rheinform 01/2015

rheinform
Informationen für die rheinischen Museen
rheinschrift
Museum Insel Hombroich
Kunst parallel zur Natur
rheinblick
Das Museum neu denken
Zur Wiedereröffnung des Clemens Sels Museums Neuss
rheingehen
„himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas
Kulturgeschichtliches Museumsnetzwerk Niederrhein präsentiert neues Themenjahr
01/2015
www.rheinform.lvr.de
2
rheinform
Inhalt
rheinform Editorial
6
rheinschrift Fachartikel
■ Museum Insel Hombroich, Neuss
Frank Boehm
Museum Insel Hombroich – Kunst parallel zur Natur
7
■ Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal
Michael Mader
Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal
12
■ Skulpturenpark Köln
Dr. Boris Stoffel
Der Skulpturenpark Köln – Ein Skulpturenmuseum in der freien Natur
15
■ Skulpturensammlung Viersen
Dr. Albert Pauly
Die „Skulpturensammlung Viersen“
18
■ Schlosspark Stammheim
Dr. Romana Breuer
Schlosspark Stammheim
22
■ Das SEEWERK, Moers
Claudia Rinke
Das SEEWERK in Moers
Privatinitiative und Forum für zeitgenössische Kunst
25
rheinblick Museumsportraits
■ Clemens Sels Museum Neuss
Dr. Uta Husmeier-Schirlitz
Das Museum neu denken
Zur Wiedereröffnung des Clemens Sels Museums Neuss
weitere Museumsportraits
Heimatmuseum, Wesel-Bislich: Dauerausstellung aktualisiert und erweitert (34) ■
Burg Rode, Herzogenrath: Einrichtung einer Dauerausstellung auf Burg Rode im Rahmen des Projektes „VIA Erlebnisraum-Römerstraße“ (34) ■ Museum Abteiberg, Mönchengladbach: Neue Präsentation der Sammlung (35) ■ Deutsches Röntgen-Museum,
Remscheid: Fortschritt durch Spezialisierung – Röntgentechnik im 20. Jahrhundert:
Das neue Schauarchiv (35) ■ DIZeum Ledigenheim Lohberg: Das Dokumentationsund Informationszentrum Ledigenheime (35) ■ NS-Dokumentationsstelle der Stadt
Krefeld (Villa Merländer): Die erste Stufe der überarbeiteten Ausstellung ist abgeschlossen (36) ■ MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg: Neue
Räume mit Werken von Anselm Kiefer und Peter Brüning (37)
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Inhalt
3
rheingehen Sonderausstellungen
■ Kulturraum Niederrhein e.V., Kempen
Dr. Britta Spies
„himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas
Kulturgeschichtliches Museumsnetzwerk Niederrhein
präsentiert neues Themenjahr
38
■ LVR-Industriemuseum Oberhausen
Nicole Scheda
„Ist das möglich?“
Eine Experimentierausstellung für Kinder, Jugendliche und Familien
41
rheinfeiern Jubiläen
■ Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte
Norbert Mersch M.A.
Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise
Jubiläumsausstellung der Sammlung Geldgeschichte
der Kreissparkasse Köln – 60 Jahre „Das Fenster“
44
weitere Jubiläen
10 Jahre: Kölner Karnevalsmuseum (49) ■ 20 Jahre: Kulturzentrum Sinsteden des
Rhein-Kreises Neuss (49) ■ 25 Jahre: Papiermuseum Düren (50) ■ 30 Jahre: SchifffahrtMuseum Düsseldorf im Schlossturm (50) ■ 50 Jahre: Heimatmuseum Windeck /
Museumsdorf Altwindeck (51)
rheinkommen
und gehen Personalia
■ LVR-Museumsberatung, Köln
Dr. Norbert Kühn
In memoriam Dr. Alfons W. Biermann
Gründungsdirektor des Rheinischen Museumsamtes verstorben
52
weitere Personalia
Stiftung Insel Hombroich, Neuss: Frank Boehm ist neuer Geschäftsführer (54) ■
NRW-Forum, Düsseldorf: Landeshauptstadt beruft Alain Bieber zum neuen Leiter (54)
■ Historisches Zentrum der Stadt Remscheid: Zum Abschied von Dr. Urs Diederichs
(55)
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rheinschnuppern Kurznachrichten
LVR-Industriemuseum, St. Antony-Hütte, Oberhausen: Die St. Antony-Hütte fürs
Smartphone (56) ■ „BildungsParCour“: Die App der Bildungspartner NRW (56) ■
LVR-Freilichtmuseum Kommern: Leben im Container (57) ■ MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg: Erweiterungsbau für das MKM beschlossen (57) ■ Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Umstrittenes
Gris-Gemälde – Kunstsammlung NRW ruft Limbach-Kommission an (58) ■ Stiftung
Neanderthal Museum, Mettmann: Tickets und Talk im Web (58) ■ Stiftung Schloss
Dyck, Jüchen: Rekordbesucherzahlen und positive Bilanz der letzten Jahre (58) ■
Schokoladenmuseum, Köln: 76.409 Besucherinnen und Besucher im August 2014 –
Rekord! (59) ■ Frauenmuseum, Bonn: Gabriele Münter Preis wird erneut ausgelobt
(59) ■ DANKE* BERLIN: „200 Jahre Preußen am Rhein“ (59)
rheinlesen Publikationen
Anthony Cragg: Dinge im Kopf / Things on the Mind (61) ■ René Küng – Kunst
und Natur: Eine lebenslange Beziehung (61) ■ form follows nature: Eine Geschichte
der Natur als Vorbild für Formgebung in Ingenieurbau, Architektur und Kunst (62) ■
Präventive Konservierung: Ein Leitfaden (62) ■ Zur Ethik des Bewahrens: Konzepte,
Praxis, Perspektiven (63) ■ DEAKZESSION: Chancen und Risiken bei der Abgabe
von Sammlungsgut (63) ■ Die Praxis des Sammelns: Personen und Institutionen im
Fokus der Provenienzforschung (64) ■ Ethik im Museum: Ein Kit für Museumsfachleute (64) ■ Die Musealisierung der Gegenwart: Von Grenzen und Chancen des Sammelns in kulturhistorischen Museen (64) ■ Experimentierfeld Museum: Internationale
Perspektiven auf Museum, Islam und Inklusion (65)
rheinfinden Termine
3. – 6. Mai 2015 (So-Mi): „Die Biografie der Objekte. Provenienzforschung weiter
denken“ Jahrestagung des Deutschen Museumsbunds e.V. in Kooperation mit der
Kulturstiftung der Länder (66) ■ 17. Mai 2015 (So): 38. Internationaler Museumstag
(66) ■ 1. Juni 2015 (Mo): XII. Rheinischer Museumstag (67)
rheindenken Fortbildungen
27./28. April 2015 (Mo/Di): An einem Strang: Organisation von multi-disziplinären
Teams in Museen. Ein Workshop zu Methoden einer effektiven Nutzung des kreativen
Potentials von Projektgruppen (68) ■ 7. Mai 2015 (Do): Kultur-Blog – planen, einrichten, loslegen (68) ■ 11./12. Mai 2015 (Mo/Di): MAI-Tagung – „museums and the
internet“ (68) ■ 15. – 17. Mai 2015 (Fr-So): Das Wilde Denken. Praktische Versuche
zu dialogreichen Querverbindungen zwischen Exponaten (69) ■ 19. Mai 2015 (Di):
„Ohne Moos nichts los!” – Geschäftsmodelle für Kultureinrichtungen (69) ■ 1. – 3.
Juni 2015 (Mo-Mi): Generationen im Museum. Handreichungen für unvergessliche
Begegnungen im Museum (70)
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Inhalt
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Inhalt
5
rheinschauen Ausstellungen
■ LVR-Fachbereich Kultur, Köln
Thilo Martini
“Wegen Relaunch geschlossen!“
Der Ausstellungskalender jetzt tagesaktuell im Internet
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rheinform Impressum
72
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Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
In dieser Ausgabe widmen wir uns dem Thema „Kunst & Natur“. Naturräume bieten – wild
wuchernd oder künstlich angelegt und gepflegt – eine enorme Formenvielfalt, von der
sich Kunstschaffende, aber auch Architekten seit Jahrhunderten inspirieren lassen. Unsere
Autorinnen und Autoren folgen dabei gewissen Leitfragen, z. B.: Wie können Kunst und
Natur eine Verbindung eingehen, wie kann diese aussehen und für Menschen erlebbar
werden? Anhand ausgewählter Institutionen der rheinischen Museumslandschaft werden
beispielhaft die besonderen Qualitäten einer Präsentation im nicht-urbanen Außenraum
vorgestellt. Dabei kommen wir verschiedenen kuratorischen und künstlerischen Herangehensweisen auf die Spur. Sie erfahren, was das Museum Insel Hombroich unter „Kunst
parallel zur Natur“ versteht und wie fünf unterschiedliche Skulpturenparks im Rheinland
die zumeist großformatigen Exponate immer wieder aufs Neue, u.a. in Anbetracht der
Jahreszeiten, in Beziehung zur Natur setzen.
Wir freuen uns, wenn wir Ihnen mit diesem Thema einen anregenden Einblick in den
“musealen“ Außenraum bieten können. Als Einstimmung auf den Frühling macht Ihnen die
Ausgabe hoffentlich Lust auf Kunsterfahrungen in der Natur. Weiterführende Informationen
zum Thema „Kunst & Natur“ finden Sie unter „Extra 1/2015“ auf unserer Internetseite:
www.rheinform.lvr.de.
Wie gewohnt, finden Sie in unseren bekannten Rubriken Informationen zu Neueröffnungen, Jubiläen und Sonderausstellungen. Das Clemens Sels Museum Neuss öffnet am
17. Mai 2015, passend zum 38. Internationalen Museumstag, wieder seine Türen für die
Öffentlichkeit. Die Geldgeschichtliche Sammlung Köln feierte ihr 60-jähriges Bestehen,
und das LVR-Industriemuseum in Oberhausen lädt mit der Wanderausstellung „Ist das
möglich?“ Kinder und Jugendliche zum Experimentieren ein.
Mit der Zeitschrift wollen wir das Museumsleben im Rheinland begleiten, kommentieren
und damit die bestehenden Service-Angebote der LVR-Museumsberatung ergänzen. Zugleich soll die Zeitschrift auch Ihr Forum für neue Gedanken und Entwicklungen sein. Wir
hoffen, Ihnen hiermit ein informatives und zeitgemäßes Medium bereit zu stellen und
freuen uns auf Ihre Rückmeldungen sowie auf viele weitere spannende Themen aus den
rheinischen Museen!
Ihre Redaktion
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Editorial | Seite 6 bis 6
rheinschrift
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Fachartikel
Museum Insel Hombroich
Kunst parallel zur Natur
Frank Boehm
Bild 1: Graubner Pavillon, begehbare Skulptur, Erwin Heerich, 1984
(© Tomas Riehle/Arturimages, Nachlass Erwin Heerich/Stiftung Insel Hombroich)
„Vielleicht ist die Insel nur zu erleben, nicht
zu beschreiben.“1
1987 eröffnete der Düsseldorfer Sammler
Karl-Heinrich Müller (1936–2007) das Museum Insel Hombroich in Neuss. Das komplexe Zusammenspiel aus Kunstsammlung,
außergewöhnlichen Bauten und unterschiedlich gestalteten Landschaften ist
einzigartig und international wegweisend
(Bild 1).
Idee
Müller hat eine Bemerkung von Paul Cézanne zum Leitmotiv des von ihm initiierten
Ortes abgewandelt. Die Vorstellung einer
„Kunst parallel zur Natur“ definiert Gleichzeitigkeit und Gleichberechtigung; es wäre
eine grobe Vereinfachung, hier lediglich an
eine Gegenüberstellung von Kunstwerken
einerseits und Flora und Fauna andererseits zu denken. Mit der Entscheidung,
den Landschaftsplaner Bernhard Korte
sowie die Künstler Erwin Heerich, Anatol
Herzfeld und Gotthard Graubner früh in das
Projekt einzubinden, macht Müller deutlich,
dass es ihm um „ein Netz von Menschen,
Vorstellungen und Arbeit“2 geht.
Der ebenfalls dem Museum eng verbundene Philosoph Walter Biemel unterstreicht
die Bedeutung einer unauflösbaren, unhierarchischen Verbindung einer Vielzahl von
Elementen und Akteuren. Heidegger zitierend, eröffnet Biemel außerdem ein weiteres Thema: „Der Ort versammelt zu sich
ins Höchste und Äußerste. Das Versammelnde durchdringt und durchwest alles.
Der Ort, das Versammelnde, holt zu sich
ein, verwahrt das Eingeholte, aber nicht
wie eine abschließende Kapsel, sondern
so, daß er das Versammelnde durchscheint
und durchleuchtet und dadurch erst in sein
Wesen entläßt.“3 Die Institution bildet einen Rahmen innerhalb dessen (Kunst- und
Bau-) Werke, Landschaft und Personen
Frank Boehm | Museum Insel Hombroich | Seite 7 bis 11
Frank Boehm
ist Architekt und
seit Oktober 2014
Geschäftsführer der
Stiftung Insel Hombroich. Er studierte an
der RWTH Aachen,
der Kunstakademie
Budapest sowie an der
Hochschule der Künste
in Berlin. In Köln
arbeitete Frank Boehm
für das Büro Prof. Peter
Kulka und in Wien bei
Prof. Adolf Krischanitz.
Im Jahr 2000 gründete
er das studioboehm
in Mailand. Seit 2006
beriet Boehm die „Deutsche Bank Collection
Italy” und war 2012
Direktor der MiArt Messe für moderne und
zeitgenössische Kunst in
Mailand.
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rheinschrift
Bild 2: Brücke zur
Hohen Galerie, mit
Skulpturen von Erwin
Heerich
Fachartikel
Gewohnheiten hinterließ kaum manifeste
Spuren. Die Erinnerung an ihn prägt aber
die Imagination in der Bevölkerung von
Hombroich als „verschlossenem Garten“6.
Haus und Garten waren verlassen und verwildert als Müller das Grundstück erwarb.
In den folgenden zwanzig Jahren kaufte
Müller weitere 40 Grundstücke und ergänzte so in den neunziger Jahren das Museum
Insel Hombroich um die Raketenstation
Hombroich und das Kirkeby-Feld.
(© Tomas Riehle/Arturimages, Nachlass Erwin
Heerich/Stiftung Insel
Hombroich)
Sammlung
unabhängig voneinander bleiben, aber in
ihrem Zusammentreffen gleichzeitig darüber hinausweisen, eine Heterotopie, wie
Foucault eine solche „realisierte Utopie“4
genannt hat.
Die Unabhängigkeit der einzelnen Pavillons und ihre gleichrangige Anordnung
auf dem Gelände, die Schaffung einzelner
Arbeiten für diesen Ort und die Hängung
der Sammlung in einer dauerhaften Anordnung bilden eine in dieser Form weltweit
erste Realisierung der von Künstlern und
Theoretikern in dieser Zeit postulierten
Idealanforderungen an eine ortsspezifische
und „offene“ Präsentation von Kunst.5
Ort
Um seine Ideen umzusetzen, hatte KarlHeinrich Müller lange nach einem geeigneten Ort gesucht und wurde schließlich
in Neuss, also nur wenige Kilometer von
seiner Heimatstadt Düsseldorf entfernt,
fündig. Als er 1982 das erste Grundstück
mit einer 1816 erbauten Villa, dem Rosa
Haus, erwarb, hatte Hombroich bereits eine
Geschichte als gestaltete Landschaft.
Noch heute erinnert ein Gedenkstein im
Keller der Villa daran, dass diese für die Familie de Weerth erbaut wurde. Die Wuppertaler Industriellenfamilie hat sich hier einen
Landsitz errichten und einen Park nach englischem Vorbild von Maximilian Weyhe gestalten lassen. 1900 wurde der Park durch
das Graben eines Erftumlaufes zur Insel
Hombroich. Der folgende Besitzerwechsel
zu einem Herrn Lensing mit exzentrischen
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Karl-Heinrich Müller besaß bereits mit 19
Jahren eine Sammlung einiger tausend Ektachrome von Bildern des Mittelalters bis zur
Neuzeit. Mit seinen Erfolgen in der Immobilienbranche wuchs seine Kunstsammlung,
die er bis zu seinem Tod ausbaute. Werke
von Rembrandt van Rijn, Jean Fautrier,
Lovis Corinth, Alexander Calder, Hans Arp,
Henri Matisse, Yves Klein, Francis Picabia,
Kurt Schwitters und Gotthard Graubner gehören ebenso dazu wie Khmer-Skulpturen
und archäologische Stücke. Zum Sammeln
über viele Jahre hinweg sagte er in einem
Interview mit dem ihm nahestehenden
Schriftsteller Thomas Kling: „Nachher hat
man vielleicht ein System, das sich durch
Bereinigung entwickelt hat. (...) Man säubert vielleicht ein, zwei und drei Mal und
es wird immer klarer, was dazu passt und
was nicht. Das kann immer etwas sein, was
zeitlich scheinbar nicht zusammenpasst –
aber es passt eben durch die Zeitlosigkeit
der Objekte zusammen.“7 Die Sammlung
besteht aus mehreren umfangreicheren
Blöcken, die im Bereich der Moderne und
Gegenwart an einzelnen Künstlern, nicht an
Themen orientiert ist.
Architektur
Der damalige Professor für Bildhauerei an
der Düsseldorfer Akademie, Erwin Heerich,
baute im Laufe der Jahre zehn begehbare
Skulpturen als Ausstellungspavillons für das
Museum. Sie sind Tageslichtbauten, die zu
jeder Tages- und Jahreszeit eine andere
Stimmung erzeugen. Mit ihren geometrischen Formen, den Backstein-Fassaden und
den Glasdächern sind sie keine Zweckbauten, sondern eigene Kunstwerke. In der
ersten Bauphase entstanden im alten Park
die Orangerie, der Graubner Pavillon und
die Hohe Galerie (Bild 2). Das langgestreckFrank Boehm | Museum Insel Hombroich
Fachartikel
te Gebäude dient als eine Art Schleuse
zwischen der später angelegten Auenlandschaft und dem alten Park. Von der Aue
kommend, gehen die Besucher durch eine
Lücke in einer dichten Fichtenreihe auf die
große Tür in der Backsteinwand zu, begegnen innerhalb der weißen Wände und unter
dem Glasdach Granitskulpturen von Erwin
Heerich und gelangen schließlich über eine
Brücke zum verwunschen wirkenden, alten
Park.
Zwischen 1984 und 1988 vollzog sich
eine zweite Entwicklungsphase, in der die
ersten von in der Folge mehreren vom Bildhauer Erwin Heerich entworfenen Gebäude
entstanden: das Labyrinth als größter Ausstellungspavillon und der Turm. Letzterer
ist eine begehbare Skulptur mit Glastüren
in alle vier Himmelsrichtungen. Im Sommer
schmeicheln hohes Gras und Laubbäume
der kubischen Form, wohingegen in der
Winterlandschaft seine geometrische Klarheit hervorsticht.
1993 wurde die dritte Phase mit der Errichtung der Ausstellungspavillons Schnecke, Tadeusz-Pavillon und Zwölf-RäumeHaus abgeschlossen.
Landschaft
„Respektierung der Natur durch alle, weit
über das Maß hinaus, das heute üblich ist,
gibt dem Inselgedanken Sinn.“8
Karl-Heinrich Müller wollte die Kunst mit
anderen Menschen teilen, und dabei war
ihm von Anfang an klar, dass er sie in der
Natur zeigen würde. Die Natur sah er als
„Partner“. Sie „muss darin ihr volles Recht
haben. So wie die Architektur ihr Recht darin haben soll, so wie die Kunst ihr Recht
hat. So erwarten wir eben auch, dass die
Pflanze und das Tier sich da wohl fühlen.
Und dann entstand auch die Vorstellung,
dass der Mensch, der ja die ganze Sache
anlegt, darin auch beweglich sein kann“9,
sagte er. Auf keinen Fall wollte er ein „statisches Museum“10, vielmehr strebte er einen
„offenen Versuch“11 an.
Nach Bernhard Korte „sind sich der
Kunstbereich und der Naturbereich vor
allem in der Auseinandersetzung gleich:
die Rückführung auf grundlegende Erfahrungen und fragende Ansätze und schließlich das bestimmte Handeln, so das Anlegen eines Gartens, das jede Beliebigkeit
ausschließt.“12
Frank Boehm | Museum Insel Hombroich
rheinschrift
9
Dessen verwilderte Strukturen hatte
Korte einst wieder freigelegt und mit Anpflanzungen ergänzt. Zu seinem Pflanzenkonzept erklärt er: „Hombroich als Heimat
für die aus allen Ländern herbeigeholten
Pflanzen war bedroht; das belegt eine Kartierung der Gehölze. Einheimische Pflanzen
wie Eschen, Ahornbäume, Holunder und
Brennnesseln erstickten exotische Arten
wie Sumpfzypresse, Platane, Zerreiche,
Säbeltanne, Hemlocktanne, Tulpen- und
Trompetenbaum, Robinie, Amberbaum,
Scheinzypresse, Lebensbaum, Zeder, Pavie, Christusdorn und Schnurbaum. Der
Gehölzkartierung folgte eine behutsame
baumpflegerische Behandlung – im Bereich
der Besucherwege etwas stärker und im eigentlichen Bestand nur sehr zurückhaltend.
Es wurde vor allem eingegriffen, um die
Konkurrenz auszugleichen; die bloße Wegnahme einer Esche etwa aus rein formalästhetischen Kriterien unterblieb.“13
Mit einem Pumpsystem legte Korte
künstlich Wasserflächen an, deren natürliches Vorkommen er in alten Karten und auf
Luftbildern entdeckte. Korte sah im Museum Insel Hombroich „die wohl einmalige
Chance, in einer durch den Braunkohletagebau weithin veränderten und teilweise
zerstörten Region wieder eine ideale Landschaft mit Flüssen und Weihern, mit umfangreichen Neupflanzungen und bunten,
sinnenfrohen Wiesen zu schaffen – eine
wirkliche Lebensgemeinschaft von Pflanzen, Tieren und Menschen.“14 Neben dem
alten Park und der Auenlandschaft schuf
Korte die etwas höher gelegene Terrasse,
mit Bauerngarten sowie einer Maronenund Lindenallee (Bild 3). Hier, zwischen
zwei Linden, fand Karl-Heinrich Müller 2007
seine letzte Ruhestätte.
Bild 3: Auenlandschaft
im Frühling
(© Tomas Riehle/Arturimages)
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Bild 4: Zwölf-RäumeHaus mit Werken von
Bart van der Leck
(© Tomas Riehle/Arturimages)
Das 23 ha große Museumsgelände gilt
als Landschaftsschutzgebiet und wird von
nur zwei hauptamtlichen Gärtnern gepflegt,
die nach dem Prinzip des willentlichen Unterlassens vorgehen. Das heißt, dass sie so
viel wie nötig und so wenig wie möglich in
das natürliche Wachstum eingreifen. Ihre
Aufgabe ist es, die Natur genau zu beobachten und bewusst zu entscheiden, wann
und wie sie eingreifen. „Die Inselnatur ist
kein andersartiger Park für Menschen, sondern eine Heimstatt für Tiere und Pflanzen,
denen der Mensch begegnen kann. Nicht
der private Garten, sondern die Natur für
alle, Pflanzen, Tiere und Menschen, wird
gesucht und gehegt. Ein scheinbares Chaos
und Überwuchern unter den Pflanzen ist ein
Prozess, der nicht abgetötet wird, sondern
dem man möglichst große Freiheit lässt“15,
fasste Müller das Konzept zusammen.
Menschen
„Sie bauen kein gemeinsames Haus, sondern sind ihren Gemeinsamkeiten verpflichtet. In sich stabil, verwischen sie nicht
ihre persönlichen Grenzen.“16
Karl-Heinrich Müller sammelte nicht nur
Kunst, er pflegte auch einen engen Kontakt
zu Künstlern. Der Maler und Düsseldorfer
Akademieprofessor Gotthard Graubner beriet ihn beim Aufbau seiner Sammlung und
war enger Vertrauter bei der Entwicklung
von Museum Insel Hombroich. Er übernahm
die Präsentation der vielseitigen Sammlung, inszenierte die unterschiedlichen
Einzelstücke zu einem Ganzen und schuf
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Fachartikel
so ein eigenes Gesamtkunstwerk. Bis zu
seinem Tod im Mai 2013 lebte und arbeitete
Graubner in einem Atelier- und Wohnhaus
am Rand von Museum Insel Hombroich.
Mit Skulpturen aus Stein, Eisen und Holz
hat der Beuys-Schüler Anatol Herzfeld auf
dem gesamten Gelände seine Spuren hinterlassen. Der Düsseldorfer Bildhauer und
Maler nennt sich stolz „Insulaner der ersten
Stunde“. Einst kam er auf Einladung Müllers nach Hombroich und ist in seinem für
ihn errichteten Atelier in einer ehemaligen
Scheune noch immer tätig, wo er die Begegnung mit den Besuchern pflegt. Auch
Heerich hatte sein Atelier auf der Insel, das
Heerich-Archiv befindet sich heute auf der
Raketenstation.
Unter dem Motto „Hombroich: freiwillig“ trifft sich seit vielen Jahren einmal im
Monat eine Gruppe von Helfern, die je nach
Jahreszeit Brennnesseln zupfen, Weiden
schneiden oder auch die Brombeerhecken
zurückschneiden. Dieses tatkräftige, ehrenamtliche Engagement gehört auch zum
Wesen von Hombroich.
Das Museum Insel Hombroich zieht sowohl Menschen an, die sich für Kunst interessieren, als auch Naturliebhaber. „Wenn
einer nur wegen der einen Sache kommt,
wird er auch von der anderen Sache berührt. Beide Bereiche befruchten sich gegenseitig“17, resümierte Müller. Der stetige
Wechsel zwischen Innen und Außen, zwischen Kunst und Natur ist wie zwischen
Ein-und Ausatmen, zwischen An- und Entspannung (Bild 4).
Orientierung
Ein Besuch von Museum Insel Hombroich
ist eine Entdeckungsreise. Jeder kann hier
seinen eigenen Weg finden, als einzige Orientierungshilfe dient ein Plan, der an der
Kasse ausgegeben wird.
Nicht nur auf den Wegen, sondern auch
in den Ausstellungspavillons gibt es keine
Schilder, keine Beschriftungen. Die Besucher können ihre eigenen Bezüge herstellen
und werden dabei nicht von Hinweistafeln
belehrt und gelenkt. Wer mehr Erläuterung
möchte, kann den Katalog befragen oder
von Februar bis November an jedem ersten Sonntag im Monat an einer öffentlichen
Führung durch Künstler teilnehmen sowie
ganzjährig private Führungen buchen.
Frank Boehm | Museum Insel Hombroich
rheinschrift
Fachartikel
Stiftung
MUSEUMS-INFO
„Menschen, die da waren, brachten neue
Menschen – es entstand eine ganz natürliche Vernetzung, wie in der Natur. Da ist
erst nichts und plötzlich ist Wachstum da.“18
Die Idee des Miteinanders unterschiedlicher
Künste und Künstler setzte Müller mit dem
Ausbau der Raketenstation Hombroich und
dem Kirkeby-Feld in Nachbarschaft zum
Museum fort. Die Bauten des dänischen
Bildhauers Per Kirkeby dienen als Ausstellungsräume, die die Besucher nur über einen Feldweg erreichen können. Eingebettet
in die Natur, stehen auf der Raketenstation
Hombroich neben den umgebauten NatoBauten außergewöhnliche Gebäude von Tadao Ando, Alvaro Siza, Raimund Abraham
und Erwin Heerich. Sie bieten Wohn-, Arbeits- und Ausstellungsraum für Literaten,
Musiker, Maler und Bildhauer. Es ist ein Ort
für Begegnungen.
1997 bündelte Müller Museum Insel
Hombroich, Kirkeby-Feld und Raketenstation Hombroich unter Beteiligung des Landes
Nordrhein-Westfalen in der Stiftung Insel
Hombroich, die seitdem sein Werk fortführt.
Museum Insel Hombroich
Minkel 2
41472 Neuss
Tel.: 02182 887-4000
Mail: [email protected]
Web: www.inselhombroich.de
Anmerkungen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
Frank Boehm | Museum Insel Hombroich
11
Müller, Karl-Heinrich: Hombroich – ein
offener Versuch, S. 35, in: Stiftung
Insel Hombroich (Hg.), 7. Aufl. 2014,
S. 35–37.
Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35.
Heidegger, Martin: Unterwegs zur
Sprache, Pfullingen 1959, S. 37,
zitiert nach Biemel, Walter: Das
Geschehen der Wahrheit, S. 8–9, in:
Stiftung Insel Hombroich (Hg.), a.a.O.
S. 8–10.
Foucault, Michel: Andere Räume,
1967.
Daniel Buren und Donald Judd formulierten die Notwendigkeit, Werke
fest an einem Ort zu verankern. Remy
Zaugg forderte eine Wegführung,
die das gezielte Betrachten einzelner
Werke ermöglicht.
Korte, Bernhard: Insel Hombroich,
1988, S. 4.
Kling, Thomas / Müller, Karl-Heinrich:
Energien/Synergien, Kunststiftung
NRW, 2004, S. 13.
Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35.
Domradio, Interview, 2006.
Kling, Thomas, a.a.O. S. 51.
Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35.
Korte, Bernhard: Insel Hombroich,
1988, S. 10/11.
Korte, Bernhard, a.a.O. S. 11/12.
Korte, Bernhard: Topos, S. 56, in:
Stiftung Insel Hombroich (Hg.), 7.
Aufl. 2014, S. 54–60.
Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 36/37.
Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35.
Domradio, Interview, 2006.
Kling, Thomas, a.a.O. S. 37.
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Fachartikel
Der Skulpturenpark
Waldfrieden in Wuppertal
Michael Mader
Der Skulpturenpark Waldfrieden liegt inmitten des Waldgebietes Christbusch auf
einem der Hügelkämme, die das Tal der
Wupper säumen. Obwohl das Gelände von
Wuppertals Stadtzentren Elberfeld und Barmen ungefähr gleich weit entfernt ist und
vom Hauptbahnhof aus binnen fünf Minuten erreicht werden kann, scheint man die
Stadt hinter sich zu lassen, sobald man das
schwere Haupttor im anthroposophischen
Stil passiert. Entlang der steilen Serpentinenstraße, die zum Eingangsgebäude des
Parks führt, sind einzelne Skulpturen des
britischen Bildhauers Tony Cragg platziert.
Bereits hier fällt auf, dass der Skulpturenpark durch die Umnutzung einer historischen Parkanlage entstanden ist, deren
Struktur und Charakter den Ort noch heute
prägt. „Die Geländegestaltung und Gartenanlage waren Teil des Gesamtkonzepts
Waldfrieden, das der Architekt Franz Krause gleich nach dem Zweiten Weltkrieg für
den Unternehmer Kurt Herberts entwickelte. Im Zentrum dieses Vorhabens stand der
Bau einer zweigeschossigen Villa, die 1947
bis 1950 auf den Grundmauern eines
kriegszerstörten Vorgängerbaus errichtet
wurde. Ihre Formsprache ist im Inneren
dynamisch auf die Bewegungen der Bewohner abgestimmt, während die Außengestalt
organisch in Landschaft und Naturraum
eingefügt ist.“1 Park und Villa Waldfrieden
wurden aufgrund ihrer architektur- und
sozialgeschichtlichen Bedeutung in den
1990er Jahren unter Denkmalschutz gestellt und waren seit 1992 unbewohnt
(Bild 1).
Der Erhalt des Gebäudeensembles
Waldfrieden, das neben der Villa auch
ein Wohnhaus für Dienstboten umfasst,
Michael Mader
wurde 1979 in Jena
geboren. Nach dem
Abschluss eines Studiums der freien Kunst
an der Hochschule für
Bildende Künste in
Dresden, absolvierte er
ein Masterstudium am
Zentrum für Internationales Kunstmanagement
CIAM in Köln. Seit
2009 ist er als Geschäftsführer des Skulpturenparks Waldfrieden
tätig.
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Bild 1: Die Villa Waldfrieden, im Vordergrund ist eine Skulptur von Jean Dubuffet zu sehen.
(© Cragg Foundation, 2014, Fotograf: Charles Duprat)
Michael Mader | Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal | Seite 12 bis 14
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Fachartikel
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Bild 2: Blick auf eine
der Ausstellungshallen
des Skulpturenparks.
(© Cragg Foundation,
2014, Fotograf: Charles
Duprat)
ist der privaten Initiative des in Wuppertal lebenden Bildhauers Tony Cragg zu
verdanken. Das verlassene Anwesen bot
die geeigneten Voraussetzungen für die
Verwirklichung seines Vorhabens, einen
Ausstellungsort für Skulptur inmitten der
bergischen Landschaft zu schaffen: „Die
Topografie des Bergischen Lands mit Wald
und Wiesen, das leicht Rollende, das erinnerte mich an den Storm King Sculpture
Parc in Mountainville, in der Nähe von New
York […] Ich sah dort unter anderem Werke von David Smith und Donald Judd und
hatte die Idee, dass es fantastisch wäre,
wenn der Blick aus meinem Fenster auf so
einen Park hinausginge.“2
Im Jahr 2006 erwarb Tony Cragg das
Grundstück aus Privatbesitz und ließ den
Baubestand und das Parkgelände umgestalten und umfassend sanieren. Die erforderlichen Neubauten wurden unter
Berücksichtigung der historischen Dimension des Ortes in die bestehende Anlage
integriert. In den Jahren nach der Eröffnung des Skulpturenparks im September
2008 folgten weitere Baumaßnahmen, um
die verfügbare Ausstellungsfläche zu vergrößern. Heute können die Besucher eine
Sammlung von 36 Außenskulpturen inmitten eines 14 ha großen Parkwaldes besichtigen. Darüber hinaus veranstaltet die
gemeinnützige Stiftung, die als Trägerin
des Skulpturenparks fungiert, regelmäßig
Wechselausstellungen in zwei Gebäuden
mit einer Gesamtfläche von 400 m²
(Bild 2).
Der Skulpturenpark Waldfrieden zählt
zu den wenigen Privatmuseen weltweit, die
durch einen Künstler von internationaler
Bedeutung gegründet und gestaltet wurden. Es ist insofern naheliegend, dass Tony
Craggs Werke den Sammlungsschwerpunkt
bilden. Dennoch geht es ihm nicht nur darum, sein eigenes Oeuvre zu präsentieren.
Vielmehr soll dem Publikum die Möglichkeit
geboten werden, verschiedene Positionen
der Bildhauerei des 20. und 21. Jahrhunderts kennen zu lernen. „Es sollen hier nicht
nur Arbeiten von mir gezeigt werden. […]
Mir ist die Bildhauerei sehr wichtig. Das,
was die Menschen allgemein mit Material
machen, ist allgemein dem Utilitarismus
unterworfen. Alles, was wir herstellen, beruht auf kleinsten gemeinsamen Nennern.
In der Kunst aber geht es nicht primär um
Kosten oder um den Rezipienten – es geht
um den experimentellen Umgang mit dem
Material, um die Suche nach einer neuen
Sprache, nach Formerlebnissen. Auch mit
einer kleinen Produktion kann das große
Ganze beeinflusst werden. Die Geschichte
der Bildhauerei der vergangenen 120 Jahre ist ‚explosiv‘ – viele Künstler haben sie
entscheidend mitgestaltet. Ich finde es eine
sehr spannende Aufgabe, einem Publikum
den Zugang dazu zu verschaffen.“3
Im Sinne dieser Zielsetzung wurde einerseits der Sammlungsbestand des Skulpturenparks in den vergangenen Jahren
sukzessive erweitert. Andererseits konnten
zahlreiche Wechselausstellungen, darunter
so namhafter Künstler wie Eduardo Chillida,
Michael Mader | Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal
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14
Bild 3: Zwei Werke
von Tony Cragg, im
Vordergrund „Points of
View“ und im Hintergrund „Declination“,
als Teil der Dauerausstellung des Skulpturenparks.
(© (Tony Cragg) VG
BILD-KUNST Bonn,
2014, Fotograf: Charles
Duprat)
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rheinform
Fachartikel
Richard Long, John Chamberlain oder Jean
Tinguely, realisiert werden. Die konzeptionellen Entscheidungen in Bezug auf das
Ausstellungsprogramm werden dabei von
Tony Cragg persönlich getroffen. Auch die
Dauerausstellung des Parks, die sich parallel
zum Wachstum der Sammlung fortwährend
verändert, wird bis hin zu formalen Details
der Präsentation von Tony Cragg gestaltet.
Die Auswahl des Standortes jeder Skulptur
richtet sich dabei einerseits nach deren ästhetischer Wirkung im jeweiligen Umfeld,
andererseits muss die „Dramaturgie“ der
gesamten Ausstellung berücksichtigt werden. Angestrebt wird eine Konfiguration,
die sowohl eine optimale Kunstrezeption,
als auch die ungestörte Wahrnehmung
der landschaftlichen Schönheit des Parks
ermöglicht (Bild 3).
Denn das 14 ha große Areal umfasst
Gebiete mit sehr verschiedenartiger Geländeform und Vegetation. Während im
unmittelbaren Umfeld der Villa Waldfrieden
große Rasenflächen, Beete und exotische
Baumarten den Charakter des Parks bestimmen, ist der östliche Grundstücksteil
von einem Buchenmischwald bedeckt. Am
Südrand fällt das Gelände zu einem Tal hin
steil ab. Hier bilden wilde Obstbäume als
Überreste einer alten Gartenbepflanzung
eine Streuobstwiese. Dass diese vielfältige
Flora und Fauna für Tony Cragg mehr als
nur eine Kulisse zur Präsentation von Skulpturen ist, zeigt schon allein sein Wunsch,
die verschiedenen Baumarten des Parks
mit einer botanischen Ausschilderung zu
versehen. Obwohl sämtliche Grünanlagen
mit großer Sorgfalt gepflegt werden, finden
INFORMATION
Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstraße 12
42285 Wuppertal
Tel.: 0202 4789812 0
Mail: [email protected]
Web: www.skulpturenparkwaldfrieden.de
sich keine Anzeichen einer „Gartengestaltung“ im Sinne des Versuchs, die Landschaft durch eine effektvolle Bepflanzung
reizvoller zu machen. Der Anspruch, ein
Landschaftskunstwerk zu erschaffen, liegt
Tony Cragg fern. Stattdessen werden die
Voraussetzungen für die nachhaltige Entwicklung des Waldökosystems geschaffen,
um den Skulpturenpark als Ort zu erhalten,
der eine ganzheitliche ästhetische Erfahrung ermöglicht, in welcher „die Wahrnehmung der Kunst in die Naturerfahrung
eingebunden und nicht von ihr zu trennen“
ist.4
Anmerkungen
1
2
3
4
Carmen Klement: Der Skulpturenpark
Waldfrieden. Ein Museumsführer,
Wuppertal 2012, S. 5.
Tony Cragg im Gespräch mit Jørg
Himmelreich (unveröffentlicht).
Ebd.
Carmen Klement: Der Skulpturenpark
Waldfrieden, Ein Museumsführer,
Wuppertal 2012, S. 34.
Michael Mader | Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal
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15
Fachartikel
Der Skulpturenpark Köln
Ein Skulpturenmuseum in der freien Natur
Dr. Boris Stoffel
Der Skulpturenpark Köln ist ein Ort des
unmittelbaren Erlebens von Gegenwartsskulptur. Ausschließlich der Präsentation
und Vermittlung eines breiten Spektrums
zeitgenössischen skulpturalen Schaffens
gewidmet, trägt er seinem Gründungsgedanken seit seiner Eröffnung im Jahr 1997
in Form der kontinuierlichen Ausrichtung
von Ausstellungen in der Reihe „KölnSkulptur“ Rechnung. Bislang sind in einem
fast biennalen Rhythmus sieben Ausstellungen unter wechselnder Kuratorenschaft
ausgerichtet worden, die Werke von vielen
nationalen und internationalen, sowohl
etablierten als auch jungen, Künstlern zeigten (Bild 1).
Seine Entstehung im Jahr 1997 verdankt der Skulpturenpark Köln der Idee,
Leidenschaft und Privatinitiative des Kölner Sammlerehepaares Dr. Michael (gest.
2005) und Dr. Eleonore (gest. 2007) Stoffel, die mit Hilfe und Unterstützung der
Stadt Köln, von Freunden, Förderern und
Sponsoren ihre Vision des Skulpturenparks
Köln in die Realität umgesetzt hatten. Dabei war es der Wunsch des Sammlerehepaares Stoffel, dass „in der Abgeschlossenheit des Parks dem Besucher eine geistige
und emotionale Bereicherung durch den
intensiven Umgang mit den Skulpturen zuwachsen soll […] [und] dort auf dem Wege
der Privatinitiative mit Wohlwollen und Hilfe
der Stadt einen öffentlichen, für jedermann
unentgeltlich zugänglichen Skulpturenpark
ins Leben zu rufen.“1 Es war weiterhin der
Wunsch, „dass sich für den Besucher im
Heraustreten aus dem urbanen Leben mit
seiner dem Alltag angehörenden Hektik
in einem nahezu insularen Bereich eine
Sensibilisierung für das Schöne einstellen
möge. Es sollte ein Raum spezifischen Erlebens werden, welches in der Symbiose von
Kunst und Natur seine Wurzeln hat, vielleicht auch, […] ein Raum, der zum Nachdenken anregt und in andere Dimensionen
des Denkens weist, als die "Nur-Natur“ es
tut. Ein Raum, den man reicher verlässt,
als man ihn betreten hat.“2
Besonders bei der Ausstellungseröffnung KölnSkulptur #6 erinnerte der Kurator Dr. Friedrich Meschede daran, dass
„der Skulpturenpark Köln in seiner Art eine
einzigartige Anlage ist. […] Er ist ein Areal
für sich, ohne eine öffentliche Sammlung,
ohne einen weiterführenden Park. Alles ist
– „auf Sichtweite“, wie Walter Grasskamp
Bild 1: Parkansicht
(© Stiftung Skulpturenpark Köln, 2015, Fotograf: Veit Landwehr, bildpark.net)
Dr. Boris Stoffel | Der Skulpturenpark Köln | Seite 15 bis 17
Dr. Boris Stoffel
Jahrgang 1963, Studium
der Agrarwissenschaften
an den Universitäten
Bonn und München.
Promotion zum Dr. agr.
Ing. an der TU München
im Jahr 1993. Heute Geschäftsführer eines großen deutschen Biotechnologieunternehmens
in Bergisch Gladbach.
Als Vorsitzender der
gemeinnützigen Stiftung
Skulpturenpark Köln
engagiert er sich ehrenamtlich seit 2007 für die
Fortführung der Ausstellungsreihe KölnSkulptur
sowie den Erhalt des
Parks. Dr. Boris Stoffel
ist Neffe des Kölner
Sammlerehepaares Dr.
Michael (†2005) und
Dr. Eleonore (†2007)
Stoffel.
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16
rheinschrift
Fachartikel
Bild 2: Garden Gallery
von Sou Fujimoto, 2011
(© Stiftung Skulpturenpark Köln, 2015,
Fotograf: Veit Landwehr,
bildpark.net)
schreibt – konzentriert auf circa 3 ha Fläche, die sich als Ausläufer eines bereits um
1919 geplanten Grüngürtels am nördlichen
Ende des inneren Rings der Stadt Köln
befindet.“3
Schon allein die topographische Lage
macht den Skulpturenpark zu einem besonderen Ort. Am Rand der nördlichen Innenstadt Kölns in ein Geviert verkehrsreicher Straßen eingebettet, ist er zu allen
Seiten von urbaner Betriebsamkeit umgeben: der Zoobrücke, die die nördliche Begrenzung des Parks darstellt und als Stadtautobahn ein entsprechend hohes Verkehrsaufkommen aufweist, im Süden
begrenzt die Elsa-Brändström-Straße und
im Westen die Riehler Straße das Areal,
und mit dem Konrad-Adenauer-Ufer im
Osten steht man vor einer nahezu unüberwindbaren Barriere zum Rheinufer. Der
Unterschied zwischen „drinnen“ und „draußen“ erschließt sich dem Besucher beim
Betreten unmittelbar und hinterlässt den
Anschein, sich an einem naturnahen Rückzugsort inmitten des großstädtischen Gefüges zu befinden. Ein Thema, das auch in
der Garden Gallery 2011 von dem japanischen Stararchitekten Sou Fujimoto aufgegriffen wurde. Dazu stellt das Areal an sich
eine von Menschenhand gestaltete Grünfläche mit einer angelegten Wegeführung
dar, die einen alten Baumbestand, dichte
Hecken und Büsche und eine hier längst
heimisch gewordene Fauna aufweist
(Bild 2).
Die exponierte Lage und das räumliche
Format des Parkgeländes schließen eine
Weitläufigkeit aus, die manch anderer
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Skulpturenpark bietet, wo die dort zu findenden Werke geradezu erwandert werden
müssen. „Der Skulpturenpark Köln erweist
sich als ein geradezu übersichtliches Gelände […]“4, schrieb Friedrich Meschede, und
Walter Grasskamp ergänzte „[…] Er steht
für einen Typus des Skulpturengartens,
dessen Exponate untereinander in Sichtweise stehen und deswegen eher an ein
Museum unter offenem Himmel erinnern
[…].“5 „Genau dies ist der einmalige Vorteil
dieses Parks, weil Blickachsen ermöglicht
werden, um bestimmte Werke im formalen
oder motivischen Wechselspiel zueinander
zu entdecken. […] Dieses räumliche Format
des Skulpturenparks Köln bietet den Anreiz,
eine Ausstellung zu konzipieren und Künstler einzuladen, die in den Dialog treten
mit den Vorgaben aus urbanem Kontext,
einer inzwischen biennalen Ausstellungsgeschichte und dem Anfangsbestand der
Sammlung,“6 schrieb Friedrich Meschede.
Seit 2008 setzt der Vorstand der gemeinnützigen Stiftung Skulpturenpark Köln
die Grundidee des Sammlerehepaares
Stoffel – ganzjährig geöffneter Skulpturenpark Köln und Ausstellungsreihe „KölnSkulptur“ –konsequent fort. Finanziert wird
dieses ambitionierte Vorhaben durch die
Michael und Eleonore Stoffel Förderstiftung, durch die Einnahmen aus der Vermietung des Stifterhauses an der Elsa-Brändström-Straße und durch die Stadt Köln, die
mit einem jährlichen finanziellen Ausgleich
in Form eines Betriebskostenzuschusses
den Skulpturenpark Köln fördert. Für die
Ausstellungsreihen „KölnSkulptur“ konnten
in der Vergangenheit Sponsoren, Förderer,
Dr. Boris Stoffel | Der Skulpturenpark Köln
rheinschrift
Fachartikel
17
INFORMATION
Stiftung Skulpturenpark Köln
Elsa-Brändström-Straße 9
50668 Köln
Tel.: 0221 33668860
Mail: [email protected]
Web: www.skulpturenparkkoeln.de
Eingang Skulpturenpark Köln
Riehler Straße und
Konrad-Adenauer-Ufer
50668 Köln
Anmerkungen
Bild 3: Thomas Schütte, Weinende Frau, 2011,
erworben mit Mitteln der Kunststiftung NRW
1
(© VG Bild-Kunst, Stiftung Skulpturenpark Köln, 2015,
Fotograf: Veit Landwehr, bildpark.net)
Mäzene gefunden werden, die großzügig
zur Realisierung beigetragen haben
(Bild 3).
Der Skulpturenpark Köln kann ganzjährig unentgeltlich besucht werden. An
jedem ersten Sonntag im Monat wird um
15 Uhr eine öffentliche Führung angeboten.
Private Führungen können individuell über
die Stiftung Skulpturenpark Köln angefragt
und gebucht werden. In Form von zweijährigen Wechselausstellungen mit wechselnden Kuratoren und deren spezifischen
Konzeptionen zum Thema zeitgenössische
Skulptur im Außenraum treffen skulpturale Werke nationaler und internationaler
Künstlerinnen und Künstler auf bereits
etablierte Werke, und so ist es ein Wesensmerkmal des Skulpturenparks Köln, dass
er sein Erscheinungsbild kontinuierlich ändert. Der Skulpturenpark Köln bietet seinen
Besuchern 365 Tage im Jahr einen Raum,
eine Fläche, um eine Nachbarschaft von
wechselnden Kunstwerken im Kontrast mit
der Natur im Wechsel der Jahreszeiten zu
erfahren, zu erleben.
Die Stiftung Skulpturenpark Köln möchte den Gedanken und das Bestreben des
Sammlerehepaares Stoffel, das seine ganze Kraft, Energie und auch seinen Mut für
die Erhaltung kultureller Werte einsetzte,
fortsetzen, um deren Wunsch und gelebte
Vision nachhaltig zu erfüllen: „Das bleibende Skulpturenmuseum in der freien Natur
ist letztlich das Ziel.“7
Dr. Boris Stoffel | Der Skulpturenpark Köln
2
3
4
5
6
7
Michael u. Eleonore Stoffel, in: Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur 1“,
S. 14 ff., hrsg. von der Gesellschaft
der Freunde des Skulpturenparks Köln
e.V., Wienand Verlag, Köln 1997.
Ebd.
Friedrich Meschede, in: Katalog zur
Ausstellung „KölnSkulptur #6“, S. 51,
hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark
Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der
Buchhandlung Walther König, 2011.
Friedrich Meschede, in: Katalog zur
Ausstellung „KölnSkulptur #7“, S. 50,
hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark
Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der
Buchhandlung Walther König, 2013.
Walter Grasskamp, in: Katalog zur
Ausstellung „KölnSkulptur #6“, S. 99,
hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark
Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der
Buchhandlung Walther König, 2011.
Friedrich Meschede, in: Katalog zur
Ausstellung „KölnSkulptur #7“, S. 50,
hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark
Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der
Buchhandlung Walther König, 2013.
Michael u. Eleonore Stoffel, in:
Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur
1“, S. 16, hrsg. von der Gesellschaft
der Freunde des Skulpturenparks Köln
e.V., Wienand Verlag, Köln, 1997.
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Fachartikel
Die „Skulpturensammlung
Viersen“
Dr. Albert Pauly
Einführung
Dr. Albert Pauly
Vors. Richter am
Landesarbeitsgericht
Düsseldorf a. D.,
Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege
e. V. Viersen (www.
heimatverein-viersen.
de), der zusätzlich
den „Viersener Salon“
betreibt, ein Forum für
musikalische Ereignisse,
literarische Begegnungen, wissenschaftliche
Diskurse und historische
Ausstellungen (www.
viersener-salon.de).
Die „Skulpturensammlung Viersen“ ist eine
private Initiative des Vereins für Heimatpflege e. V. Viersen, die bisher ohne Inanspruchnahme von Haushaltsmitteln der
Stadt weiterentwickelt werden konnte, dank
der Pohl´schen Schenkung, der Kunststiftung NRW, der Sparkassen-Kulturstiftung
Rheinland, des Ministerpräsidenten des
Landes NRW, der Viersener Sparkassenstiftung, der Sparkasse Krefeld, zahlreicher
privater Spender, des Kunstkreises sowie
Rat und Verwaltung der Stadt Viersen. Sie
hat sich zur Aufgabe gestellt, der bildenden
Kunst unserer Zeit eine Entfaltungsmöglichkeit im Zentrum unserer Stadt einzuräumen und zu diesem Zweck bedeutende
Werke der Plastik für die Kreisstadt Viersen
zu erwerben.
Kuratorische Praxis
In der „Skulpturensammlung Viersen“
werden beispielhafte Positionen der Plastik
unserer Zeit in einer besonderen urbanen
Situation vorgestellt. Dabei sollen durchaus
unterschiedliche und auch widersprüchliche
künstlerische Tendenzen in Werken höchster Qualität zusammengefasst werden. Die
Stadt wird dadurch zu einem ständigen
Austragungsort eines vielstimmigen künstlerischen Ereignisses.
Bild 1: Wolfgang Nestler, Position im Schwerpunkt, Stahlblech, drei
Teile, Bodenplatte 360
x 300 x 10 cm, Großes
Elipsenelement: 180 x
240 x 30 cm, 1998
(© Fotograf: Nic Tenwiggenhorn)
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Nach der künstlerischen Konzeption von
Dr. Joachim Peter Kastner wurden zunächst
1989 Skulpturen von Erwin Heerich, K. H.
Hödicke und David D. Lauer mit den Mitteln
der Pohl´schen Schenkung erworben. Diese drei Skulpturen wurden im Umfeld der
1868 erbauten klassizistischen Städtischen
Galerie im Park und des 1984 im postmodernen Stil fertiggestellten Kreishauses des
Kreises Viersen aufgestellt.
Dass die „Skulpturensammlung Viersen“
durch die Aufstellung der Skulptur „New
Star“ von Mark di Suvero ergänzt werden
konnte, ist in erster Linie der „Stiftung
Kunst und Kultur des Landes NordrheinWestfalen“ zu verdanken, die die Skulptur
über den Kunsthandel erworben und der
Stadt Viersen – zunächst für 30 Jahre –
zur Verfügung gestellt hat. Sie wurde 1992
von Mark di Suvero auf dem Diergardtplatz
aufgestellt und vom damaligen Ministerpräsidenten und späteren Bundespräsidenten,
Dr. h.c. Johannes Rau, übergeben.
Inzwischen durfte die Stadt Viersen
weitere Schenkungen entgegen nehmen,
die Erwin Heerich dem Verein für Heimatpflege gemacht hat. Seiner Skulptur aus
Eifeler Basaltlava hat Erwin Heerich eine
Vogeltränke aus gleichem Material als Bodenplastik hinzugefügt. Außerdem hat er
Stein- und Metallbänke geschaffen, die den
künstlerischen Merkmalen der Skulpturensammlung entsprechen sowie Schrifttafeln
für die Skulpturen, die mit einer von ihm
entwickelten Typografie umgesetzt wurden.
Im Jahre 1996 konnte die von Anthony
Cragg eigens für Viersen entworfene Bronze „ Wirbelsäule – the articulated column“
angekauft und aufgestellt werden. Dem
folgte als weiterer Schritt im Jahre 1998
eine Stahl-Plastik von Wolfgang Nestler
„Position im Schwerpunkt“ (Bild 1). Ein
weiterer Ankauf ist im Jahre 2001 getätigt
Dr. Albert Pauly | Die „Skulpturensammlung Viersen“ | Seite 18 bis 21
Fachartikel
rheinform
worden. Es handelt sich um die bronzene
Skulptur „Chaosmos“ von Roberto Sebastian Antonio Matta Echaurren, die 2002 der
Öffentlichkeit im Rahmen einer Ausstellung
mit begleitender Publikation übergeben
wurde (Bild 2). Als weitere Neuerwerbung
folgte die Plastik „Optimus II“ von Günter
Haese, die 2007 übergeben wurde (Bild 3).
Die vorläufig letzte Neu-Erwerbung war
wiederum eine Schenkung, in diesem Falle
der Viersener Unternehmer-Familie PetersMesser, mit deren Hilfe eine Plastik des in
China geborenen und in Paris lebenden
Bildhauers Wang Du, „China Daily“, 2010
aufgestellt werden konnte.
19
Bild 2: Roberto Sebastian Antonio Matta
Echaurren, Chaosmos,
Bronze, 180 x 92 x 38
cm, 2001, 3/8
(© Fotograf: Nic Tenwiggenhorn)
Kunst und Natur
Vorbilder für die Konzeption der Sammlung in ihrer Wechselwirkung von Kunst
und Natur waren das „Louisiana Museum
of Modern Art“ am Ufer des Öresunds bei
Kopenhagen und das „Museum Insel Hombroich“ bei Neuss. Ein großer Freund und
Förderer der Sammlung war schließlich Erwin Heerich, der Konzeption und Pavillons
in Hombroich entworfen hat. Die Städtische
Galerie war dabei als Ausstellungsort und
künstlerischer Mittelpunkt der Stadt ebenso bedeutsam wie der sie umgebende Park
mit historischem Baumbestand aus der
Zeit des Textilbarons Friedrich Freiherr von
Diergardt bzw. des Kaffeerösters Kommerzienrat Josef Kaiser, des Begründers des
Kaiser´s-Kaffee-Imperiums.
Zugang zum Werk des jeweiligen Künstlers
bzw. der jeweiligen Künstlerin durch eine
Ausstellung in der Städtischen Galerie im
Park in Viersen zu eröffnen, verbunden
mit einer begleitenden Publikation.1 Da
künstlerisches Arbeiten in hohem Maße
erklärungsbedürftig ist, war die Einbindung
der Pädagogen und Schüler der Schulen
der Stadt und des Kreises nicht weniger
Konzept und Präsentation
Nachdem durch die Aufstellung der ersten drei Plastiken der Grundstock für eine
Sammlung gelegt worden war, wurden die
weiteren Künstler jeweils eingeladen, sich
mit der Örtlichkeit und den bereits aufgestellten Plastiken vertraut zu machen.
Wenn Sie bereit waren, sich zu beteiligen,
suchten die Künstler sich jeweils den Platz
aus, für den Sie ein bildhauerisches Werk
vorschlugen, das in der Regel für diesen
Platz neu entworfen wurde.
Die Sammlung ist Teil des öffentlichen
Raums der Stadt. Sie ist nicht Bestandteil
einer musealen Einrichtung, sie ist 24 Stunden täglich frei zugänglich, ein Eintritt wird
nicht erhoben.
Bei jedem weiteren Schritt zum Ausbau
der „Skulpturensammlung Viersen“ war
es ein selbstverständliches Anliegen, den
Dr. Albert Pauly | Die „Skulpturensammlung Viersen“
Bild 3: Günter Haese,
Optimus II, Messing,
Edelstahl und Bronze,
ca. 700 x 500 x 150 cm,
2006-07
(© Fotograf: Nic Tenwiggenhorn)
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wichtig. Hierzu gehörte nicht nur die Zurverfügungstellung von Publikationen in
Klassensätzen und die Einladung zu speziellen Führungen durch die jeweiligen Ausstellungen, vielmehr haben sich im Rahmen
des Unterrichts Schüler aller Schulformen
einschließlich der Berufsschulen und der
Schulen für Geistig- und Lernbehinderte
mit den Skulpturen auseinandergesetzt.
Die Ergebnisse führten im Jahre 1999 zu
einer Ausstellung unter dem Titel „Skulpturen machen Schule – Schule macht Skulpturen“, die zur bestbesuchten Ausstellung
der Städtischen Galerie im Park wurde.
Vermittlung und Kommunikation
Die überregionale Resonanz wurde nicht
zuletzt dadurch geschaffen, dass die beteiligten Künstler ihrerseits Wert darauf
legten, dass die begleitende Publikation in
die Museen in Europa und in Übersee verschickt wurde, in denen sie mit ihren Werken vertreten sind oder in denen sie bereits
ausgestellt haben. Deshalb ist die Publikation, die zur jeweiligen Neuerwerbung vom
Verein für Heimatpflege aufgelegt wird, in
Deutsch und Englisch verfasst. Gleichzeitig
hat der Verein eine Website (www.skulpturensammlung-viersen.de) geschaffen,
die inzwischen in Deutsch, Französisch,
Italienisch, Spanisch und Niederländisch
die komplette Sammlung mit Fotos und
textlichen Erläuterungen darstellt.
Ein Audio-Guide für Erwachsene und
für Kinder wird angeboten. Innerörtliche
Verkehrsschilder sind aufgestellt, ein Poststempel „Skulpturensammlung Viersen“
wird von Stadt und Kreis benutzt, und ein
Bus der Niederrheinwerke wirbt inzwischen
für die Sammlung. Die „Skulpturensammlung Viersen“ ist in unserer Stadt nichts
Fremdes mehr. Zeichen dieser Haltung ist
der einstimmige Beschluss des Ältestenrates der Stadt Viersen, diese Skulpturensammlung als kulturelles Wahrzeichen der
Stadt in einer entsprechenden Beschilderung an der Bundesautobahn im Umkreis
der Stadt kenntlich zu machen und zugleich
damit für unsere Stadt zu werben und zu
ihrem Besuch einzuladen. Die Stadt will
sich mit diesen Kunstwerken nach außen
vorstellen und identifiziert sich mit ihrer
künstlerischen und kulturellen Bedeutung.
Dies ist inzwischen auf Initiative des
Vereins geschehen, und auf der Autobahn A 61 mit einem Hinweisschild für die
rheinform
01/2015
Fachartikel
„Skulpturensammlung Viersen“ realisiert
worden.
Konservierung und Restaurierung
Die aus Stein bzw. Bronze bestehenden
Werke der „Skulpturensammlung Viersen“
bedürfen in recht eingeschränktem Umfange der Pflege, die die Stadt übernimmt. Sie
sind wegen solcher Folgekosten vom Verein
der Stadt übereignet. Vandalismus hat es,
trotz der freien Zugänglichkeit der Werke in
der Zeit des bisherigen 25-jährigen Bestehens der Sammlung, nur in einem einzigen
Fall gegeben, der durch die Versicherung
der Stadt abgedeckt wurde.
Aussichten und Pläne
Die Monumentalplastiken unterschiedlicher
Form, Größe und Materialität, sind in den
letzten annähernd 40 Jahren entstanden
und aus den verschiedensten Teilen der
Welt hierhin zusammengebracht. Man denke an „Chaosmos“, die Bronzeplastik des in
Paris und Tarquinia/Italien ansässigen Chilenen Matta Echauren, an „New Star“ des
Italoamerikaners Mark Di Suvero von der
nordamerikanischen Westcoast, an „Wirbelsäule“ des in Wuppertal ansässigen Engländers Tony Cragg und jetzt, als neuestem
Zuwachs, an „China Daily, Services top task
for Games“ von dem in Paris wohnenden
und arbeitenden Chinesen Wang Du.
„Diese Internationalität tut uns gut,
denn sie verbindet den Namen unserer
Stadt mit allen möglichen Teilen der Welt
und hilft über den sprichwörtlichen Tellerrand zu schauen - dadurch werden neue,
unbeachtete Perspektiven eröffnet. Und
das nicht nur in künstlerischer Hinsicht,
sondern auch bezüglich der Integration
der in unserer Stadt lebenden unterschiedlichen Menschen sowie der Zusammenarbeit unserer Unternehmen und Betriebe
und den Ausbau ihrer überregionalen und
internationalen Verbindungen. Übertragen
auf die Skulpturensammlung im Ganzen
heißt das: Nichts symbolisiert die Freiheit
und Vielseitigkeit, die Offenheit und die
Ernsthaftigkeit unserer Weltauffassung
besser als diese kleine, aber monumentale,
zweckfreie Sammlung von Kunstwerken.
Sie ist für unsere Stadt entstanden und
sie soll zugleich Zeichen unserer Stadt und
des in ihr waltenden Denkens und Handelns
sein“.2
Dr. Albert Pauly | Die „Skulpturensammlung Viersen“
rheinform
Fachartikel
Anmerkungen
1
2
Bisher sind die folgenden Publikationen, deren Autor jeweils Joachim
Peter Kastner ist, erschienen:
Die Skulpturen der Pohl´schen
Schenkung in Viersen, 1989, ISBN
978-3-9805339-8-0;
Mark di Suvero, New Star in der
Skulpturensammlung Viersen, 1992,
ISBN 978-3-9805339-9-7;
K. H. Hödicke, Plastik, 1994, ISBN
3-928298-06-2;
Anthony Cragg, Wirbelsäule – the
articulated column in der Skulpturensammlung Viersen, 1996, ISBN
978-3-9805339-0-4;
Wolfgang Nestler in der Skulpturensammlung Viersen, 1998, ISBN
978-3-9805339-1-1;
Matta, Chaosmos in der Skulpturensammlung Viersen, 2002, ISBN
3-9805339-5-9;
Günther Haese, Optimus II in der
Skulpturensammlung Viersen, 2007,
ISBN 978-3-9805339-6-1;
Wang Du in der Skulpturensammlung Viersen, 2010, ISBN
978-3-9813463-1-2.
Günter Thönnessen: Danksagung des
Bürgermeisters der Stadt Viersen, in:
Wang Du in der Skulpturensammlung
Viersen (s. oben Anm. 1)
Dr. Albert Pauly | Die „Skulpturensammlung Viersen“
21
INFORMATION
Skulpturensammlung Viersen
Städtische Galerie im Park
Rathauspark 1
41747 Viersen
Tel.: 02162 101-160
Mail: [email protected]
Web: www.skulpturensammlungviersen.de
rheinform
01/2015
22
rheinform
Fachartikel
Schlosspark Stammheim
Dr. Romana Breuer
Dr. Romana Breuer
studierte Kunstgeschichte, Klassische
und Vorderasiatische
Archäologie, Sprachwissenschaft und Philosophie in Saarbrücken
und Köln. Nach ihrer
Promotion 1998 arbeitete sie zunächst als freie
Museumspädagogin,
seit 2008 als Referentin
für Museumspädagogik
des Museumsdienstes
Köln. Seit Juli 2014
ist sie Kuratorin für
Bildende Kunst und
Design, Grafik und
Plakat am Museum für
Angewandte Kunst in
Köln. Seit 2003 ist sie
ehrenamtliches Mitglied
der Initiative KRR.
rheinform
01/2015
Eine der schönsten und bedeutendsten
Parkanlagen Kölns liegt ausgerechnet auf
der „Schäl Sick“, genauer gesagt in KölnStammheim. Hierhin verschlägt es selten
die Kölner aus dem Linksrheinischen. Wenn
sich jedoch Besucher zum ersten Mal im
Schlosspark blicken lassen, zeigen sie sich
stets begeistert: Die malerische Gartenanlage liegt direkt am Rhein und breitet sich
auf über 80.000 m² aus. Der reichhaltige
Baumbestand mit einheimischen und exotischen Hölzern ist meist sogar noch älter als
der Park selbst. Baumriesen im Alter von
über 200 Jahren wurzeln schon seit den
1830er Jahren entlang der verschlungenen
Wege und auf den großzügig angelegten
Rasenflächen. Der bekannteste rheinischwestfälische Gartenarchitekt, Maximilian
Friedrich Weyhe (1775–1846), legte dieses
Kleinod für Franz Egon zu FürstenbergStammheim (1797–1859) nach dem Vorbild des „Englischen Gartens“ an.
Doch ist dies nicht die einzige Attraktion: Der Schlosspark besticht auch durch
das Miteinander von Kunst und Natur. Seit
über 14 Jahren dient die Gartenanlage als
Präsentationsfläche von zeitgenössischer
Kunst. Rund 60 Skulpturen und Plastiken
können von den Besucherinnen und Besuchern entdeckt werden. Dabei ist das „Entdecken“ durchaus wörtlich zu verstehen,
denn viele der Arbeiten drängen sich nicht
in Größe oder Positionierung auf, sie gehen
vielmehr eine Symbiose mit der gestalteten
Natur oder den Baummonumenten ein.
Vielfach lohnt es sich, den Blick zu heben
und in das Geäst der Gehölze oder an eine
verborgene Mauer zu schauen, um dann
beispielsweise aus der Form geratene Parkbänke, keramische „Schutzschilde“, hängende Metallplastiken oder im Boden markierte Formationen zu erschauen (Bild 1).
Oder auch zu ertasten, denn im Gegensatz
zu vielen anderen Skulpturenparks möchte
das Ausstellungsteam der Initiative KulturRaumRechtsrhein (KRR) im Schlosspark
Bild 1: Lebens-Baum der Künstlergruppe Foerst,
Herterich & Kaiser
(© Bildarchiv KRR)
bewusst Berührungsängste vermeiden.
Jeder Gast im Park – seien es Anwohner
oder Erholungssuchende von weiter her –
soll mit diskutieren können.
Doch zunächst ein Blick zurück auf die
Anfänge des Projekts: Nach einer wechselvollen Geschichte des Parks im 20. Jahrhundert liefen 2001 bestehende Nutzungsverträge mit der Stadt Köln – die seit 1983
erneut Besitzerin der Anlage ist – aus. In
dieser Situation gründeten Künstlerinnen
und Künstler sowie Kaufleute und historisch
interessierte Anwohner aus Stammheim
und Flittard die Initiative KRR, um den historischen Schlosspark mit neuem Leben zu
erfüllen. Dies war die Geburtsstunde des bis
heute aktiven, ehrenamtlich arbeitenden
Organisationsteams der jährlich wechselnden Skulpturenausstellung. Im Jahr 2002
realisierte die Gruppe die erste Ausstellung
unter dem Titel „Rheinblicke-Einblicke“ mit
Skulpturen, Objekten und Installationen,
Dr. Romana Breuer | Schlosspark Stammheim | Seite 22 bis 24
Fachartikel
rheinform
23
Bild 2: Aus dem Eröffnungsprogramm, die
Musikgruppe CologneCajon Connection.
(© Bildarchiv KRR)
die ein sehr großer Publikumserfolg war.
Eingeladen hatte das Team vornehmlich
bildende Künstlerinnen und Künstler aus
der rechtsrheinischen Region. Ein großes
Anliegen der KRR war und ist, die kulturelle Vielfalt auf dieser Rheinseite in das
Bewusstsein der Bevölkerung zurückzubringen sowie jungen, weniger bekannten
Kunstschaffenden eine attraktive Präsentationsfläche der eigenen Arbeiten zu bieten.
Das Konzept funktionierte – und funktioniert so gut, dass mit jedem Jahr, mit jeder
Ausstellung das Projekt bekannter wurde
und sogar mehrfach jurierte Kunstpreise
(„Kunstpreis Schlosspark“) an die jeweils
drei besten neuen Werke einer Ausstellungsstaffel vergeben werden konnten.
Mittlerweile hat der Skulpturenpark
längst seine regionalen Grenzen verlassen:
Kunstschaffende aus ganz Deutschland,
aus der Schweiz, den Niederlanden und den
USA sind mit ihren Werken im Park vertreten. Die jährliche Neupräsentation, die jeweils am Pfingstsonntag und -montag mit
reichhaltigem Rahmenprogramm, kostenlosen Führungen, Künstlergesprächen,
Musik und Performances gefeiert wird,
sorgt nicht für eine Überfüllung des Parks
(Bild 2). Grundsätzlich stellen die Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten für ein
Jahr zur Verfügung – es sei denn, es handelt sich um eine temporäre Installation,
die von der Natur im Laufe des Jahres wieder zurückerobert wird. Es gibt aber auch
einige wenige Arbeiten, die so eng mit dem
Dr. Romana Breuer | Schlosspark Stammheim
Park verbunden sind, dass sie dauerhaft
verbleiben – so z. B. das „Schloss mit Grafenpaar“ von Herbert Labusga (2002), die
„Remnants“ („Überbleibsel“) von Linda
Cunningham (1997/2005) oder auch die
„Gräfin zu Fuß“/ „Hundemeute“ von Gilbert
Flöck (2012/2013).
In der kuratorischen Praxis wirbt die
Initiative Ende eines jeden Jahres/zu Beginn des neuen Jahres durch Ausschreibung in einschlägigen Kunstzeitschriften
sowie im Internet neue Bewerbungen für
die Ausstellung im Park ein. Inhaltlich wird
dann im Auswahlverfahren besonderes Augenmerk auf den Bezug zum Schlosspark
(Geschichte des Parks inklusive der Initiatoren im 19. Jahrhundert, Nähe zum Rhein,
Baumbestand, Flora und Fauna) sowie auf
die Beschaffenheit des möglichen Ausstellungsobjekts (weitgehende Witterungsund Vandalismusbeständigkeit) gelegt.
Künstlerische Professionalität ist natürlich
Voraussetzung für eine Bewerbung.
Um dem Publikum die jeweilige Neupräsentation möglichst eng an der Intention
der Künstlerinnen und Künstler zu vermitteln, realisiert die KRR jeweils einen Ausstellungsbegleiter mit Kurztexten, so dass
sich jeder individuell im Park bewegen kann
und „trotzdem“ etwas über die Exponate
erfährt. Besonderen Zuspruch erhalten in
diesem Kontext die kostenlosen Führungen
zu Pfingsten, bei denen auch die anwesenden Künstler nach Möglichkeit eingebunden
werden. Und wer den Park mit seiner
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01/2015
24
rheinform
Präsentation auch unabhängig von den
Pfingsttagen mit entsprechenden Erläuterungen genießen möchte, der kann eine
Gruppenführung bei einer der an der Initiative beteiligten Kunsthistorikerinnen buchen. Dieses Angebot verzeichnet ebenfalls
wachsenden Zuspruch (Bild 3).
Das Projekt „Schlosspark Stammheim“
ist nur möglich durch das Engagement Vieler: durch das Herzblut der ehrenamtlich
tätigen Gruppenmitglieder, durch die Unterstützung der Stadt Köln – insbesondere
dem Fachbereich Landschaftspflege und
Grünflächen, der die Pflege der Gartenanlage sicherstellt, durch die Sponsoren und
Unterstützer – und immer wieder durch das
Vertrauen der Künstlerinnen und Künstler,
die ihre Arbeiten zur Verfügung stellen.
Der Initiative liegt es sehr am Herzen, hier
weitere Sponsoren zu finden, die die Situation der Künstler verbessern helfen – durch
Sachmittel, durch Finanzen, durch technische Unterstützung beim Aufbau.
Der Lohn des Ganzen ist ein einmaliger
Skulpturenpark, eine historische Parkanlage mit unaufdringlich sich einpassenden
Skulpturen, Plastiken und Objekten, der
ganzjährig und ganztägig bei freiem Eintritt
für jeden geöffnet ist. Kunst und Natur zum
Anfassen und Begreifen.
Fachartikel
INFORMATION
Schlosspark Stammheim
Stammheimer Hauptstr. 67
51061 Köln
Web: www.schlossparkstammheim.com
Bild 3: Kostenlose
Führungen zum Thema
Kunst natürlich! an den
Eröffnungstagen.
(© Bildarchiv KRR)
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01/2015
Dr. Romana Breuer | Schlosspark Stammheim
rheinschrift
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Fachartikel
Das SEEWERK in Moers
Privatinitiative und Forum für zeitgenössische
Kunst
Claudia Rinke
Idyllisch im Grünen, direkt am Silbersee,
liegt das Gelände der ehemaligen DujardinFabrik in Moers-Kapellen. In diesem Zweigwerk der Weinbrandbrennerei wurden bis in
die 1970er Jahre hinein Spirituosen produziert und eingelagert.
Heute befinden sich in den ehemaligen
Fabrikgebäuden Ateliers, Werkstätten und
Büroräume, die zusammen die Kreativgemeinschaft „das SEEWERK“ bilden.
Mit einfühlsamen Umbaumaßnahmen,
welche die architektonischen Besonderheiten der Fabrikgebäude und des Geländes
erhielten, ist hier eine Mischung aus Gewerbegebiet und Kunstpark entstanden. Die alten Produktionsanlagen wurden ausgebaut
und durch industriell, puristisch gehaltene
Inneneinrichtungen ersetzt. Auf dem ca.
15.000 m² großen, parkähnlichen Grundstück befinden sich neben altem Baumbestand auch zahlreiche Außenskulpturen
namhafter Künstlerinnen und Künstler, die
im Laufe der Jahre dort entstanden oder
vom SEEWERK-Team in Zusammenarbeit
mit den Künstlern installiert wurden.
Die jährliche
SEEWERK
Ausstellung
im
Neben kleineren Einzelausstellungen findet
seit 2005 jährlich eine große Kunstschau
mit Beteiligung regionaler und internationaler Künstler im SEEWERK statt. Angefangen hat dies mit einer privaten Feier des
SEEWERK-Teams, zu der einige befreundete Kunstschaffende eingeladen wurden,
ihre Werke auf dem Gelände aufzustellen.
Die Resonanz der Besucher auf die ausgestellte Kunst in diesem besonderem Ambiente war so groß, dass spontan die Idee
entstand, hieraus eine eigene Kunstausstellung
zu
entwickeln,
die
der
Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Die
zweite Ausstellung wurde zu einem außergewöhnlichen Erfolg mit großem Publikumsinteresse. Dies bestärkte das Team
um Angelika Petri und Frank Merks, daraus
eine jährliche Veranstaltung zu entwickeln.
Jedes Jahr im Sommer lädt das SEEWERK
zu einer Kunstaustellung und daran anschließenden Veranstaltungen ein. Dabei
beschränken sich die Ausstellungen nicht
auf eine bestimmte Kunstrichtung oder
Gattung, sondern zeigen ein breites Spektrum arrivierter sowie junger zeitgenössischer Kunst. Eine enge Verbindung zur
Kunstakademie Düsseldorf zeigt sich hierbei nicht nur in den Kernausstellungen von
emeritierten Akademieprofessoren wie Irmin Kamp (2008) oder Christian Megert
(2009), sondern insbesondere auch in
Gemeinschaftsausstellungen und -projekten von Akademieklassen und ehemaligen
Studierenden. So wurde im Jahr 2008 eine
dauerhafte Installation der letzten Klasse
des damals kürzlich verstorbenen Jörg Immendorff realisiert. Die jungen Künstlerinnen und Künstler gestalteten mit Unterstützung eines Industrieherstellers den
Fußboden der Innenräume in einigen Gebäudeteilen neu. Mit Hilfe einer speziellen
Bodenbeschichtung entstanden nicht nur
ein neuer, für die Ausstellungen optimal
nutzbarer Boden, sondern auch künstlerische „Lichtbilder“. Die sonst flüchtigen
Momente der Reflektion von Scheinwerferlicht oder Sonnenstahlen auf der Fußbodenfläche wurden von den Künstlern dauerhaft festgehalten und bilden einen subtilen künstlerischen Eingriff ohne den
industriellen Charakter der Räume zu zerstören. 2009 zeigte das SEEWERK die Ausstellung „POSITIONEN 09“ mit 47 internationalen Beteiligten, die alle Meisterschüler
Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers | Seite 25 bis 28
Claudia Rinke
ist Kunsthistorikerin aus
Bochum. Sie studierte Kunstgeschichte,
Gender Studies und
Sozialpsychologie an
der Ruhr-Universität
Bochum und hat sich
auf die Bereiche der
zeitgenössischen Kunst,
Fotografietheorie und
des Ausstellungsmanagements spezialisiert.
Neben ihrer Tätigkeit
für die Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum/Sammlung
Moderne arbeitet sie als
freie Kuratorin, Autorin
und Projektassistentin
u.a. für den Westdeutschen Künstlerbund
e.V., für das Kunstmuseum Bochum und den
Kunstverein „galerie
januar – Verein zur
Förderung junger Kunst
e.V“, in deren Vorstand
sie ebenfalls aktiv ist.
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rheinschrift
Fachartikel
Bild 1: Christian Megert „Wasserspiegel“,
im Hintergrund Markus
Ambach „Ersatzbiotop“
(© das SEEWERK)
von Christian Megert an der Kunstakademie
Düsseldorf waren und von ihm zu dieser
Gemeinschaftsausstellung eingeladen wurden. In den Ausstellungshallen, auf dem
gesamten Gelände sowie auf dem See zeigten diese Malerei, Skulpturen, Installationen und Performances (Bild 1).
Markus Ambachs Projekt „Ersatzbiotop“
realisierte gleichzeitig die auf einige Jahre
angelegte Revitalisierung des Silbersees.
Bei der Auswahl der Künstlerpositionen
verlassen sich die Initiatoren Angelika Petri
und Frank Merks auf ihren Qualitätssinn,
ihre Intuition und ihr großes Netzwerk innerhalb der Kunstszene im Rheinland. Bei
der Auswahl der in der Region verwurzelten
Künstlerinnen und Künstler mit überregionaler und internationaler Bekanntheit legt
das SEEWERK-Team Wert auf anerkannte
Qualität. Die ausstellenden Künstler werden nach Besichtigung ihrer Werke in den
Ateliers ausgesucht. Innerhalb des außergewöhnlichen Umfeldes des SEEWERKs soll
dem Publikum ein abwechslungsreiches
Angebot an aktueller Kunst präsentiert und
ein Zusammentreffen von Kunstschaffenden und Kunstinteressierten in entspannter Atmosphäre ermöglicht werden. Im
Vorwort zum Katalog der Ausstellung 2010
äußern sich die beiden Hauptinitiatoren zu
ihrem Engagement folgendermaßen: „Das
SEEWERK ist mehr als einfach nur ein Ausstellungsort. Es ist ein auch freies Experimentierfeld, das Künstlern die Möglichkeit
bietet, ihre Ideen unbeeinflusst und frei von
fremden Vorgaben vor Ort zu realisieren.
[…] Der sichtbare Entwicklungsprozess der
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entstehenden Kunstwerke bietet Besuchern
die spannende Gelegenheit, nicht nur die
fertige Arbeit zu betrachten, sondern auch
an ihrer Entstehung hautnah teilzuhaben.
Ideen nehmen Gestalt an und finden, wenn
alles gut geht, am Ende ein begeistertes
Publikum.“1
Projekte auf der Kulturinsel
Nepix Kull im Schlosspark Moers
Seit 2008 realisiert das SEEWERK in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Moers
jährlich ein Kunstwerk auf der Kulturinsel
Nepix Kull im Moerser Schlosspark. Jedes
Jahr wird ein Künstler, eine Künstlerin oder
Künstlergruppe eingeladen, sich mit diesem Ort auseinanderzusetzen und eine
Arbeit zu verwirklichen, die über mehrere
Wochen im öffentlichen Raum zu sehen ist.
Der Moerser Schlosspark liegt innerhalb der
historischen oranischen Befestigungsanlage, die sich aus der Grundstruktur des
Parks und des Verlaufes des ihn umgrenzenden Moersbaches ablesen lässt. Die
Kulturinsel Nepix Kull besitzt einen – für
diese Wallanlagen typischen – dreieckigen
Grundriss und befindet sich am äußeren
südlichen Ende des Parks. Mit einer Grundfläche von rund 2.500 m² wurde sie u.a. in
der Vergangenheit von der Stadtbevölkerung zum Wäschebleichen genutzt. Der
Boden der Insel ist leicht nach hinten ansteigend, und außer einem einzelnen, mittig angeordneten Baum besteht die Bepflanzung aus Gras, sodass hier Kunstwerke auf freier Fläche präsentiert werden und
Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers
Fachartikel
rheinschrift
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Bild 2: Keisuke Matsuura „Weisse Nepix“
(© das SEEWERK)
Spaziergänger, auf ihrem Weg rund um den
Park, diese aus verschiedenen Perspektiven
ungestört betrachten können (Bild 2).
In der Auswahl der künstlerischen Positionen für die bisher realisierten sieben Projekte zeigt sich auch hier die Verbundenheit
des SEEWERKs mit der Kunstakademie
Düsseldorf – mit einer Ausnahme sind alle
Künstlerinnen und Künstler Absolventen
dieser Hochschule. Sie alle leben und arbeiten im Rheinland. Folgende Projekte
wurden bis 2014 realisiert: Anne-Katrin
Puchner – Fleur Stoecklin – Thomas Woll
„Nepix Landromat“ (2008); Keisuke Matsuura „Weiße Nepix“ (2009); Anatol Herzfeld
„Inselparlament“ (2010); Lena Kuntze
„Wildernde Matrix“ (2011); Takako Saito
„Musikschachspiel Nr. 1 und 2“ (2012);
Gabrielle Fekete „Fanal gegen das Leid“
(2013) und Ahmed Ibrahim „Ouroborus
– Fluss des Lebens“ (2014). Jedes dieser
Projekte setzte sich auf ganz spezielle Art
und Weise mit der Umgebung und der Vergangenheit dieses Ortes auseinander.
Skulpturenpark und Kunstproduktion vor Ort
Das SEEWERK Moers ist nicht nur eine
Institution für temporäre Ausstellungen,
sondern auch ein Ort der aktiven Kunstproduktion. Seit mehreren Jahren betreibt
der Bildhauer Anatol Herzfeld hier eine
Werkstatt – neben seiner Werkstatt auf
der Museumsinsel Hombroich – und präsentiert seine Arbeiten auf dem Gelände.
In dem ausgebauten Obergeschoss eines
Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers
Gebäudes – das der Künstler regelmäßig
neu gestaltet – sind rund 100 Arbeiten von
Anatol Herzfeld zu sehen, die sein gesamtes künstlerisches Schaffen repräsentieren. Neben Relikten aus Aktionen finden
sich hier auch Zeichnungen, Collagen und
Skulpturen. Auf dem Gelände befinden sich
weitere große Installationen des Künstlers
wie etwa die „Wachstation des Denkens gegen illegale Gewalt“ von 1992, eine Arbeit
die zur IX. documenta in Kassel entstanden
ist, und „Apocalypse 78“ von 1978. Zu den
jährlichen Ausstellungen des SEEWERKs
hat Anatol Herzfeld immer wieder neue Arbeiten angefertigt, die ebenfalls dauerhaft
zu besichtigen sind. Unter anderem finden
sich hier: „Seewerk Demokratie“ von 2010,
„Schmetterlingsmann“ von 2011 sowie die
Stahlstatue „Kemal Atatürk“ von 2014.
Auch andere Künstlerinnen und Künstler
haben zu den jährlichen Ausstellungen Arbeiten realisiert, die dauerhaft gezeigt werden. Zu sehen sind u.a.: Liz Bachhuber „Car
Ferry“, Christian Megert „Wasserspiegel“;
Mikyung Pae gestaltete mit „1+1= ?“ eine
Giebelwand; Danielle Riede „Seewurm“;
das überdimensionale Rednerpult von Dragan Lovrinovic und eine dreidimensionale
Skulptur von Günter Stangelmayer. Von Kai
Rheineck ist auf dem weiteren Gelände die
Arbeit „Bauten des ruhenden Verkehrs“ zu
sehen und Gabriella Fekete zeigt hier ihre
Arbeiten „Fanal gegen das Leid“, die 2013
für die Kulturinsel Nepix Kull entstand, sowie die Installationen „wir“, „Nachbar“, und
„Leben = Falle“.
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rheinschrift
Einen besonderen Schwerpunkt bilden
die Plastiken der Düsseldorfer Bildhauerin
und ehemaligen Kunstakademieprofessorin
und -leiterin Irmin Kamp. Fünfzehn ihrer
großen Arbeiten, die meist aus Polyester
oder ähnlichen Materialien gefertigt sind,
wurden 2008 auf dem Gelände des SEEWERKs präsentiert (Bild 3).
Irmin Kamps abstrakte Formensprache
steht im starken Kontrast zu den wilden
organischen Formen der Natur, ergänzen sich aber auch gegenseitig zu einer
„eigenwillige(n), fast poppige(n) Landschaftsarchitektur“2. Die Künstlerin Kamp
bedient sich der Formensprache der Natur
und reduziert diese fast bis zur Unkenntlichkeit und baut ihre Plastiken in strenger
Reihung auf. Damit sind diese Arbeiten geradezu dafür geschaffen, in der Natur präsentiert zu werden und entfalten erst hier
ihre subversive Kraft. Als Ausstellungsorte
nutzt sie freie Grünflächen, ihre Arbeiten
ranken sich aber auch neben den Bäumen
im Park empor und verschmelzen mit dem
Geäst. Insbesondere hervorzuheben ist
die Installation der fünf „Zwiebeltürme“ im
Silbersee. Die weißen, spitzzulaufenden,
riesigen Kugeln scheinen schwerelos auf
der Wasseroberfläche des Sees zu schweben. Mit Unterstützung des LVR werden in
diesem Jahr auf einem weiteren Gelände
die ersten zwei Plastiken („Trees“, 1970
und „Black Mushrooms“, 1974) von Irmin
Kamp dauerhaft aufgebaut und bilden den
Fachartikel
INFORMATION
SEEWERK Skulpturenpark e.V.
Silberseeweg 1a
47447 Moers
Tel.: 02841 886878
Mail: [email protected]
Web: www.das-seewerk.de
Grundstock eines eigenen Kampschen
Skulpturenparks am Silbersee. Das SEEWERK in Moers ist kein Ort des Stillstands
und der stillen Präsentation von Kunst.
Es ist ein aktiver Ort der Kunstproduktion
und des Austausches. Mit den jährlichen
Ausstellungsaktivitäten und der ständigen
Erweiterung des Skulpturenparks und der
Arbeiten auf dem gesamten Gelände wird
dieser aus privater Initiative geschaffene
und betriebene Kunstort weiterentwickelt.
Anmerkungen
1
2
Angelika Petri/Frank Merks: „Vorwort“,
in: Seewerk 2010, Ausst.-Kat., Hrsg.
„das SEEWERK“, Moers, o.J., S. 8.
Helga Meister: „Der Schatz am
Silbersee. Irmin Kamp – Ein Porträt
von Helga Meister“, in: Irmin Kamp
– Plastiken am Silbersee, Ausst.-Kat.
„das SEEWERK“, Moers 2008, S. 11.
Bild 3: Irmin Kamp
„Black Turtles“
(© das SEEWERK)
rheinform
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Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers
rheinblick
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Museumsportraits
Das Museum neu denken
Zur Wiedereröffnung des Clemens Sels
Museums Neuss
Dr. Uta Husmeier-Schirlitz
Die Position
stärken
des
Museums
Am 15. Oktober 2013 begannen in dem
1975 eröffneten, von Harald Deilmann entworfenen Clemens Sels Museum Neuss
umfangreiche
Sanierungsmaßnahmen.
Während der Schließungszeit wurden unabhängig von den baulichen Maßnahmen
zahlreiche Neuerungen erarbeitet, welche
zukünftig die Attraktivität des Hauses für
die Besucher entscheidend steigern sollen
(Bild 1).
In Deutschland gibt es über 6.000 Museen. Nordrhein-Westfalen besitzt eine der
höchsten Museumsdichten, und insbesondere der Standort Neuss bietet, flankiert
von Düsseldorf und Köln, der hiesigen
Bevölkerung ein breites Spektrum an kulturellen Angeboten. Trotz dieser Vielfalt ist
das Clemens Sels Museum Neuss einzigartig – aufgrund seiner Sammlung. Es ist
ein modernes Mehrspartenhaus mit dem
Schwerpunkt Kunst. Als einziges Haus in
Deutschland besitzt das Museum vier Werke von Gustave Moreau, dem Vater des
Symbolismus, Lehrer der späteren Fauves
und Vorbild der Surrealisten. Dieser Meilenstein der Sammlung wird ergänzt durch einen umfangreichen Bestand zur Kunst des
Bild 1: Clemens Sels
Museum Neuss, 2014
(© Clemens Sels Museum
Neuss, Fotograf: Martin
Langenberg)
Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken | Seite 29 bis 33
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rheinblick
Bild 2: Gustave Moreau, Der Abend, 1887,
Aquarell auf Papier,
Clemens Sels Museum
Neuss
Museumsportraits
fast vollständig ausgegrabenes römisches
Legionslager. Dementsprechend befinden
sich im Museum zahlreiche Neusser Funde,
die einen besonderen Blick auf die frühe
römische Geschichte des Rheinlandes ermöglichen. Die Position des Museums zu
stärken, heißt, die Sammlung hervorzuheben, ihre Einzigartigkeit zu betonen und
für die Besucher wahrnehmbar zu machen.
Dies ist das zentrale Anliegen der Neupräsentation zur Wiedereröffnung des Hauses
2015.
(© Clemens Sels Museum
Neuss, Fotograf: Carsten
Gliese)
Präsentation der Spitzenstücke
Symbolismus von internationalem Rang.
Darüber hinaus bildet die Sammlung zum
„Rheinischen Expressionismus“ einen weiteren wichtigen Schwerpunkt des Hauses.
So befinden sich beispielsweise herausragende Werke von Heinrich Campendonk in
der Sammlung. Mit dem Aquarell „Kandern
IV“ von August Macke besitzt das Museum sogar die womöglich letzte Arbeit des
Künstlers, der bereits 1914 als Soldat im
Ersten Weltkrieg fiel. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Sammlung zur Kunst der
Naiven, die neben der Sammlung von Charlotte Zander zu den wichtigsten in Deutschland zählt. Seit den 1980er Jahren sammelt
das Clemens Sels Museum Neuss ebenso
Werke der Farbmalerei von internationaler
Bedeutung. Der über 5.000 Objekte umfassende Bestand der populären Druckgrafik ist seit 2010 in einer Dependance,
dem sogenannten Feld-Haus, angesiedelt
und bildet einen wichtigen Brückenschlag
zwischen der kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlung des Hauses. Auch dieser
Schwerpunkt ist ein Alleinstellungsmerkmal
innerhalb der Museumslandschaft in Nordrhein-Westfalen. Neben diesen gewichtigen
Beständen darf der stadt- und kulturgeschichtliche Bereich des Museums nicht
vergessen werden. Denn Neuss gehört zu
den ältesten Städten in Deutschland und
verfügt als einzige Stadt in Europa über ein
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Das Clemens Sels Museum Neuss verfügt
über eine ganze Reihe von hochkarätigen
Meisterwerken. Einige konnten aufgrund
ihrer Fragilität bisher nur sehr selten und
nur für einen kurzen Zeitraum gezeigt werden. Dazu gehören vor allem die beiden
hervorragenden Aquarelle „Der Abend“
(Bild 2) und „Die Sphinx“ von Gustave Moreau und das bereits erwähnte Blatt „Kandern IV“ von August Macke. Durch speziell
für diese Werke angefertigte Klimavitrinen
in Verbindung mit der neu installierten
LED-Beleuchtung im Haus wird es künftig
möglich sein, diese Werke über einen längeren Zeitraum der Öffentlichkeit zu präsentieren. Auch die drei Hinterglasbilder
von Heinrich Campendonk stellen einen
besonders fragilen Schatz des Hauses dar.
Während der Schließung hat das Clemens
Sels Museum Neuss an einem Forschungsprojekt zu den Hinterglasbildern Campendonks und des „Blauen Reiters“ teilgenommen, welches vom Dörner Institut in
München begleitet wurde und in der Restaurierung der drei Werke durch eine ausgewiesene Spezialistin für Hinterglasmalerei mündete. Zur Wiedereröffnung erstrahlen die Werke nun in ihrem nahezu
ursprünglichen Glanz.
Raus aus dem Depot
Aus
brandschutztechnischen
Gründen
musste die Fachbibliothek des Museums an
bisheriger Stelle geräumt werden. Dadurch
steht jetzt ein weiterer, rund 100 m² großer
Ausstellungsraum im ersten Obergeschoss
des Deilmannbaues zur Verfügung. Dieser
bietet nun die Möglichkeit, die Kunst der
Naiven, die in den letzten Jahren nur in
Wechselausstellungen gezeigt werden konnte, dauerhaft in die Sammlungspräsentation
Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken
Museumsportraits
rheinblick
Bild 3: Séraphine Louis, Kirschen und gelbe
Blätter, um 1930, Öl
auf Leinwand, Clemens
Sels Museum Neuss
zu integrieren. Von den fast 500 Gemälden
und über 250 Skulpturen wird eine repräsentative Auswahl zu sehen sein. Weitere
Stücke und Ensembles werden das Depot
verlassen, um das Museumsprofil zu schärfen (Bild 3).
(© Clemens Sels Museum
Neuss, Fotograf: Jörg
Schanze)
Individualität versus
Einheitlichkeit
An die Neupräsentation eines Mehrspartenhauses werden besondere Anforderungen
gestellt, da die verschiedenen Sammlungsbereiche aufgrund der großen Objektvielfalt sehr unterschiedliche Ansprüche an die
Präsentation stellen. Daher ist es besonders
wichtig, eine Balance zwischen Individualität und Einheitlichkeit zu finden. Dies gilt
sowohl für die Gestaltung der Räume als
auch für die Präsentation der Objekte. Daher wurde für das gesamte Haus ein Farbkonzept entworfen, welches die einzelnen
Sammlungsbereiche klar voneinander unterscheidet. Die Farbwahl wurde spezifisch
auf die künftig gezeigten Objekte abgestimmt. Ein einheitliches Erscheinungsbild
der verschiedenen Ausstellungsetagen wird
durch eine übereinstimmende Typografie
erreicht, die für die Wandtexte ebenso wie
etwa für die Objektbeschriftungen verwendet wird. Dadurch wird die Zusammengehörigkeit der Sammlung durch alle Sparten
hindurch demonstriert. Ebenso wurde ein
demontierbares Vitrinensystem entwickelt,
welches in allen Bereichen eingesetzt werden kann. Allein die Innenausstattung der
Vitrinen folgt den individuellen Bedürfnissen der jeweiligen Abteilung. Für alle
Sammlungsbereiche gleichermaßen von
Bedeutung ist die Vertiefung der Betrachtung durch zusätzliche Interaktion. Daher
wurde insbesondere für die Zielgruppe der
Kinder ein modulares System für die sogenannten „Aktionswürfel“ entwickelt, die an
verschiedenen Stellen in den Ausstellungsräumen zur Verfügung stehen. Anhand der
„Aktionswürfel“ können einzelne Aspekte
der vielfältigen Themen in Kunst- und
Kulturgeschichte vertieft werden. Das Ziel
dieses Angebotes besteht darin, neben der
visuellen Wahrnehmung auch weitere Sinne wie die Haptik anzusprechen, um eine
intensivere Annäherung an vorgestellte
Themen und ausgestellte Exponate zu erreichen. Um die kreative Auseinandersetzung mit der Sammlung zu fördern, gibt
es im Deilmannbau darüber hinaus einen
Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken
31
eigenen Seminarraum. Dieser wurde in der
Zeit der Schließung neu konzipiert und neu
gestaltet.
Die Besucherinnen und Besucher
willkommen heißen
Der erste Eindruck, den der Besucher beim
Betreten des Museumsgebäudes erhält,
ist von entscheidender Bedeutung. Oftmals beeinflusst dieser nachhaltig, ob der
Besucher den Aufenthalt als positiv oder
negativ in Erinnerung behält. Daher ist
es besonders wichtig, einen offenen und
freundlichen Eindruck im Entrée-Bereich zu
erreichen. Dies stellt unter den architektonischen Gegebenheiten des Deilmannbaues
eine besondere Herausforderung dar. Um
dieses Ziel zu erreichen, wurde der gesamte Eingangsbereich neu gestaltet. In dem
innovativen Design der Informationstheke,
des Shops und der angrenzenden Cafeteria
spiegelt sich die Absicht wider, dem Besucher ein angemessenes und zeitgemäßes
Ambiente und Serviceangebot anzubieten.
Neues Publikum gewinnen
Im Zeitalter der digitalen Medien hat sich
der Anspruch der Besucher auf die Verfügbarkeit von Informationen von 24 Stunden
an 365 Tagen im Jahr als Standard etabliert. Um diesem Bedürfnis gerecht zu
werden, ist eine attraktive Website für ein
Museum unverzichtbar. Denn diese fungiert
als Visitenkarte des Hauses und ist zugleich
ein wichtiger Faktor für die Entscheidung,
rheinform
01/2015
32
rheinblick
ob ein angedachter Museumsbesuch realisiert wird. Als Resultat der intensiven
Auseinandersetzung mit der Außenwirkung
des Clemens Sels Museums Neuss wurde
ein neues Corporate Design entworfen,
welches noch vor der Wiedereröffnung
des Museums vorgestellt wird. Auch eine
neukonzipierte und neugestaltete Homepage wird bereits zuvor online gehen, um
ein breites Publikum auf das kommende
Ereignis der Wiedereröffnung, die neuen
Ausstellungen und zahlreichen neuen Angebote aufmerksam zu machen. Die neue
digitale Welt übt sowohl auf die Kunst als
auch auf das Format Museum einen weitreichenden Einfluss aus. Die Beschäftigung
mit den sich daraus entwickelnden Veränderungen ist ein virulentes Thema, dem im
Clemens Sels Museum Neuss ein adäquater
Raum eingeräumt wird. Daher eröffnet das
Haus parallel zur Dauerpräsentation die
Wechselausstellung „re:set. Abstract painting in a digital world“, um die komplexen
Einflüsse nachzuzeichnen, die die digitalen
Welten auf die aktuelle Kunstproduktion
ausüben. Den Fragestellungen, welche die
neuen Medien an die Präsentationsformen
und -möglichkeiten von Kunst stellen,
wird ebenso im Rahmen eines innovativen
Projektes nachgegangen. Unter dem Titel
„Freiland“ entsteht ein virtueller Ausstellungsraum, der die Funktionsweisen und
Strukturen des Internets untersucht und
dabei offenlegt, wie die digitale Transformation und Präsentation von Exponaten im
Internet die Wahrnehmung gegenüber der
musealen Ausstellung verändert. Vor dem
Hintergrund des großen Interesses an den
neuen Medien sollen beide Projekte dazu
dienen, die Attraktivität des Clemens Sels
Museums Neuss gerade für die junge Generation entscheidend zu verbessern.
Auch die Kunst des Symbolismus mit
ihren surrealen Zügen wird zeitgenössisch
interpretiert. Die in Berlin lebende Künstlerin Barbara Breitenfellner entwickelt in der
Auseinandersetzung mit der hauseigenen
Sammlung eine künstlerische Intervention
vor Ort. Dieses Projekt ist Teil der dezentralen Ausstellungsinitiative „25/25/25“ der
Kunststiftung NRW, deren Jury das Clemens
Sels Museum Neuss in Anerkennung seiner
bisher geleisteten Arbeit als Ausstellungsort ausgewählt hat.
2012 feierte das Haus sein 100-jähriges Jubiläum. Die zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen lockten ein
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Museumsportraits
zunehmend internationales Publikum an.
Um dem Interesse der auswärtigen Gäste
adäquat zu begegnen, erfolgt im Zuge der
Vorbereitungen auf die Wiedereröffnung
die durchgängige Einführung der Bilingualität in den Sprachen Deutsch und Englisch.
Dies bezieht sich nicht nur auf die bereits
erwähnte Website, sondern setzt sich auch
im Audio- und Printbereich fort. Das Clemens Sels Museum Neuss verstärkt damit
seine Öffnung für ein internationales Publikum und spiegelt seine Reputation auch
im Ausland wider.
Kunst und Kultur erleben
Die lebendige Vermittlung der kunst- und
kulturgeschichtlichen Inhalte hat im Clemens Sels Museum Neuss eine lange Tradition. Seit 2010 trägt zusätzlich das Motto
„Kunst und Kultur erleben“ zur Positionierung des Hauses als Ort für die erlebnisorientierte Auseinandersetzung mit Kunst
und Kultur bei. Auch in Zukunft liegt ein
besonderer Fokus auf der Bereitstellung
eines nachhaltigen Vermittlungsangebotes
für Einzelbesucher und Gruppen aller Altersstufen. Für den Einzelbesucher ist die
erstmalige Einführung eines Audioguides
auf Deutsch und Englisch von besonderer
Bedeutung. Auch für Kinder wird ein „Gehörgang“ durch das Museum angeboten. Als
medienpädagogisches Kooperationsprojekt
zwischen dem Schulamt des Rhein-Kreises
Neuss und dem Clemens Sels Museum
Neuss entstanden hörspielartige Beiträge
unter der Beteiligung von mehr als zehn
Grundschulen. Nicht nur im Haupthaus,
sondern auch in der Dependance, dem
Feld-Haus, erwarten die Besucherinnen
und Besucher nun medial gestützte Objekterläuterungen. An fünf iPad-Stationen
erfährt man Wissenswertes über alle Gattungen der Populären Druckgrafik. Darüber
hinaus erscheint auch eine neue Publikation
zur Sammlung des Clemens Sels Museums
Neuss in einer deutschen und englischen
Fassung. Auf mehr als 150 Seiten werden
Exponate aus allen Sammlungsbereichen
vorgestellt.
Um Gruppen die Bestände des Museums
näherzubringen, wurden für das klassische
Veranstaltungsformat der Führung innovative Varianten erarbeitet. So werden etwa
iPad-gestützte Führungen angeboten, bei
denen durch das Heranzoomen auf interessante und wichtige Details eines Bildwerkes
Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken
rheinblick
Museumsportraits
aufmerksam gemacht wird. Weitere Neuerungen stellen begleitende Rundgänge dar,
die etwa „die Bilder zum Sprechen“ oder
– wie bereits im Rahmen von Wechselausstellungen bewährt – die Kunstwerke „zum
Duften“ bringen. Zusätzlich werden neu
konzipierte Veranstaltungen angeboten, die
sowohl für Einzelbesucher als auch für
Gruppen nutzbar sind. Dabei gilt es, das
Erleben der Sammlung unter einem neuen
Blickwinkel zu fördern. Dazu gehören u. a.
die meditative Betrachtung und Vertiefung
in ein Kunstwerk (Bild 4).
33
MUSEUMS-INFO
Clemens Sels Museum Neuss
Am Obertor
41460 Neuss
Tel.: 02131 904141
Mail: [email protected]
Web: clemes-sels-museum-neuss.de
Bild 4: Volker Wevers, Nova Nova, 2008, Öl auf Leinwand, im Besitz des Künstlers
(© Clemens Sels Museum Neuss, Fotograf: Jens Ziehe)
Die vielfältigen Neuerungen zur Wiedereröffnung unterstreichen und festigen die
Einzigartigkeit des Clemens Sels Museums
Neuss innerhalb der Museumslandschaft
von Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus. Ab dem 17. Mai 2015 besteht für
die Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich vom
neuen Gesamtkonzept des Hauses selbst
zu überzeugen.
Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken
rheinform
01/2015
34
rheinblick
weitere Museumsportraits
Heimatmuseum,
Wesel-Bislich
Dauerausstellung
aktualisiert und erweitert
Nachdem das im Weseler Stadtteil
Bislich gelegene Museum in zwei
Neubauten, mit der Einrichtung eines Rhein-Deich-Museums (im Jahr
2000) und eines Ziegelmuseums
(im Jahr 2006), neue Themenausstellungen mit regionalem Bezug
setzen konnte, standen in den
letzten drei Jahren eine räumliche
Ausweitung und völlige Überarbeitung der bisherigen Dauerausstellung im Haupthaus an. Dank großzügiger Unterstützung seitens des
Landschaftsverbandes Rheinland
(LVR) und der Stadt Wesel konnten
wichtige bauliche Voraussetzungen
für einen geordneten Museumsbetrieb sowie ein separater Raum für
Sonderausstellungen geschaffen
werden.
Im Eingangsbereich werden die
Gäste auf eine Zeitreise mitgenommen. Unter dem Motto „Husch, husch, durch die Bislicher Geschichte“
bieten zwölf Themeneinheiten von
der Eiszeit bis in die frühe Neuzeit
eine spannende Einführung in die
niederrheinische Geschichte unter
besonderer Berücksichtigung Bislicher Besonderheiten.
Die neugestaltete Dauerausstellung
widmet sich dem Dorfleben im 19.
und 20. Jahrhundert. Ausgehend
von der früher den Alltag prägenden (katholischen) Religion, führt
der Rundgang durch die Bereiche
„Hauswirtschaft“, „Kindheit und
Schule“, „soziale Sicherung und
medizinische Versorgung“, „Dorfhandwerk und Landwirtschaft“ bis
in die Moderne, als sich nicht zuletzt durch die Elektrifizierung des
ländlichen Raumes die Lebensverhältnisse radikal änderten. In der
Abteilung „Bislich(er) im Porträt“
rheinform
01/2015
geben Fotos und Gemälde von Personen den in der Dauerausstellung
gezeigten Objekten und Lebensumständen konkrete Gesichter. Hier
und in anderen Bereichen bieten
moderne Touchscreen-Computer
die Möglichkeit, sich intensiver
mit den jeweiligen Themen zu beschäftigen. Zugleich werden damit
die Bestände des Foto- und Textarchivs unmittelbarer zugänglich.
Über eine Suchfunktion lassen sich
z. B. Totenzettel, Porträtaufnahmen
und Fotos von Gebäuden ermitteln.
Ausblick: In einem weiteren Schritt
werden demnächst die Themeneinheiten „Bislich im Ersten und
Zweiten Weltkrieg“, „NS-Zeit“,
„Wiederaufbau“, „Eingemeindung
und aktuelle Dorfentwicklung“ die
Ausstellung bis in das 21. Jahrhundert weiterführen.
Heimatmuseum Wesel-Bislich /
Peter von Bein
MUSEUM
www.bislich.de/content/
museum-bislich
Burg Rode, Herzogenrath
Einrichtung einer Dauerausstellung auf Burg Rode
im Rahmen des Projektes
„VIA ErlebnisraumRömerstraße“
Die Burg Rode in Herzogenrath ist
Schauplatz einer Dauerausstellung
im Rahmen des EU-Förderprojektes
„VIA Erlebnisraum-Römerstraße“.
Die heutige Stadt Herzogenrath,
die mit dem benachbarten niederländischen Kerkade die Europastadt „Eurode“ bildet, wird
auf den ersten Blick nicht mit der
Römerzeit in Verbindung gebracht.
Das damalige „Land von s‘ Hertogenrode“ war nachweislich vom
ersten bis vierten Jahrhundert in
römischer Hand. Am Nivelstein,
an dem sich ein Sandsteinbruch
befindet, bauten bereits die Römer
Buntsandstein ab. Die Bedeutung
des Ausstellungsortes für das VIAProjekt ergibt sich aus dem Aspekt
der Handels- und Fernstraße aus
späterer Perspektive. Die Höhenfeste Burg Rode diente der Sicherung eines neuen Zweiges der alten
Römerroute, der Köln mit den wichtigen Handelszentren in Flandern
und Brabant verband. Zollburg,
Verwaltungssitz, Gericht, Lazarett
und Rathaus – Burg Rode hat eine
facettenreiche Vergangenheit.
Die Ausstellung in den atmosphärischen Gewölberäumen der Burg
lädt die Besucher zu einer kleinen
Reise in die Geschichte der Burg
und des Landes von Rode ein. Sie
tauchen ein in die Bau- und Nutzungsgeschichte der Burg Rode,
die schaurige Zeit der „Bockreiter“, einer Räuberbande des 18.
Jahrhunderts, der inquisitionsähnlichen Justiz der Zeit, und werfen
einen Blick zu den niederländischen
Nachbarn in der Grenzregion vis á
vis von Burg, Abteikomplex Rolduc
und der ehemaligen Mühle der Abtei, der Baalsbrugger Mühle. Durch
die Erschließung des Außenbereiches können die Besuchenden an
markanten Außenpunkten in die
Stadt und die Region wie durch ein
Zeitfenster schauen.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Burg-Cafés in
den Monaten April–Oktober jeweils
Sa. & So. von 14:00–18:00 Uhr
zugänglich. Bitte wenden Sie sich
an das Personal des Cafés. Außerhalb dieser Öffnungszeiten ist ein
Besuch für Gruppen nach Terminabsprache möglich.
Burg Rode / Ingo Klein
MUSEUM
www.burgrode.de
weitere Museumsportraits | Seite 34 bis 37
rheinblick
weitere Museumsportraits
Museum Abteiberg,
Mönchengladbach
Neue Präsentation der
Sammlung
Weite Teile der Kunstsammlung des
Museums Abteiberg präsentieren
sich seit dem 26. Oktober 2014 in
deutlich veränderter Form. Unter
der Regie von Oberkustodin Dr.
Hannelore Kersting entstanden teils
unkonventionelle Konstellationen,
von denen nicht alle in Lehrbüchern
stehen mögen, die aber nicht zuletzt deshalb eine erfrischend andersartige Sicht auf Kunstwerke
und Architektur eröffnen. Neben
Neuerwerbungen der jüngeren
Vergangenheit etwa von Thomas
Houseago, Rita McBride oder Andreas Siekmann sind auch zahlreiche
ältere Werke des Bestandes neu zu
entdecken, von denen viele nach
längerer Zeit erstmals wieder öffentlich zu sehen sind. Dabei hat
sich unter anderem der Charakter
der nunmehr Licht durchfluteten,
weitläufigen Gartenebene deutlich verändert. Eine neue Anordnung der variablen Wände schafft
nunmehr eine luftige und leichte
Raumsituation voller Blickachsen
und vielfältiger Korrespondenzen,
die auf die Auswahl und Zusammenstellung der Exponate Bezug
nehmen. Nicht zuletzt auch die
quadratischen Räume mit Werken
der Expressionisten und der Konstruktivisten zeigen sich in neuem
Licht, so wie auch die Auswahl der
Fotografien von Man Ray erweitert
wurde. Dies sind nur einige wenige
der vielen Neuerungen in der aktuellen Präsentation der Sammlung,
in der bis auf weiteres lange nicht
mehr oder noch nie gezeigte Werke
von Roni Horn, Morgan Fisher, Sigmar Polke, Richard Serra, Robert
Ryman, Joseph Marioni, Rebecca
Quaytman, Hans-Peter Webel,
Thomas Rentmeister, Isa Genzken,
David Shrigley, Richard Tuttle, Henrik Olesen, Jochen Gerz und viele
andere mehr zu sehen sind.
Museum Abteiberg /
Dr. Hannelore Kersting
MUSEUM
www.museum-abteiberg.de
Deutsches RöntgenMuseum, Remscheid
Fortschritt durch
Spezialisierung –
Röntgentechnik im 20.
Jahrhundert:
Das neue Schauarchiv
Das Deutsche Röntgen-Museum
beherbergt eine in der Welt einmalige Sammlung von Exponaten
zur Erforschung und Anwendung
von Röntgenstrahlen. Unterstützt
von der NRW-Stiftung und in enger Zusammenarbeit mit dem
Landschaftsverband
Rheinland
wurde ein neues Ausstellungskonzept entwickelt, das es Besuchern
möglich macht, einen Blick in die
faszinierende Vielfalt dieser technischen Geräte zu werfen. In einer
depotähnlichen Inszenierung wird
die Vielfalt und Masse, aber auch
besondere Ästhetik der Sammlungsobjekte augenscheinlich.
Die historischen, gegenwärtigen
und zukünftigen Anwendungen der
Röntgenstrahlen sind vielfältig. Sie
erstrecken sich vom Mikro- bis zum
Makrokosmos. Kleinste Zellstrukturen und Magnetdomänen, Moleküle
und Kristalle, Materialien und Werkstoffe, Fossilien und archäologische
Funde, Kunstwerke und Mumien,
Koffer und Container, Sterne und
Galaxien sind einige ihrer Untersuchungsobjekte. Die dazu verwendete Röntgentechnik ist ebenso
vielfältig wie hoch technisiert. Sie
ist dabei aber keine geradlinige
Fortsetzung und automatische
Konsequenz technisch-historischer
Entwicklungen. Röntgentechnik ist
vielmehr auf die unterschiedlichen
Anwendungsfelder mit ihren spezifischen Fragestellungen genau
abgestimmt. Dabei wird das grundlegende Prinzip der Erzeugung der
Strahlung, der Durchleuchtung
des Objektes, der Detektion und
der Analyse des Strahlenreliefs jeweils unterschiedlich interpretiert
35
und umgesetzt. Immer wieder neu
aufkommende Fragestellungen führen zu anderen, dem besonderen
Zweck angepassten, technischen
Lösungen. Transparente Einblicke
in die technischen Grundstrukturen ermöglichen den Besuchern ein
Verstehen der besonderen Anforderungen und Funktionen.
Die Präsentation der Geräte im
neuen Schauarchiv zeigt einen
Querschnitt aus den Sammlungen.
Die seit Röntgens Entdeckung 1895
entstandenen Formen und Funktionen eröffnen einen facettenreichen
Blick in das vielfältige Anwendungsspektrum der Röntgenstrahlen, die
weit über das medizinische Feld
hinausragen. Beim genaueren Betrachten zeigt sich eine besondere
Ästhetik der technischen Details
und des Zusammenspiels der Formen und Materialien.
Deutsches Röntgen-Museum
Remscheid / Dr. Uwe Busch
MUSEUM
www.roentgenmuseum.de
DIZeum Ledigenheim
Lohberg
Das Dokumentations- und
Informationszentrum
Ledigenheime
Seit September 2014 ist das Dokumentations- und Informationszentrum Ledigenheime (DIZeum)
in Dinslaken-Lohberg eröffnet. Es
hat sich zur Aufgabe gemacht, ein
besonderes Kapitel der Bergbaugeschichte Nordrhein-Westfalens
zu bewahren und zu präsentieren.
Das DIZeum verfügt über eine
Sammlung und stellt diese Interessierten für Nachforschungen zur
Verfügung. Daneben gibt es einen
Ausstellungsbereich, der mehrere
Elemente beherbergt. Im ersten
Ausstellungsraum ist ein „deutscher Türstock“ von Bergleuten
aufgebaut worden. Durch die reich
bebilderte Tafelausstellung werden
viele Aspekte von Ledigenheimen
beschrieben. Es finden sich hier
auch spannende Schilderungen von
rheinform
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rheinblick
Zeitzeugen und Zeitzeuginnen. Drei
Vitrinen mit Originalexponaten verdeutlichen die Komplexe „Privatleben“, „Arbeitsalltag“ sowie „Betrieb
eines Ledigenheimes“. Besonders
liebevoll gestaltet ist das kleine
Kino. Hier erzählen Zeitzeugen und
Zeitzeuginnen von ihren Erfahrungen, die sie mit und in Ledigenheimen gemacht haben. Der nebenan liegende Wohnraum, der die
Situation von etwa 1920 abbildet,
vermittelt die Atmosphäre eines typischen Ledigenheimzimmers. Hier
befinden sich vier Eisenbetten mit
kleinen Nachttischen, Holzspinde
für die Habseligkeiten der Arbeiter,
ein Tisch sowie vier Stühle. Viel
mehr an Einrichtungsgegenständen
standen den Bewohnern nicht zur
Verfügung. Der Raum wurde nach
zur Verfügung stehenden Fotovorlagen in seiner Gestaltung und
Einrichtung rekonstruiert.
Das Ledigenheim Lohberg, in dem
sich das DIZeum befindet, ist ein
idealer Ort für die Einrichtung.
Es wurde als Ledigenheim gebaut
und über Jahrzehnte als solches
genutzt. Das Gebäude ist denkmalgeschützt und als solches vor
wenigen Jahren saniert und restauriert worden. Mit der Stiftung
Ledigenheim gibt es dort einen
verlässlichen Partner, der eine solche Einrichtung auf Dauer betreuen
und die Existenz sicherstellen kann.
Der Besuch des DIZeums kann
mit einem Spaziergang durch die
Gartenstadt Lohberg entlang eines
historischen Tafelrundweges sowie
den kürzlich eröffneten Bergpark
Lohberg kombiniert werden. Die
Einrichtung eignet sich gut für einen Tagesausflug.
Stiftung Ledigenheim Lohberg /
André Wilger
INFORMATION
www.ledigenheim-lohberg.de
rheinform
01/2015
weitere Museumsportraits
NS-Dokumentationsstell
der Stadt Krefeld (Villa
Merländer)
Die erste Stufe der
überarbeiteten Ausstellung
ist abgeschlossen
In der Krefelder Villa Merländer –
NS-Dokumentationsstelle der Stadt
Krefeld – kam die vollständige
Überarbeitung aller Ausstellungstafeln zum Abschluß, die erste Stufe
zur Renovierung der Ausstellung
ist somit abgeschlossen. Auch
nach Beifügung weiterer geplanter
Elemente wie Hör, Seh- und Riechstationen wird sich an der thematischen Raumaufteilung nichts mehr
ändern: Der erste Raum behandelt
die Etablierung der nationalsozialistischen Herrschaft in Krefeld, der
zweite befaßt sich mit dem neuen
Alltag in der Stadt, in der ehemaligen Garage Richard Merländers
wird das Thema Judenverfolgung
dargestellt, und im letzten Raum
finden sich Informationen zum
Kriegsgeschehen in der von Bombenangriffen gebeutelten Stadt.
Ergänzt wird die Präsentation durch
die Installation „Luftschutzkeller“
im ehemaligen Luftschutzkeller des
Hauses und die neue Einbindung
des Campendonk-Raumes.
Innerhalb dieser Gliederung wurden
bisher nicht behandelte Themen
neu aufgenommen: beispielsweise
die Rolle von Polizei und Justiz, der
Einfluss der NS-Organisationen,
der Kriegsvorbereitung, die Verfolgung von Roma und Sinti, der
Kranken- und Kindermord sowie
die Gegenemanzipation. Dazu gibt
es bislang nicht gezeigte Fotos und
Kopien zahlreicher Dokumente aus
verschiedenen Archiven zu sehen.
Aus dem alten Konzept übernommen wurde die stark personalisierte Darstellung. So begegnen dem
Besucher handelnde Personen wie
der damalige Oberbürgermeister
und der Kreisleiter in der Ausstellung gleich an mehreren Stellen.
Das neue Layout der Ausstellungstafeln zeigt Fotos und Dokumente
in Bilderrahmen, die scheinbar auf
farbigen Bauhaus-Tapeten hängen.
Im Gesamteindruck soll es das
Eindringen der Diktatur auch in die
privatesten Räume visualisieren
und unterstreicht den Charakter
der Villa Merländer als ehemaliges
Wohnhaus. So fällt der Besucherin
und dem Besucher beim Betreten
des Hauses auch sofort ein angedeutetes Wohnzimmer ins Auge.
Zentral angeordnet darin ist ein
Radio. Die Szene mit Spitzendeckchen und Familienfotos ist dezent
durch – eine nach 1933 übliche
Kombination – ein Hitler-Bild und
eine zeitgenössische Interpretation Friedrichs des Großen gerahmt.
Optisch aufgewertet zeigen sich
die Räume durch neue Vitrinen.
Diese wurden extra für die Villa
Merländer angefertigt und sollen an
die von Heinrich Campendonk bemalten Möbel aus dem häuslichen
Arbeitszimmer Richard Merländers
erinnern. Sie haben neben dem
ästhetischen Anspruch eine höchst
praktische Funktion, ermöglichen
sie doch das Zeigen von Exponaten,
die wegen ihrer Empfindlichkeit vor
Licht geschützt werden müssen.
Probevisiten mit Schulgruppen verschiedener Altersstufen ergaben,
dass die Ausstellung von ihnen gut
angenommen wird. Schülerinnen
und Schüler empfehlen Freundinnen und Freunden den Besuch der
Villa Merländer, wenn sie sich mit
der Zeit des Nationalsozialismus
beschäftigen wollen.
Villa Meerländer / Dr. Ingrid
Schupetta
MUSEUM
www.villa-merlaender.de
rheinblick
weitere Museumsportraits
MKM Museum
Küppersmühle für
Moderne Kunst, Duisburg
Neue Räume mit Werken
von Anselm Kiefer und
Peter Brüning
37
schönes Beispiel mit intensiver
Wirkung.
MKM Museum Küppersmühle / tm
MUSEUM
www.museum-kueppersmuehle.de
Das MKM Museum Küppersmühle
eröffnete zwei neue Räume mit
Arbeiten von Anselm Kiefer und
Peter Brüning aus der Sammlung
Ströher.
Neben den Bildern gehören Bücher
für den in Frankreich lebenden
Künstler Anselm Kiefer zu den elementarsten Ausdrucksmöglichkeiten seines Wirkens – Bücher aus
Blei, Lehm, Pflanzen und Fotografien, gewidmet den unterschiedlichen Figuren und Ereignissen der
Geschichte. Zwei solcher Bücher
und zwei Gemälde sind nun in
dem von MKM-Direktor Walter
Smerling neu gestalteten Raum
im MKM zu sehen, zusammen mit
den Gemälden „Die goldene Bulle“ (1985) und „Johannisnacht“
(1981). Die neuen Werke ersetzen
die Arbeiten „Die Treppe“ (1982)
und „Dem unbekannten Maler“
(1983), die als Leihgaben auf längere Ausstellungstournee gehen,
zunächst an die Royal Academy
of Arts, London, und später ins
Centre Pompidou, Paris.
Dominierende Aspekte von Peter
Brünings Arbeit hingegen sind
Raum und Landschaft, denen er
in höchst unterschiedlicher Weise
nachgeht. Das MKM präsentiert
fünf seiner zu Beginn der 1960er
Jahre entstandenen Werke. Es
handelt sich um gestisch-abstrakte, informelle Bildkompositionen
und solche in Form einer kartografischen Zeichensprache, die
scheinbar praktische Hinweise
geben, sich in der Landschaft zurechtzufinden, dies letztlich aber
doch nicht einlösen. In einem
seiner Interviews sagte Brüning:
„Die ganze Entwicklung meiner
Arbeit ist hauptsächlich durch
das Problem der Raumauffassung
in der Malerei bestimmt.“ Der
neue Raum im MKM ist hierfür ein
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rheingehen
Sonderausstellungen
„himmelwärts“. Religiöses
Leben an Rhein und Maas
Kulturgeschichtliches Museumsnetzwerk
Niederrhein präsentiert neues Themenjahr
Dr. Britta Spies
Bild 1: In der höchsten
Lounge Deutschlands,
im Düsseldorfer Rheinturm auf 168 Meter
Höhe mit Aussicht
auf den Niederrhein,
präsentierten die
Mitwirkenden des
Kulturgeschichtlichen
Museumsnetzwerks bei
der Pressekonferenz am
22. Oktober 2014 das
neue Themenjahr.
(© Kulturraum Niederrhein, Fotografin:
Martina Hellmich)
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Mit der Eröffnung „Bös teutsch, bös evangelisch“ im Städtischen Museum Schloss
Rheydt am 2. November 2014 startete das
Kulturgeschichtliche
Museumsnetzwerk
Niederrhein nach „Familiengeschichte(n)“
(2012/2013) sowie „Alt Bier und niederrheinisch-limburgische
ALTernativen“
(2013/2014) sein nunmehr drittes Themenjahr unter dem Motto „himmelwärts“.
Bis zum Frühjahr 2016 nehmen rund 50
deutsche und niederländische Museen und
Kultureinrichtungen in zahlreichen Ausstellungen und Begleitveranstaltungen das
religiöse Leben an Rhein und Maas in den
Blick (Laufzeit 2. November 2014 bis März
2016) (Bild 1).
Die Ansätze sind dabei so unterschiedlich wie die beteiligten Häuser. Der rote
Faden, der die verschiedenen Präsentationen durchzieht, ist einfach, aber doch
überraschend: Die Annahme, der Niederrhein mit all seinen Kirchen, Klöstern und
Wallfahrtsorten sei grundkatholisch, ist
falsch! Im Gegenteil: Der Blick in die Vergangenheit, aber auch auf die Gegenwart
zeigt, dass die Menschen im Land zwischen
Rhein und Maas seit dem 17. Jahrhundert
ein multireligiöses und gleichsam multikulturelles Miteinander leben. Katholiken,
Protestanten, freikirchliche Gemeinschaften, jüdische Gemeinden, inzwischen auch
Muslime, Hindus und Buddhisten – die
Dr. Britta Spies | „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas | Seite 38 bis 40
rheingehen
Sonderausstellungen
Region zwischen Rhein und Maas ist ein
Schmelztiegel der Religionen. Dies hat den
Niederrhein geprägt und hat ihn in Bewegung gehalten. Die Zuwanderer brachten
nicht nur ihre Weltanschauungen, sondern
auch ihre Fähigkeiten mit. Ihr technisches
und handwerkliches Know-how bildete
häufig den Motor für Fortschritt, Kultur
und Bildung. Vielfalt wurde zum Mehrwert
und Toleranz zum Zauberwort für die wirtschaftliche Prosperität so mancher Stadt in
dieser Region.
Leitthema Toleranz
Mit Fragen der religiösen Toleranz beschäftigen sich etwa die Ausstellungen im Museum Burg Linn in Krefeld oder das Museum
der Niederrheinischen Seele in Grevenbroich. Das Royal Air Force Museum fragt, wie
sich auf dem ehemaligen Militärstützpunkt
in Weeze die verschiedenen Religionsgruppen miteinander arrangiert haben. Das
Grafschafter Museum im Moerser Schloss
lotet dagegen in einer Ausstellung zur Hexenverfolgung die Grenzen der Toleranz in
Glaubensfragen aus.
Andere Häuser stellen die Geschichte
einer Religionsgemeinschaft in den Mittelpunkt: So spürt das Museum Schloss
Rheydt den Geschehnissen der Reformation
am Niederrhein nach, das Haus der Seidenkultur in Krefeld fragt nach dem Einfluss
der Mennoniten, das Preußen-Museum Wesel nach dem Leben der Hugenotten, und
das Humberghaus in Hamminkeln-Dingden
rekonstruiert das Leben einer deutschen
Familie jüdischen Glaubens über mehrere
Generationen hinweg. Ausstellungen zu den
Spuren jüdischen Lebens am Niederrhein
präsentieren auch die ehemalige Synagoge
Issum, das Koenraad Bosman Museum in
Rees, das Trefcentrum Edith Stein in Echt
und das Museum de Locht in Melderslo.
Das Kultur- und Stadthistorische Museum Duisburg öffnet den Blick über die Region hinaus und zeigt in seiner Ausstellung
auf, wie sehr die Entwicklung in Europa zur
Zeit der Renaissance durch das Wissen islamischer Wissenschaftler befördert worden
ist und wie diese Erkenntnisse das Leben
bis heute beeinflussen. Und das Clemens
Sels Museum Neuss blickt auf eine weitaus frühere Epoche zurück und beschäftigt
sich mit prähistorischen Religionen am
Niederrhein.
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Religion im Alltag
Viele Häuser zeigen auf, wie sehr Religion
und Glaube noch vor wenigen Generationen das Alltagsleben der Menschen geprägt
haben. Dabei geht es um religiöse Feste
(Heimatmuseum Kamps Pitter, WillichSchiefbahn; Niederrheinisches Freilichtmuseum, Grefrath), Glaubensrituale (Museum
Katharinenhof Kranenburg), Textilien und
Paramente (Flachsmuseum, Wegberg;
Textilmuseum Die Scheune, Nettetal; Deutsches Textilmuseum Krefeld), besondere
Festtagsspeisen (Ortsgeschichtliches Museum Neukirchen-Vluyn), Heiligenbilder und
Andachtsgrafiken (Feld-Haus – Museum
für populäre Druckgrafik, Neuss; Museum
de Kantfabriek, Horst), Wallfahrten und
Heiligenverehrung (Städtisches KramerMuseum, Kempen; „Viersener Salon“ in der
Villa Marx; Museum het Domein, Sittard;
Missiemuseum Steyl) oder den Zusammenschluss zu religiösen Bruderschaften
(Rheinisches Schützenmuseum Neuss;
Museum van de Vrouw, Echt). Auch die
größten Zeugnisse religiösen Lebens, die
Kirchenbauten, werden in Ausstellungen
(Museum Kulturbahnhof Korschenbroich;
Limburgs Museum, Venlo) vorgestellt oder
im Rahmen von Exkursionen (Duisburg;
Nettetal-Hinsbeck; Sittard) besucht. Das
Museum Tuppenhof in Kaarst beleuchtet
die gesamte Vielfalt dieser Glaubensäußerungen „zwischen Kirche und Herrgottswinkel“. Und im StiftsMuseum Xanten
sollen „fromme Sachen“ von Privatleuten
zu einem Musée Sentimental des Glaubens
zusammenwachsen.
Einen weiteren Schwerpunkt der neuen
Ausstellungsreihe des Museumsnetzwerks
bilden Präsentationen, bei denen es um
die Auseinandersetzung von Künstlern mit
religiösen Inhalten geht. Dabei gibt es neben Werkschauen von einzelnen Künstlern,
etwa Rembrandt van Rijn (Gemeentemuseum Weert), Otto Pankok (Pankok Museum,
Hünxe), Ferdinand Langenberg (ArnoldJanssen-Haus, Goch), Alfred Grimm (Kloster Kamp) oder Hugo Kaagman (Museum
Vaals) auch Ausstellungen, bei denen sich
die Werke verschiedener Künstler und Epochen gegenüber stehen und so in einen
kraftvollen Dialog gestellt werden (Tage der
Kunst, Schwalmtal; Städtische Galerie im
Park, Viersen). Das Museum Kloster Kamp
und das Kreismuseum Zons planen zudem
Workshops, bei denen sich Jugendliche dem
Dr. Britta Spies | „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas
rheinform
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rheingehen
Sonderausstellungen
Thema religiöse Kleidung bzw. das Kreuz
als Glaubenszeichen künstlerisch nähern.
Literaturprogramm
Parallel zu den Ausstellungen findet erstmals das Literatur- und Lesefestival „HORIZONTE“ statt, bei dem Fragen nach Religion, Glaube und Konfession in den Kontext
zeitgenössischer, überregionaler Literatur
gestellt werden. Hierfür konnten zahlreiche renommierte Autorinnen und Autoren
gewonnen werden, darunter Randi Crott,
Mirjam Pressler und Tilman Rörig.
Einen Überblick über das gesamte Ausstellungsprogramm mit Begleitveranstaltungen, Exkursionsangeboten sowie Hintergrundinformationen und zusätzlichen
Entdeckertipps bietet das kostenfrei erhältliche Magazin „himmelwärts – hemelwaarts“. Das Magazin kann auch im Internet
(www.niederrhein-museen.de) abgerufen
werden (Bild 2).
INFORMATION
Kulturgeschichtliches
Museumsnetzwerk
Niederrhein
c/o Kulturraum
Niederrhein
Thomasstraße 20
47906 Kempen
Tel.: 02152 8098802
Mail: [email protected]
Web: www.niederrhein-museen.de
Bild 2: Alle Informationen zum Themenjahr
und zu den Ausstellungen sind im umfangreichen und kostenfreien
Begleitmagazin zusammengestellt.
(© Kulturraum Niederrhein)
Das Themenjahr „himmelwärts“ ist ein
Beitrag der kulturgeschichtlichen Museen, Vereine und Archive zur „Kulturellen
Biografie Rhein-Maas“. Die Mitwirkenden
danken der Regionalen Kulturpolitik des
Landes NRW, der Provincie Limburg sowie
dem Landschaftsverband Rheinland für die
Förderung des Gesamtvorhabens.
rheinform
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Dr. Britta Spies | „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas
rheingehen
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Sonderausstellungen
„Ist das möglich?“
Eine Experimentierausstellung für Kinder, Jugendliche
und Familien
LVR-Industriemuseum Oberhausen,
25. Januar bis 8. November 2015
Nicole Scheda
Bild 1: Für die Ausstellung wurde ein eigenes Logo
entwickelt.
(Grafik: mgp, Hamburg)
Im April 2014 eröffnete das LVR-Industriemuseum im Kraftwerk Ermen & Engels,
dem Engelskirchener Schauplatz des Landesmuseums für Industrie- und Sozialgeschichte, die Sonderausstellung „Ist das
möglich?“ (Bild 1 und 2). Sie ist als Experimentierausstellung mit den klar definierten Zielgruppen Kinder, Jugendliche und
Familie konzipiert. Die Ausstellung ist eine
Wanderausstellung und tourt in den nächsten Jahren durch die Schauplätze des LVRIndustriemuseums. Vom 25. Januar bis
zum 8. November 2015 ist sie in Oberhausen zu sehen, die nächste Station ist
Solingen.
spezielles Thema und keine besondere
Sammlung. Vielmehr stand am Anfang der
Ausstellung „nur“ die Idee, eine Ausstellung für Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen zu machen. Daraus
folgerte, sie musste interaktiv sein und
einen Inhalt haben, der neben den Schülern
auch die Lehrerinnen und Lehrer – diejenigen, die einen Ausstellungsbesuch organisieren – ansprechen würde. Das Projektteam unter Leitung der Autorin entschied
sich, eine MINT-Ausstellung (MINT: Mathematik, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Technik) zu machen, mit
vielen Experimenten, zielgruppenorientiert
und lehrerfreundlich. Das Thema der
Ausstellung sollten Eigenschaften von
Bild 2: Blick in die
Ausstellung „Ist das
möglich?“
(© LVR-Industriemuseum, Fotografin: Sabine
Schachtner)
Ideen und Ziele von „Ist das
möglich?“
„Ist das möglich?“ ist als museumspädagogische Ausstellung konzipiert. Der Ausgangspunkt der Ausstellung ist kein
Nicole Scheda | „Ist das möglich?“ | Seite 41 bis 43
rheinform
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rheingehen
Sonderausstellungen
industriellen Materialien sein, da wir so die
einzelnen Schauplätze des LVR-Industriemuseums inhaltlich miteinander verbinden
konnten. Kinder und Jugendliche im Alter
von zehn bis 15 Jahren sollten in „Ist das
möglich?“ untersuchen können, welchen
Anforderungen Wolle und Baumwolle, Stahl
und Papier im industriellen Fertigungsprozess ausgesetzt sind. Die Experimente
sollen viel Spaß machen und alltagsrelevant sein. Außerdem war uns wichtig, dass
wir keine reine "Phänomenta" machen. Wir
wollten Experimente haben, die speziell für
unsere Ausstellung erdacht wurden und
„unsere“ industriellen Materialien testeten
(Bild 3).
„schlüsselfertig“ bauen. Entstanden ist
eine Wanderausstellung, die so flexibel
aufstellbar ist, dass sie in alle Sonderausstellungsräume des LVR-Industriemuseums
passt. Sie füllte in Engelskirchen 400 m²
und muss später in Bergisch Gladbach auf
180 m² angepasst werden.
„Ist das möglich?“ besteht im Wesentlichen aus acht Experimentierstationen und
einem ganz besonderem Abschlussmodul.
An jeder Station können vier Schülerinnen
und Schüler gleichzeitig experimentieren.
Bei dem Besuch einer Schulklasse werden
die Schüler in acht Gruppen eingeteilt,
die dann nacheinander von Station zu
Station wandern und so alle Experimente
Mit dem Hamburger Ausstellungsbüro
missal, gies & partner (mgp) fanden wir
Gestalter, mit denen wir sehr gut unsere
Ideen umsetzen konnten. Wir entwickelten gemeinsam das Ausstellungskonzept
und mgp ließ die Ausstellung in Hamburg
ausprobieren können. Bei der Planung der
Ausstellung war es wichtig, genau dies zu
bedenken. Es musste gewährleistet sein,
dass circa 30 Schülerinnen und Schüler
gleichzeitig auf einer ziemlich kleinen Fläche experimentieren können, sich nicht
Bild 3: Das Fallhammer-Experiment wurde
von den Werkstätten
des LVR-Industriemuseums geplant und
gebaut. Unter dem
Fallhammer werden
Bleche, Papiere und ein
textiles Gewebe getestet. Die Besucherinnen
und Besucher können
herausfinden, ob eine
Pfeilspitze eher eine
moderne Polizeiweste,
eine mittelalterliche
Ritterrüstung oder eine
chinesische Papierrüstung durchschlagen
würde.
(© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen
Hoffmann)
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Nicole Scheda | „Ist das möglich?“
Sonderausstellungen
gegenseitig behindern und alle alles testen
können. Dieses Konzept unterscheidet sich
maßgeblich von anderen Ausstellungskonzepten, die im Wesentlichen für Einzelbesucher gemacht sind. Aspekte wie Lautstärke,
Laufwege für Gruppen, Bewegungsfreiheit,
Lesbarkeit von Texten für viele gleichzeitig, ausreichende Handlungsmöglichkeiten
für Vierergruppen und selbstverständlich
alterskompatible Experimente wurden bei
der Planung bedacht.
Das besondere Highlight der Ausstellung
ist das Abschlussmodul. Hier spielen die
Besucher in einem Bereich, das einem
Fernsehstudio nachempfunden ist, das „Ist
das möglich?“-Quiz. Hier geht es um Spaß
und Spiel. Und darum, die Kinder und Jugendlichen mit Hinblick auf das abschließende Quiz zu motivieren, sich mit den
Themen der Ausstellung möglichst intensiv
auseinander zu setzen (Bild 4).
Erfolgreiches Konzept
Nach dem Ende der Ausstellung in Engelskirchen im Oktober 2014 zeigte sich, dass
das Konzept aufgeht. Das Quiz ist ein Renner. Viele Familien mit Kindern besuchen
die Ausstellung, die mit ihren zahlreichen
interaktiven Elementen einen hohen Freizeitwert hat und zur Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern anregt. Vor
allem aber kommen etliche Schulklassen zu
„Ist das möglich?“. Die Schülerinnen und
Schüler experimentieren mit viel Interesse
in der Ausstellung, und die Lehrerinnen
und Lehrer sind mit den Inhalten und dem
didaktischen Konzept der Ausstellung sehr
zufrieden. Zumal das LVR-Industriemuseum den Lehrkräften einen besonderen
Service bietet: Der Lehrstuhl Technologie
und Didaktik der Technik an der Universität Duisburg-Essen hat für verschiedene Fächer der weiterführenden Schulen
Unterrichtsentwürfe erstellt, die „Ist das
möglich?“ mit dem Lehrplan verbinden.
Diese Entwürfe stehen auf der Homepage
des LVR-Industriemuseums zum Download
bereit. Erfreulicherweise haben wir mit der
MINT-Ausstellung vor allem auch die MINTLehrer erreicht und damit für das Museum
eine neue Lehrerzielgruppe erschlossen.
Obwohl wir die Ausstellung insbesondere für Schülerinnen und Schüler der
weiterführenden Schulen entwickelten,
besuchten in Engelskirchen auch viele
Grundschulklassen „Ist das möglich?“. Da
Nicole Scheda | „Ist das möglich?“
rheingehen
43
PROJEKT-INFO
LVR-Industriemuseum Solingen
Gesenkschmiede Hendrichs
Projektleitung: Nicole Scheda
Merscheider Straße 289-297
42699 Solingen
Tel.: 0212 232410
Mail: [email protected]
Web: www.industriemuseum.lvr.de
sich die Ausstellung aufgrund der hohen
Handlungsorientierung auch für jüngere
Schülerinnen und Schüler eignet, ist der
hohe Grundschulanteil nicht erstaunlich.
Dieser Entwicklung wurde für die folgende
Eröffnung im Januar 2015 in Oberhausen
Rechnung getragen. Ein spezieller Rundgang für Grundschulen wurde entwickelt,
das Quiz wurde durch einen Grundschulteil
erweitert, und es gibt nun auch Material
für Grundschullehrerinnen und -lehrer
zum Download. Mit diesen Erweiterungen
wollten wir unserem Anspruch, eine angemessene und durchdachte Ausstellung für
Schulen zu machen, gerecht werden.
Für das Team des Museums ist die
Wanderausstellung „Ist das möglich?“
bisher ganz erfolgreich. Ob auch die Lehrkräfte und die Schülerschaft die Ausstellung
so positiv beurteilen, wird im Frühjahr
2015 von der Universität Duisburg-Essen
evaluiert. Die Ergebnisse der Evaluation
sind für das LVR-Industriemuseum nicht
nur als Bewertung der geleisteten Arbeit
interessant, sondern auch in Hinblick auf
die weitere Wanderschaft der Ausstellung
wichtig, um etwaige Verbesserungen vornehmen zu können.
Bild 4: Der Abschluss
und das Highlight der
Ausstellung ist das „Ist
das möglich?“-Quiz. Es
ist wie im Fernsehen
inszeniert, mit allem
Drum und Dran: Showmaster, Kandidaten und
Buzzer.
(© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen
Hoffmann)
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44
rheinfeiern
Jubiläen
Kölner Stadtgeschichte(n) –
eine numismatische Zeitreise
Jubiläumsausstellung der Sammlung
Geldgeschichte der Kreissparkasse Köln –
60 Jahre „Das Fenster“
Norbert Mersch M.A.
Im Jahr 2014 feierte die Sammlung Geldgeschichte der Kreissparkasse Köln das
60-jährige Bestehen ihrer Ausstellungsreihe „Das Fenster“. Anlässlich dieses Jubiläums wurde eine Schau konzipiert, die
einen der wichtigsten Schwerpunkte der
Sammlung, die Kölner Stadtgeschichte, in
den Fokus rückt.
Die Anfänge der Sammlung reichen bis
in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts
zurück, als man auf dem Gelände der
Kreissparkasse Köln bei Bauarbeiten römische Spardosen entdeckte. Es entstand
eine kleine Schausammlung von Münzen,
Medaillen und Spardosen. Diese wurde im
Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Rahmen
der Neueröffnung der Kassenhalle zeigte
die Kreissparkasse eine geldgeschichtliche
Ausstellung, die ein unerwartet großes
Echo fand. Dieser Erfolg führte dazu, dass
sich die Kreissparkasse Köln entschloss,
eine eigene Sammlung aufzubauen.
Von Beginn an richtete sich das Augenmerk nicht nur auf Münzen und Geldscheine, sondern auf die Geldgeschichte im weiteren Sinne. Zu den Schwerpunkten zählen
unter anderem traditionelle Zahlungsmittel,
Spardosen von der Antike bis heute, Münzwaagen, Geldbeutel, Münzen und Medaillen
sowie auch Münzfälschungen. Mittlerweile
gehört die Sammlung Geldgeschichte zu einer der größten Sammlungen bundesweit.
Die erste Ausstellung der Sammlung
wurde im September 1954 in der Kassenhalle der Regional-Filiale Neumarkt eröffnet. Dafür wurde ein eigenes „Schaufenster“ im Foyer der Kassenhalle eingerichtet,
von der die Ausstellungsreihe ihren Namen
erhielt – „Das Fenster in der Halle“. Im
rheinform
01/2015
Laufe der Jahrzehnte änderte sich sowohl
der Standort als auch die Fläche des Ausstellungsbereiches. Mittlerweile werden die
Sonderausstellungen in acht großen Wandvitrinen in der Kassenhalle präsentiert. Der
Name der Reihe ist auch mit der aktuellen
176. Ausstellung der Gleiche geblieben –
„Das Fenster“.
In der aktuellen Schau bieten mehr als
200 Exponate aus der Sammlung Geldgeschichte der Kreissparkasse Köln einen
facettenreichen Überblick über die fast
2.000-jährige Geschichte Kölns. Somit
zeigt die Präsentation seit langem wieder
eine Übersicht der Münz- und Geldgeschichte der Stadt.
Die Ausstellung ist als Zeitreise von den
Anfängen der Stadt in römischer Zeit bis
heute konzipiert. In insgesamt elf Themenschwerpunkten wird die Geschichte Kölns
anhand der Zahlungsmittel der jeweiligen
Zeit bilderreich thematisiert.
Die Reise beginnt mit der ubischen Siedlung, die in der Regierungszeit des Kaisers
Augustus auf dem Gebiet des heutigen
Kölns entstand, und führt bis in die moderne Stadt des 20. Jahrhunderts.
Die ersten numismatischen Hinweise
auf Köln reichen bis in die römische Antike
zurück. Der erste römische Kaiser, Augustus, siedelte gezielt befreundete germanische Stämme am Niederrhein an. Zu
diesen Neusiedlern gehörten auch die
Ubier, die vermutlich um 19 v. Chr. auf
dem Gebiet des heutigen Kölns eine dauerhafte Siedlung errichteten. Dort wurde
in den darauf folgenden Jahren ein römischer Kaiserkultaltar, die Ara Ubiorum
(Altar der Ubier) errichtet, der der
Norbert Mersch M.A. | Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise | Seite 44 bis 48
rheinfeiern
Jubiläen
45
Bild 1: Augustus, 27 v. Chr.–14 n. Chr., Dupondius, Lugdunum, 9–12 n. Chr. Vorderseite: Büste des Augustus
mit Lorbeerkranz nach rechts. Rückseite: Der Kaiserkultaltar von Lugdunum. Deutlich zu erkennen sind die
Treppen, die zum eigentlichen Altar führen, und die geschmückten Säulen auf beiden Seiten des Heiligtums.
(© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte)
Siedlung auch ihren Namen gab: Ara Ubiorum. Münzen aus der Stadt Lugdunum
(das heutige Lyon, Frankreich), wo sich
ebenfalls ein Kaiserkultaltar befand, bilden diesen Kultbezirk ab. Da dieser Altar
dem im antiken Köln im Aussehen glich,
ist nachvollziehbar, wie die Ara Ubiorum
ausgesehen haben könnte (Bild 1).
Im Jahr 50 n. Chr. erhielt das antike
Köln den Status einer römischen Stadt.
Die Gattin des Kaisers Claudius, Agrippina
die Jüngere, war im Jahr 15 n. Chr. in
Köln geboren worden. Claudius verlieh der
Siedlung auf Initiative der Agrippina den
Status einer Colonia. Diese trug nun den
Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA).
Der Name der Stadt zeigt den großen
Einfluss Agrippinas auf Claudius. Zwar
trägt der Stadtname sowohl den Namen
des Claudius als auch den der Agrippina
in sich, allerdings war noch nie vorher in
der römischen Geschichte eine Kolonie
nach einer Frau benannt worden. Die Bewohner wurden in der Folgezeit als „Agrippinenses“ bezeichnet. Der Einfluss
Agrippinas auf Claudius lässt sich auch in
der Münzprägung nachweisen. Agrippina
wurde als erste lebende Kaiserin auf Münzen abgebildet, ebenso wie ihr leiblicher
Sohn Nero, der nach der Ermordung des
Claudius dessen Nachfolge antrat (Bild 2).
Im Zusammenhang mit den militärischen Konflikten des 3. Jahrhunderts
Bild 2: Claudius, 41–54 n. Chr., Aureus, Rom, 50/54 n. Chr. Vorderseite: Büste der Agrippina nach rechts.
Rückseite: Büste des jungen Nero nach links.
(© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte)
Norbert Mersch M.A. | Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise
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rheinfeiern
Jubiläen
Bild 3: Ludwig das Kind, 900–911, Pfennig, Köln. Vorderseite: Name des Königs um Kreuz im Perlkreis.
Rückseite: S / COLONIA / A (Sancta Colonia Agrippina) in drei Zeilen. Die ersten Pfennige des „Sancta
Colonia“-Typus.
(© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte)
richtete der Kaiser Gallienus zur Besoldung
seiner Truppen spätestens Mitte 257 n. Chr.
in Köln eine offizielle Münzstätte ein, die
auch in der Zeit des Gallischen Sonderreiches (260–274 n. Chr.) ihre Tätigkeit nicht
einstellte. Prägungen des Kaisers Postumus
(260–269 n. Chr.) nennen zum ersten Mal
den Namen der Stadt. Die Münzstätte in
Köln bestand vermutlich bis zum Ende des
Gallischen Sonderreiches im Jahr 274 n.
Chr. weiter.
Im frühen 4. Jahrhundert ließ Kaiser
Constantin I. (306–337 n. Chr.) nach einem
erfolgreichen Feldzug gegen die rechtsrheinischen Germanen die erste feste Brücke
in Köln über den Rhein bauen. In dieser
Zeit, genauer im Jahr 313, findet der erste
Bischof Kölns, Maternus, Erwähnung. Auch
die nachfolgenden Jahrzehnte waren durch
Einfälle der Franken in das linksrheinische
Gebiet geprägt. Schließlich setzten sie
sich am Niederrhein fest und nahmen um
460 n. Chr. die römische Stadt Köln, die
fast 50 Jahre lang wie eine Insel im fränkischen Gebiet gelegen hatte, ein.
Die nächste Station der Reise beschäftigt sich mit der Epoche des frühen Mittelalters. Die Münzprägung im fränkischen
Köln setze erst wieder im 6. Jahrhundert
ein. Goldmünzen aus dieser Zeit nennen
den Namen der Stadt, Colonia. Auf Grund
von Goldknappheit ging man im Laufe des
7. Jahrhunderts dazu über, silberne Denare
anstelle der Goldmünzen zu prägen. Die
Eroberung Sachsens durch Karl den Großen im 8. Jahrhundert hatte weitreichende
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Konsequenzen für Köln. Weite Gebiete im
eroberten Sachsen, die im Zuge der Christianisierung zu Bistümern erhoben wurden,
unterstellte man Anfang des 9. Jahrhunderts Köln. Die vormalige Grenzstadt wurde
so zum Erzbistum und zu einer christlichen
Metropole. Seit dieser Zeit durfte die Stadt
als vierte christliche Metropole, neben
Jerusalem, Byzanz und Rom, den Zusatz
Sancta – heilig – im Stadtnamen führen.
Ein neuer Münztypus, der zu Beginn des
10. Jahrhunderts entstand, greift diesen
Namen auf. Die sogenannten Sancta Colonia Pfennige zeigen auf ihrer Rückseite
jeweils den Namen der Stadt in drei Zeilen
angeordnet: S – COLONIA – A (Sancta Colonia Agrippina). In dieser Zeit entwickelte
sich die Kölner Münzstätte zur bedeutendsten Münzstätte des Reiches. Das belegen
auch mittelalterliche Schatzfunde in Skandinavien und Westrussland, die zum großen
Teil aus Kölner Pfennigen des 10. bis 12.
Jahrhunderts bestehen und somit die Bedeutung Kölns und seiner Münzen im internationalen Handel zeigen (Bild 3).
Der nächste Schwerpunkt der Präsentation beschäftigt sich mit der Geschichte
des Kölner Erzbistums. Schon zur Zeit des
Erzbischofs Bruno (953–968) nahmen die
Erzbischöfe Einfluss auf die Münzprägung.
Unter Erzbischof Pilgrim (1021–1036) erhielten die Kölner Erzbischöfe das Recht,
eigene Münzen zu prägen. Die Übertragung
des königlichen Privilegs auf die Kölner
Erzbischöfe bekräftigte die politische, aber
auch die wirtschaftliche Bedeutung Kölns
Norbert Mersch M.A. | Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise
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Jubiläen
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Bild 4: Köln Groschen um 1474/75. Vorderseite: Stadtwappen im Dreipaß. In Umschrift: Caspar-MelchiorBalthasar. Rückseite: Kreuz in doppelter Umschrift mit rhombischer Vierung. In Umschrift außen: Grossus
Civitatis Coloni (Groschen der Stadt Köln). Eine der ersten Prägungen der Stadt.
(© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte)
im Heiligen Römischen Reich. Nach der
Schlacht von Worringen im Jahr 1288, die
zur Unabhängigkeit Kölns vom Erzbischof
führte, wurde die Münzstätte in Köln geschlossen. Die erzbischöflichen Münzen
galten aber weiterhin in der Stadt. Die
Kurrheinischen Münzverträge vom 14. bis
zum 16. Jahrhundert schufen eine währungspolitische Einheit des Rheinlandes,
die maßgeblich auf die Münzpolitik der
Kölner Erzbischöfe zurückging.
Die nächste Station der Schau ist der
Geschichte der freien Reichsstadt Köln gewidmet, die vom Jahr 1474 bis zum Einmarsch der Franzosen im Jahr 1794 eigene
Münzen prägen durfte. Mit ihren Münzen
demonstrierte die Stadt auch ihr Selbstbewusstsein, galt Köln doch in dieser Zeit mit
über 40.000 Einwohnern als größte Stadt
im Reich. Die Münzen nennen als Prägeherrn die Stadt Köln, Urbs Colonia bzw.
Civitas Colonia und zeigen das Stadtwappen mit den Kronen der Heiligen Drei Könige (Bild 4).
Im Jahr 2014 beging die Stadt Köln das
850-jährige Jubiläum der Überführung
der Gebeine der Heiligen Drei Könige. Die
Geschichte der Verehrung der Heiligen
präsentiert die Schau in einem eigenen
Schwerpunkt. Im Jahre 1164 erhielt der
Kölner Erzbischof und Kanzler des Reiches, Rainald von Dassel (1159–1167),
von Kaiser Friedrich Barbarossa für treue
Kriegsdienste gegen die Stadt Mailand
die Gebeine der Heiligen Drei Könige. Die
Reliquien, die zuvor in Mailand aufbewahrt
worden waren, überführte man in den Kölner Dom. Köln gehörte nun mit Jerusalem,
Rom, Santiago de Compostela und Aachen
zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten der
Christenheit, ein auch wirtschaftlich nicht
unerheblicher Faktor.
Der damit unmittelbar verbundene Bau
des Kölner Doms wird in einem eigenen
Bereich von der Grundsteinlegung bis zur
endgültigen Fertigstellung durch die Ausstellungsstücke dargestellt. Daneben zeigt
die Präsentation moderne Domansichten
und rundet so die Geschichte dieses berühmten Bauwerkes einprägsam ab
(Bild 5).
In zwei eigenen Bereichen wird die Geschichte des modernen Kölns von 1815 bis
heute thematisiert. Die Stadt kam im Rahmen der Beschlüsse des Wiener Kongresses
im Jahr 1815 zu Preußen. Die zahlreichen,
Norbert Mersch M.A. | Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise
Bild 5: Notgeldschein,
100 Billionen Mark,
01.11.1923. Rückseite:
Stadtansicht Kölns
aus dem 16. Jhd. Der
Baukran auf dem Dom
ist in der Bildmitte zu
sehen.
(© Kreissparkasse Köln,
Sammlung Geldgeschichte)
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Jubiläen
in der Folgezeit entstandenen Medaillen
zeigen anschaulich die Veränderungen im
Stadtbild dieser Jahre (Bild 6).
Das moderne Köln ist auch heute noch
ein beliebtes Motiv auf Medaillen. An ihnen
lassen sich nicht nur die Veränderungen im
Stadtbild, sondern auch der Wandel in der
Medaillenkunst ablesen.
Im 20. Jahrhundert angekommen, wirft
die Schau nochmal einen Blick zurück auf
die Stadtgeschichte. Deren Wiederaufnahme in der Neuzeit lässt sich auch auf
Münzen, Medaillen und Notgeldscheinen
ablesen und ist gleichzeitig Beleg für das
Bewusstsein der Kölner um die bedeutende Vergangenheit ihrer Stadt. Ein eigenes
Kapitel zum Bereich des Kölner Brauchtums
rundet die numismatische Zeitreise ab.
Im Fokus der Ausstellung steht aber
nicht nur die Geschichte einer der ältesten
Städte Deutschlands. Geld als Medium des
Alltags war und ist immer mehr als nur reines Zahlungsmittel. Die Münzen, Medaillen
und Notgeldscheine geben Auskunft über
Herrscher und ihre Symbole, Bilderwelten
vergangener Epochen und religiöse Vorstellungen. So vermitteln die gezeigten
Exponate eindrucksvoll und anschaulich
die Bildsprache und die Gedankenwelt ihrer Zeit. An ihnen lässt sich nachvollziehen,
wie sich die Präsentation der Stadt und ihrer Symbole auf Münzen und Medaillen im
Laufe der Jahrhunderte veränderte.
MUSEUMS-INFO
Kreissparkasse Köln
Sammlung Geldgeschichte
Neumarkt 18-24
50667 Köln
Tel.: 0221 227 2370
Mail: [email protected]
Web: www.geldgeschichte.de
Die Schau zeigt die Exponate eingebettet in zeitgenössische Abbildungen und
moderne Rekonstruktionen. Durch das
Zusammenspiel von Exponaten und Bildern werden die einzelnen Schwerpunkte
so nicht nur dem Fachpublikum, sondern
auch allen interessierten Besucherinnen
und Besuchern zugänglich gemacht. Im
Rahmen der Ausstellung werden jeden 3.
Mittwoch im Monat um 17 Uhr öffentliche
Führungen angeboten.
Bild 6: Köln, Medaille, 1921, Bronze, anlässlich der Ausrufung der Deutschen Republik auf dem Neumarkt
am 09.11.1918. Vorderseite: Der Kölsche Boor mit Stadtschild und Lanze vor der Stadtansicht mit Dom
und Groß St. Martin. In Umschrift: Halt fass am Rich do kölsche Boor mag es falle söss or soor. Rückseite:
Menschenmenge auf dem Neumarkt, im Hintergrund St. Aposteln und das alte Görreshaus, der Vorläufer des
Kreissparkassengebäudes. Im Abschnitt Vater Rhein. In Umschrift: Ausrufung der Deutschen Republik auf
dem Neuen Markt in Koeln 9. November 1918.
(© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte)
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Norbert Mersch M.A. | Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise
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weitere Jubiläen
10 Jahre
Kölner Karnevalsmuseum
Die Anfänge liegen in der Antwerpener Straße 55, als 1985 das erste
Karnevalsmuseum des “Festkomitees Kölner Karneval von 1823“ im
Belgischen Viertel von Köln offiziell
eingeweiht wurde. Das war die
Geburtsstunde einer in Deutschland einzigartigen Sammlung zum
Thema Kölner Karneval, die fortan
auch der Öffentlichkeit zugänglich
war. Beherbergt in der Geschäftsstelle des Festkomitees, erschloss
sich den Besuchern die Sammlung
in neun Ausstellungsräumen auf
verschiedenen Etagen des Gründerzeitgebäudes. In Schaukästen
und Vitrinen präsentierte das junge
Museum Orden, Text- und Bilddokumente, Druckgrafik und auch
Kuriositäten aller Art zum kölschen
Fastelovend.
Die Ausweitung der Geschäftstätigkeiten des Festkomitees, neue
Anforderungen und nicht zuletzt
auch das Anwachsen der Museumssammlung im Verlauf der Jahre machten einen Standortwechsel
erforderlich. Bald war das neue
Domizil am Maarweg gefunden.
Im Februar 1999 erfolgte der
Umzug nach Köln-Ehrenfeld. Von
nun an vereinte der neue Standort Geschäftsführung, Verwaltung,
Zugleitung, Schneiderei und Kleiderkammer, Literarisches Komitee,
Wagenbauhallen und das Kölner
Karnevalsmuseum mit Eventhalle –
den Raum für besondere Feste.
Nach einer zügigen Umbauzeit und
unter Berücksichtigung neuester
wissenschaftlicher Erkenntnisse ist
ein modernes Museum entstanden,
das das Erleben des Kulturguts Kölner Karneval in seiner Vielfalt für
die Besucher in den Mittelpunkt
stellt. Somit war der lang gehegte Wunsch des Festkomitees, die
weitere Jubiläen | Seite 49 bis 51
Kölner Museumslandschaft um ein
neu konzipiertes Karnevalsmuseum
zu bereichern, im Juni 2005 Wirklichkeit geworden.
Tauchen Sie ein in die einzigartige
Erlebniswelt des Kölner Karnevals
von seinen Anfängen bis heute –
von der Antike bis in die Neuzeit.
Warum wird Karneval überhaupt
gefeiert? Wieso gibt es in Köln ein
Dreigestirn? Karneval, wie geht
das eigentlich? Selbst wenn Sie auf
diese Fragen die Antworten bereits
kennen, erfahren Sie im Kölner Karnevalsmuseum mehr als nur Daten
und Fakten. Hören Sie hinein in die
Musikwelt des Kölner Karnevals.
Seltene historische Dokumente,
themenspezifische Inszenierungen,
akustische und visuelle Medien machen Ihren Museumsbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis. Für
Kölner und Nicht-Kölner, Jung und
Alt – das ganze Jahr über.
Neben der Dauerausstellung gibt
es eine Präsenzbibliothek mit 2.500
Titeln und Schwerpunkt auf dem
Kölner Karneval sowie ein Archiv.
Sammeln, Bewahren, Dokumentieren und Erforschen des kulturellen
Erbes gehören zu den Kernaufgaben. Ob Büttenrede, Liederheft,
Zeitung und Zeitschrift, Tonträger,
Orden, Foto und Film, aktuell umfasst die mannigfaltige Sammlung
rund 100.000 Objekte.
Kölner Karnevalsmuseum /
Claudia Teichner
MUSEUM
www.koelnerkarnevalsmuseum.de
20 Jahre
Kulturzentrum Sinsteden
des Rhein-Kreises Neuss
Im Jahr 2015 begeht das Kulturzentrum Sinsteden des Rhein-Kreises
Neuss sein 20-jähriges Jubiläum.
Auf einem über 4 ha großen Gelände erleben die Besucher Eindrücke,
wie sie unterschiedlicher nicht sein
können: Kunst, Landwirtschaft und
Wissenschaft.
Hinter den Gebäuden der Hofanlage wurden gemeinsam mit dem
international bekannten Bildhauer
Ulrich Rückriem, unterstützt von
der Stiftung zur Kulturpflege und
Kulturförderung der Sparkasse
Neuss, zwei Hallen errichtet, in denen die Sammlung des Bildhauers
dauerhaft ein neues Zuhause fand.
Auch auf dem Außengelände sind
seine Skulpturen zu sehen. Hier
wird moderne Bildhauerkunst in
einem eigens dafür geschaffenen
Ambiente präsentiert.
Im Landwirtschaftsmuseum wird
der Getreideanbau der hiesigen
Region dargestellt. Die Geräte, erst
von Pferden später von Traktoren
gezogen, zeigen die technische Entwicklung. Im Kulturzentrum ist das
Archiv des Rheinischen Kaltblutpferdes ebenso angesiedelt wie das
Archiv der Firma Case-IH. Darüber
hinaus unterstützen die Mitglieder
des Fördervereins die Interessen
des Landwirtschaftsmuseums. Ziel
und Zweck des gemeinnützigen
Vereins ist die Pflege und Dokumentation des landwirtschaftlich
geprägten Kulturguts der Region.
Der Verein ist um den Erhalt sowie
die Ergänzung der Museumssammlung bemüht. Wechselausstellungen und Veranstaltungen, wie das
bekannte Blues-Festival, sowie
die „Lernwelt Sinsteden“ und das
museumspädagogische Programm
des Kulturzentrums, runden das
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Angebot ab.
Der im Jahr 2004 eröffnete Wissenschaftliche Geflügelhof des Bundes
Deutscher Rassegeflügelzüchter
e.V. (BDRG) zeigt in weitläufigen
Gehegen unterschiedliche Hühnerund Taubenrassen, deren Verhalten
und Eigenheiten von einem internationalen Wissenschaftlerteam
erforscht werden. Ein Besuch im
auf der Hofanlage befindlichen
Café Stüffje mit selbstgebackenem
Kuchen lohnt sich ebenfalls.
Kulturzentrum Sinsteden /
Marion Kaiser
INFORMATION
www.rhein-kreis-neuss.de/de/
themen/kultur_freizeit/kulturzentrum/kulturzentrum.html
25 Jahre
Papiermuseum Düren
2015 feiert das Leopold-HoeschMuseum & Papiermuseum Düren
das Jahr des Papiers. Anlass sind
625 Jahre deutsche Papierherstellung und das Jubiläum des Papiermuseums Düren – eines der drei
Papiermuseen Deutschlands, das
1990 gegründet wurde. Exponate
zur Papierherstellung werden präsentiert, darüber hinaus kann die
Technik des traditionellen Papierschöpfens kennen gelernt werden.
Im Jahr des Papiers zeigen wir die
Ausstellung „Paper is part of the
picture. Europäische Künstlerpapiere von Albrecht Dürer bis Gerhard Richter“, die vom 15. März bis
zum 31. Mai 2015 läuft.
Im Kontext des heutigen aktuellen
Diskurses zur Materialität von Kunst
wird die Ausstellung zeigen, welche
Bedeutung Papier hat. Grund für
die Ausstellung „Paper is part of
the picture“ ist die internationale
Expertentagung, die zeitgleich vom
18. bis 21. März 2015 in Düren zu
diesem Thema stattfindet. Sie wird
in Kooperation mit Herrn Professor
Satzinger von der Rheinischen
Friedrich-Wilhelms-Universität
Bonn, mit Herrn Professor Nils Büttner von der Staatlichen Akademie
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01/2015
weitere Jubiläen
der Bildenden Künste in Stuttgart
und mit Wissenschaftlern der Morgan Library und des Metropolitan
Museum New York veranstaltet.
Am 17. Mai 2015 wird der 38.
Internationale Museumstag unter
dem Motto „MUSEUM. GESELLSCHAFT. ZUKUNFT.“ gefeiert. Auch
im Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren wird es dazu
ein vielfältiges Programm geben,
unter anderem mit dem Papiertheater Nürnberg.
Die Ausstellung „Colour, Space &
Paper“ vom 14. Juni bis 22. November 2015 präsentiert Arbeiten
von Volker Saul, Ulrich Rückriem,
Hans Salentin und Martin Gerwers,
die auch die raumgreifende Dreidimensionalität von Papier belegen.
Der international bekannte Papiermachermarkt findet am 12. und 13.
September 2015 zum 8. Mal statt.
Besucher erhalten einen spannenden Einblick in die verschiedensten
Techniken der Papiergestaltung und
dürfen Papierkünstlern über die
Schulter schauen.
Leopold-Hoesch-Museum &
Papiermuseum Düren /
Dr. Renate Goldmann
MUSEUM
www.leopoldhoeschmuseum.de
30 Jahre
SchifffahrtMuseum
Düsseldorf im Schlossturm
Die Sammlung zur Binnenschifffahrt wurde mit großer privater
Initiative um 1930 gegründet. Trotz
der schlechten wirtschaftlichen
Lage konnte zum Düsseldorfer Hafentag 1936 die erste Ausstellung
präsentiert und im folgenden Jahr
die Eröffnung der Dauerausstellung
im Grünen Gewölbe der heutigen
Tonhalle gefeiert werden. Die
kriegsbedingte Magazinierung blieb
mangels Raum für die Sammlung
auch in den folgenden Jahrzehnten
bestehen. Erst im Zuge der Diskussion um die Nutzung des Schlossturmes sollte sich der Wunsch
des Freundeskreises nach einem
repräsentativen Museumsgebäude
in Rheinnähe erfüllen. Einer privaten Initiative war die Grundsicherung der Bausubstanz aus dem
Jahr 1551 nach den Brandschäden
des Zweiten Weltkrieges zu verdanken. Für die museale Nutzung
musste der Turm allerdings erst
umfangreich saniert werden. Anfang der 1980er Jahre wurde hierfür die enorme Spendensumme von
über 2 Millionen Mark gesammelt,
so dass am 14.01.1984 das SchifffahrtMuseum im Schlossturm eröffnet werden konnte. Im Jahr 1994
war in Zeiten knapper städtischer
Mittel wieder privates Engagement
gefragt. Der Freundeskreis übernahm rund zehn Jahre den Betrieb
des Hauses. Zeitgleich warb er um
Mittel für eine Neugestaltung. Mit
pfiffigen Ideen wurden 1,4 von
2,2 Millionen Mark Gesamtkosten
beigesteuert. Nach der Eröffnung
2001 bis 2013 verdreifachten sich
die Besucherzahlen. Dies hinterließ Spuren an der Ausstattung,
so dass wieder eine Neugestaltung
diskutiert wurde. Die gewünschte
Raumerweiterung gab den Anlass,
das unterste Kellergewölbe in die
Planungen einzubeziehen. Der
Unterstützung des LVR ist es zu
verdanken, dass auch dieser Raum
zukünftig für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird.
Individuelle Lösungen waren nicht
nur hierbei gefragt. Mithilfe des
unermüdlichen Engagements der
Freunde und Förderer, namhafter
Stiftungen und einer Vielzahl von
privaten Spendern konnte im Jubiläumsjahr mit der jüngsten Neugestaltung des Museums begonnen
werden. Mitte 2015 soll das Museum eröffnet werden.
SchifffahrtMuseum Düsseldorf /
Dr. Annette Fimpeler
MUSEUM
www.freunde-schifffahrtmuseum.de
rheinfeiern
weitere Jubiläen
50 Jahre
Heimatmuseum Windeck /
Museumsdorf Altwindeck
„Ein Museum zum Anfassen“: Das
Museumsdorf Altwindeck liegt an
der Grenze zwischen Rhein-Siegund Oberbergischen Kreis, direkt
am Natursteig-Sieg und unterhalb
der Burg Windeck. Am 3. Oktober
kommen jedes Jahr bis zu 15.000
Besucher zum Burg- und Handwerkermarkt nach Altwindeck.
Doch das Museumsdorf hat auch
noch mehr zu bieten – zum Beispiel den Blumen-, Pflanzen- und
Kunstmarkt, Ausstellungen und
Sommerliederabende oder die
Lange Museumsnacht. Aber auch
an Wochenenden lädt es zu einer
Zeitreise durch die Vergangenheit
ein, und mit individuell abgestimmten Führungen wird jeder Gruppenausflug zu einem Highlight. Vater
des Heimatmuseums war im Jahre
1964 Emil Hundhausen, der von
Bruno Althoff unterstützt wurde.
1987 gründete sich der Förderverein, der die Trägerschaft übernahm. Nach der Umgestaltung des
alten Schulhauses ging man daran, zwei aus dem 17. Jahrhundert
stammende Fachwerkhäuser aus
der näheren Umgebung vor dem
Abriss zu bewahren, mit eigenem
Einsatz abzutragen und im Museum wieder aufzubauen. Zwischen
den Häusern entstand ein Bauerngarten nach historischem Vorbild.
Später kamen eine Göpelmühle,
eine Wassermühle und eine Scheune hinzu, in der eine historische
Schreinerei in Betrieb genommen
wurde. In einer weiteren Scheune
wurde ein historisches Sägewerk
mit Transmission für Schauzwecke
wiederbelebt. 2009 erhielt der Förderverein den erstmals verliehenen
Ehrenamtspreis des Landes NRW in
der Kategorie „Erhalten“.
Geöffnet ist das Museumsdorf von
April bis November 2015 an Wochenenden und Feiertagen von
14 bis 18 Uhr. Sonderöffnungen,
Führungen und historische Schulstunden sind auch außerhalb der
51
Öffnungszeiten nach Absprache
möglich.
Förderverein Heimatmuseum
Altwindeck e.V. / Jens Klein
MUSEUM
www.heimatmuseum-windeck.de
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rheinkommen und gehen
Personalia
In memoriam
Dr. Alfons W. Biermann
Gründungsdirektor des Rheinischen
Museumsamtes verstorben
Dr. Norbert Kühn
Bild 1: Alfons
­Biermann, 2011
(privat)
rheinform
01/2015
Am 15. Oktober 2014 verstarb der langjährige
Direktor des seinerzeitigen Rheinischen Museumsamtes des Landschaftsverbandes
Rheinland, Dr. Alfons W. Biermann, einer der
bedeutendsten Museumsleute im Rheinland,
der die rheinische Museumsszene wie kaum
ein anderer geprägt hat.
Geboren am 24. Juli 1935 in Niedermendig, Kreis Mayen, legte er sein Abitur am
Bischöflichen Konvikt in Prüm ab und begann seine Studien der Kunsterziehung und
Kunstgeschichte an der Universität Mainz.
1969 wurde er bei Fritz Arens mit seiner
Dissertation über „Die Miniaturenhandschriften des Kardinals Albrecht von Brandenburg
(1514–1545)“ promoviert, deren Veröffentlichung in den Aachener Kunstblättern vom
berühmten Sammlerehepaar Peter und Irene
Ludwig finanziert wurde.
Alfons Biermann hatte einen unmittelbaren
Zugang zur Kunst, die ihn zeitlebens begleitete, inspirierte und letztlich auch jung erhielt; er selbst beherrschte die Zeichenkunst
meisterhaft – die letzten Blätter entstanden
kurz vor seinem Tod. Diese Liebe zur Kunst
und zur anschaulichen Vermittlung wurde ihm
in die Wiege gelegt. Sein Vater Alphons (geb.
1906) war von Beruf Bildhauer und Gründer
sowie Leiter der Bildhauerei im Benediktinerkloster Maria Laach, die in späteren Jahren
von seinem älteren Bruder Gerhard geleitet
wurde. Hier erhielt auch die älteste Tochter
Adelheid ihre Ausbildung.
Die Studienfächer zeigen das breite Spektrum seines Interesses: Kunsterziehung,
Kunstgeschichte, Geographie, Philosophie,
Pädagogik, Musik- und Kirchengeschichte
sowie Archäologie und Volkskunde – ein Kanon, dessen reicher Fundus ihm das Rüstzeug
für den beruflichen Werdegang vermittelte,
der 1969 im Hessischen Landesmuseum in
Darmstadt mit einem Volontariat bei Gerhard
Bott seinen Anfang nahm. Hier bekam er eine
„fundierte Einführung und Grundausbildung“
in den Museumsdienst. Bott hatte entscheidenden Einfluss auf seine berufliche Entwicklung, und es gelang Alfons Biermann, nach
seinem Studium die ersten Maschen seines
weitgespannten Netzwerkes zu knüpfen, das
ihn in Verbindung mit Hugo Borger und somit
an das Rheinische Landesmuseum nach Bonn
brachte. Borger selbst war Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Ausstellungen.
Der Wechsel nach Bonn war nach eigenen
Worten der „Beginn einer aufregenden, aber
freundschaftlichen Zusammenarbeit mit Hugo
Borger und den neuen Kollegen und Freunden
in Bonn“.
Ab 1970 organisierte Alfons Biermann
im Auftrag Borgers die Planung und Durchführung von Ausstellungen. Hinzu kam die
allgemeine Mitarbeit im Museum. Nicht
unterschätzt werden darf die Zeit seiner
Dr. Norbert Kühn | In memoriam Dr. Alfons W. Biermann | Seite 52 bis 53
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Personalia
Geschäftsführung des Bonner Kunstvereins,
die ihn in Verbindung mit namhaften in- und
ausländischen Künstlern brachte. 1971 wurde Hugo Borger als Abteilungsdirektor Leiter
des Referates Museumspflege, das in der
Folge eine Außenstelle der Kulturabteilung
des Landschaftsverbandes Rheinland und
um weitere Referenten unterschiedlicher
Fachrichtungen erweitert wurde. 1972, nach
der Wahl Borgers zum Direktor des RömischGermanischen Museums in Köln, übernahm
Alfons Biermann das neu installierte Rheinische Museumsamt, das in den Folgejahren
unter seiner Leitung landes- und bundesweit
neue Maßstäbe in der Museumsarbeit setzte.
Es waren goldene Jahre für die rheinischen
Museen, die einen ungeahnten Aufschwung
nahmen, sich regional und überregional zusammenschlossen, was nicht zuletzt in der
Arbeit des Verbandes Rheinischer Museen
sichtbar und wirksam wurde. Erste Priorität
hatte die Professionalisierung und die Qualifizierung der Museumsarbeit, daher der frühe
Gedanke an eine „Museumsschule“, die zunächst in ambulanten Fortbildungskursen zum
Ausdruck kam. Wie im Verband Rheinischer
Museen, engagierte sich Alfons Biermann
gleichermaßen in der Arbeitsgemeinschaft
der nordrhein-westfälischen Museen sowie
im Deutschen Museumsbund und verschaffte
sich somit Achtung und Gehör.
In enger Abstimmung mit dem Kulturdezernenten und späterem Ersten Landesrat Hans Rudolf Hartung setzte er auf eine
systematische Entwicklung der rheinischen
Museen. Instrument waren zunächst die
Jahrespläne der Kulturabteilung des Landschaftsverbandes Rheinland, denen ab 1976
die eigenständigen Museumspläne des Rheinischen Museumsamtes folgten, die Grundlage
jeglicher Förderung und der Beratung waren.
Die Entwicklung der rheinischen Museen
belegen schlichte Zahlen: Gab es um 1970
etwa 100 Museen im Rheinland, so waren es
1980 bereits 180, heute sind es über 400. An
dieser Erfolgsgeschichte hat Alfons Biermann
maßgeblichen Anteil.
Die Fortbildung und der kollegiale Austausch standen für ihn an oberster Stelle. So
organisierte er in Verbindung mit dem Verband
Rheinischer Museen zahlreiche Studienreisen,
die die rheinischen Museumsleiter in die USA,
die Niederlande, nach Frankreich und Polen
führten und sie mit den neuesten Entwicklungen in der Museologie vertraut machten
und halfen, neue Akzente und Standards in
der Museumsarbeit im Rheinland zu setzen.
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Eine entscheidende Zäsur für die Arbeit des
Rheinischen Museumsamtes bedeutete 1978
der Umzug von Bonn in die Abtei Brauweiler.
Alfons Biermann erkannte als einer der ersten
das Potential der Räumlichkeiten sowie der
weitgehend intakten Infrastruktur der gerade
geschlossenen Landesklinik, die ideale Entwicklungsmöglichkeiten für das Rheinische
Museumsamt bot und die er energisch umzusetzen wusste. Seine Vision war eine zentrale Restaurierungswerkstatt mit integrierter
Fachhochschule für alle Fachbereiche der Museen, die Institutionalisierung der „fliegenden“
Fortbildungskurse (Museumsakademie) sowie
die Einrichtung eines Experimentiermuseums,
inklusive öffentlicher Präsentation der Wanderausstellungen des Amtes. Bis auf die Fachhochschule wurden unter seiner Leitung die
Pläne Realität. Das Rheinische Museumsamt
wurde zu einer Institution, die auf vielfältigste
Weise mit Museen, Instituten und Organisationen im In- und Ausland verbunden war. Dies
alles danken wir Alfons Biermann. Die Grundlagen des dezentralen LVR-Industriemuseums
sowie des LVR- Freilichtmuseums Lindlar gehen auf seine Überlegungen zurück.
Der Abtei Brauweiler, ihrer Geschichte und
ihrer Bedeutung galt seine ganze Liebe. Für
ihn war sie „Kulturzentrum“ im eigentlichen
Sinne. Ihre Restaurierung hat er über Jahre mit begleitet, aber auch als Direktor des
Museumsamtes mit ihren Einschränkungen
ertragen. In ihrem unmittelbaren Schatten
haben er und seine Familie lange Jahre gewohnt. Mit seinen Aktivitäten hat er sie zu
neuem Leben erweckt. Er formte den „Kulturverein Abtei Brauweiler“ zum „Freundeskreis“
mit seinen anspruchsvollen Konzert- und
Vortragsveranstaltungen.
Alfons Biermann war ein Mensch, der bis
in die letzten Fasern seines Herzens von seiner Arbeit und Aufgabe durchdrungen war.
Er riss die Menschen mit und verstand es,
sie zu begeistern. Ein Menschenfischer. Sein
Leben gehörte der Kunst, sie bestimmte
sein Leben, mit ihr zog er jeden in seinen
Bann. Einem schweren gesundheitlichen
Rückschlag im Jahr 1995 folgte 1996 die
Pensionierung. Nach der Genesung widmete
er sich wieder mit wachem und kritischem
Geist der Kunst und der Musik. Sein PC verband ihn im wahrsten Sinne des Wortes mit
der Welt, mit seinem großen Freundes- und
Bekanntenkreis. Er hatte noch viele Pläne.
Der überraschende Tod ließ manches, darunter seine Memoiren, unvollendet. Er fehlt
– der Freund und sein Rat.
Dr. Norbert Kühn | In memoriam Dr. Alfons W. Biermann
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weitere Personalia
Stiftung Insel Hombroich,
Neuss
Frank Boehm ist neuer
Geschäftsführer
Der Architekt Frank Boehm ist seit
1. Oktober 2014 Geschäftsführer
der Stiftung Insel Hombroich.
Eine Findungskommission wählte
den 47-jährigen unter etwa 100
Bewerbern aus. Ausschlaggebend
war Frank Boehms internationale
Erfahrung sowohl als Architekt als
auch als künstlerischer Berater. Er
kuratierte seit 2007 den Aufbau
der “Deutsche Bank Collection
Italy” und war 2012 künstlerischer
Direktor der MiArt-Messe für moderne und zeitgenössische Kunst in
Mailand. Frank Boehm zieht direkt
aus Mailand zurück ins Rheinland.
“Ich freue mich sehr als Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich, einem auch im internationalen
Kontext einzigartigen Ort der Kunst,
tätig werden zu können. Ein solch
visionäres Projekt gemeinsam mit
dem Team und den hier lebenden
Künstlern weiterentwickeln zu können, ist ein großes Privileg“, betont
Frank Boehm im Hinblick auf seine
neue Aufgabe.
„Ich bin zuversichtlich, dass Frank
Boehm auf Grund seiner Erfahrungen und Fähigkeiten das künstlerische Profil der Stiftung Insel
Hombroich mit uns weiter schärfen
wird“, sagt Prof. Oliver Kruse. Der
Vorstandsvorsitzende sieht die Stiftung Insel Hombroich auf gutem
Wege. Wichtige Sanierungsmaßnahmen im Museum Insel Hombroich haben begonnen, und für 2015
sind unter anderem Programme für
die zeitgenössische künstlerische
Weiterentwicklung, eine Souto de
Moura-Ausstellung, das Hombroich
: Summer Fellows-Projekt sowie die
Pastior-Tagung geplant. Das Museum Insel Hombroich ist beständig
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ein attraktiver Ort für Kunst-, Architektur- und Naturfreunde, während
die Raketenstation Hombroich als
lebendiger Kulturort immer mehr
Besucher begeistert.
Stiftung Insel Hombroich / ew
MUSEUM
www.inselhombroich.de
NRW-Forum, Düsseldorf
Landeshauptstadt beruft
Alain Bieber zum neuen
Leiter
Die Landeshauptstadt Düsseldorf
beruft Alain Bieber ab dem 1. April
2015 zum neuen künstlerischen
Leiter des NRW-Forums Düsseldorf.
Sein Vertrag hat eine Laufzeit von
5 Jahren. Vorausgegangen war ein
mehrstufiges Auswahlverfahren,
bei dem zuletzt sieben Bewerberinnen und Bewerber in die engere
Auswahl gekommen waren.
Oberbürgermeister Thomas Geisel:
„Ich freue mich, dass wir mit Alain
Bieber eine Persönlichkeit gewinnen konnten, die mit frischen Ideen die Brücke zwischen Kunst und
Kreativwirtschaft schlagen wird und
der anerkannten Institution NRWForum neue Strahlkraft verleihen
wird.“ Und Kulturdezernent HansGeorg Lohe: „Das NRW-Forum
hat nun endgültig eine konkrete
Zukunftsperspektive und kann seinen guten Ruf in der Düsseldorfer
Kulturlandschaft neu unter Beweis
stellen.“
Ziel der künftigen inhaltlichen Ausrichtung ist es, an den bisherigen
Erfolg des NRW-Forums anzuknüpfen und den künstlerischen Ansatz
weiter zu entwickeln. Relevante
Themenbereiche dafür sind Fotografie, Medien, Mode, Kommunikation, Architektur und Lifestyle.
Alain Bieber wurde 1978 in Wesel
geboren und besitzt sowohl die
deutsche als auch die französische
Staatsbürgerschaft. Nach dem
Studium der Allgemeinen Rhetorik,
der Soziologie und Neueren Deutschen Literatur von 1999 bis 2005
in Tübingen arbeitete Bieber als
Volontär sowie Hospitant bei mehreren Verlagen und Redaktionen in
Hamburg.
Von 2007 bis 2010 war Bieber
Ressortleiter von „ART – Das Kunstmagazin“ und Leiter des OnlineBereichs der Zeitschrift. Seit 2010
arbeitet er beim TV-Sender ARTE
in Straßburg. Hier leitet Bieber die
Abteilung ARTE Creative, ein Magazin für zeitgenössische Kultur. In
dieser Zeit konzipierte er zudem
zahlreiche neue inhaltliche Projekte, wie etwa das crossmediale TVFormat „About:Kate“.
Alain Bieber ist seit 2007 in diversen
Ausstellungsprojekten in Deutschland, der Schweiz, Österreich und
Frankreich aktiv gewesen. Dabei
hat er mehrfach mit ungenehmigten Aktionen im öffentlichen Raum
konventionelle Wege verlassen.
Darüber hinaus ist Bieber in den
letzten sieben Jahren immer wieder als Gastdozent, Jurymitglied,
Vortragender und Autor im In- und
Ausland aufgetreten und hat freie
Projekte, mit Schwerpunkt im
Online-Bereich, begleitet und ins
Leben gerufen, wie beispielsweise
den Kunstblog „Rebel:Art“.
Amt für Kommunikation,
Landeshauptstadt Düsseldorf / tm
MUSEUM
www.nrw-forum.de
weitere Personalia | Seite 54 bis 55
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weitere Personalia
Historisches Zentrum der
Stadt Remscheid
Zum Abschied von Dr. Urs
Diederichs
Am 31. Oktober ging Dr. Urs
Justus Diederichs als Leiter des
Historischen Zentrums der Stadt
Remscheid in den (Vor-) Ruhestand. Seit 1986 war er in der
kleinen
bergischen
Großstadt
tätig gewesen, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und
Museumspädagoge am Deutschen
Werkzeugmuseum, später als engagierter Leiter des damals noch
eigenständigen Stadtarchivs. Als
dieses dann im Zuge der immer
einschneidender werdenden Sparmaßnahmen orga-nisatorisch mit
dem damaligen Heimatmuseum
(heute: „Museum Haus Cleff“) und
dem Deutschen Werkzeugmuseum
zum „Historischen Zentrum der
Stadt Remscheid“ zusammengelegt
wurde, stellte sich Diederichs auch
dieser neuen Verantwortung.
Arbeitsintensivste,
aber
auch
reizvollste Aufgabe war für ihn zunächst die damals anstehende Neugestaltung des Deutschen Werkzeugmuseums. Denn mit seinem
maroden Gebäude und längst völlig
überholten musealen Strukturen
waren hier grundlegende Entscheidungen gefragt. Auch dieser Aufgabe widmete er sich mit großem
Elan. Denn „wer“ – so Diederichs
in einem Zeitungsinterview gegen
Ende seiner Dienstzeit – „hat schon
das Glück, als Leiter ein Museum
von dieser Bedeutung komplett neu
gestalten zu können?“
Großes Interesse zeigte er auch
am Werk des in Remscheid geborenen, international bedeutenden
„kritischen Grafikers“ und Bildstatistikers Gerd Arntz (1900–1988),
zu dem Diederichs auch in persönlichem Kontakt stand. Nach dem
Tode von Arntz gelang es ihm, auch
bei dessen Sohn Peter das Interesse an der Heimatstadt seines Vaters zu wecken und bei der Einrichtung eines „Gerd-Arntz-Kabinetts“
sowie dessen Werk beratend zur
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Verfügung zu stehen.
Auch ehrenamtliches Engagement
hatte und hat für Dr. Diederichs
stets einen hohen Stellenwert. Erwähnt seien hier seine langjährige
Tätigkeit als Sprecher der „Fachgruppe Technikhistorische Museen“
im Deutschen Museumsbund oder
sein Engagement auf sozialer und
gewerkschaftlicher Ebene. Auch für
das Historische Zentrum der Stadt
Remscheid – so sein Versprechen
in seiner Abschiedsrede – will er in
Zukunft ehrenamtlich tätig sein.
Historisches Zentrum der Stadt
Remscheid / Ulrich Chr. Horz
MUSEUM
www.werkzeugmuseum.org
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rheinschnuppern
Kurznachrichten
LVR-Industriemuseum,
St. Antony-Hütte,
Oberhausen
Die St. Antony-Hütte fürs
Smartphone
Sie ist die Geburtsstätte der Ruhrindustrie: Die St. Antony-Hütte.
1757 floss hier erstmals im Ruhrgebiet Roheisen. Heute erzählt
sie vom spannenden Beginn der
Eisen- und Stahlindustrie, von bedeutenden Innovationen und vom
harten Leben der Menschen, die
dort arbeiteten.
Ein Besuch der St. Antony-Hütte
verspricht Spannung pur. Denn
bei genauerem Hinsehen entpuppt
sich ihre Entwicklung als ein faszinierender Wirtschaftskrimi mit
schillernden Persönlichkeiten, bis
hin zu allerlei Schlitzohren und
Ganoven. Betrug, Gewalt, Machtpolitik und nicht zuletzt die heikle
Rolle der Kirche machen den Stoff,
aus dem sich das Drama der ersten
Eisenhütte im Revier entwickelte.
Auf der Hütte lebten und arbeiteten
Protagonisten, ohne die das Ruhrgebiet nicht das geworden wäre,
was es heute ist: Jacobi, Haniel,
Krupp, Wenge – sie alle sind bedeutende Persönlichkeiten der Schwerindustrie. Die Hütte ist nicht nur die
Geburtsstätte der Ruhrindustrie,
sondern auch Wiege des späteren
Weltkonzerns Gutehoffnungshütte (GHH) und damit des MANKonzerns, der heute modernste
LKW und Busse, Schiffsmotoren
und Turbinen für den Weltmarkt
produziert.
Um die Geschichte des einst pulsierenden Hüttenwerks St. Antony
noch lebendiger zu vermitteln, stellt
das LVR-Industriemuseum seinen
Besucherinnen und Besuchern für
den Museumsrundgang eine mobile
Applikation zur Verfügung.
Mit Hilfe der App und der Kamera
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des Smartphones wird auf dem
Display in die reale Umgebung in
Echtzeit eine Ebene mit Zusatzinformationen gelegt und so an
ausgesuchten Stellen in den Innenräumen und im Außenbereich des
Museums ausgewählte Animationen in den Ausstellungsraum eingespielt. Auf diese Weise erscheint
dem User der erste Hüttendirektor,
Gottlob Jacobi, als virtueller Besucherbegleiter. Er steht nahezu
greifbar im Raum und berichtet
in unterhaltsamer Weise von den
Vorkommnissen auf St. Antony.
So wird dem Gast ein innovativer,
spielerisch-informativer Zugang
zur Industriegeschichte geboten.
Entwickelt wurde das Augmented
Reality-Modul von Stephan Behrens, Student der FH Köln, im Rahmen seiner Masterarbeit. Ihm ist
es mit der Anwendung gelungen,
AR-Inhalte an Markern zu fixieren
und somit bestimmte Inhalte sichtbar werden zu lassen. Die Pausanio GmbH & Co. KG., ebenfalls aus
Köln, programmierte die App.
Die Applikation „St. Antony“ ist
kostenfrei für Google Android
Smartphones und Apple iOS bei
Google Play und iTunes verfügbar.
LVR-Industriemuseum / tm
MUSEUM
www.industriemuseum.lvr.de/de/
oberhausen/schauplatz/st__antony_huette/st__antony_huette_1.
html
INFORMATION
www.industriemuseum.lvr.de/de/
oberhausen/schauplatz/st__antony_huette/app/app_2.html
„BildungsParCour“
Die App der
Bildungspartner NRW
Die App ermöglicht es, auf einfache Weise multimediale Inhalte
(Dokumente, Bilder, Videos, Maps,
QR-Codes etc.) mit bestimmten
(Weg-)Punkten zu verknüpfen. Zusätzlich zu diesen Informationen,
lassen sich auch Aufgaben (Quizfragen, Erreichen eines bestimmten Standorts, Finden eines QRCodes, Erstellung von Video- und
Fotoaufnahmen) definieren, die es
am jeweiligen Punkt zu lösen gilt.
Die Überprüfung der eingegangenen Antworten und Ergebnisse ist
ebenfalls möglich, sie können per
Mail an bestimmte Personen zur
Auswertung verfügbar gemacht
werden. Aufgrund der einfachen
Bedienbarkeit können Jugendliche
auch selbst problemlos eigene
BildungsParCours (am Desktop
PC im Backend der Anwendung)
erstellen: Die Recherche von Informationen und deren Verknüpfung
mit konkreten Orten und Objekten
vermittelt so Sach-, Methoden- und
Handlungskompetenz. Das entstandene Lernangebot ist darüber
hinaus auch nachhaltig nutzbar, da
die BildungsParCours nach deren
Veröffentlichung (wenn vom Autor
erwünscht) von jedem Interessierten nutzbar sind.
Durch Verwendung von GPS-Daten
lassen sich Stadt- oder Naturrundgänge zu vielfältigen Fragestellungen und Themen erstellen: Phänomene aus den Fächern Geografie,
Geschichte, Biologie usw. können
durch die App vor Ort (in Stadt und
Natur) sichtbar und erlebbar gemacht werden und somit auf motivierende Weise mit der Lebenswelt
der Lerngruppe verknüpft werden.
Daher eignet sich die Anwendungen auch für Institutionen, die nicht
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rheinschnuppern
Kurznachrichten
über die notwendigen Raumkapazitäten für die pädagogische Arbeit
mit Gruppen verfügen.
Mit der App lassen sich aber auch
innerhalb geschlossener Räume
Lernangebote schaffen: Über QRCodes oder Nummern können hier
Informationen bestimmten Exponaten/Räumlichkeiten zugeordnet
werden. Es können neben Sounddateien auch Videos und Texte bereitgestellt werden – damit übertreffen
die Nutzungsmöglichkeiten der App
diejenigen eines klassischen Audioguides. Durch den Rückkanal, der
die Beantwortung von Fragen und
das Lösen von Aufgaben ermöglicht, kann den Nutzern zudem ein
Lernerlebnis mit Wettbewerbscharakter geboten werden.
Die App basiert auf der Anwendung
Actionbound (www.actionbound.de)
und wird derzeit für den Einsatz im
Bildungsbereich modifiziert. Anfang
2015 wird die App von den Bildungspartnern NRW als Werkzeug
für schulische und außerschulische
Lernorte unter dem Namen „BildungsParCour“ veröffentlicht. Der
Download und die Nutzung der App
für Bildungszwecke wird kostenlos
sein.
Medienberatung-NRW, Tobias
Düttmann / tm
INFORMATION
www.medienberatung.nrw.de/
Medienberatung/index.html
LVR-Freilichtmuseum
Kommern
Leben im Container
Das LVR-Freilichtmuseum Kommern
integriert einen Flüchtlingscontainer mit einer Ausstellung zum Leben von Flüchtlingen in NordrheinWestfalen in seine Dauerausstellung. In Ergänzung zur Ausstellung
entstand der 30-minütige Dokumentarfilm „Muss langsam weg.
Von der Flüchtlingsunterkunft zum
Museumsobjekt“ des LVR-Instituts
für Landeskunde und Regionalgeschichte. Der Film begleitet den
Abbau der Containeranlage in Titz
und lässt Menschen zu Wort kommen, die mit dem und im Container
lebten: ein Flüchtling aus dem Irak,
Sachbearbeiter des Sozialamtes
Titz, Politiker, Nachbarn und ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuer.
Stellvertretend für viele steht in
Film und Ausstellung der Iraker
Kawa Abbas, der vor Krieg und
Gewalt nach Deutschland floh und
10 Jahre in dem Wohncontainer in
der Gemeinde Titz lebte. Dieser
Container, der nun die Baugruppe „Markplatz Rheinland“ um ein
außergewöhnliches Exponat bereichert, ist einer von vielen, die
in den 1990er Jahren der Unterbringung von Flüchtlingen dienten
und die umgangssprachlich als
„Asylcontainer“ bekannt wurden.
Als die Containeranlage nach 20
Jahren entsorgt werden sollte, ist
es dem LVR-Freilichtmuseum Kommern gelungen, sie für das Museum
zu gewinnen. Ein innovatives Projekt, wie Museumsleiter Dr. Josef
Mangold betont: „Einen solchen
Flüchtlingscontainer gibt es bisher
noch in keinem Freilichtmuseum“.
Außergewöhnlich ist auch, dass
die komplette Einrichtung des letzten Containerbewohners – Kawa
Abbas – komplett übernommen
werden konnte. Den Ausstellungsbesucherinnen und Ausstellungsbesuchern wird auf diese Weise das
Leben im beengten Übergangsraum
eindringlich vor Augen geführt.
Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage ist es umso wichtiger,
auf die Situation von Flüchtlingen
und die Erfordernisse, die bei ihrer
Unterbringung eine Rolle spielen,
aufmerksam zu machen. Film und
Ausstellung leisten dazu einen
wertvollen Beitrag. Das gesamte
Projekt überzeugte auch Ralf Jäger,
Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen, der die Schirmherrschaft übernahm.
LVR-Freilichtmuseum Kommern /
tm
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MKM Museum
Küppersmühle für
Moderne Kunst, Duisburg
Erweiterungsbau für das
MKM beschlossen
Das MKM Museum Küppersmühle
erhält einen Erweiterungsbau. Das
Sammlerehepaar Sylvia und Ulrich
Ströher hat mit der Gründung der
MKM-Stiftung die notwendigen Voraussetzungen geschaffen und das
Schweizer Architektenbüro Herzog & de Meuron mit der Planung
beauftragt.
Ein erster Entwurf existiert bereits.
Dieser sieht die Realisierung des
Erweiterungsbaus mit einer Ausstellungsfläche von ca. 2.600 m²
auf vier oberirdischen Geschossen
an der Ostseite des Museums Küppersmühle mit direkter Anbindung
zum Stammhaus vor. Dem Baubeginn wird eine etwa einjährige
Planungsphase vorausgehen, so
dass voraussichtlich im Jahr 2016
die Bautätigkeit aufgenommen und
der Erweiterungsbau im Jahr 2018
fertiggestellt werden kann.
Die erweiterten Sammlungsräume
werden es zukünftig ermöglichen,
die Künstler und ihre Werke im
großen Zusammenhang zu präsentieren. Die Besucher erhalten
somit sowohl Einblicke in die Kunstentwicklung einzelner Künstler
als auch Vergleichsmöglichkeiten
künstlerischer Produktion.
MKM Museum Küppersmühle / tm
MUSEUM
www.museum-kueppersmuehle.de
MUSEUM
www.kommern.lvr.de
rheinform
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rheinschnuppern
Stiftung Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen,
Düsseldorf
Umstrittenes Gris-Gemälde –
Kunstsammlung NRW ruft
Limbach-Kommission an
Zur Klärung der strittigen Frage,
ob der Galerist Alfred Flechtheim
ein Gemälde von Juan Gris (1887–
1927) unter dem Druck der Verfolgung durch die Nationalsozialisten
verkaufen musste, ruft die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen die
Limbach-Kommission an. Das bei
Differenzen über die Rückgabe von
Kulturgütern beratende Expertengremium soll klären helfen, ob für
die NRW-Landesgalerie eine Restitution des Stilllebens „Geige und
Tintenfass“ (1913) an die Erben des
1937 im Londoner Exil gestorbenen
Galeristen Flechtheim geboten ist.
Die Kunstsammlung NRW hatte das
Gris-Werk 1964 im internationalen
Kunsthandel erworben.
Anders als die Erben Flechtheims,
die in ihrem Restitutionsersuchen
das 1934 in London an die Sammlerin Dorothea Ventris verkaufte Bild
als einen durch die NS-Verfolgung
bedingten Verlust des Kunsthändlers bewerten, sieht die Kunstsammlung
Nordrhein-Westfalen
keinen Grund für die Rückgabe.
„Bei unseren seit 2009 laufenden
Forschungsarbeiten haben wir zwar
viele neue Details zur Provenienz
des Bildes entdeckt. Trotzdem
haben sich keine Dokumente gefunden, wonach das Gris-Gemälde
zum Zeitpunkt des Londoner Verkaufs zweifelsfrei Eigentum Flechtheims war“, sagte die Direktorin
der Kunstsammlung NordrheinWestfalen, Marion Ackermann: „Die
Recherche hat gezeigt, dass das
ab 1925 in der Galerie Flechtheim
nachzuweisende Bild durchaus auch
Kommissionsware oder gemeinsamer Besitz mehrerer Galeristen
hat sein können.“ Zudem geht die
Kunstsammlung davon aus, dass
der Verkauf 1934 in London im sicheren Ausland geschehen ist.
Intensive
Recherchen,
unter
rheinform
01/2015
anderem in Werkverzeichnissen
oder in öffentlichen und privaten Archiven im In- und Ausland,
hätten keine weitere Klärung der
offenen Fragen erbracht, schilderte Ackermann. Die lückenhafte
Dokumentation von Kunstwerken
mit Flechtheim-Provenienz mache
eine eindeutige Beurteilung der Eigentumsfragen unmöglich. Ackermann: „Wegen dieser Unklarheiten
halten wir es jetzt für angemessen, in Übereinstimmung mit den
Flechtheim-Erben die LimbachKommission um ihre Bewertung zu
bitten.“
Bei einem anderen Restitutionsersuchen der Flechtheim-Erben, das
Paul Klees Gemälde „Federpflanze“ (1919) zum Gegenstand hat,
sieht das Museum keinen Grund,
die Beratende Kommission anzurufen. Nach den Nachforschungen
der Kunstsammlung NRW war
das kleinformatige Klee-Gemälde
nach dem Tod Flechtheims 1937
aus dessen Nachlass in den Besitz
einer Londoner Galerie übergegangen und nicht schon zu Lebzeiten
Flechtheims verkauft worden.
Kunstsammlung NRW / tm
MUSEUM
www.kunstsammlung.de
Stiftung Neanderthal
Museum, Mettmann
Tickets und Talk im Web
Ab sofort sind Eintrittskarten für
das Neanderthal Museum auch online erhältlich. Über den Anbieter
„westticket“ lassen sich Tickets
bequem zu Hause ausdrucken und
sind 12 Monate gültig. Interessierte finden direkt auf der Startseite des Neanderthal Museums
im Internet einen Link zu „westticket“ für die Tickets des Museums. Ebenfalls online erhältlich
sind Tickets für das umfangreiche
Veranstaltungsprogramm.
Ganz neue Wege in der Kundenkommunikation
geht
das
Neanderthal
Museum
außerdem mit der Einführung des
Kurznachrichten
Instant-Messaging-Dienstes
WhatsApp.
Neanderthal Museum / tm
MUSEUM
www.neanderthal.de
Stiftung Schloss Dyck,
Jüchen
Rekordbesucherzahlen und
positive Bilanz der letzten
Jahre
Mit rund 230.000 Besuchern erreichte die Stiftung Schloss Dyck,
Zentrum für Gartenkunst und
Landschaftskultur im Jahr 2014
das beste Ergebnis der letzten fünf
Jahre. Im Durchschnitt der letzten
Jahre lag die Besucherzahl bei rund
200.000, das Jahr 2014 lockte somit rund 15 % mehr Besucher in
die immer attraktiver werdenden
Anlagen von Schloss Dyck.
Insgesamt ist die Stiftung mit den
Veranstaltungen zufrieden, mit der
„illumina“, den „Classic Days“, den
Gartenfestivals, dem Familienfest
und den Konzertveranstaltungen
wird ein abwechslungsreiches
Programm geboten. Positiv sieht
die Stiftung das zunehmende ehrenamtliche Engagement sowohl
bei großen als auch bei kleineren
Veranstaltungen. Ob beim Familienfest des Rhein-Kreises Neuss, bei
den Schlosskonzerten der Freunde
und Förderer, dem NiederrheinMusikfestival oder dem Schlosslauf,
immer mehr Menschen engagieren
sich für Schloss Dyck.
Als Zentrum für Gartenkunst und
Landschaftskultur und Mitglied
des Europäischen Gartennetzwerkes stehen die Aktivitäten zur
Gartenkultur für die Stiftung nach
wie vor im Vordergrund. Im von
Fürst Joseph vor knapp 200 Jahren angelegten Landschaftspark
hat die Stiftung mit rund 300.000
Blumenzwiebeln und mit einer der
größten Hortensiensammlungen
Deutschlands besondere Akzente
gesetzt. Im Schloss hat sich die
Ausstellungsreihe „Gartenfokus“,
in der in diesem Jahr Fotografien
rheinschnuppern
Kurznachrichten
japanischer Gärten gezeigt wurden, erfolgreich etabliert. Mit den
Angeboten an Spielmöglichkeiten
für Kinder und dem im Frühjahr
unter der Regie der Stiftung neu
eröffneten Restaurant „Botanica“
hat die Stiftung ein Angebot für
eine breite Zielgruppe entwickelt.
„Besonders die sehr positive Resonanz auf das Botanica hat unsere
Erwartungen weit übertroffen“, so
der Stiftungsvorstand.
Stiftung Schloss Dyck / tm
MUSEUM
www.stiftung-schloss-dyck.de
Schokoladenmuseum, Köln
76.409 Besucherinnen und
Besucher im August 2014
– Rekord!
Einen Besucherrekord konnte das
Schokoladenmuseum im Kölner
Rheinauhafen im August 2014 verzeichnen. In diesem Monat kamen
76.409 Besucherinnen und Besucher, um sich über die Geschichte
und Gegenwart der Schokolade zu
informieren. Traditionell sind die
Sommermonate im Schokoladenmuseum gut besucht, doch so viele
Besuche wie im diesjährigen August
waren es noch nie in einem Monat
seit der Eröffnung im November
1993. Für 2014 erwartet das Museum insgesamt bis zu 650.000
Besucher, womit es weiterhin zur
Spitzengruppe der meistbesuchten
Museen in Deutschland zählen wird.
Das von Dr. Hans Imhoff gegründete, privat geführte Museum lässt
die 4.000-jährige Geschichte des
Kakaos und der Schokolade lebendig werden. In neun Ausstellungsbereichen auf fünf Ebenen warten
ein begehbares Tropenhaus, naturkundliche Informationen zum
Kakao und Exponate aus dem präkolumbischen Mittelamerika mit
den Kulturen der Olmeken, Maya
und Azteken auf die Besucher. Dazu
ermöglicht die gläserne Schokoladenfabrik Einblicke in die heutige
Herstellung von Schokoladentafeln, Hohlfiguren und Pralinen. Im
Schokoladenatelier lassen sich die
Maîtres Chocolatiers des Museums
gerne über die Schulter schauen
und zeigen, wie Schokoladen von
Hand hergestellt werden.
Zusätzlich zur ständigen Ausstellung werden in Sonderausstellungen regelmäßig spezielle Themen
beleuchtet, Künstlerinnen und
Künstler vorgestellt sowie besondere Ereignisse hervorgehoben. Ein
Höhepunkt im vergangenen Jahr
war die Präsentation: „Dreikönigsschrein in süßem Glanz – Translation in Schokolade“. Aus Anlass
des 850. Jubiläums der Ankunft
der Gebeine der Heiligen Dreikönige in Köln zeigte das Museum von
Allerheiligen, 1. November 2014,
bis zum Dreikönigstag, 6. Januar
2015, eine Interpretation des Dreikönigsschreins im Maßstab 1:1. Der
Schokoladenschrein wurde von der
Berliner Künstlerin Sonja Alhäuser
geschaffen.
Schokoladenmuseum / tm
MUSEUM
www.schokoladenmuseum.de
Frauenmuseum, Bonn
Gabriele Münter Preis wird
erneut ausgelobt
„Endlich Vierzig“ – so lautete das
Motto des 1994 im Bonner Frauenmuseum erstmalig verliehenen
Gabriele Münter Preises für Bildende Künstlerinnen über 40. Seit
1994 wurde der Preis sechs Mal
verliehen. Bekannte Künstlerinnen
wie die Malerin Cornelia Schleime
und die Performance-Künstlerin
Ulrike Rosenbach (2004), Leni
Hoffmann (2007) oder Christiane
Möbius (2010) waren die bisherigen Preisträgerinnen.
Nach mehrjähriger Pause wird der
Preis nun erneut verliehen. Mit dem
Preis werden Künstlerinnen über
40 geehrt – und damit sehr häufig
Frauen, die eine ganz einzigartige
Leistung vollbringen: Die Vereinbarkeit von Familie und Kunst. Ab
2015 wird der mit 20.000 Euro dotierte Preis erneut ausgelobt und
59
2017 zum siebten Mal verliehen. 20
Künstlerinnen werden ihre Arbeiten
auf einer Ausstellung in Berlin und
Bonn präsentieren können. Organisation und Verwaltung liegen im
Gabriele Münter Büro im Bonner
Frauenmuseum. Ab dem Frühjahr
2015 können sich Künstlerinnen
dort bewerben.
Frauenmuseum / tm
MUSEUM
www.frauenmuseum.de
DANKE* BERLIN
„200 Jahre Preußen am
Rhein“
Dieses runde Jubiläum nehmen
der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
und seine Kooperationspartner
zum Anlass, das Jahr 2015 unter
das Leitthema „Preußen“ zu stellen.
„DANKE* BERLIN“ ist das Motto,
mit dem der Rheinische Verein
an eine 200-jährige Beziehung
mit Folgen erinnert. Von April bis
Oktober 2015 sollen im gesamten
Gebiet der ehemaligen preußischen
Rheinprovinz verschiedenste Veranstaltungen
unterschiedlichste
Aspekte beleuchten.
Zahlreiche Institutionen, Institute, Vereine und Verbände haben
sich entschlossen, die überaus
wechselvolle Beziehung in ihren
verschiedenen Facetten angemessen zu würdigen. Dazu zählen u.a.
der Landschaftsverband Rheinland
mit seinen Kulturdienststellen, die
Region Köln/Bonn e.V. und deren
Mitgliedskörperschaften, die Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität,
die Kunsthochschule Düsseldorf,
die Generaldirektion Kulturelles
Erbe Rheinland-Pfalz, Archive wie
das Landeshauptarchiv in Koblenz
oder das Historische Archiv der
Stadt Köln, Museen wie das ArpMuseum Rolandseck, das Siebengebirgsmuseum Königswinter, das
Kölnische Stadtmuseum oder das
Preußen-Museum in Wesel. Besonders bemerkenswert und erfreulich
sind in diesem Zusammenhang das
rheinform
01/2015
60
rheinschnuppern
breite bürgerschaftliche Interesse
und Engagement sowie die disziplinäre Vielfalt der geplanten Tagungen und Kolloquien.
Im Zuge des Wiener Kongresses
und der Neuordnung Europas wurde das Rheinland 1815 Preußen
zugeschlagen. Damit begann eine
intensive politische, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Beziehung
zwischen der Rheinprovinz und dem
preußischen Kernland, die nicht immer unproblematisch war und noch
heute insbesondere in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz in vielen Bereichen
spürbar nachwirkt.
Auch unser heutiger „Rheinland“Begriff geht auf die preußische
Zeit zurück: Es war Preußen, das
nach der „Besitzergreifung“ der
Rheinlande 1815 wesentliches
dazu beitrug, dass sich in der sich
im 19. Jahrhundert durchsetzenden
Gleichsetzung von „Rheinland“ und
„Rheinprovinz“ , also von Landschaftsnamen und Verwaltungsbezirk, erstmals ein einheitlicher
Rheinland-Begriff herausbildete,
der dann letztlich bis heute nachhaltig gewirkt hat.
LVR-Institut für Landeskunde und
Regionalgeschichte / Georg Mölich
INFORMATION
www.danke-berlin-2015.de
rheinform
01/2015
Kurznachrichten
rheinlesen
61
Publikationen
Anthony Cragg
Dinge im Kopf / Things on
the Mind
Hrsg.: Smerling, Walter
Wienand Verlag, Köln 2011
ISBN 978-3-86832-052-7
dt./engl., 136 Seiten, 105 farb. u.
47 s/w-Abb.
34,00 Euro
der 1990er Jahre bis hin zu seinen
jüngsten Arbeiten sichtbar werden.
Als konstanter Eindruck durch alle
unterschiedlichen Werkphasen hindurch faszinieren jedoch vor allem
die in den Skulpturen freigesetzte
Energie und nicht zuletzt die hintergründige Ironie Craggs, welche
seine Arbeiten suggerieren. Neben
kunstwissenschaftlichen Essays erlauben ein Textbeitrag von Anthony
Cragg und ein Interview mit dem
Künstler tiefere Einblicke in sein
Schaffen.
Wienand Verlag / ew
René Küng – Kunst
und Natur
Eine lebenslange
Beziehung
Hrsg.: Settelen-Trees, Daniela
Christoph Merian Verlag, Basel
2014
ISBN 978-3-85616-649-6
Gebunden, 96 Seiten, 55 farb.
Abb.
24,00 Euro
INFORMATION
www.wienand-koeln.de
BESTELLUNG
www.wienand-koeln.de/titel/
Anthony-Cragg-Tony-Dinge-imKopf-Skulpturen.asp
Anthony Cragg (geboren 1949
in Liverpool) ist einer der bedeutendsten Bildhauer unserer Zeit.
Seine Werke werden in vielen internationalen Museen ausgestellt,
und er nahm bereits mehrfach an
der documenta sowie der Biennale
von Venedig teil. Darüber hinaus
wurde Cragg, der seit den späten
1970er Jahren in Wuppertal lebt
und arbeitet, u.a. mit dem renommierten Turner Prize und dem
Praemium Imperiale für Skulptur
ausgezeichnet. Die vorliegende Publikation ermöglicht erstmals eine
retrospektive Betrachtung seines
Werkes: Rund sechzig Skulpturen
aus den letzten vier Jahrzehnten
und etliche Zeichnungen und Grafiken lassen die Entwicklung von
frühen Installationen aus Fundstücken über die gedrehten Formen
Publikationen | Seite 61 bis 65
Für den Künstler René Küng ist
die Natur Inspirationsquelle. Hier
findet er seine Materialien, deren
Formensprache er aufnimmt und
weiterentwickelt. Dieser Dialog
führt Küng an archetypische Motive
heran, die in Skulpturen von großer
Schönheit ihren Ausdruck finden.
Die Publikation bietet in einem umfassenden, vor Ort entstandenen
Bildteil Einblick in das Werk des
Künstlers, das in der gleichnamigen
Ausstellung im Park des Hofguts
Mapprach im Kanton Basel-Landschaft zu sehen ist. Sie zeigt etwa
35 Skulpturen aus allen Schaffensphasen und hält die unerwarteten
Ein- und Ausblicke auf die Skulpturen in den verschiedenen Gartenräumen fest. Ein unvergleichliches
rheinform
01/2015
62
rheinlesen
Zusammenspiel von Kunst und
Natur in einem über 100 Jahre
gewachsenen Kulturdenkmal wird
erlebbar.
Mit Texten von Emil Angehrn, Stefan
Hess und Daniela Settelen-Trees.
Christoph Merian Verlag / ew
INFORMATION
www.merianverlag.ch
BESTELLUNG
www.merianverlag.
ch/de/publikationen.
html?productDetail=ad63ae8392ac-495b-92e1-55c883fac4e9
form follows nature
Eine Geschichte der
Natur als Vorbild für
Formgebung in Ingenieurbau, Architektur und Kunst
Hrsg.: Finsterwalder, Rudolf
Springer Verlag, Wien 2011
ISBN 978-3-7091-0855-0
Gebunden, dt./engl., 512 Seiten,
450 farb. Abb.
69,95 Euro
Mit dem Ziel, die Geschichte der Natur als Modell für die Formfindung
in Ingenieurbau, Architektur und
Kunst zu erzählen, hat Rudolf Finsterwalder dieses Buch herausgegeben. Autoren aus den Bereichen
Architektur, Naturwissenschaft und
Kunst schreiben darin über natürliche Gebilde und Phänomene. Sie
beschreiben Formen und Prozesse
rheinform
01/2015
Publikationen
und erläutern, auf welche Weise
die Natur zumindest manchmal die
Architektur inspiriert.
Von besonderem Interesse ist dabei das widersinnige Verhältnis des
Menschen zur Natur, das in diesem
Buch zum Ausdruck kommt: Auf der
einen Seite steht das Bestreben,
von der Natur zu lernen, auf der
anderen Seite, der Versuch sie zu
beherrschen. Die Formen, Prozesse
und Anpassungsfähigkeit natürlicher Gebilde dienen als Vorbild für
optimierte Konstruktionen. Gleichzeitig führt die Nutzung technischer
Innovationen nicht unbedingt zur
Schonung der Umwelt.
Baunetz Wissen / ew
INFORMATION
www.baunetzwissen.de/buecher/
Nachhaltig-Bauen-Form-FollowsNature_2909401.html
Präventive Konservierung
Ein Leitfaden
Hrsg.: ICOM Deutschland e. V.
Beiträge zur Museologie Bd. 5,
2014
ISBN 978-3-00-046939-8
95 Seiten
Kostenfrei, Versand nur nach
Zusendung eines ausreichend
vorfrankierten und adressierten
Rücksendeumschlags
Die Sicherung und Bewahrung
von Natur- und Kulturerbe ist eine
Kernaufgabe der Museen. Die Präventive Konservierung dient dem
langfristigen Erhalt und der Pflege
von Sammlungsgut. Ihr Ziel ist es,
schädigende Einflüsse bereits im
Vorfeld zu erkennen und zu vermeiden oder sie zu reduzieren. Der
Leitfaden zeigt Möglichkeiten auf,
potentielle Gefahren für Sammlungen zu identifizieren, tatsächliche
Gefährdungen zu erkennen und
die Erhaltungsbedingungen bereits
durch einfache Schritte nachhaltig
zu verbessern. Er formuliert Standards und bietet Empfehlungen für
die tägliche Museumsarbeit. Der
Leitfaden kann in der Geschäftsstelle von ICOM Deutschland bestellt werden.
ICOM-Deutschland / tm
INFORMATION
www.icom-deutschland.de/publikationen.php
BESTELLUNG
www.icom-deutschland.de/client/
media/546/bestellformular.pdf
rheinlesen
Publikationen
Zur Ethik des Bewahrens
Konzepte, Praxis,
Perspektiven
Hrsg.: ICOM Deutschland e.V.
Tagungsband zur Jahrestagung
von ICOM Deutschland 2013
Beiträge zur Museologie, Band 4,
2014
ISBN 978-3-00-045736-4
148 Seiten
15,00 Euro (zzgl. Versandkosten);
Vorzugspreis für ICOM-Mitglieder
und für Tagungsteilnehmer (gegen
Nachweis): 10,00 Euro (zzgl.
Versandkosten)
Das Kulturerbe zu bewahren, ist
eine Kernaufgabe der Museen, es
an künftige Generationen weiterzugeben, eine ethische Verpflichtung. Das Gebot der Stunde lautet
Prävention. Dafür müssen Museen
und Museumsprofessionals die gesellschaftliche Notwendigkeit und
den Wert der dauerhaften Sicherung des Erbes klar benennen und
im gesellschaftlichen Diskurs aktiv
vertreten. Nach welchen Kriterien
Erhaltungsmaßnahmen entschieden werden bzw. werden sollen,
diskutierten die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer der Jahrestagung
2013 zum Teil kontrovers. Der
Band, der die Tagungsbeiträge
fast vollzählig wiedergibt, reflektiert Theorie und Praxis der
Prävention.
ICOM-Deutschland / tm
INFORMATION
www.icom-deutschland.de/publikationen.php
BESTELLUNG
www.icom-deutschland.de/client/
media/537/bestellformular.pdf
DEAKZESSION
Chancen und Risiken
bei der Abgabe von
Sammlungsgut
Hrsg.: ICOM Österreich
Tagungsband zum ICOM
Österreich-Seminar in Wien, 2014
ISBN 978-3-9503327-4-2
67 Seiten, illustriert
10,00 Euro (zzgl.
Versandgebühren)
Das Thema Deakzession beschäftigt national wie international
Museen, Kunst- und Kultureinrichtungen. Daher war es für ICOM Österreich ein großes Anliegen, eine
Diskussion darüber zu beginnen, ob
und wie man mit der heiklen Frage
des Entsammelns umgeht. ICOM
Österreich widmete daher sein
Frühjahrsseminar 2014 diesem
brisanten Thema.
Deakzession verlangt nach sensiblen
Richtlinien,
verwahren
Museen und Kultureinrichtungen
doch essentielle Sammlungen,
deren Deakzession gewissenhaft,
sorgsam, vorsichtig, bedacht und
verantwortungsvoll
vorbereitet
63
werden muss. Deakzession ist vor
allem für uns – als öffentliche Kultureinrichtungen – ein essentielles
Thema. Aussonderung, Abgabe,
Ausmusterung oder administrative Entfernung eines Objektes aus
dem Eigentum und der Verwahrung eines Museums gehören zu
den heikelsten, aber gleichzeitig
auch unvermeidbaren Aufgaben
eines Museums. Während es in
vielen Ländern bereits stringente Grundlagen zur Aussonderung
von Sammlungsteilen gibt, liegt
in Österreich noch vieles in einer
Grauzone. Hier herrscht dringender
Handlungsbedarf, und daher ist es
ICOM ein besonderes Anliegen, dieses wichtige Thema einer breiten
Diskussion zu stellen.
Prof. Dr. Wilfried Seipel gibt in seinem Beitrag eine generelle Einführung in das Thema Deakzession. Die
Vortragenden des ICOM Seminars:
Frank Bergevoet (The Netherlands
Cultural Heritage Agency) spricht
über „Deakzession in den Niederlanden“. Hans Lochmann vom
Deutschen Museumsbund bietet
einen Überblick über die Situation
in Deutschland. Almut Grüner vom
Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck
(ehem. Thackray Medical Museum
in Yorkshire) berichtet aus Großbritannien, und Claudia Hermann vom
Verkehrshaus Luzern trägt über
„Entsammeln in der Schweiz“ vor.
Praxisbeispiele aus der österreichischen Museumslandschaft stellen Helmut Lackner (Technisches
Museum Wien), Patrick Werkner
(Universität für angewandte Kunst
Wien) und Ulrike Vitovec (Museumsmanagement Niederösterreich)
vor.
ICOM Österreich / tm
INFORMATION
www.icom-oesterreich.at
rheinform
01/2015
64
rheinlesen
Die Praxis des Sammelns
Personen und Institutionen im Fokus der
Provenienzforschung
Hrsg.: Blimlinger, Eva / Schödl,
Heinz
Band 5 der „Schriftenreihe der
Kommission für Provenienzforschung“
Böhlau Verlag, Wien/Köln 2014
ISBN 978-3-205-79601-5
Gebunden, 417 Seiten, 25 farb. u.
35 s/w-Abb.
39,00 Euro
Band 5 der „Schriftenreihe für Provenienzforschung“ setzt sich in einer Reihe von Texten mit Sammlungen auseinander, die erst aufgrund
der Provenienzforschung wiederum
ins Bewusstsein der Öffentlichkeit
treten können. Waren sie, und natürlich auch die Sammlerinnen und
Sammler selbst, einst ein wesentlicher Teil des kulturellen Ambientes
Wiens, verschwanden sie in Folge
der Ereignisse nach dem März 1938
aus dem öffentlichen Bewusstsein.
Seit 1998 arbeitet die Provenienzforschung nicht nur an der Zuordnung der Eigentumsgeschichte
von Einzelwerken, sondern auch
am Wiederentdecken dieser Kontexte und Zusammenhänge. Band
5 soll einige dieser einstmals so
bekannten Sammlungen und ihre
Stifter wiederum ins Gedächtnis
rheinform
01/2015
Publikationen
zurückrufen. Des Weiteren sind in
diesem Band Essays zur Gründung
öffentlicher Sammlungen bzw. zur
Provenienzforschung enthalten.
Böhlau-Verlag / tm
BESTELLUNG
www.boehlau-verlag.com/978-3205-79601-5.html
Ethik im Museum
Ein Kit für Museumsfachleute
Hrsg.: ICOM Schweiz
Mappe mit PowerPoint-Präsentation auf CD sowie Broschüre
Ethische Richtlinien, 2014
11,00 Euro (zzgl. Versandkosten)
ICOM Schweiz stellt mit dem
Ethik-Kit den Museumsfachleuten
Instrumente zur Verfügung, um
über das Thema Ethik im Museumsalltag nachzudenken und dieses zu
vertiefen.
Um das Verständnis und die Anwendung der ethischen Richtlinien
zu erleichtern, eignet sich nichts
besser, als diese mit praxisnahen
Beispielen aus dem Museumsalltag
in Verbindung zu bringen. Der Kit,
bestehend aus einer PowerPointPräsentation (mit realen und fiktiven Fallbeispielen samt Notizen
und Erklärungen) und den Ethischen Richtlinien von ICOM, bildet
die Grundlage für Teamsitzungen
sowie Workshops und eignet sich
auch zum Selbststudium.
ICOM Schweiz / tm
INFORMATION
www.museums.ch/publikationen/
publikationen/ethik-kit
Die Musealisierung der
Gegenwart
Von Grenzen und Chancen
des Sammelns in kulturhistorischen Museen
Hrsg.: Elpers, Sophie / Palm,
Anna
transcript Verlag, Bielefeld 2014
kart., 218 Seiten, zahlr. Abb.
ISBN 978-3-8376-2494-6
28,99 Euro
E-Book
ISBN 978-3-8394-2494-0
25,99 Euro
Kulturhistorische Museen sind im
21. Jahrhundert mehr denn je
gefordert, die Besucherinnen und
Besucher in ihrem unmittelbaren Jetzt abzuholen und gesellschaftliche Prozesse und Probleme aufzugreifen. Was bedeutet
dies für das museale Sammeln?
Die Texte dieses Bandes beschreiben aktuelle Entwicklungen in der
Museumslandschaft und legen dar,
was die Musealisierung der Gegenwart für die Sammlungskonzepte
rheinlesen
Publikationen
und -strategien der Museen bedeutet. Dabei werden Beiträge aus der
deutschen und niederländischen
Museumspraxis und theoretische
Zugänge zum Thema aus kulturwissenschaftlicher
Perspektive
vereint.
transcript Verlag / tm
BESTELLUNG
www.transcript-verlag.
de/978-3-8376-2494-6/
die-musealisierung-der-gegenwart
Experimentierfeld Museum
Internationale Perspektiven auf Museum, Islam
und Inklusion
Hrsg.: Kamel, Susan / Gerbich,
Christine
transcript Verlag, Bielefeld 2014
kart., 482 Seiten, zahlr. z.T. farb.
Abb.
ISBN 978-3-8376-2380-2
34,99 Euro
65
„Source Communities“? Dieser
Band berichtet von einem Berliner
Forschungs- und Ausstellungsprojekt und lässt zahlreiche renommierte Wegbegleiterinnen und
-begleiter zu Wort kommen, um
die Repräsentation muslimischer
Traditionen an einem wichtigen
Ort gesellschaftlicher Selbstvergewisserung – dem Museum – zu
hinterfragen, zu erforschen und
zu verändern. Die Beiträge suchen
nicht nur nach neuen Zugängen,
sondern auch nach anderen Inhalten, die den Forderungen der
kritischen Museologie nach Repräsentation, Teilhabe und sozialer
Inklusion Rechnung tragen können.
Mit Beiträgen u.a. von Sharon
Macdonald und Paul Basu, Richard
Sandell und Eithne Nightingale,
Carmen Mörsch, Mirjam Shatanawi, Bénédicte Savoy und Andrea
Meyer.
transcript Verlag / tm
BESTELLUNG
www.transcript-verlag.
de/978-3-8376-2380-2/
experimentierfeld-museum
Welche Rolle spielen Museen, die
Objekte aus islamisch geprägten
Regionen beherbergen, in einer
sich diversifizierenden Gesellschaft? Wie könnten neue Formen
des Sammelns, Forschens und
Vermittelns aussehen? Vor welchen
Herausforderungen steht eine Kooperation mit den so genannten
rheinform
01/2015
66
rheinfinden
Termine
3. – 6. Mai 2015 (So-Mi)
„Die Biografie der Objekte.
Provenienzforschung
weiter denken“
Jahrestagung des
Deutschen Museumsbunds
e.V. in Kooperation mit der
Kulturstiftung der Länder
Veranstaltungsort
Ruhr Museum auf dem
Welterbe Zollverein
Zollverein A 14 (Schacht XII,
Kohlenwäsche)
Gelsenkirchener Straße 181
45309 Essen
INFORMATION
www.museumsbund.de
17. Mai 2015 (So)
38. Internationaler
Museumstag
Die Provenienzforschung als Aufgabe zur Ermittlung der Herkunft
eines Museumsobjektes steht im
Mittelpunkt dieser Tagung. Dabei
kommt der Provenienzforschung
hinsichtlich NS-verfolgungsbedingt
entzogenen Kulturgutes aus der
historischen Verantwortung heraus eine besondere Bedeutung
zu. Doch auch Objekte, die in der
Kolonialzeit oder zur Zeit der DDR
in unsere Sammlungen gelangten,
konfrontieren die Museumsfachleute mitunter mit herausfordernden
Fragestellungen, die nicht nur unter juristischen, sondern auch unter
ethischen Aspekten zu betrachten
sind. Von hoher Aktualität ist zudem der Umgang mit archäologischem Kulturgut von möglicherweise illegaler Herkunft. Neben diesen
Themen berücksichtigt die Tagung
auch, dass die Erforschung der
Objekte hinsichtlich ihrer Herkunft
grundsätzlich zu den Kernaufgaben
der Museumsarbeit gehört.
Deutscher Museumsbund / tm
rheinform
01/2015
Der Internationale Museumstag
(IMT) wurde 1977 vom Internationalen Museumsrat ins Leben
gerufen und wird weltweit um
den 18. Mai gefeiert. Seit 1992
wird der Tag von einem jährlich
wechselnden Motto begleitet. Das
Motto zum diesjährigen IMT lautet: „MUSEUM. GESELLSCHAFT.
ZUKUNFT.“. Museen begleiten
gesellschaftliche Entwicklungen
mit innovativen Ideen, kreativen
Angeboten, neuen Ausstellungsformen und dem Einsatz moderner Techniken. Sie führen die
Besucherinnen und Besucher an
aktuelle Themen und Fragestellungen heran, sensibilisieren sie
für Probleme, Widersprüche und
Konflikte und regen zum Nachdenken an, ohne zwingend Ergebnisse
oder Lösungen zu präsentieren.
Damit bewegen sie sich am Puls
der Zeit. Als Orte der Vermittlung
und Begegnung sind Museen auch
Orte des Austausches und der
Auseinandersetzung. Sie bieten
Partizipation für alle und schaffen
barrierefreie Zugänge. Wie erfolgreich sie dies umsetzen, belegen
die steigenden Besucherzahlen
und das große Interesse an ihren
Ausstellungen und Angeboten.
Das Motto des Internationalen Museumstages 2015 rückt die Rolle
der Museen in der Gesellschaft und
damit ihren Anteil an der Mitgestaltung der Zukunft in den Fokus. Es
bietet eine besonders breite Palette an Anknüpfungsmöglichkeiten,
so dass jedes Museum mit seiner
Sammlung an diesem besonderen
Tag teilnehmen kann.
1. Geben Sie einen besonderen
Einblick in Ihre Sammlung.
Wozu, was und wie wird gesammelt? Welche Bedeutung
haben Sammlungen für die Gesellschaft? Welche Objekte der
Gegenwart werden das Bild von
unserer Zeit künftig prägen?
Fördern Sie den Dialog über die
Sammlung mit den Besuchern
und bieten Sie Gesprächsrunden mit den Museumsmitarbeitern an.
2. Fördern Sie das gesellschaftliche Miteinander und interkulturelle
Begegnungen,
indem Sie Bezugspunkte und
„Heimat-Verbundenheit“ auch
für Menschen mit Migrationshintergrund schaffen. Stellen
Sie zum Beispiel Objekte aus
anderen Ländern vor, bieten Sie
Führungen in unterschiedlichen
Sprachen, Kulturelles (z. B.
Tanz, Musik, Literatur etc.) und
Kulinarisches aus anderen Ländern an.
3. Fördern Sie generationenübergreifende Begegnungen, indem
Termine | Seite 66 bis 67
rheinfinden
Termine
4.
5.
6.
7.
Sie „Jung“ und „Alt“ zusammenbringen. Geben Sie Kindern
die Möglichkeit, Erwachsene zu
führen und damit ihren Blick auf
das Museum zu vermitteln. Lassen Sie Zeitzeugen berichten
und machen Sie Geschichte so
lebendig. Kinder sind das Museumspublikum von morgen.
Bieten Sie ein Programm für
Familien mit besonderen Angeboten, einem Museumsfest. Mit
Wettbewerben oder Führungen
von Kindern für Kinder können
Sie die jungen Besucher für das
Museum begeistern.
Nutzen Sie den Museumstag,
um Arbeitsbereiche und Berufe
vorzustellen, die sonst für Besucher nicht sichtbar und für
das Verständnis der komplexen
Aufgaben des Museums wichtig
sind. Bieten Sie die Möglichkeit
zum Blick hinter die Kulissen
– Führungen im Depot, in der
Dokumentation, in der Restaurierung etc.
Betonen Sie die wichtige Rolle
des Museums beim Erhalt unseres gemeinsamen kulturellen
Erbes: Wie sichern Sie Ihre
Sammlung für die Zukunft?
Bieten Sie Präsentationen,
Führungen und Aktionen rund
um Sammlungspflege und
-erhaltung an. Stellen Sie das
Museum als Ort der Forschung
vor. An welchen interessanten
Themen arbeiten Sie derzeit?
Wie wollen Sie diese Themen
vermitteln? Befassen sich Schülerprojekte mit der Sammlung?
Nutzen Sie neue Medien, um
mit Ihren Besuchern in den
Dialog zu treten. Eine hervorragende Möglichkeit ist zum
Beispiel die Teilnahme an der
Social-Media-Aktion des Internationalen
Museumstags
2015 „MuseumSound“. Welche
„Sounds“ hat Ihr Museum zu
bieten?
Begrüßen Sie Ihre Gäste auf
besondere und persönliche
Weise. Gewähren Sie freien
Eintritt oder lassen Sie Besucher selbst entscheiden, wie
viel ihnen der Besuch wert ist.
Die Museumsberatung des LVRFachbereichs Kultur wird den rheinischen Museen auch 2015 als regionaler Ansprechpartner zur Seite
stehen und die Pflege der zentralen
Internet-Veranstaltungsdatenbank
zum Museumstag sowie die Bedarfsabfrage und den Versand der
Werbemittel übernehmen.
Deutscher Museumsbund / tm
67
der Region.
Verband Rheinischer Museen /
Regine Zeller
Veranstaltungsort
Museum Schloss Homburg
Schloss Homburg 1
51588 Nümbrecht
INFORMATION
www.museumsverband-rheinland.de
Veranstaltungsorte
Museen im Rheinland,
Deutschland und Weltweit
INFORMATION
www.museumstag.de
SOCIAL MEDIA
www.facebook.com/
InternationalerMuseumstag
https://twitter.com/museumstag
www.pinterest.com/museumstag
1. Juni 2015 (Mo)
XII. Rheinischer
Museumstag
Museen im ländlichen Raum führen häufig ein Schattendasein und
müssen sich in unter finanziellem
Druck stehenden Kommunen immer stärker behaupten. Bewahren,
erforschen, ausstellen und vermitteln reichen allein nicht mehr aus.
Neue und innovative Konzepte
sind gefragt. Welche strategischen
Überlegungen zur Profilierung aber
sind erfolgversprechend? Welche
neuen Wege sind möglich und notwendig? Wie findet das Museum
sein Alleinstellungsmerkmal? Und
welche Erfahrungen liegen beim
thematischen und baulichen Ausbau des Standorts schon vor? Der
XII. Rheinische Museumstag am 1.
Juni 2015 im Museum und Forum
Schloss Homburg im Oberbergischen Kreis, organisiert vom Verband Rheinischer Museen und der
Thomas-Morus-Akademie Bensberg, geht diesen Fragen nach,
stellt Projekte vor und diskutiert
neue Entwicklungen von Kultur in
rheinform
01/2015
68
rheindenken
Fortbildungen
27./28. April 2015
(Mo/Di)
An einem Strang:
Organisation von multidisziplinären Teams in
Museen. Ein Workshop
zu Methoden einer
effektiven Nutzung des
kreativen Potentials von
Projektgruppen
Ob analog oder digital: Die Museumsarbeit erfordert immer mehr
Kompetenzen, die mit immer weniger Ressourcen abgedeckt werden müssen. Zudem erfordert die
Einbeziehung externer Kräfte und
verschiedenster Disziplinen zusätzliche Anstrengungen.
Um hier einen effizienten Arbeitsprozess zu organisieren, müssen
unterschiedliche Teamstrukturen
und divergierende Verfahren des
wissenschaftlichen, kreativen und
administrativen Arbeitens auf ein
gemeinsames Ziel hin synchronisiert werden. Das erfordert neben
hoher dialogischer Kompetenz auch
den Einsatz von Methoden, die die
Zusammenarbeit von Experten zu
einem gemeinsamen Tun mit minimalen Reibungsverlusten werden
lässt. Eine Strategie, die Expertise
vieler effizient zu verbinden, ist das
„Design Thinking“. In der Zusammenarbeit mit multidisziplinären
Teams bildet die Methode einen
kreativen Prozess ab, der den Nutzer (in unserem Falle den Ausstellungsbesucher) in das Zentrum der
Betrachtung setzt. In diesem Workshop werden wir Sie in die Lage
versetzen, Ideen und Lösungen
kollaborativ zu erarbeiten, Sie so
für den Mehrwert multidisziplinärer
Zusammenarbeit
sensibilisieren
und Ihnen Möglichkeiten aufzeigen,
Ihre Fähigkeiten und Ideen in die
gemeinsame kreative Arbeit eines
Entwicklungsteams einfließen zu
rheinform
02/2014
lassen. Über das „Design Thinking“
geben wir Ihnen sehr praxisbezogene und lösungsorientierte Instrumente an die Hand, mit deren
Unterstützung sich viele Köpfe, viele Ideen und viele Impulse auf ein
gemeinsames Ziel bringen lassen.
Zielgruppe: Feste sowie freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in
Ausstellungsteams und/oder Projektgruppen, selbständig Tätige.
Bundesakademie für kulturelle
Bildung / tm
Veranstaltungsort
Bundesakademie für kulturelle
Bildung Wolfenbüttel
Schloßplatz 13
38304 Wolfenbüttel
INFORMATION
www.bundesakademie.de
PROGRAMM
www.bundesakademie.de/
programm/museum/do/
veranstaltung_details/mm20-15/
ANMELDUNG
www.bundesakademie.de/
programm/buchung/do/
veranstaltung_buchen/mm20-15/
7. Mai 2015 (Do)
Kultur-Blog – planen,
einrichten, loslegen
Das Internet geht nicht mehr weg.
Und es gehört uns allen.
Ausgehend von diesen beiden
Thesen, soll es in diesem Workshop darum gehen, wie man mit
einem Kultur-Blog erfolgreich sein
kann. Im digitalen Wandel für mehr
Sichtbarkeit der eigenen Themen
sorgen, den digitalen Raum mitgestalten und den Austausch mit
Gleichgesinnten erleichtern – das
sind wichtige Argumente für einen
eigenen Kultur-Blog. Hier lernen
Sie, wie man einen Blog aufsetzt,
gute Inhalte dafür entdeckt und
mit erfolgreichen Beiträgen seine
Leserschaft findet.
Pausanio
Veranstaltungsort
Startplatz
Im Mediapark 5
50670 Köln
INFORMATION
www.pausanio-akademie.de/
programm/kultur-blog
11./12. Mai 2015 (Mo/Di)
MAI-Tagung – „museums
and the internet“
Auch im fünfzehnten Jahr ihres
Bestehens wird sich die MAI-Tagung mit neuen und innovativen
Entwicklungen im Bereich internetbasierter Museumspräsentationen und -dienste beschäftigen
und aktuelle Informationen und
Sachstandsberichte über museale
Internetprojekte aus dem In- und
Ausland vorstellen.
Anhand von Fachvorträgen und
Praxisbeispielen soll veranschaulicht werden, welche Möglichkeiten
Museen haben, auf bestehender
Medienkompetenz und -ausstattung aufzusetzen, um kulturelle
Inhalte via Internet an ihr Publikum zu vermitteln. Geplant sind
außerdem Beiträge über neue Internetpräsenzen im Kulturbereich,
Informationen über neue Initiativen, Studien und theoretische
Auseinandersetzungen sowie die
Vorstellung praktischer Umsetzungen zu den Themenbereichen SocialMedia, Barrierefreiheit, OnlineMarketing, eCommerce, Usability,
der Auseinandersetzung mit Portalen, Fragen des Urheber- und Nutzungsrechts digitaler Inhalte und
der Zusammenarbeit mit Schulen
Fortbildungen | Seite 68 bis 70
rheindenken
Fortbildungen
und anderen Bildungsträgern. Tagungsergänzend und vertiefend,
werden am Nachmittag des zweiten
Veranstaltungstages Workshops
angeboten.
Ziel der Veranstaltungsreihe ist
es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den für die Museen
maßgebenden Entwicklungen des
WWW bekannt zu machen, ihnen
Impulse und Orientierung für die
eigene Arbeit zu geben und sie zur
Mitgestaltung neuer Strukturen zu
ermutigen. Wichtige thematische
Aspekte sind dabei die besonderen
Präsentations-, Werbe-, Marketingund Kommunikationsmöglichkeiten
des Internets. Die Tagung versteht
sich darüber hinaus auch ausdrücklich als ein Gesprächs-, Austauschund Kontaktforum.
Zielgruppe: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Museen,
Ausstellungshäusern und anderen
Kulturdienstleistern und -administrationen sowie Archiven und
Bibliotheken, die im Rahmen ihrer
Tätigkeit bereits praktische Erfahrungen mit Internet-Auftritt und
-Präsenz gewonnen haben und das
Medium auch weiterhin gezielt und
nutzbringend einsetzen wollen oder
als WebMaster oder Redakteur für
den Internetauftritt der jeweiligen
Institution verantwortlich zeichnen.
tm
Veranstaltungsort
:Dasa Arbeitswelt Ausstellung
Friedrich-Henkel-Weg 1-25
44149 Dortmund
INFORMATION UND
ANMELDUNG
www.mai-tagung.de
NEWSLETTER
www.mai-tagung.lvr.de/app/Presse_Mai/MailAbo.asp
15. – 17. Mai 2015 (Fr-So)
Das Wilde Denken.
Praktische Versuche
zu dialogreichen
Querverbindungen
zwischen Exponaten
Mit Absicht oder ohne: Zwischen
den Werken einer Ausstellung
entstehen immer Bedeutungen –
formal oder auch inhaltlich. Solche Konstellationen lassen sich
für Impulse zum Gespräch und zu
Interaktionen mit Museumsbesucherinnen und Museumsbesuchern
nutzen.
Die Herausforderung an die Vermittlerinnen und Vermittler dabei
ist, die Beziehungen zwischen Objekt und Betrachtenden ernst zu
nehmen und eine selbsttätige Auseinandersetzung in Gang zu bringen. Es ist speziell der bisher wenig
beachtete Raum zwischen den Exponaten, auf den sich die Aufmerksamkeit des Workshops richtet und
der als gewinnbringender Umweg
für Vermittlungsaktionen besetzt
und erschlossen werden soll. Die
Idee des „Wilden Denkens“ – ein ursprünglich von Claude Lévi-Strauss
geprägter Begriff – dient dabei als
Impuls, um die Beobachtungen und
Wahrnehmungen aller Beteiligten
über mögliche Objektbeziehungen
anzuregen. Die Vermittlungspraxis
wird hier als eine Einladung zum
Querdenken verstanden und als
Versuch, auf unterschiedliche Art
und Weise mit den Fähigkeiten
aller Beteiligten zu arbeiten. Ziel
des Workshops ist es zunächst,
praktische Erfahrungen mit den
Verfahrensweisen des „Wilden
Denkens“ zu sammeln und dessen
offene und dialogorientierte Methoden und Möglichkeiten zu erproben,
um sie in einem nächsten Schritt
auf eigene Vermittlungskonzepte
zu übertragen.
Bundesakademie für kulturelle
Bildung / tm
69
Veranstaltungsort
Bundesakademie für kulturelle
Bildung Wolfenbüttel
Schloßplatz 13
38304 Wolfenbüttel
INFORMATION
www.bundesakademie.de
PROGRAMM
www.bundesakademie.de/
programm/museum/do/
veranstaltung_details/mm28-15/
ANMELDUNG
www.bundesakademie.de/
programm/buchung/do/
veranstaltung_buchen/mm28-15/
19. Mai 2015 (Di)
„Ohne Moos nichts los!” –
Geschäftsmodelle für
Kultureinrichtungen
Kulturelle Angebote kosten Geld
und sind nicht kostenlos zu haben.
Angespannte Haushalte der Länder
und Kommunen lassen keine Steigerung der Kulturausgaben erhoffen. Wie aber sichern wir in Zukunft
ein vielfältiges Angebot? Welche
Verwertungsmodelle sind besonders für Kultureinrichtungen geeignet? Wie kann das Geschäftsmodell
„Pay-what-you-want“ den Umsatz
steigern? Wie könnte Crowdfunding
Teil einer wirtschaftlichen Kulturstrategie werden? Wie wirtschaftet
Kultur im Dreieck von staatlicher
Förderung, zivilgesellschaftlichem
Engagement und unternehmerischer Tätigkeit erfolgreich?
In einer Kombination von Impulsreferaten und Workshop wollen wir
diese Fragen mit Ihnen gemeinsam
erarbeiten und diskutieren. Im
Workshop werden wir gemeinsam
anhand des „Business Model Canvas“ Geschäftsmodelle für Kultureinrichtungen erarbeiten. Diese
Methode ist dem „Design Thinking“
entlehnt und eignet sich besonders
gut, Geschäftsmodelle für Kultureinrichtungen zu entwickeln.
Pausanio
rheinform
02/2014
70
rheindenken
Veranstaltungsort
Startplatz
Im Mediapark 5
50670 Köln
INFORMATION
www.pausanio-akademie.de/programm/
cultural-entrepreneurship
1. – 3. Juni 2015 (Mo-Mi)
Generationen im
Museum. Handreichungen
für unvergessliche
Begegnungen im Museum
Der Weg vom Schlagwort „intergenerative Vermittlung“ bis zu einem
echten Dialog der Generationen ist
mitunter nicht leicht. Der Bildungsanspruch eines Museums bedingt
es, dass die Konzepte für solche
Begegnungen inhaltlich präzise
vorbereitet, in der Form sorgfältig
gestaltet und in der Umsetzung mit
hoher Empathie für alle Beteiligten
durchgeführt werden müssen.
Das Ergebnis einer solchen Begegnung zielt dabei nicht nur auf
die Weitergabe von Erfahrungen,
sondern setzt auf einen starken
Impuls, um gemeinsames Lernen
voneinander zu ermöglichen und
dieses Erlebnis über das Museum
hinaus wirksam sein zu lassen.
In diesem Seminar zeigt Ihnen das
Beispiel „Generationen im Museum“
(GIM) aus der Schweiz, wie gelingende generationsübergreifende
Konzepte geplant, organisiert und
realisiert werden können. An praktischen Beispielen – wie etwa „GIMlive“ – erfahren Sie Hintergründe
über verschiedene Konzepte, lernen unterschiedliche methodische
Umsetzungen kennen und erfahren
Handreichungen zu den notwendigen inhaltlichen und formalen
Strukturen, die notwendig sind, um
einen solchen Dialog zu initiieren
und in einen gleichberechtigten und
lebendigen Austausch münden zu
lassen.
Ebenso sind in diesem Seminar
Ihre Erfahrungen und Kenntnisse gefragt, die wir in Form von
rheinform
02/2014
Fortbildungen
Workshops und kollegialer Beratung in den Seminarverlauf integrieren wollen.
Angesprochen sind feste und freie
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
Sektor der Museumspädagogik und
Vermittlung aus allen Sparten und
Museumsgattungen.
Bundesakademie für kulturelle
Bildung / tm
Veranstaltungsort
Bundesakademie für kulturelle
Bildung Wolfenbüttel
Schloßplatz 13
38304 Wolfenbüttel
INFORMATION
www.bundesakademie.de
PROGRAMM
www.bundesakademie.de/
programm/museum/do/
veranstaltung_details/mm22-15/
ANMELDUNG
www.bundesakademie.de/
programm/buchung/do/
veranstaltung_buchen/mm22-15/
rheinschauen
71
Ausstellungen
„Wegen Relaunch
geschlossen!“
Der Ausstellungskalender jetzt tagesaktuell
im Internet
Thilo Martini
Bild 1: Logo des Internet-Museumsführers und -Ausstellungskalenders www.RheinischeMuseen.de
(LVR-Fachbereich Kultur)
Wie an dieser Stelle bereits in der letzten
Ausgabe ausführlich berichtet, wurden der
Online-Museumsführer und Ausstellungskalender für die rheinischen Museen und
Sammlungen
–
www.RheinischeMuseen.de – einer umfassenden grafischen, technischen und inhaltlichen Überarbeitung unterzogen. Seit
Oktober 2014 ist dieses überarbeitete und
erweiterte Serviceangebot nun online
zugänglich.
Die redaktionelle Erfahrung zeigt, dass
uns annähernd täglich Ausstellungs- und
Veranstaltungsmeldungen erreichen. Diese
können jetzt zeitnah in das Datensystem
eingepflegt werden und sind somit zeitgleich auch im Internet sichtbar. Diese
Möglichkeit der tagesaktuellen Darstellung
von Ausstellungsinformationen steht der
statischen Auflistung und unvermeidbaren
Unvollständigkeit der hier abgedruckten
Angaben entgegen. Aus diesem Grund haben wir uns entscheiden, die Rubrik "Ausstellungen" einzustellen.
Damit
der
Online-Museumsführer
und -Ausstellungskalender www.RheinischeMuseen.de die Ausstellungslandschaft
INFORMATION
Landschaftsverband Rheinland
LVR-Fachbereich Kultur
Redaktion
„RheinischeMuseen.de“
Thilo Martini
Ottoplatz 2
50679 Köln
Tel.: 0221 809 2143
Mail: [email protected]
Web: www.RheinischeMuseen.de
der rheinischen Museen auch weiterhin in
aktueller und umfassender Weise abbilden kann, benötigen wir jedoch auch Ihre
Mithilfe.
Bitte senden Sie alle Ausstellungshinweise, Veranstaltungsmeldungen, Pressemitteilungen etc. an die Adresse der OnlineRedaktion von www.RheinischeMuseen.de.
Thilo Martini | “Wegen Relaunch geschlossen!“ | Seite 71 bis 71
rheinform
01/2015
72
rheinform
Impressum
Herausgeber:
Landschaftsverband Rheinland
LVR-Dezernat Kultur und Landschaftliche Kulturpflege
Ottoplatz 2 || 50679 Köln-Deutz
Verantwortlich:
Milena Karabaic–LVR-Dezernentin für Kultur und Umwelt
Layout, Technische Umsetzung – Barrierefreies PDF:
Sein und Haben Werbeagentur GmbH, Köln|| Tim Gouder
www.sein-und-haben.de|| [email protected]
Aufbereitung des Dokuments für sehbehinderte und blinde Menschen:
LVR-Druckerei || Solveig Kemsies
[email protected]
Titel:
Entwurf: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Ralf Nussbaum
Titelbild: Keisuke Matsuura „Weisse Nepix“, Fotoausschnitt (© das SEEWERK)
Redaktionsanschrift:
Landschaftsverband Rheinland
LVR-Fachbereich Kultur / Museumsberatung
Redaktion „rheinform“
Ottoplatz 2 || 50679 Köln-Deutz
Tel. 0221 809 2143
Fax 0221 8284 1925
www.rheinform.lvr.de || [email protected]
Redaktion:
Dr. Norbert Kühn, Thilo Martini (tm), Ruth Türnich (rt), Eva Westphal (ew)
Die Redaktion hat sich bemüht, die Rechteinhaber der Abbildungen ausfindig zu machen.
Sollten geltende Ansprüche nicht berücksichtigt sein, bitten wir um Nachricht an die
Redaktion.
Version 1.0 – März 2015
© 2015, LVR-Dezernat Kultur und Landschaftliche Kulturpflege
rheinform
01/2015