Hans Otto Bäumer: Velberter Jung wird Minister im Kabinett von Johannes Rau Hans Otto Bäumer © Stadtarchiv Velbert Der SPD-Politiker Hans Otto Bäumer aus Velbert galt zeitlebens als ein sozialdemokratisches „Urgestein“. Insbesondere an der Parteibasis und in Arbeiterkreisen wurde er stets wie ein Held verehrt. Sein oft polterndes Auftreten, sein mitunter sprunghaftes Verhalten, seine immer wiederkehrenden Attacken – auch gegen das eigene Partei-Establishment – brachten ihm früh den als Tadel gemeinten Beinamen „Rebell vom Niederrhein“ ein. Geschickt verstand Bäumer es, diesen Titel in seinem Sinne als Kämpfer gegen Duckmäuser und Mitläufer umzumünzen. Der „Velberter Jung“ Hans Otto Bäumer wurde 1926 in Velbert geboren. Im Jahre 1943 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und blieb nach dem Kriege bis zum Sommer 1945 in Gefangenschaft. Nach dem Abitur 1948 studierte Bäumer Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft. Im Jahre 1953 begann er als Rechtssekretär beim DGB in Köln. Der Landesbezirk des DGB übertrug ihm 1959 die Leitung der Abteilung Arbeitsrecht und Arbeitsverwaltung. Er wirkte darüber hinaus als Vorsitzender des Verwaltungsausschusses beim Landesarbeitsamt in Düsseldorf, als ehrenamtlicher Landesarbeitsrichter und Bundesarbeitsrichter. Neben seiner gewerkschaftlichen Karriere setzte sich Bäumer unermüdlich für sein politisches Weiterkommen ein. Von 1960 bis 1969 leitete er den SPD-Unterbezirk Düsseldorf-Mettmann. Vierzehn Jahre lang – von 1968 bis 1982 – führte er den Vorsitz im SPD-Bezirk Niederrhein und war Mitglied des Parteirates. Auf der kommunalen Ebene war Hans Otto Bäumer 1956 bis 1967 und von 1975 bis 1979 Mitglied des Rates seiner Heimatstadt. 1961 wurde er zum Bürgermeister von Velbert gewählt, der er bis 1967 blieb. Im Jahre 1962 gelang ihm für den Wahlkreis 58 seine erste Direktwahl in den Landtag. Diesen Erfolg konnte er 1966 für den dann mit der Nummer 61 belegten Wahlkreis wiederholen. Sein Mandat legte Bäumer Anfang 1967 nieder, weil er zum Regierungspräsidenten Düsseldorf ernannt worden war. In dieser Funktion verblieb er mit großer öffentlicher Wirkung bis 1975. Für zehn Jahre kehrte Bäumer dann in den Landtag zurück, aus dem er 1985 ausschied. Willy Brandt Ende der 1960erJahre in Velbert vor dem Rathaus. Im Hintergrund: Hans-Otto Bäumer © SPD Kreis Mettmann Am 4. Mai 1979 war Hans Otto Bäumer zum Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ernannt worden. Im Landtag widmete sich Bäumer zunächst der Kommunalpolitik und dem Bereich „Arbeit“. Beiden entsprechenden Ausschüssen gehörte er als ordentliches Mitglied an. Nach der bemerkenswerten Phase als Regierungspräsident und Rückkehr in den Landtag 1975 machte er sich um die Landesplanung und im Hauptausschuss verdient. Von Mai 1979 bis Anfang 1984 nahm Bäumer, der Minister geworden war, keine Funktionen im Parlament wahr. Ein besonderes Anliegen war ihm ab 1984, nach seinem Ausscheiden aus dem Ministeramt, bis zum Ende der Legislaturperiode 1985 der Ausschuss für Innere Verwaltung, dem er als ordentliches Mitglied angehörte. Der „Vollblut“-Politiker Bäumer verstarb 1998. Bereits zu jener Zeit war er Legende geworden und hatte einen überaus hohen Bekanntheitsgrad nicht nur im niederbergischen Raum, sondern weit darüber hinaus. Sein Engagement für die Verknüpfung von Wirtschaftspolitik und Naturschutz war wegweisend. Seine temperamentvolle Art und Weise, Politik öffentlich zu vermitteln, ist auch heute noch unvergessen. Wo immer er als Redner angekündigt wurde, konnte er mit einem vollen Saal rechnen. Wahlplakat von Hans Otto Bäumer ©Stadtarchiv Velbert Wegen seiner herausragenden Verdienste um das allgemeine Wohl und seines unermüdlichen Drängens um den Zusammenhalt der Städte in „seinem“ Kreisgebiet Mettmann wurde Bäumer das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Quelle: Archiv des Landtags NRW; Stadtarchiv Velbert
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