Weiger_Presse_Lam_Um_05-05-15

„Pumpspeicherwerke lenken nur ab“
UMWELT Der Bund Natur-
schutz wird alle zur Verfügung stehenden Rechtsmittel gegen das Projekt am Osser einlegen.
LAM. Am Osser ist ein Pumpspeicherwerk geplant, für das der BUND Naturschutz in Bayern keinen Bedarf sieht.
Bei einem Pressegespräch am Dienstag
im Hotel Das Bayerwald der Familie
Neumaier/Jäger bekräftigten diese Ansicht der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger, der BN-Landesbeauftragte
Richard Mergner, der Vorsitzende der
Kreisgruppe Cham Robert Kurzmann
sowie Edeltraud und Paul Winterstetter von der Kreisgruppe Cham.
Kreisvorsitzender Robert Kurzmann sagte, für ihn stelle sich die Frage der Notwendigkeit eines solchen
Projekts im Zeichen der Energiewende. Kurzmann hält sich an die Aussagen von Professor Sterner, der ein ausgesprochener Fachmann zum Thema
Speichertechnologie ist, und zumindest zum jetzigen Zeitpunkt PSW für
das Gelingen der Energiewende nicht
für notwendig hält.
8000 Unterschriften pro Osser
Paul Winterstetter rekapitulierte die
Geschehnisse, seit im Frühjahr 2014
erstmals die Absicht durchsickerte,
dass ein „Phantombau“ beabsichtigt
sei, mit dem einer der markantesten
Berge im gesamten Oberen Bayerischen Wald zerstört werden soll. „Das
Schlimme dabei ist, dass das Ganze
von den Betreibern oder Planern unter
dem Aspekt der Energiewende verkauft wird“, kreidete Winterstetter an.
Die Bevölkerung habe aber relativ
schnell verstanden, worum es geht. In
einem halben Jahr haben sich über
8000 Bürger mit ihrer Unterschrift dafür ausgesprochen, dass der Osser in
seiner ursprünglichen Form erhalten
bleiben soll. Paul Winterstetter dankte
ausdrücklich der breiten Front von
Verbänden und Parteien, die sich mit
dem Bund Naturschutz solidarisch
zeigten. „Nach einem turbulenten Jahr
herrscht zur Zeit Stillstand“, so Winterstetter. Dennoch sei es unheimlich
wichtig, dass von der Landesspitze des
Bund Naturschutz ein deutliches Signal gesetzt wird.
Professor Dr. Hubert Weiger betonte, dass sich der
Bund Naturschutz
Prof. Dr. Hubert Weiger: „Wir stehen vor quantitativen und qualitativen Technologiesprüngen“.
Richard Mergner: Kraft-Wärme-Kopplung ist dezentrale, speicherfähige,
flexible Strom- und Wärmeerzeugung.
Edeltraud Winterstetter: Der Osser
zählt zu den 100 Meisterwerken
Bayerns.
Fotos: kfe
wie kein anderer Verband in ganz
Deutschland seit Jahrzehnten für die
Energiewende einsetzt. „Dieses Projekt
ist jedoch kein Beitrag für eine ökologische Energiewende“, verdeutlichte
Weiger. Von daher sei der Verband
nicht nur legitimiert, sondern aufgerufen, sich als Verfechter einer ökologischen, dezentralen Bürger-Energiewende gegen solche Fehlentwicklungen zu stemmen, um zu verhindern,
dass nicht zuletzt deshalb die gesamte
Energiewende in Misskredit gebracht
wird. Energiewende bedeute auch Verringerung der Verbräuche durch Einsparungen, mehr Energieeffizienz und
Ausbau der erneuerbaren Energieen.
der Fall. Sie können nur kurzfristige
Schwankungen ausgleichen. Daher
brauchen wir ein völlig anderes System“, betonte er. Um dieser fluktuierenden Stromerzeugung Rechnung zu
tragen, werden vor allem dezentrale
Blockheizkraftwerke bei Ein- und
Zweifamilienhäusern bis zu Hotels
und Krankenhäusern gebraucht.
Der Umbau dazu habe bereits begonnen. Eine Vorreiterrolle übernehme das große Heizkraftwerk in Nürnberg. Der Bund Naturschutz hält eine
grundsätzliche Umorientierung für
notwendig. „Wir dürfen nicht wegen
Fehlentwicklungen die letzten Naturschönheiten opfern. Das Projekt stößt
völlig zurecht auf Widerstand. Der
Einsatz der Gegner liegt im öffentlichen Interesse“, konstatierte der Redner. „Wir werden von seiten des Bund
Naturschutzes alle zur Verfügung stehenden Rechtsmittel einlegen, um ein
solches Projekt zu verhindern.“ In Sachen Windkraft soll der Freistaat Bayern seine 10 h-Regelung fallen lassen,
damit man wieder zu einer vernünftigen Standortsplanung komme.
„PSW lenken davon ab, was tatsächlich erforderlich ist. Die BRD hat im
Jahr 2014 noch einmal mehr Strom exportiert, als im Jahr zuvor, obwohl
schon Atomkraftwerke abgeschaltet
waren“, informierte der Insider. Jede
Gemeinde brauche einen Energienutzungsplan, um zu sehen, wo die Einsparpotenziale sind.
Edeltraud Winterstetter betonte
nochmals die Einmaligkeit des Ossers:
„Er zählt zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns, also zu den 100 Meisterwerken der Natur!“ „Wir vom Bund
Naturschutz fordern neben einem geologischen auch ein hydrogeologisches,
ein bergmännisches, ein bautechnisches und ein wassertechnisches Gutachten. Eine Wirtschaftslichkeitsprüfung wird zur Zeit erstellt. Wir fordern
auch die Offenlegung der Kapitalkraft
des Unternehmens und um eine Bauruine zu vermeiden, muss treuhänderisch Kapital für den Rückbau zurückgelegt werden“, wurde die Naturschützerin deutlich.
Erwin Pfeffer sprach die Zukunft
der Batteriespeicher an. „Wir befinden
uns in einer Revolution der Speichertechnologien. Sie werden immer kostengünstiger“, so Professor Weiger. In
einigen Jahren wird sich die Frage
über den Wellenausgleich nicht mehr
stellen.
„Wirstehen vor quantitativen und
qualitativen Technologiesprüngen“, so
der Landesvorsitzende. Jetzt bestehe
die Möglichkeit der dezentralen
Stromerzeugung im ganzen Land,
auch im ländlichen Raum. Damit bekommt der ländliche Raum ein neues
(kfe)
Wertschöpfungspotenzial.
Keine Erfindung der Energiewende
PSW sind keine Erfindung der Energiewende, sondern eine Erfindung der
großen, zentralen Energiewirtschaft,
die ihre Kohle- oder Atomkraftwerke
rund um die Uhr laufen lassen. Da es
beim Verbrauch eine Mittagspitze gebe, war es sehr rentabel, diese in Verbindung mit den großen Grundlastkraftwerken durch PSW abzudecken,
denn das war der teuerste Strom. Deshalb waren PSW hochrentabel. Mittlerweile existiere eine völlig andere
Stromerzeugungsqualität.
„Wir haben eine dezentrale Einspeisung – die höchste mittags“, sagte Professor Weiger. Die PSW sind damit
nicht mehr rentabel. „Sie müssten
schon entsprechende Wellen ausfüllen, aber das ist nicht
„Jetzt schon Investitionsstau“
Richard Mergner bestätigte, dass die
PSW Altplanungen sind. „Wir brauchen die entsprechenden Rahmenbedingungen, dass sich Kraft-WärmeKopplung lohnt, die eine dezentrale,
speicherfähige, flexible Strom- und
Wärmeerzeugung darstellt“, so Merkner. Es gebe jetzt schon einen Investitionsstau.
Der BUND will den Osser
mit allen Mitteln verteidigen.
Foto: Archiv