Bienenfreundliche Landwirtschaft – Förderung Blüten besuchender Insekten auf Acker‐ und Grünlandflächen in Schleswig‐Holstein Dr. Helge Neumann Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V., Artenagentur S.‐H., Flintbek Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Gliederung Hintergrund Maßnahmen und Förderprogramme der Agrarpolitik (Acker, Grünland) Ökolandbau Agrarumweltmaßnahmen Greening Zusammenfassung und Fazit Foto: Aiko Huckauf Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Hintergrund Möglichkeiten der Landwirtschaft zur Förderung der Honigbiene und weiterer Blüten besuchender Insekten: Erhalt, Pflege und Entwicklung wildpflanzen‐/blütenreicher (extensiv bewirtschafteter) Grünland‐ und Ackerflächen Integration von Trachtpflanzen (Nektar, Pollen) in die Fruchtfolge/den Ackerbau: blühende Kulturarten (z.B. Körnerleguminosen), Zwischenfrüchte, Untersaaten, Mischfruchtanbau, Blühflächen/‐streifen Verhinderung des „Mäh‐Tods“ auf Grünland/Futterbau‐/Stilllegungsflächen: Angepasste Mahd‐/Mulchtermine und ‐technik, Belassen von (Rand‐) Streifen Erhalt und Schaffung von „Trachtinseln“, „Niststrukturen“, „Winterstrukturen“: Hecken, ungenutzte Böschungen, Lesesteinhaufen etc. Zerger et al. 2010 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Hintergrund Entwicklung der Nutzung der Ackerflächen in S.‐H. im Zeitraum 1955‐2013 Sommergetreide Ackerbohnen Sommermenggetreide Kartoffeln Sommerraps + Rübsen Zuckerrüben Grünmais Klee/Luzerne/‐gras Flächenstilllegung Wintergetreide Kohlrüben Winterraps Runkelrüben 700.000 600.000 400.000 300.000 200.000 Statistikamt Nord ha 500.000 100.000 0 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Ökolandbau „Blühende Ackerkulturen“ im Ökolandbau und in der Gesamt‐Landwirtschaft Ökolandbau Gesamt % d. Ackerfläche 25 20 15 10 5 0 Gemenge Feinleguminosen Ackerfutter Bohnen, Lupinen, Erbsen Raps/Rübsen Hülsenfrüchte Handelsgewächse Datenquelle: AMI 2014, Datenbasis: Erhebungen 10 Öko‐Kontrollstellen Jahr 2013 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Ökolandbau Einfluss des Ökolandbaus auf die Vielfalt wild lebender Arten http://www.fibl.org/de/themen/biodiversitaet.html; n=95 Publikationen Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Agrarumweltmaßnahmen Angebot Agrarumwelt‐ und Klimamaßnahmen in S.‐H. 2014‐2019 a. Vertragsnaturschutzprogramme: b. GAK1‐Maßnahmen: Weidegang Winterbegrünung Weidewirtschaft Emissionsarme und Gewässer schonende Ausbringung von Wirtschaftsdüngern Vielfältige Kulturen im Ackerbau Weidewirtschaft Moor Weidewirtschaft Marsch Weidelandschaft Marsch 1Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur Grünlandwirtschaft Moor und des Küstenschutzes" Halligprogramm Rastplätze für wandernde Vogelarten Grünland ‐ Acker ‐ Grünland+Acker Ackerlebensräume Kleinteiligkeit im Ackerbau MELUR 2014 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Agrarumweltmaßnahmen Flächenentwicklung Vertragsnaturschutz und „extensive Landnutzungen“ in S.‐H. 50.000 4,5 % d. LN 45.000 Flächenstilllegung* 4,1 % d. LN 40.000 VNS Ackerland 35.000 Fläche (ha) 34.707 VNS Dauergrünland 30.000 2,5 % d. LN 25.000 20.000 15.932 1,9 % d. LN 15.000 10.000 Vertragsnaturschutz (VNS) gesamt 6.374 0,8 % d. LN 5.000 0 Helge Neumann 0,6 % d. LN Kiel, 28.04.2015 Ökolandbau *Brache auf Ackerland einschliesslich stillgelegter Flächen mit Beihilferegelung, ohne Anbau von NawaRo auf Stilllegungsflächen Datengrundlage: MELUR, Statistikamt Nord Agrarumweltmaßnahmen Vertragsnaturschutzprogramm „Ackerlebensräume“ (seit 2010) Ziele: Entwicklung und Sicherung von Lebensräumen für z.B. Feldhasen, Rebhühner und Goldammern, Wildbienen und Schmetterlinge, Vernetzung ökologisch wichtiger Lebensräume, Pollen‐ und Nektarangebot für Honigbienen Generelle Auflagen: Keine Düngung, keine Pflanzenschutzmittel; Vorgaben zur Bodenbearbeitung, Flächengröße Verschiedene Vertragsvarianten zur gezielten ein‐/mehrjährigen Begrünung mit Kulturarten (ggf. Regio‐Saaten) oder Selbstbegrünung Flächenumfang: 2.560 ha, davon 90,3 % gezielte Begrünung inkl. 5,1 % Variante „Bienenweide“ (LGSH, Stand 27.04.2015) MELUR 2014 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Mehrjährige aktive Begrünung 1. Standjahr 28.10.2011 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Mehrjährige aktive Begrünung 2. Standjahr 12.07.2011 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Mehrjährige aktive Begrünung 2. Standjahr 01.07.2011 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Einjährige „Bienenweide“ 13.08.2013 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Agrarumweltmaßnahmen Vor‐/Nachteile von Kulturarten‐Blühmischungen (Acker): Saatgut‐Verfügbarkeit auch in größeren Mengen keine Gefahr der Florenverfälschung je nach Mischung (und Zuchtform) Blüten‐/Nektar‐/Pollenangebot im „Trachtloch“, strukturreicher Vegetationsbestand relativ niedriger Preis (im Vergleich zu Regio‐Saatgut) Akzeptanz Landwirtschaft (im Vergleich zur Selbstbegrünung) Kontrollierbarkeit Behörde/Verwaltung Geringe/keine Habitateignung für „Spezialisten“ Je nach Standzeit Ausschluss mehrjähriger Entwicklungszyklen von Insekten, keine Blüte im Frühjahr Kein „historisches“ Vorbild (Leitbild: halbnatürliche Säume) Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Agrarumweltmaßnahmen Blühstreifen/‐flächen und Artenvielfalt an Tagfaltern Tagfalterarten je Transekt 12 10 8 6 4 2 0 Blühstreifen/‐flächen 2008 Kontrolle Blühstreifen/‐flächen 2009 Neumann & Huckauf 2010, n=11 Flächenpaare, Mittelwerte Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Kontrolle Agrarumweltmaßnahmen Vertragsnaturschutzprogramm „Kleinteiligkeit im Ackerbau“ (seit 2015): Nur für Ökobetriebe Drei verschiedene Hauptfruchtarten, davon mindestens eine bzw. jede dritte als Leguminose (Reinsaat, Gemenge) Verkleinerung der Schläge (auf 2‐5 ha) Brach‐/Blühflächen (mind. 5 % der Gesamtfläche) Flächenumfang: 1.004 ha (LGSH, Stand 30.03.2015) MELUR 2015 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 „Kleinteiligkeit“ 08.08.2011 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Agrarumweltmaßnahmen „Kleinteiligkeit“ (Pilotprojekt KOLK 2010‐14) und Artenvielfalt an Tagfaltern Tagfalterarten je Transekt 16 a 14 12 b 10 c 8 6 4 2 0 KOLK Öko Konv Neumann 2013, n=4 Ackerflächen je Anbausystem, Mittelwerte 2010 & 2011 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Agrarumweltmaßnahmen „Vielfältige Kulturen im Ackerbau“ (ab 2016): Ziel: Umsetzung „Eiweißstrategie“, Förderung Biodiversität Vorgabe: Fünf verschiedene Hauptfrüchte mit mindestens 10 % Leguminosen (Hülsenfrüchtler) Ggf. Vertragsvergabe nach Auswahlkriterien (begrenztes Budget): Groß‐ /kleinsamige Leguminosen, Reinsaat/Gemenge, Ökolandbau, Tierhaltung MELUR 2015 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Greening Ab 2015: Einhaltung bestimmter dem Klima‐ und Umweltschutz förderlicher Landbewirtschaftungsmethoden als Voraussetzung für den Erhalt der „Basisprämie“ (2015 ca. 188 €/ha), „Greening‐Prämie“ (2015 ca. 87 €/ha) beträgt 30 % d. Direktzahlungen „Greening‐Anforderungen“: Anbaudiversifizierung (2 oder 3 Anbaufrüchte je Jahr) Dauergrünlanderhaltung Ökologische Vorrangflächen (5 % der Ackerfläche) MELUR 2015 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Greening Ökologische Vorrangflächen: Gewichtungs‐ faktor Typ Brachliegende Flächen 1,0 Landschaftselemente 1,0‐2,0 Pufferstreifen an Gewässern 1,5 Streifen von beihilfefähigen Flächen an Waldrändern 1,5 Flächen mit Niederwald im Kurzumtrieb 0,3 Aufforstungsflächen 1,0 Flächen mit Zwischenfruchtanbau od. Gründecke 0,3 Flächen mit Stickstoff bindenden Pflanzen 0,7 MELUR 2015 Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Zusammenfassung und Fazit In Schleswig‐Holstein stehen in der aktuellen Agrarförderperiode einige neue (Acker‐) Maßnahmen zur Verfügung, die (u.a.) darauf abzielen, der zunehmenden Blütenarmut in der Agrarlandschaft entgegenzuwirken Von den Maßnahmen profitieren (lokal) voraussichtlich vorrangig häufige Arten; für (gefährdete) Spezialisten sowie die Schaffung „vollständiger Habitate“ (Nahrung, Fortpflanzung, Überwinterung) sind umfassendere Ansätze erforderlich (Einzelflächenbegutachtung/‐ beratung, Einbeziehung Grünland) Der Umfang an Maßnahmenumsetzungen (Acker‐, Grünland) muss generell im Vergleich zum Status quo deutlich ausgeweitet werden, wenn die Situation erkennbar verbessert werden soll Speziell Imker haben ab dem Jahr 2015 die Möglichkeit, im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogramms „Ackerlebensräume“ mit Landwirten zu kooperieren (Variante „Bienenweide“ , anrechenbar beim Greening) Helge Neumann Kiel, 28.04.2015 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Träger und Kooperationspartner der vorgestellten Projekte: Finanzierung der vorgestellten Projekte: Landesverband Schleswig‐Holsteinischer und Hamburger Imker e.V. Dr. Helge Neumann Artenagentur Schleswig‐Holstein Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek Helge Neumann Tel. 04347 909 3886 Email: [email protected] www.artenagentur‐sh.lpv.de Kiel, 28.04.2015
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