SOLAR-AKTIV 87 Nummer 87 Ausgabe 15. Februar 2015 25. Jahrgang Auflage 900 Exemplare Erscheint 3 Mal pro Jahr Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie SSES Titelbild des Buches von Ulf Bossel, siehe Seite 3 Regionalgruppe Aargau Schachenallee 29 CH-5000 Aarau Kantonale Tage der Sonne 2015 in der Umwelt Arena! Vom 7.-10. Mai findet in der Umwelt Arena in Spreitenbach das gemeinsame kantonale Event der SSES-Aargau und der Umwelt Arena „Tage der Sonne 2015“ statt. Das Programm ist spannend und vielfältig. Ziel ist ein überregionaler Anlass mit breiter Ausstrahlung. Er dient uns auch als kantonale Begegnungs- und Austauschplattform. Fachreferate, Solarminigolf, Elektromobilität Eröffnet werden die Tage der Sonne in der Umwelt Arena am Donnerstag 7. Mai von Paul Müri, Präsident der SSES Aargau und Jörg Sigrist, Geschäftsführer der UWA. Donnerstag und Samstag stehen Firmenreferate auf dem Programm: Heizen mit Holz und Solarthermie, Warmluftkollektoren, PV-Fassaden, Sonnenbatterie, Hybridmodule, sowie Projektvorstellungen von Solarvereinigungen und SSES-Mitgliedern aus dem Kanton Aargau. P.P. 5303 Würenlingen Am Freitag findet ein Schülertag statt mit einem SSES-Sonnen-Trail durch die Umwelt Arena und mit einem Vortrag von Louis Palmer, dem Erdumrunder mit dem Solartaxi. Am Sonntag wird das Programm abgerundet mit der Projektvorstellung zum weltweit ersten energieautarken Mehrfamilienhaus der Welt, einem Alphornintermezzo und einem politischen Gastreferat zur Energiewende. Weiter finden wir Stände von Solarorganisationen, Solarminigolf, eine Sonderausstellung „Gebäudeintegrierte Solartechnik“ und können verschiedenste Formen der Elektromobilität testen. Öffnungszeiten: Do/Fr 10:00-18:00 Sa/So 10:00-17:00 SSES-Mitglieder haben vom 7.-10.Mai 2015 satte 50% Eintrittsermässigung! Alle Details zu unserer wichtigen Veranstaltung sind zu finden auf der Website der SSES-Regionalgruppe Aargau: www.sses-net.ch/aargau Helferinnen und Helfer gesucht Kein Event läuft von selbst. Die SSES-Aargau sucht deshalb dringend Helferinnen und Helfer. Wer bereit ist anzupacken (Aufstellen, Standbetreuung, Aufsicht Minigolf, Hilfe Schülertag, Abräumen) meldet sich beim OK-Präsidenten Adrian Meyer, [email protected], Natel 079 422 08 22. Max Chopard-Acklin, Projektleiter Umwelt Arena und SSES Mitglied Dies steht in Nummer 87 Einladung zur 26. GV 3 Energiestrategie 2050 4 Kraftwerksbesuch in Rheinfelden 5 Heizen mit Eis 7 Besichtigung eines MINERGIE-P Gebäudes 8 Einladung zur Führung im „2000-Watt-Areal“ 9 Agenda10 Einladung Besuch Bandweberei SOLAR-AKTIVSOLAR-AKTIV 87/15 87/15 10 SEITE 1 Smart in Design und Funktion Für Photovoltaik smartflowerTM ist das weltweit erste All-in-One Plug & Play-PhotovoltaikSystem, das neben einem aussergewöhnlichen Design mit einer intelligenten High-End-Technik aufwartet, die kinderleicht zu bedienen ist. Dank der smart features arbeitet smartflowerTM selbstständig und automatisch. Ein Knopfdruck genügt. smart use smart tracking smart safety smart cleaning – und auch für Ihre ganz alltäglichen Elektroinstallationen smart mobility smart options Lassen Sie sich vom ersten mobilen Photovoltaik-System begeistern – jetzt bei Ihrem smartflowerTM -Partner vor Ort. Wir beraten Sie gerne! 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Wenn wir aber weiterhin so sorglos mit Energie umgehen wie bisher, dann läuft bald gar nichts mehr. Die Energievorräte versiegen und das Klima leidet. Die Energiewende ist deshalb keine ideologische Wunschvorstellung, sondern eine aus physikalischen Gründen notwendige Veränderung, die wir möglichst schnell „erledigen“ sollten. Der Autor befasst sich seit 1972 mit dem Wechsel zu einer nachhaltig gestalteten Energieversorgung. In über 40 Jahren sind bei ihm Ideen gereift, die heute noch nicht gebührend thematisiert werden. Das Buch befasst sich nicht mit der Beschreibung neuartiger Energietechniken. Die inzwischen hinreichend bekannten technischen Möglichkeiten für die Energieernte aus erneuerbaren Quellen dienen lediglich als Referenz für die Zustandsbeschreibung nach der Wende und für die objektive Behandlung der für die Wende notwendigen Prozesse. Für eine erfolgreiche Wende müssen jedoch die wesentlichen Ziele bekannt sein. Der Bauplan sollte stehen, bevor man die notwendigen Baumassnahmen ergreift. Das Buch „Energiewende zu Ende gedacht – Was denn sonst?“ beschreibt den Zustand nach der Wende, der sich aufgrund physikalischer Zusammenhänge wahrscheinlich einstellen wird. Nur mit Kenntnis der Bedingungen nach vollendeter Wende lassen sich heute die Ziele für den notwendigen Wandel deutlich erkennen und Massnahmen beschliessen, mit denen die Wende schnell, unbürokratisch und kostenbewusst verwirklicht werden kann. ca. 20:00 Uhr Beginn der GV Das Buch vermittelt Begründungen für eine abgesicherte Planung und eine zügige Umsetzung der notwendigen Massnahmen. Für alle Leser ist das Buch eine nützliche und aufklärende Informationsquelle, denn die Energiewende ist eine Aufgabe, die wir jetzt miteinander hinter uns bringen müssen. Das Protokoll der GV 2014 liegt ab 18 Uhr zur Einsicht auf. Es besteht die Möglichkeit, vor dem Beginn der Veranstaltung zusammen z’Nacht zu essen (ab 17.30 Uhr, auf eigene Kosten). Traktanden 1. Begrüssung und Protokoll der GV vom 22. März 2014 2. Jahresbericht und Jahresrechnung 2014 3. Revisorenbericht 4. Jahresprogramm 2015 5. Tage der Sonne in der Umwelt Arena 6. Anträge 7. Budget 2015 8. Wahlen Vorstand 9. Verschiedenes Aus organisatorischen Gründen sollte man sich dafür per e-mail anmelden bis am 17. März bei Susanne Meier [email protected] 8PZHOWDUHQD6SUHLWHQEDFK 0DL–8KU 3URIL7DJIÝU%DXIDFKOHXWHXQG%DXKHUUQ 0DL–8KU 6FKÝOHUXQG-XJHQGWDJ 0DL–8KU )DPLOLHQWDJ 0DL–8KU )DPLOLHQXQG6RODUIHLHUWDJ SOLAR-AKTIV 87/15 3 Energiestrategie 2050 – 2015, das Jahr der Entscheidungen zur Energiewende Das Jahr 2015 wird in die Schweizer Energie-Geschichte eingehen, so oder so. Der Nationalrat hat jegliche Beschlüsse zum Thema Energiestrategie 2050 gefasst, im Frühjahr wird sich die ständerätliche Kommission damit befassen, danach der Ständerat. Als nächstes steht die Abstimmung „Energie- statt Mehrwertsteuer“ am 8. März auf dem Programm.Im Folgenden geben wir zwei Aargauer Nationalräten und SSES-Mitgliedern Gelegenheit, ihre Sicht zu den Beschlüssen des Nationalrats in der Wintersession 2014 darzulegen. Paul Müri, Präsident SSES Regionalgruppe Aargau Weichen für neue Energiezukunft gestellt Der Nationalrat hat bei der Beratung zur Energiestrategie 2050 die Weichen für eine neue Energiezukunft gestellt. Die Förderung der einheimischen erneuerbaren Energien wird ausgebaut. Es wurden Ziele im Bereich der Energieeffizienz verabschiedet und die CO2 Emissionen sollen gesenkt werden. Mein Hauptkritikpunkt ist die fehlende Verbindlichkeit beim Atomausstieg. Das ist ein Risikofaktor und schadet der Planungssicherheit. AKW: Wie lange noch? Das Neubauverbot für Atomkraftwerke wurde bestätigt. Für die noch laufenden AKW soll nach 40 Betriebsjahren die Einreichung eines Langzeitbetriebskonzepts nötig werden. Bedauerlich ist, dass das Erfordernis an „steigende Sicherheit“ im Konzept keine Mehrheit fand. Nach der Bewilligung des Konzepts durch das ENSI kann der Betrieb wiederholt um weitere 10 Jahre verlängert werden. Für die zwei AKW in Beznau, die bereits heute über 40 Jahre in Betrieb sind, wurde eine maximale Laufzeit von 60 Jahren festgelegt. Mein Antrag auf eine Laufzeitbeschränkung von 50 Jahren fand im Nationalrat keine Mehrheit. Verantwortungslos: Denn eigentlich wissen alle, dass die AKWs Beznau nicht für eine Betriebszeit von über 50 Jahren gebaut wurden. Doch statt die Sicherheit voranzustellen, kam es bei den bürgerlichen Mitte- parteien zu einem Kniefall vor der AXPO. Sollte es auch im Ständerat dabei bleiben, bleibt alternativ nur noch die Ausstiegsinitiative mit 45 Jahren für alle AKW. Entscheide zu Energieeffizienz und Erneuerbaren Energieeffizienz und erneuerbare Energien werden stärker gefördert. Das macht uns unabhängiger. Öl, Erdgas und Uran müssen zu 100% importiert werden. Einheimische erneuerbare Energien wie Wasser, Wind, Sonne, Holz und Biogas haben wir im eigenen Land. Die Obergrenze für den Netzzuschlag zugunsten der Einspeisevergütung für Erneuerbare wurde von heute maximal 1,5 Rp./kWh auf neu 2.3 Rp./kWh festgelegt. Diese Förderung erfolgt nicht über die Staatskasse, sondern verursachergerecht über einen Stromzuschlag. Neu wird auch der Bau neuer Wasserkraftwerke (ohne Pumpspeicherkraftwerke) über 10 MW Leistung gefördert. Bei der Kleinwasserkraft wird die Untergrenze zur Förderung von 300 kW auf 1 MW angehoben. Ziel ist der Schutz naturnaher Gewässer. Kleinwasserkraftwerke unter 1 MW, die mit Trinkwasseroder Abwasseranlagen verbunden sind sowie Kraftwerke, die in benutzten oder beeinträchtigten Gewässerstrecken realisiert werden, können weiterhin gefördert werden. Für Fahrzeuge, Anlagen und Geräte kann der Bundesrat Effizienzvorschriften erlassen und die CO2-Belastung wird gesenkt. Zudem soll rund ein Drittel des Ertrags aus der CO2-Abgabe, höchstens aber 450 Millionen Franken pro Jahr, für Massnahmen zur Verminderung von CO2-Emissionen im Gebäudebereich verwendet werden. Nun geht das ganze Paket in den Ständerat. Max Chopard-Acklin, Nationalrat SP, Mitglied der Energiekommission UREK Energiestrategie 2050 In der Wintersession 2014 hat sich der Nationalrat mit der Energiestrategie 2050 befasst. Mit dieser soll der Endenergie- und Stromverbrauch reduziert, der Anteil an erneuerbaren Energien erhöht und die CO2-Emissionen gesenkt werden. Dies unter der Rahmenbedingung, dass die Versorgungssicherheit hoch und die Energieversorgung günstig bleibt. Ich stehe klar hinter all diesen Zielen und habe in der Debatte auch entsprechend für die Energiewende gestimmt. 4 SOLAR-AKTIV 87/15 Warum habe ich der Energiestrategie 2050 und damit dem geordneten Ausstieg aus der Kernenergie zugestimmt? •Weil ich will, dass die erneuerbaren Energien in der Schweiz ausgebaut werden. •Weil ich unsere Auslandabhängigkeit von Öl und Gas reduzieren will. •Weil es möglich ist, mit besserer Isolation Heizenergie zu sparen. •Weil neue Geräte effizienter sind und das Sparpotenzial gross ist. •Weil bei Kernkraftwerken immer ein Restrisiko bleibt. Neue Kernkraftwerke wird die Schweiz nicht mehr bauen. Wir müssen einen anderen Weg finden, wie wir in der Schweiz Strom produzieren. Nichts tun ist keine Lösung. Erneuerbare Energien sind vorhanden und die Technik auch. Mir ist es wichtig, dass wir den benötigten Strom möglichst auch in der Schweiz produzieren. Wir tun gut daran, die Stromproduktion aus Wasser, Sonne, Wind, Biomasse oder Geothermie aufzubauen, anstatt dass wir überhastet alle Kernkraftwerke abschalten. So hatte ich für eine befristete Laufzeit bei Beznau und das Langfristkonzept für Gösgen und Leibstadt gestimmt, weil der Aufbau der Kapazitäten mit erneuerbaren Energien nicht so schnell vorangehen wird, wie es zu wünschen wäre. Leider werden auch viele Kraftwerke mit erneuerbaren Energien von denjenigen bekämpft, die auch für den Ausstieg aus der Kernenergie sind. Ich habe Mühe damit, wenn Windkraftwerke durch Naturschützer verhindert oder verzögert werden. Ich staune ob dem Widerstand gegen die Kleinwasserkraft, obwohl das Ausbaupotenzial mit 1,6 GWh grösser ist als jenes der Grosswasserkraft mit 1,4 GWh. Es gilt, die durch Kernkraftwerke produ- zierte Strommenge von ca. 26 TWh zu ersetzen oder einzusparen. Da können wir nicht zu allen Kraftwerken erneuerbarer Energien „Nein“ sagen. Wir haben auch nicht die Leitungen dazu, allen Strom zu importieren. Ich bin nicht wirtschaftsfeindlich, wenn ich für die Energiewende bin – zumindest sagen mir das die Gegner immer wieder. Die Energiewende bedeutet viele Investitionen, die durch das Schweizer Gewerbe erbracht werden. Technisch ist sie ganz klar möglich und wenn alle, die sie wollen, auch den Bau von Windrädern und Wasserkraftwerken zulassen, dann schaffen wir es auch. Zudem glaube ich an unsere Forschung und Entwicklung, dass sie weitere saubere Möglichkeiten zur Stromproduktion finden wird. Bernhard Guhl, Nationalrat, Dipl. El.-Ing. HTL, Niederrohrdorf Kraftwerksbesuch in Rheinfelden wertvolles Biotop für Wasserpflanzen und -tiere, besonders auch für Wasservögel Mehr als ein Dutzend Interessierte nahmen am 18.9.2014 an der Führung durchs neue Rhein-Kraftwerk Rheinfelden teil. Was um 1890 für die Ingenieure des ersten Rheinfelder Kraftwerks noch zu gewagt war, ist heute selbstverständlich: Nicht nur das Stauwehr, nein auch das Maschinenhaus wurde quer zur Fliessrichtung ins etwa 400 m breite Flussbett hinein gestellt. Die Stromproduktion eines Wasserkraftwerks hängt von verschiedenen Faktoren ab; hauptsächlich von der Wassermenge und vom nutzbaren Gefälle. Dieses wurde in zweifacher Hinsicht gegenüber dem alten Werk vergrössert, nämlich durch Höherstau – was eine Reduktion beim obenliegenden Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt bewirkt – und durch Vertiefung der Abflussrinne. Dafür musste ein Teil des Rheinfelder „Gwilds“ geopfert werden. Die Felsbänke dieser Muschelkalk-Formation fielen bei Niedrigwasser oft trocken und bildeten wegen des schwankenden Wasserstandes und der Stromschnellen ein Als Ausgleich für den teilweisen Wegfall des Gwilds und für weitere Beeinträchtigungen wurde beim KraftwerksBau grosses Gewicht auf mögliche Aufwertungen der Naturlandschaft gelegt. Den Wassertieren werden drei Möglichkeiten zur Überwindung der Staustufe angeboten: Eine konventionelle Fischtreppe, ein Fischlift und das etwa 800 Meter lange Aufstiegs- und Laichgewässer im ehemaligen Oberwasserkanal des alten Kraftwerks. Ein paar technische Angaben: Die vier Rohrturbinen schlucken je maximal 375 m3/s und leisten 25 MW. Die Vollauslastung ist jährlich an ungefähr 50 Tagen möglich. Bei Niedrig- oder Hochwasser vermindern sich Wassermenge und Gefälle. Das Kraftwerk produziert jährlich um die 600 Millionen kWh Strom, das entspricht 1 % des gesamten Schweizer Stromverbrauchs. Autor: Ferdi Kaiser, Bilder: Ferdi Kaiser, Peter Munz SOLAR-AKTIV 87/15 5 PhotovoltaikContracting? Brennstoffzellen Wir sind Ihr kompetenter Partner. Die AEW Energie AG bietet mit dem Contracting-Modell für Dächer ab 1 000 m2 Grosses Akku- und Batteriensortiment interessante Lösungen. Ihr Vorteil: Keine Investitions- Verlangen Sie den 52-seitigen Solarkatalog kostenlos und Unterhaltskosten. Mehr Informationen unter www.aew.ch/pv-contracting Telefon: 062 767 00 52 Telefax: 062 767 00 66 Import und Grosshandel: Sumatrix AG Abt. Solar- und Energietechnik Industriestrasse, 5728 Gontenschwil E-Mail: [email protected] Internet: http://www.sumatrix.ch Die Wende ist da! miloni solar AG SolarProfi www.miloni.ch 6 SOLAR-AKTIV 87/15 Hier könnte Ihr Inserat stehen! braintrain.ch (Gel, NiMH, Vlies, Nass, Antriebsbatterien, Notstrom, usw.) Heizen mit Eis, Strom und Wärme von der Sonne Küttigen am Südfuss des Juras ist Energiestadt: Das heisst, dass die Gemeinde sich für die effiziente Nutzung von Energie einsetzt und dass sie die erneuerbaren Energie fördern soll. Aber nicht nur die Verpflichtung der Gemeinde bewirkt, dass einiges „energetisch“ geschieht in Küttigen. Neben der Genossenschaft Solar Küttigen setzen sich auch einige Privatpersonen für die Erneuerbaren ein, und dies zum Teil trotz behördlichen Hürden dabei Wärme an das Heizsystem des Hauses. Soll das Eis wieder aufgeschmolzen werden, liefern unverglaste Sonnenkollektoren und die Wärme des Erdreichs um den Tank die notwendige Schmelzwärme. Unverglaste Kollektoren werden wegen der Betriebstemperatur des Systems benutzt. Schon bei Aussenlufttemperaturen knapp über Null Grad kann so Energie zur Aufschmelzung des Eises geliefert werden. Im Rahmen einer von der SSES Regionalgruppe Aargau organisierte Besichtigungs- und Informationstour konnten zwei interessante Installationen besichtigt werden. Als erstes wurde das Heizsystem des Hauses einer jungen Familie unter die Lupe genommen. Bei der Anlage der Familie Mark besteht der Eisspeicher aus einem 10 m3-Betontank, der unter der Einfahrt zum Haus vergraben ist. Die Konstruktion des Speichers und seiner Wärmetauscher verhindert, dass der Speicher gänzlich zufriert und so beschädigt wird. Kostenmässig liegt eine Eisspeicherheizung gemäss Lieferant leicht über derjenigen einer Anlage mit Erdsonde. Haus der Familie Mark: Oben die Kollektoren für Warmwasser, unten die unverglasten Kollektoren für die Regeneration des Eisspeichers. Schema:Viessmann Vor drei Jahren baute die Familie Mark ein Einfamilienhaus im Dorf. Als Elektroingenieur wollte René Mark möglichst erneuerbare Formen der Energie für Heizung und Warmwasserbereitung nutzen. Neben Kollektoren für das Brauchwarmwasser plante er eine Wärmepumpe mit Energiegewinnung durch Erdsonden für die Heizung. Dies wäre möglich gewesen, wäre der Bodennutzungs-Kataster nicht kurz vor der Realisierung der Anlage geändert worden. Nun war es nicht mehr möglich, Erdsonden abzuteufen. Kurzfristig wurde umdisponiert und ein für die Schweiz relativ neuartiges System gewählt: Eine Eisspeicherheizung. Eisspeicher nutzen die physikalischen Eigenschaften von gefrierendem Wasser. Kühlt man Wasser auf bzw. unter Null Grad, kann sehr viel Wärmeenergie aus dem Wasser herausgeholt werden, wenn das Wasser in einen anderen Aggregatszustand – Eis – übergeführt wird. Bei Eisspeichersystemen sorgt eine Wärmepumpe hierfür und liefert Die zweite Besichtigung fand einige hundert Meter weiter bergwärts bei zwei Sechsfamilienhäusern statt. Auf den Schrägdächern dieser MINERGIE-zertifizierten Bauten sieht man sowohl thermische Kollektoren wie auch Photovoltaik-Panels. Urs Blattner erklärte der neugierigen Schar von Interessierten nicht nur die Funktion der thermischen und elektrischen Anlagen, sondern referierte auch über deren Entstehung. Vorerst wurden die Solarkollektoren installiert. Später kamen optisch ansprechende Photovoltaik-Felder dazu, die rund 10‘000 kWh an elektrischer Energie liefern. Urs Blattner erklärt die Anlagen auf den Dächern der Mehrfamilienhäuser. Oben die Vakuumkollektoren. Die thermischen Vakuumkollektoren liefern Wärme in einen 2‘500-Liter- Kombispeicher der Firma Jenni aus Oberburg. Damit wird für Brauchwarmwasser und einen Teil der benötigten Heizenergie gesorgt. Wie alle modernen Mehrfamilienhäuser verfügen die zwei energie-effizienten Häuser in Küttigen über Aufzüge: Interessanterweise kostet gemäss Urs Blattner allein der Unterhalt für die Aufzüge mehr als die (Rest)Kosten für Energie. Die kleine Küttiger Besichtigungstour wurde mit einem Apéro im Gartenhäuschen der Wohnanlage ergänzt. Wurst, Brot und Getränke wurden von den Bewohnern organisiert und von den Besuchern genossen. Zwischen Cervelats, Wein, Bier und nichtalkoholischen Getränken machte Kurt Grünig, Präsident der Genossenschaft Solar Küttigen, Werbung für die „Gemeinschafts-Solaranlagen“. Neben der bestehenden Genossenschaftsanlage auf dem Dach des Küttiger Gemeindehauses sollen weitere Photovoltaikanlagen in und ums Dorf realisiert werden. SOLAR-AKTIV 87/15 Autor und Bilder: Alan Hawkins 7 Besichtigung eines MINERGIE-P Gebäudes mit hohem solarem Deckungsgrad. ist übrigens mit 18 m der höchste Speicher, den die Firma Jenni bis zum damaligen Zeitpunkt fabriziert hat. Südwestansicht des Gebäudekomplexes Am Donnerstag, 6. November 2014 fanden sich vor dem Zentrum Eiken 20 Interessierte aus dem Kreis der Standhelfer SSES Aargau ein. Begrüsst wurden wir von Thomas Bussinger, Architekt und Solarpionier. In kurzen Zügen erklärte er, wie es zu diesem Projekt kam und was alles notwendig war, bis das Gebäude mit 29 Wohnungen, einer Arztpraxis und einer Apotheke mit entsprechender Infrastruktur realisiert war. Danach wurden zwei Gruppen gebildet. Thomas Bussinger erläuterte die räumlichen und konstruktiven Zusammenhänge. Thomas Scheuzger gab Einblicke in die gebäudetechnischen und energetischen Anlagen. Das Gebäude produziert nicht nur Wärme, sondern auch elektrischen Strom. Eine Fotovoltaik-Anlage mit 8.3 kWp erzeugt Strom, der in erster Linie im Gebäude verbraucht wird. Die Überschussproduktion wird ins Netz eingespiesen. Somit wären wir schon bei den Stromverbrauchern. Selbstverständlich wurden bei den Elektrogeräten nur Best-Geräte, A oder A++ verwendet. Da aber bekanntlich nicht immer die Sonne scheint und auch der grösste Speicher einmal leer ist, wird eine witterungsunabhängige Energiequelle benötigt. Hier spielt ein Standortvorteil des Objekts eine grosse Rolle. Das Zentrum Eiken steht über einem sehr grossen Grundwasserstrom. Dieses Wasser von ca. 10 °C wird aus einer Tiefe von 15 m hochgepumpt und mittels einer Wasser-WasserWärmepumpe auf max. 40 °C erwärmt und ebenfalls an passender Stelle in den Energiespeicher eingespiesen. Die Grundidee dieses Gebäudekomplexes ist, dass durch eine sehr gut gedämmte Gebäudehülle möglichst wenig Energie benötigt wird. Die Energie, die noch benötigt wird, ist nach Möglichkeit selber herzustellen. Fehlende Energie ist energieeffizient und umweltschonend zu erzeugen. Diese Idee wurde in ein Energiekonzept übernommen. Die Gebäudehülle ist im MINERGIE-P Standard erstellt worden. Die Dämmstärke beträgt im Mittel 30 cm. Die Fenster weisen einen Uw-Wert von 0.8 W/K m2 auf. Die Luftdichtigkeit des Gebäudes ist < 0.6 n-1. Die Energieversorgung wird zum grössten Teil über die Sonne gelöst. Eine thermische Solaranlage liefert warmes Wasser. Dieses wird in einem zentralen Energiespeicher eingelagert und zusätzlich bewirtschaftet. Eine ausgeklügelte Regelung vergleicht die Temperatur des Solarwassers mit den Temperaturen im Speicher und speist die Wärme der Sonnenkollektoren zur passenden Temperatur im Speicher ein. Wird keine passende Temperatur gefunden, hat die Regelung die Möglichkeit, die passende Temperatur, mittels Mischventil zwischen Solar-Vor- und -Rücklauf, herzustellen. Wieso dieser Aufwand? Die grössten Verluste in einem Speicher sind die Mischzonen. Mit diesem System werden die Mischzonen auf ein absolutes Minimum reduziert. Aber was passiert mit den Wärmeverlusten über die Speicheroberfläche? Auch diesem Umstand wurde Rechnung getragen. Einerseits ist der Speicher sehr gut gedämmt und andererseits steht er mitten im Gebäude – er reicht vom Keller bis ins 5. Obergeschoss. Alle Verluste bleiben also im Gebäude. Beim Speicher handelt es sich um einen klassischen Jenni Energiespeicher mit 3 „Jumbos“ für die Warmwasseraufbereitung. Es 8 SOLAR-AKTIV 87/15 Der zentrale Speicher Somit wären die Grundenergieversorgung und auch die Heizung des Gebäudes abgedeckt, nicht aber der Bedarf an Warmwasser. Das Warmwasser muss ja auf 60 °C erwärmt werden, damit es mit den Legionellen kein Problem gibt und auch die fettige Bratpfanne sauber abgewaschen werden kann. Bekanntlich nimmt der Wirkungsgrad einer Wärmepumpe ab, wenn Wärme aus grossen Temperaturdifferenzen erzeugt werden muss. Aus diesem Grund ist eine zweite Wasser-Wasser-Wärmepumpe eingebaut, die nur der Warmwassererzeugung dient. Diese holt aber ihre Energie nicht aus dem kalten Grundwasser, sondern aus dem warmen, unteren Teil des Energiespeichers. Somit kann auch aus tiefen Temperaturen der Son- nenkollektoren, so um die 25 °C, heisses Warmwasser von 60 °C mit einem guten Wirkungsgrad, produziert werden. Selbstverständlich ist auch hier wieder eine intelligente Regelung am Werk, die entscheidet, ob die Wärmeproduktion der Sonnenkollektoren durch den Tag ausreichend ist oder ob über Nacht die Wärmpumpe noch nachheizen muss. Das Gebäudeleitsystem kann aber noch viel mehr. Es kommuniziert auch extern. Bei Störungen, die das System nicht selber beheben kann, wird ein SMS oder E-Mail an den Hauswart verschickt. Dieser kann mit seinem Laptop oder Smartphone auf die Anlage zugreifen und allfällige Störungen quittieren oder, weil ihm das Leitsystem anzeigt, wo die Störung liegt, den entsprechenden Kundenservice avisieren. Mit dem Gebäudeleitsystem ist aber noch mehr möglich. Weil dadurch die Anlage transparent wird, kann sie auch optimiert werden. So haben wir in den letzten zwei Jahren etliche Einstellungen so anpassen können, dass die Anlage immer effizienter funktioniert und immer weniger hochwertige externe Energie verbraucht. Die Kosten für Heizung und Warmwasser belaufen sich im Schnitt pro Wohnung auf Fr. 200.-- im Jahr. Nach diesen Ausführungen, wurde ins Nachbargebäude disloziert. Im Restaurant Rössli wartete ein feines Nachtessen auf die Teilnehmer. So konnten bei Speis und Trank die Eindrücke weiter vertieft und Erfahrungen ausgetauscht werden. Nach dem Nachtessen gab es noch einen Kurzvortrag zum Thema 2Sol, also der Einlagerung der Sonnenenergie im Erdreich. Thomas Scheuzger, Energieingenieur und Vorstand SSES Regionalgruppe Technische Daten Zentrum Eiken • Gebäude im MINERGIE-P Standard zertifiziert • Energiebezugsfläche: 3‘894 m2 • Energiekennziffer: 17.4 kWh/m2 • Primärenergieversorgung Grundwasser-WP 58 kW • Warmwasserversorgung Wasser-Wasser-WP 32 kW • Solarthermie: 74 m2 • Energiespeicher 55‘000 Liter Wasser, Höhe 18 m • Photovoltaik 8.3 kWp, 66 m2 im Netzverbund • 40 Temperaturmesspunkte und 7 Wärmezähler zur Überwachung der Anlage • Gebäudeleitsystem mit zentraler SPS, Bedienterminal und Fernwartungsmöglichkeit. Führung im „2000-Watt-Areal“ Im Lenz, Mittwoch, 08. April 2015 Von Hero über Gleis Nord zu „Im Lenz“ Siehe auch www.imlenz.ch / www.losinger-marazzi.ch Die SSES Regionalgruppe Aargau lädt euch herzlich zu dieser Führung ein: Programm: 15:00 Eintreffen im Showrom 15:10 Begrüssung, Präsentation des Projektes Kurzreferat von Losinger Marazzi AG 15:45 Besichtigung des Areals 16:45 Diskussion und kleiner Apero im Showrom 17:30 Ende der Veranstaltung Treffpunkt: Mittwoch, 08. April 2015; 14:50 Uhr vor dem gelben Haus Gleis 1 Das nachhaltige Quartier Im Lenz – das sind rund 6 ha an bester Lage zwischen Zürich, Basel und Bern, direkt beim Bahnhof Lenzburg. Der ehemalige Produktionsstandort von Hero wird zu einem Ort, wo alle modernen Anforderungen zum Wohnen, Arbeiten und Erleben erfüllt sind: Ein ganzheitliches Konzept, das ökologisch erstellte und betriebene Gebäude ebenso einschliesst wie Erholungsraum, soziales Leben, Mobilität und Energie. Das Projekt Im Lenz soll auch in Sachen Nachhaltigkeit ein Vorbild sein und Signalcharakter aufweisen. Es handelt sich um eines der drei ersten schweizweit zertifizierten „2000-Watt-Areale“, die von der Totalunternehmung Losinger Marazzi AG entwickelt und realisiert werden. Auf der Rückseite des Bahnhofs Lenzburg, Tunnel-Ausgang Breitfeldstrasse – dann ca. 120 m nach rechts dem Bahngeleise entlang gehen. Parkplätze: Im öffentlichen Parkhaus beim Restaurant Phoenix (Niederlenzer Kirchweg) Zugfahrplan: Lenzburg ist per Zug gut erreichbar. Einzig die S23, (14:04 Uhr ab Baden ohne umsteigen), fährt nur 1x pro Stunde. Teilnahme: gratis; Teilnehmerzahl beschränkt Anmeldung obligatorisch bis 20. März 2015 an Maria Engel, Pflanzerbachstr. 75, 8967 Widen Telefon: 056 641 02 12 oder per Email: [email protected] SOLAR-AKTIV 87/15 9 SOLAR-AGENDA 2015 Allgemeine Termine 3. März Bandweberei Kuny in Küttigen Ausschreibung siehe unten 19. März GV SSES Regionalgruppe Aargau Siehe Seite 3 19. März Energiegipfel siehe auch www.energie-gipfel.ch Sofort anmelden 8. April Führung 2000-Watt Areal im Lenz Ausschreibung siehe Seite 9 7.-10. Mai Tage der Sonne in der Umweltarena Spreitenbach Siehe Editorial 7./8. August Solaarreise in die Innerschweiz Freitag, 7. August 2015 Besuch des Zen- trums für integrale Gebäudetechnik (ZIG) der Hochschule Luzern in Horw. Das ZIG befasst sich mit Aus- und Weiterbildung, Forschung und Dienstleistungen (Prüfstelle) in diesem für die Energiewende äusserst wichtigen Fachbereich. Samstag 8. August Meiringen: E-Mobilität,Speicher-Systeme Energieapéros 2015 Anmeldung unter: www.energieaperos-ag.ch. Baldmöglichst anmelden ! Gebäude – vom Sanierungsstau zur 2000 W-Gesellschaft 10. März 2015 Aarau 12. März 2015 Lenzburg Besuch in der Bandweberei Kuny in Küttigen Dieses Thema dürfte Damen und Herren gleichermassen interessieren! Energie effizienter nutzen ist ein Puzzleteil der Schweizer Energiewende. Wie das praktisch umgesetzt werden kann, zeigt die hundertjährige Firma Kuny im Juradorf Küttigen. In freiwilliger Zusammenarbeit mit der EnergieAgentur der Wirtschaft werden laufend Einspar-Möglichkeiten und Effizienzpotenziale eruiert und umgesetzt. So vermindert die Firma den Schadstoff-Ausstoss und spart Energiekosten sowie CO2-Abgaben. Deko-Bänder aus diversen Materialien für Gschänkpäckli, Klettverschlüsse, Namenbänder, synthetische Kreuzbänder für orthopädische Operationen oder Kupferbänder für die Trafo-Industrie; fast alles, was unter den Begriff Schmal-Textilien fällt, wird hier gewoben, gefärbt, ausge- rüstet, bedruckt und konfektioniert. Aus der ehemaligen Heim-Posamenterei in der Juraregion entstand ein Industrie-Unternehmen, das sich mit seinen Produkten heute europa-, ja sogar weltweit behauptet. Treffpunkt: Dienstag, 3. März, 13.30 Uhr bei der Firma Kuny, Benkenstrasse 39, Küttigen Anfahrt mit Postauto Linie 136 (Benkerjoch) Aarau Busbahnhof ab 13:17, Küttigen Oberdorf an 13:25 Frick Bahnhof ab 13:07, Küttigen Oberdorf an 13:29 Kontaktnummer F. Kaiser 077 496 26 75 Anmeldung aus organisatorischen Gründen erwünscht bis 28. Februar an Ferdi Kaiser, Langmattstr. 58, 5064Wittnau, [email protected] Energie- und Bauberatung 5040 Schöftland Tel. 062 721 50 45 [email protected] www.innoplan-sbhi.ch Unsere Web-Seite: www.sses-net.ch/aargau, Tel. 062 834 03 00 10 SOLAR-AKTIV 87/15 Vereinszeitschrift der SSES-Regionalgruppe Aargau Redaktion: Iris Marchand, 4123 Allschwil Druck: Druckerei Meier, 5303 Würenlingen
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