Flyer - Fraunhofer EMI

VISAR-Mehrstrahl-Interferometer.
FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR KURZZEITDYNAMIK,
MTT: Hochgeschwindigkeitsaufnahmen; Polyetheretherketon (PEEK).
E R N S T- M A C H - I N S T I T U T, E M I
MESSTECHNIK
Das EMI verwendet für beide Versuchstypen eine spezielle opti-
Die Versuche werden normalerweise bei Raumtemperatur durch-
sche Interferometertechnik – Geschwindigkeitsinterferometer vom
geführt. Versuche mit Probenkühlung oder -heizung sind auch
VISAR-Typ. VISAR ist die Abkürzung für »Velocity Interferometer
möglich. Die Versuche können durch Hochgeschwindigkeitsfotos
System for Any Reflecting surface«. Dies vereinfacht die Versuchs-
oder -videos ergänzt werden. Proben können zur späteren mikro-
durchführung und erhöht die Genauigkeit der Messergebnisse.
skopischen Analyse aufgefangen werden.
Die Messung beruht darauf, dass die im Material durchlaufenden elastischen und plastischen Wellen zu einer stufenweisen
Untersuchungen in einer kleineren Serie von 2–3 Versuchen
Beschleunigung des Probekörpers führen, die durch das Interfero-
sind möglich. Parameterbestimmungen der Zustandsgleichung
meter an der Probenrückseite (mit ± 2 Prozent Fehler) erfasst
(equation of state, EOS) erfordern stets Versuchsserien, ebenso
wird. Dieser Geschwindigkeits-Zeit-Verlauf (engl. »free surface
Bestimmungen von Fließgrenzen-Dehnraten-Abhängigkeiten.
velocity«) ist materialspezifisch; aus dem zeitlichen Verlauf der
Geschwindigkeitskurve werden dynamische Materialdaten
abgeleitet. Da die Methode kontaktfrei ist, wird das Material
KONTAKT
durch die Messung nicht beeinflusst, was z. B. bei Drucksensoren
möglich wäre. Standard ist die Erfassung und Auswertung des
Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik,
Messsignals für die Bestimmung der Materialdaten an einem
Ernst-Mach-Institut, EMI
Punkt (Einstrahl-VISAR, üblicherweise in der Probenmitte), aber
Eckerstraße 4
auch eine Mehrstrahlmessung (Mehrstrahl-VISAR) ist zur Erfas-
79104 Freiburg
serung der Statistik realisierbar. Dies kann Reproduktionstests
Dr. Frank Bagusat
unnötig machen.
Telefon +49 761 2714-406
[email protected]
www.emi.fraunhofer.de
Stand 11/ 2014
sung lokal differierender Materialeigenschaften bzw. zur Verbes-
Titelbild: Probenschliffbild eines Planar-Platten-Impakt-Tests (links) und Taylor-Impakt-Tests
(rechts).
HOCHDYNAMISCHE
MATERIALTESTS
Probenhalter
Probe
Sabot
Beschleuniger
Projektil
VISAR
Impaktanlage am EMI.
PPI: Schema der Versuchsanordnung.
freie Oberflächengeschwindigkeit / m/s
Geschwindigkeitsmessung
1000
800
600
400
200
0
-200
0
200
400
600
800
1000
1200
Zeit / ns
PPI: Freie Oberflächengeschwindigkeit; C45-Stahl.
HOCHDYNAMIK
VERSUCHSBESCHREIBUNG
Hochdynamische Materialtests sind zum Verständnis des Material-
Beide Versuchsarten erfolgen auf Basis von Impaktversuchen, bei
Der Impaktor ist aus gehärtetem Stahl gefertigt. Es stellt sich ein
verhaltens unter dynamischen Belastungen notwendig, wie sie
denen eine plane Probe von einem ebenfalls planen Impaktor mit
Zustand dreidimensionaler Dehnung bei eindimensionaler Span-
z. B. beim Fahrzeugcrash, im ballistischen Bereich, im Bereich
definierter Geschwindigkeit getroffen wird. Der Impaktor erzeugt
nungsverteilung ein. Der Einzelversuch ermöglicht die Bestim-
schneller spanender Materialbearbeitung oder bei (Mikro-)
im Prüfkörper elastische und plastische Wellen, die die eigentliche
mung der elastischen Dehnung, der elastischen Dehnrate und der
Meteoritenimpaktvorgängen auf Satelliten in der Erdumlaufbahn
Materialbeanspruchung verursachen.
dynamischen Fließgrenze. Charakterisierbar sind Metalle
auftreten.
und gut deformierbare Werkstoffe.
Taylor-Impakt-Versuche (modifiziert; MTT)
Besondere Untersuchungsmethoden
Proben für Taylor-Impakt-Tests haben ein Länge -zu- Durchmesser-
Das EMI bietet zwei besondere Untersuchungsmethoden der
Verhältnis von 10:1. Bei einem Standarddurchmesser von
Planar-Platten-Impakt-Versuche
hochdynamischen Werkstoffforschung an, für die definierte
6 Millimetern beträgt die Probenlänge also 60 Millimeter.
Typische Proben für PPI-Tests haben einen Durchmesser von
Materialproben verwendet werden: Einen modifizierten Taylor-
Typische Impaktgeschwindigkeiten liegen zwischen 200 und
50 Millimetern bei einigen Millimetern Dicke. Beim Impakt stellt
Impakt-Test (MTT) mit stabförmigen Proben und den Planar-
400 Metern pro Sekunde, wobei bei Metallproben elastische
sich ein Zustand eindimensionaler Dehnung bei dreidimensionaler
Platten-Impakt-Test (PPI) mit plattenförmigen Proben. Diese Tests
Dehnraten von 1.000 1/s und höher erreicht werden.
Spannungsverteilung ein. Üblich ist die Durchführung von »di-
erzeugen eine definierte Materialbelastung und ermöglichen die
rekten« Versuchen, bei denen die Probenrückseite interferome-
Bestimmung von hochdynamischen Materialdaten, die direkt für
trisch beobachtet wird, z. B. für Metalle. Werkstoffe, die porös,
Werkstoff- und Bauteilsimulationen verwendet werden. Taylor-
inhomogen und/oder schlecht reflektierend sind (Beton; Gestein),
Impakt- und PPI-Versuche sind zwar spezielle, aber internatio-
lassen sich unter Umständen besser in sogenannten »indirekten«
nal seit Jahrzehnten übliche Versuchstypen, die deutlich höhere
Versuchen charakterisieren. Die Impaktgeschwindigkeiten können
Dehnraten als Split-Hopkinson-Bar-Untersuchungen erreichen.
bis etwa 1.000 Meter pro Sekunde gesteigert werden (max.
In der hier beschriebenen Form werden diese Versuchstypen in
Belastung > 20 GPa, max. Dehnrate > 1 Mio/s). Direkte Versuche
Deutschland ausschließlich am Fraunhofer EMI durchgeführt.
ermöglichen die Bestimmung der elastischen und plastischen
Dehnung, der elastischen und plastischen Dehnrate und der
dynamischen Fließgrenze, der Schock- und Partikelgeschwindigkeit sowie der Spallation aus einem Experiment.
MTT: Freie Oberflächengeschwindigkeit; Automatenstahl 11SMn30+C.