Seite 3

Die Barfüßer Ruine
Historiologische Analyse
Städtebau
Erfurt | am Breitstrom
Geschichtlicher Abriss seit dem Mittelalter
Predigerkirche
Brüder des vom Heiligen Franz von Assisi 1215 gestifteten Franziskaner-Minoriten- bzw.
Barfüßerordens sollen schon um 1222 nach Erfurt gekommen sein, aber erst um 1230
werden sie ein bescheidenes Kloster mit einer Holzkirche errichtet haben, die dann
später durch eine steinerne ersetzt worden ist. Der Orden war von vornherein mehr auf
ein gefühlsmäßig orientiertes Leben in reiner Armut eingestellt. Das hat den Mönchen
zweifellos die Herzen des Volkes eingebracht. Erst später wandten auch sie sich den Studien zu, ohne jedoch darin in Erfurt mit den Bruderorden der Prediger und Augustiner
erfolgreich wetteifern zu können.
�
�
��
Schule
Grä
���
���
��
��
�
��
�
������������
�
�
fen
ga
sse
zeichnerische Rekonstruktion der ehemaligen Klosteranlage
asse
ng
sche
Ta
om
str
eit
Br
Barfüßer
Kirche
Hauptgebäude 1: - „... lag nach Osten und erstreckte sich in seiner Längsrichtung etwa
170 Schuh (ca. 51 m) von der Kirche nach der Gera in Richtung Norden, bis
ungefähr der Gräfengasse gegenüber. (Der Anschluss ist jetzt noch am ersten
Joch des nördlichen Seitenschiffes aus dem Spitzbogen zu erkennen).
Die Tiefe des Gebäudes etwa 47 Schuh (ca. 14 m) - beim dritten Pfeiler von Osten
bis zur großen Kreuzgangtür gemessen - Höhe etwa 50 Schuh (ca. 15m)...“
Zitat aus „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen“, Ernst Haetge
e
ß
tra
s
r
e
üß
rf
Ba
Klosteranlage zwischen 1225 und 1231 entstanden
nach zwei Jahrhunderten stark verfallen
1454 wiederhergestellt



- im Gebäude waren drei Kapellen, das Refektorium, Speisesaal und Küche
- nach Reformation als Knabenschule genutzt
- 1648 abgerissen
ei
W
Hauptgebäude 2: - „... erstreckte sich auf der Westseite ebenfalls von der Kirche zur Gera
nach Norden. An dem nördlichen Seitenschiff der Kirche schloss es im achten
Joch, wo die kleine Tür in den Kreuzgang geht, an die Kapelle an, die Mitte des
18. Jh. als Holzstall benutzt wurde. Der Spitzbogen an der Wand des achten
Joches ist jetzt vermauert. Das Gebäude ist etwa 121 Schuh (ca. 36 m) lang und
34 Schuh (ca. 10 m) tief gewesen...“
Zitat aus „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen“, Ernst Haetge
s
as
rg
te
e
e
üß
rf
Ba
- enthielt die Zellen der Mönche
- 1641 abgerissen
rst
e
raß
Augustiner Kloster
Situation um 1900 | Maßstab 1:500
0
10
20
30
50
Nebengebäude: - „... Das Kloster hatte noch vier Nebengebäude. Nach Tettau schloss
eines den Kreuzhof nach Norden ab. Es war (nach Kirchner) ein
schweres steinernes Gebäude, von dem die Fundamente noch erhalten waren
und erstreckte sich schief von Osten nach Westen. Das zweite Nebengebäude lag
an der Gera über der Wassertreppe z. T. auf Kragsteinen an der Geramauer und
diente als Brauhaus. Länge 88 Schuh (ca. 26 m).
Von zwei weiteren Nebengebäuden (Wirtschaftsgebäude) lag das eine nach dem
Laurentikirchhof, das andere nach dem Augustinerkirchhof (Wigbertikloster) zu.
Das Kloster schloss nach Osten gegen die Barfüßerstraße eine Mauer ab, die von
der Nordseite des Chores nach Norden sich erstreckte...“
Zitat aus „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen“, Ernst Haetge
100 m
Predigerkirche
Die gesamte Klosteranlage sowie der Kreuzgang wurde von den Schweden im Zeitraum von 1641 bis 1648 abgerissen und die Steine zum Bau der Schwedenbastion am
Schmidtstedter Tor verwandt. 1663 wurden sämtliche Keller zugeschüttet und der ganze
Platz zum Kirchhof umgestaltet.
Zum Zeitpunkt der Reformation wurde das Kloster aufgehoben. Bis zum Jahre 1977 war
die Kirche Gotteshaus der evangelischen Barfüßergemeinde. Nach ausführlicher Rekonstruktion ist der Chor ab 1982 als Außenstelle des Angermuseums für Besucher zugänglich gemacht worden. Die Ausstattung ist Leihgabe der Kirchgemeinde. Von Bedeutung
ist neben den ältesten in Erfurt erhaltenen Glasmalereien und den beiden Altären auch
vor allem die Grabplatte der Cinna von Vargula.
Schule
Grä
fen
ga
sse
e
gass
hen
Tasc
m
ro
t
s
it
Musikschule
e
Br
Barfüßer
Kirche
e
ß
rfü
Ba
ß
tra
s
r
e
e
ss
a
rg
te
ei
W
Me
Parkplatz
e
raß
rst
e
ße
raß
rfü
Ba
-St
art
keh
c
r-E
iste
Pfarrhaus
Ausschnitt aus dem Kupferstich von. Joh. Andreas Göpel nach einer Zeichnung von J. H. Werner
in Erfurt in der Chronik des Siegmund Frieße: Erfurt Stadtarchiv,
Situation um 1950 | Maßstab 1:500
Abb.09
Abb.10
Abb.11
Abb.12
Abb.13
Abb.09
Abb.15
Predigerkirche
Abb.14
Abb.10
Abb.11
Abb.12
Kaufhaus
Abb.13
Abb.14
Abb.15
B
m
tro
s
g
er
Schule
kst
rom
l
Wa
Abb.14
Grä
Kindergarten
fen
ga
sse
Abb.15
Erfurt Stadt, Luftaufnahme eines Teils der Innenstadt:
Mitte links, die Barfüßer Kirche, Aufnahme 1942/1944,
Fotoarchiv Marburg
Blick auf die Barfüßerkirche, Nordseite, Aufnahme 1900-1940,
Fotoarchiv Marburg
Revier um die Barfüßerkirche vor der Zerstörung, Karsten Horn
Revier um die Barfüßerkirche nach der Zerstörung 1944,
Stadtarchiv Erfurt
Blick in die Barfüßerstraße nach Westen, privat 10/2005
Chor der Barfüßerkirche, Blick aus Nord-Ost, privat 10/2005
Barfüßerkirche, Blick von Nord-Ost, privat 10/2005
Seit 1983 gehört die Ruine der Barfüßerkirche zum Angermuseum. In den Sommermonaten ist sie Bühne für interessante Freilichtaufführungen.
Noch heute setzt die Ruine der Barfüßerkirche einen enormen Maßstabssprung zu ihrer
umgebenden Bebauung. Die verbliebene bauliche Substanz ist noch heute ein großartiges Zeugnis deutscher Bettelordenbaukunst des 14. und 15. Jahrhunderts. Aus den
noch teils mittelalterlichen engen Gassen wird dieser Kontrast immer wieder vor Augen
geführt.
Text-Quellen:
1.
Zum Umgang mit der Ruine der Barfüßerkirche in Erfurt: ein Vorschlag / Guggenbichler, Wagenstaller, Ziegenrücker. [Hrsg. vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege] Guggenbichler, Wagenstaller, Ziegenrücker <Erfurt> 1. Aufl. Bad Homburg [u.a.] :
Verl. Ausbildung + Wissen, 1996
2.
Die Stadt Erfurt: Allerheiligenkirche, Andreaskirche, Augustinerkirche, Barfüßerkirche / bearb. von Ernst Haetge ..., Ernst Haetge *1890-* ; Hermann Goern *1896-* ; Max
Ohle *1925 Erscheinungsjahr* Sachsen <Provinz> / Provinzialkommission zur Erforschung und zum Schutze der Denkmale, Burg, Hopfer, 1931
3.
Die Barfüßerkirche, Hrsg./Bearb. Vetter, Uwe [Mitverf.] Titelzusatz Denkschrift zur
60. Wiederkehr ihrer Zerstörung am 26./27.11.1944, Verfasserangabe Hrsg. Gemeindekirchenrat der Evangelischen Predigergemeinde. Bearb. von Uwe Vetter, Erfurt 2004
4.
Barfüßerkirche Erfurt, Hrsg./Bearb. Horn, Karsten, 1. Aufl., Lindenberg, Kunstverlag Fink, 1999
5.
Angermuseum, Titelzusatz 1886 - 1986, Hrsg.: Museen d. Stadt Erfurt,
Angermuseum, Erfurt 1986
asse
ng
sche
Ta
Barfüßer
Kirche
Musikschule
Abb.13
ße
ra
rst
Legende
e
üß
arf
B
h
cke
r-E
1210: Wigberti Kirche mit ehemaligen Kloster
1250 - 1300
1291: Barfüßer Kirche mit ehemaligen Kloster
1300 - 1350
Prediger Kirche
e
ss
Pfarrhaus
a
rg
te
iste
ei
W
Me
Hotel
1200 - 1250
raß
-St
art
1400 - 1700
e
1700 - 1800
Ba
1900 - 1960
e
raß
rst
ße
rfü
1800 - 1900
1990 - 2005
Situation 2005 | Maßstab 1:500
Bauhaus-Universität Weimar | Architektur | Lehrstuhl Bauaufnahme und Baudenkmalpflege | Bearbeiter: Ronny Vetterlein, Sven Scharfenberg, Thomas Jahn
03