BAG Gesundheit & Frühe Hilfen 27.4.2015 SGB V & VIII: Wunsch oder Vision? Krankenhäuser – Frühe Hilfen Das Babylotsen-Projekt der Charité Klinik für Geburtsmedizin - Klinik für Neonatologie Charité Universitätsmedizin Berlin Ärztlicher Direktor Prof.Dr. W. Henrich Projektleitung: OÄ Dr.med. Christine Klapp FÄ Anästhesie Angelika Mindel-Hennies Schulrätin i.R. Elisabeth Müller-Heck Soz.Päd. Nurina Nazmy Soz.Päd. Jacqueline Baumgart Prof.Dr. K.E. Bergmann Prof.Dr. R. Bergmann UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLIN Frühe Hilfen – was ist wichtig? • systematischer Zugang zu den Familien (mit Bedarfsanalyse) • nicht stigmatisierend • freiwillige Teilnahme • hohe Akzeptanz • keine Kosten • individuelle, passgenaue Hilfe • frühzeitiger/rechtzeitiger Beginn Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 2 Was sind Babylotsen + was tun sie? • Unsere Babylotsinnen sind Sozialpädagoginnen und ihre Arbeit wird durch die von Hebammen und Ärzten ergänzt • Sie werten das psychosoziale Risikoprofil möglichst aller Familien aus und bewerten es nach Schwere der Probleme • Sie führen ggf. ein ausführliches „Erstgespräch“ zur Abwägung von Risiken und Ressourcen • Sie beraten u./o. leiten weiter in das interne oder externe Hilfesystem, Schwerpunkt Frühe Hilfen • Sie klären im Nachgang die Inanspruchnahme der Hilfen und ggf. die Problemlösung • Sie machen Netzwerkarbeit und sorgen dafür, dass Frühe Hilfen dort ankommen, wo sie benötigt werden Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 3 Babylotsen arbeiten in einem Netzwerk von Unterstützern innerhalb der Charité Elternberatung: für Eltern mit zu früh geborenen oder kranken Kindern, bei drohender Frühgeburt Infektambulanz: für Schwangere/Wöchnerinnen mit schweren Infektionen (HIV, Hepatitis etc.) sowie Drogenabhängigkeit Psychosomatik/ Psychologie: für Schwangere/Wöchnerinnen mit psychischen Belastungen und/oder Erkrankungen Familien- und Perinatalzentrum: für Geburtsvorbereitung, Elternkurse Sozialdienst: u.a. für Mütter < 18 J. und Mütter mit Krankheiten, durch die die Versorgung des Kindes erschwert ist Charité gegen Gewalt: für das Erkennen von Gewalt, Schutz + Therapie bei physischer und psychischer Gewalt, Prävention Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 4 Charité gegen Gewalt Schwerpunkt Erwachsene Schwerpunkt Kinder Rechtsmedizinischer Opferschutz S.I.G.N.A.L. Medizinischer Kinderschutz Opferambulanz Risikoscreening Babylotse Kinderschutzambulanz Rettungsstellen & Kreissäle CVK, CCM, CBF Routinebefragung Geburtshilfe Stuprum Traumafolgeambulanz (Kinder) Traumafolgeambulanz (Erwachsene) Graphik der Kinderschutzgruppe Charité, Dipl.Psych.Loretta Ihme Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 5 Wie gehen wir vor? Allen Familien wird Unterstützung angeboten – niemand muss sie annehmen Mit einem Anamnesebogen ermitteln wir den Bedarf In der Schwangerenberatung oder auf der Entbindungsstation wenden sich die Babylotsinnen an die als belastet wahrgenommenen Mütter/Familien und an die, die es von sich aus wünschen Screening Kontaktaufnahme Bei einem ausführlichen persönlichen Gespräch und Beratung wird die konkrete Bedarfslage besprochen Erstgespräch Babylotsin und Mutter planen verbindlich eine passgenaue Hilfe durch bestehende Einrichtungen Vermittlung Begleitung, Akzeptanz und Compliance (siehe unten) werden erfragt Monitoring Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 6 Das „Herzstück“ – Ergänzung der Anamnese Ausschnitt Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 7 Das Erstgespräch Analyse des konkreten Bedarfs Auf der Grundlage eines ausführlichen Erhebungsbogens vertieft die BL Fragen zur... Situation des Kindes und der weiteren Kinder der Familie Situation der Mutter /Partnerschaft Soziale Beziehungen und Elternschaft Sozioökonomische Situation der Familie Weiteren Beratungsbedarf Daraus folgt .... Die Beratung oder Weiterleitung innerhalb der Charité oder Die Überleitung an externe, bestehende Hilfsstrukturen - in Absprache mit der Mutter/den Eltern Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 8 Babylotse plus, Interventionsgruppe Ausschnitt aus dem Forschungsprojekt Zeitraum: 8 Monate Geburten im Zeitraum 2850 davon wurden per Screening erfasst 2278 (80 %) Hinweise auf mögliche Belastung und Unterstützungsbedarf (Score ≥ 3) 1050 (46 %) Erfassung von individuellem Hilfebedarf, Beratung, ggf. Weiterleitung Mutter lehnt Kontakt ab Screening und Koop/Überleitung an den Sozialdienst Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 903/1050 (86%) 27 (1,2%) 365 (15,6%) 9 Sozialdienstfall – primär & sekundär Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 10 Intensivfälle externe Weiterleitung 2014 Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 11 Erneute Kontaktaufnahme - Monitoring Monitoring in 2 Phasen – mit 2 Schwerpunkten 3-4 Wochen nach dem Erstgespräch Ist die Mutter im Hilfesystem angekommen? 3-4 Monate nach dem Erstgespräch War die Unterstützung hilfreich? Wurden die Probleme gelöst? Wird weitere Hilfe benötigt? Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 12 Babylotsinnen und ihr Netzwerk in Berlin KJGD Hebammen Pflegeagenturen für Haushaltshilfe Aufsuchende Elternhilfe Familienzentren / vor allem Hebammensprechstunden Familienhebammen Krisenbegleitung rund um die Geburt im Allgemeinen Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 13 Die Rolle der Geburtskliniken Start - spätestens – in der Klinik: • Systematischer Zugang ist gegeben • Offenheit der Familien um die Geburt herum • Einbindung des Risikoscreenings in die Anamnese • Teil der Behandlung • Zuordnung der Babylotsen zum Ärztlichen Dienst • Schweigepflicht, Datenschutz: gemeinsame Sache • Landeskrankenhausgesetz ermöglicht unkompliziertes Monitoring Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 14 Immer wieder schwierig…. • • • • • • Die primäre Screeningrate hoch halten Nachscreenen in der kurzen verbleibenden Zeit Den systematischen Ansatz begreiflich machen Die Eltern in der Schwangerschaft erreichen Die Eltern im Monitoring erreichen Die Finanzierung sichern Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 15 Babylotsen wachsen und gedeihen Babylotse in Berlin hat Zuwachs bekommen: Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit mit dem Kindergesundheitshaus und der Abt. für Geburtshilfe Vivantes Neukölln Wir bereiten den Aufbau und die Kooperation von Babylotsen in weiteren Kliniken und Bezirken vor (Traumziel: alle 17 Geburtskliniken sind dabei) Babylotsen in Deutschland Babylotse / Stiftung „SeeYou“ in Hamburg Babylotse / Frankfurt am Main Babylotse / Wilhelmshaven-Friesland Babylotsen der Charité Geburtsmedizin 4/2015 16
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