Factoring Zahlungsziel: 48 Stunden

Factoring/Zahlungsziel: 48 Stunden
Handelsblatt online vom 11.05.2015
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Leasing
Factoring
Factoring
Zahlungsziel: 48 Stunden
Von den deutschen Unternehmen nutzen immer mehr das Instrument des Factorings. Wie aus dem Halbjahresbericht für 2014
des Deutschen Factoring-Verbandes hervorgeht, stieg der Gesamtumsatz seiner Mitglieder um knapp 20 Milliarden Euro auf
90,02 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Kundenzahl kletterte um 4,17 Prozent auf 18.170 Kunden.
Etwa 90 Prozent dieser Kunden kommen aus dem Mittelstand . Ihr Anteil am Umsatz aller Verbandsmitglieder macht rund 50
Prozent aus.
Für die Zukunft gehen Branchenkreise davon aus, dass das Ergebnis noch einmal besser ausfällt. Doch woher kommt diese
plötzliche Nachfrage? Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine Forderungen an einen darauf spezialisierten
Dienstleister. Dieser überweist das Geld abzüglich einer Provision zwei Tage später, also bereits nach 48 Stunden, auf das
Konto seines Kunden - und damit deutlich vor dem auf der Rechnung ausgewiesenen Zahlungsziel.
Der Vorteil: Das Unternehmen verfügt vorzeitig über Liquidität und kann damit den Kauf neuer Vorprodukte finanzieren oder
Fixkosten wie Löhne und Miete decken. Kurzum: Es hat finanzielle Planungssicherheit und muss sich nicht um Mahnungen
kümmern. Das übernimmt das Factoringunternehmen - im Gegenzug dafür behält es einen Teil der Forderung als Gebühr ein.
Deren Höhe richtet sich nach dem Volumen der Rechnung und dem Zahlungsziel. Factoringunternehmen wie die Aktivbank
AG stellen auf ihrer Homepage einen Gebührenrechner zur Verfügung, in den Unternehmen verschiedene Parameter
eingeben und sich so die Kosten vorab ausrechnen können. Genutzt wird Factoring in Deutschland seit Ende der fünfziger
Jahre. Eine der ersten Branchen war dabei die Textilwirtschaft. Das lag an einer Besonderheit: den Einheitsbedingungen der
deutschen Textilindustrie.
'Diese bilden die Basis für die Zahlungsbedingungen und legen das Zahlungsziel auf 60 Tage fest', erläutert Andreas Dehlzeit,
Geschäftsführer von Bibby Financial Services GmbH. 60 Tage sind lang - doppelt so lang wie das Zahlungsziel vieler anderer
Branchen. Wer so lange auf sein Geld warten muss, hat schnell ein Liquiditätsproblem.
Mittlerweile verkaufen aber viele unterschiedliche Branchen ihre Außenstände. Ein 'Stammkunde' ist dabei die
Zeitarbeitsbranche geworden. 'Bei klassischer Zeitarbeit fallen die Rechnungen immer zum Dreißigsten eines Monats an',
erläutert Haucke Kahlcke von der Aktivbank. Oftmals bedeutet das einen mehrtägigen Versatz nach hinten. Dazu kommt ein
Zahlungsziel von in der Regel 30 Tagen. Folge: Der Personaldienstleister muss seine Kosten mitunter über einen Monat
vorfinanzieren.
Aber auch bei Logistikunternehmen sind lange Zahlungsziele üblich. 'Oft ist die Bonität der meist kleinen mittelständischen
Unternehmen dabei so, dass die Hausbanken nicht mit einem Betriebsmittelkredit zur Verfügung stehen', sagt Kerstin
Steidte-Mergerlin von der Dresdner Factoring AG. Lebensmittelproduzenten wie Bäcker wiederum müssen die Zahlungsziele
ihrer Abnehmer, oftmals große Handelsketten, akzeptieren - und die liegen oft bei 45 Tagen.
Allerdings sollte der Factorer sorgfältig ausgewählt werden. In der Vergangenheit sorgten unseriöse Anbieter für
Negativschlagzeilen. Mittlerweile werden die Factoringunternehmen aber stärker von der Finanzaufsicht Bafin überwacht.
Michaela Sprenger
Frankfurt
Quelle:
Handelsblatt online vom 11.05.2015
Rubrik:
Unternehmen
Leasing
Dokumentnummer:
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