Programm 20. März 2015 in Münster Saal 1 Moderation: Dipl.-Ing. Klaus Luig Thema I: Innovative Fassadentechnik – Konstruktionen und Details mit Zukunftsanspruch – oder: Vorgehängte Fassaden und deren Beitrag zum klimaneutralen Bauen EXCHANGE Dipl.-Ing. Ansgar Schulz, schulz & schulz architekten, Leipzig Grundlagen für die Architektur von Ansgar und Benedikt Schulz bilden die biografische Verbindung zum Ruhrgebiet und das wissenschaftliche Studium der Architektur an der RWTH Aachen. Die resultierenden Tugenden der Schnörkellosigkeit und der Präzision werden über die Begeisterung für den Ruhrgebietsfußball intensiviert und zugleich durch Einflüsse aus Spanien und Südamerika individualisiert. Daraus entwickelte Philosophien, Parameter und Methoden von schulz & schulz, abstrakt-theoretische Aufgabenstellungen in architektonische Visionen sowie orts-, aufgaben- und nutzerbezogene Bauwerke zu übersetzen, werden u. a. am Projekt Büro- und Geschäftshaus TRIAS Leipzig aufgezeigt. Neue Technologien – Neue Potentiale Dipl.-Ing. Gregor M. Kassl, ARUP Deutschland GmbH, Frankfurt/Main Gregor Kassl fordert eine holistische Betrachtung der Gebäudehülle. Diese endet nicht mit dem Gebäude, sondern reicht wesentlich weiter. Schon heute können zeitgemäße Gebäude mit Algenfassaden, Smart Materials, Robotik, etc. gebaut werden. Dies bezeugen aktuelle Projekte wie das BIQ-Haus in Hamburg. Dabei steht ein hoher ästhetischer Anspruch nicht im Widerspruch zu Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Ganz im Gegenteil. Gregor Kassl will Kreativität wecken und erklärt dazu anhand mehrerer erfolgreicher Beispiele die weitreichenden Potentiale von Gebäudehülle und Fassadengestaltung in Bezug auf Funktionalität und Umwelt. Der Blaue Planet – Dänemarks neues, nationales Aquarium Torben Østergaard, 3XN, Kopenhagen Das 2013 eingeweihte Aquarium ist eine neue, architektonische Landmarke in Kopenhagen, welches den Tourismus in der Øresund Region fördern soll. Das einzigartige Design und die Geometrie des Neubaus sind von der Natur inspiriert und erfüllen den Wunsch des Bauherren, auch in Zukunft Erweiterungsbauten zu ermöglichen. Für die Auswahl der Aluminiumhülle wurden viele Anforderungen abgewogen, wie z. B. dem narrativen Konzept, der Lage direkt am Wasser, und der Möglichkeit, auch die 5. Fassade in Bezug auf den nahegelegenen Flughafen zu nutzen. In der geometrisch komplexen Gestaltung schmelzen Dach und Fassade zusammen und die doppelgekrümmten Flächen werden in Ihrer Expressivität durch das matte Finish der Schindeln noch verstärkt. Der Vortrag wird sowohl auf die Gesamtkonzeption und Funktion der einzelnen Gebäudeteile im Ganzen, sowie der Fassadengestaltung und Ausführung im Speziellen eingehen. 1 Programm 20. März 2015 in Münster paläon – Fassade der unbegrenzten Möglichkeiten Dipl.-Ing. Philip Norman Peterson, Holzer Kobler Architekturen, Zürich/Berlin An der bedeutenden archäologischen Fundstelle der 300.000 Jahre alten Schöninger Speere, den ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit, ragt von weither sichtbar das paläon aus der Landschaft empor. Die reflektierende Fassade des paläons wird zum Spiegel, der die Farben der umgebenden Natur aufnimmt, reflektiert und bricht. Mit großformatigen, scharfen Einschnitten in die aus Alucobond NaturAL konstruierte Gebäudehülle werden weitläufige, faszinierende Ausblicke zur Fundstelle der Speere und zur Grube des Braunkohletagebaus, zu der nahen Waldlandschaft und zu den weidenden Wildpferden inszeniert. Von außen muten die expressiven Öffnungen wie Schatten auf dem Baukörper an und unterstreichen die Dynamik in der Architektursprache. Der Vortrag von Philip Norman Peterson erlaubt einen Blick hinter die Kulissen des paläons und gibt wertvolle Hinweise zur Konzeption und Konstruktion dieser einzigartigen Fassade. Verleihung des Heinze ArchitektenAWARDS Auch in diesem Jahr bietet die architectureworld am Nachmittag den feierlichen Rahmen für die Preisverleihung des mit 44.000 Euro dotierten Heinze ArchitektenAWARDs 2015. Im Mittelpunkt des im Herbst 2014 gestarteten Wettbewerbs zum Thema „Faszination Nichtwohnbau“ stehen eindrucksvoll geschaffene Wohnwelten, die in insgesamt sechs Objektkategorien prämiert werden. Magie der Werkstoffe Prof. Dipl.-Ing. Manuel Thesing, Thesing & Thesing Architekten, Heiden/Westf. Werkstoffe bestimmen den ersten Eindruck eines jeden Gebäudes, seine optische, ästhetische, haptische und emotionale Wirkung. Betrachtet werden soll der Wandel von Materialien, die Verwitterung, Veränderung in Haptik, Optik und Geruch. Materialien sollen preisorientiert eingesetzt werden, mit einer Sensibilität für Ästhetik, angepasst an die Bedürfnisse eines Objekts und die Interessen der Bauherren. Im Hinblick auf die Verknappung vieler Rohstoffe werden ökologische Aspekte, wie die Recyclingfähigkeit eines Materials, zunehmend wichtiger. Ziel ist es, den grundsätzlichen Umgang mit Werkstoffen zu betrachten und zu verinnerlichen, um auch in der Zukunft für einen sensiblen Umgang mit Ressourcen einzustehen. Zwischen Gebäudehülle und Holzkonstruktion Prof. Dipl.-Ing. Jörg Wollenweber, WOLLENWEBERARCHITEKTUR, Düsseldorf Der Raum, der sich durch eine vorgehängte Fassade als Distanz zur Konstruktion ergibt, wird in seiner Funktion und in seinen Möglichkeiten oft nicht ausreichend gewürdigt und genutzt. Als konstruktiver Feuchteschutz anerkannt, als Nutzschicht unterschätzt und als Energietransporter nicht geplant. So könnte man die aktuelle Situation einer Hinterlüftungsebene bei vorgehängten Fassaden zusammenfassen. Aber sie kann mehr. Die einzelnen Materialschichten der immer effizienter werdenden Bauwerke, sowie die Hüllkonstruktionen als Ganzes, müssen immer effektiver genutzt werden - auch der Zwischenraum! 2 Programm 20. März 2015 in Münster Saal 2 Moderation: Prof. Dipl.-Ing. Armin Rogall Thema II: Architektur von morgen – oder: Studenten präsentieren prämierte Projekte Modulares Wohnen in Shimokitazawa, Tokyo Dipl.-Ing. Lisa Geiszler, Atelier Fiska, Wien In ihrem Vortrag, der die Vortragsreihe Die jungen Wilden eröffnet, wird Lisa Geiszler einen Einblick in ihre Diplomarbeit geben, mit der sie 2014 an der Technischen Universität Wien ihr Masterstudium in Architektur erfolgreich beendet hat. Es geht um einen städtebaulichen Entwurf eines bekannten und in seiner Existenz gefährdeten Viertels in Tokyo. Nach ihren Aufenthalten in der Weltmetropole und der Konfrontation mit den städtebaulichen Plänen im Viertel Shimokitazawa, entwickelte Geiszler einen alternativen, in die Zukunft blickenden Vorschlag: Eine 1,5 km lange Zugstrecke wird in Shimokitazawa in den Untergrund verlegt und eröffnet dem dicht bebauten Viertel ein seltenes Raumpotenzial. Eine 26 m breite Straße soll, entgegen der vorherrschenden Meinung der Bevölkerung, mitten durchs Zentrum schneiden. Geiszlers Entwurf stellt ein kleinstrukturiertes modulares Geflecht einer Stadterweiterung vor, das langsam und nach den Wünschen der Bewohner über dem Viertel wachsen kann, ohne bestehende Struktur zu zerstören. Rotorblatt Upcycling: Schwingendes Dach – Bewegliche Fassade Robert Leitner, Technische Universität Wien Innerhalb der Vortragsreihe Die Jungen Wilden geht Robert Leitner der Frage nach: Welche Formen von Recycling in der Architektur gibt es und wie wird es sichtbar gemacht? Ausgediente aber noch funktionsfähige Rotorblätter von Windkraftanlagen werden zu Architektur. Das ist Recycling im großen Maßstab und als solches erkennbar. Das schwingende RotorblattDach bedingt eine bewegliche Fassade. Das ganze Projekt unterliegt dem Gedanken eines recyclingfähigen Konstruierens. 4D. Mobile Museum Prototypes – Temporäre Materialien für temporäre Architektur Katrin Hochschuh, Bergische Universität Wuppertal Aus der Aufgabenstellung für den Masterabschlussentwurf heraus, ein temporäres und mobiles Museum für Medienkunst zu entwickeln, haben sich für Katrin Hochschuh verschiedene Fragestellungen ergeben. Diese beziehen sich auf die Dauerhaftigkeit von Architektur, deren Materialität sowie die Rolle von Museumsarchitektur. Anstatt ein nomadisierendes Gebäude an einem Ort ab und am nächsten wieder aufzubauen, ist die Idee getreten, ein Material zu entwickeln, welches durch seine chemische Zusammensetzung ein Ablaufdatum besitzt. Der Bauplan des Gebäudes wird durch ein Computer-Programm an jeden neuen Standort individuell angepasst. In einem performativen Akt wird das 4D. Museum dann von einem Schwarm fliegender Roboter-Drohnen erschaffen. Kann der unumgängliche Kreislauf von Aufbau und Zerfall mit Hilfe moderner Technik und Materialforschung kontrolliert werden? Wird das Potential der vierten Dimension in Zukunft der Architektur zur Verfügung stehen? Ein weiterer Vortrag der Reihe Die Jungen Wilden. 3 Programm 20. März 2015 in Münster Growing a home! - Wohnkonzept für moderne Nomaden Judith Lennartz, Technische Universität München Der Entwurf von Judith Lennartz löst die Fragestellung einer angemessenen Behausung für moderne Nomaden durch ein selbstwachsendes Gebäude. Natürliche Organismen werden gezüchtet, um statische und gebäudetechnische Funktionen zu übernehmen. Eine Mischung aus Pilzbrut, lokalen biologischen Abfallprodukten und Wasser wächst in einer zweilagigen formbestimmenden Folie zur Außenhülle des Gebäudes heran. Wie eine Pflanze, wächst das Gebäude mithilfe von Abfallstoffen eines anderen Prozesses, löst sich am Ende der Nutzungsdauer in einem natürlichen Prozess wieder auf und bietet anschließend Nährboden für neues Leben. Auch das Klima- und Energiekonzept des Hauses basiert auf biologischen Prozessen. Im Kontext von Ressourcenknappheit und Wiederverwendbarkeit von Baumaterialien stellt dieses Projekt eine architektonische und energetische Vision für ein ökologisches Wohnkonzept der Zukunft dar. Ein Vortrag aus der Reihe Die Jungen Wilden. Pause und Verleihung des Heinze ArchitektenAWARDS in Saal 1 Thema III: Faszination Nichtwohnbauten – oder: Welchen Wert nimmt das äußere Erscheinungsbild eines Gebäudes bei der Vermarktung ein? Wesentliche Grundlagen der Vorhangfassadentechnik zur Vermeidung von Bauschäden Günther Weigle, IFM GmbH, Unabhängige Fassadenberater, Bietigheim-Bissingen Der Vortrag definiert zunächst den Begriff der Vorhangfassade, vergleicht verschiedene Fassadensysteme und geht auf die Vor- und Nachteile der Basissysteme ein. Elementare Grundlagen der Vorhangfassadentechnik, wie Rohbautoleranzen, thermische Belastungen, Verankerungssysteme und Korrosionsschutz, werden anhand von einigen Projektbeispielen vorgestellt. Ziel ist, künftig die wesentlichen zu berücksichtigenden Planungsgrundlagen zu kennen, Fassadentechnik als eigene Planungsdisziplin anzusehen und Bauschäden vorab in der Planung zu verhindern. Revitalisierung eines Gewerbebaus aus den 60er Jahren unter Beachtung der bestehenden Qualitäten und Potenziale Dipl.-Ing. Gerald Hadler, demmel und hadler gmbh, München Anhand des Beispiels Karlsplatz 3 München soll gezeigt werden, dass eine notwendige Modernisierung trotz widriger Umstände auch unter Erhalt von Teilen des Bestandes erfolgen kann und dadurch die bestehenden Qualitäten wieder genutzt werden. Hierzu werden die Ausgangssituation beschrieben, alternative Konzepte vorgestellt und Sanierung vs. Neubau abgewägt. Eine Definition von „grauer Energie“ sowie Beschreibungen der Umsetzung auf der Baustelle und der anschließenden Resultate und Nutzerbewertungen sind ebenfalls Teil des Vortrags. Darüber hinaus wird ein Ausblick auf dieses Thema für die Zukunft aufgezeigt: „Bauen mit Bestand gestern – heute – morgen.“ Stand: 12.03.2015 4
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