Von Schrift und Film und Film und Schrift Vorträge und Workshop

Von Schrift und Film und Film und Schrift
Vorträge und Workshop am 1. und 2. Juni 2015
Eine Veranstaltung des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der GoetheUniversität Frankfurt am Main und des Klingspor-Museums Offenbach
Die Frage nach der Funktion von Schrift für das Bildmedium Film ist immer noch zu wenig
gestellt und deren Erforschung hat erst in den letzten Jahren begonnen. 1 Dies erstaunt, weil (fast)
jeder Film mit einem Titelschriftzug beginnt. Vorspann, Abspann, Credits, intradiegetisch
dargestellte Schrift (etwa in Form von Schildern) sind weitere Formen der Schriftlichkeit des
Films. Auch das Drehbuch, das Storyboard, die gesamte semiotische Ordnung des Films, seine
Symbolebenen, können als Form von Schriftlichkeit verstanden werden, wie auch die aufgezeichnete Sprache auf ihre Weise Eigenschaften des Schriftlichen hat.
Umgekehrt finden sich auch filmische Verfahren bereits im Medium des Buchs angelegt, man
denke an das Fließen der Schrift in das Bild hinein in japanischen Büchern und die zahlreichen
illustrierten Bücher, die die Rezeption konkret durch das Umblättern und das Orientieren im
Buch verzeitlichen.
Mit den Vorträgen und dem Workshop möchten wir einen interdisziplinären Dialog zum Thema
Schrift und Film führen. Dabei sollen auch die kulturellen Unterschiede und die historischen
und intermedialen Bezüge von Schriftkultur und Film thematisiert werden. Die Grenzen zwischen Schrift- und Bildmedien sind kulturell höchst variabel. Das Medium des Buches, des Plakats, der Druck allgemein wie auch die Typo- und Kalligraphie bilden die selbstverständlichen
Voraussetzungen und Vorläufer des Einsatzes von Schrift im Film.
Vorträge, eine Kalligraphie-Vorführung von Tanja Leonhardt, eine Bestandspräsentation des
Klingspor-Museums sowie eine Filmvorführung von Ozus An Autumn Afternoon (Sanma no aji)
zeigen beispielhaft, wie sich Schrift und Film, ebenso das Buch als Informationsträger berühren:
Es sind Prozesse der Raum- und Zeit-Erfahrung. Muss die Schrift geschrieben (oder auch technisch animiert) werden, um zu einer mehr oder weniger bewegten/beweglichen Textur Lesbarkeit
und Ansichtigkeit zu erfahren, ist der Film das Medium des Bildablaufs schlechthin.
So fügen sich verschiedenste Aspekte des Filmischen und Vorkommen aus der Sammlung des
Buch-Schriftmuseums zu einem Mosaik, das die Bandbreite der Begegnungen zwischen den
Medien eröffnet. Mit der Kalligraphin und Schriftkünstlerin Tanja Leonhardt ist eine Künstlerin
involviert, die das Erarbeiten von Schreibaufgaben und ihre künstlerische Ausformung auch stark
von der Arbeit mit der Filmkamera her unterlegt.
Ein homogenes Gesamtergebnis der Einschätzungen durch Vorträge und Präsentationen wird
weniger erwartet als eine Auffächerung von Relationen, die Schöpferisches aufzeigen, das den
Protagonisten von Film, Schrift- und Buchgestaltung im wechselseitigen Umgang miteinander
zukommt.
1Siehe dazu etwa die Auswahlbibliographie von Amann/Wulff, http://www1.unihamburg.de/Medien/berichte/arbeiten/0099_09.html, abger. am 10.5.2015.
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Die Tagung versteht sich als eine Sichtung von Positionen, mit der Erwartung, neue Blickwinkel
für die Disziplinen Film-, Schrift- und Buchwissenschaft zu erkennen und ihr Zusammentreffen
für Arbeitsthesen und –perspektiven zu nutzen. Der erste Tag (Montag, d. 1. Juni 2015) ist für die
Vorträge vorgesehen, dieser findet am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend statt. Am Abend zeigen wir in Kooperation mit dem Pupille-Kino Yasujirō Ozus An Autumn Afternoon (Sanma no aji, 1962, OmeU,
Eintritt frei). Der zweite Tag (Dienstag, d. 2. Juni 2015) findet im Klingspor-Museum in Offenbach statt und wird Workshop-Charakter haben. Neben einer Führung durch die umfangreiche
Sammlung des Museums werden wir Zeit zum Gespräch haben. Dieser zweite Tag schließt am
Nachmittag mit einer Kalligraphie-Vorführung von Tanja Leonhardt. Zeitgleich mit unserem
Workshop zeigt das Klingspor-Museum eine Ausstellung zur Schriftkultur der 1960er Jahre. Am
Abend des 2. Juni ist auch Eröffnung des Filmfestivals Nippon Connection.
Weitere Informationen auf http://www.ozu-projekt.de/
Kontakt
Dr. Andreas Becker
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Norbert-Wollheim-Platz 1 (IG-Hochhaus/Campus Westend, R. 6.311)
D-60623 Frankfurt am Main, Germany
a.becker[at]tfm.uni-frankfurt.de
Prof. Dr. Rembert Hüser
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Norbert-Wollheim-Platz 1 (IG-Hochhaus/Campus Westend, R. 6.314)
D-60623 Frankfurt am Main, Germany
R.Hueser[at]tfm.uni-frankfurt.de
Dr. Stefan Soltek
Martina Weiß
Klingspor-Museum
Herrnstraße 80 (Südflügel des Büsing Palais)
63065 Offenbach am Main
Telefon 069 8065-3511 Dr. Stefan Soltek, Museumsleiter, Stefan.Soltek[at]offenbach.de
Telefon 069 8065-2066 Frau Weiß (Bibliothek), Martina.Weiss[at]offenbach.de
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