Teil 8 der SVo8-Chronik

Die „Alten Herren“ hatten ihr gewohnt umfangreiches Spielprogramm. Von 19
Freundschaftsspielen wurden 17 gewonnen und nur 2 verloren. Das Torverhältnis von 111:37
spricht eindeutig für die vorhandene Spielkultur der Veteranen.
Eine sinnvolle Neuheit ist ab diesem Spieljahr 1967/68 nun auch bei Meisterschaftsspielen
eingeführt worden, 2 Spieler dürfen ausgewechselt werden.
1. Mannschaft 1968
Stehend von links: Franz Burkhard, Trainer Linder, Didi Hinkelmann, Heinz Hänel, Reinhard
Jung, Siegfried Wunsch, Heinz Schmitt, Harald Kohnle, Bruno Kiefer, Herbert Ockert,
Manfred Benz, Reinhard Jörger, Karl Walz, Karl Krell.
Kniend von links: Alfred Kastner, Peter Schmidt, Hans Walz, Udo Buchholz, Georg
Baumstark.
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2. Mannschaft 1968
Stehend von links: Franz Burkhard, Bernd Westermann, Karl-Heinrich Herrmann, Gerhard
Schmitt, Anton Schindler, Harald Sackmann, Karl-Heinz Hönig, Walter Link, Günther Leger,
Walter Lederle, Herbert Ridinger, Karl Walz, Karl Krell.
Kniend von links: Willi Emrich, Peter Hartmann, Karl Hornung, Hans-Peter Kirn, Helmut
Schorpp.
Das 60jährige Jubiläum
Jubiläumsfeste bedürfen einer intensiven Vorbereitung. Die Mitglieder müssen motiviert
werden um bei den Anstehenden Aufgaben die Vereinsleitung nicht alleine zu lassen. Das
Stadion wurde fein herausgeputzt, die Stehplatzränge zwischen Adlerstraße und Tribüne
wurden mit Bordsteinplatten neu angelegt. Ein ansprechendes Festprogramm wurde
zusammengestellt.
Festprogramm
Donnerstag, den 13.06.1968
13.15 Uhr
14.30 Uhr
16.15 Uhr
18.00 - 19.45
20.00 Uhr
SV08 Kuppenheim A — VfB Bühl A
SV08 Kuppenheim II - Viktoria Berghausen II
SV08 Kuppenheim 1 - Viktoria Berghausen 1
Spiele um den Wanderpokal der örtl. Vereine
Unterhaltungskonzert der Kanadischen Militärkapelle Söllingen im Festzeit.
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Freitag, den 14.06.1968
17.30-19.45
20.00 Uhr
Spiele um den Wanderpokal der örtl. Verein
Tanzveranstaltung im Festzeit
Samstag, den 15.06.1968
14.00 Uhr
15.00 - 16.45
16.45 Uhr
18.15 - 19.30
20.00 Uhr
SV 08 Kuppenheim D - FC Phönix Durmersheim D
Spiele um den Wanderpokal der örtl. Vereine
5V 08 K’heim AH. - KSC Traditionsmannschaft
Wanderpokal der örtlichen Vereine
Festbankett im Festzeit
Sonntag, den 16.06.1968
Festgottesdienst im Stadion unter Mitwirkung des MGV „Treue“ Kuppenheim,
des MGV „Liederkranz“ Oberndorf, der Stadtkapelle Kuppenheim, des
Kirchenchor K‘heim, der Schützengilde Kuppenheim, des HarmonikaSpielring Kuppenheim
10.45 Uhr Handball: SV 08 K‘heim 1 - TV Neuenbürg 1
Anschl. Frühschoppenkonzert der Stadtkapelle Kuppenheim im Festzeit
13.00 - 14.15 Wanderpokal der örtlichen Vereine
14.15 Uhr SV 08 K‘heim C - SC Drusenheim C (Elsass)
15.30 Uhr FC Gernsbach 1 - SC Drusenheim 1 (Elsass)
17.15 - 19.45 Wanderpokal der örtlichen Vereine
20.00 Uhr
Großer Bunter Abend im Festzeit anschl. Tanz
9.00
Uhr
Monntag, den 17.06.1968
9.30 - 12.00
13.15 Uhr
14.30 Uhr
16.00 Uhr
17.45 Uhr
18.30 Uhr
19.30 Uhr
u.
Wanderpokal der örtlichen Vereine
SV 08 Kuppenheim B II - FV Steinmauern B
SV 08 Kuppenheim B 1 - KFV B 1
Mittelbadische Auswahlelf (1. Amateurliga)
gegen 1860 München (Bundesliga)
Spiel um den 3 .und 4. Platz des Vereinsturniers
Endspiel um den Wanderpokal der örtl. Vereine
Bunte Unterhaltung
a. Vorführung des Heimatfilmes des SV 08
Unvergessen ist jener 17. Juni 1968, damals noch „Tag der Deutschen Einheit“ und
gesetzlicher Feiertag, als ein Mittebadische Amateurauswahl im Wörtelstadion gegen die
damals erste Adresse im Deutschen Fußball, 1860 München, mit dem legendären Torwart
Radenkovic, spielte.
Kurios war schon das Zustandekommen der Begegnung. In der Vorbereitung des
Jubiläumsfestes hatte die Vereinsleitung Kontakt mit 1860 München aufgenommen und bei
einem persönlichen Gespräch mit deren Manager in Karlsruhe eine Spielzusage erhalten.
Sechs Wochen vor unserem Jubiläumsfest las Reinhard Jung in einer Sportzeitung dass 1860
München zu unserem Festtermin in Südamerika weilt. Es stellte sich heraus dass Vorstand
Erwin Ludwig lediglich eine schriftliche Absichtserklärung von den Münchner vorweisen
konnte. Reinhard Jung und der damalige Jugendleiter Bruno Wetzel fuhren daraufhin nach
München und haben 1860 verpflichtet und einen Vertrag mit Nennung der Spieler
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mitgebracht. Das Spiel wurde dann sportlich und finanziell ein großer Erfolg für unseren
Verein.
Didi Hinkelmann und Radi Radenkovic
beim Wimpeltausch, Schiedsrichter Eugen Peter aus Muggensturm
Bezirksauswahl - 1860 München
Begrüßung der Mannschaften
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Nahezu 8000 Zuschauern strömten in den Wörtel um die Stars der noch jungen Bundesliga zu
sehen. Bald reichte das Volumen der Geldkassette beim Kassieren nicht mehr aus. In dieser
schier ausweglosen Lage blieb dem Kassier Alois Hasel nichts anderes übrig, als die
vereinnahmten Geldscheine erst einmal hinter sich auf den Fußboden des Kassenhäuschens zu
werfen, um diesen Ansturm zu bewältigen. Originalaussage Alois Hasel: „Ich stand
schließlich knöcheltief im Geld“ – eine traumhafte Situation, die heute leider kaum vorstellbar
ist. Jedenfalls geht Alois Hasel in die Geschichte des Vereins ein als der Mann, der die
Geldscheine hinter sich warf und in Wäschekörbe abtransportierte.
Da zu diesem Hauptspiel der Rasen im Wörtelstadion geschont wurde fanden alle weiteren
Spiele am Platz beim Kanaldamm statt.
Platz am Kanaldamm
Spielausschussvorsitzender Karl Krell begrüßt die Mannschaften aus Achern und
Drusenheim.
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Die Vorstandschaft im Jubiläumsjahr 1968
Von links stehend: Hans Klagge, Jugendtrainer; Eugen Warth, Platzkassier; Klaus Burkhard,
Jugendtrainer; Bruno Wetzel, Jugendleiter; Josef Köhler, Platzkassier; Artur Balantis,
Platzkassier; Konrad Braun Platzkassier; Martin Dürringer, Beitragskassier; Georg Gröger,
Beitragskassier; Franz Burkhard, Spielausschuss; Walter Schneiderhan, Kassier Abt.
Handball; Herbert Heft, Spielausschuss Abt. Handball; Alois Hasel, Platzkassier; German
Hertweck, Schriftführer und Jugendtrainer, Günther König, Jugendtrainer.
Von links sitzend: Emil Ochs, Platzkassier; Paul Krell, Hauptkassier; Ludwig Stahlberger,
Leiter Abt. Hanball; Alfred Weiler, Geschäftsführer; Erwin Ludwig, 1. Vorsitzender; Rudi
Cynybulk, 2. Vorsitzender; Karl Krell, Spielausschussvorsitzender, Josef Jung, Platzwart;
Karl Walz, Spielausschuss.
1968/69 Reserve wird Meister
In diesem letzten Spieljahr der Reservestaffel errang die 2. Mannschaft die Meisterschaft, die
bisher stets den Aufstieg in die A-Klasse (ab 1978 Bezirksliga) bedeutete. Durch Änderung
der Spielordnung musste gegen den drittletzten der A-Klasse, den FV Steinmauern, um den
Aufstieg gespielt werden. Nach Gleichstand in zwei Entscheidungsspielen scheiterte die
Reserve im dritten Spiel und wurde damit der B-Klasse Rhein (später Süd) zugeteilt.
Der 1. Mannschaft reichte es trotz bester Heimbilanz der Liga nur zum 6. Tabellenplatz mit
33:27 Punkten und 56:55 Toren.
Ein Vorkommnis der besonderen Art hat es zum Auswärtsspiel beim Liganeuling Weil am
Rhein gegeben. Treffpunkt zur Abfahrt war damals der Friedensplatz. Die Spieler wurden in
die bereitstehenden privaten PKW verfrachtet und ab ging die Fahrt nach Weil. Beim
Umkleiden hat man mit Erschrecken festgestellt der Torwart fehlt. Was war passiert? Torwart
Karlheinz Schaaf der in Rastatt wohnte sollte abgeholt werden, aber niemand hatte daran
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gedacht. Ein Anruf bei Robert Wetzel jun. in Kuppenheim, er fuhr mit seinem Porsche,
Karlheinz auf dem Beifahrersitz, mit Spitzengeschwindigkeit die 180 km nach Weil. Zur
Halbzeit sind sie angekommen und Feldspieler Peter Schmitt im Tor konnte abgelöst werden.
Das Spielergebnis ist längst vergessen aber die Anekdote ist bei den beteiligten im Gedächtnis
eingeprägt.
In der Vereinsführung gab es Veränderungen. Helmut Geiger übernahm den 2. Vorsitz, Hans
Schulz die Geschäftsführung, Hans Klagge die Jugendabteilung. Neben dem alt-verdienten
Karl Krell wurden mit German Hertweck, Günter König und Hans Walz auch ehemalige
Aktive aus der „Ersten“ in den Spielausschuss gewählt.
Die Vereinsverwaltung setzte sich zusammen aus:
1. Vorsitzender
Dipl. Ing. Erwin Ludwig
2. Vorsitzender
Helmut Geiger
Geschäftsführer
Hans Schulz
Schriftführer
Gernot Jutt
Hauptkassier
Paul Krell
Spielausschuss
Karl Krell Vorsitzender, Franz Burkhard, German Hertweck,
Günter König, Hans Walz
Jugendleiter
Hans Klagge
Trainer und Betreuer
German Hertweck, Hermann Hettich, Hans Walz, Karl Walz,
Walter Link, Klaus Burkhard, Alois Ullrich
Presse 1. Mannschaft
Berni Hinkelmann
Presse Jugend
Reinhard Frosch
Platzkassier
Emil Ochs, Alois Hasel, Eugen Warth, Emil Köhler,
Martin Dürringer
Beitragskassier
Georg Gröger
1969/70 Junge Talente verlassen den Verein
Dieses Jahr ist geprägt von unerwarteten Vereinswechseln der jungen Spieler Heinz Hänel,
Peter Schmitt, Peter Hartmann, Günter Weiland und Manfred Benz. Nachschub aus der
eigenen Jugend und die zu uns gekommenen Spieler aus unteren Klassen konnten die
Abgänge nicht gleichwertig ersetzen. Die Routine der erfahrenen Spieler, Alfred Kastner,
Siegfried Wunsch, Bruno Kiefer, Didi Hinkelmann, Reinhard Jörger, Reinhard Jung, Udo
Buchholz, die nun alle um die 30 Jahre alt waren, reichte dieses Jahr gerade noch aus um sich
in der 1. Amateurliga zu halten. Mit 23:37 Punkten und 32:43 Toren hat man das Spieljahr auf
dem 12. Platz abgeschlossen.
Die 2. Mannschaft belegte in der B-Klasse nur den 9. Platz mit 20:30 Punkten und 45:61
Toren. Die o.g. Abgänge beeinträchtigten auch hier das Leistungsniveau.
Regiert das Geld die Fußballwelt?
Mit dem mehr und mehr von den finanzstarken Großvereinen her sich ausbreitenden
Kommerzialisierung des Amateurfußballs sah sich auch unser Verein konfrontiert. So gaben
eben einige überdurchschnittlich gute Spieler den Lockrufen der neuen Ära nach. Die
unerbittliche Bedrohung der kleinen Vereine und ihr langsames sportliches Ausbluten hatte
begonnen.
Diese völlig neue Situation wurde auch in Kuppenheim noch verschärft durch das Ausbleiben
der Zuschauer mangels Attraktivität auf dem Spielfeld und durch das fehlende Interesse der
A-Jugendlichen, das immer breiter werdende Freizeitangebot dem sportlichen Ehrgeiz zu
opfern. Der traditionsreiche SV 08 sah sich plötzlich am Scheideweg. Sollte man weiter, wie
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in den goldenen Zeiten der 50iger und 60iger Jahre, auf den eigenen Nachwuchs bauen, um
den Verein erstklassig zu halten, der im südbadischen Nachkriegsfußball ein Stück
Geschichte geschrieben hatte, oder sollte man den nur spärlich heranreifenden
Eigengewächsen die Möglichkeit, weiterhin im südbadischen Spitzenfußball mitzumischen,
dadurch erhalten, dass man frühzeitig auch nach jungen Talenten in der Umgebung Ausschau
hielt natürlich unter dem Aspekt der neuen sich nicht aufhalten lassenden kommerziellen
Welle.
Dr Bernhard Hinkelmann jun. übernimmt den Vorsitz
Die grundsätzlichen Überlegungen, die nach einer richtigen Entscheidung zum Wohle des
Vereins riefen, beschäftigten natürlich nicht nur die Clubführung, sondern holten ganz
Fußball-Kuppenheim auf die Beine. Und hier waren es vor allem die ehemaligen Aktiven, die
die Weichen stellten und in der Generalversammlung im Juni 1970 gemeinsam die
Verantwortung für die Zukunft des Vereins übernahmen. Eine ungewöhnlich große Mitgliederschar schenkte dem neuen 1. Vorsitzenden Dr. Bernhard Hinkelmann jun. einstimmig das
Vertrauen, mit Theo Schmitt als 2. Vorstand, Hans Schulz als Geschäftsführer, Paul Warth als
Hauptkassier und einem fußballerfahrenen Spielausschuss -Team mit Karl Krell, Siegfried
Wunsch, Hans Walz, Günter König und Franz Burkhard die Geschicke des Vereins in die
Hand zu nehmen.
1970/71 Abstieg nach 16 Jahren 1. Amateurliga
Wie schwer es diese neue Führungs-Crew in Zukunft haben würde, die sportlichen Fahnen
des SV 08 hochzuhalten, erfuhr sie sofort im laufenden Spieljahr, als es trotz der
Verpflichtung eines neuen Trainers, Otto Büchner aus Rastatt, einiger talentierter junger
Spieler wie Franz Schneider aus Iffezheim, Köhler aus Ottenau, Heinz Brink aus Rastatt und
Klaus Neumann aus Waldprechtsweier nicht gelang, den Klassenerhalt zu schaffen. Auf den
ersten Blick also ein schlechter Start.
Die Vorstandschaft aber hatte das Unheil frühzeitig kommen sehen und Vorkehrungen
getroffen, den unvermeidlichen Abstieg nicht zum sportlichen Todesurteil für den Verein
werden zu lassen. Der Neuaufbau hatte ohnehin zu beginnen, nachdem die langjährigen
Stützen der 1. Mannschaft die Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängen wollten.
Aus der von Hans Klagge und German Hertweck zur Bezirksmeisterschaft und zum Aufstieg
in die Verbandsstaffel geführten A-Jugend wechselten mit Thomas Raub und Dieter Walz die
ersten großen Talente in die 1. Mannschaft. Ihnen folgten im Jahr darauf Edwin Bohe, Klaus
Raub, Norbert Weiler, Lothar Hörig und Werner Nestler. Leider waren dies für längere Zeit
die letzten Eigengewächse, trotz Bemühungen von Vorstandschaft und Jugendleitung. Aber
Disco, Moped und andere Freizeitspäße hielten mehr und mehr die heranwachsenden AJugendlichen vom intensiven Training und damit auch von der Überzeugung ab, einmal in die
erfolgreichen Fußstapfen ihrer Vorbilder hineinwachsen zu können.
Eine unerfreuliche Tatsache, mit sich die Vorstandsetage von Jahr zu Jahr mehr konfrontiert
sah und die naturgemäß den Neuaufbau für die nächsten Jahre schwierig und kostenintensiv
gestaltete.
Während diesem Spieljahr zog sich der langjährige Spielausschussvorsitzende Karl Krell aus
der Vereinstätigkeit zurück. Enttäuscht stellte er sein Amt zu Verfügung, nachdem im Juni
1970 bei der Wahl der neuen Vorstandscrew sein Sohn Paul Krell, den Posten als
Hauptkassier verloren hatte.
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