Das Tagebuch eines Fürsten - Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Wolfenbüttel, 23. März 2015
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Forschungs- und Studienstätte für europäische Kulturgeschichte
Pressemitteilung
Das Tagebuch eines Fürsten
Eine einzigartige Quelle zum Dreißigjährigen Krieg erscheint online
Die ersten zwei Monate des Tagebuchs von Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg sind in einem gemeinsamen Projekt der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und der Albert-LudwigsUniversität Freiburg nun erstmals veröffentlicht. Zugleich geht das Webportal www.tagebuchchristian-ii-anhalt.de mit Begleitmaterialien und Hintergrundinformationen zu Christian II. und
zum Projekt online.
Der Regent des Teilfürstentums Anhalt-Bernburg Christian II. (1599–1656) hinterließ ein 17.400
handgeschriebene Seiten umfassendes Tagebuch, das mit den Jahren 1621 bis 1656 den größten
Teil des Dreißigjährigen Kriegs abdeckt. Das von seinem Verfasser nicht für die Augen einer
breiteren Öffentlichkeit bestimmte Werk liegt bis heute ungedruckt im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt in Dessau-Roßlau.
Das Tagebuch ist nicht nur eine einzigartige Quelle zur Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs,
sondern es bietet darüber hinaus einen faszinierenden Einblick in die Selbst- und Weltwahrnehmung eines Reichsfürsten im 17. Jahrhundert. Christian II. verzeichnet ungewöhnlich offen Gefühle und protokolliert sogar gewissenhaft seine Träume. Beim Schreiben wechselt er mit großer
Selbstverständlichkeit zwischen Deutsch und anderen Sprachen, vor allem Französisch, Italienisch und Latein. Hauptthemen des Tagebuchs sind die Verheerungen des Krieges, unter denen
das Fürstentum Anhalt-Bernburg besonders zu leiden hatte, und der angestrengte Versuch, den
eigenen Status auf Reichsebene und innerhalb der hochadligen Gesellschaft Europas zu erhalten.
Die Edition erfolgt in einem auf 12 Jahre angelegten DFG-Langzeitprojekt in Kooperation zwischen der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und Ronald G. Asch, Inhaber des Lehrstuhls
für Geschichte der Frühen Neuzeit der Universität Freiburg. Das Projektteam besteht aus den
beiden Bearbeitern Arndt Schreiber (Freiburg) und Antoine Odier (Wolfenbüttel) sowie Marcus
Baumgarten (Wolfenbüttel) als Verantwortlichem für die Programmierung. Ediert wird ausschließlich online und die Ergebnisse werden nach dem Prinzip des Open Access zur freien Benutzung im Internet angeboten. Technisch besteht die Edition aus einem Grundtext, der durch
Markierungen für verschiedene Medien, wie online oder Druck, verwendet werden kann. Hinzu
kommt ein Faksimile des Originaldokuments, das parallel zum Editionstext betrachtet werden
kann.
Antje Dauer, Pressesprecherin · Lessingplatz 1 · 38304 Wolfenbüttel
Telefon 05331-808213 · Telefax 05331-808165 · [email protected] · www.hab.de
Gegenwärtig läuft die Pilotphase des Projekts, in der die 1.500 Seiten umfassende Periode von
Januar 1635 bis August 1637 ediert wird. Ferner wurde ein Webportal erstellt, das Informationen
zu den Editionsprinzipien, eine Kurzbiographie Christians II., Genealogien der Askanier – heute
auch als Haus Anhalt bezeichnet – , eine Zeitleiste, Bildmaterial und ein Literaturverzeichnis enthält.
Links:
- Link zur Edition: http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm
- Webportal: http://www.tagebuch-christian-ii-anhalt.de
- Rembert Unterstell, Im Brennglas eines Diariums. Ein ungewöhnliches Selbstzeugnis zum
Dreißigjährigen Krieg wird digital ediert, in: forschung. Das Magazin der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2/2014, S. 14-17.
http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_magazin/wissenschaft_oeffentlichkeit/forschung_maga
zin/2014/forschung_2014_02.pdf
Abbildungen:
Porträt von Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg, spätes 18. Jh. , Museum Schloss Bernburg
Ansicht der Stadt Bernburg von Matthäus Merian d. Ä., um 1650
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Imprese (Sinnbild und Wahlspruch) Fürst Christians in der Fruchtbringenden Gesellschaft
Wappen Fürst Christians II. (neunfeldiges Wappen des Hauses Anhalt)
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Beispielseiten aus dem Tagebuch:
Eintrag vom 17. Januar 1636, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt
Eintrag vom 1. und 2. Januar 1635, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt
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