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LABORWELT
Nr. 2 / 2015 – 16. Jahrgang
Bioanalytik, Messund Regeltechnik
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26.03.2015 16:01:25 Uhr
Intro Bioanalytik, Mess- und Regeltechnik
Intro
Die neue Bioanalytik:
schneller, präziser, mehr
Wer verstehen will, was die Welt im Innersten zusammenhält, der muss
den Dingen auf den Grund gehen, muss beobachten und analysieren. Je
genauer die Instrumente funktionieren, die zu diesem Zweck eingesetzt
werden, desto besser lassen sich Phänomene erklären. Vorbei jedoch
sind die Zeiten, in denen einzelne Analyte in aller Ruhe an der Bench im
Labor bestimmt wurden. Forscher und Unternehmen verschieben die
Grenze des Möglichen immer weiter: Online-Messungen in Echtzeit sind
inzwischen in vielen Bereichen Standard. Nicht nur in der akademischen
Forschung kommen inzwischen Multiplex-Verfahren und quantitative
Methoden zum Einsatz, um komplexe biologische Proben umfassend
zu charakterisieren.
So tüfteln Berliner Forscher an einem Multiorganchip, der bald
Tierversuche überflüssig machen könnte. Über den aktuellen Entwicklungsstand informierten Forscher um Roland Lauster und Uwe Marx
im März bei einem Treffen in Berlin. Mit Hilfe modernster Zellkulturtechnik, 3D-Biodruck und Mikrofluidik wurde Ende 2014 die jüngste
Entwicklungsstufe erreicht: ein Vier-Organ-Chip, bestehend aus Darm,
Leber, Niere und einem Haut-Modul. Das System soll insgesamt 28 Tage
lang funktionieren. Mit ihm ließe sich genau das gleiche Testprozedere
durchführen wie bei Arznei- und Kosmetiktests an Tieren, versprechen
die Forscher.
An der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich treibt
derweil eine Forschergruppe um den Systembiologen Ruedi Aebersold
die Entwicklung der Massenspektrometrie (MS) voran. Ein neues Analyseverfahren, SWATH-MS, soll MS-Ergebnisse endlich reproduzierbar und
auch vergleichbar werden. Damit könnte der Proteomik der Weg in die
klinische Diagnostik und die personalisierte Medizin geebnet werden,
hofft Aebersold. Wie die Methode funktioniert, verrät der Forscher im
Interview mit LABORWELT (siehe Seite XIV).
Nicht nur die Rote Biotechnologie profitiert
Es ist aber nicht nur die Rote Biotechnologie, die von den neuen Entwicklungen in der Bioanalytik profitiert. Die kontinuierliche Online-Messung
von Prozessparametern während der Fermentation kann dazu genutzt
werden, Zellen optimale Kulturbedingungen zu schaffen (siehe Seite
XVI). Das sorgt für hohe Erträge und hilft überflüssigen Abfall zu vermeiden und die Umwelt zu schonen.
Auf die Spitze getrieben wird die Bioanalytik sicherlich dann, wenn
Reaktionen auf Einzelmolekülebene verfolgt werden. Erst im vergangenen Sommer haben Wissenschaftler des Instituts für Nano- und
Biotechnologien (INB) der FH Aachen zusammen mit japanischen Forschern ein solches System aus lichtadressierbaren potentiometrischen
Sensoren vorgestellt. Das System könnte künftig bei der Steuerung von
Biogasanlagen genutzt werden. Eine Messung der lokalen Ansäuerungsrate auf der Oberfläche eines Sensorchips, der mit prozessrelevanten
Organismen bewachsen ist, würde eine kontinuierliche Überwachung
der für den Fermentationsprozess wichtigen Bakterien ermöglichen.
All diese Beispiele zeigen: Gerade die Bioanalytik ist einem beständigen Wandel unterworfen. Neue, präzisere oder umfassendere
Methoden verdrängen die etablierten Verfahren. Gleichzeitig stößt
die Bioanalytik in immer neue Anwendungsgebiete vor. Da ist es nicht
verwunderlich, dass der Markt seit Jahren kontinuierlich wächst (siehe
Seite IV). Kaum vorstellbar, dass sich das plötzlich ändern sollte.
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16. Jahrgang | Nr. 2/2015 | III
26.03.2015 16:01:33 Uhr
Bioanalytik, Mess- und Regeltechnik Labor der Dinge
Wolf Kroner, BioBusinessMedia, München
Die Laborwelt verändert sich anders als erwartet. Es gibt weit mehr Anwendungen als es Forscher,
Gerätehersteller, Softwareanbieter, Labormediziner, Dienstleister in der Analytik und andere in
der Laborbranche erträumen können. Neue praktikable (und profitable) Szenarien dazu lassen
sich nur mit den Kunden und mit der Umgebung der Branche entwickeln. Digitalisierung und
Automatisierung halten Einzug und schaffen neue Bedingungen.
In der Industrie heißt es, die vierte industrielle
Revolution habe begonnen. Das Labor 4.0
steht vor der Tür und mit ihm Chancen und
Herausforderungen – lange bevor daraus Entscheidungen für Kooperationen und am Ende
Kunden werden. Der Blick aus der Ferne verrät
davon noch nicht sehr viel.
Labor als Querschnittsthema
Für die amtliche Statistik ist die Laborbranche
kein eigenständiger Wirtschaftszweig, sondern ein Querschnitt. Die Branche bestimmt
sich sowohl nach den Methoden, Produkten,
Services, als auch der Nachfrage in Forschungsstrukturen, Warenmärkten, Politik. Leistungsangebote und Nachfrage sind nicht notwendig
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eng miteinander verkoppelt. Man bietet für
denjenigen Bedarf etwas an, für den man
eine Nachfrage erwartet. Umgekehrt wird das
nachgefragt, was man kennt. Es ist nicht mehr
eindeutig, wer alles zur Wirtschaftseinheit von
Angebot und Nachfrage und damit zu einer
Branche dazu gezählt wird. In Deutschland
liefern der Industrieverband Spectaris (2014)
und die amtliche Statistik (2012) solide Zahlen.
Spectaris betrachtet die Laborbranche von
innen, Destatis von außen im Verhältnis zu
anderen Wirtschaftszweigen. 2012 umfasste
die deutsche Laborbranche laut Spectaris 341
Betriebe mit 38.400 Beschäftigten und einem
Gesamtumsatz von 6,7 Mrd. Euro. Diese Kennzahlen verändern sich relativ wenig: Zwischen
2008 und 2012 verzeichnete man 3 Prozent
mehr Betriebe, 10 Prozent mehr Beschäftig-
te und 8 Prozent mehr Gesamtumsatz. Die
amtlichen Statistiker sprechen nicht von einer
Laborbranche, sondern vom Markt für technische, physikalische und chemische Untersuchungen. Doch in den Kernaussagen stimmt
man mit dem Branchenverband überein: Seit
rund zehn Jahren wachsen die Umsätze. Die Laborbranche ist gesund. Ansonsten erlaubt die
Außensicht auf die Branche sehr viele andere
Schlussfolgerungen als die Binnensicht. Hier
entwickelt sich die Branche kontinuierlich. Ihr
Auf und Ab folgt der gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung.
In der Außensicht wachsen die Mitarbeiterzahlen im langjährigen Vergleich am stärksten
zwischen 2007 und 2010, den Krisenjahren
der Gesamtwirtschaft, während die Zahl der
Betriebe sinkt. Die Umsätze steigen zwar kontinuierlich, doch gerade bei den chemischen
Untersuchungen fallen die Erzeugerpreise und
dies bereits seit Anfang 2007.
An den Grundfesten der Branche
rüttelt es leise, aber heftig
Die Kluft zwischen Selbst- und Fremdsicht
begegnet dem Beobachter der Branche öfter.
Zu Labors im Gesundheitsmarkt gibt es eine
Vielzahl von Einzelanalysen, meist fokussieren
sie sich auf den größten Bereich, die klinische
Labordiagnostik. Laut der Beratungsfirma Deloitte (2012) machen solche Laborleistungen
etwa 65 Prozent der medizinischen Diagnostik
aus und generieren einen Gesamtumsatz von
7,1 Mrd. Euro (2010). „Es handelt sich um einen
stabilen, stetig wachsenden Markt“, resümiert
Deloitte. Auch hier stimmt die Außen- mit der
Binnensicht in der generellen Schlussfolgerung
überein.
Doch heißt das auch, dass alles beim Alten
bleibt? – Keineswegs. An den Grundfesten der
Branche rüttelt es leise, aber heftig. Abzulesen
etwa an der DNA-Arraytechnologie. Nach
mehr als zwanzig Jahren ist diese Technologie
herangereift. Sie erleichtert personalisierte
Medizin und ist die Grundlage für genetische
Tests zur Therapieplanung. Onkologie und
Gynäkologie sind heute diejenigen Felder, in
denen das Next-Generation Sequencing (NGS)
Einzug in die reguläre Erstattung hält. Neue
Akteure, Lieferanten von Instrumenten und
Reagenzien werden zu Herstellern von In-vitroDiagnostika (IVD). Neue Akteure – wie etwa
die branchenfernen Investmentgesellschaften
BC Partners London UK (Synlab) oder General
Atlantic, Greenwich NY (Amedes) – werden
angelockt durch hervorragende Aussichten
und drängen in den Markt der klinischen
Labordiagnostik. Sie erwerben Mehrheitsbeteiligungen oder übernehmen zu 100 Prozent.
Rationalisierung und Konsolidierung in diesem
Abb.: Deutsche Messe AG
Das Labor der Zukunft
verändert die Branche
LABORWELT
26.03.2015 16:01:45 Uhr
InnuPure® C16/C96
Automatisierte Nukleinsäureaufreinigung
Marktsegment dauern schon mehr als ein Jahrzehnt und sind mittlerweile sehr weit fortgeschritten, stellt der Branchenexperte Peter Borgas
(2011) fest. 2005 gab es noch 717 medizinische Diagnoselabore. 2009 waren es schon 12 Prozent weniger, 2011 war die Marktkonzentration noch
weiter fortgeschritten. 54 Prozent der medizinischen Diagnoselabore in
Deutschland waren in der Hand von nur sechs Betreibern. Die Neuen
bringen die Labors wieder auf Kurs, indem sie die Arbeitsorganisation
verändern und die Optimierungspotentiale ausschöpfen. Einen wichtigen Part nehmen dabei aber auch Innovationen ein – nur über sie kann
die Labordiagnostik der Mengen-Kosten-Preis-Spirale entkommen. Die
Veränderungen in der Branche sind greifbar. Ein Quantensprung erwartet die medizinischen Labors, wenn sich der stationäre Bereich mit dem
ambulanten Bereich informationstechnisch vernetzt. Bislang mangelt
es nicht allein bei Liquid-Handling-Automaten an Interkonnektivität,
sondern auch in der Kommunikation zwischen Krankenhaus, externem
Labor und ärztlicher Praxis.
Abb.: Deutsche Messe AG
Labvolution: Plattform für die Trends der Zukunft
Eine Plattform für Visionen und Trends rund um das Labor der Zukunft
will die Labvolution werden. Im Oktober wird die Labortechnikmesse
erstmals veranstaltet, parallel zur etablierten Biotechnica, deren Thema die Wertschöpfungskette von Biotechnologie und Life Sciences ist.
Aktuell arbeitet man in Hannover daran, in Kooperation mit Partnern
aus Wirtschaft und Wissenschaft ein SmartLab – das intelligente Labor
der Zukunft – als Anschauungsbeispiel und Kommunikationsplattform
für die Messe auf die Beine zu stellen. Denn wie auch in den anderen industriellen Branchen verändern Miniaturisierung, Automatisierung und
Digitalisierung radikal die praktischen Möglichkeiten der Konvergenz von
Technologien, Beschleunigung und Verbilligung von Arbeitsprozessen
ebenso wie die Vernetzung von Organisationen.
Die Laborwelt wird komplexer. Mit Innovation lässt sich der Spirale von
steigenden Kosten und Qualitätsminimierung entkommen, der Nutzen
einer Anwendung steigern und eine neue Nachfrage dort erzeugen, wo
der Markt schon als gesättigt gilt. Viele der Technologien, die heute
Innovation vorwärtstreiben, sind an sich nicht neu: Rapid Prototyping,
Augmented Reality, Mikrofluidik, Robotik, Möbel, die sich den wechselnden Aufgaben am Arbeitsplatz anpassen, Big Data-Soft- und -Hardware,
vielseitige Assays und Kits. Das „Lab of Things“ ist bereits Realität, die
Suche nach Anwendungen für die neuen Prozesse und Arbeitsstrukturen
hat schon begonnen. Jetzt kommt es für alle darauf an, diejenigen zu
finden, mit denen man genau die Lösungen findet, die zu den Problemen
der Nutzer passen.
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TEMPER TECHNOLOGIES
nanoDSF setzt neue Maßstäbe
für Protein-Stabilität
nanoDSF misst chemische und thermische Proteinstabilität in einer ultra-hohen Auflösung mit bislang unerreichter Reproduzierbarkeit. Die Detektion der Tryptophanfluoreszenz ermöglicht native Bedingungen unabhängig von der Pufferkomposition.
Abb. 1: Beispiel für eine typische thermische Entfaltungskurve mit nanoDSF. Aus
dem Fluoreszenzquotienten F350/F330
kann direkt der Anteil an ungefaltetem Protein abgeleitet werden (in %), wenn die Quotienten für jeweils gefaltetes und ungefaltetes Protein bekannt sind.
faltetem Protein zugewiesen werden. Das
bedeutet, dass ein einzelner Fluoreszenzdatenpunkt ausreicht, um präzise zu erfassen, welcher Anteil der Probe gefaltet und
ungefaltet ist. Diese Information ist absolut
essentiell im Bereich der Qualitätskontrolle,
um die Langzeitstabilität von Biophamazeutika oder den Effekt verschiedener Stressfaktoren auf die Proteinstabilität zu ermitteln.
Antikörper-Qualitätskontrolle
Um zu überprüfen, ob nanoDSF den Anteil
von ungefaltetem Protein in einer vorgegebenen Formulierung exakt quantifizieren
kann, wurde ein Proteinstandard mit definierten Anteilen ungefalteten Proteins erVI | 16. Jahrgang | Nr. 2/2015
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stellt, indem ein monoklonaler IgG-Antiköprer durch thermische Entfaltung bei 80° C
kontrolliert denaturiert wurde. Ungefaltetes IgG wurde mit gefaltetem IgG in unterschiedlichen Verhältnissen gemischt. In
thermischen Entfaltungsexperimenten im
Prometheus NT.48 zeigten alle Formulierungen ähnliche Entfaltungsprofile bei Schmelztemperaturen um die 74° C. Jedoch stieg der
Anfangs-Fluoreszenzquotient (F350/F330)
bei 25° C mit wachsender Konzentration an
ungefalteten Antikörpern (Abbildung 2A).
Dabei zeigt sich eine genaue Übereinstimmung zwischen den errechneten Mengen an
ungefaltetem IgG und den experimentell bestimmten Werten, die über den F350/F330Quotienten bestimmt wurden. Folglich kann
nanoDSF sogar kleinste Mengen von ungefalteten IgG (< 0.5 %) in Formulierungen detektieren. Deshalb ist es eine schnelle und
verlässliche Methode, um die Stabilität von
Antikörpern zu bestimmen, zum Beispiel
während Langzeit-Lagertests.
Proteinstabilität bei Lagerung
und Handling
Für die Messung der Langzeitstabilität wurde das Ionenkanalprotein HiTeHa verwendet
und jeweils bei 4° C und bei Raumtemperatur (RT) über einen Zeitraum von 34 Tagen
inkubiert. Der F350/330-Quotient zeigt eine
klare Abhängigkeit von der Lagerungstemperatur und der Inkubationszeit, während
die Schmelztemperaturen aus den jeweiligen
thermischen Entfaltungskurven sich nicht signifikant verändert haben (Abbildung 2B).
Die Ergebnisse zeigen, dass HiTeha zwar bei
4° C stabil ist, aber dass es langsam degradiert, wenn es bei RT gelagert wird. Daher
Abb.: Nanotemper Technologies
Die Entfaltung und Denaturierung von Proteinen ist der Hauptgrund für deren Funktionsverlust und muss daher besonders in der
Wirkstoffforschung sorgfältig kontrolliert
werden. Viele Zielproteine für neue Wirkstoffe, wie Membranproteine, Zelloberflächenrezeptoren oder Kinasen, müssen ihre Funktionalität während zeit- und kostenintensiver
Screening-Projekte beibehalten. Diese Proteine reagieren oft sehr unterschiedlich auf
verschiedene Stressfaktoren, wie Temperaturschwankungen, und müssen daher individuell auf ihre Stabilität getestet werden. Biopharmazeutika, zum Beispiel therapeutische
Antikörper, müssen zudem selbst nach längerer Lagerung und dem Versand funktionsfähig bleiben. Daher ist es unentbehrlich, geeignete Formulierungen zu identifizieren, die
Biopharmazeutika stabilisieren.
nanoDSF, integriert im Prometheus NT.48,
misst die Entfaltung von Proteinen, indem
sogar kleinste Änderungen der Fluoreszenzeigenschaften der Aminosäure Tryptophan während des Entfaltungsprozesses
detektiert werden. Der Fluoreszenzquotient F350/330 enthält nicht nur Informationen über die Fluoreszenzintensität, sondern
auch über eine Verschiebung des Fluoreszenzmaximums von Tryptophan. Um eine
Schmelzkurve zu erstellen, wird die Änderung des F350/330-Quotienten gegen die
Temperatur aufgetragen (Abbildung 1). Darüber hinaus kann der spezifische Fluoreszenzquotient F350/F330 dem Anteil an ent-
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Advertorial
kann auch für Membranproteine, die in Detergenz gelöst sind, der F350/F330-Quotient als ein Maß für den Anteil an ungefaltetem Protein in Lösung dienen.
Um kritische Schritte in der Handhabung
für das Zielprotein MEK1-Kinase während der
Proteinreinigung, der Lagerung und vor allem während biochemischer Experimente zu
identifizieren, wurden MEK1-Lösungen einer
Vielzahl an thermischen und physikalischen
Stressfaktoren unterzogen, zum Beispiel der
Inkubation bei verschiedenen Temperaturen, starkem Zentrifugieren und wiederholten Einfrier-Auftau-Zyklen. Auch hier diente
der Fluoreszenz-Quotient F350/F330 als Indikator für den Anteil an ungefaltetem Protein (Abbildung 2C). Diese Experimente zeigen,
dass MEK1 bei RT stabil bleibt und eher unempfindlich gegen mechanische Reize wie
Zentrifugieren ist, wohingegen Einfrier-Auftau-Zyklen und erhöhte Temperaturen die
Denaturierung des Proteins beschleunigen
und daher vermieden werden sollten.
Antikörper-Formulierungsscreen
Der therapeutische monoklonale Antikörper
mAb1 wurde für einen Formulierungsscreen
verwendet, um optimale Pufferbedingun-
Abb.: Nanotemper Technologies
A
B
gen zu identifizieren. Der Puffer-Screen beinhaltete 25 mM verschiedener Puffersubstanzen im Bereich von pH 3,5 bis 8,5, jeweils
mit und ohne 130 mM NaCl. Die thermischen
Entfaltungsexperimente wurden am Prometheus NT.48 bei einer Aufheizgeschwindigkeit
von 1° C/min durchgeführt. Die Antikörper
zeigten dabei mehrere Entfaltungsübergänge (Abbildung 3A), die auf die unterschiedlichen thermischen Stabilitäten von FAB- und
FC-Domänen des Antikörpers zurückgeführt
werden können.
Aus der Auftragung der Schmelztemperatur gegen den pH zeigt sich zudem eine
starke pH-Abhängigkeit der Proteinstabilität
(Abbildung 3B). Während die Proteinstabilität im Bereich zwischen pH 6 und 8,5 relativ
konstant bleibt, kann man eine signifikante
Abnahme der Stabilität bei pH-Werten geringer als pH 6 beobachten.
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B
Fazit
nanoDSF ist eine optimale Methode für Qualitätskontrolle und für Formulierungsscreens.
Das Format des Prometheus NT.48 erlaubt
eine einzigartige Kombination aus Messgeschwindigkeit und Präzision. Durch die Nutzung von Hochpräzisionskapillaren und einer
C
Abb. 2: A) Erstellen eines Standards zur Proteinentfaltung. Ungefaltetes IgG wurde mit
gefaltetem IgG in verschiedenen Verhältnissen gemischt und thermisch entfaltet. Der
Prozentsatz an ungefaltetem IgG in der Lösung wurde basierend auf dem F350/F330Quotienten bei 25° C quantifiziert (B) Langzeit-Lagertest an HiTeHa: Aliquots des integralen Membranproteins HiTeHa wurden jeweils bei 4° C und bei Raumtemperatur (RT)
gelagert, und thermische Entfaltungskurven wurden über einen Zeitraum von 34 Tagen
gemessen. Der Anteil an ungefaltetem Protein wurde anhand des F350/F330-Quotienten
errechnet. (C) Degradierungsstresstest an MEK1: MEK1-Protein wurde den oben genannten Belastungen unterzogen, und der Anteil an ungefaltetem Protein wurde auf Basis von
F350/F330-Quotienten bei 25° C errechnet. Die Fehlerbalken zeigen die Standardabweichung von drei Messungen.
LABORWELT
A
Abb. 3: Thermische Entfaltungskurven und
Schmelzpunktanalysen. (A) Thermische
Entfaltungskurven bei verschiedenen pHWerten. Der Einschub zeigt die pH-Abhängigkeit des ersten Entfaltungsüberganges Tm1. (B) pH-Abhängigkeit der beiden
Schmelzpunkte Tm1 und Tm2 mit und ohne NaCl.
on-the-fly Messtechnologie können 48 Proben parallel mit mehr als zehn Datenpunkten
pro Minute detektiert werden, und das nahezu unabhängig von der Proteinkonzentration,
die zwischen 5 μg/ml und 150 mg/ml liegen
kann. In der Formulierung und auch im Antikörper-Engineering können durch die ultrahohe Datenpunktdichte die Schmelzpunkte
für einzelne Antikörperdomänen identifiziert
und gezielt optimiert werden. Die Dual-UVTechnologie ermöglicht native Bedingungen
bei einer zuvor unerreichten Vergleichbarkeit der Daten, die für Langzeitstabilitätstests unerlässlich ist. Zudem beträgt der
Temperaturunterschied entlang aller Proben
weniger als 0,1° C, bei einer Reproduzierbarkeit der Ergebnisse mit Abweichungen von
weniger als 0,05° C. Somit setzt der Prometheus neue Standards für fluoreszenzbasierte Analyse der Proteinfaltung.
Kontakt
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16. Jahrgang | Nr. 2/2015 | VII
26.03.2015 16:02:21 Uhr
Bioanalytik, Mess- und Regeltechnik Gradienten-PCR
PCR einfach optimieren
Holger Densow & Martina Pick, Analytik Jena AG
Die Basenzusammensetzung und Länge bestimmen die Annealingtemperatur von PCR Primerpaaren. Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Algorithmen zur Berechnung der PrimerSchmelztemperatur (Tm), die meistens jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Die einfachsten Methoden sind die Formeln
zur Berechnung der Primer-Schmelztemperatur Tm nach Marmur und Doty [1] oder Wallace
et al. [2]. Bei diesen beiden Methoden werden
weder die Salzkonzentration noch die Position
der Nukleotide in der Primersequenz beachtet.
Sie sollten daher nicht für Sequenzen mit
mehr als 14 Nukleotiden verwendet werden
beziehungsweise ergeben sie zweifelhafte
Resultate für längere Primer. Tm-Berechnungsmethoden inklusive Korrekturfunktion für die
Salzkonzentration sind für lange Sequenzen
besser geeignet [3]. Die besten Methoden
zur Berechnung von Primer Tm–Werten sind
sogenannte Base-Stacking-Algorithmen [4, 5,
6]. Sie beruhen auf dem Nearest-NeighborAlgorithmus und berechnen den Primer-TmWert ausgehend von der Salzkonzentration
und der Nukleotidposition in der Sequenz.
Linear Gradient Tool
Durch Verwendung der Gradientenfunktion
des PCR Thermocyclers TAdvanced lässt sich
die optimale Primer-Annealingtemperatur
(Ta) experimentell ermitteln, die dann als
ganzzahliger Temperaturwert (Ta-Wert) in
Routine-PCR-Protokolle übertragen wird.
Traditionell werden Gradienten programmiert, indem Temperaturwerte für die linke
und rechte Seite des Probenblocks eingegeben werden (zum Beispiel 55° C bis 65° C).
Bedingt durch technische Gründe hat der
Temperaturgradient bei den meisten PCRInstrumenten allerdings einen sigmoiden Verlauf, was bedeutet, dass die Temperaturdifferenz zwischen den Spalten beziehungsweise
Reihen des Probenblocks unterschiedlich groß
ist. Der traditionelle Weg der Gradientenprogrammierung und die verschieden großen
Temperaturdifferenzen zwischen den Spalten
beziehungsweise Reihen des Probenblocks
führen zu Nachteilen, wenn versucht wird,
die optimale Primer-Annealingtemperatur
exakt zu bestimmen:
l In den Spalten oder Reihen des Probenblocks treten nicht-ganzzahlige Temperaturwerte auf.
l Temperaturunterschiede zwischen den Reihen oder Spalten sind ungleich und vergrößern sich zur Mitte des Probenblocks hin.
Abb. 2: Oben: Ergebnis der Gradienten-PCR
zur Auswahl der optimalen Annealingtemperatur. Unten: PCR ohne
Gradient bei optimaler Annealingtemperatur. Es entsteht über den
gesamten Probenblock hinweg ein
reproduzierbares Ergebnis.
l Es ist unmöglich, den berechneten Ta-Wert
für die Gradientenprogrammierung direkt
zu nutzen.
Die erwähnten Nachteile treten unter Verwendung des Biometra Linear Gradient Tools
nicht auf. Das Linear Gradient Tool erlaubt die
Programmierung eines Temperaturgradienten
ausgehend vom berechneten Ta-Wert mit
definierten Temperaturabständen (Inkrement)
zwischen den Spalten des Probenblocks. Zum
Beispiel kann eine berechnete Primer-Annealingtemperatur (Ta) von 60° C für Spalte 6 des
96-Well-Probenblocks programmiert und die
Temperaturdifferenz zwischen den Spalten den
Probenblocks auf ±1.0° C gesetzt werden. Für
den 96-Well-Probenblock stehen insgesamt 12
Spalten (Temperaturen) zur Verfügung.
Zusammenfassung
Das Biometra Linear Gradient Tool des
TAdvanced Thermocyclers ist ein nützliches
Hilfsmittel, um die optimale Primer-Annealingtemperatur (Ta) in einem einzigen PCR-Experiment zu ermitteln. Es erlaubt die Eingabe
der berechneten Primer-Annealingtemperatur
und davon ausgehend die Festlegung eines
Temperaturinkrements. Mittels des Linear
Gradient Tools ist es einfach, Gradienten mit
geradzahligen Temperaturen und mit gleichen
Temperaturabständen von Spalte zu Spalte
einzustellen. Die Ergebnisse lassen sich so
ohne Probleme in ein Standard-PCR-Protokoll
ohne Gradienten übertragen. Daher spart das
Linear Gradient Tool Zeit und Aufwand, wenn
neue Primerpaare optimiert werden sollen.
Abb. 1: Dargestellt ist der Temperaturverlauf im Probenblock mit einem Gradienten zwischen
55° C und 65° C und einer Temperaturdifferenz (Inkrement) von 1°C pro Reihe. Für den
Biometra-Thermocycler TAdvanced (rote Linie) ist die Temperaturdifferenz zwischen
Reihe drei und zehn exakt gleich groß, während Geräte von anderen Herstelllern größere Variationen zeigen.
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[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
Marmur J und Doty P (1962) J Mol Biol 5:109-118
Wallace et al. (1979) Nucleic Acid Res. 6: 3543.
Rychlik, W. und Rhoads, R.E. (1989) Nucl. Acids Res. 17,
8543.
Breslauer et al. (1986) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83: 3746.
SantaLucia, J. (1998) Proc. Nat. Acad. Sci. USA 95, 1460.
von Ahsen N. et al. (1999) Clin. Chem. 45, 2094.
Abb.: Analytik Jena
Referenzen
LABORWELT
26.03.2015 16:02:30 Uhr
Expertenstatement Bioanalytik, Mess- und Regeltechnik
Wie CRISPR/Cas die
Forschung verändert
Thomas Moser
ist Geschäftsführer
des Forschungsdienstleisters
Horizon Genomics
GmbH in Wien.
Das Unternehmen
hieß bis zur Übernahme im Januar
noch Haplogen
Genomics.
Thomas Moser, Horizon Genomics GmbH, Wien
Abb.: Horizon Genomics
Die CRISPR/Cas9-Technologie ist dabei, die molekularbiologische Forschung zu revolutionieren:
Mit ihrer Hilfe ist es vergleichsweise einfach, Mutationen an endogenen Genloci einzuführen.
Die einfachste Anwendung dieser Technologie ist die Herstellung von Knockout-Zelllinien, in
der ein Gen gezielt, stabil und vollständig inaktiviert ist. Komplexere Anwendungen umfassen
die Einführung von gezielten Punktmutationen oder das Taggen von Genen.
Ein wesentlicher Flaschenhals der CRISPR/CasTechnologie stellt das diploide Genom der
meisten Eukaryontenzellen dar. Zum einen
stellt die Genotypisierung von diploiden Zellen eine Herausforderung dar, zum anderen
ist es oft schwierig, Zelllinien herzustellen, in
denen beide Genkopien editiert sind. Haploide Zellen stellen in diesem Zusammenhang
eine interessante Alternative dar: Sie verfügen lediglich über eine Genkopie. Infolgedessen ist der Phänotyp einer jeden Mutation
sofort offensichtlich und wird nicht durch
die zweite Genkopie maskiert.
1.200 Knockout-Zelllinien verfügbar
Da die Genotypisierung darüber hinaus so
einfach ist, können wir Knockout Zellen
im Hochdurchsatzverfahren generieren.
Bis jetzt wurden mehr als 1.200 KnockoutZelllinien für die verschiedensten Gene
fertiggestellt. Somit sind sie kurzfristig
zu einem attraktiven Preis-/Leistungsverhältnis verfügbar. Mit themenbezogenen
Sammlungen von Knockout-Zelllinien haben
akademische Gruppen nun die Möglichkeit
ganze Stoffwechselwege einfach und schnell
zu studieren. Darüber hinaus stellen wir
Forschern beim Kauf unserer Zelllinien auch
die Genome Editing Tools zur Verfügung,
die zu ihrer Herstellung verwendet worden
sind. Das ermöglicht es dem Kunden, seine
Forschung auch auf andere Modellsysteme
auszudehnen.
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Bioanalytik, Mess- und Regeltechnik Kongressreport
Dr. Philipp Graf, Redaktion Laborwelt
Algen als ergiebige Ölfabriken oder die Hightech-Farm fürs Weltall – das waren nur einige
der Topthemen beim Forum Life Science 2015. Alle zwei Jahre lädt die Bayern Innovativ GmbH
Akteure aus den angewandten Lebenswissenschaften ein, ein Panorama aktueller Forschungsaktivitäten zu zeichnen. Die neunte Ausgabe des Kongresses führte Mitte März rund 1.000
Teilnehmer an den Garchinger Campus der Technischen Universität München (TUM). Ob
Pharma, Ernährung, industrielle Biotechnologie – bei den verschiedenen Vortragssträngen zu
den Anwendungsfeldern ging es auch um moderne analytische Verfahren und leistungsstarke
Hightech-Werkzeuge. Knapp 100 Aussteller waren in Garching präsent.
Mikroorganismen als alternative Fabriken für
Treibstoffe rücken zunehmend in den Fokus
der Industrie. Besonders die ständig wachsende Flugindustrie bleibt auf unabsehbare
Zeit auf Flüssigtreibstoffe angewiesen. Die
Luftfahrtbranche hat sich zudem selbst das
Ziel gesteckt, ihre CO2-Emissionen bis 2050
gegenüber 2005 zu halbieren. „Mikroalgen
sind für die Herstellung von Kerosin daher
besonders en vogue“, sagte der Biotechnologe
Thomas Brück von der TUM. Der Vorteil: die
grünen Winzlinge wandeln mit Hilfe von Licht
Kohlendioxid äußerst effizient in energiereiche
Verbindungen wie etwa fette Öle (Lipide) um.
Doch bislang sind die meisten AlgentreibstoffProjekte weltweit noch zu teuer und damit
weit von einer wirtschaftlichen Industrieproduktion entfernt. In dem mit bayerischen
Landesmitteln geförderten Verbundprojekt
„AlgenFlugKraft“ tüfteln Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft daran, dem Konzept
Flugsprit aus Algen einen technologischen
Schub zu geben. Dazu ist gerade nagelneu
für rund 12 Mio. Euro ein Algentechnikum am
TUM-Standort in Ottobrunn fertiggestellt
worden; Geld kam vom Freistaat Bayern und
der Airbus Group.
LED-Technik simuliert Klimaszenarien
Das Hightech-Gewächshaus ist mit neuester
LED-Beleuchtung und Klimatechnik ausgestattet. „Ob Kalifornien, Südsee oder Sahara,
wir holen die Sonne nach München, können
Klimaszenarien exakt simulieren und die Algen
im großen Maßstab kultivieren“, so Brück.
Überall auf dem Globus haben die Forscher
nach Photosynthese treibenden Algen gefahndet, die besonders ergiebig in der Ölproduktion
sind. Eine Alge aus Australien ist derzeit zum
Spitzenkandidaten für die weiteren Analysen
Für das Forum Life Science verwandelte sich der Garchinger Campus der TU München zum
Branchentreff für knapp 1.000 Akteure aus den angewandten Lebenswissenschaften.
X | 16. Jahrgang | Nr. 2/2015
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geworden. Damit die Algen große Mengen
der begehrten Lipide herstellen, müssen sie
unter Lichtstress gesetzt werden. Von dem
Algentechnikum profitieren auch die Arbeiten
eines vom Bundesforschungsministerium
geförderten Konzepts einer Algenbioraffinerie,
in der Algen als Rohstoff möglichst vollständig verwertet werden sollen, und das neben
Kerosin auch zu Bio-Schmierstoffen oder
Baustoffen führen soll.
EDEN-Projekt: Pflanzenbau fürs All
Mit Hightech die Agrarproduktion in Siedlungen vorantreiben – das ist ein Zukunftsthema,
mit dem sich Raumfahrtingenieure vom
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) in Bremen beschäftigen. Conrad Zeidler
berichtete von Forschungen aus dem EDENLabor, in dem seit 2014 neueste Pflanzenanbaumethoden ausprobiert werden – für den
Einsatz im Weltall. Die Forscher testen in ihren
hermetisch abgeschlossenen Räumen optimale LED-Licht- und Klimatechnik, mit deren Hilfe
Salat, Radieschen und Kohl prächtig gedeihen.
Aber auch über Anbau in städtischen Hochhäusern, das sogenannte Vertical Farming,
machen sich die DLR-Forscher Gedanken. In
einer Simulation haben sie etwa für ein 37-stöckiges Hochhaus berechnet, wie effizient dort
zehn verschiedene Gemüse und Tilapia-Fische
kultiviert werden können. Fazit: Die äußerst
produktive Hochhausfarm verbraucht eine
Fläche, die um den Faktor 1.000 geringer ist als
herkömmliche Agrarflächen und besitzt einen
guten CO2-Fußabdruck. Erster Prüfstein für die
praktische Umsetzung der Technologien der
Bremer DLR-Forscher ist ein Test-Gewächshausmodul, das 2017 an der Neumayer-Station
III des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und
Meeresforschung (AWI) in der Antarktis aufgebaut werden soll.
Bereits zum zweiten Mal nutzte die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie
e.V. (GBM) das Forum Life Science als Bühne
für die Verleihung des German Life Science
Awards (s.S.6). Der mit 50.000 Euro dotierte
Nachwuchsforscherpreis wird von Roche gestiftet. 2015 geht er an die in Leipzig forschende
Chemikerin Irene Coin und den Bioinformatiker
Bernhard Renard vom Robert-Koch-Institut in
Berlin. Coin hat ein raffiniertes System entwickelt, um in lebenden Zellen das dynamische
Andocken des Peptidliganden an den CRF1Hormonrezeptor im Detail zu studieren. Mussten Strukturbiologen dazu bisher aufwendig
Proteinkristalle züchten, setzt die italienische
Forscherin auf synthetische Biologie: Durch
den Einbau künstlicher Aminosäuren in den
Rezeptor hat sie die Choreographie der Bindung
des Liganden in Rekordzeit aufgeklärt.
Abb.: Forum Life Science
Forum Life Science: Mit
Hightech zum Turbogrün
LABORWELT
26.03.2015 16:02:39 Uhr
Labormarkt im Umbruch (24) Serie
Abb.: Greiner Bio-One
Greiner Bio-One: Zurück
unter dem Schutzschild
Greiner Bio-One International AG, GBO (2013)
Umsatz: 373 Mio. Euro (beide Holdings: 1,32 Mrd. Euro)
F&E-Quote: 3% des Umsatzes
Mitarbeiter: 1.728 (beide Holdings: 8.204)
Leiter Bio-One: Rainer Perneker
Vorstandsvorsitzender Greiner: Axel Kühner
Dr. Martin Laqua, Redaktion Laborwelt
Nettoumsatz nach Regionen
Nicht immer sind es die großen Konzerne, die den Takt vorgeben. Gerade im stark zersplitterten
Labormarkt können auch Familienunternehmen rasant wachsen. Im Vergleich zu den großen Laborausrüstern kommt der Plastik-Spezialist Greiner Bio-One ausgesprochen wendig daher. Die Firma
Greiner wurde zwar bereits 1868 – als ein schwäbisches Kolonialwaren- und Eisenwarengeschäft
– gegründet, doch erst 1963 setzte sie auf das Thema Labortechnik. Das Geschäft mit KunststoffPetrischalen entwickelte sich hervorragend. Nach einem Intermezzo als eine selbständige, auf die
Life Sciences spezialisierte Firma zwischen 2001 und 2013 – der Greiner Bio-One International AG
– gehört sie als eine GmbH mittlerweile wieder zur Greiner Holding AG. Damit ist auch klar: Der
damals gerüchteweise angedachte Gang der Labortechnik an die Börse ist erst einmal vom Tisch.
Der ist auch gar nicht nötig, denn die zu 100% im Familienbesitz befindliche Firma wächst auch
ohne externes Kapital. Nötige Investitionen werden über den positiven Cashflow finanziert.
Geschäftsbereiche GBO (Bereichssitz)
Was haben die Tötung einer 63-Jährigen 1993
in Idar-Oberstein und ein Einbruch 2007 bei
einem Optiker im 700 Kilometer entfernten
Gallneukirchen bei Linz gemeinsam? Beide
Verbrechen gehören zu einer Serie von stolzen
40 Delikten, die vermeintlich von einer einzigen
Person verübt wurde. Nach monatelanger Suche
wurde diese 2009 ausfindig gemacht: Es handelte sich um eine Angestellte einer deutschen
Verpackungsfabrik, die für Greiner Bio-One von
Hand Wattestäbchen auf Verschlussstopfen
montiert. Natürlich steckte nicht sie hinter den
Verbrechen. Ihre omnipräsente DNA machte
die Polizei schmerzhaft darauf aufmerksam,
dass für bakteriologische Abstriche vorgesehene Stäbchen nicht für DNA-Tests verwendet
werden sollten. Greiner kam aus dem Fall des
„Heilbronner Phantoms“, benannt nach einem
Mord in Heilbronn, relativ unbeschadet davon,
obwohl einige Chargen der Abstrichbestecke
offenbar fälschlicherweise als DNA-frei gekennzeichnet worden waren. Von dieser Anekdote
abgesehen taucht Greiner nur selten in den
Medien auf. Die nach der Fusion der deutschen
und österreichischen Firmen in den 1980er
Jahren von Kremsmünster aus geführte Holding wächst organisch, Firmenzukäufe sind die
Ausnahme. Die Wendigkeit, mit der Greiner auf
LABORWELT
XI_LW2_15_LMiU_Greiner_ml.indd 11
Europa 48%; Nordamerika 19%;
Asien 23%; Südamerika 7%; übrige Welt 3%
veränderte Gegebenheiten reagiert, wird zum
Beispiel bei der Sparte Greiner Bio-One deutlich. Vier Bereiche gehören zusammen mit dem
Sterilisationsdienstleister Mediscan zu dieser
Sparte: BioScience (Zellkulturzubehör, Mikrotiterplatten für Hochdurchsatzanwendunge),
Preanalytics (Probenentnahmesysteme für
Blut, Urin und Speichel zur Anwendung in
Kliniken, Diagnostik-laboren und Arztpraxen), Diagnostics (Biochips für zum Beispiel
Genotypisierungen) und – über alle Bereiche
hinweg – OEM-Dienstleistungen. Die beiden
letztgenannten Bereiche wurden erst in den
vergangenen Jahren neu eingerichtet, um auf
die Kundennachfrage zu reagieren.
Das Ende einer 142-jährigen Ära
Auch die großen Sparten werden als Ganzes
oft neu positioniert. Beispiel Greiner Bio-One:
Die Medizin- und Labortechniksparte wurde
2001 wohl mit Hinblick auf einen möglichen
Börsengang ausgegliedert und jahrelang als
eigenständige Holding geführt – auch noch
2013 (siehe Box). Mit dem Ende eines groß angelegten Umstrukturierungsprozesses wurde
2010 bekannt, dass Bio-One zusammen mit den
anderen vier Sparten – Packaging International
(Verpackungen), Foam International (Schaumstoffe), Tool.Tec (Maschinenbau) und Perfoam
(Fahrzeuginnenausbau) – ab 2014 wieder unter
dem Dach einer Holding geführt wird.
Auch in anderer Hinsicht überraschte der
Reformprozess: Angefangen beim Krämerladen
des Ehepaares Carl Albert und Emilie Greiner
über die Korkstopfenfabrik des Sohnes Hermann
wurde die Firma über fünf Generationen von
einem Familienmitglied geführt. Damit war
Preanalytics (Kremsmünster, AUT); BioScience (Frickenhausen, D); Diagnostics (Rainbach, AUT); OEM (Kremsmünster), Mediscan GmbH & Co. KG (Kremsmünster)
2010 Schluss. Da in der familieninternen Kaderschmiede, in der Firma als „Goldfischteich“
bezeichnet, kein geeigneter Kandidat zu finden
war, wurde 2009 mit Axel Kühner ein DaimlerManager in den Vorstand geholt und ein Jahr
später als erster externer Vorstandsvorsitzender
an der Spitze installiert. Die 43 Familienaktionäre halten freilich über einen Gesellschafterrat,
der die Besetzung des Aufsichtsrats kontrolliert,
weiter alle Fäden in der Hand. Seine Feuertaufe
muss Kühner gerade in einem millionenschweAnzeige
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ren Streit mit dem 2011 zwangsabgelösten
Geschäftsführer – und bis dahin unangefochtenen Doyen – der Sparte Bio-One, Franz Konrad,
bestehen: Greiner wirft ihm vor, Verträge mit
Dritten zu für Greiner extrem ungünstigen
Bedingungen abgeschlossen zu haben.
Insgesamt arbeiten die 1.700 Mitarbeiter
von Bio-One an 24 Standorten, an 7 davon
wird produziert – seit 2013 auch in Thailand.
Das Europa-Geschäft wird mit einer 2017 in
Betrieb gehenden Erweiterung für das Werk
in Mosonmagyaróvár (Ungarn) gestärkt. 6,5
Mio. Euro fließen in den Bau der neuen Halle.
Bei einem positiven Cashflow von 42 Mio.
Euro 2013 kommt der Betrag de facto aus der
Portokasse. Jedoch wurde 2013 mit 15 Mio. Euro
deutlich vorsichtiger in die Sparte investiert als
im Vorjahr (33 Mio. Euro). Trotzdem ist derzeit
kein Grund in Sicht, warum Greiner Bio-Ones
Strategie organischen Wachstums bei organisatorischer Flexibilität nicht auch 2014 für ein
weiteres Umsatzplus sorgen wird. Das wäre
dann bereits das fünfte Mal in Folge.
16. Jahrgang | Nr. 2/2015 | XI
26.03.2015 16:02:48 Uhr
Bioanalytik, Mess- und Regeltechnik Massenspektrometrie
Marc Kipping, Waters GmbH, Eschborn
Massenspektrometrie und Ionenmobilitätsspektrometrie sind ähnlich alte Techniken, die in
der Geschichte der Analytik eine lange Koexistenz haben. Inzwischen gibt es Hybridgeräte,
die beide Methoden verlustfrei und routinetauglich in einem Gerät kombinieren.
Die Ionenmobilitätsspektrometrie (IMS) ist
eine der Massenspektrometrie sehr ähnliche
Technik, nur dass hier Ionen nicht im Vakuum
und aufgrund ihres Masse/Ladungsverhältnisses, sondern durch unterschiedliche
Wanderungsgeschwindigkeit in einem Gas
getrennt werden. Die Wanderungsgeschwindigkeit hängt dabei neben der Ladung vom
Querschnitt des Volumens ab, welches sich
bei freier Drehung der Ionen ergibt, und als
Collisional Cross Section bezeichnet wird.
Somit können mittels IMS zum Beispiel auch
Ionen mit gleichem Masse/Ladungsverhältnis
getrennt werden, wenn sie durch ihre unterschiedliche räumliche Struktur verschiedene
Collisional Cross Sections haben.
Massenspektrometrie und Ionenmobilitätsspektrometrie sind ähnlich alte Techniken,
die in der Geschichte der Analytik eine lange
Koexistenz haben. Der Einbau einer Ionenmobilitätszelle in ein kommerzielles hochauflösendes Massenspektrometer ist jedoch
mit technischen Schwierigkeiten verbunden,
welche die Einführung von Hybrid-Geräten
verzögerten. Durch Travelling Wave Ionenmobilitätsspektrometrie (TWIMS) können
diese überwunden werden [1]. 2006 konnte
durch die Vorstellung des SynaptTM (Waters)
gezeigt werden, dass es technisch möglich ist,
TWIMS und hochauflösende Time-of-FlightMassenspektrometrie (TOF-MS) verlustfrei
und routinetauglich in einem Gerät zu kombinieren.
Ein Schema des Models Synapt G2-Si ist in
Abbildung 1 dargestellt. Bei dem Gerät handelt
sich um ein sogenanntes Quadrupol-oaTOF
Hybridmassenspektrometer (Q-TOF-MS) bei
dem die übliche Kollisionszelle durch eine Triwave-Zelle ersetzt ist. In dieser flankieren zwei
Travelling Wave Kollisionszellen (Trap- und
Transfer-Kollisionszelle) eine Travelling Wave
Ionenmobilitätszelle. Somit ist es möglich,
Fragment-Ionen zu erzeugen und diese vor
der massenspektrometrischen Analyse im TOF
mittels IMS zu trennen, es können aber auch
IMS-getrennte Ionen fragmentiert werden.
Nach Verlassen der Triwave-Zelle werden die
XII | 16. Jahrgang | Nr. 2/2015
XII-XIII_LW2_15_Waters.indd 12
Ionen zum aoTOF-Analysator weitergeleitet.
Dort wird ihre Ankunftszeit, welche sich im
wesentlichen durch die Zeit in der TWIMS-Zelle
ergibt, und ihre masseabhängige Flugzeit im
TOF bestimmt. Dabei erhält man für jedes
detektierte Ion neben der Massen-Information
eine IMS-Driftzeit-Information und damit eine
zusätzliche Dimension von Daten. Durch die
zeitliche und räumliche Trennung der Ionen in
der TWIMS-Zelle können massenspektrometrische Techniken wesentlich in ihrer Leistung
gesteigert werden.
Im Jahr 2004 wurde mit LC-MSE erstmals
ein Data Independent Acquisiton (DIA)Experiment als kommerzielle LC-MS-Technik
vorgestellt. Im Gegensatz zur Data Dependent
Acquisition (DDA), bei der in einem MSMSExperiment mit einem MS1-Filter einzelne
Ionen selektiert und anschließend fragmentiert werden, handelt es sich bei LC-MSE um ein
multiplexed LC-MS-Experiment. Alle Ionen, die
in der Ionenquelle des Massenspektrometers
gebildet werden, werden auch fragmentiert.
Durch alternierendes Ein- und Ausschalten der
Kollisionsenergie erhält man einen vollständigen Datensatz aller erzeugten Ionen und
aller daraus generierbaren Fragment-Ionen.
Der Vorteil eines solchen Datensatzes ist, dass
auch bei Analysen, bei denen man vorher nicht
alle erwarteten Analyten kennt, keine Gefahr
für Informationsverluste besteht.
Analyse komplexer Datensätze
Die Herausforderung bei der Analyse der
LC-MSE-Daten besteht in der hohen Komplexität des erzeugten Datensatzes. Wenn beispielsweise zwei Vorläufer-Ionen gleichzeitig
von der LC eluieren, dann mischen sich auch
ihre Fragment-Ionen im Massenspektrum.
Begegnen kann man dieser Herausforderung zunächst mit hoher Auflösung der
chromatographischen Trennung und einem
sogenannten Chromatographic Cleaning. Da
Fragment-Ionen aufgrund der hohen Reproduzierbarkeit von Gasphasen-Fragmentierungen
in einem Massenspektrometer stets exakt das
gleiche LC-chromatographische Profil wie ihre
Vorläufer-Ionen aufweisen, können bereits bei
geringsten Abweichungen im LC-Profil zweier
Vorläufer-Ionen die Fragment-Ionen eindeutig
zugeordnet werden. Hier treten bei komplexen
Mischungen die hohen Peak-Kapazitäten moderner UPLC-Trennverfahren als großer Vorteil
hervor. Dennoch lassen sich bei der enormen
Komplexität, die zum Beispiel in einem Shotgun-Proteomics-Experiment auftritt, niemals
alle Vorläufer-Ionen LC-chromatographisch
unterscheiden. In diesen Fällen kann die zusätzliche Ionenmobilitäts-chromatographische
Trennung helfen. Bei Fragmentierung der
Vorläufer-Ionen in der Transfer-Kollisionszelle
nach Ionenmobilitätstrennung in der TWIMSZelle, haben wiederum alle Fragment-Ionen
exakt das gleiche IMS-chromatographische
Profil wie ihre Vorläufer-Ionen. Damit lässt
sich ein Fragment-Ion eindeutig nur einem
Vorläufer zuordnen, der das gleiche LC-chromatographische Profil und das gleiche IMSchromatographische Profil aufweist wie es
Abb. 1: Das Synapt G2-Si ist ein hochauflösendes Quadrupol-oaTOF Hybridmassenspektrometer, bei dem anstelle der Kollisionszelle eine aus drei unabhängignen T-Wave Ion
Guides aufgebaute Triwave-Zelle eingebaut ist.
Abb.: Waters
Leistungssteigerung bei
der Massenspektrometrie
LABORWELT
26.03.2015 16:02:58 Uhr
Massenspektrometrie Bioanalytik, Mess- und Regeltechnik
selbst (Abbildung 2). Die Analyse mittels HDMSE
führt gegenüber dem LC-MSE-Experiment zu
einer wesentlichen Steigerung der Spezifität
und damit zu einer Leistungssteigerung der
Methodik, mit der zum Beispiel im Shotgun Proteomics-Experiment etwa eine Verdopplung der
identifizierbaren Proteine bei sonst identischen
Parametern beobachtet werden kann. Eine
umfassende Darstellung der Leistungsfähigkeit
von HDMSE findet sich in Distler et al. [2].
TWIMS-gestütztes DDA (HD-DDA)
Die bereits erwähnte Data-Dependent-Acquisition-Strategie ist eine sehr gute Methode bei
der LC-MS-Datenaufnahme erwarteter Analyten in gezielten Experimenten und auch bei
einigen Formen von ungezielten Experimenten noch immer unumgänglich. Vorteil der
Methode ist, dass alle nicht interessierenden
Vorläufer-Ionen bereits mit dem MS1-Filter
entfernt werden. Somit sind die Fragmentspektren wesentlich weniger komplex.
In hochkomplexen Analysen besteht die
Herausforderung beim DDA-Experiment in
einem Zeitproblem. Da während der Auswahl
eines Vorläufers alle anderen Signale ausgefiltert werden, muss die Datenaufnahmezeit so
gering wie möglich gehalten werden, um möglichst viele Vorläufer auswählen zu können.
Mit immer geringeren Aufnahmezeiten sinken
aber die Signalintensitäten insbesondere der
Fragmentspektren unter die Nachweisgrenze.
Damit resultiert aus dem Zeitproblem ein
Empfindlichkeitsproblem, welches sich nur
durch höchstmögliche MSMS-Empfindlichkeit
lösen lässt. Bei modernen hochauflösenden
Massenspektrometern sind die technischen
Optimierungsmöglichkeiten bezüglich der
Empfindlichkeit bereits stark ausgeschöpft.
Ein Punkt mit dennoch hohem Optimierungspotential für die Empfindlichkeit von oaTOF-
Massenspektrometern ist die orthogonale
Ablenkung der Ionen. Am dafür zuständigen
Pusher kommt ein kontinuierlicher Ionenstrom
an. Von diesem werden Pakete in das TOF-Flugrohr abgelenkt. Alle Ionen, die während der
Flugzeit eines Paketes am Pusher ankommen,
gehen verloren (Abb. 3A). Der typische Duty
Cycle aktueller Geräte beträgt daher nur etwa
10%. OaTOF-MS können dieses fundamentale
Problem zwar gut dadurch kompensieren, dass
der verwendete Detektor einzelne Teilchen
detektieren kann, während zum Beispiel bei
hochauflösenden Ionenfallen immer mehrere
Ionen vorhanden sein müssen, um überhaupt
Signale detektieren zu können. Dennoch liegt
in der Erhöhung des Duty Cycles Potential für
noch höhere Empfindlichkeiten. Dazu muss
der Ionenstrom in Pakete gebündelt werden,
in denen beim Push Event alle Ionen in das
TOF eintreten, während innerhalb der Trennzeit keine Ionen am Pusher ankommen (Abb.
3B). Dies lässt sich bei Einsatz der TWIMS zur
Auftrennung der in der ersten Kollisionszelle
gebildeten Fragment-Ionen so realisieren, dass
ein Duty Cycle von nahezu 100% und damit
eine Empfindlichkeitssteigerung von Faktor
10 für den gesamten Massenbereich möglich
wird (Abb. 3C). Das TWIMS-gestützte DDAExperiment wird mit HD-DDA bezeichnet. Es
können bei gleicher MSMS-Messzeit zehnfach
höhere Signale beziehungsweise in einem
Zehntel der Messzeit gleiche Signalqualitäten im MSMS-Fragmentspektrum erreicht
werden. Eine umfassende Darstellung der
Leistungsfähigkeit von HD-DDA ist bei Helm
et al. [3] zu finden.
Abhängig davon, ob bei der T WIMSTrennung Vorläufer oder Fragment-Ionen
getrennt werden, können sowohl die Systemtrennleistung und Spezifität als auch
die Empfindlichkeit deutlich erhöht werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich
durch Einsatz von TWIMS in der Triwave-Zelle
A
B
C
Abb. 3: Aus dem Ionenstrom werden beim
oaTOF Segmente orthogonal in den
TOF-Bereich abgelenkt. Ionen, die
während der TOF-Trennzeit ankommen gehen verloren (A). Bei Ionenankunft in Paketen werden nahezu alle
Ionen für die TOF-Analyse verwendet (B). Die TWIMS-Trennung, der in
der Trap-Kollsionszelle gebildeten
Fragment-Ionen, generiert IonenPakete und erlaubt damit einen Duty
Cycle von nahezu 100% bei der anschließenden TOF-Analyse (C).
des Synapt die Leistung etablierter massenspektrometrischer Methoden entscheidend
steigern lässt.
Literatur
[1]
[2]
[3]
Applications of a travelling wave-based radio-frequency-only stacked ring ion guide. Giles K, Pringle SD,
Worthington KR, Little D, Wildgoose JL, Bateman RH.
(2004) Rapid Commun Mass Spectrom. 18(20), 24012414.
Drift time-specifi c collision energies enable deep-coverage data-independent acquisition proteomics. Distler U,
Kuharev J, Navarro P, Levin Y, Schild H, Tenzer S. (2014)
Nat Methods. 11(2), 167-170.
Ion mobility tandem mass spectrometry enhances
performance of bottom-up proteomics. Helm D, Vissers
JP, Hughes CJ, Hahne H, Ruprecht B, Pachl F, Grzyb A,
Richardson K, Wildgoose J, Maier SK, Marx H, Wilhelm
M, Becher I, Lemeer S, Bantscheff M, Langridge JI,
Kuster B. (2014) Mol Cell Proteomics 13(12), 3709-3715.
Abb.: Waters
Kontakt
Abb. 2.: LC-chromatographisches und IMS-chromatographisches Alignment im HDMSE Experiment zur eindeutigen Zuordnung von Vorläufer- und Fragment-Ionen bei ungefilterten multiplexed LC-MS-Experimenten mit hochkomplexen Mischungen.
LABORWELT
XII-XIII_LW2_15_Waters.indd 13
Dr. Marc Kipping
Waters GmbH
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16. Jahrgang | Nr. 2/2015 | XIII
26.03.2015 16:03:05 Uhr
Bioanalytik, Mess- und Regeltechnik Interview
Proteome für die
personalisierte Medizin
Bisher spielten Proteome in der personalisierten Medizin kaum eine Rolle. Das Forscherteam
um Ruedi Aebersold schickt sich an das zu ändern: Ausgefeilte Massenspektrometrie-Techniken könnten sich auch für den Einsatz in der klinischen Diagnostik eignen. Erste Untersuchungen an Tumorbiopsien (doi: 10.1038/nm.3807) gibt es bereits.
Aebersold
Das ist richtig. Viele bisherige MS-Methoden
wählen zufällig etwa jedes tausendste Peptid
aus und analysieren es. Weil nicht jedes Mal
dieselben Peptide ausgewählt werden, sind
die Ergebnisse zwar richtig, aber nicht reproduzierbar. Die von uns entwickelte SWATHMS-Technik kann diese Einschränkungen
überwinden.
LABORWELT
Wie funktioniert das neue Verfahren denn
genau?
Aebersold
Wir reduzieren die Komplexität auf andere
Weise als die bisherigen Methoden. Wir suchen nicht länger nach einem bestimmten
Vorläuferion eines Peptids, um das Molekül
dann zu fragmentieren. Stattdessen führen
wir alle Peptide einer Probe zunächst anhand
ihrer Masse und der Fähigkeit, Wasser abzustoßen in etwa 30.000 Gruppen zusammen.
Sie alle analysieren wir dann innerhalb einer
Stunde. So erhalten wir eine riesige Menge
komplizierter Peptid-Fingerprints, die zwischen den verschiedenen Gruppen gemischt
sind. Sie können wir mit Hilfe von Computeralgorithmen voneinander unterscheiden.
In unserer Methode spielt der Zufall keine
Rolle, unsere Technik ist sowohl reproduzierbar als auch schnell.
LABORWELT
Im Rahmen einer Longitudinal-Studie an
Zwillingspaaren haben Sie nachgewiesen,
dass genetische und temporale Effekte die
Abundanz einer Reihe von Proteinen im
Plasmaproteom beeinflussen (DOI: 10.15252/
msb.20145728). Wurden diese Effekte bisher
bei der Entwicklung von plasmabasierten
Biomarkern berücksichtigt?
XIV | 16. Jahrgang | Nr. 2/2015
XIV-XV_LW2_15_interview.indd 14
Aebersold
Diese Effekte waren bisher nicht bekannt.
Wir haben in dieser Studie gezeigt, dass
die Abundanz von vielen Proteinen aus verschiedenen Gruppen unterschiedlich stark
schwankt. Dazu tragen sowohl genetische
als auch nicht-genetische Faktoren bei,
etwa Umweltbedingungen oder das Altern.
Aus Kohortenstudien ist bekannt, dass die
Expression einiger Proteine sogar innerhalb
der Kontrollgruppe stark schwankt. Solche
Proteine eignen sich kaum als Biomarker.
Unsere Studie ist aber die erste, die solche
Veränderungen systematisch und für viele
Proteine gleichzeitig untersucht hat.
LABORWELT
Was bedeutet das für künftige Studien?
Aebersold
Ich würde vermuten, dass bei der Suche
nach Biomarkern in Zukunft ein besonderes Augenmerk auf jene Proteine gelegt
wird, die eine im Allgemeinen sehr geringe
Variabilität zeigen. Außerdem sollten sie
wenn möglich nicht von Umweltfaktoren
beeinflusst werden, die nur sehr schwer zu
kontrollieren sind.
LABORWELT
Gibt es eine Möglichkeit, die von Ihnen
beschriebenen Effekte zu kompensieren,
so dass auch Proteine als Biomarker in Frage
kommen, die stärkere Abundanzschwankungen zeigen?
Aebersold
Es stimmt: Die Suche nach Biomarkern ist
schwierig und wir sind nicht in der luxuriösen Position, dass wir eine große Auswahl
haben. Wir müssen nehmen, was wir kriegen
können und dürfen nicht zu wählerisch sein.
Unsere Studie macht jedoch deutlich, wie
wichtig es ist, dass die Kontrollgruppen in
Biomarkerstudien möglichst passend zu den
Studiengruppen gebildet werden. Sie sollten
sich in Bezug auf Alter, Umweltbedingungen
und so weiter stark ähneln, damit sinnvolle
statistische Analysen möglich werden.
Prof. Dr. Ruedi Aebersold
Ruedi Aebersold (60) ist ein Pionier der
Proteomik und der Systembiolgie. Die
Zeitschrift Analytical Scientist bezeichnete ihn 2013 als einen der weltweit einflussreichsten Forscher der analytischen
Wissenschaften. Nach einem Studium
und der Promotion an der Universität
Basel war Aebersold am California Institute of Technology und an der University
of Washington tätig. Im Jahr 2004 nahm
er den Ruf auf eine Stelle als ordentlicher
Professor am Institut für Biotechnologie an der Eidgenössischen Technischen
Hochschule (ETH) in Zürich an. Dort wurde seine Forschungsgruppe Anfang 2005
der erste Bestandteil des neu gegründeten Instituts für Molekulare Systembiologie. Sie konzentriert sich auf die Entwicklung und Anwendung neuer Methoden
der quantitativen Massenspektrometrie,
mit denen sich Protein-Analyte auch in
komplexen biologischen Proben genau
messen lassen.
LABORWELT
Können Sie das an einem Beispiel erläutern?
Aebersold
Eines unserer Ergebnisse war, dass die Variabilität in der Proteinabundanz mit zunehmendem
Alter ansteigt – oder genauer gesagt, dass die
genetische Kontrolle mit dem Alter abnimmt.
Eine übliche Quelle für die Blutproben in der
Kontrollgruppe könnte die Armee sein, dort
spenden viele junge Leute Blut. Krebs ist aber
eher eine Erkrankung von älteren Menschen.
Wird dies in der Studienplanung nicht berücksichtigt, kann nicht davon ausgegangen
werden, dass in der Studien- und der Kontrollgruppe die gleiche Variabilität vorliegt. Was wir
aus dieser Studie lernen, ist, dass wir dem geeigneten Design von Studien- und Kontrollgruppe
mehr Aufmerksamkeit schenken müssen.
Abb.: Hein Roest, wimimedia commons CCbySA3.0
LABORWELT
Herr Professor Aebersold, mit klassischen
Methoden lassen sich MS-Messergebnisse
zwischen unterschiedlichen Laboren kaum
reproduzieren. Das verhindert bisher einen
breiten klinischen Einsatz.
LABORWELT
26.03.2015 16:03:19 Uhr
10 ears
CANDOR
LABORWELT
Was ist mit den bereits von der FDA anerkannten Biomarkern: Müssen die erneut
untersucht werden?
LABORWELT
Könnte SWATH-MS also den Weg für den
Einzug der Proteomik in die klinische Routinediagnostik bereiten?
Aebersold
Das dürfte nicht notwendig sein. Die Validierung eines Biomarkers durch die FDA ist ein
sehr aufwendiger Prozess. Ich bin mir sicher,
dass die Faktoren, über die wir sprechen, bei
den bereits validierten Biomarkern schon
berücksichtigt worden sind.
Aebersold
Um eine Methode in der personalisierten
Medizin einzusetzen, müssen die Ergebnisse
über viele unterschiedliche Proben hinweg
möglichst genau zu reproduzieren sein.
SWATH-MS ist die erste Methode in den
Proteomics, die genau das erreicht.
LABORWELT
Die von Ihnen beschriebenen Einflussfaktoren
dürften die Suche nach geeigneten Biomarkern noch schwieriger machen.
LABORWELT
Wie wollen Sie die Methode denn weiterentwickeln?
Aebersold
Das Problem ist doch, dass es fast keine Biomarker gibt, die es überhaupt bis zur Validierung
schaffen. Es gibt zahlreiche Studien, in denen
Patienten mit einer bestimmten Krankheit und
eine Kontrollgruppe miteinander verglichen
werden. Gewöhnlich schließt diese Art von
Veröffentlichung mit einer kurzen Liste von
einigen wenigen Proteinen, die es bis zu einem
gewissen Grad erlauben, die beiden Gruppen
voneinander zu unterscheiden. Aus all diesen
Veröffentlichungen sind bisher aber nur eine
Handvoll Proteine als klinisch bedeutsame Biomarker von der FDA anerkannt worden. Lange
Zeit konnte man annehmen, das sei nur so, weil
es eben lange dauert, den Prozess zu durchlaufen und die Arbeiten daran würden fortschreiten. Wenn das so wäre, müssten wir inzwischen
jedoch die ersten dieser potentiellen Biomarker
in klinisch validierten Testsystemen wiederfinden. Dass das nicht passiert, deutet doch darauf
hin, dass wir noch grundlegende Probleme bei
der Suche nach Biomarkern haben. Möglicherweise verhindern einige der Faktoren, die wir
beschrieben haben, dass Biomarker erfolgreich
validiert werden.
LABORWELT
Haben Sie mit Ihrer Methode denn auch
schon einmal klinisches Probenmaterial
untersucht?
Aebersold
In unserer jüngsten Studie (doi: 10.1038/
nm.3807) haben wir den biochemischen
Zustand kleiner Nadelbiopsien untersucht,
konkret von Nierenkrebs-Biopsien, die wir
von an der Studie beteiligten Ärzten am Kantonsspital St. Gallen erhielten. Ausgehend von
ungefähr einem Milligramm Gewebe konnten
wir innerhalb eines Tages die SWATH-MSUntersuchungen durchführen. Den Befund
der Pathologen konnten wir so sehr gut auf
Protein-Ebene nachvollziehen.
LABORWELT
XIV-XV_LW2_15_interview.indd 15
Aebersold
Wir sind dabei, die Zahl der damit messbaren Proteine ständig zu erhöhen. Außerdem
möchten wir die Methode so weiterentwickeln, dass wir damit auch ältere Proben
messen können, wie zum Beispiel Formalinfixiertes Paraffin-eingebettetes Gewebe.
Wir könnten dann aufbewahrte Proben von
Patienten analysieren, von denen der spätere
Krankheitsverlauf und die gewählte Therapie
bekannt sind. So können wir Zusammenhänge zwischen Proteinmuster und späterem
Krankheitsverlauf erkennen.
LABORWELT
In der klinischen Diagnostik sind viele Ärzte
eher konservativ – müssen es sein, arbeiten
sie doch mit den Proben lebender Menschen
und behandeln echte Patienten. Wie hat
sich die Zusammenarbeit aus Ihrer Sicht
gestaltet?
Aebersold
Wir erhielten positive Rückmeldungen von
klinischen Forschern, und wir erwarten, dass
Pathologen die Methode bald für klinische
Entscheide verwenden werden. Bisher hatte
die Proteomik unter Ärzten einen eher schlechten Ruf, weil sie vergleichsweise teuer und
komplex ist. Auch litt die Proteomik unter der
schlechten Reproduzierbarkeit. Dies haben wir
nun korrigiert, und wir sind davon überzeugt,
dass unsere Methode in der Klinik ein großes
Potential hat. Unsere jüngste Forschungsarbeit haben wir daher absichtlich nicht in einer
biologischen, sondern in einer medizinischen
Fachzeitschrift zur Publikation eingereicht.
Davon erhoffen wir uns, Ärzten und Medizinforschern die Vorteile unserer Technik noch
stärker bekanntzumachen. Uns freut auch, dass
unsere Methode nicht mehr ausschließlich auf
den Geräten funktioniert, die wir verwendeten.
Andere Forschende haben die Methode bereits
für weitere Geräte angepasst.
[email protected]
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Blocking, primary
and secondary antibody
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CANDOR Bioscience GmbH
26.03.2015 16:03:24 Uhr
Bioanalytik, Mess- und Regeltechnik Prozessführung
Michael Hartlep und Wolfgang Künnecke, TRACE Analytics GmbH, Braunschweig
Glukose ist das Substrat für die meisten Mikroorganismen und Säugerzellen und hat starke
Wirkungen auf Zellwachstum und Stoffwechsel. Deshalb sollte die Glukosekonzentration
während der Kultivierung zeitnah überwacht und wenn möglich geregelt werden. Häufig
werden Zellen zunächst bei hohen Glukosekonzentrationen vermehrt und dann bei niedrigen
Konzentrationen für die Produktion der gewünschten Produkte gehalten. In diesem Beitrag
wird eine kombinierte Messung und PID-Regelung vorgestellt und charakterisiert.
Um die Glukosekonzentration konstant zu halten, wurden bisher vor allem Zweipunktregler
genutzt. Ihr Regelprinzip ist einfach: Für die
Fütterungspumpe werden zwei Konzentrationswerte festgelegt. Sind sie erreicht, wird die
Pumpe an- beziehungsweise ausgeschaltet.
Die tatsächliche Glukosekonzentration im
Medium schwankt demnach, was für die Zellen
zusätzlichen Stress bedeutet. Indem Förderrate
und Vorlagekonzentration angepasst werden,
lassen sich Konzentrationsschwankungen und
Zellstress minimieren.
Dafür können PID-Regler (proportional
integral derivative) eingesetzt werden. Sie
bestehen aus drei Teilreglern, die zusammenwirken: Proportionalregler (P), Integralregler (I)
und Differentialregler (D). Das Übergangsverhalten des Reglers wird durch eine Differentialgleichung beschrieben. Durch den I-Anteil
kann die bleibende Regelabweichung, die bei
einem reinen P-Regler entsteht, ausgeglichen
werden. Mit Hilfe des D-Anteils kann der
Regler auf schnelle Konzentrationsänderungen im Reaktor reagieren. Der PID-Regler ist
deshalb für Zufütterungsprozesse deutlich
besser geeignet als ein konventioneller Zweipunktregler. Nachteilig war bisher, dass für
die Implementierung eines PID-Reglers eine
Prozesssteuerung notwendig war, was den
apparativen Aufwand deutlich erhöhte. Heutzutage werden in der Praxis häufig empirische
Dimensionierungen eingesetzt. Diese lassen
sich auch im Bereich der Biotechnologie gut
verwenden.
Das TRACE C2 Control ist ein Online-Analysengerät zur PID-Regelung von Glukose und
zur gleichzeitigen Messung von Laktat. Die
Methode zur Messung beider Parameter beruht
auf der etablierten enzymatischen Bestimmung mittels oxidase-basierten Biosensoren.
Diese amperometrischen Sensoren sind in
vorkonfektionierten Single-Use-Schlauchsets
integriert. Der Bereich, in dem eine Regelung
möglich ist, liegt zwischen 0,1 g/L und 40 g/L
XVI | 16. Jahrgang | Nr. 2/2015
XVI_LW2_15_trace_analytics.indd 16
Glukose. Zusätzlich kann der Parameter Laktat
zwischen 0,05 g/L und 10 g/L gemessen werden. Die Messfrequenz liegt je nach Applikation
bei maximal 60 Messungen pro Stunde – ausreichend hoch, um auch mikrobielle Prozesse
sicher verfolgen und regeln zu können
Kompletter Mess- und Regelkreis
in einem Gerät.
Mit Hilfe des im Messgerät integrierten PIDReglers kann die Glukosekonzentration in
Zellkultivierungen auf sehr niedrigem Niveau
konstant gehalten werden. Die eingebaute
Fütterungspumpe ist für Bioreaktoren bis etwa
5 L Arbeitsvolumen geeignet. Für geregelte
Fütterungen in größeren Bioreaktoren können
über die serielle Schnittstelle externe digitale
Pumpen direkt angesteuert werden.
Für eine erste Dimensionierung des PID-Reglers wurden zunächst Störversuche in einem
Glasfermenter mit einem Füllvolumen von 1,5 L
durchgeführt, um das Verhalten des Reglers zu
überprüfen. Der Sollwert wurde auf 5 g/L Glukose eingestellt und eine Glukoseverbrauchsrate von 1 g/(L*h) wurde vorgegeben. Eine 200 g/L
Glukoselösung wurde mit Hilfe der internen
Pumpe automatisch zugefüttert. Das System
wurde mehrfach durch Zugabe von Wasser
aus dem Gleichgewicht gebracht und damit
die Glukosekonzentration jeweils von 5 g/L auf
3 g/L gesenkt. Durch die jeweilige Sprungantwort wurden die Parameter des PID-Reglers
mittels empirischer Dimensionierung optimiert. Der Regelbereich (+/-10%) wurde so
statt nach 50 Minuten schon nach 15 Minuten
erreicht.
Auf der Basis der Versuche können folgende
Werte für Zellkulturen (mikrobielle Prozesse) als
initiale Einstellungen am TRACE C2 verwendet
werden: P-Anteil: 0,01–0,1 %/(g/L) (0,1–0,5%/
(g/L)), I-Anteil (Nachstellzeit): 60 min (45 min)
und D-Anteil (Vorhaltzeit): 1 min (2 min).
Mit der optimierten Reglereinstellung wurde eine Laktobazillus-Kultivierung bei der Fa.
ATB, Potsdam unter industriellen Bedingungen
durchgeführt (siehe Abbildung 1). Zunächst
wurde die Kultur im Batchbetrieb mit ca. 30
g/L Glukose gestartet und bis zum Verbrauch
der Glukose gefahren. Anschließend wurde der
Regler auf einen Sollwert von 2 g/L eingestellt.
Der Regelbereich wurde schnell erreicht und
nicht mehr verlassen. Somit war eine zuverlässige Regelung bereits mit diesen ersten
empirisch ermittelten Einstellungen möglich.
In weiteren Versuchen kann das Einschwingverhalten weiter optimiert werden.
Abb.: Trace Analytics
Online-Glukoseregelung
für bessere Bioprozesse
Abb. 1: Verlauf der Glukosekonzentration während einer Fermentation mit
Batchphase (0-18 h) und als Chemostat (18 -36 h).
LABORWELT
26.03.2015 16:03:34 Uhr
Verbände Service
DGKL / VDGH
IPF-Beirat doppelt verstärkt
 Das Infozentrum für Prävention und Früherkennung (IPF) des Verbandes der DiagnosticaIndustrie (VDGH) hat seine wissenschaftliche
Kompetenz erweitert: Die Deutsche Vereinte
Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) hat ihren Vizepräsidenten Berend Isermann als Mitglied im IPF-Beirat
benannt. Als weiteres Mitglied begrüßt das IPF
Jan Kramer, ärztlicher Leiter und Geschäftsführer des Laborverbundes LADR. Die neuen
Experten im wissenschaftlichen Beirat des IPF
kennen sich auf dem Gebiet der Labormedizin
hervorragend aus: Isermann ist hauptberuflich
Leiter des Instituts für Klinische Chemie und Pathobiochemie der Universität Magdeburg. Kramer ist Facharzt für Laboratoriumsmedizin und
Facharzt für Innere Medizin. Das IPF informiert
seit mehr als 15 Jahren die Öffentlichkeit in Form
von kostenlosen Faltblättern und regelmäßigen
Pressemitteilungen über Krankheiten und ihre
Vorstufen, die mit Hilfe von Laboruntersuchungen diagnostiziert werden können. Seit
2013 bietet das IPF mit seinem Internetportal
www.vorsorge-online.de Patienten, Ärzten
und Journalisten eine Plattform für vielfältige
Informationen rund um die Labordiagnostik
an. Für das IPF bedeuten beide neuen Beiratsmitglieder eine zentrale Verstärkung: „Mit den
Benennungen ist dem IPF ein wichtiger Schritt
gelungen“, sagt VDGH-Geschäftsführer Martin
Walger. „Ein gut aufgestellter Beirat versetzt
uns in die Lage, breit gefächert über aktuelle
Themen der Prävention, Früherkennung und
der Forschung zu berichten“, so Walger.
LABORWELT-Partner
Dt. Ver. Gesell. f.
Klinische Chemie und
Laboratoriumsmedizin
e.V. (DGKL)
www.dgkl.de
DeutscheGesellschaft
für Proteomforschung
www.dgpf.org
BIO Deutschland
www.biodeutschland.org
Deutsche Gesellschaft
für Hygiene und
Mikrobiologie (DGHM)
www.dghm.org
bts (Biotechnologische
Studenteninitiativee.V .)
www.bts-ev.de
Gesellschaft für Genetik
und mit dem Schlüssel individualisierter Diagnostik die Vision „Keine Therapie ohne Nutzen“
realisieren – gemanagt durch das Netzwerk
Diagnostik Berlin-Brandenburg.
Zu der Initiative haben sich kleine und mittelständische Diagnostik-Unternehmen mit
Forschungsinstituten, Laboren und Ärzten aus
verschiedenen Fachgebieten sowie Patientenvertretern zusammengeschlossen, um die Produktentwicklungen voranzutreiben. Hierbei
werden insbesondere auch Kostenträger und
Leistungserbringer eingebunden. Parallel sieht
das Projekt zudem vor, einen Studiengang
„Master of Science Labordiagnostik“ an der
Brandenburgischen Technischen Hochschule
Cottbus-Senftenberg zu konzipieren.
Darüber hinaus plant das Netzwerkmanagement – erreichbar unter [email protected] – vielfältige Veranstaltungen,
Workshops und Messeauftritte. So wird sich
PARMENIDes auf der PerMediCon in Köln und
der MEDICA in Düsseldorf präsentieren.
Nur für Frauen: Tipps für die MINT-Karriere
LABORWELT
XVII_LW2_15_verbaende_ml.indd 17
www.gfgenetik.de
Gesellschaft für
Signaltransduktion
www.sigtrans.de
Gesellschaft für
Pharmakologie
und Toxikologie
www.dgpt-online.de
Nationales Genomforschungsnetz
www.ngfn.de
Deutsche Gesellschaft
für Neurogenetik
www.hih-tuebingen.de/dgng/
Netzwerk Nutrigenomik
www.nutrigenomik.de
DiagnostikNet-BB
www.diagnostiknet-bb.de
Verband der
Diagnostica-Industrie e.V.
BTS
 Ein bts-Kooperationspartner richtet auch in
diesem Jahr die women&work aus. Knapp 100
Unternehmen – darunter eine große Anzahl von
Firmen aus dem MINT-Bereich – präsentieren
sich am 25. April auf der Veranstaltung im World
Conference Center Bonn und stehen den Messebesucherinnen für alle Fragen rund um Job-
GE
 „Als Mediziner und Diagnostik-Unternehmer ist es mein Lebenstraum, erkrankten Menschen eine optimale und auf ihre Bedürfnisse
zugeschnittene Behandlung zu ermöglichen“,
erklärt Dirk Roggenbuck, Konsortialführer der
Initiative für personalisierte Diagnostik und Medizin (PARMENIDes) – einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit
maximal einer Million Euro geförderten Projekt.
Das ausgewiesene Ziel dieser am 1. März 2015
gestarteten Initiative mit seinen mehr als 50
Partnern: Neue personalisierte Konzepte für die
Medizin entwickeln und diese in marktfähige
Produkte umsetzen.
„Leider ist in der Vergangenheit zunehmend
am Patienten vorbeigeforscht und -entwickelt
worden“, bedauert Roggenbuck. Dabei sei vor
allem auf Masse und allgemeingültige Richtlinien geschaut worden statt auf den individuellen Bedarf. Die Konsequenz: Rund 30% aller
Patienten erreicht diese „Massentherapie“
nicht. PARMENIDes wird diese Lücke schließen
K
TI
PARMENIDes: Keine Therapie ohne Nutzen
GENE
ELLSC
S
AFT FÜ
H
R
DiagnostikNet-BB
einstieg und -wechsel, Wiedereinstieg oder den
Weg nach oben zur Verfügung. Zum Programm
gehören Vier-Augen-Gespräche (Voranmeldung
bis zum 20. April), Lebenslauf-Checks und mehr
als 40 Vorträge, Podiumsdiskussionen und eine
Grundsatzrede von der Business-Querdenkerin
Anja Förster. Der Messe-Besuch ist kostenfrei.
www.vdgh.de
Österreichische
Reinraumgesellschaft
(ÖRRG)
www.oerrg.at
Österreichische Ges.
f. Laboratoriumsmedizin & Klinische Chemie
www.oeglmkc.at
16. Jahrgang | Nr. 2/2015 | XVII
26.03.2015 16:03:55 Uhr
Service Produktwelt
NanoTemper Technologies GmbH
Optimiert und erweitert
Die 25-jährige Erfahrung in der Produktion von
hochwertigen Zellkulturprodukten und das
Wissen um die Bedürfnisse und Ansprüche der
Kunden haben die Sarstedt AG & Co. veranlasst, das Produktsortiment zu optimieren und
zu erweitern. Die Zellkulturflaschen, -schalen
und -platten wurden hinsichtlich Nutzen
und Anwenderfreundlichkeit optimiert. Drei
verschiedene farbkodierte Oberflächen, das
erweiterte Plattensortiment sowie die Kennzeichnung aller Gefäße mit Chargennummer
und Haltbarkeitsdatum sind nur ein paar der
Verbesserungen, mit denen die neuen TCProdukte (TC = tissue culture) aufwarten.
Das umfassende Zellkultursortiment beinhaltet zudem die miniPERM®-Bioreaktoren und
eine Vielzahl an Produkten für Cell-ImagingAnwendungen wie beispielsweise:
l x-well–Zellkulturkammern
(objektträgerbasierte Ein- und Mehrkammergefäße aus PCA, Glas, Deckglas oder
lumox®-Folie für mikroskopische Analysen)
l lumox® multiwell
(schwarze 24-, 96- und 384-Well-Zellkulturplatten mit gasdurchlässigem, 50 µm
dünnem lumox®-Folienboden für fluoreszenzmikroskopische Analysen)
l lumox® dish
(Zellkulturschalen mit lumox®-Folienboden
einer Dicke von 25 µm, welcher für weitere
Anwendungen mit Hilfe eines Skalpells
ausgeschnitten werden kann)
Komplettiert wird das Zellkultursortiment
durch eine Vielzahl an Produkten für die
allgemeine Handhabung der Zellen, für die
Sterilfiltration und die Kryokonservierung.
Sarstedt AG & Co.
Sarstedtstr. 1
51588 Nümbrecht
Tel.: +49 (2293) 3050
www.sarstedt.com
[email protected]
AHF analysentechnik AG
Hochreine „Low-Binding“-PFA-Laborartikel
Die AHF analysentechnik AG bietet für den
Einsatz in der Ultraspurenanalytik eine Vielzahl von Laborartikeln aus PFA, wie zum Beispiel Probengefäße in verschiedenen Größen.
Bei PFA (Perfluoralkoxy-Polymer) handelt es
sich um ein hydrophobes Fluorpolymer, das
sich besonders durch seine „Low-Binding“Eigenschaften auszeichnet. Gefäße aus PFA
besitzen eine ultraglatte Oberfläche und
eignen sich hervorragend für hochempfindliche Applikationen in der Bioanalytik sowie
zum längeren Aufbewahren von biologischen
Proben.
In einer Studie des US-amerikanischen National Institute of Standards and Technology
(NIST) zur Lagerung von DNA-Proben konnte
gezeigt werden, dass in PFA-Gefäßen kaum
Verluste von Probenmaterial durch Adsorption an der Gefäßwand auftreten. Im Gegensatz zu den herkömmlichen PP-Gefäßen
entsprach die DNA-Konzentration in den
PFA-Gefäßen auch noch nach sechs Jahren
Lagerzeit, bei unterschiedlichen Bedingungen,
XVIII | 16. Jahrgang | Nr. 2/2015
XVIII-XIX_LW2_15_PIs_ml.indd 18
der ursprünglichen Konzentration. Die thermische Stabilität von PFA reicht von -200°C bis
+260°C, wodurch es autoklavierbar ist und
auch tiefgefroren werden kann.
AHF analysentechnik AG
Kohlplattenweg 18, 72074 Tübingen
Tel.: +49 (7071) 970 901-0
Fax: +49 (7071) 970 901-99
[email protected]
www.ahf.de
Proteinfaltung
präzise analysiert
Mit dem Prometheus NT.48 bietet NanoTemper Technologies ein Instrument für die
nanoDSF Technologie. Diese neu entwickelte
Methode für die einfache, schnelle und präzise
Analyse von Proteinfaltung und -stabilität
findet Anwendung im Bereich des AntikörperEngineering, in der Forschung an Membranproteinen, in der Formulierungsentwicklung
und in der Qualitätskontrolle.
Die Vorteile von nanoDSF auf einen Blick:
l ultra-hochauflösende Daten
l geringe Probenmengen
l breites Konzentrationsspektrum
l native Bedingungen ohne Farbstoffe
l Messungen bei allen Puffer- und Detergenzbedingungen
So funktioniert die Methode: nanoDSF misst
präzise kleinste Änderungen der Fluoreszenz
der im Protein vorkommenden Tryptophane,
die stark von der chemischen Umgebung im
Protein abhängt. Durch die Fluoreszenzänderung während des Entfaltungsprozesses kann
die chemische und thermische Stabilität eines
Proteins in nativen Bedingungen ohne Farbstoffe praktisch in allen Puffern- und Detergenzbedingungen bestimmt werden. Die Dual-UVTechnologie von NanoTemper ermöglicht eine
schnelle und hochpräzise Fluoreszenzdetektion
mit bislang unerreichter Reproduzierbarkeit.
Außerdem wird eine sehr hohe Datenpunktdichte erzielt, die kleinste Entfaltungssignale
einzelner Proteindomänen misst.
Das aktuelle Modell Prometheus NT.48 kann
unter Angabe des Betreffs Prometheus_Laborwelt ab sofort reserviert werden.
NanoTemper Technologies GmbH
Flößergasse 4
81369 München
Tel.: +49 (89) 4522895 0
[email protected]
Abb.: Sarstedt (oben), AHF (unten), Nanotemper (rechts)
Sarstedt AG & Co.
LABORWELT
26.03.2015 16:04:07 Uhr
KOOBBOOK
CEM GmbH
Prämierte
Peptidsynthese
Nukleinsäuren mit universellem Kit aufreinigen
Proteine beziehungsweise Peptide spielen für
die physiologische und biochemische Funktion
lebender Organismen eine herausragende Rolle.
Seit langem werden diese Wirkstoffe auf ihre
pharmakologische Wirksamkeit untersucht.
Deshalb ist es wichtig, unterschiedliche Peptide synthetisch in Forschungslaboratorien
herzustellen.
Mit dem automatisierten Peptid-Synthesizer
Liberty Blue lassen sich reine Peptide und
schwierige Sequenzen in wenigen Stunden
synthetisieren. Erst kürzlich erhielt CEM einen
R&D 100 Award des Jahres 2014 für den Liberty
Blue. Die Auszeichnung wird einmal im Jahr von
den Herausgebern des R&D Magazins für die
100 „technologisch bedeutendsten innovativen
Produkte und Prozesse des Jahres” verliehen.
Folgende Kriterien bestimmten die Entscheidung der Jury:
l 4-Minuten-Kupplungszyklen ermöglichen
die Peptidsynthese in Stunden statt Tagen
l Bis zu 90% Einsparung an Lösemitteln
l Von Kleinstmengen für PNA-Synthese bis
zum Scale-up von 5 mmol
Die Extraktion von DNA beziehungsweise
RNA aus unterschiedlichen Ausgangsmaterialien wie Blut, Sputum oder Urin wird in den
meisten Laboratorien mit Hilfe spezifischer
27 Positionen für Reagenzien, Umbenennen von Reagenzien
l Intuitive Software erleichtert das Programmieren von Sequenzen, und die einfache
Technik mit wenigen Ventilen und wenigen
Sensoren vereinfacht den Service.
Die einzelnen Peptide können nach der Entnahme schnell aufgereinigt werden, während
die nächste Synthese läuft.
CEM GmbH
Carl-Friedrich-Gauß-Straße 9
47475 Kamp-Lintfort
Tel.: + 49 (2842) 96 44 0
www.cem.de
[email protected]
Kits durchgeführt. Die neuen STRATEC Molecular Universal Kits vereinfachen die tägliche
Laborroutine, indem nur ein einheitliches
Protokoll für die Isolation verschiedener
Nukleinsäuren aus verschiedenen klinischen
Proben in ein und demselben Arbeitsgang
verwendet wird.
Für den Anwender ergeben sich daraus
erhebliche Vorteile: So braucht in der Beschaffung und Logistik nur noch ein Kit verwaltet
zu werden. Außerdem werden automatische
Extraktionssysteme besser ausgelastet, da
unterschiedliche Proben in einem Lauf kombinierbar sind und dadurch Arbeitsabläufe
vereinfacht werden können.
Das Universal Kit kann für Infektions- und
Gendiagnostik-Anwendungen entweder –
unter dem Namen Invisorb Spin Universal
Kit – für die manuelle Aufarbeitung mit Säulen oder in Kombination mit verschiedenen
Robotersystemen (Filterplatte oder magnetische Beads) verwendet werden. Das InviMag
Universal Kit/ KF96 wird zum Beispiel für
KingFisher™ Flex Magnetic Particle Processors
benötigt. Außerdem gibt es Kits für InviGeni-3
ISBN 978-3-928383-52
us®- und MICROLAB® STARlet-Geräte.
Das Universal Kit kann darüber hinaus
mit weiteren Systemen von STRATEC Molecular, wie beispielsweise den SalivaGene®Kollektoren zur Sammlung und Stabilisierung
von Speichelproben verwendet werden.
y Guide
5th Europea n Biotechnolog
l
Abb.: CEM (links), Stratec (Mitte)
STRATEC Molecular GmbH
STRATEC Molecular GmbH
Robert-Rössle-Str. 10
13125 Berlin
Tel.: +49 (30) 94 89 29 01
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Biotechnology
Guide Vol. 5
Championing scientific diversitiy in
Europe! The brandnew European
Biotechnology Science & Industry Guide
2015 provides a wealth of information
on companies and organisations offering
products and services in the life sciences.
In addition to the detailed company and
institution portraits, the 5th edition of the
directory contains a data breakdown of
BIOCOM‘s report “Comparative Analysis
of European Biotech Stock Markets“.
Discover the success stories and the latest
developments in the biotech industry.
VOLUME 5
20 15
European
Biotechnology
Guide
Science & Industry
European
Biotechnology
NET WORK
European Biotechnology
Science & Industry Guide Vol. 5
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ISBN 978-3-928383-52-3
Tel. +49 (0)30/26 49 21-48
Fax +49 (0)30/26 49 21-11
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www.biocom.eu
LABORWELT
XVIII-XIX_LW2_15_PIs_ml.indd 19
26.03.2015 16:04:24 Uhr
Bioanalytik, Mess- und Regeltechnik Wissenschaft
Bioanalytik
EU
Schärfere chemische Fotos der Zelle
Giftfrachter voraus
 Wissenschaftler der Universität Münster
haben die analytische Empfindlichkeit der lasergestützten bildgebenden MALDI-Massenspektroskopie um mindestens das Einhundertfache gesteigert (Science, doi: 10.1126/science.
aaa1051). „Sowohl in der biomedizinischen
Forschung als auch in der klinischen Analytik
erhalten wir damit ganz neue Möglichkeiten“,
sagte Forschungsleiter Klaus Dreisewerd bei
der Vorstellung der Ergebnisse Anfang März.
Das Abtasten von Gewebeproben mit einem
Laserstrahl und die anschließende massenspektrometrische Messung der dabei in einer
Gasmatrix ionisierten Moleküle ermöglichte
schon zuvor die simultane Analyse hunderter
Biomoleküle und ihrer Interaktionen. Durch einen Trick können die Forscher aus Münster nun
Lipide, Zucker, Vitamine sowie ihr Wechselspiel
zum Beispiel mit eindringenden Infektionserregern in einer Raumauflösung von wenigen
Mikrometern analysieren. Sie nennen ihre
Methode deshalb MALDI-2.
„Wir setzen dazu einen zweiten intensiven,
ultravioletten Laserpuls ein“, erklärt Ko-Autor
Jens Soltwisch. Bestrahlten sie mit diesem die
bereits in die Gasphase übergetretenen Biomoleküle, verbesserte sich deren Ionisierung
und damit ihre analytische Nachweisbarkeit
um ein Vielfaches. Das Anwendungsspektrum
ist vielfältig. Erstmals konnten die Forscher
etwa die Verteilung fettlöslicher Vitamine in
Hirngewebe in hoher räumlicher Auflösung
sichtbar machen. „Potentiell kann so auch die
Wechselwirkung von Krankheitserregern mit
dem Organismus viel besser dargestellt werden“, zeigt sich Dreisewerd überzeugt.
 Auch nach der Mark tzulassung von
bisher drei Antikörper-Drug-Konjugaten
(ADCs) bleibt das Design der zielgesteuerten
Chemotherapeutika eine Herausforderung.
Die größten Schwierigkeiten bereitet das
Binden („Linking”) definierter Mengen der
niedermolekularen Gifte an krebsspezifische
Antikörper, die ADCs zum Wirkort leiten.
Zudem dringen ADCs wegen ihrer Größe
schlecht in Tumore ein und sind wegen
der aufwendigen Antikörperaufreinigung
teuer in der Herstellung. Abhilfe sollen nun
Wirkstoffe schaffen, die Peptide statt der
einhunder tmal größeren Antikörper zur
Zielsteuerung nutzen. Rund 3,75 Mio. Euro
lässt sich die Europäische Kommission die
Entwicklung und Validierung der neuen
Peptid-Wirkstof f-Konjugate unter dem
Namen „ETN Magicbullet” in den nächsten
drei Jahren kosten.
Virologie – Hilfe für Imungeschwächte
Nur 10 bis 100 Noroviren reichen aus, um
beim Menschen schwere, in seltenen Fällen
auch tödliche Durchfälle auszulösen. Auf die
erste potentiell ursächliche Therapie der vor
allem in den Wintermonaten auftretenden,
meldepflichtigen Erkrankung sind jetzt Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg gestoßen. Anfang
März berichtete das Team um den Virologen
Grant Hansman, dass ein sogenannter
Nanobody zumindest in vitro verschiedenste Sero- und Genotypen der wandelbaren,
umweltstabilen Viren in Einzelteile zerlegen
kann (J. Virology, doi:10.1128/JVI.03176-14). „Weil
so viele verschiedene Noroviren-Stämme
existieren, die sich ständig verändern, ist
sowohl die Entwicklung einer vorbeugenden
Impfung als auch einer wirksamen Therapie
XX | 16. Jahrgang | Nr. 2/2015
XX_LW2_15_Wissenschaft_tg.indd 20
äußerst schwierig“, so der Nachwuchswissenschaftler, der mittels Röntgenkristallographie
die Bindung von Norovirus-Proteinhüllen
ohne Erbmaterial an die Nanobodies bis ins
molekulare Detail untersucht hat. Jetzt besteht trotz Optimierungsbedarfs immerhin
Hoffnung: In einem Sandwich-ELISA-Test
detektierte der Nanobody Nano 85 immerhin
30% der Viren in Stuhlproben. Genau wie der
Virusstamm-spezifische Nanobody Nano-25
erkennt „Nano-85” eine bewegliche, unter
der Oberfläche des Capsids verschiedener
Norovirus-Stämme verborgene „P-Struktur“.
Bindung an die Struktur führt auf noch unbekanntem Wege zum Zerfall des Viruscapsids.
Laut Hansman könnten vor allem Krebspatienten mit geschwächtem Immunsystem von
der Entdeckung profitieren.
Während die Wilex-Tochter Heidelberg
Pharma und die italienische Exiris Spa (Rom)
sowie fünf akademische Forschungsgruppen
unter Führung der Universität Bielefeld ihr
Entwicklungs-Know-how beisteuern, leisten
15 Doktoranden in dem „European Training
Network” die praktische Arbeit. „Peptide
können eine hohe Ladung an Wirkstoffen
aufnehmen und Gewebe leicht durchdringen“,
erläutert Koordinator Norbert Sewald die Vorteile der Wirkstoff-Konstrukte. Wichtiger: Für
die kleinen Moleküle sind bereits Bindestellen
bekannt, die das Anheften definierter Mengen Chemotherapeutika über einen Linker
gestatten.
Die Technologie hat bereits das Interesse
der Industrie geweckt. Als assoziierter Partner
beteiligt sich auch die Bayer AG (Wuppertal) an
dem Projekt. Im Fokus der sieben Kerngruppen
stehen Moleküle, die das tubulindestabilisierende Blaualgentoxin Cryptophycin mit
Peptiden kombinieren, die gegen Integrine,
Cadherine, VEGFR und neue Krebsziele gerichtet sind. Laut Sewald sollen verschiedene
Linkertechnologien erprobt werden, um das
potente Gift an die krebsspezifischen Peptide
zu koppeln. Heidelberg Pharma bringt dabei
seine Expertise in Linkertechnologien ein,
die das Unternehmen derzeit in einer ADCEntwicklungspartnerschaft mit Roche (vgl.
|transkript 11/2014) ausbaut. Weitere Details
des Projektes werden die Projektpartner
beim offiziellen Auftakttreffen im September
vorstellen.
Abb.: Dr. Grant Hansman, DKFZ Heidelberg
Biotechs liefern Know-how
LABORWELT
26.03.2015 16:04:38 Uhr
SWISS BIOTECH DAY 2015
Foto: JWS/Fotolia.com
The leading Swiss Biotech Conference and Annual General
Assembly of the Swiss Biotech Association
The Swiss Biotech Day is the leading biotechnology conference in Switzerland. The upcoming event will bring together
around 400 senior executives from the life science industry
across Europe.
Programme highlights will be keynotes by Joseph Jimenez
(Novartis AG) and Holger Zinke (BRAIN AG), as well as the presentation of the Swiss Biotech Report.
The parallel sessions in the afternoon will focus on: Innovations
in Healthcare, Regulatory Affairs, Listed Biotech Companies
and Hotspots in Biotech.
Additionally, there will be an exhibition and extensive networECH CLUSTER
king opportunities with a one-to-one partnering tool.
More information on the conference, the complete agenda and
a registration form can be found at: www.swissbiotechday.ch
APRIL
9, 2013
14 APRIL
2015
SIX Swiss Exchange,
Congress Center Basel
ConventionPoint, Zurich
Sponsors:
ly visible. The project-specific
es (most of them young and iny) find a comprehensive partner
t them in the public window.
Science Regions are important
dynamics in the Biotech sece common understanding of the
re knowledge is brought into
ean Biotech Association, where
member.
Domenico Alexakis
is Executive Director
of the Swiss Biotech
Association.
SWISS BIOTECH...
...is an alliance of four leading Biotech regions of
Switzerland (Bio Alps, BioPolo Ticino, Basel Area
and Greater Zurich Area). They have combined efforts to streamline interests of the national biotech
sector. The SWX Swiss Exchange holds a leading
position in terms of lifescience listings and offers
companies from that industry – be they located in
Switzerland or abroad – access to an internationally recognised financial marketplace. The initiative
was co-founded by the SBA which also manages
the
executive office
of Swiss Biotech.
Organised
by:
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Parenteral Contract Manufacturing Service of Hospira
L atin americ a’s business gate way
In cooperation with:
Supporting Partners:
Media Partner:
European
Biotechnology
Net work
For further information please visit
www.swissbiotechassociation.ch
www.swissbiotech.org
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26.03.2015 16:04:52 Uhr
Ausblick
Vorschau Heft 3/2015
Regenerative Medizin
Knochen heilen mit Gelatine-Schwamm
Elastisch und trotzdem formstabil: ein dreidimensionales Gelatine-Gerüst
Teltower Institut für Biomaterialforschung, das
zum Helmholtz-Zentrum Geesthacht gehört,
berichten darüber in der Fachzeitschrift AdvAnced MAteriAlS (doi: 10.1002/adma.201404787). Sie
beschreiben, wie mit Hilfe einer vorübergehend
eingesetzten schwammähnlichen GelatineStruktur ein kritischer Knochendefekt bei
einer Ratte in wenigen Wochen ausheilt. Das
aufgeschäumte Material ist offenporig, so
dass Körperzellen, aber auch Sauerstoff und
Nährstoffe leicht in die rund 0,2 Millimeter
großen Zwischenräume einwandern können.
Der Ausgangsstoff Gelatine sorgt dafür, dass
die ersten Zellen direkt an Molekülen dieses
„ArcGel“ (architectured hydrogel) anwachsen
können. Das ArcGel baut sich im Laufe von etwa
acht Wochen im Körper selbst ab.
Toxikologie
Multiorganchip statt Tierversuche
 Ein Multiorganchip könnte bald Tierversuche überflüssig machen. Der „Mini-Mensch“
aus dem Biotech-Labor kommt handlich daher:
Es ist eine Platte so groß wie ein Smartphone, in
der Bioreaktoren stecken, die lebende Miniorgane beherbergen. Auf einer Veranstaltung Mitte
Februar berichteten Biotechnologen der TU Berlin um Roland Lauster und Uwe Marx, wie weit
sie mit ihrem System gekommen sind. Mit Hilfe
von Zellkulturtechnik, 3D-Biodruck und Mikrofluidik haben die Forscher in den vergangenen
Jahren ihre Plattform von einem ersten Doppelorganchip mit Haut- und Leberorganoiden
zu einem Vier-Organ-Chip erweitert. Der Ende
Aus der laborwelt.de-Galerie
Gen legt Hirn in Falten
Das Bild zeigt die Großhirnrinde eines Maus–
embryos. Unter dem Einfluss des Gens ARHGAP11B haben sich auf der rechten Hirnhemisphäre Faltungen in der Großhirnrinde gebildet
(Zellkerne blau, tiefer liegende Nervenzellen
rot) – was sie ohne das Extragen nicht tun
würden (linke Seite). Für Wieland Huttner und
sein Team vom Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden ist
ARHGAP11B somit ein Schlüsselgen für das
beim Menschen besonders stark ausgeprägte
Gehirnwachstum: Je stärker gefaltet ein Gehirn, desto mehr Platz ist für Nervenzellen da
(Science, doi: 10.1126/science.aaa1975).
XXII | 16. Jahrgang | Nr. 2/2015
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2014 vorgestellte Chip besteht aus Miniversionen von Darm, Leber, Niere und Haut.
Mit einem solchen System lässt sich genau
das gleiche Testprozedere durchführen wie
bei Arznei- und Kosmetiktests an Tieren. Die
Wirkung und Toxizität von neuen Wirkstoffen
und deren Verstoffwechslung kann so systemisch – und das sogar an einem humanen
Modell – beobachtet werden. In Zukunft könnte
durch solche „Mini-Menschen“ die Anzahl der
Tierversuche erheblich gesenkt werden.
www.laborwelt.de
Thema
Zellbiologie
Als Bausteine allen Lebens stehen die Zellen
seit jeher im Mittelpunkt: Die Diagnostik
versucht die guten von den weniger guten zu unterscheiden und immer mehr
Therapieansätze setzen auf die heilende
Wirkung von Zellen. Nicht zuletzt hat
auch fast jedes Forschungslabor mit Zellen
zu tun. Grund genug also, im nächsten
LABORWELT-Spezial neue Ideen, Produkte
und Anwendungen rund um die Zellbiologie vorzustellen. Erscheinungstermin
ist der 9. Juli 2015. Beiträge können bis 22.
Juni 2015 eingereicht werden (Redaktion:
[email protected]).
Termine
Werbekunden bietet diese Ausgabe, begleitend zum redaktionellen Inhalt, eine ideale
Möglichkeit, ihre Anzeigen gut sichtbar zu
plazieren. Reservieren Sie Ihren Werbeplatz
bis 26. Juni 2015. Nähere Informationen gibt
Ihnen Christian Böhm (Tel.: +49-30-26492149, [email protected]).
Impressum
LABORWELT (ISSN 1611-0854)
erscheint 5-mal im Jahr im Verlag der
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Redaktion
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Tel.: 030/264921-55
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stehen in der inhaltlichen
Verantwortung der Autoren. Alle Beiträge sind urheberrechtlich
geschützt und dürfen ohne schriftliche Genehmigung des BIOCOM
Verlages nicht reproduziert oder verbreitet werden.
Abb.: HZG (oben links), Florio, Huttner / MPI-CBG Dresden (unten), fotolia.com/sciencephoto (oben rechts)
 Bei Gelatine denken viele nur an Wackelpudding. Doch Biomaterialforscher haben nun ein
3D-Gerüst aus dem tierischen Eiweißstoff hergestellt, mit dem Knochendefekte schneller verheilen. Die Forscher um Andreas Lendlein vom
LABORWELT
26.03.2015 16:05:04 Uhr
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