Was erwartet Sie auf der 48. Jahrestagung der DDG?

Volume 3, Issue 1
April 2015
KOM ist ein Newsletterservice
für interessante Neuigkeiten
aus der gesamten Medizin.
Er wird mit Unterstützung der
pharmazeutischen und technischen Industrie publiziert.
Berlin fasziniert!
Diese Ausgabe
Interview
1
Bakterieninfektion unterdrückt
schützende Immunantwort
bei Neurodermitis
2
Immuntherapie mit
natürlichem Signalstoff hilft
bei Psoriasis
3
Hautkrebs wird als Berufskrankheit gesetzlich geregelt
4
Malignes Melanom
5
Jede dritte Hautkrankheit
tritt gemeinsam mit
psychischem Leiden auf
6
Neue Diagnostik bei
invasiven Pilzinfektionen
6
Ausstellung
Haut/Farbe/Hierarchie
7
Was erwartet Sie auf der 48. Jahrestagung
der DDG?
Nach zehnjähriger Karenzzeit hat sich der Vorstand der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) entschlossen, zur 48. DDG-Tagung vom 29. April
bis 2. Mai 2015 erneut nach Berlin einzuladen. Warum und vor welchen Aufgaben die DDG angesichts ihres 125-jährigen Bestehens heute steht, darüber
sprachen Herr Prof. Dr. Roland Kaufmann, Tagungspräsident und Präsident der
DDG, und Herr Prof. Dr. Alexander Enk, Tagungsleiter und Generalsekretär der
DDG, in einem Interview im Vorfeld der Tagung.
Zur DDG-Tagung soll wiederum auf
ein Übermaß an Parallelveranstaltungen und thematischen Wiederholungen
verzichtet und erneut ein Schwerpunkt auf Plenarveranstaltungen
zu aktuellen Themen gelegt werden.
Welche Schwerpunktthemen sind zu
erwarten?
48. DDG-TAGUNG
BERLIN · 29. APRIL – 2. MAI
Prof. Dr. Roland Kaufmann
Präsident DDG
Prof. Dr. Alexander Enk
Generalsekretär DDG
Titelmotiv: Villard Salibi, http://www.salibi-design.de
Die DDG hat ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. Vor welchen Aufgaben steht die
Gesellschaft in den nächsten Jahren?
Deutsche Dermatologische Gesellschaft
Vereinigung Deutschsprachiger Dermatologen e. V.
In Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen.
Tagungspräsident
Prof. Dr. med. Roland Kaufmann
Zentrum der Dermatologie der J.W. Goethe-Universität
Theodor-Stern-Kai 7
60590 Frankfurt/Main
Tel.:
+49 (0)69 6301-5311
Fax:
+49 (0)69 6301-5117
E-Mail: [email protected]
Koordination wissenschaftliches Sekretariat
Elke Schmeckenbecher
c/o Deutsche Dermatologische Gesellschaft
Geschäftsstelle
Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin
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www.derma.de
Kongressorganisation
MCI Deutschland GmbH
MCI – Berlin Office
Annette Gleich/Landy Siemssen
Markgrafenstr. 56, 10117 Berlin
Tel.:
+49 (0)30 20 45 90
Fax:
+49 (0)30 20 45 950
E-Mail: [email protected]
die DDG als wissenschaftliche Fachgesellschaft vor allen Dingen Sorgen
um den akademischen Nachwuchs.
Immer weniger junge Ärzte möchten sich der Doppelbelastung von
Klinik und Wissenschaft aussetzen,
so dass hier neue Anreizstrukturen
geschaffen werden müssen, damit
wir als Fach auch in 20 Jahren noch
so gut dastehen können, wie wir
das heute tun. Die DDG hat sich
diese Nachwuchsförderung auf die
Fahnen geschrieben und wird mit
Hilfe von Stipendienprogrammen,
aber auch Ausbildungsprogrammen
wie dem neuen Assistententrack auf
der Fachtagung diesen Bedürfnissen
Rechnung tragen.
In den nächsten Jahren werden es vor allen Dingen zwei Probleme sein, denen
wir uns als wissenschaftliche Fachgesellschaft stellen müssen. Zum einen wird
es darum gehen, die ausgesprochen facettenreiche Aufstellung der deutschsprachigen Dermatologie auch in Zukunft in der klinischen Weiterbildung
sicherzustellen und im Fach verankert zu wissen. Es ist allgemein bekannt,
dass im deutschsprachigen Raum Dermatologen noch die gesamte Breite
unseres Fachgebietes von der Allergologie bis zur Versorgung von Tumorpatienten abdecken. Hier wird es entscheidend sein, mit der nötigen Kompetenz
und wissenschaftlicher Exzellenz diese Breite zu behaupten und nach außen
sichtbar zu vertreten. Ein Schritt, den wir zum Beispiel in der onkologischen
Dermatologie mit der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie
gehen und unterstützen, ist die Umsetzung des Nationalen Krebsplanes in
einer Vorreiterrolle mit Modellcharakter. Hier soll es gewissermaßen in einer
dermatologischen Variante darum gehen, die Versorgung dermatologischer
Tumoren unter Federführung unserer Fachdisziplin zu strukturieren und im
eigentlichen Nationalen Krebsplans zu implementieren. In anderen Bereichen
kann hier die Schaffung von interdisziplinären Zentren vor Ort ähnliches
erreichen. So unterstützen wir in diesem Sinne beispielsweise die Entwicklung
von Allergiezentren, die ebenfalls die Kompetenz der Dermatologen in diesem
Bereich dokumentieren soll. Weitere Beispiele sind die Sicherung der molekularen Pathologie in der Dermatologie oder aber auch die Diagnostik kutaner
mikrobieller Erkrankungen im Schulterschluss mit den Mikrobiologen.
Die zweite Aufgabe wird für unsere wissenschaftliche Fachgesellschaft die
Sicherung des akademischen Nachwuchses sein. Für ein breit aufgestelltes
Fach bedarf es einer guten Nachwuchsplanung, die unser Fachgebiet für junge
Ärztinnen und Ärzte weiterhin attraktiv erscheinen lässt. Hierzu macht sich
Von herausragender Bedeutung werden auf der Fachtagung weiterhin
die dermatologische Onkologie, die
Allergologie, die molekulare Pathologie, aber auch die dermatologische
Mikrobiologie sein. Zu all diesen
Themen wird es Plenarvorträge
geben, die von herausragenden Vertretern dieser Spezialgebiete gehalten
werden. Hierbei haben wir uns
bemüht, nicht nur hoch qualifizierte
dermatologische Referenten, sondern auch entsprechend brillierende
Fachvertreter aus den angrenzenden
Disziplinen wie der Pathologie und
der Mikrobiologie für unsere Tagung zu gewinnen. Wir wollen mit
diesen Plenarveranstaltungen aktuellen Themen Rechnung tragen und
den Kongressteilnehmern neueste
Informationen zu den jeweiligen
Themengebieten liefern.
Nach zehnjähriger Pause hat sich der
Vorstand der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft entschlossen die 48.
DDG-Tagung erneut nach Berlin zu
holen. Welche Überlegungen stehen
dahinter?
Eine moderne wissenschaftliche
Fachgesellschaft muss flexibel auf die
Bedürfnisse und Ansprüche ihrer
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Volume 3, Issue 1, April 2015
Weil jeder
einzigartig ist 1
1. Menter A, Gottlieb A et al. J Am Acad
Dermatol 2008;58:826-50
www.pfizermed.de
Sonderausgabe des JDDG
Abb. 1: Feierstunde zum 125-jährigen Bestehen der DDG am 31. 10. 2014. Panoramabild im historischen Hörsaal der Kaiserin-FriedrichStiftung, Prof. Dr. Roland Kaufmann auf dem Podium. (Foto: DDG)
Mitglieder reagieren. Dresden war
zweifelsohne ein hervorragender und
von uns allen geliebter Kongressort,
der aber nach zehn Jahren den Reiz
des Neuen verloren hatte. Auch nehmen wir die Kritiken in den Bewertungsanalysen vergangener Tagungen
ernst. Wenngleich das Feedback nach
unserer letzten Tagung infolge einiger
organisatorischer Neuerungen so gut
wie nie zuvor ausfiel, gab es doch
auch mehrere Kritikpunkte. Vor allen
Dingen die Räumlichkeiten des Kongresszentrums in Dresden gelangten
mit der Größe unserer Tagung an
ihre Grenzen und ließen auch keine
Abb. 2: Jubiläumsmedaille zur 125-JahrHandlungsspielräume mehr zu.
Feier (Albert Neisser) sowie die Sonderpublikation des Fachorgans JDDG.
Hierdurch wurde der Mut zu einer
(Foto: DDG)
Veränderung bei allen Verantwortungsträgern übereinstimmend beflügelt.
Da unsere in beständigem Wandel befindliche Hauptstadt Berlin eine hohe
Attraktivität aufweist und ebenfalls über ein ganz neues Kongresszentrum mit
dem CityCube verfügt, möchten wir gerade hier einen Neubeginn wagen.
Die Räumlichkeiten erlauben es der DDG-Tagung auch in den nächsten
Jahren weiterzuwachsen und trotzdem die Übersichtlichkeit unserer Tagung
zu gewährleisten. Wir möchten durch diesen Schritt auch dokumentieren,
dass es bei uns keinen Stillstand gibt, sondern dass wir uns neuen Herausforderungen jederzeit zu stellen in der Lage sind, um den Bedürfnissen unserer
Mitglieder Rechnung zu tragen. Die junge dynamische Hauptstadt Berlin
wird uns allen für diese Tagung eine schöne neue Heimat mit Traditionsbewusstsein und dermatologischer Historie sein können.
Welche Neuerungen im Format der Veranstaltung sind für dieses Jahr geplant?
Anlässlich des 125 jährigen Bestehens
der DDG gibt es eine freie Sonderausgabe
des JDDG.
Lesen Sie das Grußwort und greifen Sie
auf die Sonderausgabe kostenlos zu!
www.jddg.de
Neben dem Fortsetzen unseres Fokus auf Plenarveranstaltungen werden wir
z. B. einen sog. Assistententrack neu einführen. Die Idee ist es hierbei, jungen
Immunologie
Bakterieninfektion unterdrückt schützende
Immunantwort bei Neurodermitis
Nahezu jedes vierte Kind ist von Neurodermitis betroffen und auch bei Erwachsenen tritt diese Hauterkrankung häufig auf. Viele Patienten bekommen
in den trockenen und offenen Hautbereichen zusätzlich Infektionen zum
Beispiel mit dem krankmachenden Bakterium Staphylococcus aureus, das
bei Neurodermitis-Patienten verstärkt auf der Haut zu finden ist. Dass diese
Infektionen das Immunsystem massiv stören und so die Krankheit zusätzlich
verschlechtern können, zeigten Wissenschaftler der Technischen Universität
München (TUM) und der Universität Tübingen jetzt im Tiermodell [1].
Weil die Haut und ihre Funktion als Barriere bei Neurodermitis-Patienten
stark geschädigt sind, kann sich eine Vielzahl von Bakterien ausbreiten – darunter auch Erreger wie Staphylococcus aureus. In vielen Patienten leben fast
200-mal mehr S.-aureus-Bakterien auf der Haut als bei gesunden Menschen,
was häufige Infektionen zur Folge hat. Prof. Tilo Biedermann und sein Team
Kollegen auf dem Weg zum Facharzt das nötige Wissen in kompakter
Form durch Experten darzubieten
und unseren Nachwuchs dadurch
optimal auf die Facharztprüfung
und die damit verbundenen Herausforderungen vorzubereiten. Die
Veranstaltung soll kostspielige Zusatzseminare ersetzen und den Fortbildungscharakter unserer DDGTagung auch für jüngere Mitglieder
aufwerten. Wir sind neugierig, ob
dieses Format allgemein Anklang
findet. Darüber hinaus planen
wir ein Weiterbildungsformat für
aus allen Fakultäten Deutschlands
geladene Studierende der Medizin,
um möglichst bereits den Jüngsten
die Faszination unseres Faches
bewusst zu machen. Ferner tragen
wir dem Umstand Rechnung, dass
viele unserer Teilnehmerinnen und
Teilnehmer als junge Eltern eine
Betreuung ihrer Kinder nicht so
einfach ermöglichen können.
Wir bieten daher erstmals die
Möglichkeit einer Kinderbetreuung
mit einer entsprechenden Tagesstätte im den Kongressräumlichkeiten
an. Es gibt also auch in diesem
Jahr genug an Neuem, auf das wir
gespannt sein können.
Vielen Dank. Eine erfolgreiche Tagung
wünscht Key Opinions in Medicine.
von der Klinik für Allergologie
und Dermatologie am Klinikum
rechts der Isar und der Universität
Tübingen konnten jetzt im Tiermodell zeigen, wie diese Infektionen
den Krankheitsverlauf zusätzlich
verschlechtern.
Abwehrstrategie gegen Erreger
lahmgelegt
Als Barriere für krankmachende
Keime ist die Haut mit einem
speziellen Alarmsystem ausgestattet
– mit Toll-like Rezeptoren. Diese
Rezeptoren erkennen Substanzen
von Bakterien wie zum Beispiel
Oberflächenproteine und aktivieren
dann das Immunsystem. In ihren
Volume 3, Issue 1, April 2015
Abb. 3: Übersichtsgrafik MDSCs. Die
Grafik stellt den Zusammenhang von
Staphylococcus-aureus-Infektionen und
der Bildung von MDSCs (Myeloid-derived
suppressor cells) dar, die Immunantworten in der Haut blockieren. (Bild: T.
Biedermann/TUM)
Page 3
Abb. 4: Myeloid-derived suppressor
cells (MDSCs). Auf der Abbildung sind
Myeloid-derived suppressor cells (MDSCs)
zu sehen (histologische Färbung), die aus
Mäusen isoliert wurden. (Bild: Y. Skabytska/Universität Tübingen)
Experimenten beobachteten die Wissenschaftler, dass Zellwandproteine von
S. aureus auf der Haut die Bildung einer Gruppe von Immunzellen – den
Myeloid-Derived Suppressor Cells (MDSCs) – über einen neuen Signalweg
auslösten. Unter normalen Bedingungen regulieren MDSCs Immunantworten und Entzündungen, indem sie sie im richtigen Moment unterdrücken
beziehungsweise beenden. In den Experimenten führten die vielen Bakterienproteine von S. aureus auf der Haut aber zu einer übermäßigen Bildung von
MDSCs – die Folge: auch hilfreiche Immunantworten in der Haut wurden
unterdrückt. „Für den Kampf gegen die Erreger ist das eine sehr ungünstige
Entwicklung. Die MDSCs unterdrücken schützende Abwehrstrategien in
der Haut und verstärken so die Folgen der S. aureus Infektion“, erklärt Prof.
Biedermann.
Mehr MDSCs in Neurodermitis-Patienten
Neben dem Tiermodell untersuchten die Wissenschaftler auch 33 Patienten
mit Neurodermitis und stellten fest, dass sie im Vergleich zu gesunden
Menschen erhöhte Mengen MDSCs in ihrem Blut und in der Haut hatten.
„Diese klinische Beobachtung bestätigt unsere Ergebnisse. Die MDSCs
scheinen gerade in Neurodermitis-Patienten in großen Mengen vorhanden zu sein und so die Immunantworten der Haut zu unterdrücken – mit
negativen Folgen für den Krankheitsverlauf“, erklärt Biedermann. „Gerade
schwer betroffene Patienten leiden sehr unter der chronischen Entzündung,
dem Juckreiz und der Stigmatisierung durch die Umwelt. Eine frühzeitige
und konsequente Behandlung der Patienten, die auch die Bakterien miteinschließt, ist sehr wichtig“, betont er. Mit seinem Team will er in nächsten
Schritten untersuchen, wie Entzündungen durch MDSCs normalerweise
beendet werden und dieses Wissen für neue Therapieansätze gegen entzündliche Hautkrankheiten wie Neurodermitis nutzen. Die Forschungsarbeiten
wurden durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die BadenWürttemberg-Stiftung gefördert.
Literatur
1 Skabytska Y, Wölbing F, Günther C, Köberle M, Kaesler S, Chen K-M, Guenova E,
Demircioglu D, Kempf WE, Volz T, Rammensee H-G, Schaller M, Röcken M, Götz
F und Biedermann T, Cutaneous Innate Immune Sensing of Toll-like Receptor 2-6
Ligands Suppresses T Cell Immunity by Inducing Myeloid-Derived Suppressor Cells,
Immunity 2014. DOI: 10.1016/j.immuni.2014.10.009.
Quelle: TUM
tionsort gelotst. Dadurch können
Erreger effektiv bekämpft werden.
Doch durch falsch koordinierte
oder fehlgeleitete Immunreaktionen
können Entzündungen auch ohne
äußere Einwirkungen entstehen und
so Gewebe schädigen – wie bei der
Schuppenflechte oder anderen so genannten Autoimmunerkrankungen
wie Multiple Sklerose oder Arthritis.
Körpereigener Botenstoff als Therapiekandidat
„Mit den Kollegen aus Tübingen
konnten wir schon in früheren
Studien zeigen, dass der Botenstoff
IL-4 für die Therapie der Psoriasis
ein vielversprechender Kandidat
ist“, erklärt Prof. Tilo Biedermann,
Inhaber des TUM-Lehrstuhls für
Dermatologie und Allergologie und
Direktor der Klinik und Poliklinik
für Dermatologie und Allergologie. „Um IL-4 als standardisiertes
Medikament einsetzen zu können,
müssen wir aber den genauen Wirkmechanismus kennen – das ist uns
jetzt gelungen.“
Die Wissenschaftler verfolgten in
ihrer Studie einen translationalen
Ansatz – die Ergebnisse aus dem Labor sollten schnell Anwendung am
Patienten finden. Sie nutzten zuerst
Zellen von Menschen und Mäusen,
1. Mai 2015 · 12.45–13.45 Uhr
Saal A2
„Acne tarda – aktuelle Aspekte
zur Pathogenese und Therapie“
Referent: Prof. Harald Gollnick
„Gynäko-endokrinologische
Betrachtung der
Hyperandrogenämie“
Referent: Prof. Kai Bühling
Mit freundlicher Unterstützung der
Jenapharm GmbH & Co. KG
Stand A51
www.jenapharm.de
Veranstaltungshinweis
Therapiemanagement
Non Melanoma Skin
Cancer – Status quo und
Perspektiven
E. Stockfleth, Bochum
Abb. 5: Zellen mit Fluoreszenzfärbung.
Die Abbildung zeigt menschliche
Zellen aus verletzten Hautbereichen von
Patienten mit Schuppenflechte vor der
IL-4-Therapie. Der Botenstoff IL-23 ist rot
angefärbt, Zellkerne in grün [2].
Update Non Melanoma Skin
Cancer – wo stehen wir 2015?
R.M. Szeimies, Recklinghausen
Low dose 5 FU / SA –
Aktuelle Studienergebnisse
Mit freundlicher Unterstützung der
Almirall Hermal GmbH
Immuntherapie mit natürlichem Signalstoff
hilft bei Psoriasis
Entzündungen sind eine Abwehrstrategie des Körpers gegen Eindringlinge.
Blut und Flüssigkeit fließen dabei verstärkt in das infizierte Gewebe und
durch die Ausschüttung von Botenstoffen werden Immunzellen zum Infek-
Mittagssymposium
„Akne der
erwachsenen Frau –
ein interdisziplinäres
Therapiefeld“
Mittagsseminar am 30. April 2015
12.45–13.45 Uhr
Veranstaltungstipp auf der 48. DDG-Tagung: PV01 Plenarvorträge 1,
Donnerstag, 30. April 2015, 09.00–10.00 Uhr
Ein Code aus drei Zeichen bringt Hilfe für Patienten mit Psoriasis und Licht
ins Dunkel komplexer Immunregulation: IL-4, eine Abkürzung für den körpereigenen Signalstoff Interleukin 4. Seine Fähigkeit, Entzündungen zu hemmen
ist bekannt – der genaue Mechanismus aber nur teilweise. Wissenschaftler
der Technischen Universität München (TUM) und der Universität Tübingen
zeigten jetzt im Tiermodell und in einer Patientenstudie, wie genau IL-4 auf
molekularer Ebene gegen Psoriasis hilft und welche wichtige Rolle es für
unser Immunsystem spielt [2].
Veranstaltungshinweis
Abb. 6: Histologische Färbung von
Hautgewebe. Histologische Schnitte von
Gewebeproben aus betroffenen Hautbereichen von Schuppenflechte-Patienten
vor (oben) und nach der Therapie (unten)
mit IL-4 [2].
Page 4
Volume 3, Issue 1, April 2015
um die molekulare Wirkung von IL-4 auf Entzündungen zu entschlüsseln.
Hierbei entdeckten die Wissenschaftler, dass IL-4 spezielle Immunzellen auf
natürliche Weise hemmt: Es hindert die Zellen daran, die beiden Signalstoffe
IL-23 und IL-17 herzustellen und abzugeben.
„Die Entdeckung ist sehr interessant: IL-23 dient im Körper nämlich dazu,
spezielle T-Zellen zu aktivieren und dadurch eine Entzündung auszulösen.
IL-4 kann diesen Weg offensichtlich effektiv blockieren.“, sagt Biedermann.
In anschließenden Experimenten mit Mäusen zeigte sich dann auch, dass die
Gabe von IL-4 über genau diesen Mechanismus verhindert, dass in der Haut
Entzündungen entstehen.
TOPISCH
STARK
auch gegen hyperkeratot
Aktinische Keratosen 1,2
IL-4 verringert Schuppenflechte in Patienten
Die Erkenntnisse aus dem Tiermodell wurden von den Wissenschaftlern auch
in einer Patientenstudie überprüft. 22 Patienten, die an Psoriasis litten, bekamen über sechs Wochen IL-4 unter die Haut gespritzt. Tilo Biedermann und
seine Kollegen untersuchten dann Proben aus den betroffenen Hautbereichen
der Patienten – vor und nach der Therapie.
Die Ergebnisse bestätigten die vorherigen Experimente: Vor der IL-4-Therapie hatten die Studienteilnehmer hohe Werte von IL-23 und IL-17 in ihrer
entzündeten und juckenden Haut – nach der erfolgreichen Therapie waren
die beiden Stoffe kaum mehr nachweisbar. Die Folge: Die Entzündungen
und die schuppigen Hautveränderungen waren verschwunden.
„Unsere Studienergebnisse zeigen, dass IL-4 sehr selektiv und erfolgreich
Entzündungen eindämmen kann. Dieser Therapieansatz könnte deshalb
auch sehr interessant für andere Autoimmunerkrankungen sein.“, erklärt
Biedermann. „Außerdem verstehen wir jetzt besser wie IL-4 als wichtiger
‚Checkpoint‘ des Immunsystems funktioniert und können seine Bedeutung
in Zukunft besser einordnen und nutzen.“
Literatur
2 Guenova E, Skabytska Y, Hoetzenecker W, Weindl G, Sauer K, Tham M, Kim K-W,
Park J-H, Seo JH, Ignatova D, Cozzio A, Levesque MP, Volz T, Köberle M, Kaesler S,
Thomas P, Mailhammer R, Ghoreschi K, Schäkel K, Amarov B, Eichner M, Schaller
M, Clark RA, Röcken M und Biedermann T. IL-4 abrogates TH17 cell-mediated inflammation by selective silencing of IL-23 in antigen-presenting cells, PNAS, Feb 2015;
112(7): 2163–2168. DOI: 10.1073/pnas.1416922112.
Quelle: TUM
Veranstaltungstipp auf der 48. DDG-Tagung: KN02 Keynote Lekture 1,
Freitag, 1. Mai 2015, 14.00–14.20 Uhr
Referenzen: [1] Fachinformation Actikerall: Histologisch
leicht tastbarer und/oder mäßig dicker hyperkeratotisch
2012; 22 (3). [4] Dirschka T et al., Poster 91, 8th EAD
Dermatoonkologie
Hautkrebs wird als Berufskrankheit
gesetzlich geregelt
Vom 3. bis 7. November fand bundesweit „Haut&Job 2014“ statt, eine Woche
im Zeichen der Aufklärung und Vorsorge berufsbedingter Hauterkrankungen.
Die Aktionswoche „Haut&Job“ ist Teil der gesamteuropäischen Initiative
Healthy Skin@work der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie (EADV).
Sonnenlicht macht leider nicht nur gute Stimmung, sondern kann bei Hellhäutigen auch eine drastisch beschleunigte Hautalterung hervorrufen – und,
leider nicht selten, Hautkrebs verursachen. Besonders gefährdet sind naturgemäß Menschen, die sich beruflich regelmäßig der Sonne aussetzen müssen,
z. B. Bauern, Bauarbeiter, Dachdecker, Schiffer, Skilehrer. Diese „Outdoorworker“ haben ein etwa doppelt so hohes Risiko, Hautkrebs zu entwickeln als
der Durchschnittsdeutsche. Jetzt hat das Bundesarbeitsministerium reagiert
und zum 1. 1. 2015 eine neue Berufskrankheit Hautkrebs (BK 5103) in die
Berufskrankheitenliste aufgenommen.
Wohl kaum hätte es sich der englische Chirurg Percival Potts träumen lassen,
dass es seit seiner Erstbeschreibung von Hautkrebs als Berufserkrankung
englischer Schornsteinfeger im Jahre 1775 bis zum 1. 1. 2015 dauern würde,
damit auch die sehr viel häufigeren aktinischen Keratosen und Plattenepithelkarzinome bei „Outdoorworkern“ als Berufserkrankung in die amtliche Liste
aufgenommen werden können.
Gestützt durch eine Vielzahl nationaler und internationaler Studien gibt es
heutzutage ausreichende Beweise dafür, dass bestimmte Hautkrebserkrankungen wie Plattenepithelkarzinome sowie ihre Frühformen, die aktinischen
Keratosen durch eine langjährige, berufsbedingte Sonnenstrahlung verursacht
werden können; verantwortlich ist dafür der UV-Anteil der Sonne (UV-A,
Actikerall 5 mg/g + 100 mg/g Lösung zur
enthält: Arzneilich wirksame Bestandtei
nol, Ethylacetat, Pyroxylin, Poly(butylme
leicht tastbarer und/oder mäßig dicker h
senen Patienten. Gegenanzeigen: Überem
Schwangerschaft, wenn eine Schwangers
mit Niereninsuffizienz; Behandlung in Ve
in Berührung bringen. Nebenwirkungen
Erythem, Entzündung, Reizung (einschlie
lich: Dermatitis, Ödem, Ulzeration. Erkra
krankungen des Nervensystems: Häufig:
vermehrte Tränensekretion. Leichte bis
Mehrzahl der Patienten auf. Im Fall schw
die stark hornschichtaufweichende Wirku
cylsäure kann bei Patienten mit entsprec
schen Reaktionen führen. Derartige kont
außerhalb des Applikationsareals auftret
fen, vor UV-Strahlungen schützen. Stand d
!"4&(&*#+()&-((!"
UV-B). Vor diesem wissenschaftlichen Hintergrund wurde vom
Bundesministerium für Arbeit und
Soziales (BMAS) im August 2013
schon die wissenschaftliche
Begründung für die neue
Berufskrankheit veröffentlicht
(GMBl. 2013 Nr. 35/2013, S. 669).
Mit der Aufnahme in die Liste
werden multiple oder flächig
auftretende aktinische Keratosen
– als Frühformen („in situ“) des
Plattenepithelkarzinoms sowie das
Plattenepithelkarzinom als BK 5103
anerkannt.
Volume 3, Issue 1, April 2015
Page 5
H
K
tische
Gezielte Tumorhemmung plus
effektive Keratolyse1,2
√ Starke und nachhaltige Wirksamkeit 1,2,3,4
√ Überzeugende Sicherheit und Verträglichkeit 1,2,3,4
√ Hohe Patientenzufriedenheit 3
√ Gezielte Applikation1,2
www.almirall.de
he Clearance Rate bei vorabdefinierten Zielläsionen: 72,0 %. [2] Fachinformation Actikerall: Topische Behandlung
her aktinischer Keratosen (Grad I/II) bei immunkompetenten erwachsenen Patienten. [ 3] Stockfleth E et al., EJD
O Congress (2012) Barcelona.
Anwendung auf der Haut. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: 1 g Lösung
le: 5 mg Fluorouracil und 100 mg Salicylsäure; Hilfsstoffe: Dimethylsulfoxid, Ethathacrylat-co-ethylmethacrylat) (80:20). Anwendungsgebiete: Topische Behandlung
yperkeratotischer aktinischer Keratosen (Grad I/II) bei immunkompetenten erwachmpfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile; Stillzeit;
schaft nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann; Behandlung von Patienten
rbindung mit Brivudin, Sorivudin und Analoga; nicht mit Augen oder Schleimhäuten
: Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: Sehr häufig:
eßlich Brennen), Schmerz, Pruritus. Häufig: Bluten, Erosion, Wundschorf. Gelegentankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: Häufig: Hautabschilferung. ErKopfschmerz. Augenerkrankungen: Gelegentlich: Trockene Augen, Augenjucken,
moderate Reizungen und Entzündungen an der Applikationsstelle traten bei der
werwiegender Reaktionen kann die Behandlungshäufigkeit reduziert werden. Durch
ung können weißliche Verfärbungen und Abschilferungen der Haut auftreten. Salihender Disposition zu leichten Reizungszeichen wie Dermatitis und kontaktallergiaktallergische Reaktionen können in Form von Jucken, Rötungen und Bläschen auch
en. Warnhinweis: Feuergefährlich, Dimethylsulfoxid kann Hautreizungen hervorruder Information: Mai 2014. ()&-(("-)()5
"&*"'111()&-((
Beide Tumoren gehören zum sogenannten „hellen Hautkrebs“ und zählen
mit geschätzten 250.000 neuerkrankten Patienten pro Jahr (aktinische
Keratose) und über 25.000 neu auftretenden Plattenepithelkarzinomen bei
steigender Tendenz bei Männern und bei Frauen zu der häufigsten
Krebserkrankung in Deutschland, nämlich der Gruppe der Hautkrebserkrankungen, zu der auch noch das Basalzellkarzinom und das maligne
Melanom („schwarzer Hautkrebs“) zählen. Für die beiden letztgenannten
Tumorarten reicht nach derzeitig vorliegenden Daten die wissenschaftliche
Datenlage aber (noch) nicht zum unumstößlichen Beleg einer berufsbedingt
vermehrt auftretenden Tumorentstehung aus. Auch die Auslösung von
Hautkrebs durch künstliche UV-Strahlungsquellen (z. B. Schweißer) ist von
der neuen Berufserkrankung nicht erfasst.
Für die betroffenen Beschäftigten bedeutet die neue Berufserkrankung
„Hautkrebs“ eine deutliche Stärkung der ambulanten und stationären
Versorgung und Nachsorge. Vordringlich ist aber die nun in Angriff
zunehmende, überfällige Umsetzung
moderner Strategien zur Primärprophylaxe UV-bedingter Hauttumoren mit praktikablen und evaluierten
Lichtschutzkonzepten im Beruf und
in der Freizeit, die Etablierung
interdisziplinärer Schulungsmaßnahmen im Kontext betrieblicher
Gesundheitsvorsorge und auch die
Forderung zur Erstellung
nachhaltiger Behandlungsalgorithmen zum Management aktinischer
Keratosen und der Prävention
invasiver Plattenepithelkarzinome.
In enger Zusammenarbeit mit
dem BVDD (Berufsverband der
Deutschen Dermatologen) stellen
sich die ABD (Arbeitsgemeinschaft Berufsdermatologie), ADP
(Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention) und ADO
(Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie) als zuständige
Fachgesellschaften der DDG dieser
gemeinsamen Herausforderung und
positionieren sich als Ansprechpartner für die Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung (DGUV) und
die Betroffenen. Wegen der jahrzehntelangen Latenz, mit der durch
Sonne ausgelöster Hautkrebs auftreten kann, sind nicht selten Rentner
betroffen, für die die gesetzliche Unfallversicherung in Deutschland voll
eintrittspflichtig ist, das bedeutet
umfangreiche medizinische und ggf.
auch (zusätzliche) Rentenleistungen.
Quelle: Prof. Dr. Sven M. John, Pressekonferenz anlässlich der Aktionswoche
Haut&Job vom 3. bis 7. November 2014
Veranstaltungstipp auf der 48.
DDG-Tagung: PV04 Plenarvorträge 4, Freitag, 1. Mai 2015,
14.20–15.00 Uhr
Malignes Melanom
Hautkrebs ist immer noch die
häufigste Krebserkrankung mit der
größten Steigerungsrate. Rund drei
Viertel der Hautkrebs-Patienten
sterben am malignen Melanom.
Wenn der aggressive Tumor Metastasen in Lunge, Leber, Gehirn und
Knochen gestreut hat, lässt sich der
tödliche Krankheitsverlauf kaum
durch Chemotherapie oder Bestrahlung aufhalten. Seit der Einführung
der sogenannten „targeted therapy“
haben sich die Aussichten für Patienten mit schwarzem Hautkrebs im
fortgeschrittenen Stadium deutlich
verbessert. Voraussetzung für eine
bessere Prognose ist die Behandlung in spezialisierten Zentren nach
den aktuellen Leitlinien. Molekulare Gewebeuntersuchungen und
die Behandlung durch erfahrene
Spezialisten sind für den Erfolg
Page 6
Volume 3, Issue 1, April 2015
einer zielgerichteten Medikamententherapie beim metastasierten malignen
Melanom entscheidend.
Heute ist bekannt, dass beim Melanom verschiedene Genveränderungen eine
Rolle spielen, zum Beispiel C-KIT-, NRAS- und BRAF-Gene, so dass das
Melanom inzwischen als Gruppe von unterschiedlichen Krebserkrankungen angesehen wird. Die Hälfte der Hautkrebs-Patienten hat ein Melanom
mit einer BRAF-V600-Mutation. Das BRAF-Protein ist an der Teilung und
an der Differenzierung der Zellen beteiligt und kann Krebs auslösen, wenn
es mutiert ist. Wird es gezielt durch Medikamente gehemmt, so kann das
Wachstum des Tumors gestoppt werden. Etwa jeder fünfte Melanom-Patient
profitiert von einer solchen zielgerichteten Therapie.
Neben weiterhin vielversprechenden Studienergebnissen zu zielgerichteten
Therapien steht die Immun-Onkologie des Melanoms im Fokus des Interesses. Klinische Studien mit monoklonalen Antikörpern, die den immunologischen Checkpoint blockieren, zeigen in unterschiedlichen Dosierungen
und Zeiträumen ein gutes Ansprechen sowohl bei neu therapierten Patienten
als auch bei bereits vorbehandelten Patienten. In der richtigen Konzentration
bzw. Dosierung profitiert jeder zweite Patient von der Therapie. Remissionen
des Tumors treten deutlich früher auf als bei den bisher etablierten Immuntherapien, sind aber ebenso beständig, so dass die 1-Jahres-Überlebensrate
bei 82 % liegt. Die meisten Nebenwirkungen treten bei Patienten mit einer
höheren Dosis oder bei der Kombination von Antikörpern auf.
Quelle: ADO
Veranstaltungstipp auf der 48. DDG-Tagung: PV02 Plenarvorträge 2,
Donnerstag, 30. April 2015, 14.20–15.00 Uhr
Psychosomatische Dermatologie
Jede dritte Hautkrankheit tritt gemeinsam mit
psychischem Leiden auf
Nesselsucht als Folge unterdrückter Wut, Neurodermitis durch zu viel Stress
– eine Vielzahl von Hauterkrankungen hat seelische Ursachen. Eine neue
europäische Studie [3] belegt nun, dass fast jeder dritte Hautkranke auch
unter psychischen Problemen leidet. In Anbetracht dieser Ergebnisse fordert
die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin (DGPM), bei der
Behandlung von Hautkrankheiten Diagnostik und Therapie gleichzeitig auftretender seelischer Erkrankungen stärker als bisher zu berücksichtigen.
Darüber, ob und wann Hauterkrankungen ausbrechen, entscheiden viele Faktoren mit – offenbar auch die psychische Verfassung. Dies belegt eine neue
europäische Studie, in der Wissenschaftler in 13 Staaten insgesamt rund 3600
Menschen mit Hautkrankheiten befragt und untersucht haben. Die Forscher
kamen zu dem Ergebnis, dass 29 % der Hautkranken gleichzeitig auch an
einer psychischen Erkrankung litten. Zum Vergleich: In der Kontrollgruppe,
die aus 1400 Menschen ohne Hautkrankheiten bestand, lag dieser Anteil bei
nur 16 %. Die Forscher stellten außerdem fest, dass der Anteil von Menschen
mit Depressionen unter den Hautkranken mehr als doppelt so hoch war und
Angsterkrankungen oder Suizidgedanken anderthalbmal so häufig vorkamen
wie in der Kontrollgruppe.
„In solch großem Umfang wurde der Zusammenhang von Haut- und psychischen Krankheiten bisher nicht nachgewiesen“, sagt Prof. Dr. Uwe Gieler, der
als kommissarischer Leiter der Universitäts-Hautklinik in Gießen maßgeblich an der Studie beteiligt war und sich nun Fortschritte bei der Behandlung Hautkranker verspricht. „Wenn eine Hauterkrankung auf psychische
Probleme zurückgeht, ist die Behandlung nur adäquat, wenn die psychischen
Probleme erkannt und mitbehandelt werden“, betont Gieler. Vor allem bei
allergischen Hauterkrankungen gebe es zunehmend Hinweise auf seelische
Ursachen. „Neurodermitis kann sich durch belastenden Stress verschlimmern,
unterdrückte Wut in Nesselsucht äußern“, erläutert der DGPM-Experte. Ursache sind höchstwahrscheinlich Neuropeptide – Botenstoffe, die der Körper
in Stress-Situationen ausschüttet. Diese könnten durch die Nervenbahnen bis
zu den Organen gelangen und dort Entzündungen verstärken.
Haut als „Spiegel der Seele“
„Gerade die Haut reagiert häufig als Überdruckventil der Seele“, so Gieler.
In der deutschen „Leitlinie Allergieprävention“, an der Gieler als Experte
der DGPM mitarbeitete, findet sich seit diesem Jahr erstmals der Bezug zu
psychischen Leiden: Schwerwiegende Lebensereignisse wie die Trennung der
Eltern oder der Tod eines Elternteils,
in der Schwangerschaft oder in der
frühen Kindheit erhöhen das Risiko
für spätere allergische Erkrankungen
der Kinder. „Diese Leitlinie verdeutlicht, wie wichtig es ist, beispielsweise im Fall frühkindlicher Traumata
gegebenenfalls frühzeitig eine psychische Behandlung in Angriff zu
nehmen, bevor das seelische Leid in
einer Allergie oder Hauterkrankung
mündet“, sagt Prof. Dr. Harald
Gündel, Ärztlicher Direktor der
Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
in Ulm und Mediensprecher der
DGPM.
Literatur
3 Dalgard F, Gieler U et al. The psychological burden of skin diseases: a
cross-sectional multicenter study among
dermatological out- patients in 13 European countries. Journal of Investigative
Dermatology 2014. DOI: 10.1038/
jid.2014.530.
Quelle: DGPM
Veranstaltungstipp auf der 48.
DDG-Tagung: AKS05 Arbeitskreis Psychosomatische Dermatologie, Mittwoch, 29. April 2015,
10.30–12.00 Uhr
Mikrobiologie
Neue Diagnostik
bei invasiven Pilzinfektionen
Wissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der
Uniklinik Köln ist jetzt ein Durchbruch mit der Entwicklung eines
neuartigen Testverfahrens zum
Nachweis von invasiven Pilzinfektionen gelungen. Die Methode nutzt
die Analyse körpereigener pilzreaktiver T-Zellen. Die Ergebnisse der
Studie sind in der aktuellen Ausgabe
der Fachzeitschrift American Journal
of Respiratory and Critical Care
Medicine veröffentlicht [4].
Patienten mit einem erheblich
geschwächten Immunsystem sind
gefährdet, eine invasive Pilzinfektion zu erleiden. Eine frühzeitige
Diagnose und Behandlung ist bislang jedoch nicht immer möglich.
Den Wissenschaftlern um Prof.
Dr. Alexander Scheffold, Leiter der
Arbeitsgruppe Zelluläre Immunologie an der Medizinischen Klinik
mit Schwerpunkt Rheumatologie
und klinische Immunologie, gelang
es nun, in einem interdisziplinären
und translationalen Forschungsprojekt einen solchen Test zu
entwickeln. Die Forscher nutzen
dafür ein Verfahren, mit dessen
Volume 3, Issue 1, April 2015
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Hilfe körpereigene Immunzellen, die auf eine Pilzinfektion reagieren, im Blut
von Patienten nachweisbar sind. Das Verfahren wurde von Dr. Petra Bacher
und Prof. Dr. Alexander Scheffold von der Charité und dem Deutschen
Rheumaforschungszentrum (DRFZ) Berlin, gemeinsam mit dem Biotechnologieunternehmen Miltenyi Biotec GmbH und der Arbeitsgruppe um Prof.
Axel Brakhage vom Hans-Knoell Institut in Jena entwickelt. Somit werden
die Immunzellen sozusagen als hochsensitive und spezifische Sensoren für
Krankheitserreger genutzt. „Unser Immunsystem ist darauf spezialisiert,
Pathogene schnell und spezifisch zu erkennen und unser Verfahren macht
diese Zellen im Blut sichtbar“, sagt Alexander Scheffold. „Die hohe Spezifität
der Immunzellen erlaubt eine klare Unterscheidung, von welchem Pilz eine
Infektion hervorgerufen wird.“ An einer Vorstudie, die unter der Leitung von
Prof. Dr. Oliver Cornely an der Universität zu Köln stattfand, nahmen 69
Patienten teil, in deren Blut die Zahl der Abwehrzellen gegen Schimmelpilze
gemessen wurde. „Wir konnten zeigen, welche Pilzart die Patienten infiziert
hatte. Wenn ein Infektionsherd chirurgisch entfernt wurde, dann sank die
Zahl der Abwehrzellen“, erläutert Oliver Cornely.
Die Forscher hoffen nun, die Ergebnisse in einer größeren Vergleichsstudie
bestätigen zu können. Die Analyse der antigenspezifischen T-Zellen könnte
ein neues Standard-Diagnostikverfahren sein, das die Überlebenschancen
von betroffenen Patienten erheblich steigern kann. Das Testsystem ist dabei
nicht auf Pilze beschränkt, sondern
für nahezu jedes Pathogen einsetzbar. Daher arbeiten die Forscher
intensiv daran, auch die Diagnostik
von Autoimmunkrankheiten, Allergien sowie chronischen Darm- oder
Lungenentzündungen zu verbessern.
Literatur
4 Bacher P et al. Fungus-Specific CD4+
T Cells for Rapid Identification of Invasive Pulmonary Mold Infection. American
Journal of Respiratory and Critical Care
Medicine 2015; 191 (3): 348–352. DOI:
10.1164/rccm.201407-1235LE.
Quelle: Charité – Universitätsmedizin
Berlin
Veranstaltungstipp auf der 48.
DDG-Tagung: AKS13 Arbeitskreis Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft e. V., Mittwoch,
29. April 2015, 15.45–17.15 Uhr
Haut/Farbe/Hierarchie
Key Opinions in Medicine
Kontakt:
Tobias Trinkl
Telefon +49 (0) 30 47 03 14 68
E-Mail: [email protected]
Editor: Bettina Baierl
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in Print- und Online-Medien:
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Fax +44 (0) 1243 775878
SAN GB 001 2279
eine Ausstellung in der KUNSTHALLE am Hamburger Platz sowie im CityCube Berlin
unter Leitung von
Else Gabriel/Thaddäus Hüppi/Bikash Chatterjee
Abb. 7: Alejandra Baltazares, Modell für „Yes, We Tan!“, Schaumstoffplatte & LED, 2015.
Abb. 8: Ami Gupta, „Buri nazar wale tera muh kaala (Evil eyes.
Shame on You)”, Foto auf Vinyl, 300 x 200 cm, 2014.
Vom 29. April bis zum 2. Mai 2015 findet die
48. DDG-Tagung in diesem Jahr in Berlin statt. Wieder
unterstützt die DDG parallel zur Tagung die Erarbeitung
einer Ausstellung mit jungen Künstlerinnen und
Künstlern finanziell und organisatorisch. Studenten und
Absolventen der weißensee kunsthochschule berlin
haben sich im Wintersemester 2014/15 über eine ganze
Anzahl selbst organisierter Veranstaltungen mit Experten
aus vielen Wissenschaftsbereichen in einer sehr weit
gefassten Weise mit dem Thema Haut bzw. Pigmentierung beschäftigt. Auch Fragen der Abgrenzung, der
Identität und gesellschaftliche Wertesysteme spielten eine
Rolle. Auf dieser Basis entstehen die Beiträge für die
Ausstellung in der KUNSTHALLE am Hamburger
Platz in Berlin-Weißensee, die dann während der Tagung
im CityCube gezeigt werden. Den Arbeiten der Berliner
Beteiligten werden die Ergebnisse gegenüber gestellt, die
während eines Workshops unter Leitung der Künstler
Else Gabriel und Andreas Rost auf Einladung des
Goethe-Instituts im südindischen Chennai im Januar
2014 mit 14 indischen Fotografen und Fotografinnen
entwickelt wurden. Bei diesem Workshop und der
anschließenden Ausstellung am Strand von Chennai lag
der thematische Schwerpunkt auf „Role Models &
Power Relations“ in der indischen Gesellschaft. In den
Diskussionen mit den Teilnehmern war immer wieder
die Brisanz der unterschiedlichen Hautfarben spürbar
und daraus folgend die der hierarchischen Einordnung
in einem Gesellschaftssystem, das sich demokratisch
definiert, aber bis heute von jahrhundertealten
traditionellen Werten und Kategorien geprägt ist. Die
großformatigen Fotografien wurden vom ehemaligen
Leiter des Goethe-Instituts in Chennai, Karl Pechatscheck, nach Berlin gebracht und ergänzen die
Ausstellung in der KUNSTHALLE am Hamburger
Platz und im CityCube um einen wesentlichen globalen
Beitrag. Die Gesamtprojektleitung haben die Künstler
Else Gabriel und Thaddäus Hüppi sowie der Tänzer und
Choreograph Bikash Chatterjee. Es nehmen ca. 30
Künstlerinnen und Künstler an der Ausstellung teil. Die
endgültige Teilnehmerliste steht aufgrund des „projects
in progress“ noch nicht fest. Begleitveranstaltungen
werden noch bekannt gegeben.
Terminhinweis:
Eröffnung der Ausstellung in der KUNSTHALLE
am Hamburger Platz, Gustav-Adolf-Straße 140,
13086 Berlin, Sonntag, 19. 04. 2015, 12.00 Uhr (mit
Brunch), Laufzeit der Ausstellung bis 15. 05. 2015 (mit
Ausnahme der Woche vom 27. 04. bis 03. 05. 2015)
Eröffnung der Ausstellung im CityCube,
Donnerstag, 30. 04. 2015, 19.45 Uhr
Alle Ausgaben finden Sie auf
www.keyopinions.info