SBFI News, April 15

Informationen aus dem Staatssekretariat für Bildung,
Forschung und Innovation SBFI
SBFI NEWS SEFRI
April 15
Der Berufsbildung auf den Puls gefühlt
Nachwuchsförderung an Hochschulen
EUREKA: positive Zwischenbilanz
1
Inhalt
In dieser Ausgabe
ƒƒ Verbundpartnertagung der Berufsbildung
Der Berufsbildung auf den Puls gefühlt
4
ƒƒ Radiotag der Berufsbildung
Gemeinsamer Aktionstag zugunsten der Berufsbildung
0
6
ƒƒ Evaluation zur Förderung der Berufsbildungsforschung des SBFI
Förderstrategie des Bundes auf dem Prüfstand
7
ƒƒ Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Detaillierte Studie zu den Arbeitsbedingungen und Karriereperspektiven
an Universitäten und ETH
8
ƒƒ Forschungs- und Innovationsinitiative EUREKA
Positive Zwischenbilanz über das Schweizer Vorsitzjahr von EUREKA
11
13
ƒƒ Engere Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und der ESA
Stärkung der Unternehmensförderung im Weltraumbereich
Titelbild: Der Bundesrat hat 2014 den Bericht «Massnahmen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der
Schweiz» publiziert. Dieser stützt sich unter anderem auf die Studie «Wissenschaftlicher Nachwuchs an Schweizer Universitäten: Statistische Kennzahlen zu Arbeitsbedingungen und Karriereperspektiven». Die Studie ist nun im Nachhinein als
Teil der Schriftenreihe des SBFI veröffentlicht worden. Sie zeigt in Ergänzung zum Bundesratsbericht einige interessante
Erkenntnisse zu den Arbeitsbedingungen des akademischen Mittelbaus (siehe Beitrag Seite 8). Bild: Universität Lausanne
IMPRESSUM
Herausgeber: Staatssekretariat für Bildung,
Forschung und Innovation SBFI
Einsteinstrasse 2, 3003 Bern
[email protected]
www.sbfi.admin.ch
Ausgabe: Nr. 3 2015 (3/15)
Redaktion: Cécile Stäger, Dani Duttweiler,
Martin Fischer
Layout: Thomas Lüthi
Übersetzungen: Sprachdienst SBFI, GS-WBF und BK
Druck: BBL
Sprachen: d und f (Print), e und i (elektronisch)
ISSN 2296-3677
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SBFI NEWS 3/15 l EDITORIAL
Gesundes System
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser
Es ist allzu oft die Rede davon, wo überall es hapere im Bildungs-, Forschungs- und
Innovationsbereich, was alles anders und besser als bis anhin zu tun sei. Deutlich
seltener ist demgegenüber die Kenntnisnahme, was mannigfach bereits unternommen wird und was, nicht in Eile, sondern in gegebener Weile, in diesem Bereich geschieht und fortlaufend erreicht wird, gerade in aktuellen Dossiers.
Die Ausbildung von Fachkräften im Gesundheitswesen beispielsweise ist in der
Schweiz in den letzten Jahren augenscheinlich gestiegen: Die Zahl der Abschlüsse
von Fachfrauen bzw. Fachmännern Gesundheit EFZ hat sich seit dem Jahr 2007 mehr
als verdoppelt; auch auf der Tertiärstufe entwickeln sich die Dinge: die Anzahl der
Abschlüsse in Pflege an den Fachhochschulen und höheren Fachschulen konnte gesteigert werden, und die Zahl der Medizin-Ausbildungsplätze an den Universitäten
wurde in den letzten Jahren um rund 30 Prozent erhöht.
Die Universitäten ihrerseits verzeichnen insgesamt eine Zunahme der Anzahl Studierenden von 1,3% gegenüber dem Vorjahr. Am meisten gestiegen ist die Studierendenzahl in der Medizin und Pharmazie (+3,8%) und den Technischen Wissenschaften
(+2,2%), während in den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie in den Wirtschaftswissenschaften eine Stagnation zu beobachten ist; dies ist ein Trend, wonach
der oft abgeschriebene Fachbereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) in der Beliebtheitsskala wieder zu steigen scheint. Die letzten
Erhebungen zum Lehrstellenmarkt schliesslich zeigen, dass die Zahl der Jugendlichen,
die nach der obligatorischen Schulzeit keine Lehrstelle finden, sinkt.
Die Korrelation zwischen in den vergangenen Jahren unternommenen BFI-politischen
Aktionen in den erwähnten Bereichen, zum Beispiel zugunsten der MINT-Stärkung,
und entsprechender Reaktion ist gegeben. Eine stringente Kausalität lässt sich hingegen nicht beweisen. Doch ist eine solche überhaupt nötig? Viel wichtiger und erfreulicher als der Beweis für die Wirksamkeit von Initiativen von Politik und Verwaltung
ist doch die Feststellung, dass ein auf dem freien Entscheid von Individuen basiertes
System in der Lage ist, evolutiv Selbstkorrekturen und Anpassungen an sich ändernde
Bedürfnisse vorzunehmen.
Mauro Dell’Ambrogio
Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation
3
IM FOKUS
SBFI NEWS 3/15 l BERUFSBILDUNG
Verbundpartnertagung der Berufsbildung
Der Berufsbildung auf den Puls gefühlt
Im Fokus der Verbundpartnertagung 2015 in Bern stand die Frage «Wie fit ist die Berufsbildung?». Die Diskussion aktueller und künftiger Herausforderungen machte deutlich, dass sich die Berufsbildung in verschiedenen Spannungsfeldern bewegt. Zudem wurden die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Akteuren und die Schnittstellen mit
anderen Bildungsstufen und -wegen beleuchtet.
Erstmals waren an der traditionellen Verbundpartnertagung der Berufsbildung auch Gäste der
Volksschule, der Gymnasien und der Hochschulen vertreten. Bilder: Ramona Kunz, SBFI
Rund 130 Vertreterinnen und Vertreter
von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt nahmen Ende März
an der Verbundpartnertagung 2015 teil,
um gemeinsam zu diskutieren, wie gut
die duale Berufsbildung der Schweiz
aufgestellt ist, wie es um die Zusammenarbeit untereinander steht und
welches die wichtigen Themen sind, die
angegangen werden müssen. Erstmals
waren an der traditionellen Tagung des
SBFI auch Gäste der Volksschule, der
Gymnasien und der Hochschulen vertreten. Dadurch bot sich die Gelegenheit,
übergreifende Herausforderungen und
Themen sowie Schnittstellenfragen gemeinsam zu erörtern.
«Der Blick über den eigenen Tellerrand
ist unabdingbar», sagte Josef Widmer,
stellvertretender Direktor des SBFI, vor
den Teilnehmenden. «Auf allen Stufen
und insbesondere an der Nahtstelle I,
beim Übergang in eine nachobligatorische Bildung. Jugendliche und ihre Eltern
brauchen eine klare Vorstellung darüber,
welche Anforderungen eine berufliche
Ausbildung stellt.»
4
Diskutiert wurden mit Blick auf die übergeordnete Frage «Wie fit ist die Berufsbildung?» verschiedene aus Sicht der
Teilnehmenden vordringliche Themen
und Herausforderungen: Von der mangelnden Anerkennung der Berufsbildung
bei verschiedenen Interessengruppen
über die Innovations- und Zukunftsfähigkeit des Systems bis hin zu Fragen der
Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Bildungsstufen und -wegen sowie
zur kritischen Auseinandersetzung mit Bildungsinhalten und -modellen.
dung muss aber auch auf die sich stetig wandelnden Anforderungen der
Arbeitswelt reagieren.
ƒƒ Komplexität vs. Vereinfachung: Der
Ruf nach einer Komplexitätsreduktion
wurde von verschiedenen Seiten geäussert. Die Berufsbildung muss aber
auch den unterschiedlichsten Anspruchsgruppen gerecht werden, wodurch eine gewisse Komplexität kaum
zu vermeiden ist.
ƒƒ Professionalisierung vs. Miliz: Die Berufsbildung verfügt über einen ausgeprägten Milizcharakter. Der zunehmende Professionalisierungsgrad stellt
jedoch die Milizpersonen, die sich
insbesondere in den Berufsverbänden
engagieren, vor immer grössere Herausforderungen.
ƒƒ Finanzdruck vs. Weiterentwicklung: Die
öffentlichen Mittel sind beschränkt.
Bund und Kantone stehen unter
Spardruck. Dennoch muss die Berufsbildung stetig weiterentwickelt werden,
um den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedürfnissen zu genügen.
Schwerpunkte und Begehrlichkeiten der
Akteure sind aufgrund der unterschiedlichen Interessen nicht immer gleich.
ƒƒ Nachwuchssicherung vs. Entwicklungsfähigkeit: Die Bildungsangebote müs-
Dabei wurden verschiedene Spannungsfelder
deutlich, in denen sich
die Berufsbildung bewegt:
ƒƒ Schnelligkeit vs. Zeit
für Entwicklung: Nach
einer Phase mit vielen Reformen ist an
der Basis der Wunsch
nach Konsolidierung An der Verbundpartnertagung bot sich die Gelegenheit, Themen
der Berufsbildung gemeinsam zu erörtern und Lösungen zu skizgross. Die Berufsbil- zieren.
IM FOKUS
SBFI NEWS 3/15 l BERUFSBILDUNG
sen einerseits den Anforderungen der
Wirtschaft Rechnung tragen. Die Berufsbildung leistet einen wesentlichen
Beitrag zur Bereitstellung von Fachkräften. Gleichzeitig muss die berufliche
Grundbildung – nicht zuletzt angesichts
vermehrt heterogener Bildungslaufbahnen – die Basis legen für Weiterentwicklungen in verschiedene Richtungen.
Die Ergebnisse der Verbundpartnertagung werden von den bestehenden Organen der Berufsbildung weiterverfolgt.
Berufsbildung: Verbundpartner setzen auf inländische Fachkräfte
Unter der Leitung von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann fand Ende März
das nationale Spitzentreffen der Berufsbildung 2015 in Bern statt. Die rund 20 Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Kantonen und Sozialpartnern waren sich einig,
dass die Berufsbildung einen wesentlichen Beitrag zur Integration der Jugendlichen
in den Arbeitsmarkt und zur Bereitstellung von qualifizierten Fachkräften für die
Wirtschaft leistet. Das koordinierte Engagement wird deshalb insbesondere in den
vor einem Jahr definierten prioritären Handlungsfeldern intensiviert:
ƒƒ Stärkung der höheren Berufsbildung;
ƒƒ Förderung der Berufsmaturität und der Praxisorientierung der Fachhochschulen;
ƒƒ Erleichterung von Berufsabschlüssen und Berufswechseln für Erwachsene;
ƒƒ Optimierung der Berufswahlvorbereitung und des Übergangs in die nachobligatorische Bildung.
Bundesrat Schneider-Ammann unterstrich, dass nach dem Volksentscheid zur
Begrenzung der Zuwanderung die Ausschöpfung des Potenzials an inländischen
Fachkräften zusätzliche Bedeutung erlangt habe. Zudem versicherte er, dass der
Bundesrat den gesamten Bildungsbereich auch künftig prioritär behandeln werde.
Wichtig sei angesichts der momentanen Wirtschaftslage mit der anhaltenden Frankenstärke aber auch, dass die Unternehmen weiterhin Ausbildungsplätze anbieten.
Die aufgeworfenen Fragen und angedachten Lösungsansätze gilt es nun –
seitens der Teilnehmenden selbst und
durch die übergeordneten verbundpartnerschaftlichen Organe – weiterzuverfolgen. Dies geschieht nicht zuletzt im
Rahmen der 2014 definierten Handlungsschwerpunkte. Diese Stossrichtungen (vgl. Artikel Spitzentreffen der
Berufsbildung) – das zeigte sich auch in
den Diskussionen der Verbundpartnertagung – haben nicht an Bedeutung und
Aktualität eingebüsst.
Einig waren sich die Teilnehmenden zudem, dass für eine starke Berufsbildung
eine gut funktionierende Verbundpartnerschaft Voraussetzung ist und entsprechend der gemeinsame Dialog und
Austausch – auch über die Berufsbildung hinaus – gepflegt werden muss.
Die Verbundpartnertagung leistet dazu
seit rund zehn Jahren einen Beitrag.
Kontakt
Marimée Montalbetti, SBFI
Leiterin Abteilung Bildungsgrundlagen
+41 58 462 76 34
 marimé[email protected]
Weitere Informationen
Das verabschiedete Commitment und
weitere Informationen zum Spitzentreffen
der Berufsbildung sind erhältlich unter:
 www.sbfi.admin.ch/verbund_d
Die Verbundpartner verabschiedeten ein gemeinsames Commitment, um damit
dem Ziel, dass 95% der Jugendlichen einen Abschluss auf Sekundarstufe II erreichen, noch näher zu kommen. Dafür sind zusätzliche Anstrengungen bei jenen
Jugendlichen erforderlich, die nicht die ganze obligatorische Schule in der Schweiz
durchlaufen haben. In dem Commitment wird namentlich die in der Bundesverfassung verankerte Gleichwertigkeit des beruflichen und des allgemeinbildenden
Wegs unterstrichen. Zudem wollen die Verbundpartner die Berufs- und Schulwahlprozesse weiter optimieren, den Abgleich zwischen den in der obligatorischen
Schule erworbenen Kompetenzen und den Anforderungen der Ausbildungsgänge
auf Sekundarstufe II verbessern und die Ausfallquote in der beruflichen Grundbildung verringern.
5
SBFI NEWS 3/15 l BERUFSBILDUNG
Radiotag der Berufsbildung
Gemeinsamer Aktionstag zugunsten der Berufsbildung
Am 6. Mai 2015 findet der siebte interkantonale Tag der Berufsbildung statt. Mehr als 25 regionale Radiostationen
informieren an diesem Tag über die vielfältigen Aspekte der Berufsbildung und sensibilisieren ihre Hörerinnen und
Hörer für ihre Chancen und Karrierewege.
Am Radiotag der
Berufsbildung auf Sendung
ƒƒ RADIO ARGOVIA
ƒƒ RADIO BASILISK
ƒƒ ENERGY BERN
ƒƒ RADIO BEO
ƒƒ RADIO CANAL3 DE
ƒƒ RADIO CANAL3 FR
ƒƒ BERN 1
ƒƒ NEO1
Der interkantonale Tag der Berufsbildung
wurde vor zehn Jahren als «Lehrstellentag» lanciert. Ziel war damals, möglichst
viele Unternehmen zu veranlassen, ihr
Lehrstellenangebot über das Radio bekanntzugeben und so das Wahlspektrum
der Jugendlichen zu erhöhen. Als sich das
Angebotsdefizit an Lehrstellen in einen
Angebotsüberschuss veränderte, war die
Lehrstellenförderung nicht länger Hauptziel der Radiosendungen. Heute ist der
interkantonale Tag der Berufsbildung vor
allem ein Tag, der auf die verschiedenen
Bildungs- und Karrieremöglichkeiten der
Berufsbildung aufmerksam macht.
Regional zugeschnittene Sendungen
Auch dieses Jahr senden am interkantonalen Tag der Berufsbildung mehr als
25 Radios aus allen Sprachregionen der
Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein Beiträge über die Berufsbildung.
Die Zusammenarbeit zwischen den kantonalen Berufsbildungsämtern und den
Radios ermöglicht die Vermittlung von
kantons- und regionalspezifischen Informationen. Jeder Radiosender gestaltet
seine eigenen Sendungen. Ausgestrahlt
werden unter anderem Interviews mit
Politikerinnen und Politikern, Lernenden, bekannten Schweizerinnen und
Schweizern mit einem Berufsbildungsabschluss sowie mit Berufsmeisterinnen
und Berufsmeistern und Teilnehmenden
an den Weltmeisterschaften (WorldSkills)
6
in São Paulo. Reportagen informieren
die Hörerinnen und Hörer über die verschiedenen Aspekte der Berufsbildung
wie die Rekrutierung von Lernenden, die
Berufswahl, den Berufs- und Schulalltag
von Lernenden, die Berufsmaturität oder
die Vereinbarkeit von Leistungssport und
Ausbildung. Mit Radiospots und einem
Wettbewerb wird zudem der neue Auftritt der nationalen Berufsbildungskampagne BERUFSBILDUNGPLUS.CH lanciert.
ƒƒ RJB
Zentrale Themen
Schwerpunkte des diesjährigen interkantonalen Tages der Berufsbildung sind die höhere Berufsbildung und die Karrierechancen, welche die berufliche Grundbildung
den Absolventinnen und Absolventen bietet. Neben regionalen Porträts, Interviews
und Berichten zu diesen Themen beleuchten Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio,
Direktor des SBFI, und Fürst Hans-Adam II
von und zu Liechtenstein in je einem Interview die Thematik aus ihrer Sicht.
ƒƒ RADIO SUNSHINE
ƒƒ RADIO FRIBOURG
ƒƒ RADIO FREIBURG
ƒƒ RADIO FRÉQUENCE JURA
ƒƒ RTN
ƒƒ RADIO MUNOT
ƒƒ RADIO 32
ƒƒ RADIO X
ƒƒ RADIO 24
ƒƒ RADIO L
ƒƒ YES FM
ƒƒ ROUGE FM
ƒƒ RADIO CHABLAIS
ƒƒ RADIO ROTTU OBERWALLIS RRO
ƒƒ RHÔNE FM
ƒƒ RADIO FM1
ƒƒ RADIO CENTRAL
ƒƒ RADIO GRISCHA
Kontakt
Gerda Lüthi, SBFI
Projektleiterin, Abteilung Bildungsgrundlagen, Ressort Grundsatzfragen und Politik
+41 58 464 05 83
 [email protected]
Weitere Informationen
 www.berufsbildungstag.ch
ƒƒ RADIO PILATUS
ƒƒ VERTICAL RADIO
Alle teilnehmenden Radiostationen
sind auf www.berufsbildungstag.ch
verlinkt, so dass man wahlweise mithören kann.
SBFI NEWS 3/15 l BERUFSBILDUNG
Evaluation zur Förderung der Berufsbildungsforschung des SBFI
Förderstrategie des Bundes auf dem Prüfstand
Im Berufsbildungsgesetz ist die Förderung der Berufsbildungsforschung durch den Bund verankert. Dabei geht es
darum, die Berufsbildungsforschung in der Schweiz nachhaltig zu etablieren. Auch sollen die Steuerung und Entwicklung der Berufsbildung stärker auf wissenschaftliche Grundlagen abgestützt werden können. Eine Evaluation
im Auftrag des SBFI zeigt nun, dass diese Ziele noch nicht vollumfänglich erreicht worden sind. Zwar stossen die Forschungsergebnisse national und international auf Anerkennung, sie fliessen jedoch noch zu wenig in die Steuerung
und Praxis der Berufsbildung ein. Auch sind die Forschungsstrukturen noch nicht selbsttragend.
Leading Houses gefördert, wovon drei
noch aktiv sind. Die drei aktiven Leading
Houses sind auf die folgenden Schwerpunkte ausgerichtet: Lehr- / Lernprozesse im kaufmännischen Bereich, Berufsbildungsökonomie sowie Technologien
für die Berufsbildung. Die Qualität der
Forschung wird durch ein beratendes
wissenschaftliches Begleitgremium, den
Leitungsausschuss
Berufsbildungsforschung des SBFI, sichergestellt.
Die Evaluation der Berufsbildungsforschung zeigt, dass die Ergebnisse noch besser für die Steuerung und Praxis der Berufsbildung genutzt werden können. Bild: Susi Lindig
In der Berufsbildung ist Wandel eine
Konstante. Traditionelle Berufsbilder
passen sich laufend neuen Anforderungen an. Strukturelle Entwicklungen in
der Wirtschaft führen zu neuen Qualifikationsbedürfnissen. Veränderungen
in der Arbeitswelt bedingen neue Wege
bei der Vermittlung des Wissens. Um in
diesem dynamischen Umfeld die Berufsbildung weiterzuentwickeln, sind Bund,
Kantone und Organisationen der Arbeitswelt auf wissenschaftlich gesicherte
Steuerungsgrundlagen angewiesen.
Neuausrichtung der Förderung der
Berufsbildungsforschung
Das 2004 in Kraft gesetzte Berufsbildungsgesetz hat die Förderung der Berufsbildungsforschung durch den Bund
zum Programm erklärt. Der gesetzliche
Auftrag wurde von Beginn an genutzt,
um eine systematische und breit abgestützte Förderstruktur aufzubauen. Gemäss Berufsbildungsverordnung prüft
der Bund zehn Jahre nach deren Inkrafttreten, ob die Berufsbildungsforschung
als ein Bereich der ordentlichen Bildungsforschung in die bestehenden nationalen Strukturen der Forschungsförderung
überführt werden kann.
Die Förderstrategie des SBFI beinhaltet
zwei Instrumente: Sogenannte Leading
Houses und Einzelprojekte. Leading
Houses sind als Kompetenznetzwerke
mit einem oder mehreren Lehrstuhlinhabern an Universitäten verbunden. Sie
führen mehrere Projekte zu einem Forschungsschwerpunkt durch. Dabei ist
eine langfristige Etablierung der Berufsbildungsforschung das Ziel. Der Nachwuchsförderung wird grosses Gewicht
beigemessen. Einzelprojekte hingegen
fokussieren auf die kurzfristige Beantwortung von aktuellen Fragestellungen.
Bis Ende 2013 wurden insgesamt 21
Einzelprojekte abgeschlossen und sieben
Ergebnisse
Das SBFI hat die Evaluation beim Unternehmen econcept AG und beim
Lehrstuhl für Berufsbildung an der Universität Zürich unter der Leitung von
Professor Philipp Gonon in Auftrag gegeben. Die Verbundpartner der Berufsbildung und die Universitäten wurden
im Rahmen einer Begleitgruppe während des Evaluationsprozesses einbezogen. Gegenstand der Evaluation war das
in den Jahren 2004 bis 2013 durch den
Bund unterstützte Förderprogramm der
Berufsbildungsforschung.
Das Evaluationsteam kommt zu den folgenden drei Hauptergebnissen:
ƒƒ Gute wissenschaftliche Qualität und
Präsenz
Die wissenschaftliche Qualität der Leading Houses und Einzelprojekte wird
im In- und Ausland als gut bewertet
und im Vergleich zur Berufsbildungsforschung im deutschsprachigen Ausland als ebenbürtig eingeschätzt. Dank
der Förderung durch den Bund wird die
Schweizer
Berufsbildungsforschung
vermehrt im deutschsprachigen Ausland, aber auch im angelsächsischen
Raum wahrgenommen.
ƒƒ Mangelnde Institutionalisierung
Durch die Förderung der letzten zehn
Jahre wurde die Berufsbildungsforschung aufgebaut und entwickelt.
7
SBFI NEWS 3/15 l BERUFSBILDUNG
Dennoch ist die Nachhaltigkeit der aufgebauten Strukturen und Ressourcen
bis anhin nicht gewährleistet, dies insbesondere aufgrund der mangelnden
institutionellen Verankerung an den
universitären Hochschulen. Die Forscherinnen und Forscher verbuchten
bisher wenig Erfolg bei der Akquirierung von Geldern aus anderen Quellen
und sind somit weiterhin von den
Fördermitteln des Bundes abhängig.
Ohne diese würden die aufgebauten
Forschungsstrukturen nicht fortbestehen können.
ƒƒ Verbesserungswürdiger Valorisierungsprozess
Der Beitrag an die Steuerung und Entwicklung der Berufsbildung ist noch
ungenügend. Bisher wird nur etwa die
Hälfte der Ergebnisse durch Berufsbildungspraxis und -politik genutzt.
Empfehlungen seitens der Evaluatoren
Das Evaluationsteam betont, dass dank
der Förderung des SBFI die Berufsbildungsforschung in der Schweiz deutlich stärker
geworden ist. Es kommt zum Schluss,
dass die Weiterführung der Förderung
durch den Bund für den Aufbau nachhaltiger Forschungsstrukturen unerlässlich
sei. Für eine institutionell verankerte und
nachhaltige Berufsbildung empfiehlt das
Evaluationsteam jedoch eine Konzentration der Leading House-Forschung auf zwei
bis drei universitäre Kompetenzzentren.
Der direkte Einbezug von Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und des
Eidgenössischen Hochschulinstituts für
Berufsbildung EHB sollte zudem gewährleistet werden. Da diese Umstellung eine
längere Planungsphase voraussetzt, wird
empfohlen, an der bisherigen Struktur
noch kurz- bis mittelfristig festzuhalten –
allerdings unter der Voraussetzung, dass
die Hochschulleitungen von Anfang an
stärker eingebunden werden. Daneben
sollen die Einzelprojekte als komplementäres Instrument zu den Leading Houses
gestärkt werden.
Ausserdem empfiehlt das Evaluationsteam, dass die Ergebnisse der Berufsbildungsforschung für die Weiterentwicklung und Steuerung der Berufsbildung
besser nutzbar gemacht werden sollen.
Vorzusehen ist hier vor allem ein stärkerer Einbezug der Verbundpartner.
Das SBFI prüft derzeit die Empfehlungen aus der Evaluation. Einige bereits
kurzfristig umsetzbare Verbesserungen
werden laufend im Förderprogramm
berücksichtigt. Bei der Erarbeitung des
Forschungskonzepts für die Jahre 2017
– 2020 kommt den Ergebnissen der Evaluation eine wichtige Rolle zu.
Kontakt
Johannes Mure, SBFI
Leiter Ressort Bildungssteuerung und
-forschung
+41 58 464 64 04
 [email protected]
Weitere Informationen
Download der Evaluation und Informationen zur vom Bund geförderte Berufsbildungsforschung:
 www.sbfi.admin.ch/evaluation-d
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Detaillierte Studie zu den Arbeitsbedingungen und
Karriereperspektiven an Universitäten und ETH
Der Bundesrat hat 2014 den Bericht «Massnahmen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Schweiz» publiziert. Dieser stützt sich unter anderem auf die Studie «Wissenschaftlicher Nachwuchs an Schweizer Universitäten: Statistische
Kennzahlen zu Arbeitsbedingungen und Karriereperspektiven», die vom SBFI beim Büro für arbeits- und sozialpolitische
Studien BASS in Auftrag gegeben wurde. Die Studie ist nun im Nachhinein als Teil der Schriftenreihe des SBFI veröffentlicht
worden. Sie zeigt in Ergänzung zum Bundesratsbericht einige interessante Erkenntnisse zu den Arbeitsbedingungen des
akademischen Mittelbaus.
Dem Bundesrat war es bei der Erarbeitung des NachwuchsförderungsBerichtes ein Anliegen, die Situation
der Nachwuchsforschenden mit statistischen Kennzahlen darzustellen. Zu diesem Zweck liess das SBFI vom Büro BASS
Daten aufbereiten, die 2011 in einer
breit angelegten Online-Befragung des
wissenschaftlichen Personals an allen
kantonalen Universitäten und den beiden ETH erhoben worden waren. Diese
Befragung hatte im Auftrag der Programmleitung des Bundesprogramms
8
Chancengleichheit von Frau und Mann
an den Schweizer Universitäten 20082011/12 stattgefunden. Sie diente unter
anderem dem Ziel, mehr über die Rahmenbedingungen in der akademischen
Forschung zu erfahren.
Die Auswertung im Hinblick auf die
Nachwuchsförderung bildete eine der
Datengrundlagen des Nachwuchsförderungs-Berichts. Es war nicht möglich, im
Bericht auf alle Resultate explizit einzugehen. Die nun vorliegende Publikation
stellt daher die Auswertungen in einem
breiteren Umfang dar.
Im Folgenden werden exemplarisch drei
Indikatoren aus der Studie extrahiert,
die die Arbeitsbedingungen von Doktorierenden an Schweizer Hochschulen
genauer erfassen und veranschaulichen.
Vertragsdauer
Von der Dauer des Anstellungsvertrags
hängt ab, wie gut sich eine akademische Karriere planen lässt und wie lan-
SBFI NEWS 3/15 l HOCHSCHULEN
Tatsächliche Arbeitspensen
Obwohl Teilzeitanstellungen unter Postdocs und insbesondere Doktorierenden
weit verbreitet sind, arbeiten gerade
diese Forschenden sehr viel. Abbildung
3 zeigt, dass der formelle Beschäftigungsgrad beim Mittelbau nur einen
bedingten Einfluss auf das effektive akademische Arbeitspensum hat. Doktorierende mit einem Beschäftigungsgrad
von 50% bis 59% schätzen ihr Pensum
auf durchschnittlich 39 Stunden pro Woche – was in anderen Arbeitsumfeldern
schon nahezu als Vollzeitpensum gilt.
Die effektiven Arbeitspensen der Doktorierenden, die eine Teilzeitstelle mit
20%
40%
Doktorierende (4501)
46%
Post-Docs (2450)
49%
Assistenzprofessor/ 10%
innen (320)
60%
80%
33%
100%
21%
13%
39%
18%
Total (7271)
72%
46%
20%
34%
bis und mit 1 Jahr
>1 bis 3 Jahre
>3 Jahre
N=7559; bei 3,8% der Teilnehmenden fehlen die Angaben zur Vertragsdauer. Angaben im Klammern: Fallzahlen.
Quelle: Bundesprogramm Chancengleichheit 2008-2011/12 an den Universitäten: Online-Befragung des wissenschaftlichen Personals der Schweizer Universitäten
Berechnungen: BASS
Abb. 2: Akademischer Beschäftigungsgrad nach akademischer Position, 2011
0%
Doktorierende
Wie Abbildung 2 zeigt, sind Vollzeitbeschäftigungen von 90% oder mehr bei
den Doktorierenden vergleichsweise
selten – nur etwas mehr als ein Drittel
hat eine Vollzeitstelle inne. Bei den PostDocs sind es knapp zwei Drittel, bei den
Assistenzprofessor/innen ist die Vollzeitanstellung die Regel. Beschäftigungen
von weniger als 50% bilden auf allen
Stufen eine Ausnahme.
0%
Post-Docs
Akademischer Beschäftigungsgrad
Akademische Forschende sind selten
zu 100% angestellt: Doktorierende an
einer universitären Hochschule haben
im Durchschnitt einen formellen Beschäftigungsgrad von 74%, Post-Docs
kommen auf 86% und Assistenzprofessor/innen auf 95%. Dabei handelt
es sich um den vertraglich festgelegten
Beschäftigungsgrad; bei Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern
mit mehreren Stellen wurden die Angaben addiert.
Abb. 1: Vertragsdauer nach akademischer Position, 2011
Assistenzprofessor/
innen
ge sich Nachwuchswissenschaftlerinnen
und -wissenschaftler ihrer Forschung
widmen können, ohne sich Sorgen um
ihre unmittelbare Zukunft zu machen.
Fast die Hälfte der befragten Doktorierenden, Postdocs und Assistenzprofessorinnen und -professoren verfügt diesbezüglich über wenig Freiraum: Ihr Vertrag
ist auf maximal ein Jahr befristet (vgl.
Abbildung 1). Auch wenn die Erneuerung von «Kurzzeitverträgen» teilweise
bloss eine Formalität darstellt, birgt die
enge zeitliche Befristung für die betroffenen Nachwuchswissenschaftlerinnen
und -wissenschaftler Unsicherheiten
und kann auch beim Einwerben von Forschungsmitteln ein Hindernis darstellen.
10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Männer (2277) 4%
55%
Frauen (2496) 6%
Total (4773)
62%
5%
36%
25%
Frauen (1218) 6%
71%
38%
5%
56%
32%
63%
Männer (212) 1% 11%
Frauen (124) 1%
32%
59%
Männer (1232) 4%
Total (2450)
40%
88%
15%
84%
Total (336) 1% 13%
1%-49%
86%
50%-89%
>90%
N=7559; keine Fälle mit fehlenden Angaben. Angaben im Klammern: Fallzahlen.
Balkenabschnitte mit Werten unter 4% sind nicht beschriftet.
Quelle: Bundesprogramm Chancengleichheit: Online-Befragung des wissenschaftlichen Personals
der Schweizer Universitäten, Berechnungen: BASS
9
SBFI NEWS 3/15 l HOCHSCHULEN
Zwischen den Fachbereichen gibt es
deutliche Unterschiede: Deutlich höher
als das vertragliche ist das effektive Arbeitspensum bei den Doktorierenden
der Exakten und Naturwissenschaften
sowie in der Medizin, wo bereits Teilzeitbeschäftigte mit einem vertraglichen
Pensum von 50% bis 59% angeben,
dass sie faktisch im Durchschnitt 46
bzw. 45 Stunden pro Woche für die Wissenschaft aufwenden. Verhältnismässig tief sind die Durchschnittswerte in
den Rechtswissenschaften, vermutlich
wegen der häufigen parallelen ausseruniversitären Erwerbstätigkeit. Schliesslich zeigen sich auch Unterschiede nach
Geschlecht: Sowohl unter den Doktorierenden wie auch unter den Post-Docs
geben die Männer in fast allen Beschäftigungskategorien ein effektives Arbeitspensum an, das im Durchschnitt über
demjenigen der Frauen liegt.
Kontakt
Corina Wirth, SBFI
Wissenschaftliche Beraterin
Ressort Grundsatzfragen und Politik
Universitäre Hochschulen
 +41 58 462 48 44
 [email protected]
Weitere Informationen
Studie «Wissenschaftlicher Nachwuchs
an Schweizer Universitäten: Statistische
Kennzahlen zu Arbeitsbedingungen und
Karriereperspektiven» (Büro für arbeitsund sozialpolitische Studien BASS) – herausgegeben in der Schriftenreihe des SBFI
 www.sbfi.admin.ch/wissenschaftlicher-nachwuchs
10
Abb. 3: Akademischer Beschäftigungsgrad und tatsächliches Arbeitspensum, 2011
50
Doktorierende
Post-Docs
45
Geschätzte Stunden tatsächliche akademische
Tätigkeit pro Woche (Durchschnitt)
mehr Stellenprozenten haben, bewegen
sich zwischen 42 und 43 Wochenstunden. Insgesamt erbringt also die Grosszahl der Doktorierenden unabhängig
von ihrem Anstellungsgrad faktisch ein
Vollzeitpensum.
40
35
30
25
20
15
10
5
0
1-49%
(242, 123)
50-59%
(1114, 201)
60-69%
(573, 129)
70-79%
(657, 167)
80-89%
(451, 267)
>= 90%
(1717, 1552)
Akademischer Beschäftigungsgrad
N=7559; bei 0,4% der Teilnehmenden fehlen die Angaben zum tatsächlichen Arbeitspensum. Angaben in Klammern: Fallzahlen (erster Wert: Doktorierende, zweiter Wert: Post-Docs).
Quelle: Bundesprogramm Chancengleichheit 2008-2011/12 an den Universitäten: Online-Befragung
des wissenschaftlichen Personals der Schweizer Universitäten.
Berechnungen: BASS
Anreizorientierte Sondermassnahmen in Erarbeitung
Bund und Kantone beziehungsweise die Förderorgane und Hochschulen haben
in den letzten Jahren bereits verschiedene Anstrengungen unternommen, um die
Situation der Doktorierenden und Post-Docs zu verbessern und die Attraktivität
der akademischen Karriere zu steigern. Der Bundesrat empfiehlt in seinem Bericht,
die ergriffenen Massnahmen weiterzuführen und wo nötig zu verbessern. Er hält
zudem fest, dass er im Rahmen der Erarbeitung der BFI-Botschaft 2017-2020 gemeinsam mit den involvierten Akteuren anreizorientierte Sondermassnahmen auf
Postdoc-Stufe prüfen werde.
In Umsetzung des Berichtes des Bundesrates ist das SBFI zurzeit daran, gemeinsam mit der Rektorenkonferenz swissuniversities und dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) anreizorientierte Massnahmen zu erarbeiten, um einen Umbau
der Karrierestruktur an universitären Hochschulen zu unterstützen. Dazu zählt
beispielsweise die Förderung von Assistenzprofessuren mit Tenure Track (Anstellungsform, die nach einer befristeten Bewährungszeit bei positiver Evaluation der
Leistungen der Kandidatin bzw. des Kandidaten in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis umgewandelt wird). Die Rektorinnen und Rektoren der Universitäten und
ETH sowie der SNF haben Ende 2014 solch spezifische Massnahmen bereits in
ihre jeweiligen strategischen Planungen für die kommende Förderperiode aufgenommen. Zurzeit werden die Rahmenbedingungen und die Kriterien für die
Massnahmen und die damit verbundene Frage der Förderberechtigung ausgearbeitet.
SBFI NEWS 3/15 l INNOVATION
Forschungs- und Innovationsinitiative EUREKA
Positive Zwischenbilanz über das
Schweizer Vorsitzjahr von EUREKA
EUREKA, die europäische Initiative für grenzüberschreitende Kooperationsprojekte in marktorientierter industrieller Forschung
und Entwicklung, wird bis im Sommer 2015 von der Schweiz präsidiert. Nach dem erfolgreichen EUREKA Innovation Event
in Basel Mitte November 2014 mit über 600 Teilnehmenden fand Ende März in Genf die zweite Plenarsitzung der Nationalen
Projektkoordinatoren und der Ministerialvertreter statt. Das Treffen bot unter anderem Gelegenheit für eine Zwischenbilanz
über das Schweizer Vorsitzjahr.
Initiative 70%, wobei der KMU-Anteil
von 1985 bis heute von 5% auf 50%
angestiegen ist.
Bis im Juli 2015 präsidiert die Schweiz die Forschungs- und Innovationsinitiative EUREKA. Ende März
fand in Genf die Plenarsitzung der Nationalen Projektkoordinatoren und der Ministerialvertreter statt.
Bild: Thomas Lüthi, SBFI
Die von den Rahmenprogrammen der
Europäischen Kommission unabhängige Initiative EUREKA hat zum Ziel, den
europäischen Forschungs- und Innovationsraum und damit die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken. Dazu
führt sie marktorientiertes Forschungs-,
Entwicklungs- und Umsetzungswissen
zusammen. Durch die Zusammenarbeit
von Unternehmen, Forschungsinstitutionen und Hochschulen in transnationalen
Projekten gelangen innovative Produkte,
Prozesse und Dienstleistungen auf den
Markt. EUREKA wurde 1985 gegründet
und zählt inzwischen über 40 Mitglieder
und drei assoziierte Staaten.
Im Rahmen von EUREKA werden Forschungsprojekte mit klarem Marktbezug
nach dem Bottom-up-Prinzip ausgearbeitet und durchgeführt. Insbesondere
für KMU, die heute die Hälfte der Partner ausmachen, ist die Initiative von
grosser Bedeutung. Sie können dank
EUREKA grenzüberschreitende Projekte
auf effiziente Weise abwickeln und von
den positiven Effekten der internationalen Zusammenarbeit (Vernetzung, Kostensenkung und Visibilität) profitieren.
Zudem erhalten sie einfachen Zugang
zum europäischen Markt.
EUREKA bietet drei verschiedene Instrumente an: Die Eurostars-Initiative fördert
grenzüberschreitende Projekte von forschungsintensiven KMU mit nationalen
Fördergeldern und Mitteln aus Horizon
2020. Ein weiteres Instrument sind sogenannte Clusters, langfristig angelegte
strategische Industrieinitiativen. Schliesslich ist die klassische Form eines EUREKA
Netzwerk-Projektes die Zusammenarbeit
von zwei Partnern aus mindestens zwei
Mitgliedsstaaten in einem Forschungsprojekt.
Seit 2010 werden durchschnittlich 400
Projekte pro Jahr durchgeführt. Die Beteiligung von Unternehmen an EUREKAProjekten beträgt dabei seit Beginn der
Erfolgreiche Schweizer EUREKA-Präsidentschaft
Unter der Präsidentschaft der Schweiz
erfolgt die Umsetzung der 2013 neu
ausgearbeiteten Strategie von EUREKA
für die Jahre 2014 – 2020. Für das Vorsitzjahr 2014/2015 hat sich die Schweiz
das Ziel gesetzt, dass EUREKA enger mit
nationalen Förderagenturen wie etwa
der Kommission für Technologie und
Innovation KTI zusammenarbeitet und
nationale Förderinstrumente besser untereinander verknüpft. Ausserdem soll
das EUREKA-Netzwerk gestärkt werden,
indem beispielsweise die Zusammenarbeit mit den assoziierten Mitgliedern
(Kanada, Südkorea und Südafrika) ausgebaut wird. Ein weiterer Schwerpunkt
gilt der Positionierung von EUREKA im
europäischen Forschungsraum mit Blick
auf die Ermittlung und Nutzung von Synergien mit anderen Initiativen. Zudem
soll EUREKA besser auf die Bedürfnisse
der Zielgruppen, insbesondere der Unternehmen, ausgerichtet werden.
Bruno Moor, der für das Schweizer Vorsitzjahr von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann als Delegierter des WBF für
die Übernahme der Funktion des Chairman der High Level Group (strategisches
Steuerungsgremium von EUREKA bestehend aus Ministerialvertretern) ernannt
wurde, betont, dass am EUREKA-Meeting
in Genf im März 2015 eine positive Zwischenbilanz zur Schweizer Präsidentschaft
gezogen werden konnte. So werde etwa
von den anderen EUREKA-Mitgliedern
insbesondere die gelebte «swissness» geschätzt, die sich durch Faktoren wie Ver11
SBFI NEWS 3/15 l INNOVATION
lässlichkeit, Pünktlichkeit, Professionalität
und inhaltliche Substanz äussere. Projekte kämen somit schnell voran und es
herrsche ein konstruktives Diskussionsklima – an den Sitzungen werde diskutiert,
entschieden und umgesetzt. Diese – aus
einer ausgezeichneten Teamleistung des
ganzen Schweizer EUREKA Teams resultierende – strukturierte Führung, so Moor,
werde vom ganzen EUREKA-Netzwerk als
positiv gewertet.
Die Schweiz sei zudem gut im Fahrplan
bei der Umsetzung der vorgesehenen
Themen und der Zielerreichung, die gemäss der mehrjährigen Rahmenstrategie
von EUREKA vorgängig festgelegt wurden. Um eine geordnete Übergabe nach
dem Präsidiumsjahr zu gewährleisten, ist
die Schweiz ausserdem bereits im Gespräch mit Schweden, dem nachfolgenden Vorsitzland.
Das Schweizer Vorsitzjahr wird mit einer
kleinen Feier anlässlich des 30-jährigen
Jubiläums von EUREKA in Lugano Anfang Juli 2015 würdig beendet.
Die Rolle von EUREKA im Europäischen Forschungsraum stärken
Am EUREKA-Meeting in Genf wurde
neben der Genehmigung verschiedener
Projekte und der Erneuerung der assoziierten Mitgliedschaften von Südkorea
und Kanada (siehe unten) die Strategie
zur Stärkung der Bedeutung von EUREKA im Europäischen Forschungsraum
vorgestellt.
Das Ziel des Europäischen Forschungsraums (ERA – European Research Area)
ist die Stärkung der wissenschaftlichen
und technologischen Basis in Europa.
Erfolgreiche Beteiligung der Schweiz an EUREKA
Die Schweiz nutzt EUREKA für eine verstärkte bilaterale Zusammenarbeit in Europa. So haben jüngst etwa bilaterale Calls mit Schweden, Belgien und Tschechien
gegenseitiges Interesse geweckt und zu gemeinsamen Projekten geführt.
Insbesondere Schweizer KMU, die sich international vernetzen möchten, nutzen
EUREKA rege. Gemessen an ihrer Grösse ist die Schweiz eines der erfolgreichsten
Länder bei Eurostars, womit das Potenzial der innovativen KMU international zur
Geltung kommt. Eine eben abgeschlossene Akteuranalyse (Technopolis, 2. Februar 2015, Umsetzung der europäischen F&E-Programme Eurostars, AAL und EDCTP
in der Schweiz) zeigt, dass Eurostars Schweizer KMU bei ihren internationalen Forschungskooperationen wirkungsvoll unterstützt. Eine Studie der EU-Kommission
hat zudem zutage gefördert, dass im Rahmen von Eurostars 2008-2013 für 1 Euro
Förderung für Forschung und Entwicklung bisher 10 Euro zusätzlicher Umsatz bei
KMU durch zusätzliche Verkäufe / Marktanteile erzielt worden sind.
Ein grosses Schweizer Konsortium bestehend aus verschiedenen Institutionen des
ETH-Bereichs (ETHZ, EPFL, EMPA, PSI) und den drei Unternehmen RUAG, Rolex
und PX Services SA setzt sich im Rahmen des EUREKA Cluster Metallurgy Europe
zusammen mit weiteren grossen europäischen Akteuren dafür ein, dass Europa
und die Schweiz im Bereich neue Materialien / Metalle / Legierungen führend
bleiben.
Forschende, wissenschaftliches Wissen
und Technologien sollen frei zirkulieren können. Dabei nimmt die Integration der Innovation in den Europäischen
Forschungsraum eine Schlüsselrolle ein,
da das Wachstum und die Schaffung
von Arbeitsplätzen zu den Hauptzielen
der EU gehören. An diesem Punkt setzt
EUREKA an: Einerseits sollen Synergien
zwischen EUREKA-Instrumenten und
anderen relevanten Instrumenten der
Innovationsförderung gezielt realisiert
werden. Andererseits begünstigt EUREKA mit seinem Bottom-up-Ansatz innovative marktorientierte Projekte.
Um das Potenzial von EUREKA in diesem Bereich noch besser auszuschöpfen, soll sich die Initiative, so das Ziel
Beispiel eines von EUREKA unterstützten Projekts
Ein Projekt, das im Rahmen des Meetings in Genf genehmigt wurde, widmet sich
der Entwicklung eines Wirkstoffs zur Behandlung von Dickdarmkrebs. Der Antrag
für das Eurostars-Projekt wurde von einem Schweizer KMU zusammen mit einem
niederländischen KMU eingereicht und hat von 356 Projekteingaben Rang 4 erreicht.
Das im Rahmen des Projekts anvisierte therapeutische Produkt soll als AntikörperKombination hoch wirksam sein und eine geringe Toxizität aufweisen. Im Rahmen
des Projekts soll das Medikament so entwickelt werden, dass es für die Produktion
und die klinischen Tests bereit sein wird. Das Endprodukt soll schliesslich die Überlebensrate steigern und die Lebensqualität betroffener Krebspatienten erhöhen.
Zudem sollen die entsprechenden dafür verwendeten Technologien im Rahmen
des Projekts optimiert und validiert werden.
12
der Strategie 2014-2020, als führender
Innovations-Akteur im europäischen
Forschungsraum positionieren. Zur Erreichung dieses Ziels rief die Schweiz
eine ERA-Arbeitsgruppe ins Leben, bestehend aus 17 Vertretern von EUREKA-Mitgliedsländern sowie Experten
im Europäischen Forschungsraum und
unter der Leitung von Sonja Merwar,
Schweizer Ministerialvertreterin. Mit der
Strategie «EUREKA in the ERA» hat die
Arbeitsgruppe Massnahmen für den Innovationsbereich im Europäischen Forschungsraum ausgearbeitet. Dabei sind
vier Ziele zentral: Den Innovationsgehalt
grenzüberschreitender Kooperationen
zu erhöhen, die internationale Kooperation zu erleichtern, effiziente nationale
Innovationssysteme zu unterstützen und
gezielt zur ERA-Politik im Innovationsbereich beizutragen.
Assoziierung von Kanada und Südkorea bestätigt
EUREKA pflegt ein aussereuropäisches
Netzwerk. Demnach können nichteuropäische Staaten in einem Dreijahres-Rhythmus eine assoziierte Mitgliedschaft erlangen. Das Hauptziel dieser Assoziationen
ist die Entwicklung von gemeinsamen innovativen Forschungs- und Entwicklungsprojekten mit gegenseitigem Nutzen, um
die Wettbewerbsfähigkeit sowohl der
europäischen Wirtschaft als auch die des
jeweiligen Landes zu stärken.
SBFI NEWS 3/15 l RAUMFAHRT
Im Rahmen des Genfer Meetings wurde
die Fortführung der Assoziierung von
Südkorea und Kanada beschlossen. Assoziiertes Mitglied ist zudem Südafrika.
Im Juni 2009 wurde Korea für eine 3-Jahres-Periode an EUREKA assoziiert. 2012
erhielt es den assoziierten Status für weitere drei Jahre bis im Juni 2015. Nun wurde in Genf die assoziierte Mitgliedschaft
wiederum für eine Periode bis im Juni
2018 erneuert. Die Reassoziierung Koreas wurde auf Grundlage eines AnalyseBerichts zur assoziierten Mitgliedschaft
2012-2015 beschlossen. Beispielsweise
hat Südkorea seit der Erstassoziierung
2009 über 40 Projekte durchgeführt, welche in allen drei EUREKA Instrumenten
angesiedelt sind. Die koreanische Beteiligung an EUREKA-Projekten im Zeitraum
von 2012-2014 belief sich dabei auf über
16 Millionen Euro.
Auch Kanadas Status als assoziiertes
Mitglied wurde für die kommenden
drei Jahre erneuert. Seit der Assoziierung von Juli 2012 bis Dezember 2014
haben kanadische Innovationsakteure
über 30 neue Projekte entweder geführt
oder daran teilgenommen. Die kanadi-
sche Beteiligung an EUREKA-Projekten
betrug 17 Millionen Euro. Damit hat
die Assoziierung Kanadas seit 2012 zu
einem signifikanten Anstieg von neu generierten Projekten geführt.
Kontakt
Andreas Gut, SBFI
Nationaler Koordinator EUREKA
+41 58 462 11 07
 [email protected]
Weitere Informationen
 www.sbfi.admin.ch/eureka
Engere Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und der ESA
Stärkung der Unternehmensförderung
im Weltraumbereich
Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann hat Ende März den scheidenden Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Jean-Jacques Dordain, in Zürich empfangen. Dabei wurde ein Memorandum of understanding zur Intensivierung der
Zusammenarbeit unterzeichnet. Dieses soll unter anderem den Aufbau eines Zentrums zur Unterstützung von Jungunternehmen
der Raumfahrttechnik fördern und damit auch zur Stärkung der ESA-Präsenz in der Schweiz beitragen. Gleichzeitig wurde eine
Zwischenbilanz über die Co-Präsidentschaft auf Ministerebene gezogen, welche die Schweiz zusammen mit Luxemburg ausübt.
Erfolgreiche Entwicklung der ESA
ESA-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain, der Ende Juni nach zwölf Jahren
von seinem Amt zurücktritt, absolvierte
mit der Besichtigung der RUAG Space
seinen Abschiedsbesuch in der Schweiz.
Innovation in der Raumfahrt: In den Räumen der RUAG Space wurden von den Mitarbeitenden beeindruckende Technologien vorgeführt, die zeigen, wie ein optimiertes Zusammenspiel von Spitzenforschung, Innovation und Industrie zum Erfolg führt. Bilder: Cécile Stäger, SBFI
Mit der Unterzeichnung des Memorandum of understanding öffneten Bundesrat Schneider-Ammann und ESA
Generaldirektor Dordain ein weiteres
Kapitel in der langjährigen Beteiligung
der Schweiz innerhalb der ESA. Die Förderung von innovativen Weltraumtech-
nologien soll nicht nur eine Investition
in künftige Weltraummissionen sein,
sondern vor allem auch eine enge Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen und der Industrie fördern und damit
einen Beitrag zum Erfolg des Denk- und
Werkplatzes Schweiz leisten.
Bundesrat Schneider-Ammann zollte
Dordain hohen Respekt für seine grossen Verdienste an der Spitze der Europäischen Weltraumorganisation. Unter der
Leitung Dordains avancierte die ESA zu
einer global agierenden Weltraumorganisation. Der Generaldirektor seinerseits
betonte, dass die ESA sich im letzten
Jahrzehnt von einem Kunden der Weltraumindustrie zu einem Partner gewandelt hätte. Die Raumfahrt sei kein Geldaufwand mehr, sondern eine Investition,
die mit Wachstum und der Schaffung
von Arbeitsplätzen belohnt werde.
Weltraumtechnologie «made in
Switzerland»
Das Treffen zwischen Bundesrat Schneider-Ammann und Dordain fand am
Hauptsitz von RUAG Space in Zürich
Seebach statt. Die RUAG Space ist im
13
SBFI NEWS 3/15 l RAUMFAHRT
von Kantonen und privaten Investoren
übernommen werden soll. Bundesrat
Schneider-Ammann betont, dass es
sich bundesseitig lediglich um eine Anschubfinanzierung handle und dass das
Projekt durch den Markt und nicht die
Politik gesteuert werde. Eine erste Bilanz wird man nach drei Jahren ziehen
können.
Mit der Unterzeichnung des Memorandum of understanding wird die Zusammenarbeit von der Schweiz
und der ESA weiter intensiviert und damit die Schweizer Raumfahrtindustrie gestärkt.
Weltraumbereich der grösste unabhängige Zulieferer in Europa mit rund 600
Mitarbeitenden in der Schweiz und weiteren Standorten in Österreich, Schweden und Finnland. Im Rahmen des Treffens fand eine Führung durch das RUAG
Gebäude statt, wobei verschiedene
Technologien, die in der RUAG Space
entwickelt werden, präsentiert wurden.
Stabile Antennenhalterung aus dem
3D-Drucker
Gezeigt wurde etwa ein Belastungstest an
einer Antennenhalterung für einen Satelliten. Mittels einer hydraulischen Vorrichtung wurde die Halterung immer stärker
belastet, bis sie schliesslich brach. Das
Spezielle an der Halterung ist, dass diese
mit einem 3D-Drucker angefertigt wurde
und selber nur gerade etwa 800 Gramm
wiegt. Diese neue Fertigungstechnologie
beinhaltet grosses Potenzial für Anwendungen in der Raumfahrt, besonders bei
Last tragenden Strukturen. Einerseits ergeben sich mehr Freiheiten im Design von
Strukturen und andererseits können diese
so konstruiert werden, dass sie bei gleicher Stabilität wesentlich leichter sind als
konventionell gefertigte. Dies ist von besonderer Wichtigkeit, da das Gewicht in
der Raumfahrt stets eine Kosten treibende
Grösse ist. Die Halterung brach schliesslich
erst bei der grossen Belastung von ca. 2,5
Kilonewton, was etwa 250 kg entspricht.
Scanmechanismus für Sentinel-4
Weiter bekamen die Besucher Einsicht
in die Entwicklung eines Scanmecha14
nismus für Sentinel-4, ein Instrument
zur Atmosphärenforschung, das im
Rahmen des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus auf den
Meteosat-Wettersatelliten der nächsten Generation mitfliegen wird. RUAG
Space entwickelt und baut für dieses
Instrument einen hochpräzisen Scanmechanismus. Den Besuchern wurde zum
einen demonstriert, welche Herausforderungen im Rahmen eines solchen
Projekts bewältigt werden müssen. Zum
anderen wurde anschaulich dargestellt,
wie die Ingenieure eben diese Herausforderungen mit Hilfe moderner CAD(rechnerunterstütztes Konstruieren) und
Simulationsmethoden meistern.
Errichtung eines ESA Business Incubation Centre Switzerland
Die Präsentation der Arbeiten von
RUAG Space zeigte exemplarisch auf,
welches Potenzial im Denk- und Werkplatz Schweiz steckt. Rund 70 Schweizer Unternehmen sind ausschliesslich
oder teilweise in der Weltraumindustrie
tätig. Mit dem Memorandum, das die
Errichtung des ESA Business Incubation
Center Switzerland zur Förderung von
Jungunternehmen vorsieht, soll dieser
Industriezweig in der Schweiz weiter gestärkt werden.
Das Memorandum soll ab Mitte 2016
umgesetzt werden. Das Jahresbudget
wird auf ungefähr 5 Millionen Euro geschätzt, wobei der Bund höchstens 40
Prozent tragen wird, während der Rest
Erfolgreiche Schweizer
Co-Präsidentschaft
Die Förderung wissenschaftlicher und
technologischer Kooperation, auch in
internationalen komplexen Projekten,
ist eine der Zielsetzungen der Schweizer Co-Präsidentschaft der ESA. Die
Landung von Philae auf dem Kometen
«Churi» im Rahmen der erfolgreichen
Rosetta-Mission im letzten Dezember ist
Ausdruck dieser Zusammenarbeit, wobei
die Schweiz bei der Mission an vorderster Front mitwirkt. Unter der Schweizer
Co-Präsidentschaft wurden zudem etwa
in Neapel 2012 und in Luxemburg 2014
zentrale europäische Programme in den
Bereichen Raumtransport (Ariane-6),
Weltraumforschung (CHEOPS im Bereich
der Exoplaneten) und Weltraumanwendungen (Wettersatelliten) ermöglicht.
Dabei konnte die Schweiz ihre guten
Dienste bei der Vermittlung im Speziellen zwischen den direkten Nachbarn
und ESA-Partnerländern Deutschland
und Frankreich anbieten.
Seit diesem Jahr zählt die ESA 22 Mitgliedstaaten, eingerechnet Ungarn und
Estland, die sich im Ratifikationsprozess
befinden. Das Budget der ESA beläuft
sich im Jahr 2015 auf rund 4,4 Milliarden Euro, zu welchem die Schweiz 135
Millionen Euro beiträgt. Die Schweizer
ESA-Mitgliedschaft bietet ihrer Weltraumindustrie die Möglichkeit, sich dem
internationalen Wettbewerb zu stellen
und sich dabei dank Spitzenleistungen
zu behaupten.
Kontakt
Daniel Neuenschwander, SBFI
Leiter Abteilung Raumfahrt
+41 58 463 17 93
 [email protected]
Weitere Informationen
 www.sbfi.admin.ch/raumfahrt
 www.esa.com
SBFI NEWS 3/15 l BFI - MELDUNGEN
BFI-MELDUNGEN
Neue Publikationen des SBFI
Berufsbildung in der Schweiz –
Fakten und Zahlen 2015
Die Publikation erklärt das Berufsbildungssystem der Schweiz, zeigt die
verschiedenen
Bildungsangebote
und Karrierewege auf und vermittelt
die wesentlichen Zusammenhänge. Weiter enthält sie die wichtigsten Zahlen zur Berufsbildung und
weiterführende Links und Adressen.
Die Publikation ist auf Deutsch, Französisch und Englisch erhältlich und kann
unter folgendem Link heruntergeladen
werden:
 www.sbfi.admin.ch/Heris15-de
Die Broschüre ist in fünf Sprachen erhältlich (d,f,i,e,es) und unter folgendem
Link zu finden:
 www.sbfi.admin.ch/BB_zafa15-de
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI
Die neue Broschüre über das SBFI vermittelt eine Übersicht über die Tätigkeiten und Aufgaben des Staatssekretariats und enthält die wichtigsten Fakten
und Zahlen.
Die Publikation ist in vier Sprachen
(d,f,i,e) erhältlich und kann unter folgendem Link heruntergeladen werden:
Hochschulen und Forschung in der
Schweiz
Wie ist der Hochschulplatz Schweiz
ausgestaltet? Was für Studiengänge
werden von welchen Hochschulen
angeboten? Wie positioniert sich die
Schweiz im Bereich der Forschung und
Innovation im internationalen Umfeld?
Die
Neuauflage
der
Broschüre
«Hochschulen und Forschung in der
Schweiz» liefert Hintergrundinformationen und eine umfassende Übersicht
zum Hochschul- und Forschungsstandort Schweiz, der mit seiner Vernetzung
von Hochschul-, Forschungsinstitutionen und Privatwirtschaft ein erfolgreiches Modell darstellt.
 www.sbfi.admin.ch/SBFI-de
Eidgenössische Volksabstimmung –
Stipendieninitiative
Am 14. Juni 2015 gelangt die Stipendieninitiative zur Abstimmung. Sie fordert, dass künftig der Bund für einheitliche Ausbildungsbeiträge für Studierende
an Hochschulen und Personen in der
höheren Berufsbildung sorgt. Er soll festlegen, wer unter welchen Bedingungen
und in welcher Höhe Ausbildungsbeiträge erhält. Ausserdem sollen die Studierenden mehr Geld erhalten.
Bundesrat und Parlament lehnen die
Volksinitiative ab: Das Stipendienwesen
soll Sache der Kantone bleiben. Sie kennen die Bedürfnisse ihrer Studierenden
besser und können bei der Berechnung
der Ausbildungsbeiträge auch weitere
Leistungen berücksichtigen, die kantonal
verschieden sind (z.B. Familienzulagen
für 16- bis 25-Jährige in Ausbildung).
Die Kantone haben schon grosse Anstrengungen unternommen, um die
Unterschiede in den Ausbildungsbeiträgen zu verkleinern. Seit 2013 ist das sogenannte Stipendienkonkordat in Kraft,
das Grundsätze für die Vergabe von
Ausbildungsbeiträgen und Mindestbeiträge festlegt. Bereits 16 Kantone mit
insgesamt rund 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind beigetreten und
haben sich verpflichtet, ihr kantonales
Recht bis März 2018 entsprechend anzupassen. Sollte die Initiative angenommen werden, hätten sie keinen Anreiz
mehr, diese Harmonisierung weiter umzusetzen.
Wird die Initiative hingegen abgelehnt,
kann das vom Parlament bereits beschlossene Ausbildungsbeitragsgesetz
in Kraft treten: Der Bund würde mit
finanziellen Anreizen die Vereinheitlichung der Vergabekriterien in den Kantonen beschleunigen. Gegen die Initiative spricht schliesslich auch, dass sie
erhebliche Mehrkosten für Bund und
Kantone zur Folge hätte. Dieses Geld
würde an anderer Stelle fehlen.
Weitere Informationen
 www.sbfi.admin.ch/stipendieninitiative_de
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SBFI NEWS 3/15 l PANORAMA
BFI I BILD DES MONATS
Mit den Teleskopen des La Silla-Observatoriums der Europäischen Organisation für Astronomie ESO, die sich auf 2400 M.ü.M. in der chilenischen
Atacamawüste befinden, lässt sich der Kosmos beobachten. Dazu gehören auch das Schweizer Geneva-1,2-m-Teleskop und das HARPS-Instrument
am 3,6-m-Teleskop, welche spezifisch für die Suche nach Exoplaneten, also Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems, verwendet werden. Die
ESO baut und betreibt astronomische Observatorien in Chile zur Erforschung des Universums und fördert damit die europäische Zusammenarbeit
auf dem Gebiet der astronomischen Forschung. Die ESO-Mitgliedschaft der Schweiz eröffnet den Schweizer Forschenden im Bereich der Astronomie den Zugang zur gesamten Infrastruktur der ESO. Bild: ESO / M. Tewes
DIE ZAHL
BFI-MELDUNGEN
4.
Woodrow Wilson Center –
Forschungsstipendien
Das Europa Institut an der Universität
Zürich (EIZ) in Kooperation mit dem
SBFI bietet im Jahr 2016 wiederum
zwei Forschungsstipendien am U.S.
Think Thank Woodrow Wilson Center
(WWC) in Washington D.C. an. Während vier Monaten erhalten die Forschenden die Möglichkeit, ihre Arbeit
am WWC weiterzuführen und profitieren dabei von den Einrichtungen, dem
Netzwerk und den Beziehungen von
einem der führenden Think Thanks der
Welt. Die Stipendiaten erhalten zudem
einen Förderungszuschuss von je 5,200
USD pro Monat.
Weitere Informationen
 www.eiz.uzh.ch/wilson-center
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Bundesausgaben für Bildung und Forschung
2014 investierte der Bund knapp 7 Milliarden Franken in Bildung und Forschung. Mit diesem Betrag, der 10,9% der gesamten ordentlichen Bundesausgaben ausmacht, liegt das
Aufgabengebiet an vierter Stelle, nach den Aufgabengebieten
Soziale Wohlfahrt (33,5%), Finanzen und Steuern (14,8%)
und Verkehr (13,2%).
22 000
Soziale Wohlfahrt
20 000
18 000
16 000
14 000
12 000
10 000
Finanzen und Steuern
Verkehr
8 000
Bildung und Forschung
6 000
Nationale Verteidigung
Landwirtschaft und Ernährung
Internationale Beziehungen
4 000
2 000
0
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014