Programm-Flyer zum

Grimmelshausens Der seltzame Springinsfeld
In Der seltzame Springinsfeld wird das Leben des
zeitweiligen Ehemanns der Courasche erzählt,
eines ehemaligen Söldners, Landstreichers und
Bettlers. Simplicissimus ist inzwischen aus der
Kreuzinsel-Eremitage in die Gesellschaft zurückgekehrt und repräsentiert in seiner abgeklärten
Weisheit einen Christen, der sich in sozialer Verantwortung um das Seelenheil seiner Mitmenschen bemüht und damit den Rückzug aus der
zivilisierten Welt am Ende des Simplicissimus
Teutsch und der Continuatio revidiert hat. Dieser
seelsorgerische Anspruch soll dem moralisch verkommenen Kriegskrüppel Springinsfeld nützen,
der das zeitgenössische Sprichwort „Junge Soldaten – alte Bettler“ verkörpert und von seinem vorbildhaften Mentor in tätiger Nächstenliebe dazu
gebracht werden soll, sich zu bekehren und ein
christliches Leben zu führen.
In der Rahmenerzählung illustriert der Autor in
sinnbildlichen Episoden sein Selbstverständnis als
Künstler, seine poetischen Verfahrensweisen und
die intendierte Rezeption seiner satirischen Romane anhand des Modellrezipienten Springinsfeld,
den er in die Literaturallegorese und die allegorische Betrachtung des Lebens einführt.
Es ist die Vernetzung des Romans innerhalb
der Simplicianischen Schriften zu analysieren und
nach der Funktion und Bedeutung des achten Buches im Zyklus zu fragen. Auch die narrative
Komposition des Textes und die romanimmanenten Reflexionen über das Erzählen geraten in den
Blick. Dabei wird die polyperspektivische Organisation des Erzählkosmos samt Wechselspiel von
Rahmen- und Binnenerzählung beleuchtet.
Die Verarbeitung von historischen und literarischen Prätexten bietet ebenso ein Untersuchungsfeld wie die Modi der sozialkritischen Kriegsdarstellung. Das Titelkupfer, Springinsfelds Courasche-Bild, Dimensionen allegorischer Weltauffassung und Bildlichkeit, religiös fundierte Bekehrungskonzepte und poetologisch relevante Sinnebenen sollen ebenfalls Gegenstand der Tagung
sein.
Veranstalter:
Grimmelshausen-Gesellschaft e. V.
Grimmelshausens
Der seltzame Springinsfeld
Leitung und Organisation der Tagung:
Prof. Dr. Peter Heßelmann
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Germanistisches Institut
Abteilung Neuere deutsche Literatur
Schlossplatz 34
48143 Münster
Die Teilnahme an der öffentlichen Tagung
ist kostenlos.
Mit freundlicher Unterstützung
der Städte Oberkirch und Renchen,
der Franz und Gabriele Hättig-Stiftung,
der Sparkasse Offenburg/Ortenau
Tagung der GrimmelshausenGesellschaft
11.–12. Juni 2015
in Oberkirch und Renchen
Stand: 27.05.2015
Oberkirch: Ratssaal im Rathaus
Renchen: Simplicissimus-Haus
Donnerstag, 11. Juni 2015
Freitag, 12. Juni 2015
Oberkirch, Ratssaal im Rathaus
Renchen, Simplicissimus-Haus
13.30 Eröffnung der Tagung
Grußwort von Matthias Braun,
Oberbürgermeister der Stadt Oberkirch,
Peter Heßelmann (Münster),
Präsident der Grimmelshausen-Gesellschaft
09.00 Transfer nach Renchen
13.45 Dieter Breuer (Aachen)
Vergebliche Bekehrungsversuche –
Zur religiösen Dimension in Grimmelshausens
Springinsfeld
14.30 Rosmarie Zeller (Basel)
Zur Erzählerproblematik in Grimmelshausen
Courasche, Springinsfeld und Vogel-Nest
15.15 Kaffeepause
15.45 Maximilian Bergengruen (Karlsruhe)
Die Geschichte der 200 Dukaten. Zählen und
Erzählen in Grimmelshausens Springinsfeld
16.30 Martin Helbig (Freiburg i. Br.)
Vielstimmiges Erzählen. Die besondere
Bedeutung von point of view und Erzählperspektive in Grimmelshausens Springinsfeld
17.15 Kaffeepause
17.30 Nicola Kaminski (Bochum)
Wer ist Philarchus Grossus?
Simplicianische Autorschaftsmachinationen
im narrativen Hintergrund
19.00 Rundgang durch die Kellerei der Winzergenossenschaft Oberkirch, Abendessen und
Weinprobe
09.30 Grußwort von Bernd Siefermann,
Bürgermeister der Stadt Renchen
09.35 Dieter Martin (Freiburg i. Br.)
„Obriste Lumpus‟. Springinsfelds Erzählen
zwischen Authentizitätsanspruch und Exemplarik
10.15 Andreas Bässler (Stuttgart)
Bewegungsmuster des Sprunghaften
in Grimmelshausens Springinsfeld
11.00 Kaffeepause
11.30 Maren Lickhardt (Siegen)
Die Macht des letzten Wortes.
Zur Selbstreflexion der Satire in
Grimmelshausens Springinsfeld
12.15 Maik Bozza (Stuttgart)
„um solche Simplicianische Gaukeltasch der
gantzen Welt gemein zumachen‟.
Zur immanenten Poetik des Philarchus Grossus
von Tromerheim
13.00 Mittagspause
14.30 Klaus Haberkamm (Münster)
Grimmelshausens Seltzamer Springinsfeld
als „Cento‟
15.15 Kaffeepause
15.45 Hans-Joachim Jakob (Siegen)
Quellen-Mikrologie. Grimmelshausens
Springinsfeld und das Theatrum Europaeum,
mit einem Seitenblick auf Wassenbergs
Ernewerten Teutschen Florus
16.30 Alexander Kling (Würzburg)
Wölfe lesen. Zur Produktion sinnträchtiger
Zeichen in den Chroniken des 30-jährigen Krieges
und in Grimmelshausens Der Seltzame
Springinsfeld
17.30 Rückfahrt nach Oberkirch
19.30 Abschiedsschmaus im „Silbernen Stern“
zu Gaisbach