ALPENSEGLER Mitteilungsblatt des NAVO Natur- und Vogelschutzvereins Baden / Ennetbaden Ausgabe 1/15, März 2015 ÜBER DIE SIEDLUNGSVÖGEL IN BADEN Im Rahmen einer gesamtschweizerisch angelegten Untersuchung zur Biodiversität in Städten liess die Stadtökologie Baden 2012 und 2014 die Brutvögel im Siedlungsgebiet erheben. Das Büro Burger & Liechti, Ennetbaden, wurde mit den Vogelaufnahmen beauftragt. Die Kartiermethode war vorgegeben. Wir schritten eine bestimmte Strecke («Transekt») von 700 bis 1000 Metern Länge zwischen Mitte April und Mitte Juni bei gutem Wetter zweimal ab und notierten alle singenden Männchen und Vogelpaare im Abstand von fünfzig Metern links und rechts des Weges. Fünfzig Meter entsprechen in etwa der Tiefe von zwei Gärten mit Einfamilienhäusern oder einem Mehrfamilienhausgrundstück. Insgesamt waren in der Stadt zehn Transekte auf diese Weise zu bearbeiten, verteilt auf unterschiedliche Quartiere. Für die Auswertung waren die Quartiere aufgrund der Bebauung einem Typ zugewiesen, zum Beispiel der Einfamilienhaus- oder der Industriezone. Die Vogelarten konnten nach ihrer wichtigsten Lebensraumstruktur in Gruppen, sogenannte «Gilden», eingeteilt werden. Auf diese Weise konnten wir in Baden insgesamt 40 Vogelarten als Brutvögel registrieren, durchschnittlich 20 Arten pro Transekt. In allen Transekten fanden sich Buchfink, Grünfink, Amsel, Hausrotschwanz, Haussperling und Rabenkrähe. Nur in je einem Transekt liessen sich hingegen Rotmilan, Schwanzmeise, Tannenmeise, Turmfalke, Blässhuhn und Wasseramsel beobachten. In der Altstadt zeigte sich eine Spezialität von Baden – seine Gebäudebrüter. Sehr aussergewöhnlich waren die Gänsesäger-, Turmfalken- und Alpenseglerbruten im Stadtturm. Auch Mauersegler sind in Siedlungsgebieten nicht selbstverständlich und typisch für die mehrstöckigen alten Häuser des Stadtkerns. Baden kommt beim Schutz der Gebäudebrüter daher eine wichtige Rolle zu, und die Stadt verfügt mit dem Seglerinventar über ein sehr nützliches Instrument dazu. Drei Viertel aller Badener Vogelarten leben im Kurpark und in den Villengärten Die Grünflächen im Kurpark und im Gebiet Aue/ Ländliweg mit den alten Villengärten sind weitere Zeugen der langen Geschichte unserer Stadt. Entlang dieser grosszügigen Grünanlagen konnten 31 der total 40 Vogelarten nachgewiesen werden. Die herausragende Lebensraumstruktur in den Pärken sind die alten, grossen Bäume, die in den dichter bebauten Quartieren oft keinen Platz haben. Typische Vogelarten alter Bäume wären z.B. Star (Bild unten), Gartenbaumläufer, Kleiber oder Kernbeisser. Tatsächlich kamen auch alle diese Arten in den Grünflächen vor, wenn auch in geringen Individuenzahlen. Star, Kleiber und Gartenbaumläufer sind für den Höhlen- respektive Nestbau auf weiches Holz angewiesen, ihnen könnte ein grösserer Altholzanteil – oder alternativ Nisthilfen – in den Pärken unter die Flügel greifen. Buchfinken und Grauschnäpper, welche in Baumgruppen ihre Nester bauen, waren 2014 in diesen Grünflächen doppelt so häufig wie in anderen Quartieren. Ähnliches war bei den StrauchVögeln zu beobachten, bei denen alle in Baden überFortsetzung auf der Innenseite … … Fortsetzung von der Vorderseite haupt festgestellten Straucharten in den Grünflächen präsent waren. Bei der Mönchsgrasmücke schlug sich diese Qualität auch in der Anzahl Sänger nieder. Baumbestandene Grünflächen, durchsetzt mit Strauchgruppen stellen in Baden einen sehr wertvollen Lebensraumtyp dar. In Einfamilienhausquartieren leben andere Vogelarten als in Mehrfamilienhausquartieren Auch in den Einfamilienhausquartieren Allmend und Meierhof kamen mit Amsel, Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen, Zaunkönig und Zilpzalp alle fünf Strauchvögel vor. Ausser in den Pärken liessen sich nirgendwo sonst in Baden so viele singende Mönchsgrasmücken registrieren wie auf den Transekten zwischen den (meist älteren) Einfamilienhäu- sern. Auch Kohl- und Blaumeise hatten dort ihren Schwerpunkt. Hausgärten sind daher besonders geeignet um Hecken aus einheimischen Sträuchern zu pflanzen und an Obstbäumen oder an der Hausmauer Nistkästen aufzuhängen. Elster, Girlitz, Distelfink und Grünfink werden den hohen Einzelbäumen zugeordnet. Am meisten Individuen waren in den Mehrfamilienhausquartieren Kappelerhof und Dättwil zu hören. Oft findet man nämlich zwischen den Wohnblöcken noch einzelne hohe Bäume. Bauprojekte in Mehrfamilienhausquartieren stellen daher eine grosse Chance dar, das Siedlungsgebiet mit Bäumen aufzuwerten, weisen doch die Gebäude dort grössere Abstände auf als z.B. in Einfamilienhausquartieren. Es kann sich bei den gepflanzten Bäumen auch einmal um einen (am bes- ten einheimischen) Nadelbaum handeln, denn Grünfink, Girlitz und auch die Elster bauen ihre Nester gerne ins dichte Geäst von Koniferen. Industriequartiere sind bei Gebäudebrütern beliebt – und haben Aufwertungspotential Schliesst man von den Vögeln auf die Gestaltung des Grünraums, schienen in den Industrie-/Gewerbezonen Baden Nord und Dättwil Strauchpflanzungen bis anhin nicht so beliebt. Distelfink, Grünfink, Girlitz & Co. hingegen – die Gilde der Einzelbäume - war sogar mit mehreren Revieren pro Art vertreten. Auch Gebäudebrüter konnten wir rund um die Industriebauten regelmässig feststellen, z.B. Bachstelze, Hausrotschwanz, Haussperling und in Baden Nord auch Alpensegler. Werden in Zukunft die Flachdächer der Industriegebäude begrünt und auf den Arealen weiterhin bewusst hohe Bäume und Baumgruppen gepflanzt, kann der Lebensraum für Vögel in den Industriequartieren weiter aufgewertet werden. Dem Vogel des Jahres behagt es nicht überall in Baden gleichermassen Wie steht es in Baden um den Vogel des Jahres, den Haussperling? Wir konnten diesen geselligen Kulturfolger auf allen Transekten beobachten, doch es zeichneten sich interessante Unterschiede ab: in der Altstadt und im Bäderquartier profitiert er vermutlich von den vielen Nischen und Spalten zwischen den historischen Häusern. Auch die Mehrfamilienhausquartiere scheinen attraktiv zu sein, denn dort waren ebenfalls viele tschilpende Spatzenmännchen zu hören. Nur halb so häufig trat die Art hingegen auf dem Grünflächen-Transekt Au/Ländli, sowie in den Einfamilienhausund Industriequartieren auf. Nutzen wir doch das Jahr des Spatzen 2015, um ihm im eigenen Garten eine Unterkunft anzubieten. Agnes Schärer, Burger & Liechti P.S.: Zwar handelt dieser Artikel von den Siedlungsvögeln, doch können wir es nicht lassen, auch Wasseramsel und Bergstelze zu erwähnen, die zweite Spezialität von Baden. Nicht jede Stadt kann von sich behaupten, mehreren Brutpaaren dieser Zeigerarten naturnaher Fliessgewässer ein Zuhause bieten zu können. Schon Ende Februar beginnen sie mit dem Abstecken der Reviere und der Partnersuche und läuten damit für uns Badener Vogelfreunde den Frühling ein. Lage der zu kartierenden Strecken für die Vogelkartierungen 2012 und 2014 in Baden nach der Transekt-Methode Bitte beachten Sie die vollständige Tabelle aller Vogelarten im Siedlungsgebiet von Baden auf der Rückseite des Beiblattes! LERNEN SIE DIE VOGELWELT IN IHREM GARTEN KENNEN! KURZKURS «STUNDE DER GARTENVÖGEL» Die Stunde der Gartenvögel ist eine Beobachtungsaktion des SVS/BirdLife Schweiz in Zusammenarbeit mit Coop Bau + Hobby. Begeben Sie sich auf eine Minisafari vor der eigenen Haustüre und beobachten Sie eine Stunde lang die Vögel um Ihre Wohnung, Ihr Haus oder in einem Park. Die nächste «Stunde der Gartenvögel» findet vom 8. bis 10. Mai 2015 statt. Der Kurs zur Aktion «Stunde der Gartenvögel» des Navo Baden / Ennetbaden bietet Ihnen die Möglichkeit, sich ohne Vorkenntnisse und mit wenig Zeitaufwand mit den häufigsten Vogelarten im Siedlungsraum und ihrer Lebensweise vertraut zu machen. Haben Sie sich auch schon gefragt, welche Vögel im Gebüsch in Ihrem Garten nisten? Wer in der Wiese nach Würmern und Insekten sucht? Wessen Gesang Sie morgens beim Aufwachen hören und warum Vögel überhaupt singen? Antworten auf diese und viele andere Fragen bekommen Sie im Rahmen des Kurses während den zwei Theorielektionen und einer Exkursion. Der Kurs richtet sich an Erwachsene und Kinder ab 10 Jahren. Bitte auch an NichtMitglieder weitersagen ! Voraussetzungen: Interesse an der Vogelwelt – Vorkenntnisse sind keine nötig! Kursziel: Sie erkennen die häufig zu sehenden und hörenden Vögel im Siedlungsraum und können an der Aktion «Stunde der Gartenvögel» des SVS/BirdLife Schweiz teilnehmen. Kosten: Die Kursteilnahme ist kostenlos. Für den SVS Vogelführer (Broschüre) wird vor Ort ein Unkostenbeitrag erhoben. Ausrüstung: Ein Feldstecher für die Exkursion ist empfehlenswert. Termine: Der Kurs besteht aus zwei Theorieanlässen, die jeweils ca. zwei Stunden dauern, und einer Exkursion. Theorie 1 Mittwoch, 1. April, 19:30 Uhr, Bezirksschule Baden, Neubau, Zimmer C1 Theorie 2 Mittwoch, 29. April, 19:30 Uhr, Bezirksschule Baden, Neubau, Zimmer C1 Exkursion Samstag, 2. Mai, 10 Uhr, Eingang Villa Boveri Anmeldung: Bis 27. März 2015 mit beiliegendem Talon Auskünfte: Patrick Ruckli, Tel: 056 426 38 21, [email protected] RÜCKBLICKE WASSERVOGEL-EXKURSION AM KLINGNAUER STAUSEE, 1. MÄRZ 2015 Bei der Organisation der Wasservogel-Exkursion habe ich eine günstige «Aktion» erwischt, nämlich zwei für eine Exkursionsleiterinen bekommen. Der Hintergedanke war, dass wir zwei Gruppen bilden können, falls viele Teilnehmer kommen. Leider sind am Treffpunkt nur insgesamt sieben Leute inklusive Leiterinnen und vier Fernrohre eingetrudelt. Wir haben beim besten Aprilwetter im März einige schöne Beobachtungen gehabt und dabei 32 Arten bestimmt. Schon am Anfang hat uns ein EisvogelWeibchen ihre Fischerkünste vorgeführt und der Rotmilan hat seine Beute den Rabenkrähen nicht überlassen. Zwei Bekassinen und viele Grosse Brachvögel stocherten friedlich im Schlick. Die Stock-, Reiher-, Löffel-, Krick- und Löffelente, Kormorane, Haubentaucher, Gänsesäger, Seidenreiher und Wasserrallen haben wir gut beobachten können. Es hat viele Lachmöven teilweise schon im Prachtkleid und einige adulte und einjährige Mittelmeermöven gehabt. Auch die Singvögel scheinen den Frühling zu spüren. Wir hörten ausser dem Buch- und Grünfink, Blau- und Kohlmeisen, Staren, Dohlen auch den Grünspecht, Ringeltaube und Kernbeisser. Es soll hier keine vollständige Aufzählung sein, jeder hätte kommen und die Natur live miterleben können. Auch am Ende der Exkursion war der blaue Blitz alias Eisvogel erfolgreich mit einem Fisch im Schnabel zu sehen. Vielen Dank an die Leiterinen Katharina Marinucci und Helen Widmer. Sie haben uns viel interessantes erzählt. Diese interessanten Beobachtungen haben uns für das nasse Wetter voll entschädigt. Vera Schmid VERANSTALTUNGEN Zu allen Veranstaltungen sind auch Nicht-Mitlgieder herzlich willkommen! > Sonntag, 29. März 2015, 6:45 Uhr > Freitag, 7. August 2015, 19:30 Uhr Vogelstimmen-Exkursion an der Limmat Alpensegler Vortrag Unsere jährliche Vogelstimmen-Exkursion führt uns diesmal nicht durch den Frühlingswald, sondern entlang der Limmat. Unter der Leitung von Agnes Schärer beobachten, lauschen und bestimmen wir, welche Vögel sich an einem Frühlingsmorgen in der Nähe des Flusslaufes befinden. Treffpunkt 6:45 Uhr auf dem Kurplatz im Bäderquartier, Baden. Achtung, an diesem Wochenende beginnt die Sommerzeit! Dauer der Exkursion ca. zwei Stunden. Feldstecher, falls vorhanden, mitnehmen. Wissenswertes zu den Alpenseglern generell und speziell zu denjenigen aus Baden: Wie leben sie? Wo brüten sie? Wie viele sind es? Anmeldung unter [email protected]. Eintritt: Fr. 10.- für die Vogelwarte Sempach. Treffpunkt im Eingangsbereich des Historischen Museums Baden um 19.30 Uhr, Dauer ca. 1 ½ Std. > Mittwoch, 1. April bis Samstag, 2. Mai 2015 «Stunde der Gartenvögel 2015» Details siehe Innenseite. > Samstag, 13. Juni 2015 Vereinsreise nach Mont Raimeux Details siehe Beilage > Samstag 20. Juni 2015, 8:45 Uhr Arbeitstag im Oesterliwald Nachdem wir in den letzten Jahren erfolgreich den Neophyten um die Amphibienweiher auf dem Baldegg-Plateau den Garaus gemacht haben, blüht diesmal ihren Artgenossen im Oesterliwald das gleiche Schicksal. Znüni wird wie immer offeriert. Mitnehmen: gute Schuhe und Arbeitshandschuhe. Treffpunkt Chrättli (Allmend), 8:45 Uhr (Bus Nr. 5 ab Bahnhof Ost 8:29) > Samstag, 11. Juli 2015, 11:00 Uhr Besuch der Alpenseglerkolonie Im Dachstuhl des Landvogteischlosses besuchen wir die Alpenseglerkolonie, wo wir Jungvögel wie auch noch nicht geschlüpfte Gelege erwarten können. Ausserdem werden wir die Jungen eines Nestes beringen. Kosten: Da sich die Kolonie im Historischen Museum befindet, bezahlen alle erwachsenen BesucherInnen den Museumseintritt. (Sie können nach der Führung also auch noch dort verweilen). Treffpunkt im Eingangsbereich des Historischen Museums Baden um 11 Uhr, Dauer ca. 1 ½ Std. MITGLIEDERBEITRAG 2015 In der Beilage finden Sie einen Einzahlungsschein für den Mitgliederbeitrag 2014. Der Beitrag hat sich für das laufende Jahr nicht geändert, das heisst er beträgt für Einzelpersonen: Fr. 25.Paarmitgliedschaften: Fr. 40.Ich bitte Sie, den Betrag recht bald auf unser Postcheck-Konto 50-10437-9 zu überweisen (vermeiden Sie Bareinzahlungen am Schalter, das kostet pro Einzahlung 1,50 Franken). Freiwillige Beiträge nehmen wir sehr gern entgegen und danken dafür im voraus. Die Kassiererin, Vera Schmid NEUMITGLIED Wir freuen uns über folgendes Neumitglied: ■■ Herr Josef Strebel, Turgi Herzlich Willkommen! KONTAKT / IMPRESSUM Kontaktadresse des NAVO Natur- und Vogelschutzverein Baden/Ennetbaden: Thomas Burger, Präsident Steinstrasse 16d, 5406 Baden-Rütihof Tel. 056 493 33 70, Mail: [email protected] Webseite: www.navobaden.ch, PC-Konto des NAVO: 50-10437-9, IBAN CH93 0900 000 5001 0437 9 Der Alpensegler erscheint dreimal jährlich. Gedruckt auf Biotop 3 Extra FSC, 100% chlorfrei, ohne optische Aufheller.
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