eingereichte Abstracts

Parcul Est – vergessener Freiraum (Rumänien, Cluj - Napoca)
Einladung der Architektur Student_innen-Vertretung Cluj zur Ausgabe der Architektur
Biennale – Zilele Arhitecturii 2015.
Veranstaltet wird ein Festival mit einer kulturell-manifestierten Absicht qualitative
Architektur der Öffentlichkeit näher zubringen – das „Habitat Gheorgheni“.
Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf den fehlenden Grünflächen im städtischen Raum.
Fokus ist der Parcul Est – Ost Park, ein vergessener, durch fragliche Immobilienprojekte
negativ geprägter, Freiraum. Derzeit haben die lokalen Zuständigkeiten keine
Zukunftspläne für diese Fläche, deshalb obliegt die Initiative internationalen
interdisziplinären Workshops. Da Ökonomie und Ökologie heutzutage immer mehr in
den Vordergrund rücken, sollten die Interventionen (Projekte) vorwiegend aus Holz
bestehen.
Die Workshops finden vom 01.05.2015-10.05.2015 statt. (7 Tage Planung + 3 Tage
Umsetzung)
Es soll 5-8 Teams gebildet werden, mit jeweils 2 Koordinatoren und 6-8 Teilnehmer.
Jedem Team wird ein Bereich des Parks, mit einem Schwerpunkt, zugeteilt.
Wir - das ist ein noch kleines Team aus Architektur- und Raumplanungsstudierenden würden uns gerne dieser Aufgabe stellen.
Diese scheint hoch komplex, gilt es doch innerhalb weniger Tage an einem uns
unbekannten Ort eine bauliche Intervention zu tätigen, welche die Freiraumqualität
enorm steigern soll. Wir denken, dass gerade bei diesem Projekt die gemeinsame,
interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architektur- und Raumplanungsstudierenden hier
einen großen Mehrwert bieten kann. Voraussetzung dafür ist unserer Meinung nach das
Aufbrechen der klassischen Aufgabenverteilung zwischen den Disziplinen. Erfahrung hat
gezeigt, dass dies am besten gelingt, wenn Hierarchien in diesem Prozess keine Rolle
spielen. Daher möchten wir hier das Modell der selbstbestimmten Lehre umsetzen, bei
dem Lehrende und Studierende gemeinsam und auf Augenhöhe arbeiten und
voneinander lernen.
Am besten gelingt es anhand solcher Projekte die einstudierten Rollenbilder von
„Meister“ und “Schüler“, „Architekt“ und „Planer“ abzulegen und neue Formen der
universitären Arbeit zu etablieren. Wir sehen hier eine große Chance für unsere Fakultät,
diesen Ansatz zu erproben.
eingereicht von Fachschaft Architektur und Fachschaft Raumplanung
Urban Matters
How can we develop new visions for urban and regional matters and introduce new
social and societal values as intrinsic aspect for urban development? Which role can art
and artistic strategies play in the context of urban issues and urban development? How
can art maintain its autonomy? Which conditions are needed?
The project based website www.urban-matters.org is a major element of the artistic
research project PLANNING UNPLANNED, which Barbara Holub conducted at the Institute
for Art and Design/ Prof.Christine Hohenbüchler at the Faculty of Architecture/ Vienna
University of Technology. It offers a growing survey of (public)art projects, organizations
and institutions of diverse cultural and geo-political backgrounds worldwide for locating
and connecting urgent urban issues and discussing innovative approaches, artistic tools
and methods at the intersection of art, urban planning, critical political involvement and
theory engaged in urban issues. The displayed elements underpin the relevance of the
listed questions.
“Planning” seems no more an adequate response to today’s challenges of a multilayered
society permanently on the move. Yet, critical projects developed during the last decade
by architects, urbanists and artists continue to be a parallel production to the
conventional planning methods, which are predominantly investor-orientated.
Therefore urban-matters.org particularly investigates the potential of “unplanning” as a
possible new strategy for dealing with today’s urban challenges, as well as discussing the
new fluid role of the “urban practitioner”. How can this role be acknowledged on an
equal status to other experts in charge of planning? The urban practitioner advocates
responsible sociopolitical activity in the urban context that counteracts the principles of
decision-making currently dictated by hegemonic political acting and neoliberal
economic interests.
For an into-depth discussion of the proposed questions see the publication „Planning
Unplanned_Darf Kunst eine Funktion haben? Towards a New Function of Art in Society“
(eds. Barbara Holub and Christine Hohenbüchler), Verlag für moderne Kunst, 2015
(forthcoming in April 2015).
eingereicht von Univ. Ass. DI. Barbara Holub, DI Karin Reisinger und
Univ. Prof. Mag. art. Christine Hohenbüchler
Diversität in der Architekturlehre
Problemstellung: Eine soziale Aufgabenstellung der Architektur ist es, unterschiedliche
NutzerInnen und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen. Architekturplanung soll deshalb
gender-/diversitätsgerecht, alltags- und nutzerinnenorientiert sein. Planen und Bauen
sind nicht geschlechtsneutral: Es spielt eine Rolle, wer plant und entwirft, baut und
entscheidet. Architektur jedoch ist noch immer eine männliche Domäne. Immer gleiche
Inhalte werden in der Lehre reproduziert. Das entspricht weder dem Hälfte-anteil an
weiblichen Nutzerinnen noch jenem an Studentinnen.
Die Auseinandersetzung mit Diversität findet in der Architekturlehre gegenwärtig wenig
bis gar keine Berücksichtigung. Aktuell wird der Geschlechterthematik in einer
verpflichtenden Vorlesung im Bachelor-Studium Architektur an der TU Wien Rechnung
getragen. Die im Rahmen theoretischer Lehrveranstaltungen vermittelten Gender- und
Diversitätsaspekte werden nicht als Grundlagen der praktischen Übungen übernommen.
An verschiedenen deutschen Universitäten gibt es im Bereich Architektur und
Raumplanung Frauenforschungsabteilungen – dementsprechend wird viel Forschung
und Lehre zur Thematik angeboten.
Fragestellungen:
Wie gehen weibliche und männliche Studierende und Lehrende mit derselben
Entwurfsaufgabe um? Gibt es dabei Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten?
Wie können Machtverhältnisse aufgeweicht werden?
Wie ist das Image von Gender in der Lehre der TU Wien? Warum? Wie kann man es
verbessern?
Wie kann man Gender Studies in der Lehre implementieren – sowohl auf Lehrenden- als
auch auf Studierendenseite?
Wie kann man die Sensibilität bei Studierenden fördern, über Lösungen nachzudenken?
Zielsetzungen:
• Erforschung der unterschiedlichen Zugänge von männlichen und weiblichen
Studierenden in Entwurfsaufgaben.
• Erstellung eines Diversitätsleitfaden für Lehrende, in dem die wichtigsten
Elemente des Gender-/Diversitätsmanagements umrissen werden.
• Gender-/Diversitätsfragen sollen fächerübergreifender und integraler Bestandteil
des Studiums werden, vorzugsweise mit praktischer Anwendung in
den Entwurfsübungen und Implementierung eines Moduls „Diversität in der
Architektur“
• Durchgängiges Gendern von LVA-Unterlagen
• Einrichtung einer architekturspezifischen Anlaufstelle sowie eines Netzwerks für
Gender- und Diversitätsfragen
eingereicht von Univ.Ass. Dipl.-Ing. Adele Gindlstrasser, Mag. Christine Lechner, Univ.Ass.
Dipl.-Ing. Sabina Riss-Retschitzegger; Institut für Architektur und Entwerfen, Abteilung
für Wohnbau und Entwerfen
Medium, Infrastruktur, Territorium; Steuerung und Vorhersage im urbanen
Öffentlichen Raum
Nach klassischem Verständnis ist der öffentliche Raum zentraler Ort der Begegnung
einer bürgerlichen Gesellschaft, in dem Politik sowie Wirtschaftsleben, Geselligkeit und
Debatte stattfinden. Die darin und damit gebildete Öffentlichkeit umfasst eine
idealtypische Bürgergesellschaft auf dem Weg in die weiter fortschreitende Aufklärung –
eine europäische Idee, die gegen das überkommene Feudalregime der Aristokratie, in
verklärter Reminiszenz an die antike Agora, entwickelt wurde. Doch Gruppen wie etwa
Frauen, Jugendliche, Arbeiter und Arme durften nur in beschränktem Ausmaß am
öffentlichen Leben und seinem Raum teilhaben. Allerlei Gegenkulturen wie
Frauenemanzipation, Jugendkulturen, Arbeiterbewegung und Sozialreformen, sowie die
Entstehung der westlichen Konsum- und Freizeitgesellschaft verschärften die
problematischen Konnotationen.
Heute wird der öffentliche Raum als eingeschränkt von wirtschaftlichen Interessen,
kommerzialisiert von der Eventkultur und im Verschwinden begriffen diskutiert. Bedingt,
unter anderem, durch das Implementieren von neuen sozioökonomischen Prozessen,
der Verlagerung von vielen seiner Funktionen in digitale Medien, sowie der Forderung
nach umfassender digitaler Steuerung seiner Infrastrukturen. Diese neue Form von
Kontrolle soll erweiterte Optimierung und Vorhersage von urbanen Situationen
ermöglichen und stellt somit die Basis der technologischen Versprechungen für urbane
Anliegen dar. Mit der Umsetzung der, heute als Smart City diskutierten Ansätze, wird die
Medialität von Kommunikation und Steuerung zu einer zentralen Kompetenz von
BürgerInnen werden; klassischen Kategorien wie Öffentlichkeit und Raum stehen unter
Transformationsdruck.
Ist das zeitgenössische Szenario tatsächlich eines des Verlusts oder eher eines der
Verschiebung von Funktionen und Werten?
Wie könnte ein neuer Begriff vom öffentlichen Raum die Bedingungen von Dominanz
und Widerstand, die Ermöglichung des Zusammenhalts über Brüche hinweg und die
Wirkungsweisen von Vernetzungen mit anderen Räumen ausdrücken?
Ist die Gegenüberstellung privat – öffentlich obsolet, aufgrund der massiven Zunahme
der Bespielungen des privaten Raumes durch allerlei öffentlichkeitsträchtiger Medien
und der postmodernen Neukodierung des öffentlichen Raums durch vielfältige Kulturen
wie auch Technologien?
Wenn einst für die Bezeichnung öffentlicher Raum, in einer homogen verstandenen
Gesellschaft, die Polarität zu privaten Lebensbereichen prägend war – was qualifiziert
dieses soziokulturelle Konstrukt heute, in einer Gesellschaft der Vielfalt, Diversität und
Fragmentiertheit und in einer technologiegetriebenen Kultur?
Wie wirkt die jeweilige Handlungsmacht von menschlichen, nicht-menschlichen,
materiellen und nicht-materiellen Agenten bei der Steuerung von öffentlichem Raum?
Wie können Technologien der Vorhersage, nicht als Vehikel soziokultureller
Versprechungen, sondern, als Medien der unterschiedlichsten gesellschaftlichen
Aushandlungen sozio-kulturell konnotiert werden?
eingereicht von Senior Scientist Dipl.-Ing. Dr.techn. Oliver Schürer
Ein Dialog
der so oder auch anders zwischen einer halbbeschäftigt-befristeten Praedoc-Assistentin
und einem unbefristeten Vollzeit Postdoc-Assistenten an der Fakultät Raumplanung und
Architektur - zwischen einer Urbanistin und einem Soziologen - hätte stattfinden
können. Nicht als Frage-Antwort-Spiel sondern als Denkanstoß im „Parlament der
Fragen“.
XY: „Das Parlament der Fragen eröffnet Spielräume, um neue Allianzen, Kooperationen
oder Vernetzungen über die bestehenden Grenzen von traditionellen Fachbereichen
oder Forschungsprojekten hinaus zu bilden. Dazu ist es wichtig aktuelle Themen- und
Fragestellungen für die Fakultät zu formulieren und zu diskutieren. Sollten wir vielleicht
damit beginnen, dass wir uns auf Fragen verständigen ohne gleich mit möglicherweise
beiderseitig fachblinden Antworten einen Dialog einzuengen?“
Y: „Schon! Viele aktuelle Themen des Städtebaus, der Raumplanung und Architektur oder
Urbanistik liegen ja hier in unserem Labor „Stadt“ vor der Haustür und benötigen eine
fächerübergreifende wissenschaftlich-praxisbezogene Bearbeitung. Nur: Mein Blick auf
unsere Fakultät zeigt, dass es unglaublich kompliziert ist, starre Universitätsstrukturen
aufzubrechen: Zum Beispiel:Welchen Stellenwert hat der wissenschaftliche Nachwuchs?
Warum werden die Synergien zwischen jungen und erfahrenen Wissenschaftern zu
wenig genutzt? Wann funktioniert ein Austausch oder eine Vernetzung über
Fachbereiche hinaus und wann nicht? Wann sollen wir überhaupt Zeit finden zwischen
Lehre, organisatorischen Ärgernissen, eigener fachlicher Weiterbildung, eine neue
Wissenschaftskultur zu etablieren?“
X: „Aus meinen Erfahrungen – gerade auch im internationalen Wissenschaftsbetrieb –
kann ich bestätigen, dass die Wissenschaftskultur in unserer Fakultät an der TU nur in
geringem Maße ein offenes und kritisch-fragendes und kooperatives Klima fördert.Oder
verstecken wir uns hinter einer vermeintlichen Exzellenz?Wir sollten viel stärker die
Themen, die lokal hier in der Wiener Stadtentwicklung und Stadtplanung wichtig sind,
aufnehmen und uns mit unserer fachlichen Kompetenz unterstützend oder streitbarkritisch einmischen:Was kennzeichnet die Wiener Planungskultur – auch im
internationalen Vergleich? Wie demokratisch können Planungsprozesse und Abläufe in
der Stadtplanung sein? Beiträge aus dem Raum der Fakultät könnten stärker
hineinwirkenin die Stadtplanungspolitik Wiens z.B. zu den Fragen von „guter“ räumlicher
Steuerung; der Rolle von Beteiligung (nicht nur der Zivilgesellschaft, auch von
Fachleuten), auch die Gründe für Unbehagen an Entscheidungsfindungen in der Planung,
der Überforderung von Nachbarschaften durch Migration, Zumutungen
gesellschaftlicher Pluralisierungen und Vielfalt.Interessieren dich eher solche
angewandte Forschungsfragen oder zentrale Grundlagenforschung in Architektur und
Raumplanung?”
Y: „Mein Interesse wäre es Grundlagenforschung als interdisziplinäre, vielleicht auch
transdisziplinäre Forschung mit einer qualitativen heuristischen Herangehensweise im
Austausch mit der Praxis und als Ziel des Verstehens und der Schärfung von Begriffen
und Abläufen voranzubringen:: Wie können wir in der Fakultät Raum und Raumplanung
als gesellschaftlichen Ablauf und relationalen Prozess betrachten und erforschen?Mein
zentrales Interesse liegt im Verstehen der Bedingungen von Raumproduktion als
gesellschaftliche, ökonomische und politische Konfiguration, um dann die aktuelle
städtische Transformation kritisch hinterfragen oder fördernd begleitend zu können.“
X: „D`accord! Wir sollten aber spezifischer sein! Wenn von einem gemeinsamen Interesse
an der Erforschung des Sozialen und Gesellschaftlichen im Zusammenhang mit
städtebaulichen und planerischen Kriterien sowie technischen Faktoren sprechen, was
meinen wir konkret damit? Wie verändert sich die soziale Interaktion, das
gesellschaftliche Zusammenleben im Raum unter den verschiedenen Bedingungen von
Technikeinsatz und geplanten Kennziffern des Städtebaus und der Stadtplanung über die
verschiedenen historischen Epochen?Wenn wir die Diskurse um die Smart-City
verstehen wollen, müssen wir doch erstmal diskutieren,ob es nicht im Kern um eine
veränderte Form des Sozialen im Raum geht?“
YX: „Die urbane Gesellschaft als Forschungsgegenstand ist schon sehr komplex, man
forscht einerseits über soziale Beziehungen und gesellschaftliche Strukturen.
Andererseits ist als Urbanistin der zentrale Gegenstand der Raum, die Stadt; nicht nur als
soziales Produkt, sondern gerade auch in baulicher Gestalt! Das sind zwei
unterschiedliche Blickrichtungen, wobei die Stadtplanung auch immer als Teil oder
Instrument dieser gesellschaftlichen und baulich-räumlichen Veränderungen
mitgesehen werden sollte. Da würden doch übergreifende Perspektiven von
Forschungsfragen nahe liegen:Welche narrativen Strukturen, welche
Bedeutungszusammenhänge planerischen Handelns oder städtische Veränderungen
ganz allgemein prägen urbane Strukturen?
Die Verknüpfung unserer beiden Perspektiven bedeutet, durch unterschiedliche “Linsen”
auf übergreifende Zusammenhänge zu schauen. Es stellt sich die Frage,, wie man die
unterschiedlichen Zugänge, Haltungen und Methoden kombiniert? Wir sollten vielleicht
erstmal auch eine methodische Frage formulieren: Wie kann man Stadt erforschen?
Sozial-räumlich, morphologisch, entlang stadtplanerischen Instrumenten oder sozialen,
ökonomischen und politischen Zusammenhängen?“
X: „Für mich wäre bei der methodischen Frage auch eine qualitativ heuristische
Herangehensweise wichtig! Ziel sollte es doch sein, besser die sozialräumlichen
Zusammenhänge und morphologischen Entwicklungen auch im historischen Verlauf
verstehen zu können.Wir sollten auch die Frage des Zusammenhangs von Kultur, Raum
und Identität auf die Tagesordnung setzen. Kultur in einem weiter umfassenden Sinne als
Werthaltungen, Ideologie oder auch individuellen Sinnzusammenhängen ist
gegenwärtigzu einem entscheidenden Faktor der Raum- und Gesellschaftsentwicklung
geworden. Auch im Hinblick auf die traditionell an die Ökonomie gerichtete Frage der
Inklusions- und Exklusionsprozesse im gebauten Raum, haben die „weichen“
Identitätsfragen und die Werthaltungen für die aktuelle Raumentwicklung an Bedeutung
gewonnen. Dabei geht es um dieKernfrage der Veränderungen des Sozialen und der
gesellschaftlichen Struktur im Raum.Zur Zeit gibt es doch ein gewisses Unbehagen, wie
sich Stadtgesellschaften zukünftig entwickeln werden: Was kann die Stadtgesellschaft
eigentlich noch zusammenhalten?
Y: „ Ja. Und: Welche Rolle spielt dabei der gebaute Raum und dessen räumliche
Steuerung und Planung?OK! Das passt schon so! Ich muss jetzt (leider ;)) aufbrechen. Wir
sollten aber unbedingt in einer größeren Runde im Parlament diese Fragen weiter
diskutieren. Es braucht sicher neue Energien für Grundlagenforschung, weil wir eben
doch vieles noch nicht verstehen über die aktuellen Entwicklungen von gebauten
Räumen, deren Planungsstrategien und gesellschaftlicher Entwicklung. Um aber auch
Gestaltungswissen an unserer Fakultät in die politisch-praktische Debatte einbringen zu
können, dürfen wir nicht nur Auftragsforschung betreiben, sondern sollten auch die
Stadtplanungspraxis kritisch reflektieren und neue Antworten auf aktuelle Fragen geben
können.“
X: „Wer gibt nun Antworten im „Parlament der Fragen? Unbehaglich wäre, wenn ein
offener Prozesses mit unglaublich vielen Spielräumen inszeniert wird, aber
verfahrensmäßig nicht gewährleistet ist, dass auch Antworten auf die gestellten Fragen
offen-kritisch gesucht werden können …“
X: „Beim „Parlament der Fragen“ ist mir nun immer undeutlicher, ob es a) darum geht,
gemeinsam praxisorientierten Forschungs- und Lehrthemen zu entwickeln oder b) um
eher grundsätzliche theoretische Fragen der Grundlagenforschung in unserer Fakultät zu
diskutieren, oder letztlich c) auch prozess-und organisatorische Fragen zu unserer
Wissenschaftskultur und Arbeitsorganisation an der Fakultät geht? Welche Fragen sind
schließlich gewollt, welche nicht? Fragen über Fragen?
YX: „Ja, die Entmachtung des „Parlaments der Fragen“ ist schon möglich, wenn es sich
als Quasselbude erweisen sollte und niemand sich interessiert zeigt. Wurscht! Wir sollten
unseren Dialog Ernst nehmen – auch, wenn wir nun etwas verwirrter sind als vorher …“
eingereicht von Mag. Nicole Kirchberger und Dipl.-Ing. Mag. Dr. Oliver Frey
Wien 2050 – Ressourceneffiziente Planung für zukunftsorientierte Stadt
Das Bauwesen ist auch noch im 21. Jahrhundert ein zentraler Faktor bei der
wirtschaftlichen Entwicklung postindustrieller Gesellschaften. Letztendlich wird das
Bauwesen bezüglich des Ressourceneinsatzes und bezüglich der induzierten
Umweltschädigungen von der Gesellschaft kritisch beobachtet. Auf die Tatsache, dass das
Bauwesen bezogen auf den Anteil am BIP ein stark überproportionalen Anteil am
gesamtgesellschaftlichen Verbrauch an Energien und Rohstoffen und an
Umweltschädigungen aufweist, haben Politik und Gesellschaft bereits mit harten
gesetzlichen Einsparvorschriften reagiert.
Die “Smart City Wien Rahmenstrategie” ist eine langfristige Dachstrategie der Wiener
Stadtverwaltung bis 2050. Das Leitziel 2050 der Smart City Wien lautet: Beste
Lebensqualität für alle Wienerinnen und Wiener bei größtmöglicher
Ressourcenschonung.
Urbane Agglomerationen wie Wien haben ein überdurchschnittliches Hochbauvolumen,
bedingt durch Bevölkerungswachstum aber auch durch die konstanten Änderungen der
Lebensformen (z.B. Single-Haushalte) und der gesellschaftlichen Organisationsstrukturen
im öffentlichen Bereich (Bildung, Gesundheit) und im privatwirtschaftlichen Sektor
(Aussiedlung von Industrien, Umwidmung von Verkehrsflächen etc.).
Die beschriebene Ausgangslage und der spezielle Wachstumsdruck, dem urbane
Agglomerationen mit ihrem Umland ausgesetzt sind (Wien ist dafür ein exemplarisches
Beispiel), stellen für Baufakultäten der technischen Universitäten eine besondere
Herausforderung dar. Aus ihrem Selbstverständnis heraus, wonach sie mit Forschung
und forschungsgeleiteter Lehre zur “Gestaltung und Steuerung der gebauten Umwelt”
beitragen wollen, ergibt sich direkt eine hohe Priorität für die Fragen der zukünftigen
“smarten” Stadt, aber auch für die Fragen nach den Materialien und den Bauprozesse,
mit denen die smarte Stadt der Zukunft gebaut und die bestehende Stadtstruktur
angepasst werden kann. Dabei finden nachwachsende Rohstoffe, daraus hergestellte
Bauelemente und deren Einsatzmöglichkeiten und Grenzen aus ökologischen Gründen
und aus Gründen der regionalen Verfügbarkeit eine besondere Beachtung.
eingereicht von Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Alireza Fadai, Univ. Ass. Dipl.-Ing. Dr. Kamyar
Tavoussi und o. Univ. Prof. DDI Wolfgang Winter
PlanerInnenTreffen Wien 2016
Das PlanerInnentreffen (PIT) ist eine Zusammenkunft und Bundesfachschaftenkonferenz
von Studierenden der Stadt, Siedlungs, Verkehrs und Raumplanung aus Österreich,
Deutschland und der Schweiz. Diese Organisation findet zwei Mal jährlich statt und wird
abwechselnd von den jeweils involvierten Fachschaften organisiert. Nach 5 Jahren ist
Wien wieder am Zug!
Im Mai 2016 richten engagierte Studierende der Raumplanung das Wiener PIT aus.
Innerhalb dieser fünftägigen Veranstaltung werden gemeinsam hochschulpolitische
Themen diskutiert, das Netzwerk zukünftiger Planenden gepflegt und vor allem wird die
Stadt und ihre Umgebung durch diverse fachspezifische Workshops kennengelernt.
Das PIT ermöglicht es Wien Sammelpunkt zukünftiger Planer_innen zu sein. Ein großer
Teil dieser wird Wien erstmals erleben. In Anbetracht dessen stellen wir uns momentan
folgende Fragen: Wie weit können sie sich in die Planung oder Gestaltung der Stadt
einbinden? Wo wird die Grenze gezogen zwischen “Einheimischen” und “Fremden”? Wer
darf mitentscheiden? Wer entscheidet, wer mit zu entscheiden hat? Wie offen ist
Planung? Wer prägt Städte überhaupt?
eingereicht von der Fachschaft Raumplanung in Kooperation mit der PIT-Projektgruppe
Boden – neu gemanagt!
Ausgangslage und Problemstellung:
Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2015 zum internationalen Jahr des Bodens
erklärt, um die Endlichkeit der Ressource Boden und die Verantwortung im Umgang mit
deren Nutzung zu verdeutlichen. In Österreich zeigen die Unterzeichnung der
Bodencharta, jüngste Novellen der Raumordnungsgesetze sowie Diskussionen um
leistbares Wohnen eine zunehmende Sensibilisierung für bodenpolitisches Engagement.
Angesichts steigender Nachfrage stellt sich v.a. im urbanen Raum die Frage wie
begrenzte Flächen qualitätsvoll, effizient und nachhaltig geplant und genutzt werden
können. Das größte Wissensdefizit scheint dabei weder in der Konzeption
bodenpolitischer Instrumente, noch in der Beobachtung der Landnutzung
(Flächenmonitoring) zu liegen, sondern dazwischen, in der Frage der Wirkung und
Umsetzung von Steuerungsansätzen auf den verschiedenen räumlichen Ebenen. Dieses
breite Forschungsfeld soll im vorgeschlagenen Konzept einen empirischen Schwerpunkt
haben.
Schwerpunkte:
1. Boden als Ressource:
– Rohstoffbasis (urban mining, Brachflächenrecycling, Abfallwirtschaft)
– Wirkungen von städtischen Grünflächen / Urban Gardening auf Gesundheit, Klima,
Energiehaushalt
– Produktionsfaktor Boden
– demokratiepolitische Bedeutung der Bodennutzung und des öffentlichen Raums
2. Steuerung von Bodennutzung
– Ressourcen- und flächensparende Planung auf Objekt- und Quartiersebene (z.B. durch
vertikale Verdichtung)
– Neuere Nutzungs- und Verantwortungsverteilungen am Boden: Finanzialisierung und
Kommodifizierung, Share economy, gemeinschaftliches Bauen und Wohnen
– Baulandmobilisierung, kommunales Bodenmanagement, Sensibilisierung der
Bevölkerung
Methodik:
Auf unterschiedlichen Maßstabsebenen (Objekt, Quartier, kommunal und regional)
werden empirische Untersuchungen (Fallstudien, Statistik, Raumanalyse) von
Umsetzungsbeispielen und deren Wirkungen durchgeführt. Eine Kooperation von
Wissenschaft und Praxis (privater und öffentlicher Sektor, Zivilgesellschaft) ist dafür
unerlässlich.
Interdisziplinarität:
Bodensparende und innovative räumliche Planung erfordert die enge Zusammenarbeit
von Architektur, Raum-, Verkehrs- und Landschaftsplanung, Rechtswissenschaften,
Bauingenieurwesen, Soziologie sowie Ökonomie und Ökologie.
eingereicht von Proj.-Ass. Dipl.-Ing. Grazia Bonvissuto BSc, Univ.-Ass. Dipl.-Ing. Dr.
Gerlinde Gutheil-Knopp-Kirchwald, Ao. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Arthur Kanonier,
Univ.-Ass. Dipl.-Ing. Gerald Grüblinger BSc BSc, Univ.-Ass. Mag. Dr.rer.soc.oec. Marijana
Sreckovic, Univ.-Ass. Mag. Dr.Leonhard Plank und Univ.-Ass. Dipl.-Ing. Dr. Kamyar
Tavoussi
Perspektiven der interdisziplinären Wissenschafts-, Technik- und
Stadtforschung auf den sozialen und technologischen Wandel des Urbanen
Die immer weiter fortschreitende Technisierung der Gesellschaft verändert sowohl das
soziale Zusammenleben in urbanen Räumen, als auch die Art und Weise wie der urbane
Raum selbst gedacht und konzeptualisiert wird. Vor allem die internationale
Verflechtung von sozialen, technologischen und räumlichen Entwicklungen erfordert ein
neues Verständnis der Zusammenhänge von Mobilität, Umweltressourcen,
Informationsströmen etc.
Ziel des LV-Zyklus ist einerseits, diesen Transformationsprozess als einen epistemischen
Wandel zu verstehen. Hier sollen sich wandelnde Geltungsansprüche von Wissen bzw.
Konzepte oder Leitbilder kritisch reflektiert werden. In diesem Zusammenhang
interessiert auch die Relation zwischen diskursiven Formationen und alltäglichen
Praktiken bzw. Wahrnehmungen von Technologien im Stadtraum.
Andererseits gilt es Fragen der Stadt- und Raumsoziologie und der Technikforschung
füreinander fruchtbar zu machen, indem neue Konstellationen im Verhältnis zwischen
Mensch, Stadt und Technik untersucht werden. Die in den klassischen Kultur- und
Sozialwissenschaften wie auch den technischen Wissenschaften vorgenommene
Trennung zwischen Sozialem und Technischem, oder allgemeiner zwischen Subjekt und
Objekt, soll kritisch hinterfragt werden.
Darauf aufbauend, sollen auch hybride Ansätze hinsichtlich ihrer Nützlichkeit für
sozialwissenschaftliche Disziplinen diskutiert werden, welche die technische Mediation
des Sozial- Räumlichen sowie die sozial-räumliche Konstruktion des Technischen
berücksichtigen.
eingereicht von Dr. Univ. Lektor Christian Peer
Architektur und Bildung / Architektur und Pädagogik / Lernraum Architektur
/ Räume bilden
„Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft“ – dessen sind sich Experten rund um den Globus
offenbar einig. Doch welche Türen soll dieser Schlüssel öffnen können? Österreich hat
einige gravierende Probleme, die Bildung ist eines davon: der Raum für Bildung im
Allgemeinen sowie Architekturbildung im Besonderen stehen dabei in direktem
Zusammenhang. Auch die TU weite Plattform Vision 2025+ hat sich zum Ziel gesetzt,
Zukunft über die Fokusgruppen „Offenheit“, „Grenzüberschreitungen“ und „Anspruch“
neu zu definieren.
An sich sollte es selbstverständlich sein, hier an der Universität bildungsbezogenen
Fragestellungen besonderes Augenmerk zu widmen, zumal unser Wirkungsradius an der
Fakultät ein unmittelbar gesellschaftsrelevanter und gesellschaftsnaher ist.
Dennoch – oder gerade deswegen – sind wir überzeugt, dass die Installierung eines
solchen, expliziten Forschungsschwerpunkts an unserer Fakultät viele bereits
vorhandene Forschungsansätze vernetzen und stärken könnte.
Wesentlich sollte dabei sein, die Eigenart und das Spezifische unserer Positionierung
zwischen Theorie und Praxis, zwischen Wissenschaft und Kunst, zwischen universitärer
Elitenbildung und alltagstauglicher Breitenwirksamkeit als Chance und zukunftstaugliche
Option für Bildungs- und Ausbildungsfragen herauszustreichen. Demnach wollen wir mit
dieser Art der Forschung weniger auf die Prämissen einer größtmöglichen
„Evaluierungstauglichkeit“ schielen und uns auch nicht am „Hard-core“Wissenschaftsbetrieb orientieren. Wir wollen durchaus eigenwillige, ungewohnte,
innovative und kreative Forschungszugänge forcieren und transdisziplinär in
Forschungs- und Handlungsfeldern agieren, um gängige Erwartungshaltungen und
Wertevorstellungen auf möglichst breiter Basis zur Diskussion zu stellen.
Themenfelder:
• Bildungsbauten – Lernwelten – Spiel- und Bewegungsräume – Räume für gesunde
Entwicklung
• Learning-By-Doing – 1:1-Umsetzungen – neue Lehr- und Lernmodelle, analoges und
manuelles Arbeiten
• Universität und Stadt – Universität und Gesellschaft
• Studienwahl – universitäre Ausbildung – Studienmodelle
• Architektur/Raum/Stadt als erfahrungsbezogenes Lernthema in Schulen
• Architekturvermittlung – Kommunikations- und Darstellungsprozesse
• Partizipative Raumdiskurse – Wahrnehmen, Denken, Bauen und Bilden
• Weiterbildung – lebenslanges Lernen
eingereicht von Ass. Prof. Mag. art. Dr. phil Karin Harather und Univ. Ass. DI. Dr. techn.
Renate Stuefer
Mensch und Raum
Die Beschaffenheit des Raumes ist begründet im Unteilbaren; wo er ist, ist er ganz oder
nicht.* Der Raum ist nicht nur unteilbar, er ist auch untrennbar vom Menschen (seiner
Bewegung, Wahrnehmung, Benutzung). Und er ist Konstante, Abbild wie Katalysator
zeitgleich soziokultureller Zustände wie gesellschaftlicher Evolutionen.
Als gesellschaftlich relevant wird in diesem Zusammenhang die Gestaltung des Raumes
und die daraus folgende Wechselwirkung von Raum und Gesellschaft vor dem
Hintergrund der Entwicklung von Städten wie globalen Ballungszentren bedingt durch
den Anstieg der Weltbevölkerung wahrgenommen.
Die globale Sichtweise kann aber jeweils nur aus der individuellen örtlichen
Problemstellung heraus gelöst werden. Fragestellungen, die sich aus dem Ort und seinen
Parametern ableiten, die Angemessenheit der Mittel ebenso wie die zur Verfügung
stehen Mittel sowie die gesellschaftlichen und kulturellen Identitäten führen zu
einzigartigen Lösungen, die in die Zukunft weisen.
Diese führen zu individuellen Grundlagen und lokalen Lösungsansätzen der Gestaltung
des Raumes, die im Vorfeld erforscht und experimentell angewandt werden. Diese
Forschungsergebnisse stellen exemplarische Lösungen dar, die es ermöglichen
Antworten auf aktuelle Fragen zu geben und sich den Herausforderungen der Zukunft zu
stellen.
Ziel der Forschung ist es, lösungsorientierte Entwurfskompetenz zu entwickeln und zu
sensibilisieren, lokale Planungsaufgaben in authentischen Situationen zu meistern. Der
Raum wird bewusst gestaltet und ist nicht Ergebnis struktureller Zwänge und
technischer wie konstruktiver wie wirtschaftlicher Anforderungen.
Um dieses Ziel zu erreichen praktizieren wir eine Annährung an den Raum und seiner
gestalterischen Elemente sowie die Wahrnehmung dessen im Rahmen einer
forschungsgeleiteten Lehre.
Die Parameter des Raumes und die Analyse des Bezuges zum Menschen werden
erforscht, Wechselwirkungen gezielt exemplarisch und experimentell definiert. Im
Raumlabor können Raumsituationen im M 1:1 experimentell entwickelt werden.
Diese Auffassung von Raum und Mensch und die Möglichkeit der Gestaltung, das
Erforschen und Erlernen von Strategien, sei es die Gestaltungselemente betreffend, sei es
die Ökonomie der Wahrnehmung betreffend, bewirkt ein Umdenken in der Auffassung,
Wahrnehmung und Bedeutung von Architektur und ihrer gesellschaftlichen Relevanz
und Verantwortung.
Dieser inter- und transdisziplinäre Diskurs basiert frei auf der These von Bernard
Rudofsky: „Keine neue Bauweise – eine neue Lebensweise tut not.“
* Mensch und Raum. Symposium TU Wien, Wien 1984.
eingereicht von Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Anton Kottbauer und Univ. Ass. Dipl.-Ing. Dr.
Claudia Maria Walther
Designing Places of Emancipation?
Diese Frage treibt uns seit geraumer Zeit. Sie hat sich aus der Vorbereitung einer
internationalen Summer School* an der TU Wien im Sommer 2014 entwickelt und in
ihrer Durchführung geformt und bereichert. Mit dem Titel „Designing Places of
Emancipation?“ haben wir vor den gegenwärtigen Krisenhintergründen urbaner
Umwälzungen eine sehr aktuelle und bewegende Forderung einerseits aufgegriffen,
andererseits eine gleichsam interpretationsoffene wie markante Fragestellung in den
Raum gestellt. Entstanden ist ein Kaleidoskop aus Fragen: Fragen, über die wir
nachdenken und diskutieren wollen; Fragen, die Menschen betreffen, die wir zu Wort
kommen lassen wollen; Fragen, die wir ins Parlament der Fragen stellen wollen.
Emanzipation bedeutet eine Befreiung aus durchherrschten Räumen, aus Ungleichheit
und Machtverhältnissen, aus verfestigten und alltäglich transportierten Bildern und
Vorurteilen. Fragen wir nach der Emanzipation der Stadt erkennen wir sehr schnell, dass
wir die Frage zuallererst an uns selbst richten müssen – als Individuen, als
Bildungseinrichtung „Universität“, als (Architektur- und Planungs-) Disziplin. Wie gelingt
es, eigene Stereotypen zu reflektieren, diskriminierende Denk- und Handlungsweisen zu
hinterfragen und Muster aufzubrechen? Wofür wollen wir uns das Recht nehmen frei zu
sein, und wie wollen wir uns die Freiheit und den Freiraum schaffen? Wie können wir als
Teile der Stadtgesellschaft Verantwortung übernehmen und Möglichkeiten des
Hinterfragens und der Veränderung schaffen? Müssen wir nicht das Konzept der
Emanzipation selbst hinterfragen, um es von Schubladendenken oder romantisierenden
Vorstellungen zu befreien?
In einer engen Verwebung von Lehre, Forschung und Praxis wollen wir uns auf die Suche
begeben, wollen nicht „forschen über“, sondern „forschen mit“. Grundlegende
Bedingung dafür ist ein aktiver Austausch zwischen Universität und außeruniversitären
Einrichtungen, kollektiven wie individuellen Raumpraktiken und Initiativen. Unsere
Vision ist eine Art living laboratory, wo wir Wissen produzieren, wo aber Wissen
gleichzeitig gelebte Praxis bedeutet und wo emanzipatorische Ansätze der räumlichen
Entwicklung und Transformation stattfinden können; eine ausgestellte und sich
darstellende Frage nach dem einsetzenden Moment der Stadtgesellschaft im Werden der
Stadt, performativ, kommunikativ, integrativ und offen.
* Die, vom WWTF geförderte internationale Summer School „Designing Places of
Emancipation?“ wurde als Kooperation des Arbeitsbereiches Stadtkultur und Öffentlicher
Raum und des Fachbereiches Örtliche Raumplanung im August 2014 organisiert und
durchgeführt.
eingereicht von Univ.Ass. Dipl.Ing. Dr.techn. Emanuela Semlitsch und Dipl.Ing. Theresa
Schütz
weitere Interessierte in der Fakultät: Angelika Gabauer B.A., Ass. Prof. DI (FH) Dr. phil.
Sabine Knierbein und Univ. Ass. DI Tihomir Viderman MSc
„Spatial Justice in Raumplanung und Architektur“
„Gerechtigkeit“ in der Planung und Architektur ist heute wieder ein aktuelles
Themenfeld, das nicht zuletzt mit gegenwärtigen stadtgesellschaftlichen und
stadtpolitischen Veränderungsprozessen im Zusammenhang steht. Ungleicher Zugang zu
bestimmten Gütern der Daseinsvorsorge und des kollektiven Konsums ergeben sich
daraus genauso wie Verfestigungen von sozial benachteiligten Gruppen in bestimmten
Quartieren, sowie veränderte Formen und Möglichkeiten alltäglicher Aneignung urbaner
Räume. Angesichts dieser Entwicklungen formieren sich nicht nur soziale Bewegungen
und zivilgesellschaftliche Initiativen, welche diese Prozesse in Frage stellen und ihr
„Recht auf Stadt“ einfordern, sondern auch wissenschaftliche Diskurse und Konzepte um
den Begriff der „spatial justice“. Diese verweisen auf die Notwendigkeit einer gleichen
Verteilung von Ressourcen und Gelegenheiten (redistribution) im städtischen Raum,
sowie auf die Notwendigkeit der Anerkennung (recognition). Zudem stehen sie im
Kontext der Bekämpfung der ökologischen Krise, da die Reduzierung von Ungleichheit
und das Experimentieren mit alternativen wirtschaftlichen Organisationsformen zur
Überwindung des Wachstumsimperativs beitragen können.
Die „gerechte Stadt“ (s. the „Just City“ nach S. Fainstein, oder „grounded city“ nach der
Initiative „foundational economics“) ist ein normatives Leitbild, mit welcher wir auf
stadtgesellschaftliche Herausforderungen reagieren können. Dieses Thema ist an der
Schnittstelle zwischen Architektur, Raumplanung, Soziologie, Philosophie, Ökonomie
und Gesellschaft angesiedelt, sodass es sich auch um ein transdisziplinäres Feld handelt.
Dabei geht es um die Suche nach neuen Anschlussmöglichkeiten auf verschiedenen
Ebenen: Etwa wie architektonisch-planerische Wissensformen in die kritische Analyse
sozialräumlicher Prozesse miteinfließen können, oder wie sich Wissen visuell
niederschwellig vermitteln lässt und so neue Formen von Öffentlichkeit erschließt. Aus
der Perspektive von „spatial justice“ würde das für Forschung und Lehre bedeuten:
Wissensproduktion und -verbreitung sollen so organisiert werden, dass sie die
Demokratisierung der Gesellschaft fördern und konkrete Veränderungen in den
„Lebenswelten“ der „Beforschten“ bewirken.
eingereicht von Univ.-Ass. Mag. Dr. Leonhard Plank, Univ.Ass. Mag.Arch. Michael Klein
und Mag. Dr.Alexander Hamedinger
Wie kommunizieren wir in einer globalisierten Welt?
Keywords: Strategische Internationalisierung, fremd-sprachige LVAs Strategische
Internationalisierung ist ein wichtiger Bestandteil im akademischen Umfeld. Die TU Wien
setzt hier seit längerem verschiedene Akzente, um sich im Kontext einer globalisierten
Welt international zu etablieren und ihre Exzellenzforschung zu kommunizieren.
Gerade in der Lehre ist eine Schwerpunktsetzung auf fremd-sprachige (überlicherweise
englisch-sprachige) LVAs in Bachelor- und Masterstudiengängen eine herrvoragende
Vorbereitung der Studierenden auf den international ausgerichtete Arbeitsmarkt.
Vermehrte fremd-sprachige LVAs haben bei den Studierenden eine hohe Nachfrage und
werden sehr gerne belegt. In diesem Kontext ist Sprache als kulturelles Potential zu
sehen, indem auch verschiedene Entwurfs- und Planungsideen kommuniziert werden
können (z.B.: international unterschiedliche Methodiken und Forschungsansätze,
Ausgangsbedingung im realen und gebauten Umfeld, z.B.: Europa versus Asien versus
Amerika). Dadurch sollen Potentiale für eine weitere Internationalisierung mobilisiert
werden.
Hierzu zählt naturgemäß auch der inhaltlische Austausch von internationalen Forschern
und Lehrenden. Eine offene, fakultätsübergreifende Plattform (z.B.: Vorträge, Workshops,
Podiumsdiskussionen) zu bestimmten Themen birgt zudem das Potential inter- und
transdisziplinärer Kooperationen auf internationalem Niveau (intern und extern).
eingereicht von Assist. Prof. Dipl.Ing. PhD PhD Claudia Yamu – Head of SimLab und
Dipl.Ing. Fabian Dembski
tripleA CityLab – (Austrian-Asian-Advanced) CityLab
TU als Internationaler Hub Die Schaffung einer internationalen Plattform für besondere
Vorhaben in der Lehre und Forschung. Das Ziel wäre es, in einer fokussierten Weise
Experiment-, Fachbereich- und Disziplinen übergreifend zu arbeiten. Umsetzung:
Vernetzung und Bündelung der bestehenden Kooperation im asiatischen Raum in
gemeinsamen Pool der Themen über die Zukunft der Architektur, der Stadt und der
Gesellschaft.
Synergie als Strategie
1. Integration in den bereits bestehenden internationalen Austauschprogrammen im
asiatischen Raum: China-Japan-Süd Korea-Indien-Singapur-Taiwan u.a.
2. Integration in das bestehenden Curriculum von Master-und Diplomstudium sowie
Dissertationen.
Umsetzung in Lehre und Forschung
Gemeinsame Festlegung der Themen und Ziele zwischen Partneruniversitäten.
Arbeitsmethoden der Forschung und wissenschaftlichen Disziplinen.
Gemeinsame interdisziplinäre Betreuung.
Simultane Arbeit an Partneruniversitäten:
• Themen- und Forschungsarbeit integriert in parallel gehaltenen LVA
• Themen- und Forschungsarbeit integriert in Diplomarbeiten
• Themen- und Forschungsarbeit integriert in Dissertationen
• Ausweitung des Angebotes in englische Sprache im Unterricht.
Umsetzung in der Praxis
Simultane Entwicklung von Strategien, Innovation und Finanzierung.
Entwicklung der Kooperation mit Institutionen in Ausland.
Mehr Kooperationen mit der Industrie im In- und Ausland
Start-Up Hub
Die Uni als Drehscheibe für zukünftige Start-Ups. Schaffung der Räumlichkeiten.
Leitung durch Projektdirektoren oder (besser) Lab-Direktors, bestellt von jeweils
beteiligten Architekturfakultäten.
eingereicht von Ass. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Dr.techn. Mladen Jadric
Kulturhauptstadt 2024
Das Jahr 2024 ist näher als wir denken... ...und es wird für Österreich ein besonderes sein!
Österreich darf wieder eine der beiden Kulturhauptstädte Europas stellen, und das
bereits zum dritten Mal.
Die Initiative Kulturhauptstadt Europas existiert seit 1985 und hat sich seit damals zu
einem
wichtigen Stadtentwicklungsinstrument entwickelt. Graz war im Jahr 2003 die 29.
Kulturhauptstadt Europas und Linz trug 2009 als 38. Stadt den begehrten Titel. Im Jahr
2024 ist Österreich wieder an der Reihe die 72.Kulturhauptstadt Europas zu präsentieren:
– Wieviele Städte werden sich in Österreich um den Titel bewerben?
– Haben wir überhaupt noch ausreichend geeignete Städte?
– Was kann und soll Fokus für die österreichische Auswahl sein?
– Welcher Kulturbegriff soll dabei zur Anwendung kommen?
– Welche Synergien sind vorhanden? Welche Ressourcen sind notwendig?
– Für welchen Prozess könnte der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ in Österreich als
Katalysator fungieren?
– Wie kann das österreichische Auswahlverfahren aussehen und wer sind die beteiligten
Akteure?
Der offizielle Bewerbungsprozess beginnt sechs Jahre vor dem Veranstaltungsjahr also
im Jahr 2018. Spätestens wenn dieser begonnen hat, wird die Diskussion auch sehr stark
eine politische sein und es wird schwierig(er) dazu eine unabhängige, kritische, mutige
Lehrveranstaltung zu konzipieren.
Die Aufforderung der EU auf Interdisziplinarität der Programme zukünftiger
Kulturhauptstädte wert zu legen, soll sich auch in der Auseinandersetzung mit dem
Thema widerspiegeln. Der Prozess wurde dieses SS 2015 mit einer kooperativen,
studienrichtungsübergreifenden Lehrveranstaltung unter Beteiligung aller Architektur-,
Landschaftsarchitektur- und Planungsuniversitäten Österreichs begonnen. Dieser
Prozess soll sich bis zur Nominierung
der österreichischen Kulturhauptstadt Europas fortsetzen und kann/wird aus vertiefende
Lehrveranstaltung, der Betreuung von Diplomarbeiten aber auch öffentlichen
Veranstaltungen (Ausstellung, Symposium,…) bestehen.
eingereicht von Univ.Ass. Dipl.-Ing. MBA Dr.techn. Elisabeth Leitner und
Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Markus Tomaselli stellvertretend für das Kulturhauptstadt
Team der Fakultät
Förderung der Vernetzung und Kommunikation zwischen Theorie und
(Planung)Praxis
Problemstellung
Ein theoretisches Umfeld erlaubt kreative Ideen und neue Wege zu testen. Ihr Wert misst
sich in der gesellschaftlichen Relevanz und Anwendbarkeit. Wissenschaft wird obsolet,
wenn sie zum Selbstzweck wird. Gleichermaßen braucht die alltägliche Planungspraxis,
die in einem engen Korsett zwischen politischen und wirtschaftlichen Interessen
Lösungen anbieten muss, Innovation und Veränderung. Der nach wie vor anhaltende
Flächenverbrauch und das unkontrollierte Ausufern der Siedlungen sind nicht nur
Anzeichen dafür, dass planerische Instrumente unzureichend wirken. Neue Wege zu
gehen braucht vor allem Mut und Vertrauen.
Ziel und Ansatz/Fragen
Wissenschaft und Praxis können voneinander lernen, sich geneseitig bereichern und
gemeinsam weiter entwickeln. Ziel ist die bessere Vernetzung und Förderung der
Kommunikation zwischen Theorie und Praxis.
Welchen Stellenwert hat Wissenschaftskommunikation an der Fakultät? Kann und soll die
Fakultät einen Beitrag zu aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen (z.B. zu Themen wie
Baukultur, ressourceneffiziente Siedlungsentwicklung etc.) leisten? Ist es zielführend die
Aktivitäten einzelner Fachbereiche/Institute über eine gemeinsame Website zu bündeln?
Welcher Mehrwert ist für die Fakultät bzw. für Studierende und Lehrende sichtbar?
Beispielsweise könnten entstandene Forschungsarbeiten und/oder Masterarbeiten als
Kurzfassung publiziert werden. Ein Newsletter könnte eingerichtet werden. Über
Lehrveranstaltungen könnte ein Jahresprogramm mit thematischen Schwerpunkten
erfolgen. Gezielte Vernetzungsaktivitäten wie der „Homecoming-Day“ könnten
veranstaltet werden. Etc.
Die wichtigsten Eckpunkte
– Gezielte Wissenschaftskommunikation an der Fakultät
– Bessere Vernetzung von Theorie/Wissenschaft und Praxis
– Veröffentlichung von Kurzfassungen von Forschungsarbeiten/Masterarbeiten
– Inhaltliches Programm (Jahresprogramm) mit thematischen Schwerpunkten
– Newsletter
– Gezielte Vernetzungsaktivitäten
– Etc.
eingereicht von Univ.Ass. Dipl.-Ing. Dr.techn. Werner Tschirk
und Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Andreas Voigt