TV Königswinter e.V. Abt. Leichtathletik Kooperation TVK und Robert-Enke-Stiftung: „Kein Stress mit dem Stress! Wie Stress die Gesundheit attackiert und wie wir uns – durch Sport – schützen können.“ Vortrag von Jutta Zeyer-Wolf (Dipl.-Psych. und Sportpsychotherapeutin) Königswinter, 27. April 2015. Am 23.04.2015 hatte die Leichtathletikabteilung des TV Königswinter unter Federführung von Heino Gröf zu dem gleichnamigen Vortrag in das Haus Bachem in Königswinter eingeladen. Referentin war Diplom-Psychologin Jutta ZeyerWolf, psychologische Psychotherapeutin aus Sankt Augustin und Mitglied im Referat „Sportpsychiatrie und –psychotherapie“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Kooperationspartner war die von Theresa Enke initiierte Robert-Enke-Stiftung (Barsighausen b. Hannover), welche auch die Kosten der Veranstaltung trug. Die Veranstaltung setzte die im vergangenen Jahr begonnene Fortbildungsreihe der Leichtathleten für Aktive, Trainer, Eltern und Sportpädagogen zu den Themenfeldern ‚Sport – Leistung – Gesellschaft – Gesundheit‘ fort. Zeyer-Wolf unterschied zwischen akutem und chronischem Stress und stellte anhand typischer körperlicher Reaktionen zunächst Wirkungen akuter Stresssituationen (z. B. eine neue berufliche Aufgabe, Gefahr) vor, u.a. verstärkte Durchblutung des Gehirns, Atmung, Schwitzen, Muskelspannung, gesteigerter Blutdruck, beschleunigter Herzschlag, vermehrte Bereitstellung von Energie (Blutzucker, Fette), Schmerztoleranz und erhöhte Immunkompetenz. Die Referentin: „Die akute körperliche Stressreaktion bietet einen Überlebensvorteil bei der kurzfristigen Auseinandersetzung mit einer akuten Gefahr. Sie bereitet den Organismus innerhalb kürzester Zeit in optimaler Weise darauf vor, einer drohenden Gefahr durch eine Kampf- oder Fluchtreaktion zu begegnen.“ Diesem kurzfristigen Vorteil, so Zeyer-Wolf, stehen allerdings auch vier gesundheitliche Gefahren entgegen, nämlich „nicht verbrauchte Energie, chronische Belastungen, eine geschwächte Immunkompetenz und ein gesundheitliches Risikoverhalten“. Chronischer, anhaltender und nicht gelöster Stress kann, so die Expertin, u. a. zu folgenden Wirkungen im Organismus führen: Störungen der Gedächtnisfunktionen, Depressionen, Tinnitus, erhöhter Augeninnendruck, Atemstörungen, Muskelverspannungen, KopfRückenschmerzen, Bluthochdruck, Herzerkrankung, Gefäßverengungen, Infarkt, erhöhte Blutfette, erhöhtes Diabetesrisiko, Magen-Darmbeschwerden, Potenzstörungen, Zyklusstörungen, Schlafstörungen. Wer, so die Referentin, akut in einer Stresssituation steckt, ist sich dessen nicht immer bewusst und, so die Erfahrungen einiger Teilnehmer an der Diskussion, nicht immer auch willens und bereit, Rat anzunehmen. Gleichwohl gibt es Chancen und Möglichkeiten, erfolgreich gegen Stress anzugehen, durch medizinische Maßnahmen, Entspannungsübungen, soziale Interaktionen und, nicht zuletzt, Sport. Die untersuchten 1 (und belegten) Vorteile gezielter sportlicher Aktivität heben beispielsweise „soziale Isolation als Stressor durch Sporttreiben in einem Sozialgefüge (Gruppe) auf, verbessern die körperbezogene und letztlich allgemeine Selbstwirksamkeit, reduzieren ständiges Grübeln (Time-out-Effekt) und das allgemeine Stress- bzw. Belastungserleben“ (ZeyerWolf). Im Vergleich zu Nichtsportlern zeigen sich bei Sportlern positive Effekte unter akuter Stressbelastung, etwa eine geringerer Anstieg der Herzrate, des Blutdrucks und des Kortisol-Levels sowie schnellere Erholung und Normalisierung der kardiologischen Stressparameter. Die Referentin, die beruflich auch Leistungssportler coacht, legte besonderen Wert auf „Achtsamkeit“ und „Selbstmanagement“ zur (Selbst-) Regulierung von Stress. Zeyer-Wolf: „Achtsamkeit ist eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit, die absichtsvoll ist, sich auf den gegenwärtigen Moment bezieht und nicht-wertend ist. Das bedeutet, sich im Alltag immer wieder „erinnern“, eine achtsame Haltung einzunehmen, mit dem Augenblick „in Kontakt“ sein und ihn als Hier-und-Jetzt erleben („wenn ich gehe, dann gehe ich“, „wenn ich esse, dann esse ich“).“ Und, für viele der Zuhörer nicht ganz einfach umzusetzen, „den gegenwärtigen Augenblick nicht in positive/negative oder angenehme/unangenehme Erfahrungen einzuteilen“, sondern das „Abdriften“ in negative Gedanken selbstständig und früh zu erkennen, Mitmenschen mit mehr Aufmerksamkeit und Offenheit zu begegnen. Sportler können vor allem ihre Leistung im Wettkampf abrufen, wenn sie sich langfristig und strukturiert vorbereiten. Ziel: das Erarbeiten von persönlichen Abläufen und Routinen für den Wettkampftag, zum Beispiel „Meine Startroutine“: Vielen Sportlern hilft es, eine klare Routine zu haben, die ihnen vor dem Start eines Wettkampfes Sicherheit vermittelt und das Ausblenden von Störquellen erleichtert. Bestandteile können ein letztes „Auf geht´s“ vom Trainer, eine positive Selbstinstruktion oder die kurze Vorstellung eines optimalen Bewegungsablaufs sein. Auf Wunsch der Teilnehmenden wird für den Herbst ein Workshop „Mentales Coaching im (Leistungs-)Sport“ geplant. Der TVK wird mit seinen Trainern und Aktiven die Lehren aus dieser Fortbildung gezielt umsetzen. 2 Anhang: Häufigste Stressursachen Studie Techniker Krankenkasse „Zur Stresslage der Nation“, 2013 • Beruf oder Schule/Studium • hohe Ansprüche an sich selbst • private Konflikte • Krankheit eines Nahestehenden • Geldsorgen • Haushalt • Kindererziehung und –betreuung • Autofahrten • Bus- und Bahnfahrten • Pflege eines Angehörigen 3
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