den Operateur bei immer mehr werdenden komplexen operativen Eingriffen und steigendem Zeitdruck. 76 Harninkontinenz ist eine weit verbreitete Erkrankung. In Deutschland sind ca. 9 bis 15 Millionen, d.h. jede dritte bis vierte Frau, davon betroffen. Während die Belastungsinkontinenz mittels TOT und TVT erfolgreich behandelt werden kann, galt die Dranginkontinenz bis dato als unheilbar. Mit der CESA/VASA – Operationsmethode, die von Prof. Dr. Wolfram Jäger entwickelt wurde, können Frauen, die unter Dranginkontinenz leiden, nun erfolgreich geholfen werden. Wissenschaftliche Studien und medizinische Erfahrungen per Laparotomie zeigten eine Erfolgsrate von 75%. Nach ausführlicher Planung und Vorbereitung führten wir die Operation in der Klinik Eichstätt erstmalig laparoskopisch durch. Mit sehr gutem Erfolg. Schon bereits nach 10 Operationen war das Interesse der operativ tätigen Gynäkologen und Urologen an Videomaterial und Live-OP´s so groß, dass wir nach kurzer Optimierung und Etablierung der CESA/VASA – Operationsmethode in unserer Klinik die operativen Workshops initiierten. Die Nachfragen der Oberärzte und Chefärzte kamen von Kliniken in Deutschland und darüber hinaus (Tschechien, Österreich). EndoScript 4. Die Beckenbodenanatomie Ziel der CESA/VASA – Operationsmethode ist es, die Beckenbodenorgane an ihre ursprüngliche Position zu bringen. Abb. 1 Intakte Beckenbodenanatomie Die hinteren Haltebänder (USL) sind abgerissen. Bei dieser Situation muss die Patientin sehr häufig zur Toilette oder kann den Urin gar nicht mehr halten. S = Sitzbein U = Gebärmutter B = Blase R = Enddarm V = Scheide PB = Schambein USL = hintere Haltebänder PUL = vordere Haltebänder Abb. 4 Anatomie nach Netzimplantation Das oben dargestellte Bild zeigt eine intakte Beckenbodenanatomie. Hier sind vor allem intakte uterosacral Ligamente (USL) zu erkennen. Animationssitus nach erfolgter Implantation. Reparatur des Defektes: Die Scheide wird hochgezogen und mit dem Ersatzband (Implantat) entweder am Scheidenstumpf oder – wie hier gezeigt – am Gebärmutterhals (Cervix) fixiert. Abb. 2 Anatomie bei gedehnten, hinteren Haltebändern Die hinteren Haltebänder (USL) sind gedehnt, die vorderen Haltebänder (PUL) sind noch intakt. Diese Situation ist typisch für beginnende Probleme mit dem Einhalten des Urins. Abb. 5 Darstellung des CESA / VASA – Netzes 77 Gynäkologie Abb. 3 Anatomie bei abgerissenen, hinteren Haltebändern Sokol Rexhepi CESA/VASA – Operationsmethode im Rahmen der Genitaldeszensus- und Dranginkontinenzbehandlungen 5. Die Operationsmethode Die Operationsmethode der CESA (cervicale sacrospinale bilaterale Fixation) besteht aus zwei Stufen. Nach vorheriger Vorbereitung der Patientinnen (insbesondere adipöse Patientinnen (BMI-Index > 35) werden zwei Tage abgeführt), wird das Pneumoperitoneum angelegt. Danach wird im Nabelbereich ein 10 mm Videooptiktrokar eingebracht. Im Mittelbauch links und rechts werden ebenfalls zwei 12 mm Arbeitstrokare eingeführt. Suprapubisch und cranial des Nabels ca. 3 cm werden zwei 5 mm Arbeitstrokare eingebracht. supracervikalen Hysterektomie und anschließend die Durchtrennung der uterinen Gefäße beidseitig erfolgt hierbei sicher und nahezu blutungsfrei. Die Absetzung des Corpus von der Cervix wird mittels einer Monopolarschlinge durchgeführt. In der zweiten Stufe erfolgt die Netzimplantation. Diese besteht aus folgenden Elementen: Aufsuchen des Promotoriums. Tunneln des Peritoneums vom Promotorium ausgehend Richtung Cervix mit einer 5 mm überlangen Overholt Klemme, die cranial über der Kamera durch den 5 mm Arbeitstrokar eingeführt wird. Danach wird das Netz über den linken 12 mm Arbeitstrokar eingebracht, wobei das getunnelte Peritoneum als Zugang für den rechten Arm verwendet wird. Vor den nachfolgenden Schritten werden die Patientinnen in die maximale Kopftief-Position gelagert (Mitwirkung der Anästhesie). Abb. 6 Trokarpositionierung In der ersten Stufe erfolgt die laparoskopisch assistierte supracervikale Hysterektomie (LASH) mit Salpingektomie beidseitig bei prämenopausalen Patientinnen. Bei postmenopausalen Patientinnen wird im Rahmen der LASH eine Adnexektomie beidseitig durchgeführt. Unter Anwendung des Gefäßversiegelungssystems Caiman der Firma Aesculap erfolgt die Salpingektomie bzw. Adnexektomie in typischer Weise. Das Caiman 5 mm Instrument ist ein multifunktionales Gefäßversiegelungssystem, welches die Schritte Schneiden, Präparieren und Koagulieren in einem Instrument vereint. Die Durchführung der 78 Es erfolgt die laparoskopische Fixation im Bereich des Cervixstumpfes durch vier Einzelknopfnähte. Anschließend die Fixation des rechten Armes auf der Höhe zwischen den S1 und S2 Wirbelkörpern durch drei platinhaltige Spiralen. Die Fixation auf der linken Seite gestaltet sich aufgrund der anatomischen Strukturen – Rectum und Ureter – schwieriger. Nach erfolgter Adhäsiolyse mittels Caiman und Darstellung des linken Ureters, wird auch die linke Seite getunnelt, wobei der linke Arm auf dem gleichen Niveau wie rechts durch drei platinhaltige Spiralen (Protac) fixiert wird. Zum Schluss erfolgt eine Peritonealisierung durch eine fortlaufende Naht im Vaginalstumpf / Cervixbereich. Danach erfolgen das Morcellieren des Uterus und die Einlage einer Robinsondrainage. Letztlich werden die Einstichstellen per Einzelknopfnaht versorgt. EndoScript 6. Weitere Anwendungsfelder des Caiman in der Abteilung Gynäkologie der Klinik Eichstätt Die Anwendung des Caiman Systems erfolgt nicht nur bei der CESA/VASA Operationsmethodik. Aufgrund der positiven Erfahrungen werden auch folgende operative Eingriffen mit Caiman allein oder in Kombination mit anderen endoskopischen Schneide- und Koagulationsinstrumenten eingesetzt: n Laparoskopische supracervikale Hysterektomie (LASH) n Totale laparoskopische Hysterektomie mit oder ohne Adnexektomie (TLH) n Große Ovarial-Cysten (gutartig) bei denen eine Teilovarektomie vorgenommen wird oder partielle Omentektomie im Rahmen der Borderline-Tumore des Ovars n Modifizierte bilaterale Sakropexien bei der Harninkontinenz und Descensus CESA/VASA (siehe: http://www.cesa-vasa.de/video-tutorial/) n Adnexektomien einseitig/ beidseitig n Appendektomien im Rahmen gynäkologischer Eingriffe n Radikale Hysterektomien mit pelvine und ggf. paraaortale Lymphknotenexstirpation n Totale Literaturverzeichnis / Quellenangaben Informationsbroschüre - CESA/VASA Neue OP-Technik zur Behandlung der weiblichen Dranginkontinenz. n Hucke n Aesculap J, Keckstein J. Die endoskopischen Operationen in der Gynäkologie. AG. Informationsbroschüre – Caiman. Gynäkologie n Jäger. Kontakt Sokol Rexhepi Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe Klinik Eichstätt Ostenstraße 31 85072 Eichstätt 79
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