Entstörkondensator – © Wikipedia

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Entstörkondensatoren, auch Funk-Entstörkondensatoren oder Sicherheitskondensatoren sind elektrische
Kondensatoren, z. B in Netzfiltern, zum Verringern von
Störungen des Funkempfanges. Sie leiten hochfrequente
Störsignale, hervorgerufen durch das Betreiben elektrischer oder elektronischer Betriebsmittel, gegen die Masse oder den Neutralleiter oder schließen sie kurz und
bewirken damit die Herabsetzung der elektromagnetischen Störungen. Elektrisch müssen sie so ausgelegt
XY-Entstörkondensator
sein, dass die verbleibenden restlichen Störsignale die
vorgeschriebenen Grenzen der EMV-Normen EN 61000-6-3 (Wohngebiete) und EN
61000-6-4 (Industrie) nicht überschreiten. Darüber hinaus müssen Netz-Funkentstörkondensatoren sowohl das Gerät vor netzseitigen Überspannungen (Transienten) schützen,
als auch leitungsgebundene Rückwirkungen des Gerätes auf das Versorgungsnetz unterdrücken.
Entstörkondensatoren werden in bedrahteter Ausführung als Keramikkondensatoren, als
Metall-Papier-Kondensatoren (MP-Kondensatoren) und auch als Kunststoff-Folienkondensatoren mit Polypropylenfolien (MKP-Kondensatoren) und Polyesterfolien (MKTKondensatoren) als Dielektrikum angeboten. In der SMD-Ausführung für die Oberflächenmontage gibt es Entstörkondensatoren zurzeit nur als Keramikkondensatoren.
Inhaltsverzeichnis
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1 Klassifizierung
2 Bauformen
3 Verwendung
4 Sicherheit
5 Normung
6 Die größten Hersteller von Funk-Entstörkondensatoren
Klassifizierung
Zur Abblockung und Bedämpfung dieser Störsignale kommen Funk-Entstörkondensatoren
zum Einsatz, die je nach Anforderungsprofil in den Klassen X und Y definiert sind.
Klasse-X-Kondensatoren sind nach IEC 60384-1 elektrische Kondensatoren mit „unbegrenzter Kapazität“, die zwischen Phase und Neutralleiter oder zwischen zwei Phasen geschaltet werden. Sie sind für Anwendungen vorgeschrieben, bei denen ihr Ausfall durch
Kurzschluss nicht zu einem gefährdenden elektrischen Schlag führen kann.
Einteilung von Funk-Entstörkondensatoren der Klasse X
Unterklasse
Anwendung
Impulsspitzenspannung
im Betrieb
geforderte
Impulsfestigkeit
X1
Einsatz bei hohen Spitzenspannungen
2,5 kV – 4 kV
4 kV für C ≤ 1 µF
X2
Allgemeine Anforderungen
≤ 2,5 kV
2,5 kV für C ≤ 1 µF
X3
Allgemeine Anforderungen
≤ 1,2 kV
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Klasse-Y-Kondensatoren nach IEC 60384-1 sind Kondensatoren, die zwischen Phase
respektive Neutralleiter und berührbarem, schutzgeerdetem Apparategehäuse angeschlossen werden und somit die Basisisolierung überbrücken. Für Y-Kondensatoren sind
nach dieser Norm nur solche Kondensatoren zulässig, die bei begrenzter Kapazität eine
überprüfbare erhöhte elektrische und mechanische Sicherheit aufweisen, da bei ihrer Anwendung im Falle eines Versagens durch Kurzschluss eine Gefährdung von Personen
oder Tieren durch elektrischen Schlag auftreten kann.
Einteilung von Funk-Entstörkondensatoren der Klasse Y
Unterklasse
Art der überbrückten Bemessungsspannungsbereich
geforderte
Isolation
(Nennspannungsbereich)
Impulsfestigkeit
Y1
Doppelte oder
verstärkte Isolation
≤ 500 VAC
8 kV
Y2
Basis- oder
Zusatzisolation
≥ 150 VAC – ≤ 300 VAC
5 kV
Y3
Basis- oder
Zusatzisolation
≥ 150 VAC – ≤ 250 VAC
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Y4
Basis- oder
Zusatzisolation
< 150 VAC
2,5 kV
Funkentstörung mit X- und Y-Kondensatoren an Geräten mit und ohne Schutzisolierung
Bauformen
Da die hochfrequente Entstörung auch stark von der Bauweise des Entkoppelelementes
abhängt, sind für Funk-Entstörkondensatoren mehrere Ausführungsformen auf dem Markt:
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X- oder Y-Kondensatoren als Einzelbauelemente mit zwei Anschlüssen.
XY-Kondensatoren mit drei Anschlüssen als Kombinationskondensatoren mit Xund Y-Kondensatoren in einem Gehäuse. Diese Kondensatoren werden in einem
Arbeitsgang gewickelt. Sie sind intern in Stern- oder in Dreieckschaltung miteinander verbunden.
Durchführungskondensatoren mit einem zentralen Leiter für den Betriebsstrom. Der
Aufbau kann koaxial oder nichtkoaxial sein.
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Verwendung
Y-Kondensatoren werden vorzugsweise bei Geräten für Einphasenwechselstrom eingesetzt. Da hier beispielsweise die Schuko-Steckverbindung in zwei Richtungen eingesteckt
werden kann, ist nicht vorausbestimmbar, auf welchem der beiden Anschlussdrähte der
Außenleiter zu liegen kommt. Daher werden beide Y-Kondensatoren zur Siebung gegen
den Schutzleiter gelegt, obwohl dies für den Neutralleiter eigentlich nicht nötig wäre. Das
ist die einzige Ausnahme, wo der Schutzleiter zu anderen Zwecken als zur Schutzerdung
und damit dem Schutz von Menschenleben gegen Stromschlag genutzt werden darf. Bei
einem Kurzschluss im Kondensator wäre der Außenleiter mit dem Schutzleiter und damit
mit dem metallischen Gehäuse des Gerätes verbunden. Daher gelten nochmals höhere
Sicherheitsstandards als bei den X-Kondensatoren. Letztere werden bei Dreiphasenwechselstrom eingesetzt. Hier ist durch die Art der Steckverbindung vorgegeben, auf welchen
Anschlussdrähten die drei Außenleiter zu liegen kommen. Die Benutzung des Schutzleiters in Netzfiltern, die in Dreiphasen-Wechselstromgeräten eingesetzt werden, kann dann
vermieden werden.
Sicherheit
Um die Schutzfunktion des Schutzleiters nicht zu gefährden sowie wegen des Betriebes direkt am niederohmigen Netz werden an X- und Y-Kondensatoren
erhöhte Schutzanforderungen gestellt, die im Staatsauftrag in Deutschland vom VDE und in den übrigen
europäischen Ländern von den jeweiligen Landesorganisationen geprüft und zertifiziert werden. Die freigegebenen Kondensatoren durften damit in der Vergangenheit mit den jeweiligen Logos wie z. B. VDE,
Typischer Metallisierter Polypro- SEMKO, DEMKO, NEMKO usw. versehen werden. Im
pylen-Folienkondensator (MKP)
Rahmen der Harmonisierung der europäischen Stander Sicherheitsklasse „X2“ in der dards einigten sich die Länder der Europäischen Union
Beschaltung einer durch Berühim Jahre 2000 darauf, die länderspezifischen Sicherrung einschaltbaren Leuchte
heitsvorschriften und deren Zertifikate gegenseitig anzuerkennen und ein gemeinsames Logo (ENEC) zu
benutzen. Trotzdem findet man auch auf neueren Entstörkondensatoren, sofern Platz vorhanden ist, weiterhin zum Teil noch viele unterschiedliche Logos, weil in vielen Staaten
des amerikanischen Kontinents die Kondensatoren von den Underwriters Laboratories,
kurz UL, zertifiziert werden und auch Kanada und weitere nicht-europäische Länder ihre
eigenen Zertifizierungsstellen mit ihren Logos haben.
Die speziellen Schutzanforderungen an die Kondensatoren sind erhöhte Spannungsfestigkeit und hohes Impuls-Stoßbelastungsvermögen. X1-Kondensatoren halten einem Spannungspuls von 4000 V stand, X2- von 2500 V und Y-Kondensatoren dem doppelten Spannungspuls. Außerdem dürfen diese Kondensatoren nach UL bei einer Zerstörung keine
Stichflamme emittieren und kein leitendes Material absondern, das an anderer Stelle
Kurzschlüsse auslösen könnte. Nichtleitende Teile dürfen nur mit geringer Beschleunigung
(keine Explosion) abplatzen.
Bis etwa zum Jahr 1990 konnten nur Keramikkondensatoren und spezielle PapierKondensatoren die erhöhten Sicherheitsstandard für X- und Y-Kondensatoren erfüllen. Die
MP-Kondensatoren gelten wegen des harzdurchtränkbaren Papiers bis heute als eine sichere Lösung, weil die vorgeschriebenen Belastungstests den Kondensator höchstens
aufblähen. Die Zerstörung findet immer innerhalb der Umhüllung statt. Der industrielle
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Druck zur Kostenreduzierung führte ab 1990 zur Entwicklung spezieller KunststoffFolienkondensatoren (MKP- und MKT-Kondensatoren). Deren Sicherheit ist heutzutage
ebenfalls gegeben und sie besitzen, sofern sie approbiert sind, die entsprechenden Zulassungen. Im Gegensatz zu den speziellen Papierkondensatoren wird hier aber das Gehäuse des Kondensators bei der Belastungsprobe fast immer zerstört, womit Sauerstoff an die
unter Netzspannung stehende Schadstelle gelangen kann. Die seit der Existenz solcher
Sicherheitskondensatoren geübte strenge Interpretation der Vorschriften wurde also zugunsten einer Kostenreduzierung aufgeweicht, weshalb Kunststoff-Folienkondensatoren
für diese Anwendung nicht unumstritten sind.
Im Rahmen der Miniaturisierung in der Industrie gewinnen
die oberflächenmontierbaren SMD-Bauformen eine immer
größere Bedeutung. Das gilt auch für Entstörkondensatoren. Da bislang weder MP- noch MKP- bzw. MKT-Entstörkondensatoren in SMD-Bauform angeboten werden, gewinnen SMD-Keramik-Entstörkondensatoren an Bedeutung. Auch hier wird der ursprünglich strengere Sicherheitsaspekt zugunsten einer Kostenreduzierung aufgeweicht, da es derzeit keine Keramikkondensatoren mit einer ENEC oder UL Approbation gibt.
Normung
Die Bedingungen für die Prüfungen und Messungen der
Im normalen Betrieb gebor- elektrischen und mechanischen Parameter zur Zulassung
stener Kunststoff-Folienkon- der Funk-Entstörkondensatoren im europäischen Bereich
densator, Klasse X2
(ENEC) sind festgelegt in der Norm DIN IEC 60384-14.
Die größten Hersteller von Funk-Entstörkondensatoren
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Faratronic
Aerovox
Arcotronics Nissei Group
AVX
Epcos
Evox Rifa, seit 2007 Kemet
AIC-Europe, Hitachi AIC Inc.
Murata Seisakusho (Murata Elektronik)
Panasonic
Syfer
Wima
Vishay, einschließlich BCc und Roederstein
Holystone
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