rheinform Informationen für die rheinischen Museen rheinschrift Museum Insel Hombroich Kunst parallel zur Natur rheinblick Das Museum neu denken Zur Wiedereröffnung des Clemens Sels Museums Neuss rheingehen „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas Kulturgeschichtliches Museumsnetzwerk Niederrhein präsentiert neues Themenjahr 01/2015 www.rheinform.lvr.de 2 rheinform Inhalt rheinform Editorial 6 rheinschrift Fachartikel ■ Museum Insel Hombroich, Neuss Frank Boehm Museum Insel Hombroich – Kunst parallel zur Natur 7 ■ Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal Michael Mader Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal 12 ■ Skulpturenpark Köln Dr. Boris Stoffel Der Skulpturenpark Köln – Ein Skulpturenmuseum in der freien Natur 15 ■ Skulpturensammlung Viersen Dr. Albert Pauly Die „Skulpturensammlung Viersen“ 18 ■ Schlosspark Stammheim Dr. Romana Breuer Schlosspark Stammheim 22 ■ Das SEEWERK, Moers Claudia Rinke Das SEEWERK in Moers Privatinitiative und Forum für zeitgenössische Kunst 25 rheinblick Museumsportraits ■ Clemens Sels Museum Neuss Dr. Uta Husmeier-Schirlitz Das Museum neu denken Zur Wiedereröffnung des Clemens Sels Museums Neuss weitere Museumsportraits Heimatmuseum, Wesel-Bislich: Dauerausstellung aktualisiert und erweitert (34) ■ Burg Rode, Herzogenrath: Einrichtung einer Dauerausstellung auf Burg Rode im Rahmen des Projektes „VIA Erlebnisraum-Römerstraße“ (34) ■ Museum Abteiberg, Mönchengladbach: Neue Präsentation der Sammlung (35) ■ Deutsches Röntgen-Museum, Remscheid: Fortschritt durch Spezialisierung – Röntgentechnik im 20. Jahrhundert: Das neue Schauarchiv (35) ■ DIZeum Ledigenheim Lohberg: Das Dokumentationsund Informationszentrum Ledigenheime (35) ■ NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld (Villa Merländer): Die erste Stufe der überarbeiteten Ausstellung ist abgeschlossen (36) ■ MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg: Neue Räume mit Werken von Anselm Kiefer und Peter Brüning (37) rheinform 01/2015 29 rheinform Inhalt 3 rheingehen Sonderausstellungen ■ Kulturraum Niederrhein e.V., Kempen Dr. Britta Spies „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas Kulturgeschichtliches Museumsnetzwerk Niederrhein präsentiert neues Themenjahr 38 ■ LVR-Industriemuseum Oberhausen Nicole Scheda „Ist das möglich?“ Eine Experimentierausstellung für Kinder, Jugendliche und Familien 41 rheinfeiern Jubiläen ■ Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte Norbert Mersch M.A. Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise Jubiläumsausstellung der Sammlung Geldgeschichte der Kreissparkasse Köln – 60 Jahre „Das Fenster“ 44 weitere Jubiläen 10 Jahre: Kölner Karnevalsmuseum (49) ■ 20 Jahre: Kulturzentrum Sinsteden des Rhein-Kreises Neuss (49) ■ 25 Jahre: Papiermuseum Düren (50) ■ 30 Jahre: SchifffahrtMuseum Düsseldorf im Schlossturm (50) ■ 50 Jahre: Heimatmuseum Windeck / Museumsdorf Altwindeck (51) rheinkommen und gehen Personalia ■ LVR-Museumsberatung, Köln Dr. Norbert Kühn In memoriam Dr. Alfons W. Biermann Gründungsdirektor des Rheinischen Museumsamtes verstorben 52 weitere Personalia Stiftung Insel Hombroich, Neuss: Frank Boehm ist neuer Geschäftsführer (54) ■ NRW-Forum, Düsseldorf: Landeshauptstadt beruft Alain Bieber zum neuen Leiter (54) ■ Historisches Zentrum der Stadt Remscheid: Zum Abschied von Dr. Urs Diederichs (55) rheinform 01/2015 4 rheinform rheinschnuppern Kurznachrichten LVR-Industriemuseum, St. Antony-Hütte, Oberhausen: Die St. Antony-Hütte fürs Smartphone (56) ■ „BildungsParCour“: Die App der Bildungspartner NRW (56) ■ LVR-Freilichtmuseum Kommern: Leben im Container (57) ■ MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg: Erweiterungsbau für das MKM beschlossen (57) ■ Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Umstrittenes Gris-Gemälde – Kunstsammlung NRW ruft Limbach-Kommission an (58) ■ Stiftung Neanderthal Museum, Mettmann: Tickets und Talk im Web (58) ■ Stiftung Schloss Dyck, Jüchen: Rekordbesucherzahlen und positive Bilanz der letzten Jahre (58) ■ Schokoladenmuseum, Köln: 76.409 Besucherinnen und Besucher im August 2014 – Rekord! (59) ■ Frauenmuseum, Bonn: Gabriele Münter Preis wird erneut ausgelobt (59) ■ DANKE* BERLIN: „200 Jahre Preußen am Rhein“ (59) rheinlesen Publikationen Anthony Cragg: Dinge im Kopf / Things on the Mind (61) ■ René Küng – Kunst und Natur: Eine lebenslange Beziehung (61) ■ form follows nature: Eine Geschichte der Natur als Vorbild für Formgebung in Ingenieurbau, Architektur und Kunst (62) ■ Präventive Konservierung: Ein Leitfaden (62) ■ Zur Ethik des Bewahrens: Konzepte, Praxis, Perspektiven (63) ■ DEAKZESSION: Chancen und Risiken bei der Abgabe von Sammlungsgut (63) ■ Die Praxis des Sammelns: Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung (64) ■ Ethik im Museum: Ein Kit für Museumsfachleute (64) ■ Die Musealisierung der Gegenwart: Von Grenzen und Chancen des Sammelns in kulturhistorischen Museen (64) ■ Experimentierfeld Museum: Internationale Perspektiven auf Museum, Islam und Inklusion (65) rheinfinden Termine 3. – 6. Mai 2015 (So-Mi): „Die Biografie der Objekte. Provenienzforschung weiter denken“ Jahrestagung des Deutschen Museumsbunds e.V. in Kooperation mit der Kulturstiftung der Länder (66) ■ 17. Mai 2015 (So): 38. Internationaler Museumstag (66) ■ 1. Juni 2015 (Mo): XII. Rheinischer Museumstag (67) rheindenken Fortbildungen 27./28. April 2015 (Mo/Di): An einem Strang: Organisation von multi-disziplinären Teams in Museen. Ein Workshop zu Methoden einer effektiven Nutzung des kreativen Potentials von Projektgruppen (68) ■ 7. Mai 2015 (Do): Kultur-Blog – planen, einrichten, loslegen (68) ■ 11./12. Mai 2015 (Mo/Di): MAI-Tagung – „museums and the internet“ (68) ■ 15. – 17. Mai 2015 (Fr-So): Das Wilde Denken. Praktische Versuche zu dialogreichen Querverbindungen zwischen Exponaten (69) ■ 19. Mai 2015 (Di): „Ohne Moos nichts los!” – Geschäftsmodelle für Kultureinrichtungen (69) ■ 1. – 3. Juni 2015 (Mo-Mi): Generationen im Museum. Handreichungen für unvergessliche Begegnungen im Museum (70) rheinform 01/2015 Inhalt rheinform Inhalt 5 rheinschauen Ausstellungen ■ LVR-Fachbereich Kultur, Köln Thilo Martini “Wegen Relaunch geschlossen!“ Der Ausstellungskalender jetzt tagesaktuell im Internet 71 rheinform Impressum 72 rheinform 01/2015 6 rheinform Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen! In dieser Ausgabe widmen wir uns dem Thema „Kunst & Natur“. Naturräume bieten – wild wuchernd oder künstlich angelegt und gepflegt – eine enorme Formenvielfalt, von der sich Kunstschaffende, aber auch Architekten seit Jahrhunderten inspirieren lassen. Unsere Autorinnen und Autoren folgen dabei gewissen Leitfragen, z. B.: Wie können Kunst und Natur eine Verbindung eingehen, wie kann diese aussehen und für Menschen erlebbar werden? Anhand ausgewählter Institutionen der rheinischen Museumslandschaft werden beispielhaft die besonderen Qualitäten einer Präsentation im nicht-urbanen Außenraum vorgestellt. Dabei kommen wir verschiedenen kuratorischen und künstlerischen Herangehensweisen auf die Spur. Sie erfahren, was das Museum Insel Hombroich unter „Kunst parallel zur Natur“ versteht und wie fünf unterschiedliche Skulpturenparks im Rheinland die zumeist großformatigen Exponate immer wieder aufs Neue, u.a. in Anbetracht der Jahreszeiten, in Beziehung zur Natur setzen. Wir freuen uns, wenn wir Ihnen mit diesem Thema einen anregenden Einblick in den “musealen“ Außenraum bieten können. Als Einstimmung auf den Frühling macht Ihnen die Ausgabe hoffentlich Lust auf Kunsterfahrungen in der Natur. Weiterführende Informationen zum Thema „Kunst & Natur“ finden Sie unter „Extra 1/2015“ auf unserer Internetseite: www.rheinform.lvr.de. Wie gewohnt, finden Sie in unseren bekannten Rubriken Informationen zu Neueröffnungen, Jubiläen und Sonderausstellungen. Das Clemens Sels Museum Neuss öffnet am 17. Mai 2015, passend zum 38. Internationalen Museumstag, wieder seine Türen für die Öffentlichkeit. Die Geldgeschichtliche Sammlung Köln feierte ihr 60-jähriges Bestehen, und das LVR-Industriemuseum in Oberhausen lädt mit der Wanderausstellung „Ist das möglich?“ Kinder und Jugendliche zum Experimentieren ein. Mit der Zeitschrift wollen wir das Museumsleben im Rheinland begleiten, kommentieren und damit die bestehenden Service-Angebote der LVR-Museumsberatung ergänzen. Zugleich soll die Zeitschrift auch Ihr Forum für neue Gedanken und Entwicklungen sein. Wir hoffen, Ihnen hiermit ein informatives und zeitgemäßes Medium bereit zu stellen und freuen uns auf Ihre Rückmeldungen sowie auf viele weitere spannende Themen aus den rheinischen Museen! Ihre Redaktion rheinform 01/2015 Editorial | Seite 6 bis 6 rheinschrift 7 Fachartikel Museum Insel Hombroich Kunst parallel zur Natur Frank Boehm Bild 1: Graubner Pavillon, begehbare Skulptur, Erwin Heerich, 1984 (© Tomas Riehle/Arturimages, Nachlass Erwin Heerich/Stiftung Insel Hombroich) „Vielleicht ist die Insel nur zu erleben, nicht zu beschreiben.“1 1987 eröffnete der Düsseldorfer Sammler Karl-Heinrich Müller (1936–2007) das Museum Insel Hombroich in Neuss. Das komplexe Zusammenspiel aus Kunstsammlung, außergewöhnlichen Bauten und unterschiedlich gestalteten Landschaften ist einzigartig und international wegweisend (Bild 1). Idee Müller hat eine Bemerkung von Paul Cézanne zum Leitmotiv des von ihm initiierten Ortes abgewandelt. Die Vorstellung einer „Kunst parallel zur Natur“ definiert Gleichzeitigkeit und Gleichberechtigung; es wäre eine grobe Vereinfachung, hier lediglich an eine Gegenüberstellung von Kunstwerken einerseits und Flora und Fauna andererseits zu denken. Mit der Entscheidung, den Landschaftsplaner Bernhard Korte sowie die Künstler Erwin Heerich, Anatol Herzfeld und Gotthard Graubner früh in das Projekt einzubinden, macht Müller deutlich, dass es ihm um „ein Netz von Menschen, Vorstellungen und Arbeit“2 geht. Der ebenfalls dem Museum eng verbundene Philosoph Walter Biemel unterstreicht die Bedeutung einer unauflösbaren, unhierarchischen Verbindung einer Vielzahl von Elementen und Akteuren. Heidegger zitierend, eröffnet Biemel außerdem ein weiteres Thema: „Der Ort versammelt zu sich ins Höchste und Äußerste. Das Versammelnde durchdringt und durchwest alles. Der Ort, das Versammelnde, holt zu sich ein, verwahrt das Eingeholte, aber nicht wie eine abschließende Kapsel, sondern so, daß er das Versammelnde durchscheint und durchleuchtet und dadurch erst in sein Wesen entläßt.“3 Die Institution bildet einen Rahmen innerhalb dessen (Kunst- und Bau-) Werke, Landschaft und Personen Frank Boehm | Museum Insel Hombroich | Seite 7 bis 11 Frank Boehm ist Architekt und seit Oktober 2014 Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich. Er studierte an der RWTH Aachen, der Kunstakademie Budapest sowie an der Hochschule der Künste in Berlin. In Köln arbeitete Frank Boehm für das Büro Prof. Peter Kulka und in Wien bei Prof. Adolf Krischanitz. Im Jahr 2000 gründete er das studioboehm in Mailand. Seit 2006 beriet Boehm die „Deutsche Bank Collection Italy” und war 2012 Direktor der MiArt Messe für moderne und zeitgenössische Kunst in Mailand. rheinform 01/2015 8 rheinschrift Bild 2: Brücke zur Hohen Galerie, mit Skulpturen von Erwin Heerich Fachartikel Gewohnheiten hinterließ kaum manifeste Spuren. Die Erinnerung an ihn prägt aber die Imagination in der Bevölkerung von Hombroich als „verschlossenem Garten“6. Haus und Garten waren verlassen und verwildert als Müller das Grundstück erwarb. In den folgenden zwanzig Jahren kaufte Müller weitere 40 Grundstücke und ergänzte so in den neunziger Jahren das Museum Insel Hombroich um die Raketenstation Hombroich und das Kirkeby-Feld. (© Tomas Riehle/Arturimages, Nachlass Erwin Heerich/Stiftung Insel Hombroich) Sammlung unabhängig voneinander bleiben, aber in ihrem Zusammentreffen gleichzeitig darüber hinausweisen, eine Heterotopie, wie Foucault eine solche „realisierte Utopie“4 genannt hat. Die Unabhängigkeit der einzelnen Pavillons und ihre gleichrangige Anordnung auf dem Gelände, die Schaffung einzelner Arbeiten für diesen Ort und die Hängung der Sammlung in einer dauerhaften Anordnung bilden eine in dieser Form weltweit erste Realisierung der von Künstlern und Theoretikern in dieser Zeit postulierten Idealanforderungen an eine ortsspezifische und „offene“ Präsentation von Kunst.5 Ort Um seine Ideen umzusetzen, hatte KarlHeinrich Müller lange nach einem geeigneten Ort gesucht und wurde schließlich in Neuss, also nur wenige Kilometer von seiner Heimatstadt Düsseldorf entfernt, fündig. Als er 1982 das erste Grundstück mit einer 1816 erbauten Villa, dem Rosa Haus, erwarb, hatte Hombroich bereits eine Geschichte als gestaltete Landschaft. Noch heute erinnert ein Gedenkstein im Keller der Villa daran, dass diese für die Familie de Weerth erbaut wurde. Die Wuppertaler Industriellenfamilie hat sich hier einen Landsitz errichten und einen Park nach englischem Vorbild von Maximilian Weyhe gestalten lassen. 1900 wurde der Park durch das Graben eines Erftumlaufes zur Insel Hombroich. Der folgende Besitzerwechsel zu einem Herrn Lensing mit exzentrischen rheinform 01/2015 Karl-Heinrich Müller besaß bereits mit 19 Jahren eine Sammlung einiger tausend Ektachrome von Bildern des Mittelalters bis zur Neuzeit. Mit seinen Erfolgen in der Immobilienbranche wuchs seine Kunstsammlung, die er bis zu seinem Tod ausbaute. Werke von Rembrandt van Rijn, Jean Fautrier, Lovis Corinth, Alexander Calder, Hans Arp, Henri Matisse, Yves Klein, Francis Picabia, Kurt Schwitters und Gotthard Graubner gehören ebenso dazu wie Khmer-Skulpturen und archäologische Stücke. Zum Sammeln über viele Jahre hinweg sagte er in einem Interview mit dem ihm nahestehenden Schriftsteller Thomas Kling: „Nachher hat man vielleicht ein System, das sich durch Bereinigung entwickelt hat. (...) Man säubert vielleicht ein, zwei und drei Mal und es wird immer klarer, was dazu passt und was nicht. Das kann immer etwas sein, was zeitlich scheinbar nicht zusammenpasst – aber es passt eben durch die Zeitlosigkeit der Objekte zusammen.“7 Die Sammlung besteht aus mehreren umfangreicheren Blöcken, die im Bereich der Moderne und Gegenwart an einzelnen Künstlern, nicht an Themen orientiert ist. Architektur Der damalige Professor für Bildhauerei an der Düsseldorfer Akademie, Erwin Heerich, baute im Laufe der Jahre zehn begehbare Skulpturen als Ausstellungspavillons für das Museum. Sie sind Tageslichtbauten, die zu jeder Tages- und Jahreszeit eine andere Stimmung erzeugen. Mit ihren geometrischen Formen, den Backstein-Fassaden und den Glasdächern sind sie keine Zweckbauten, sondern eigene Kunstwerke. In der ersten Bauphase entstanden im alten Park die Orangerie, der Graubner Pavillon und die Hohe Galerie (Bild 2). Das langgestreckFrank Boehm | Museum Insel Hombroich Fachartikel te Gebäude dient als eine Art Schleuse zwischen der später angelegten Auenlandschaft und dem alten Park. Von der Aue kommend, gehen die Besucher durch eine Lücke in einer dichten Fichtenreihe auf die große Tür in der Backsteinwand zu, begegnen innerhalb der weißen Wände und unter dem Glasdach Granitskulpturen von Erwin Heerich und gelangen schließlich über eine Brücke zum verwunschen wirkenden, alten Park. Zwischen 1984 und 1988 vollzog sich eine zweite Entwicklungsphase, in der die ersten von in der Folge mehreren vom Bildhauer Erwin Heerich entworfenen Gebäude entstanden: das Labyrinth als größter Ausstellungspavillon und der Turm. Letzterer ist eine begehbare Skulptur mit Glastüren in alle vier Himmelsrichtungen. Im Sommer schmeicheln hohes Gras und Laubbäume der kubischen Form, wohingegen in der Winterlandschaft seine geometrische Klarheit hervorsticht. 1993 wurde die dritte Phase mit der Errichtung der Ausstellungspavillons Schnecke, Tadeusz-Pavillon und Zwölf-RäumeHaus abgeschlossen. Landschaft „Respektierung der Natur durch alle, weit über das Maß hinaus, das heute üblich ist, gibt dem Inselgedanken Sinn.“8 Karl-Heinrich Müller wollte die Kunst mit anderen Menschen teilen, und dabei war ihm von Anfang an klar, dass er sie in der Natur zeigen würde. Die Natur sah er als „Partner“. Sie „muss darin ihr volles Recht haben. So wie die Architektur ihr Recht darin haben soll, so wie die Kunst ihr Recht hat. So erwarten wir eben auch, dass die Pflanze und das Tier sich da wohl fühlen. Und dann entstand auch die Vorstellung, dass der Mensch, der ja die ganze Sache anlegt, darin auch beweglich sein kann“9, sagte er. Auf keinen Fall wollte er ein „statisches Museum“10, vielmehr strebte er einen „offenen Versuch“11 an. Nach Bernhard Korte „sind sich der Kunstbereich und der Naturbereich vor allem in der Auseinandersetzung gleich: die Rückführung auf grundlegende Erfahrungen und fragende Ansätze und schließlich das bestimmte Handeln, so das Anlegen eines Gartens, das jede Beliebigkeit ausschließt.“12 Frank Boehm | Museum Insel Hombroich rheinschrift 9 Dessen verwilderte Strukturen hatte Korte einst wieder freigelegt und mit Anpflanzungen ergänzt. Zu seinem Pflanzenkonzept erklärt er: „Hombroich als Heimat für die aus allen Ländern herbeigeholten Pflanzen war bedroht; das belegt eine Kartierung der Gehölze. Einheimische Pflanzen wie Eschen, Ahornbäume, Holunder und Brennnesseln erstickten exotische Arten wie Sumpfzypresse, Platane, Zerreiche, Säbeltanne, Hemlocktanne, Tulpen- und Trompetenbaum, Robinie, Amberbaum, Scheinzypresse, Lebensbaum, Zeder, Pavie, Christusdorn und Schnurbaum. Der Gehölzkartierung folgte eine behutsame baumpflegerische Behandlung – im Bereich der Besucherwege etwas stärker und im eigentlichen Bestand nur sehr zurückhaltend. Es wurde vor allem eingegriffen, um die Konkurrenz auszugleichen; die bloße Wegnahme einer Esche etwa aus rein formalästhetischen Kriterien unterblieb.“13 Mit einem Pumpsystem legte Korte künstlich Wasserflächen an, deren natürliches Vorkommen er in alten Karten und auf Luftbildern entdeckte. Korte sah im Museum Insel Hombroich „die wohl einmalige Chance, in einer durch den Braunkohletagebau weithin veränderten und teilweise zerstörten Region wieder eine ideale Landschaft mit Flüssen und Weihern, mit umfangreichen Neupflanzungen und bunten, sinnenfrohen Wiesen zu schaffen – eine wirkliche Lebensgemeinschaft von Pflanzen, Tieren und Menschen.“14 Neben dem alten Park und der Auenlandschaft schuf Korte die etwas höher gelegene Terrasse, mit Bauerngarten sowie einer Maronenund Lindenallee (Bild 3). Hier, zwischen zwei Linden, fand Karl-Heinrich Müller 2007 seine letzte Ruhestätte. Bild 3: Auenlandschaft im Frühling (© Tomas Riehle/Arturimages) rheinform 01/2015 10 rheinschrift Bild 4: Zwölf-RäumeHaus mit Werken von Bart van der Leck (© Tomas Riehle/Arturimages) Das 23 ha große Museumsgelände gilt als Landschaftsschutzgebiet und wird von nur zwei hauptamtlichen Gärtnern gepflegt, die nach dem Prinzip des willentlichen Unterlassens vorgehen. Das heißt, dass sie so viel wie nötig und so wenig wie möglich in das natürliche Wachstum eingreifen. Ihre Aufgabe ist es, die Natur genau zu beobachten und bewusst zu entscheiden, wann und wie sie eingreifen. „Die Inselnatur ist kein andersartiger Park für Menschen, sondern eine Heimstatt für Tiere und Pflanzen, denen der Mensch begegnen kann. Nicht der private Garten, sondern die Natur für alle, Pflanzen, Tiere und Menschen, wird gesucht und gehegt. Ein scheinbares Chaos und Überwuchern unter den Pflanzen ist ein Prozess, der nicht abgetötet wird, sondern dem man möglichst große Freiheit lässt“15, fasste Müller das Konzept zusammen. Menschen „Sie bauen kein gemeinsames Haus, sondern sind ihren Gemeinsamkeiten verpflichtet. In sich stabil, verwischen sie nicht ihre persönlichen Grenzen.“16 Karl-Heinrich Müller sammelte nicht nur Kunst, er pflegte auch einen engen Kontakt zu Künstlern. Der Maler und Düsseldorfer Akademieprofessor Gotthard Graubner beriet ihn beim Aufbau seiner Sammlung und war enger Vertrauter bei der Entwicklung von Museum Insel Hombroich. Er übernahm die Präsentation der vielseitigen Sammlung, inszenierte die unterschiedlichen Einzelstücke zu einem Ganzen und schuf rheinform 01/2015 Fachartikel so ein eigenes Gesamtkunstwerk. Bis zu seinem Tod im Mai 2013 lebte und arbeitete Graubner in einem Atelier- und Wohnhaus am Rand von Museum Insel Hombroich. Mit Skulpturen aus Stein, Eisen und Holz hat der Beuys-Schüler Anatol Herzfeld auf dem gesamten Gelände seine Spuren hinterlassen. Der Düsseldorfer Bildhauer und Maler nennt sich stolz „Insulaner der ersten Stunde“. Einst kam er auf Einladung Müllers nach Hombroich und ist in seinem für ihn errichteten Atelier in einer ehemaligen Scheune noch immer tätig, wo er die Begegnung mit den Besuchern pflegt. Auch Heerich hatte sein Atelier auf der Insel, das Heerich-Archiv befindet sich heute auf der Raketenstation. Unter dem Motto „Hombroich: freiwillig“ trifft sich seit vielen Jahren einmal im Monat eine Gruppe von Helfern, die je nach Jahreszeit Brennnesseln zupfen, Weiden schneiden oder auch die Brombeerhecken zurückschneiden. Dieses tatkräftige, ehrenamtliche Engagement gehört auch zum Wesen von Hombroich. Das Museum Insel Hombroich zieht sowohl Menschen an, die sich für Kunst interessieren, als auch Naturliebhaber. „Wenn einer nur wegen der einen Sache kommt, wird er auch von der anderen Sache berührt. Beide Bereiche befruchten sich gegenseitig“17, resümierte Müller. Der stetige Wechsel zwischen Innen und Außen, zwischen Kunst und Natur ist wie zwischen Ein-und Ausatmen, zwischen An- und Entspannung (Bild 4). Orientierung Ein Besuch von Museum Insel Hombroich ist eine Entdeckungsreise. Jeder kann hier seinen eigenen Weg finden, als einzige Orientierungshilfe dient ein Plan, der an der Kasse ausgegeben wird. Nicht nur auf den Wegen, sondern auch in den Ausstellungspavillons gibt es keine Schilder, keine Beschriftungen. Die Besucher können ihre eigenen Bezüge herstellen und werden dabei nicht von Hinweistafeln belehrt und gelenkt. Wer mehr Erläuterung möchte, kann den Katalog befragen oder von Februar bis November an jedem ersten Sonntag im Monat an einer öffentlichen Führung durch Künstler teilnehmen sowie ganzjährig private Führungen buchen. Frank Boehm | Museum Insel Hombroich rheinschrift Fachartikel Stiftung MUSEUMS-INFO „Menschen, die da waren, brachten neue Menschen – es entstand eine ganz natürliche Vernetzung, wie in der Natur. Da ist erst nichts und plötzlich ist Wachstum da.“18 Die Idee des Miteinanders unterschiedlicher Künste und Künstler setzte Müller mit dem Ausbau der Raketenstation Hombroich und dem Kirkeby-Feld in Nachbarschaft zum Museum fort. Die Bauten des dänischen Bildhauers Per Kirkeby dienen als Ausstellungsräume, die die Besucher nur über einen Feldweg erreichen können. Eingebettet in die Natur, stehen auf der Raketenstation Hombroich neben den umgebauten NatoBauten außergewöhnliche Gebäude von Tadao Ando, Alvaro Siza, Raimund Abraham und Erwin Heerich. Sie bieten Wohn-, Arbeits- und Ausstellungsraum für Literaten, Musiker, Maler und Bildhauer. Es ist ein Ort für Begegnungen. 1997 bündelte Müller Museum Insel Hombroich, Kirkeby-Feld und Raketenstation Hombroich unter Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen in der Stiftung Insel Hombroich, die seitdem sein Werk fortführt. Museum Insel Hombroich Minkel 2 41472 Neuss Tel.: 02182 887-4000 Mail: [email protected] Web: www.inselhombroich.de Anmerkungen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Frank Boehm | Museum Insel Hombroich 11 Müller, Karl-Heinrich: Hombroich – ein offener Versuch, S. 35, in: Stiftung Insel Hombroich (Hg.), 7. Aufl. 2014, S. 35–37. Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35. Heidegger, Martin: Unterwegs zur Sprache, Pfullingen 1959, S. 37, zitiert nach Biemel, Walter: Das Geschehen der Wahrheit, S. 8–9, in: Stiftung Insel Hombroich (Hg.), a.a.O. S. 8–10. Foucault, Michel: Andere Räume, 1967. Daniel Buren und Donald Judd formulierten die Notwendigkeit, Werke fest an einem Ort zu verankern. Remy Zaugg forderte eine Wegführung, die das gezielte Betrachten einzelner Werke ermöglicht. Korte, Bernhard: Insel Hombroich, 1988, S. 4. Kling, Thomas / Müller, Karl-Heinrich: Energien/Synergien, Kunststiftung NRW, 2004, S. 13. Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35. Domradio, Interview, 2006. Kling, Thomas, a.a.O. S. 51. Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35. Korte, Bernhard: Insel Hombroich, 1988, S. 10/11. Korte, Bernhard, a.a.O. S. 11/12. Korte, Bernhard: Topos, S. 56, in: Stiftung Insel Hombroich (Hg.), 7. Aufl. 2014, S. 54–60. Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 36/37. Müller, Karl-Heinrich, a.a.O. S. 35. Domradio, Interview, 2006. Kling, Thomas, a.a.O. S. 37. rheinform 01/2015 12 rheinform Fachartikel Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal Michael Mader Der Skulpturenpark Waldfrieden liegt inmitten des Waldgebietes Christbusch auf einem der Hügelkämme, die das Tal der Wupper säumen. Obwohl das Gelände von Wuppertals Stadtzentren Elberfeld und Barmen ungefähr gleich weit entfernt ist und vom Hauptbahnhof aus binnen fünf Minuten erreicht werden kann, scheint man die Stadt hinter sich zu lassen, sobald man das schwere Haupttor im anthroposophischen Stil passiert. Entlang der steilen Serpentinenstraße, die zum Eingangsgebäude des Parks führt, sind einzelne Skulpturen des britischen Bildhauers Tony Cragg platziert. Bereits hier fällt auf, dass der Skulpturenpark durch die Umnutzung einer historischen Parkanlage entstanden ist, deren Struktur und Charakter den Ort noch heute prägt. „Die Geländegestaltung und Gartenanlage waren Teil des Gesamtkonzepts Waldfrieden, das der Architekt Franz Krause gleich nach dem Zweiten Weltkrieg für den Unternehmer Kurt Herberts entwickelte. Im Zentrum dieses Vorhabens stand der Bau einer zweigeschossigen Villa, die 1947 bis 1950 auf den Grundmauern eines kriegszerstörten Vorgängerbaus errichtet wurde. Ihre Formsprache ist im Inneren dynamisch auf die Bewegungen der Bewohner abgestimmt, während die Außengestalt organisch in Landschaft und Naturraum eingefügt ist.“1 Park und Villa Waldfrieden wurden aufgrund ihrer architektur- und sozialgeschichtlichen Bedeutung in den 1990er Jahren unter Denkmalschutz gestellt und waren seit 1992 unbewohnt (Bild 1). Der Erhalt des Gebäudeensembles Waldfrieden, das neben der Villa auch ein Wohnhaus für Dienstboten umfasst, Michael Mader wurde 1979 in Jena geboren. Nach dem Abschluss eines Studiums der freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, absolvierte er ein Masterstudium am Zentrum für Internationales Kunstmanagement CIAM in Köln. Seit 2009 ist er als Geschäftsführer des Skulpturenparks Waldfrieden tätig. rheinform 01/2015 Bild 1: Die Villa Waldfrieden, im Vordergrund ist eine Skulptur von Jean Dubuffet zu sehen. (© Cragg Foundation, 2014, Fotograf: Charles Duprat) Michael Mader | Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal | Seite 12 bis 14 rheinform Fachartikel 13 Bild 2: Blick auf eine der Ausstellungshallen des Skulpturenparks. (© Cragg Foundation, 2014, Fotograf: Charles Duprat) ist der privaten Initiative des in Wuppertal lebenden Bildhauers Tony Cragg zu verdanken. Das verlassene Anwesen bot die geeigneten Voraussetzungen für die Verwirklichung seines Vorhabens, einen Ausstellungsort für Skulptur inmitten der bergischen Landschaft zu schaffen: „Die Topografie des Bergischen Lands mit Wald und Wiesen, das leicht Rollende, das erinnerte mich an den Storm King Sculpture Parc in Mountainville, in der Nähe von New York […] Ich sah dort unter anderem Werke von David Smith und Donald Judd und hatte die Idee, dass es fantastisch wäre, wenn der Blick aus meinem Fenster auf so einen Park hinausginge.“2 Im Jahr 2006 erwarb Tony Cragg das Grundstück aus Privatbesitz und ließ den Baubestand und das Parkgelände umgestalten und umfassend sanieren. Die erforderlichen Neubauten wurden unter Berücksichtigung der historischen Dimension des Ortes in die bestehende Anlage integriert. In den Jahren nach der Eröffnung des Skulpturenparks im September 2008 folgten weitere Baumaßnahmen, um die verfügbare Ausstellungsfläche zu vergrößern. Heute können die Besucher eine Sammlung von 36 Außenskulpturen inmitten eines 14 ha großen Parkwaldes besichtigen. Darüber hinaus veranstaltet die gemeinnützige Stiftung, die als Trägerin des Skulpturenparks fungiert, regelmäßig Wechselausstellungen in zwei Gebäuden mit einer Gesamtfläche von 400 m² (Bild 2). Der Skulpturenpark Waldfrieden zählt zu den wenigen Privatmuseen weltweit, die durch einen Künstler von internationaler Bedeutung gegründet und gestaltet wurden. Es ist insofern naheliegend, dass Tony Craggs Werke den Sammlungsschwerpunkt bilden. Dennoch geht es ihm nicht nur darum, sein eigenes Oeuvre zu präsentieren. Vielmehr soll dem Publikum die Möglichkeit geboten werden, verschiedene Positionen der Bildhauerei des 20. und 21. Jahrhunderts kennen zu lernen. „Es sollen hier nicht nur Arbeiten von mir gezeigt werden. […] Mir ist die Bildhauerei sehr wichtig. Das, was die Menschen allgemein mit Material machen, ist allgemein dem Utilitarismus unterworfen. Alles, was wir herstellen, beruht auf kleinsten gemeinsamen Nennern. In der Kunst aber geht es nicht primär um Kosten oder um den Rezipienten – es geht um den experimentellen Umgang mit dem Material, um die Suche nach einer neuen Sprache, nach Formerlebnissen. Auch mit einer kleinen Produktion kann das große Ganze beeinflusst werden. Die Geschichte der Bildhauerei der vergangenen 120 Jahre ist ‚explosiv‘ – viele Künstler haben sie entscheidend mitgestaltet. Ich finde es eine sehr spannende Aufgabe, einem Publikum den Zugang dazu zu verschaffen.“3 Im Sinne dieser Zielsetzung wurde einerseits der Sammlungsbestand des Skulpturenparks in den vergangenen Jahren sukzessive erweitert. Andererseits konnten zahlreiche Wechselausstellungen, darunter so namhafter Künstler wie Eduardo Chillida, Michael Mader | Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal rheinform 01/2015 14 Bild 3: Zwei Werke von Tony Cragg, im Vordergrund „Points of View“ und im Hintergrund „Declination“, als Teil der Dauerausstellung des Skulpturenparks. (© (Tony Cragg) VG BILD-KUNST Bonn, 2014, Fotograf: Charles Duprat) rheinform 01/2015 rheinform Fachartikel Richard Long, John Chamberlain oder Jean Tinguely, realisiert werden. Die konzeptionellen Entscheidungen in Bezug auf das Ausstellungsprogramm werden dabei von Tony Cragg persönlich getroffen. Auch die Dauerausstellung des Parks, die sich parallel zum Wachstum der Sammlung fortwährend verändert, wird bis hin zu formalen Details der Präsentation von Tony Cragg gestaltet. Die Auswahl des Standortes jeder Skulptur richtet sich dabei einerseits nach deren ästhetischer Wirkung im jeweiligen Umfeld, andererseits muss die „Dramaturgie“ der gesamten Ausstellung berücksichtigt werden. Angestrebt wird eine Konfiguration, die sowohl eine optimale Kunstrezeption, als auch die ungestörte Wahrnehmung der landschaftlichen Schönheit des Parks ermöglicht (Bild 3). Denn das 14 ha große Areal umfasst Gebiete mit sehr verschiedenartiger Geländeform und Vegetation. Während im unmittelbaren Umfeld der Villa Waldfrieden große Rasenflächen, Beete und exotische Baumarten den Charakter des Parks bestimmen, ist der östliche Grundstücksteil von einem Buchenmischwald bedeckt. Am Südrand fällt das Gelände zu einem Tal hin steil ab. Hier bilden wilde Obstbäume als Überreste einer alten Gartenbepflanzung eine Streuobstwiese. Dass diese vielfältige Flora und Fauna für Tony Cragg mehr als nur eine Kulisse zur Präsentation von Skulpturen ist, zeigt schon allein sein Wunsch, die verschiedenen Baumarten des Parks mit einer botanischen Ausschilderung zu versehen. Obwohl sämtliche Grünanlagen mit großer Sorgfalt gepflegt werden, finden INFORMATION Skulpturenpark Waldfrieden Hirschstraße 12 42285 Wuppertal Tel.: 0202 4789812 0 Mail: [email protected] Web: www.skulpturenparkwaldfrieden.de sich keine Anzeichen einer „Gartengestaltung“ im Sinne des Versuchs, die Landschaft durch eine effektvolle Bepflanzung reizvoller zu machen. Der Anspruch, ein Landschaftskunstwerk zu erschaffen, liegt Tony Cragg fern. Stattdessen werden die Voraussetzungen für die nachhaltige Entwicklung des Waldökosystems geschaffen, um den Skulpturenpark als Ort zu erhalten, der eine ganzheitliche ästhetische Erfahrung ermöglicht, in welcher „die Wahrnehmung der Kunst in die Naturerfahrung eingebunden und nicht von ihr zu trennen“ ist.4 Anmerkungen 1 2 3 4 Carmen Klement: Der Skulpturenpark Waldfrieden. Ein Museumsführer, Wuppertal 2012, S. 5. Tony Cragg im Gespräch mit Jørg Himmelreich (unveröffentlicht). Ebd. Carmen Klement: Der Skulpturenpark Waldfrieden, Ein Museumsführer, Wuppertal 2012, S. 34. Michael Mader | Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal rheinschrift 15 Fachartikel Der Skulpturenpark Köln Ein Skulpturenmuseum in der freien Natur Dr. Boris Stoffel Der Skulpturenpark Köln ist ein Ort des unmittelbaren Erlebens von Gegenwartsskulptur. Ausschließlich der Präsentation und Vermittlung eines breiten Spektrums zeitgenössischen skulpturalen Schaffens gewidmet, trägt er seinem Gründungsgedanken seit seiner Eröffnung im Jahr 1997 in Form der kontinuierlichen Ausrichtung von Ausstellungen in der Reihe „KölnSkulptur“ Rechnung. Bislang sind in einem fast biennalen Rhythmus sieben Ausstellungen unter wechselnder Kuratorenschaft ausgerichtet worden, die Werke von vielen nationalen und internationalen, sowohl etablierten als auch jungen, Künstlern zeigten (Bild 1). Seine Entstehung im Jahr 1997 verdankt der Skulpturenpark Köln der Idee, Leidenschaft und Privatinitiative des Kölner Sammlerehepaares Dr. Michael (gest. 2005) und Dr. Eleonore (gest. 2007) Stoffel, die mit Hilfe und Unterstützung der Stadt Köln, von Freunden, Förderern und Sponsoren ihre Vision des Skulpturenparks Köln in die Realität umgesetzt hatten. Dabei war es der Wunsch des Sammlerehepaares Stoffel, dass „in der Abgeschlossenheit des Parks dem Besucher eine geistige und emotionale Bereicherung durch den intensiven Umgang mit den Skulpturen zuwachsen soll […] [und] dort auf dem Wege der Privatinitiative mit Wohlwollen und Hilfe der Stadt einen öffentlichen, für jedermann unentgeltlich zugänglichen Skulpturenpark ins Leben zu rufen.“1 Es war weiterhin der Wunsch, „dass sich für den Besucher im Heraustreten aus dem urbanen Leben mit seiner dem Alltag angehörenden Hektik in einem nahezu insularen Bereich eine Sensibilisierung für das Schöne einstellen möge. Es sollte ein Raum spezifischen Erlebens werden, welches in der Symbiose von Kunst und Natur seine Wurzeln hat, vielleicht auch, […] ein Raum, der zum Nachdenken anregt und in andere Dimensionen des Denkens weist, als die "Nur-Natur“ es tut. Ein Raum, den man reicher verlässt, als man ihn betreten hat.“2 Besonders bei der Ausstellungseröffnung KölnSkulptur #6 erinnerte der Kurator Dr. Friedrich Meschede daran, dass „der Skulpturenpark Köln in seiner Art eine einzigartige Anlage ist. […] Er ist ein Areal für sich, ohne eine öffentliche Sammlung, ohne einen weiterführenden Park. Alles ist – „auf Sichtweite“, wie Walter Grasskamp Bild 1: Parkansicht (© Stiftung Skulpturenpark Köln, 2015, Fotograf: Veit Landwehr, bildpark.net) Dr. Boris Stoffel | Der Skulpturenpark Köln | Seite 15 bis 17 Dr. Boris Stoffel Jahrgang 1963, Studium der Agrarwissenschaften an den Universitäten Bonn und München. Promotion zum Dr. agr. Ing. an der TU München im Jahr 1993. Heute Geschäftsführer eines großen deutschen Biotechnologieunternehmens in Bergisch Gladbach. Als Vorsitzender der gemeinnützigen Stiftung Skulpturenpark Köln engagiert er sich ehrenamtlich seit 2007 für die Fortführung der Ausstellungsreihe KölnSkulptur sowie den Erhalt des Parks. Dr. Boris Stoffel ist Neffe des Kölner Sammlerehepaares Dr. Michael (†2005) und Dr. Eleonore (†2007) Stoffel. rheinform 01/2015 16 rheinschrift Fachartikel Bild 2: Garden Gallery von Sou Fujimoto, 2011 (© Stiftung Skulpturenpark Köln, 2015, Fotograf: Veit Landwehr, bildpark.net) schreibt – konzentriert auf circa 3 ha Fläche, die sich als Ausläufer eines bereits um 1919 geplanten Grüngürtels am nördlichen Ende des inneren Rings der Stadt Köln befindet.“3 Schon allein die topographische Lage macht den Skulpturenpark zu einem besonderen Ort. Am Rand der nördlichen Innenstadt Kölns in ein Geviert verkehrsreicher Straßen eingebettet, ist er zu allen Seiten von urbaner Betriebsamkeit umgeben: der Zoobrücke, die die nördliche Begrenzung des Parks darstellt und als Stadtautobahn ein entsprechend hohes Verkehrsaufkommen aufweist, im Süden begrenzt die Elsa-Brändström-Straße und im Westen die Riehler Straße das Areal, und mit dem Konrad-Adenauer-Ufer im Osten steht man vor einer nahezu unüberwindbaren Barriere zum Rheinufer. Der Unterschied zwischen „drinnen“ und „draußen“ erschließt sich dem Besucher beim Betreten unmittelbar und hinterlässt den Anschein, sich an einem naturnahen Rückzugsort inmitten des großstädtischen Gefüges zu befinden. Ein Thema, das auch in der Garden Gallery 2011 von dem japanischen Stararchitekten Sou Fujimoto aufgegriffen wurde. Dazu stellt das Areal an sich eine von Menschenhand gestaltete Grünfläche mit einer angelegten Wegeführung dar, die einen alten Baumbestand, dichte Hecken und Büsche und eine hier längst heimisch gewordene Fauna aufweist (Bild 2). Die exponierte Lage und das räumliche Format des Parkgeländes schließen eine Weitläufigkeit aus, die manch anderer rheinform 01/2015 Skulpturenpark bietet, wo die dort zu findenden Werke geradezu erwandert werden müssen. „Der Skulpturenpark Köln erweist sich als ein geradezu übersichtliches Gelände […]“4, schrieb Friedrich Meschede, und Walter Grasskamp ergänzte „[…] Er steht für einen Typus des Skulpturengartens, dessen Exponate untereinander in Sichtweise stehen und deswegen eher an ein Museum unter offenem Himmel erinnern […].“5 „Genau dies ist der einmalige Vorteil dieses Parks, weil Blickachsen ermöglicht werden, um bestimmte Werke im formalen oder motivischen Wechselspiel zueinander zu entdecken. […] Dieses räumliche Format des Skulpturenparks Köln bietet den Anreiz, eine Ausstellung zu konzipieren und Künstler einzuladen, die in den Dialog treten mit den Vorgaben aus urbanem Kontext, einer inzwischen biennalen Ausstellungsgeschichte und dem Anfangsbestand der Sammlung,“6 schrieb Friedrich Meschede. Seit 2008 setzt der Vorstand der gemeinnützigen Stiftung Skulpturenpark Köln die Grundidee des Sammlerehepaares Stoffel – ganzjährig geöffneter Skulpturenpark Köln und Ausstellungsreihe „KölnSkulptur“ –konsequent fort. Finanziert wird dieses ambitionierte Vorhaben durch die Michael und Eleonore Stoffel Förderstiftung, durch die Einnahmen aus der Vermietung des Stifterhauses an der Elsa-Brändström-Straße und durch die Stadt Köln, die mit einem jährlichen finanziellen Ausgleich in Form eines Betriebskostenzuschusses den Skulpturenpark Köln fördert. Für die Ausstellungsreihen „KölnSkulptur“ konnten in der Vergangenheit Sponsoren, Förderer, Dr. Boris Stoffel | Der Skulpturenpark Köln rheinschrift Fachartikel 17 INFORMATION Stiftung Skulpturenpark Köln Elsa-Brändström-Straße 9 50668 Köln Tel.: 0221 33668860 Mail: [email protected] Web: www.skulpturenparkkoeln.de Eingang Skulpturenpark Köln Riehler Straße und Konrad-Adenauer-Ufer 50668 Köln Anmerkungen Bild 3: Thomas Schütte, Weinende Frau, 2011, erworben mit Mitteln der Kunststiftung NRW 1 (© VG Bild-Kunst, Stiftung Skulpturenpark Köln, 2015, Fotograf: Veit Landwehr, bildpark.net) Mäzene gefunden werden, die großzügig zur Realisierung beigetragen haben (Bild 3). Der Skulpturenpark Köln kann ganzjährig unentgeltlich besucht werden. An jedem ersten Sonntag im Monat wird um 15 Uhr eine öffentliche Führung angeboten. Private Führungen können individuell über die Stiftung Skulpturenpark Köln angefragt und gebucht werden. In Form von zweijährigen Wechselausstellungen mit wechselnden Kuratoren und deren spezifischen Konzeptionen zum Thema zeitgenössische Skulptur im Außenraum treffen skulpturale Werke nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler auf bereits etablierte Werke, und so ist es ein Wesensmerkmal des Skulpturenparks Köln, dass er sein Erscheinungsbild kontinuierlich ändert. Der Skulpturenpark Köln bietet seinen Besuchern 365 Tage im Jahr einen Raum, eine Fläche, um eine Nachbarschaft von wechselnden Kunstwerken im Kontrast mit der Natur im Wechsel der Jahreszeiten zu erfahren, zu erleben. Die Stiftung Skulpturenpark Köln möchte den Gedanken und das Bestreben des Sammlerehepaares Stoffel, das seine ganze Kraft, Energie und auch seinen Mut für die Erhaltung kultureller Werte einsetzte, fortsetzen, um deren Wunsch und gelebte Vision nachhaltig zu erfüllen: „Das bleibende Skulpturenmuseum in der freien Natur ist letztlich das Ziel.“7 Dr. Boris Stoffel | Der Skulpturenpark Köln 2 3 4 5 6 7 Michael u. Eleonore Stoffel, in: Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur 1“, S. 14 ff., hrsg. von der Gesellschaft der Freunde des Skulpturenparks Köln e.V., Wienand Verlag, Köln 1997. Ebd. Friedrich Meschede, in: Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur #6“, S. 51, hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2011. Friedrich Meschede, in: Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur #7“, S. 50, hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2013. Walter Grasskamp, in: Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur #6“, S. 99, hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2011. Friedrich Meschede, in: Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur #7“, S. 50, hrsg. von der Stiftung Skulpturenpark Köln u. Friedrich Meschede, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2013. Michael u. Eleonore Stoffel, in: Katalog zur Ausstellung „KölnSkulptur 1“, S. 16, hrsg. von der Gesellschaft der Freunde des Skulpturenparks Köln e.V., Wienand Verlag, Köln, 1997. rheinform 01/2015 18 rheinform Fachartikel Die „Skulpturensammlung Viersen“ Dr. Albert Pauly Einführung Dr. Albert Pauly Vors. Richter am Landesarbeitsgericht Düsseldorf a. D., Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege e. V. Viersen (www. heimatverein-viersen. de), der zusätzlich den „Viersener Salon“ betreibt, ein Forum für musikalische Ereignisse, literarische Begegnungen, wissenschaftliche Diskurse und historische Ausstellungen (www. viersener-salon.de). Die „Skulpturensammlung Viersen“ ist eine private Initiative des Vereins für Heimatpflege e. V. Viersen, die bisher ohne Inanspruchnahme von Haushaltsmitteln der Stadt weiterentwickelt werden konnte, dank der Pohl´schen Schenkung, der Kunststiftung NRW, der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, des Ministerpräsidenten des Landes NRW, der Viersener Sparkassenstiftung, der Sparkasse Krefeld, zahlreicher privater Spender, des Kunstkreises sowie Rat und Verwaltung der Stadt Viersen. Sie hat sich zur Aufgabe gestellt, der bildenden Kunst unserer Zeit eine Entfaltungsmöglichkeit im Zentrum unserer Stadt einzuräumen und zu diesem Zweck bedeutende Werke der Plastik für die Kreisstadt Viersen zu erwerben. Kuratorische Praxis In der „Skulpturensammlung Viersen“ werden beispielhafte Positionen der Plastik unserer Zeit in einer besonderen urbanen Situation vorgestellt. Dabei sollen durchaus unterschiedliche und auch widersprüchliche künstlerische Tendenzen in Werken höchster Qualität zusammengefasst werden. Die Stadt wird dadurch zu einem ständigen Austragungsort eines vielstimmigen künstlerischen Ereignisses. Bild 1: Wolfgang Nestler, Position im Schwerpunkt, Stahlblech, drei Teile, Bodenplatte 360 x 300 x 10 cm, Großes Elipsenelement: 180 x 240 x 30 cm, 1998 (© Fotograf: Nic Tenwiggenhorn) rheinform 01/2015 Nach der künstlerischen Konzeption von Dr. Joachim Peter Kastner wurden zunächst 1989 Skulpturen von Erwin Heerich, K. H. Hödicke und David D. Lauer mit den Mitteln der Pohl´schen Schenkung erworben. Diese drei Skulpturen wurden im Umfeld der 1868 erbauten klassizistischen Städtischen Galerie im Park und des 1984 im postmodernen Stil fertiggestellten Kreishauses des Kreises Viersen aufgestellt. Dass die „Skulpturensammlung Viersen“ durch die Aufstellung der Skulptur „New Star“ von Mark di Suvero ergänzt werden konnte, ist in erster Linie der „Stiftung Kunst und Kultur des Landes NordrheinWestfalen“ zu verdanken, die die Skulptur über den Kunsthandel erworben und der Stadt Viersen – zunächst für 30 Jahre – zur Verfügung gestellt hat. Sie wurde 1992 von Mark di Suvero auf dem Diergardtplatz aufgestellt und vom damaligen Ministerpräsidenten und späteren Bundespräsidenten, Dr. h.c. Johannes Rau, übergeben. Inzwischen durfte die Stadt Viersen weitere Schenkungen entgegen nehmen, die Erwin Heerich dem Verein für Heimatpflege gemacht hat. Seiner Skulptur aus Eifeler Basaltlava hat Erwin Heerich eine Vogeltränke aus gleichem Material als Bodenplastik hinzugefügt. Außerdem hat er Stein- und Metallbänke geschaffen, die den künstlerischen Merkmalen der Skulpturensammlung entsprechen sowie Schrifttafeln für die Skulpturen, die mit einer von ihm entwickelten Typografie umgesetzt wurden. Im Jahre 1996 konnte die von Anthony Cragg eigens für Viersen entworfene Bronze „ Wirbelsäule – the articulated column“ angekauft und aufgestellt werden. Dem folgte als weiterer Schritt im Jahre 1998 eine Stahl-Plastik von Wolfgang Nestler „Position im Schwerpunkt“ (Bild 1). Ein weiterer Ankauf ist im Jahre 2001 getätigt Dr. Albert Pauly | Die „Skulpturensammlung Viersen“ | Seite 18 bis 21 Fachartikel rheinform worden. Es handelt sich um die bronzene Skulptur „Chaosmos“ von Roberto Sebastian Antonio Matta Echaurren, die 2002 der Öffentlichkeit im Rahmen einer Ausstellung mit begleitender Publikation übergeben wurde (Bild 2). Als weitere Neuerwerbung folgte die Plastik „Optimus II“ von Günter Haese, die 2007 übergeben wurde (Bild 3). Die vorläufig letzte Neu-Erwerbung war wiederum eine Schenkung, in diesem Falle der Viersener Unternehmer-Familie PetersMesser, mit deren Hilfe eine Plastik des in China geborenen und in Paris lebenden Bildhauers Wang Du, „China Daily“, 2010 aufgestellt werden konnte. 19 Bild 2: Roberto Sebastian Antonio Matta Echaurren, Chaosmos, Bronze, 180 x 92 x 38 cm, 2001, 3/8 (© Fotograf: Nic Tenwiggenhorn) Kunst und Natur Vorbilder für die Konzeption der Sammlung in ihrer Wechselwirkung von Kunst und Natur waren das „Louisiana Museum of Modern Art“ am Ufer des Öresunds bei Kopenhagen und das „Museum Insel Hombroich“ bei Neuss. Ein großer Freund und Förderer der Sammlung war schließlich Erwin Heerich, der Konzeption und Pavillons in Hombroich entworfen hat. Die Städtische Galerie war dabei als Ausstellungsort und künstlerischer Mittelpunkt der Stadt ebenso bedeutsam wie der sie umgebende Park mit historischem Baumbestand aus der Zeit des Textilbarons Friedrich Freiherr von Diergardt bzw. des Kaffeerösters Kommerzienrat Josef Kaiser, des Begründers des Kaiser´s-Kaffee-Imperiums. Zugang zum Werk des jeweiligen Künstlers bzw. der jeweiligen Künstlerin durch eine Ausstellung in der Städtischen Galerie im Park in Viersen zu eröffnen, verbunden mit einer begleitenden Publikation.1 Da künstlerisches Arbeiten in hohem Maße erklärungsbedürftig ist, war die Einbindung der Pädagogen und Schüler der Schulen der Stadt und des Kreises nicht weniger Konzept und Präsentation Nachdem durch die Aufstellung der ersten drei Plastiken der Grundstock für eine Sammlung gelegt worden war, wurden die weiteren Künstler jeweils eingeladen, sich mit der Örtlichkeit und den bereits aufgestellten Plastiken vertraut zu machen. Wenn Sie bereit waren, sich zu beteiligen, suchten die Künstler sich jeweils den Platz aus, für den Sie ein bildhauerisches Werk vorschlugen, das in der Regel für diesen Platz neu entworfen wurde. Die Sammlung ist Teil des öffentlichen Raums der Stadt. Sie ist nicht Bestandteil einer musealen Einrichtung, sie ist 24 Stunden täglich frei zugänglich, ein Eintritt wird nicht erhoben. Bei jedem weiteren Schritt zum Ausbau der „Skulpturensammlung Viersen“ war es ein selbstverständliches Anliegen, den Dr. Albert Pauly | Die „Skulpturensammlung Viersen“ Bild 3: Günter Haese, Optimus II, Messing, Edelstahl und Bronze, ca. 700 x 500 x 150 cm, 2006-07 (© Fotograf: Nic Tenwiggenhorn) rheinform 01/2015 20 rheinform wichtig. Hierzu gehörte nicht nur die Zurverfügungstellung von Publikationen in Klassensätzen und die Einladung zu speziellen Führungen durch die jeweiligen Ausstellungen, vielmehr haben sich im Rahmen des Unterrichts Schüler aller Schulformen einschließlich der Berufsschulen und der Schulen für Geistig- und Lernbehinderte mit den Skulpturen auseinandergesetzt. Die Ergebnisse führten im Jahre 1999 zu einer Ausstellung unter dem Titel „Skulpturen machen Schule – Schule macht Skulpturen“, die zur bestbesuchten Ausstellung der Städtischen Galerie im Park wurde. Vermittlung und Kommunikation Die überregionale Resonanz wurde nicht zuletzt dadurch geschaffen, dass die beteiligten Künstler ihrerseits Wert darauf legten, dass die begleitende Publikation in die Museen in Europa und in Übersee verschickt wurde, in denen sie mit ihren Werken vertreten sind oder in denen sie bereits ausgestellt haben. Deshalb ist die Publikation, die zur jeweiligen Neuerwerbung vom Verein für Heimatpflege aufgelegt wird, in Deutsch und Englisch verfasst. Gleichzeitig hat der Verein eine Website (www.skulpturensammlung-viersen.de) geschaffen, die inzwischen in Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Niederländisch die komplette Sammlung mit Fotos und textlichen Erläuterungen darstellt. Ein Audio-Guide für Erwachsene und für Kinder wird angeboten. Innerörtliche Verkehrsschilder sind aufgestellt, ein Poststempel „Skulpturensammlung Viersen“ wird von Stadt und Kreis benutzt, und ein Bus der Niederrheinwerke wirbt inzwischen für die Sammlung. Die „Skulpturensammlung Viersen“ ist in unserer Stadt nichts Fremdes mehr. Zeichen dieser Haltung ist der einstimmige Beschluss des Ältestenrates der Stadt Viersen, diese Skulpturensammlung als kulturelles Wahrzeichen der Stadt in einer entsprechenden Beschilderung an der Bundesautobahn im Umkreis der Stadt kenntlich zu machen und zugleich damit für unsere Stadt zu werben und zu ihrem Besuch einzuladen. Die Stadt will sich mit diesen Kunstwerken nach außen vorstellen und identifiziert sich mit ihrer künstlerischen und kulturellen Bedeutung. Dies ist inzwischen auf Initiative des Vereins geschehen, und auf der Autobahn A 61 mit einem Hinweisschild für die rheinform 01/2015 Fachartikel „Skulpturensammlung Viersen“ realisiert worden. Konservierung und Restaurierung Die aus Stein bzw. Bronze bestehenden Werke der „Skulpturensammlung Viersen“ bedürfen in recht eingeschränktem Umfange der Pflege, die die Stadt übernimmt. Sie sind wegen solcher Folgekosten vom Verein der Stadt übereignet. Vandalismus hat es, trotz der freien Zugänglichkeit der Werke in der Zeit des bisherigen 25-jährigen Bestehens der Sammlung, nur in einem einzigen Fall gegeben, der durch die Versicherung der Stadt abgedeckt wurde. Aussichten und Pläne Die Monumentalplastiken unterschiedlicher Form, Größe und Materialität, sind in den letzten annähernd 40 Jahren entstanden und aus den verschiedensten Teilen der Welt hierhin zusammengebracht. Man denke an „Chaosmos“, die Bronzeplastik des in Paris und Tarquinia/Italien ansässigen Chilenen Matta Echauren, an „New Star“ des Italoamerikaners Mark Di Suvero von der nordamerikanischen Westcoast, an „Wirbelsäule“ des in Wuppertal ansässigen Engländers Tony Cragg und jetzt, als neuestem Zuwachs, an „China Daily, Services top task for Games“ von dem in Paris wohnenden und arbeitenden Chinesen Wang Du. „Diese Internationalität tut uns gut, denn sie verbindet den Namen unserer Stadt mit allen möglichen Teilen der Welt und hilft über den sprichwörtlichen Tellerrand zu schauen - dadurch werden neue, unbeachtete Perspektiven eröffnet. Und das nicht nur in künstlerischer Hinsicht, sondern auch bezüglich der Integration der in unserer Stadt lebenden unterschiedlichen Menschen sowie der Zusammenarbeit unserer Unternehmen und Betriebe und den Ausbau ihrer überregionalen und internationalen Verbindungen. Übertragen auf die Skulpturensammlung im Ganzen heißt das: Nichts symbolisiert die Freiheit und Vielseitigkeit, die Offenheit und die Ernsthaftigkeit unserer Weltauffassung besser als diese kleine, aber monumentale, zweckfreie Sammlung von Kunstwerken. Sie ist für unsere Stadt entstanden und sie soll zugleich Zeichen unserer Stadt und des in ihr waltenden Denkens und Handelns sein“.2 Dr. Albert Pauly | Die „Skulpturensammlung Viersen“ rheinform Fachartikel Anmerkungen 1 2 Bisher sind die folgenden Publikationen, deren Autor jeweils Joachim Peter Kastner ist, erschienen: Die Skulpturen der Pohl´schen Schenkung in Viersen, 1989, ISBN 978-3-9805339-8-0; Mark di Suvero, New Star in der Skulpturensammlung Viersen, 1992, ISBN 978-3-9805339-9-7; K. H. Hödicke, Plastik, 1994, ISBN 3-928298-06-2; Anthony Cragg, Wirbelsäule – the articulated column in der Skulpturensammlung Viersen, 1996, ISBN 978-3-9805339-0-4; Wolfgang Nestler in der Skulpturensammlung Viersen, 1998, ISBN 978-3-9805339-1-1; Matta, Chaosmos in der Skulpturensammlung Viersen, 2002, ISBN 3-9805339-5-9; Günther Haese, Optimus II in der Skulpturensammlung Viersen, 2007, ISBN 978-3-9805339-6-1; Wang Du in der Skulpturensammlung Viersen, 2010, ISBN 978-3-9813463-1-2. Günter Thönnessen: Danksagung des Bürgermeisters der Stadt Viersen, in: Wang Du in der Skulpturensammlung Viersen (s. oben Anm. 1) Dr. Albert Pauly | Die „Skulpturensammlung Viersen“ 21 INFORMATION Skulpturensammlung Viersen Städtische Galerie im Park Rathauspark 1 41747 Viersen Tel.: 02162 101-160 Mail: [email protected] Web: www.skulpturensammlungviersen.de rheinform 01/2015 22 rheinform Fachartikel Schlosspark Stammheim Dr. Romana Breuer Dr. Romana Breuer studierte Kunstgeschichte, Klassische und Vorderasiatische Archäologie, Sprachwissenschaft und Philosophie in Saarbrücken und Köln. Nach ihrer Promotion 1998 arbeitete sie zunächst als freie Museumspädagogin, seit 2008 als Referentin für Museumspädagogik des Museumsdienstes Köln. Seit Juli 2014 ist sie Kuratorin für Bildende Kunst und Design, Grafik und Plakat am Museum für Angewandte Kunst in Köln. Seit 2003 ist sie ehrenamtliches Mitglied der Initiative KRR. rheinform 01/2015 Eine der schönsten und bedeutendsten Parkanlagen Kölns liegt ausgerechnet auf der „Schäl Sick“, genauer gesagt in KölnStammheim. Hierhin verschlägt es selten die Kölner aus dem Linksrheinischen. Wenn sich jedoch Besucher zum ersten Mal im Schlosspark blicken lassen, zeigen sie sich stets begeistert: Die malerische Gartenanlage liegt direkt am Rhein und breitet sich auf über 80.000 m² aus. Der reichhaltige Baumbestand mit einheimischen und exotischen Hölzern ist meist sogar noch älter als der Park selbst. Baumriesen im Alter von über 200 Jahren wurzeln schon seit den 1830er Jahren entlang der verschlungenen Wege und auf den großzügig angelegten Rasenflächen. Der bekannteste rheinischwestfälische Gartenarchitekt, Maximilian Friedrich Weyhe (1775–1846), legte dieses Kleinod für Franz Egon zu FürstenbergStammheim (1797–1859) nach dem Vorbild des „Englischen Gartens“ an. Doch ist dies nicht die einzige Attraktion: Der Schlosspark besticht auch durch das Miteinander von Kunst und Natur. Seit über 14 Jahren dient die Gartenanlage als Präsentationsfläche von zeitgenössischer Kunst. Rund 60 Skulpturen und Plastiken können von den Besucherinnen und Besuchern entdeckt werden. Dabei ist das „Entdecken“ durchaus wörtlich zu verstehen, denn viele der Arbeiten drängen sich nicht in Größe oder Positionierung auf, sie gehen vielmehr eine Symbiose mit der gestalteten Natur oder den Baummonumenten ein. Vielfach lohnt es sich, den Blick zu heben und in das Geäst der Gehölze oder an eine verborgene Mauer zu schauen, um dann beispielsweise aus der Form geratene Parkbänke, keramische „Schutzschilde“, hängende Metallplastiken oder im Boden markierte Formationen zu erschauen (Bild 1). Oder auch zu ertasten, denn im Gegensatz zu vielen anderen Skulpturenparks möchte das Ausstellungsteam der Initiative KulturRaumRechtsrhein (KRR) im Schlosspark Bild 1: Lebens-Baum der Künstlergruppe Foerst, Herterich & Kaiser (© Bildarchiv KRR) bewusst Berührungsängste vermeiden. Jeder Gast im Park – seien es Anwohner oder Erholungssuchende von weiter her – soll mit diskutieren können. Doch zunächst ein Blick zurück auf die Anfänge des Projekts: Nach einer wechselvollen Geschichte des Parks im 20. Jahrhundert liefen 2001 bestehende Nutzungsverträge mit der Stadt Köln – die seit 1983 erneut Besitzerin der Anlage ist – aus. In dieser Situation gründeten Künstlerinnen und Künstler sowie Kaufleute und historisch interessierte Anwohner aus Stammheim und Flittard die Initiative KRR, um den historischen Schlosspark mit neuem Leben zu erfüllen. Dies war die Geburtsstunde des bis heute aktiven, ehrenamtlich arbeitenden Organisationsteams der jährlich wechselnden Skulpturenausstellung. Im Jahr 2002 realisierte die Gruppe die erste Ausstellung unter dem Titel „Rheinblicke-Einblicke“ mit Skulpturen, Objekten und Installationen, Dr. Romana Breuer | Schlosspark Stammheim | Seite 22 bis 24 Fachartikel rheinform 23 Bild 2: Aus dem Eröffnungsprogramm, die Musikgruppe CologneCajon Connection. (© Bildarchiv KRR) die ein sehr großer Publikumserfolg war. Eingeladen hatte das Team vornehmlich bildende Künstlerinnen und Künstler aus der rechtsrheinischen Region. Ein großes Anliegen der KRR war und ist, die kulturelle Vielfalt auf dieser Rheinseite in das Bewusstsein der Bevölkerung zurückzubringen sowie jungen, weniger bekannten Kunstschaffenden eine attraktive Präsentationsfläche der eigenen Arbeiten zu bieten. Das Konzept funktionierte – und funktioniert so gut, dass mit jedem Jahr, mit jeder Ausstellung das Projekt bekannter wurde und sogar mehrfach jurierte Kunstpreise („Kunstpreis Schlosspark“) an die jeweils drei besten neuen Werke einer Ausstellungsstaffel vergeben werden konnten. Mittlerweile hat der Skulpturenpark längst seine regionalen Grenzen verlassen: Kunstschaffende aus ganz Deutschland, aus der Schweiz, den Niederlanden und den USA sind mit ihren Werken im Park vertreten. Die jährliche Neupräsentation, die jeweils am Pfingstsonntag und -montag mit reichhaltigem Rahmenprogramm, kostenlosen Führungen, Künstlergesprächen, Musik und Performances gefeiert wird, sorgt nicht für eine Überfüllung des Parks (Bild 2). Grundsätzlich stellen die Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten für ein Jahr zur Verfügung – es sei denn, es handelt sich um eine temporäre Installation, die von der Natur im Laufe des Jahres wieder zurückerobert wird. Es gibt aber auch einige wenige Arbeiten, die so eng mit dem Dr. Romana Breuer | Schlosspark Stammheim Park verbunden sind, dass sie dauerhaft verbleiben – so z. B. das „Schloss mit Grafenpaar“ von Herbert Labusga (2002), die „Remnants“ („Überbleibsel“) von Linda Cunningham (1997/2005) oder auch die „Gräfin zu Fuß“/ „Hundemeute“ von Gilbert Flöck (2012/2013). In der kuratorischen Praxis wirbt die Initiative Ende eines jeden Jahres/zu Beginn des neuen Jahres durch Ausschreibung in einschlägigen Kunstzeitschriften sowie im Internet neue Bewerbungen für die Ausstellung im Park ein. Inhaltlich wird dann im Auswahlverfahren besonderes Augenmerk auf den Bezug zum Schlosspark (Geschichte des Parks inklusive der Initiatoren im 19. Jahrhundert, Nähe zum Rhein, Baumbestand, Flora und Fauna) sowie auf die Beschaffenheit des möglichen Ausstellungsobjekts (weitgehende Witterungsund Vandalismusbeständigkeit) gelegt. Künstlerische Professionalität ist natürlich Voraussetzung für eine Bewerbung. Um dem Publikum die jeweilige Neupräsentation möglichst eng an der Intention der Künstlerinnen und Künstler zu vermitteln, realisiert die KRR jeweils einen Ausstellungsbegleiter mit Kurztexten, so dass sich jeder individuell im Park bewegen kann und „trotzdem“ etwas über die Exponate erfährt. Besonderen Zuspruch erhalten in diesem Kontext die kostenlosen Führungen zu Pfingsten, bei denen auch die anwesenden Künstler nach Möglichkeit eingebunden werden. Und wer den Park mit seiner rheinform 01/2015 24 rheinform Präsentation auch unabhängig von den Pfingsttagen mit entsprechenden Erläuterungen genießen möchte, der kann eine Gruppenführung bei einer der an der Initiative beteiligten Kunsthistorikerinnen buchen. Dieses Angebot verzeichnet ebenfalls wachsenden Zuspruch (Bild 3). Das Projekt „Schlosspark Stammheim“ ist nur möglich durch das Engagement Vieler: durch das Herzblut der ehrenamtlich tätigen Gruppenmitglieder, durch die Unterstützung der Stadt Köln – insbesondere dem Fachbereich Landschaftspflege und Grünflächen, der die Pflege der Gartenanlage sicherstellt, durch die Sponsoren und Unterstützer – und immer wieder durch das Vertrauen der Künstlerinnen und Künstler, die ihre Arbeiten zur Verfügung stellen. Der Initiative liegt es sehr am Herzen, hier weitere Sponsoren zu finden, die die Situation der Künstler verbessern helfen – durch Sachmittel, durch Finanzen, durch technische Unterstützung beim Aufbau. Der Lohn des Ganzen ist ein einmaliger Skulpturenpark, eine historische Parkanlage mit unaufdringlich sich einpassenden Skulpturen, Plastiken und Objekten, der ganzjährig und ganztägig bei freiem Eintritt für jeden geöffnet ist. Kunst und Natur zum Anfassen und Begreifen. Fachartikel INFORMATION Schlosspark Stammheim Stammheimer Hauptstr. 67 51061 Köln Web: www.schlossparkstammheim.com Bild 3: Kostenlose Führungen zum Thema Kunst natürlich! an den Eröffnungstagen. (© Bildarchiv KRR) rheinform 01/2015 Dr. Romana Breuer | Schlosspark Stammheim rheinschrift 25 Fachartikel Das SEEWERK in Moers Privatinitiative und Forum für zeitgenössische Kunst Claudia Rinke Idyllisch im Grünen, direkt am Silbersee, liegt das Gelände der ehemaligen DujardinFabrik in Moers-Kapellen. In diesem Zweigwerk der Weinbrandbrennerei wurden bis in die 1970er Jahre hinein Spirituosen produziert und eingelagert. Heute befinden sich in den ehemaligen Fabrikgebäuden Ateliers, Werkstätten und Büroräume, die zusammen die Kreativgemeinschaft „das SEEWERK“ bilden. Mit einfühlsamen Umbaumaßnahmen, welche die architektonischen Besonderheiten der Fabrikgebäude und des Geländes erhielten, ist hier eine Mischung aus Gewerbegebiet und Kunstpark entstanden. Die alten Produktionsanlagen wurden ausgebaut und durch industriell, puristisch gehaltene Inneneinrichtungen ersetzt. Auf dem ca. 15.000 m² großen, parkähnlichen Grundstück befinden sich neben altem Baumbestand auch zahlreiche Außenskulpturen namhafter Künstlerinnen und Künstler, die im Laufe der Jahre dort entstanden oder vom SEEWERK-Team in Zusammenarbeit mit den Künstlern installiert wurden. Die jährliche SEEWERK Ausstellung im Neben kleineren Einzelausstellungen findet seit 2005 jährlich eine große Kunstschau mit Beteiligung regionaler und internationaler Künstler im SEEWERK statt. Angefangen hat dies mit einer privaten Feier des SEEWERK-Teams, zu der einige befreundete Kunstschaffende eingeladen wurden, ihre Werke auf dem Gelände aufzustellen. Die Resonanz der Besucher auf die ausgestellte Kunst in diesem besonderem Ambiente war so groß, dass spontan die Idee entstand, hieraus eine eigene Kunstausstellung zu entwickeln, die der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Die zweite Ausstellung wurde zu einem außergewöhnlichen Erfolg mit großem Publikumsinteresse. Dies bestärkte das Team um Angelika Petri und Frank Merks, daraus eine jährliche Veranstaltung zu entwickeln. Jedes Jahr im Sommer lädt das SEEWERK zu einer Kunstaustellung und daran anschließenden Veranstaltungen ein. Dabei beschränken sich die Ausstellungen nicht auf eine bestimmte Kunstrichtung oder Gattung, sondern zeigen ein breites Spektrum arrivierter sowie junger zeitgenössischer Kunst. Eine enge Verbindung zur Kunstakademie Düsseldorf zeigt sich hierbei nicht nur in den Kernausstellungen von emeritierten Akademieprofessoren wie Irmin Kamp (2008) oder Christian Megert (2009), sondern insbesondere auch in Gemeinschaftsausstellungen und -projekten von Akademieklassen und ehemaligen Studierenden. So wurde im Jahr 2008 eine dauerhafte Installation der letzten Klasse des damals kürzlich verstorbenen Jörg Immendorff realisiert. Die jungen Künstlerinnen und Künstler gestalteten mit Unterstützung eines Industrieherstellers den Fußboden der Innenräume in einigen Gebäudeteilen neu. Mit Hilfe einer speziellen Bodenbeschichtung entstanden nicht nur ein neuer, für die Ausstellungen optimal nutzbarer Boden, sondern auch künstlerische „Lichtbilder“. Die sonst flüchtigen Momente der Reflektion von Scheinwerferlicht oder Sonnenstahlen auf der Fußbodenfläche wurden von den Künstlern dauerhaft festgehalten und bilden einen subtilen künstlerischen Eingriff ohne den industriellen Charakter der Räume zu zerstören. 2009 zeigte das SEEWERK die Ausstellung „POSITIONEN 09“ mit 47 internationalen Beteiligten, die alle Meisterschüler Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers | Seite 25 bis 28 Claudia Rinke ist Kunsthistorikerin aus Bochum. Sie studierte Kunstgeschichte, Gender Studies und Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum und hat sich auf die Bereiche der zeitgenössischen Kunst, Fotografietheorie und des Ausstellungsmanagements spezialisiert. Neben ihrer Tätigkeit für die Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum/Sammlung Moderne arbeitet sie als freie Kuratorin, Autorin und Projektassistentin u.a. für den Westdeutschen Künstlerbund e.V., für das Kunstmuseum Bochum und den Kunstverein „galerie januar – Verein zur Förderung junger Kunst e.V“, in deren Vorstand sie ebenfalls aktiv ist. rheinform 01/2015 26 rheinschrift Fachartikel Bild 1: Christian Megert „Wasserspiegel“, im Hintergrund Markus Ambach „Ersatzbiotop“ (© das SEEWERK) von Christian Megert an der Kunstakademie Düsseldorf waren und von ihm zu dieser Gemeinschaftsausstellung eingeladen wurden. In den Ausstellungshallen, auf dem gesamten Gelände sowie auf dem See zeigten diese Malerei, Skulpturen, Installationen und Performances (Bild 1). Markus Ambachs Projekt „Ersatzbiotop“ realisierte gleichzeitig die auf einige Jahre angelegte Revitalisierung des Silbersees. Bei der Auswahl der Künstlerpositionen verlassen sich die Initiatoren Angelika Petri und Frank Merks auf ihren Qualitätssinn, ihre Intuition und ihr großes Netzwerk innerhalb der Kunstszene im Rheinland. Bei der Auswahl der in der Region verwurzelten Künstlerinnen und Künstler mit überregionaler und internationaler Bekanntheit legt das SEEWERK-Team Wert auf anerkannte Qualität. Die ausstellenden Künstler werden nach Besichtigung ihrer Werke in den Ateliers ausgesucht. Innerhalb des außergewöhnlichen Umfeldes des SEEWERKs soll dem Publikum ein abwechslungsreiches Angebot an aktueller Kunst präsentiert und ein Zusammentreffen von Kunstschaffenden und Kunstinteressierten in entspannter Atmosphäre ermöglicht werden. Im Vorwort zum Katalog der Ausstellung 2010 äußern sich die beiden Hauptinitiatoren zu ihrem Engagement folgendermaßen: „Das SEEWERK ist mehr als einfach nur ein Ausstellungsort. Es ist ein auch freies Experimentierfeld, das Künstlern die Möglichkeit bietet, ihre Ideen unbeeinflusst und frei von fremden Vorgaben vor Ort zu realisieren. […] Der sichtbare Entwicklungsprozess der rheinform 01/2015 entstehenden Kunstwerke bietet Besuchern die spannende Gelegenheit, nicht nur die fertige Arbeit zu betrachten, sondern auch an ihrer Entstehung hautnah teilzuhaben. Ideen nehmen Gestalt an und finden, wenn alles gut geht, am Ende ein begeistertes Publikum.“1 Projekte auf der Kulturinsel Nepix Kull im Schlosspark Moers Seit 2008 realisiert das SEEWERK in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Moers jährlich ein Kunstwerk auf der Kulturinsel Nepix Kull im Moerser Schlosspark. Jedes Jahr wird ein Künstler, eine Künstlerin oder Künstlergruppe eingeladen, sich mit diesem Ort auseinanderzusetzen und eine Arbeit zu verwirklichen, die über mehrere Wochen im öffentlichen Raum zu sehen ist. Der Moerser Schlosspark liegt innerhalb der historischen oranischen Befestigungsanlage, die sich aus der Grundstruktur des Parks und des Verlaufes des ihn umgrenzenden Moersbaches ablesen lässt. Die Kulturinsel Nepix Kull besitzt einen – für diese Wallanlagen typischen – dreieckigen Grundriss und befindet sich am äußeren südlichen Ende des Parks. Mit einer Grundfläche von rund 2.500 m² wurde sie u.a. in der Vergangenheit von der Stadtbevölkerung zum Wäschebleichen genutzt. Der Boden der Insel ist leicht nach hinten ansteigend, und außer einem einzelnen, mittig angeordneten Baum besteht die Bepflanzung aus Gras, sodass hier Kunstwerke auf freier Fläche präsentiert werden und Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers Fachartikel rheinschrift 27 Bild 2: Keisuke Matsuura „Weisse Nepix“ (© das SEEWERK) Spaziergänger, auf ihrem Weg rund um den Park, diese aus verschiedenen Perspektiven ungestört betrachten können (Bild 2). In der Auswahl der künstlerischen Positionen für die bisher realisierten sieben Projekte zeigt sich auch hier die Verbundenheit des SEEWERKs mit der Kunstakademie Düsseldorf – mit einer Ausnahme sind alle Künstlerinnen und Künstler Absolventen dieser Hochschule. Sie alle leben und arbeiten im Rheinland. Folgende Projekte wurden bis 2014 realisiert: Anne-Katrin Puchner – Fleur Stoecklin – Thomas Woll „Nepix Landromat“ (2008); Keisuke Matsuura „Weiße Nepix“ (2009); Anatol Herzfeld „Inselparlament“ (2010); Lena Kuntze „Wildernde Matrix“ (2011); Takako Saito „Musikschachspiel Nr. 1 und 2“ (2012); Gabrielle Fekete „Fanal gegen das Leid“ (2013) und Ahmed Ibrahim „Ouroborus – Fluss des Lebens“ (2014). Jedes dieser Projekte setzte sich auf ganz spezielle Art und Weise mit der Umgebung und der Vergangenheit dieses Ortes auseinander. Skulpturenpark und Kunstproduktion vor Ort Das SEEWERK Moers ist nicht nur eine Institution für temporäre Ausstellungen, sondern auch ein Ort der aktiven Kunstproduktion. Seit mehreren Jahren betreibt der Bildhauer Anatol Herzfeld hier eine Werkstatt – neben seiner Werkstatt auf der Museumsinsel Hombroich – und präsentiert seine Arbeiten auf dem Gelände. In dem ausgebauten Obergeschoss eines Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers Gebäudes – das der Künstler regelmäßig neu gestaltet – sind rund 100 Arbeiten von Anatol Herzfeld zu sehen, die sein gesamtes künstlerisches Schaffen repräsentieren. Neben Relikten aus Aktionen finden sich hier auch Zeichnungen, Collagen und Skulpturen. Auf dem Gelände befinden sich weitere große Installationen des Künstlers wie etwa die „Wachstation des Denkens gegen illegale Gewalt“ von 1992, eine Arbeit die zur IX. documenta in Kassel entstanden ist, und „Apocalypse 78“ von 1978. Zu den jährlichen Ausstellungen des SEEWERKs hat Anatol Herzfeld immer wieder neue Arbeiten angefertigt, die ebenfalls dauerhaft zu besichtigen sind. Unter anderem finden sich hier: „Seewerk Demokratie“ von 2010, „Schmetterlingsmann“ von 2011 sowie die Stahlstatue „Kemal Atatürk“ von 2014. Auch andere Künstlerinnen und Künstler haben zu den jährlichen Ausstellungen Arbeiten realisiert, die dauerhaft gezeigt werden. Zu sehen sind u.a.: Liz Bachhuber „Car Ferry“, Christian Megert „Wasserspiegel“; Mikyung Pae gestaltete mit „1+1= ?“ eine Giebelwand; Danielle Riede „Seewurm“; das überdimensionale Rednerpult von Dragan Lovrinovic und eine dreidimensionale Skulptur von Günter Stangelmayer. Von Kai Rheineck ist auf dem weiteren Gelände die Arbeit „Bauten des ruhenden Verkehrs“ zu sehen und Gabriella Fekete zeigt hier ihre Arbeiten „Fanal gegen das Leid“, die 2013 für die Kulturinsel Nepix Kull entstand, sowie die Installationen „wir“, „Nachbar“, und „Leben = Falle“. rheinform 01/2015 28 rheinschrift Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Plastiken der Düsseldorfer Bildhauerin und ehemaligen Kunstakademieprofessorin und -leiterin Irmin Kamp. Fünfzehn ihrer großen Arbeiten, die meist aus Polyester oder ähnlichen Materialien gefertigt sind, wurden 2008 auf dem Gelände des SEEWERKs präsentiert (Bild 3). Irmin Kamps abstrakte Formensprache steht im starken Kontrast zu den wilden organischen Formen der Natur, ergänzen sich aber auch gegenseitig zu einer „eigenwillige(n), fast poppige(n) Landschaftsarchitektur“2. Die Künstlerin Kamp bedient sich der Formensprache der Natur und reduziert diese fast bis zur Unkenntlichkeit und baut ihre Plastiken in strenger Reihung auf. Damit sind diese Arbeiten geradezu dafür geschaffen, in der Natur präsentiert zu werden und entfalten erst hier ihre subversive Kraft. Als Ausstellungsorte nutzt sie freie Grünflächen, ihre Arbeiten ranken sich aber auch neben den Bäumen im Park empor und verschmelzen mit dem Geäst. Insbesondere hervorzuheben ist die Installation der fünf „Zwiebeltürme“ im Silbersee. Die weißen, spitzzulaufenden, riesigen Kugeln scheinen schwerelos auf der Wasseroberfläche des Sees zu schweben. Mit Unterstützung des LVR werden in diesem Jahr auf einem weiteren Gelände die ersten zwei Plastiken („Trees“, 1970 und „Black Mushrooms“, 1974) von Irmin Kamp dauerhaft aufgebaut und bilden den Fachartikel INFORMATION SEEWERK Skulpturenpark e.V. Silberseeweg 1a 47447 Moers Tel.: 02841 886878 Mail: [email protected] Web: www.das-seewerk.de Grundstock eines eigenen Kampschen Skulpturenparks am Silbersee. Das SEEWERK in Moers ist kein Ort des Stillstands und der stillen Präsentation von Kunst. Es ist ein aktiver Ort der Kunstproduktion und des Austausches. Mit den jährlichen Ausstellungsaktivitäten und der ständigen Erweiterung des Skulpturenparks und der Arbeiten auf dem gesamten Gelände wird dieser aus privater Initiative geschaffene und betriebene Kunstort weiterentwickelt. Anmerkungen 1 2 Angelika Petri/Frank Merks: „Vorwort“, in: Seewerk 2010, Ausst.-Kat., Hrsg. „das SEEWERK“, Moers, o.J., S. 8. Helga Meister: „Der Schatz am Silbersee. Irmin Kamp – Ein Porträt von Helga Meister“, in: Irmin Kamp – Plastiken am Silbersee, Ausst.-Kat. „das SEEWERK“, Moers 2008, S. 11. Bild 3: Irmin Kamp „Black Turtles“ (© das SEEWERK) rheinform 01/2015 Claudia Rinke | Das SEEWERK in Moers rheinblick 29 Museumsportraits Das Museum neu denken Zur Wiedereröffnung des Clemens Sels Museums Neuss Dr. Uta Husmeier-Schirlitz Die Position stärken des Museums Am 15. Oktober 2013 begannen in dem 1975 eröffneten, von Harald Deilmann entworfenen Clemens Sels Museum Neuss umfangreiche Sanierungsmaßnahmen. Während der Schließungszeit wurden unabhängig von den baulichen Maßnahmen zahlreiche Neuerungen erarbeitet, welche zukünftig die Attraktivität des Hauses für die Besucher entscheidend steigern sollen (Bild 1). In Deutschland gibt es über 6.000 Museen. Nordrhein-Westfalen besitzt eine der höchsten Museumsdichten, und insbesondere der Standort Neuss bietet, flankiert von Düsseldorf und Köln, der hiesigen Bevölkerung ein breites Spektrum an kulturellen Angeboten. Trotz dieser Vielfalt ist das Clemens Sels Museum Neuss einzigartig – aufgrund seiner Sammlung. Es ist ein modernes Mehrspartenhaus mit dem Schwerpunkt Kunst. Als einziges Haus in Deutschland besitzt das Museum vier Werke von Gustave Moreau, dem Vater des Symbolismus, Lehrer der späteren Fauves und Vorbild der Surrealisten. Dieser Meilenstein der Sammlung wird ergänzt durch einen umfangreichen Bestand zur Kunst des Bild 1: Clemens Sels Museum Neuss, 2014 (© Clemens Sels Museum Neuss, Fotograf: Martin Langenberg) Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken | Seite 29 bis 33 rheinform 01/2015 30 rheinblick Bild 2: Gustave Moreau, Der Abend, 1887, Aquarell auf Papier, Clemens Sels Museum Neuss Museumsportraits fast vollständig ausgegrabenes römisches Legionslager. Dementsprechend befinden sich im Museum zahlreiche Neusser Funde, die einen besonderen Blick auf die frühe römische Geschichte des Rheinlandes ermöglichen. Die Position des Museums zu stärken, heißt, die Sammlung hervorzuheben, ihre Einzigartigkeit zu betonen und für die Besucher wahrnehmbar zu machen. Dies ist das zentrale Anliegen der Neupräsentation zur Wiedereröffnung des Hauses 2015. (© Clemens Sels Museum Neuss, Fotograf: Carsten Gliese) Präsentation der Spitzenstücke Symbolismus von internationalem Rang. Darüber hinaus bildet die Sammlung zum „Rheinischen Expressionismus“ einen weiteren wichtigen Schwerpunkt des Hauses. So befinden sich beispielsweise herausragende Werke von Heinrich Campendonk in der Sammlung. Mit dem Aquarell „Kandern IV“ von August Macke besitzt das Museum sogar die womöglich letzte Arbeit des Künstlers, der bereits 1914 als Soldat im Ersten Weltkrieg fiel. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Sammlung zur Kunst der Naiven, die neben der Sammlung von Charlotte Zander zu den wichtigsten in Deutschland zählt. Seit den 1980er Jahren sammelt das Clemens Sels Museum Neuss ebenso Werke der Farbmalerei von internationaler Bedeutung. Der über 5.000 Objekte umfassende Bestand der populären Druckgrafik ist seit 2010 in einer Dependance, dem sogenannten Feld-Haus, angesiedelt und bildet einen wichtigen Brückenschlag zwischen der kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlung des Hauses. Auch dieser Schwerpunkt ist ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Museumslandschaft in Nordrhein-Westfalen. Neben diesen gewichtigen Beständen darf der stadt- und kulturgeschichtliche Bereich des Museums nicht vergessen werden. Denn Neuss gehört zu den ältesten Städten in Deutschland und verfügt als einzige Stadt in Europa über ein rheinform 01/2015 Das Clemens Sels Museum Neuss verfügt über eine ganze Reihe von hochkarätigen Meisterwerken. Einige konnten aufgrund ihrer Fragilität bisher nur sehr selten und nur für einen kurzen Zeitraum gezeigt werden. Dazu gehören vor allem die beiden hervorragenden Aquarelle „Der Abend“ (Bild 2) und „Die Sphinx“ von Gustave Moreau und das bereits erwähnte Blatt „Kandern IV“ von August Macke. Durch speziell für diese Werke angefertigte Klimavitrinen in Verbindung mit der neu installierten LED-Beleuchtung im Haus wird es künftig möglich sein, diese Werke über einen längeren Zeitraum der Öffentlichkeit zu präsentieren. Auch die drei Hinterglasbilder von Heinrich Campendonk stellen einen besonders fragilen Schatz des Hauses dar. Während der Schließung hat das Clemens Sels Museum Neuss an einem Forschungsprojekt zu den Hinterglasbildern Campendonks und des „Blauen Reiters“ teilgenommen, welches vom Dörner Institut in München begleitet wurde und in der Restaurierung der drei Werke durch eine ausgewiesene Spezialistin für Hinterglasmalerei mündete. Zur Wiedereröffnung erstrahlen die Werke nun in ihrem nahezu ursprünglichen Glanz. Raus aus dem Depot Aus brandschutztechnischen Gründen musste die Fachbibliothek des Museums an bisheriger Stelle geräumt werden. Dadurch steht jetzt ein weiterer, rund 100 m² großer Ausstellungsraum im ersten Obergeschoss des Deilmannbaues zur Verfügung. Dieser bietet nun die Möglichkeit, die Kunst der Naiven, die in den letzten Jahren nur in Wechselausstellungen gezeigt werden konnte, dauerhaft in die Sammlungspräsentation Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken Museumsportraits rheinblick Bild 3: Séraphine Louis, Kirschen und gelbe Blätter, um 1930, Öl auf Leinwand, Clemens Sels Museum Neuss zu integrieren. Von den fast 500 Gemälden und über 250 Skulpturen wird eine repräsentative Auswahl zu sehen sein. Weitere Stücke und Ensembles werden das Depot verlassen, um das Museumsprofil zu schärfen (Bild 3). (© Clemens Sels Museum Neuss, Fotograf: Jörg Schanze) Individualität versus Einheitlichkeit An die Neupräsentation eines Mehrspartenhauses werden besondere Anforderungen gestellt, da die verschiedenen Sammlungsbereiche aufgrund der großen Objektvielfalt sehr unterschiedliche Ansprüche an die Präsentation stellen. Daher ist es besonders wichtig, eine Balance zwischen Individualität und Einheitlichkeit zu finden. Dies gilt sowohl für die Gestaltung der Räume als auch für die Präsentation der Objekte. Daher wurde für das gesamte Haus ein Farbkonzept entworfen, welches die einzelnen Sammlungsbereiche klar voneinander unterscheidet. Die Farbwahl wurde spezifisch auf die künftig gezeigten Objekte abgestimmt. Ein einheitliches Erscheinungsbild der verschiedenen Ausstellungsetagen wird durch eine übereinstimmende Typografie erreicht, die für die Wandtexte ebenso wie etwa für die Objektbeschriftungen verwendet wird. Dadurch wird die Zusammengehörigkeit der Sammlung durch alle Sparten hindurch demonstriert. Ebenso wurde ein demontierbares Vitrinensystem entwickelt, welches in allen Bereichen eingesetzt werden kann. Allein die Innenausstattung der Vitrinen folgt den individuellen Bedürfnissen der jeweiligen Abteilung. Für alle Sammlungsbereiche gleichermaßen von Bedeutung ist die Vertiefung der Betrachtung durch zusätzliche Interaktion. Daher wurde insbesondere für die Zielgruppe der Kinder ein modulares System für die sogenannten „Aktionswürfel“ entwickelt, die an verschiedenen Stellen in den Ausstellungsräumen zur Verfügung stehen. Anhand der „Aktionswürfel“ können einzelne Aspekte der vielfältigen Themen in Kunst- und Kulturgeschichte vertieft werden. Das Ziel dieses Angebotes besteht darin, neben der visuellen Wahrnehmung auch weitere Sinne wie die Haptik anzusprechen, um eine intensivere Annäherung an vorgestellte Themen und ausgestellte Exponate zu erreichen. Um die kreative Auseinandersetzung mit der Sammlung zu fördern, gibt es im Deilmannbau darüber hinaus einen Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken 31 eigenen Seminarraum. Dieser wurde in der Zeit der Schließung neu konzipiert und neu gestaltet. Die Besucherinnen und Besucher willkommen heißen Der erste Eindruck, den der Besucher beim Betreten des Museumsgebäudes erhält, ist von entscheidender Bedeutung. Oftmals beeinflusst dieser nachhaltig, ob der Besucher den Aufenthalt als positiv oder negativ in Erinnerung behält. Daher ist es besonders wichtig, einen offenen und freundlichen Eindruck im Entrée-Bereich zu erreichen. Dies stellt unter den architektonischen Gegebenheiten des Deilmannbaues eine besondere Herausforderung dar. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der gesamte Eingangsbereich neu gestaltet. In dem innovativen Design der Informationstheke, des Shops und der angrenzenden Cafeteria spiegelt sich die Absicht wider, dem Besucher ein angemessenes und zeitgemäßes Ambiente und Serviceangebot anzubieten. Neues Publikum gewinnen Im Zeitalter der digitalen Medien hat sich der Anspruch der Besucher auf die Verfügbarkeit von Informationen von 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr als Standard etabliert. Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden, ist eine attraktive Website für ein Museum unverzichtbar. Denn diese fungiert als Visitenkarte des Hauses und ist zugleich ein wichtiger Faktor für die Entscheidung, rheinform 01/2015 32 rheinblick ob ein angedachter Museumsbesuch realisiert wird. Als Resultat der intensiven Auseinandersetzung mit der Außenwirkung des Clemens Sels Museums Neuss wurde ein neues Corporate Design entworfen, welches noch vor der Wiedereröffnung des Museums vorgestellt wird. Auch eine neukonzipierte und neugestaltete Homepage wird bereits zuvor online gehen, um ein breites Publikum auf das kommende Ereignis der Wiedereröffnung, die neuen Ausstellungen und zahlreichen neuen Angebote aufmerksam zu machen. Die neue digitale Welt übt sowohl auf die Kunst als auch auf das Format Museum einen weitreichenden Einfluss aus. Die Beschäftigung mit den sich daraus entwickelnden Veränderungen ist ein virulentes Thema, dem im Clemens Sels Museum Neuss ein adäquater Raum eingeräumt wird. Daher eröffnet das Haus parallel zur Dauerpräsentation die Wechselausstellung „re:set. Abstract painting in a digital world“, um die komplexen Einflüsse nachzuzeichnen, die die digitalen Welten auf die aktuelle Kunstproduktion ausüben. Den Fragestellungen, welche die neuen Medien an die Präsentationsformen und -möglichkeiten von Kunst stellen, wird ebenso im Rahmen eines innovativen Projektes nachgegangen. Unter dem Titel „Freiland“ entsteht ein virtueller Ausstellungsraum, der die Funktionsweisen und Strukturen des Internets untersucht und dabei offenlegt, wie die digitale Transformation und Präsentation von Exponaten im Internet die Wahrnehmung gegenüber der musealen Ausstellung verändert. Vor dem Hintergrund des großen Interesses an den neuen Medien sollen beide Projekte dazu dienen, die Attraktivität des Clemens Sels Museums Neuss gerade für die junge Generation entscheidend zu verbessern. Auch die Kunst des Symbolismus mit ihren surrealen Zügen wird zeitgenössisch interpretiert. Die in Berlin lebende Künstlerin Barbara Breitenfellner entwickelt in der Auseinandersetzung mit der hauseigenen Sammlung eine künstlerische Intervention vor Ort. Dieses Projekt ist Teil der dezentralen Ausstellungsinitiative „25/25/25“ der Kunststiftung NRW, deren Jury das Clemens Sels Museum Neuss in Anerkennung seiner bisher geleisteten Arbeit als Ausstellungsort ausgewählt hat. 2012 feierte das Haus sein 100-jähriges Jubiläum. Die zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen lockten ein rheinform 01/2015 Museumsportraits zunehmend internationales Publikum an. Um dem Interesse der auswärtigen Gäste adäquat zu begegnen, erfolgt im Zuge der Vorbereitungen auf die Wiedereröffnung die durchgängige Einführung der Bilingualität in den Sprachen Deutsch und Englisch. Dies bezieht sich nicht nur auf die bereits erwähnte Website, sondern setzt sich auch im Audio- und Printbereich fort. Das Clemens Sels Museum Neuss verstärkt damit seine Öffnung für ein internationales Publikum und spiegelt seine Reputation auch im Ausland wider. Kunst und Kultur erleben Die lebendige Vermittlung der kunst- und kulturgeschichtlichen Inhalte hat im Clemens Sels Museum Neuss eine lange Tradition. Seit 2010 trägt zusätzlich das Motto „Kunst und Kultur erleben“ zur Positionierung des Hauses als Ort für die erlebnisorientierte Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur bei. Auch in Zukunft liegt ein besonderer Fokus auf der Bereitstellung eines nachhaltigen Vermittlungsangebotes für Einzelbesucher und Gruppen aller Altersstufen. Für den Einzelbesucher ist die erstmalige Einführung eines Audioguides auf Deutsch und Englisch von besonderer Bedeutung. Auch für Kinder wird ein „Gehörgang“ durch das Museum angeboten. Als medienpädagogisches Kooperationsprojekt zwischen dem Schulamt des Rhein-Kreises Neuss und dem Clemens Sels Museum Neuss entstanden hörspielartige Beiträge unter der Beteiligung von mehr als zehn Grundschulen. Nicht nur im Haupthaus, sondern auch in der Dependance, dem Feld-Haus, erwarten die Besucherinnen und Besucher nun medial gestützte Objekterläuterungen. An fünf iPad-Stationen erfährt man Wissenswertes über alle Gattungen der Populären Druckgrafik. Darüber hinaus erscheint auch eine neue Publikation zur Sammlung des Clemens Sels Museums Neuss in einer deutschen und englischen Fassung. Auf mehr als 150 Seiten werden Exponate aus allen Sammlungsbereichen vorgestellt. Um Gruppen die Bestände des Museums näherzubringen, wurden für das klassische Veranstaltungsformat der Führung innovative Varianten erarbeitet. So werden etwa iPad-gestützte Führungen angeboten, bei denen durch das Heranzoomen auf interessante und wichtige Details eines Bildwerkes Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken rheinblick Museumsportraits aufmerksam gemacht wird. Weitere Neuerungen stellen begleitende Rundgänge dar, die etwa „die Bilder zum Sprechen“ oder – wie bereits im Rahmen von Wechselausstellungen bewährt – die Kunstwerke „zum Duften“ bringen. Zusätzlich werden neu konzipierte Veranstaltungen angeboten, die sowohl für Einzelbesucher als auch für Gruppen nutzbar sind. Dabei gilt es, das Erleben der Sammlung unter einem neuen Blickwinkel zu fördern. Dazu gehören u. a. die meditative Betrachtung und Vertiefung in ein Kunstwerk (Bild 4). 33 MUSEUMS-INFO Clemens Sels Museum Neuss Am Obertor 41460 Neuss Tel.: 02131 904141 Mail: [email protected] Web: clemes-sels-museum-neuss.de Bild 4: Volker Wevers, Nova Nova, 2008, Öl auf Leinwand, im Besitz des Künstlers (© Clemens Sels Museum Neuss, Fotograf: Jens Ziehe) Die vielfältigen Neuerungen zur Wiedereröffnung unterstreichen und festigen die Einzigartigkeit des Clemens Sels Museums Neuss innerhalb der Museumslandschaft von Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus. Ab dem 17. Mai 2015 besteht für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich vom neuen Gesamtkonzept des Hauses selbst zu überzeugen. Dr. Uta Husmeier-Schirlitz | Das Museum neu denken rheinform 01/2015 34 rheinblick weitere Museumsportraits Heimatmuseum, Wesel-Bislich Dauerausstellung aktualisiert und erweitert Nachdem das im Weseler Stadtteil Bislich gelegene Museum in zwei Neubauten, mit der Einrichtung eines Rhein-Deich-Museums (im Jahr 2000) und eines Ziegelmuseums (im Jahr 2006), neue Themenausstellungen mit regionalem Bezug setzen konnte, standen in den letzten drei Jahren eine räumliche Ausweitung und völlige Überarbeitung der bisherigen Dauerausstellung im Haupthaus an. Dank großzügiger Unterstützung seitens des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) und der Stadt Wesel konnten wichtige bauliche Voraussetzungen für einen geordneten Museumsbetrieb sowie ein separater Raum für Sonderausstellungen geschaffen werden. Im Eingangsbereich werden die Gäste auf eine Zeitreise mitgenommen. Unter dem Motto „Husch, husch, durch die Bislicher Geschichte“ bieten zwölf Themeneinheiten von der Eiszeit bis in die frühe Neuzeit eine spannende Einführung in die niederrheinische Geschichte unter besonderer Berücksichtigung Bislicher Besonderheiten. Die neugestaltete Dauerausstellung widmet sich dem Dorfleben im 19. und 20. Jahrhundert. Ausgehend von der früher den Alltag prägenden (katholischen) Religion, führt der Rundgang durch die Bereiche „Hauswirtschaft“, „Kindheit und Schule“, „soziale Sicherung und medizinische Versorgung“, „Dorfhandwerk und Landwirtschaft“ bis in die Moderne, als sich nicht zuletzt durch die Elektrifizierung des ländlichen Raumes die Lebensverhältnisse radikal änderten. In der Abteilung „Bislich(er) im Porträt“ rheinform 01/2015 geben Fotos und Gemälde von Personen den in der Dauerausstellung gezeigten Objekten und Lebensumständen konkrete Gesichter. Hier und in anderen Bereichen bieten moderne Touchscreen-Computer die Möglichkeit, sich intensiver mit den jeweiligen Themen zu beschäftigen. Zugleich werden damit die Bestände des Foto- und Textarchivs unmittelbarer zugänglich. Über eine Suchfunktion lassen sich z. B. Totenzettel, Porträtaufnahmen und Fotos von Gebäuden ermitteln. Ausblick: In einem weiteren Schritt werden demnächst die Themeneinheiten „Bislich im Ersten und Zweiten Weltkrieg“, „NS-Zeit“, „Wiederaufbau“, „Eingemeindung und aktuelle Dorfentwicklung“ die Ausstellung bis in das 21. Jahrhundert weiterführen. Heimatmuseum Wesel-Bislich / Peter von Bein MUSEUM www.bislich.de/content/ museum-bislich Burg Rode, Herzogenrath Einrichtung einer Dauerausstellung auf Burg Rode im Rahmen des Projektes „VIA ErlebnisraumRömerstraße“ Die Burg Rode in Herzogenrath ist Schauplatz einer Dauerausstellung im Rahmen des EU-Förderprojektes „VIA Erlebnisraum-Römerstraße“. Die heutige Stadt Herzogenrath, die mit dem benachbarten niederländischen Kerkade die Europastadt „Eurode“ bildet, wird auf den ersten Blick nicht mit der Römerzeit in Verbindung gebracht. Das damalige „Land von s‘ Hertogenrode“ war nachweislich vom ersten bis vierten Jahrhundert in römischer Hand. Am Nivelstein, an dem sich ein Sandsteinbruch befindet, bauten bereits die Römer Buntsandstein ab. Die Bedeutung des Ausstellungsortes für das VIAProjekt ergibt sich aus dem Aspekt der Handels- und Fernstraße aus späterer Perspektive. Die Höhenfeste Burg Rode diente der Sicherung eines neuen Zweiges der alten Römerroute, der Köln mit den wichtigen Handelszentren in Flandern und Brabant verband. Zollburg, Verwaltungssitz, Gericht, Lazarett und Rathaus – Burg Rode hat eine facettenreiche Vergangenheit. Die Ausstellung in den atmosphärischen Gewölberäumen der Burg lädt die Besucher zu einer kleinen Reise in die Geschichte der Burg und des Landes von Rode ein. Sie tauchen ein in die Bau- und Nutzungsgeschichte der Burg Rode, die schaurige Zeit der „Bockreiter“, einer Räuberbande des 18. Jahrhunderts, der inquisitionsähnlichen Justiz der Zeit, und werfen einen Blick zu den niederländischen Nachbarn in der Grenzregion vis á vis von Burg, Abteikomplex Rolduc und der ehemaligen Mühle der Abtei, der Baalsbrugger Mühle. Durch die Erschließung des Außenbereiches können die Besuchenden an markanten Außenpunkten in die Stadt und die Region wie durch ein Zeitfenster schauen. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Burg-Cafés in den Monaten April–Oktober jeweils Sa. & So. von 14:00–18:00 Uhr zugänglich. Bitte wenden Sie sich an das Personal des Cafés. Außerhalb dieser Öffnungszeiten ist ein Besuch für Gruppen nach Terminabsprache möglich. Burg Rode / Ingo Klein MUSEUM www.burgrode.de weitere Museumsportraits | Seite 34 bis 37 rheinblick weitere Museumsportraits Museum Abteiberg, Mönchengladbach Neue Präsentation der Sammlung Weite Teile der Kunstsammlung des Museums Abteiberg präsentieren sich seit dem 26. Oktober 2014 in deutlich veränderter Form. Unter der Regie von Oberkustodin Dr. Hannelore Kersting entstanden teils unkonventionelle Konstellationen, von denen nicht alle in Lehrbüchern stehen mögen, die aber nicht zuletzt deshalb eine erfrischend andersartige Sicht auf Kunstwerke und Architektur eröffnen. Neben Neuerwerbungen der jüngeren Vergangenheit etwa von Thomas Houseago, Rita McBride oder Andreas Siekmann sind auch zahlreiche ältere Werke des Bestandes neu zu entdecken, von denen viele nach längerer Zeit erstmals wieder öffentlich zu sehen sind. Dabei hat sich unter anderem der Charakter der nunmehr Licht durchfluteten, weitläufigen Gartenebene deutlich verändert. Eine neue Anordnung der variablen Wände schafft nunmehr eine luftige und leichte Raumsituation voller Blickachsen und vielfältiger Korrespondenzen, die auf die Auswahl und Zusammenstellung der Exponate Bezug nehmen. Nicht zuletzt auch die quadratischen Räume mit Werken der Expressionisten und der Konstruktivisten zeigen sich in neuem Licht, so wie auch die Auswahl der Fotografien von Man Ray erweitert wurde. Dies sind nur einige wenige der vielen Neuerungen in der aktuellen Präsentation der Sammlung, in der bis auf weiteres lange nicht mehr oder noch nie gezeigte Werke von Roni Horn, Morgan Fisher, Sigmar Polke, Richard Serra, Robert Ryman, Joseph Marioni, Rebecca Quaytman, Hans-Peter Webel, Thomas Rentmeister, Isa Genzken, David Shrigley, Richard Tuttle, Henrik Olesen, Jochen Gerz und viele andere mehr zu sehen sind. Museum Abteiberg / Dr. Hannelore Kersting MUSEUM www.museum-abteiberg.de Deutsches RöntgenMuseum, Remscheid Fortschritt durch Spezialisierung – Röntgentechnik im 20. Jahrhundert: Das neue Schauarchiv Das Deutsche Röntgen-Museum beherbergt eine in der Welt einmalige Sammlung von Exponaten zur Erforschung und Anwendung von Röntgenstrahlen. Unterstützt von der NRW-Stiftung und in enger Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland wurde ein neues Ausstellungskonzept entwickelt, das es Besuchern möglich macht, einen Blick in die faszinierende Vielfalt dieser technischen Geräte zu werfen. In einer depotähnlichen Inszenierung wird die Vielfalt und Masse, aber auch besondere Ästhetik der Sammlungsobjekte augenscheinlich. Die historischen, gegenwärtigen und zukünftigen Anwendungen der Röntgenstrahlen sind vielfältig. Sie erstrecken sich vom Mikro- bis zum Makrokosmos. Kleinste Zellstrukturen und Magnetdomänen, Moleküle und Kristalle, Materialien und Werkstoffe, Fossilien und archäologische Funde, Kunstwerke und Mumien, Koffer und Container, Sterne und Galaxien sind einige ihrer Untersuchungsobjekte. Die dazu verwendete Röntgentechnik ist ebenso vielfältig wie hoch technisiert. Sie ist dabei aber keine geradlinige Fortsetzung und automatische Konsequenz technisch-historischer Entwicklungen. Röntgentechnik ist vielmehr auf die unterschiedlichen Anwendungsfelder mit ihren spezifischen Fragestellungen genau abgestimmt. Dabei wird das grundlegende Prinzip der Erzeugung der Strahlung, der Durchleuchtung des Objektes, der Detektion und der Analyse des Strahlenreliefs jeweils unterschiedlich interpretiert 35 und umgesetzt. Immer wieder neu aufkommende Fragestellungen führen zu anderen, dem besonderen Zweck angepassten, technischen Lösungen. Transparente Einblicke in die technischen Grundstrukturen ermöglichen den Besuchern ein Verstehen der besonderen Anforderungen und Funktionen. Die Präsentation der Geräte im neuen Schauarchiv zeigt einen Querschnitt aus den Sammlungen. Die seit Röntgens Entdeckung 1895 entstandenen Formen und Funktionen eröffnen einen facettenreichen Blick in das vielfältige Anwendungsspektrum der Röntgenstrahlen, die weit über das medizinische Feld hinausragen. Beim genaueren Betrachten zeigt sich eine besondere Ästhetik der technischen Details und des Zusammenspiels der Formen und Materialien. Deutsches Röntgen-Museum Remscheid / Dr. Uwe Busch MUSEUM www.roentgenmuseum.de DIZeum Ledigenheim Lohberg Das Dokumentations- und Informationszentrum Ledigenheime Seit September 2014 ist das Dokumentations- und Informationszentrum Ledigenheime (DIZeum) in Dinslaken-Lohberg eröffnet. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, ein besonderes Kapitel der Bergbaugeschichte Nordrhein-Westfalens zu bewahren und zu präsentieren. Das DIZeum verfügt über eine Sammlung und stellt diese Interessierten für Nachforschungen zur Verfügung. Daneben gibt es einen Ausstellungsbereich, der mehrere Elemente beherbergt. Im ersten Ausstellungsraum ist ein „deutscher Türstock“ von Bergleuten aufgebaut worden. Durch die reich bebilderte Tafelausstellung werden viele Aspekte von Ledigenheimen beschrieben. Es finden sich hier auch spannende Schilderungen von rheinform 01/2015 36 rheinblick Zeitzeugen und Zeitzeuginnen. Drei Vitrinen mit Originalexponaten verdeutlichen die Komplexe „Privatleben“, „Arbeitsalltag“ sowie „Betrieb eines Ledigenheimes“. Besonders liebevoll gestaltet ist das kleine Kino. Hier erzählen Zeitzeugen und Zeitzeuginnen von ihren Erfahrungen, die sie mit und in Ledigenheimen gemacht haben. Der nebenan liegende Wohnraum, der die Situation von etwa 1920 abbildet, vermittelt die Atmosphäre eines typischen Ledigenheimzimmers. Hier befinden sich vier Eisenbetten mit kleinen Nachttischen, Holzspinde für die Habseligkeiten der Arbeiter, ein Tisch sowie vier Stühle. Viel mehr an Einrichtungsgegenständen standen den Bewohnern nicht zur Verfügung. Der Raum wurde nach zur Verfügung stehenden Fotovorlagen in seiner Gestaltung und Einrichtung rekonstruiert. Das Ledigenheim Lohberg, in dem sich das DIZeum befindet, ist ein idealer Ort für die Einrichtung. Es wurde als Ledigenheim gebaut und über Jahrzehnte als solches genutzt. Das Gebäude ist denkmalgeschützt und als solches vor wenigen Jahren saniert und restauriert worden. Mit der Stiftung Ledigenheim gibt es dort einen verlässlichen Partner, der eine solche Einrichtung auf Dauer betreuen und die Existenz sicherstellen kann. Der Besuch des DIZeums kann mit einem Spaziergang durch die Gartenstadt Lohberg entlang eines historischen Tafelrundweges sowie den kürzlich eröffneten Bergpark Lohberg kombiniert werden. Die Einrichtung eignet sich gut für einen Tagesausflug. Stiftung Ledigenheim Lohberg / André Wilger INFORMATION www.ledigenheim-lohberg.de rheinform 01/2015 weitere Museumsportraits NS-Dokumentationsstell der Stadt Krefeld (Villa Merländer) Die erste Stufe der überarbeiteten Ausstellung ist abgeschlossen In der Krefelder Villa Merländer – NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld – kam die vollständige Überarbeitung aller Ausstellungstafeln zum Abschluß, die erste Stufe zur Renovierung der Ausstellung ist somit abgeschlossen. Auch nach Beifügung weiterer geplanter Elemente wie Hör, Seh- und Riechstationen wird sich an der thematischen Raumaufteilung nichts mehr ändern: Der erste Raum behandelt die Etablierung der nationalsozialistischen Herrschaft in Krefeld, der zweite befaßt sich mit dem neuen Alltag in der Stadt, in der ehemaligen Garage Richard Merländers wird das Thema Judenverfolgung dargestellt, und im letzten Raum finden sich Informationen zum Kriegsgeschehen in der von Bombenangriffen gebeutelten Stadt. Ergänzt wird die Präsentation durch die Installation „Luftschutzkeller“ im ehemaligen Luftschutzkeller des Hauses und die neue Einbindung des Campendonk-Raumes. Innerhalb dieser Gliederung wurden bisher nicht behandelte Themen neu aufgenommen: beispielsweise die Rolle von Polizei und Justiz, der Einfluss der NS-Organisationen, der Kriegsvorbereitung, die Verfolgung von Roma und Sinti, der Kranken- und Kindermord sowie die Gegenemanzipation. Dazu gibt es bislang nicht gezeigte Fotos und Kopien zahlreicher Dokumente aus verschiedenen Archiven zu sehen. Aus dem alten Konzept übernommen wurde die stark personalisierte Darstellung. So begegnen dem Besucher handelnde Personen wie der damalige Oberbürgermeister und der Kreisleiter in der Ausstellung gleich an mehreren Stellen. Das neue Layout der Ausstellungstafeln zeigt Fotos und Dokumente in Bilderrahmen, die scheinbar auf farbigen Bauhaus-Tapeten hängen. Im Gesamteindruck soll es das Eindringen der Diktatur auch in die privatesten Räume visualisieren und unterstreicht den Charakter der Villa Merländer als ehemaliges Wohnhaus. So fällt der Besucherin und dem Besucher beim Betreten des Hauses auch sofort ein angedeutetes Wohnzimmer ins Auge. Zentral angeordnet darin ist ein Radio. Die Szene mit Spitzendeckchen und Familienfotos ist dezent durch – eine nach 1933 übliche Kombination – ein Hitler-Bild und eine zeitgenössische Interpretation Friedrichs des Großen gerahmt. Optisch aufgewertet zeigen sich die Räume durch neue Vitrinen. Diese wurden extra für die Villa Merländer angefertigt und sollen an die von Heinrich Campendonk bemalten Möbel aus dem häuslichen Arbeitszimmer Richard Merländers erinnern. Sie haben neben dem ästhetischen Anspruch eine höchst praktische Funktion, ermöglichen sie doch das Zeigen von Exponaten, die wegen ihrer Empfindlichkeit vor Licht geschützt werden müssen. Probevisiten mit Schulgruppen verschiedener Altersstufen ergaben, dass die Ausstellung von ihnen gut angenommen wird. Schülerinnen und Schüler empfehlen Freundinnen und Freunden den Besuch der Villa Merländer, wenn sie sich mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen wollen. Villa Meerländer / Dr. Ingrid Schupetta MUSEUM www.villa-merlaender.de rheinblick weitere Museumsportraits MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg Neue Räume mit Werken von Anselm Kiefer und Peter Brüning 37 schönes Beispiel mit intensiver Wirkung. MKM Museum Küppersmühle / tm MUSEUM www.museum-kueppersmuehle.de Das MKM Museum Küppersmühle eröffnete zwei neue Räume mit Arbeiten von Anselm Kiefer und Peter Brüning aus der Sammlung Ströher. Neben den Bildern gehören Bücher für den in Frankreich lebenden Künstler Anselm Kiefer zu den elementarsten Ausdrucksmöglichkeiten seines Wirkens – Bücher aus Blei, Lehm, Pflanzen und Fotografien, gewidmet den unterschiedlichen Figuren und Ereignissen der Geschichte. Zwei solcher Bücher und zwei Gemälde sind nun in dem von MKM-Direktor Walter Smerling neu gestalteten Raum im MKM zu sehen, zusammen mit den Gemälden „Die goldene Bulle“ (1985) und „Johannisnacht“ (1981). Die neuen Werke ersetzen die Arbeiten „Die Treppe“ (1982) und „Dem unbekannten Maler“ (1983), die als Leihgaben auf längere Ausstellungstournee gehen, zunächst an die Royal Academy of Arts, London, und später ins Centre Pompidou, Paris. Dominierende Aspekte von Peter Brünings Arbeit hingegen sind Raum und Landschaft, denen er in höchst unterschiedlicher Weise nachgeht. Das MKM präsentiert fünf seiner zu Beginn der 1960er Jahre entstandenen Werke. Es handelt sich um gestisch-abstrakte, informelle Bildkompositionen und solche in Form einer kartografischen Zeichensprache, die scheinbar praktische Hinweise geben, sich in der Landschaft zurechtzufinden, dies letztlich aber doch nicht einlösen. In einem seiner Interviews sagte Brüning: „Die ganze Entwicklung meiner Arbeit ist hauptsächlich durch das Problem der Raumauffassung in der Malerei bestimmt.“ Der neue Raum im MKM ist hierfür ein rheinform 01/2015 38 rheingehen Sonderausstellungen „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas Kulturgeschichtliches Museumsnetzwerk Niederrhein präsentiert neues Themenjahr Dr. Britta Spies Bild 1: In der höchsten Lounge Deutschlands, im Düsseldorfer Rheinturm auf 168 Meter Höhe mit Aussicht auf den Niederrhein, präsentierten die Mitwirkenden des Kulturgeschichtlichen Museumsnetzwerks bei der Pressekonferenz am 22. Oktober 2014 das neue Themenjahr. (© Kulturraum Niederrhein, Fotografin: Martina Hellmich) rheinform 01/2015 Mit der Eröffnung „Bös teutsch, bös evangelisch“ im Städtischen Museum Schloss Rheydt am 2. November 2014 startete das Kulturgeschichtliche Museumsnetzwerk Niederrhein nach „Familiengeschichte(n)“ (2012/2013) sowie „Alt Bier und niederrheinisch-limburgische ALTernativen“ (2013/2014) sein nunmehr drittes Themenjahr unter dem Motto „himmelwärts“. Bis zum Frühjahr 2016 nehmen rund 50 deutsche und niederländische Museen und Kultureinrichtungen in zahlreichen Ausstellungen und Begleitveranstaltungen das religiöse Leben an Rhein und Maas in den Blick (Laufzeit 2. November 2014 bis März 2016) (Bild 1). Die Ansätze sind dabei so unterschiedlich wie die beteiligten Häuser. Der rote Faden, der die verschiedenen Präsentationen durchzieht, ist einfach, aber doch überraschend: Die Annahme, der Niederrhein mit all seinen Kirchen, Klöstern und Wallfahrtsorten sei grundkatholisch, ist falsch! Im Gegenteil: Der Blick in die Vergangenheit, aber auch auf die Gegenwart zeigt, dass die Menschen im Land zwischen Rhein und Maas seit dem 17. Jahrhundert ein multireligiöses und gleichsam multikulturelles Miteinander leben. Katholiken, Protestanten, freikirchliche Gemeinschaften, jüdische Gemeinden, inzwischen auch Muslime, Hindus und Buddhisten – die Dr. Britta Spies | „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas | Seite 38 bis 40 rheingehen Sonderausstellungen Region zwischen Rhein und Maas ist ein Schmelztiegel der Religionen. Dies hat den Niederrhein geprägt und hat ihn in Bewegung gehalten. Die Zuwanderer brachten nicht nur ihre Weltanschauungen, sondern auch ihre Fähigkeiten mit. Ihr technisches und handwerkliches Know-how bildete häufig den Motor für Fortschritt, Kultur und Bildung. Vielfalt wurde zum Mehrwert und Toleranz zum Zauberwort für die wirtschaftliche Prosperität so mancher Stadt in dieser Region. Leitthema Toleranz Mit Fragen der religiösen Toleranz beschäftigen sich etwa die Ausstellungen im Museum Burg Linn in Krefeld oder das Museum der Niederrheinischen Seele in Grevenbroich. Das Royal Air Force Museum fragt, wie sich auf dem ehemaligen Militärstützpunkt in Weeze die verschiedenen Religionsgruppen miteinander arrangiert haben. Das Grafschafter Museum im Moerser Schloss lotet dagegen in einer Ausstellung zur Hexenverfolgung die Grenzen der Toleranz in Glaubensfragen aus. Andere Häuser stellen die Geschichte einer Religionsgemeinschaft in den Mittelpunkt: So spürt das Museum Schloss Rheydt den Geschehnissen der Reformation am Niederrhein nach, das Haus der Seidenkultur in Krefeld fragt nach dem Einfluss der Mennoniten, das Preußen-Museum Wesel nach dem Leben der Hugenotten, und das Humberghaus in Hamminkeln-Dingden rekonstruiert das Leben einer deutschen Familie jüdischen Glaubens über mehrere Generationen hinweg. Ausstellungen zu den Spuren jüdischen Lebens am Niederrhein präsentieren auch die ehemalige Synagoge Issum, das Koenraad Bosman Museum in Rees, das Trefcentrum Edith Stein in Echt und das Museum de Locht in Melderslo. Das Kultur- und Stadthistorische Museum Duisburg öffnet den Blick über die Region hinaus und zeigt in seiner Ausstellung auf, wie sehr die Entwicklung in Europa zur Zeit der Renaissance durch das Wissen islamischer Wissenschaftler befördert worden ist und wie diese Erkenntnisse das Leben bis heute beeinflussen. Und das Clemens Sels Museum Neuss blickt auf eine weitaus frühere Epoche zurück und beschäftigt sich mit prähistorischen Religionen am Niederrhein. 39 Religion im Alltag Viele Häuser zeigen auf, wie sehr Religion und Glaube noch vor wenigen Generationen das Alltagsleben der Menschen geprägt haben. Dabei geht es um religiöse Feste (Heimatmuseum Kamps Pitter, WillichSchiefbahn; Niederrheinisches Freilichtmuseum, Grefrath), Glaubensrituale (Museum Katharinenhof Kranenburg), Textilien und Paramente (Flachsmuseum, Wegberg; Textilmuseum Die Scheune, Nettetal; Deutsches Textilmuseum Krefeld), besondere Festtagsspeisen (Ortsgeschichtliches Museum Neukirchen-Vluyn), Heiligenbilder und Andachtsgrafiken (Feld-Haus – Museum für populäre Druckgrafik, Neuss; Museum de Kantfabriek, Horst), Wallfahrten und Heiligenverehrung (Städtisches KramerMuseum, Kempen; „Viersener Salon“ in der Villa Marx; Museum het Domein, Sittard; Missiemuseum Steyl) oder den Zusammenschluss zu religiösen Bruderschaften (Rheinisches Schützenmuseum Neuss; Museum van de Vrouw, Echt). Auch die größten Zeugnisse religiösen Lebens, die Kirchenbauten, werden in Ausstellungen (Museum Kulturbahnhof Korschenbroich; Limburgs Museum, Venlo) vorgestellt oder im Rahmen von Exkursionen (Duisburg; Nettetal-Hinsbeck; Sittard) besucht. Das Museum Tuppenhof in Kaarst beleuchtet die gesamte Vielfalt dieser Glaubensäußerungen „zwischen Kirche und Herrgottswinkel“. Und im StiftsMuseum Xanten sollen „fromme Sachen“ von Privatleuten zu einem Musée Sentimental des Glaubens zusammenwachsen. Einen weiteren Schwerpunkt der neuen Ausstellungsreihe des Museumsnetzwerks bilden Präsentationen, bei denen es um die Auseinandersetzung von Künstlern mit religiösen Inhalten geht. Dabei gibt es neben Werkschauen von einzelnen Künstlern, etwa Rembrandt van Rijn (Gemeentemuseum Weert), Otto Pankok (Pankok Museum, Hünxe), Ferdinand Langenberg (ArnoldJanssen-Haus, Goch), Alfred Grimm (Kloster Kamp) oder Hugo Kaagman (Museum Vaals) auch Ausstellungen, bei denen sich die Werke verschiedener Künstler und Epochen gegenüber stehen und so in einen kraftvollen Dialog gestellt werden (Tage der Kunst, Schwalmtal; Städtische Galerie im Park, Viersen). Das Museum Kloster Kamp und das Kreismuseum Zons planen zudem Workshops, bei denen sich Jugendliche dem Dr. Britta Spies | „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas rheinform 01/2015 40 rheingehen Sonderausstellungen Thema religiöse Kleidung bzw. das Kreuz als Glaubenszeichen künstlerisch nähern. Literaturprogramm Parallel zu den Ausstellungen findet erstmals das Literatur- und Lesefestival „HORIZONTE“ statt, bei dem Fragen nach Religion, Glaube und Konfession in den Kontext zeitgenössischer, überregionaler Literatur gestellt werden. Hierfür konnten zahlreiche renommierte Autorinnen und Autoren gewonnen werden, darunter Randi Crott, Mirjam Pressler und Tilman Rörig. Einen Überblick über das gesamte Ausstellungsprogramm mit Begleitveranstaltungen, Exkursionsangeboten sowie Hintergrundinformationen und zusätzlichen Entdeckertipps bietet das kostenfrei erhältliche Magazin „himmelwärts – hemelwaarts“. Das Magazin kann auch im Internet (www.niederrhein-museen.de) abgerufen werden (Bild 2). INFORMATION Kulturgeschichtliches Museumsnetzwerk Niederrhein c/o Kulturraum Niederrhein Thomasstraße 20 47906 Kempen Tel.: 02152 8098802 Mail: [email protected] Web: www.niederrhein-museen.de Bild 2: Alle Informationen zum Themenjahr und zu den Ausstellungen sind im umfangreichen und kostenfreien Begleitmagazin zusammengestellt. (© Kulturraum Niederrhein) Das Themenjahr „himmelwärts“ ist ein Beitrag der kulturgeschichtlichen Museen, Vereine und Archive zur „Kulturellen Biografie Rhein-Maas“. Die Mitwirkenden danken der Regionalen Kulturpolitik des Landes NRW, der Provincie Limburg sowie dem Landschaftsverband Rheinland für die Förderung des Gesamtvorhabens. rheinform 01/2015 Dr. Britta Spies | „himmelwärts“. Religiöses Leben an Rhein und Maas rheingehen 41 Sonderausstellungen „Ist das möglich?“ Eine Experimentierausstellung für Kinder, Jugendliche und Familien LVR-Industriemuseum Oberhausen, 25. Januar bis 8. November 2015 Nicole Scheda Bild 1: Für die Ausstellung wurde ein eigenes Logo entwickelt. (Grafik: mgp, Hamburg) Im April 2014 eröffnete das LVR-Industriemuseum im Kraftwerk Ermen & Engels, dem Engelskirchener Schauplatz des Landesmuseums für Industrie- und Sozialgeschichte, die Sonderausstellung „Ist das möglich?“ (Bild 1 und 2). Sie ist als Experimentierausstellung mit den klar definierten Zielgruppen Kinder, Jugendliche und Familie konzipiert. Die Ausstellung ist eine Wanderausstellung und tourt in den nächsten Jahren durch die Schauplätze des LVRIndustriemuseums. Vom 25. Januar bis zum 8. November 2015 ist sie in Oberhausen zu sehen, die nächste Station ist Solingen. spezielles Thema und keine besondere Sammlung. Vielmehr stand am Anfang der Ausstellung „nur“ die Idee, eine Ausstellung für Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen zu machen. Daraus folgerte, sie musste interaktiv sein und einen Inhalt haben, der neben den Schülern auch die Lehrerinnen und Lehrer – diejenigen, die einen Ausstellungsbesuch organisieren – ansprechen würde. Das Projektteam unter Leitung der Autorin entschied sich, eine MINT-Ausstellung (MINT: Mathematik, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Technik) zu machen, mit vielen Experimenten, zielgruppenorientiert und lehrerfreundlich. Das Thema der Ausstellung sollten Eigenschaften von Bild 2: Blick in die Ausstellung „Ist das möglich?“ (© LVR-Industriemuseum, Fotografin: Sabine Schachtner) Ideen und Ziele von „Ist das möglich?“ „Ist das möglich?“ ist als museumspädagogische Ausstellung konzipiert. Der Ausgangspunkt der Ausstellung ist kein Nicole Scheda | „Ist das möglich?“ | Seite 41 bis 43 rheinform 01/2015 42 rheingehen Sonderausstellungen industriellen Materialien sein, da wir so die einzelnen Schauplätze des LVR-Industriemuseums inhaltlich miteinander verbinden konnten. Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 15 Jahren sollten in „Ist das möglich?“ untersuchen können, welchen Anforderungen Wolle und Baumwolle, Stahl und Papier im industriellen Fertigungsprozess ausgesetzt sind. Die Experimente sollen viel Spaß machen und alltagsrelevant sein. Außerdem war uns wichtig, dass wir keine reine "Phänomenta" machen. Wir wollten Experimente haben, die speziell für unsere Ausstellung erdacht wurden und „unsere“ industriellen Materialien testeten (Bild 3). „schlüsselfertig“ bauen. Entstanden ist eine Wanderausstellung, die so flexibel aufstellbar ist, dass sie in alle Sonderausstellungsräume des LVR-Industriemuseums passt. Sie füllte in Engelskirchen 400 m² und muss später in Bergisch Gladbach auf 180 m² angepasst werden. „Ist das möglich?“ besteht im Wesentlichen aus acht Experimentierstationen und einem ganz besonderem Abschlussmodul. An jeder Station können vier Schülerinnen und Schüler gleichzeitig experimentieren. Bei dem Besuch einer Schulklasse werden die Schüler in acht Gruppen eingeteilt, die dann nacheinander von Station zu Station wandern und so alle Experimente Mit dem Hamburger Ausstellungsbüro missal, gies & partner (mgp) fanden wir Gestalter, mit denen wir sehr gut unsere Ideen umsetzen konnten. Wir entwickelten gemeinsam das Ausstellungskonzept und mgp ließ die Ausstellung in Hamburg ausprobieren können. Bei der Planung der Ausstellung war es wichtig, genau dies zu bedenken. Es musste gewährleistet sein, dass circa 30 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig auf einer ziemlich kleinen Fläche experimentieren können, sich nicht Bild 3: Das Fallhammer-Experiment wurde von den Werkstätten des LVR-Industriemuseums geplant und gebaut. Unter dem Fallhammer werden Bleche, Papiere und ein textiles Gewebe getestet. Die Besucherinnen und Besucher können herausfinden, ob eine Pfeilspitze eher eine moderne Polizeiweste, eine mittelalterliche Ritterrüstung oder eine chinesische Papierrüstung durchschlagen würde. (© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen Hoffmann) rheinform 01/2015 Nicole Scheda | „Ist das möglich?“ Sonderausstellungen gegenseitig behindern und alle alles testen können. Dieses Konzept unterscheidet sich maßgeblich von anderen Ausstellungskonzepten, die im Wesentlichen für Einzelbesucher gemacht sind. Aspekte wie Lautstärke, Laufwege für Gruppen, Bewegungsfreiheit, Lesbarkeit von Texten für viele gleichzeitig, ausreichende Handlungsmöglichkeiten für Vierergruppen und selbstverständlich alterskompatible Experimente wurden bei der Planung bedacht. Das besondere Highlight der Ausstellung ist das Abschlussmodul. Hier spielen die Besucher in einem Bereich, das einem Fernsehstudio nachempfunden ist, das „Ist das möglich?“-Quiz. Hier geht es um Spaß und Spiel. Und darum, die Kinder und Jugendlichen mit Hinblick auf das abschließende Quiz zu motivieren, sich mit den Themen der Ausstellung möglichst intensiv auseinander zu setzen (Bild 4). Erfolgreiches Konzept Nach dem Ende der Ausstellung in Engelskirchen im Oktober 2014 zeigte sich, dass das Konzept aufgeht. Das Quiz ist ein Renner. Viele Familien mit Kindern besuchen die Ausstellung, die mit ihren zahlreichen interaktiven Elementen einen hohen Freizeitwert hat und zur Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern anregt. Vor allem aber kommen etliche Schulklassen zu „Ist das möglich?“. Die Schülerinnen und Schüler experimentieren mit viel Interesse in der Ausstellung, und die Lehrerinnen und Lehrer sind mit den Inhalten und dem didaktischen Konzept der Ausstellung sehr zufrieden. Zumal das LVR-Industriemuseum den Lehrkräften einen besonderen Service bietet: Der Lehrstuhl Technologie und Didaktik der Technik an der Universität Duisburg-Essen hat für verschiedene Fächer der weiterführenden Schulen Unterrichtsentwürfe erstellt, die „Ist das möglich?“ mit dem Lehrplan verbinden. Diese Entwürfe stehen auf der Homepage des LVR-Industriemuseums zum Download bereit. Erfreulicherweise haben wir mit der MINT-Ausstellung vor allem auch die MINTLehrer erreicht und damit für das Museum eine neue Lehrerzielgruppe erschlossen. Obwohl wir die Ausstellung insbesondere für Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen entwickelten, besuchten in Engelskirchen auch viele Grundschulklassen „Ist das möglich?“. Da Nicole Scheda | „Ist das möglich?“ rheingehen 43 PROJEKT-INFO LVR-Industriemuseum Solingen Gesenkschmiede Hendrichs Projektleitung: Nicole Scheda Merscheider Straße 289-297 42699 Solingen Tel.: 0212 232410 Mail: [email protected] Web: www.industriemuseum.lvr.de sich die Ausstellung aufgrund der hohen Handlungsorientierung auch für jüngere Schülerinnen und Schüler eignet, ist der hohe Grundschulanteil nicht erstaunlich. Dieser Entwicklung wurde für die folgende Eröffnung im Januar 2015 in Oberhausen Rechnung getragen. Ein spezieller Rundgang für Grundschulen wurde entwickelt, das Quiz wurde durch einen Grundschulteil erweitert, und es gibt nun auch Material für Grundschullehrerinnen und -lehrer zum Download. Mit diesen Erweiterungen wollten wir unserem Anspruch, eine angemessene und durchdachte Ausstellung für Schulen zu machen, gerecht werden. Für das Team des Museums ist die Wanderausstellung „Ist das möglich?“ bisher ganz erfolgreich. Ob auch die Lehrkräfte und die Schülerschaft die Ausstellung so positiv beurteilen, wird im Frühjahr 2015 von der Universität Duisburg-Essen evaluiert. Die Ergebnisse der Evaluation sind für das LVR-Industriemuseum nicht nur als Bewertung der geleisteten Arbeit interessant, sondern auch in Hinblick auf die weitere Wanderschaft der Ausstellung wichtig, um etwaige Verbesserungen vornehmen zu können. Bild 4: Der Abschluss und das Highlight der Ausstellung ist das „Ist das möglich?“-Quiz. Es ist wie im Fernsehen inszeniert, mit allem Drum und Dran: Showmaster, Kandidaten und Buzzer. (© LVR-Industriemuseum, Fotograf: Jürgen Hoffmann) rheinform 01/2015 44 rheinfeiern Jubiläen Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise Jubiläumsausstellung der Sammlung Geldgeschichte der Kreissparkasse Köln – 60 Jahre „Das Fenster“ Norbert Mersch M.A. Im Jahr 2014 feierte die Sammlung Geldgeschichte der Kreissparkasse Köln das 60-jährige Bestehen ihrer Ausstellungsreihe „Das Fenster“. Anlässlich dieses Jubiläums wurde eine Schau konzipiert, die einen der wichtigsten Schwerpunkte der Sammlung, die Kölner Stadtgeschichte, in den Fokus rückt. Die Anfänge der Sammlung reichen bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts zurück, als man auf dem Gelände der Kreissparkasse Köln bei Bauarbeiten römische Spardosen entdeckte. Es entstand eine kleine Schausammlung von Münzen, Medaillen und Spardosen. Diese wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Rahmen der Neueröffnung der Kassenhalle zeigte die Kreissparkasse eine geldgeschichtliche Ausstellung, die ein unerwartet großes Echo fand. Dieser Erfolg führte dazu, dass sich die Kreissparkasse Köln entschloss, eine eigene Sammlung aufzubauen. Von Beginn an richtete sich das Augenmerk nicht nur auf Münzen und Geldscheine, sondern auf die Geldgeschichte im weiteren Sinne. Zu den Schwerpunkten zählen unter anderem traditionelle Zahlungsmittel, Spardosen von der Antike bis heute, Münzwaagen, Geldbeutel, Münzen und Medaillen sowie auch Münzfälschungen. Mittlerweile gehört die Sammlung Geldgeschichte zu einer der größten Sammlungen bundesweit. Die erste Ausstellung der Sammlung wurde im September 1954 in der Kassenhalle der Regional-Filiale Neumarkt eröffnet. Dafür wurde ein eigenes „Schaufenster“ im Foyer der Kassenhalle eingerichtet, von der die Ausstellungsreihe ihren Namen erhielt – „Das Fenster in der Halle“. Im rheinform 01/2015 Laufe der Jahrzehnte änderte sich sowohl der Standort als auch die Fläche des Ausstellungsbereiches. Mittlerweile werden die Sonderausstellungen in acht großen Wandvitrinen in der Kassenhalle präsentiert. Der Name der Reihe ist auch mit der aktuellen 176. Ausstellung der Gleiche geblieben – „Das Fenster“. In der aktuellen Schau bieten mehr als 200 Exponate aus der Sammlung Geldgeschichte der Kreissparkasse Köln einen facettenreichen Überblick über die fast 2.000-jährige Geschichte Kölns. Somit zeigt die Präsentation seit langem wieder eine Übersicht der Münz- und Geldgeschichte der Stadt. Die Ausstellung ist als Zeitreise von den Anfängen der Stadt in römischer Zeit bis heute konzipiert. In insgesamt elf Themenschwerpunkten wird die Geschichte Kölns anhand der Zahlungsmittel der jeweiligen Zeit bilderreich thematisiert. Die Reise beginnt mit der ubischen Siedlung, die in der Regierungszeit des Kaisers Augustus auf dem Gebiet des heutigen Kölns entstand, und führt bis in die moderne Stadt des 20. Jahrhunderts. Die ersten numismatischen Hinweise auf Köln reichen bis in die römische Antike zurück. Der erste römische Kaiser, Augustus, siedelte gezielt befreundete germanische Stämme am Niederrhein an. Zu diesen Neusiedlern gehörten auch die Ubier, die vermutlich um 19 v. Chr. auf dem Gebiet des heutigen Kölns eine dauerhafte Siedlung errichteten. Dort wurde in den darauf folgenden Jahren ein römischer Kaiserkultaltar, die Ara Ubiorum (Altar der Ubier) errichtet, der der Norbert Mersch M.A. | Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise | Seite 44 bis 48 rheinfeiern Jubiläen 45 Bild 1: Augustus, 27 v. Chr.–14 n. Chr., Dupondius, Lugdunum, 9–12 n. Chr. Vorderseite: Büste des Augustus mit Lorbeerkranz nach rechts. Rückseite: Der Kaiserkultaltar von Lugdunum. Deutlich zu erkennen sind die Treppen, die zum eigentlichen Altar führen, und die geschmückten Säulen auf beiden Seiten des Heiligtums. (© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte) Siedlung auch ihren Namen gab: Ara Ubiorum. Münzen aus der Stadt Lugdunum (das heutige Lyon, Frankreich), wo sich ebenfalls ein Kaiserkultaltar befand, bilden diesen Kultbezirk ab. Da dieser Altar dem im antiken Köln im Aussehen glich, ist nachvollziehbar, wie die Ara Ubiorum ausgesehen haben könnte (Bild 1). Im Jahr 50 n. Chr. erhielt das antike Köln den Status einer römischen Stadt. Die Gattin des Kaisers Claudius, Agrippina die Jüngere, war im Jahr 15 n. Chr. in Köln geboren worden. Claudius verlieh der Siedlung auf Initiative der Agrippina den Status einer Colonia. Diese trug nun den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA). Der Name der Stadt zeigt den großen Einfluss Agrippinas auf Claudius. Zwar trägt der Stadtname sowohl den Namen des Claudius als auch den der Agrippina in sich, allerdings war noch nie vorher in der römischen Geschichte eine Kolonie nach einer Frau benannt worden. Die Bewohner wurden in der Folgezeit als „Agrippinenses“ bezeichnet. Der Einfluss Agrippinas auf Claudius lässt sich auch in der Münzprägung nachweisen. Agrippina wurde als erste lebende Kaiserin auf Münzen abgebildet, ebenso wie ihr leiblicher Sohn Nero, der nach der Ermordung des Claudius dessen Nachfolge antrat (Bild 2). Im Zusammenhang mit den militärischen Konflikten des 3. Jahrhunderts Bild 2: Claudius, 41–54 n. Chr., Aureus, Rom, 50/54 n. Chr. Vorderseite: Büste der Agrippina nach rechts. Rückseite: Büste des jungen Nero nach links. (© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte) Norbert Mersch M.A. | Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise rheinform 01/2015 46 rheinfeiern Jubiläen Bild 3: Ludwig das Kind, 900–911, Pfennig, Köln. Vorderseite: Name des Königs um Kreuz im Perlkreis. Rückseite: S / COLONIA / A (Sancta Colonia Agrippina) in drei Zeilen. Die ersten Pfennige des „Sancta Colonia“-Typus. (© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte) richtete der Kaiser Gallienus zur Besoldung seiner Truppen spätestens Mitte 257 n. Chr. in Köln eine offizielle Münzstätte ein, die auch in der Zeit des Gallischen Sonderreiches (260–274 n. Chr.) ihre Tätigkeit nicht einstellte. Prägungen des Kaisers Postumus (260–269 n. Chr.) nennen zum ersten Mal den Namen der Stadt. Die Münzstätte in Köln bestand vermutlich bis zum Ende des Gallischen Sonderreiches im Jahr 274 n. Chr. weiter. Im frühen 4. Jahrhundert ließ Kaiser Constantin I. (306–337 n. Chr.) nach einem erfolgreichen Feldzug gegen die rechtsrheinischen Germanen die erste feste Brücke in Köln über den Rhein bauen. In dieser Zeit, genauer im Jahr 313, findet der erste Bischof Kölns, Maternus, Erwähnung. Auch die nachfolgenden Jahrzehnte waren durch Einfälle der Franken in das linksrheinische Gebiet geprägt. Schließlich setzten sie sich am Niederrhein fest und nahmen um 460 n. Chr. die römische Stadt Köln, die fast 50 Jahre lang wie eine Insel im fränkischen Gebiet gelegen hatte, ein. Die nächste Station der Reise beschäftigt sich mit der Epoche des frühen Mittelalters. Die Münzprägung im fränkischen Köln setze erst wieder im 6. Jahrhundert ein. Goldmünzen aus dieser Zeit nennen den Namen der Stadt, Colonia. Auf Grund von Goldknappheit ging man im Laufe des 7. Jahrhunderts dazu über, silberne Denare anstelle der Goldmünzen zu prägen. Die Eroberung Sachsens durch Karl den Großen im 8. Jahrhundert hatte weitreichende rheinform 01/2015 Konsequenzen für Köln. Weite Gebiete im eroberten Sachsen, die im Zuge der Christianisierung zu Bistümern erhoben wurden, unterstellte man Anfang des 9. Jahrhunderts Köln. Die vormalige Grenzstadt wurde so zum Erzbistum und zu einer christlichen Metropole. Seit dieser Zeit durfte die Stadt als vierte christliche Metropole, neben Jerusalem, Byzanz und Rom, den Zusatz Sancta – heilig – im Stadtnamen führen. Ein neuer Münztypus, der zu Beginn des 10. Jahrhunderts entstand, greift diesen Namen auf. Die sogenannten Sancta Colonia Pfennige zeigen auf ihrer Rückseite jeweils den Namen der Stadt in drei Zeilen angeordnet: S – COLONIA – A (Sancta Colonia Agrippina). In dieser Zeit entwickelte sich die Kölner Münzstätte zur bedeutendsten Münzstätte des Reiches. Das belegen auch mittelalterliche Schatzfunde in Skandinavien und Westrussland, die zum großen Teil aus Kölner Pfennigen des 10. bis 12. Jahrhunderts bestehen und somit die Bedeutung Kölns und seiner Münzen im internationalen Handel zeigen (Bild 3). Der nächste Schwerpunkt der Präsentation beschäftigt sich mit der Geschichte des Kölner Erzbistums. Schon zur Zeit des Erzbischofs Bruno (953–968) nahmen die Erzbischöfe Einfluss auf die Münzprägung. Unter Erzbischof Pilgrim (1021–1036) erhielten die Kölner Erzbischöfe das Recht, eigene Münzen zu prägen. Die Übertragung des königlichen Privilegs auf die Kölner Erzbischöfe bekräftigte die politische, aber auch die wirtschaftliche Bedeutung Kölns Norbert Mersch M.A. | Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise rheinfeiern Jubiläen 47 Bild 4: Köln Groschen um 1474/75. Vorderseite: Stadtwappen im Dreipaß. In Umschrift: Caspar-MelchiorBalthasar. Rückseite: Kreuz in doppelter Umschrift mit rhombischer Vierung. In Umschrift außen: Grossus Civitatis Coloni (Groschen der Stadt Köln). Eine der ersten Prägungen der Stadt. (© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte) im Heiligen Römischen Reich. Nach der Schlacht von Worringen im Jahr 1288, die zur Unabhängigkeit Kölns vom Erzbischof führte, wurde die Münzstätte in Köln geschlossen. Die erzbischöflichen Münzen galten aber weiterhin in der Stadt. Die Kurrheinischen Münzverträge vom 14. bis zum 16. Jahrhundert schufen eine währungspolitische Einheit des Rheinlandes, die maßgeblich auf die Münzpolitik der Kölner Erzbischöfe zurückging. Die nächste Station der Schau ist der Geschichte der freien Reichsstadt Köln gewidmet, die vom Jahr 1474 bis zum Einmarsch der Franzosen im Jahr 1794 eigene Münzen prägen durfte. Mit ihren Münzen demonstrierte die Stadt auch ihr Selbstbewusstsein, galt Köln doch in dieser Zeit mit über 40.000 Einwohnern als größte Stadt im Reich. Die Münzen nennen als Prägeherrn die Stadt Köln, Urbs Colonia bzw. Civitas Colonia und zeigen das Stadtwappen mit den Kronen der Heiligen Drei Könige (Bild 4). Im Jahr 2014 beging die Stadt Köln das 850-jährige Jubiläum der Überführung der Gebeine der Heiligen Drei Könige. Die Geschichte der Verehrung der Heiligen präsentiert die Schau in einem eigenen Schwerpunkt. Im Jahre 1164 erhielt der Kölner Erzbischof und Kanzler des Reiches, Rainald von Dassel (1159–1167), von Kaiser Friedrich Barbarossa für treue Kriegsdienste gegen die Stadt Mailand die Gebeine der Heiligen Drei Könige. Die Reliquien, die zuvor in Mailand aufbewahrt worden waren, überführte man in den Kölner Dom. Köln gehörte nun mit Jerusalem, Rom, Santiago de Compostela und Aachen zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten der Christenheit, ein auch wirtschaftlich nicht unerheblicher Faktor. Der damit unmittelbar verbundene Bau des Kölner Doms wird in einem eigenen Bereich von der Grundsteinlegung bis zur endgültigen Fertigstellung durch die Ausstellungsstücke dargestellt. Daneben zeigt die Präsentation moderne Domansichten und rundet so die Geschichte dieses berühmten Bauwerkes einprägsam ab (Bild 5). In zwei eigenen Bereichen wird die Geschichte des modernen Kölns von 1815 bis heute thematisiert. Die Stadt kam im Rahmen der Beschlüsse des Wiener Kongresses im Jahr 1815 zu Preußen. Die zahlreichen, Norbert Mersch M.A. | Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise Bild 5: Notgeldschein, 100 Billionen Mark, 01.11.1923. Rückseite: Stadtansicht Kölns aus dem 16. Jhd. Der Baukran auf dem Dom ist in der Bildmitte zu sehen. (© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte) rheinform 01/2015 48 rheinfeiern Jubiläen in der Folgezeit entstandenen Medaillen zeigen anschaulich die Veränderungen im Stadtbild dieser Jahre (Bild 6). Das moderne Köln ist auch heute noch ein beliebtes Motiv auf Medaillen. An ihnen lassen sich nicht nur die Veränderungen im Stadtbild, sondern auch der Wandel in der Medaillenkunst ablesen. Im 20. Jahrhundert angekommen, wirft die Schau nochmal einen Blick zurück auf die Stadtgeschichte. Deren Wiederaufnahme in der Neuzeit lässt sich auch auf Münzen, Medaillen und Notgeldscheinen ablesen und ist gleichzeitig Beleg für das Bewusstsein der Kölner um die bedeutende Vergangenheit ihrer Stadt. Ein eigenes Kapitel zum Bereich des Kölner Brauchtums rundet die numismatische Zeitreise ab. Im Fokus der Ausstellung steht aber nicht nur die Geschichte einer der ältesten Städte Deutschlands. Geld als Medium des Alltags war und ist immer mehr als nur reines Zahlungsmittel. Die Münzen, Medaillen und Notgeldscheine geben Auskunft über Herrscher und ihre Symbole, Bilderwelten vergangener Epochen und religiöse Vorstellungen. So vermitteln die gezeigten Exponate eindrucksvoll und anschaulich die Bildsprache und die Gedankenwelt ihrer Zeit. An ihnen lässt sich nachvollziehen, wie sich die Präsentation der Stadt und ihrer Symbole auf Münzen und Medaillen im Laufe der Jahrhunderte veränderte. MUSEUMS-INFO Kreissparkasse Köln Sammlung Geldgeschichte Neumarkt 18-24 50667 Köln Tel.: 0221 227 2370 Mail: [email protected] Web: www.geldgeschichte.de Die Schau zeigt die Exponate eingebettet in zeitgenössische Abbildungen und moderne Rekonstruktionen. Durch das Zusammenspiel von Exponaten und Bildern werden die einzelnen Schwerpunkte so nicht nur dem Fachpublikum, sondern auch allen interessierten Besucherinnen und Besuchern zugänglich gemacht. Im Rahmen der Ausstellung werden jeden 3. Mittwoch im Monat um 17 Uhr öffentliche Führungen angeboten. Bild 6: Köln, Medaille, 1921, Bronze, anlässlich der Ausrufung der Deutschen Republik auf dem Neumarkt am 09.11.1918. Vorderseite: Der Kölsche Boor mit Stadtschild und Lanze vor der Stadtansicht mit Dom und Groß St. Martin. In Umschrift: Halt fass am Rich do kölsche Boor mag es falle söss or soor. Rückseite: Menschenmenge auf dem Neumarkt, im Hintergrund St. Aposteln und das alte Görreshaus, der Vorläufer des Kreissparkassengebäudes. Im Abschnitt Vater Rhein. In Umschrift: Ausrufung der Deutschen Republik auf dem Neuen Markt in Koeln 9. November 1918. (© Kreissparkasse Köln, Sammlung Geldgeschichte) rheinform 01/2015 Norbert Mersch M.A. | Kölner Stadtgeschichte(n) – eine numismatische Zeitreise rheinfeiern 49 weitere Jubiläen 10 Jahre Kölner Karnevalsmuseum Die Anfänge liegen in der Antwerpener Straße 55, als 1985 das erste Karnevalsmuseum des “Festkomitees Kölner Karneval von 1823“ im Belgischen Viertel von Köln offiziell eingeweiht wurde. Das war die Geburtsstunde einer in Deutschland einzigartigen Sammlung zum Thema Kölner Karneval, die fortan auch der Öffentlichkeit zugänglich war. Beherbergt in der Geschäftsstelle des Festkomitees, erschloss sich den Besuchern die Sammlung in neun Ausstellungsräumen auf verschiedenen Etagen des Gründerzeitgebäudes. In Schaukästen und Vitrinen präsentierte das junge Museum Orden, Text- und Bilddokumente, Druckgrafik und auch Kuriositäten aller Art zum kölschen Fastelovend. Die Ausweitung der Geschäftstätigkeiten des Festkomitees, neue Anforderungen und nicht zuletzt auch das Anwachsen der Museumssammlung im Verlauf der Jahre machten einen Standortwechsel erforderlich. Bald war das neue Domizil am Maarweg gefunden. Im Februar 1999 erfolgte der Umzug nach Köln-Ehrenfeld. Von nun an vereinte der neue Standort Geschäftsführung, Verwaltung, Zugleitung, Schneiderei und Kleiderkammer, Literarisches Komitee, Wagenbauhallen und das Kölner Karnevalsmuseum mit Eventhalle – den Raum für besondere Feste. Nach einer zügigen Umbauzeit und unter Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse ist ein modernes Museum entstanden, das das Erleben des Kulturguts Kölner Karneval in seiner Vielfalt für die Besucher in den Mittelpunkt stellt. Somit war der lang gehegte Wunsch des Festkomitees, die weitere Jubiläen | Seite 49 bis 51 Kölner Museumslandschaft um ein neu konzipiertes Karnevalsmuseum zu bereichern, im Juni 2005 Wirklichkeit geworden. Tauchen Sie ein in die einzigartige Erlebniswelt des Kölner Karnevals von seinen Anfängen bis heute – von der Antike bis in die Neuzeit. Warum wird Karneval überhaupt gefeiert? Wieso gibt es in Köln ein Dreigestirn? Karneval, wie geht das eigentlich? Selbst wenn Sie auf diese Fragen die Antworten bereits kennen, erfahren Sie im Kölner Karnevalsmuseum mehr als nur Daten und Fakten. Hören Sie hinein in die Musikwelt des Kölner Karnevals. Seltene historische Dokumente, themenspezifische Inszenierungen, akustische und visuelle Medien machen Ihren Museumsbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis. Für Kölner und Nicht-Kölner, Jung und Alt – das ganze Jahr über. Neben der Dauerausstellung gibt es eine Präsenzbibliothek mit 2.500 Titeln und Schwerpunkt auf dem Kölner Karneval sowie ein Archiv. Sammeln, Bewahren, Dokumentieren und Erforschen des kulturellen Erbes gehören zu den Kernaufgaben. Ob Büttenrede, Liederheft, Zeitung und Zeitschrift, Tonträger, Orden, Foto und Film, aktuell umfasst die mannigfaltige Sammlung rund 100.000 Objekte. Kölner Karnevalsmuseum / Claudia Teichner MUSEUM www.koelnerkarnevalsmuseum.de 20 Jahre Kulturzentrum Sinsteden des Rhein-Kreises Neuss Im Jahr 2015 begeht das Kulturzentrum Sinsteden des Rhein-Kreises Neuss sein 20-jähriges Jubiläum. Auf einem über 4 ha großen Gelände erleben die Besucher Eindrücke, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Kunst, Landwirtschaft und Wissenschaft. Hinter den Gebäuden der Hofanlage wurden gemeinsam mit dem international bekannten Bildhauer Ulrich Rückriem, unterstützt von der Stiftung zur Kulturpflege und Kulturförderung der Sparkasse Neuss, zwei Hallen errichtet, in denen die Sammlung des Bildhauers dauerhaft ein neues Zuhause fand. Auch auf dem Außengelände sind seine Skulpturen zu sehen. Hier wird moderne Bildhauerkunst in einem eigens dafür geschaffenen Ambiente präsentiert. Im Landwirtschaftsmuseum wird der Getreideanbau der hiesigen Region dargestellt. Die Geräte, erst von Pferden später von Traktoren gezogen, zeigen die technische Entwicklung. Im Kulturzentrum ist das Archiv des Rheinischen Kaltblutpferdes ebenso angesiedelt wie das Archiv der Firma Case-IH. Darüber hinaus unterstützen die Mitglieder des Fördervereins die Interessen des Landwirtschaftsmuseums. Ziel und Zweck des gemeinnützigen Vereins ist die Pflege und Dokumentation des landwirtschaftlich geprägten Kulturguts der Region. Der Verein ist um den Erhalt sowie die Ergänzung der Museumssammlung bemüht. Wechselausstellungen und Veranstaltungen, wie das bekannte Blues-Festival, sowie die „Lernwelt Sinsteden“ und das museumspädagogische Programm des Kulturzentrums, runden das rheinform 01/2015 50 rheinfeiern Angebot ab. Der im Jahr 2004 eröffnete Wissenschaftliche Geflügelhof des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter e.V. (BDRG) zeigt in weitläufigen Gehegen unterschiedliche Hühnerund Taubenrassen, deren Verhalten und Eigenheiten von einem internationalen Wissenschaftlerteam erforscht werden. Ein Besuch im auf der Hofanlage befindlichen Café Stüffje mit selbstgebackenem Kuchen lohnt sich ebenfalls. Kulturzentrum Sinsteden / Marion Kaiser INFORMATION www.rhein-kreis-neuss.de/de/ themen/kultur_freizeit/kulturzentrum/kulturzentrum.html 25 Jahre Papiermuseum Düren 2015 feiert das Leopold-HoeschMuseum & Papiermuseum Düren das Jahr des Papiers. Anlass sind 625 Jahre deutsche Papierherstellung und das Jubiläum des Papiermuseums Düren – eines der drei Papiermuseen Deutschlands, das 1990 gegründet wurde. Exponate zur Papierherstellung werden präsentiert, darüber hinaus kann die Technik des traditionellen Papierschöpfens kennen gelernt werden. Im Jahr des Papiers zeigen wir die Ausstellung „Paper is part of the picture. Europäische Künstlerpapiere von Albrecht Dürer bis Gerhard Richter“, die vom 15. März bis zum 31. Mai 2015 läuft. Im Kontext des heutigen aktuellen Diskurses zur Materialität von Kunst wird die Ausstellung zeigen, welche Bedeutung Papier hat. Grund für die Ausstellung „Paper is part of the picture“ ist die internationale Expertentagung, die zeitgleich vom 18. bis 21. März 2015 in Düren zu diesem Thema stattfindet. Sie wird in Kooperation mit Herrn Professor Satzinger von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, mit Herrn Professor Nils Büttner von der Staatlichen Akademie rheinform 01/2015 weitere Jubiläen der Bildenden Künste in Stuttgart und mit Wissenschaftlern der Morgan Library und des Metropolitan Museum New York veranstaltet. Am 17. Mai 2015 wird der 38. Internationale Museumstag unter dem Motto „MUSEUM. GESELLSCHAFT. ZUKUNFT.“ gefeiert. Auch im Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren wird es dazu ein vielfältiges Programm geben, unter anderem mit dem Papiertheater Nürnberg. Die Ausstellung „Colour, Space & Paper“ vom 14. Juni bis 22. November 2015 präsentiert Arbeiten von Volker Saul, Ulrich Rückriem, Hans Salentin und Martin Gerwers, die auch die raumgreifende Dreidimensionalität von Papier belegen. Der international bekannte Papiermachermarkt findet am 12. und 13. September 2015 zum 8. Mal statt. Besucher erhalten einen spannenden Einblick in die verschiedensten Techniken der Papiergestaltung und dürfen Papierkünstlern über die Schulter schauen. Leopold-Hoesch-Museum & Papiermuseum Düren / Dr. Renate Goldmann MUSEUM www.leopoldhoeschmuseum.de 30 Jahre SchifffahrtMuseum Düsseldorf im Schlossturm Die Sammlung zur Binnenschifffahrt wurde mit großer privater Initiative um 1930 gegründet. Trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage konnte zum Düsseldorfer Hafentag 1936 die erste Ausstellung präsentiert und im folgenden Jahr die Eröffnung der Dauerausstellung im Grünen Gewölbe der heutigen Tonhalle gefeiert werden. Die kriegsbedingte Magazinierung blieb mangels Raum für die Sammlung auch in den folgenden Jahrzehnten bestehen. Erst im Zuge der Diskussion um die Nutzung des Schlossturmes sollte sich der Wunsch des Freundeskreises nach einem repräsentativen Museumsgebäude in Rheinnähe erfüllen. Einer privaten Initiative war die Grundsicherung der Bausubstanz aus dem Jahr 1551 nach den Brandschäden des Zweiten Weltkrieges zu verdanken. Für die museale Nutzung musste der Turm allerdings erst umfangreich saniert werden. Anfang der 1980er Jahre wurde hierfür die enorme Spendensumme von über 2 Millionen Mark gesammelt, so dass am 14.01.1984 das SchifffahrtMuseum im Schlossturm eröffnet werden konnte. Im Jahr 1994 war in Zeiten knapper städtischer Mittel wieder privates Engagement gefragt. Der Freundeskreis übernahm rund zehn Jahre den Betrieb des Hauses. Zeitgleich warb er um Mittel für eine Neugestaltung. Mit pfiffigen Ideen wurden 1,4 von 2,2 Millionen Mark Gesamtkosten beigesteuert. Nach der Eröffnung 2001 bis 2013 verdreifachten sich die Besucherzahlen. Dies hinterließ Spuren an der Ausstattung, so dass wieder eine Neugestaltung diskutiert wurde. Die gewünschte Raumerweiterung gab den Anlass, das unterste Kellergewölbe in die Planungen einzubeziehen. Der Unterstützung des LVR ist es zu verdanken, dass auch dieser Raum zukünftig für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Individuelle Lösungen waren nicht nur hierbei gefragt. Mithilfe des unermüdlichen Engagements der Freunde und Förderer, namhafter Stiftungen und einer Vielzahl von privaten Spendern konnte im Jubiläumsjahr mit der jüngsten Neugestaltung des Museums begonnen werden. Mitte 2015 soll das Museum eröffnet werden. SchifffahrtMuseum Düsseldorf / Dr. Annette Fimpeler MUSEUM www.freunde-schifffahrtmuseum.de rheinfeiern weitere Jubiläen 50 Jahre Heimatmuseum Windeck / Museumsdorf Altwindeck „Ein Museum zum Anfassen“: Das Museumsdorf Altwindeck liegt an der Grenze zwischen Rhein-Siegund Oberbergischen Kreis, direkt am Natursteig-Sieg und unterhalb der Burg Windeck. Am 3. Oktober kommen jedes Jahr bis zu 15.000 Besucher zum Burg- und Handwerkermarkt nach Altwindeck. Doch das Museumsdorf hat auch noch mehr zu bieten – zum Beispiel den Blumen-, Pflanzen- und Kunstmarkt, Ausstellungen und Sommerliederabende oder die Lange Museumsnacht. Aber auch an Wochenenden lädt es zu einer Zeitreise durch die Vergangenheit ein, und mit individuell abgestimmten Führungen wird jeder Gruppenausflug zu einem Highlight. Vater des Heimatmuseums war im Jahre 1964 Emil Hundhausen, der von Bruno Althoff unterstützt wurde. 1987 gründete sich der Förderverein, der die Trägerschaft übernahm. Nach der Umgestaltung des alten Schulhauses ging man daran, zwei aus dem 17. Jahrhundert stammende Fachwerkhäuser aus der näheren Umgebung vor dem Abriss zu bewahren, mit eigenem Einsatz abzutragen und im Museum wieder aufzubauen. Zwischen den Häusern entstand ein Bauerngarten nach historischem Vorbild. Später kamen eine Göpelmühle, eine Wassermühle und eine Scheune hinzu, in der eine historische Schreinerei in Betrieb genommen wurde. In einer weiteren Scheune wurde ein historisches Sägewerk mit Transmission für Schauzwecke wiederbelebt. 2009 erhielt der Förderverein den erstmals verliehenen Ehrenamtspreis des Landes NRW in der Kategorie „Erhalten“. Geöffnet ist das Museumsdorf von April bis November 2015 an Wochenenden und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr. Sonderöffnungen, Führungen und historische Schulstunden sind auch außerhalb der 51 Öffnungszeiten nach Absprache möglich. Förderverein Heimatmuseum Altwindeck e.V. / Jens Klein MUSEUM www.heimatmuseum-windeck.de rheinform 01/2015 52 rheinkommen und gehen Personalia In memoriam Dr. Alfons W. Biermann Gründungsdirektor des Rheinischen Museumsamtes verstorben Dr. Norbert Kühn Bild 1: Alfons Biermann, 2011 (privat) rheinform 01/2015 Am 15. Oktober 2014 verstarb der langjährige Direktor des seinerzeitigen Rheinischen Museumsamtes des Landschaftsverbandes Rheinland, Dr. Alfons W. Biermann, einer der bedeutendsten Museumsleute im Rheinland, der die rheinische Museumsszene wie kaum ein anderer geprägt hat. Geboren am 24. Juli 1935 in Niedermendig, Kreis Mayen, legte er sein Abitur am Bischöflichen Konvikt in Prüm ab und begann seine Studien der Kunsterziehung und Kunstgeschichte an der Universität Mainz. 1969 wurde er bei Fritz Arens mit seiner Dissertation über „Die Miniaturenhandschriften des Kardinals Albrecht von Brandenburg (1514–1545)“ promoviert, deren Veröffentlichung in den Aachener Kunstblättern vom berühmten Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig finanziert wurde. Alfons Biermann hatte einen unmittelbaren Zugang zur Kunst, die ihn zeitlebens begleitete, inspirierte und letztlich auch jung erhielt; er selbst beherrschte die Zeichenkunst meisterhaft – die letzten Blätter entstanden kurz vor seinem Tod. Diese Liebe zur Kunst und zur anschaulichen Vermittlung wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater Alphons (geb. 1906) war von Beruf Bildhauer und Gründer sowie Leiter der Bildhauerei im Benediktinerkloster Maria Laach, die in späteren Jahren von seinem älteren Bruder Gerhard geleitet wurde. Hier erhielt auch die älteste Tochter Adelheid ihre Ausbildung. Die Studienfächer zeigen das breite Spektrum seines Interesses: Kunsterziehung, Kunstgeschichte, Geographie, Philosophie, Pädagogik, Musik- und Kirchengeschichte sowie Archäologie und Volkskunde – ein Kanon, dessen reicher Fundus ihm das Rüstzeug für den beruflichen Werdegang vermittelte, der 1969 im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt mit einem Volontariat bei Gerhard Bott seinen Anfang nahm. Hier bekam er eine „fundierte Einführung und Grundausbildung“ in den Museumsdienst. Bott hatte entscheidenden Einfluss auf seine berufliche Entwicklung, und es gelang Alfons Biermann, nach seinem Studium die ersten Maschen seines weitgespannten Netzwerkes zu knüpfen, das ihn in Verbindung mit Hugo Borger und somit an das Rheinische Landesmuseum nach Bonn brachte. Borger selbst war Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Ausstellungen. Der Wechsel nach Bonn war nach eigenen Worten der „Beginn einer aufregenden, aber freundschaftlichen Zusammenarbeit mit Hugo Borger und den neuen Kollegen und Freunden in Bonn“. Ab 1970 organisierte Alfons Biermann im Auftrag Borgers die Planung und Durchführung von Ausstellungen. Hinzu kam die allgemeine Mitarbeit im Museum. Nicht unterschätzt werden darf die Zeit seiner Dr. Norbert Kühn | In memoriam Dr. Alfons W. Biermann | Seite 52 bis 53 rheinkommen und gehen Personalia Geschäftsführung des Bonner Kunstvereins, die ihn in Verbindung mit namhaften in- und ausländischen Künstlern brachte. 1971 wurde Hugo Borger als Abteilungsdirektor Leiter des Referates Museumspflege, das in der Folge eine Außenstelle der Kulturabteilung des Landschaftsverbandes Rheinland und um weitere Referenten unterschiedlicher Fachrichtungen erweitert wurde. 1972, nach der Wahl Borgers zum Direktor des RömischGermanischen Museums in Köln, übernahm Alfons Biermann das neu installierte Rheinische Museumsamt, das in den Folgejahren unter seiner Leitung landes- und bundesweit neue Maßstäbe in der Museumsarbeit setzte. Es waren goldene Jahre für die rheinischen Museen, die einen ungeahnten Aufschwung nahmen, sich regional und überregional zusammenschlossen, was nicht zuletzt in der Arbeit des Verbandes Rheinischer Museen sichtbar und wirksam wurde. Erste Priorität hatte die Professionalisierung und die Qualifizierung der Museumsarbeit, daher der frühe Gedanke an eine „Museumsschule“, die zunächst in ambulanten Fortbildungskursen zum Ausdruck kam. Wie im Verband Rheinischer Museen, engagierte sich Alfons Biermann gleichermaßen in der Arbeitsgemeinschaft der nordrhein-westfälischen Museen sowie im Deutschen Museumsbund und verschaffte sich somit Achtung und Gehör. In enger Abstimmung mit dem Kulturdezernenten und späterem Ersten Landesrat Hans Rudolf Hartung setzte er auf eine systematische Entwicklung der rheinischen Museen. Instrument waren zunächst die Jahrespläne der Kulturabteilung des Landschaftsverbandes Rheinland, denen ab 1976 die eigenständigen Museumspläne des Rheinischen Museumsamtes folgten, die Grundlage jeglicher Förderung und der Beratung waren. Die Entwicklung der rheinischen Museen belegen schlichte Zahlen: Gab es um 1970 etwa 100 Museen im Rheinland, so waren es 1980 bereits 180, heute sind es über 400. An dieser Erfolgsgeschichte hat Alfons Biermann maßgeblichen Anteil. Die Fortbildung und der kollegiale Austausch standen für ihn an oberster Stelle. So organisierte er in Verbindung mit dem Verband Rheinischer Museen zahlreiche Studienreisen, die die rheinischen Museumsleiter in die USA, die Niederlande, nach Frankreich und Polen führten und sie mit den neuesten Entwicklungen in der Museologie vertraut machten und halfen, neue Akzente und Standards in der Museumsarbeit im Rheinland zu setzen. 53 Eine entscheidende Zäsur für die Arbeit des Rheinischen Museumsamtes bedeutete 1978 der Umzug von Bonn in die Abtei Brauweiler. Alfons Biermann erkannte als einer der ersten das Potential der Räumlichkeiten sowie der weitgehend intakten Infrastruktur der gerade geschlossenen Landesklinik, die ideale Entwicklungsmöglichkeiten für das Rheinische Museumsamt bot und die er energisch umzusetzen wusste. Seine Vision war eine zentrale Restaurierungswerkstatt mit integrierter Fachhochschule für alle Fachbereiche der Museen, die Institutionalisierung der „fliegenden“ Fortbildungskurse (Museumsakademie) sowie die Einrichtung eines Experimentiermuseums, inklusive öffentlicher Präsentation der Wanderausstellungen des Amtes. Bis auf die Fachhochschule wurden unter seiner Leitung die Pläne Realität. Das Rheinische Museumsamt wurde zu einer Institution, die auf vielfältigste Weise mit Museen, Instituten und Organisationen im In- und Ausland verbunden war. Dies alles danken wir Alfons Biermann. Die Grundlagen des dezentralen LVR-Industriemuseums sowie des LVR- Freilichtmuseums Lindlar gehen auf seine Überlegungen zurück. Der Abtei Brauweiler, ihrer Geschichte und ihrer Bedeutung galt seine ganze Liebe. Für ihn war sie „Kulturzentrum“ im eigentlichen Sinne. Ihre Restaurierung hat er über Jahre mit begleitet, aber auch als Direktor des Museumsamtes mit ihren Einschränkungen ertragen. In ihrem unmittelbaren Schatten haben er und seine Familie lange Jahre gewohnt. Mit seinen Aktivitäten hat er sie zu neuem Leben erweckt. Er formte den „Kulturverein Abtei Brauweiler“ zum „Freundeskreis“ mit seinen anspruchsvollen Konzert- und Vortragsveranstaltungen. Alfons Biermann war ein Mensch, der bis in die letzten Fasern seines Herzens von seiner Arbeit und Aufgabe durchdrungen war. Er riss die Menschen mit und verstand es, sie zu begeistern. Ein Menschenfischer. Sein Leben gehörte der Kunst, sie bestimmte sein Leben, mit ihr zog er jeden in seinen Bann. Einem schweren gesundheitlichen Rückschlag im Jahr 1995 folgte 1996 die Pensionierung. Nach der Genesung widmete er sich wieder mit wachem und kritischem Geist der Kunst und der Musik. Sein PC verband ihn im wahrsten Sinne des Wortes mit der Welt, mit seinem großen Freundes- und Bekanntenkreis. Er hatte noch viele Pläne. Der überraschende Tod ließ manches, darunter seine Memoiren, unvollendet. Er fehlt – der Freund und sein Rat. Dr. Norbert Kühn | In memoriam Dr. Alfons W. Biermann rheinform 01/2015 54 rheinkommen und gehen weitere Personalia Stiftung Insel Hombroich, Neuss Frank Boehm ist neuer Geschäftsführer Der Architekt Frank Boehm ist seit 1. Oktober 2014 Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich. Eine Findungskommission wählte den 47-jährigen unter etwa 100 Bewerbern aus. Ausschlaggebend war Frank Boehms internationale Erfahrung sowohl als Architekt als auch als künstlerischer Berater. Er kuratierte seit 2007 den Aufbau der “Deutsche Bank Collection Italy” und war 2012 künstlerischer Direktor der MiArt-Messe für moderne und zeitgenössische Kunst in Mailand. Frank Boehm zieht direkt aus Mailand zurück ins Rheinland. “Ich freue mich sehr als Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich, einem auch im internationalen Kontext einzigartigen Ort der Kunst, tätig werden zu können. Ein solch visionäres Projekt gemeinsam mit dem Team und den hier lebenden Künstlern weiterentwickeln zu können, ist ein großes Privileg“, betont Frank Boehm im Hinblick auf seine neue Aufgabe. „Ich bin zuversichtlich, dass Frank Boehm auf Grund seiner Erfahrungen und Fähigkeiten das künstlerische Profil der Stiftung Insel Hombroich mit uns weiter schärfen wird“, sagt Prof. Oliver Kruse. Der Vorstandsvorsitzende sieht die Stiftung Insel Hombroich auf gutem Wege. Wichtige Sanierungsmaßnahmen im Museum Insel Hombroich haben begonnen, und für 2015 sind unter anderem Programme für die zeitgenössische künstlerische Weiterentwicklung, eine Souto de Moura-Ausstellung, das Hombroich : Summer Fellows-Projekt sowie die Pastior-Tagung geplant. Das Museum Insel Hombroich ist beständig rheinform 01/2015 ein attraktiver Ort für Kunst-, Architektur- und Naturfreunde, während die Raketenstation Hombroich als lebendiger Kulturort immer mehr Besucher begeistert. Stiftung Insel Hombroich / ew MUSEUM www.inselhombroich.de NRW-Forum, Düsseldorf Landeshauptstadt beruft Alain Bieber zum neuen Leiter Die Landeshauptstadt Düsseldorf beruft Alain Bieber ab dem 1. April 2015 zum neuen künstlerischen Leiter des NRW-Forums Düsseldorf. Sein Vertrag hat eine Laufzeit von 5 Jahren. Vorausgegangen war ein mehrstufiges Auswahlverfahren, bei dem zuletzt sieben Bewerberinnen und Bewerber in die engere Auswahl gekommen waren. Oberbürgermeister Thomas Geisel: „Ich freue mich, dass wir mit Alain Bieber eine Persönlichkeit gewinnen konnten, die mit frischen Ideen die Brücke zwischen Kunst und Kreativwirtschaft schlagen wird und der anerkannten Institution NRWForum neue Strahlkraft verleihen wird.“ Und Kulturdezernent HansGeorg Lohe: „Das NRW-Forum hat nun endgültig eine konkrete Zukunftsperspektive und kann seinen guten Ruf in der Düsseldorfer Kulturlandschaft neu unter Beweis stellen.“ Ziel der künftigen inhaltlichen Ausrichtung ist es, an den bisherigen Erfolg des NRW-Forums anzuknüpfen und den künstlerischen Ansatz weiter zu entwickeln. Relevante Themenbereiche dafür sind Fotografie, Medien, Mode, Kommunikation, Architektur und Lifestyle. Alain Bieber wurde 1978 in Wesel geboren und besitzt sowohl die deutsche als auch die französische Staatsbürgerschaft. Nach dem Studium der Allgemeinen Rhetorik, der Soziologie und Neueren Deutschen Literatur von 1999 bis 2005 in Tübingen arbeitete Bieber als Volontär sowie Hospitant bei mehreren Verlagen und Redaktionen in Hamburg. Von 2007 bis 2010 war Bieber Ressortleiter von „ART – Das Kunstmagazin“ und Leiter des OnlineBereichs der Zeitschrift. Seit 2010 arbeitet er beim TV-Sender ARTE in Straßburg. Hier leitet Bieber die Abteilung ARTE Creative, ein Magazin für zeitgenössische Kultur. In dieser Zeit konzipierte er zudem zahlreiche neue inhaltliche Projekte, wie etwa das crossmediale TVFormat „About:Kate“. Alain Bieber ist seit 2007 in diversen Ausstellungsprojekten in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Frankreich aktiv gewesen. Dabei hat er mehrfach mit ungenehmigten Aktionen im öffentlichen Raum konventionelle Wege verlassen. Darüber hinaus ist Bieber in den letzten sieben Jahren immer wieder als Gastdozent, Jurymitglied, Vortragender und Autor im In- und Ausland aufgetreten und hat freie Projekte, mit Schwerpunkt im Online-Bereich, begleitet und ins Leben gerufen, wie beispielsweise den Kunstblog „Rebel:Art“. Amt für Kommunikation, Landeshauptstadt Düsseldorf / tm MUSEUM www.nrw-forum.de weitere Personalia | Seite 54 bis 55 rheinkommen und gehen weitere Personalia Historisches Zentrum der Stadt Remscheid Zum Abschied von Dr. Urs Diederichs Am 31. Oktober ging Dr. Urs Justus Diederichs als Leiter des Historischen Zentrums der Stadt Remscheid in den (Vor-) Ruhestand. Seit 1986 war er in der kleinen bergischen Großstadt tätig gewesen, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Museumspädagoge am Deutschen Werkzeugmuseum, später als engagierter Leiter des damals noch eigenständigen Stadtarchivs. Als dieses dann im Zuge der immer einschneidender werdenden Sparmaßnahmen orga-nisatorisch mit dem damaligen Heimatmuseum (heute: „Museum Haus Cleff“) und dem Deutschen Werkzeugmuseum zum „Historischen Zentrum der Stadt Remscheid“ zusammengelegt wurde, stellte sich Diederichs auch dieser neuen Verantwortung. Arbeitsintensivste, aber auch reizvollste Aufgabe war für ihn zunächst die damals anstehende Neugestaltung des Deutschen Werkzeugmuseums. Denn mit seinem maroden Gebäude und längst völlig überholten musealen Strukturen waren hier grundlegende Entscheidungen gefragt. Auch dieser Aufgabe widmete er sich mit großem Elan. Denn „wer“ – so Diederichs in einem Zeitungsinterview gegen Ende seiner Dienstzeit – „hat schon das Glück, als Leiter ein Museum von dieser Bedeutung komplett neu gestalten zu können?“ Großes Interesse zeigte er auch am Werk des in Remscheid geborenen, international bedeutenden „kritischen Grafikers“ und Bildstatistikers Gerd Arntz (1900–1988), zu dem Diederichs auch in persönlichem Kontakt stand. Nach dem Tode von Arntz gelang es ihm, auch bei dessen Sohn Peter das Interesse an der Heimatstadt seines Vaters zu wecken und bei der Einrichtung eines „Gerd-Arntz-Kabinetts“ sowie dessen Werk beratend zur 55 Verfügung zu stehen. Auch ehrenamtliches Engagement hatte und hat für Dr. Diederichs stets einen hohen Stellenwert. Erwähnt seien hier seine langjährige Tätigkeit als Sprecher der „Fachgruppe Technikhistorische Museen“ im Deutschen Museumsbund oder sein Engagement auf sozialer und gewerkschaftlicher Ebene. Auch für das Historische Zentrum der Stadt Remscheid – so sein Versprechen in seiner Abschiedsrede – will er in Zukunft ehrenamtlich tätig sein. Historisches Zentrum der Stadt Remscheid / Ulrich Chr. Horz MUSEUM www.werkzeugmuseum.org rheinform 01/2015 56 rheinschnuppern Kurznachrichten LVR-Industriemuseum, St. Antony-Hütte, Oberhausen Die St. Antony-Hütte fürs Smartphone Sie ist die Geburtsstätte der Ruhrindustrie: Die St. Antony-Hütte. 1757 floss hier erstmals im Ruhrgebiet Roheisen. Heute erzählt sie vom spannenden Beginn der Eisen- und Stahlindustrie, von bedeutenden Innovationen und vom harten Leben der Menschen, die dort arbeiteten. Ein Besuch der St. Antony-Hütte verspricht Spannung pur. Denn bei genauerem Hinsehen entpuppt sich ihre Entwicklung als ein faszinierender Wirtschaftskrimi mit schillernden Persönlichkeiten, bis hin zu allerlei Schlitzohren und Ganoven. Betrug, Gewalt, Machtpolitik und nicht zuletzt die heikle Rolle der Kirche machen den Stoff, aus dem sich das Drama der ersten Eisenhütte im Revier entwickelte. Auf der Hütte lebten und arbeiteten Protagonisten, ohne die das Ruhrgebiet nicht das geworden wäre, was es heute ist: Jacobi, Haniel, Krupp, Wenge – sie alle sind bedeutende Persönlichkeiten der Schwerindustrie. Die Hütte ist nicht nur die Geburtsstätte der Ruhrindustrie, sondern auch Wiege des späteren Weltkonzerns Gutehoffnungshütte (GHH) und damit des MANKonzerns, der heute modernste LKW und Busse, Schiffsmotoren und Turbinen für den Weltmarkt produziert. Um die Geschichte des einst pulsierenden Hüttenwerks St. Antony noch lebendiger zu vermitteln, stellt das LVR-Industriemuseum seinen Besucherinnen und Besuchern für den Museumsrundgang eine mobile Applikation zur Verfügung. Mit Hilfe der App und der Kamera rheinform 01/2015 des Smartphones wird auf dem Display in die reale Umgebung in Echtzeit eine Ebene mit Zusatzinformationen gelegt und so an ausgesuchten Stellen in den Innenräumen und im Außenbereich des Museums ausgewählte Animationen in den Ausstellungsraum eingespielt. Auf diese Weise erscheint dem User der erste Hüttendirektor, Gottlob Jacobi, als virtueller Besucherbegleiter. Er steht nahezu greifbar im Raum und berichtet in unterhaltsamer Weise von den Vorkommnissen auf St. Antony. So wird dem Gast ein innovativer, spielerisch-informativer Zugang zur Industriegeschichte geboten. Entwickelt wurde das Augmented Reality-Modul von Stephan Behrens, Student der FH Köln, im Rahmen seiner Masterarbeit. Ihm ist es mit der Anwendung gelungen, AR-Inhalte an Markern zu fixieren und somit bestimmte Inhalte sichtbar werden zu lassen. Die Pausanio GmbH & Co. KG., ebenfalls aus Köln, programmierte die App. Die Applikation „St. Antony“ ist kostenfrei für Google Android Smartphones und Apple iOS bei Google Play und iTunes verfügbar. LVR-Industriemuseum / tm MUSEUM www.industriemuseum.lvr.de/de/ oberhausen/schauplatz/st__antony_huette/st__antony_huette_1. html INFORMATION www.industriemuseum.lvr.de/de/ oberhausen/schauplatz/st__antony_huette/app/app_2.html „BildungsParCour“ Die App der Bildungspartner NRW Die App ermöglicht es, auf einfache Weise multimediale Inhalte (Dokumente, Bilder, Videos, Maps, QR-Codes etc.) mit bestimmten (Weg-)Punkten zu verknüpfen. Zusätzlich zu diesen Informationen, lassen sich auch Aufgaben (Quizfragen, Erreichen eines bestimmten Standorts, Finden eines QRCodes, Erstellung von Video- und Fotoaufnahmen) definieren, die es am jeweiligen Punkt zu lösen gilt. Die Überprüfung der eingegangenen Antworten und Ergebnisse ist ebenfalls möglich, sie können per Mail an bestimmte Personen zur Auswertung verfügbar gemacht werden. Aufgrund der einfachen Bedienbarkeit können Jugendliche auch selbst problemlos eigene BildungsParCours (am Desktop PC im Backend der Anwendung) erstellen: Die Recherche von Informationen und deren Verknüpfung mit konkreten Orten und Objekten vermittelt so Sach-, Methoden- und Handlungskompetenz. Das entstandene Lernangebot ist darüber hinaus auch nachhaltig nutzbar, da die BildungsParCours nach deren Veröffentlichung (wenn vom Autor erwünscht) von jedem Interessierten nutzbar sind. Durch Verwendung von GPS-Daten lassen sich Stadt- oder Naturrundgänge zu vielfältigen Fragestellungen und Themen erstellen: Phänomene aus den Fächern Geografie, Geschichte, Biologie usw. können durch die App vor Ort (in Stadt und Natur) sichtbar und erlebbar gemacht werden und somit auf motivierende Weise mit der Lebenswelt der Lerngruppe verknüpft werden. Daher eignet sich die Anwendungen auch für Institutionen, die nicht Kurznachrichten | Seite 56 bis 60 rheinschnuppern Kurznachrichten über die notwendigen Raumkapazitäten für die pädagogische Arbeit mit Gruppen verfügen. Mit der App lassen sich aber auch innerhalb geschlossener Räume Lernangebote schaffen: Über QRCodes oder Nummern können hier Informationen bestimmten Exponaten/Räumlichkeiten zugeordnet werden. Es können neben Sounddateien auch Videos und Texte bereitgestellt werden – damit übertreffen die Nutzungsmöglichkeiten der App diejenigen eines klassischen Audioguides. Durch den Rückkanal, der die Beantwortung von Fragen und das Lösen von Aufgaben ermöglicht, kann den Nutzern zudem ein Lernerlebnis mit Wettbewerbscharakter geboten werden. Die App basiert auf der Anwendung Actionbound (www.actionbound.de) und wird derzeit für den Einsatz im Bildungsbereich modifiziert. Anfang 2015 wird die App von den Bildungspartnern NRW als Werkzeug für schulische und außerschulische Lernorte unter dem Namen „BildungsParCour“ veröffentlicht. Der Download und die Nutzung der App für Bildungszwecke wird kostenlos sein. Medienberatung-NRW, Tobias Düttmann / tm INFORMATION www.medienberatung.nrw.de/ Medienberatung/index.html LVR-Freilichtmuseum Kommern Leben im Container Das LVR-Freilichtmuseum Kommern integriert einen Flüchtlingscontainer mit einer Ausstellung zum Leben von Flüchtlingen in NordrheinWestfalen in seine Dauerausstellung. In Ergänzung zur Ausstellung entstand der 30-minütige Dokumentarfilm „Muss langsam weg. Von der Flüchtlingsunterkunft zum Museumsobjekt“ des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte. Der Film begleitet den Abbau der Containeranlage in Titz und lässt Menschen zu Wort kommen, die mit dem und im Container lebten: ein Flüchtling aus dem Irak, Sachbearbeiter des Sozialamtes Titz, Politiker, Nachbarn und ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuer. Stellvertretend für viele steht in Film und Ausstellung der Iraker Kawa Abbas, der vor Krieg und Gewalt nach Deutschland floh und 10 Jahre in dem Wohncontainer in der Gemeinde Titz lebte. Dieser Container, der nun die Baugruppe „Markplatz Rheinland“ um ein außergewöhnliches Exponat bereichert, ist einer von vielen, die in den 1990er Jahren der Unterbringung von Flüchtlingen dienten und die umgangssprachlich als „Asylcontainer“ bekannt wurden. Als die Containeranlage nach 20 Jahren entsorgt werden sollte, ist es dem LVR-Freilichtmuseum Kommern gelungen, sie für das Museum zu gewinnen. Ein innovatives Projekt, wie Museumsleiter Dr. Josef Mangold betont: „Einen solchen Flüchtlingscontainer gibt es bisher noch in keinem Freilichtmuseum“. Außergewöhnlich ist auch, dass die komplette Einrichtung des letzten Containerbewohners – Kawa Abbas – komplett übernommen werden konnte. Den Ausstellungsbesucherinnen und Ausstellungsbesuchern wird auf diese Weise das Leben im beengten Übergangsraum eindringlich vor Augen geführt. Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage ist es umso wichtiger, auf die Situation von Flüchtlingen und die Erfordernisse, die bei ihrer Unterbringung eine Rolle spielen, aufmerksam zu machen. Film und Ausstellung leisten dazu einen wertvollen Beitrag. Das gesamte Projekt überzeugte auch Ralf Jäger, Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen, der die Schirmherrschaft übernahm. LVR-Freilichtmuseum Kommern / tm 57 MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg Erweiterungsbau für das MKM beschlossen Das MKM Museum Küppersmühle erhält einen Erweiterungsbau. Das Sammlerehepaar Sylvia und Ulrich Ströher hat mit der Gründung der MKM-Stiftung die notwendigen Voraussetzungen geschaffen und das Schweizer Architektenbüro Herzog & de Meuron mit der Planung beauftragt. Ein erster Entwurf existiert bereits. Dieser sieht die Realisierung des Erweiterungsbaus mit einer Ausstellungsfläche von ca. 2.600 m² auf vier oberirdischen Geschossen an der Ostseite des Museums Küppersmühle mit direkter Anbindung zum Stammhaus vor. Dem Baubeginn wird eine etwa einjährige Planungsphase vorausgehen, so dass voraussichtlich im Jahr 2016 die Bautätigkeit aufgenommen und der Erweiterungsbau im Jahr 2018 fertiggestellt werden kann. Die erweiterten Sammlungsräume werden es zukünftig ermöglichen, die Künstler und ihre Werke im großen Zusammenhang zu präsentieren. Die Besucher erhalten somit sowohl Einblicke in die Kunstentwicklung einzelner Künstler als auch Vergleichsmöglichkeiten künstlerischer Produktion. MKM Museum Küppersmühle / tm MUSEUM www.museum-kueppersmuehle.de MUSEUM www.kommern.lvr.de rheinform 01/2015 58 rheinschnuppern Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf Umstrittenes Gris-Gemälde – Kunstsammlung NRW ruft Limbach-Kommission an Zur Klärung der strittigen Frage, ob der Galerist Alfred Flechtheim ein Gemälde von Juan Gris (1887– 1927) unter dem Druck der Verfolgung durch die Nationalsozialisten verkaufen musste, ruft die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen die Limbach-Kommission an. Das bei Differenzen über die Rückgabe von Kulturgütern beratende Expertengremium soll klären helfen, ob für die NRW-Landesgalerie eine Restitution des Stilllebens „Geige und Tintenfass“ (1913) an die Erben des 1937 im Londoner Exil gestorbenen Galeristen Flechtheim geboten ist. Die Kunstsammlung NRW hatte das Gris-Werk 1964 im internationalen Kunsthandel erworben. Anders als die Erben Flechtheims, die in ihrem Restitutionsersuchen das 1934 in London an die Sammlerin Dorothea Ventris verkaufte Bild als einen durch die NS-Verfolgung bedingten Verlust des Kunsthändlers bewerten, sieht die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen keinen Grund für die Rückgabe. „Bei unseren seit 2009 laufenden Forschungsarbeiten haben wir zwar viele neue Details zur Provenienz des Bildes entdeckt. Trotzdem haben sich keine Dokumente gefunden, wonach das Gris-Gemälde zum Zeitpunkt des Londoner Verkaufs zweifelsfrei Eigentum Flechtheims war“, sagte die Direktorin der Kunstsammlung NordrheinWestfalen, Marion Ackermann: „Die Recherche hat gezeigt, dass das ab 1925 in der Galerie Flechtheim nachzuweisende Bild durchaus auch Kommissionsware oder gemeinsamer Besitz mehrerer Galeristen hat sein können.“ Zudem geht die Kunstsammlung davon aus, dass der Verkauf 1934 in London im sicheren Ausland geschehen ist. Intensive Recherchen, unter rheinform 01/2015 anderem in Werkverzeichnissen oder in öffentlichen und privaten Archiven im In- und Ausland, hätten keine weitere Klärung der offenen Fragen erbracht, schilderte Ackermann. Die lückenhafte Dokumentation von Kunstwerken mit Flechtheim-Provenienz mache eine eindeutige Beurteilung der Eigentumsfragen unmöglich. Ackermann: „Wegen dieser Unklarheiten halten wir es jetzt für angemessen, in Übereinstimmung mit den Flechtheim-Erben die LimbachKommission um ihre Bewertung zu bitten.“ Bei einem anderen Restitutionsersuchen der Flechtheim-Erben, das Paul Klees Gemälde „Federpflanze“ (1919) zum Gegenstand hat, sieht das Museum keinen Grund, die Beratende Kommission anzurufen. Nach den Nachforschungen der Kunstsammlung NRW war das kleinformatige Klee-Gemälde nach dem Tod Flechtheims 1937 aus dessen Nachlass in den Besitz einer Londoner Galerie übergegangen und nicht schon zu Lebzeiten Flechtheims verkauft worden. Kunstsammlung NRW / tm MUSEUM www.kunstsammlung.de Stiftung Neanderthal Museum, Mettmann Tickets und Talk im Web Ab sofort sind Eintrittskarten für das Neanderthal Museum auch online erhältlich. Über den Anbieter „westticket“ lassen sich Tickets bequem zu Hause ausdrucken und sind 12 Monate gültig. Interessierte finden direkt auf der Startseite des Neanderthal Museums im Internet einen Link zu „westticket“ für die Tickets des Museums. Ebenfalls online erhältlich sind Tickets für das umfangreiche Veranstaltungsprogramm. Ganz neue Wege in der Kundenkommunikation geht das Neanderthal Museum außerdem mit der Einführung des Kurznachrichten Instant-Messaging-Dienstes WhatsApp. Neanderthal Museum / tm MUSEUM www.neanderthal.de Stiftung Schloss Dyck, Jüchen Rekordbesucherzahlen und positive Bilanz der letzten Jahre Mit rund 230.000 Besuchern erreichte die Stiftung Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur im Jahr 2014 das beste Ergebnis der letzten fünf Jahre. Im Durchschnitt der letzten Jahre lag die Besucherzahl bei rund 200.000, das Jahr 2014 lockte somit rund 15 % mehr Besucher in die immer attraktiver werdenden Anlagen von Schloss Dyck. Insgesamt ist die Stiftung mit den Veranstaltungen zufrieden, mit der „illumina“, den „Classic Days“, den Gartenfestivals, dem Familienfest und den Konzertveranstaltungen wird ein abwechslungsreiches Programm geboten. Positiv sieht die Stiftung das zunehmende ehrenamtliche Engagement sowohl bei großen als auch bei kleineren Veranstaltungen. Ob beim Familienfest des Rhein-Kreises Neuss, bei den Schlosskonzerten der Freunde und Förderer, dem NiederrheinMusikfestival oder dem Schlosslauf, immer mehr Menschen engagieren sich für Schloss Dyck. Als Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur und Mitglied des Europäischen Gartennetzwerkes stehen die Aktivitäten zur Gartenkultur für die Stiftung nach wie vor im Vordergrund. Im von Fürst Joseph vor knapp 200 Jahren angelegten Landschaftspark hat die Stiftung mit rund 300.000 Blumenzwiebeln und mit einer der größten Hortensiensammlungen Deutschlands besondere Akzente gesetzt. Im Schloss hat sich die Ausstellungsreihe „Gartenfokus“, in der in diesem Jahr Fotografien rheinschnuppern Kurznachrichten japanischer Gärten gezeigt wurden, erfolgreich etabliert. Mit den Angeboten an Spielmöglichkeiten für Kinder und dem im Frühjahr unter der Regie der Stiftung neu eröffneten Restaurant „Botanica“ hat die Stiftung ein Angebot für eine breite Zielgruppe entwickelt. „Besonders die sehr positive Resonanz auf das Botanica hat unsere Erwartungen weit übertroffen“, so der Stiftungsvorstand. Stiftung Schloss Dyck / tm MUSEUM www.stiftung-schloss-dyck.de Schokoladenmuseum, Köln 76.409 Besucherinnen und Besucher im August 2014 – Rekord! Einen Besucherrekord konnte das Schokoladenmuseum im Kölner Rheinauhafen im August 2014 verzeichnen. In diesem Monat kamen 76.409 Besucherinnen und Besucher, um sich über die Geschichte und Gegenwart der Schokolade zu informieren. Traditionell sind die Sommermonate im Schokoladenmuseum gut besucht, doch so viele Besuche wie im diesjährigen August waren es noch nie in einem Monat seit der Eröffnung im November 1993. Für 2014 erwartet das Museum insgesamt bis zu 650.000 Besucher, womit es weiterhin zur Spitzengruppe der meistbesuchten Museen in Deutschland zählen wird. Das von Dr. Hans Imhoff gegründete, privat geführte Museum lässt die 4.000-jährige Geschichte des Kakaos und der Schokolade lebendig werden. In neun Ausstellungsbereichen auf fünf Ebenen warten ein begehbares Tropenhaus, naturkundliche Informationen zum Kakao und Exponate aus dem präkolumbischen Mittelamerika mit den Kulturen der Olmeken, Maya und Azteken auf die Besucher. Dazu ermöglicht die gläserne Schokoladenfabrik Einblicke in die heutige Herstellung von Schokoladentafeln, Hohlfiguren und Pralinen. Im Schokoladenatelier lassen sich die Maîtres Chocolatiers des Museums gerne über die Schulter schauen und zeigen, wie Schokoladen von Hand hergestellt werden. Zusätzlich zur ständigen Ausstellung werden in Sonderausstellungen regelmäßig spezielle Themen beleuchtet, Künstlerinnen und Künstler vorgestellt sowie besondere Ereignisse hervorgehoben. Ein Höhepunkt im vergangenen Jahr war die Präsentation: „Dreikönigsschrein in süßem Glanz – Translation in Schokolade“. Aus Anlass des 850. Jubiläums der Ankunft der Gebeine der Heiligen Dreikönige in Köln zeigte das Museum von Allerheiligen, 1. November 2014, bis zum Dreikönigstag, 6. Januar 2015, eine Interpretation des Dreikönigsschreins im Maßstab 1:1. Der Schokoladenschrein wurde von der Berliner Künstlerin Sonja Alhäuser geschaffen. Schokoladenmuseum / tm MUSEUM www.schokoladenmuseum.de Frauenmuseum, Bonn Gabriele Münter Preis wird erneut ausgelobt „Endlich Vierzig“ – so lautete das Motto des 1994 im Bonner Frauenmuseum erstmalig verliehenen Gabriele Münter Preises für Bildende Künstlerinnen über 40. Seit 1994 wurde der Preis sechs Mal verliehen. Bekannte Künstlerinnen wie die Malerin Cornelia Schleime und die Performance-Künstlerin Ulrike Rosenbach (2004), Leni Hoffmann (2007) oder Christiane Möbius (2010) waren die bisherigen Preisträgerinnen. Nach mehrjähriger Pause wird der Preis nun erneut verliehen. Mit dem Preis werden Künstlerinnen über 40 geehrt – und damit sehr häufig Frauen, die eine ganz einzigartige Leistung vollbringen: Die Vereinbarkeit von Familie und Kunst. Ab 2015 wird der mit 20.000 Euro dotierte Preis erneut ausgelobt und 59 2017 zum siebten Mal verliehen. 20 Künstlerinnen werden ihre Arbeiten auf einer Ausstellung in Berlin und Bonn präsentieren können. Organisation und Verwaltung liegen im Gabriele Münter Büro im Bonner Frauenmuseum. Ab dem Frühjahr 2015 können sich Künstlerinnen dort bewerben. Frauenmuseum / tm MUSEUM www.frauenmuseum.de DANKE* BERLIN „200 Jahre Preußen am Rhein“ Dieses runde Jubiläum nehmen der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und seine Kooperationspartner zum Anlass, das Jahr 2015 unter das Leitthema „Preußen“ zu stellen. „DANKE* BERLIN“ ist das Motto, mit dem der Rheinische Verein an eine 200-jährige Beziehung mit Folgen erinnert. Von April bis Oktober 2015 sollen im gesamten Gebiet der ehemaligen preußischen Rheinprovinz verschiedenste Veranstaltungen unterschiedlichste Aspekte beleuchten. Zahlreiche Institutionen, Institute, Vereine und Verbände haben sich entschlossen, die überaus wechselvolle Beziehung in ihren verschiedenen Facetten angemessen zu würdigen. Dazu zählen u.a. der Landschaftsverband Rheinland mit seinen Kulturdienststellen, die Region Köln/Bonn e.V. und deren Mitgliedskörperschaften, die Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität, die Kunsthochschule Düsseldorf, die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Archive wie das Landeshauptarchiv in Koblenz oder das Historische Archiv der Stadt Köln, Museen wie das ArpMuseum Rolandseck, das Siebengebirgsmuseum Königswinter, das Kölnische Stadtmuseum oder das Preußen-Museum in Wesel. Besonders bemerkenswert und erfreulich sind in diesem Zusammenhang das rheinform 01/2015 60 rheinschnuppern breite bürgerschaftliche Interesse und Engagement sowie die disziplinäre Vielfalt der geplanten Tagungen und Kolloquien. Im Zuge des Wiener Kongresses und der Neuordnung Europas wurde das Rheinland 1815 Preußen zugeschlagen. Damit begann eine intensive politische, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Beziehung zwischen der Rheinprovinz und dem preußischen Kernland, die nicht immer unproblematisch war und noch heute insbesondere in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in vielen Bereichen spürbar nachwirkt. Auch unser heutiger „Rheinland“Begriff geht auf die preußische Zeit zurück: Es war Preußen, das nach der „Besitzergreifung“ der Rheinlande 1815 wesentliches dazu beitrug, dass sich in der sich im 19. Jahrhundert durchsetzenden Gleichsetzung von „Rheinland“ und „Rheinprovinz“ , also von Landschaftsnamen und Verwaltungsbezirk, erstmals ein einheitlicher Rheinland-Begriff herausbildete, der dann letztlich bis heute nachhaltig gewirkt hat. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte / Georg Mölich INFORMATION www.danke-berlin-2015.de rheinform 01/2015 Kurznachrichten rheinlesen 61 Publikationen Anthony Cragg Dinge im Kopf / Things on the Mind Hrsg.: Smerling, Walter Wienand Verlag, Köln 2011 ISBN 978-3-86832-052-7 dt./engl., 136 Seiten, 105 farb. u. 47 s/w-Abb. 34,00 Euro der 1990er Jahre bis hin zu seinen jüngsten Arbeiten sichtbar werden. Als konstanter Eindruck durch alle unterschiedlichen Werkphasen hindurch faszinieren jedoch vor allem die in den Skulpturen freigesetzte Energie und nicht zuletzt die hintergründige Ironie Craggs, welche seine Arbeiten suggerieren. Neben kunstwissenschaftlichen Essays erlauben ein Textbeitrag von Anthony Cragg und ein Interview mit dem Künstler tiefere Einblicke in sein Schaffen. Wienand Verlag / ew René Küng – Kunst und Natur Eine lebenslange Beziehung Hrsg.: Settelen-Trees, Daniela Christoph Merian Verlag, Basel 2014 ISBN 978-3-85616-649-6 Gebunden, 96 Seiten, 55 farb. Abb. 24,00 Euro INFORMATION www.wienand-koeln.de BESTELLUNG www.wienand-koeln.de/titel/ Anthony-Cragg-Tony-Dinge-imKopf-Skulpturen.asp Anthony Cragg (geboren 1949 in Liverpool) ist einer der bedeutendsten Bildhauer unserer Zeit. Seine Werke werden in vielen internationalen Museen ausgestellt, und er nahm bereits mehrfach an der documenta sowie der Biennale von Venedig teil. Darüber hinaus wurde Cragg, der seit den späten 1970er Jahren in Wuppertal lebt und arbeitet, u.a. mit dem renommierten Turner Prize und dem Praemium Imperiale für Skulptur ausgezeichnet. Die vorliegende Publikation ermöglicht erstmals eine retrospektive Betrachtung seines Werkes: Rund sechzig Skulpturen aus den letzten vier Jahrzehnten und etliche Zeichnungen und Grafiken lassen die Entwicklung von frühen Installationen aus Fundstücken über die gedrehten Formen Publikationen | Seite 61 bis 65 Für den Künstler René Küng ist die Natur Inspirationsquelle. Hier findet er seine Materialien, deren Formensprache er aufnimmt und weiterentwickelt. Dieser Dialog führt Küng an archetypische Motive heran, die in Skulpturen von großer Schönheit ihren Ausdruck finden. Die Publikation bietet in einem umfassenden, vor Ort entstandenen Bildteil Einblick in das Werk des Künstlers, das in der gleichnamigen Ausstellung im Park des Hofguts Mapprach im Kanton Basel-Landschaft zu sehen ist. Sie zeigt etwa 35 Skulpturen aus allen Schaffensphasen und hält die unerwarteten Ein- und Ausblicke auf die Skulpturen in den verschiedenen Gartenräumen fest. Ein unvergleichliches rheinform 01/2015 62 rheinlesen Zusammenspiel von Kunst und Natur in einem über 100 Jahre gewachsenen Kulturdenkmal wird erlebbar. Mit Texten von Emil Angehrn, Stefan Hess und Daniela Settelen-Trees. Christoph Merian Verlag / ew INFORMATION www.merianverlag.ch BESTELLUNG www.merianverlag. ch/de/publikationen. html?productDetail=ad63ae8392ac-495b-92e1-55c883fac4e9 form follows nature Eine Geschichte der Natur als Vorbild für Formgebung in Ingenieurbau, Architektur und Kunst Hrsg.: Finsterwalder, Rudolf Springer Verlag, Wien 2011 ISBN 978-3-7091-0855-0 Gebunden, dt./engl., 512 Seiten, 450 farb. Abb. 69,95 Euro Mit dem Ziel, die Geschichte der Natur als Modell für die Formfindung in Ingenieurbau, Architektur und Kunst zu erzählen, hat Rudolf Finsterwalder dieses Buch herausgegeben. Autoren aus den Bereichen Architektur, Naturwissenschaft und Kunst schreiben darin über natürliche Gebilde und Phänomene. Sie beschreiben Formen und Prozesse rheinform 01/2015 Publikationen und erläutern, auf welche Weise die Natur zumindest manchmal die Architektur inspiriert. Von besonderem Interesse ist dabei das widersinnige Verhältnis des Menschen zur Natur, das in diesem Buch zum Ausdruck kommt: Auf der einen Seite steht das Bestreben, von der Natur zu lernen, auf der anderen Seite, der Versuch sie zu beherrschen. Die Formen, Prozesse und Anpassungsfähigkeit natürlicher Gebilde dienen als Vorbild für optimierte Konstruktionen. Gleichzeitig führt die Nutzung technischer Innovationen nicht unbedingt zur Schonung der Umwelt. Baunetz Wissen / ew INFORMATION www.baunetzwissen.de/buecher/ Nachhaltig-Bauen-Form-FollowsNature_2909401.html Präventive Konservierung Ein Leitfaden Hrsg.: ICOM Deutschland e. V. Beiträge zur Museologie Bd. 5, 2014 ISBN 978-3-00-046939-8 95 Seiten Kostenfrei, Versand nur nach Zusendung eines ausreichend vorfrankierten und adressierten Rücksendeumschlags Die Sicherung und Bewahrung von Natur- und Kulturerbe ist eine Kernaufgabe der Museen. Die Präventive Konservierung dient dem langfristigen Erhalt und der Pflege von Sammlungsgut. Ihr Ziel ist es, schädigende Einflüsse bereits im Vorfeld zu erkennen und zu vermeiden oder sie zu reduzieren. Der Leitfaden zeigt Möglichkeiten auf, potentielle Gefahren für Sammlungen zu identifizieren, tatsächliche Gefährdungen zu erkennen und die Erhaltungsbedingungen bereits durch einfache Schritte nachhaltig zu verbessern. Er formuliert Standards und bietet Empfehlungen für die tägliche Museumsarbeit. Der Leitfaden kann in der Geschäftsstelle von ICOM Deutschland bestellt werden. ICOM-Deutschland / tm INFORMATION www.icom-deutschland.de/publikationen.php BESTELLUNG www.icom-deutschland.de/client/ media/546/bestellformular.pdf rheinlesen Publikationen Zur Ethik des Bewahrens Konzepte, Praxis, Perspektiven Hrsg.: ICOM Deutschland e.V. Tagungsband zur Jahrestagung von ICOM Deutschland 2013 Beiträge zur Museologie, Band 4, 2014 ISBN 978-3-00-045736-4 148 Seiten 15,00 Euro (zzgl. Versandkosten); Vorzugspreis für ICOM-Mitglieder und für Tagungsteilnehmer (gegen Nachweis): 10,00 Euro (zzgl. Versandkosten) Das Kulturerbe zu bewahren, ist eine Kernaufgabe der Museen, es an künftige Generationen weiterzugeben, eine ethische Verpflichtung. Das Gebot der Stunde lautet Prävention. Dafür müssen Museen und Museumsprofessionals die gesellschaftliche Notwendigkeit und den Wert der dauerhaften Sicherung des Erbes klar benennen und im gesellschaftlichen Diskurs aktiv vertreten. Nach welchen Kriterien Erhaltungsmaßnahmen entschieden werden bzw. werden sollen, diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jahrestagung 2013 zum Teil kontrovers. Der Band, der die Tagungsbeiträge fast vollzählig wiedergibt, reflektiert Theorie und Praxis der Prävention. ICOM-Deutschland / tm INFORMATION www.icom-deutschland.de/publikationen.php BESTELLUNG www.icom-deutschland.de/client/ media/537/bestellformular.pdf DEAKZESSION Chancen und Risiken bei der Abgabe von Sammlungsgut Hrsg.: ICOM Österreich Tagungsband zum ICOM Österreich-Seminar in Wien, 2014 ISBN 978-3-9503327-4-2 67 Seiten, illustriert 10,00 Euro (zzgl. Versandgebühren) Das Thema Deakzession beschäftigt national wie international Museen, Kunst- und Kultureinrichtungen. Daher war es für ICOM Österreich ein großes Anliegen, eine Diskussion darüber zu beginnen, ob und wie man mit der heiklen Frage des Entsammelns umgeht. ICOM Österreich widmete daher sein Frühjahrsseminar 2014 diesem brisanten Thema. Deakzession verlangt nach sensiblen Richtlinien, verwahren Museen und Kultureinrichtungen doch essentielle Sammlungen, deren Deakzession gewissenhaft, sorgsam, vorsichtig, bedacht und verantwortungsvoll vorbereitet 63 werden muss. Deakzession ist vor allem für uns – als öffentliche Kultureinrichtungen – ein essentielles Thema. Aussonderung, Abgabe, Ausmusterung oder administrative Entfernung eines Objektes aus dem Eigentum und der Verwahrung eines Museums gehören zu den heikelsten, aber gleichzeitig auch unvermeidbaren Aufgaben eines Museums. Während es in vielen Ländern bereits stringente Grundlagen zur Aussonderung von Sammlungsteilen gibt, liegt in Österreich noch vieles in einer Grauzone. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf, und daher ist es ICOM ein besonderes Anliegen, dieses wichtige Thema einer breiten Diskussion zu stellen. Prof. Dr. Wilfried Seipel gibt in seinem Beitrag eine generelle Einführung in das Thema Deakzession. Die Vortragenden des ICOM Seminars: Frank Bergevoet (The Netherlands Cultural Heritage Agency) spricht über „Deakzession in den Niederlanden“. Hans Lochmann vom Deutschen Museumsbund bietet einen Überblick über die Situation in Deutschland. Almut Grüner vom Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck (ehem. Thackray Medical Museum in Yorkshire) berichtet aus Großbritannien, und Claudia Hermann vom Verkehrshaus Luzern trägt über „Entsammeln in der Schweiz“ vor. Praxisbeispiele aus der österreichischen Museumslandschaft stellen Helmut Lackner (Technisches Museum Wien), Patrick Werkner (Universität für angewandte Kunst Wien) und Ulrike Vitovec (Museumsmanagement Niederösterreich) vor. ICOM Österreich / tm INFORMATION www.icom-oesterreich.at rheinform 01/2015 64 rheinlesen Die Praxis des Sammelns Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung Hrsg.: Blimlinger, Eva / Schödl, Heinz Band 5 der „Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung“ Böhlau Verlag, Wien/Köln 2014 ISBN 978-3-205-79601-5 Gebunden, 417 Seiten, 25 farb. u. 35 s/w-Abb. 39,00 Euro Band 5 der „Schriftenreihe für Provenienzforschung“ setzt sich in einer Reihe von Texten mit Sammlungen auseinander, die erst aufgrund der Provenienzforschung wiederum ins Bewusstsein der Öffentlichkeit treten können. Waren sie, und natürlich auch die Sammlerinnen und Sammler selbst, einst ein wesentlicher Teil des kulturellen Ambientes Wiens, verschwanden sie in Folge der Ereignisse nach dem März 1938 aus dem öffentlichen Bewusstsein. Seit 1998 arbeitet die Provenienzforschung nicht nur an der Zuordnung der Eigentumsgeschichte von Einzelwerken, sondern auch am Wiederentdecken dieser Kontexte und Zusammenhänge. Band 5 soll einige dieser einstmals so bekannten Sammlungen und ihre Stifter wiederum ins Gedächtnis rheinform 01/2015 Publikationen zurückrufen. Des Weiteren sind in diesem Band Essays zur Gründung öffentlicher Sammlungen bzw. zur Provenienzforschung enthalten. Böhlau-Verlag / tm BESTELLUNG www.boehlau-verlag.com/978-3205-79601-5.html Ethik im Museum Ein Kit für Museumsfachleute Hrsg.: ICOM Schweiz Mappe mit PowerPoint-Präsentation auf CD sowie Broschüre Ethische Richtlinien, 2014 11,00 Euro (zzgl. Versandkosten) ICOM Schweiz stellt mit dem Ethik-Kit den Museumsfachleuten Instrumente zur Verfügung, um über das Thema Ethik im Museumsalltag nachzudenken und dieses zu vertiefen. Um das Verständnis und die Anwendung der ethischen Richtlinien zu erleichtern, eignet sich nichts besser, als diese mit praxisnahen Beispielen aus dem Museumsalltag in Verbindung zu bringen. Der Kit, bestehend aus einer PowerPointPräsentation (mit realen und fiktiven Fallbeispielen samt Notizen und Erklärungen) und den Ethischen Richtlinien von ICOM, bildet die Grundlage für Teamsitzungen sowie Workshops und eignet sich auch zum Selbststudium. ICOM Schweiz / tm INFORMATION www.museums.ch/publikationen/ publikationen/ethik-kit Die Musealisierung der Gegenwart Von Grenzen und Chancen des Sammelns in kulturhistorischen Museen Hrsg.: Elpers, Sophie / Palm, Anna transcript Verlag, Bielefeld 2014 kart., 218 Seiten, zahlr. Abb. ISBN 978-3-8376-2494-6 28,99 Euro E-Book ISBN 978-3-8394-2494-0 25,99 Euro Kulturhistorische Museen sind im 21. Jahrhundert mehr denn je gefordert, die Besucherinnen und Besucher in ihrem unmittelbaren Jetzt abzuholen und gesellschaftliche Prozesse und Probleme aufzugreifen. Was bedeutet dies für das museale Sammeln? Die Texte dieses Bandes beschreiben aktuelle Entwicklungen in der Museumslandschaft und legen dar, was die Musealisierung der Gegenwart für die Sammlungskonzepte rheinlesen Publikationen und -strategien der Museen bedeutet. Dabei werden Beiträge aus der deutschen und niederländischen Museumspraxis und theoretische Zugänge zum Thema aus kulturwissenschaftlicher Perspektive vereint. transcript Verlag / tm BESTELLUNG www.transcript-verlag. de/978-3-8376-2494-6/ die-musealisierung-der-gegenwart Experimentierfeld Museum Internationale Perspektiven auf Museum, Islam und Inklusion Hrsg.: Kamel, Susan / Gerbich, Christine transcript Verlag, Bielefeld 2014 kart., 482 Seiten, zahlr. z.T. farb. Abb. ISBN 978-3-8376-2380-2 34,99 Euro 65 „Source Communities“? Dieser Band berichtet von einem Berliner Forschungs- und Ausstellungsprojekt und lässt zahlreiche renommierte Wegbegleiterinnen und -begleiter zu Wort kommen, um die Repräsentation muslimischer Traditionen an einem wichtigen Ort gesellschaftlicher Selbstvergewisserung – dem Museum – zu hinterfragen, zu erforschen und zu verändern. Die Beiträge suchen nicht nur nach neuen Zugängen, sondern auch nach anderen Inhalten, die den Forderungen der kritischen Museologie nach Repräsentation, Teilhabe und sozialer Inklusion Rechnung tragen können. Mit Beiträgen u.a. von Sharon Macdonald und Paul Basu, Richard Sandell und Eithne Nightingale, Carmen Mörsch, Mirjam Shatanawi, Bénédicte Savoy und Andrea Meyer. transcript Verlag / tm BESTELLUNG www.transcript-verlag. de/978-3-8376-2380-2/ experimentierfeld-museum Welche Rolle spielen Museen, die Objekte aus islamisch geprägten Regionen beherbergen, in einer sich diversifizierenden Gesellschaft? Wie könnten neue Formen des Sammelns, Forschens und Vermittelns aussehen? Vor welchen Herausforderungen steht eine Kooperation mit den so genannten rheinform 01/2015 66 rheinfinden Termine 3. – 6. Mai 2015 (So-Mi) „Die Biografie der Objekte. Provenienzforschung weiter denken“ Jahrestagung des Deutschen Museumsbunds e.V. in Kooperation mit der Kulturstiftung der Länder Veranstaltungsort Ruhr Museum auf dem Welterbe Zollverein Zollverein A 14 (Schacht XII, Kohlenwäsche) Gelsenkirchener Straße 181 45309 Essen INFORMATION www.museumsbund.de 17. Mai 2015 (So) 38. Internationaler Museumstag Die Provenienzforschung als Aufgabe zur Ermittlung der Herkunft eines Museumsobjektes steht im Mittelpunkt dieser Tagung. Dabei kommt der Provenienzforschung hinsichtlich NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes aus der historischen Verantwortung heraus eine besondere Bedeutung zu. Doch auch Objekte, die in der Kolonialzeit oder zur Zeit der DDR in unsere Sammlungen gelangten, konfrontieren die Museumsfachleute mitunter mit herausfordernden Fragestellungen, die nicht nur unter juristischen, sondern auch unter ethischen Aspekten zu betrachten sind. Von hoher Aktualität ist zudem der Umgang mit archäologischem Kulturgut von möglicherweise illegaler Herkunft. Neben diesen Themen berücksichtigt die Tagung auch, dass die Erforschung der Objekte hinsichtlich ihrer Herkunft grundsätzlich zu den Kernaufgaben der Museumsarbeit gehört. Deutscher Museumsbund / tm rheinform 01/2015 Der Internationale Museumstag (IMT) wurde 1977 vom Internationalen Museumsrat ins Leben gerufen und wird weltweit um den 18. Mai gefeiert. Seit 1992 wird der Tag von einem jährlich wechselnden Motto begleitet. Das Motto zum diesjährigen IMT lautet: „MUSEUM. GESELLSCHAFT. ZUKUNFT.“. Museen begleiten gesellschaftliche Entwicklungen mit innovativen Ideen, kreativen Angeboten, neuen Ausstellungsformen und dem Einsatz moderner Techniken. Sie führen die Besucherinnen und Besucher an aktuelle Themen und Fragestellungen heran, sensibilisieren sie für Probleme, Widersprüche und Konflikte und regen zum Nachdenken an, ohne zwingend Ergebnisse oder Lösungen zu präsentieren. Damit bewegen sie sich am Puls der Zeit. Als Orte der Vermittlung und Begegnung sind Museen auch Orte des Austausches und der Auseinandersetzung. Sie bieten Partizipation für alle und schaffen barrierefreie Zugänge. Wie erfolgreich sie dies umsetzen, belegen die steigenden Besucherzahlen und das große Interesse an ihren Ausstellungen und Angeboten. Das Motto des Internationalen Museumstages 2015 rückt die Rolle der Museen in der Gesellschaft und damit ihren Anteil an der Mitgestaltung der Zukunft in den Fokus. Es bietet eine besonders breite Palette an Anknüpfungsmöglichkeiten, so dass jedes Museum mit seiner Sammlung an diesem besonderen Tag teilnehmen kann. 1. Geben Sie einen besonderen Einblick in Ihre Sammlung. Wozu, was und wie wird gesammelt? Welche Bedeutung haben Sammlungen für die Gesellschaft? Welche Objekte der Gegenwart werden das Bild von unserer Zeit künftig prägen? Fördern Sie den Dialog über die Sammlung mit den Besuchern und bieten Sie Gesprächsrunden mit den Museumsmitarbeitern an. 2. Fördern Sie das gesellschaftliche Miteinander und interkulturelle Begegnungen, indem Sie Bezugspunkte und „Heimat-Verbundenheit“ auch für Menschen mit Migrationshintergrund schaffen. Stellen Sie zum Beispiel Objekte aus anderen Ländern vor, bieten Sie Führungen in unterschiedlichen Sprachen, Kulturelles (z. B. Tanz, Musik, Literatur etc.) und Kulinarisches aus anderen Ländern an. 3. Fördern Sie generationenübergreifende Begegnungen, indem Termine | Seite 66 bis 67 rheinfinden Termine 4. 5. 6. 7. Sie „Jung“ und „Alt“ zusammenbringen. Geben Sie Kindern die Möglichkeit, Erwachsene zu führen und damit ihren Blick auf das Museum zu vermitteln. Lassen Sie Zeitzeugen berichten und machen Sie Geschichte so lebendig. Kinder sind das Museumspublikum von morgen. Bieten Sie ein Programm für Familien mit besonderen Angeboten, einem Museumsfest. Mit Wettbewerben oder Führungen von Kindern für Kinder können Sie die jungen Besucher für das Museum begeistern. Nutzen Sie den Museumstag, um Arbeitsbereiche und Berufe vorzustellen, die sonst für Besucher nicht sichtbar und für das Verständnis der komplexen Aufgaben des Museums wichtig sind. Bieten Sie die Möglichkeit zum Blick hinter die Kulissen – Führungen im Depot, in der Dokumentation, in der Restaurierung etc. Betonen Sie die wichtige Rolle des Museums beim Erhalt unseres gemeinsamen kulturellen Erbes: Wie sichern Sie Ihre Sammlung für die Zukunft? Bieten Sie Präsentationen, Führungen und Aktionen rund um Sammlungspflege und -erhaltung an. Stellen Sie das Museum als Ort der Forschung vor. An welchen interessanten Themen arbeiten Sie derzeit? Wie wollen Sie diese Themen vermitteln? Befassen sich Schülerprojekte mit der Sammlung? Nutzen Sie neue Medien, um mit Ihren Besuchern in den Dialog zu treten. Eine hervorragende Möglichkeit ist zum Beispiel die Teilnahme an der Social-Media-Aktion des Internationalen Museumstags 2015 „MuseumSound“. Welche „Sounds“ hat Ihr Museum zu bieten? Begrüßen Sie Ihre Gäste auf besondere und persönliche Weise. Gewähren Sie freien Eintritt oder lassen Sie Besucher selbst entscheiden, wie viel ihnen der Besuch wert ist. Die Museumsberatung des LVRFachbereichs Kultur wird den rheinischen Museen auch 2015 als regionaler Ansprechpartner zur Seite stehen und die Pflege der zentralen Internet-Veranstaltungsdatenbank zum Museumstag sowie die Bedarfsabfrage und den Versand der Werbemittel übernehmen. Deutscher Museumsbund / tm 67 der Region. Verband Rheinischer Museen / Regine Zeller Veranstaltungsort Museum Schloss Homburg Schloss Homburg 1 51588 Nümbrecht INFORMATION www.museumsverband-rheinland.de Veranstaltungsorte Museen im Rheinland, Deutschland und Weltweit INFORMATION www.museumstag.de SOCIAL MEDIA www.facebook.com/ InternationalerMuseumstag https://twitter.com/museumstag www.pinterest.com/museumstag 1. Juni 2015 (Mo) XII. Rheinischer Museumstag Museen im ländlichen Raum führen häufig ein Schattendasein und müssen sich in unter finanziellem Druck stehenden Kommunen immer stärker behaupten. Bewahren, erforschen, ausstellen und vermitteln reichen allein nicht mehr aus. Neue und innovative Konzepte sind gefragt. Welche strategischen Überlegungen zur Profilierung aber sind erfolgversprechend? Welche neuen Wege sind möglich und notwendig? Wie findet das Museum sein Alleinstellungsmerkmal? Und welche Erfahrungen liegen beim thematischen und baulichen Ausbau des Standorts schon vor? Der XII. Rheinische Museumstag am 1. Juni 2015 im Museum und Forum Schloss Homburg im Oberbergischen Kreis, organisiert vom Verband Rheinischer Museen und der Thomas-Morus-Akademie Bensberg, geht diesen Fragen nach, stellt Projekte vor und diskutiert neue Entwicklungen von Kultur in rheinform 01/2015 68 rheindenken Fortbildungen 27./28. April 2015 (Mo/Di) An einem Strang: Organisation von multidisziplinären Teams in Museen. Ein Workshop zu Methoden einer effektiven Nutzung des kreativen Potentials von Projektgruppen Ob analog oder digital: Die Museumsarbeit erfordert immer mehr Kompetenzen, die mit immer weniger Ressourcen abgedeckt werden müssen. Zudem erfordert die Einbeziehung externer Kräfte und verschiedenster Disziplinen zusätzliche Anstrengungen. Um hier einen effizienten Arbeitsprozess zu organisieren, müssen unterschiedliche Teamstrukturen und divergierende Verfahren des wissenschaftlichen, kreativen und administrativen Arbeitens auf ein gemeinsames Ziel hin synchronisiert werden. Das erfordert neben hoher dialogischer Kompetenz auch den Einsatz von Methoden, die die Zusammenarbeit von Experten zu einem gemeinsamen Tun mit minimalen Reibungsverlusten werden lässt. Eine Strategie, die Expertise vieler effizient zu verbinden, ist das „Design Thinking“. In der Zusammenarbeit mit multidisziplinären Teams bildet die Methode einen kreativen Prozess ab, der den Nutzer (in unserem Falle den Ausstellungsbesucher) in das Zentrum der Betrachtung setzt. In diesem Workshop werden wir Sie in die Lage versetzen, Ideen und Lösungen kollaborativ zu erarbeiten, Sie so für den Mehrwert multidisziplinärer Zusammenarbeit sensibilisieren und Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, Ihre Fähigkeiten und Ideen in die gemeinsame kreative Arbeit eines Entwicklungsteams einfließen zu rheinform 02/2014 lassen. Über das „Design Thinking“ geben wir Ihnen sehr praxisbezogene und lösungsorientierte Instrumente an die Hand, mit deren Unterstützung sich viele Köpfe, viele Ideen und viele Impulse auf ein gemeinsames Ziel bringen lassen. Zielgruppe: Feste sowie freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ausstellungsteams und/oder Projektgruppen, selbständig Tätige. Bundesakademie für kulturelle Bildung / tm Veranstaltungsort Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel Schloßplatz 13 38304 Wolfenbüttel INFORMATION www.bundesakademie.de PROGRAMM www.bundesakademie.de/ programm/museum/do/ veranstaltung_details/mm20-15/ ANMELDUNG www.bundesakademie.de/ programm/buchung/do/ veranstaltung_buchen/mm20-15/ 7. Mai 2015 (Do) Kultur-Blog – planen, einrichten, loslegen Das Internet geht nicht mehr weg. Und es gehört uns allen. Ausgehend von diesen beiden Thesen, soll es in diesem Workshop darum gehen, wie man mit einem Kultur-Blog erfolgreich sein kann. Im digitalen Wandel für mehr Sichtbarkeit der eigenen Themen sorgen, den digitalen Raum mitgestalten und den Austausch mit Gleichgesinnten erleichtern – das sind wichtige Argumente für einen eigenen Kultur-Blog. Hier lernen Sie, wie man einen Blog aufsetzt, gute Inhalte dafür entdeckt und mit erfolgreichen Beiträgen seine Leserschaft findet. Pausanio Veranstaltungsort Startplatz Im Mediapark 5 50670 Köln INFORMATION www.pausanio-akademie.de/ programm/kultur-blog 11./12. Mai 2015 (Mo/Di) MAI-Tagung – „museums and the internet“ Auch im fünfzehnten Jahr ihres Bestehens wird sich die MAI-Tagung mit neuen und innovativen Entwicklungen im Bereich internetbasierter Museumspräsentationen und -dienste beschäftigen und aktuelle Informationen und Sachstandsberichte über museale Internetprojekte aus dem In- und Ausland vorstellen. Anhand von Fachvorträgen und Praxisbeispielen soll veranschaulicht werden, welche Möglichkeiten Museen haben, auf bestehender Medienkompetenz und -ausstattung aufzusetzen, um kulturelle Inhalte via Internet an ihr Publikum zu vermitteln. Geplant sind außerdem Beiträge über neue Internetpräsenzen im Kulturbereich, Informationen über neue Initiativen, Studien und theoretische Auseinandersetzungen sowie die Vorstellung praktischer Umsetzungen zu den Themenbereichen SocialMedia, Barrierefreiheit, OnlineMarketing, eCommerce, Usability, der Auseinandersetzung mit Portalen, Fragen des Urheber- und Nutzungsrechts digitaler Inhalte und der Zusammenarbeit mit Schulen Fortbildungen | Seite 68 bis 70 rheindenken Fortbildungen und anderen Bildungsträgern. Tagungsergänzend und vertiefend, werden am Nachmittag des zweiten Veranstaltungstages Workshops angeboten. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den für die Museen maßgebenden Entwicklungen des WWW bekannt zu machen, ihnen Impulse und Orientierung für die eigene Arbeit zu geben und sie zur Mitgestaltung neuer Strukturen zu ermutigen. Wichtige thematische Aspekte sind dabei die besonderen Präsentations-, Werbe-, Marketingund Kommunikationsmöglichkeiten des Internets. Die Tagung versteht sich darüber hinaus auch ausdrücklich als ein Gesprächs-, Austauschund Kontaktforum. Zielgruppe: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Museen, Ausstellungshäusern und anderen Kulturdienstleistern und -administrationen sowie Archiven und Bibliotheken, die im Rahmen ihrer Tätigkeit bereits praktische Erfahrungen mit Internet-Auftritt und -Präsenz gewonnen haben und das Medium auch weiterhin gezielt und nutzbringend einsetzen wollen oder als WebMaster oder Redakteur für den Internetauftritt der jeweiligen Institution verantwortlich zeichnen. tm Veranstaltungsort :Dasa Arbeitswelt Ausstellung Friedrich-Henkel-Weg 1-25 44149 Dortmund INFORMATION UND ANMELDUNG www.mai-tagung.de NEWSLETTER www.mai-tagung.lvr.de/app/Presse_Mai/MailAbo.asp 15. – 17. Mai 2015 (Fr-So) Das Wilde Denken. Praktische Versuche zu dialogreichen Querverbindungen zwischen Exponaten Mit Absicht oder ohne: Zwischen den Werken einer Ausstellung entstehen immer Bedeutungen – formal oder auch inhaltlich. Solche Konstellationen lassen sich für Impulse zum Gespräch und zu Interaktionen mit Museumsbesucherinnen und Museumsbesuchern nutzen. Die Herausforderung an die Vermittlerinnen und Vermittler dabei ist, die Beziehungen zwischen Objekt und Betrachtenden ernst zu nehmen und eine selbsttätige Auseinandersetzung in Gang zu bringen. Es ist speziell der bisher wenig beachtete Raum zwischen den Exponaten, auf den sich die Aufmerksamkeit des Workshops richtet und der als gewinnbringender Umweg für Vermittlungsaktionen besetzt und erschlossen werden soll. Die Idee des „Wilden Denkens“ – ein ursprünglich von Claude Lévi-Strauss geprägter Begriff – dient dabei als Impuls, um die Beobachtungen und Wahrnehmungen aller Beteiligten über mögliche Objektbeziehungen anzuregen. Die Vermittlungspraxis wird hier als eine Einladung zum Querdenken verstanden und als Versuch, auf unterschiedliche Art und Weise mit den Fähigkeiten aller Beteiligten zu arbeiten. Ziel des Workshops ist es zunächst, praktische Erfahrungen mit den Verfahrensweisen des „Wilden Denkens“ zu sammeln und dessen offene und dialogorientierte Methoden und Möglichkeiten zu erproben, um sie in einem nächsten Schritt auf eigene Vermittlungskonzepte zu übertragen. Bundesakademie für kulturelle Bildung / tm 69 Veranstaltungsort Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel Schloßplatz 13 38304 Wolfenbüttel INFORMATION www.bundesakademie.de PROGRAMM www.bundesakademie.de/ programm/museum/do/ veranstaltung_details/mm28-15/ ANMELDUNG www.bundesakademie.de/ programm/buchung/do/ veranstaltung_buchen/mm28-15/ 19. Mai 2015 (Di) „Ohne Moos nichts los!” – Geschäftsmodelle für Kultureinrichtungen Kulturelle Angebote kosten Geld und sind nicht kostenlos zu haben. Angespannte Haushalte der Länder und Kommunen lassen keine Steigerung der Kulturausgaben erhoffen. Wie aber sichern wir in Zukunft ein vielfältiges Angebot? Welche Verwertungsmodelle sind besonders für Kultureinrichtungen geeignet? Wie kann das Geschäftsmodell „Pay-what-you-want“ den Umsatz steigern? Wie könnte Crowdfunding Teil einer wirtschaftlichen Kulturstrategie werden? Wie wirtschaftet Kultur im Dreieck von staatlicher Förderung, zivilgesellschaftlichem Engagement und unternehmerischer Tätigkeit erfolgreich? In einer Kombination von Impulsreferaten und Workshop wollen wir diese Fragen mit Ihnen gemeinsam erarbeiten und diskutieren. Im Workshop werden wir gemeinsam anhand des „Business Model Canvas“ Geschäftsmodelle für Kultureinrichtungen erarbeiten. Diese Methode ist dem „Design Thinking“ entlehnt und eignet sich besonders gut, Geschäftsmodelle für Kultureinrichtungen zu entwickeln. Pausanio rheinform 02/2014 70 rheindenken Veranstaltungsort Startplatz Im Mediapark 5 50670 Köln INFORMATION www.pausanio-akademie.de/programm/ cultural-entrepreneurship 1. – 3. Juni 2015 (Mo-Mi) Generationen im Museum. Handreichungen für unvergessliche Begegnungen im Museum Der Weg vom Schlagwort „intergenerative Vermittlung“ bis zu einem echten Dialog der Generationen ist mitunter nicht leicht. Der Bildungsanspruch eines Museums bedingt es, dass die Konzepte für solche Begegnungen inhaltlich präzise vorbereitet, in der Form sorgfältig gestaltet und in der Umsetzung mit hoher Empathie für alle Beteiligten durchgeführt werden müssen. Das Ergebnis einer solchen Begegnung zielt dabei nicht nur auf die Weitergabe von Erfahrungen, sondern setzt auf einen starken Impuls, um gemeinsames Lernen voneinander zu ermöglichen und dieses Erlebnis über das Museum hinaus wirksam sein zu lassen. In diesem Seminar zeigt Ihnen das Beispiel „Generationen im Museum“ (GIM) aus der Schweiz, wie gelingende generationsübergreifende Konzepte geplant, organisiert und realisiert werden können. An praktischen Beispielen – wie etwa „GIMlive“ – erfahren Sie Hintergründe über verschiedene Konzepte, lernen unterschiedliche methodische Umsetzungen kennen und erfahren Handreichungen zu den notwendigen inhaltlichen und formalen Strukturen, die notwendig sind, um einen solchen Dialog zu initiieren und in einen gleichberechtigten und lebendigen Austausch münden zu lassen. Ebenso sind in diesem Seminar Ihre Erfahrungen und Kenntnisse gefragt, die wir in Form von rheinform 02/2014 Fortbildungen Workshops und kollegialer Beratung in den Seminarverlauf integrieren wollen. Angesprochen sind feste und freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sektor der Museumspädagogik und Vermittlung aus allen Sparten und Museumsgattungen. Bundesakademie für kulturelle Bildung / tm Veranstaltungsort Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel Schloßplatz 13 38304 Wolfenbüttel INFORMATION www.bundesakademie.de PROGRAMM www.bundesakademie.de/ programm/museum/do/ veranstaltung_details/mm22-15/ ANMELDUNG www.bundesakademie.de/ programm/buchung/do/ veranstaltung_buchen/mm22-15/ rheinschauen 71 Ausstellungen „Wegen Relaunch geschlossen!“ Der Ausstellungskalender jetzt tagesaktuell im Internet Thilo Martini Bild 1: Logo des Internet-Museumsführers und -Ausstellungskalenders www.RheinischeMuseen.de (LVR-Fachbereich Kultur) Wie an dieser Stelle bereits in der letzten Ausgabe ausführlich berichtet, wurden der Online-Museumsführer und Ausstellungskalender für die rheinischen Museen und Sammlungen – www.RheinischeMuseen.de – einer umfassenden grafischen, technischen und inhaltlichen Überarbeitung unterzogen. Seit Oktober 2014 ist dieses überarbeitete und erweiterte Serviceangebot nun online zugänglich. Die redaktionelle Erfahrung zeigt, dass uns annähernd täglich Ausstellungs- und Veranstaltungsmeldungen erreichen. Diese können jetzt zeitnah in das Datensystem eingepflegt werden und sind somit zeitgleich auch im Internet sichtbar. Diese Möglichkeit der tagesaktuellen Darstellung von Ausstellungsinformationen steht der statischen Auflistung und unvermeidbaren Unvollständigkeit der hier abgedruckten Angaben entgegen. Aus diesem Grund haben wir uns entscheiden, die Rubrik "Ausstellungen" einzustellen. Damit der Online-Museumsführer und -Ausstellungskalender www.RheinischeMuseen.de die Ausstellungslandschaft INFORMATION Landschaftsverband Rheinland LVR-Fachbereich Kultur Redaktion „RheinischeMuseen.de“ Thilo Martini Ottoplatz 2 50679 Köln Tel.: 0221 809 2143 Mail: [email protected] Web: www.RheinischeMuseen.de der rheinischen Museen auch weiterhin in aktueller und umfassender Weise abbilden kann, benötigen wir jedoch auch Ihre Mithilfe. Bitte senden Sie alle Ausstellungshinweise, Veranstaltungsmeldungen, Pressemitteilungen etc. an die Adresse der OnlineRedaktion von www.RheinischeMuseen.de. Thilo Martini | “Wegen Relaunch geschlossen!“ | Seite 71 bis 71 rheinform 01/2015 72 rheinform Impressum Herausgeber: Landschaftsverband Rheinland LVR-Dezernat Kultur und Landschaftliche Kulturpflege Ottoplatz 2 || 50679 Köln-Deutz Verantwortlich: Milena Karabaic–LVR-Dezernentin für Kultur und Umwelt Layout, Technische Umsetzung – Barrierefreies PDF: Sein und Haben Werbeagentur GmbH, Köln|| Tim Gouder www.sein-und-haben.de|| [email protected] Aufbereitung des Dokuments für sehbehinderte und blinde Menschen: LVR-Druckerei || Solveig Kemsies [email protected] Titel: Entwurf: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Ralf Nussbaum Titelbild: Keisuke Matsuura „Weisse Nepix“, Fotoausschnitt (© das SEEWERK) Redaktionsanschrift: Landschaftsverband Rheinland LVR-Fachbereich Kultur / Museumsberatung Redaktion „rheinform“ Ottoplatz 2 || 50679 Köln-Deutz Tel. 0221 809 2143 Fax 0221 8284 1925 www.rheinform.lvr.de || [email protected] Redaktion: Dr. Norbert Kühn, Thilo Martini (tm), Ruth Türnich (rt), Eva Westphal (ew) Die Redaktion hat sich bemüht, die Rechteinhaber der Abbildungen ausfindig zu machen. Sollten geltende Ansprüche nicht berücksichtigt sein, bitten wir um Nachricht an die Redaktion. Version 1.0 – März 2015 © 2015, LVR-Dezernat Kultur und Landschaftliche Kulturpflege rheinform 01/2015
© Copyright 2024 ExpyDoc