Kicker, Kämpfer, Legenden

Deutschland
England
Sturmd uo
Fuchs und
Hirsch
E s war der
letzte E rfo lg
von Juden im
deutschen
Fussball
Walther Bensemann
1935
Offen gezeigter Rassismus nimmt in deutschen Stadien immer mehr zu. Nach wiederholten rassistischen Beschimpfungen gegen den Leipziger Spieler
Ade Ogungbure starten die Leipziger Fans eine anti-rassistische Initiative mit dem Slogan „Wir sind Ade“.
Beim Spiel FC Sachsen Leipzig gegen Energie Cottbus II. reagieren die Cottbusser Fans mit dem Transparent „Ihr seid Ade – Wir sind Weiss!“
A-Jugend Spiel zwischen Lok Leipzig und Sachsen Leipzig (ehemals Chemie
Leipzig). Lok Fans formieren sich als Hakenkreuz und skandieren „Juden
Chemie“.
Unbekannte beschmieren zahlreiche Werbebanden im Heinz-Steyr-Stadion, der Spielstätte
des Dresdner SC, mit antisemitischen Parolen. Einzelne Fans des Lokalrivalen Dynamo Dresden
beschimpfen den Verein immer wieder als „Juden-DSC“.
Vor dem Fußballländerspiel Italien – Deutschland in Florenz, verliest Claudio Magnago, der Bischof von Florenz,
eine vom Papst verfasste Rede gegen rassistische Vorfälle in Fußballstadien, in der er zu „Respekt und Dialog“
aufruft. Beim Einlaufen auf das Spielfeld werden die Spieler von Kindern begleitet, die T-Shirts mit der Aufschrift
„Europäische Union gegen Rassismus“ tragen.
Die Fernsehkameras ignorieren allerdings die auf diesem Foto abgebildeten rechtsradikalen Zuschauer, die auf
ihre Weise auf sich aufmerksam machen wollen.
Erstes und bisher einziges Länderspiel Deutschlands gegen
Israel in Deutschland in Kaiserslautern. Vor dem Spiel
nimmt die Polizei 46 Personen aus der rechten Szene fest.
Einige Rechtsradikale finden trotzdem den Weg ins
Stadion, erkenntlich an den Emblemen des Ku-Klux-Klans.
Antisemitische Schmierereien am ehemaligen Westfalenstadion
in Dortmund
Beim Regionalligaspiel FC St. Pauli – Chemnitz­
er FC, provozieren aus Chemnitz angereiste
rechtsgesinnte Zuschauer die St. Pauli Fans mit
faschistischen Parolen. Die Fanszene des FC
St. Pauli gilt im allgemeinen als linksorientiert
und zeichnet sich immer wieder durch anti­
rassistische und antifaschistische Aktionen aus.
Während des Freundschaftsspiels Polen – Deutschland in
Zabrze entrollen deutsche Fans ein Transparent mit der
Aufschrift „Schindlers Juden – wir grüßen Euch!“.
Während des gesamten Spiels singen sie rechtsradikales und
antisemitisches Liedgut.
Antisemitisches Transparent beim Spiel Dynamo Dresden – Dresdner SC
Neonazis verwenden in der Öffentlichkeit vermehrt Zeichen, die ihre Gesinnung offenbaren, ohne dabei jedoch
Strafverfolgung wegen zur Schaustellung verfassungsfeindlicher Kennzeichen zu befürchten. Beim Regionalligaspiel
FC St. Pauli – Chemnitzer FC provozieren Chemnitzer Fans mit nationalsozialisitischen Fahnen, auf denen das
Hakenkreuz weggelassen wurde.
JuliusHirschPreis
Der DFB sagt Nein
zu Diskriminierung
Julius Hirsch,
siebenmaliger
Nationalspieler,
1943 im KZ
Auschwitz
ermordet
Mit der Erinnerung an Julius Hirsch wendet sich der DFB seiner Geschichte bis in die Zeit des
Nationalsozialismus zu. Julius Hirsch steht stellvertretend für viele bedeutende jüdische Spieler, Trainer und Funktionäre, die den deutschen Fußball bis 1933 maßgeblich geprägt haben. Unter dem Druck des menschenverachtenden nationalsozialistischen Regimes haben sich der DFB
und seine Vereine von diesen Pionieren abgewandt und sie damit ihrem Schicksal ausgeliefert.
Seit 2005 zeichnet der DFB jedes Jahr Vereine, Initiativen und Einzelpersonen, mit dem Julius
Hirsch-Preis aus, die sich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus eingesetzt
haben. Mit dem Preis fordert der DFB seine Mitgliedsverbände und Vereine, engagierte Frauen
und Männer, Spieler, Trainer, Funktionäre und besonders die Jugend in seinen Reihen auf, sich
gegen Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen auf dem Fußballplatz, im Stadion
und in der Gesellschaft zu stellen.
Informationen zum Julius-Hirsch-Preis
www.dfb.de
Eine Auswahl der bisherigen Preisträger
Löwenfans gegen Rechts
Die Initiative entstand im Umfeld des TSV
1860 München als Reaktion auf das Phänomen zunehmender rechts­radikaler Äußer­
ungen in den Stadien. Die Gruppe engagiert
sich im Stadion, im Internet und ihrem
Magazin „Löwenmut“ gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit,
Antisemitismus, Sexismus und Homophobie
rund um den Fußball.
DoppelPass – SVW-Fans gegen
Gewalt und Rassismus
Rechtsradikale Fangruppen hatten das Image des Traditionsklubs SV Waldhof Mannheim in den 90er-Jahren durch ihr fremdenfeindliches Verhalten stark beschädigt. Seit vielen Jahren erhebt der „DoppelPass“
seine Stimme gegen die rechte Propaganda, etwa mit
einem Banner „Stimmung gegen Rassismus“ im Stadion sowie der Radiosendung „DoppelPass on Air“.
„Dem Ball is’ egal
wer ihn tritt“
Die Initiative organisierte antirassistische
Streetkick-Turniere auf den von rund 18 Millionen Menschen besuchten FIFA Fanfesten. Darüber hinaus wurde eine CD-ROM produziert,
die das Thema Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Fußball gezielt für den Einsatz an
Schulen und in Bildungseinrichtungen thematisiert. Zudem war die Initiative aus Gelsenkirchen maßgeblich an der Umsetzung der Aktion
„Zeig dem Rassismus die Rote Karte“ beteiligt.
Eichenkreuz Nürnberg
Unter dem Motto „Fairness und Respekt vor Anderen“ veranstaltete der
evangelische Jugendverband Eichenkreuz einen Friedenslauf auf dem ehe­
maligen Reichsparteitagsgelände, dessen Erlös unter anderem an Friedens­
projekte in Palästina und Israel überwiesen wurde. Eichenkreuz initiierte
eine Selbstverpflichtungs­erklärung zu Antirassismus und gegen Antisemitismus und richtete den Streetsoccer Cup aus, bei dem 1100 Kinder und Jugend­
liche aus 62 Herkunftsländern mitspielten.
FC Bayern München
Der Julius-Hirsch-Preis wurde erstmals im Jahr 2005 vergeben. Die Auszeichnung ging an den FC Bayern München für
die Ausrichtung eines Freundschaftsspiels der U 17-Mannschaft gegen eine israelisch-palästinensische Auswahl des
„Peres Center for Peace“. 50 000 Schulkinder sahen diese
ungewöhnliche Partie in München. Die mit dem Preis verbundenen 20 000 Euro gab der deutsche Rekordmeister an
die Israelitische Kultusgemeinde in München weiter.
Hintertorperspektive e.V.
Ein Bewusstsein zu schaffen für den Fußball als Brücke
zwischen Kulturen, Generationen und Subkulturen –
das ist das Ziel von „Hintertorperspektive e. V.“ in Jena.
Der gemeinnützige Verein ist ein Zusammenschluss
von Fans des FC Carl Zeiss Jena. Als Anlaufstelle für
interessierte Jugendliche bietet er Projekt- und
Informationsnachmittage zur Aufklärung über
Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in Schulen und
Jugendzentren an, vermittelt aber auch sogenannte
„Fanpatenschaften“ für Aussiedler und Migranten.
Gräfenberger Sportbündnis
Das Bündnis, ein Zusammenschluss von acht
Fußballvereinen, hat mit zahlreichen Aktionen
dazu beigetragen, dass keine Neonazis mehr
in der fränkischen Kleinstadt aufmarschieren. Über viele Jahre war die Gemeinde ein
„Wallfahrtsort“ rechtsextremistischer Gruppierungen. Unter dem Motto „Fairness, Respekt und Toleranz im Sport – NEIN zu Gewalt,
Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und
Antisemitismus“ wurden über 30 Aktionen zur
Prävention, Aufklärung und Schulung im sportlichen Umfeld durchgeführt.
Jugendinitiative
Spiegelbild
Roter Stern Leipzig 99
Unter dem Motto „More than Soccer“ werden
die Jugend­trainer geschult, die Prinzipien des
Vereins in den Trainings­betrieb zu übertragen
und umzusetzen. So lernen die Kinder und Jugendlichen Konflikte gewaltfrei zu lösen, erfahren demokratische Grundwerte, setzen sich ein
für Toleranz und gegen Diskriminierung und
erleben Integration unmittelbar. Als Antwort
auf zahlreiche gewalttätige Anfeindungen
setzt Roter Stern Leipzig mit seinem Angebot
an Begegnungsmöglichkeiten für jugendliche
Fußballfans ein Zeichen.
Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, die deutsch-jüdische Geschichte in Wiesbaden zu bewahren.
Das Museum startete das Projekt
„Spurensuche am Ball“, bei dem sich
mehrere Schülergruppen einer
Wiesbadener Hauptschule mit
Themen wie Rassismus und Zivilcourage auseinandersetzten.
Wanderausstellung zu der Exposition „Kicker, Kämpfer und Legenden. Juden im deutschen Fußball“ der Stiftung Neue Synagoge in Berlin – Centrum Judaicum
Herausgeber: Stiftung Neue Synagoge in Berlin – Centrum Judaicum
Kuratorin der Ausstellung: Swantje Schollmeyer, Konzeption: Swantje Schollmeyer, Chana Schütz, Grafik: Tina Raccah
Besonderer Dank gilt dem Aktionsprogramm „Jugend für Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ des Bundesministeriums für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend. Bereitgestellt und betreut durch deren Service-Gesellschaft entimon.