SAGV 27. Tagung des Germanistenverbandes im Südlichen Afrika „Geschichte(n) und Identität“ University of Namibia, 30. März – 01. April 2015 Tagungsprogramm Sonntag, 29. März Anreisetag 16.00 SAGV-Vorstandssitzung im Hotel Safari 18.00 Anmeldung im Hotel Safari 19.00 Empfang des Dekan (FHSS) im Hotel Safari Montag, 30. März 08.30 - 10.15 Raum PK2: Begrüßung und Eröffnung der Tagung: Begrüßung: Präsidentin des SAGV, Prof. Marianne Zappen-Thomson Grußwort: Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Herr Onno Hückmann Grußwort: Vice Chancellor Prof. Lazarus Hangula Grußwort: Dekan Faculty of Humanities and Social Sciences Prof. Kingo Mchombu Grußwort: Head of Department Language and Literature Studies Prof. Jairos Kangira UNAM Chor unter Leitung von B. Pereko Plenarvortrag: Prof. emerit. Dr. Volker Gretschel: Anspruch und Wirklichkeit. Namibia 25 Jahre nach Erlangung der Unabhängigkeit 10.15 – 10.45 Teepause in der Namibia Business School (NBS) 1 10.45 – 12.15 Vorträge und Workshops: Sektionen 1 – 2 NBS Sektion 1: E052 Sektion 2: E057 Vorsitz: Marianne ZappenThomson Vorsitz: Gunther Pakendorf Bruno Arich-Gertz: Namibiadeutschland 1989ff. Literatur und Erinnerung an die Überkreuzung der Machtwechsel Erika Herrmann / Sheena Shah: African German identities in Namibia and South Africa Florian Krobb: Der deutsche Krieg in Südwest: Zu den Ambivalenzen / Aporien postimperialer Narrative Andrea Heuberger: „Enough has been said about the genocide; let’s go on with rebuilding the country” – Die Bedeutung von Oral History für Identität am Beispiel von Ruanda, Südafrika, Äthiopien, Israel und Österreich Workshop 1: E058 Paul Cooke / Helen Finch / Frank Finlay/ Cilliers van den Berg: Comparative Perspectives on German and Southern African Film and Literature Ingrid Laurien: „Einer wie Leutnant Wurche“. Literarische Vermittlung von Opferkult und Krieg an die Generation nach dem Ersten Weltkrieg. Überlegungen zu Walter Flex, „Wanderer zwischen beiden Welten“ (1916) Herbert Uerlings: Postkolonialismus ohne Kolonisierte? Lukas Bärfuss' 'Hundert Tage' und die Täterschaft im Genozid 12.15 Mittagessen in der NBS 13.30 – 15.00 Vorträge: Sektionen 3 – 5 Sektion 3: E052 Sektion 4: E057 Sektion 5: E058 Vorsitz: Michaela Holdenried Vorsitz: Stephan Mühr Vorsitz: Rolf Annas Julia Augart: Geschichte und Geschichten. Zur Darstellung Namibias in Bernhard Jaumanns „Die Stunde des Schakals“ (2010) und „Steinland“ (2012) Helene Steigertahl: English in Namibia – A New Variety? An Empirical Study of Language Use and Variety Status in Five Namibian Communities Jerzy Koch: Benigna im nebelhaften Gnadental Carlotta von Maltzan: Abrechnung mit/in der Geschichte in Bernhard Jaumanns Politthriller Die Stunde des Schakals Stefan Hermes: Geschichte als Gegenwart. Historische Erinnerung und kulturelle Identität in Bernhard Jaumanns Kriminalroman Der lange Schatten der Vergangenheit (2015) 15.00 – 15.45 15.45 – 16.00 Peter Wagener: Sprache als Identitätsstifter? Die nicht-lexikalischen Schibboleths des Namibiadeutschen Marianne Zappen-Thomson: „Bei dem Regen kein Braai, trotzdem alles nauwa“. Zur Entwicklung des Deutschen in Namibia Gunther Pakendorf: Alter Mensch, neuer Mensch. Zu den Bekehrungsgeschichten im missionarischen Schrifttum des 19. Jahrhunderts Anne Baker: Geschicke, Geschichten und Identität. Deutsche ImmigrantInnen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen Plenarvortrag PK2: Prof. Dr. Hans Jochen Schiewer Teepause (NBS) 16.00 Allgemeine Mitgliederversammlung des SAGV (Raum E052) 18.30 19.15 Transfer zur Goethe-Zentrum Lesung mit Bernhard Jaumann Anschließend Empfang auf Einladung der Deutschen Botschaft 2 Dienstag, 31. März 08.30 – 10.00 Vorträge und Workshops: Sektionen 6 – 7 Sektion 6: E052 Sektion 7: E057 Vorsitz: Kathleen Thorpe Vorsitz: Cilliers van den Berg Michaela Holdenried: Afrika – weiter Raum für Thriller? (Herrndorf, Jaumann, Mankell u.a.) Amanda de Beer: Krieg, Duell und Eroberung. Geschichte(n) und Identität in Abenteuererzählungen für junge Leser Doret Jordaan: Geschichte der Wüste Stephan Mühr: Tschick und Sand. Zwei komplementäre Geschichten über Identität 10.00 – 10.30 Workshop 2: E058 Ágnes Harms: Sprache und Identität in multikuturellen Gruppen im DaF-Unterricht Philip Van der Merwe: Emil Sinclairs fiktionale Welt in Hermann Hesses Demian (1919) Teepause 10.30– 12.30 Vier Vorträge: Sektionen 8 - 10 Sektion 8: E052 Sektion 9: E057 Sektion 10: E058 Vorsitz: Cilliers van den Berg Vorsitz: Julia Augart Vorsitz: Carlotta von Maltzan Dieter Faulhaber: (Transkulturelle) Identität zwischen lokaler Praxis und globalisierter Kultur Shaban Mayanja: Übersetzung und Identität: Die sinnkohärente Übersetzung von Aniceti Kiterezas Roman Bwana Myombekere na bibi Bugonoka ins Deutsche Karin Bauer: Auf den Spuren der Mauer im Neuen Berlin: Erinnerungsdiskurse und nationale Identität Ernest Hess-Lüttich: Memento! Momente des Innehaltens im Vorübergehen. Demnigs 'Stolpersteine' als Zeichen urbaner Erinnerungskultur Alessandra Ramos de Oliviera: Gebrochene Identität in den Paratexten: Ambiguitäten in den Worten der Übersetzer Arnd Witte: Narrative Identitätskonstruktion im Interkulturellen Transitraum Luise von Flotow: Translation: working to defragment and re-member Philina Wittke: Sprache und SelbstBewusstsein bei Franco Biondi. Metafiktion als Weg in die Migrationsliteratur Pawel Zajas: Suhrkamp macht Weltliteratur. Zur Rolle des Verlagsarchivs für die Soziologie der literarischen Übersetzung 12.30 – 13.30 Alison Lewis: Transgenerationelles autobiographisches Schreiben und die Geschichte der DDRLiteratur im Exil: Die Familiengeschichten der ersten und zweiten Generation von Opfern der DDR Dort Müller: Architekturen der Erinnerung: Inszenierungen ostdeutscher Vergangenheit in Antje Ravic Strubels Tupolew 134 und Eugen Ruges In Zeiten des abnehmenden Lichts Mittagessen (NBS) 3 13.30 – 15.00 Vorträge: Sektionen 11 - 13 Sektion 11: E052 Sektion 12: Vorsitz: Anne Baker Vorsitz: Gerda Wittmann Vorsitz: Stephan Mühr Eva Hamann: Diskursnachzeichnung zur Identitätsfindung von Deutsch in Westafrika Barbara Kosta: The Poetics of Storytelling and Place: Judith Schalansky’s Atlas der Abgelegenen Inseln: Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde Claus Altmayer: Geschichte im Unterricht Deutsch als Fremdsprache? Magnus P. Ängsal: Sprachkritik im öffentlichen Erzählen über die Rote Armee Fraktion E057 Dolors Sabaté Planes: Gelebte Geschichte in Erna Pinners autobiographischen Schriften Sektion 13: E058 Renate Riedner: Sprachaneignung und (literarisches) Erzählen in Deutsch als Fremdsprache Margarete Lamb-Faffelberger: Schreiben zwischen den Kulturen Christiane Weller: Der Schoß der Mutter – Die Memoralisierung der Mutter bei Peter Schneider und F.C. Delius 15.00 – 15.30 Teepause (NBS) 15.30 – 17.00 Vorträge: Sektionen 14 – 16 Sektion 14: E052 Sektion 15: E057 Sektion 16: E058 Vorsitz: Kathleen Thorpe Vorsitz: Rolf Annas Vorsitz: Gerda Wittmann Elizabeth Ametsbichler: IchundIch von Else LaskerSchüler Isabel Dos Santos: “Eine Art Geistesanwesenheit anderen Orts”. Zur Passion von Felicitas Hoppe Eva-Maria Siegel: Von der Umkehrung der Zeitachse in den Raum. Kontrafaktische Historienspiele in der Neuesten Deutschen Literatur Theo Harden: Identitätsverlust im Exil: Der Fall Stefan Zweig Pawel Piszczatowski: Paul Celan und die jüdische Identität nach der Shoah Angelika Weber: Der Apfel als Motiv in Herta Müllers Collagenband „Vater telefoniert mit den Fliegen“ und sein intertextueller Bezug zu einigen ihrer Prosawerke Cilliers van den Berg: Er ist wieder da als kontrafaktische Geschichte Ana Nenadovic: Erinnern und erzählen: Literatur nationaler Minoritäten in Österreich 17.00 – 18.00 Vorstandssitzung (Raum E052) 19.00 Abendprogramm 4 Mittwoch, 01. April 08.30- 10.00 Sektion 17: Präsentationen von Nachwuchswissenschaftler/-innen, Workshop 3 052 Sektion 18: E057 Workshop 3: E058 Vorsitz: Corinna Haeger Vorsitz: Renate Bürner-Kotzam Yemurai Chikwangura: Germanistischer Literaturunterricht in Simbabwe: Interkulturelle Analyse eines fremdsprachenunterrichtlichen Desiderats Julien Bobineau: Das historische Tabu. Geschichte und Identität(en) in Belgien und in der DR Kongo Christiane Schaeffler: Schlafende Wörter. Sprache, Geschichte(n) und Identität(en) bei Yoko Tawada Sarah Schwab: „Gedenke, dass du ein Deutscher bist!“ – Deutschtumsnarrative in Südafrika 1918-1960 Birte Kellermeier-Rehbein: Sprache und Identität im deutschsprachigen Raum und im südlichen Afrika Marlizel Howard: Weiter leben. Eine Jugend und Vergangenheit aus Sicht der Frau Stefanie Schneider: Gegen-Stimmen/Gegen-Blicke: Literarische De/Konstruktionen deutsch- afrikanischer Identitäten bei May Ayim und Philomène Atyame 10.00 – 10.30 Teepause 10.30 – 12.00 Vorträge und Workshop: Sektionen 17 Sektion 19: E052 Workshop 4: DaF E058 Vorsitz: Carlotta von Maltzan Kathleen Thorpe: “Heil mir, daß ich Ergriffene sehe”. – Der Kriegsalmanach 1915 vom Insel-Verlag Kirstin Mbowa-Pagels: „Hoffnung im Herz“. Leben und Werk der May Ayim im projektorientierten DaF-Unterricht Katharina von Hammerstein: “Meine unhaltbar widerspruchsvolle Stellung zum Kriege”: Käthe Kollwitz von Kriegsbefürwortung zu Kriegsgegnerschaft, 1914-1918 Susanne Jahn: “O olho do Hertzog” von Borges Coelho: Mosambik und der I. Weltkrieg 12.00 Offizieller Abschluss mit anschließendem Mittagessen 14.00-17.00 Ausflug zur Okapuka Ranch bzw. Stadtrundfahrt 5 ZUSAMMENFASSUNGEN DER REFERATE UND WORKSHOPS Claus Altmayer Herder-Institut, Universität Leipzig Geschichte im Unterricht Deutsch als Fremdsprache? Schon lange besteht im fachlichen Diskurs über das Lehren und Lernen des Deutschen als Fremdsprache Konsens darüber, dass Themen aus der Geschichte des deutschsprachigen Raums, meist im Rahmen der so genannten ‚Landeskunde‘, zum Deutschlernen dazu gehören. Dieser Konsens soll mit diesem Vortrag zum einen gegenüber aktuellen Tendenzen der Banalisierung des Sprachunterrichts (z.B. im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen) noch einmal bekräftigt werden, es soll aber auch und insbesondere um die Frage gehen, welche Funktion geschichtliches Wissen bzw. geschichtsorientierte Kompetenzen im Rahmen des Sprachlernprozesses einnehmen, an welchen Zielsetzungen sich historisches Lernen im Kontext des Fremdsprachenunterrichts orientiert und welche Perspektive auf die Geschichte der deutschsprachigen Länder insbesondere in einem afrikanischen Rahmen sich daraus ergibt. Der in den letzten Jahren am Herder-Institut der Universität Leipzig entwickelte Ansatz einer ‚kulturwissenschaftlichen‘ oder ‚diskursiven Landeskunde‘ wird dabei als theoretischer Hintergrund dienen, die besondere Bedeutung historischer Themen soll aber insbesondere anhand praktischer Beispiele veranschaulicht werden. Elizabeth Ametsbichler University of Montana “IchundIch” von Else Lasker-Schüler I propose to look at the life and work, specifically the drama IchundIch, of the Expressionist German author Else Lasker-Schüler (1869-1945) within the context of the theme of identity – as it touches on metafictional literature and historical, national, cultural, experiential identity. Lasker-Schüler had many sides to her and took on – or was forced into – diverse roles and identities throughout her life and in her work, for example: German and Jewish; wife and mother; woman who turned Bohemian; artist, author, and leading German Expressionist. Born to Jewish parents as the youngest of six children, she filled her poems, prose, letters, essays, and dramas with biographical information, thus processing – or in essence writing – her own biography, her own life story. Her lifetime spanned German unification, Wilhelmine Germany, World War I, the Weimar Republic, and World War II – her death ending just months before the end of the war. Although she was Jewish (her grandfather even a rabbi), her upbringing was not particularly orthodox. Still, being Jewish most certainly helped define and shape who she was, especially later in life. By the time World War I broke out, she was already 45 years old and had faced many remarkable, life-changing experiences: (bourgeois) marriage and divorce; having and losing a child (son); pursuing a Bohemian lifestyle as an artist – including (for the time) eccentric (cross-)dressing; being a woman (artist/poet) in a man’s world. She had connections, on some level or other, with many well-known Expressionists of her time: Herwarth Walden (second husband), Gottfried Benn, and Karl Kraus, among others. In 1933, Lasker-Schüler went into exile in Switzerland after the Nazi take-over of Germany in 1933, no longer feeling safe in a country ruled by Hitler and his thugs. While in exile in Switzerland, she visited Palestine (more than once) and while there in 1939, she was refused entry back into Switzerland after the outbreak of World War II. In 1940-41, she wrote her last drama, IchundIch, in which – as the title suggests – she probes the question of (her) identity. She presumably felt a “split” within herself (underscored in the title of the play) and thus uses the venue of her drama to examine the concept. This drama deals directly with the Nazis and World War II and the unbelievable upheaval of the times. The meta-literary departure point of the play is Goethe’s Faust. Faust and Mephisto are in fact protagonists in the play, and the title IchundIch is reminiscent of Faust’s lament, “Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.” In addition to motifs and characters from Faust, the play incorporates characters from the Bible, the theater, and hell, as well as other figures, including well-known Nazis and the author herself. There are many layers in this pay. On the one hand, Lasker-Schüler investigates the issue of identity: two souls in one breast, Germanness and Jewishness, and the question of gender identity. On another, she questions German (literary) tradition in light of the contemporary socio-political situation. The intertwining of these layers makes the play complex, so much so that friends of Lasker-Schüler withheld it from public dissemination in an effort to “save” her reputation. Yet, it is this complexity that aso makes the play intriguing and places Lasker-Schüler beyond the literary trends of her own time. One could indeed claim that IchundIch is a postmodern work that juxtaposes the problematics of sociohistorical reality against classical humanist tradition. The purpose of this paper is thus to look at various layers of IchundIch and examine the drama as an antifascist work that portrays the horrors of war, the Nazi regime, and the holocaust, as well as German/Jewish identity within that context. Both the drama and Lasker-Schüler’s biography offer exemplary paradigms that process the conference theme of “Geschichte(n) und Identität.” Magnus P. Ängsal Universität Göteborg (Schweden) Sprachkritik im öffentlichen Erzählen über die Rote Armee Fraktion In diesem Vortrag soll dem Zusammenhang von nicht-fiktionalem Erzählen und Sprachkritik im öffentlichen Diskurs über die Rote Armee Fraktion (RAF) nachgegangen werden. Der Diskurs über die RAF (1970-1998) und den linken Terror stellt eine Art Erinnerungskultur dar, wird kontinuierlich produziert und reicht von Zeitungsartikeln über Fachbücher hin zu Autobiographien und fiktionalen Texten (vgl. Berendse / Cornils 2008). Im Vortrag werden einige teils nicht-fiktionale, teils autobiographische Texte der 00er Jahre unter dem Aspekt der Sprachkritik (= Bewertung 6 von Sprache und Sprachgebrauch; vgl. Kilian / Niehr / Schiewe 2010) untersucht: Wie ist Sprachkritik im öffentlichen Erzählen über die RAF zu verorten, welche Funktion hat sie? Es zeigt sich, dass Kritik am Sprachgebrauch der RAF sowie an der auf die RAF bezogenen Rhetorik seitens Medien und Behörden wichtiger Bestandteil der erzählten Aufarbeitung des linken Terrors ist (vgl. Ängsal i.E.). Der Vortrag greift somit einen in der RAF-Forschung bislang kaum untersuchten Aspekt auf. Auswahlbibliographie: Ängsal, Magnus P. (i.E.): „Sprechen – Öffentlichkeit – Aufklärung. Zur Sprachkritik im diskursiven Erinnern an die Rote Armee Fraktion anhand des Buches Stumme Gewalt. Nachdenken über die RAF (Carolin Emcke)“. In: tekst i dyskurs / text und diskurs (Themenheft ‚Das kollektive Gedächtnis in Text und Diskurs‘). [Demnächst verfügbar unter: http://tekst-dyskurs.eu/index.php/de/]. Berendse, Gerrit-Jan / Cornils, Ingo (2008): Introduction: The Long Shadow of Terrorism. In: Berendse, Gerrit-Jan / Cornils, Ingo (Hrsg.): Baader-Meinhof returns. History and Cultural Memory of German Left-Wing Terrorism. Amsterdam/New York: Rodopi. S. 9–20. Kilian Jörg / Niehr, Thomas / Schiewe, Jürgen (2010): Sprachkritik. Ansätze und Methoden der kritischen Sprachbetrachtung. Berlin/New York: de Gruyter. Musolff, Andreas (2006): „Bürgerkriegs-Szenarios und ihre Folgen. Die Terrorismusdebatte in der Bundesrepublik 1970–1993.“ In: Kraushaar, Wolfgang (Hrsg.): Die RAF und der linke Terrorismus. Band 2. Hamburg: Hamburger Edition. S. 1171–1184. Tremel, Luise (2006): „Literrorisierung. Die RAF in der deutschen Belletristik zwischen 1970 und 2004“. In: Kraushaar, Wolfgang (Hrsg.): Die RAF und der linke Terrorismus. Band 2. Hamburg: Hamburger Edition. S. 1117–1154. Bruno Arich-Gerz Bergische Universität Wuppertal Namibiadeutschland 1989ff. Literatur und Erinnerung an die Überkreuzung der Machtwechsel Seit 1883 teilen sich Namibia und Deutschland wesentliche Bereiche ihrer Vergangenheit und besitzen gemeinsame Erinnerungsanlässe. Die „geteilte Geschichte“ bezieht sich dabei nicht nur auf die bis 1915 andauernde deutsche Kolonialherrschaft im südwestlichen Afrika, sondern erstreckt sich bis in die jüngere Vergangenheit und Gegenwart. Vor allem die Jahrzehntwende von 1989 auf 1990 war für beide Seiten – die aus konzeptionellen Gründen angesichts der besonderen „Verflechtungsgeschichte“ (L. Förster) unter dem Kunstbegriff „Namibiadeutschland“ subsumiert werden – gekennzeichnet von zwei beinahe zeitgleichen, dabei unabhängig voneinander stattfindenden Zäsuren. Namibia erlangt nach Jahren der bewaffneten Auseinandersetzung der SWAPO mit der südafrikanischen Besatzungsmacht und diplomatischen Bemühungen um einen Rückzug des Apartheidregimes seine Unabhängigkeit. Einen Einschnitt erlebt auch das seit Weltkriegsende geteilte Deutschland, wobei die DDR je nach Sichtweise verschwindet, sich auflöst oder in die Bundesrepublik integriert (wird). Bei genauerem Hinsehen handelt es sich bei den beiden Zäsuren allerdings weniger um Parallelen als vielmehr, um in der geometrischen Semantik zu bleiben, um eine zeithistorische Überkreuzbewegung politischen Wandels. Denn im einen Fall obsiegt das westdeutsche über das ostdeutsche System, im anderen dagegen die (bis dahin vom ostdeutschen System unterstützte) Befreiungsbewegung über ein südafrikanisches Apartheidsystem, das von Teilen des BRD-Establishments über Jahre und Jahrzehnte wohlwollend begleitet worden war. Die Überkreuzung der Machtwechsel (im Plural) im Verflechtungskontinuum „Namibiadeutschland“ hat seinen Niederschlag in der Literatur vor, während und nach den beiden Wendephasen gefunden. 25 Jahre nach den Ereignissen in Deutschland und in Namibia ist der Blick darauf ein erinnerungspolitisch belangreicher, angesichts der kolonialen „Vor-Vergangenheit“ ein brisanter – und angesichts der bis heute etablierten Verhältnisse des Obsiegens und Unterliegens (oder Untergehens) ein weitgehend unbeachteter. Diesen Blick möchte der Vortrag schärfen, indem er deutschsprachige Erzähl- und Erinnerungstexte aus der BRD und der DDR vor und literarische Zeugnisse nach dem Zeitpunkt der Überkreuzung 1989/90 fokussiert. Zu sprechen sein wird über Romane aus BRD-Verlagen wie die von Immo Vogel (Namutoni, 1988) und A.E. Johann (Südwest, 1984) im Unterschied zu DDR-Veröffentlichungen, wie sie etwa Dietmar Beetz (Labyrinth im Kaokoveld, 1984) oder Jürgen Leskien (Shilumbu, 1988) vorgelegt haben; Referenztexte aus der Zeit 1989ff stammen u.a. von Stefanie-Lahya Aukongo, Bernhard Jaumann, Olaf Müller, Manfred Gebert und wiederum Jürgen Leskien (Dunkler Schatten Waterberg, 2004). Julia Augart University of Namibia Geschichte und Geschichten. Zur Darstellung Namibias in Bernhard Jaumanns Die Stunde des Schakals (2010) und Steinland (2012) Bernhard Jaumann situiert in seinen Namibia-Krimis Die Stunde des Schakals (2010) und Steinland (2012) fiktive kriminelle Taten im gegenwärtigen Namibia und greift gleichzeitig auf historische bzw. tatsächliche Verbrechen zurück. In Die Stunde des Schakals thematisiert Jaumann den politischen Mord an Anton Lubowski kurz vor der Unabhängigkeit Namibias, in Steinland geht er auf die Kolonialisierung Südwestafrikas ein und problematisiert die Landfrage bzw. gegenwärtige Landreform in Namibia. Die Ermittlungen in der Gegenwart führen damit zu Verbrechen in der Vergangenheit zurück und der Autor mischt in seinen Romanen Vergangenheit und Gegenwart, aber auch Fakten und Fiktion sowie Geschichte und Geschichten. In seiner Darstellung des Apartheidstaates bzw. kolonialen und postkolonialen Namibias kreiert der Autor in seinen Kriminalromanen ein spezifisches Namibia-Bild. Der folgende Vortrag wird einerseits auf die Gattungen des Afrika-Krimis und Geschichtskrimis eingehen, denen die Romane Bernhard Jaumanns zugeordnet werden können und die Darstellung historischer wie postkolonialer Aspekte prägen. Andererseits soll das erzählerische Vorgehen Jaumanns untersucht und die Interpolation von historischer Geschichte und fiktiven Krimigeschichten in beiden Romanen dargestellt werden. Das Bild Namibias, wie es der Autor beschreibt, soll den Beitrag beenden. 7 Anne Baker University of Johannesburg Geschicke, Geschichten und Identität. Deutsche ImmigrantInnen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Die Geschichte der deutschen Emigration geht sehr weit zurück. Seit Jahrhunderten und aus vielen verschiedenen Gründen verlassen Deutsche, so wie auch Angehörige anderer Völker, ihre Heimat und finden in anderen Ländern ein Zuhause. Wie die Deutschen im Ankunftsland empfangen wurden, hing von den jeweiligen Umständen in der neuen Heimat ab, wie auch von der Einstellung der Immigranten dem Ursprungsland und der neuen Heimat gegenüber. Auch Kriegssituationen, vor allem die beiden Weltkriege, hatten einen sehr großen Einfluss auf die Geschicke der deutschen Immigranten. Nach Untersuchungen, die in Amerika, Südafrika und Kanada durchgeführt wurden, sind in jedem Land die Folgen für Deutsche unterschiedlich gewesen. Diese Unterschiede und die möglichen Gründe dafür werden in diesem Vortrag erörtert werden. Karin Bauer McGill University Auf den Spuren der Mauer im Neuen Berlin: Erinnerungsdiskurse und nationale Identität Im Zusammenhang mit den aktuellen Kontroversen über das Verschwinden der materiellen Überreste der Berliner Mauer untersucht dieser Vortrag die Funktion der Mauer als Ort der Erinnerung und nationalen Identitätsstiftung. “Die Mauer muss weg,” lautete der Slogan, der das ideologische, ökonomische und politische Sendungsbewusstsein umschreibt, mit dem die Mauer in den Jahren seit ihrer Öffnung bis auf wenige Reststücke abgerissen wurde. Mein Vortrag untersucht zum Einen die dominanten Erinnerungsdiskurse, wie sie sich dem Besucher offizieller Gedenkstätten darbieten, z.B. im Mauer Museum am Checkpoint Charlie (die Mauer als Todesfalle), im Dokumentationszentrum Berliner Mauer am Prenzlauer Berg (die Mauer aus westlicher Perspektive als Schandmauer und und anti-faschistischer Schutzwall aus östlicher Perspektive ) und an der East Side Gallery (authentische Mauerreste, die als künstlerisch wertvolles Denkmal vermarket werden). Im zweiten Teil wendet sich mein Vortrag Cynthia Beatts Essay Film The Invisible Frame (2009) zu und zeigt auf, inwiefern dieser Film poetische Alternativen zu den Dichotomien und Fixitäten der rigide gewordenen, offiziellen Erinnerungsdiskurse aufzeigt. Beatts Film erkundet die Mauer als Leerstelle und macht die abgerissene Mauer sichtbar in ihrer spektralen An- und Abwesenheit. Julien Bobineau Julius-Maximilians-Universität Würzburg Das historische Tabu. Geschichte und Identität(en) in Belgien und in der DR Kongo. Spätestens seit der Kolonisation des Kongobeckens durch König Léopold II. ist die Geschichte Belgiens unweigerlich mit der Herrschaft über die heutige Demokratische Republik Kongo verknüpft. Doch während sich andere europäische Nationen in den letzten Jahre einer kritischen Aufarbeitung ihrer Kolonialgeschichte gewidmet haben, entzog sich Belgien dieser Autoreflexion. Bis heute sucht man dort vergeblich nach Erinnerungsorten und -ritualen, die der kolonialen Vergangenheit gedenken. Auch die Demokratische Republik Kongo (Ex-Zaïre) litt während der autokratischen Herrschaft von Joseph Mobutu unter einer historischen Selbstzensur. Im Zuge einer Rückbesinnung auf die afrikanischen Wurzeln wurde eine Reflexion bezüglich der Kolonialzeit schlichtweg umgangen. Dies führt zu der These, dass sich sowohl im ehemaligen ‚Mutterland’ als auch in der ehemaligen Kolonie historische Tabus entwickelt haben, die es zu analysieren gilt. Die Frage, inwiefern sich der Umgang mit diesen Tabus in Belgien und im Kongo unterscheidet, soll im Rahmen des Vortrages anhand empirischer Beispiele erläutert werden. Dabei steht der Kolonialdiskurs von 1908 bis heute mit seinen Ausprägungen in Politik, Wissenschaft und Kunst im Fokus. Nach der Theorie des Historikers Antoon Van den Braembussche1 sollen verschiedene Bewältigungsstrategien wie Verklärung, Verdrängung und Mythisierung beleuchtet und mit einer möglichen Identitätsstiftung in Bezug gebracht werden. Yemurai Chikwangura University of Zimbabwe Germanistischer Literaturunterricht in Simbabwe: Interkulturelle Analyse eines fremdsprachenunterrichtlichen Desiderats Studierende der Germanistik an der Universität von Simbabwe haben Probleme mit der Analyse literarischer Texte, und das, obwohl Literatur ein wichtiger Bestandteil des Lehrplans ist (siehe das beigefügte Curriculum). Ihre relativ geringen Deutschkenntnissen stellen eine zusätzliche Herausforderung dar, die für eine angemessene Beurteilung der Lehrmethoden erforderlich ist. Bisherige Studien über die DaF-Didaktik in Afrika Subsahara haben sich vorwiegend mit Sprachvermittlung, Motivationsstrategien und Landeskunde befasst. Die Literaturdidaktik hat nachweislich Aufmerksamkeit erhalten (Ahouli 2008). Bis heute liegt keine wissenschaftliche Forschung über den Deutschunterricht in Simbabwe vor. Die geplante Studie soll daher diese Forschungslücke im Hinblick auf eine wirksamere Methoden der Lehre der deutschen Literatur mit einem interkulturellen Ansatz füllen (Kreutzer 2009). Der interkulturelle Ansatz zielt darauf ab, ein besseres Verständnis für die deutsche Literatur durch einen Dialog mit thematisch, topisch oder gattungsspezifisch vergleichbarer afrikanischer Literatur zu gewährleisten. Afrikanische Studenten deutscher Literatur sollen angeregt werden, durch kontrastiv-vergleichende Arbeit die in der Regel sprachlich und kulturell fremden deutschen literarischen Texte mit (vertrauter) afrikanischer bzw. simbabwischer Literatur in Beziehung zu setzen (Ndong 1993; Kreutzer 2009). 8 Literatur: Ahouli, A. (2008): Zum Stellenwert von volkstümlichen Erzähltexten in der Didaktik Deutsch als Fremdsprache. Ein literaturdidaktischer Beitrag zum fremdsprachlichen Curriculum am Beispiel des frankophonen West- und Zentralafrika. Info DaF, 424-431. Kreutzer, L. (2009): Goethe in Afrika. Die interkulturelle Literaturwissenschaft der >> École de Hanovre<< in der afrikanischen Germanistik, Hannover: Wehrhahn. Ndong, N. (1993): Entwicklung, Interkulturalität und Literatur. Überlegungen zu afrikanischen Germanistik als interkultureller Literaturwissenschaft. München: iudicium. Amanda de Beer Goethe-Institut Johannesburg Krieg, Duell und Eroberung. Geschichte(n) und Identität in Abenteuererzählungen für junge Leser Nach dem zweiten Weltkrieg gab es zunächst eine Leere im Bereich der afrikanischen und der historischen Erzählung und Autoren mieden die Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte. Einige Jahre später trat die Beschäftigung mit Kolonialafrika in der Literatur erneut in den Vordergrund. Bezeichnend für die Literatur der fünfziger und sechziger Jahre waren vor allem patriotische Abenteuererzählungen, die, ebenso wie die traditionelle Abenteuerliteratur der Gründerzeit, der Weimarer Republik und der Zeit der Diktatur, den Sieg des deutschen Helden in der Fremde behandeln. In dem vorliegenden Beitrag soll untersucht werden, welche Rolle die Geschichte, d.h. die Kolonialvergangenheit und Abenteuergeschichten in der Konstruktion einer nationalen Identität in der Literatur nach 1945 spielen. Isabel dos Santos Stellenbosch University “Eine Art Geistesanwesenheit anderen Orts.” Zur Passion von Felicitas Hoppe Im Kontext dessen, was Gegenwartsliteratur definieren oder bedeuten soll, hat Hoppe entschiedene Ansichten entwickelt: nicht die Literatur die in der Gegenwart entsteht, sondern jene, die für die Gegenwart Bedeutung hat, darf Anspruch darauf erheben als Literatur der Jetztzeit zu gelten. Begriffe wie Zeitlosigkeit und “Vergangenheitsliteratur” gehören deshalb ebenso zum Wortschatz von Hoppes Definition wie Geistesgegenwart und Zeitverschiebungen. Hoppes “romantische Modernekonzeption” (Conter 2008) ist keine neue Beobachtung, zumindest nicht in einem erweiterten Sinn von “romantisch”. Auch der Aspekt der Intertextualität ist mehrfach aufgefallen und wird von Hoppe sogar selbst thematisiert. Inwiefern Hoppe – trotz Ablehnung jeglicher poetologischer Festlegungen – aus der klassischen Romantik schöpft und einer romantischen Sehnsucht nicht nur nachgibt, sondern sie geradezu pflegt, damit will sich dieser Beitrag beschäftigen. Dieter Faulhaber Universität Bonn `Kartoffeln statt Döner`- Zur Problematik kultureller Identität unter den Bedingungen der Globalisierung Seit der Entwicklung des mit Johann Gottfried Herder verbundenen totalitätsorientieren Kulturbegriffs im 18. Jahrhundert gehören nationale Kulturen trotz ihrer Entzauberung als `imagined communities` bis heute zu den Hauptbezugspunkten unserer kulturellen Identität. Voraussetzung hierfür ist ein Kulturverständnis, das Kultur unter Ausblendung aller Differenzen einerseits als das Gemeinsame und Einigende bestimmte und als `Volkskultur` andererseits auf das ebenso zwanghaft homogenisierende Konzept der Nation bezogen hat. Beide Konzepte, das der Nation wie jenes der Identität, sind in der Spätmoderne Veränderungen unterworfen, die neben je eigenen Gründen - wirkmächtige Ursachen in den mit dem Begriff der Globalisierung gefassten Prozessen haben. Vor diesem Hintergrund fragt der Vortrag danach, inwieweit die uns vorliegenden Konzepte von Kultur den veränderten Bedingungen von Identität im Kontext von Postmoderne und Globalisierung gerecht werden und einen differenzierten Umgang mit kollektiven und individuellen Identitätsprozessen erlauben, ohne Gefahr zu laufen, die `Tyrannei` der expliziten Diskriminierung anderer Kulturen durch die `Tyrannei` der impliziten Festschreibung `typischer` kultureller Verhaltensweisen zu ersetzen. Helen Finch: University of Leeds Cilliers van den Berg: University of the Free State Paul Cooke: University of Leeds Frank Finlay: University of Leeds Workshop: ‘Comparative Perspectives on German and Southern African Film and Literature’ This workshop explores comparative perspectives on German and South African cultural production in the twenty-first century. Taking the difficult pasts of Germany and South Africa as a point of departure, the papers examine constructions of nation, identity and the city in literature and in the film industry since the end of Apartheid and the fall of the Berlin Wall. The aim of the workshop is to explore new ways of thinking together the cultural production and identities of these two regional powers in the wake of very different but related traumatic histories. 9 van den Berg: Comparing literary Vergangenheitsbewältigung? The case of Germany and South Africa Comparison between South Africa and Germany with regards to literary Vergangenheitsbewältigung after Apartheid and WWII remains an undertaking fraught with ethical and other difficulties. Contextual differences and the possible contingency of similarities pose questions as to the feasibility of comparison in the first place. My contribution will look into the limits and possibilities of such a comparative study. Finch: 'From Sebald to Vladislavic: Contrition, dialectical images and the postcolonial flaneur.’ This provocation looks at the postcolonial city as a site for encountering but also aestheticising the traces of colonial and genocidal violence. It compares Sebald's literary archaeology of the uncanny cities of Antwerp, Prague and London to the unstable, post-human landscapes of Vladislavic's Johannesburg, moving from Sebald's literary contrition to Vladislavic's refusal of a literature of reconciliation'. Cooke: Film Culture: Comparing Germany and South Africa: Soft Power and Global This paper examines the way governments understand film culture as a tool for ‘soft power¹ generation. Comparing public diplomacy initiatives in both South Africa and Germany, I wish to explore the competing ways in which both governments and the wider public in each country understand the relative strength of their soft power assets, on the one hand, and the ways in which contemporary film culture in both countries works to support or critique these assets on the other. Hans-Volker Getschel University of Namibia Anspruch und Wirklichkeit. Namibia 25 Jahre nach Erlangung der Unabhängigkeit Auch nach 25 Jahren des friedlichen Zusammenlebens aller Namibier ohne staatlich verordnete Apartheid und der Regierungspolitik der Versöhnung und der Aussöhnung (reconciliation) bestehen weiterhin Animositäten, Vorurteile sowie Misskonzeptionen in der namibischen Gesellschaft. Ja man kann sogar grobe rassistische Töne vernehmen, bei denen oftmals mit Halbwahrheiten und Falschaussagen operiert wird, um den eigenen Standpunkt und die eigene Perspektive zu untermauern. Dieser Beitrag beabsichtigt, die Themen Bildung, Sprachrechte und kulturelle Entfaltung, Landbesitz und Weg einer ehemaligen Befreiungsbewegung in die Regierungsverantwortung vor dem Hintergrund von Anspruch und Wirklichkeit zu erhellen und, wo nötig, zu relativieren. Eva Hamann Goethe-Institut Lomé Diskursnachzeichnung zur Identitätsfindung von Deutsch in Westafrika Nach einem einleitenden historischen Abriss über die Etablierung von Deutsch in Westafrika möchte dieser Beitrag Diskursstränge nachzeichnen, die die Identitätsfindung von Deutsch und Germanistik an Sekundar- und Hochschulen im frankofonen Westafrika maßgeblich und nachhaltig beeinflusst haben. Dafür möchte ich drei theoretische Diskurse heranziehen, die auch wieder einer historischen Chronologie unterliegen. Als erstes wird der Diskurs um den Bildungsund Methodentransfer aufgegriffen, dann der Diskurs zur Legitimierung von Deutsch in Afrika und als letztes der diskursanalytische Zugang, der diskursgenerierende Mechanismen postkolonialer Verhältnisse aufdecken möchte. Abschließendes Ziel des Beitrags ist aufzuzeigen, inwieweit sich diese Diskurse deutungs- und handlungsleitend in der Praxis wiederfinden. Theo Harden Universidade de Brasília Identitätsverlust im Exil: Der Fall Stefan Zweig Stefan Zweig lebte von 1934 bis 1942 im Exil, zuerst in England (bis 1940), dann kurzfristig in den USA, danach, ab August 1940 in Brasilien, wo er und seine Frau Lotte im Februar 1942 Selbstmord begingen. In diese letzte Phase fällt die Veröffentlichung zwei seiner bekanntesten Werke: Schachnovelle und Brasilien: Land der Zukunft. Der letztere Text, eine Eloge, neben der sich die Broschüren von Reiseveranstaltern wie wissenschaftlich objektive Darstellungen ausnehmen, wurde in Brasilien ausgesprochen kontrovers aufgenommen und der dort bis dahin enorm populäre Autor geriet, zumindest in den Zirkeln der hauptstädtischen (damals noch Rio de Janeiro) Intellektuellen, unter schweren Beschuss. Kurz darauf nahm er sich das Leben. Der flagrante Kontrast zwischen den ‘paradiesischen’ Zuständen in seinem Gastland und der tiefen Hoffnungslosigkeit, die zu seinem Freitod führte, hat bis heute für Spekulationen gesorgt. Auf der Grundlage der Auswertung Briefen und Tagebüchern aus dem in Rede stehenden Zeitraum und unter Hinzuziehung der (recht reichhaltigen) brasilianischen Sekundärliteratur, die in der deutsch- und englischsprachigen Literaturwissenschaft kaum zur Kenntnis genommen wird, soll in diesem Beitrag versucht werden, die Identitätserosion bei Stefan Zweig nachzuzeichnen und ein neues Licht auf seinen Selbstmord zu werfen. Ágnes Harms University of Pretoria Sprache und Identität in multikulturellen Gruppen im DaF-Unterricht In Afrika mit über 1000 Sprachen gehört die Mehrsprachigkeit zur kulturellen Identität, so dass der Fremdsprachenunterricht in der Regel in einem vielsprachigen Umfeld stattfindet. Dies spezifisch zu berücksichtigen und gleichzeitig die Motivationen der Lernenden sowie Lehrenden im DaF-Unterricht zu fördern, steht hinter der Idee dieses Workshops. 10 Die gezielten Übungen des Workshops setzen auf die Verbindung von Mehrsprachigkeit und Identität, durch die die Lernenden die deutsche Sprache als internationales Kommunikationsmittel erleben und gleichzeitig das eigene Sprachbewusstsein ausbilden. Sie erzielen eine Sensibilität für die Sprache und ein unbefangenes Kommunizieren auf allen Sinneskanälen. Wir versuchen, Lernende und Lehrende zu ermutigen, die eigene sprachliche und kulturelle Identität zu erfoschen und auszubilden sowie eine neue Sprache zu erlernen. Die handlungsorientierte Unterrichtsform fordert die Teilnehmer auf, auf allen Sinneskanälen zu kommunizieren, sich für optische, akustische, haptische Eindrücke und Ausdrucksqualitäten zu öffnen. Es gibt keine spezifische Zielgruppe für die Übungen, sie sind jeder Zeit und überall im Sprachunterricht einsetzbar, gerade dann, wenn Gruppen unterschiedlicher kultureller und sprachlicher Herkunft sind; sie ermöglichen ein freundliches Vernetzen unter- und einen fruchtbaren Austausch miteinander. Durch die Übungen werden anregende Impulse für das eigenverantwortliche Sprachlernen ausgebildet, dazu gehört das Erforschen der eigenen Sprachidentität sowie das Entwickeln von Sprachbewusstsein. Stefan Hermes Universität Freiburg Geschichte als Gegenwart. Historische Erinnerung und kulturelle Identität in Bernhard Jaumanns Kriminalroman Der lange Schatten (2015) Wiederholt hat sich der deutsche Schriftsteller Bernhard Jaumann in den letzten Jahren mit der namibischen Zeitgeschichte auseinandergesetzt. So thematisiert er in Die Stunde des Schakals (2010) den vom südafrikanischen Apartheid-Regime in Auftrag gegebenen Mord am SWAPO-Aktivisten Anton Lubowski, während der Nachfolgeroman Steinland (2012) um die Problematik der Landreform kreist. Angesichts dieser Sujets überrascht es kaum, dass beide Texte auch kürzere Passagen enthalten, in denen der deutsche Kolonialismus in ,Südwestafrika‘ und seine bis heute zu registrierenden Folgeerscheinungen in den Blick geraten. Im Zentrum der Narration stehen diese Aspekte jedoch erst in Jaumanns neustem, bislang unveröffentlichtem Roman (dessen Typoskript mir der Autor dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat): Den inhaltlichen Ausgangspunkt von Der lange Schatten, der im Frühjahr 2015 erscheinen wird, bildet die von Vertretern der Herero und der Nama erhobene (und inzwischen teilweise erfüllte) Forderung nach der Rückführung menschlicher Gebeine, die einst von den Kolonisatoren geraubt und in deutsche anthropologische Sammlungen verbracht wurden. Damit aber wird die weiterreichende Frage nach dem je spezifischen Umgang mit der Kolonialgeschichte aufgerufen, wie er in verschiedenen Bevölkerungsgruppen und sozialen Milieus in Deutschland und Namibia vorherrscht. Mein Vortrag soll nun insbesondere beleuchten, inwiefern Jaumann gängige Erinnerungspraktiken im Medium des Kriminalromans inszeniert und implizit kritisiert. Letzteres betrifft vorrangig die in der Gesellschaft der Bundesrepublik nach wie vor verbreitete Tendenz, historische Schuld zu bagatellisieren oder gar vollständig zu verleugnen, zum Teil aber auch die machtpolitische Instrumentalisierung der deutschen Kolonialverbrechen und ihrer Opfer durch einzelne Interessengruppen in Namibia. Insgesamt wird zu zeigen sein, dass Jaumann – in Übereinstimmung mit neueren kulturwissenschaftlichen Theorien zum kulturellen Gedächtnis – auf erzählerisch versierte Weise vorführt, wie eng sämtliche Formen historischen Erinnerns mit Gegenwartsphänomen zusammenhängen, und zwar vorwiegend mit dem Bestreben, kollektive Identitäten diskursiv zu stabilisieren und politisch zu etablieren. Erika Herrmann / Sheena Shah University of Cape Town African German identities in Namibia and South Africa This presentation focuses on internal and external negotiation practices of the German-speaking communities in the African diaspora. The following findings are based on long-term participant observation, questionnaire surveys and six focus group discussions conducted in Namibia and South Africa. The core questions addressed with the Germanspeaking participants are: a) how they experience being a member of the German-speaking communities in Namibia and South Africa, b) how they actively create a distinct African German identity in contrast to Germans in Europe and other Africans on the continent, and c) how they perpetuate and sustain their distinct German group identity. Specific aspects of prestige and prejudice prevailing in in-group and out-group discourse will be discussed. Ernest W.B. Hess-Lüttich Universität Bern / Stellenbosch University Memento! Momente des Innehaltens im Vorübergehen. Demnigs 'Stolpersteine' als Zeichen urbaner Erinnerungskultur Der Beitrag plädiert dafür, städtische Räume als 'Texte' zu 'lesen', indem das Insgesamt der in ihnen gebrauchten Zeichen einer semiotischen Analyse unterzogen wird. Mit dem 'Wie' urbaner Kommunikation rückt ihre (sozio)kulturelle Fassung in den Blick. Im Schnittfeld von Urban Studies, Raumwissenschaften, Ökosemiotik, Stadtsprachenforschung werden Ansätze zur Erforschung städtischer Sprachlandschaften aus dem aktuellen Anlass der Kontroverse innerhalb der Jüdischen Gemeinde in Deutschland über Gunter Demnigs Stolpersteine diskutiert und exemplarisch angewandt auf das Kunst-Projekt zur Erinnerung an ehemalige (jüdische, schwarze, schwule usw.) Nachbarn und Mitbürger, die in die KZ der Nazis deportiert und dort Opfer des Holocaust wurden. 11 Andrea Heuberger Addis Abeba „Enough has been said about the genocide; let’s go on with rebuilding the country” – Die Bedeutung von Oral History für Identität am Beispiel von Ruanda, Südafrika, Äthiopien, Israel und Österreich In den letzten Jahrzehnten hat das Sammeln mündlicher Zeugnisse in der historischen Forschung auch im deutschsprachigen Raum immer mehr an Bedeutung gewonnen. Man erkannte, dass es sich für die Forschung lohnt sich direkt an die Zeugen der Vergangenheit zu wenden, um ihre Geschichte(n) zu erfahren. Peter Dürrmann vertritt die Anschauungen, dass kulturelle Identität in der Form von erzählter Geschichte die Antwort auf die Frage gibt, wer wir sind, dass individuelle Identität der kulturellen Identität bedarf und dass kulturelle Identität sich selbstbestimmt in geschichtlichen Abläufen verändert und somit Prozesscharakter aufweist. Oral history hat nicht nur einen großen Einfluss auf die Geschichtswissenschaft, sondern nimmt auch in pädagogischen Projekten mit alltags- und regionalgeschichtlichen Inhalten einen immer größeren Raum ein. Alexander von Plato: „Es geht um die Identifikation mit einem subjektiven Schicksal in der großen Geschichte.“ Die Bedeutung von erzählter Geschichte, von individuellem und kollektivem Erinnern wird jedoch sowohl für die individuelle Person als auch die Gesellschaft eines Staates noch immer unterschätzt. Anhand von Beispielen aus Ruanda, Südafrika, Äthiopien, Israel und Österreich sollen die Vorteile und Nachteile beim Einsatz von Oral History und ihre Bedeutung für die Identität aufgezeigt werden. Michaela Holdenried Universität Freiburg Afrika – weiter Raum für Thriller? (Herrndorf, Jaumann, Mankell u.a.) Dass Afrika, sein heart of darkness, einen Projektionsraum für das unheimliche Andere bildete, haben die postkolonialen Studien immer wieder in den Fokus ihrer Untersuchungen gestellt. Dirk Göttsche hat in seiner umfassenden Monographie Remembering Africa (2013) den Übergang von (prä)kolonialen Phantasien zu postkolonialer Erinnerung umfassend materialreich aufgearbeitet – doch fehlt eine wichtige Gattung, welche sich ganz entschieden in den letzten Jahren als Konstitutionsraum von Afrika-Bildern herausgebildet hat, nämlich der Thriller, die detective story, die fiktionalisierte Agentenstory, der Kriminalroman. An Beispielen von Henning Mankell bis Wolfgang Herrndorf soll der Frage nachgegangen werden, ob und in welcher Weise hier ein anderes, nämlich historische Faktizität berücksichtigendes Afrikabild entworfen wird, oder ob einmal mehr Afrika nur als enthistorisierter Raum für ‚weiße Löwen’ (vgl. den Titel des Kriminalromans von Mankell) literarische Bearbeitung erfährt. Marlizel Howard University of the Free State Weiter leben. Eine Jugend und Vergangenheit aus Sicht der Frau Ruth Klüger, die 1931 in einer jüdischen Familie in Wien geboren wurde, musste sich schon als kleines Mädchen mit Antisemitismus und der zunehmenden gesellschaftlichen Ächtung der Juden auseinandersetzen. Zusammen mit ihrer Mutter wurde Klüger 1942 im Alter von 11 Jahre das erste Mal in ein Konzentrationslager deportiert, aber erst 50 Jahre später erschien das autobiographische Werk Weiter leben. Eine Jugend. In dieser Erzählung wird nicht nur die Lage der jüdischen Frau und des weiblichen Opfers zu dieser Zeit, sondern auch die weibliche Perspektive auf die spätere Aufarbeitung dieser Vergangenheit thematisiert und problematisiert: "Sogar Theodor Herzl, [...] hat noch geglaubt, dass die jüdischen Ehefrauen die Pflicht hätten, ihre Gatten besonders freundlich zu behandeln, denn nur die Männer hätten unterm Antisemitismus zu leiden. Diese Einstellung war ganz echt und ehrlich, sie ist mir unbegreiflich, aber dafür gehöre ich ja auch der Generation an, die den Preis für solche Illusionen zahlte." In diesem Beitrag wird Klügers Text als die Auseinandersetzung mit einer traumatischen Vergangenheit aus Sicht einer Frau erläutert. Susanne Jahn Universidade Pedagógica Moçambique “O olho do Hertzog” von Borges Coelho: Mosambik und der I. Weltkrieg Einer der wichtigsten Gedächtnisorte des I. Weltkrieges in Mosambik ist ohne Zweifel die imposante Statue einer wenig mütterlich wirkenden “Patria portuguesa” mitten auf dem “Platz der Arbeit” (bis 1975 “Praça Mac Mahon) direkt vor dem Hauptbahnhof Maputos. Das Denkmal ist den “europäischen und afrikanischen Soldaten des Großen Krieges” gewidmet; die vier wichtigsten Kampfschauplätze im heutigen Grenzland zwischen Tansania und Mosambik, an denen die deutsche Schutztruppe unter Lettow-Vorbeck und Streitkräfte aus Portugiesisch-Ostafrika aneinandergerieten, sind mit großen Lettern in den Sockel gemeißelt. In der allgemeinen Betrachtungsweise ist das Denkmal eines aus der Kolonialzeit, erinnert also an ein Geschehen, das lange vor der nationalen Befreiung Mosambiks 1975 stattgefunden hat, und ist somit nur ein weiteres unter den vielen, noch allerorten zu findenden Herrschaftssymbolen eines untergegangenen Regimes. Gleichwohl hat sich der an der Universidade Eduardo Mondlane lehrende mosambikanische Historiker und Schriftsteller Jorge Paulo Borges Coelho dieses Stoffes angenommen. Sein 2009 erschienenes Buch “O olho do Hertzog” (“Das Auge von Hertzog”), für das er mit dem Preis der Verlagsgruppe “Leya”, einem der wichtigsten und am höchsten dotierten Literaturpreise innerhalb der portugiesischsprachigen Welt, ausgezeichnet wurde, erzählt das Schicksal von dem ehemaligen Schutztruppensoldaten Hans Mahrenholz, den Borges Coelho im Jahr 1918 auf eine für den Leser zunächst unbekannte Mission durch die Straßen von Lourenço Marques, dem heutigen Maputo, schickt. Historische Grundlage für die in Rückblicken erzählte Geschichte des Protagonisten bilden u.a. die Quellen über die vergebliche Afrika-Reise des Zeppelin L59 sowie die Memoiren von Lettow-Vorbeck. Doch schon bald wird dem Leser klar, das Borges Coelho 12 lediglich unterhalten will, eine Art Kriminalroman geschrieben hat, der sich der vermeintlichen Exotik des Feldzuges des “Löwen von Afrika” bedient (und dessen historische Neubewertung insbesondere in Deutschland dem Autor entgangen zu sein scheint), um eine im Grunde hanebüchene Geschichte zu erzählen, die nicht dazu beitragen wird, jungen Mosambikanern diesen Teil der Geschichte nahbarer zu machen. Der I. Weltkrieg auf dem Territorium des heutigen Mosambiks bleibt auch literarisch vorerst weiterhin die Geschichte der Anderen. Doret Jordaan University of Zululand Geschichte der Wüste Die Wüste als Schauplatz der Geschichte, als Ort historischen Ereignissen, mythologischen Erzählungen, als Ort der Krieg, Flucht und Kolonialismus kommt weitverbreitet vor - auch in der Literatur. Auch die Geschichte der Wüste selber tauch als literarischer Motiv auf. Von wem dieser Geschichte geschrieben wird, ist in den letzten Jahrzehnten auch zur Frage der Ökokritik geworden. Die Geschichte der Erde und der Wüste wird geschreiben von dem Spätkommer: der Mensch. Laut vieler Darstellungen der Wüste der Mensch in der Wüste bietet diese Landschaft eine direktere Zugang zur geologischen Geschichte, da der geologische Struktur der Erde hier offen liegt und dadurch besonders sichtbar ist. Einerseits ist diese noch eine der vielen Wüstenfantasien und andererseits eine Art die Ökologie und Geologie mit den literarischen Darstellungen zu verbinden. Die Wüste bietet nämlich die Möglichkeit die Geschichte tiefer zu suchen als das was in der Erinnerung des Mensches steht. In diesem Vortrag wird an Hand einer Verschiedenheit literarischen Werken wie Thomas Stangls Der einzige Ort, Henno Martins Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste gezeigt wie die Geschichte und Urgeschichte der Wüste, besonders die Geschichte der Namib, dargestellt wird. Auch wird versuchen zu erörtern wie diese Geschichte als Anlass der Fantasie auftritt und wie diese Fantasien im Rahmen der Ökokritik und Geokritik gelesen werden kann. Birte Kellermeier-Rehbein Bergische Universität Wuppertal Workshop: Sprache und Identität im deutschsprachigen Raum und im südlichen Afrika Im Rahmen dieses Workshops würde ich ein Impulsreferat halten und anschließend mit den Teilnehmern eine Diskussion führen. Im einführenden Referat möchte ich mich über die Rolle der deutschen Sprache für die nationale Identität der Bewohner Deutschlands, Österreichs und der Schweiz sprechen. Im weitgehend einsprachigen deutschen Sprachgebiet identifizieren sich die Menschen zweifach über die deutsche Sprache. Zum einen ist die „ganze Sprache“ Deutsch Mittel der Identifikation mit der gesamten deutschsprachigen Gemeinschaft und der Abgrenzung von anderssprachigen Nationen. Zum anderen ist Deutsch eine plurizentrische Sprache mit jeweils spezifischen nationalen Standardvarietäten der deutschsprachigen Staaten, die eine Identifikation der Sprecher als Österreicher, Schweizer oder Deutsche ermöglichen. Die Existenz unterschiedlicher Nationalvarietäten des Deutschen kann u. a. historisch als sprachliche Folge der beiden Weltkriege begründet werden. Heute wirken die nationalen Varietäten des Deutschen in unterschiedlichem Maße als Symbole nationaler Identität. Mit diesem Aspekt soll das Impulsreferat beendet werden. Im Anschluss möchte ich mit den Teilnehmern Fragen zum Zusammenhang von Sprache und Identität im multilingualen südlichen Afrika diskutieren. Es bietet sich an, abschließend die unterschiedlichen Wirkungsweisen von Sprache(n) als Symbol(e) nationaler Identität in ein- bzw. mehrsprachigen Gebieten zu vergleichen. Jerzy Koch Adam Mickiewicz Universität in Poznań Benigna im nebelhaften Gnadental Die Literatur der in Südafrika tätigen Herrnhuter Missionare umfasst viele reizvolle Texte, die in zahlreichen Sprachen verfasst wurden. Während das Deutsche für die Brüder in Deutschland gebraucht wurde, schrieb und publizierte man im Niederländischen für den südafrikanischen Markt. Später, im 20. Jahrhundert, wurde hingegen das Englische zunehmend gebraucht. Das niederländische Schrifttum zählt neben der bekannten Zeitschrift „De Bode van Genadendal“ (1859–1914) auch einzelne Publikationen sowie Flugblätter, Gelegenheitsausgaben, Gedenkbücher u.a. Eine der interessantesten Publikationen ist Benigna van Groenekloof of Mamre (Benigna aus Groenekloof oder Mamre). In Südafrika gibt es mehrere einander ausschließende Interpretationen und Qualifikationen dieses 1873 anonym veröffentlichten Textes. Die Meinungen gehen dabei bezüglich der Identität des Verfassers, der Sprache und der Genre-Einordnung auseinander. Anhand der textuellen und generespezifischen Analyse wird in diesem Referat auf die Tradition der Herrnhuter Lebensläufe eingegangen. Darüber hinaus wird erörtert, wie das Modell der pietistisch-herrnhuttischen Lebensbeschreibung in Südafrika praktisch angewandt wurde. Die Identitätsproblematik der farbigen Bevölkerung und die genderspezifischen Aspekte werden in die Analyse miteinbezogen. Barbara Kosta University of Arizona Das Familiengedächtnis, Geschichte und Nation in Tanja Dückers Roman Himmelskörper Im Jahre 1968 geboren, Tanja Dückers gehört einer Generation, deren Familiengeschichte mit der Geschichte des Dritten Reichs besonders eng verwoben ist. In ihrem Roman Himmelskörper (2003), untersucht Dückers ein Spektrum komplexer ineinander verwobene Themen wie Geschlecht, Nationalität, Sexualität und die Identität einer Familie. Die 13 Geschichte von Deutschlands faschistischer Vergangenheit und der damit verbundenen Erinnerungsarbeit hat dabei einen wesentlichen Einfluss auf die verschiedenen Register der familiären Identität, die die Autorin einer fiktionalisierten Gegenwart verfolgt. Dückers stellt in ihrem Werk drei Generationen und ihre Geschichte dar: die Geschichte der Grosseltern (Jo und Max), der Eltern (Renate und Peter), und der Geschwister (Freia und Paul). Das Geheimnis der Familie besteht darin, dass die Grosseltern Mitglieder der NSDAP waren und mit einem Sonder-Boot für verdiente Parteimitglieder anstatt mit der Gustloff geflohen sind. Dückers thematiziert die Umstände jener Flucht aus dem Osten, und in diesem Zusammenhang die Geschichte einer Familie. Im Kontext dieser Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte untersuche ich den Begriff „Familiengedächtnis,“ welches sich auf Legenden und persönliche Geschichten bezieht, die im Kreis der Familie zur kollektiven Erinnerung wird, in der sowohl Bindungen als auch Brüche erzeugt werden. Bereits 1980 benützte Ruth Rehmann diesen Begriff in ihrem Roman Der Mann auf der Kanzel. Und wie in Rehmanns Roman funktioniert auch das Familiengedächtnis in Himmelskörper als „screen memory“ im Freudischen Sinne als selektives Gedächtnis, welches Ereignisse mals ausblendet, mal neu schreibt, umschreibt und wieder zurechtbiegt. Das Ergebniss ist eine familiäre Erinnerung als Produkt bewusster und unbewusster Vorgänge. Oft wird dieses (un)bewusst konstruierte Familiengedächtnis an ein Zukunftsbild für spätere Generationen gerichtet, um eine Familienidentität zu gestalten, mit dem die Familie weiter leben kann. Dieses Bild fungiet wie ein Spiegel. Gegen welches Zukunftsbild ihrer Grosseltern und Eltern schreibt Dückers? Dückers weist mit geschärftem Blick auf das Schweigen als Mittel der individuellen Schuld-Verdrängung. Die Aufrechterhaltung der Familienlüge durch das Schweigen hat jedoch seine Kosten. Die Unwahrheiten und die Geheimnisse, die oft psychische Verwundungen und Narben verbergen, äussern sich in ritualisierten Gesten und unberechenbaren Gemüts- und Stimmungsschwankungen, und üben weiterhin starken Einfluss auf die Gegenwart der Familie aus. Besonders die zweite Generation, die die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegszeit als Kind unmittelbar miterlebt hat, scheint an der Last der Vergangenheit zu scheitern, wie Dückers anschaulich zeigt. Florian Krobb National University of Ireland Maynooth Der deutsche Krieg in Südwest: Zu den Ambivalenzen / Aporien postimperialer Narrative Im deutschen postimperialen und post-kolonialistischen kollektiven Gedächtnis nach 1918 hat sich der Abwehrkampf Paul von Lettow-Vorbeck’s in Deutsch-Ostafrika am tiefsten eingegraben, bestätigte er doch das Narrativ der deutschen Unbesiegtheit „im Felde“, der deutschen Fähigkeit, auch mit unterlegenen Mitteln dem übermächtigen Feind an der Nase herumzuführen, die einheimischen Untertanen loyal zu erhalten und sich so als beliebte, ja verehrte Machthaber zu zeigen. Es war genau dieser Mythos, der dem Versailles-Revanchismus und dem defaitistischen Selbstverständnis der Weimarer Kultur argumentative Munition gab. Die in der Imagination der Metropole vor 1918 als potentiell ausbaufähige Siedlerkolonie sozial und wirtschaftlich wohl wichtigeste Überseebesitzung Deutsch-Südwest konnte sich in diesem Diskurs schlechter behaupten, kaum ein eigenes heroisch-identifikationsstifetendes Narrativ anbieten, wurden die deutschen Truppen dort doch innerhalb von nur wenigen Monaten von britischen Truppen zur Kapitulation gezwungen. Während der Krieg gegen Herero und Nama von 1904-1908 Gegenstand intensiver Forschungsbemühungen geworden ist, sowohl was die historischen Realien, Motivationen und Konsequenzen als auch den (literarischen) Diskurs angeht, ist die Verarbeitung des Weltkriegserlebnisses und der Mandatsherrschaft bisher, soweit ich sehe, primär in Hinsicht auf Hans Grimms in der Tat einflussreichen Bestseller Volk ohne Raum (1926) behandelt worden. Dabei gaben zahlreiche autobiographische Schriften Auskunft über Einzelschicksale während der Kampfhandlungen und danach, erreichten Berichte über das Leben unter der Mandatsherrschaft der Südafrikanischen Union den heimischen Markt, die in ein umkämpftes, polemisch aufgeladenes heimisches Diskursfeld hineinwirkten. In diesen Kriegsund Nachkriegserinnerungen lassen sich verschiedenen Erinnerungsund Selbstpositionierungsstrategien identifizieren, von denen einige ausgewählte exemplarisch vorgestellt werden sollen. Sie vermögen zu demonstrieren, wie sich die Südwest-Erinnerung in das kolonialnostalgische und kolonialrevisionistische Gesamtnarrativ der Zwischenkriegsjahre einpasst, wie sich das Verhältis der Verfasser im Wechsel der politischen Verhältnisse und über die historischen Brüche von 1915 (Niederlage in Südwest) und 1920 (offizieller Beginn der Mandatsregierung der Südafrikanischen Union) gestaltet, in welchen Diskursfeldern die Positionsbestimmung vis-a-vis der alten wie der neuen Heimat vorgenommen wird (Sicht der Eingeborenen, der eigenen kolonialen ‚Errungenschaften‘, Verhältnis zur natürlichen Umwelt und zu anderen ‚weißen‘ Bevölkerungsgruppen). Vorläufig können zwei komplementäre Narrative unterschieden werden: In Verlorene Heimat. Als Schutztruppler und Farmer in Südwest (1928) inszeniert Wilhelm Mattenklodt seine Teilnahme an dem Ausweichen der deutschen Truppen ins Hinterland als (Wieder-) Eintauchen in ein verklärtes Afrika der Gefahr, Wildheit und Natürlichkeit und seine Erlebnisse auf der Flucht vor den britischen Ordnungskräften als ein Aufgehen in der natürlichen Afrikanischen Umwelt. In Was Afrika mir gab und nahm. Erlebnisse einer deutschen Frau in Südwestafrika (1940) entfaltet Margarethe Eckenbrecher dagegen ein Narrativ des Durchhaltens, der Selbstbewahrung und Identitätsaffirmation (als Deutsche) gegen eine Vielzahl von Widerständen, zu denen nicht nur die von ihr als illegitime ‚Fremdherrscher‘ diffamierte Mandatsregierung und indigene menschliche und natürliche Faktoren gehörten, sondern auch Anfeindungen aus der Heimat. Beide Beispiele lassen sich aus den spezifischen Lebensumständen und Blickweisen der Verfasser erklären; beide Beispiele beleuchten gleichzeitig aber auch weitergehende Ambivalenzen und Aporien des postimperialen und post-kolonialistischen Diskurses in der deutschen Literatur, zum Beispiel die Demonstration der ‚Zugehörigkeit‘ zur afrikanischen Wahlheimat durch Unterwerfung und Unterdrückung alles Indigenen durch Jagd, diskursive und tatsächliche Niederhaltung indigener Bevölkerungsgruppen (das so wirkmächtige Motiv des treuen Askari fehlt in der Südwest-Literatur fast vollständig); zum Beispiel die Affirmation gesamteuropäischer kolonialistischer Kulturmission und kultureller Gemeinsamkeit bei gleichzeitiger Diffamierung des politischen Gegners. Durch Analyse dieser und weiterer Beispiele soll ein Beginn gemacht werden, das komplexe Feld der Opfer-, Verlust-, Unrechts- und Selbstbehauptungsdiskurse auszuleuchten und im weiteren postimperialen und post-kolonialistischen Diskurs der Zwischenkriegsjahre zu verorten. 14 Margarete Lamb-Faffelberger Lafayette College, USA Schreiben zwischen den Kulturen - Writing between Cultures Ich unterrichte an Lafayette College, einem sogenannten Liberal Arts College, in Pennsylvania and genieße das Privileg mit enthusiastischen und hochbegaten Studenten zu arbeiten. Dennoch handelt es sich bei unserem Deutschprogramm prinzipiell um einen “DaF” Unterricht und nicht um Germanistik im eigentlichen Sinne. In den letzten Jahren habe ich wiederholt mit meinen Studenten Texte und Filme, die sich mit dem Thema “Identität” befassen, besprochen und erschlossen. In meinem Vortrag werde ich mich insbesondere auf ein Literaturseminar konzentrieren, in denen wir uns auf Texte behandeln, die von Autoren geschrieben wurden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die aber auf Deutsch schreiben und auf dem deutschen Büchermark erfolgreich sind: Yoko Tawada (Japan/Deutschland), Zafer Senoçak (Türkei/ Deutschland), Vladimir Vertlib (Rußland/Österreich), Dimitry Dinev (Bulgarien/Österreich), und Zdenka Becker (Slovakei/Österreich). Immer wieder durchbrechen diese Autoren die Schranken ihrer Sprache, ihrer Nationalität wie auch der literarischen Genres. Ihre Literatur wird heutzutage mit “Migranten-Literatur” bezeichnet (bis zum Mauerfall stand sie unter der Rubrik “Gastarbeiterliteratur.” Ich persönlich finde beide Bezeichnungen unadäquat und werde mich auch dazu äußern) bereichern die deutsche Kultur auf einzigartige und spannende Art und Weise (www.boschstiftung.de/content/language1/html/14169.asp). Die transkulturellen oder interkulturellen Schriftsteller behandeln Themen wie Migration/ Emigration/ Immigration und Identität (Wer bin Ich? Wer möchte ich sein? Wer kann ich sein?) and setzen sich mit Problemkreisen auseinander wie Dazugehören und Heimat/ Wahlheimat versus Ausgrenzung, Toleranz und Verstehen versus Sprachbarriere und Missverständnis. Dabei vermitteln sie tiefgründige Einsichten in die Komplexität von kulturellen Unterschieden und der Schwierigkeit von kulturellen Transfers. Außerdem ermöglichen diese Schriftsteller mittels verschiedener Schreibweisen und Schreibtechniken dem Leser einmalige Perspektiven in ihre hybriden Kulturerfahrungen. Ich schlage vor über meine Unterrichtspraktiken und Erfahrungen untermauert von theoretischen Überlegungen zum SAGV-Thema “Geschichte(n) und Identität im DaF-Unterricht” vorzutragen. Da Zafer Senocak, Vladimir Vertlib und Zdenka Becker während verschiedener Semester “Max Kade Writer in Residence” an Lafayette College waren und mit unseren Studenten gearbeitet haben, möchte ich einige kreative Studentenarbeiten (I-Movie Projekte und LaFolio Präsentationen) vorführen, die höchst innovativ die Lehr- und Lernziele (Ausdruck von Literaturverständnis und – analyse in unserem DaF-Unterricht) optimal reflektieren. Ingrid Laurien Göttingen / Universität Stellenbosch „Einer wie Leutnant Wurche“. Literarische Vermittlung von Opferkult und Krieg an die Generation nach dem Ersten Weltkrieg. Überlegungen zu Walter Flex, „Wanderer zwischen beiden Welten“ (1916) In seinem 'Familienroman' „Das unsichtbare Land“ erwähnt Stefan Wackwitz, dass die Lektüre von Romanen seinen Großvater motiviert habe, nach dem Ersten Weltkrieg nach Südwestafrika auszuwandern. Das Leben kopiere, so Wackwitz, allzu oft „billige Romane“, und mehr noch, sie seien „eine Art spiritistische[..] Versuchsanordnung, durch die die Stimmen der Toten zu uns dringen.“ Es waren es solche „billigen Romane“, die dazu beitrugen, dass nach 1918 eine Auseinandersetzung mit dem „Großen Krieg“ im konservativen Lager kaum stattfand. Wie Arndt Weinrich („Der Weltkrieg als Erzieher“, 2013) feststellt, habe „nicht der Krieg selbst zur Brutalisierung der politischen Auseinandersetzungen in der Weimarer Republik geführt, sondern die wesentlich medial gesteuerte Rezeption und politische Instrumentalisierung des Krieges.“ Dazu trugen nicht nur nationale und völkische Verbände mit ihrer Verherrlichung von von Krieg und Heldentod bei, und nicht nur „Verhaltenslehren der Kälte“ (Helmuth Lethen 1994), wie sie von Autoren wie Ernst Jünger („Stahlgewitter“) vermittelt wurden, sondern auch populäre Bücher, wie sie in großen Teilen des Wandervogel und der Lebensreformbewegung gelesen wurden. Der Krieg als 'Große Fahrt' wurde dort Teil „einer von intellektuellen und künstlerischen Gruppierungen getragenen Grundstimmung der Erneuerungs- und Aufbruchsrhetorik.“ (Susanne Michl). Zu den Romanen, die solche Stimmungen vermittelte, gehörte vorrangig Walter Flex' „Wanderer zwischen beiden Welten“ (1916), einer der größten 'Bestseller' der Weimarer Republik, und für die Wandervögel und später die Bündische Jugend das 'Kultbuch' schlechthin. Der neoromantische Charakter der Schilderung von Kriegserfahrungen und die Opferbereitschaft der Leitfigur Ernst Wurche machte „Wanderer zwischen beiden Welten“ geeignet, die Aufbruchsphantasien, mit denen der Wandervogel angetreten war, in jene Kriegsbegeisterung und Opferbereitschaft umzulenken, die weite Teile der jungen Nachkriegsgeneration mental auf Nationalsozialismus und Krieg vorbereitete. Alison Lewis The University of Melbourne Transgenerationelles autobiographisches Schreiben und die Geschichte der DDR-Literatur im Exil: Die Familiengeschichten der ersten und zweiten Generation von Opfern der DDR Über die Generation von DDR-Dissidenten, die Ende der siebziger Jahre die DDR verließen und in den Westen ins Exil gingen, ist viel bekannt. Mehrere Autoren, die die DDR im Zuge der Ausbürgerung von Wolf Biermann verließen, haben das Thema des Exils in ihren Werken angeschnitten sowie in Essays und Autobiographien über ein Leben im Widerstreit mit dem kommunistischen Regime reflektiert. Mit Schriftstellern wie Sarah Kirsch, Günter Kunert, Reiner Kunze, Thomas Brasch, Jürgen Fuchs und Hans Joachim Schädlich entstand eine DDR-Literatur im Exil. Einige ihrer Werke arbeiten zusätzlich die Erfahrung der Verfolgung durch die Staatssicherheit auf, vor allem nachdem die Betroffenen Anfang der Neunziger Einsicht in die Dokumente des Stasi Archivs erhalten haben. Zu den ergreifendsten Zeugnissen dieser Art gehören die Aufsätze und Kurzprosa von Hans Joachim Schädlich, dessen Bruder Karlheinz Schädlich ihn über Jahre als IM „Schäfer“ bespitzelt hat. Insbesondere der verschlüsselte Text „Die Sache mit B.“ (1992) zeugt von dem anhaltenden Trauma des Verrats durch einen älteren Lieblingsbruder, der sich als Orwell-scher 15 ‚Big Brother‘ entpuppt. Inzwischen hat sich eine neue Generation von Opfern der DDR in den Kindern dieser Dissidenten zu Wort gemeldet. 2009 hat Susanne Schädlich, die Tochter von Hans Joachim, mit Immer wieder Dezember: Der Westen, die Stasi, der Onkel und ich ihre Lebenserinnerungen geschrieben. Das Werk ist einerseits der Versuch, die Familiengeschichte aus der Perspektive der Kinder zu erzählen, andererseits ist es ein transgenerationelles Erinnerungswerk, das das Trauma der Eltern durch empatisches Zuhören aufzuarbeiten versucht. Susanne Schädlich nimmt sich dabei vor, das fragmentarische Gedächtniswerk von Hans Joachims „Die Sache mit B.“ fortzuschreiben und zu Ende zu erzählen. In diesem Vortrag werden beide Werke als Beispiele eines transgenerationellen autobiographischen Schreibens und Bestandteile einer familiären Traumalandschaft untersucht. Shaban Mayanja University of Nairobi Übersetzung und Identität: Die sinnkohärente Übersetzung von Aniceti Kiterezas Roman Bwana Myombekere na bibi Bugonoka ins Deutsche Die Übersetzungswissenschaft und -praxis hat spätestens seit dem sogenannten "Translation Turn" einen Paradigmenwechsel vollzogen. Sie versteht sich nunmehr als Kulturwissenschaft (Bachmann-Medick, Michaela Wolf, Snell-Hornby u.a.) und positioniert sich neu. Für die Literaturübersetzung blieb das nicht ohne Folgen, denn von nun an wurde (und wird) der Kulturübersetzung- im Gegensatz zur herkömmlichen philologischen Übersetzung- mehr Bedeutung beigemessen. Im Mittelpunkt dieses neuen Verständnisses von Literaturübersetzung spielt das Thema Identität eine entscheidende Rolle, denn es war bekanntlich eines der Auslöser für neuere Ansätze bei der Übersetzung postkolonialer Literatur wie Lawrence Venutis "Resistance Strategy". Dabei wird deutlich, dass gerade Literaturübersetzung als ein sehr wichtiges Instrument für die (Re)konstruktion von Identität und Ideologie fungiert. Am Beispiel der deutschen Übersetzung von Aniceti Kiterezas Roman Bwana Myombekere na Bibi Bugonoka: Ntulanalwo na Bulihwali sowie die DDR und die BRD-Übersetzungen von Ngugi wa Thiongos Petals of Blood wird exemplarisch dargelegt, wie die Identität(en) mittels Übersetzung dekonstruiert bzw. rekonstruiert werden kann. Kirstin Mbohwa-Pagels Goethe-Institut Südafrika Workshop / Geschichte(n) und Identität im DaF-Unterricht „Hoffnung im Herz“. Leben und Werk der May Ayim im projektorientierten DaF-Unterricht May Ayim ist eine der einflussreichsten Wegbereiterinnen der afrodeutschen Bewegung. Sowohl ihre politische Arbeit als auch ihr literarisches Werk sind wichtige Zeugnisse der Identitätsfindung Schwarzer Deutscher und Schwarzer in Deutschland und haben die Nachfolgegeneration dieser Gruppe maßgeblich geprägt. Die Bearbeitung der von ihr behandelten Themenfelder und literarischen Texte geben DaF-Lernern die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit der in Deutschland weiterhin aktuellen Migrations-Debatte im Allgemeinen - dies jedoch anhand einer einzelnen Identifikationsfigur. 1997 erschien der biografische Film „Hoffnung im Herz – Mündliche Poesie“ von Maria Binders, der eine weitere interessante Ressource bietet. Im Workshop werden mit Hilfe vorgegebener authentischer Materialien (Sequenzen aus dem Dokumentarfilm „Hoffnung im Herz“, Textausschnitte aus „Farbe bekennen“, ausgewählte Gedichte aus „Blues in schwarz-weiß“ und „Grenzenlos und unverschämt“, ihr Lebenslauf, Informationen zum May Ayim Award, u.a.) Ideen für Projekte im DaFUnterricht gesammelt. Dabei soll genauer auf die unterschiedlichen Aspekte eingegangen werden, die das Material bietet. Außerdem wird der Frage nachgegangen, wie dies im literarischen Werk Ayims zum Ausdruck kommt. Hierzu eignen sich vor allem folgende Themenbereiche: die außergewöhnliche Lebensbiografie im afrodeutschen Kontext die afrodeutsche Bewegung als politische Aktion (Gruppen-) Identitätsfindung die Rassismus-Debatte in Deutschland Rassistisches Vokabular im Deutschen May Ayims Einfluss auf das politische und sprachliche Bewusstsein in der afrodeutschen Hip Hop Szene Der Workshop findet auf Deutsch statt und richtet sich in erster Linie an DaF-Dozenten an Universitäten, die in ihren Kursen Literaturvermittlung mit landeskundlichen Themen zu verbinden suchen. Stephan Mühr University of Pretoria Tschick und Sand. Zwei komplementäre Geschichten über Identität Wolfgang Herrndorfs Romanen Tschick (2010) und Sand (2011) liegen zwei konträre Modelle von Identitätskonstruktion und -Dynamik zugrunde. Während Tschick ein relativ konventionelles Modell der Selbstfindung eines Jugendlichen aktualisiert (unsichere Ausgangsposition, zwei Außenseiter finden sich, Ausbruch, Selbstbehauptung und erfolgreiche Rückkehr), gehen aus den unterschiedlichen Erzählsträngen in Sand zwar die Identitätskonturen eines Polizeikommissars (Polidorio alias Carl) hervor, der jedoch nach einem Schlag auf den Kopf eine Totalamnesie erleidet und konsequent bis zum tödlichen Schluss der Handlung seine Identität gerade nicht findet. Dadurch hängen aber beide Romane vermittelst ihrer komplementären narrativen Identitätsmodelle und den sich daraus ergebenden literarischen Genre-Matrizen eng miteinander zusammen. Die Selbstfindung in Tschick erfolgt durch die Verbindung des Ich-Erzählers mit einem „Ausländer“ (Sichtwechsel), durch die gemeinsame ‚Er-Fahrung‘ von Fremdheit und den daraus erfolgenden Identitätsgewinn. Die Handlungsstränge in Sand sind von vornherein von Unverständlichkeit geprägt; der Leser muss selbst versuchen, diese zu vernetzen (zu identifizieren), während sich die Identitäten der Figuren eher ‚verrätseln‘, denn an der Aufgabe der Identitätsstiftung bzw. Identifizierung scheitern die Protagonisten. Während „Tschick“ der (verballhornte) Name eines ausländischen Mitschülers ist, durch den das Identitätsmodell narrativ umgesetzt wird, steht „Sand“ für die scheiternden, ‚versandenden‘ Identitätskonstruktionen der Protagonisten (und des Rezipienten). 16 Dorit Müller Freie Universität Berlin Architekturen der Erinnerung: Inszenierungen ostdeutscher Vergangenheit in Antje Ravic Strubels Tupolew 134 und Eugen Ruges In Zeiten des abnehmenden Lichts Gegenstand des Vortrags sind zwei Romane, die sich aus unterschiedlicher Perspektive mit der ostdeutschen Vergangenheit auseinander setzen: Während Ravic Strubel in ihrem 2004 publizierten Roman Tupolew 134 von einer (historisch belegten) Flugzeugentführung erzählt, bei der zwei DDR-Bürger eine Ausreise in die Bundesrepublik erzwingen wollen, dabei jedoch scheitern, präsentiert Ruge mit In Zeiten des abnehmenden Lichts (2011) seine eigene, über vier Generationen sich erstreckende Familiengeschichte, in welcher sich ostdeutsche Geschichte bündelt. Auf den ersten Blick scheinen Entführungsdrama und Familienroman wenig Gemeinsames zu bieten. Auf den zweiten Blick schon: Bezüge stellen sich nicht nur über den verhandelten historischen Kontext her, sondern auch über die Art und Weise, wie über die Möglichkeitsformen von Geschichte und Erinnern reflektiert wird. In beiden Texten, so meine These, werden poetische Formen erprobt, welche mittels räumlicher Modi Erinnerungsarbeit veranschaulichen und problematisieren können. Findet Ravic Strubel für den Umgang mit Erinnern und ‚Vergangenheit erzählen’ die Leitmetapher des Schachtes, welche das Überlagern und Verdunkeln von Zeit- und Ereignisschichten in ein räumliches Bild fasst, so lenkt Ruge mittels montageartiger Anordnung seiner Erzählstränge die Aufmerksamkeit auf das Gemachtsein, das Konstruktive, das Provisorische des Geschichtenbauens. Der Vortrag wird dieses Verhältnis von Räumlichkeit, Erinnern und Erzählen anhand der beiden Romane sowohl in thematischer als auch formaler Hinsicht untersuchen sowie Vorschläge unterbreiten, wie ‚Architekturen der Erinnerung’ in literarischen Texten beschrieben und gedeutet werden können. Ana Nenadovic Universidad de Guadalajara / Universität Wien Erinnern und erzählen: Literatur nationaler Minoritäten in Österreich Einhundert Jahre seit Ausbruch des Ersten Weltkriegs, fünfundsiebzig Jahre seit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: Die Erinnerung an den Untergang der Monarchie, den Austrofaschismus, den Anschluss, den Opfermythos und die Progrome wird in den historischen und wissenschaftlichen Diskursen sowie in der Literatur Österreichs aufrechterhalten. Kafka, Roth und Schnitzler zeigen den nahenden Untergang der Donaumonarchie, Bernhard, Jelinek und Menasse setzen sich in ihrem literarischen Werk intensiv mit dem nationalsozialistischen Regime auseinander. Nationale Identität, Diskriminierung und Verfolgung werden seit Jahrzehnten in Kunst und Wissenschaft aufgearbeitet, an die nachfolgenden Generationen weitergegeben und somit die Erinnerung an diese Ereignisse aufrechterhalten. Aus dem literarischen und wissenschaftlichen Kanon weitgehend ausgeschlossen sind jedoch die nationalen Minderheiten Österreichs. 1918 und 1921 wurden Kärnten mit seiner slowenischen Bevölkerung und das Burgenland mit seiner kroatischen Minderheit an das Land Österreich in seinen heutigen Grenzen angeschlossen. Von diesem Moment an waren die slawischen Minderheiten der Region einem immer stärker werdenden Assimilierungsdruck ausgesetzt, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus zu einem Assimilierungszwang wandelte. Die Minoritäten wurden damals eines Teiles ihrer Sprache, Tradition und Identität beraubt. KünstlerInnen, und unter ihnen v.a. SchriftstellerInnen, sehen es als ihre Pflicht an, an diese Erfahrungen zu erinnern, sie nicht aus dem öffentlichen Diskurs verschwinden zu lassen; Die AutorInnen machen es sich zur Aufgabe, zu erinnern. Erinnern an die Sprache, Erinnern an die Volksweisheiten, Erinnern an das Leiden der Zwischenkriegszeit, Erinnern an die Verfolgungen im Nationalsozialismus, Erinnern an die Diskriminierungen der Nachkriegszeit. Florjan Lipuš (Boštjans Flug, 2005), Maja Haderlap (Engel des Vergessens, 2011) und Michaela Frühstück (Teta Jelka überfährt ein (Huhn) Hendl, 2012) sind nur wenige Beispiele für SchriftstellerInnen der jüngsten Zeit, die ihre Literatur dem Nicht-Vergessen und Erinnern an die Anliegen der slowenischen bzw. burgenländischkroatischen Minderheiten widmen. Geschichte, Sprache, Traditionen und Tod ziehen sich durch ihr literarisches Werk, welches nicht nur die Funktion des Erinnerns übernimmt, sondern ebenso die ästhetischen Funktionen von Literatur erfüllt. Ein Werk, welches den Schritt von Erinnerungsliteratur zu künstlerisch und ästhetisch elaborierter Literatur wagte. Das Ziel des Vortrags ist es, einen kurzen Einblick in die Literatur der Kärntner Slowenen sowie der Burgenländischen Kroaten zu bieten und die Relevanz ihres Werkes nicht als Erinnerungsliteratur, sondern als Literatur des Erinnerns aufzuzeigen sowie sich näher mit den Strategien von interkulturellen Identitäten in den drei bereits erwähnten Romanen auseinanderzusetzen. An die Geschichte der slawischen Minderheiten Österreichs durch Geschichten zu erinnern und diese durch die Literatur vor dem Vergessen zu bewahren – diese sind nur zwei der zahlreichen Aspekte der slawischen Literaturen Österreichs, die nicht in Vergessenheit geraten sollten. Gunther Pakendorf Universität Stellenbosch Alter Mensch, neuer Mensch. Zu den Bekehrungsgeschichten im missionarischen Schrifttum des 19. Jahrhunderts In diesem Beitrag soll der Erzählform der Bekehrungsgeschichte nachgegangen werden. Ausgangspunkt ist der mediale Standort der Missionstraktate und die Rolle dieser Schriften im Zusammenhang des Missionsauftrags als Beweis der Erfolge der Mission. Die Arbeit der Mission und der schriftliche Bericht über diese Arbeit sind demnach zwei Seiten derselben Medaille. Die Lebensbilder der „Erstlinge“ nehmen dabei einen zentralen Platz ein, weil hier der Übergang innerhalb der dichotomischen Weltordnung der Missionstätigkeit vom „rohen Heidentum“ zur Eingliederung in die „Gemeinschaft der Heiligen“ anhand einer leicht nachvollziehbaren Lebensgeschichte veranschaulicht wird. Die Lebensbilder präsentieren sich als Erzählungen aus der „Kontaktzone“, d.i. der soziale Raum, wo Menschen verschiedener und vorher getrennter Herkunft sich begegnen; da es sich jedoch durchgehend um Darstellungen aus der Sicht der Europäer, und für europäische Leser, handelt, gilt es auch diesen Aspekt der dualistischen Weltordnung und ihres manichäischen Geschichtsverständnisses kritisch zu hinterfragen. 17 Paweł Piszczatowski Universität Warschau Paul Celan und die jüdische Identität nach der Shoah Die Geschichte des 2. Weltkrieges ist unumgänglich mit der sog. „Endlösung der Judenfrage“ verbunden, welche die Vernichtung von rund 6 Millionen europäischer Juden zur Folge hatte. Dieses monströse Faktum stellt die überlebenden deutsch-jüdischen Dichter vor die Aufgabe, Zeugis von der Shoah des jüdischen Volkes abzulegen und den Opfern zu gedenken. Paul Celan ist dabei das wohl prominenteste Beispiel. Es verbindet sich, besonders in seiner mittleren Schaffensperiode, mit der Frage nach seiner eigenen Identität als Jude und jüdischer Dichter – einer Frage, die für einen deutsch assimilierten, in der Mutter- und Mördersprache Deutsch dichtenden Juden, der sich nicht eng genug mit der jüdischen Tradition verbunden fühlt, eine wahre Herausforderung ist, da die jüdische Identität sich seit je vor allem an religiösen Paradigmen orientierte Ein Dichter als Zeuge für anwesende Zeugen der Shoah (niemand kann davon Zeugnis ablegen, wie es war, in einer Gaskammer zu ersticken) muss sich zu ihnen bekennen können, auch wenn er einem Gott, „der das alles wollte” (Es war Erde in ihnen) keinen Glauben bekennen will. Celan Hinwendung zu strikt judaistischen Identifikationsfiguren resultiert zum Teil aus diesem Identitätsdefizit. Im Prosatext Gespräch im Gebirg spricht einer der Protagonisten: Auf dem Stein bin ich gelegen, damals, du weißt, auf den Steinfliesen; und neben mir, da sind sie gelegen, die andern, die wie ich waren, die andern, die anders waren als ich und genauso, die Geschwisterkinder; [...] und sie liebten mich nicht und ich liebte sie nicht, denn ich war einer, und wer will Einen lieben, und sie waren viele, mehr noch als da herumlagen um mich, und wer will alle lieben können [...].1 Auf der anderen Seite lässt er in seinen Notizen zu Meridian keinen Zweifel daran, unter welchen Voraussetzungen Opfergedenken möglich ist: Wer nur der Mandeläugig-Schönen die Träne nachzuweinen bereit ist, der tötet sie [...], die Mandeläugigßchöne, nur zum andern Mal. – Erst wenn du mit deinem allereigensten Schmerz zu den krummnasigen, bucklichten und mauschelnden und kielkröpfigen Toten von Treblinka, Auschwitz und anderswo gehst, dann begegnest du auch dem Aug und seinem Eidos: der Mandel.2 Diese beiden Aussagen sollen im geplanten Beitrag einen Ausgangspunkt bilden für die Darstellung von Celans jüdischen und judaistischen Identifikationsfiguren in seinen Texten aus den späten 50er und den 60er Jahren. Alessandra Ramos de Oliveira Harden Universidade de Brasília Gebrochene Identität in den Paratexten: Ambiguitäten in den Worten der Übersetzer Das Ziel dieser Arbeit ist es, Aspekte der Herausbildung der brasilianischen Identität auf der Basis von Paratexten, die von brasilianischen Übersetzern in entscheidenden historischen Momenten geschrieben wurden, zu diskutieren. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Übersetzer notwendigerweise in mindestens zwei linguistischen und kulturellen Welten leben und sich zwischen diesen beiden bewegen um ihre Arbeit auszuführen. Die sind von daher per definitionem geteilte Wesen, und in diesem Sinne selbst bereits „übersetzt“ , jedoch eingefügt in spezifische spatiale und temporale Kontexte. Die Beobachtungen, die sich hinsichtlich ihrer Produktion, also der Übersetzungen, machen lassen, können Aufschluss geben über die kulturellen Praktiken und Erwartungen innerhalb der beiden durch die Übersetzungen verbundenen Kulturen: Fragen der Zugehörigkeit, Identität, Hybridisierung und Ambiguität. Die Paratexte aus der Feder von brasilianischen Übersetzern wie z.B. Vorworte, Anmerkungen und Nachworte werden analysiert als Mikrokosmen innerhalb derer sich Einstellungen und Vorurteile der jeweiligen Epoche reproduzieren. Renate Riedner Universität Leipzig Sprachaneignung und (literarisches) Erzählen in Deutsch als Fremdsprache Angesichts des dominant instrumentellen Sprachverständnisses des Europäischen Referenzrahmens für Sprachen verwundert es nicht, dass das Erzählen, das in seiner alltäglichen Form von der linguistischen Erzählforschung primär in der homileïschen, sich den Kategorien einfacher Verwertbarkeit entziehenden Kommunikation verortet wird (Ehlich 2007), im Referenzrahmen wie in der sich auf ihn berufenden aktuellen Lehrwerksproduktion bestenfalls am Rande eine Rolle spielt. Im Zusammenhang von Konzepten des Fremdsprachenunterrichts, die das Fremdsprachenlernen als Prozess verstehen, der das Subjekt nicht unberührt lässt (vgl. Kramsch 2009, 2: „Because it is not only a code but also a meaning-making system, language constructs the historical sedimentation of meanings that we call our 'selves'.“), kann das Erzählen dagegen eine neue Bedeutung gewinnen. Erste Vorschläge zu einer Neubewertung des Erzählens im DaF-Unterricht finden sich bei Schiedermair (2014). Welche Möglichkeiten das Erzählen im Prozess der Aneignung einer Fremdsprache bieten können, soll in dem geplanten Beitrag mit Blick auf dessen welt- und subjektkonstituierende Kraft systematisch reflektiert und weiter konkretisiert werden. 1 Paul Celan: Gespräch im Gebirg, mit einem Kommentar von Theo Buck, Aachen 2002, S. 11-12. Paul Celan: Der Meridian. Endfassung – Vorstufen – Materialien (Tübinger Celan-Ausgabe), Frankfurt am Main 1999, S. 128. 2 18 Dolors Sabaté Planes Universidad Santiago de Compostela Gelebte Geschichte in Erna Pinners autobiographischen Schriften Erna Pinners Textproduktion, überwiegend von ihrer biografischen Erfahrung geprägt, hat bis jetzt kaum das Interesse der Literaturforschung geweckt. Pinner (1890 - 1987), eine facettenreiche Frau, die dem Expressionismus angehörte, ist ein weiteres Beispiel für die zahlreichen KünstlerInnen deutsch-jüdischer Herkunft, die aufgrund von historischen Ereignissen in den Hintergrund gedrängt, wenn nicht sogar vergessen wurden. In Frankfurt geboren stammte Pinner aus einer assimilierten Familie und lebte bis zum Beginn des Nationalsozialismus ein privilegiertes Leben. 1916 lernte sie Kasimir Edschmid kennen, mit dem sie eine intellektuelle und emotionale Partnerschaft verband, die jahrelang, selbst während des Exils der Autorin in London bis zum Tode des Schriftstellers 1966, anhielt. Pinner hat die Geschichte ihrer Zeit intensiv gelebt. Zusammen mit Edschmid ist sie durch Afrika gereist und wurde zur lebendigen Zeugin des europäischen Kolonialismus. Ihre Reiseerlebnisse hat sie in ihrem Reisebericht Ich reise durch die Welt (1931) zusammengefasst. 1935 wurde Erna Pinner aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossen, und kurz darauf zwangen die antisemitischen Angriffe sie, einen Weg ohne Rückkehr anzutreten. Die Autorin flüchtete deshalb nach London, wo sie bis zu ihrem Tod 1987 blieb. Im Londoner Exilwidmete sie sich dem Studium der Zoologie und schrieb Abhandlungen, in welchen sie tierische Verhaltensweisen mit den großen Fragen des Lebens in Beziehung setzt. Ihre langjährige Erfahrung in der Tierbeobachtung in freier Natur, aber auch im Zoo, war die Basis für diese Hinwendung zur Naturwissenschaft. Im meinem Referat werde ich mich mit Erna Pinners Produktion beschäftigen. Fragen, wie die Autorin die Geschichte ihrer Zeit - Kolonialismus und Exil - erlebt und sie in ihren autobiographischen Texten verarbeitet, werden im Mittelpunkt meines Interesses stehen. Christiane Schaeffler Stellenbosch University Schlafende Wörter. Sprache, Geschichte(n) und Identität(en) bei Yoko Tawada Im diesem Beitrag soll am Beispiel ausgesuchter Texte Yoko Tawadas die Vorstellung schlafender Wörter, oder wie Tawada es formuliert hat „Wörter, die in der Asche schlafen“, unter dem Gesichtspunkt der Bedeutung von Sprache und dem Zusammenhang zu Geschichte(n) und Identität(en) untersucht werden. Zu fragen ist dabei, was Tawada unter Kultur versteht, wie sie diese verortet und welche Rolle in diesem Kontext das Reisen spielt. Schließlich soll auch der Frage nachgegangen werden, inwiefern und inwieweit Sprache von Tawada als kulturelles Phänomen wahrgenommen und bestimmt wird und wie sich diese Wahrnehmung zur literaturwissenschaftlichen Kategorie der Transkulturalität verhält. Stefanie Schneider University of Cape Town Gegen-Stimmen/Gegen-Blicke: Literarische De/Konstruktionen deutsch- afrikanischer Identitäten bei May Ayim und Philomène Atyame. Meine Masterarbeit untersucht die literarische Artikulation (ehemals) subalterner afrikanisch-deutscher Stimmen in einem postkolonialen Kontext. Dabei widme ich mich der Frage, wo und auf welche Weise in der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur postkoloniale (Gegen-)Blicke auf Deutschland und auf Afrika konstruiert werden und wie sich in den literarischen Stimmerhebungen afrikanischer AutorInnen deutscher Sprache sowie in der Literatur Schwarzer Deutscher alternative Identitäten formieren. In meinem Referat möchte ich mich insbesondere mit Verhandlungen der deutschen Kolonialgeschichte und deren Kontinuitäten in ausgewählten Gedichten der Lyrikerin May Ayim und in Philomène Atyames Roman Abengs Entscheidung befassen. Sarah Schwab Universität Konstanz „Gedenke, dass du ein Deutscher bist!“ – Deutschtumsnarrative in Südafrika 1918-1960 Ziel des Vortrags ist ein kursorischer Überblick über gängige Narrative von und über „Deutschtum und die Deutschen“ in Südafrika von 1918 bis 1960. Diese lassen sich nämlich über verschiedene Genres und Medientypen – Zeitschriften, Romane, Biographien, aber auch individuelle Briefe und offizielle amtliche Kommunikation – hinweg in erstaunlich konstanter und einheitlicher Form finden. Grundlegend wird eine Erfolgsgeschichte der deutschen Einwanderer erzählt, die sich trotz erheblicher Schwierigkeiten in Südafrika im wörtlichen Sinn eine wirtschaftliche Existenz aufbauten und gleichzeitig im übertragenen Sinn eine „deutsche“ Community bildeten. Neben dieser Erfolgsgeschichte findet sich ebenso häufig gewissermaßen ihre Umkehrung: die Warnung vor Abfall von und Verlust des „Deutschtums“, die immer und immer wieder wiederholt wurde. Beide Narrative zeichnen sich durch wiederholte Verwendung von bestimmten Bildern und Metaphern aus, die ich anhand verschiedener Beispiele herausarbeiten möchte. Der tatsächliche Alltag der deutschen Minderheit Südafrikas fiel aber keineswegs mit den in den Narrativen präsentierten Idealen in eins. In einem kontrastierenden Ausblick möchte ich deshalb verdeutlichen, wie diese Narrative im Rahmen der ethnischen Grenzziehungen, in denen sich die Gruppe der „deutschen“ Südafrikaner von anderen abgrenzte, die Rolle eines „emtpy signifiers“ einnahm, um den herum sich eine zwar sehr diverse, aber dennoch als „deutsch“ empfundene Alltagspraxis entwickelte. 19 Eva-Maria Siegel Universität zu Köln Von der Umkehrung der Zeitachse in den Raum. Kontrafaktische Historienspiele in der Neuesten Deutschen Literatur Bei der Sichtung der jüngsten Gegenwartsliteratur, insbesondere des narrativen Genres, fällt auf: Neben der kulturellen Modellierung von Zeit spielen insbesondere spezifische räumliche Konfigurationen eine Rolle. Sie engen das Gesichtsfeld der Erzähler stark auf Lokales ein (M. Hammerschmidt, S. Urban, W. Herrndorf), bereichern die Erkenntnisfähigkeit ihrer Helden und Heldinnen mit andersartigen Raumerfahrungen (Ch. Kracht, K. Schmidt) oder weiten sie extrem aus, im Extremfall bis ins Extraterrestische (D. Dath). Erzählende Texte, die sich historischer Erinnerungskultur entgegen der Faktologie zuwenden, konfigurieren auf diese Weise das Verhältnis von Repräsentationsräumen als institutionalisierten Konzepten und Raumrepräsentationen als gelebte Räumlichkeiten neu. Das betrifft auch den literarischen Umgang mit der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, ebenso Rückblicke auf den historischen Zeitkeil des Umbruchs 1989. Das Vertrauen in die „vereinheitlichende Kraft der Moderne“ (A. Koschorke) ist geschwunden, die Großen Erzählungen haben sich als unglaubwürdig erwiesen Es entwickelt sich eine Pluralität von Modernisierungspfaden, in der kaum noch ein gemeinsamer Erfahrungshorizont auszumachen ist. Zu zeigen ist, in welch irritierender wie oft auch amüsanter Art und Weise die Literatur der Gegenwart mit Zeitschleifen auf den irreversibel sich verschiebenden Pol der Zukunft reagiert. Helene Steigertahl University of Bayreuth Language Use and Language Attitudes – How Do They Contribute to Identity-Formation? Since the implementation of English as the sole official language, a number of language attitude and use studies have been conducted in Namibia. In the 1990s, studies by Pütz, Harlech-Jones and Beck revealed positive attitudes to the English language; Afrikaans L1 speakers, however, mostly preferred their mother tongue, regarding it as more prestigious. All participants typically used English in formal situations and their home languages in informal situations. Another empirical study for my thesis in 2010 and a pilot study for my dissertation in 2013 showed nearly the same results, just like the 2012 pilot study by Buschfeld and Kautzsch published in 2014. They added an identity investigation, which stated that most participants linguistically and culturally identify with their L1, not with English. The term ‘identity’ and its link to language will be analyzed. Then, the contrasting notions of the German-speaking group and the Afrikaans-speaking group will be examined. Finally, the possibility of nation-building in a multilingual society, i.e. “unity in diversity”, and the coexistence of multiple identities will be discussed. Kathleen Thorpe University of the Witwatersrand “Heil mir, daß ich Ergriffene sehe”. – Der Kriegsalmanach 1915 vom Insel-Verlag. Der Kriegsalmanach 1915, veröffentlicht zum Jahreswechsel 1914/15 vom Insel -Verlag, Leipzig, gibt Aufschluss über die Kriegspropaganda in Deutschland kurz nach Anfang des Ersten Weltkriegs. Die Anthologie, an die gebildeten Bürger adressiert, enthält eine Vielzahl von Textsorten mit Texten von bekannten und heute zum Teil unbekannten “Dichtern und Denkern”, wie auch Politikern. Dieser Beitrag untersucht die Instrumentalisierung von vor allem Religion, Literatur und Philosophie in dem Versuch, die deutsche Bevölkerung von der Legitimität und Gerechtigkeit des Krieges zu überzeugen. Herbert Uerlings Universität Trier Postkolonialismus ohne Kolonisierte? Möglichkeiten und Grenzen des ‚neuen deutschen Kolonialromans‘ Die neue Aufmerksamkeit für Erinnerungs- und Gedächtniskulturen, die weltweite Auseinandersetzung mit Fragen der ‚geteilten Geschichte‘ und des Postkolonialismus sowie der in Politik und Medien stark beachtete hundertste Jahrestag des deutschen Völkermords an den Herero im Jahr 2004 haben auch die deutsche Kolonialzeit in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Das gilt, wie Dirk Göttsche in seiner Studie „Remembering Africa“ (2013) gezeigt hat, auf dem Feld des historischen Romans für das Genre des Familienromans, d.h. hier Romanen, die sich ganz explizit auf die historische Spurensuche zur deutschen Kolonialgeschichte begeben, für historische Biographien zur afrikanischen Diaspora aber auch für den postmodernen Roman mit ‚postkolonialem Blick‘ (Lützeler). Diese Form des ‚postkolonialen‘ historischen Romans nutzt die Möglichkeiten selbstreflexiver Metafiktionalität häufig äußerst virtuos, hat aber insbesondere dort, wo Postkolonialismus und Poststrukturalismus als unauflösbare Einheit gedacht werden, mit dem strukturellen Problem zu kämpfen, dass, Erzählen ‚von Afrika‘ durch nicht-afrikanische Autorinnen und Autoren als nicht möglich gilt. Der Vortrag befasst sich mit diesem Problem und Romanen, die es zu lösen versuchen. Cilliers van den Berg University of the Free State Er ist wieder da als kontrafaktische Geschichte Alternativweltgeschichte, Allohistoria oder Uchronie gilt als Bezeichnung für eine kontrafaktische Geschichte, d.h. ein hypothetisches Narrativ als Antwort auf die Frage “was wenn?” Vor allem beliebt in literarischen Gattungen wie sci-fi, werden diese “alternativen” Geschichten immer mehr von (Meta-)Historikern ernstgenommen. Der Grund ist, dass sie weniger über historische Ereignisse aussagen, als auf die Aufarbeitung der Vergangenheit in der Gegenwart anspielen - 20 um damit etwas von der Dynamik eines kollektiven Gedächtnisses aufzuzeigen. Er ist wieder da, der Debütroman und Bestseller von Timur Vermes, erzählt die Geschichte von Adolf Hitler, der am 30. August 2011 auf einer Wiese in Berlin aufwacht. In diesem Beitrag wird der Roman von Vermes aus einer kontrafaktischen Perspektive gewertet, um dessen Bedeutung als metafiktionale Geschichte zu erläutern. Philip van der Merwe North-West University Emil Sinclairs fiktionale Welt in Hermann Hesses Demian (1919) Die fiktionale Welt in Demian (1919), ein Buch des Zeitalters des Ersten Weltkrieges, ist eine subjektive Gestaltung des fokalisierenden Individuums, Emil Sinclair. Indem er die Figuren, den sozialen Kontext, Ereignisse und den Raum der textualen realen Welt fokalisiert, verwandelt Sinclair die Struktur und Atmosphäre der textualen realen Welt, damit sie "individualisierte" fiktionale Teile werden und zusammen die fiktionale Welt bildet. In der Analyse von Demian sind theoretische Konzepte von M. Bal, M. Ryan und A. Nünning von Bedeutung hinsichtlich dieser Idee, dass die gesamte textuale Darstellung "synonym" mit dem fiktionalen Bewusstsein des Individuums ist. Die Frage entsteht also: Wie repräsentiert Emil Sinclair seine textuale reale Welt? Diese Überlegung wird Frau Eva, Demian, Gott, den Teufel und Abraxas als Andeutungen von Sinclairs Bewusstsein kategorisieren. Diese Andeutungen werden dann auch in Zusammenhang mit den "Bausteinen" der fokalisierten Einzelteile in Betracht gezogen, die die "Gesamtsumme" der fiktionalen Welt und des zentralen Individuums sind. Luise von Flotow University of Ottawa Translation: working to de-fragment and re-member Literary texts are fragments - as a result of interpretations, re-readings, revisions, citations and excerpts, partial translations - and in many other ways. In another language, another culture - say, in the case of German texts in English - this process and the fragmentation effect is even stronger. Translation, and especially re-translation may work toward re-membering them, recreating/reinterpreting them, collecting the pieces and reprising them for another time, another place, another readership or audience. And yet translation, like memory work, can misrepresent,create and simply 'make things up' to fit the needs of the present. My paper will take up the recent work on the re-membering of Ulrike Meinhof's journalistic presence and career in 1960s Germany in Everyone Talks about the Weather. We Don't!, ed. Karin Bauer, Seven Stories Press, NYC, 2009 through academic research and translation as well as the re-translation and re-presentation of Christa Wolf's Der geteilte Himmel/They Divided the Sky tr. L.von Flotow, UOttawa Press 2013. It will examine and discuss to what extent the power (and perhaps the role) of translation includes the defragmentation, re-membering, and perhaps restoration of 'source' texts long overlooked, or misrepresented, or never even considered, in a particular receiving culture. Katharina von Hammerstein University of Connecticut, USA “Meine unhaltbar widerspruchsvolle Stellung zum Kriege”: Käthe Kollwitz von Kriegsbefürwortung zu Kriegsgegnerschaft, 1914-1918 Während des Ersten Weltkrieges verzeichnen die Tagebücher der Künstlerin Käthe Kollwitz (1867-1945) Kriegserfahrungen an der Heimatfront. Kollwitz’ diaristische Verarbeitung ihres ambivalenten, historisch durchaus repräsentativen Prozesses von patriotischer Kriegsbefürwortung 1914 zu Antikriegsprotest 1918 schafft – so ist meine These – erst die Voraussetzung für ihre Identität als Kriegskritikerin und ihre Veröffentlichung von Kunstwerken wie der Graphik “Nie wieder Krieg!” und der heute in der Berliner Neuen Wache zum zentralen Antikriegsdenkmal erhobenen Bronze-Pietà “Mutter mit totem Sohn.” Unter Anwendung von Theorien zu “war as experience,” “humanitarian witnessing” und Trauer als Triebfeder kriegskritischer Politik konzentriert sich meine textwissenschaftliche Analyse von Kollwitz’ Tagebüchern und ausgewählten Kunstwerken auf identitätsstiftende, geschichtsmächtige Transformationen: von privater, in Worte verfasster Klage über den Krieg zu öffentlicher, künstlerisch vermittelter Anklage gegen den Krieg; von einer Rhetorik des Kriegsdienstes zu einer des Pazifismus; von Äußerungen individueller Trauer zu deren kollektiver Erweiterung; von Kommentaren über die opferwillige zu solchen über die schützende Rolle einer Mutter; von nationalistischen zu internationalen Perspektiven. Meine Untersuchung zu Schnittpunkten von Diaristik, visueller Kunst, politischem Engagement und geschichtlichem Kontext verbindet die Themen Krieg(skritik), (Inter)Nationalismus, Identität, Gender und Erinnerung(skultur). Carlotta von Maltzan Stellenbosch University Abrechnung mit/in der Geschichte in Bernhard Jaumanns Politthriller „Die Stunde des Schakals“ In einem „notwenigen Nachwort“ zu seinem Roman Die Stunde des Schakals plädiert Jaumann für ein längst überfälliges Aufnahmeverfahren des Falls Lubowski. Wenn seine Fiktionalisierung dazu führen würde, die Verantwortlichen am Attentat des SWAPO Mitglieds und Rechtsanwalts Anton Lubowski kurz vor der Unabhängigkeit Namibias im Jahre 1990, endlich vor Gericht zu stellen, wäre ihm das nur recht. Wenn des Weiteren einer oder mehrere der bis heute meist unbehelligt in Südafrika lebenden Täter auf die Idee käme, Jaumann selbst zu verklagen, weil diese alle namentlich in seinem Roman genannt werden, könnte ein Prozess „endlich Licht in die Sache“ bringen. 21 Untersucht werden soll in diesem Beitrag das Verhältnis zwischen Realität und Fiktion sowie die historischen Umstände, die zum Attentat von Lubowski geführt haben. Auch soll der Frage nachgegangen werden, welchen Stellenwert ein Politthriller in der Aufklärung historischer Zusammenhänge haben kann, wobei der Roman innerhalb des Genres Politthriller und als Faktion in Zusammenhang mit anderen Fiktionalisierungen von Attentaten und damit verbundenen historischen Umständen wie u.a. in dem Film Namibia verortet werden soll. Peter Wagener Institut für Deutsche Sprache, Mannheim Sprache als Identitätsstifter? Die nicht-lexikalischen Schibboleths des Namibiadeutschen Der Vortrag informiert über die Ergebnisse einer Aufnahmereise im Rahmen des Projekts „Gesprochenes Deutsch im südlichen Afrika“, die im Februar/März 2013 durch Namibia führte mit dem Ziel, die namibische(n) Varietäte(n) des gesprochenen Deutsch systematisch zu erheben. Im Fokus der ersten Analysen steht die Frage, welche Besonderheiten außerhalb der Lexik exklusiv und damit möglicherweise auch identitätsstiftend für das Namibiadeutsche sind. Angelika Weber University of Pretoria Der Apfel als Motiv in Herta Müllers Collagenband „Vater telefoniert mit den Fliegen“ und sein intertextueller Bezug zu einigen ihrer Prosawerke In Herta Müllers Collagenband „Vater telefoniert mit den Fliegen“ kristallisieren sich eine Vielfalt von Themen heraus. Von der Tier- und Planzenwelt, über Jahreszeiten und Schnee bis zu den Menschen: Vater und Mutter, Polizei, Soldat und Wachtmann wiederholen sich die Themen, für die Herta Müller in ihrer literarischen Traumaverarbeitung bekannt ist: Mord und Tod, Verhöre und Haft, Bestechung und Bespitzelung, Lüge und Verrat, Angst, Flucht und Ausreise. Alle diese Themen kommen auf die eine oder andere Weise auch in ihren Prosawerken vor. Da die Collagen häufig verschlüsselt und rätselhaft erscheinen, soll in diesem Beitrag untersucht werden, ob durch Aufweisen von Intertextualität ihre Kommunikativität erhöht wird und dieses zu einem besseren Verständnis beiträgt. Das Motiv des Apfels, das auch in dem 2014 erschienenem Buch „Mein Vaterland war ein Apfelkern“ thematisiert wird, soll in diesem Beitrag repräsentativ verwendet werden, um die Intertextualität zwischen vier Collagen und einigen Prosawerken aufzuzeigen und zu analysieren. Auch werden die Texte auf lexikalischer, syntaktischer und stilistischer Ebene untersucht, um festzustellen, welche Mittel Herta Müller gebraucht, um auf den Leser einzuwirken. Christiane Weller Monash University Der Schoß der Mutter – Die Memoralisierung der Mutter bei Peter Schneider und F.C. Delius Von Vätern hat man in der deutschen Literatur seit den 1970er Jahren viel gelesen. Nach einer im Geiste der 68er erfolgten Abrechnung mit dem Kriegsteilnehmern und vermeintlichen –verbrechern (hier u.a. bei Peter Schneider, Bernward Vesper, Peter Henisch, Christoph Meckel) steht die jüngste Welle der Väterliteratur zunehmend im Zeichen der Demenz und des nahen Todes. Im Abtreten des Vaters liegt nocheinmal die Möglichkeit des sich Neu- und AndersDefinierens der Söhne, (z.B. bei Tilmann Jens, Arno Geiger, Eugen Ruge oder Thomas Harlan). Die Auseinandersetzung (der Söhne) mit der Mutter ist dahingegen seit Peter Handke schon immer etwas anders gelagert. Kann der Vater in die Rolle des Täters gepresst werden, so ist die Mutter auch zugleich Opfer, d.h. sie ist Opfer einer familiärpatriarchalen Ordnung, aber auch Opfer einer von ihr scheinbar unbeinflussbaren Geschichte. Das Unglück der Mutter, so bei Peter Handke oder auch bei Karl-Heinz Ott, wird zum Knebel des Sohnes. Der Aussageverweigerung des vom Nazismus kompromitierten Vaters steht die Sprache (oder auch Sprachgewalt) der Mutter gegenüber. Zu ihr scheint sich der Sohn verhalten zu müssen, sie trifft ihn direkt, affiziert seinen der Mutter ausgelieferten Körper und seine Stimme. In den Texten von Delius (Bildnis der Mutter als junge Frau, 2006) und Schneider (Die Lieben meiner Mutter, 2013) wird der Aspekt der Muttersprache bzw. der mütterlichen Stimme erneut verhandelt, hier eingebunden in eine Geschichte, die dem Sohn vorgängig oder unzugänglich war. In der (Re-)Konstruktion wird der Mutter ein vom Sohn unbesiedelter Ort zugewiesen. Diese Andersverortung der Mutter ist zugleich Ent-Ortung und Neuverordnung des Sohnes im Zeichen einer bislang vernachlässigten Geschichtlichkeit der Mutter. Arnd Witte National University of Ireland Maynooth Narrative Identitätskonstruktion im Interkulturellen Transitraum Die fremde Sprache eröffnet den Lernenden einen Zugang zu dem neuen Kulturraum, der durch differente sprachliche und soziokulturelle Konzeptualisierungen, Konzepte, Normen, Haltungen, Verhaltensweisen, Deutungsmuster und Lebenswelten geprägt ist. Wenn man sich auf die fremde Sprache und Kultur einlässt, werden die monothetisch internalisierten Sicherheiten des ersten Kulturraums bezüglich Kognition, Emotion und Verhalten zunehmend in Frage gestellt und transformiert. Dies betrifft auch und gerade eigene Identitätskonstrukte, die sich subjektiv zunehmend aus dem ersten Kulturraum in einen interkulturellen Transitraum verlagern, der durch Vielschichtigkeit, Dynamik und Vermischung kultureller Einflusssphären gekennzeichnet ist. In diesem Referat werden einige Beispiele der Selbstvergegenwärtigung und Narration dieser Identitätsveränderung analysiert. 22 Philina Wittke University of Witwatersrand, Sprache und Selbst-Bewusstsein bei Franco Biondi. Metafiktion als Weg in die Migrationsliteratur Franco Biondi ist einer der ersten Autoren, die später zur Migrationsliteratur gezählt werden und gehört als Italiener der Nationalität an, mit der Deutschland 1955 als erstes ein Anwerbeabkommen unterzeichnet hat. Zusammen mit Gino Chiellino erhält er 1987 den Adelbert-von-Chamisso-Preis für deutschsprachige Werke von Autoren nichtdeutscher Herkunft. Seine Werke, “Passavantis Rückkehr” (1980), “Die Unversöhnlichen” (1990) und “In deutschen Küchen” (1997) bilden den Übergang von einer sogenannten Betroffenheitsliteratur zur Migrationsliteratur. Nachdem anfänglich vorwiegend eigene Erfahrungen aus dem Gastarbeitermilieu als Schreibanlass und -inhalt dienen, wird im Verlauf der drei Werke über die metafiktionale Annäherung an die Figur des Schriftstellers der Bogen zur Migrationsliteratur gezeichnet. Alle drei Werke werden von einem Ich-Erzähler vorgetragen. In “Passavantis Rückkehr” stellt sich dieser als Franco, also mit dem Namen des Autoren, vor und berichtet aus dem Leben eines Gastarbeiters. In “Die Unversöhnlichen” ist der Ich-Erzähler das Alter Ego Dario Binachi, das seinen Widersacher, den Schriftsteller Franco Biondi, mit seiner eigenen Geschichte überwindet und so am Ende selbst zum Schriftsteller wird. Über das Erlangen einer eigenen, erzählbaren Geschichte in deutscher Sprache wird so ein transkulturelles Gedächtnis geschaffen, das ihm die Möglichkeit gibt, sich von den eigenen Erfahrungen zu distanzieren und Schriftsteller zu werden. Der Roman “In deutschen Küchen” bildet das thematische Zwischenstück zwischen den beiden genannten Romanen und behandelt Dario Binachis Ankunft in Deutschland sowie sein Ankommen in der Gesellschaft. Wie in einer Collage werden in “Passavantis Rückkehr“ tagebuchartige Szenen aus dem Leben des Migranten Franco aneinander gesetzt. Merkmal des Gastarbeiters ist sein Soziolekt, der auf der Wort- wie auch auf der Satzebene von Interferenzen zwischen dem Italienischen und dem Deutschen durchsetzt ist; Neologismen, italienische Übersetzungen sowie Lehnwörter sind nur einige Beispiele dafür. Bemerkenswert ist der Bruch zur Sprache des Ich-Erzählers, der in reinem Deutsch und fehlerfrei spricht. Der Versuch in einer Gesellschaft anzukommen, wird in “In deutschen Küchen” beschrieben, in dem der Protagonist Dario zunächst keine Verständigungsmöglichkeiten über das Gastarbeitermilieu hinaus hat. Er ist auf seinen visuellen Sinn und das Beobachten der Menschen angewiesen. Es bleibt ihm in Unterhaltungen nur das Schweigen. Dennoch gelingt ihm eine nonverbale Einwanderung in die Gesellschaft, indem er eine Liebesbeziehung mit der deutschen Elli eingeht. Paweł Zajas Adam Mickiewicz-Universität Poznań / University of Pretoria Suhrkamp macht Weltliteratur. Zur Rolle des Verlagsarchivs für die Soziologie der literarischen Übersetzung In der Makrostruktur des globalen Übersetzungsmarktes kommt dem deutschsprachigen Raum eine zentrale, dominante Stellung zu. Die deutsche Sprache spielt hierbei eine wichtige Vermittlungsrolle zwischen (semi)peripheren Sprachen und Literaturen. Die Frankfurter Buchmesse zählt weltweit zu den bedeutendsten Ereignissen der Buchbranche und Übertragungen ins Deutsche bedeuten nach wie vor für die „kleineren“ Nationalliteraturen nicht nur einen ökonomischen Gewinn, sondern stellen zugleich einen „Akt der Konsekration und Zuwachs an symbolischem Kapital dar, der in der Regel zu Übersetzungen in andere ’kleinere’ Sprachen führt“. Nach dem Zweiten Weltkrieg machten Übersetzungen zwischen 8 und 13 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes aus. Den Angaben aus dem Jahr 2008 zufolge entstammte ein Drittel aller Übersetzungen (7342) dem Englischen (66,9%), 11,5% dem Französischen, 2,9% dem Italienischen, 2,6% dem Spanischen, 2,3% dem Niederländischen, 2% dem Schwedischen, 1,8% dem Russischen, 1,4% dem Japanischen und 1,2% dem Türkischen. Dahinter folgten mit einem Anteil von weniger als ein Prozent Übertragungen aus dem Norwegischen, Finnischen, Polnischen, Neuhebräischen und Dänischen. Im Hinblick auf diesen asymmetrischen Kulturaustausch, der von dem holländischen Soziologen Johan Heilbron als core-periphery structure beschrieben worden ist, wird in dem Vortrag der Transfer (semi)peripherer Literaturen in den deutschsprachigen Raum am Beispiel niederländischer und polnischer Literatur analysiert. Die Wahl der beiden Nationalliteraturen wurde nicht nur aufgrund ihrer „nachbarschaftlichen“ Orientierung auf die große supranationale Sprachgemeinschaft getroffen, sondern hauptsächlich wegen ihres auffällig disproportionalen Transfers in den deutschen Buchmarkt. Während die Literatur aus Holland und Flandern einen über zweiprozentigen Anteil am deutschen übersetzerischen Feld hat, kommt die polnische Literatur kaum über 0,6% hinaus. Die empirischen Daten stammen aus dem Archiv des Suhrkamp Verlags, das 2009 durch das Deutsche Literaturarchiv in Marbach am Neckar erworben wurde. Für die in dem vorliegenden Beitrag dargestellte Forschungsfrage ist das Suhrkamp-Archiv aus zweierlei Gründen von großer Bedeutung. Erstens spielte und spielt der Suhrkamp Verlag immer noch eine eminente Rolle im Transfer sowohl niederländischer wie auch polnischer Literatur in den deutschsprachigen Raum. Zweitens ermöglicht die Erforschung des Verlagsarchivs, die Logik und die Struktur der von den Akteuren des verlegerischen Feldes initiierten/verworfenen Beschlüsse und Kommunikationsprozesse zu rekonstruieren. Dank den aus dem Suhrkamp-Archiv gewonnenen Daten wird der Einblick in die manufacture of the translation niederländischer und polnischer Literatur gewährt. Zugleich aber bietet sich die Untersuchung der Rolle des Suhrkamp Verlages im niederländisch-deutschen und polnischdeutschen Literaturtransfer nicht nur exemplarisch als Forschungsgegenstand für die Rolle des Verlags und anderer direkt involvierter Akteure, sondern auch als pars pro toto zur Erforschung der Transferprozesse kleinerer Literaturen ins Deutsche an. Die heterogene Datenbasis des Suhrkamp-Verlags macht es möglich, unterschiedliche Standpunkte (des Verlegers, der Lektoren, Gutachter, erfolgreichen sowie nicht erfolgreichen, nicht verlegten Schriftstellern) entlang der Produktionskette literarischer Übersetzungen zu reflektieren. Die hier vertretene Position liegt also am Schnittpunkt von Literatursoziologie und Organisationswissenschaften und stellt damit eine Alternative zur meist kulturpessimistisch getriebenen Auffassung von der Planbarkeit und Kalkulation des Markterfolgs dar. Anhand der Archivalien werden folgende Forschungsfragen behandelt: 23 Welche sind die sozio-ästhetischen Prozesse, Strategien und Praktiken zur Verbreitung von Übertragungen aus den (semi)peripheren Literaturen innerhalb des Kollektivs eines angesehenen deutschen Verlags? Was sind die relevanten Akteure, Elemente und Bedingungen? Mariann Zappen-Thomson University of Namibia „Bei dem Regen kein Braai, trotzdem alles nauwa“. Zur Entwicklung des Deutschen in Namibia Namibia war ehemalige Kolonie Deutschlands und hat auf Grund dieser historischen Verknüpfung auch heute noch eine besondere Beziehung zur Bundesrepublik. Deutsch gehört zu den Nationalsprachen, wird somit als Mutter- wie auch als Fremdsprache gesprochen und gelehrt. Der Alltag in Namibia ist sehr deutsch geprägt, u.a. mit einer deutschen Tageszeitung und zwei deutschen Radiosendern. Doch Deutsch in Namibia ist anders als Deutsch im europäischen Raum. Der Vortrag möchte Einblicke in die besondere Verknüpfung und das gegenseitige Beeinflussen der vielen hier gesprochenen Sprachen verschaffen und somit auf die einzigartige Entwicklung der deutschen Sprache und ihrer SprecherInnen eingehen. Grundlage sind die Daten einer laufenden Untersuchung. 24 SAGV GERMANISTENVERBAND IM SÜDLICHEN AFRIKA Einladung zur 27. Allgemeinen Mitgliederversammlung in den Räumen der University of Namibia am Montag, den 30. März 2015 um 16.00 Uhr Tagesordnung 1. Eröffnung der Versammlung durch die Präsidentin 2. Ergänzung der Tagesordnung 3. Vorlage des Protokolls der 26. Allgemeinen Mitgliederversammlung 4. Besprechungspunkte aus dem Protokoll 5. Bericht der Präsidentin 6. Acta Germanica – Bericht der Herausgeberin 7. Deutschunterricht im Südlichen Afrika (eDUSA) – Bericht der Herausgeberin 8. Finanzberichte für 2013 und 2014 9. Satzungsänderung Dass deutsche Organisationen mit einer Repräsentation in der Region wie der DAAD institutionelle Mitglieder des SAGV sein können. 10. Anstellung eines Buchprüfers für 2015 und 2016 11. Empfehlungen an den neuen Vorstand 12. Ort und Termin der nächsten Tagung 13. Verschiedenes 25 VORSTAND DES SAGV (2013 – 2015) Präsidentin Marianne Zappen-Thomson (Windhoek) Vize-Präsident Rolf Annas (Stellenbosch) Sekretär Stephan Mühr (Pretoria) Vize-Sekretärin Kathleen Thorpe (Johannesburg) Schatzmeisterin Gerda Wittmann (Potchefstroom) Beisitzer Regine Fourie (Knysna) Marion Pape (Durban) Cilliers van den Berg (Bloemfontein) Undine Weber (Grahamstown) Lehrervertreter in Frau Christine Mare Hrsg. Acta Germanica Carlotta von Maltzan (Stellenbosch) Mithrsg. Acta Germ. Ulrike Kistner (Pretoria) Kira Schmidt (Bellville) Hrsg. e-DUSA Marianne Zappen-Thomson (Windhoek) www.sagv.org.za 26 Tagungsteilnehmer Altmeyer Ametsbichler Ängsal Annas Arich-Gertz Augart Baker Bauer Becker Bobineau Bürner-Kotzam Chikwangura Chlosta Cooke de Beer Dos Santos Egner Faulhaber Finch Finlay Gretschel Haeger Hamann Harden Harms Hermes Herrmann Hess-Lüttich Heuberger Hofmann Holdenried Howard Jahn Jaumann Jordaan Kellermeier-Rehbein Kiesler Koch Kosta Krobb Lamb-Faffelberger Laurien Lewis Mayanja Mbowa-Pagels Claus Elizabeth Magnus P. Rolf Bruno Julia Anne Karin Theresa Julien Renate Yemurai Christoph Paul Amanda Isabel Thorsten Dieter Helen Frank Hans Volker Corinna Eva Theo Ágnes Stefan Erika Ernest Andrea Katrin Michaela Marlizel Susanne Bernhard Doret Birte Mara Jerzy Barbara Florian Margarete Ingrid Alison Shaban Kirstin Universität Leipzig University of Montana Universität Göteborg Stellenbosch University Bergische Universität Wuppertal University of Namibia University of Johannesburg McGill University Stellenbosch University Julius-Maximilians-Universität Würzburg University of Namibia University of Zimbabwe Universität Duisburg-Essen University of Leeds Goethe-Institut Johannesburg Stellenbosch University University of Cape Town Universität Bonn University of Leeds University of Leeds University of Namibia University of Namibia Goethe-Institut Universidade de Brasíli University of Pretoria Universität Freiburg Iniversity of Cape Town Stellenbosch University of Namibia Universität Freiburg University of the Free State Universidade Pedagógica de Moçambique University of Zululand Bergische Universität Wuppertal Herder Institut Adam Mickiewicz Universität in Poznań University of Arizona, Tucson National University of Ireland Maynooth Lafayette College Stellenbosch University The University of Melbourne University of Nairobi Goethe-Institut Johannesburg 27 Mühr Müller Nenadovic Pakendorf Piszczatowski Ramos de Oliveira Harden Riedner Sabaté Planes Schaeffler Schiewer Schneider Schwab Selzer Shah Siegel Steigertahl Steinmann Taberner Thorpe Uerlings van den Berg van der Merwe von Flotow von Hammerstein von Maltzan Wagener Wallrath-Janssen Weber Weller Witte Wittke Wittmann Zajas Zappen-Thomson Stephan Dorit Ana Gunther Paweł Alessandra Renate Dolors Christiane Hans Jochen Stefanie Sarah Brigitte Sheena Eva-Maria Helene Siegfried Stuart Kathleen Herbert Cilliers Philip Luise Katharina Carlotta Peter Anne Angelika Christiane Arnd Philina Gerda Pawel Marianne University of Pretoria FU Berlin Universidad de Guadalajara Stellenbosch University Universität Warschau Universidade de Brasíli Universität Leipzig Universidad de Santiago de Compostela Stellenbosch University Universität Freiburg University of Cape Town Universität Konstanz University of Cape Town University of Cape Town Universität zu Köln University of Bayreuth Universität Leipzig University of Leeds University of the Witwatersrand Universität Trier University of the Free State North-West University University of Ottawa University of Connecticut Stellenbosch University Institut für Deutsche Sprache Universität Oldenburg University of Pretoria Monash University National University of Ireland Maynooth University of the Witwatersrand / DAAD North-West University Adam Mickiewicz Universität in Poznań University of Namibia 28
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