Branchenmonitor Chemie / Pharma April 2015 Herausgeber BAK Basel Economics AG Redaktion Max Künnemann Adresse BAK Basel Economics AG Güterstrasse 82 CH-4053 Basel T + 41 61 279 97 00 www.bakbasel.com © 2015 by BAK Basel Economics AG Das Copyright liegt bei BAK Basel Economics AG. Die Verwendung und Wiedergabe von Informationen aus diesem Produkt ist unter folgender Quellenangabe gestattet: "Quelle: BAKBASEL". Inhalt 1 Produktion und aktuelle Lage .............................................................................. 5 2 Konjunkturprognose............................................................................................... 7 Abbildungsverzeichnis Abb. 1-1 Abb. 1-2 Abb. 1-3 Abb. 1-4 Abb. 2-1 Abb. 2-2 Produzentenpreise und Eurokurs ................................................................. 5 Exporte ........................................................................................................... 5 Industrieproduktion und Umsatz .................................................................. 6 Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten ............................................................ 6 Reale Bruttowertschöpfung, 2015-17 ......................................................... 7 Beschäftigte, 2015-2017 ............................................................................. 7 Branchenmonitor Chemie / Pharma 1 Produktion und aktuelle Lage Ein Rückblick auf das Jahr 2014 zeigt, dass die chemisch-pharmazeutische Industrie der Schweiz ein deutliches Plus der Exporte verzeichnen konnte. Sie hängte sich damit an die weltwirtschaftliche Erholung und die einhergehende erstarkende ausländische Nachfrage. Die Branche verzeichnete ein Wachstum der realen Bruttowertschöpfung von 3.6 Prozent. Damit trieb sie die Gesamtwirtschaft an (+2.0%). Als Wachstumsmotor fungierte wie zuvor die pharmazeutische Industrie, während sich die Chemie deutlich weniger dynamisch entwickelte. Die pharmazeutische Industrie steht zwar einerseits unter politischem Druck, ihre Preise zu senken, da die öffentlichen Haushalte in vielen Ländern angespannt sind. Andererseits profitierte sie insgesamt von der weltweit stabilen Nachfrage. Für die Chemiebranche hingegen war es schwer, mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten. Der Sektor befindet sich in einem Strukturwandel, welcher sich zulasten der wenig spezialisierten Basischemie vollzieht und auf dem Arbeitsmarkt deutlich widerspiegelt. Während die Pharmabranche 2014 ohnehin weiter kräftig Personal aufbaute (+2.1%), wurde in der chemischen Industrie erstmals seit über fünf Jahren die Beschäftigung zumindest nicht mehr gesenkt (+0.1%). Der Druck auf die Preise (Abbildung 1-1) in der Pharmaindustrie ist auch für 2014 erkennbar: Die Produzentenpreise entwickelten sich nun schon in den letzten sechs Quartalen rückläufig. Dies resultiert aus Verhandlungen über Medikamentenpreise in vielen Märkten. Ein Beispiel ist die im April 2013 erreichte Einigung der Pharmaindustrie mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der Schweiz. Weitere Senkungen sind laut BAG für Sommer 2015 geplant. In der Chemie hingegen war es vor allem der internationale Preiswettbewerb, der weiterhin Nachlässe verursachte. Teils waren Preisnachlässe hinsichtlich sinkender Erdölpreise, die die Produktion verbilligten, aber verkraftbar. Abb. 1-1 16% 12% 8% 4% 0% -4% -8% -12% Produzentenpreise und Eurokurs Chemie 1.6 Pharma Eurokurs (rechte Skala) 1.4 1.3 1.1 1.0 0.8 Preise: Veränderung in % ggü. Vorjahresquartal, Eurokurs: Niveau Quelle: BAKBASEL Abb. 1-2 25% 20% 15% 10% 5% 0% -5% -10% Exporte Pharma* Chemie * Pharmazeutika, Vitamine, Diagnostika Veränderung der nominalen Exporte in % ggü. Vorjahresquartal Quelle: BAKBASEL Die nominalen Exporte der chemisch-pharmazeutischen Industrie (Abbildung 1-2) konnten sich auch 2014 im Vorjahresvergleich kräftig steigern und nahmen um 5.4 Prozent zu. Während die Agrochemie einen Dämpfer verkraften musste (-0.4%), hat sich bemerkenswerterweise die Exportnachfrage nach Produkten der Schweizer Basischemie für das Gesamtjahr positiv entwickelt (+1.9%). Dieses Plus dokumentiert die allmählich anziehende europäische und globale Konjunktur der zweiten Jahreshälfte 2014. 5 BAKBASEL Branchenmonitor Chemie / Pharma Die Indikatoren Industrieproduktion und Umsatz für die chemische und pharmazeutische Branche verhalten sich analog zur aktuellen Entwicklung der Exporte (Abbildung 1-3). Die Produktion der Pharmaindustrie nahm gegenüber der Vorjahresperiode um 3.5 Prozent zu, während auch die chemische Industrie ihre Produktion um 1.0 Prozent erhöhen konnte. Abb. 1-3 Industrieproduktion und Umsatz 20% -40% Beschäftigte in Vollzeitäquivalenten 6% 1% 0% -20% Abb. 1-4 Pharma Produktion Pharma Umsatz Chemie* Produkti on Chemie* Umsatz * Chemie, inkl. Kokerei und Mineralölverarbeitung Veränderung in % ggü. Vorjahresquartal Quelle: BAKBASEL -4% -9% -14% Pharma Chemie* Chemie*/Pharma * Chemie, inkl. Kokerei und Mineralölverarbeitung Veränderung in % ggü. Vorjahresquartal Quelle: BAKBASEL Die Beschäftigten in Vollzeitäquivalenten weisen hingegen auf einen leichten Rückgang des Arbeitsvolumens 2014 in der Chemie hin (-0.4%), der allerdings im Vergleich zu den Vorjahren eher gering ausfällt. In der Pharma ging es aufwärts (+2.3%). 6 BAKBASEL Branchenmonitor Chemie / Pharma 2 Konjunkturprognose Die Karten für 2015 sind neu gemischt. Zwar bessert sich das globale Konjunkturumfeld, da vor allem positive Signale aus den USA kommen. Die Aufhebung der Untergrenze zum Euro dürfte sich für die exportorientierten Branchen aber negativ auf die Wachstumsaussichten auswirken. Die Prognosen für das Schweizer Bruttoinlandsprodukt fallen gegenüber denen des Herbsts 2014 verhaltener aus: vorbehaltlich weiterer Risiken („Grexit“, kriegerische Spannungen) rechnet BAKBASEL im 2015 mit einer Zunahme von noch 1.0 Prozent (Prognose Herbst 2014: +1.9%). Wenn auch die Exporte als einzig verfügbarer Kurzfristindikator für die Wechselkursreaktionen keine endgültigen Schlüsse zulassen, so könnten sich die Konsequenzen des Aufwertungsschocks hierin bereits abbilden. Die Exporte zeigen bis inkl. Februar im Vergleich zur Vorjahresperiode sowohl für die Agrochemie als auch die Basischemie und Pharmaindustrie Rückgänge in den Exporten an. Tatsächlich erstreckt sich der Rückgang über das Gros der Exportbranchen. Die Pharmaindustrie wird den Aufwertungsschock hinsichtlich ihrer beträchtlichen Margen und der preisunelastischen Nachfrage nach Medikamenten im Laufe des Jahres hinter sich lassen können. Die Lage gestaltet sich insbesondere für die Basischemie anders. Sie hatte bereits vor dem neuerlichen Schock mit erheblichem Preiswettbewerb und niedrigen Margen zu kämpfen. Zusätzliche Preisnachlässe liegen daher nicht drin. Die Gefahr weiterer Produktionsverlagerungen ins Ausland nimmt daher zu. Die reale Bruttowertschöpfung und Beschäftigtenzahl der Pharmabranche nehmen auch im 2015 weiter kräftig zu (+3.9% bzw. +2.6%). Für die Chemie verdunkeln sich die Wolken: der Branche blühen für die Jahre 2015 und 2016 nun wieder Rückgänge der Wertschöpfung von -1.5 bzw. -0.4 Prozent. Im 2016 schlägt sich dies auf die Beschäftigungsentwicklung der Chemie durch (2015: -0.1%; 2016: -1.2%). Erst im 2017 dürfte die Beschäftigung der Chemie wieder anziehen. Abb. 2-1 15% 10% Reale Bruttowertschöpfung, 2015-17 Gesamtwirtschaft Chemie/Pharma Abb. 2-2 3% 2% 5% 1% 0% 0% -5% -1% Veränderung in % ggü. Vorjahresquartal Quelle: BAKBASEL Beschäftigte, 2015-2017 Gesamtwirtschaft Chemie/Pharma Veränderung in % ggü. Vorjahresquartal Quelle: BAKBASEL Die Chemie-Pharma als Ganzes dürfte auch mittelfristig robust wachsen. Sie profitiert von der Wettbewerbsfähigkeit der Pharmabranche, der geographischen Diversifizierung der Exporte Pharmabranche sowie der generell stabil wachsenden globalen Medikamentennachfrage, welche wenig auf Preisänderungen oder Konjunkturlage reagiert. Trends wie die personalisierte Medizin und die Entwicklung von Bio-Similars zeigen, dass Forschungsbedarf und Marktpotenzial für Medikamente auch zukünftig gross sind. Die chemische Industrie dagegen befindet sich in einem internationalen Preiswettbewerb. Vor allem die Chemiesparten mit wenig spezialisierten Basisprodukten leiden unter Produktionsauslagerungen und der Tatsache, dass Vorleistungsprodukte zunehmend im Ausland bezogen werden. Dieser Prozess erhält aktuell nochmals Schub. 7 BAKBASEL
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