n be ie le W ir w n le ol w April 2015 T AT BL UG FL www.engels-kultur.de Mariano Vargas. dama con perrito. Fotografie, Auflage 7 | Kölner Liste | © Galerie Klose Das MeinungsMagazin wer suchet, der findet rheinart KUNSTWANDEL IM APRIL KUNST SammelLeidenschaft Objet trouvé Installation Malerei Manifest Fiktio Partizipation Kritik Ästhetik Exploration Video Gaming Kontext Partizipation Kinetic Art Mythos Malerei Kinetic Art Partizipation monochrom Kritik Obsession Manifes monochrom Ästhetik Objet trouvé MythosKontext Konzep Mimesis Obsession Mimesis Konzept Ästhetik analytisch Kritik Mythos Manifest Video Gaming Partizipation Objet trouvé Fiktion Kinetic Art Exploration Fiktion monochrom Mythos Exploration Manifest monochrom Exploration Video Gaming Objet trouvé Fiktion Fiktion analytischÄsthetik MythosPartizipation Konzept Partizipation ÄsthetikMythos Malerei monochrom Objet trouvé Malerei Kinetic Art Partizipation analytisch Kritik analytisch Video Gaming Fiktion abstrakt Mimesis Mythos Mythos Kinetic Art konkret Kontext session abstrakt analytisch Mimesis Kinetic Art Kritik abstrakt Malerei abstrakt Obsession Malerei konkret Malerei Objet trouvé MythosFiktion monochrom Partizipation Obsession Partizipation Exploration konkret abstrakt Partizipation Manifest Objet trouvé Mythos Kritik Exploration analytisch monochrom Partizipation Kritik Kontext Konzept Kinetic Art onochrom Partizipation Action Painting Processing Ready-made new media sound and vision Obsession Digital culture Fluxus Raw material Intervention Pop Art Informel KUNST Neo-Dada Manifest MUSEUMSLANDSCHAFT NRW Kritik, Interviews und Links Köln – choices.de Düsseldorf – biograph.de Ruhrgebiet – trailer-ruhr.de Wuppertal – engels-kultur.de mein en esezeich L Das MeinungsMagazin Wuppertalengels-kultur.de April 2015 TS NA MO E S a rt A D hn EM wo TH www.engels-kultur.de DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES EIN FILM VON ALAN RICKMAN www.diegaertnerinvonversailles.de Das MeinungsMagazin YRRVMQOOWPKMCVKQP ,'6<6'741 0 $10755+%*'4 /GKPG$WFGOGKPG(TGKJGKV OGKP9595641/56#46 (ØTCNNGDKUFKGKPKJTGGTUVGGKIGPG9QJPWPI\KGJGPJCDGPYKTFCUTKEJVKIG #PIGDQV9595VTQO5VCTV,GV\VGKP\KGJGPCPOGNFGPWPFFCDGKUGKPsQPVQRIKDVoU 'WTQ$QPWUWPF&GKPRGTUÒPNKEJGU9595VCTVGTRCMGV*QNo&KTFKG+PHQUKO -WPFGP%GPVGTQFGTKO+PVGTPGV YYYYUYQPNKPGFG -kultur.de Foto: Sebastian Hoppe engels-Thema. 5 WOHNART Wohnen zwischen demografischem Wandel und Gentrifizierung 6 Themeninterview Dr. Guido Spars über Stand und Zukunft des Wohnens in Wuppertaler Quartieren 7 Zum Thema Besuch im Stadtteilbüro des Vereins Aufbruch am Arrenberg In Holland und England leben tausende Hauswächter in leerstehenden Gebäuden Bühne. 9 Auftritt Die israelische Regisseurin Dedi Baron inszeniert in Düsseldorf Hanoch Levins „Mord“ 11 tanz nrw 15 12 Prolog Wiederaufnahme, Premiere und Gastspiele Literatur. 23 Textwelten Deutsche Gegenwartsliteratur ist besser als ihr Ruf Wortwahl Buch-Empfehlungen des Monats Comic Kultur Comic-Empfehlungen des Monats BÜHNE Foto: Burghofbühne Dinslaken Prolog 12 KINO Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW. empfehlen | weitersagen | kommentieren Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM. Kino. Musik. 13 Film des Monats – „In meinem Kopf ein Universum“ 14 Film-Kritik 15 Roter Teppich Rainer Bock über „Dessau Dancers“, seine späte Filmkarriere und den Glücksfall Michael Haneke 17 Hintergrund – „Die Gärtnerin von Versailles“ 19 Hintergrund – „Nur eine Stunde Ruhe!“ 21 Hintergrund – „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“ 23 Gespräch zum Film Andrea Roggon über ihren Film mit Helge Schneider 24 Festival Das Musikfestival AchtBrücken spürt dem Klang der Politik nach Kultur in NRW. überregional 10 Oper in NRW Guy Joosten inszeniert „Die schweigsame Frau“ in Essen Musical in NRW „West Side Story“ in Aachen / „Das Appartement“ in Neuss 11 Tanz in NRW Das Festival tanz nrw 15 zeigt den Reichtum der Tanzszene 24 Improvisierte Musik in NRW 44. Moerser Festival versammelt internationale Sets 26 Kunst in NRW Sigmar Polke im Museum Ludwig in Köln Theater in NRW Liste mit immateriellem Kulturerbe verabschiedet Klassik an der Ruhr Der Philharmonische Chor lässt Gläser klingen Film des Monats „In meinem Kopf ein Universum“ 13 KINO Foto: Stefan Heidmann Kunst. 25 kunst & gut Jan Albers in der Von der Heydt-Kunsthalle in Barmen 26 Kunstwandel Die Kölner Liste im Dock.One am Mülheimer Hafen 27 Kunst-Kalender NRW engels spezial. 4 Intro – Zwei auf einen Streich 8 Innovation – Alternative Züchter trotzen den großen Konzernen und erweitern die Palette von Gemüse- und Getreidesorten 29 engelszungen Auswahl – im April Veranstaltungs-Empfehlungen des Monats 31 Impressum Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen? engelsKultur Lesen Sie mehr auf www.engels-kultur.de! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Gespräch zum Film KUNST 23 kunst & gut © Jan Albers, courtesy Van Horn, Düsseldorf 25 -kultur.de April 2015 Masse ist Macht, Foto: Sanje Gautam Zwei auf einen Streich engels + engels-kultur.de Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund Thema 6 Wohnen in Wuppertaler Quartieren Dr. Guido Spars ist Professor für das Fachgebiet Ökonomie des Planens und Bauens an der Uni Wuppertal. Im Interview spricht er über Quartierentwicklung und das nicht unbedingt schlechte, aber kuriose Image der Stadt nach außen. Dr. Guido Spars Foto: privat Film 15 Roter Teppich Breakdancer in der DDR? Gab es tatsächlich. Schauspieler Rainer Bock (50) spielt in Jan Martin Scharfs neuem Film „Dessau Dancers“ (Start: 16.4.) den Trainer einer DDR-Breakdance-Gruppe. Wir trafen ihn zum Gespräch. Rainer Bock Film Treffen sich Pegida, Hogesa, die Salafisten und die Antifa auf einer Demo… was klingt wie ein schlechter Witz, fand Mitte März in Wuppertal statt. Mit Lutz Bachmann, diesmal ohne Hitlerbart, und Konvertit Sven Lau war die Crème de la crème verteten – viel mehr an Fußvolk aber dann auch nicht. Während Pegida & Co ihre Mitglieder teils aus dem Umland herankarren mussten und sich gerade mal 200 Salafisten versammelten, gingen laut Polizeiangaben 2000 Menschen gegen fundamentalistischen Islamismus und Fremdenfeindlichkeit auf die Straße. Alles blieb angesichts der explosiven Mischung, die in dieser Konstellation deutschlandweit noch nicht zusammengekommen war, verhältnismäßig ruhig. Die 1000 Polizisten konnten sich auch mal gepflegt in der Nase popeln, gleiches galt leider auch für die Einzelhändler, denn wer nicht demonstrierte, blieb lieber daheim. Der Aufwand hat sich gelohnt und das Tal hat mit Weltoffenheit und Toleranz gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Wer würde in so einer Stadt nicht wohnen wollen? Wuppertal ist aber auch eine Stadt der Gegensätze mit „kuriosem Image“, wie es Dr. GUIDO SPARS, Professor für das Fachgebiet Ökonomie des Planens und Bauens an der Uni, im Interview formuliert. Mehr zum Wohnungsmarkt und Stadtentwicklung im Tal in unserem April-Thema WOHNART. Von der neuen Urbanität zu ruralem Retro. Auf unseren Grünen Seiten widmen wir uns SAATGUT-INITIATIVEN, die alte Gemüse- und Getreidesorten vor dem Aussterben schützen und Konzernen die Stirn bieten. Gewaltexzesse und rohe Brutalität blieben bei der oben erwähnten Demo glücklicherweise aus. Am SCHAUSPIEL DÜSSELDORF fließt das Blut dafür umso reichlicher, wenn die israelische Regisseurin DEDI BARON Hanoch Levins MORD inszeniert. Weniger drastisch und schöngeistiger wird es auf den Bühnen, wenn TANZ NRW vom 16.-28.4. in acht Städten, darunter auch Wuppertal, einen choreographischen Blick auf neue Projekte wirft. www.engels-kultur.de/gespraech-zum-film Gespräch zum Film Andrea Roggon hat den berühmten Mülheimer Unterhaltungskünstler Helge Schneider in seinem Alltag begleitet. Wir sprachen mit ihr über die Entstehung der Doku „Mülheim – Texas. Helge Schneider hier und dort“ (Start: 23.4.). Andrea Roggon Foto: Stefan Heidmann Ein bisschen Lokalpatriotismus ist auch erlaubt, wenn der in Wuppertal geborene Maler JAN ALBERS mit seiner Ausstellung cOlOny cOlOr Werke zeigt, die aus der Fläche in den dreidimensionalen Raum herausbrechen und so künstlerische Strategien reflektiert. Zu sehen in der VON-DER-HEYDTKUNSTHALLE. Bei aller Heimatliebe tut aber auch ein Tapetenwechsel beizeiten gut. Die perfekte Gelegenheit hierzu bietet die Kunstmesse KÖLNER LISTE, auf der Kunstliebhaber und -sammler fündig werden. Filmkunst gibt es im April natürlich auch. Unser Film des Monats ist IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM. Der bewegende, nicht Betroffenheit heuchelnde Film des polnischen Regisseurs MACIEJ PIEPRZYCA handelt von einem fälschlich für geistig behindert gehaltenen ALS-Kranken, dem die motorischen Fähigkeiten zur Artikulation fehlen. Absurder wird es mit dem Dokumentarfilm MÜLHEIM – TEXAS. HELGE SCHNEIDER HIER UND DORT. Wir sprechen mit Regisseurin ANDREA ROGGON, die die singende Herrentorte im Alltag begleitet hat. Verrückt ist auch die Vorstellung, dass es in der ehemaligen DDR eine Break-Dance-Gruppe gegeben haben soll. Wir sprechen mit RAINER BOCK, der in DESSAU DANCERS einen Tanztrainer mimt, u.a. über seine späte Filmkarriere. MAXI BRAUN 4 thema [email protected] Wir freuen uns auf Post. Zuschriften s.S. 31 My home is my castle, Foto: Benni Klemann Operation im Gange, Patient stabil – Wohnen zwischen demografischem Wandel und Gentrifizierung „Wuppertal stirbt“ heißt ein Song, den der Rapper dass die Menschen in Wuppertal investieren wolmeelman 2010 veröffentlicht hat. „Ich schlender‘ len. Und die, die Immobilien besitzen, verkaufen durch das Tal, früher fühlte ich mich heimisch, nun auch nur, wenn sie gezwungen sind – als Anlage“, stellten Ricarda Baltz seh‘ ich Ruinen und engels-Thema im April: und Holger Wanzke vom wünsch‘ mir, dass es Gutachterausschuss für nicht einbricht“, reimte Grundstückswerte bei meelman damals und Wohnungsnot, Mietpreisexplosion, Leerstand und der Veröffentlichung des erlangte durch seinen Quartiersentwicklung: Urbanität birgt Probleme, aber auch Chancen für alternative Wohnformen in Berichtes fest. Song sogar bundesBallungsräumen. Wie wollen wir wohnen? weite Beachtung. Er Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch in: Immobilien als Anlalag und liegt damit ge? Wo sind die Leute, auch nach wie vor & die laut „Gentrifizienicht falsch. Die Wahrrung“ schreien? Werden heit tut manchmal weh, aber es gibt Ecken in Wuppertal, die erinnern Nordstadt und Luisenviertel bald von Schwaben eher an eine Zeit vor 70 Jahren als an eine 350.000 okkupiert, wie es eingeborene Berliner manchmal Einwohner starke Großstadt im Westen der aktuell in Vierteln ihrer Stadt bemängeln? Davon ist Wuppertal sicherlich noch weit entfernt. Klar ist: Ohne größten Volkswirtschaft Europas. Der Song stieß nicht nur auf Gegenliebe. Was Menschen, die in Immobilien investieren, wird sich meelman damals bezwecken wollte? Aufrütteln. das Stadtbild nicht verbessern. Altbau-Charme Der Mann ist Wuppertaler durch und durch. Ihm schön und gut, aber die, die heutzutage in Althat einfach das Herz geblutet, er hatte die Be- bauten leben wollen, achten auch darauf, dass es fürchtung, seine hoch verschuldete Heimatstadt nicht durchs Fenster zieht, die Heizung nicht den verkommen zu sehen. Meelman hat auch nicht nur Geist aufgibt und es nicht durchs Dach tropft. Kritik über Wuppertal losgelassen, er ist keiner der Wichtig im Wohnumfeld ist den Menschen auch, oft verschrienen bergischen „Meckerköppe“. Es gibt dass sie etwas erleben können, ohne dass sie viel mehr positive Songs von ihm, in denen er deut- gleich aus der Stadt fahren müssen. Kultur, Sport, lich zeigt, wie wohl er sich in der Stadt fühlt. Dass Entspannung, Kinder bespaßen – welches Beispiel man hier auch immer noch sehr gut leben und vor könnte besser taugen als die Nordbahntrasse? Die allem wohnen kann. ehemalige Eisenbahnstrecke ist ein Musterbeispiel für bürgerschaftliches Engagement, fußt sie doch Neben den Ecken, über die wir fürs erste den Mantel auf der Initiative eines Vereins. Der Wuppertalbedes Schweigens hüllen wollen, ist Wuppertal näm- wegung e.V. erkannte 2005 das Potenzial der stilllich auch extrem lebenswert. Anfang März erschien gelegten Trasse. Zehn Jahre später bevölkern die der Grundstücksmarktbericht für das vergangene Menschen bei Sonnenschein den Rad- und FußJahr, in dem Gutachter aus der Immobilienbranche gängerweg, der sich von Vohwinkel nach Nächmehr als 3900 Kaufverträge analysierten. Grobes stebreck an der Talachse entlangschlängelt. An Fazit: Ja, in Wuppertal Eigentum zu kaufen oder zu den Rändern der Trasse entwickeln sich Kultur und bauen, wird teurer. Die Nachfrage ist aber dennoch Gewerbe. Cafés, Restaurants und Veranstaltungsungebrochen hoch. Ein gutes Zeichen: „Es zeigt, räume profitieren vom Zulauf. WOHNART 5 Wer das in Wuppertal findet, kommt mit Sicherheit seltener auf die Idee, nach Köln, Düsseldorf oder Essen zu ziehen. Sowieso ist der Kampf mit den Metropolen an Rhein und Ruhr in vollem Gange. Das Preisniveau in Wuppertal ist trotz des Anstiegs nach wie vor auch bei den Mieten niedrig. Ein Vergleich beim Immobilienportal immowelt.de zeigt das deutlich. Die dort angebotenen Wohnungen kosten in Wuppertal 5,65 Euro pro Quadratmeter. In Essen sind es schon 6,85 Euro, in Düsseldorf sogar 9,80 Euro und in Köln stolze 10,55 Euro pro Quadratmeter. Mal davon ab, dass man zum Arbeiten mit dem Zug innerhalb von einer guten Dreiviertelstunde in jeder der anderen Städte ist. Und siehe da: Im vergangenen Jahr konnte sich die Stadtspitze erstmals damit brüsten, dass der Negativtrend der Einwohnerzahlen gestoppt sei. Nachdem die Stadt in den letzten 25 Jahren von rund 383.000 auf etwa 342.000 Bewohner geschrumpft war, auf jeden Fall ein Grund, um einmal kurz durchzuatmen. Ob das so bleibt, ist fraglich. Eine Studie des Büros für Quartierentwicklung (siehe auch unser Interview auf S. 6) geht weiter von einem Bevölkerungsverlust durch den demographischen Wandel aus, wenn Weltkrisen beendet sind und weniger Flüchtlinge nach Europa strömen. Quo vadis, Wuppertal? Solange auf Projekten wie der Nordbahntrasse gegangen wird, gibt es noch Hoffnung für den Wohnungsmarkt im Tal. Zitat meelman, aus „Lebenslang Schwebebahn“: „Wir machen kein Fass auf, wir trinken lieber Dosenbier – und ich hab‘ ‚ne wunderschöne Wohnung hier.“ FLORIAN SCHMITZ Aktiv im Thema www.quartierentwicklung.de www.nordbahntrasse.de www.aufbruch-am-arrenberg.de thema Ein bisschen mehr Stolz bitte! Foto: Ava Weiss „Initiativen brauchen mehr Unterstützung“ Dr. Guido Spars über Stand und Zukunft des Wohnens in Wuppertaler Quartieren engels: Herr Dr. Spars, als Fachmann für werden kann. Man darf aber nicht unterschätkommunale Wohnpolitik arbeiten Sie un- zen, dass Neubauten eine Anziehungskraft auf ter anderem mit dem Wuppertaler Büro für potenzielle Neubürger haben können. Wer gut Quartierentwicklung zusammen. Gibt es eine verdient und in Wuppertal eine neue Stelle antritt, möchte natürlich in einem Haupterkenntnis aus ihrer „Wuppertal hat nach außen entsprechenden Wohnumfeld letzten gemeinsamen Studie? Dr. Guido Spars: Die Haupter- ein kurioses Image – nicht mal leben. schlecht, aber kurios“ kenntnis ist, dass Wuppertal Was sind weitere wichtige trotz Zuwanderung nicht um den demographischen Wandel herumkommt. Im Ansätze für das Quartiermanagement? Moment mag das durch die hohe Zahl an Ein- Neben dem gezielten Neubau würde ich sagen, wanderern ja noch gut aussehen, aber darauf dass es gut wäre, in problematischen Vierteln sollten sich die Verantwortlichen nicht verlassen. den Anteil der selbstnutzenden WohnungseiWenn Weltkrisen ein Ende haben sollten, ebbt gentümer zu erhöhen. In anderen Städten wie Rotterdam gibt es Modellprojekte, bei denen auch der Strom der Zuwanderer ab. Schrottimmobilien mit Kleinstpreisen an SelbstWie sind Sie bei der Forschung vorgegangen? nutzer veräußert wurden. Dadurch kommt eine andere Klientel in Problemquartiere – auch mit Waren Sie auch in den Vierteln unterwegs? Natürlich haben wir umfangreiche statistische Blick auf Studenten. Urbane Quartiere in den Daten ausgewertet. Wir sind aber auch in die Tallagen sollte man für Studenten attraktivieViertel gegangen und haben uns dort umgese- ren. Man sollte aus positiven Ansätzen in Vierhen. Große Überraschungen gab es allerdings teln wie der Nordstadt, in Ostersbaum oder dem nicht, da wir die Stadt in den vergangenen Jah- Arrenberg lernen und ansässige Initiativen mehr ren schon sehr gut kennengelernt haben. Es ist unterstützen, zum Beispiel durch das Städtebauaber durchaus eindrucksvoll, wenn man zum Bei- Förderprogramm „Soziale Stadt“. spiel im Rehsiepen unterwegs ist und im Kopf die Zahl von 23 Prozent Leerstand mitgebracht hat. Wie bewerten Sie es, dass viele Initiativen, die Vor Ort sieht man dann, dass wirklich fast jedes die Stadtviertel aufwerten, aus privater Hand kommen und nicht von Politik- oder Stadtseivierte Haus unbewohnt ist. te? Trotzdem hat sich Wuppertal zuletzt gebrü- Ich halte es für eine wesentliche Voraussetzung, stet, keine sterbende Stadt mehr zu sein. Zu- dass diese Initiativen sich privat gründen. Es ist und Abwanderung hielten sich die Waage. Ihre nicht Aufgabe der öffentlichen Hand, solche IniPrognose für die Zukunft wirkt trotzdem recht tiativen zu gründen, sondern sie zu unterstützen, wenn sie aufkeimen. Es gibt in Wuppertal aber düster. Zunächst einmal empfinde ich den Begriff „ster- auch eine Menge Menschen, die kreativ und mobende Stadt“ als nicht richtig. Die Stadt stirbt tiviert sind. Denen muss man Raum geben und nicht, sie schrumpft. Und wir gehen bis 2025 nur ihnen mit Fördermitteln und guten Rahmenbevon einem Minus von rund 5000 Haushalten aus. dingungen helfen. Die Nordbahntrasse ist dafür Das bedeutet weniger Bewohner, ja, aber es ist ein Beispiel par excellence. eben auch nicht extrem dramatisch. Haben Sie zurzeit ein persönliches Lieblingsprojekt in den Quartieren? Was bedeutet das für den Wohnungsmarkt? Es bedeutet, dass es weitere Leerstände geben Wenn ich ehrlich bin, möchte ich jetzt keines wird. Und dass in einzelnen Gegenden die Zahl hervorheben. Ich finde die Ansätze, die hier lauder Schrottimmobilien noch weiter wachsen wird. fen, egal ob auf dem Ölberg, bei der Nordbahntrasse oder dem Mirker Bahnhof, alle lobenswert Heißt das, dass mehr auf die Karte Sanierung und gut, weil sie zeigen, dass die Stadt mehr Povon Bestand und weniger auf Neubau gesetzt tenzial hat als über Statistiken erfassbar ist. werden sollte? Sicherlich sollte vermehrt geschaut werden, wie Spielt Wuppertal dieses Potenzial eigentlich der Bestand sinnvoll umgebaut und genutzt aus? 6 Es gibt noch Luft nach oben. Zum einen geht es um das Bewusstsein der Menschen. Man hat das Gefühl, die Wuppertaler reden gar nicht so viel über die guten Dinge, die in ihrer Stadt passieren. Wuppertal hat nach außen ein kurioses Image – nicht mal schlecht, aber kurios. Auch bei den Initiativen selbst gibt es noch Potenzial, aber vor allem in Sachen Unterstützung vonseiten der Stadt. Weiteres Beispiel ist die Aktivierung der Wupper. Dazu arbeiten wir aktuell mit Studenten an einem Projekt. Wir wollen zeigen, wie Grundstücke am Wasser besser genutzt werden können. Es gibt viele Möglichkeiten – zum Beispiel durch Gewerbe aus dem Sportbereich oder einen Wupperstrand, an dem die Menschen ihre Freizeit verbringen können. Der neue Grundstücksmarktbericht 2014 zeigt, dass die Preise für Immobilien anziehen. Ist das ein gutes Zeichen für mehr Qualität oder ein schlechtes, weil sich weniger Leute Wohnen leisten können? Für den Markt in Wuppertal ist das ein gutes Zeichen. Zwar ist der Preisanstieg bei Immobilien ein deutschlandweiter Trend, aber es zeigt, dass die Leute bereit sind, auch in Wuppertal zu investieren. Das ist erstmal positiv. Der Preisanstieg lässt aber auch Spielräume zu und löst nicht sofort aus, dass man gleich die soziale Karte spielen muss, ob Wohnen noch bezahlbar ist. INTERVIEW: FLORIAN SCHMITZ ZUR PERSON Dr. Guido Spars (48) ist Professor für das Fachgebiet Ökonomie des Planens und Bauens an der Uni Wuppertal. Foto: privat thema Geräumig ja, gemütlich geht so: Wohnen im Fabrikleerstand, Foto: © annavaczi / fotolia.com Am Arrenberg „geht grad viel“ Besuch im Stadtteilbüro des Vereins Aufbruch am Arrenberg Der Arrenberg. Simonsstraße. Schauen wir uns einmal um. Sanierte und glänzende Altbauten, frisch gestrichen, oder zumindest in letzter Zeit, wechseln sich ab. Mit Zweckbau aus der Nachkriegszeit, ob frische Fassade oder nicht. Dann ein Haus mit einer vom Regen geschwärzten Fassade und Balkonen, die aussehen wie 80er-JahreOstblock-Hinterhof. Auf der anderen Straßenseite hat sich die Kunstwiese, eine Kunstschule für Kinder, angesiedelt. Fröhliche Bilder im Schaufenster. Dann wieder Altbau, allerdings im Leerstand. Und schräg gegenüber die rote Backsteinfassade, in dem das Förderzentrum Arrenberg, das Soulfood Café Simonz oder die Firma Proviel ihrer Arbeit nachgehen. Wuppertal ist eine Stadt der Gegensätze – das sieht man in jedem Viertel, mitunter sogar innerhalb eines Straßenzuges. Das ist sogar statistisch belegt. Die Bodenrichtwerte des Gutachterausschusses für Grundstückswerte ändern sich teilweise innerhalb von wenigen Metern. „Wir haben manchmal innerhalb einer Straße sehr attraktive Angebote neben sehr unattraktiven Immobilien“, sagt der Ausschuss-Vorsitzende Holger Wanzke. Das passt, wenn man durch das Viertel am Arrenberg schlendert. Es gibt halt überall noch was zu tun. Angekommen in Simonsstraße 49. Hier ist das Stadtteilbüro des Vereins „Aufbruch am Arrenberg“. Seit sechs Jahren hat der Verein hier seine „Zentrale“ für alle, die einen Ansprechpartner rund ums Quartier suchen. Ein Besucher spricht über seine Wohnung im Briller Viertel. „Es kommt häufiger vor, dass sich Menschen aus anderen Quartieren bei uns über ihre Wohnungen beklagen“, sagt die Mitarbeiterin, die zwar Öffentlichkeitsarbeit für das Stadtteilbüro macht, ihren Namen aber nicht veröffentlicht sehen möchte. Jeden Tag von 8 bis 15 Uhr, dienstags und donnerstags bis 19 Uhr, hat das Büro geöffnet. Es ist ein Baustein im großen Ganzen. „Die Leute haben gehört und sagen uns das auch so, dass ‚am Arrenberg grad viel geht‘. Sie wollen mitmachen oder Infos haben, was so los ist. Das sind Wohnen im Finanzamt In Holland und England leben tausende Hauswächter in leerstehenden Gebäuden Können Sie sich vorstellen, in einem Finanzamt zu wohnen? Wo früher Akten gewälzt wurden? In einem Schloss wahrscheinlich schon eher. Aber das auch noch für eine geringe Miete? Da muss es doch einen Haken geben. Ja, sagt sicherlich so mancher. Dafür muss man nämlich als Hauswächter auf das eigentlich leerstehende Gebäude aufpassen. In den Niederlanden und in England wird dieses Konzept schon seit einiger Zeit praktiziert. Menschen wohnen auf Zeit für geringe Miete in Gebäuden, die leer stehen: kommunale Ämter, Fabriken, alte Adelssitze. Bis 2010 galt in Holland das Recht, in Häusern wohnen zu dürfen, wenn sie mehr als ein Jahr leer standen. Daraus entstand die Idee, Hausbesetzer in Gebäuden wohnen zu lassen, wenn sie dafür Aufgaben übernehmen. Das Konzept wurde auf normale Mieter ausgeweitet. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Menschen bekommen für wenig Geld eine Unterkunft, und jemand sorgt durch Anwesenheit dafür, dass es nicht zu Vandalismus, illegalen Müllhalden oder Hausbesetzungen kommt. Jede Art von Verfall schlägt sich schließlich auf den Wert des Hauses nieder. Und: Behörden, Staat oder Eigentümer sparen Geld, das sonst für die Bewachung der Gebäude nötig wäre. Vorreiter ist die Agentur Camelot Europe, die ein „außergewöhnliches Wohnerlebnis“ verspricht. Laut Aussage der Geschäftsführung gibt es in den Niederlanden mittlerweile 50.000 Hauswächter. Das Unternehmen vermittelt nicht nur Gebäude, um darin zu wohnen. Unter seinen jüngsten Projekten hat die Agentur ein Bürogebäude in Haarlem, Niederlande. Ein perfektes Beispiel für die Nutzung von leerstehenden Immobilien. „Als zwei ehemalige Kollegen waren wir auf der Suche nach einem Raum für unser Catering. In diesem ehemaligen Bürogebäude fanden wir eine schön eingerichtete Küche mit großzügiger Kantine“, wird einer der Geschäftsführer der untergekommenen Firma De Kantine auf der Firmenwebseite zitiert. Das Gebäude wurde in einen Workspace umgewandelt. Bis es vom Eigentümer verkauft wird, können dort Startups und Jungunternehmer wie die Macher 7 potenzielle Mieter und welche, die bereits hier wohnen, aber auch Eigentümer oder Investoren“, sagt die Mitarbeiterin. „Sie kommen auch aus anderen Städten, viele aus Düsseldorf. Günstig zu wohnen, viel los im Viertel, gut angebunden an andere Großstädte – das ist attraktiv“, fügt sie hinzu. Am Aufsteller im Fenster hängen Suchanfragen und Angebote für Wohnungen. Außerhalb allen Lobes für das Viertel fänden viele aber auch eine Szenekneipe oder einen ähnlichen Ort für Jugendliche gut. Im Stadtteilbüro werden auch Veranstaltungen geplant, zum Beispiel der Restaurant Day am 16. Mai, bei dem Privatleute ein eigenes Restaurant für einen Tag eröffnen. Natürlich warten die „Arrenberger“ auch wieder auf ihr Stadtteilfest 2015, das am 12. September stattfindet. Viele werden laut Stadtteilbüro erst bei diesem Fest darauf aufmerksam, was das Quartier alles zu bieten hat. FLORIAN SCHMITZ BLICK NACH EUROPA von De Kantine arbeiten. Laut Camelot ist das Gebäude heute vollständig belegt. Wer jetzt denkt, er könnte sich in einem Gebäude einmieten und rauschende Partys feiern, liegt falsch. Das ist per Vertrag verboten. Sowieso gibt es eine Reihe von Auflagen. Besuch, der länger als eine Nacht bleibt, oder von mehr als zehn Gästen, muss angemeldet werden. Ebenso verpflichtet sich der Hauswächter, einige Arbeiten selbstständig durchzuführen; darunter fallen kleinere Reparaturen oder Rasenmähen. Natürlich ist auch die Kündigungsfrist von vier Wochen nur etwas für flexible Menschen. Oft mieten sich deshalb junge Leute, meist Studenten, ein. Das Konzept schwappt nach Deutschland herüber: Zuletzt machte es Schlagzeilen, als Studenten im Herbst 2014 in das leerstehende Finanzamt Münster-Stadt einzogen, um dort günstig zu wohnen – und gleichzeitig Hauswächter zu sein. FLORIAN SCHMITZ e ün Gr innovation en it Se 15 20 „Lichtkornroggen“ heißt diese biologisch gezüchtete Getreideart – für Böden, die wenig Wasser halten oder abbekommen, Foto: Getreidezüchtungsforschung Darzau Mit lila Tomaten geht die Schutz-Saat auf Alternative Züchter trotzen den großen Konzernen und erweitern die Palette von Gemüse- und Getreidesorten Mal ehrlich: Hat man ihn in den vergangenen Wochen noch wahrgenommen, den Agrarökonomen, der im Märzen seinen 300-PS-Ackerschlepper mit Dreipunkthydraulik und klimatisierter Fahrerkabine anwirft? Der den Boden pflügt, eggt und anschließend sät? Wohl kaum. Was am Ende auf den Tellern des Verbrauchers landet, stammt im besten Fall vom Wochenmarkt, meist muss das Supermarktregal herhalten. Nur ein Bruchteil der Kunden interessiert sich dafür, woher ihr Gemüse stammt – Marokko, ah ja. Und aus welchen Samen es gezogen wurde, hat erst recht kein Verbraucher mehr auf dem Schirm. Sollte man aber. Ein paar Fakten reichen aus, um eine Situation zu beschreiben, die sich allmählich zum Problem entwickelt hat: Trotz einer augenscheinlich großen Sortenpalette sind drei Viertel der ehemals vorhandenen Kulturpflanzen aus dem Anbau verschwunden. „Wenn wir Glück haben, liegen sie noch irgendwo in Gen-Banken“, hofft Oliver Willing, „wenn wir Pech haben, sind sie ganz weg.“ „Alte Sorten sind die Grundlage, aber nicht die Lösung“, sagt Oliver Willing von der GLS-Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Foto: Tom Jost Von dem, was noch da ist, gehören wiederum 75 Prozent zehn Großkonzernen, die diese Arten als Hybrid-Saatgut verkaufen. Man kann sie nicht aus der Ernte neu pflanzen, sondern muss jedes Jahr neu kaufen. Wenn man so will: eine Form von Kopierschutz. „Diese Saatgut-Grossisten sind oft Chemiekonzerne“, sagt Dr. Susanne Gura. „Kein Wunder, dass die mit Pflanzenschutzmitteln noch mehr verdienen als mit ihren Saaten.“ Geschäftsführer der „Zukunftsstiftung Landwirtschaft“ ist der eine, Vorsitzende des „Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt“ (VEN) die andere. Beide arbeiten mit durchaus unterschiedlichen Mitteln daran, dieses Problem nachhaltig zu knacken. Düsseldorf am ersten schönen Frühlingssamstag: Draußen herrscht Biergartenwetter, im Geschwister-Scholl-Gymnasium drängeln sich Hunderte von Gartenfreunden. Dort begegnen sie „Kaiser Wilhelm“, einer historischen Apfelsorte, dem Most von Streuobstwiesen, aber auch weißen und lila Tomaten. Und am VEN-Tisch 18 verschiedenen Kartoffelsorten auf einmal. Wofür braucht man die, wenn doch eigentlich schon die vier Sorten aus dem Supermarkt zu viel sind? „Wissen Sie, wie es Mitte des 19. Jahrhunderts in Irland zur großen Hungersnot kam?“ fragt Gura zurück. „Nun: Als sich die Kartoffelfäule durch einen Pilz ausbreitete, gab es im ganzen Land nur zwei Sorten. Beide waren anfällig.“ Durch den Hunger starb ein Achtel der damaligen irischen Bevölkerung. Was für die Mitte des 21. Jahrhunderts bedeute, dass man eben „die ganze Palette“ brauche, um sieben bis neun Milliarden Menschen zu ernähren. Die Saatgutschützer treibt also nicht primär ein nostalgisches Interesse. „Alte Sorten sind die Grundlage, aber nicht die Lösung“, verdeutlicht Oliver Willing, der mit seiner Stiftung im Hause der ethisch-ökologischen Bochumer GLS-Bank arbeitet. Heute gebe es andere Krankheiten und Schädlinge, andere Wachstumsverhältnisse, größere Klimaveränderungen. Darum müsse der Mensch Pflanzen durch Züchtung anpassen – quasi als Fortführung der Evolution. Mit den Leuchten einer Pferdekutsche würde man sich heute ja auch nicht nachts auf die Autobahn wagen. 8 Die Zukunftsstiftung unterstützt deshalb Züchter und Gärtner in Deutschland, die „samenfeste Sorten“ als Gegenentwurf zu den „Hybriden“ weiterentwickeln. Diese müssen für den Öko-Landbau taugen, anderseits widerstandsfähiger sein als ihre Ahnen; die Früchte sollen dennoch Form- und Größenvorstellungen des Handels erfüllen … und obendrein besser schmecken. Kein Wunder, dass die züchterische Optimierung etwa einer Möhrensorte durchaus zehn Jahre dauern kann und eine Million Euro verschlingt. Die Saatgut-Alternativbewegung ist jetzt 30 Jahre unterwegs, rund 120 Menschen beschäftigen sich in Deutschland mit dem Schutz der kulturpflanzlichen Grundlagen. Als Ende der 90er auch der Geschmack nachweisbar die konventionelle Produktion übertraf, war das der Durchbruch. Aus Bochum werden solche Obst-, Gemüse- und Getreideentwickler mit einer Million Euro unterstützt, die jedes Jahr neu über Spenden zusammengetragen werden muss. Eines der obersten Gebote lautet natürlich: keine Gentechnik! Aber auch anderen Verfahren stehen die Züchter kritisch gegenüber: der CMS-Technik etwa, die die Eigenschaften von Nutzpflanzen über Zellfusionen verbindet. Beispielsweise gibt es in Deutschland so gut wie keine Broccoli- oder Blumenkohlsorte, die nicht via CMS gepimpt wurde. Nach der EU-Öko-Verordnung ist der Einsatz solcher Samen durchaus erlaubt. Die großen BioVerbände Bioland, Demeter und Naturland haben dagegen strikte Negativlisten für ihre Erzeuger und Zulieferer aufgestellt. Für sie ist CMS „die Einführung der Gentechnik durch die Hintertür“. Als hätte man nicht schon Sorgen genug, droht das transatlantische Handelsabkommen TTIP die Lage noch schwieriger zu gestalten: „Man kann erwarten, dass die bestehenden nationalen und EU-Gesetzgebungen damit ausgehebelt werden“, sieht Susanne Gura pessimistisch in den laufenden Prozess. „Die WTO will unbedingt Handelshemmnisse ausräumen. Das Verbot von gentechnisch veränderten Kulturpflanzen zählt zu solchen Hindernissen.“ TOM JOST Info: www.saatgutfonds.de www.nutzpflanzenvielfalt.de auftritt Der Vater und sein toter Sohn, einsam das Land, schwer die Schuld, Foto: Sebastian Hoppe Der Mensch ist nicht vollkommen Die israelische Regisseurin Dedi Baron inszeniert in Düsseldorf Hanoch Levins „Mord“ Große Bilder, starke Gesten und leichte Steinblöcke. Das Land der Urväter ist sandig, leer und öde, aber es ist beladen mit Schuld, Sühne, Rache und Blut. Davon zeugen die ersten Breitwandbilder im Düsseldorfer Schauspielhaus nicht. Die Kamerafahrt nach Google Earth rund um die Bühne zeigt nur diesen beigen Wüstenklang mit ein paar Gebäuden. Dort also wird sich der Mord abspielen, in dem es im gleichnamigen Theaterstück von Hanoch Levin geht. Und es wird einer dieser unerklärlichen Gewaltexzesse sein, von denen der Krieg sich ernährt und an denen die Menschen vorsätzlich zerbrechen. Was kann das leisten im Rahmen der Jüdischen Kulturtage im Rheinland? Außer dem Breitbildvideo ist nichts auf der Bühne, eine Fläche aus monolithischen Blöcken bildet die Szenerie. Die israelische Regisseurin Dedi Baron konzentriert sich auf die Figuren im Spiel, die den jahrhundertelang eingeschliffenen Mechanismen nicht entkommen können. Drei blutjunge israelische Soldaten schleppen hier ihr Opfer an die Rampe der Blöcke, ein fast totes Stück Fleisch, das nach seinem Vater bettelt, blutjunges palästinensisches Fleisch, das dennoch genüsslich-widerlich ins Jenseits befördert wird, mit rohen Sprüchen und roher Gewalt. Nur einem scheint das auch wirklich Spaß zu machen, die anderen beiden machen heroisch mit. Dies ist keine Metapher auf ein Mitläufertum, dies ist ein Zitat auf reale Tatbestände. Wer erst einmal in der Gewaltspirale steckt, der hat keinen Anspruch mehr auf Rechtfertigung. Selbst als der Vater des Jungen auftaucht, müssen sie das Machtgehabe aufrecht halten, lügen, wiegeln ab, wer die Kalaschnikow in der Armbeuge hält, für den ist Wahrheit eben inexistent. Und eine Antwort auf die Frage nach dem Warum kann natürlich auch niemand mehr beantworten, hinterher. So funktioniert menschliche Geschichte seit den Anfängen, ein kleiner Junge erklärt das im Video perfekt. Die Kinder werden es nicht verstehen und lachen, die Enkel werden darüber nichts mehr wissen. Genau. Der singende Soldat im Hintergrund jedenfalls füllt stoisch weiter Munition in die Schnellfeuergewehre. Wenn der Frieden kommt, werden wir Nachbarn und gemeinsam feiern. Das 9 gilt für die Soldaten, aber nicht für den trauernden Vater, der auch um die letzten Worte seines Sohnes betrogen wurde. Eine ästhetische Herangehensweise gibt es da nicht mehr – Auge um Auge, Zahn um Zahn. Was sollte denn auch anders sein? Leise tönt das Spiritual „Motherless Child“ im Hintergrund, die feste Welt löst sich auf. Drei Jahre später lautet die neue Devise: „Wir sind generell für Ruhe, doch der Hass sitzt immer noch tief in den eigentlichen Verlierern und er schlägt eben dort zu, wo er nicht nur nicht erwartet wird, sondern wo er selbst wieder ein neuer Katalysator wird – auf einer Hochzeit. Es wird die zweite plakative Szene, die wunderbar spielfreudig in Szene gesetzt und doch irgendwie von der Regie tiefengereinigt wirkt. Das junge Paar freut sich auf die Hochzeitsnacht, die Gäste sind weit, da ist der Vater wieder da, mit Pistole. Es kommt wie es kommen muss: Der Bräutigam wird erschossen, die unschuldige Braut vergewaltigt und anschließend auch erschossen. Wieder muss ein Vater sich entsetzen, wieder kann die kommende Spirale nicht aufgehalten werden. Irgendwie macht sich Hanoch Levin, der 1999 im Alter von 55 Jahren an Krebs starb, das alles ein wenig einfach, selbst sein wohl nicht überwindbarer Pessimismus bleibt ohne innere Stärke. Und selbst wenn Dedi Baron versucht, die Mechanismen zu verallgemeinern und deutsche Lieder aus den 1930ern intonieren lässt (Comedian Harmonists), Levin war definitiv kein Shakespeare. Und so bleibt am Ende nur die Kausalität der Blutrache, irgendwann erwischen sie den Vater, er wird geköpft (den Maskenbildner-Realismus hätte man sich übrigens hier schenken müssen) und dann taucht der Junge wieder im Video auf und verkündet den neuen Krieg. Warum? Die Kinder werden es nicht verstehen und lachen, die Enkel werden darüber nichts mehr wissen. Auf ein neues Massaker. „Du und ich und der nächste Krieg.“ Kein Wunder dass sie in Israel den Kriegstreiber Benjamin Netanjahu wiedergewählt haben. PETER ORTMANN „Mord“ | R: Dedi Baron | Mo 13.4., Fr 17.4. 19.30 Uhr, So 26.4. 18 Uhr Schauspiel Düsseldorf | 0211 36 99 11 musical in NRW oper in NRW Liliana de Sousa als Carlotta und Franz Hawlata als Kapitän Morosus, Foto: Matthias Jung „West Side Story“, Foto: Ludwig Koerfer Jack Sparrow singt Oper New Yorker Geschichten Von Karsten Mark Nur ein einziges Mal hat sich Richard Strauss an eine komische Oper gewagt. 1935 erlebte „Die schweigsame Frau“ eine erfolgreiche Uraufführung und verschwand dann schnell in der Versenkung. Die Nazis hatten dafür gesorgt, weil Strauss den Namen des jüdischen Librettisten Stefan Zweig nicht unter den Teppich kehren „Joosten zieht wahrlich wollte. Alle Wiederbelebungsversuche nach alle Register“ dem Krieg blieben weitgehend vergeblich. „Die schweigsame Frau“ ist auf kaum einer Opernbühne zu finden. Das Essener Aalto-Theater startet nun einen neuen Versuch. Regisseur Guy Joosten hat sie neu inszeniert und ist sich bewusst, dass Straussens Humor eher speziell war. „Man muss Strauss schon kennen, damit es lustig wird“, hatte Joosten vor der Essener Premiere gesagt. Als Vorab-Entschuldigung muss man das glücklicherweise nicht verstehen, denn Joosten zieht wahrlich alle Register, um den drei Aufzügen ein Höchstmaß an Komik zu entlocken. Herausgekommen ist eine schrille, bunte Version, die wirkungsvoll und gekonnt mit Filmzitaten und Elementen der Commedia dell´arte gewürzt ist. Von Rolf-Ruediger Hamacher Was wäre die „West Side Story“ ohne die geniale Choreografie von Jerome Robbins. Ähnliches gilt auch für die Inszenierung von Ewa Teilmans, die sich den niederländischen Choreografen Joost Vrouenraets mit ins Boot holte. Der Béjart-Schüler gewinnt mit seiner 24-köp„Wenn die Tanz-Truppe figen Tanz-Truppe dem Musical-Klassiker spielen muss, beginnt das völlig neue Reize ab. Seine Anleihen bei Dilemma der Inszenierung“ klassischem Ballett, Modern Dance, Break Dance bis hin zu Martial-Arts-Elementen führen zu außergewöhnlichen Choreografien. Wie etwa beim Aufeinandertreffen der Gangs: Die Schläge treffen den entfernt stehenden Gegner nur virtuell, wir sehen aber die Wirkung. Aber wenn die Tanz-Truppe spielen muss, beginnt das Dilemma der Inszenierung: Da radebrecht der Anführer der einheimischen Jets (gespielt von US-Bariton Benjamin Wert): „Dieses Viertel gehört uns“ – und schon glaubt man den Konflikt mit den puertoricanischen Einwanderern nicht, deren Banden-Anführer Bernardo von einem Deutschen (Philipp Manuel Rothkopf) verkörpert wird. Noch abstruser wird es, wenn Teilmans den Chilenen Patricio Arroyo als waschechten US-Boy Tony auf den Balkon schickt, um seine Maria (Rosemarie Weissgerber) anzusingen. Und ihr typischer „Regie-Theater“-Einfall, zu Beginn und am Ende eine gealterte Maria (Irena Orawiec) auftreten zu lassen, die den halbnackten Tänzern die Sixpacks befingern darf, wirkt allzu bedeutungsschwanger. So scheitert die Inszenierung letztlich, wenn auch auf hohem tänzerischen Niveau. Guy Joosten inszeniert „Die schweigsame Frau“ in Essen Hauptfigur ist der alte Kapitän Morosus, der bei seinen Seefahrten offenbar allerhand Dublonen eingeheimst hat. Joosten und Ausstattungs-Altmeister Johannes Leiacker zeigen eine ergraute Version des Kino-Piraten Jack Sparrow, der auf einer Insel in seiner Schatztruhe haust. Darum herum wuselt die Haushälterin in einem papageienbunten Glitzerkostüm und feudelt die Kakteen ab. Leider kann sie nie die Klappe halten, was der alte Pirat schon deshalb kaum ertragen kann, weil er vom lauten Kanonendonner ein Problem mit seinen Ohren hat. Eine schweigsame Frau soll her – möglichst jung und folgsam. Die schüchterne „Timidia“ scheint genau zu passen, doch in Wahrheit ist sie die verkleidete Ehefrau des enterbten Neffen, die dem Alten eine Lektion erteilen soll. Die Geschichte nach einer englischen Komödie aus dem 17. Jh. hat es mehrfach auf die Opernbühne geschafft. Deutlich bekannter als Straussens Version ist Donizettis „Don Pasquale“. Zweigs Libretto hat mehr Tiefgang, aber auch mehr Längen. Eine spritzige Komödie ist es nicht. Vor allem Strauss-Fans dürfte die Essener Inszenierung locken, und die werden auch musikalisch nicht enttäuscht. Dirigent Martyn Brabbins leitet die Essener Philharmoniker mitunter mit leicht angezogener Handbremse. Das ist gut für einen differenzierten Klang und schont die Sänger, die solche Rücksichtnahme allerdings kaum nötig haben. Allen voran dominiert Franz Hawlata als alter Pirat den Abend. Eigentlich ist er viel zu cool und charismatisch, um als einfältiger Alter durchzugehen. Seine stimmliche und physische Präsenz ist enorm. Julia Bauer ist als vermeintlich „schweigsame Frau“ eine ebenbürtige Partnerin, die Karsten Mark Journalist mit Schwer- sehr schön zwischen der lammfrommem Timidia und der punkt (Musik-)Theater kratzbürstigen Aminta changiert. „Die schweigsame Frau“ | 1.4., 22.4., 24.4., 30.4. je 19.30 Uhr, 4.4. 19 Uhr, 19.4. 16.30 Uhr | Aalto-Theater, Essen | 0201 812 22 00 „West Side Story“ in Aachen / „Das Appartement“ in Neuss „Promises, Promises“, wie das 1968 uraufgeführte Musical im Original heißt, war eines der ersten auf einem Kultfilm („The Apartment“,1960) beruhenden Musicals. Es erzählt vom New Yorker Büroangestellten Chuck, der sein Apartment seinen Vorgesetzten für deren Schäferstündchen leiht und damit die Karriereleiter hochklettert. Erst als Fran, die Geliebte seines Chefs, die er heimlich liebt, in seiner Wohnung einen Selbstmordversuch unternimmt, erkennt er das Absurde seines Verhaltens und sie ihre Liebe zu ihm. Natürlich kann diese tragikomische Gesellschaftssatire auch ohne Musik bestehen – und vielleicht war das ein Beweggrund des Rheinischen Landestheater Neuss, sie mit einem reinen Schauspieler-Ensemble auf die Bühne zu bringen. Aber das mit seinen Musical-Inszenierungen nicht gerade glücklich agierende Haus übernimmt sich auch diesmal. Juan Miguel Verdugo Garcia und seine Band geben zwar ihr Bestes, um Bacharachs eingängige Melodien („I‘ll Never Fall in Love Again“) auf die Sänger zu übertragen: aber wo keine Stimme ist und nur eine schwachbrüstige Tonanlage zur Verfügung steht, bleibt alle Mühe umsonst. Zumal man den Songs durch die unnötige Eindeutschung auch noch ihren rhythmischen Verve nahm. Was bleibt, ist eine von Regisseur Thorsten Duit gut getimte Rolf-R. Hamacher Hochschuldozent und Beirat des Film- Boulevard-Komödie. Vorgetragen von einem schauspielekritikerverbandes risch überzeugenden Ensemble in hübschem Bühnenbild. „West Side Story“ | Theater Aachen | 4.4., 19.4., 28.4., 30.4. 19.30 Uhr 0241 478 42 44 „Das Appartement“ | Rheinisches Landestheater Neuss | Do 23.4. 20 Uhr 0211 27 40 00 10 tanz in NRW „Der letzte Schrei“, Foto: Roger Rossel Tanz satt Das Festival tanz nrw 15 zeigt den Reichtum der Tanzszene Von Thomas Linden Vom Bindestrichland hat man gerne gesprochen, und damit NordrheinWestfalen gemeint, das Bundesland in dem zwei Regionen in einen Verwaltungstopf gesperrt wurden, die historisch nicht viel miteinander zu tun hatten. In der Kultur hat die Neugierde der Menschen immer dazu geführt, dass man über den Zaun schaute. Die Tanzkunst lockt ihr Publikum in NRW schon seit „Das Tanz-Land NRW Jahren in die Metropolen am Rhein. Aus braucht Nachwuchs“ Westfalen würde man sich noch ein wenig mehr Zuspruch wünschen. So startet das Festival tanz nrw 15 in diesem Frühjahr in acht Städten, siebenmal im Rheinland (Bonn, Köln, Düsseldorf, Wuppertal, Krefeld, Essen und Viersen) und einmal in Münster, im bewährten Pumpenhaus. Das Programm eignet sich gut für den Einstieg ins Metier oder um sich über den Stand der gegenwärtigen Ästhetik zu informieren. 17 Ensembles zeigen 19 Produktionen vom 16. bis 28. April, alle Arbeiten entstanden in NRW, so dass das Festival als Blütenlese den Gruppen noch einmal Aufführungsmöglichkeiten in der Region bieten kann. Gestartet wird in drei Städten. So zeigt am Eröffnungswochenende Felix Bürkle aus Düsseldorf in der Kölner TanzFaktur seine aufsehenerregende Choreographie „you, the other“, in der er den Moment erforscht, in dem die Erotik zwischen zwei Menschen zündet. Im Carlsgarten vor dem Depot des Kölner Schauspiels präsentiert Angie Hiesl eine Performance, die das Spiel mit den Identitäten probt. Die magischen Bildwelten der Märchen zaubern Reut Shemesh und das Duo Overhead Project mit „The Boy, Who Cries Wolf“ auf die Bühne des Tanzhauses. Eine subtile, bildgewaltige Produktion, die sich in die Erinnerung eingräbt. Für Düsseldorf bietet Köln das Beste mit dem MichaelDouglas Kollektiv und seiner Ensemble-Produktion „Golden Trash“, die 2013 den Kölner Tanzpreis gewann. Mit großer Verve zeigt die Truppe, wie sich Beziehungen zwischen Körpern herstellen und wieder auflösen. Eine Produktion, die anschaulich demonstriert, wie erzählerisch Tanz sein kann, ohne dass dabei eine Geschichte erzählt werden müsste. Wie der Körper aus den zweidimensionalen Bildern der erotischen Verheißung zu einem realen Objekt im Raum wird, und wie er seinen Chic verliert und darüber seine Sinnlichkeit gewinnt, zeigt Ben J. Riepe in Essen auf PACT Zollverein, wo er den dritten Teil seines Großprojekts „Der letzte Schrei“ vorstellt. Der 4. Teil ist dann am 23. April in der Generatorenhalle in Viersen zu sehen. Das Tanz-Land NRW braucht Nachwuchs, deshalb startet mit der Reihe „Sprungbrett“ in diesem Jahr ein Projekt für junge Choreografen, das eine Brücke zwischen dem Studium und dem Eintritt in die Tanzszene schlagen soll. Drei Wochen haben die Akteure in Residenzen am Rhein mit professionellen Coaches gearbeitet, um dann in verschiedenen Städten ihre Arbeiten vorzustellen. Darüber hinaus Thomas Linden lädt das Festival wieder zu Workshops ein und bietet mit Journalist und Jurymitglied des Kölner Kinder- dem Besuch der Studios einiger ausgesuchter Choreou. Jugendtheaterpreises grafen den Blick in die Werkstätten der Tanzkunst. tanz nrw 15 | 16.4.-28.4. | www.tanz-nrw-15.de ,6-563 #f30,3& '&-% 11 JEF prolog 2015 April ................................ 04.04. SALON DE SALSA . . . . . . . . . . ^ĂůƐĂŝƐĐŽ ........... ,ŝƐƚ͘^ƚĂĚƚŚĂůůĞϭϬ͘ͲϭϮ͘Ϭϰ͘ JETHRO TULL'S IAN ANDERSON & BAND . . .<ŽŶnjĞƌƚĂƵƐǀĞƌŬĂƵŌ .................. 16.04.+17.04. tƵƉƉĞƌdŚĞĂƚĞƌͲDIE TROCKENBLUMEN ͣKƌŝĞŶƚdžnjĞƐƐ͞Ͳ<ĂďĂƌĞƩ ..................... 19.04. SALSA IN DER CITY . . . . . . . Open . . . . .Air . . .Disco ...... 24.04. ÖZCAN COSAR . . . . . . . . . . . . Comedy ......... 25.+26.04. DIE BARMER KÜCHENOPER . . . . . . . ,ĞŝŵĂƩŚĞĂƚĞƌ .............. 30.04. KABARETT NOTBREMSE . . .Jubiläumsprogramm .................. Preview Preview . . . . . .Preview ............... 01.05. STAUBKIND . . . . . . . . . . . . . . . Rock ...... 07.05. KAY RAY . . . . . . . . . . . . Comedy ......... tĂůĚďƺŚŶĞ,ĂƌĚƚ28.+29.08. FEUERTAL FESTIVAL . . . . . . . . . . . .Open . . . . .Air .... 24.09. AXXIS . . . . . . . . . .Heavy . . . . . Rock ...... 26.09. WOLF MAAHN & BAND Rock ................................ Live Club Barmen Geschwister-Scholl-Platz - Wuppertal www.liveclub-barmen.de „Liebesbriefe an Hitler“, Foto: Burghofbühne Dinslaken Mit Vollgas ins Glück Wiederaufnahme, Premiere und Gastspiele Dem außergewöhnlichen Anlass geschuldet soll ausnahmsweise ein kurzer Blick auf einen besonderen musikalischen Nebenschauplatz geworfen werden: Jethro Tull’s Ian Anderson gastiert in der Stadthalle. Und zwar in Zusammenarbeit mit dem Sinfonieorchester und der Kantorei Gemarke. Nach dem Gastspiel Procol Harums vor zwei Jahren an gleicher Stelle wird das voraussichtlich ein Konzertglanzlicht sondergleichen. Ein Stück Musikgeschichte trifft auf regionale Könner, eine solche Kombination gibt’s eben nur im Bergischen. Wie so viele andere Bühnen brachte das Kinder- und Jugendtheater im vergangenen September den bildgewaltigen Roman „Tschick“ des inzwischen verstorbenen Autoren Wolfgang Herrndorf als Theateradaption an den Start. „Tschick“ ist die Geschichte zweier Teenager, die eine ungewöhnliche Freundschaft verbindet, auf einer abenteuerlichen Fahrt durch Ostdeutschland. In einem geklauten Lada brettern Maik, Sohn aus augenscheinlich gutem Hause, und der russischstämmige Tschick, optisch und vom Benehmen aus einer anderen Gesellschaftsschicht, durch die Welt, und das ist so spannend, witzig und wirklichkeitsnah erzählt, dass das Buch nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch bei Erwachsenen ankommt. Und die Theaterinszenierung ebenso – sonst wäre sie jetzt nicht wieder aufgenommen worden. Und auch im TalTonTheater tut sich wieder was: Die Komödie „37 Ansichtskarten“ wird von den ambitionierten Laien ins Rennen geschickt. Die von Michael McKeever verfasste Komödie changiert zwischen Humor à la Monty Python und purem Klamauk, präsentiert merkwürdige Charaktere und tiefschürfende Weisheiten. Einige Jahre war Avery, Sohn des Hauses, auf Europatour. Als hübschestes Mitbringsel hat er Gillian am Gepäck. Die hatte er vor der SuttonSippschaft als „etwas exzentrisch“ gewarnt. Allerdings hat sich in Averys Abwesenheit einiges getan. Die tot geglaubte Großmutter steht wieder in den Pantoffeln, die Mutter hat offensichtlich den Verstand verloren, Papi spielt neuerdings nachts Golf, und die Tante ist Geschäftsfrau. Sie betreibt eine gut funktionierende Sex-Hotline für Senioren. Ihn „merkwürdig“ zu nennen, wäre ein schlimmer Euphemismus. Ob über Adolf Hitler je alles gesagt sein wird? Die Lit.Lounge widmet sich in einer szenischen Lesung dem Diktator. Die Landestheater Burghofbühne Dinslaken ist im Theater und Konzerthaus Solingens, um „Liebsbriefe an Hitler“ darzubieten. Der war zu seiner Zeit angesagt wie jetzt ein Popstar, die meisten Briefschreiberinnen wollten ihn nur einmal aus der Nähe sehen, seinen „gutmütigen Blick“. Freudvoll schickten sie ihm selbstgebackenen Kuchen und Handarbeiten. Tituliert als „Purzelchen“, „Wölfchen“, „Herzensadolf“, „mein lieber zuckersüßer Adolf“ oder auch „Majestät“ ist nicht der Inhalt obzön. „Obszön sind die Umstände, unter denen diese brieflichen Herzensergießungen entstanden – Dokumente von grausiger Demut und Verblendung“, heißt es dazu in der Vorankündigung. VALESKA VON DOLEGA ieser Veranstalt hd un uc g es dem culture without limits ltur . dku en ug Mit „37 Ansichtskarten“ | Sa 25.4.(P) 20 Uhr | TalTon Theater u einen dire kte st d ste n lei B „Tschick“ | Di 14.4. 18 Uhr | Kinder- und Jugendtheater, Bundesallee 222 r den Erhalt g fü de rJ itra Be in deiner Stadt Mit freundlicher Unterstützung: Förderverein HDJ & LCB „Liebesbriefe an Hitler“ | Mo 27.4. 19.30 Uhr | Theater und Konzerthaus Solingen 12 film des monats Mateus (Dawid Ogrodnik) versucht, sich mitzuteilen Dämmerzustand „In meinem Kopf ein Universum“ von Maciej Pieprzyca grund seiner Behinderung nicht vermitteln. Über zwei Jahrzehnte lang lebt er in diesem tragischen Dämmerzustand, bis ein Zufall das Schicksal wendet. Bewegende Erzählung einer tragischen Fehldiagnose. C Unkonventionelles Behindertendrama „Jeder weiß: Man spielt nie einen Vollbehinderten! Dustin Hoffman, ‚Rain Man‘: Hat ‘nen Behinderten gespielt, nur der konnte auch was. Autistisch ja, aber nicht behindert. Oder Tom Hanks, ‚Forrest Gump‘: Langsam, ja, aber er hat Nixon amüsiert und ‘nen Ping-Pong-Wettbewerb gewonnen. Das ist nicht behindert. Frag Sean Penn, 2001, ‚Ich bin Sam‘ – der Vollbehinderte ist leer ausgegangen!“ Soweit ein (gekürztes) Zitat aus der Hollywoodsatire „Tropic Thunder“. Robert Downey junior erklärt darin in der Rolle eines überambitionierten Method Actors die Regeln Hollywoods. Seine Ausführungen sind zynisch, aber sie sind nicht grundlegend verkehrt. So heimste erst kürzlich Eddie Redmayne als Stephen Hawking, sprich als hochbegabter ALSPatient den Oscar ein („Die Entdeckung der Unendlichkeit“). Schlussendlich setzen derlei Dramen bloß jene Political correctness um, wonach behinderte Menschen nicht als behindert, sondern als alternativ begabt zu betiteln sind. Dem Leid ein Schnippchen schlagen Derzeit starten verstärkt Spielfilme über körperlich behinderte oder tragisch erkrankte Menschen. Vor allem Hollywood setzt alles daran, dem Leid, ja selbst dem sicheren Tod eines Protagonisten vorm Abspann noch ein Schnippchen zu schlagen. Da bildet das Alzheimer-Drama „Still Alice“ nur eine Ausnahme der Regel. Eine Regel, die in diesem Monat von „Das Glück an meiner Seite“ bereits wieder bestätigt wird. Dabei ist ein gewisses Glück im Unglück des anderen gar nicht anrüchig, schweißt doch das traurige Schicksal des einen seine Begleiter oftmals zusammen, versöhnt und erdet alle Beteiligten. Für Hollywood allerdings ist eine solche Fügung zwanghafter Standard. Wenn der Protagonist stirbt, wird vor dem finalen Black noch schnell ein Baby geboren. Oder das Sterben des einen verpasst dem anderen den Kick zurück ins Leben. Während sich Hollywood zurzeit verstärkt mit ALS- und Alzheimer-Dramen auseinandersetzt und damit vor allem den tragisch bewussten Kontrollverlust thematisiert, setzt Frankreich auf Feel-trotzdem-Good-Behindertendramen wie „Ziemlich beste Freunde“. Deutschland hat Til Schweiger („Honig im Kopf“). Und Polen? Ja, Sie lesen richtig: Polen. Unser Nachbarland beschert uns nämlich in diesem Monat das auf wahren Begebenheiten beruhende Drama „In meinem Kopf ein Universum“. Erzählt wird die Geschichte des jungen Mateus (Dawid Ogrodnik), der an einer zerebralen Bewegungsstörung leidet und bereits in früher Kindheit von den Ärzten als geistig behindert eingestuft wird. Die Diagnose allerdings ist ein Irrtum, Mateus ist bei klarem Verstand. Nur kann er dies aufMein Film, mein Kino, meine Meinung 13 Einfach auch mal schelmisch Dieser Film ist zuerst einmal deshalb herausragend, weil Hauptdarsteller Dawid Ogrodnik („Ida“) schlichtweg brilliert und mit seiner Leistung OscarGewinner Eddie Redmayne mit einem Wimperzucken in den Schatten stellt. Vor allem aber nähert sich das Drama völlig unvoreingenommen und fernab üblicher Konventionen seiner Geschichte. Es verzichtet auf standardisierte (Nicht-)Betroffenheit und gibt sich stattdessen einfach auch mal schelmisch. Dies gelingt nicht zuletzt über den Einsatz der Musik (Bartosz Chajdecki), bei der vor allem ein schon surreal munter gepfiffenes Thema ins Ohr geht. Zum anderen sorgt der Off-Kommentar des Protagonisten, der sich gegenüber seinen Mitmenschen zu keinem Zeitpunkt verbal mitteilen kann, für vielerlei Einblicke, die auch vor Selbstironie und Zynismus nicht Halt machen. Der Film behält durchweg den Ernst und den Respekt vor seinem Thema. Nur wirkt kaum etwas konstruiert oder herkömmlich. Regisseur Maciej Pieprzyca inszeniert schlicht, frei und klein. Auffallend ist, dass dieses Behindertendrama, anders als die meisten zitierten Filme, in einem geerdeten Lebensumfeld angesiedelt ist. Fast alle Protagonisten ähnlicher aktueller Filme – „Ziemlich beste Freunde“ treibt es auf die Spitze – entstammen einem gehoben bürgerlichen, finanziell abgesicherten Umfeld, was ihnen die monetäre Sorge und die Verlegung in eine Pflegeanstalt erspart. Das ist dramaturgisch nachvollziehbar, da sich die Geschichte damit ungetrübt auf das Leid des Opfers fokussieren kann. Doch notwendig ist das nicht, wie dieser Film beweist. Mateus entstammt einer Arbeiterfamilie, die Kasse ist klein, doch das Herz daheim ist groß. Und wenn es mal nicht weiter geht, muss Mateus in ein Heim, und die Geschichte geht trotzdem weiter. „In meinem Kopf“ ist erfrischend anders, weil er innerhalb jener Genrewelle neue Akzente setzt. Auch wenn er ganz im Sinne von „Tropic Thunder“ von keinem „Vollbehinderten“ erzählt – Mateus ist es nicht, nur denken alle, er wäre es. Auch dieses Drama schlägt dem Leid am Ende noch ein Schnippchen. Aber es bewegt uns dabei so anders und ist deshalb in diesem Monat unsere besondere Empfehlung. HARTMUT ERNST IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM Seattle: Bester Hauptdarsteller, D. Ogrodnik PL 2013 - Drama - 111 Min - ab 6 J. - Regie: Maciej Pieprzyca mit: Dawid Ogrodnik, Kamil Tkacz, Dorota Kolak -kultur.de Start: 9.4. Me Mein e in i Lesezeichen film-kritik Gegensätze ziehen sich an: Kate (Hilary Swank) und Bec (Emmy Rossum) Thomas (James Franco) auf tragischer, bildprächtiger Schicksalsbewältigung Ziemlich beste Freundinnen Das Leben aus den Fugen „Das Glück an meiner Seite” von George C. Wolfe „Every Thing Will Be Fine“ von Wim Wenders Die ALS-Patientin Kate freundet sich mit ihrer unkonventionellen Pflegerin Bec an. C Gefühlvolles Krankheitsdrama Ein Schriftsteller, der ein Kind überfährt, versucht mit seiner Schuld klarzukommen. C Kammerspiel um ein Trauma Mit der 2014 durch die sozialen Netzwerke schwappenden „Ice Bucket Challenge“ wurde weltweit das Interesse auf die seltene Nervenkrankheit ALS gerichtet, für die es nach wie vor keine Heilung gibt und die ihre Patienten innerhalb kürzester Zeit körperlich enorm abbauen lässt. Auch einige Filmemacher scheint die Aktion mit dem Eiskübelwasser inspiriert zu haben, denn innerhalb der letzten Monate ist „Das Glück an meiner Seite“ nun bereits der dritte Spielfilm, der sich mit ALS auseinandersetzt. Das Stephen-HawkingBiopic „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ stellt dabei sicherlich eher einen Ausnahmefall dar, weil der berühmte Astrophysiker bereits seit Jahrzehnten und deswegen überdurchschnittlich lange mit seiner Krankheit lebt. In Christian Züberts „Hin und weg“ stand mit Florian David Fitz ein jugendlicher Sympathieträger im Mittelpunkt, der sich angesichts seiner ausweglosen Diagnose zu einem sehr radikalen Schritt entschließt, den der Film auf lebensbejahende und völlig unsentimentale Weise einfängt. Seit dem Tanzfilm „Pina“ scheint sich Wim Wenders in das 3-D Format verliebt zu haben und setzt die Technik erstmals in einem Genre ein, das dem Actionaffinen 3-D Kino diametral entgegensteht: im (erweiterten) Kammerspiel. Wie er uns mit fotografisch kadrierten Bildern die Räume öffnet und auch in die Charaktere eintauchen lässt, das ist großes, humanistisches Kino voller Empathie, das die Frage nach Schuld und Vergebung durch das wahrhaftige Spiel der Darsteller eine berührende Alltäglichkeit verleiht. Das zerrissene Innenleben des Schriftstellers findet im verstörenden Soundtrack des Oscar-Preisträgers Alexandre Desplat seine kongeniale Entsprechung. ROLF-RUEDIGER HAMACHER Diese Attribute kann man George C. Wolfes („Das Lächeln der Sterne“) Film „Das Glück an meiner Seite“ nur sehr bedingt zusprechen. Man merkt dem Gesamtergebnis schon des Öfteren an, dass sein Regisseur sich mit seiner vorangegangenen Nicholas-Sparks-Adaption bereits in eher sentimentaleren Gefilden ausgetobt hatte. Dennoch kann sich sein Film sehen lassen, nicht zuletzt, weil Oscar-Preisträgerin Hilary Swank („Million Dollar Baby“) hier erneut eine preiswürdige Darstellung zuwege bringt. Sie spielt eine 35-jährige Konzertpianistin, die durch das Auftreten von ALS vollkommen aus ihren gewohnten Bahnen geworfen wird. Bald schon bringt sie nichts mehr alleine zustande und ist auf eine ständige Betreuerin angewiesen, die sie schließlich in der schnodderigen Lebenskünstlerin Bec (Emmy Rossum) findet. Kates Ehemann Evan (Josh Duhamel) möchte die unkonventionelle Göre zwar so schnell wie möglich wieder loswerden, aber Kate selbst ist von Becs ungeschliffenem Charme begeistert, weswegen sich die beiden gegensätzlichen Frauen schließlich miteinander anfreunden. Die Parallelen zum französischen Kinohit „Ziemlich beste Freunde“ sind besonders in der ersten Hälfte des Films nicht von der Hand zu weisen, werden sich aber zwangsläufig am Ende in eine andere Richtung entwickeln, da ALS eben tödlich verläuft. Auf dem Weg zum unvermeidlich tragischen Finale, das filmisch jedoch auf recht dezente Weise gelöst wurde, vermitteln uns die Filmemacher einige entscheidende Erkenntnisse, die um Themen wie Hoffnung, Freundschaft und den Wert des Lebens kreisen. Auch die Tatsache, dass einem sterbenskranken Menschen nicht unbedingt damit gedient ist, ihm trügerische Zuversicht zu vermitteln, bringt Wolfes Film auf angenehm unspektakuläre Weise überzeugend herüber. FRANK BRENNER engels verlost 2x2 Karten. E-Mail bis 19.4. an [email protected], Kennwort: Glück DAS GLÜCK AN MEINER SEITE USA 2014 - Drama - 102 Min - ab 6 J. - Regie: George C. Wolfe mit: Hilary Swank, Emmy Rossum, Josh Duhamel Mein Film, mein Kino, meine Meinung engels verlost 1x2 Karten. E-Mail bis 5.4. 05.04. [email protected],Kennwort: Kennwort:Every EveryThing Thing an an [email protected], EVERY THING WILL BE FINE D/CDN/S/N 2015 - Drama - 118 Min - Regie: Wim Wenders mit: James Franco, Charlotte Gainsbourg, Rachel McAdams Start: 2.4. Eine verhängnisvolle Affäre: Esther (Stéphanie Cléau) und Julien (Mathieu Almaric) Verstrickt in die Liebe „Das blaue Zimmer“ von Mathieu Amalric Eine leidenschaftliche Affäre reißt bürgerliche Lebensträume in den Tod. C Intelligentes Erotikdrama Julien führt ein scheinbar glückliches Familienleben. Als er jedoch seine Jugendbekannte Esther wiedertrifft, ist die gegenseitige Attraktion so stark, dass die beiden sich immer wieder in einem Hotelzimmer treffen und alle Versuche, das Verhältnis zu beenden, scheitern. Amalric adaptiert den Krimi von Georges Simenon grandios. In Rückblenden und bald aus dem Gerichtssaal heraus, wird vergeblich versucht, eine Rationalisierung zu finden für ein Begehren, das zwei Menschen das Leben kosten wird. Der Film zeigt nicht nur die Kapitulation der Sprache vor den Affekten, sondern auch die Unmöglichkeit einer den Verhältnissen äußerlich bleibenden Objektivität. So ist die Wahrheit, die am Ende aufscheint, Erkenntnis einer komplexen Verstricktheit aller Protagonisten, wie sie nur das Medium Film so eindringlich zeigen kann. SILVIA BAHL DAS BLAUE ZIMMER Start: 16.4. F 2014 - Drama - 76 Min - Regie: Mathieu Amalric mit: Léa Drucker, Mathieu Amalric, Stéphanie Cléau 14 Start: 2.4. -kultur.de Forum roter teppich Im Original-DDR-Trainingsanzug: Rainer Bock (links) in „Dessau Dancers“ „Beim Film ist man meist intellektuell unterfordert“ Rainer Bock über „Dessau Dancers“, seine späte Filmkarriere und den Glücksfall Michael Haneke Rainer Bock wurde 1954 in Kiel geboren und ratschik zu zeigen. Die Biografie dieses Mannes ist debütierte mit 28 Jahren auf den Bühnen seiner ja insofern witzig, weil behauptet wird, er wäre Heimatstadt. Nach vielfältigen Theaterengage- der zweite Assistenztrainer der DDR-Turnerriege ments, u.a. am Residenztheater in München, bei den Olympischen Spielen in Moskau gewesen wurde er durch seine Rollen in „Im Winter ein (lacht). Als Breakdancetrainer wittert er in der Jahr“ und „Das weiße Band“ schließlich auch Betreuung der Jugendlichen die Chance seines Lebens und erwirbt sich damit eine zum gern besetzten Filmschauspieler. Seitdem stand er für „In der Figur steckt mehr als Pseudo-Autorität. nur eine graue DDR-Maus“ Christian Petzold („Barbara“), Wie war die Zusammenarbeit Steven Spielberg („Gefährten“), Quentin Tarantino („Inglourious Basterds“) und mit Wolfgang Stumph, der in den letzten JahTil Schweiger („Schutzengel“) vor der Kamera. ren der DDR dort noch zu einem der größten Ab dem 16. April ist er im Kino in „Dessau Dan- Publikumslieblinge geworden ist? cers“ als Trainer einer DDR-Breakdance-Gruppe Das war ganz wunderbar. Man kennt ihn ja auch aus solchen Kontexten. Er hat einen großen Humor zu sehen. und sieht die Zeit, auch weil er sie selbst erfahren engels: Herr Bock, was faszinierte Sie am mei- hat, mit ganz kritischen Augen. Er kann sich aber sten an „Dessau Dancers“ und gab den Aus- auch aus einer kabarettistischen Sicht und Denkweise heraus unheimlich lustig machen darüber schlag für Ihre Zusage? Rainer Bock: Ausschlaggebend war zunächst na- und das gleichzeitig sehr ernst verkaufen. türlich das Drehbuch, das ist immer der Grund, warum man zu- oder absagt. Das war eine Sicht Sie waren fast fünfzig, als Sie zum ersten Mal auf diese Zeit und das DDR-Regime aus einer ganz in größeren Rollen vor der Kamera gestanden anderen Perspektive. Ich habe mich schon öfter haben… damit beschäftigt, und es interessiert mich noch Ja, das stimmt. Das muss an unserer Schauspielnach wie vor. Genauso, wie mich auch die noch klasse gelegen haben, Axel Prahl hat seine Karriere ältere deutsche Vergangenheit immer wieder inte- auch erst mit Anfang vierzig gemacht (lacht). Prahl ressiert. In diesem Fall wusste ich zunächst einmal und ich waren zusammen in einer Schauspielklasüberhaupt nichts davon, dass es diese Breakdance- se. Ich habe jahrelang Theater gespielt und mit Bewegung tatsächlich gegeben hatte. Davon war dem Medium eher ein wenig gefremdelt, vielleicht ich sehr überrascht und hielt das für eine fiktio- das Medium auch mit mir, das ist durchaus mögnale Behauptung. Aber nach einigen Recherchen lich. Vor dem „Weißen Band“ habe ich auch schon erkannte ich, dass die Geschichte auf Tatsachen Filme gedreht, aber dadurch geriet dann doch ein beruht. Natürlich sind die Liebesgeschichte und bisschen mehr der Fokus auf mich. Die Theaterarviele kleine Nebenhandlungen erfunden, aber beit hatte mich zuvor einfach ausgefüllt. Ich habe grundsätzlich ist das damals so abgelaufen. Die- über Heidelberg, Mannheim, Stuttgart bis nach se Form des Aufbegehrens und des Sich-nicht- München mit den gleichen Regisseuren und Kolkonform-machen-Wollens mit der Doktrin fand legen eine Kontinuität am Theater aufgebaut, bei ich spannend. In der Figur steckt mehr als nur eine der sich künstlerische Arbeit ungleich besser entwickeln konnte als beim Drehen. Ich mochte auch graue DDR-Maus. das Familiäre des Ensembles sehr gerne. Ihre Rolle hat enorm viele Facetten. Zu Beginn ist sie der Schinder, dann wird sie zum Sym- Haben Sie denn trotz komplexerer Zeitpläne für pathieträger bevor sie sich am Ende noch mal Dreharbeiten noch Gelegenheit zum Theaterspielen? anders entwickelt. Genau das hat mir Spaß gemacht! Es wäre für mich In den letzten vier Jahren hat es immer sehr gut stinklangweilig gewesen, einfach nur einen Appa- geklappt, im Winter eine Theaterproduktion zu Mit -kultur.de beginnt die Filmwoche 15 machen. Vor vier Jahren war das in Düsseldorf, und in den letzten drei Jahren in Zürich. Das macht mir immer großen Spaß und ist auch wichtig, weil Dreharbeiten einen meistens intellektuell ein bisschen unterfordern. Ich sage das mit aller Vorsicht, weil es natürlich auch Rollen gibt, mit denen man sich stark auseinandersetzen muss, aber diese Projekte sind da doch eher seltener. Und das ist am Theater das Tolle, dass man sich über Wochen zutiefst in etwas versenken kann. Kommt die Unterforderung beim Drehen durch das Häppchenweise und das Diskontinuierliche? Nein, dadurch, dass alles so wahnsinnig viel Geld kostet und man deswegen keine Zeit hat, etwas auszuprobieren. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass man am Set für eine Szene stundenlang künstlerische Arbeit investiert. Wenn man bedenkt, dass ein „Tatort“ früher 26 bis 27 Drehtage hatte und heute nur noch 21, das Pensum mit 90 Minuten aber das gleiche ist, dann kann man sich vorstellen, wo diese Zeit verloren geht, nämlich im künstlerisch-kreativen Prozess, und das ist so schade. Das merkt man auch irgendwann deutlich, deswegen darf diese Tendenz nicht weitergehen, sondern muss gestoppt werden! „Das weiße Band“ war die Initialzündung Ihrer Kinokarriere, die Sie auch zu Spielberg, Tarantino oder De Palma geführt hat. Wie sehen Sie diese Traumkarriere der letzten Jahre nun aus der Retrospektive? Einfach wunderbar, ich habe viel Glück gehabt. Der Film mit Michael Haneke war einfach ein Glücksfall. Dass ich dabei sein durfte, war ein Glücksfall. Ich habe es sehr genossen, diese Chance nutzen zu können. Ich sehe das aber mittlerweile auch ganz gelassen, weil ich weiß, wie das Gewerbe ist und dass es Schwankungen unterliegt. Das, was ich erlebt habe, kann mir aber keiner mehr nehmen, und da sind wunderbare Geschichten dabei gewesen. INTERVIEW: FRANK BRENNER -kultur.de Me Mein e in i Lesezeichen film-kritik Auch mal ganz ohne Quatsch: Helge Schneider gibt Einblicke Nathalie (Chantal Lauby) stellt sich den Macken ihres pensionierten Gatten (Michel Blanc) Guten Tach. Auf Wiedersehen. Rentenkrise „Mülheim – Texas. Helge Schneider hier und dort“ von Andrea Roggon „Zu Ende ist alles erst am Schluss“ von Jean-Paul Rouve Wer ist eigentlich Helge Schneider? Und wenn ja, wieviele? C Eine dokumentarische Annäherung Ein junger, angehender Autor gerät in familiäre Turbulenzen. C Charmante Tragikomödie Klar gibt es inzwischen an allen Ecken und Enden des Internets biografische Informationen über Helge Schneider, auch wenn dieser mindestens so gerne wie Stefan Raab auf seine Privatsphäre achtet. 1992 hat er sogar schon mal eine Autobiografie – zumindest den 1. Teil davon – mit dem schönen Titel „Guten Tach. Auf Wiedersehen.“ veröffentlicht. Viel spannender ist aber doch, was der Mann über Kunst im Allgemeinen und seine Kunst im Speziellen zu sagen hätte. Das hat sich auch die Regisseurin Andrea Roggen gedacht und hat ihn an alle möglichen Orte begleitet, erzählen lassen, auch mal mit Fragen konfrontiert oder einfach nur herumalbern lassen. Herausgekommen ist dabei eine Dokumentation, die in seinem wirren Mix aus Alltag, Arbeit und surrealem Traum auch ein Programm von Schneider sein könnte.. CHRISTIAN MEYER Der Großvater ist gestorben und die Oma soll ins Altersheim, Papa verfällt irrationalen Launen, als er in die Rente entlassen wird und krampfhaft versucht, seinem Alltag einen neuen Sinn zu geben. Mama verlangt schließlich sogar nach der Scheidung. Dabei möchte der junge Literaturstudent Romain doch nur an seinem Debüt-Roman arbeiten. Doch die vielen Familienangelegenheiten halten ihn ziemlich in Atem. In seinem Regiedebüt erzählt Jean-Paul Rouve in unbeschwerter und ganz charmanter Manier von den großen und kleinen Turbulenzen des Familieneinerleis, sowie der individuellen Sinnsuche im Leben. MÜLHEIM – TEXAS: HELGE SCHNEIDER HIER UND DORT D 2015 - Porträt / Biographie - 89 Min - Regie: Andrea Roggon mit: Helge Schneider Start: 23.4. Claire (Anaïs Demoustier) eröffnen sich neue Welten Anders als die Anderen „Eine neue Freundin“ von François Ozon Claire und David stecken tief im Gender-Trouble. C Warmherziges Melodrama Als Laura stirbt, Claires beste Freundin seit Kindertagen, hinterlässt sie ihren Mann David (Romain Duris) und ein Baby. Weil Claire (Anaïs Demoustier) versprochen hat, sich um die beiden zu kümmern, besucht sie schon bald David und findet ihn in Frauenkleidern vor. Anfangs schockiert, dann fasziniert von Davids Neigung, entfaltet sich eine intime Freundschaft zwischen den beiden. Das Geheimnis behalten sie für sich, doch die Beziehung bleibt nicht unproblematisch. François Ozon macht ziemlich gleichmäßig im Wechsel ernste Dramen und überzeichnete Melodramen. Dies hier ist Letzteres, ohne dass der Film seine Figuren dadurch diskreditieren würde. Ein warmherziger Film, der allen Abweichungen zum Gender-Mainstream seinen Respekt erweist. Romain Esnard ist ein junger Literaturstudent und neuer Nachtportier in einem Hotel, wo er sich möglicherweise sogar der Arbeit an einem Roman widmen kann. Doch daran ist bald gar nicht mehr zu denken, denn nachdem sein Großvater kürzlich verstorben und sein Papa Michel in Rente gegangen ist, geht alles drunter und drüber. Während seine Mutter von dem wachsenden Irrsinn des unterbeschäftigten Vaters in die Verzweiflung getrieben wird, kämpft auch Großmutter Madeleine gegen die Tücken ihrer neuen Verlassenheit. Als sie Zuhause von einer Treppe stürzt, verfrachten sie ihre Söhne kurzerhand ins Seniorenheim. Doch zwischen all den Dementen und Pflegefällen findet es die geistig wache Oma Madeleine einfach nur scheußlich. Trotz Romains regelmäßigen Besuchen und gut gemeinten Aufmunterungsversuchen nimmt sie eines schönen Tages Reißaus und verschwindet spurlos. Der anschließende Aufruhr ist groß. Papa Michel ist ganz außer sich vor Sorge! Hinzu kommt, dass seine Frau plötzlich von einem „Neuen“ redet und jäh die Scheidung verlangt. Als Romain dann eine an ihn adressierte Postkarte von seiner Großmutter im Briefkasten vorfindet, folgt er dem kleinen Hinweis, den sie enthält und reist schnurstracks in die Normandie, um nach ihr zu suchen. Zugegeben, „Zuende ist alles erst am Schluss“ erfindet das Rad der Familienkomödie nicht neu, ist in seiner Umsetzung zwischen Melancholie und lebensbejahender Heiterkeit aber allemal sehr liebenswert. Das Drehbuch, welches Jean-Paul Rouve gemeinsam mit Romanautor David Foenkinos leinwandgerecht adaptierte, ist zudem pfiffiger konstruiert, als man im ersten Augenblick meinen könnte. Wie Haupt- und Nebenfiguren ineinander greifen und zwischen den ernsteren und komödiantischen Aspekten variiert wird, ist von großer erzählerischer Raffinesse. Dass die Suche nach sich selbst und der persönlichen Substanz im Leben nicht oberflächlich geraten ist, liegt an der Art der Inszenierung, als auch an dem sympathischen und spielfreudigen Schauspielensemble, das Rouve für seinen Film um sich versammeln konnte. Zum Ende schließt sich der Kreis, der mit einer Beerdigung begann, symbolisch für den Zyklus des Lebens. Ein leichthumoriger, nachdenklicher kleiner Film zum mit- und wohlfühlen. NATHANAEL BROHAMMER CHRISTIAN MEYER EINE NEUE FREUNDIN F 2014 - Drama - 107 Min - ab 12 J. - Regie: François Ozon mit: Romain Duris, Anaïs Demoustier, Raphaël Personnaz Mein Film, mein Kino, meine Meinung ZU ENDE IST ALLES ERST AM SCHLUSS Start: 26.3. F 2014 - Komödie / Drama - 94 Min - o. Altersb. - Regie: Jean-Paul Rouve mit: Michel Blanc, Annie Cordy, Mathieu Spinosi Start: 26.3. 16 -kultur.de Forum hintergrund Sabine De Barra bringt den Hofstaat zum Erblühen Salle de Bal „Die Gärtnerin von Versailles“ von Alan Rickman Eine Landschaftsgärtnerin darf den Garten des Sonnenkönigs mitgestalten. C Historisches Drama Sonnenkönig Ludwig XIV. (Alan Rickman) wünscht eine Gartenanlage für seine Hauptresidenz, das einstige Jagdschloss Versailles, das er zum Palast ausbauen ließ. Sein Gartenarchitekt André Le Nôtre (Matthias Schoenaerts, „Der Geschmack von Rost und Knochen“) sucht versierte Gestalter und stößt dabei auf die selbstbewusste Witwe Sabine De Barra (Kate Winslet). Ordnung trifft dabei auf Chaos: Während Anders als Le Nôtre gestalterisch auf Symmetrie setzt, lebt die eigenwillige Landschaftsgärtnerin ihre kreative Arbeit bevorzugt anarchisch aus. Trotzdem bekommt sie nach kurzem Zögern den Job und gleich ein ganz besonderes Projekt zugewiesen: Den Salle de Bal, einen Ballsaal, gebettet unter freiem Himmel, umgeben von Wasserspielen. Eine beträchtliche Herausforderung, liegt das Grundstück doch im Sumpfland. Doch Sabine De Barra entpuppt sich als klug, kreativ und willensstark und verschafft sich damit selbst bei Zweiflern und Konkurrenten Respekt. Philippe von Frankreich (Stanley Tucci, „Der Teufel trägt Prada“), Herzog von Orléans und Bruder des Königs, wird einer ihrer Bewunderer. Vor allem aber gewinnt sie schleichend die Zuneigung Le Nôtres, der allerdings verheiratet ist. Madame Le Nôtre (Helen McCrory) indes ist zwar auch kein Kind von Traurigkeit, zeigt sich aber alles andere als amüsiert über die Liaison ihres Gatten und holt zum Gegenschlag aus. Der britische Künstler Alan Rickman ist weniger für seine erste Regiearbeit, „The Winters Guest“ von 1997, bekannt, als durch seine Auftritte vor der Kamera. Rickman war John McClaines erster Gegner in „Stirb langsam“, spielte den Sheriff von Nottingham in „Robin Hood – König der Diebe“ und in der „Harry-Potter-Reihe den zwielichtigen Lehrmeister Severus Snape. Und doch ist er mehr als nur ein großer Schurke. So spielte Rickman neben Kate Winslet in „Sinn und Sinnlichkeit“. Winslet („Titanic“, „Der Vorleser“) wiederum übernimmt nun die weibliche Hauptrolle in Rickmans zweiter Regiearbeit. Eine moderne, selbstbewusste Frau im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Vielschichtig erzählt das historische Drama von zwei leidenschaftlichen Künstlern, die sich trotz kreativer Differenzen über das gemeinsame Projekt und den gegenseitigen Respekt vor der Arbeit des anderen einander annähern. Der Garten von Versailles war schon mannigfach prächtige Kulisse für Dramen und Abenteuer rund um den Hofstaat des Sonnenkönigs. Rickman nun liefert zwar auch einen Kostümfilm, vor allem aber rückt hier die Kulisse in den Fokus des Geschehens und übernimmt damit eine der Hauptrollen. Nebenher widmet sich Rickman dabei ganz klassisch den Eskapaden, Intrigen und Affären zu Hofe. Der Regisseur erzählt eine opulent ausgestattete, romantische Liebesgeschichte. Ein tragisches und komisches Historiendrama. Und nicht zuletzt eine moderne Geschichte über eine starke Frau, die sich im maskulin dominierten Umfeld am Hofe des Sonnenkönigs durchzusetzen versteht. Und die dem König auf Augenhöhe begegnet. Wenn auch eher zufällig, als sie ihm auf dem Anwesen begegnet und irrtümlich für einen Gärtner hält. Doch so etwas erdet ja den Größenwahn mitunter ungemein. Zumindest vorübergehend. HARTMUT ERNST DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES konnte vor Redaktionsschluss nicht gesehen werden GB 2014 - Drama - 116 Min - Regie: Alan Rickman mit: Kate Winslet, Matthias Schoenaerts, Alan Rickman Start: 30.4. Am Rande – DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES Der Gärtner von Versailles hatte alle Hände voll zu tun: Die Außenanlagen des Schlosses erstrecken sich über 60 Hektar – das entspricht 1.100 Fußballfeldern oder 150 Volksgärten. Neben circa 200.000 Bäumen und weit über 1.000 Fontänen gibt es den „grand canal“, der sich über mehr als 5 Kilometer erstreckt. Bei diesen Ausmaßen verwundert es nicht, dass die Bewässerung der Anlage stets eine große Herausforderung darstellte. Da die Brunnen nicht alle gleichzeitig betrieben werden konnten, wurden immer nur jene Fontänen angeschaltet, die der König gerade sehen konnte. Und um dem enormen Wasserbedarf Herr zu werden, ließ Ludwig XIV. schließlich die Maschine von Marly bauen: Diese zapfte Wasser aus Mit -kultur.de beginnt die Filmwoche 17 der Seine ab und pumpte es 100 Meter hinauf, um es in die Gärten von Versailles umzuleiten. Doch auch damit ließ sich der Wasserbedarf, der größer war als der von Paris, nicht komplett decken. Es gab Pläne, weitere Flüsse nach Versailles umzuleiten, aber diese wurden vom Ausbruch des Pfälzischen Erbfolgekrieges zunichte gemacht. Letztendlich machten Bewässerungsanlagen schätzungsweise ein Drittel der Baukosten von Versailles aus. Womöglich hätte der Sonnenkönig besser einmal nach Japan geschaut, wo seit Jahrhunderten Steingärten gebaut werden, in denen auf Wasser ganz verzichtet wird, während Steine und Moose die Formen des Wassers nachahmen. JON WITTE -kultur.de Me Mein e in i Lesezeichen film-kritik Best Exotic Marigold Hotel 2 Home – Ein smektakulärer Trip IUSA/GB 2014 - Komödie / Drama - 123 Min - Regie: John Madden Start: 2.4. Judi Dench, Maggie Smith, Bill Nighy & Co. erleben auch in der Fortsetzung turbulente Liebschaften, Altersmarotten und Missverständnisse vor indischer Urlaubskulisse. Die Komödie wartet mit Darstellern von Weltrang und geschliffenen Dialogen auf, sowie mit der sympathischen Einsicht, dass auch Menschen im hohen Alter noch pubertär und unbeholfen durchs Leben gehen. CS USA 2015 - Trickfilm / Komödie - Regie: Tim Johnson Start: 26.3. Der Außerirdische Oh kommt auf seinem Heimatplaneten nicht sonderlich gut klar und landet auf der Flucht auf der Erde. Dort trifft er auf das Mädchen Tip, mit dem er sich auf eine Reise um den ganzen Globus begibt. Das Animationsabenteuer ist „die erste postapokalyptische animierte Road-Movie-BuddyKomödie samt Invasion von Außerirdischen“, sagt Regisseur Tim Johnson. Oh! HE Warte, bis es dunkel wird Verfehlung D 2014 - Drama - 95 Min - ab 12 J. - Regie: Gerd Schneider Start: 26.3. Einem Priester wird sexueller Missbrauch vorgeworfen. Sein langjähriger Freund und Kollege stürzt in tiefe Zweifel. Das klerikale Umfeld setzt alles daran, den Fall zu vertuschen und die Fallhöhe zu relativieren. Die hier dargestellte peinliche Haltung der Kirche und deren eigennützige, geradezu absurde Auslegung christlicher Werte ist erschütternd, weil so wahr. HE GOUDEN KALF 2014 Publikumspreis REMBRANDT AWARD 2014 Bester holländischer Film USA 2014 - Thriller / Horror - 86 Min - ab 16 J. - Regie: A. Gomez-Rejon Start: 9.4 Der Slasher-Streifen „The Town that Dreaded Sundown” von 1976 folgte der blutigen Spur eines maskierten Killers in einer texanischen Grenzgemeinde. Dieser Film spinnt die Geschichte gewitzt fort. Regisseur Alfonso Gomez-Rejon findet den eleganten Zugang, indem er dem Vorbild huldigt, eigene filmische Akzente setzt und Gore-Freunde befriedigt. Und das ohne FSK-Einwände. HE Cake USA 2014 - Drama / Komödie - 102 Min - Regie: Daniel Barnz Start: 9.4. Claire (Jennifer Aniston, „Wir sind die Millers“) ist am Ende. Ihre emotionalen Probleme hinterlassen auch physische Spuren, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch gepaart mit cholerischen Ausfällen haben den Gatten und Freunde gleichermaßen vergrault. Der Selbstmord einer Frau aus der Selbsthilfegruppe gibt Claire neue Impulse. Krankheitsdrama von Daniel Barnz. HE r Mit de e Stimm s nne vo n H a e k Jaenic AB 9. APRIL 2015 IM KINO! ww www w ww.di w diieneuew d diene ene en ne n eue ue uew ew wild ldn ld niiss .d nis de e Mit /d /di dieneuew ene n uewild ne ue uew ewild ldn ld nis iss -kultur.de beginnt die Filmwoche Avengers: Age of Ultron USA 2015 - Action / Science Fiction - 150 Min - Regie: Joss Whedon Start: 23.4 Es geht mittlerweile wild zu im Kino-Comic-Universum. War früher noch alles übersichtlich, kämpft heute jeder gegen jeden oder, wie hier, mit jedem. Das hat bereits im ersten Teil der „Avengers“ ganz gut funktioniert. Hier bekommt die gebündelte Power noch Unterstützung durch Scarlet Witch und Quicksilver – und Baron Wolfgang von Strucker (Thomas Kretschmann) als neuen Gegner. HE 18 -kultur.de Me Mein e in i Lesezeichen hintergrund Aus einer Stunde Ruhe wird bloß die Ruhe vor dem Sturm Heimisches Chaos „Nur eine Stunde Ruhe!“ von Patrice Leconte Michel will einfach nur eine Schallplatte hören – aber er kommt nicht zur Ruhe. C Turbulente Situationskomödie Der französische Regisseur Patrice Leconte begann seine Karriere in den 70er Jahren als Gagschreiber und Zeichner, bevor er mit Christian Clavier in der Hauptrolle einige überaus erfolgreiche Mainstreamkomödien („Die Strandflitzer“, „Sonne, Sex und Schneegestöber“) inszenierte. Seinen größten internationalen Ruhm erlangte er nach einem Imagewechsel in den späten 80er Jahren mit der Georges-Simenon-Verfilmung „Die Verlobung des Monsieur Hire“, bevor er seit einigen Jahren wieder im Komödiengenre aktiv ist („Mein bester Freund“). Seinen frühen Freund Clavier hat er dabei nie so richtig aus den Augen verloren, mit ihm zusammen 2006 beispielsweise die „Strandflitzer“-Fortsetzung „Les bronzés 3: Amis pour la vie“ inszeniert. Da scheint es ein nahe liegender Schritt gewesen zu sein, Christian Clavier nun auch in der einnehmenden Hauptrolle in Lecontes neuestem Film „Nur eine Stunde Ruhe!“ zu besetzen. Im zugrunde liegenden Bühnenstück von Florian Zeller hatte die Rolle zwar noch erfolgreich Fabrice Luchini gespielt, der nun aber für die Filmversion nicht schon wieder diesen Unsympathen spielen wollte. Für Clavier indes war das eine weitere Paraderolle seines breiten Repertoires, hatte er doch erst kürzlich in „Monsieur Claude und seine Töchter“ mit immensem Erfolg einen ganz ähnlichen, von Vorurteilen und Egoismus geprägten Mann dargestellt. In „Nur eine Stunde Ruhe!“ findet Michel Leproux (Christian Clavier) auf dem Trödelmarkt eine alte Schallplatte, die er schon sein ganzes Leben lang gesucht hatte. Voller Vorfreude, sie endlich hören zu können, eilt er nach Hause. Doch der Zufall will es, dass seine Wohnung an diesem Tag im Chaos versinkt. Seine Geliebte (Valérie Bonneton) bittet zur Aussprache, auch seine Frau (Carole Bouquet) hat Michel etwas zu beichten, der umtriebige Nachbar (Stéphane De Groodt) organisiert eine Hausparty, und im Zimmer des mittlerweile erwachsenen Sohnes sind Schwarzarbeiter damit beschäftigt, Wände einzureißen – und ganz nebenbei für einen Wasserrohrbruch zu sorgen. An die benötigte Stille, um sich mit Hingabe dem Neuerwerb zu widmen, ist da gar nicht zu denken. Den Bühnenursprung merkt man Lecontes Film zwar nach wie vor an, was sich allerdings nicht nachteilig bemerkbar macht. Seine rasante Inszenierung und das punktgenaue Spiel seines gut besetzten Hauptdarstellers sowie einige formidabel gecastete Nebenrollen (u.a. Rossy de Palma aus den Pedro-Almodóvar-Filmen als spanische Haushaltshilfe, Jean-Pierre Marielle in einem Gastauftritt gegen Ende) lassen den turbulenten Ulk wie im Flug vorübergehen. Die Geschichte selbst ist nicht sonderlich tiefsinnig, sondern speist sich in erster Linie aus einigen slapstickhaften Verwicklungen und den Unwägbarkeiten von Murphys Gesetz, aber das exzellente Komödientiming auf allen Ebenen und ein liebenswert-versöhnlicher Schluss können für diese nette Komödie einnehmen. FRANK BRENNER NUR EINE STUNDE RUHE! F 2014 - Komödie - 79 Min - Regie: Patrice Leconte mit: Christian Clavier, Carole Bouquet, Valérie Bonneton Start: 16.4. Am Rande – NUR EINE STUNDE RUHE! Die französische Komödie ist heute ohne den Schauspieler und Drehbuchautoren Christian Clavier (62) schwer vorzustellen. Er ist der bekannteste Protagonist der Theatergruppe des Splendid, einem Pariser Theater-Café, das er 1974 zusammen mit Autoren und Schauspielern gründete, die zum Teil seine Schulfreunde gewesen waren. Die Filmkarriere verdankt er besonders den gemeinsam umgesetzten Filmen, die zunächst auf den eigenen Bühnenstücken basierten, darunter vor allem die Cluburlaub-Parodie „Die Strandflitzer“ (1978), deren Erfolg direkt eine Fortsetzung verlangte, und der Kultfilm „Da graust sich ja der Weihnachtsmann“ (1982). Leider schafften es manche der Filme nicht nach Deutschland. Anders sah es 1993 mit dem Hit „Die Besucher“ aus, eine Mit -kultur.de beginnt die Filmwoche 19 von Clavier mitverfasste Zeitreise-Komödie, in der er an der Seite von Jean Reno spielte. Duo-Qualitäten konnte er auch mit Gérard Depardieu entfalten, sowohl in der teuren Actionkomödie „Die Schutzengel“ (1995) wie auch als Asterix in den ersten beiden Asterix-und-ObelixVerfilmungen. „Monsieur Claude und seine Töchter“ wurde nach einem dritten „Strandflitzer“-Film letztes Jahr einer seiner größten Hits, der auch in Deutschland 3,8 Millionen Zuschauer ins Kino lockte. Der Erfolg bei allen Altersgruppen führte dazu, dass er mittlerweile nach London flüchtete, um halbwegs normal leben zu können. JAN SCHLIECKER -kultur.de Mein Lesezeichen film-kritik EIN FILM VON ANDRE A ROGGON Der gescheiterte Held HELGE SCHNEIDER HIER UND DORT Seht ihr denn nicht, was passiert? „Elser – Er hätte die Welt verändert“ von Oliver Hirschbiegel Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) erzählt von einem Überzeugungstäter. C Drama über den gescheiterten Hitlerattentäter „Man muss was anderes machen, bald und radikal.“ Eigentlich war Georg Elser, der lebenslustige Schreiner aus der Schwäbischen Alb, nicht politisch. Irgendwann aber erkennt er, dass Hitler schlecht ist für Deutschland und plant allein und autark ein Attentat auf den Diktator. Durch Zufall entgeht Hitler der Explosion, Elser wird gefasst und verhört. Man glaubt ihm nicht den Alleingang und will die Namen der Hintermänner, zur Not unter Folter. Oliver Hirschbiegel spiegelt Elsers Martyrium nach der Festnahme und vollzieht die Veränderung Elsers vom unbedarften Frauenschwarm zum Überzeugungstäter nach. Das Ergebnis ist ein packendes Drama. Das Portrait eines einsamen Helden und seiner Zeit, in dem Christian Friedel („Das weiße Band“) in der Titelrolle besticht. HARTMUT ERNST ELSER Bayerischer Filmp. 2015: Produzentenpreis, B. Ausserer, O. Schündler D 2015 - Drama / Biographie - 114 Min - ab 12 J. - Regie: Oliver Hirschbiegel mit: Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner Start: 9.4. Maeve (Bojana Novakovic) hat ganz besondere Wünsche an Paul (Josh Lawson) Sex, Lügen und Libido „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex.“ von Josh Lawson Eine Handvoll Paare suchen und finden neue sexuelle Spielarten. C Freche, reife Gesellschaftssatire Somnophilie, Dacryphilie, Telefon-Skatologie. Kennen Sie nicht? Nun, nach diesem Film schon. Denn diese und andere erotische Spielarten werden in diesem sinnlich-amüsanten Episodenreigen mehr oder weniger erfolgreich ausgelebt. Ganz selbstverständlich und unaufgeregt, aber mit einem mitunter auch mal derben Augenzwinkern, nähert sich der Australier Josh Lawson ausgefalleneren Varianten des sexuellen Miteinanders. Mal artig, mal abartig, aber immer menschlich. Vor allem aber völlig unverkrampft, sprich ohne pubertären Kicherwitz oder vermeintlichem Sadomasoskandal, über den sich Hollywood bevorzugt der Materie nähert. In der australischen Variante bleibt einem auch mal das Lachen im Halse stecken, aber am Ende der letzten Episode ist man tief gerührt, versprochen. HARTMUT ERNST W W W.MUELHEIM M EL MU ELHE HEIM IM -TE T X A S.DE S. DE Mit -kultur.de beginnt die Filmwoche DER KLEINE TOD. EINE KOMÖDIE ÜBER SEX. Thessaloniki: Publikumspreis, J. Lawson AU 2014 - Komödie - 96 Min - ab 12 J. - Regie: Josh Lawson mit: Bojana Novakovic, Josh Lawson, Alan Dukes Start: 9.4. 20 -kultur.de Me Mein e in i Lesezeichen hintergrund Aus dem Kabinett der schrägen Persönlichkeiten: Blixa Bargeld (Alexander Scheer) Lektion in Anarchie „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“ von Oskar Roehler Stimmungsbild des Westberliner Nachtlebens in den 80er Jahren. C Skurrile Komödie Robert (Tom Schilling) hat genug vom Hippie-Kult auf seiner Schule und haut ab nach Westberlin. Sein alter Kumpel Schwarz (Wilson Gonzalez Ochsenknecht) besitzt dort eine Peep-Show, bei der Robert als Putzkraft anheuert. Ab jetzt heißt es Wichskabinen sauber machen und den Mädchen „Schweinsbraten“ servieren. Dabei verliebt er sich in Sanja (Emilia Schüle), eine amerikanische Nachtclubtänzerin. Zwischen der legendären Bar „Risiko“ und ihren Anarcho-Behausungen lassen sich die beiden gestrandeten Seelen durch die Berliner Nacht treiben. Verfallene Bauten, billiger Schnaps und jede Menge Platz zum Sein – WestBerlin Anfang der 80er klingt nach Anarchie pur, und so erweckt dieser Film doch eine gewisse Wehmut, nicht dabei gewesen zu sein. Kein Plan, keine Zukunft, das Leben nehmen, wie es kommt. Ist es nicht das, wonach sich der Öko-Spießer von heute insgeheim sehnt? Oskar Roehler bedient diese Sehnsucht mit einer gehörigen Portion Ironie und Skurrilitäten an jeder Ecke und bezieht sich dabei auf seinen autobiografisch geprägten Roman „Mein Leben als Affenarsch“. Ob Hannelore Hoger als Ex-Frau vom RAF-Kassenwart über einen geplanten Mord fabuliert oder Frederick Lau als schwuler Nazi im Fetischmilieu seine Erfüllung findet: Oskar Roehlers Kabinett der schrägen Persönlichkeiten kann sich sehen lassen. Wobei einige Figuren eher Karikaturen ähneln als vielfältigen Charakteren und man sich bei mancher Szene fragt, ob leichtes Overacting und Text-wie-abgelesen- sprechen als Stilmittel verstanden werden. Ist aber wurscht, denn die wahren Gefühle zeigt Tom Schilling in der Rolle als Robert. Es verletzt ihn, dass seine Mutter im Fernsehen davon redet, ihn besser hätte abtreiben lassen sollen, und sein Vater nur „die Gudrun” von der RAF zu lieben scheint. Auch mit Selbstreferenzen wird nicht gespart, so denkt man bei Hannelore Hoger zunächst unfreiwillig an Bella Block mit Fetischhut und bei genauerem Hinsehen an Röhlers Film „Die Unberührbare“ aus dem Jahr 2000 mit Hannelore Elsner. Auch thematisch passt die Verbindung: Während Oskar Roehler in „Die Unberührbare“ die Zeit nach dem Mauerfall verarbeitet, beschäftigt er sich in „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk!“ mit der Zeit davor. Die größte Huldigung erhält jedoch die legendäre Bar „Risiko“ in Berlin-Kreuzberg. Dort tummelte sich vor 25 Jahren von Wim Wenders bis Nick Cave alles, was Rang und Namen hatte, bzw. alles, was total dicht sein wollte. Auch wenn der Film hier und da dramaturgisch etwas holperig ist, taugt er doch als skurriles Stimmungsbild West-Berlins der 80er Jahre. Mal bunt, mal schwarzweiß, mit vielen Popkultur-Zitaten und einer ordentlichen Dosis schwarzem Humor kann man sich getrost mit ein paar Freunden und einem sprudelnden Kaltgetränk auf den Weg nach Absurdistan machen. NINA HEINRICHS TOD DEN HIPPIES!! ES LEBE DER PUNK! D 2015 - Drama - 104 Min - ab 16 J. - Regie: Oskar Roehler mit: Tom Schilling, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Emilia Schüle Start: 26.3. Am Rande – TOD DEN HIPPIES!! ES LEBE DER PUNK! Ob Emos, Skins, Skater, Rocker oder Raver – die Welt der Jugendsubkulturen ist ein reicher Fundus für Kuriositäten und fortgeschrittenes Nerdtum, oder wird zumindest von Außenstehenden häufig so wahrgenommen. Ist man jedoch ein „Insider“ und versteht die diversen Codes und Symbole, öffnen sich faszinierende und komplexe Parallelwelten. Heutzutage scheint es, als habe sich jedes noch so spezifische Sub-subGenre einer Jugendkultur bequem in seiner Nische eingerichtet und alle Spielarten existierten friedlich nebeneinander her. Das Internet hat hier womöglich zu mehr gegenseitigem Verständnis, aber auch mehr Abschottung geführt. Das war in den späten 70ern noch anders, die Anzahl der vorangegangen Nachkriegs-Jugendkulturen war noch beinahe an einer Mit -kultur.de beginnt die Filmwoche 21 Hand abzuzählen und für eine emporkommende Szene gehörte es sich, sich nicht nur vom Establishment, sondern insbesondere von den älteren Bewegungen abzugrenzen, ein fast schon ritueller Generationenkonflikt. Die friedliebenden Hippies, die in den 60ern noch als Protest gegen ihre Elterngeneration auftraten, wurden ein paar Jahre später von der Jugend als zunehmend angepasst und verlogen wahrgenommen, berühmt ist der Sex Pistols-Slogan „Never Trust a Hippie“. Doch auch die Punks konnten nicht die ewig rebellierende Jugend pachten, Altpunks gibt es heute genauso wie Althippies, einige von ihnen gehören sogar zum Establishment. BENJAMIN SEIM -kultur.de Mein Lesezeichen film-kritik Der Kaufhaus Cop 2 Die Coopers – Schlimmer geht immer Halbe Brüder USA 2014 - Komödie - Regie: Andy Fickman - mit: Kevin James, R. Rodriguez, N. McDonough Start: 16.4. USA 2014 - Komödie - 81 Min - Regie: Miguel Arteta mit: Steve Carell, Jennifer Garner Start: 9.4. D 2015 - Komödie - 116 Min - Regie: Christian Alvart mit: Sido, Fahri Yardim, Tedros Teclebrhan Start: 9.4. Beleibt und ungeschickt, das funktioniert in Hollywood noch immer. Und deshalb darf Kevin James noch einmal ran als trotteliger Sicherheitsbeamter Paul Blart. Den verschlägt es diesmal nach Las Vegas, „der am besten bewachte Ort der Welt“, haha. Diebe haben es in großem Stil auf die Stadt abgesehen, Blart funkt dazwischen. Mit Slapstick, Sprüchen und Gewicht. HE Alles läuft Bestens bei den Coopers. Außer beim Jüngsten, der gerade den schlimmsten Tag in seinem Leben durchlebt. Und da der Rest darauf pfeift, verflucht Alexander den Clan, und siehe da, am nächsten Tag geht für alle alles schief. Familienkomödie über den Wert von Zusammenhalt. Und über schlechte Tage, die nun mal mit dazu gehören. HE Ein deutscher Familienvater, ein verweichlichter Türke und ein rappender Afrikaner verlieren ihre Mutter und erfahren beim Notar, dass sie Halbbrüder sind. Nun winkt allen dreien eine Erbschaft, doch Mutters Wille erlegt ihnen Zusammenhalt auf, und das ist nicht die letzte Herausforderung auf ihrem Roadtrip gen Norddeutschland. Komödie. HE Fast & Furious 7 Run All Night Mara und der Feuerbringer USA 2015 - Action - 140 Min - Regie: James Wan - mit: Dwayne Johnson, M. Rodriguez, Paul Walker Start: 1.4. USA 2015 - Action - Regie: Jaume Collet-Serra mit: Liam Neeson, J. Kinnaman, Ed Harris Start: 16.4. D 2015 - Fantasy - 94 Min - Regie: Tommy Krappweis mit: L. Prent, Jan J. Liefers, Esther Schweins Start: 2.4. Paul Walker hat abgedankt, nun sitzen Jason Statham erneut und Kurt Russell erstmals mit hinterm Steuer. Ian (Statham), Owens Bruder, begibt sich auf Rachefeldzug, da mischen natürlich auch Dom Toretto (Vin Diesel) und seine Copiloten mit. Freie Fahrt für freie Amerikaner – „Saw“-Regisseur James Wan arrangiert diesmal Tempo, Crashs und Testosteron für die geneigte Zielgruppe. HE Nach seinem kleinen, doch durchaus gelungenen Actionthriller „Non-Stop“ setzt Regisseur Jaume Collet-Serra erneut auf Liam Neeson. Der verkörpert den ehemaligen und mittlerweile recht abgebrannten Killer Jimmy. Der muss sich seiner Vergangenheit stellen, als ein Detektiv und einstmals Verbündete Jagd auf ihn machen und das Leben von Jimmys Sohn gefährden. Actionthriller. HE Dieser deutschen Fantasy-Produktion, dem der erste Teil einer Romantrilogie zugrunde liegt, bedient sich der nordisch-germanischen Götterwelt und begleitet die vierzehnjährige Mara auf einer abenteuerlichen Reise. Die Außenseiterin erfährt, dass sie eine Seherin ist und den Weltuntergang verhindern kann. Mit Jan Josef Liefers, Christoph Maria Herbst und einem Lindwurm. HE Gespensterjäger The Pyramid – Grab des Grauens Winnetous Sohn D/A/IR 2015 - Fantasy - 90 Min - Regie: Tobi Baumann mit: Anke Engelke, Chr. Tramitz, Milo Parker Start: 2.4 USA 2014 - Horror - 89 Min - Regie: Grégory Levasseur mit: Ashley Hinshaw, Denis O'Hare Start: 16.4. D 2015 - Kinderfilm - 91 Min - Regie: André Erkau mit: Lorenzo Germeno, Tristan Göbel Start: 9.4. Schleimmonster, Dämonen und Gespensterjäger: In dieser deutschen Produktion darf nun erst einmal Anke Engelke als Gespensterjägerin Hedwig Kümmelsaft bösen Geistern den Garaus machen. Freches Abenteuer von Tobi Baumann. HE Wehe, man stört den Schlaf der Toten! Eine Handvoll US-Archäologen kann es mal wieder nicht lassen. Die Forscher purzeln in Ägypten in eine alte, ungewöhnliche, weil dreiseitige Pyramide und verlaufen sich. Schon bald stellen sie fest, dass in dem gruftigen Labyrinth Arges lauert. Mumien-Spuk von Alexander Ajas Kollege Grégory Levasseur. HE Nach „Son of Rambow“ tritt nun der kleine Max in die Fußstapfen eines großen Kriegervorbilds. Als die Karl-May-Festspiele die Rolle von Winnetous Sohn ausschreiben, tut Max alles dafür, sie zu bekommen. Familienabenteuer. HE engels verlost 2 Pakete mit Hörbuch und T-Shirt. E-Mail bis 5.4. an [email protected], Kennwort: Gespensterjäger Mit -kultur.de beginnt die Filmwoche 22 engels verlost 1 Paket mit u. a. 2 Karten. E-Mail bis 12.4. an [email protected], Kennwort: Winnetous Sohn -kultur.de Me Mein e in i Lesezeichen textwelten wortwahl Kill Your Ideals! In diesen Büchern lauert das Bodenlose Österreicherin Doris Knecht („Wald“), Foto: Pamela Rußmann Nicht originell, aber substanziell Deutsche Gegenwartsliteratur ist besser als ihr Ruf Autoren scheint in Deutschland so etwas wie die notorische Rolle des Prügelknaben vorbehalten zu sein. Mit schöner Regelmäßigkeit beklagen sich die jeweiligen Kritikergenerationen in ihren Feuilletons über die fehlende Qualität der literarischen Zunft. Es gäbe zu viele Autoren, mäkeln die einen, man solle sie mit Stipendien durch die Welt schicken, meinen die anderen, und Florian Kessler, inzwischen Lektor beim Hanser Verlag, beklagt sich über fehlende Originalität der literarischen Erzeugnisse. Ulla Lenze gehört etwa zu jenen Autorinnen, die man in die Fremde geschickt hat. Die Stadt Köln finanzierte ihr einen Aufenthalt in Istanbul. Eine ausgesprochen lohnende Investition, wie sich jetzt zeigt. Denn die 42-Jährige legt in diesem Frühjahr unter dem Titel „Die endlose Stadt“ einen Roman vor, der eines der interessantesten Porträts der Stadt Istanbul liefert, das je in deutscher Sprache geschrieben wurden. Die Geschichte spielt in Berlin, am Bosporus und im indischen Mumbai und erzählt von Holle, einer Künstlerin, die sich bei einem Aufenthalt in Istanbul in einen Imbissbesitzer verliebt. Aber Holle steht zwischen zwei Männern, denn da ist noch Christoph Wanka, ein reicher Geschäftsmann, der kräftig in Kunst investiert. Mit großer Reife, die sich in plastischen Charakteren und realistischen Bildern zeigt, erzählt Ulla Lenze vom Konflikt zwischen Kunst und Geld. Ein Roman, der konsequent aus der weiblichen Perspektive geschrieben ist. Nehmen und Geben, was heißt das für die eigene Integrität, wie hängen Käuflichkeit, Begehren und Unabhängigkeit zusammen? Fragen, denen sie subtil nachgeht, während sie zugleich eine packende Geschichte entwickelt. Auch Doris Knecht stellt diesen Konflikt ins Zentrum ihres Romans „Wald“. Ihre Heldin Marian hat alles verloren, Geld, Firma und Ansehen, nun geht es um das nackte Überleben in einem kleinen Haus in den Alpen, dem letzten möglichen Rückzugsort. Doris Knecht macht ernst, denn wir erleben, wie die Frau aus der Großstadt fischen lernt, wie sie Gemüse stiehlt und in Abhängigkeit zum Großbauern Franz gerät. Von ihm erhält sie sporadische Unterstützung und liefert erotische Dienstleistungen. Ist das eine Beziehung, selbstbestimmte Ausbeutung, ein Taktieren, oder sind doch Gefühle im Spiel? Doris Knecht bewegt sich hautnah an der körperlichen Realität und erzeugt damit ein soghaftes Leseerlebnis. Ein Text voller Melancholie, Humor und Sinnlichkeit ist Doris Knecht gelungen, der unsere gesellschaftliche Realität aus der weiblichen Perspektive durchleuchtet und ein klug vorbereitetes Finale bietet. Nicht originell, dafür aber substanziell in seiner Sprache und der Dichte seiner Reflexion erweist sich das „Zeitreisetagebuch“ von Anne Weber, das sie jetzt unter dem Titel „Ahnen“ publiziert. Der Titel bezieht sich auf die Erforschung der Lebensgeschichte ihres Urgroßvaters Florens Christian Rang (1864-1924), einem evangelischen Pfarrer, der mit Hugo von Hofmannsthal und Walter Benjamin korrespondierte. Zugleich beschreibt er aber auch den Prozess, mit dem wir uns tastend in die Welt der Vorfahren hinein zu imaginieren versuchen. Ein großartiger Text, der mit poetischer Genauigkeit eine Vorstellung von der Nähe und Fremdheit gibt, die sich zwischen uns und unseren Vorfahren auftut. Was heißt es heute, deutsch zu sein, Anne Weber gibt Antworten, die auch in der nächsten Generation noch Gültigkeit besitzen. THOMAS LINDEN Ulla Lenze: „Die endlose Stadt“ | Frankfurter Verlagsanstalt | 256 S. | 19,90 € Doris Knecht: „Wald“ | Rowohlt Berlin | 272 S. | 19,95 € Anne Weber: „Ahnen“ | S. Fischer Verlag | 268 S. | 19,99 € 23 Puh, Ute Mahlers Fotozyklus „Zusammenleben“ [HatjeCantz] zieht einem die Schuhe aus. Es ist ein trauriger, schmerzhafter Sog, in den man beim Anblick der privaten Momentaufnahmen aus zwei Jahrzehnten DDR fällt. Ob trotzigen Blickes oder kindlich unbeleckt, ob ewig verliebt oder jugendlich rebellisch, über sämtlichen Protagonisten liegt eine Unausweichlichkeit, die ins Herz sticht. Wir sind. Nicht mehr. Irgendwann kommt der Punkt, an dem sich all unsere hoffnungsvolle, eifrigst betriebene Sinn-Aufladung der Existenz in Luft auflöst. / Nicht anders verhält es sich mit den Randgestalten auf Jens Eisels St. Pauli. Sie flackern wie die „Hafenlichter“ [Piper], erträumen und erhoffen sich des Nachts zweifelhafte Erfolge, um mit der Morgendämmerung zu erlöschen, unterzugehen im grauen Hamburger Schmuddelwetter, vergessen auf dem kulturhistorischen Abstellgleis. Naive Sozialromantik?! Oder doch eine Infragestellung der grundsätzlichen Relevanz von Wünschen und Zielen … Der gute alte Brenner macht sich da jedenfalls nichts mehr vor. Wolf Haas‘ Kultkommissar weiß und wittert: Ja, die Russinnen. Die sind schon ‘ne Verlockung, wie sie da so im Internet mit sich und ihren Vorzügen prunken. Aber Obacht. Lieber die Herta an der Hand, als die „Brennerova“ [Hoffmann & Campe] auf dem Dach. Natürlich kann er doch nicht die Finger von der Tastatur lassen und steht plötzlich mit abgehakten Händen da, wenn auch nicht seinen eigenen. Einfach genial krude, im Zeichen aberwitziger Gewalt, nicht zuletzt gegenüber der Sprache – und der menschlichen Intelligenz. / An der zweifelt man auch in Arthur Larrues der anarchistischen Künstlergruppe „Wojna“ [Wagenbach] gewidmetem Debutroman. Ob das ausgemergelte Protestkollektiv, die in UdSSR-Idealen klebengebliebene Rentnerin oder der trotzig das Gesetz selbst gegen eigene Widerstände verteidigende Sergeant, sie alle lieben, kämpfen für ihr Russland, gegeneinander, obwohl sich das, was sich Russland nennt, ‘nen feuchten Kehrricht für sie interessiert. Ein bitterböser Fall von Realsatire, bei dem einem gar nicht zu Lachen zumute ist. Im Grunde verhält es sich da mit dem Leben wie mit bewusstseinserweiternden Drogen: Die Bodenlosigkeit unserer Existenz wird schnell zum Horrortrip, wenn man nicht ein paar standfeste Compañeros an seiner Seite hat. Da mag der unbeleckte Teenie Jack in Joe R. Lansdales grandios morastigem Coming-ofAge-Western zwar zunächst zweifeln, aber bessere Gefährten als das Auftragsmördertrio, bestehend aus einem belesenen Liliputaner, einer schwarzen Dampfwalze und einem unberechenbaren Keiler, gibt es kaum. Erst recht nicht, um sich durch „Das Dickicht“ [Tropen] zu schlagen und seine Schwester aus den Fängen einer abgefeimten Gangsterbande zu befreien. / Was die beruflichen Fähigkeiten angeht, wäre Leonard March auch keine schlechte Wahl gewesen. Doch Dave Zeltsermans „Killer“ [pulp master] hat nach seiner Haftentlassung viel zu sehr mit sich und seiner Geschichte zu kämpfen. Die einen verzeihen ihm nicht die 28 Auftragsmorde, die anderen nicht den Verrat seines Mafiabosses – während er selbst versucht, ein respektables Leben zu beginnen. Womit wir wieder bei der Crux wären: Was heißt denn schon respektabel? Und warum haben wir das alle so freiwillig verinnerlicht? Kill your ideals! LARS ALBAT engels verlost je 3 Exemplare von: „Brennerova“ von Wolf Haas (Hörbuch), Hoffmann & Campe, „Hafenlichter“ von Jens Eisel, Koch, Neft & Oetinger, „Zusammenleben“ von Ute Mahler, Hatje Cantz Verlag. E-Mail (mit jeweiligem Kennwort) bis 19.4. an [email protected], Kennwort (bitte je nur 1 angeben): Brennerova/Hafenlichter/Zusammenleben festival improvisierte musik in NRW Moerser Stadtmusikant Colin Stetson Horchen auf den Klang der Politik: Ensemble Garage, Foto: Manfred Daams Musikalische Ausrufezeichen Aura intakt „AchtBrücken“, das Kölner Festival für Neue Musik, findet in diesem Jahr bereits zum fünften Mal statt. Längst hat es sich emanzipiert vom Ruf der MusikTriennale, aus der es hervorgegangen ist. Die war als eines der weltweit größten Festivals, das Klassik, Jazz und Weltmusik zusammenbrachte, zwar deutlich größer angelegt als AchtBrücken, fand dafür aber nicht jährlich, sondern nur alle drei Jahre satt. Nach sechs Ausgaben zwischen 1994 und 2010 entschied man sich, 2011 mit AchtBrücken einen neuen Weg zu gehen. Seitdem gibt es jedes Jahr ein spannendes Programm, das sich um ein übergeordnetes Thema gruppiert. Standen bei den ersten Ausgaben noch bedeutende Komponisten und deren Einfluss thematisch im Mittelpunkt – 2011 Pierre Boulez und 2012 John Cage – wurde der Rahmen im dritten Jahr schon größer gezogen: 2013 widmete man sich dem Griechen Iannis Xenakis und im Anschluss an dessen elektroakustische Experimente auch der elektronischen Musik im Allgemeinen. Das wiederum ermöglichte es dem Festival, sich der populären Musik zu öffnen. Im letzten Jahr stand dann György Ligeti im musikalischen Zentrum, zugleich widmete man sich der Technisierung und der damit einhergehenden Rhythmisierung der Gesellschaft. „Im Puls“ war das Schlagwort. Wenn vom 30. April bis zum 10. Mai die diesjährige Ausgabe von AchtBrücken im gesamten Kölner Stadtgebiet raumgreifend auflebt, dann lautet die Kernfrage so schlicht wie tagesaktuell naheliegend: „Musik. Politik?“. Eine Frage, die man bei Vokalmusik wohl noch relativ einfach beantworten kann. Bei Instrumentalmusik wird das schon schwieriger. Als musikalisches Zentrum hat das fünfköpfige Team der Künstlerischen Leitung unter der Gesamtleitung von Louwrens Langevoort, Intendant der Kölner Philharmonie, den niederländischen Komponisten Louis Andriessen ausgewählt, der in seiner Arbeit stets politisch war. Ganze vierzehn Werke von Andriessen aus der Zeit zwischen 1970 und 2013 werden bei AchtBrücken aufgeführt. Darunter sind „De Staat“, das Andriessen 1976 zum internationalen Durchbruch verhalf sowie „M is for Man, Music, Mozart“, die Musik zum gleichnamigen Film von Peter Greenaway. Neben Andriessens Stücken stehen weitere Werke namhafter Komponisten wie Hans Werner Henze, Luigi Nono, Heiner Goebbels, Luciano Berio, Paul Dessau oder Georg Katzer auf dem Programm. Darunter sind 23 Uraufführungen, so auch die zehn „Hymnen für ein nicht existierendes Land“, die AchtBrücken in Auftrag gegeben hat. Der Popmusik nähert man sich mit Konzerten der digitalen Technorocker Atari Teenage Riot, einer Kollaboration der lateinamerikanischen Sängerinnen Ana Tijoux und Susana Braca und einem musikalisch-theatralischen Abend von und mit Schorsch Kamerun. Für Jazzfans gibt es einen Abend mit dem VocaleseStar Kurt Elling, der Jazz-Standards interpretiert. Neben weltbekannten Orchestern wie dem New York Philharmonic oder den Wiener Philharmonikern sorgen namhafte Klangkörper wie Ensemble intercontemporain, Ensemble Modern, Ensemble Musikfabrik, Klangforum Wien oder das Ensemble Garage für die Umsetzung der Stücke. Als Aufführungsort steht die Philharmonie im Zentrum, weitere Veranstaltungsorte verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet, einzelne Konzerte finden auch im öffentlichen Raum statt. Von Maxi Braun Für das Moers Festival war es in den letzten Jahren finanziell oft kniffelig. Da half auch die Tradition als international anerkanntes New Jazz Festival nicht. Zu den Sparmaßnahmen gehörten 2014 die Verabschiedung vom Flair eines Niederrhein-Woodstock und der Umzug in eine Festspielhalle. Die Atmosphäre hat sich verändert, die Aura eines Experimentierfeldes blieb intakt, wie die erfolgreiche Bilanz von 12.000 Besuchern im letzten Jahr belegt. Saniert ist Moers aber nicht. Diesmal fallen dem Sparzwang z.B. zwei Schulpro- „Die Akustik der Festspielhalle jekte frühkindlicher Musikförderung schmeichelt Big Bands wie zum Opfer. In der Institution des auch dem intimen Set“ „Improviser in Residence“ bleibt die Nachwuchsförderung aber implizit erhalten. 2015 wird der Saxofonist und Klarinettist Hayden Chisholm nicht nur Konzerte und Projekte organisieren, sondern auch mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Der Neuseeländer löste bereits im Januar die Pianistin Julia Hülsmann als Improviser ab. Zur Eröffnung spielt er mit dem Lucerne Jazz Orchestra auf. Gefolgt von The Nest, hinter dem Christoph Clöser steckt, Mastermind des Doom/Metal&AmbientProjekts Bohren & der Club of Gore. Den Abschluss am Freitag liefert mit den Family Jones Singers ein Gospel-Funk-Oktett aus Texas, das Reiner Michalke erst im Januar in einem kleinen New Yorker Club entdeckte. Seit zehn Jahren künstlerischer Leiter in Moers, kuratiert Michalke durchaus subjektiv und nach eigenem Gusto. Nicht jeder Gig sagt da jedem Besucher gleichermaßen zu, aber Offenheit gehört bei Fans der Improvisierten Musik zum guten Ton. Die Herkunft der KünstlerInnen ist so vielseitig wie die musikalischen Stile, die sie pflegen. Neben hauptsächlich europäischen und US-amerikanischen Formationen, bilden Bassekou Kouyaté aus Mali oder das Ziad Rajab Trio, dessen Wurzeln in Aleppo liegen, die exotische Ausnahme. Die Akustik der Festspielhalle schmeichelt Big Bands wie auch dem intimen Set. Über die Verpflichtung Colin Stetsons dürfte sich keiner beschweren. Der Multiinstrumentalist arbeitete schon mit Tom Waits oder Feist und sprengt gern die Grenzen Improvisierter Musik. Besonders vielversprechend ist sowohl seine Kollaboration mit Sarah Neufeld, Violinistin der kanadischen Indierockband Arcade Fire, als auch Stetsons Interpretation der „Symphony of Sorrowful Songs“ des Komponisten Henryk Mikolaj Górecki. Die Variationen sind noch offen, viel tiefes Holz wird wohl dabei sein. Der mit einem elfköpfigen Orchester aufgeführten Sinfonie liegen drei Texte der polnischen Geschichte zugrunde, alle handeln von Kriegsleid in verschiedenen Epochen. Wie Stetsons Variation auch ausfallen wird, auch in ihrer puren Instrumentalität wird sie allein der Vorlage wegen eine politische Dimension enthalten. Wie jede Kunstform spiegelt Improvisierte Musik das Lebensgefühl des Moments, in der sie entsteht; ihre Reaktionszeit ist nur weitaus kürzer, aktueller. Die kriegerischen Konflikte unserer Gegenwart werden bei Stetson nonverbal anklingen. Im Fokus steht aber auch 2015 das musikalische Programm, das erneut mit dem Abgefahrenen liebäugelt und mit der Belastbarkeit und Offenheit des Publikums experimentiert. AchtBrücken – Musik für Köln | 30.4.-10.5. | diverse Orte www.achtbruecken.de Moers Festival | 22.-25.5. | Festivalhalle Moers, Venloer Straße www.moers-festival.de Das Musikfestival AchtBrücken spürt dem Klang der Politik nach CHRISTIAN MEYER 44. Moerser Festival versammelt internationale Sets 24 kunst & gut Jan Albers, thrEEhundrEdtwEntytwobEautyupanddown, 2013, Sprühfarbe auf Polystyrol und Holz, 240 x 150 x 13 cm (Ausschnitt), © Jan Albers, courtesy Van Horn, Düsseldorf Natur und Urbanität Jan Albers in der Von der Heydt-Kunsthalle in Barmen Manche der Bilder tragen die Spuren gewaltiger Schlachten. Sie erinnern, gesehen wie aus der Vogelperspektive, an die Einschläge von Meteoriten oder an Erdverschiebungen. Gestein driftet in glatten Schnitten auseinander. Die changierende Monochromie aus lichten Grün- oder Blautönen lässt hingegen an den Raureif im Unterholz oder Lichtspiegelungen der ruhigen See denken. In einem anderen Reliefbild, in dem Keile als Raster in verschiedene Richtungen angeordnet sind, wirken die Kippungen wie die Konstruktion einer Stadt. Oder doch die Facettenaugen von Insekten, monumental vergrößert … Jan Albers nickt im Atelier in Düsseldorf. So sehr er vom Leben in der Großstadt geprägt ist, so wichtig ist ihm doch die Erfahrung der Natur. Der Farbauftrag wirkt häufig immateriell und verweht, was daran liegt, dass Albers die Farbe sprayt und mittels tonaler Verschiebungen und eines mehrschichtigen Auftrags Effekte von Licht und Schatten erzeugt. Andere Bilder tragen die Farbe als pudriges Pigment. Bei einem Bild aus Keilen, welche mit Graphit überzogen sind, hat Albers das Schwarz so mit dem Pinsel aufgetragen, dass die unterschiedliche Anlage der Schrägen betont ist. Immer aber lösen die meist lebensgroßen Bilder, die mit der Bewegung des Betrachters „funktionieren“ und gegenstandsfrei, ja, teils konstruktiv zu rubrizieren sind, Anklänge an Seherfahrungen aus. Jan Albers wurde 1971 in Wuppertal geboren und ist in Namibia aufgewachsen, er hat an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Jan Dibbets studiert. Dibbets handelt seit den 1970er Jahren konzeptuell mit der Natur und mit Phänomenen des Sehens in Fotosequenzen und Fotocollagen. Dagegen plädierte etwa die Generation der „Jungen Wilden“ für die Sinnlichkeit und Spontaneität im Umgang mit Farbe und (autobiografischem) Motiv. Ein jüngerer Künstler wie Jan Albers demonstriert hingegen, aus der heutigen Perspektive, die Mittel und Bestandteile der Malerei als Auftrag auf Strukturen. Er befragt die Macht des Faktischen in Zeiten des Virtuellen. 25 Albers provoziert in seinen Bildern die Gleichzeitigkeit von Präsenz und Absenz, scheinbarer Monotonie und offensichtlichem Ereignis. Eine wichtige Rolle kommt dem „Körperlichen“ des Bildträgers zu. Gegeben ist ein raffiniertes Wechselspiel von Anlockung und dem Halten auf Abstand: Die Objektbilder sind durch Plexiglashauben geschützt, so dass sie von der Seite – wie im Schnitt durch Gesteinsschichten – zu sehen sind. Sie forcieren das Vorbeilaufen und beziehen den Ausstellungsraum ein. In der Kunsthalle Barmen steigert Albers das, indem er einzelne Wandflächen monochrom gestrichen hat und die Räume durch Einbauten verengt und an anderer Stelle im Abstand der Hängung öffnet und zusätzlich mit Weite „auflädt“. Der Eindruck des „Schönen“ weicht in den Bildern zunehmend dem Eindruck prozessualer Deformation. Die große Ordnung in den Bildern ist mit dem Eindruck von Chaos verbunden, die kontemplative Sammlung schlägt in brodelnde, kaum zu fassende Unruhe um. Schließlich äußert sich in der Bildentstehung körperliche Energie, vollzogen etwa mit der Kettensäge, die in die Styrodurblöcke schneidet und diesen mit ihrer grünspanigen Farbigkeit und den vegetativ anmutenden Versehrungen die Anmutungen von Korallenreliefs verleiht. Die Reliefs, für die Karosserieteile mit Maschinenkraft gepresst und mit monochromer Farbe überzogen sind, betonen hingegen das Konstruktive technischer Vorgänge … In der Kunsthalle Barmen zeigt Jan Albers jetzt Arbeiten der letzten drei, vier Jahre, aber doch ist das Spektrum an Bildfindungen und Themen enorm: Jedes Bild erzählt seine eigene Geschichte. THOMAS HIRSCH „Jan Albers – cOlOny cOlOr“ | bis 28.6. | Von der Heydt-Kunsthalle in Wuppertal-Barmen | 0202 563 65 71 kunstwandel kunst in NRW Raum für die Kunst der Kölner Liste Abb. 1 Besucher als Findungskommissar Ernsthaft ironisch Eigentlich ist das modernes Raubrittertum. Hier wird gefeilscht wie auf dem Bauernmarkt, hier wird gefälscht, betrogen und gelogen. Kunst ist längst abgekoppelt von der Kunst selbst. Was heute als wichtiges Werk definiert wird, entscheiden immer häufiger Protagonisten, die entweder mit der Materie selbst überhaupt nichts zu tun haben (Banker, Hedgefonds-Manager, Kriminelle) oder solche, die an hohen Preisen partizipieren, ohne selbst tatsächlich involviert zu sein, der Fall Achenbach ist da sicher aktuell ein gutes Beispiel. Die Kunstfälscher Helene und Wolfgang Beltracchi seien als Beweis für die These genannt. Aber es gibt sie natürlich noch, die Arbeiten ohne merkwürdige Provenienz, ohne Potential als Kunstaktie, ohne Wenn und Aber. Man muss sie eben nur finden. Von Thomas Hirsch Eine Retrospektive ist immer eine heikle Sache. Sie hat die Verpflichtung, alle relevanten Werkphasen zu berücksichtigen und weckt die Erwartung auf neue Erkenntnisse. Für die Ausstellung von Sigmar Polke in Köln bedeutete dies, eine Vielzahl künstlerischer Medien und experimenteller Methoden „Höhere Wesen befahlen“ einzubeziehen. Polke, der 1941 in Schlesien geboren wurde, an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Gerhard Hoehme und K.O. Götz studiert hat und später Professor in Hamburg war, ist 2010 in Köln gestorben. Seit langem gehört er mit Baselitz, Anselm Kiefer und Gerhard Richter zu den weltweit renommierten Malern aus Deutschland. Das überrascht insofern, als sich sein Werk wie ein Chamäleon verhält und jeder schnellen Rubrizierung entzieht. Es ist aufregend disparat. Ausgehend von der realistischen Malerei, in der er sich auch mit der Abstraktion auseinandersetzt und die Pop Art berührt, schlägt Polke frühzeitig verschiedene stilistische Modi ein. Seit Beginn der 80er Jahre erneuert er sein Werk sozusagen, indem er mit wechselnden Malmaterialien und mit chemischen Methoden arbeitet und transparente Folien als Leinwände verwendet oder diese wiederum durch Folien verdeckt. Diese Hinterfragung der Malerei selbst – neben die u.a. das Filmen und die Fotografie sowie Objekte treten – verdeckt ein bisschen, dass Polke ein zutiefst gesellschaftskritischer Künstler war. Zusammen mit Gerhard Richter, Manfred Kuttner und Konrad Lueg hatte er 1963 den „Kapitalistischen Realismus“ als Stilrichtung proklamiert. Polkes zentrales Thema ist das gesellschaftliche Leben in Deutschland in blühenden wirtschaftlichen Zeiten mit der Verdrängung der Nazi-Verbrechen. Zur nachdenklichen Ironie und Doppelbödigkeit trägt bei, dass er auf die kitschigen Rapporte bedruckter Stoffe malt oder seine Darstellungen aus Rasterpunkten aufbaut. Er wehrte sich gegen die Vorstellung vom Künstler als Genie und kokettierte dazu mit der Kraft des Übersinnlichen. „Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!“ (1969) heißt eines seiner bekanntesten, in Köln ausgestellten Gemälde: In eine weiß gemalte Leinwand ragt von oben eine schräge schwarze Fläche, im unteren Bereich ist wie mit Schreibmaschine der Titel notiert. So war das mit der Kunst und den Erwartungshaltungen. Die Kölner Liste im Dock.One am Mülheimer Hafen Die Messe „Kölner Liste“ ist eine solche Entdeckermesse für zeitgenössische Kunst. Hier kann der Sammler, oder der, der es noch werden will, durch 30 Galerieprogramme und Projekträume flanieren, auf der Suche nach dem kommenden Star oder dem Lieblingswerk des Spaziergangs. Erschwinglich ist das alles allemal, gemäßigtes Preissegment ist da der verschleiernde Fachbegriff, der natürlich auch signalisiert: Hier gibt’s wohl nichts für einen Apfel oder ein Ei. Wählen kann man zwischen Malerei, Zeichnungen und Grafik über Skulpturen bis hin zu Installationen, Video-Kunst und Performance. Einfach ist der Kunstkauf eben nicht, und vergessen Sie den Begriff Wachstumspotential, der ist genauso irreführend wie der Begriff Gewinnchance. Gekauft werden sollte ausschließlich nach Gefallen und nicht nach monetären Erwägungen. Das geht meistens schief. Anders ist das natürlich in der Parallelmesse Art Cologne. Hier versucht man, das Niveau von Basel oder Maastricht zu erreichen. Selbst ein Kaufhaus für Reiche zu werden, die auch gern einmal Unsummen für Alte Meister hinblättern, weil sie irgendwie gar nicht mehr wissen wohin mit den hinterzogenen griechischen Steuergeldern. Kein Wunder also, dass der Weltkunstmarkt im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz von 51 Milliarden Euro erwirtschaftet hat. Angesichts dieser Entwicklung nimmt die Kölner Liste ihre Aufgabe, Kunstliebhabern und jungen Sammlern eine Orientierungsplattform zu bieten, sehr ernst. Die Galerien und Projekträume, die im The New Yorker | Dock.One ausstellen, zeigen eben auch den kreativen Nachwuchs, und da ist es erstaunlich, dass neben den technischen Spielereien und der immer jungen Fotografie, ausgerechnet die Malerei wieder auf dem Vormarsch zu sein scheint. Ein Van-Gogh-Aquarell für zehn Millionen Dollar, wie in Maastricht angeboten, wird man auf der Kölner Liste 2015 nicht finden, dafür aber vielleicht das eindrucksvolle Portrait einer freizügigen Lady mit Schlange von Mariano-Vargas oder eine moderne Historienmetapher wie „Samsons Küsse für Dalila“. Und eins ist klar: Wer sucht, der wird immer irgendwie gefunden. Sigmar Polke im Museum Ludwig in Köln Thomas Hirsch Kunsthistoriker, Kurator und Journalist PETER ORTMANN Werkschauen mochte er nicht, hatte aber eingewilligt, als eine Anfrage aus der sicheren Ferne, vom Museum of Modern Art in New York kam. Vorbereitet vom MOMA und der Tate Modern in London, ist diese Retrospektive nun in Köln zu sehen. In seiner gediegenen Schau versucht das Museum Ludwig den Maler und den kritischen Künstler gleichermaßen herauszuarbeiten. Ob Polke diese museale Wertschätzung gefallen hätte? „Sigmar Polke – Alibis“ | bis 5.7. | Museum Ludwig in Köln 0221 22 12 61 65 Kölner Liste | Do 16.4. - So 19.4. | Dock.One, Köln | kölner-liste.org Abb 1: Sigmar Polke, Fensterfront, 1994 © The Estate of Sigmar Polke / VG Bild-Kunst Bonn, Foto: Rheinisches Bildarchiv 26 kunst-kalender KREFELD – Haus Esters/Haus Lange www.kunstmuseenkrefeld.de Imi Knoebel / David Reed bis 23.8. Zwei international arrivierte Vertreter der gegenstandsfreien Malerei, die Farbe und deren Präsenz behandeln und dazu völlig verschiedene Wege einschlagen LEVERKUSEN – Museum Morsbroich www.museum-morsbroich.de more Konzeption Conception now bis 19.4. Ausgehend von einer Ausstellung zur Konzeptkunst 1969 am selben Ort, werden konzeptuelle künstlerische Beiträge der jüngsten Zeit präsentiert MARL – Skulpturenmuseum Glaskasten www.skulpturenmuseum-glaskasten-marl.de Gerlinde Beck bis 12.4. Vorgestellt werden die Raumchoreografien und Klangstraßen der Bildhauerin (1930-2006), die mit einem stereometrischen Vokabular Musik und Tanz umschreibt MÜLHEIM – Kunstmuseum www.kunstmuseum-mh.de Konturen des Alltags bis 26.4. Vier Künstler aus Israel, die mit unterschiedlichen, meist auf der Zeichnung basierenden Medien das Prekäre und Gewöhnliche ihres Alltags aufgreifen OBERHAUSEN – Ludwiggalerie www.ludwiggalerie.de hobbypopMUSEUM, Raving Gardens, 2010, Installationsansicht Eastside Projects Birmingham, © hobbypopMUSEUM, Ausstellung Neuer Kunstverein Museumslandschaft NRW PADERBORN – Städtische Galerie AHLEN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-ahlen.de Arnulf Rainer bis 26.4. Werkschau zum 85. Geburtstag des großen österreichischen Künstlers, der v.a. mit seinen eruptiven Durchstreichungen des eigenen Porträts bekannt wurde DORTMUND – Museum Ostwall HERFORD – Marta www.museumostwall.dortmund.de marta-herford.de Arche Noah bis 12.4. Anhand von Kunst der Moderne bis heute wird beleuchtet, wie sich unser Verhältnis zur Tierwelt gewandelt hat und heute Wissenschaft als Thema mitschwingt BEDBURG-HAU – Museum Moyland (Un)möglich! bis 31.5. Reale und fiktive, teils auch „unmögliche“ Architekturen und Konzepte von Künstlern wie Theo van Doesburg über Constant bis hin zu Thomas Schütte und Caroline Bayer DÜSSELDORF – K20 moyland.de www.kunstsammlung.de Around the World bis 26.4. Farbfotografie vor 1914 aus der Sammlung des Bankiers Albert Kahn, die heute hohe ethnographische, dokumentarische und künstlerische Bedeutung besitzt. Günther Uecker bis 10.5. Der Düsseldorfer „Nagel“-Künstler und Hauptvertreter der ZERO-Bewegung mit mehreren wichtigen Installationen und Nagelreliefs zum 85. Geburtstag BOCHUM – Kunstmuseum www.kunstmuseumbochum.de Charlotte Salomon bis 25.5. Die rund 800, ergreifenden Blätter der Bildfolge „Leben? Oder Theater?“ der jüdischen Künstlerin, die 26-jährig im KZ Auschwitz ermordet wurde Herlinde Koelbl bis 3.5. Werkschau der Münchner Fotografin, die v.a. mit ihren Langzeitstudien von Politikern bekannt wurde und systematisch Aspekte der deutschen Gesellschaft untersucht KÖLN – Museum für Angewandte Kunst DUISBURG – Museum Küppersmühle www.makk.de System Design bis 7.6. Systeme als ordnungs- und chaosstiftende bildnerische und funktionale Verfahren im Design der letzten 100 Jahre mit Werken u.a. von Breuer und Wagenfeld www.museum-kueppersmuehle.de KÖLN – Käthe Kollwitz Museum Ralph Fleck bis 26.4. Eine Übersicht zum Freiburger Maler, der mit seiner „malerischen“, anfänglich expressiven Malerei Bücherregale, Stadtansichten, Alpen u.a. in Reihen festhält www.kollwitz.de BONN – Bundeskunsthalle DUISBURG – Lehmbruck Museum www.kah-bonn.de www.lehmbruckmuseum.de KÖLN – Museum Ludwig Karl Lagerfeld bis 13.9. Karl Lagerfelds Beiträge zur Mode – als Skizze, Fotografie, Accessoire, Kulisse und fertiges Kleidungsstück – in einem Überblick, der sechs Jahrzehnte umfasst Wiebke Siem bis 19.4. Mit ihren realistischen gegenständlichen und figürlichen Fragmenten thematisiert Wiebke Siem (*1954) die Erinnerung an alltägliche Geborgenheit und Kindheit BONN – Kunstmuseum ESSEN – Museum Folkwang www.kunstmuseum-bonn.de www.museum-folkwang.de KÖLN – Museum für Ostasiatische Kunst Larry Sultan bis 17.5. Der kalifornische Fotograf (19462009) mit seiner ersten deutschen Retrospektive, die seinen konzeptuellen Ansatz und seine investigative Dokumentation verdeutlicht Detlef Orlopp bis 19.4. Werkschau des Fotografen (*1937) mit den frühen Porträts und den zeitlich entrückten s/w-Aufnahmen von Landschaftsstrukturen und Wasseroberflächen Boro – Stoffe des Lebens bis 2.8. Eindrucksvolle Flicken-Kleidungen, die von der japanischen Landbevölkerung aus eigentlich kostbaren BaumwollGewändern zusammengenäht wurden Karin Kneffel bis 19.4. Die wichtige, in Düsseldorf lebende, an der Münchner Kunstakademie lehrende gegenständliche Malerin mit ihren Aquarellen vor allem der letzten Jahre www.museum-ludwig.de Sigmar Polke 14.3.-5.7. Retrospektive zum berühmten Künstler, der in seiner oft gesellschaftskritischen Malerei experimentell gearbeitet und auch Filme, Fotografien, Objekte u.a. geschaffen hat www.museenkoeln.de KÖLN – Römisch-Germanisches Museum BOTTROP – Museum Quadrat HAGEN – Osthaus Museum www.quadrat-bottrop.de www.osthausmuseum.de Ricarda Saro bis 24.5. Der aus Spanien stammende Maler mit seinen gegenstandsfreien bildnerischen Untersuchungen der Farbe und von Farbwirkungen im schichtweisen Auftrag Hundertwasser bis 10.5. Werkschau des österreichischen Universalkünstlers, der mit seinen Gemälden und Architekturen und mit seinem ökologischen Engagement berühmt wurde www.museenkoeln.de 27 Göbekli Tepe bis 26.4. Vorgestellt werden die archäologischen Ausgrabungen am Berg Göbekli Tepe in der Südosttürkei, wo sich im frühen Neolithikum ein Bergheiligtum befand www.brueghel-ausstellung.de Die Brueghel-Familie bis 21.6. Die berühmte flämische Malerfamilie aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit vier Generationen, die sich unterschiedlichen motivischen Schwerpunkten widmeten REMAGEN – Bahnhof Rolandseck www.arpmuseum.org Revolution der Bilder bis 6.9. Eine Ausstellung der Kunstkammer Rau zu drei Jahrhunderten französischer Malerei mit Werken etwa von Claude Monet, Poussin und Auguste Renoir SIEGEN – Museum für Gegenwartskunst www.mgk-siegen.de Lucian Freud und das Tier bis 7.6. Tierdarstellungen, teils in Verbindung mit Menschen, des britischen Malers (19222011), der mit drastisch realistischen Porträts berühmt wurde WUPPERTAL – Neuer Kunstverein www.neuerkunstvereinwuppertal.de hobbypopMUSEUM 18.4.-10.5. Die aus Düsseldorf stammende Gruppe mit sechs Künstlern bzw. Architekten, die in der Zusammenarbeit vor Ort eine begehbare malerische Installation schaffen WUPPERTAL – Von der Heydt-Kunsthalle www.von-der-heydt-kunsthalle.de Jan Albers bis 28.6. Neuere Arbeiten des Düsseldorfer Künstlers (geb. 1971), der in der Auseinandersetzung mit Farbe und Struktur Malerei als Medium befragt WUPPERTAL – Waldfrieden www.skulpturenpark-waldfrieden.de Erwin Wurm 11.4.-12.7. Der angesagte österreichische Künstler, der in seinen Werken der skulpturalen Verfasstheit des menschlichen Körpers nachgeht, hier nun am Modus Haus Empfehlungen von Thomas Hirsch ¡ KURSE Úé¡ Ȉ ̾ò Ȉ Ǧ¡Ǧ Ȉ Ǧ¡ AUSBILDUNGEN Ȉ ͚̾ Ȉ ̾ Ȉ ̾ Ȉ ̾ www.koelner-liste.org I TÄT GE AL The New Yorker | DOCK.ONE Hafenstraße 1 | 51063 Köln Do – Sa 13 – 21 h | So 10 – 18 h mit ArtBrunch Ticket inkl. Katalog 13 | erm. 9 ® ADA RIP T Die Entdeckermesse für zeitgenössische Kunst in Köln,- P R Ü TE QU F BIS ZU 100% FÖRDERUNG durch die gesetzlichen Krankenkassen Bildungscheck und Bildungsprämie ǧAkademie für Gesundheit und Yoga Hofaue 63 · 42103 Wuppertal Tel.: 0202 - 979 85 40 · Fax: 0202 - 979 85 41 [email protected] · www.tripada.de zungen auswahl Bühne DÜSSELDORF CAPITOL THEATER Fr 8.5. – Di 16.8. tap dogs mit -zungen das Kindertheater des Monats April. Die Geschichte handelt von einem Mann wie Du und Ich, einem Menschen, der nach und nach seine Lebensgeschichte erzählt. Er beschreibt die Glücksmomente und die Enttäuschungen, die er erleben musste, seine Sehnsüchte und die Momente, in denen er aufgab oder scheiterte. Egal, ob Märchen, Realität oder nur eine nebensächliche Erzählung – am Ende sind die Zuschauer ein klein wenig erfahrener und um eine Geschichte des Lebens reicher. Info: 0202 563 64 44 LCB Foto: I. Arndt, Montage: K. Nikolic Fr 24.4. 20 Uhr Özcan Cosar Barmen 26. Juni 1860 Foto: Ralf Brinkhoff Lieber Friedrich, Wie Du siehst bin ich Gott sei Dank wieder so weit, Dir selbst einige Zeilen zu schreiben, obgleich die Hand noch etwas zitternd ist. Meine Krankheit ist überstanden u. ich würde mich darüber ganz froh fühlen, wenn das Gefühl, daß der Vater nicht mehr bei uns ist, diese Freude nicht störte u. mich dann fast traurig stimmte. Doch es ist Gottes Wille so gewesen u. wir werden einst mal einsehn, daß er gut war. Ich schreibe eigentlich heute, weil ich in Unruhe bin, daß wir so lange keinen Brief von Dir gehabt haben, u. ich denke immer, es könnte noch Schwierigkeiten geben mit G. Ermen wegen des Contracts. Schreibe uns also recht bald. Da ich nun seit 8 Tagen wieder an die Luft gegangen bin u. ich auch fühle, daß ich alle Tage kräftiger werde, so habe ich meine Abreise nach Engelskirchen auf nächsten Montag festgesetzt u. hoffe der Aufenthalt auf dem stillen Lande wird mir wohl thun, ich fühle mich nicht behaglich unter Menschen, die mir nicht sehr nahe stehn. Emil hatte in der vorigen Woche wieder große Sorge um seinen kleinen Knaben, die Aerzte fürchteten eine Gehirnentzündung, doch ist nach den heutigen Nachrichten die Gefahr vorüber. Von hier lassen Dich Alle herzlich grüßen u. hoffe recht bald auf gute Nachrichten von Dir. In seiner Garage brachte der Australier Dein Perry sich nach der Schule gemeinsam mit Freunden den Stepptanz bei. Abgeschreckt von den spärlichen Berufsmöglichkeiten arbeitete er schließlich jedoch als Stahlbauschlosser, bis er nach einigen Jahren erneut den Sprung ins Showbusiness wagte – und auch schaffte. Mit seinen Schulfreunden rief er die Formation Tap Brothers ins Leben, die später in tap dogs umbenannt wurde. Geprägt von seinem beruflichen Hintergrund verband er schnelle Stepptanzelemente mit dem industriellen Bühnenbild einer Baustelle und schuf so eine moderne Show. Seit ihrer Gründung haben tap dogs in rund 330 Städten getanzt und elf internationale Auszeichnungen erhalten. Tanz und Percussion in einer energiegeladenen Mischung. Info: 0211 15 92 62 60 engels verlost 3x2 Karten für den 8.5. E-Mail bis zum 26.4. an [email protected], Kennwort: tap dogs DIE BÖRSE Sa 11.4. 20 Uhr Lisa Feller: Guter Sex ist teuer Mit treuer Liebe Deine Mutter Elise MÜLLERS MARIONETTEN-THEATER Sa 11.4., So 19.4., Mi 22.4., So 26.4. je 16 Uhr Aschenputtel Alleinerziehende Mutter sucht Zärtlichkeit – so könnte das neue Comedyprogramm von Lisa Feller untertitelt sein. Zwischen Herdprämie und seichten Bondage-Filmchen macht sich Feller Gedanken über die Zeit nach Scheidung von Mann und Heim, denn für Frau mit Kind über 35 muss es doch mehr geben als Legokisten und Puppenhäuser. Schonungslos analysiert Feller die eigentlich wichtigsten Jahre des weiblichen Geschlechts, die zwischen Kind und Kegel auf der Suche nach Sex und Zärtlichkeit sind, denn das Leben hat doch gerade erst begonnen, richtig Spaß zu machen. Info: 0202 24 32 20 engels zungen in der Engels-Stadt: Wir lassen Zeitgenossen des Kapitalisten und Revolutionärs zu Wort kommen, zitieren Briefe an Wuppertals berühmten Sohn. Engels‘ Vater, Friedrich Engels senior, war am 20. März 1860 im Alter von 63 Jahren gestorben. Zusammen mit seinem Teilhaber Gottfried Ermen hatte er Ende der 1830er Jahre in Engelskirchen an der Agger eine Textilfabrik gegründet. In der dortigen Familienvilla suchte Elise Engels etwas Ruhe. Özcan Cosar ist Stuttgarter mit Wurzeln im Bosporus. Seine Internationalität merkt man ihm an, besonders dann, wenn er auf der Bühne steht und die deutschen und türkischen Eigenheiten unter die Lupe und auf’s Korn nimmt. Dabei begeistert er mit Spontaneität, schauspielerischem Können und einem pointierten Humor – eine Mischung, die die Lachmuskeln der Zuschauer wahrlich strapaziert. Dabei kann sich Cosar aus einem reichen Erfahrungsschatz bedienen, war er doch unter anderem als Zahnarzthelfer und Breakdancer tätig. Bei Özcan Cosar wird deutsch-türkischer Alltag erlebbar, immer mit einem zwinkernden Auge natürlich. Info: 0202 563 64 44 Quellenangabe: Marx-Engels-Gesamtausgabe, Briefwechsel, Band 11, Berlin 2005, S. 65; die Abbildung zeigt Friedrich Engels senior. 29 LCB Di 21.4. 9.30 Uhr & 11 Uhr Nebensache – Theater Grüne Sosse „Nebensache – Theater Grüne Sosse“ ist Foto: Müllers Marionetten-Theater Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen – wer kennt es nicht, das wunderbare Märchen der Gebrüder Grimm über das arme Aschenputtel, das am Ende doch ihr Glück findet. Als der König des Landes nämlich eine neue Königin sucht, macht sich Aschenputtel mit Hilfe der guten Fee auf den Weg in das königliche Schloss. Dabei muss sie allerlei Schwierigkeiten über sich ergehen lassen, denn die bösen Stiefschwestern und die böse Stiefmutter versuchen alles, das Aschenputtel davon abzuhalten, den König zu treffen. Schließlich ist es ein Schuh, der zum Happy End führt. Liebevoll wird das Märchen durch die hand- auswahl gearbeiteten Puppen des MarionettenTheaters inszeniert. Info: 0202 70 55 43 68 bebahn“ (1927) und „Waren Sie schon in Elberfeld?“ (1925). Info: 0202 870 48 15 MÜLLERS MARIONETTEN-THEATER GEMARKER KIRCHE Fr 17.4. 19.30 Uhr Konzert mit Manfred Lemm und Ensemble Fr 17.4. 16 Uhr Der große Strawinsky-Abend Foto: Müllers Marionetten-Theater Ein Abend, zwei Stücke: Mit „Der Feuervogel“ und „Le sacre du printemps“ (Die Frühlingsweihe) verbindet der Abend die Musik des russischen Komponisten Igor Strawinski in zwei Stücken miteinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der „Feuervogel“ ein märchenhaftes Ballett ist, kunstvoll inszeniert durch die liebevoll handgefertigten Marionetten, präsentiert das zweite Stück eine utopische Gesellschaft, zu deren Riten die Sonnenanbetung und die Opferung von Menschen gehört. Und während im ersten vor allem der Tanz der zwölf Jungfrauen eine filigrane Herausforderung für die Marionettenkünstler ist, stehen im zweiten eher die Grobheit sich holzartig bewegender Puppen im Vordergrund, entsprechend des archaischen Gedankens des Stücks. Info: 0202 70 55 43 68 TALTONTHEATER Sa 4.4. 20 Uhr Michael Eller: Zwischen Rocker & Rollator Fragile Matt – das ist echte irische Musik, so wie man sie sich vorstellt: Gefühlvoll, aber auch fetzig und lebendig erklingt der mehrstimmige Gesang, der die Sehnsucht nach dem rauen irischen Klima schürt. Seit 2008 existiert Fragile Matt, eigentlich durch einen Zufall gegründet. Von einem typischen irischen Pub in Doolin aus, startete das Fragile Matt-Fieber und zog nicht nur durch Irland, sondern vor allem auch nach Deutschland und Holland. Liebhaber irischer Musik werden begeistert sein. Info: 0202 69 85 19 33 BANDFABRIK Di 14.4. 20 Uhr Ikarus Arbeitsjacke (noragi), spätes 19. Jahrhundert, mit Indigo und Färberdistel gefärbte Baumwolle, Sammlung Stephen Szczepanek Die Band Ikarus kommt aus der Schweiz. Vor kurzem erschien ihr Debut-Album „Echo“, das zwischen Sturm und Stille angesiedelt, einen höchst gegensätzlichen Klangraum erzeugt. Die Schweizer Musiker und Sänger begeistern vor allem mit ihrer Stimmenvielfalt, die im Mittelpunkt ihrer Präsenz steht. Dabei beglücken sie ihr Publikum mit musikalischer Improvisation und einer Minimalistik, die die Grenze zwischen Traum und Realität verschwinden lässt. Info: 0202 69 85 19 33 Swing Kabarett Revue BANDFABRIK Fr 10.4. 20 Uhr Fragile Matt bis 2.8., Di-So 11-17 Uhr Boro – Stoffe des Lebens Di 29.4. 20.30 Uhr Dave Douglas So 26.4. 19 Uhr Musik KÖLN MUSEUM FÜR OSTASIATISCHE KUNST KÖLN STADTGARTEN CAFÉ ISLAND Michael Eller lebt so richtig den Rock ’n‘ Roll: mit Harley, Haartolle und Lederklamotten. Doch so zeitlos der rockige Musik- und Lebensstil ist, so schnell vergeht die Zeit, wenn man ein menschliches Wesen ist. Das musste auch Eller erfahren, und so hat er es zu seiner Mission gemacht, dem Alterungsprozess mit viel Humor und Sarkasmus zu begegnen. Dabei macht er vor keinen gesellschaftlichen Kuriositäten halt. Charmant ist er dabei nicht immer, aber als Rocker pflegt man schließlich auch ein gewisses Image. Zwischen Vorgestern und Heute, so zeigt Eller seinem Publikum, gibt es mehr als nur den Ernst des Lebens. Info: 0211 27 40 00 Der Krakauer Tischler Mordechaj Gebirtig ist die langjährige Faszination des Musikers Manfred Lemm. Zusammen mit seinem Ensemble aus zwei Folkloristen und drei Sinfonikern hat er über 50 jiddische Lieder des Krakauers vertont und veröffentlicht. Bekannt wurde Lemm auch durch sein Programm „Erinnern für die Zukunft“. Dabei bietet er Workshops für Kinder und Jugendliche an, mit dem Ziel, ihnen die jiddische Kultur und Lebensweise näher zu bringen. Sein aktuelles Werk, das Lemm in einem mehrtägigen Workshop mit Kindern aus Tschechien aus Kosice, der Slowakai und Herne zusammenstellte, wird in einem Abschlusskonzert präsentiert. Dabei wird Lemm durch sein Ensemble und durch einige Gastmusiker aus Polen unterstützt. Info: 0202 97 44 00 H 32 cm, © Carl Hager Der Titel „PQP“ - eigentlich die Abkürzung für Plusquamperfekt – verweist auf die Vergangenheit und die Gleichwertigkeit der Beiträge und gibt Rätsel auf. Wie der Düsseldorfer Bildhauer Carl Hager arbeitet die Berliner Malerin Sabine Bokelberg an der Grenze von kristallklarer Behauptung und Andeutung, von Stabilität und Fragilität. Bei beiden Künstlern kommt der Linie eine besondere Bedeutung zwischen formaler Substanz und inhaltlicher Zuweisung zu. Spannend! Info: 0173 261 11 15 Die Swing Soirée laden zur Record Release Party: Sängerin Annette Konrad, Mr. Mike Rafalczyk an Mikrofon, Posaune und Trombone, Martin Langer mit Kontrabass und Sousaphone sowie Pianist Wolfgang Eichler stehen seit mehr als zwei Jahren zusammen auf der Bühne und nehmen ihr Publikum mit auf eine Zeitreise zurück in die Jahre, als Swing und Charleston die Welt der Musik prägten. Über 200 Musiktitel sind seitdem auf der Bühne performt worden, in originalgetreuer Aufmachung, versteht sich. Jetzt ist es endlich soweit: 19 Titel sind auf dem ersten Album der Swing Soirée verewigt, unter ihnen natürlich die Gassenhauer „Mädel, fahr´ mit mir Schwe- Foto: Mark Guiliana Dave Douglas ist ein erfolgreicher amerikanischer Jazztrompeter und Komponist, der seine Musik mit elektronischen Klängen ebenso versehen kann wie mit klassischen Kompositionen. Seit Beginn dieses Jahres ist Douglas mit seinem neuesten Bandprojekt High Risk auf Tour. Im Gepäck hat er dabei das kürzlich fertig gestellte Album, das vor allem durch Improvisation und elektronische Klänge geprägt ist. Zusammen mit Shigeto, Marc Guiliana und Jonathan Maron wird er auf der Bühne stehen und seine neuesten Songs präsentieren. Info: 0221 952 99 40 Vorgestellt werden die Flicken-Kleidungen der japanischen Landbevölkerung zwischen 1850 und 1950. Grundlage sind die abgetragenen, aus wertvollen Baumwollstoffen genähten Kleider, welche die japanische Oberschicht den Bauern günstig verkauft hat. Im Zusammennähen der Teile entstehen RecyclingTextilien, geschaffen in Handarbeit mit natürlichen Materialien, einerseits puristischer Ausdruck von Armut, andererseits kunstfertige Einzelstücke. Ergänzt wird die Ausstellung um buddhistische Mönchsumhänge aus der Sammlung des Museums für Ostasiatische Kunst. Info: 0221 22 12 86 10 KÖLN DOCK ONE / MÜLHEIMER HAFEN 16.-19.4., Do-Sa 13-21, So 10-18 Uhr Kölner Liste Kunst GRÖLLE PASS:PROJECTS bis 3.5., Mi-Fr 16-19, Sa 11-15 Uhr Sabine Bokelberg : Carl Hager Carl Hager, Eule, 2014, Spanndraht, 30 Stellplan der Kojen, Foto: Kölner Liste Inspiriert von der Berliner Liste, versucht diese Kunstmesse in ihrer zweiten Auflage parallel zur Art Cologne neue Galerien und junge Künstler zu entdecken, die – abseits ausgetretener und vom Markt diktierter Pfade – mit ihren Werken noch erschwinglich sind. Die Galerien kommen aus der ganzen Welt, ein Schwerpunkt liegt auf realistischer Kunst. Bestimmt sehr sehenswert. Info: www.kölner-liste.org auswahl SKULPTURENPARK WALDFRIEDEN POST 11.4.-21.6., Di-So 10-19 Uhr AN DIE REDAKTION Erwin Wurm THATCHER UND IHRE TÖCHTER Foto: Rhein-Antik Erwin Wurm, Fat House (2003/2011), Mixed Media, Video, © E. Wurm, Foto: Jesse Willems, courtesy Galerie Thaddaeus Ropac Erwin Wurm (*1954) gehört zu den angesagten Künstlern Österreichs, eine Museumsausstellung folgt auch hierzulande auf die andere. In seiner multimedialen Kunst geht er von alltäglichen Beobachtungen aus, die einen Bezug zu unserem leiblichen Körper besitzen. Dies gilt ebenso für die Werkgruppe der weitgehend skulpturalen Häuser, welche die Formen und Verfassungen von Menschen annehmen und skurril und erschreckend zugleich sind – sie werden nun, entstanden über Jahre, in Wuppertal vorgestellt. Info: 0202 47 89 81 20 Diverses SCHOKOLADENMUSEUM So 5.4. & Mo 6.4. je 11 bis 18 Uhr Antikmarkt Bücher, Plattenspieler und Lampenschirme, die alle an die gute alte Zeit erinnern. Nostalgie ist angesagt, wenn wie jedes Jahr die Tore des Antikmarktes vor dem Kölner Schokoladenmuseum öffnen. Deutsche und internationale Aussteller präsentieren ihre schmucken Waren. Sie laden die Besucher dazu ein, in der Vergangenheit zu schwelgen und tatsächlich sogar die eine oder andere Rarität aus vergangenen Zeiten zu erstehen. Inmitten der schmucken Rheinpromenade geht es ums Feilschen, Anschauen und Kaufen – ein Tag, der garantiert zum Erlebnis wird. Info: 02232 290 06 33 betr.: Thema 0315 FRAUENMENSCHEN Dass mehr Frauen in der Politik in irgendeiner Form erstrebenswert wären, erschließt sich mir nicht, zumindest nicht als Selbstzweck. Noch immer hat sich die britische Gesellschaft nicht von der neoliberalen Knechtschaft einer Margaret Thatcher erholt, die Heerscharen von Arbeitern ins Elend stürzte, und heute sehen wir, wie eine Ursula von der Leyen mit strenger Miene Werbung für einen wachsenden Militarismus macht. Und was hat uns die schon bald ewige Kanzlerin in bald 12 Jahren Regentschaft gebracht? Nein, ich kann der Frauenquote in der Politik beim besten Willen nichts abgewinnen. Günther ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS HIRSCH, ANNA LENKEWITZ, ALINA SEICHE, CHRISTIAN STEINBRINK, JON WITTE IMPRESSUM Herausgeber: engels-kultur Verlag Joachim Berndt, Büro Bochum Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel: 0234-94191-0, Fax: -91 E-Mail: [email protected] www.engels-kultur.de Chefredaktion: Maxi Braun (v.i.S.d.P.) Red. Mitarbeit an dieser Ausgabe: Lars Albat, Silvia Bahl, Frank Brenner, Nathanael Brohammer, Valeska von Dolega, Hartmut Ernst, Sanje Gautam, Tom Jost, Rolf-Ruediger Hamacher, Nina Heinrichs, Thomas Hirsch, Anna Lenkewitz, Thomas Linden, Jules Lux, Karsten Mark, Christian Meyer, Peter Ortmann, Jan Schliecker, Carla Schmidt, Florian Schmitz, Alina Seiche, Benjamin Seim, Christian Steinbrink, Jon Witte, Hans-Christoph Zimmermann, Andreas Zolper Projektleitung: Birgit Michels Veranstalter-Infos an: [email protected] Wir freuen uns auf weitere Zuschriften oder Online-Kommentare [email protected] engels bietet Platz für freie AutorInnen! Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Kommentare geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. culture club Grafik: Amélie Kai, Dominik Empl Anzeigenverwaltung: BERNDT MEDIA Joachim Berndt Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91 E-Mail: [email protected] www.berndt-media.de Druckerei: Die Wattenscheider Medien Vertriebs GmbH Kantstrasse 5-13 44867 Bochum Buchhaltung: Karin Okniewski Alle nicht gesondert gekennzeichneten Bilder sind Pressefotos. Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen? engelsKultur präsentiert: Show APASSIONATA – DIE GOLDENE SPUR Die Erfolgsshow kehrt zurück: Erzähler Pierre nimmt das Publikum mit auf eine Reise in seine Jugend, die ihn des Nachts in ein Museum verschlägt. Als dieses Museum auf einmal zum Leben erwacht, findet sich Pierre inmitten einer fantastischen Welt wieder, der Gefühle von Liebe, Freundschaft und Freiheit zu Grunde liegen. Mensch und Pferd begegnen sich in abenteuerlicher Action, lustigen Showeinlagen und ergreifender Harmonie. ISS DOME Theodorstraße 281 40472 Düsseldorf 0211 89 277 00 Die Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern. Durch Berndt Media werden auch folgende Kultur-, Kino- und Bildungsmagazine (Köln, Ruhrgebiet, Aachen und Düsseldorf) vertreten: klimaneutral natureOffice.com | DE-294-057838 engels verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 24.5. an [email protected] Kennwort: „Apassionata“ 31 So 31.5. 14 Uhr gedruckt www.engels-kultur.de April 2015 Das MeinungsMagazin NUR EINE STUNDE RUHE! EIN FILM VON PATRICE LECONTE facebook.com/einestunderuhe ab 16.4. im Kino
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