Forstwitterungsbericht Jan-März 2015

Forstlicher Witterungsbericht (I. Quartal 2015)
Herausgeber: Forstliches Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha,
Referat Monitoring, Klima und Forschung
20.4.2015
Das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha (Referat Monitoring, Klima und Forschung)
erstellt quartalsweise Berichte zum Witterungsverlauf und dessen Auswirkungen auf den Wald.
Diese Berichte enthalten Messdaten und Informationen aus dem Forstlichen Umweltmonitoring
(Wald- und Hauptmessstationen), Daten des Deutschen Wetterdienstes sowie Daten aus dem Waldschutzmeldewesen.
Witterungsverlauf Januar bis März 2015
Nachdem 2014 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war, setzte sich dieser Trend
auch im ersten Quartal 2015 weiter fort, wenngleich auch in abgeschwächter Form. An den in Tab. 1
aufgeführten Thüringer DWD-Stationen wurden Monatsmitteltemperaturen gemessen, die insbesondere im Januar bis zu 2,3°C über dem langjährigen Mittel der Referenzperiode 1981-2010 lagen.
Tab. 1: Monatsmitteltemperatur und Abweichung (°C) in Thüringen und an ausgewählten DWD-Stationen
(Referenzperiode 1981 – 2010)
Thüringen/DWD-Stationen
Monatsmittel Januar (°C)
(Abweichung °C)
Monatsmittel Februar (°C)
(Abweichung °C)
Monatsmittel März (°C)
(Abweichung °C)
Thüringen Artern
1,8
(2,3)
0,2
(0,1)
4,6
(0,9)
2,6
(2,2)
1,2
(0,2)
5,3
(0,6)
ErfurtGeraLeinefelde Meiningen Neuhaus
Bindersleben Leumnitz
1,9
2,0
1,5
0,9
-1,5
(2,2)
(2,3)
(1,7)
(2,1)
(1,6)
0,3
0,6
0,4
-0,7
-2,2
(0,5)
(0,3)
(0,2)
(-0,2)
(0,4)
4,6
4,8
4,6
4,3
1,8
(0,7)
(0,9)
(1,0)
(1,1)
(1,1)
Nach einem recht kühlen Jahresauftakt brachte sehr mildes Winterwetter zu Beginn der zweiten
Januardekade landesweit frühlingshafte Temperaturen. An den Hauptmessstationen Possen (Hainleite) und Holzland (Thür. Holzland) waren am 10. Januar 2015 die seit Messbeginn höchsten im Januar gemessenen Temperaturen zu verzeichnen (Tab. 2). Hasel und Schneeglöckchen begannen bei
dieser Witterung bereits vereinzelt zu blühen, bevor dann ab Mitte Januar der Winter einsetzte. Die
Temperaturen gingen deutlich zurück (Abb. 1, 4, 7) und stiegen erst ab 8. Februar wieder über 0°C
an. Der Februar zeigte nur geringe Abweichungen vom langjährigen Temperaturmittel, während es
im März hingegen wiederum bis zu 1,1 °C wärmer war (Tab. 1). Stärkerer Frost war kurzzeitig noch-
1
mals in der letzten Märzdekade zu verzeichnen, an der HMS Holzland wurden bis zu -4,2°C gemessen
(Abb. 7).
Der erste Huflattich als Weiser für den Vorfrühling zeigte sich im Tiefland um den 8. März und damit
in diesem Jahr um rund zwei Wochen später als im Rekordjahr 2014. Gleichzeitig begannen auch
Hasel und Erle zu blühen. Der Austrieb der Salweide wurde an der WMS Steiger ab 25.3. beobachtet.
In den höheren Lagen (WMS Vessertal, Pfanntalskopf) begann die gesamte Vegetationsentwicklung
erwartungsgemäß rund drei bis vier Wochen später.
Tab. 2: Monatsmitteltemperaturen, maximale und minimale Tagesmitteltemperaturen sowie Maximalwert und
Minimalwert (°C) an den Thüringer Hauptmessstationen (HMS) Großer Eisenberg, Possen und Holzland
HMS
Monat
Monatsmittel Tagesmittel °C Tagesmittel °C
°C
wärmster Tag kältester Tag
Gr. Eisenberg
Januar
-1,3
Gr. Eisenberg
Februar
-1,6
Gr. Eisenberg
März
2,3
Possen
Januar
1,4
Possen
Februar
0,3
Possen
März
4,6
Holzland
Januar
2,4
Holzland
Februar
0,9
Holzland
März
5,1
5,9
(10.01.2015)
2,4
(14.02.2015)
8,9
(25.03.2015)
8,9
(10.01.2015)
3,2
(10.02.2015)
9,1
(25.03.2015)
10,3
(10.01.2015)
4,2
(21.02.2015)
9,3
(29.03.2015)
-4,4
(24.01.2015)
-7,0
(06.02.2015)
-2,4
(22.03.2015)
-3,1
(21.01.2015)
-4,4
(06.02.2015)
-0,2
(22.03.2015)
-1,0
(23.01.2015)
-2,5
(06.02.2015)
0,7
(22.03.2015)
Maximaltemp.
(°C)
8,6
(10.01.2015)
8,9
(14.02.2015)
15,8
(25.03.2015)
13,0
(10.01.2015)
10,2
(14.02.2015)
15,5
(25.03.2015)
14,9
(10.01.2015)
12,5
(27.02.2015)
20,0
(25.03.2015)
Minimaltemp.
(°C)
-5,9
(06.01.2015)
-9,0
(04.02.2015)
-4,0
(22.03.2015)
-5,5
(21.01.2015)
-9,5
(07.02.2015)
-3,9
(23.03.2015)
-4,0
(19.01.2015)
-7,8
(07.02.2015)
-4,2
(23.03.2015)
Die Niederschlagsverteilung war zeitlich und regional unterschiedlich. Im Januar fielen in allen Regionen Thüringens ergiebige Niederschläge, an den DWD-Stationen lagen diese bis zu 43 % über dem
langjährigen Mittel (Tab. 3).
Tab. 3: Monatliche Niederschläge (mm) in Thüringen an Thüringer DWD-Stationen/Abweichungen vom langjährigen Mittel (Referenzperiode 1981 – 2010)
ErfurtGeraLeinefelde Meiningen Neuhaus
Bindersleben Leumnitz
35
26,8
39,8
62,7
76,1
159,6
(122,6)
(111,2)
(110,6)
(109,2)
(143)
(140)
4,4
4,2
4,9
17
5,4
12,6
(18,9)
(16,5)
(14,8)
(37,7)
(12,8)
(12,3)
38,1
36
31,8
55,9
45,8
115,5
(110,4)
(92,1)
(74,1)
(90,2)
(89,1)
(116,2)
Thüringen/DWD-Stationen Thüringen Artern
Niederschlag Januar (mm)
(% von Normal)
Niederschlag Februar (mm)
(% von Normal)
Niederschlag März (mm)
(% von Normal)
68
(118,8)
12
(23,9)
52
(114,2)
2
In den Höhenlagen fiel ab Mitte Januar ein Großteil der Niederschläge als Schnee. Die bis dahin nur
recht geringe Schneedecke wuchs bis auf 45-50 cm (WMS Vessertal, HMS Gr. Eisenberg) und betrug
Ende März immerhin noch ca. 20 cm. In den tieferen Lagen waren nur kurzzeitige Schneeepisoden
mit einer maximal 2-5 cm starken Schneedecke zu verzeichnen.
Tab. 4: Monatliche Freilandniederschläge (mm) an den Thüringer Wald- und Hauptmessstationen
(Summen der 14-tägigen Messungen)
Jan. 15
mm
Feb. 15
mm
Mrz. 15
mm
Jan. 15
mm
Feb. 15
mm
Mrz. 15
mm
83,6
35,2
16,0
WMS Lehesten
71,0
11,4
23,0
WMS Pfanntalskopf
160,8
53,0
45,2
HMS Possen
49,6
32,5
28,5
WMS Vessertal
149,2
53,6
27,9
WMS Kyffhäuser
47,8
18,0
18,5
HMS Gr. Eisenberg
149,5
56,6
32,3
WMS Harz
147,2
64,0
88,6
WMS Hohe Sonne
65,8
26,3
30,6
HMS Holzland
56,3
9,7
18,8
WMS Hainich
61,8
23,4
32,0
WMS Steiger
29,5
4,0
19,2
WMS Paulinzella
51,8
11,3
21,2
WMS Leinawald
45,0
12,4
16,4
WMS/HMS
WMS Dillstädt
WMS/HMS
Der Februar war landesweit ein außergewöhnlich trockener Monat, es fielen kaum nennenswerte
Niederschläge. An der WMS Steiger waren mit nur 4 mm die geringsten Februar-Niederschläge seit
Messbeginn zu verzeichnen. Erst im März wurde es wieder deutlich feuchter, wobei ein Großteil des
Niederschlages Ende März und insbesondere beim Durchzug von Orkantief „Niklas“ fiel (Abb. 2, 5, 8).
Auswirkungen/Gefahren
Die Bodenwasservorräte waren Ende März weitestgehend aufgefüllt. Die an den Wald- und Hauptmessstationen Großer Eisenberg, Possen, Holzland, Steiger und Lehesten installierten Messgeräte zur
Bodenfeuchtemessung zeigen trotz der geringen Februar-Niederschläge und fehlender Schneeschmelze keine nennenswerten Wasserdefizite, so dass zu Beginn der Vegetationsperiode ausreichend Wasser zur Verfügung stehen dürfte.
Erste Probefänge bei den Mäusen zeigen, dass die Mäusepopulationen trotz eines ähnlich milden
Winters deutlich stärker zurückgegangen sind als im Frühjahr 2014. Dies könnte im natürlichen Gradationsverlauf begründet sein, denn im Gegensatz zu 2013 waren die Mäusedichten 2014 extrem
hoch, so dass evtl. der Kulminationspunkt erreicht wurde und die Retrogradation einsetzte.
Wie meist im Frühjahr, wenn die Vegetation noch nicht frisch ausgetrieben hat und der Waldboden
mit der vertrockneten Gras- und Krautvegetation aus dem Vorjahr bedeckt ist, stieg in der warmtrockenen Periode Mitte März die Waldbrandgefahr in vielen Forstämtern deutlich an. Kleinere
Waldbrände wurden aus den FoÄ Weida (Rev. Ernsee am 21.03.) und Erfurt (Rev. Siegelbach am
25.03.) gemeldet. Die aktuellen Waldbrandwarnstufen sind unter http://www.thueringenforst.de/
aktuelles-medien/ waldbrandgefahrenstufenkarte/ ?no_cache=1&sword_list[0]=waldbrand) abrufbar.
3
Extremereignisse
Prägendes Witterungsereignis im ersten Quartal 2015 war zweifelsohne das Orkantief „Niklas“, welches am 31.3.2015 mit Windspitzen bis zu 192 km/h über Deutschland hinweg fegte. Windspitzen bis
115 km/h (HMS Gr. Eisenberg: 88,9 km/h, Tab.7) führten insbesondere in den Nadelholzbeständen
der Thüringer Forstämter Schleiz, Weida, Jena-Holzland und Leinefelde zu starkem Windwurf und
Windbbruch (Tab. 5). Insgesamt fielen 107.134 fm Wurf- und Bruchholz an. Die angefallenen Schadholzmengen stellen eine hohe Gefährdung hinsichtlich der Besiedelung durch Buchdrucker, Kupferstecher, Lärchenborkenkäfer und Nadelnutzholzborkenkäfer dar. Hinweise zur Aufarbeitung sind in
der aktuellen Waldschutz-Information 2/2015 nachzulesen.
Tab. 5: Wurf- und Bruchholzmengen im ersten Quartal 2015
Thüringer
01.01. - 31.03.2015
Thüringer
Forstamt
Nadelholz Laubholz Summe
Forstamt
Schleiz
Neustadt
15.413
50
8.667
160
15.463 Oberhof
8.827 Kaltennordheim
01.01. - 31.03.2015
Nadelholz
Laubholz Summe
2.420
120
2.540
3.105
185
3.290
Weida
10.347
691
11.038 Schmalkalden
4.505
200
4.705
Jena-Holzland
11.986
1.154
13.140 Bad Salzungen
1.794
283
2.077
Sonneberg
1.485
292
1.777 Marksuhl
1.465
110
1.575
Neuhaus
1.050
60
1.110 Finsterbergen
3.680
180
3.860
Gehren
2.370
90
2.460 Hainich-Werratal
1.993
546
2.539
Schönbrunn
2.748
268
3.016 Sondershausen
1.790
625
2.415
Saalfeld-Rudolstadt
3.045
64
3.109 Heiligenstadt
2.390
395
2.785
550
235
785 Leinefelde
7.375
2.660
10.035
Bad Berka
2.535
105
2.640 Bleicherode-Südharz
3.268
593
3.861
Heldburg
1.698
139
1.837 BFB Thüringen/Erzgeb.
100
0
100
Frauenwald
2.090
60
Erfurt-Willrode
2.150 Freistaat Thüringen
97.869
9.265 107.134
Im Gegensatz zum Orkan „Kyrill“ im Januar 2007 waren die Dauer und damit der Winddruck (Tagesmittel der Windgeschwindigkeit) bei „Niklas“ deutlich niedriger, so dass sich das Ausmaß der Schäden
trotz vergleichbarer Windspitzen in Grenzen hielt.
Zuständigkeiten/Ansprechpartner im FFK Gotha
Ines Chmara ([email protected], Tel.: 03621/225421)
Anett Wenzel ([email protected], Tel.: 03621/225410)
Datenquellen
Daten aus dem Forstlichen Umweltmonitoring und dem Waldschutzmeldewesen
Agrarmeteorologische Monatsberichte für Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen (herausgegeben vom
Deutschen Wetterdienst, Abt. Agrarmeteorologie, Außenstelle Leipzig)
Pressemitteilungen des Deutschen Wetterdienstes (www.DWD.de)
4
Anhang
Karte/Tab. 6: Lage/Verteilung der Thüringer Wald- und Hauptmessstationen
WMS/HMS
Forstamt
Revier
Höhe ü. NN
Messbeginn
WMS Dillstädt
Oberhof
Dietzhausen
480
1990
WMS Pfanntalskopf
Oberhof
Schneekopf
820
1991
WMS Vessertal
Oberhof
Vesser
810
1992
HMS Gr. Eisenberg
Frauenwald
Finsterberg
920
1995
WMS Hohe Sonne
Marksuhl
Etterwinden
440
1995
WMS Hainich
NP Hainich
440
2000
WMS Paulinzella
Gehren
Kienberg
440
1995
WMS Lehesten
Schleiz
Heberndorf
550
1995
HMS Possen
Sondershausen
Possen
420
1996
WMS Kyffhäuser
Sondershausen
Steinthaleben
300
1996
WMS Harz
Bleicherode-Südharz
Rothesütte
580
1997
HMS Holzland
Jena-Holzland
Leuchtenburg
350
1999
WMS Steiger
Erfurt-Willrode
Erfurt
330
1999
WMS Leinawald
Weida
Treben
200
2004
WMS – Waldmessstation
HMS – Hauptmessstation
5
Tab. 7: Maximale mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen (km/h) an den Thüringer Hauptmessstationen Großer Eisenberg, Possen und Holzland
Monat
HMS Großer Eisenberg
max. mittlere
Windgeschwindigkeit
(km/h)
Windspitze
(km/h)
HMS Possen
max. mittlere
Windgeschwindigkeit
(km/h)
Windspitze
(km/h)
HMS Holzland
max. mittlere
Windgeschwindigkeit
(km/h)
Windspitze
(km/h)
Januar
30,24
(13.01.2015)
83,16
17,49
(09.01.2015) (10.01.2015)
73,08
11,44
(14.01.2015) (13.01.2015)
54,00
(09.01.2015)
Februar
21,75
(23.02.2015)
70,20
10,13
(21.02.2015) (19.02.2015)
46,44
8,33
(09.02.2015) (20.02.2015)
40,32
(08.02.2015)
März
27,58
(31.03.2015)
88,92
17,09
(31.03.2015) (31.03.2015)
82,44
10,42
(31.03.2015) (31.03.2015)
47,52
(03.03.2015)
Abb. 1: Tagesmitteltemperaturen, Maxima und Minima in °C an der HMS Großer Eisenberg (Freiland)
6
Ausfall der
Sensoren
Abb. 2: Tägliche Niederschlagsmengen in mm an der HMS Großer Eisenberg (Freiland)
Ausfall der
Sensoren
Abb. 3: Mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen in km/h an der HMS Großer Eisenberg (Freiland)
7
Abb. 4: Tagesmitteltemperaturen, Maxima und Minima in °C an der HMS Possen (Freiland)
Abb. 5: Tägliche Niederschlagsmengen in mm an der HMS Possen (Freiland)
8
Abb. 6: Mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen in km/h an der HMS Possen (Freiland)
Abb. 7: Tagesmitteltemperaturen, Maxima und Minima in °C an der HMS Holzland (Freiland)
9
Abb. 8: Tägliche Niederschlagsmengen in mm an der HMS Holzland (Freiland)
Abb. 9: Mittlere Windgeschwindigkeiten und Windspitzen in km/h an der HMS Holzland (Freiland)
10