Response to Intervention (RtI) Partizipation im Schulalltag für alle Kinder ermöglichen Roswitha Hoerder Ergotherapeutin, OTR/L DVE Projektgruppe „Ergotherapie in der schulischen Inklusion“ Andrea Hasselbusch PhD cand, MOccTh, PGcert Ed, BSc OT, Dip OT DVE Projektgruppe “Ergotherapie in der schulischen Inklusion” Übersicht o Arbeitskontext Inklusion • Internationale Konventionen – Nationale Umsetzung • Medizinisches Modell vs. Soziales Modell • Rolle der ET im (Grund-) Schulteam o Response to Intervention (RtI) • • • • Definition & Merkmale des RtI - Dienstleistungsmodell ET Prozess im RtI - Kontext RtI - Struktur unter der Lupe: Stufe 1, 2 und 3 Praxisbeispiele: Rollenanforderungen des Schülers, Schulbetätigungen in Schulalltag & Schulumwelt o Diskussion 2 ARBEITSKONTEXT INKLUSION 3 Arbeitskontext Inklusion eine neue Rolle für die ET Grundlage: UN-BRK (2006, 2008) Artikel 24 – Bildung • Inklusives Bildungssystem • wirksame individuell angepasste Unterstützungsmaßnahmen in einem Umfeld, das die bestmögliche schulische und soziale Entwicklung gestattet • Einstellung von Fachkräften • Tertiäre Bildung 4 5 5 Soziales Modell als Ausgangspunkt: Inklusion, inklusive Bildung, ET in Inklusion,… Medizinisches Modell Behinderung = Abweichung von Norm Krankheit – Gesundheit Kontinuum Problem bei behinderter Person Norm ist Ziel, “Reparaturtherapie“ Erwartung der Anpassung des behinderten Kindes Sonderschule = langfristige soziale Isolation von der „normalen“ Gesellschaft Soziales Modell Diversität/Vielfalt ist normal Problem liegt in der Gesellschaft, deren Menschenbild & Haltungen Partizipation ist Ziel, interdisziplinäres (Grund-)Schulteam Anpassung der Regelschule (Struktur, Didaktik, Prozesse, Umwelt) an individuelle Bedürfnisse Inklusive Schule = langfristige Zugehörigkeit zu einer vielfältigen Gesellschaft 6 Rolle der ET im inklusiven Schulkontext: Bestmögliche Teilnahme am Schulalltag ermöglichen Person – Environment – Occupation (PEO) Modell (Law & Dunbar 2007, Law et al 1996, Strong et al 1999) Betätigungsausführung von Schulbetätigungen (Schulaufgaben/ Arbeit, Selbstversorgung, Freizeit, Erholung & Spiel im Schulkontext) Kind / Jugendlicher PERSON Persönlichkeit & Temperament Selbstkonzept Lernstil Fähigkeiten/Eigenschaften Schul- Schul- BETÄTIGUNGEN UMWELT (Betätigungsmerkmale) Betätigungsanforderungen Zweck/ Absicht & Bedeutung Aufgabe – Aktivität – einzelne Handlungsschritte (Barrieren & Ressourcen) physische Umwelt soziale Umwelt kulturelle Umwelt sozioökonomische Umwelt institutionelle Umwelt 7 7 Dienstleistungsmodell (service delivery model) für die Ergotherapie in inklusiven Schulen RESPONSE TO INTERVENTION (RTI) 8 RtI - Definition Response to Intervention (RtI) is: “... a multi-tiered approach to general education that focuses on helping all students, identifies students who are at risk for academic or behavioral concerns, and provides targeted instruction and intervention strategies for students whose rate of progress is behind the classroom norm” Clark, Brouwer, Schmidt, & Alexander, 2008, p.9 9 Merkmale ET im RtI - Kontext • Fokus: Schulbetätigungen, Betätigungsprobleme im Schulalltag • Interventionen basieren auf dem Bedürfnisprofil des Kindes; eine Diagnose ist nicht notwendig und zweitrangig • Befundung und Interventionen integriert in den Schulalltag • Interdiziplinäres (Grund-) Schulteam; partnerschaftliche Zusammenarbeit und Beratung 10 RtI - Stufen Stufe 3 Intensive, individuelle, spezialisierte Interventionen im Schulalltag Stufe 2 Gezielte Intervention, häufig in Kleingruppen integriert in den Schulalltag 5% 15% Stufe 1 80% Interventionen für die ganze Klasse/ Schule, “Universal interventions”, Universal Design for Learning (UDL) 11 ET- Prozess im RtI - Kontext: ET Befunderhebung integriert in den Schulalltag • Fokus in RtI: Identifikation und Differenzierung von (Betätigungs-)Bedürfnissen • Befundungsmethoden: – Beobachtungen im Schulalltag – Befragungen/ Gespräche mit Pädagogen/ Schüler/ Eltern – Standardisierte Instrumente: alltagsbezogen & -relevant, umweltorientiert, betätigungsorientiert, klientenzentriert • Befundungsinstrument: COPM, PEGS, HHIW, SSI, COSA, DAA/ DPA, School AMPS, usw. (Hasselbusch 2007, Hasselbusch & Penman 2008,Hasselbusch, Penman & Bundy in press) 12 12 Reframing Perspektiven vermitteln Adaptationen/ UmweltVeränderungen veränderungen von einzelnen Aktivitäten (environmental modifications) (task adaptations) Coaching Allgemeine Strategien (provision of generic strategies) Kindspezifische Strategien (provision of child - specific strategies) – Kompetenzen erweitern ET Prozess im RtI - Kontext: Intervention im Schulalltag (Hasselbusch 2007, Hasselbusch & Penman 2008,Hasselbusch, Penman & Bundy in press) 13 RtI Stufe 1 – “core/universal instruction” UDL - Universal Design for Learning • Alle Schulbereiche, gesamte Schule und alle Schüler • Proaktiv, allgemeine Vorbereitungen und Anpassungen • Pädagogen Rolle: akademisches Lernen (insbesondere Lerninhalte) und Verhalten • ERGO - Rolle: Teilnahme an & Durchführung von Schulbetätigungen im Schulalltag Beispiele: Verkehrswege analysieren (Treppenhaus/ Klassenzimmer/ Mensa); Routinen; Einführung im Pausenhof; Sozialcurriculum; … 14 Wichtige Schulbetätigungen finden nicht nur im Klassenzimmer statt! Lernarbeit, Selbstversorgung, Spiel & Erholung 15 Lernarbeit in unterschiedlichen Fächern (Produktivität): Werkzeug (Schere) & Materialgebrauch Stufe 1 Links- & Rechtshänderscheren oder Universalscheren, Scheren mit Selbstöffnungsmechanismus; leicht dickeres Papier als Material; Modelling/ Demonstration Haltegriff & Tragen Stufe 2 Scheren mit großem Griff/ ohne Griffe; Material anpassen (Objekte vergrößern, dicke/ farbige Schneideumrisse); MLT Ansätze für allgemeine Schneidekompetenzen, Lernaktivitäten mit einfachen Lerninhalten zur Übung/ Entwicklung von Schneidekompetenzen nutzen Stufe 3 Tisch- oder Einhänderscheren; Material & Schneide-herausforderung in der Lernaktivität stark vereinfachen; MLT Ansätze für spezifische Schneidekompetenzen, Lernaktivitäten mit (sehr) einfachen Lerninhalten zur Übung/ Entwicklung von Schneidekompetenzen nutzen 16 Lernarbeit: Balance Lerninhalt - Durchführung Durchführung Lerninhalte Herausforderungen in der Balance Lernaktivität Lernaktivität Lernaktivität 17 Selbstversorgung im Schulalltag: An- und Ausziehen vor/ nach Pausen Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Umweltveränderungen der sozialen und räumlichen Umwelt, Coaching & Modelling, visuelle Hilfen & Strategien, Organisation der Garderobe An-/ Ausziehen in kleineren Gruppen, alternative Anziehtechniken, “Anziehtricks”, visuelle Sequenzen, MLT Ansätze individuell für ein einzelnes Kind und spezifische Schwierigkeit, kurz- oder langfristig, individuelle Anpassung, MLT Ansätze, social/ sensory stories 18 Freizeit, Spiel, Erholung im Schulalltag Fangen spielen • im Sportunterricht verschiedene Fangspiele erlernen • Sportunterricht auf dem Pausenhof • allgemeingültige Regeln erarbeiten (“dies ist, wie wir spielen, immer”) • Verhaltenserwartungen gemeinsam definieren (Empathie!) • Co- teaching Stufe 1 • Anpassungen der Aktivität: Spielstrategien/ Spieldauer anpassen für eine best. Gruppe von Schülern • Umweltanpassung: Spielfeld markieren/ verkleinern • allg. Storytelling Ansatz Stufe 2 • sehr spezielle und individualisierte Anpassungen in Umwelt und Aktivität • einzelne Schritte unterstützen (verbales Begleiten/ Rollenspiel) • Umgang mit Berührung • social/ sensory stories • Verschnaufecke/ Einsatz einer Jokerkarte • kurzfristig - langfristig Stufe 3 19 DISKUSSION: SCHLUSSFOLGERUNGEN & AUSSICHTEN 20 RtI - Stufen Stufe 3 Intensive, individuelle, spezialisierte Interventionen im Schulalltag Höhere Individualität und Intensität (der Bedürfnisse & Interventionen) Stufe 2 Gezielte Intervention, häufig in Kleingruppen integriert in den Schulalltag Stufe 1 Interventionen für die ganze Klasse/ Schule, “Universal interventions”, Universal Design for Learning (UDL) 21 Alle Kinder sind zuallererst Kinder, Schüler, Lernende, Selbstversorger, Freunde,… mit Hoffnungen und Erwartungen! 22 Kontakt Roswitha Hoerder Andrea Hasselbusch Grundschule am Bildungshaus Ulmer Spatz St. Barbara Strasse 35 89077 Ulm, Germany Bournemouth University School of Health and Social Care Royal London House, R601 Christchurch Road Bournemouth, Dorset, BH1 3LT United Kingdom [email protected] ahasselbusch@ bournemouth.ac.uk DVE Projektgruppe “Ergotherapie in der schulischen Inklusion” Leitung: Anja Blum; [email protected] 23
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