S A G V „Geschichte(n) und Identität“

SAGV
27. Tagung des Germanistenverbandes im Südlichen Afrika
„Geschichte(n) und Identität“
University of Namibia, 30. März – 01. April 2015
Tagungsprogramm
Sonntag, 29. März
Anreisetag
16.00
SAGV-Vorstandssitzung im Hotel Safari
18.00
Anmeldung im Hotel Safari
19.00
Empfang des Dekan (FHSS) im Hotel Safari
Montag, 30. März
08.30 - 10.15
Raum PK2:
Begrüßung und Eröffnung der Tagung:
Begrüßung: Präsidentin des SAGV, Prof. Marianne Zappen-Thomson
Grußwort: Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Herr Onno
Hückmann
Grußwort: Vice Chancellor Prof. Lazarus Hangula
Grußwort: Dekan Faculty of Humanities and Social Sciences Prof. Kingo
Mchombu
Grußwort: Head of Department Language and Literature Studies Prof.
Jairos Kangira
UNAM Chor unter Leitung von B. Pereko
Plenarvortrag: Prof. emerit. Dr. Volker Gretschel: Anspruch und
Wirklichkeit. Namibia 25 Jahre nach Erlangung der Unabhängigkeit
10.15 – 10.45
Teepause in der Namibia Business School (NBS)
1
10.45 – 12.15
Vorträge und Workshops: Sektionen 1 – 2 NBS
Sektion 1: E052
Sektion 2: E057
Vorsitz: Marianne ZappenThomson
Vorsitz: Gunther Pakendorf
Bruno Arich-Gertz:
Namibiadeutschland 1989ff.
Literatur und Erinnerung an
die Überkreuzung der
Machtwechsel
Erika Herrmann / Sheena
Shah:
African German identities in
Namibia and South Africa
Florian Krobb:
Der deutsche Krieg in
Südwest: Zu den
Ambivalenzen / Aporien
postimperialer Narrative
Andrea Heuberger:
„Enough has been said about the
genocide; let’s go on with rebuilding
the country” – Die Bedeutung von
Oral History für Identität am Beispiel
von Ruanda, Südafrika, Äthiopien,
Israel und Österreich
Workshop 1: E058
Paul Cooke / Helen Finch /
Frank Finlay/ Cilliers van
den Berg:
Comparative Perspectives on
German and Southern African
Film and Literature
Ingrid Laurien:
„Einer wie Leutnant Wurche“.
Literarische Vermittlung von
Opferkult und Krieg an die
Generation nach dem Ersten
Weltkrieg. Überlegungen zu Walter
Flex, „Wanderer zwischen beiden
Welten“ (1916)
Herbert Uerlings:
Postkolonialismus ohne Kolonisierte?
Lukas Bärfuss' 'Hundert Tage' und die
Täterschaft im Genozid
12.15
Mittagessen in der NBS
13.30 – 15.00
Vorträge: Sektionen 3 – 5
Sektion 3: E052
Sektion 4: E057
Sektion 5: E058
Vorsitz: Michaela Holdenried
Vorsitz: Stephan Mühr
Vorsitz: Rolf Annas
Julia Augart:
Geschichte und Geschichten.
Zur Darstellung Namibias in
Bernhard Jaumanns „Die
Stunde des Schakals“ (2010)
und „Steinland“ (2012)
Helene Steigertahl:
English in Namibia – A New Variety?
An Empirical Study of Language Use
and Variety Status in Five Namibian
Communities
Jerzy Koch:
Benigna im nebelhaften
Gnadental
Carlotta von Maltzan:
Abrechnung mit/in der
Geschichte in Bernhard
Jaumanns Politthriller Die
Stunde des Schakals
Stefan Hermes:
Geschichte als Gegenwart.
Historische Erinnerung und
kulturelle Identität in
Bernhard Jaumanns Kriminalroman Der lange Schatten
der Vergangenheit (2015)
15.00 – 15.45
15.45 – 16.00
Peter Wagener:
Sprache als Identitätsstifter? Die
nicht-lexikalischen Schibboleths des
Namibiadeutschen
Marianne Zappen-Thomson:
„Bei dem Regen kein Braai, trotzdem
alles nauwa“. Zur Entwicklung des
Deutschen in Namibia
Gunther Pakendorf:
Alter Mensch, neuer Mensch.
Zu den Bekehrungsgeschichten im
missionarischen Schrifttum
des 19. Jahrhunderts
Anne Baker:
Geschicke, Geschichten und
Identität. Deutsche
ImmigrantInnen in der Zeit
zwischen den beiden
Weltkriegen
Plenarvortrag PK2: Prof. Dr. Hans Jochen Schiewer
Teepause (NBS)
16.00
Allgemeine Mitgliederversammlung des SAGV (Raum E052)
18.30
19.15
Transfer zur Goethe-Zentrum
Lesung mit Bernhard Jaumann
Anschließend Empfang auf Einladung der Deutschen Botschaft
2
Dienstag, 31. März
08.30 – 10.00
Vorträge und Workshops: Sektionen 6 – 7
Sektion 6: E052
Sektion 7: E057
Vorsitz: Kathleen Thorpe
Vorsitz: Cilliers van den Berg
Michaela Holdenried:
Afrika – weiter Raum für
Thriller? (Herrndorf,
Jaumann, Mankell u.a.)
Amanda de Beer:
Krieg, Duell und Eroberung.
Geschichte(n) und Identität in
Abenteuererzählungen für junge
Leser
Doret Jordaan:
Geschichte der Wüste
Stephan Mühr:
Tschick und Sand. Zwei
komplementäre Geschichten
über Identität
10.00 – 10.30
Workshop 2: E058
Ágnes Harms:
Sprache und Identität in
multikuturellen Gruppen im
DaF-Unterricht
Philip Van der Merwe:
Emil Sinclairs fiktionale Welt in
Hermann Hesses Demian (1919)
Teepause
10.30– 12.30 Vier Vorträge: Sektionen 8 - 10
Sektion 8:
E052
Sektion 9: E057
Sektion 10: E058
Vorsitz: Cilliers van den Berg
Vorsitz: Julia Augart
Vorsitz: Carlotta von Maltzan
Dieter Faulhaber:
(Transkulturelle) Identität
zwischen lokaler Praxis und
globalisierter Kultur
Shaban Mayanja:
Übersetzung und Identität: Die
sinnkohärente Übersetzung von
Aniceti Kiterezas Roman Bwana
Myombekere na bibi Bugonoka
ins Deutsche
Karin Bauer:
Auf den Spuren der Mauer im
Neuen Berlin: Erinnerungsdiskurse und nationale Identität
Ernest Hess-Lüttich:
Memento! Momente des
Innehaltens im
Vorübergehen. Demnigs
'Stolpersteine' als Zeichen
urbaner Erinnerungskultur
Alessandra Ramos de
Oliviera:
Gebrochene Identität in den
Paratexten: Ambiguitäten in den
Worten der Übersetzer
Arnd Witte:
Narrative
Identitätskonstruktion im
Interkulturellen Transitraum
Luise von Flotow:
Translation: working to defragment and re-member
Philina Wittke:
Sprache und SelbstBewusstsein bei Franco
Biondi. Metafiktion als Weg
in die Migrationsliteratur
Pawel Zajas:
Suhrkamp macht Weltliteratur.
Zur Rolle des Verlagsarchivs für
die Soziologie der literarischen
Übersetzung
12.30 – 13.30
Alison Lewis:
Transgenerationelles
autobiographisches Schreiben
und die Geschichte der DDRLiteratur im Exil: Die Familiengeschichten der ersten und
zweiten Generation von Opfern
der DDR
Dort Müller:
Architekturen der Erinnerung:
Inszenierungen ostdeutscher
Vergangenheit in Antje Ravic
Strubels Tupolew 134 und
Eugen Ruges In Zeiten des
abnehmenden Lichts
Mittagessen (NBS)
3
13.30 – 15.00
Vorträge: Sektionen 11 - 13
Sektion 11: E052
Sektion 12:
Vorsitz: Anne Baker
Vorsitz: Gerda Wittmann
Vorsitz: Stephan Mühr
Eva Hamann:
Diskursnachzeichnung zur
Identitätsfindung von
Deutsch in Westafrika
Barbara Kosta:
The Poetics of Storytelling and
Place: Judith Schalansky’s Atlas
der Abgelegenen Inseln: Fünfzig
Inseln, auf denen ich nie war
und niemals sein werde
Claus Altmayer:
Geschichte im Unterricht Deutsch als
Fremdsprache?
Magnus P. Ängsal:
Sprachkritik im öffentlichen
Erzählen über die Rote Armee
Fraktion
E057
Dolors Sabaté Planes:
Gelebte Geschichte in Erna
Pinners autobiographischen
Schriften
Sektion 13:
E058
Renate Riedner:
Sprachaneignung und (literarisches)
Erzählen in Deutsch als Fremdsprache
Margarete Lamb-Faffelberger:
Schreiben zwischen den Kulturen
Christiane Weller:
Der Schoß der Mutter – Die
Memoralisierung der Mutter bei
Peter Schneider und F.C. Delius
15.00 – 15.30
Teepause (NBS)
15.30 – 17.00
Vorträge: Sektionen 14 – 16
Sektion 14: E052
Sektion 15: E057
Sektion 16: E058
Vorsitz: Kathleen Thorpe
Vorsitz: Rolf Annas
Vorsitz: Gerda Wittmann
Elizabeth Ametsbichler:
IchundIch von Else LaskerSchüler
Isabel Dos Santos:
“Eine Art Geistesanwesenheit
anderen Orts”. Zur Passion von
Felicitas Hoppe
Eva-Maria Siegel:
Von der Umkehrung der
Zeitachse in den Raum.
Kontrafaktische Historienspiele
in der Neuesten Deutschen
Literatur
Theo Harden:
Identitätsverlust im Exil: Der
Fall Stefan Zweig
Pawel Piszczatowski:
Paul Celan und die jüdische
Identität nach der Shoah
Angelika Weber:
Der Apfel als Motiv in Herta Müllers
Collagenband „Vater telefoniert mit
den Fliegen“ und sein
intertextueller Bezug zu einigen
ihrer Prosawerke
Cilliers van den Berg:
Er ist wieder da als
kontrafaktische Geschichte
Ana Nenadovic:
Erinnern und erzählen: Literatur
nationaler Minoritäten in Österreich
17.00 – 18.00 Vorstandssitzung (Raum E052)
19.00 Abendprogramm
4
Mittwoch, 01. April
08.30- 10.00
Sektion 17:
Präsentationen von Nachwuchswissenschaftler/-innen,
Workshop 3
052
Sektion 18: E057
Workshop 3: E058
Vorsitz: Corinna Haeger
Vorsitz: Renate Bürner-Kotzam
Yemurai Chikwangura:
Germanistischer Literaturunterricht in Simbabwe:
Interkulturelle Analyse eines
fremdsprachenunterrichtlichen
Desiderats
Julien Bobineau:
Das historische Tabu. Geschichte
und Identität(en) in Belgien und in
der DR Kongo
Christiane Schaeffler:
Schlafende Wörter. Sprache,
Geschichte(n) und Identität(en) bei Yoko Tawada
Sarah Schwab:
„Gedenke, dass du ein
Deutscher bist!“ –
Deutschtumsnarrative in
Südafrika 1918-1960
Birte Kellermeier-Rehbein:
Sprache und Identität im
deutschsprachigen Raum und
im südlichen Afrika
Marlizel Howard:
Weiter leben. Eine Jugend und
Vergangenheit aus Sicht der Frau
Stefanie Schneider:
Gegen-Stimmen/Gegen-Blicke:
Literarische De/Konstruktionen
deutsch- afrikanischer Identitäten
bei May Ayim und Philomène
Atyame
10.00 – 10.30
Teepause
10.30 – 12.00
Vorträge und Workshop: Sektionen 17
Sektion 19:
E052
Workshop 4: DaF
E058
Vorsitz: Carlotta von Maltzan
Kathleen Thorpe:
“Heil mir, daß ich Ergriffene sehe”. – Der
Kriegsalmanach 1915 vom Insel-Verlag
Kirstin Mbowa-Pagels:
„Hoffnung im Herz“. Leben und Werk der May
Ayim im projektorientierten DaF-Unterricht
Katharina von Hammerstein:
“Meine unhaltbar widerspruchsvolle Stellung zum
Kriege”: Käthe Kollwitz von Kriegsbefürwortung zu
Kriegsgegnerschaft, 1914-1918
Susanne Jahn:
“O olho do Hertzog” von Borges Coelho: Mosambik
und der I. Weltkrieg
12.00
Offizieller Abschluss mit anschließendem Mittagessen
14.00-17.00
Ausflug zur Okapuka Ranch bzw. Stadtrundfahrt
5
ZUSAMMENFASSUNGEN DER REFERATE UND WORKSHOPS
Claus Altmayer
Herder-Institut, Universität Leipzig
Geschichte im Unterricht Deutsch als Fremdsprache?
Schon lange besteht im fachlichen Diskurs über das Lehren und Lernen des Deutschen als Fremdsprache Konsens
darüber, dass Themen aus der Geschichte des deutschsprachigen Raums, meist im Rahmen der so genannten
‚Landeskunde‘, zum Deutschlernen dazu gehören. Dieser Konsens soll mit diesem Vortrag zum einen gegenüber
aktuellen Tendenzen der Banalisierung des Sprachunterrichts (z.B. im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen)
noch einmal bekräftigt werden, es soll aber auch und insbesondere um die Frage gehen, welche Funktion
geschichtliches Wissen bzw. geschichtsorientierte Kompetenzen im Rahmen des Sprachlernprozesses einnehmen, an
welchen Zielsetzungen sich historisches Lernen im Kontext des Fremdsprachenunterrichts orientiert und welche
Perspektive auf die Geschichte der deutschsprachigen Länder insbesondere in einem afrikanischen Rahmen sich daraus
ergibt. Der in den letzten Jahren am Herder-Institut der Universität Leipzig entwickelte Ansatz einer
‚kulturwissenschaftlichen‘ oder ‚diskursiven Landeskunde‘ wird dabei als theoretischer Hintergrund dienen, die
besondere Bedeutung historischer Themen soll aber insbesondere anhand praktischer Beispiele veranschaulicht
werden.
Elizabeth Ametsbichler
University of Montana
“IchundIch” von Else Lasker-Schüler
I propose to look at the life and work, specifically the drama IchundIch, of the Expressionist German author Else
Lasker-Schüler (1869-1945) within the context of the theme of identity – as it touches on metafictional literature and
historical, national, cultural, experiential identity. Lasker-Schüler had many sides to her and took on – or was forced
into – diverse roles and identities throughout her life and in her work, for example: German and Jewish; wife and
mother; woman who turned Bohemian; artist, author, and leading German Expressionist. Born to Jewish parents as
the youngest of six children, she filled her poems, prose, letters, essays, and dramas with biographical information,
thus processing – or in essence writing – her own biography, her own life story. Her lifetime spanned German
unification, Wilhelmine Germany, World War I, the Weimar Republic, and World War II – her death ending just months
before the end of the war.
Although she was Jewish (her grandfather even a rabbi), her upbringing was not particularly orthodox. Still, being
Jewish most certainly helped define and shape who she was, especially later in life. By the time World War I broke out,
she was already 45 years old and had faced many remarkable, life-changing experiences: (bourgeois) marriage and
divorce; having and losing a child (son); pursuing a Bohemian lifestyle as an artist – including (for the time) eccentric
(cross-)dressing; being a woman (artist/poet) in a man’s world. She had connections, on some level or other, with
many well-known Expressionists of her time: Herwarth Walden (second husband), Gottfried Benn, and Karl Kraus,
among others.
In 1933, Lasker-Schüler went into exile in Switzerland after the Nazi take-over of Germany in 1933, no longer feeling
safe in a country ruled by Hitler and his thugs. While in exile in Switzerland, she visited Palestine (more than once)
and while there in 1939, she was refused entry back into Switzerland after the outbreak of World War II. In 1940-41,
she wrote her last drama, IchundIch, in which – as the title suggests – she probes the question of (her) identity. She
presumably felt a “split” within herself (underscored in the title of the play) and thus uses the venue of her drama to
examine the concept. This drama deals directly with the Nazis and World War II and the unbelievable upheaval of the
times. The meta-literary departure point of the play is Goethe’s Faust. Faust and Mephisto are in fact protagonists in
the play, and the title IchundIch is reminiscent of Faust’s lament, “Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.” In
addition to motifs and characters from Faust, the play incorporates characters from the Bible, the theater, and hell, as
well as other figures, including well-known Nazis and the author herself.
There are many layers in this pay. On the one hand, Lasker-Schüler investigates the issue of identity: two souls in one
breast, Germanness and Jewishness, and the question of gender identity. On another, she questions German (literary)
tradition in light of the contemporary socio-political situation. The intertwining of these layers makes the play complex,
so much so that friends of Lasker-Schüler withheld it from public dissemination in an effort to “save” her reputation.
Yet, it is this complexity that aso makes the play intriguing and places Lasker-Schüler beyond the literary trends of her
own time. One could indeed claim that IchundIch is a postmodern work that juxtaposes the problematics of sociohistorical reality against classical humanist tradition.
The purpose of this paper is thus to look at various layers of IchundIch and examine the drama as an antifascist work
that portrays the horrors of war, the Nazi regime, and the holocaust, as well as German/Jewish identity within that
context. Both the drama and Lasker-Schüler’s biography offer exemplary paradigms that process the conference
theme of “Geschichte(n) und Identität.”
Magnus P. Ängsal
Universität Göteborg (Schweden)
Sprachkritik im öffentlichen Erzählen über die Rote Armee Fraktion
In diesem Vortrag soll dem Zusammenhang von nicht-fiktionalem Erzählen und Sprachkritik im öffentlichen Diskurs
über die Rote Armee Fraktion (RAF) nachgegangen werden. Der Diskurs über die RAF (1970-1998) und den linken
Terror stellt eine Art Erinnerungskultur dar, wird kontinuierlich produziert und reicht von Zeitungsartikeln über
Fachbücher hin zu Autobiographien und fiktionalen Texten (vgl. Berendse / Cornils 2008). Im Vortrag werden einige
teils nicht-fiktionale, teils autobiographische Texte der 00er Jahre unter dem Aspekt der Sprachkritik (= Bewertung
6
von Sprache und Sprachgebrauch; vgl. Kilian / Niehr / Schiewe 2010) untersucht: Wie ist Sprachkritik im öffentlichen
Erzählen über die RAF zu verorten, welche Funktion hat sie? Es zeigt sich, dass Kritik am Sprachgebrauch der RAF
sowie an der auf die RAF bezogenen Rhetorik seitens Medien und Behörden wichtiger Bestandteil der erzählten
Aufarbeitung des linken Terrors ist (vgl. Ängsal i.E.). Der Vortrag greift somit einen in der RAF-Forschung bislang
kaum untersuchten Aspekt auf.
Auswahlbibliographie:
Ängsal, Magnus P. (i.E.): „Sprechen – Öffentlichkeit – Aufklärung. Zur Sprachkritik im diskursiven Erinnern an die Rote
Armee Fraktion anhand des Buches Stumme Gewalt. Nachdenken über die RAF (Carolin Emcke)“. In: tekst i dyskurs /
text und diskurs (Themenheft ‚Das kollektive Gedächtnis in Text und Diskurs‘). [Demnächst verfügbar unter:
http://tekst-dyskurs.eu/index.php/de/].
Berendse, Gerrit-Jan / Cornils, Ingo (2008): Introduction: The Long Shadow of Terrorism. In: Berendse, Gerrit-Jan /
Cornils, Ingo (Hrsg.): Baader-Meinhof returns. History and Cultural Memory of German Left-Wing Terrorism.
Amsterdam/New York: Rodopi. S. 9–20.
Kilian Jörg / Niehr, Thomas / Schiewe, Jürgen (2010): Sprachkritik. Ansätze und Methoden der kritischen
Sprachbetrachtung. Berlin/New York: de Gruyter.
Musolff, Andreas (2006): „Bürgerkriegs-Szenarios und ihre Folgen. Die Terrorismusdebatte in der Bundesrepublik
1970–1993.“ In: Kraushaar, Wolfgang (Hrsg.): Die RAF und der linke Terrorismus. Band 2. Hamburg: Hamburger
Edition. S. 1171–1184.
Tremel, Luise (2006): „Literrorisierung. Die RAF in der deutschen Belletristik zwischen 1970 und 2004“. In: Kraushaar,
Wolfgang (Hrsg.): Die RAF und der linke Terrorismus. Band 2. Hamburg: Hamburger Edition. S. 1117–1154.
Bruno Arich-Gerz
Bergische Universität Wuppertal
Namibiadeutschland 1989ff. Literatur und Erinnerung an die Überkreuzung der Machtwechsel
Seit 1883 teilen sich Namibia und Deutschland wesentliche Bereiche ihrer Vergangenheit und besitzen gemeinsame
Erinnerungsanlässe. Die „geteilte Geschichte“ bezieht sich dabei nicht nur auf die bis 1915 andauernde deutsche
Kolonialherrschaft im südwestlichen Afrika, sondern erstreckt sich bis in die jüngere Vergangenheit und Gegenwart.
Vor allem die Jahrzehntwende von 1989 auf 1990 war für beide Seiten – die aus konzeptionellen Gründen angesichts
der besonderen „Verflechtungsgeschichte“ (L. Förster) unter dem Kunstbegriff „Namibiadeutschland“ subsumiert
werden – gekennzeichnet von zwei beinahe zeitgleichen, dabei unabhängig voneinander stattfindenden Zäsuren.
Namibia erlangt nach Jahren der bewaffneten Auseinandersetzung der SWAPO mit der südafrikanischen
Besatzungsmacht und diplomatischen Bemühungen um einen Rückzug des Apartheidregimes seine Unabhängigkeit.
Einen Einschnitt erlebt auch das seit Weltkriegsende geteilte Deutschland, wobei die DDR je nach Sichtweise
verschwindet, sich auflöst oder in die Bundesrepublik integriert (wird).
Bei genauerem Hinsehen handelt es sich bei den beiden Zäsuren allerdings weniger um Parallelen als vielmehr, um in
der geometrischen Semantik zu bleiben, um eine zeithistorische Überkreuzbewegung politischen Wandels. Denn im
einen Fall obsiegt das westdeutsche über das ostdeutsche System, im anderen dagegen die (bis dahin vom
ostdeutschen System unterstützte) Befreiungsbewegung über ein südafrikanisches Apartheidsystem, das von Teilen
des BRD-Establishments über Jahre und Jahrzehnte wohlwollend begleitet worden war.
Die Überkreuzung der Machtwechsel (im Plural) im Verflechtungskontinuum „Namibiadeutschland“ hat seinen
Niederschlag in der Literatur vor, während und nach den beiden Wendephasen gefunden. 25 Jahre nach den
Ereignissen in Deutschland und in Namibia ist der Blick darauf ein erinnerungspolitisch belangreicher, angesichts der
kolonialen „Vor-Vergangenheit“ ein brisanter – und angesichts der bis heute etablierten Verhältnisse des Obsiegens
und Unterliegens (oder Untergehens) ein weitgehend unbeachteter.
Diesen Blick möchte der Vortrag schärfen, indem er deutschsprachige Erzähl- und Erinnerungstexte aus der BRD und
der DDR vor und literarische Zeugnisse nach dem Zeitpunkt der Überkreuzung 1989/90 fokussiert. Zu sprechen sein
wird über Romane aus BRD-Verlagen wie die von Immo Vogel (Namutoni, 1988) und A.E. Johann (Südwest, 1984) im
Unterschied zu DDR-Veröffentlichungen, wie sie etwa Dietmar Beetz (Labyrinth im Kaokoveld, 1984) oder Jürgen
Leskien (Shilumbu, 1988) vorgelegt haben; Referenztexte aus der Zeit 1989ff stammen u.a. von Stefanie-Lahya
Aukongo, Bernhard Jaumann, Olaf Müller, Manfred Gebert und wiederum Jürgen Leskien (Dunkler Schatten Waterberg,
2004).
Julia Augart
University of Namibia
Geschichte und Geschichten. Zur Darstellung Namibias in Bernhard Jaumanns Die Stunde des Schakals
(2010) und Steinland (2012)
Bernhard Jaumann situiert in seinen Namibia-Krimis Die Stunde des Schakals (2010) und Steinland (2012) fiktive
kriminelle Taten im gegenwärtigen Namibia und greift gleichzeitig auf historische bzw. tatsächliche Verbrechen zurück.
In Die Stunde des Schakals thematisiert Jaumann den politischen Mord an Anton Lubowski kurz vor der
Unabhängigkeit Namibias, in Steinland geht er auf die Kolonialisierung Südwestafrikas ein und problematisiert die
Landfrage bzw. gegenwärtige Landreform in Namibia. Die Ermittlungen in der Gegenwart führen damit zu Verbrechen
in der Vergangenheit zurück und der Autor mischt in seinen Romanen Vergangenheit und Gegenwart, aber auch
Fakten und Fiktion sowie Geschichte und Geschichten. In seiner Darstellung des Apartheidstaates bzw. kolonialen und
postkolonialen Namibias kreiert der Autor in seinen Kriminalromanen ein spezifisches Namibia-Bild.
Der folgende Vortrag wird einerseits auf die Gattungen des Afrika-Krimis und Geschichtskrimis eingehen, denen die
Romane Bernhard Jaumanns zugeordnet werden können und die Darstellung historischer wie postkolonialer Aspekte
prägen. Andererseits soll das erzählerische Vorgehen Jaumanns untersucht und die Interpolation von historischer
Geschichte und fiktiven Krimigeschichten in beiden Romanen dargestellt werden. Das Bild Namibias, wie es der Autor
beschreibt, soll den Beitrag beenden.
7
Anne Baker
University of Johannesburg
Geschicke, Geschichten und Identität. Deutsche ImmigrantInnen in der Zeit zwischen den beiden
Weltkriegen.
Die Geschichte der deutschen Emigration geht sehr weit zurück. Seit Jahrhunderten und aus vielen verschiedenen
Gründen verlassen Deutsche, so wie auch Angehörige anderer Völker, ihre Heimat und finden in anderen Ländern ein
Zuhause.
Wie die Deutschen im Ankunftsland empfangen wurden, hing von den jeweiligen Umständen in der neuen Heimat ab,
wie auch von der Einstellung der Immigranten dem Ursprungsland und der neuen Heimat gegenüber.
Auch Kriegssituationen, vor allem die beiden Weltkriege, hatten einen sehr großen Einfluss auf die Geschicke der
deutschen Immigranten. Nach Untersuchungen, die in Amerika, Südafrika und Kanada durchgeführt wurden, sind in
jedem Land die Folgen für Deutsche unterschiedlich gewesen. Diese Unterschiede und die möglichen Gründe dafür
werden in diesem Vortrag erörtert werden.
Karin Bauer
McGill University
Auf den Spuren der Mauer im Neuen Berlin: Erinnerungsdiskurse und nationale Identität
Im Zusammenhang mit den aktuellen Kontroversen über das Verschwinden der materiellen Überreste der Berliner
Mauer untersucht dieser Vortrag die Funktion der Mauer als Ort der Erinnerung und nationalen Identitätsstiftung.
“Die Mauer muss weg,” lautete der Slogan, der das ideologische, ökonomische und politische Sendungsbewusstsein
umschreibt, mit dem die Mauer in den Jahren seit ihrer Öffnung bis auf wenige Reststücke abgerissen wurde.
Mein Vortrag untersucht zum Einen die dominanten Erinnerungsdiskurse, wie sie sich dem Besucher offizieller
Gedenkstätten darbieten, z.B. im Mauer Museum am Checkpoint Charlie (die Mauer als Todesfalle), im
Dokumentationszentrum Berliner Mauer am Prenzlauer Berg (die Mauer aus westlicher Perspektive als Schandmauer
und und anti-faschistischer Schutzwall aus östlicher Perspektive ) und an der East Side Gallery (authentische
Mauerreste, die als künstlerisch wertvolles Denkmal vermarket werden). Im zweiten Teil wendet sich mein Vortrag
Cynthia Beatts Essay Film The Invisible Frame (2009) zu und zeigt auf, inwiefern dieser Film poetische Alternativen zu
den Dichotomien und Fixitäten der rigide gewordenen, offiziellen Erinnerungsdiskurse aufzeigt. Beatts Film erkundet
die Mauer als Leerstelle und macht die abgerissene Mauer sichtbar in ihrer spektralen An- und Abwesenheit.
Julien Bobineau
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Das historische Tabu. Geschichte und Identität(en) in Belgien und in der DR Kongo.
Spätestens seit der Kolonisation des Kongobeckens durch König Léopold II. ist die Geschichte Belgiens unweigerlich
mit der Herrschaft über die heutige Demokratische Republik Kongo verknüpft. Doch während sich andere europäische
Nationen in den letzten Jahre einer kritischen Aufarbeitung ihrer Kolonialgeschichte gewidmet haben, entzog sich
Belgien dieser Autoreflexion. Bis heute sucht man dort vergeblich nach Erinnerungsorten und -ritualen, die der
kolonialen Vergangenheit gedenken. Auch die Demokratische Republik Kongo (Ex-Zaïre) litt während der
autokratischen Herrschaft von Joseph Mobutu unter einer historischen Selbstzensur. Im Zuge einer Rückbesinnung auf
die afrikanischen Wurzeln wurde eine Reflexion bezüglich der Kolonialzeit schlichtweg umgangen. Dies führt zu der
These, dass sich sowohl im ehemaligen ‚Mutterland’ als auch in der ehemaligen Kolonie historische Tabus entwickelt
haben, die es zu analysieren gilt.
Die Frage, inwiefern sich der Umgang mit diesen Tabus in Belgien und im Kongo unterscheidet, soll im Rahmen des
Vortrages anhand empirischer Beispiele erläutert werden. Dabei steht der Kolonialdiskurs von 1908 bis heute mit
seinen Ausprägungen in Politik, Wissenschaft und Kunst im Fokus. Nach der Theorie des Historikers Antoon Van den
Braembussche1 sollen verschiedene Bewältigungsstrategien wie Verklärung, Verdrängung und Mythisierung beleuchtet
und mit einer möglichen Identitätsstiftung in Bezug gebracht werden.
Yemurai Chikwangura
University of Zimbabwe
Germanistischer Literaturunterricht in Simbabwe: Interkulturelle Analyse eines
fremdsprachenunterrichtlichen Desiderats
Studierende der Germanistik an der Universität von Simbabwe haben Probleme mit der Analyse literarischer Texte,
und das, obwohl Literatur ein wichtiger Bestandteil des Lehrplans ist (siehe das beigefügte Curriculum). Ihre relativ
geringen Deutschkenntnissen stellen eine zusätzliche Herausforderung dar, die für eine angemessene Beurteilung der
Lehrmethoden erforderlich ist.
Bisherige Studien über die DaF-Didaktik in Afrika Subsahara haben sich vorwiegend mit Sprachvermittlung,
Motivationsstrategien und Landeskunde befasst. Die Literaturdidaktik hat nachweislich Aufmerksamkeit erhalten
(Ahouli 2008).
Bis heute liegt keine wissenschaftliche Forschung über den Deutschunterricht in Simbabwe vor. Die geplante Studie
soll daher diese Forschungslücke im Hinblick auf eine wirksamere Methoden der Lehre der deutschen Literatur mit
einem interkulturellen Ansatz füllen (Kreutzer 2009).
Der interkulturelle Ansatz zielt darauf ab, ein besseres Verständnis für die deutsche Literatur durch einen Dialog mit
thematisch, topisch oder gattungsspezifisch vergleichbarer afrikanischer Literatur zu gewährleisten. Afrikanische
Studenten deutscher Literatur sollen angeregt werden, durch kontrastiv-vergleichende Arbeit die in der Regel
sprachlich und kulturell fremden deutschen literarischen Texte mit (vertrauter) afrikanischer bzw. simbabwischer
Literatur in Beziehung zu setzen (Ndong 1993; Kreutzer 2009).
8
Literatur:
Ahouli, A. (2008): Zum Stellenwert von volkstümlichen Erzähltexten in der Didaktik Deutsch als Fremdsprache. Ein
literaturdidaktischer Beitrag zum fremdsprachlichen Curriculum am Beispiel des frankophonen West- und Zentralafrika.
Info DaF, 424-431.
Kreutzer, L. (2009): Goethe in Afrika. Die interkulturelle Literaturwissenschaft der >> École de Hanovre<< in der
afrikanischen Germanistik, Hannover: Wehrhahn.
Ndong, N. (1993): Entwicklung, Interkulturalität und Literatur. Überlegungen zu afrikanischen Germanistik als
interkultureller Literaturwissenschaft. München: iudicium.
Amanda de Beer
Goethe-Institut Johannesburg
Krieg, Duell und Eroberung. Geschichte(n) und Identität in Abenteuererzählungen für junge Leser
Nach dem zweiten Weltkrieg gab es zunächst eine Leere im Bereich der afrikanischen und der historischen Erzählung
und Autoren mieden die Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte. Einige Jahre später trat die Beschäftigung
mit Kolonialafrika in der Literatur erneut in den Vordergrund. Bezeichnend für die Literatur der fünfziger und sechziger
Jahre waren vor allem patriotische Abenteuererzählungen, die, ebenso wie die traditionelle Abenteuerliteratur der
Gründerzeit, der Weimarer Republik und der Zeit der Diktatur, den Sieg des deutschen Helden in der Fremde
behandeln. In dem vorliegenden Beitrag soll untersucht werden, welche Rolle die Geschichte, d.h. die
Kolonialvergangenheit und Abenteuergeschichten in der Konstruktion einer nationalen Identität in der Literatur nach
1945 spielen.
Isabel dos Santos
Stellenbosch University
“Eine Art Geistesanwesenheit anderen Orts.” Zur Passion von Felicitas Hoppe
Im Kontext dessen, was Gegenwartsliteratur definieren oder bedeuten soll, hat Hoppe entschiedene Ansichten
entwickelt: nicht die Literatur die in der Gegenwart entsteht, sondern jene, die für die Gegenwart Bedeutung hat, darf
Anspruch darauf erheben als Literatur der Jetztzeit zu gelten. Begriffe wie Zeitlosigkeit und “Vergangenheitsliteratur”
gehören deshalb ebenso zum Wortschatz von Hoppes Definition wie Geistesgegenwart und Zeitverschiebungen.
Hoppes “romantische Modernekonzeption” (Conter 2008) ist keine neue Beobachtung, zumindest nicht in einem
erweiterten Sinn von “romantisch”. Auch der Aspekt der Intertextualität ist mehrfach aufgefallen und wird von Hoppe
sogar selbst thematisiert. Inwiefern Hoppe – trotz Ablehnung jeglicher poetologischer Festlegungen – aus der
klassischen Romantik schöpft und einer romantischen Sehnsucht nicht nur nachgibt, sondern sie geradezu pflegt,
damit will sich dieser Beitrag beschäftigen.
Dieter Faulhaber
Universität Bonn
`Kartoffeln statt Döner`- Zur Problematik kultureller Identität unter den Bedingungen der Globalisierung
Seit der Entwicklung des mit Johann Gottfried Herder verbundenen totalitätsorientieren Kulturbegriffs im 18.
Jahrhundert gehören nationale Kulturen trotz ihrer Entzauberung als `imagined communities` bis heute zu den
Hauptbezugspunkten unserer kulturellen Identität. Voraussetzung hierfür ist ein Kulturverständnis, das Kultur unter
Ausblendung aller Differenzen einerseits als das Gemeinsame und Einigende bestimmte und als `Volkskultur`
andererseits auf das ebenso zwanghaft homogenisierende Konzept der Nation bezogen hat.
Beide Konzepte, das der Nation wie jenes der Identität, sind in der Spätmoderne Veränderungen unterworfen, die neben je eigenen Gründen - wirkmächtige Ursachen in den mit dem Begriff der Globalisierung gefassten Prozessen
haben. Vor diesem Hintergrund fragt der Vortrag danach, inwieweit die uns vorliegenden Konzepte von Kultur den
veränderten Bedingungen von Identität im Kontext von Postmoderne und Globalisierung gerecht werden und einen
differenzierten Umgang mit kollektiven und individuellen Identitätsprozessen erlauben, ohne Gefahr zu laufen, die
`Tyrannei` der expliziten Diskriminierung anderer Kulturen durch die `Tyrannei` der impliziten Festschreibung `typischer` kultureller Verhaltensweisen zu ersetzen.
Helen Finch: University of Leeds
Cilliers van den Berg: University of the Free State
Paul Cooke: University of Leeds
Frank Finlay: University of Leeds
Workshop: ‘Comparative Perspectives on German and Southern African Film and Literature’
This workshop explores comparative perspectives on German and South African cultural production in the twenty-first
century. Taking the difficult pasts of Germany and South Africa as a point of departure, the papers examine
constructions of nation, identity and the city in literature and in the film industry since the end of Apartheid and the
fall of the Berlin Wall. The aim of the workshop is to explore new ways of thinking together the cultural production and
identities of these two regional powers in the wake of very different but related traumatic histories.
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van den Berg: Comparing literary Vergangenheitsbewältigung? The case of Germany and South Africa
Comparison between South Africa and Germany with regards to literary Vergangenheitsbewältigung after Apartheid
and WWII remains an undertaking fraught with ethical and other difficulties. Contextual differences and the possible
contingency of similarities pose questions as to the feasibility of comparison in the first place. My contribution will look
into the limits and possibilities of such a comparative study.
Finch: 'From Sebald to Vladislavic: Contrition, dialectical images and the postcolonial flaneur.’
This provocation looks at the postcolonial city as a site for encountering but also aestheticising the traces of colonial
and genocidal violence. It compares Sebald's literary archaeology of the uncanny cities of Antwerp, Prague and London
to the unstable, post-human landscapes of Vladislavic's Johannesburg, moving from Sebald's literary contrition to
Vladislavic's refusal of a literature of reconciliation'.
Cooke: Film Culture: Comparing Germany and South Africa: Soft Power and Global
This paper examines the way governments understand film culture as a tool for ‘soft power¹ generation. Comparing
public diplomacy initiatives in both South Africa and Germany, I wish to explore the competing ways in which both
governments and the wider public in each country understand the relative strength of their soft power assets, on the
one hand, and the ways in which contemporary film culture in both countries works to support or critique these assets
on the other.
Hans-Volker Getschel
University of Namibia
Anspruch und Wirklichkeit. Namibia 25 Jahre nach Erlangung der Unabhängigkeit
Auch nach 25 Jahren des friedlichen Zusammenlebens aller Namibier ohne staatlich verordnete Apartheid und der
Regierungspolitik der Versöhnung und der Aussöhnung (reconciliation) bestehen weiterhin Animositäten, Vorurteile
sowie Misskonzeptionen in der namibischen Gesellschaft. Ja man kann sogar grobe rassistische Töne vernehmen, bei
denen oftmals mit Halbwahrheiten und Falschaussagen operiert wird, um den eigenen Standpunkt und die eigene
Perspektive zu untermauern. Dieser Beitrag beabsichtigt, die Themen Bildung, Sprachrechte und kulturelle Entfaltung,
Landbesitz und Weg einer ehemaligen Befreiungsbewegung in die Regierungsverantwortung vor dem Hintergrund von
Anspruch und Wirklichkeit zu erhellen und, wo nötig, zu relativieren.
Eva Hamann
Goethe-Institut Lomé
Diskursnachzeichnung zur Identitätsfindung von Deutsch in Westafrika
Nach einem einleitenden historischen Abriss über die Etablierung von Deutsch in Westafrika möchte dieser Beitrag
Diskursstränge nachzeichnen, die die Identitätsfindung von Deutsch und Germanistik an Sekundar- und Hochschulen
im frankofonen Westafrika maßgeblich und nachhaltig beeinflusst haben. Dafür möchte ich drei theoretische Diskurse
heranziehen, die auch wieder einer historischen Chronologie unterliegen. Als erstes wird der Diskurs um den Bildungsund Methodentransfer aufgegriffen, dann der Diskurs zur Legitimierung von Deutsch in Afrika und als letztes der
diskursanalytische Zugang, der diskursgenerierende Mechanismen postkolonialer Verhältnisse aufdecken möchte.
Abschließendes Ziel des Beitrags ist aufzuzeigen, inwieweit sich diese Diskurse deutungs- und handlungsleitend in der
Praxis wiederfinden.
Theo Harden
Universidade de Brasília
Identitätsverlust im Exil: Der Fall Stefan Zweig
Stefan Zweig lebte von 1934 bis 1942 im Exil, zuerst in England (bis 1940), dann kurzfristig in den USA, danach, ab
August 1940 in Brasilien, wo er und seine Frau Lotte im Februar 1942 Selbstmord begingen. In diese letzte Phase fällt
die Veröffentlichung zwei seiner bekanntesten Werke: Schachnovelle und Brasilien: Land der Zukunft. Der letztere
Text, eine Eloge, neben der sich die Broschüren von Reiseveranstaltern wie wissenschaftlich objektive Darstellungen
ausnehmen, wurde in Brasilien ausgesprochen kontrovers aufgenommen und der dort bis dahin enorm populäre Autor
geriet, zumindest in den Zirkeln der hauptstädtischen (damals noch Rio de Janeiro) Intellektuellen, unter schweren
Beschuss. Kurz darauf nahm er sich das Leben.
Der flagrante Kontrast zwischen den ‘paradiesischen’ Zuständen in seinem Gastland und der tiefen Hoffnungslosigkeit,
die zu seinem Freitod führte, hat bis heute für Spekulationen gesorgt. Auf der Grundlage der Auswertung Briefen und
Tagebüchern aus dem in Rede stehenden Zeitraum und unter Hinzuziehung der (recht reichhaltigen) brasilianischen
Sekundärliteratur, die in der deutsch- und englischsprachigen Literaturwissenschaft kaum zur Kenntnis genommen
wird, soll in diesem Beitrag versucht werden, die Identitätserosion bei Stefan Zweig nachzuzeichnen und ein neues
Licht auf seinen Selbstmord zu werfen.
Ágnes Harms
University of Pretoria
Sprache und Identität in multikulturellen Gruppen im DaF-Unterricht
In Afrika mit über 1000 Sprachen gehört die Mehrsprachigkeit zur kulturellen Identität, so dass der
Fremdsprachenunterricht in der Regel in einem vielsprachigen Umfeld stattfindet. Dies spezifisch zu berücksichtigen
und gleichzeitig die Motivationen der Lernenden sowie Lehrenden im DaF-Unterricht zu fördern, steht hinter der Idee
dieses Workshops.
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Die gezielten Übungen des Workshops setzen auf die Verbindung von Mehrsprachigkeit und Identität, durch die die
Lernenden die deutsche Sprache als internationales Kommunikationsmittel erleben und gleichzeitig das eigene
Sprachbewusstsein ausbilden. Sie erzielen eine Sensibilität für die Sprache und ein unbefangenes Kommunizieren auf
allen Sinneskanälen.
Wir versuchen, Lernende und Lehrende zu ermutigen, die eigene sprachliche und kulturelle Identität zu erfoschen und
auszubilden sowie eine neue Sprache zu erlernen.
Die handlungsorientierte Unterrichtsform fordert die Teilnehmer auf, auf allen Sinneskanälen zu kommunizieren, sich
für optische, akustische, haptische Eindrücke und Ausdrucksqualitäten zu öffnen.
Es gibt keine spezifische Zielgruppe für die Übungen, sie sind jeder Zeit und überall im Sprachunterricht einsetzbar,
gerade dann, wenn Gruppen unterschiedlicher kultureller und sprachlicher Herkunft sind; sie ermöglichen ein
freundliches Vernetzen unter- und einen fruchtbaren Austausch miteinander.
Durch die Übungen werden anregende Impulse für das eigenverantwortliche Sprachlernen ausgebildet, dazu gehört
das Erforschen der eigenen Sprachidentität sowie das Entwickeln von Sprachbewusstsein.
Stefan Hermes
Universität Freiburg
Geschichte als Gegenwart. Historische Erinnerung und kulturelle Identität in Bernhard Jaumanns
Kriminalroman Der lange Schatten (2015)
Wiederholt hat sich der deutsche Schriftsteller Bernhard Jaumann in den letzten Jahren mit der namibischen
Zeitgeschichte auseinandergesetzt. So thematisiert er in Die Stunde des Schakals (2010) den vom südafrikanischen
Apartheid-Regime in Auftrag gegebenen Mord am SWAPO-Aktivisten Anton Lubowski, während der Nachfolgeroman
Steinland (2012) um die Problematik der Landreform kreist. Angesichts dieser Sujets überrascht es kaum, dass beide
Texte auch kürzere Passagen enthalten, in denen der deutsche Kolonialismus in ,Südwestafrika‘ und seine bis heute zu
registrierenden Folgeerscheinungen in den Blick geraten. Im Zentrum der Narration stehen diese Aspekte jedoch erst
in Jaumanns neustem, bislang unveröffentlichtem Roman (dessen Typoskript mir der Autor dankenswerterweise zur
Verfügung gestellt hat): Den inhaltlichen Ausgangspunkt von Der lange Schatten, der im Frühjahr 2015 erscheinen
wird, bildet die von Vertretern der Herero und der Nama erhobene (und inzwischen teilweise erfüllte) Forderung nach
der Rückführung menschlicher Gebeine, die einst von den Kolonisatoren geraubt und in deutsche anthropologische
Sammlungen verbracht wurden. Damit aber wird die weiterreichende Frage nach dem je spezifischen Umgang mit der
Kolonialgeschichte aufgerufen, wie er in verschiedenen Bevölkerungsgruppen und sozialen Milieus in Deutschland und
Namibia vorherrscht.
Mein Vortrag soll nun insbesondere beleuchten, inwiefern Jaumann gängige Erinnerungspraktiken im Medium des
Kriminalromans inszeniert und implizit kritisiert. Letzteres betrifft vorrangig die in der Gesellschaft der Bundesrepublik
nach wie vor verbreitete Tendenz, historische Schuld zu bagatellisieren oder gar vollständig zu verleugnen, zum Teil
aber auch die machtpolitische Instrumentalisierung der deutschen Kolonialverbrechen und ihrer Opfer durch einzelne
Interessengruppen in Namibia. Insgesamt wird zu zeigen sein, dass Jaumann – in Übereinstimmung mit neueren
kulturwissenschaftlichen Theorien zum kulturellen Gedächtnis – auf erzählerisch versierte Weise vorführt, wie eng
sämtliche Formen historischen Erinnerns mit Gegenwartsphänomen zusammenhängen, und zwar vorwiegend mit dem
Bestreben, kollektive Identitäten diskursiv zu stabilisieren und politisch zu etablieren.
Erika Herrmann / Sheena Shah
University of Cape Town
African German identities in Namibia and South Africa
This presentation focuses on internal and external negotiation practices of the German-speaking communities in the
African diaspora. The following findings are based on long-term participant observation, questionnaire surveys and six
focus group discussions conducted in Namibia and South Africa. The core questions addressed with the Germanspeaking participants are: a) how they experience being a member of the German-speaking communities in Namibia
and South Africa, b) how they actively create a distinct African German identity in contrast to Germans in Europe and
other Africans on the continent, and c) how they perpetuate and sustain their distinct German group identity. Specific
aspects of prestige and prejudice prevailing in in-group and out-group discourse will be discussed.
Ernest W.B. Hess-Lüttich
Universität Bern / Stellenbosch University
Memento! Momente des Innehaltens im Vorübergehen. Demnigs 'Stolpersteine' als Zeichen urbaner
Erinnerungskultur
Der Beitrag plädiert dafür, städtische Räume als 'Texte' zu 'lesen', indem das Insgesamt der in ihnen gebrauchten
Zeichen einer semiotischen Analyse unterzogen wird. Mit dem 'Wie' urbaner Kommunikation rückt ihre (sozio)kulturelle
Fassung in den Blick. Im Schnittfeld von Urban Studies, Raumwissenschaften, Ökosemiotik, Stadtsprachenforschung
werden Ansätze zur Erforschung städtischer Sprachlandschaften aus dem aktuellen Anlass der Kontroverse innerhalb
der Jüdischen Gemeinde in Deutschland über Gunter Demnigs Stolpersteine diskutiert und exemplarisch angewandt
auf das Kunst-Projekt zur Erinnerung an ehemalige (jüdische, schwarze, schwule usw.) Nachbarn und Mitbürger, die in
die KZ der Nazis deportiert und dort Opfer des Holocaust wurden.
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Andrea Heuberger
Addis Abeba
„Enough has been said about the genocide; let’s go on with rebuilding the country” – Die Bedeutung von
Oral History für Identität am Beispiel von Ruanda, Südafrika, Äthiopien, Israel und Österreich
In den letzten Jahrzehnten hat das Sammeln mündlicher Zeugnisse in der historischen Forschung auch im
deutschsprachigen Raum immer mehr an Bedeutung gewonnen. Man erkannte, dass es sich für die Forschung lohnt
sich direkt an die Zeugen der Vergangenheit zu wenden, um ihre Geschichte(n) zu erfahren.
Peter Dürrmann vertritt die Anschauungen, dass kulturelle Identität in der Form von erzählter Geschichte die Antwort
auf die Frage gibt, wer wir sind, dass individuelle Identität der kulturellen Identität bedarf und dass kulturelle Identität
sich selbstbestimmt in geschichtlichen Abläufen verändert und somit Prozesscharakter aufweist.
Oral history hat nicht nur einen großen Einfluss auf die Geschichtswissenschaft, sondern nimmt auch in pädagogischen
Projekten mit alltags- und regionalgeschichtlichen Inhalten einen immer größeren Raum ein. Alexander von Plato: „Es
geht um die Identifikation mit einem subjektiven Schicksal in der großen Geschichte.“
Die Bedeutung von erzählter Geschichte, von individuellem und kollektivem Erinnern wird jedoch sowohl für die
individuelle Person als auch die Gesellschaft eines Staates noch immer unterschätzt.
Anhand von Beispielen aus Ruanda, Südafrika, Äthiopien, Israel und Österreich sollen die Vorteile und Nachteile beim
Einsatz von Oral History und ihre Bedeutung für die Identität aufgezeigt werden.
Michaela Holdenried
Universität Freiburg
Afrika – weiter Raum für Thriller? (Herrndorf, Jaumann, Mankell u.a.)
Dass Afrika, sein heart of darkness, einen Projektionsraum für das unheimliche Andere bildete, haben die
postkolonialen Studien immer wieder in den Fokus ihrer Untersuchungen gestellt. Dirk Göttsche hat in seiner
umfassenden Monographie Remembering Africa (2013) den Übergang von (prä)kolonialen Phantasien zu postkolonialer
Erinnerung umfassend materialreich aufgearbeitet – doch fehlt eine wichtige Gattung, welche sich ganz entschieden in
den letzten Jahren als Konstitutionsraum von Afrika-Bildern herausgebildet hat, nämlich der Thriller, die detective
story, die fiktionalisierte Agentenstory, der Kriminalroman.
An Beispielen von Henning Mankell bis Wolfgang Herrndorf soll der Frage nachgegangen werden, ob und in welcher
Weise hier ein anderes, nämlich historische Faktizität berücksichtigendes Afrikabild entworfen wird, oder ob einmal
mehr Afrika nur als enthistorisierter Raum für ‚weiße Löwen’ (vgl. den Titel des Kriminalromans von Mankell)
literarische Bearbeitung erfährt.
Marlizel Howard
University of the Free State
Weiter leben. Eine Jugend und Vergangenheit aus Sicht der Frau
Ruth Klüger, die 1931 in einer jüdischen Familie in Wien geboren wurde, musste sich schon als kleines Mädchen mit
Antisemitismus und der zunehmenden gesellschaftlichen Ächtung der Juden auseinandersetzen. Zusammen mit ihrer
Mutter wurde Klüger 1942 im Alter von 11 Jahre das erste Mal in ein Konzentrationslager deportiert, aber erst 50 Jahre
später erschien das autobiographische Werk Weiter leben. Eine Jugend. In dieser Erzählung wird nicht nur die Lage der
jüdischen Frau und des weiblichen Opfers zu dieser Zeit, sondern auch die weibliche Perspektive auf die spätere
Aufarbeitung dieser Vergangenheit thematisiert und problematisiert: "Sogar Theodor Herzl, [...] hat noch geglaubt,
dass die jüdischen Ehefrauen die Pflicht hätten, ihre Gatten besonders freundlich zu behandeln, denn nur die Männer
hätten unterm Antisemitismus zu leiden. Diese Einstellung war ganz echt und ehrlich, sie ist mir unbegreiflich, aber
dafür gehöre ich ja auch der Generation an, die den Preis für solche Illusionen zahlte." In diesem Beitrag wird Klügers
Text als die Auseinandersetzung mit einer traumatischen Vergangenheit aus Sicht einer Frau erläutert.
Susanne Jahn
Universidade Pedagógica Moçambique
“O olho do Hertzog” von Borges Coelho: Mosambik und der I. Weltkrieg
Einer der wichtigsten Gedächtnisorte des I. Weltkrieges in Mosambik ist ohne Zweifel die imposante Statue einer wenig
mütterlich wirkenden “Patria portuguesa” mitten auf dem “Platz der Arbeit” (bis 1975 “Praça Mac Mahon) direkt vor
dem Hauptbahnhof Maputos. Das Denkmal ist den “europäischen und afrikanischen Soldaten des Großen Krieges”
gewidmet; die vier wichtigsten Kampfschauplätze im heutigen Grenzland zwischen Tansania und Mosambik, an denen
die deutsche Schutztruppe unter Lettow-Vorbeck und Streitkräfte aus Portugiesisch-Ostafrika aneinandergerieten, sind
mit großen Lettern in den Sockel gemeißelt. In der allgemeinen Betrachtungsweise ist das Denkmal eines aus der
Kolonialzeit, erinnert also an ein Geschehen, das lange vor der nationalen Befreiung Mosambiks 1975 stattgefunden
hat, und ist somit nur ein weiteres unter den vielen, noch allerorten zu findenden Herrschaftssymbolen eines
untergegangenen Regimes.
Gleichwohl hat sich der an der Universidade Eduardo Mondlane lehrende mosambikanische Historiker und Schriftsteller
Jorge Paulo Borges Coelho dieses Stoffes angenommen. Sein 2009 erschienenes Buch “O olho do Hertzog” (“Das Auge
von Hertzog”), für das er mit dem Preis der Verlagsgruppe “Leya”, einem der wichtigsten und am höchsten dotierten
Literaturpreise innerhalb der portugiesischsprachigen Welt, ausgezeichnet wurde, erzählt das Schicksal von dem
ehemaligen Schutztruppensoldaten Hans Mahrenholz, den Borges Coelho im Jahr 1918 auf eine für den Leser zunächst
unbekannte Mission durch die Straßen von Lourenço Marques, dem heutigen Maputo, schickt. Historische Grundlage
für die in Rückblicken erzählte Geschichte des Protagonisten bilden u.a. die Quellen über die vergebliche Afrika-Reise
des Zeppelin L59 sowie die Memoiren von Lettow-Vorbeck. Doch schon bald wird dem Leser klar, das Borges Coelho
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lediglich unterhalten will, eine Art Kriminalroman geschrieben hat, der sich der vermeintlichen Exotik des Feldzuges
des “Löwen von Afrika” bedient (und dessen historische Neubewertung insbesondere in Deutschland dem Autor
entgangen zu sein scheint), um eine im Grunde hanebüchene Geschichte zu erzählen, die nicht dazu beitragen wird,
jungen Mosambikanern diesen Teil der Geschichte nahbarer zu machen. Der I. Weltkrieg auf dem Territorium des
heutigen Mosambiks bleibt auch literarisch vorerst weiterhin die Geschichte der Anderen.
Doret Jordaan
University of Zululand
Geschichte der Wüste
Die Wüste als Schauplatz der Geschichte, als Ort historischen Ereignissen, mythologischen Erzählungen, als Ort der
Krieg, Flucht und Kolonialismus kommt weitverbreitet vor - auch in der Literatur. Auch die Geschichte der Wüste selber
tauch als literarischer Motiv auf. Von wem dieser Geschichte geschrieben wird, ist in den letzten Jahrzehnten auch zur
Frage der Ökokritik geworden. Die Geschichte der Erde und der Wüste wird geschreiben von dem Spätkommer: der
Mensch.
Laut vieler Darstellungen der Wüste der Mensch in der Wüste bietet diese Landschaft eine direktere Zugang zur
geologischen Geschichte, da der geologische Struktur der Erde hier offen liegt und dadurch besonders sichtbar ist.
Einerseits ist diese noch eine der vielen Wüstenfantasien und andererseits eine Art die Ökologie und Geologie mit den
literarischen Darstellungen zu verbinden. Die Wüste bietet nämlich die Möglichkeit die Geschichte tiefer zu suchen als
das was in der Erinnerung des Mensches steht.
In diesem Vortrag wird an Hand einer Verschiedenheit literarischen Werken wie Thomas Stangls Der einzige Ort,
Henno Martins Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste gezeigt wie die Geschichte und Urgeschichte der Wüste,
besonders die Geschichte der Namib, dargestellt wird. Auch wird versuchen zu erörtern wie diese Geschichte als Anlass
der Fantasie auftritt und wie diese Fantasien im Rahmen der Ökokritik und Geokritik gelesen werden kann.
Birte Kellermeier-Rehbein
Bergische Universität Wuppertal
Workshop: Sprache und Identität im deutschsprachigen Raum und im südlichen Afrika
Im Rahmen dieses Workshops würde ich ein Impulsreferat halten und anschließend mit den Teilnehmern eine
Diskussion führen.
Im einführenden Referat möchte ich mich über die Rolle der deutschen Sprache für die nationale Identität der
Bewohner Deutschlands, Österreichs und der Schweiz sprechen. Im weitgehend einsprachigen deutschen Sprachgebiet
identifizieren sich die Menschen zweifach über die deutsche Sprache. Zum einen ist die „ganze Sprache“ Deutsch Mittel
der Identifikation mit der gesamten deutschsprachigen Gemeinschaft und der Abgrenzung von anderssprachigen
Nationen. Zum anderen ist Deutsch eine plurizentrische Sprache mit jeweils spezifischen nationalen
Standardvarietäten der deutschsprachigen Staaten, die eine Identifikation der Sprecher als Österreicher, Schweizer
oder Deutsche ermöglichen. Die Existenz unterschiedlicher Nationalvarietäten des Deutschen kann u. a. historisch als
sprachliche Folge der beiden Weltkriege begründet werden. Heute wirken die nationalen Varietäten des Deutschen in
unterschiedlichem Maße als Symbole nationaler Identität. Mit diesem Aspekt soll das Impulsreferat beendet werden.
Im Anschluss möchte ich mit den Teilnehmern Fragen zum Zusammenhang von Sprache und Identität im
multilingualen südlichen Afrika diskutieren. Es bietet sich an, abschließend die unterschiedlichen Wirkungsweisen von
Sprache(n) als Symbol(e) nationaler Identität in ein- bzw. mehrsprachigen Gebieten zu vergleichen.
Jerzy Koch
Adam Mickiewicz Universität in Poznań
Benigna im nebelhaften Gnadental
Die Literatur der in Südafrika tätigen Herrnhuter Missionare umfasst viele reizvolle Texte, die in zahlreichen Sprachen
verfasst wurden. Während das Deutsche für die Brüder in Deutschland gebraucht wurde, schrieb und publizierte man
im Niederländischen für den südafrikanischen Markt. Später, im 20. Jahrhundert, wurde hingegen das Englische
zunehmend gebraucht. Das niederländische Schrifttum zählt neben der bekannten Zeitschrift „De Bode van
Genadendal“ (1859–1914) auch einzelne Publikationen sowie Flugblätter, Gelegenheitsausgaben, Gedenkbücher u.a.
Eine der interessantesten Publikationen ist Benigna van Groenekloof of Mamre (Benigna aus Groenekloof oder Mamre).
In Südafrika gibt es mehrere einander ausschließende Interpretationen und Qualifikationen dieses 1873 anonym
veröffentlichten Textes. Die Meinungen gehen dabei bezüglich der Identität des Verfassers, der Sprache und der
Genre-Einordnung auseinander.
Anhand der textuellen und generespezifischen Analyse wird in diesem Referat auf die Tradition der Herrnhuter
Lebensläufe eingegangen. Darüber hinaus wird erörtert, wie das Modell der pietistisch-herrnhuttischen
Lebensbeschreibung in Südafrika praktisch angewandt wurde. Die Identitätsproblematik der farbigen Bevölkerung und
die genderspezifischen Aspekte werden in die Analyse miteinbezogen.
Barbara Kosta
University of Arizona
Das Familiengedächtnis, Geschichte und Nation in Tanja Dückers Roman Himmelskörper
Im Jahre 1968 geboren, Tanja Dückers gehört einer Generation, deren Familiengeschichte mit der Geschichte des
Dritten Reichs besonders eng verwoben ist. In ihrem Roman Himmelskörper (2003), untersucht Dückers ein Spektrum
komplexer ineinander verwobene Themen wie Geschlecht, Nationalität, Sexualität und die Identität einer Familie. Die
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Geschichte von Deutschlands faschistischer Vergangenheit und der damit verbundenen Erinnerungsarbeit hat dabei
einen wesentlichen Einfluss auf die verschiedenen Register der familiären Identität, die die Autorin einer
fiktionalisierten Gegenwart verfolgt. Dückers stellt in ihrem Werk drei Generationen und ihre Geschichte dar: die
Geschichte der Grosseltern (Jo und Max), der Eltern (Renate und Peter), und der Geschwister (Freia und Paul). Das
Geheimnis der Familie besteht darin, dass die Grosseltern Mitglieder der NSDAP waren und mit einem Sonder-Boot für
verdiente Parteimitglieder anstatt mit der Gustloff geflohen sind. Dückers thematiziert die Umstände jener Flucht aus
dem Osten, und in diesem Zusammenhang die Geschichte einer Familie.
Im Kontext dieser Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte untersuche ich den Begriff „Familiengedächtnis,“
welches sich auf Legenden und persönliche Geschichten bezieht, die im Kreis der Familie zur kollektiven Erinnerung
wird, in der sowohl Bindungen als auch Brüche erzeugt werden. Bereits 1980 benützte Ruth Rehmann diesen Begriff
in ihrem Roman Der Mann auf der Kanzel. Und wie in Rehmanns Roman funktioniert auch das Familiengedächtnis in
Himmelskörper als „screen memory“ im Freudischen Sinne als selektives Gedächtnis, welches Ereignisse mals
ausblendet, mal neu schreibt, umschreibt und wieder zurechtbiegt. Das Ergebniss ist eine familiäre Erinnerung als
Produkt bewusster und unbewusster Vorgänge. Oft
wird dieses (un)bewusst konstruierte Familiengedächtnis an ein Zukunftsbild für spätere Generationen gerichtet, um
eine Familienidentität zu gestalten, mit dem die Familie weiter leben kann. Dieses Bild fungiet wie ein Spiegel.
Gegen welches Zukunftsbild ihrer Grosseltern und Eltern schreibt Dückers? Dückers weist mit geschärftem Blick auf
das Schweigen als Mittel der individuellen Schuld-Verdrängung. Die Aufrechterhaltung der Familienlüge durch das
Schweigen hat jedoch seine Kosten. Die Unwahrheiten und die Geheimnisse, die oft psychische Verwundungen und
Narben verbergen, äussern sich in ritualisierten Gesten und unberechenbaren Gemüts- und Stimmungsschwankungen,
und üben weiterhin starken Einfluss auf die Gegenwart der Familie aus. Besonders die zweite Generation, die die
Geschichte des Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegszeit als Kind unmittelbar miterlebt hat, scheint an der Last der
Vergangenheit zu scheitern, wie Dückers anschaulich zeigt.
Florian Krobb
National University of Ireland Maynooth
Der deutsche Krieg in Südwest: Zu den Ambivalenzen / Aporien postimperialer Narrative
Im deutschen postimperialen und post-kolonialistischen kollektiven Gedächtnis nach 1918 hat sich der Abwehrkampf
Paul von Lettow-Vorbeck’s in Deutsch-Ostafrika am tiefsten eingegraben, bestätigte er doch das Narrativ der
deutschen Unbesiegtheit „im Felde“, der deutschen Fähigkeit, auch mit unterlegenen Mitteln dem übermächtigen Feind
an der Nase herumzuführen, die einheimischen Untertanen loyal zu erhalten und sich so als beliebte, ja verehrte
Machthaber zu zeigen. Es war genau dieser Mythos, der dem Versailles-Revanchismus und dem defaitistischen
Selbstverständnis der Weimarer Kultur argumentative Munition gab. Die in der Imagination der Metropole vor 1918 als
potentiell ausbaufähige Siedlerkolonie sozial und wirtschaftlich wohl wichtigeste Überseebesitzung Deutsch-Südwest
konnte sich in diesem Diskurs schlechter behaupten, kaum ein eigenes heroisch-identifikationsstifetendes Narrativ
anbieten, wurden die deutschen Truppen dort doch innerhalb von nur wenigen Monaten von britischen Truppen zur
Kapitulation gezwungen. Während der Krieg gegen Herero und Nama von 1904-1908 Gegenstand intensiver
Forschungsbemühungen geworden ist, sowohl was die historischen Realien, Motivationen und Konsequenzen als auch
den (literarischen) Diskurs angeht, ist die Verarbeitung des Weltkriegserlebnisses und der Mandatsherrschaft bisher,
soweit ich sehe, primär in Hinsicht auf Hans Grimms in der Tat einflussreichen Bestseller Volk ohne Raum (1926)
behandelt worden. Dabei gaben zahlreiche autobiographische Schriften Auskunft über Einzelschicksale während der
Kampfhandlungen und danach, erreichten Berichte über das Leben unter der Mandatsherrschaft der Südafrikanischen
Union den heimischen Markt, die in ein umkämpftes, polemisch aufgeladenes heimisches Diskursfeld hineinwirkten.
In
diesen
Kriegsund
Nachkriegserinnerungen
lassen
sich
verschiedenen
Erinnerungsund
Selbstpositionierungsstrategien identifizieren, von denen einige ausgewählte exemplarisch vorgestellt werden sollen.
Sie vermögen zu demonstrieren, wie sich die Südwest-Erinnerung in das kolonialnostalgische und
kolonialrevisionistische Gesamtnarrativ der Zwischenkriegsjahre einpasst, wie sich das Verhältis der Verfasser im
Wechsel der politischen Verhältnisse und über die historischen Brüche von 1915 (Niederlage in Südwest) und 1920
(offizieller Beginn der Mandatsregierung der Südafrikanischen Union) gestaltet, in welchen Diskursfeldern die
Positionsbestimmung vis-a-vis der alten wie der neuen Heimat vorgenommen wird (Sicht der Eingeborenen, der
eigenen kolonialen ‚Errungenschaften‘, Verhältnis zur natürlichen Umwelt und zu anderen ‚weißen‘
Bevölkerungsgruppen). Vorläufig können zwei komplementäre Narrative unterschieden werden: In Verlorene Heimat.
Als Schutztruppler und Farmer in Südwest (1928) inszeniert Wilhelm Mattenklodt seine Teilnahme an dem Ausweichen
der deutschen Truppen ins Hinterland als (Wieder-) Eintauchen in ein verklärtes Afrika der Gefahr, Wildheit und
Natürlichkeit und seine Erlebnisse auf der Flucht vor den britischen Ordnungskräften als ein Aufgehen in der
natürlichen Afrikanischen Umwelt. In Was Afrika mir gab und nahm. Erlebnisse einer deutschen Frau in Südwestafrika
(1940) entfaltet Margarethe Eckenbrecher dagegen ein Narrativ des Durchhaltens, der Selbstbewahrung und
Identitätsaffirmation (als Deutsche) gegen eine Vielzahl von Widerständen, zu denen nicht nur die von ihr als illegitime
‚Fremdherrscher‘ diffamierte Mandatsregierung und indigene menschliche und natürliche Faktoren gehörten, sondern
auch Anfeindungen aus der Heimat. Beide Beispiele lassen sich aus den spezifischen Lebensumständen und
Blickweisen der Verfasser erklären; beide Beispiele beleuchten gleichzeitig aber auch weitergehende Ambivalenzen und
Aporien des postimperialen und post-kolonialistischen Diskurses in der deutschen Literatur, zum Beispiel die
Demonstration der ‚Zugehörigkeit‘ zur afrikanischen Wahlheimat durch Unterwerfung und Unterdrückung alles
Indigenen durch Jagd, diskursive und tatsächliche Niederhaltung indigener Bevölkerungsgruppen (das so wirkmächtige
Motiv des treuen Askari fehlt in der Südwest-Literatur fast vollständig); zum Beispiel die Affirmation
gesamteuropäischer kolonialistischer Kulturmission und kultureller Gemeinsamkeit bei gleichzeitiger Diffamierung des
politischen Gegners. Durch Analyse dieser und weiterer Beispiele soll ein Beginn gemacht werden, das komplexe Feld
der Opfer-, Verlust-, Unrechts- und Selbstbehauptungsdiskurse auszuleuchten und im weiteren postimperialen und
post-kolonialistischen Diskurs der Zwischenkriegsjahre zu verorten.
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Margarete Lamb-Faffelberger
Lafayette College, USA
Schreiben zwischen den Kulturen - Writing between Cultures
Ich unterrichte an Lafayette College, einem sogenannten Liberal Arts College, in Pennsylvania and genieße das Privileg
mit enthusiastischen und hochbegaten Studenten zu arbeiten. Dennoch handelt es sich bei unserem Deutschprogramm
prinzipiell um einen “DaF” Unterricht und nicht um Germanistik im eigentlichen Sinne. In den letzten Jahren habe ich
wiederholt mit meinen Studenten Texte und Filme, die sich mit dem Thema “Identität” befassen, besprochen und
erschlossen.
In meinem Vortrag werde ich mich insbesondere auf ein Literaturseminar konzentrieren, in denen wir uns auf Texte
behandeln, die von Autoren geschrieben wurden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die aber auf Deutsch
schreiben und auf dem deutschen Büchermark erfolgreich sind: Yoko Tawada (Japan/Deutschland), Zafer Senoçak
(Türkei/ Deutschland), Vladimir Vertlib (Rußland/Österreich), Dimitry Dinev (Bulgarien/Österreich), und Zdenka Becker
(Slovakei/Österreich). Immer wieder durchbrechen diese Autoren die Schranken ihrer Sprache, ihrer Nationalität wie
auch der literarischen Genres. Ihre Literatur wird heutzutage mit “Migranten-Literatur” bezeichnet (bis zum Mauerfall
stand sie unter der Rubrik “Gastarbeiterliteratur.” Ich persönlich finde beide Bezeichnungen unadäquat und werde
mich auch dazu äußern) bereichern die deutsche Kultur auf einzigartige und spannende Art und Weise (www.boschstiftung.de/content/language1/html/14169.asp).
Die transkulturellen oder interkulturellen Schriftsteller behandeln Themen wie Migration/ Emigration/ Immigration und
Identität (Wer bin Ich? Wer möchte ich sein? Wer kann ich sein?) and setzen sich mit Problemkreisen auseinander wie
Dazugehören und Heimat/ Wahlheimat versus Ausgrenzung, Toleranz und Verstehen versus Sprachbarriere und
Missverständnis. Dabei vermitteln sie tiefgründige Einsichten in die Komplexität von kulturellen Unterschieden und der
Schwierigkeit von kulturellen Transfers. Außerdem ermöglichen diese Schriftsteller mittels verschiedener
Schreibweisen und Schreibtechniken dem Leser einmalige Perspektiven in ihre hybriden Kulturerfahrungen.
Ich schlage vor über meine Unterrichtspraktiken und Erfahrungen untermauert von theoretischen Überlegungen zum
SAGV-Thema “Geschichte(n) und Identität im DaF-Unterricht” vorzutragen. Da Zafer Senocak, Vladimir Vertlib und
Zdenka Becker während verschiedener Semester “Max Kade Writer in Residence” an Lafayette College waren und mit
unseren Studenten gearbeitet haben, möchte ich einige kreative Studentenarbeiten (I-Movie Projekte und LaFolio
Präsentationen) vorführen, die höchst innovativ die Lehr- und Lernziele (Ausdruck von Literaturverständnis und –
analyse in unserem DaF-Unterricht) optimal reflektieren.
Ingrid Laurien
Göttingen / Universität Stellenbosch
„Einer wie Leutnant Wurche“. Literarische Vermittlung von Opferkult und Krieg an die Generation nach
dem Ersten Weltkrieg. Überlegungen zu Walter Flex, „Wanderer zwischen beiden Welten“ (1916)
In seinem 'Familienroman' „Das unsichtbare Land“ erwähnt Stefan Wackwitz, dass die Lektüre von Romanen seinen
Großvater motiviert habe, nach dem Ersten Weltkrieg nach Südwestafrika auszuwandern. Das Leben kopiere, so
Wackwitz, allzu oft „billige Romane“, und mehr noch, sie seien „eine Art spiritistische[..] Versuchsanordnung, durch die
die Stimmen der Toten zu uns dringen.“
Es waren es solche „billigen Romane“, die dazu beitrugen, dass nach 1918 eine Auseinandersetzung mit dem „Großen
Krieg“ im konservativen Lager kaum stattfand. Wie Arndt Weinrich („Der Weltkrieg als Erzieher“, 2013) feststellt, habe
„nicht der Krieg selbst zur Brutalisierung der politischen Auseinandersetzungen in der Weimarer Republik geführt,
sondern die wesentlich medial gesteuerte Rezeption und politische Instrumentalisierung des Krieges.“ Dazu trugen
nicht nur nationale und völkische Verbände mit ihrer Verherrlichung von von Krieg und Heldentod bei, und nicht nur
„Verhaltenslehren der Kälte“ (Helmuth Lethen 1994), wie sie von Autoren wie Ernst Jünger („Stahlgewitter“) vermittelt
wurden, sondern auch populäre Bücher, wie sie in großen Teilen des Wandervogel und der Lebensreformbewegung
gelesen wurden. Der Krieg als 'Große Fahrt' wurde dort Teil „einer von intellektuellen und künstlerischen
Gruppierungen getragenen Grundstimmung der Erneuerungs- und Aufbruchsrhetorik.“ (Susanne Michl). Zu den
Romanen, die solche Stimmungen vermittelte, gehörte vorrangig Walter Flex' „Wanderer zwischen beiden Welten“
(1916), einer der größten 'Bestseller' der Weimarer Republik, und für die Wandervögel und später die Bündische
Jugend das 'Kultbuch' schlechthin. Der neoromantische Charakter der Schilderung von Kriegserfahrungen und die
Opferbereitschaft der Leitfigur Ernst Wurche machte „Wanderer zwischen beiden Welten“ geeignet, die
Aufbruchsphantasien, mit denen der Wandervogel angetreten war, in jene Kriegsbegeisterung und Opferbereitschaft
umzulenken, die weite Teile der jungen Nachkriegsgeneration mental auf Nationalsozialismus und Krieg vorbereitete.
Alison Lewis
The University of Melbourne
Transgenerationelles autobiographisches Schreiben und die Geschichte der DDR-Literatur im Exil: Die
Familiengeschichten der ersten und zweiten Generation von Opfern der DDR
Über die Generation von DDR-Dissidenten, die Ende der siebziger Jahre die DDR verließen und in den Westen ins Exil
gingen, ist viel bekannt. Mehrere Autoren, die die DDR im Zuge der Ausbürgerung von Wolf Biermann verließen, haben
das Thema des Exils in ihren Werken angeschnitten sowie in Essays und Autobiographien über ein Leben im
Widerstreit mit dem kommunistischen Regime reflektiert. Mit Schriftstellern wie Sarah Kirsch, Günter Kunert, Reiner
Kunze, Thomas Brasch, Jürgen Fuchs und Hans Joachim Schädlich entstand eine DDR-Literatur im Exil. Einige ihrer
Werke arbeiten zusätzlich die Erfahrung der Verfolgung durch die Staatssicherheit auf, vor allem nachdem die
Betroffenen Anfang der Neunziger Einsicht in die Dokumente des Stasi Archivs erhalten haben. Zu den ergreifendsten
Zeugnissen dieser Art gehören die Aufsätze und Kurzprosa von Hans Joachim Schädlich, dessen Bruder Karlheinz
Schädlich ihn über Jahre als IM „Schäfer“ bespitzelt hat. Insbesondere der verschlüsselte Text „Die Sache mit B.“
(1992) zeugt von dem anhaltenden Trauma des Verrats durch einen älteren Lieblingsbruder, der sich als Orwell-scher
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‚Big Brother‘ entpuppt. Inzwischen hat sich eine neue Generation von Opfern der DDR in den Kindern dieser
Dissidenten zu Wort gemeldet. 2009 hat Susanne Schädlich, die Tochter von Hans Joachim, mit Immer wieder
Dezember: Der Westen, die Stasi, der Onkel und ich ihre Lebenserinnerungen geschrieben. Das Werk ist einerseits der
Versuch, die Familiengeschichte aus der Perspektive der Kinder zu erzählen, andererseits ist es ein
transgenerationelles Erinnerungswerk, das das Trauma der Eltern durch empatisches Zuhören aufzuarbeiten versucht.
Susanne Schädlich nimmt sich dabei vor, das fragmentarische Gedächtniswerk von Hans Joachims „Die Sache mit B.“
fortzuschreiben und zu Ende zu erzählen. In diesem Vortrag werden beide Werke als Beispiele eines
transgenerationellen autobiographischen Schreibens und Bestandteile einer familiären Traumalandschaft untersucht.
Shaban Mayanja
University of Nairobi
Übersetzung und Identität: Die sinnkohärente Übersetzung von Aniceti Kiterezas Roman Bwana
Myombekere na bibi Bugonoka ins Deutsche
Die Übersetzungswissenschaft und -praxis hat spätestens seit dem sogenannten "Translation Turn"
einen
Paradigmenwechsel vollzogen. Sie versteht sich nunmehr als Kulturwissenschaft (Bachmann-Medick, Michaela Wolf,
Snell-Hornby u.a.) und positioniert sich neu. Für die Literaturübersetzung blieb das nicht ohne Folgen, denn von nun
an wurde (und wird) der Kulturübersetzung- im Gegensatz zur herkömmlichen philologischen Übersetzung- mehr
Bedeutung beigemessen. Im Mittelpunkt dieses neuen Verständnisses von Literaturübersetzung spielt das Thema
Identität eine entscheidende Rolle, denn es war bekanntlich eines der Auslöser für neuere Ansätze bei der Übersetzung
postkolonialer Literatur wie Lawrence Venutis "Resistance Strategy". Dabei wird deutlich, dass gerade
Literaturübersetzung als ein sehr wichtiges Instrument für die (Re)konstruktion von Identität und Ideologie fungiert.
Am Beispiel der deutschen Übersetzung von Aniceti Kiterezas Roman Bwana Myombekere na Bibi Bugonoka:
Ntulanalwo na Bulihwali sowie die DDR und die BRD-Übersetzungen von Ngugi wa Thiongos Petals of Blood wird
exemplarisch dargelegt, wie die Identität(en) mittels Übersetzung dekonstruiert bzw. rekonstruiert werden kann.
Kirstin Mbohwa-Pagels
Goethe-Institut Südafrika
Workshop / Geschichte(n) und Identität im DaF-Unterricht
„Hoffnung im Herz“. Leben und Werk der May Ayim im projektorientierten DaF-Unterricht
May Ayim ist eine der einflussreichsten Wegbereiterinnen der afrodeutschen Bewegung. Sowohl ihre politische Arbeit
als auch ihr literarisches Werk sind wichtige Zeugnisse der Identitätsfindung Schwarzer Deutscher und Schwarzer in
Deutschland und haben die Nachfolgegeneration dieser Gruppe maßgeblich geprägt. Die Bearbeitung der von ihr
behandelten Themenfelder und literarischen Texte geben DaF-Lernern die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit
der in Deutschland weiterhin aktuellen Migrations-Debatte im Allgemeinen - dies jedoch anhand einer einzelnen
Identifikationsfigur. 1997 erschien der biografische Film „Hoffnung im Herz – Mündliche Poesie“ von Maria Binders, der
eine weitere interessante Ressource bietet.
Im Workshop werden mit Hilfe vorgegebener authentischer Materialien (Sequenzen aus dem Dokumentarfilm
„Hoffnung im Herz“, Textausschnitte aus „Farbe bekennen“, ausgewählte Gedichte aus „Blues in schwarz-weiß“ und
„Grenzenlos und unverschämt“, ihr Lebenslauf, Informationen zum May Ayim Award, u.a.) Ideen für Projekte im DaFUnterricht gesammelt. Dabei soll genauer auf die unterschiedlichen Aspekte eingegangen werden, die das Material
bietet. Außerdem wird der Frage nachgegangen, wie dies im literarischen Werk Ayims zum Ausdruck kommt.
Hierzu eignen sich vor allem folgende Themenbereiche:
die außergewöhnliche Lebensbiografie im afrodeutschen Kontext
die afrodeutsche Bewegung als politische Aktion
(Gruppen-) Identitätsfindung
die Rassismus-Debatte in Deutschland
Rassistisches Vokabular im Deutschen
May Ayims Einfluss auf das politische und sprachliche Bewusstsein in der afrodeutschen Hip Hop Szene
Der Workshop findet auf Deutsch statt und richtet sich in erster Linie an DaF-Dozenten an Universitäten, die in ihren
Kursen Literaturvermittlung mit landeskundlichen Themen zu verbinden suchen.
Stephan Mühr
University of Pretoria
Tschick und Sand. Zwei komplementäre Geschichten über Identität
Wolfgang Herrndorfs Romanen Tschick (2010) und Sand (2011) liegen zwei konträre Modelle von Identitätskonstruktion und -Dynamik zugrunde. Während Tschick ein relativ konventionelles Modell der Selbstfindung eines
Jugendlichen aktualisiert (unsichere Ausgangsposition, zwei Außenseiter finden sich, Ausbruch, Selbstbehauptung und
erfolgreiche Rückkehr), gehen aus den unterschiedlichen Erzählsträngen in Sand zwar die Identitätskonturen eines
Polizeikommissars (Polidorio alias Carl) hervor, der jedoch nach einem Schlag auf den Kopf eine Totalamnesie erleidet
und konsequent bis zum tödlichen Schluss der Handlung seine Identität gerade nicht findet.
Dadurch hängen aber beide Romane vermittelst ihrer komplementären narrativen Identitätsmodelle und den sich
daraus ergebenden literarischen Genre-Matrizen eng miteinander zusammen.
Die Selbstfindung in Tschick erfolgt durch die Verbindung des Ich-Erzählers mit einem „Ausländer“ (Sichtwechsel),
durch die gemeinsame ‚Er-Fahrung‘ von Fremdheit und den daraus erfolgenden Identitätsgewinn.
Die Handlungsstränge in Sand sind von vornherein von Unverständlichkeit geprägt; der Leser muss selbst versuchen,
diese zu vernetzen (zu identifizieren), während sich die Identitäten der Figuren eher ‚verrätseln‘, denn an der Aufgabe
der Identitätsstiftung bzw. Identifizierung scheitern die Protagonisten. Während „Tschick“ der (verballhornte) Name
eines ausländischen Mitschülers ist, durch den das Identitätsmodell narrativ umgesetzt wird, steht „Sand“ für die
scheiternden, ‚versandenden‘ Identitätskonstruktionen der Protagonisten (und des Rezipienten).
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Dorit Müller
Freie Universität Berlin
Architekturen der Erinnerung: Inszenierungen ostdeutscher Vergangenheit in Antje Ravic Strubels
Tupolew 134 und Eugen Ruges In Zeiten des abnehmenden Lichts
Gegenstand des Vortrags sind zwei Romane, die sich aus unterschiedlicher Perspektive mit der ostdeutschen
Vergangenheit auseinander setzen: Während Ravic Strubel in ihrem 2004 publizierten Roman Tupolew 134 von einer
(historisch belegten) Flugzeugentführung erzählt, bei der zwei DDR-Bürger eine Ausreise in die Bundesrepublik
erzwingen wollen, dabei jedoch scheitern, präsentiert Ruge mit In Zeiten des abnehmenden Lichts (2011) seine
eigene, über vier Generationen sich erstreckende Familiengeschichte, in welcher sich ostdeutsche Geschichte bündelt.
Auf den ersten Blick scheinen Entführungsdrama und Familienroman wenig Gemeinsames zu bieten. Auf den zweiten
Blick schon: Bezüge stellen sich nicht nur über den verhandelten historischen Kontext her, sondern auch über die Art
und Weise, wie über die Möglichkeitsformen von Geschichte und Erinnern reflektiert wird. In beiden Texten, so meine
These, werden poetische Formen erprobt, welche mittels räumlicher Modi Erinnerungsarbeit veranschaulichen und
problematisieren können. Findet Ravic Strubel für den Umgang mit Erinnern und ‚Vergangenheit erzählen’ die
Leitmetapher des Schachtes, welche das Überlagern und Verdunkeln von Zeit- und Ereignisschichten in ein räumliches
Bild fasst, so lenkt Ruge mittels montageartiger Anordnung seiner Erzählstränge die Aufmerksamkeit auf das
Gemachtsein, das Konstruktive, das Provisorische des Geschichtenbauens. Der Vortrag wird dieses Verhältnis von
Räumlichkeit, Erinnern und Erzählen anhand der beiden Romane sowohl in thematischer als auch formaler Hinsicht
untersuchen sowie Vorschläge unterbreiten, wie ‚Architekturen der Erinnerung’ in literarischen Texten beschrieben und
gedeutet werden können.
Ana Nenadovic
Universidad de Guadalajara / Universität Wien
Erinnern und erzählen: Literatur nationaler Minoritäten in Österreich
Einhundert Jahre seit Ausbruch des Ersten Weltkriegs, fünfundsiebzig Jahre seit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: Die
Erinnerung an den Untergang der Monarchie, den Austrofaschismus, den Anschluss, den Opfermythos und die
Progrome wird in den historischen und wissenschaftlichen Diskursen sowie in der Literatur Österreichs
aufrechterhalten. Kafka, Roth und Schnitzler zeigen den nahenden Untergang der Donaumonarchie, Bernhard, Jelinek
und Menasse setzen sich in ihrem literarischen Werk intensiv mit dem nationalsozialistischen Regime auseinander.
Nationale Identität, Diskriminierung und Verfolgung werden seit Jahrzehnten in Kunst und Wissenschaft aufgearbeitet,
an die nachfolgenden Generationen weitergegeben und somit die Erinnerung an diese Ereignisse aufrechterhalten.
Aus dem literarischen und wissenschaftlichen Kanon weitgehend ausgeschlossen sind jedoch die nationalen
Minderheiten Österreichs. 1918 und 1921 wurden Kärnten mit seiner slowenischen Bevölkerung und das Burgenland
mit seiner kroatischen Minderheit an das Land Österreich in seinen heutigen Grenzen angeschlossen. Von diesem
Moment an waren die slawischen Minderheiten der Region einem immer stärker werdenden Assimilierungsdruck
ausgesetzt, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus zu einem Assimilierungszwang wandelte. Die Minoritäten
wurden damals eines Teiles ihrer Sprache, Tradition und Identität beraubt.
KünstlerInnen, und unter ihnen v.a. SchriftstellerInnen, sehen es als ihre Pflicht an, an diese Erfahrungen zu erinnern,
sie nicht aus dem öffentlichen Diskurs verschwinden zu lassen; Die AutorInnen machen es sich zur Aufgabe, zu
erinnern. Erinnern an die Sprache, Erinnern an die Volksweisheiten, Erinnern an das Leiden der Zwischenkriegszeit,
Erinnern an die Verfolgungen im Nationalsozialismus, Erinnern an die Diskriminierungen der Nachkriegszeit.
Florjan Lipuš (Boštjans Flug, 2005), Maja Haderlap (Engel des Vergessens, 2011) und Michaela Frühstück (Teta Jelka
überfährt ein (Huhn) Hendl, 2012) sind nur wenige Beispiele für SchriftstellerInnen der jüngsten Zeit, die ihre Literatur
dem Nicht-Vergessen und Erinnern an die Anliegen der slowenischen bzw. burgenländischkroatischen Minderheiten
widmen. Geschichte, Sprache, Traditionen und Tod ziehen sich durch ihr literarisches Werk, welches nicht nur die
Funktion des Erinnerns übernimmt, sondern ebenso die ästhetischen Funktionen von Literatur erfüllt. Ein Werk,
welches den Schritt von Erinnerungsliteratur zu künstlerisch und ästhetisch elaborierter Literatur wagte.
Das Ziel des Vortrags ist es, einen kurzen Einblick in die Literatur der Kärntner Slowenen sowie der Burgenländischen
Kroaten zu bieten und die Relevanz ihres Werkes nicht als Erinnerungsliteratur, sondern als Literatur des Erinnerns
aufzuzeigen sowie sich näher mit den Strategien von interkulturellen Identitäten in den drei bereits erwähnten
Romanen auseinanderzusetzen.
An die Geschichte der slawischen Minderheiten Österreichs durch Geschichten zu erinnern und diese durch die Literatur
vor dem Vergessen zu bewahren – diese sind nur zwei der zahlreichen Aspekte der slawischen Literaturen Österreichs,
die nicht in Vergessenheit geraten sollten.
Gunther Pakendorf
Universität Stellenbosch
Alter Mensch, neuer Mensch. Zu den Bekehrungsgeschichten im missionarischen Schrifttum des 19.
Jahrhunderts
In diesem Beitrag soll der Erzählform der Bekehrungsgeschichte nachgegangen werden. Ausgangspunkt ist der
mediale Standort der Missionstraktate und die Rolle dieser Schriften im Zusammenhang des Missionsauftrags als
Beweis der Erfolge der Mission. Die Arbeit der Mission und der schriftliche Bericht über diese Arbeit sind demnach zwei
Seiten derselben Medaille.
Die Lebensbilder der „Erstlinge“ nehmen dabei einen zentralen Platz ein, weil hier der Übergang innerhalb der
dichotomischen Weltordnung der Missionstätigkeit vom „rohen Heidentum“ zur Eingliederung in die „Gemeinschaft der
Heiligen“ anhand einer leicht nachvollziehbaren Lebensgeschichte veranschaulicht wird. Die Lebensbilder präsentieren
sich als Erzählungen aus der „Kontaktzone“, d.i. der soziale Raum, wo Menschen verschiedener und vorher getrennter
Herkunft sich begegnen; da es sich jedoch durchgehend um Darstellungen aus der Sicht der Europäer, und für
europäische Leser, handelt, gilt es auch diesen Aspekt der dualistischen Weltordnung und ihres manichäischen
Geschichtsverständnisses kritisch zu hinterfragen.
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Paweł Piszczatowski
Universität Warschau
Paul Celan und die jüdische Identität nach der Shoah
Die Geschichte des 2. Weltkrieges ist unumgänglich mit der sog. „Endlösung der Judenfrage“ verbunden, welche die
Vernichtung von rund 6 Millionen europäischer Juden zur Folge hatte. Dieses monströse Faktum stellt die
überlebenden deutsch-jüdischen Dichter vor die Aufgabe, Zeugis von der Shoah des jüdischen Volkes abzulegen und
den Opfern zu gedenken. Paul Celan ist dabei das wohl prominenteste Beispiel. Es verbindet sich, besonders in seiner
mittleren Schaffensperiode, mit der Frage nach seiner eigenen Identität als Jude und jüdischer Dichter – einer Frage,
die für einen deutsch assimilierten, in der Mutter- und Mördersprache Deutsch dichtenden Juden, der sich nicht eng
genug mit der jüdischen Tradition verbunden fühlt, eine wahre Herausforderung ist, da die jüdische Identität sich seit
je vor allem an religiösen Paradigmen orientierte
Ein Dichter als Zeuge für anwesende Zeugen der Shoah (niemand kann davon Zeugnis ablegen, wie es war, in einer
Gaskammer zu ersticken) muss sich zu ihnen bekennen können, auch wenn er einem Gott, „der das alles wollte” (Es
war Erde in ihnen) keinen Glauben bekennen will. Celan Hinwendung zu strikt judaistischen Identifikationsfiguren
resultiert zum Teil aus diesem Identitätsdefizit. Im Prosatext Gespräch im Gebirg spricht einer der Protagonisten:
Auf dem Stein bin ich gelegen, damals, du weißt, auf den Steinfliesen; und neben mir, da sind sie gelegen,
die andern, die wie ich waren, die andern, die anders waren als ich und genauso, die Geschwisterkinder; [...]
und sie liebten mich nicht und ich liebte sie nicht, denn ich war einer, und wer will Einen lieben, und sie waren
viele, mehr noch als da herumlagen um mich, und wer will alle lieben können [...].1
Auf der anderen Seite lässt er in seinen Notizen zu Meridian keinen Zweifel daran, unter welchen Voraussetzungen
Opfergedenken möglich ist:
Wer nur der Mandeläugig-Schönen die Träne nachzuweinen bereit ist, der tötet sie [...], die Mandeläugigßchöne, nur zum andern Mal. – Erst wenn du mit deinem allereigensten Schmerz zu den krummnasigen,
bucklichten und mauschelnden und kielkröpfigen Toten von Treblinka, Auschwitz und anderswo gehst, dann
begegnest du auch dem Aug und seinem Eidos: der Mandel.2
Diese beiden Aussagen sollen im geplanten Beitrag einen Ausgangspunkt bilden für die Darstellung von Celans
jüdischen und judaistischen Identifikationsfiguren in seinen Texten aus den späten 50er und den 60er Jahren.
Alessandra Ramos de Oliveira Harden
Universidade de Brasília
Gebrochene Identität in den Paratexten: Ambiguitäten in den Worten der Übersetzer
Das Ziel dieser Arbeit ist es, Aspekte der Herausbildung der brasilianischen Identität auf der Basis von Paratexten, die
von brasilianischen Übersetzern in entscheidenden historischen Momenten geschrieben wurden, zu diskutieren. Dabei
wird davon ausgegangen, dass die Übersetzer notwendigerweise in mindestens zwei linguistischen und kulturellen
Welten leben und sich zwischen diesen beiden bewegen um ihre Arbeit auszuführen. Die sind von daher per
definitionem geteilte Wesen, und in diesem Sinne selbst bereits „übersetzt“ , jedoch eingefügt in spezifische spatiale
und temporale Kontexte. Die Beobachtungen, die sich hinsichtlich ihrer Produktion, also der Übersetzungen, machen
lassen, können Aufschluss geben über die kulturellen Praktiken und Erwartungen innerhalb der beiden durch die
Übersetzungen verbundenen Kulturen: Fragen der Zugehörigkeit, Identität, Hybridisierung und Ambiguität. Die
Paratexte aus der Feder von brasilianischen Übersetzern wie z.B. Vorworte, Anmerkungen und Nachworte werden
analysiert als Mikrokosmen innerhalb derer sich Einstellungen und Vorurteile der jeweiligen Epoche reproduzieren.
Renate Riedner
Universität Leipzig
Sprachaneignung und (literarisches) Erzählen in Deutsch als Fremdsprache
Angesichts des dominant instrumentellen Sprachverständnisses des Europäischen Referenzrahmens für Sprachen
verwundert es nicht, dass das Erzählen, das in seiner alltäglichen Form von der linguistischen Erzählforschung primär
in der homileïschen, sich den Kategorien einfacher Verwertbarkeit entziehenden Kommunikation verortet wird (Ehlich
2007), im Referenzrahmen wie in der sich auf ihn berufenden aktuellen Lehrwerksproduktion bestenfalls am Rande
eine Rolle spielt. Im Zusammenhang von Konzepten des Fremdsprachenunterrichts, die das Fremdsprachenlernen als
Prozess verstehen, der das Subjekt nicht unberührt lässt (vgl. Kramsch 2009, 2: „Because it is not only a code but
also a meaning-making system, language constructs the historical sedimentation of meanings that we call our
'selves'.“), kann das Erzählen dagegen eine neue Bedeutung gewinnen.
Erste Vorschläge zu einer Neubewertung des Erzählens im DaF-Unterricht finden sich bei Schiedermair (2014). Welche
Möglichkeiten das Erzählen im Prozess der Aneignung einer Fremdsprache bieten können, soll in dem geplanten
Beitrag mit Blick auf dessen welt- und subjektkonstituierende Kraft systematisch reflektiert und weiter konkretisiert
werden.
1
Paul Celan: Gespräch im Gebirg, mit einem Kommentar von Theo Buck, Aachen 2002, S. 11-12.
Paul Celan: Der Meridian. Endfassung – Vorstufen – Materialien (Tübinger Celan-Ausgabe), Frankfurt am Main 1999,
S. 128.
2
18
Dolors Sabaté Planes
Universidad Santiago de Compostela
Gelebte Geschichte in Erna Pinners autobiographischen Schriften
Erna Pinners Textproduktion, überwiegend von ihrer biografischen Erfahrung geprägt, hat bis jetzt kaum das Interesse
der Literaturforschung geweckt. Pinner (1890 - 1987), eine facettenreiche Frau, die dem Expressionismus angehörte,
ist ein weiteres Beispiel für die zahlreichen KünstlerInnen deutsch-jüdischer Herkunft, die aufgrund von historischen
Ereignissen in den Hintergrund gedrängt, wenn nicht sogar vergessen wurden. In Frankfurt geboren stammte Pinner
aus einer assimilierten Familie und lebte bis zum Beginn des Nationalsozialismus ein privilegiertes Leben. 1916 lernte
sie Kasimir Edschmid kennen, mit dem sie eine intellektuelle und emotionale Partnerschaft verband, die jahrelang,
selbst während des Exils der Autorin in London bis zum Tode des Schriftstellers 1966, anhielt.
Pinner hat die Geschichte ihrer Zeit intensiv gelebt. Zusammen mit Edschmid ist sie durch Afrika gereist und wurde zur
lebendigen Zeugin des europäischen Kolonialismus. Ihre Reiseerlebnisse hat sie in ihrem Reisebericht Ich reise durch
die Welt (1931) zusammengefasst. 1935 wurde Erna Pinner aus der Reichskammer der bildenden Künste
ausgeschlossen, und kurz darauf zwangen die antisemitischen Angriffe sie, einen Weg ohne Rückkehr anzutreten. Die
Autorin flüchtete deshalb nach London, wo sie bis zu ihrem Tod 1987 blieb. Im Londoner Exilwidmete sie sich dem
Studium der Zoologie und schrieb Abhandlungen, in welchen sie tierische Verhaltensweisen mit den großen Fragen
des Lebens in Beziehung setzt. Ihre langjährige Erfahrung in der Tierbeobachtung in freier Natur, aber auch im Zoo,
war die Basis für diese Hinwendung zur Naturwissenschaft.
Im meinem Referat werde ich mich mit Erna Pinners Produktion beschäftigen. Fragen, wie die Autorin die Geschichte
ihrer Zeit - Kolonialismus und Exil - erlebt und sie in ihren autobiographischen Texten verarbeitet, werden im
Mittelpunkt meines Interesses stehen.
Christiane Schaeffler
Stellenbosch University
Schlafende Wörter. Sprache, Geschichte(n) und Identität(en) bei Yoko Tawada
Im diesem Beitrag soll am Beispiel ausgesuchter Texte Yoko Tawadas die Vorstellung schlafender Wörter, oder wie
Tawada es formuliert hat „Wörter, die in der Asche schlafen“, unter dem Gesichtspunkt der Bedeutung von Sprache
und dem Zusammenhang zu Geschichte(n) und Identität(en) untersucht werden. Zu fragen ist dabei, was Tawada
unter Kultur versteht, wie sie diese verortet und welche Rolle in diesem Kontext das Reisen spielt. Schließlich soll auch
der Frage nachgegangen werden, inwiefern und inwieweit
Sprache von Tawada als kulturelles Phänomen
wahrgenommen und bestimmt wird und wie sich diese Wahrnehmung zur literaturwissenschaftlichen Kategorie der
Transkulturalität verhält.
Stefanie Schneider
University of Cape Town
Gegen-Stimmen/Gegen-Blicke: Literarische De/Konstruktionen deutsch- afrikanischer Identitäten bei May
Ayim und Philomène Atyame.
Meine Masterarbeit untersucht die literarische Artikulation (ehemals) subalterner afrikanisch-deutscher Stimmen in
einem postkolonialen Kontext. Dabei widme ich mich der Frage, wo und auf welche Weise in der zeitgenössischen
deutschsprachigen Literatur postkoloniale (Gegen-)Blicke auf Deutschland und auf Afrika konstruiert werden und wie
sich in den literarischen Stimmerhebungen afrikanischer AutorInnen deutscher Sprache sowie in der Literatur
Schwarzer Deutscher alternative Identitäten formieren. In meinem Referat möchte ich mich insbesondere mit
Verhandlungen der deutschen Kolonialgeschichte und deren Kontinuitäten in ausgewählten Gedichten der Lyrikerin
May Ayim und in Philomène Atyames Roman Abengs Entscheidung befassen.
Sarah Schwab
Universität Konstanz
„Gedenke, dass du ein Deutscher bist!“ – Deutschtumsnarrative in Südafrika 1918-1960
Ziel des Vortrags ist ein kursorischer Überblick über gängige Narrative von und über „Deutschtum und die Deutschen“
in Südafrika von 1918 bis 1960. Diese lassen sich nämlich über verschiedene Genres und Medientypen – Zeitschriften,
Romane, Biographien, aber auch individuelle Briefe und offizielle amtliche Kommunikation – hinweg in erstaunlich
konstanter und einheitlicher Form finden. Grundlegend wird eine Erfolgsgeschichte der deutschen Einwanderer erzählt,
die sich trotz erheblicher Schwierigkeiten in Südafrika im wörtlichen Sinn eine wirtschaftliche Existenz aufbauten und
gleichzeitig im übertragenen Sinn eine „deutsche“ Community bildeten. Neben dieser Erfolgsgeschichte findet sich
ebenso häufig gewissermaßen ihre Umkehrung: die Warnung vor Abfall von und Verlust des „Deutschtums“, die immer
und immer wieder wiederholt wurde. Beide Narrative zeichnen sich durch wiederholte Verwendung von bestimmten
Bildern und Metaphern aus, die ich anhand verschiedener Beispiele herausarbeiten möchte. Der tatsächliche Alltag der
deutschen Minderheit Südafrikas fiel aber keineswegs mit den in den Narrativen präsentierten Idealen in eins. In
einem kontrastierenden Ausblick möchte ich deshalb verdeutlichen, wie diese Narrative im Rahmen der ethnischen
Grenzziehungen, in denen sich die Gruppe der „deutschen“ Südafrikaner von anderen abgrenzte, die Rolle eines
„emtpy signifiers“ einnahm, um den herum sich eine zwar sehr diverse, aber dennoch als „deutsch“ empfundene
Alltagspraxis entwickelte.
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Eva-Maria Siegel
Universität zu Köln
Von der Umkehrung der Zeitachse in den Raum. Kontrafaktische Historienspiele in der Neuesten
Deutschen Literatur
Bei der Sichtung der jüngsten Gegenwartsliteratur, insbesondere des narrativen Genres, fällt auf: Neben der
kulturellen Modellierung von Zeit spielen insbesondere spezifische räumliche Konfigurationen eine Rolle. Sie engen das
Gesichtsfeld der Erzähler stark auf Lokales ein (M. Hammerschmidt, S. Urban, W. Herrndorf), bereichern die
Erkenntnisfähigkeit ihrer Helden und Heldinnen mit andersartigen Raumerfahrungen (Ch. Kracht, K. Schmidt) oder
weiten sie extrem aus, im Extremfall bis ins Extraterrestische (D. Dath). Erzählende Texte, die sich historischer
Erinnerungskultur entgegen der Faktologie zuwenden, konfigurieren auf diese Weise das Verhältnis von
Repräsentationsräumen als institutionalisierten Konzepten und Raumrepräsentationen als gelebte Räumlichkeiten neu.
Das betrifft auch den literarischen Umgang mit der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, ebenso Rückblicke auf den
historischen Zeitkeil des Umbruchs 1989. Das Vertrauen in die „vereinheitlichende Kraft der Moderne“ (A. Koschorke)
ist geschwunden, die Großen Erzählungen haben sich als unglaubwürdig erwiesen Es entwickelt sich eine Pluralität von
Modernisierungspfaden, in der kaum noch ein gemeinsamer Erfahrungshorizont auszumachen ist.
Zu zeigen ist, in welch irritierender wie oft auch amüsanter Art und Weise die Literatur der Gegenwart mit Zeitschleifen
auf den irreversibel sich verschiebenden Pol der Zukunft reagiert.
Helene Steigertahl
University of Bayreuth
Language Use and Language Attitudes – How Do They Contribute to Identity-Formation?
Since the implementation of English as the sole official language, a number of language attitude and use studies have
been conducted in Namibia. In the 1990s, studies by Pütz, Harlech-Jones and Beck revealed positive attitudes to the
English language; Afrikaans L1 speakers, however, mostly preferred their mother tongue, regarding it as more
prestigious. All participants typically used English in formal situations and their home languages in informal situations.
Another empirical study for my thesis in 2010 and a pilot study for my dissertation in 2013 showed nearly the same
results, just like the 2012 pilot study by Buschfeld and Kautzsch published in 2014. They added an identity
investigation, which stated that most participants linguistically and culturally identify with their L1, not with English.
The term ‘identity’ and its link to language will be analyzed. Then, the contrasting notions of the German-speaking
group and the Afrikaans-speaking group will be examined. Finally, the possibility of nation-building in a multilingual
society, i.e. “unity in diversity”, and the coexistence of multiple identities will be discussed.
Kathleen Thorpe
University of the Witwatersrand
“Heil mir, daß ich Ergriffene sehe”. – Der Kriegsalmanach 1915 vom Insel-Verlag.
Der Kriegsalmanach 1915, veröffentlicht zum Jahreswechsel 1914/15 vom Insel -Verlag, Leipzig, gibt Aufschluss über
die Kriegspropaganda in Deutschland kurz nach Anfang des Ersten Weltkriegs. Die Anthologie, an die gebildeten
Bürger adressiert, enthält eine Vielzahl von Textsorten mit Texten von bekannten und heute zum Teil unbekannten
“Dichtern und Denkern”, wie auch Politikern. Dieser Beitrag untersucht die Instrumentalisierung von vor allem
Religion, Literatur und Philosophie in dem Versuch, die deutsche Bevölkerung von der Legitimität und Gerechtigkeit
des Krieges zu überzeugen.
Herbert Uerlings
Universität Trier
Postkolonialismus ohne Kolonisierte? Möglichkeiten und Grenzen des ‚neuen deutschen Kolonialromans‘
Die neue Aufmerksamkeit für Erinnerungs- und Gedächtniskulturen, die weltweite Auseinandersetzung mit Fragen der
‚geteilten Geschichte‘ und des Postkolonialismus sowie der in Politik und Medien stark beachtete hundertste Jahrestag
des deutschen Völkermords an den Herero im Jahr 2004 haben auch die deutsche Kolonialzeit in den Mittelpunkt des
Interesses gerückt. Das gilt, wie Dirk Göttsche in seiner Studie „Remembering Africa“ (2013) gezeigt hat, auf dem Feld
des historischen Romans für das Genre des Familienromans, d.h. hier Romanen, die sich ganz explizit auf die
historische Spurensuche zur deutschen Kolonialgeschichte begeben, für historische Biographien zur afrikanischen
Diaspora aber auch für den postmodernen Roman mit ‚postkolonialem Blick‘ (Lützeler). Diese Form des ‚postkolonialen‘
historischen Romans nutzt die Möglichkeiten selbstreflexiver Metafiktionalität häufig äußerst virtuos, hat aber
insbesondere dort, wo Postkolonialismus und Poststrukturalismus als unauflösbare Einheit gedacht werden, mit dem
strukturellen Problem zu kämpfen, dass, Erzählen ‚von Afrika‘ durch nicht-afrikanische Autorinnen und Autoren als
nicht möglich gilt. Der Vortrag befasst sich mit diesem Problem und Romanen, die es zu lösen versuchen.
Cilliers van den Berg
University of the Free State
Er ist wieder da als kontrafaktische Geschichte
Alternativweltgeschichte, Allohistoria oder Uchronie gilt als Bezeichnung für eine kontrafaktische Geschichte, d.h. ein
hypothetisches Narrativ als Antwort auf die Frage “was wenn?” Vor allem beliebt in literarischen Gattungen wie sci-fi,
werden diese “alternativen” Geschichten immer mehr von (Meta-)Historikern ernstgenommen. Der Grund ist, dass sie
weniger über historische Ereignisse aussagen, als auf die Aufarbeitung der Vergangenheit in der Gegenwart anspielen -
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um damit etwas von der Dynamik eines kollektiven Gedächtnisses aufzuzeigen. Er ist wieder da, der Debütroman und
Bestseller von Timur Vermes, erzählt die Geschichte von Adolf Hitler, der am 30. August 2011 auf einer Wiese in Berlin
aufwacht. In diesem Beitrag wird der Roman von Vermes aus einer kontrafaktischen Perspektive gewertet, um dessen
Bedeutung als metafiktionale Geschichte zu erläutern.
Philip van der Merwe
North-West University
Emil Sinclairs fiktionale Welt in Hermann Hesses Demian (1919)
Die fiktionale Welt in Demian (1919), ein Buch des Zeitalters des Ersten Weltkrieges, ist eine subjektive Gestaltung
des fokalisierenden Individuums, Emil Sinclair. Indem er die Figuren, den sozialen Kontext, Ereignisse und den Raum
der textualen realen Welt fokalisiert, verwandelt Sinclair die Struktur und Atmosphäre der textualen realen Welt, damit
sie "individualisierte" fiktionale Teile werden und zusammen die fiktionale Welt bildet. In der Analyse von Demian sind
theoretische Konzepte von M. Bal, M. Ryan und A. Nünning von Bedeutung hinsichtlich dieser Idee, dass die gesamte
textuale Darstellung "synonym" mit dem fiktionalen Bewusstsein des Individuums ist. Die Frage entsteht also: Wie
repräsentiert Emil Sinclair seine textuale reale Welt? Diese Überlegung wird Frau Eva, Demian, Gott, den Teufel und
Abraxas als Andeutungen von Sinclairs Bewusstsein kategorisieren. Diese Andeutungen werden dann auch in
Zusammenhang mit den "Bausteinen" der fokalisierten Einzelteile in Betracht gezogen, die die "Gesamtsumme" der
fiktionalen Welt und des zentralen Individuums sind.
Luise von Flotow
University of Ottawa
Translation: working to de-fragment and re-member
Literary texts are fragments - as a result of interpretations, re-readings, revisions, citations and excerpts, partial
translations - and in many other ways. In another language, another culture - say, in the case of German texts in
English - this process and the fragmentation effect is even stronger. Translation, and especially re-translation may
work toward re-membering them, recreating/reinterpreting them, collecting the pieces and reprising them for another
time, another place, another readership or audience. And yet translation, like memory work, can misrepresent,create
and simply 'make things up' to fit the needs of the present.
My paper will take up the recent work on the re-membering of Ulrike Meinhof's journalistic presence and career in
1960s Germany in Everyone Talks about the Weather. We Don't!, ed. Karin Bauer, Seven Stories Press, NYC, 2009
through academic research and translation as well as the re-translation and re-presentation of Christa Wolf's Der
geteilte Himmel/They Divided the Sky tr. L.von Flotow, UOttawa Press 2013.
It will examine and discuss to what extent the power (and perhaps the role) of translation includes the defragmentation, re-membering, and perhaps restoration of 'source' texts long overlooked, or misrepresented, or never
even considered, in a particular receiving culture.
Katharina von Hammerstein
University of Connecticut, USA
“Meine unhaltbar widerspruchsvolle Stellung zum Kriege”: Käthe Kollwitz von Kriegsbefürwortung zu
Kriegsgegnerschaft, 1914-1918
Während des Ersten Weltkrieges verzeichnen die Tagebücher der Künstlerin Käthe Kollwitz (1867-1945)
Kriegserfahrungen an der Heimatfront. Kollwitz’ diaristische Verarbeitung ihres ambivalenten, historisch durchaus
repräsentativen Prozesses von patriotischer Kriegsbefürwortung 1914 zu Antikriegsprotest 1918 schafft – so ist meine
These – erst die Voraussetzung für ihre Identität als Kriegskritikerin und ihre Veröffentlichung von Kunstwerken wie
der Graphik “Nie wieder Krieg!” und der heute in der Berliner Neuen Wache zum zentralen Antikriegsdenkmal
erhobenen Bronze-Pietà “Mutter mit totem Sohn.”
Unter Anwendung von Theorien zu “war as experience,” “humanitarian witnessing” und Trauer als Triebfeder
kriegskritischer Politik konzentriert sich meine textwissenschaftliche Analyse von Kollwitz’ Tagebüchern und
ausgewählten Kunstwerken auf identitätsstiftende, geschichtsmächtige Transformationen: von privater, in Worte
verfasster Klage über den Krieg zu öffentlicher, künstlerisch vermittelter Anklage gegen den Krieg; von einer Rhetorik
des Kriegsdienstes zu einer des Pazifismus; von Äußerungen individueller Trauer zu deren kollektiver Erweiterung; von
Kommentaren über die opferwillige zu solchen über die schützende Rolle einer Mutter; von nationalistischen zu
internationalen Perspektiven.
Meine Untersuchung zu Schnittpunkten von Diaristik, visueller Kunst, politischem Engagement und geschichtlichem
Kontext verbindet die Themen Krieg(skritik), (Inter)Nationalismus, Identität, Gender und Erinnerung(skultur).
Carlotta von Maltzan
Stellenbosch University
Abrechnung mit/in der Geschichte in Bernhard Jaumanns Politthriller „Die Stunde des Schakals“
In einem „notwenigen Nachwort“ zu seinem Roman Die Stunde des Schakals plädiert Jaumann für ein längst
überfälliges Aufnahmeverfahren des Falls Lubowski. Wenn seine Fiktionalisierung dazu führen würde, die
Verantwortlichen am Attentat des SWAPO Mitglieds und Rechtsanwalts Anton Lubowski kurz vor der Unabhängigkeit
Namibias im Jahre 1990, endlich vor Gericht zu stellen, wäre ihm das nur recht. Wenn des Weiteren einer oder
mehrere der bis heute meist unbehelligt in Südafrika lebenden Täter auf die Idee käme, Jaumann selbst zu verklagen,
weil diese alle namentlich in seinem Roman genannt werden, könnte ein Prozess „endlich Licht in die Sache“ bringen.
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Untersucht werden soll in diesem Beitrag das Verhältnis zwischen Realität und Fiktion sowie die historischen
Umstände, die zum Attentat von Lubowski geführt haben. Auch soll der Frage nachgegangen werden, welchen
Stellenwert ein Politthriller in der Aufklärung historischer Zusammenhänge haben kann, wobei der Roman innerhalb
des Genres Politthriller und als Faktion in Zusammenhang mit anderen Fiktionalisierungen von Attentaten und damit
verbundenen historischen Umständen wie u.a. in dem Film Namibia verortet werden soll.
Peter Wagener
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim
Sprache als Identitätsstifter? Die nicht-lexikalischen Schibboleths des Namibiadeutschen
Der Vortrag informiert über die Ergebnisse einer Aufnahmereise im Rahmen des Projekts „Gesprochenes Deutsch im
südlichen Afrika“, die im Februar/März 2013 durch Namibia führte mit dem Ziel, die namibische(n) Varietäte(n) des
gesprochenen Deutsch systematisch zu erheben. Im Fokus der ersten Analysen steht die Frage, welche
Besonderheiten außerhalb der Lexik exklusiv und damit möglicherweise auch identitätsstiftend für das
Namibiadeutsche sind.
Angelika Weber
University of Pretoria
Der Apfel als Motiv in Herta Müllers Collagenband „Vater telefoniert mit den Fliegen“ und sein
intertextueller Bezug zu einigen ihrer Prosawerke
In Herta Müllers Collagenband „Vater telefoniert mit den Fliegen“ kristallisieren sich eine Vielfalt von Themen heraus.
Von der Tier- und Planzenwelt, über Jahreszeiten und Schnee bis zu den Menschen: Vater und Mutter, Polizei, Soldat
und Wachtmann wiederholen sich die Themen, für die Herta Müller in ihrer literarischen Traumaverarbeitung bekannt
ist: Mord und Tod, Verhöre und Haft, Bestechung und Bespitzelung, Lüge und Verrat, Angst, Flucht und Ausreise. Alle
diese Themen kommen auf die eine oder andere Weise auch in ihren Prosawerken vor. Da die Collagen häufig
verschlüsselt und rätselhaft erscheinen, soll in diesem Beitrag untersucht werden, ob durch Aufweisen von
Intertextualität ihre Kommunikativität erhöht wird und dieses zu einem besseren Verständnis beiträgt. Das Motiv des
Apfels, das auch in dem 2014 erschienenem Buch „Mein Vaterland war ein Apfelkern“ thematisiert wird, soll in diesem
Beitrag repräsentativ verwendet werden, um die Intertextualität zwischen vier Collagen und einigen Prosawerken
aufzuzeigen und zu analysieren. Auch werden die Texte auf lexikalischer, syntaktischer und stilistischer Ebene
untersucht, um festzustellen, welche Mittel Herta Müller gebraucht, um auf den Leser einzuwirken.
Christiane Weller
Monash University
Der Schoß der Mutter – Die Memoralisierung der Mutter bei Peter Schneider und F.C. Delius
Von Vätern hat man in der deutschen Literatur seit den 1970er Jahren viel gelesen. Nach einer im Geiste der 68er
erfolgten Abrechnung mit dem Kriegsteilnehmern und vermeintlichen –verbrechern (hier u.a. bei Peter Schneider,
Bernward Vesper, Peter Henisch, Christoph Meckel) steht die jüngste Welle der Väterliteratur zunehmend im Zeichen
der Demenz und des nahen Todes. Im Abtreten des Vaters liegt nocheinmal die Möglichkeit des sich Neu- und AndersDefinierens der Söhne, (z.B. bei Tilmann Jens, Arno Geiger, Eugen Ruge oder Thomas Harlan). Die Auseinandersetzung (der Söhne) mit der Mutter ist dahingegen seit Peter Handke schon immer etwas anders gelagert. Kann der
Vater in die Rolle des Täters gepresst werden, so ist die Mutter auch zugleich Opfer, d.h. sie ist Opfer einer familiärpatriarchalen Ordnung, aber auch Opfer einer von ihr scheinbar unbeinflussbaren Geschichte. Das Unglück der Mutter,
so bei Peter Handke oder auch bei Karl-Heinz Ott, wird zum Knebel des Sohnes. Der Aussageverweigerung des vom
Nazismus kompromitierten Vaters steht die Sprache (oder auch Sprachgewalt) der Mutter gegenüber. Zu ihr scheint
sich der Sohn verhalten zu müssen, sie trifft ihn direkt, affiziert seinen der Mutter ausgelieferten Körper und seine
Stimme. In den Texten von Delius (Bildnis der Mutter als junge Frau, 2006) und Schneider (Die Lieben meiner Mutter,
2013) wird der Aspekt der Muttersprache bzw. der mütterlichen Stimme erneut verhandelt, hier eingebunden in eine
Geschichte, die dem Sohn vorgängig oder unzugänglich war. In der (Re-)Konstruktion wird der Mutter ein vom Sohn
unbesiedelter Ort zugewiesen. Diese Andersverortung der Mutter ist zugleich Ent-Ortung und Neuverordnung des
Sohnes im Zeichen einer bislang vernachlässigten Geschichtlichkeit der Mutter.
Arnd Witte
National University of Ireland Maynooth
Narrative Identitätskonstruktion im Interkulturellen Transitraum
Die fremde Sprache eröffnet den Lernenden einen Zugang zu dem neuen Kulturraum, der durch differente sprachliche
und soziokulturelle Konzeptualisierungen, Konzepte, Normen, Haltungen, Verhaltensweisen, Deutungsmuster und
Lebenswelten geprägt ist. Wenn man sich auf die fremde Sprache und Kultur einlässt, werden die monothetisch
internalisierten Sicherheiten des ersten Kulturraums bezüglich Kognition, Emotion und Verhalten zunehmend in Frage
gestellt und transformiert. Dies betrifft auch und gerade eigene Identitätskonstrukte, die sich subjektiv zunehmend
aus dem ersten Kulturraum in einen interkulturellen Transitraum verlagern, der durch Vielschichtigkeit, Dynamik und
Vermischung kultureller Einflusssphären gekennzeichnet ist. In diesem Referat werden einige Beispiele der
Selbstvergegenwärtigung und Narration dieser Identitätsveränderung analysiert.
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Philina Wittke
University of Witwatersrand,
Sprache und Selbst-Bewusstsein bei Franco Biondi. Metafiktion als Weg in die Migrationsliteratur
Franco Biondi ist einer der ersten Autoren, die später zur Migrationsliteratur gezählt werden und gehört als Italiener
der Nationalität an, mit der Deutschland 1955 als erstes ein Anwerbeabkommen unterzeichnet hat. Zusammen mit
Gino Chiellino erhält er 1987 den Adelbert-von-Chamisso-Preis für deutschsprachige Werke von Autoren nichtdeutscher Herkunft.
Seine Werke, “Passavantis Rückkehr” (1980), “Die Unversöhnlichen” (1990) und “In deutschen Küchen” (1997) bilden
den Übergang von einer sogenannten Betroffenheitsliteratur zur Migrationsliteratur. Nachdem anfänglich vorwiegend
eigene Erfahrungen aus dem Gastarbeitermilieu als Schreibanlass und -inhalt dienen, wird im Verlauf der drei Werke
über die metafiktionale Annäherung an die Figur des Schriftstellers der Bogen zur Migrationsliteratur gezeichnet.
Alle drei Werke werden von einem Ich-Erzähler vorgetragen. In “Passavantis Rückkehr” stellt sich dieser als Franco,
also mit dem Namen des Autoren, vor und berichtet aus dem Leben eines Gastarbeiters. In “Die Unversöhnlichen” ist
der Ich-Erzähler das Alter Ego Dario Binachi, das seinen Widersacher, den Schriftsteller Franco Biondi, mit seiner
eigenen Geschichte überwindet und so am Ende selbst zum Schriftsteller wird. Über das Erlangen einer eigenen,
erzählbaren Geschichte in deutscher Sprache wird so ein transkulturelles Gedächtnis geschaffen, das ihm die
Möglichkeit gibt, sich von den eigenen Erfahrungen zu distanzieren und Schriftsteller zu werden. Der Roman “In
deutschen Küchen” bildet das thematische Zwischenstück zwischen den beiden genannten Romanen und behandelt
Dario Binachis Ankunft in Deutschland sowie sein Ankommen in der Gesellschaft.
Wie in einer Collage werden in “Passavantis Rückkehr“ tagebuchartige Szenen aus dem Leben des Migranten Franco
aneinander gesetzt. Merkmal des Gastarbeiters ist sein Soziolekt, der auf der Wort- wie auch auf der Satzebene von
Interferenzen zwischen dem Italienischen und dem Deutschen durchsetzt ist; Neologismen, italienische Übersetzungen
sowie Lehnwörter sind nur einige Beispiele dafür. Bemerkenswert ist der Bruch zur Sprache des Ich-Erzählers, der in
reinem Deutsch und fehlerfrei spricht.
Der Versuch in einer Gesellschaft anzukommen, wird in “In deutschen Küchen” beschrieben, in dem der Protagonist
Dario zunächst keine Verständigungsmöglichkeiten über das Gastarbeitermilieu hinaus hat. Er ist auf seinen visuellen
Sinn und das Beobachten der Menschen angewiesen. Es bleibt ihm in Unterhaltungen nur das Schweigen. Dennoch
gelingt ihm eine nonverbale Einwanderung in die Gesellschaft, indem er eine Liebesbeziehung mit der deutschen Elli
eingeht.
Paweł Zajas
Adam Mickiewicz-Universität Poznań / University of Pretoria
Suhrkamp macht Weltliteratur. Zur Rolle des Verlagsarchivs für die Soziologie der literarischen
Übersetzung
In der Makrostruktur des globalen Übersetzungsmarktes kommt dem deutschsprachigen Raum eine zentrale,
dominante Stellung zu. Die deutsche Sprache spielt hierbei eine wichtige Vermittlungsrolle zwischen (semi)peripheren
Sprachen und Literaturen. Die Frankfurter Buchmesse zählt weltweit zu den bedeutendsten Ereignissen der
Buchbranche und Übertragungen ins Deutsche bedeuten nach wie vor für die „kleineren“ Nationalliteraturen nicht nur
einen ökonomischen Gewinn, sondern stellen zugleich einen „Akt der Konsekration und Zuwachs an symbolischem
Kapital dar, der in der Regel zu Übersetzungen in andere ’kleinere’ Sprachen führt“. Nach dem Zweiten Weltkrieg
machten Übersetzungen zwischen 8 und 13 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes aus. Den Angaben aus dem
Jahr 2008 zufolge entstammte ein Drittel aller Übersetzungen (7342) dem Englischen (66,9%), 11,5% dem
Französischen, 2,9% dem Italienischen, 2,6% dem Spanischen, 2,3% dem Niederländischen, 2% dem Schwedischen,
1,8% dem Russischen, 1,4% dem Japanischen und 1,2% dem Türkischen. Dahinter folgten mit einem Anteil von
weniger als ein Prozent Übertragungen aus dem Norwegischen, Finnischen, Polnischen, Neuhebräischen und
Dänischen.
Im Hinblick auf diesen asymmetrischen Kulturaustausch, der von dem holländischen Soziologen Johan Heilbron als
core-periphery structure beschrieben worden ist, wird in dem Vortrag der Transfer (semi)peripherer Literaturen in den
deutschsprachigen Raum am Beispiel niederländischer und polnischer Literatur analysiert. Die Wahl der beiden
Nationalliteraturen wurde nicht nur aufgrund ihrer „nachbarschaftlichen“ Orientierung auf die große supranationale
Sprachgemeinschaft getroffen, sondern hauptsächlich wegen ihres auffällig disproportionalen Transfers in den
deutschen Buchmarkt. Während die Literatur aus Holland und Flandern einen über zweiprozentigen Anteil am
deutschen übersetzerischen Feld hat, kommt die polnische Literatur kaum über 0,6% hinaus.
Die empirischen Daten stammen aus dem Archiv des Suhrkamp Verlags, das 2009 durch das Deutsche Literaturarchiv
in Marbach am Neckar erworben wurde. Für die in dem vorliegenden Beitrag dargestellte
Forschungsfrage ist das Suhrkamp-Archiv aus zweierlei Gründen von großer Bedeutung. Erstens spielte und
spielt der Suhrkamp Verlag immer noch eine eminente Rolle im Transfer sowohl niederländischer wie auch
polnischer Literatur in den deutschsprachigen Raum. Zweitens ermöglicht die Erforschung des Verlagsarchivs, die
Logik und die Struktur der von den Akteuren des verlegerischen Feldes initiierten/verworfenen Beschlüsse und
Kommunikationsprozesse zu rekonstruieren. Dank den aus dem Suhrkamp-Archiv gewonnenen Daten wird der Einblick
in die manufacture of the translation niederländischer und polnischer Literatur gewährt. Zugleich aber bietet sich die
Untersuchung der Rolle des Suhrkamp Verlages im niederländisch-deutschen und polnischdeutschen Literaturtransfer
nicht nur exemplarisch als Forschungsgegenstand für die Rolle des Verlags und anderer direkt involvierter Akteure,
sondern auch als pars pro toto zur Erforschung der Transferprozesse kleinerer Literaturen ins Deutsche an. Die
heterogene Datenbasis des Suhrkamp-Verlags macht es möglich, unterschiedliche Standpunkte (des Verlegers, der
Lektoren, Gutachter, erfolgreichen sowie nicht erfolgreichen, nicht verlegten Schriftstellern) entlang der
Produktionskette literarischer Übersetzungen zu reflektieren. Die hier vertretene Position liegt also am Schnittpunkt
von Literatursoziologie und Organisationswissenschaften und stellt damit eine Alternative zur meist kulturpessimistisch
getriebenen Auffassung von der Planbarkeit und Kalkulation des Markterfolgs dar. Anhand der Archivalien werden
folgende Forschungsfragen behandelt:
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Welche sind die sozio-ästhetischen Prozesse, Strategien und Praktiken zur Verbreitung von Übertragungen aus den
(semi)peripheren Literaturen innerhalb des Kollektivs eines angesehenen deutschen Verlags? Was sind die relevanten
Akteure, Elemente und Bedingungen?
Mariann Zappen-Thomson
University of Namibia
„Bei dem Regen kein Braai, trotzdem alles nauwa“. Zur Entwicklung des Deutschen in Namibia
Namibia war ehemalige Kolonie Deutschlands und hat auf Grund dieser historischen Verknüpfung auch heute noch eine
besondere Beziehung zur Bundesrepublik. Deutsch gehört zu den Nationalsprachen, wird somit als Mutter- wie auch
als Fremdsprache gesprochen und gelehrt. Der Alltag in Namibia ist sehr deutsch geprägt, u.a. mit einer deutschen
Tageszeitung und zwei deutschen Radiosendern. Doch Deutsch in Namibia ist anders als Deutsch im europäischen
Raum. Der Vortrag möchte Einblicke in die besondere Verknüpfung und das gegenseitige Beeinflussen der vielen hier
gesprochenen Sprachen verschaffen und somit auf die einzigartige Entwicklung der deutschen Sprache und ihrer
SprecherInnen eingehen. Grundlage sind die Daten einer laufenden Untersuchung.
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SAGV
GERMANISTENVERBAND IM SÜDLICHEN AFRIKA
Einladung
zur 27. Allgemeinen Mitgliederversammlung in den Räumen der
University of Namibia
am Montag, den 30. März 2015 um 16.00 Uhr
Tagesordnung
1.
Eröffnung der Versammlung durch die Präsidentin
2.
Ergänzung der Tagesordnung
3.
Vorlage des Protokolls der 26. Allgemeinen Mitgliederversammlung
4.
Besprechungspunkte aus dem Protokoll
5.
Bericht der Präsidentin
6.
Acta Germanica – Bericht der Herausgeberin
7.
Deutschunterricht im Südlichen Afrika (eDUSA) – Bericht der
Herausgeberin
8.
Finanzberichte für 2013 und 2014
9.
Satzungsänderung
Dass deutsche Organisationen mit einer Repräsentation in der
Region wie der DAAD institutionelle Mitglieder des SAGV sein
können.
10.
Anstellung eines Buchprüfers für 2015 und 2016
11.
Empfehlungen an den neuen Vorstand
12.
Ort und Termin der nächsten Tagung
13.
Verschiedenes
25
VORSTAND DES SAGV
(2013 – 2015)
Präsidentin
Marianne Zappen-Thomson (Windhoek)
Vize-Präsident
Rolf Annas (Stellenbosch)
Sekretär
Stephan Mühr (Pretoria)
Vize-Sekretärin
Kathleen Thorpe (Johannesburg)
Schatzmeisterin
Gerda Wittmann (Potchefstroom)
Beisitzer
Regine Fourie (Knysna)
Marion Pape (Durban)
Cilliers van den Berg (Bloemfontein)
Undine Weber (Grahamstown)
Lehrervertreter in
Frau Christine Mare
Hrsg. Acta Germanica
Carlotta von Maltzan (Stellenbosch)
Mithrsg. Acta Germ.
Ulrike Kistner (Pretoria)
Kira Schmidt (Bellville)
Hrsg. e-DUSA
Marianne Zappen-Thomson (Windhoek)
www.sagv.org.za
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Tagungsteilnehmer
Altmeyer
Ametsbichler
Ängsal
Annas
Arich-Gertz
Augart
Baker
Bauer
Becker
Bobineau
Bürner-Kotzam
Chikwangura
Chlosta
Cooke
de Beer
Dos Santos
Egner
Faulhaber
Finch Finlay
Gretschel
Haeger
Hamann
Harden
Harms
Hermes
Herrmann
Hess-Lüttich
Heuberger
Hofmann
Holdenried
Howard
Jahn
Jaumann
Jordaan
Kellermeier-Rehbein
Kiesler
Koch
Kosta
Krobb
Lamb-Faffelberger
Laurien
Lewis
Mayanja
Mbowa-Pagels
Claus
Elizabeth
Magnus P.
Rolf
Bruno
Julia
Anne
Karin
Theresa
Julien
Renate
Yemurai
Christoph
Paul
Amanda
Isabel
Thorsten
Dieter
Helen
Frank
Hans Volker
Corinna
Eva
Theo
Ágnes
Stefan
Erika
Ernest
Andrea
Katrin
Michaela
Marlizel
Susanne
Bernhard
Doret
Birte
Mara
Jerzy
Barbara
Florian
Margarete
Ingrid
Alison
Shaban
Kirstin
Universität Leipzig
University of Montana
Universität Göteborg
Stellenbosch University
Bergische Universität Wuppertal
University of Namibia
University of Johannesburg
McGill University
Stellenbosch University
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
University of Namibia
University of Zimbabwe
Universität Duisburg-Essen
University of Leeds
Goethe-Institut Johannesburg
Stellenbosch University
University of Cape Town
Universität Bonn
University of Leeds
University of Leeds
University of Namibia
University of Namibia
Goethe-Institut
Universidade de Brasíli
University of Pretoria
Universität Freiburg
Iniversity of Cape Town
Stellenbosch
University of Namibia
Universität Freiburg
University of the Free State
Universidade Pedagógica de Moçambique
University of Zululand
Bergische Universität Wuppertal
Herder Institut
Adam Mickiewicz Universität in Poznań
University of Arizona, Tucson
National University of Ireland Maynooth
Lafayette College
Stellenbosch University
The University of Melbourne
University of Nairobi
Goethe-Institut Johannesburg
27
Mühr
Müller
Nenadovic
Pakendorf
Piszczatowski
Ramos de Oliveira Harden
Riedner
Sabaté Planes
Schaeffler
Schiewer
Schneider
Schwab
Selzer
Shah
Siegel
Steigertahl
Steinmann
Taberner
Thorpe
Uerlings
van den Berg
van der Merwe
von Flotow
von Hammerstein
von Maltzan
Wagener
Wallrath-Janssen
Weber
Weller
Witte
Wittke
Wittmann
Zajas
Zappen-Thomson
Stephan
Dorit
Ana
Gunther
Paweł
Alessandra
Renate
Dolors
Christiane
Hans Jochen
Stefanie
Sarah
Brigitte
Sheena
Eva-Maria
Helene
Siegfried
Stuart
Kathleen
Herbert
Cilliers
Philip
Luise
Katharina
Carlotta
Peter
Anne
Angelika
Christiane
Arnd
Philina
Gerda
Pawel
Marianne
University of Pretoria
FU Berlin
Universidad de Guadalajara
Stellenbosch University
Universität Warschau
Universidade de Brasíli
Universität Leipzig
Universidad de Santiago de Compostela
Stellenbosch University
Universität Freiburg
University of Cape Town
Universität Konstanz
University of Cape Town
University of Cape Town
Universität zu Köln
University of Bayreuth
Universität Leipzig
University of Leeds
University of the Witwatersrand
Universität Trier
University of the Free State
North-West University
University of Ottawa
University of Connecticut
Stellenbosch University
Institut für Deutsche Sprache
Universität Oldenburg
University of Pretoria
Monash University
National University of Ireland Maynooth
University of the Witwatersrand / DAAD
North-West University
Adam Mickiewicz Universität in Poznań
University of Namibia
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