programmfolder - Gartenbaukino

MASTERS AND MAGNOLIAS
PAUL THOMAS ANDERSON
EINE WERKSCHAU
BOOGIE NIGHTS • HARD EIGHT / SYDNEY • INHERENT VICE • MAGNOLIA
PUNCH-DRUNK LOVE • THE MASTER • THERE WILL BE BLOOD
Begleitet von Filmen von Robert Altman, Jacques Tati,
Jonathan Demme, François Truffaut u.a.
5. BIS 19. MÄRZ 2015 IM
GARTENBAUKINO
www.gartenbaukino.at
SCHINKEN
25. 1. 2015 | 12 UHR
29. ±. 2015 | 12 UHR
ONCE UPON A TIME IN AMERICA
BEN-HUR
Es war einmal in Amerika
Ein Film von William Wyler
USA 1959, 213 min, OmU, 35mm
Mit Charlton Heston, Jack Hawkins, Haya Harareet
Ein Film von Sergio Leone
I/USA 1984, 251 min, OV, 4K digital, Director’s Cut, restauriert
Mit Robert De Niro, James Woods, Elizabeth McGovern
26. 4. 2015 | 12 UHR
1. ±. & 8. ±.2015 | 12 UHR
Zum 50-jährigen Jubiläum!
THE SOUND OF MUSIC
Meine Lieder, meine Träume
Ein Film von Robert Wise
USA 1965, 172 min, OV, 4K digital
Mit Julie Andrews, Christopher Plummer, Eleanor Parker
IT’S A MAD, MAD, MAD, MAD WORLD
Eine total, total verrückte Welt
Ein Film von Stanley Kramer
USA 1963, 159 min, OV, 4K digital
Mit Spencer Tracy, Milton Berle, Sid Caesar, Buddy Hackett,
Ethel Merman, Mickey Rooney, Peter Falk
EINHEITSPREIS: ¤ 9,– PRO FILM
AN JEDEM LETZTEN SONNTAG IM MONAT – IM KINO VON WELT.
GARTENBAUKINO
ANDERSONLAND
Eine der möglichen Übersetzungen des Ausdrucks
„Inherent Vice“, zugleich Titel des aktuellen Films
von Paul Thomas Anderson, lautet wie folgt: „Die
Tendenz von Objekten auf Grund von innerer Instabilität zu verfallen.“
Diese natur- oder gottgegebene Instabilität des
Menschen und der daraus resultierende, fast unausweichliche (Ver)Fall (und oft auch Erlösung) scheint
für Anderson der Ausgangspunkt für fast alle Figuren innerhalb seiner knappen, aber immens dichten
Filmografie zu sein.
Paul Thomas Anderson, geboren 1970 im fast schon symbolisch klingenden Studio City, aufgewachsen in
einer Showbiz-Familie und dadurch früh mit Möglichkeiten und Mentoren in Berührung gekommen, geprägt und sozialisiert durch Kino sowie – vielleicht noch maßgeblicher – durch die frisch aufkommende
Home-Video Revolution.
PTA, wie er genannt wird oder werden will, beginnt früh Filme zu drehen, sein offensichtliches Talent und
seine Hartnäckigkeit führen bald zu beispiellosem Erfolg und mittlerweile völliger Freiheit in der Auswahl
und Ausführung seiner Ideen. Fast alle seine Filme spielen in „seinem“ kalifornischen Umfeld, konkret Los
Angeles, meist abseits der bekannten, filmisch kanonisierten Orte: Andersonland, dem Land der gescheiterten Träume, der falschen Propheten, der natürlichen Mängel, der big bright shining stars.
Zum Anlass seines aktuellen Spielfilms INHERENT VICE zeigen wir erstmalig in Österreich eine Gesamtschau der Spielfilme von Paul Thomas Anderson auf der großen Leinwand. Nach besten Möglichkeiten
wurden 35mm Kopien akquiriert – PTA gehört zu einer beharrlichen Gruppe von Analogfilmverfechtern –
bei den zwei aktuellsten Filmen wurde auf digitales Material zurückgegriffen.
Als Beiprogramm bieten wir im Laufe dieser zwei Wochen einige ausgewählte Filme von Filmemachern,
die zur Stilbildung Anderson’s beigetragen haben (könnten). Hierbei ist die Auswahl als bewusst assoziativ und keineswegs akademisch zu verstehen. Auf manches role model wird verzichtet, von anderen kommen weniger „eindeutige“ Werke. Robert Downey, sr. steuert sein 60er Jahre counter-culture Meisterwerk PUTNEY SWOPE bei, dessen (Frei)Geist erst jetzt in PTAs aktuellem Film voll durchdringt.
MONDO HOLLYWOOD von Robert Carl Cohen ist maßgeblich für den „Look & Feel“ von INHERENT
VICE verantwortlich, wir zeigen ihn als – mögliche – Österreichpremiere in einer neu angefertigten digitalen Restaurierung.
Filme von Tati (MON ONCLE) und Truffaut (TIREZ SUR LE PIANISTE) begleiten PTAs verkanntes
Meisterwerk PUNCH-DRUNK LOVE; Jonathan Demme zeigt in SOMETHING WILD, was für ein immens
präziser, ökonomischer und dennoch freier Filmemacher er war und Thom Andersen bietet seinen unvergleichlichen, fast schon epischen Zugang zum filmischen Los Angeles. LOS ANGELES PLAYS ITSELF,
ein absoluter must-see des Essay-Films, in einer neuen digitalen Restaurierung auf der großen Leinwand
des Kino von Welt.
HARD EIGHT / SYDNEY
Paul Thomas Anderson, USA 1996, 102 min, OmspU, ±5mm
Mit Philip Baker Hall, John C. Reilly, Gwyneth Paltrow,
Samuel L. Jackson, Philip Seymour Hoffman
Der junge Paul Thomas hatte ein Faible für das Glücksspiel; Gewinne daraus finanzierten wesentlich seinen
Kurzfilm COFFEE & CIGARETTES. Dieser lief erfolgreich
in Sundance, ein Angebot folgte, auf Basis von Elementen
daraus sein Langfilmdebüt zu entwickeln. Taktisch klug
bewegte sich Anderson dabei in einem Genrerahmen und in einem Themenfeld, von dem er viel verstand
– dem Glücksspiel: Ein erfahrener Gambler (Philip Baker Hall, dem HARD EIGHT auf den Leib geschrieben
wurde) führt einen eher simplen Amateur (John C. Reilly) in die Regeln der Branche ein – und agiert auch
dann als Troubleshooter, als dieser sich auf eine unberechenbare Freundschaft mit einem „Security“-Mann
(Samuel L. Jackson) und eine Liaison mit einer Kellnerin (Gwyneth Paltrow) einlässt. Die wenig glanzvolle
Spielerstadt Reno in Nevada steuerte die markante Statisten und die winterlich harsche Atmosphäre bei.
Zu einer Hommage an ein kaltschnäuziges Milieu wird, was lange im Stadium eines Charakterdramas verweilt, um dann bei gegebenen Umständen in Action mit einer finalen großen Wendung umzuschlagen. Anderson pokerte übrigens auch bei der Fertigstellung des ursprünglich SYDNEY betitelten Films, bestand
auf einen Director’s Cut für die Veröffentlichung und organisierte mit seinen Darstellern die beträchtlichen
Zusatzkosten – eine Hartnäckigkeit, die sich auszahlte, ihm branchenintern viel Respekt einbrachte.
Do 5. ±., 18 Uhr • Sa 14 .±., 17 Uhr • Do 19 .±., 21 Uhr
BOOGIE NIGHTS
Paul Thomas Anderson, USA 1997, 155 min, OV, ±5mm
Mit Mark Wahlberg, Burt Reynolds, Julianne Moore, William H. Macy,
Philip Seymour Hoffman, John C. Reilly, Luis Guzmán, Philip Baker Hall
Auch Andersons zweitem Spielfilm ging ein kürzeres
Werk voraus: Gerade 18-jährig hatte er auf Video THE
DIRK DIGGLER STORY gedreht, eine halbstündige satirische Pseudo-Doku über Aufstieg und Niedergang eines
Porno-Darstellers mit Rockstar-Habitus und Drogenneigungen, angelehnt an den gefallenen Branchenstar John Holmes, der damals, 1988, an Aids verstorben
war. Den Spielfilm BOOGIE NIGHTS erweiterte er neun Jahre später zu einem Gruppenporträt über die
fragile Goldgräberstimmung der Zeit nach der Liberalisierung, mit dem Jahr 1980 und dem Umstieg auf
die prosaischere Videoproduktion als Wendepunkt. Anderson hatte viel Milieukenntnis, wuchs er doch im
San Fernando Valley in unmittelbarer Nachbarschaft der Bungalows, Swimming Pools und Hinterzimmerfirmen auf, die „The Golden Age of Porn“ bestimmten. Wohl auch aus Ambivalenz heraus verzichtete er
auf einen realistischen Erzählansatz und entschied sich für eine postmodern kabarettistische Nummernrevue mit melancholischen Passagen – bei großer Sorgfalt bei der Kamera und dem Verflechten von
Erzähllinien. Mit dem Tonfall eines lebensbejahenden Anti-Puritanismus traf Anderson den Zeitgeist der
Clinton-Jahre und landete einen kommerziellen Volltreffer: Mark Wahlberg, Julianne Moore und Heather
Graham wurden zu Kinostars, auch Don Cheadle, John C. Reilly und William H. Macy erhielten Glanzparts,
und Burt Reynolds schaffte ein unerwartetes Comeback.
Sa 7. ±., 20.15 Uhr • Di 10. ±., 18 Uhr • Sa 14. ±., 19 Uhr
MAGNOLIA
Paul Thomas Anderson, USA 1999, 188 min, OV, ±5mm
Mit Julianne Moore, Jason Robards, Philip Seymour Hoffman, Tom
Cruise, Philip Baker Hall, William H. Macy, Alfred Molina, John C. Reilly
Auf Basis seines kommerziellen Erfolgs mit der Freiheit
einer unbehinderten Projektentwicklung ausgestattet,
tat Anderson etwas Gewagtes: Er trat mit einer bewunderten Regielegende gleichsam in Konkurrenz, mit
Robert Altman und seinem wenige Jahre zuvor gefeierten SHORT CUTS – auch MAGNOLIA ist ein Multi-Personen- und Episoden-Drama, das durch den
Schauplatz Los Angeles vage zusammengehalten wird. Gekonnt reüssiert Anderson mit Nuancenverschiebung: Spezifisch das Lebensgefühl des vorstädtischen San Fernando Valleys interessiert ihn, der
Geist des Sich-Erfindens ohne Rücksichtnahme auf die Vergangenheit, eine Sphäre der Medienbranche.
Protagonist ist daher etwa ein TV-Produzent (Jason Robards), ein entfremdeter Vater eines HochglanzMotivationstrainers (Tom Cruise), und Schauplatz für Wünsche wie Konflikte ist eine Quiz-Show, in der
ein TV-Veteran (Philip Baker Hall) die Vermarktung von Showbiz-Kindern moderiert. Ihnen gegenüber
religiös Motivierte, die vermitteln, ein Polizist (John C. Reilly), ein Krankenpfleger (Philip Seymour
Hoffman) – erzählerisch ergibt sich eine reizvolle Spanne zwischen dem egoistischen Kult der Oberflächen und biblischen Motiven wie dem in Etappen angekündigten, finalen Froschregen.
So 8. ±., 15.±0 Uhr • So 15. ±., 19.±0 Uhr
PUNCH-DRUNK LOVE
Paul Thomas Anderson, USA 2002, 95 min, OV, ±5mm
Mit Adam Sandler, Emily Watson, Philip Seymour Hoffman,
Luis Guzmán
Um den Erwartungsdruck zu mildern, entschloss sich
Anderson nach MAGNOLIA bewusst zu einem kleineren
(Genre-)Format, nichtdestotrotz ging er einiges an Risiko ein: Wie leicht hätte die Idee einer romantischen
Komödie rund um anger management-Probleme schief
gehen können! Die Geschichte eines kleinen WC-Bedarfs-Unternehmers im kalifornischen GewerbeIrgendwo, der so auf „nette“ Service-Mentalität gedrillt ist, dass er allerlei Zumutungen hilflos gegenübersteht und dafür im Stillen dann ausrastet – das hätte leicht in Slapstick-Albernheit verenden können.
Zumal der Regisseur eigene Familienpsychologie dazupackte: Wie sein Antiheld war er mit einer dominanten Schwesternriege aufgewachsen. Sinn für Timing und Dosierung – Jacques Tatis Minimalismus ist
hier als ein Vorbild zu nennen – war ein Faktor für den bei Kritik, Fans und Regiekollegen nachhaltigen
Erfolg des Films. Der andere Faktor lag darin, dass der generell eher als Leichtgewicht bekannte
Kinokomiker Adam Sandler zur Form seines Lebens auflief, seine eckige Motorik im blauen SynthetikSakko ist eindrücklich bis abgründig, ihm gegenüber Emily Watson ebenfalls treffsicher besetzt. Den tief
neurotischen Mikrokosmos ergänzen Bonusmeilen in Puddingsäckchen, ein ungewolltes Telefonsex-Abo,
ein Harmonium und ein Showdown im Matratzenladen; der Regiepreis der Filmfestspiele von Cannes
2002 war ungewöhnlich, aber hochverdient.
Fr 1±. ±., 20.15 Uhr • Di 17. ±., 19 Uhr
THERE WILL BE BLOOD
Paul Thomas Anderson, USA 2007, 158 min, OV, ±5mm
Mit Daniel Day-Lewis, Paul Dano, Kevin J. O’Connor, Ciarán Hinds
L.A. ist wie kaum eine andere Metropole von der Kraftstoffindustrie geprägt – kaum vorstellbar ist heute, dass
es einst ein umfangreiches Straßenbahnnetz gab. Und
wüst lief der frühe Ölboom im Südkalifornien ab: Um
1910 wurden dort gut zwei Drittel der weltweiten Förderungen erzielt, zwei Jahrzehnte später waren die Lagerstätten erschöpft. Inspiriert von Upton Sinclairs Roman „Oil!“ entwickelte Anderson ein episches Konzept,
recherchierte in lokalen Museen, fand mit Stammkameramann Robert Elswit zu einer Farbpalette, die an
das Sepia alter Fotografien erinnert – und an viel Dreck. Das Set entstand in Texas, bröckelnde Minen,
hochgehende Bohrtürme und hartgesottene Statisten waren Teil von ihm. Zwei Pole bestimmen den Plot:
Auf der einen Seite steht ein rücksichtsloses Unternehmertum, das auch innerfamiliär über Leichen zu
gehen bereit ist – Daniel Day Lewis verlieh dem Ölmagnaten Plainview eine kalt monomane Erscheinung.
Nicht minder rigoros ist der Gegenpol, ein evangelikaler Fundamentalismus in Person des Predigers
Sunday (Paul Dano), der sein Wirken gleichermaßen als großes Machtspiel begreift. Hinter dem
biblischen Filmtitel verbirgt sich eine Allegorie über die Konsequenzen, wenn die Aufforderung, sich „die
Erde untertan“ zu machen, zu wörtlich genommen wird. Den destruktiven Grundton des Films begleitet
stimmig der mutig avantgardistische Soundtrack des Radiohead-Musikers Jonny Greenwood.
Sa 7. ±., 17.±0 Uhr • Mo 9. ±., 18 Uhr • Di 17. ±., 20.45 Uhr
THE MASTER
Paul Thomas Anderson, USA 2012, 144 min, OmU, 4K digital
Mit Joaquin Phoenix, Philip Seymour Hoffman, Amy Adams,
Ambyr Childers, Jesse Plemons, Laura Dern
Für ein weiteres historisches Epos über die USA und die
Kräfte, die das Land in seinem Inneren zusammenhalten,
ließ sich Anderson von den Lebenserfahrungen seines
Vaters und des MAGNOLIA-Altstars Jason Robards
inspirieren. Der Zweite Weltkrieg hatte junge Männer aus
den Gewissheiten eines meist kleinstädtischen Alltags gerissen, nach ihrer Rückkehr waren sie nur zu
gerne bereit, kompakten Heilsversprechungen zu folgen – worauf ältere Zyniker bauen konnten. Joaquin
Phoenix stolpert als junger unrunder Navy-Veteran durch Kalifornien. Auftritt Philip Seymour Hoffman
als „Meister“ der religionsähnlichen Vereinigung „The Cause“, die sich für ihre Rituale bei Natur- und
Grenzwissenschaften bedient – wer will, mag darin Scientology erkennen. Die Geschichte der psychischen Abhängigkeit des Assistenten und Schützlings und seiner von Eklats begleiteten schwierigen
Loslösung vom „Master“ sind Grundlage für ein Gigantenduell in Method Acting. Um die Stimmung der
frühen 1950er Jahre zu vermitteln, traf Anderson die etwas exzentrische Wahl, auf 65mm-Material zu
drehen – jedenfalls ein nachdrückliches Indiz dafür, kinogerecht erzählen zu wollen, auf moralisierende
Vereinfachungen zu verzichten. Greenwoods Score und kongeniale Nebendarstellerinnen steuern eine
beunruhigende Zeitlosigkeit bei – und dies mit Berechtigung: An Kriegsveteranen und deren Orientierungsproblemen ist auch in der Gegenwart kein Mangel.
Do 5. ±., 20 Uhr • Mo 16. ±., 20 Uhr
INHERENT VICE
Paul Thomas Anderson, USA 2014, 148 min, OmU, 2K digital
Mit Joaquin Phoenix, Josh Brolin, Owen Wilson, Katherine Waterston,
Reese Witherspoon, Benicio Del Toro, Martin Short, Joanna Newsom
Spätsommerliches Licht liegt über den Holzhäuschen
eines strandnahen, noch nicht gentrifizierten Viertels von
L.A. Im Rahmen seiner Dramen zur Geschichte Kaliforniens ist Anderson im Jahr 1970 gelandet, da wird es
spielerischer, chaotischer. Das hat mit der Romanvorlage
von Thomas Pynchon zu tun und damit, dass fast alle Story-Elemente visuell ungemein reizvoll sind. Der
Auslöser der Reise, ein wohl unfreiwillig abgetauchter Tycoon mit Biker-Security, träumt noch von Immobilien, während kühle chinesische Marktteilnehmer bereits im Heroin die Renditechancen erkennen.
Gangs werden ethnischer, Mittelständler geben sich überbunt oder esoterisch oder sitzen ratlos zwischen
den Stühlen. Neo-Präsident Nixon will Säuberung, das FBI greift dafür zu dubiosen Tricks. Und so ergeben sich ungeahnte Allianzen zwischen den lokalen Behörden – Josh Brolin als bulligem Cop, Reese
Witherspoon als Staatsanwältin – und Joaquin Phoenix als Detektiv vom Typus Bürgerrechte-Hippie mit
Backenbart. Dieser „Doc“ führt uns durch die ineinander verwobenen Fälle, und er bewahrt Durchblick
trotz steten Spliff-Konsums. Oder, besser: gerade deswegen. Referenzen an Kino-Klassiker der frühen
1970er gibt es einige, Regisseur Anderson mutiert dabei nicht selbst zum Freak Brother: Sein mit zahlreichen Starauftritten gespickter 150-Minüter ist erzählerisch wohlgeordnet, mit lyrisch-musikalischen
Passagen als Highlights.
Der aktuelle Film läuft im regulären Programm und wird während der Werkschau
(mit wenigen Ausnahmen) täglich einmal gespielt.
SUPERWELT
DER NEUE FILM VON KARL MARKOVICS
Mit Ulrike Beimpold, Rainer Wöss, Nikolai Gemel,
Angelika Strahser u.a.
AB 20. MÄRZ 2015 IM
GARTENBAUKINO
THE LONG GOODBYE
Robert Altman, USA 197±, 112 min, OV, ±5mm
Mit Elliott Gould, Nina van Pallandt, Sterling Hayden, Mark Rydell
„Schwarze Serie“-Plots, in denen alle einander misstrauen, weil
Erpressung und Korruption Teil des Systems sind und nicht so
sehr ein verfolgtes Delikt, erblühten in den 1940er Jahren. Wie
stimmig sie für das Los Angeles der 1970er sein können, belegt
Robert Altmans erst viel später so richtig gewürdigte Umsetzung eines Chandler-Detektiv-Romanes:
Elliot Gould legt die Rolle des Philip Marlowe verknautscht und kauzig an, irgendwo zwischen groovy und
fatalistisch, die Schauplätze erscheinen pastellig dunstig wie die rätselhafte Intrige hinter dem Fall. Für
zahlreiche Interessierte an einer L.A.-Darstellung jenseits von Hochglanz und Hyperaktivismus ein Schlüsselfilm – für Anderson jedenfalls.
Mo 9. ±., 21 Uhr • Mo 16. ±., 18 Uhr
PUTNEY SWOPE
Robert Downey, Sr., USA 1969, 84 min, OV, ±5mm
Mit Arnold Johnson, Joe Madden, Antonio Fargas, Allen Garfield
Robert Downey Sr., der Vater des schillernden BlockbusterStars, ist eine Berühmtheit auf seinem eigenen Feld, jenem des
gegenkulturellen Filmemachens, das in den 1960er Jahren erblühte und in vielem bis in die Ära der allseits erwünschten
politischen Korrektheit inspirierend nachwirkt. In seiner angemessen albernen Medien- und Werbesatire
aus dem Jahr 1969 wird der einzige schwarze Mitarbeiter einer New Yorker Agentur durch einen Zufall
zum neuen Chef gewählt. Nicht jedem ist es geheuer, dass der Titelheld die Agentur dann programmatisch auf „Truth and Soul, Inc.“ umtauft. Robert Downey Sr. war für Anderson langjährig Tippgeber und
trat auch in kleinen Rollen in BOOGIE NIGHTS und MAGNOLIA auf.
Sa 7. ±., 2± Uhr • Fr 1±. ±., 22 Uhr
LOS ANGELES PLAYS ITSELF
Thom Andersen, USA 200±/201±, 169 min, OV, 2K digital
2008 kuratierte Thom Andersen die Retrospektive von Viennale
und Filmmuseum „Los Angeles: A City in Film“ – wesentliche
Grundlage dafür bildete seine 2003 entstandene, mit zahlreichen Filmausschnitten arbeitende Doku darüber, wie seine Heimatstadt im Verlauf der Kinogeschichte dargestellt wurde.
Nicht das geschönte offizielle Bild interessierte ihn dabei primär, sondern das Unterdrückte, die Effekte
von Marktmechanismen, verschwundene Stadtteile, Subkulturen – so ist der Titel eine Anspielung auf
einen Klassiker des Gay Cinema. Andersens Arbeit, lange durch Rechtsstreitigkeiten in seiner Verbreitung
behindert, ist nicht bloß filmisch eine Fundgrube, sondern auch ein Musterbeispiel an angewandter
Stadtsoziologie.
So 8. ±., 19 Uhr • Do 19. ±., 18 Uhr Österreich-Premiere der restaurierten Version!
SHOOT THE PIANO PLAYER
TIREZ SUR LE PIANISTE
François Truffaut, F 1960, 92 min, OmeU, 2K digital
Mit Charles Aznavour, Marie Dubois, Nicole Berger, Michèle Mercier, Albert Rémy
Als Kritiker war François Truffaut vehement für die Wertschätzung spezifischer amerikanischer Erzählgattungen eingetreten,
in seinem zweiten Langfilm transferierte er dann einen NoirRoman des US-Autors David Goodis nach Paris. Die Story über einen Barpianisten, der sich infolge einer
Lebenskrise in die Anonymität zurückgezogen hat, bevor ihn Gangster und eine Kellnerin für eine Weile
wieder in Trab bringen, wurde erst nach und nach zu einem Hauptwerk der Nouvelle Vague. Filmfreunde
schätzten rasch die Cinemascope-Ästhetik sowie die poetische Einfärbung und die ironischen Schlenker
der Erzählung, die ganz getragen wird von der Präsenz des populären Chansonniers Charles Aznavour in
der Titelrolle.
Di 17. ±., 17 Uhr
MONDO HOLLYWOOD
Robert Carl Cohen, USA 1967, 120 min, OV, 2K digital
Mit Margaretta Ramsey, Dale Davis, Theodore Charach
Ein „Mondo“ im Titel ist, das wusste jeder Kinogeher der Sixties,
ein Garant für eine Clipsammlung der jenseitigeren Art, mit
einem Reportageanspruch als bloße Fassade. Die Idee einer
„Selbstverwirklichung“ im Los Angeles der Jahre 1966/67 ist
hier der Themenrahmen, eine Wettbewerbsmentalität trägt bunte Gewänder: Polit-Aktivisten, Exzentriker mit Geld, Hippies und Öko-Pioniere, (Burlesque-)Künstler oder Nischen-Entrepreneure wie der Surffilm-Produzent Dale Davis oder der österreichische Monokini-Propagierer Rudi Gernreich drängen sich
vor, „psychedelische“ Lichter und Töne untermalen „Progressives“, von dem viel im Alltag von heute
angekommen ist. Eine Zeitkapsel aus einer Ära, als man aus Kalifornien anderes erwartete als Start-ups.
So 8. ±., 22 Uhr • Sa 14. ±., 22 Uhr Österreich-Premiere!
SOMETHING WILD
Jonathan Demme, USA 1986, 114 min, OV, ±5mm
Mit Jeff Daniels, Melanie Griffith, Ray Liotta, Margaret Colin
Jonathan Demme war schon vor dem SCHWEIGEN DER
LÄMMER ein großes Vorbild für ambitionierte US-Nachwuchsregisseure, schaffte er es doch, auch unter Industriebedingungen seine Stoffe mit Pop-inspirierter Aufmüpfigkeit anzureichern. Ein Evergreen ist das Road-Movie um einen braven Finanzdienstleister (Jeff Daniels), dessen
Dasein durch die quirlig unberechenbare Lulu / Audrey (Melanie Griffith) wilden Schwung erhält: eine
turbulente romantische Komödie, die sich im Finale in einen blutigen Thriller-Showdown stürzt. Die
Anreicherung mit Musik ist erstaunlich – nicht weniger als 49 Nummern führt der Abspann auf –, schillernde Kollegen wie John Sayles oder John Waters geben sich die Ehre von Gastauftritten.
Di 10. ±., 20.45 Uhr • So 15. ±., 17 Uhr
MON ONCLE
Jacques Tati, F 1958, 117 min, OmeU, ±5mm
Mit Jacques Tati, Adrienne Servantie, Jean-Pierre Zola, Alain Bécourt
Die extra für Jacques Tatis pastellbunten Film entworfene Villa
Arpel mit ihrer unberechenbaren Springbrunnen-Automatik und
ihren drolligen Bullaugenfenstern wurde mittlerweile selbst zu
einem Kultobjekt. Und das läuft eigentlich ganz gegen die Intentionen der Komödie, in der sich der französische Meisterpantomime und Regietüftler als prototypischer
Altbaubewohner in Szene setzt, der seinem Neffen Tugenden diesseits einer Maschinenmoderne vermitteln möchte. Oder eben nicht: Erst im Umfeld einer rigorosen Taktung erscheinen Tatis Anachronismen als
liebenswert. Und es braucht die normgemäß gesetzten Trittplatten des Designer-Gartens der Arpels,
damit sein storchenhafter Gang so richtig zur Geltung kommt.
Fr 1±. ±. 18 Uhr
MIT DANK AN Regina Schlagnitweit (Österreichisches Filmmuseum), Laura Sabetzer (Constantin Film),
Cristina Bernáldez (Filmoteca Española), Melanie Tebb (Hollywood Classics),
Elizabeth English (Moondance Film Festival), Robert Carl Cohen, Paul Vickery (Prince Charles Cinema)
FÜR DEN INHALT VERANTWORTLICH Norman Shetler, Entuziasm Kinobetriebsgmbh, 1070 Wien
FILMAUSWAHL UND EINLEITUNGSTEXT Norman Shetler KOPIENORGANISATION Katja Wiederspahn
RECHERCHE Wiktoria Pelzer FILMTEXTE Hans Christian Leitich LEKTORAT Fredi Themel
GRAFIK Rainer Dempf, Fiona Fleck ABBILDUNGSNACHWEIS Park Circus, Verleiher DRUCK Remaprint
G
GARTENBAUKINO-ABO
ARTENBAUKINO-ABO
*
D a m i t k ö n n e n S i e s i c h n o c h g ü n st i g e r e i n e n P l at z u nte r d e n 7 ± 6 S i t ze n i m G a r te n b a u k i n o s i c h e r n !
– e r m ä ß i g te r K i n o e i n t r i t t
– ke i n e A u f z a h l u n g b e i F i l m - Ü b e r l ä n g e n
– 5 % Ermäßigung auf Bücher, CDs und DVDs aus dem Angebot des phil
– e r m ä ß i g t e E i n t r i t t e b e i u n s e re n K u l t u r p a r t n e r n
K l u b 7/ ± 6 *
• 6 Vo r s t e l l u n g e n z u m P r e i s v o n ¤ ± 6 + 1 B o n u s F e a t u r e ( P l a k a t , F i l m p r o g r a m m , K a f f e e )
• p r o Vo r s t e l l u n g 1 K i n o k a r t e e i n l ö s b a r
K l u b 7/ ± 6 * *
• 1 2 Vo r s t e l l u n g e n z u m P r e i s vo n ¤ 72 + 1 B o n u s F e a t u r e ( P l a k a t , F i l m p r o g r a m m , K a f f e e )
• p r o Vo r s t e l l u n g b i s z u 2 K i n o k a r t e n e i n l ö s b a r
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J ü d i s c h e s M u s e u m ¤ 8 st att ¤ 1 0
Ku n s t h a l l e W i e n ¤ 6 s t a t t ¤ 8
MAK ¤ 5,50 statt ¤ 7,90
M U M O K ¤ 8 , 5 0 st att ¤ 1 0
K i n o i m Ke s s e l h a u s ¤ 1 a u f j e d e K a r t e
Schauspielhaus - 10 %
Tanzquartier - 15 %
Westlicht ¤ 5,50 statt ¤ 6,50
W U K - ¤ 1 a u f e r m ä ß i g t e n P re i s
(bei Tanz- und Theaterveranstaltungen)
E s s l M u s e u m ¤ 5 st att ¤ 7
b r u t W i e n ¤ 8 st att ¤ 1 4
SPIELPLAN
Do 5. ±.
18.00 Uhr HARD EIGHT / SYDNEY
20.00 Uhr THE MASTER
Sa
7. ±.
17.±0 Uhr
THERE WILL BE BLOOD
20.15 Uhr
BOOGIE NIGHTS
2±.00 Uhr PUTNEY SWOPE
So
8. ±.
15.±0 Uhr
MAGNOLIA
19.00 Uhr LOS ANGELES PLAYS ITSELF
22.00 Uhr MONDO HOLLYWOOD
Mo 9. ±.
18.00 Uhr THERE WILL BE BLOOD
21.00 Uhr THE LONG GOODBYE
Di 10. ±.
18.00 Uhr BOOGIE NIGHTS
20.45 Uhr SOMETHING WILD
Fr 1±. ±.
18.00 Uhr MON ONCLE
20.15 Uhr
PUNCH-DRUNK LOVE
22.00 Uhr PUTNEY SWOPE
Sa 14. ±.
17.00 Uhr
HARD EIGHT / SYDNEY
19.00 Uhr BOOGIE NIGHTS
22.00 Uhr MONDO HOLLYWOOD
So 15. ±.
Mo 16. ±.
17.00 Uhr
SOMETHING WILD
19.±0 Uhr
MAGNOLIA
18.00 Uhr THE LONG GOODBYE
20.00 Uhr THE MASTER
Di 17. ±.
17.00 Uhr
SHOOT THE PIANO PLAYER TIREZ SUR LE PIANISTE
19.00 Uhr PUNCH-DRUNK LOVE
20.45 Uhr THERE WILL BE BLOOD
Do 19. ±.
18.00 Uhr LOS ANGELES PLAYS ITSELF
21.00 Uhr HARD EIGHT / SYDNEY
MASTERS AND MAGNOLIAS
PAUL THOMAS ANDERSON
EINE WERKSCHAU
BOOGIE NIGHTS • HARD EIGHT / SYDNEY • INHERENT VICE • MAGNOLIA
PUNCH-DRUNK LOVE • THE MASTER • THERE WILL BE BLOOD
Begleitet von Filmen von Robert Altman, Jacques Tati,
Jonathan Demme, François Truffaut u.a.
5. BIS 19. MÄRZ 2015
TICKETS
EINTRITTSPREISE
Reihe 1–3
Reihe 4–14
Reihe 15–32
ROLLSTUHLPLÄTZE
€7
€8
€ 8,50
Reihe 21
€7
Tickets täglich ab einer Stunde vor Beginn der
ersten Vorstellung erhältlich
Überlängenzuschlag € 1
ERMÄSSIGUNGEN
RESERVIERUNG
für Studenten bis 26, Senioren, Zivildiener,
Kinder (bis 12), Ö1 Clubmitglieder,
Der Standard-AbonentInnen,
ImPulsTanz-Clubmitglieder
T: 01/512 23 54
ab 1 Stunde vor Beginn der ersten Vorstellung
Reservierungen via E-Mail: [email protected]
Keine Ermäßigungen auf Reihe 1–3
Reservierte Karten müssen spätestens eine halbe
Stunde vor der jeweiligen Vorstellung abgeholt
werden.
GARTENBAUKINO