POLIZEIPRÄSIDIUM OBERBAYERN SÜD PRESSESTELLE Pressemeldung vom 18.03.2015 Polizeipräsidium Oberbayern Süd Polizeiliche Kriminalstatistik 2014 __ Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist eine Zusammenstellung aller bekannt gewordenen strafrechtlichen Sachverhalte (Verstöße gegen das Strafgesetzbuch und strafrechtliche Nebengesetze ohne Verkehrs- und Staatsschutzdelikte). Der Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd umfasst die neun Landkreise Rosenheim, Miesbach, Berchtesgadener Land, Traunstein, Altötting, Mühldorf, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und GarmischPartenkirchen sowie die kreisfreie Stadt Rosenheim. Diese Region umfasst 9.178 qkm, es werden etwa 1,23 Mio. Einwohner polizeilich betreut. An der breitesten Stelle des gesamten Präsidialbereichs beträgt die Luftlinie 165 km. Der Zuständigkeitsbereich grenzt auf einer Länge von 525 km an die österreichischen Bundesländer Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de Die wichtigsten Entwicklungen im Jahr 2014: o Gesamtzahl der Straftaten um 11,2 % angestiegen, was ausschließlich auf die vielen Fälle illegaler Migration zurückzuführen ist o Erneute Steigerung der Aufklärungsquote auf 71,1 %, was deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt liegt und den Spitzenwert aller bayerischer Polizeipräsidien markiert __ o Häufigkeitszahl liegt leicht über dem bayernweiten Durchschnitt o Enormer Anstieg (+126 %) bei den Verstößen gegen das Aufenthaltsgesetz und hohe Steigerungsrate beim Wohnungseinbruchdiebstahl (+35,1 %) o Starker Rückgang um 15,4 % bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen im öffentlichen Bereich, den Raubstraftaten (-16,3 %) und bei den Pkw-Diebstählen (-10,4 %) Gesamtentwicklung Im Jahr 2014 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd 63.996 Straftaten statistisch erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen außerordentlich starken Anstieg um 11,2 %, das sind 6.463 Straftaten. Die extreme Flüchtlingsproblematik des vergangenen Jahres hat sich in vielen Bereichen der Polizei sehr deutlich ausgewirkt, so auch in der Statistik. Der enorme Straftatenanstieg ist ausschließlich auf die Verstöße gegen das Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz zurückzuführen, zumal in der Polizeilichen Kriminalstatistik auch die Fälle der Bundespolizei mit enthalten sind. Alleine in deren Zuständigkeit stiegen - nach dem bereits deutlichen Anstieg im Vorjahr diese Delikte nochmals um mehr als 110 % an. Bereinigt man die PKS um diese Fälle, wäre sogar ein geringer Straftatenrückgang von etwa 1 % zu verzeichnen. Vergleicht man die Entwicklung der letzten zehn Jahre, so liegen die Zahlen – bereinigt um die Fälle illegaler Migration – nach wie vor auf einem erfreulich niedrigen Niveau. 2 Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de Straftaten gesamt __ Straftaten regional Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Anzahl der Straftaten, der Aufklärungsquoten und der Häufigkeitszahlen innerhalb der Kreisfreien Stadt Rosenheim bzw. den Landkreisen inklusive eines Vorjahresvergleichs. Hierbei sind jedoch, gerade bei den Häufigkeitszahlen, Stadt- bzw. landkreisspezifische Gegebenheiten zu berücksichtigen (z.B. städtische Struktur in der kreisfreien Stadt Rosenheim, ausländerrechtliche Verstöße beim Grenzübertritt ÖsterreichDeutschland in den Landkreisen Rosenheim bzw. Berchtesgadener Land). Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 3 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de Aufklärungsquote Die Aufklärungsquote im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd betrug im vergangenen Jahr 71,1 %, das bedeutet eine nochmalige Steigerung um 3,4 %-Punkte zum Vorjahr. Damit liegt sie weiter und mittlerweile sehr deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt von 64,4 % und markiert den höchsten Wert in den letzten 10 Jahren. __ Kriminalitätsbelastung Die Häufigkeitszahl bezeichnet die Anzahl der polizeilich erfassten Straftaten auf jeweils 100.000 Einwohner. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd lag die Häufigkeitszahl 2014 bei 5.190 Straftaten pro 100.000 Einwohner (2013: 4.708), was einen Anstieg zum Vorjahr um 10,2 % bedeutet. Auch dieser hohe Anstieg ist mit den stark erhöhten Fallzahlen im Bereich des Aufenthalts-/Asylverfahrensgesetzes zu erklären. Der Landesdurchschnitt liegt bei 5.164. Kriminalitätsbelastung regional Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 4 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de Wichtiger Hinweis: Der Bevölkerungsstand wurde bislang mittels Fortschreibung der Datenbasis aus der Volkszählung des Jahres 1987 beziffert. Mittlerweile ist hierbei eine Umstellung auf den sogenannten Mikrozensus erfolgt, einer jährlichen, statistischen Erhebung, die repräsentativ hochgerechnet wird. Dadurch haben sich nun zum Stichtag 09.05.2011 die Bevölkerungszahlen teils erheblich verändert und es entsteht ein Bruch in der Fortschreibung. Der Zensus 2011 ist auch Datenbasis für den vorliegenden Sicherheitsbericht. In der Folge hat sich dadurch beispielsweise auch die Häufigkeitszahl stark verändert, ohne dass dies in gleichem Maße auf eine entsprechende Veränderung der Kriminalität zurückzuführen ist. __ Tatverdächtigenstruktur 2014 wurden 36.581 Tatverdächtige ermittelt (2013: 30.470). Von allen Tatverdächtigen haben mit 34,6 % (Vorjahr: 42,0 %) etwa nur noch ein Drittel auch ihren Wohnsitz im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Unter den ermittelten Tatverdächtigen befanden sich im vergangenen Jahr 18.871 Tatverdächtige mit ausländischer Staatsbürgerschaft, dies entspricht einem Anteil von 51,6 % (Vorjahr: 38,4 %). Bei dieser nochmaligen Steigerung spielen ebenfalls die Aufgriffe im Zusammenhang mit illegaler Migration eine entscheidende Rolle. Ohne die Straftaten nach dem Asylverfahrensgesetz und dem Aufenthaltsgesetz - die ausschließlich von Ausländern begangen werden können - verringert sich der Anteil deutlich auf 29,8 % (Vorjahr 20,2 %). Dennoch sind ausländische Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert, denn auf die Wohnbevölkerung entfällt lediglich ein Anteil von unter 10 % bei den ausländischen Staatsbürgern. Hierbei ist die Bedeutung des Zuständigkeitsbereichs des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd als Tourismus- und Transitraum sicherlich der Haupteinflussfaktor. Mehr als ein Drittel der ausländischen Tatverdächtigen, nämlich 36,5 %, haben ihren Wohnsitz im Ausland. Vergleicht man die Altersstruktur der Tatverdächtigen mit deren Anteil an der Wohnbevölkerung, so zeigt sich nach wie vor eine deutliche Überrepräsentierung der Jugendlichen und Heranwachsenden. Sie sind überdurchschnittlich oft an Diebstahls-, Sachbeschädigungs- und Eigentumsdelikten beteiligt. Straftaten werden weiterhin überwiegend von Männern begangen. Ihr Anteil an den Tatverdächtigen beträgt 76,8 %. Von allen ermittelten Tatverdächtigen waren 9.096 und damit 24,9 % jünger als 21 Jahre (Vorjahr: 6.886). Jeder vierte Tatverdächtige war also ein Kind, Jugendlicher oder Heranwachsender. Nach wie vor ist zwar eine deutliche Überrepräsentation dieser Altersgruppe bei den Tatverdächtigen im Vergleich zu ihrem Anteil an der Wohnbevölkerung zu 5 Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de erkennen, auch wenn die Tendenz hier seit Jahren rückläufig ist. Von einer Steigerung der Kinder-/Jugend-/Heranwachsendendelinquenz zu sprechen wäre falsch, denn die gestiegenen Zahlen spiegeln lediglich die stark erhöhten Aufgriffe im Zusammenhang mit der illegalen Flüchtlingsmigration wieder. Insbesondere Jugendliche und Heranwachsende waren aber nach wie vor besonders häufig an Diebstahls-, Sachbeschädigungs- und Körperverletzungsdelikten beteiligt. Tatverdächtige Kinder, Jugendliche und Heranwachsende __ Geschädigte / Opfer Bei allen Straftaten im Jahr 2014 wurden insgesamt 42.081 Personen bzw. Firmen als Geschädigte erfasst, das waren 1,6 % weniger, als noch im Jahr zuvor. Bei den betroffenen Personen handelt es sich überwiegend (55,2 %) um Männer. Die speziellen Opferzahlen in der Polizeilichen Kriminalstatistik müssen vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass statistische Daten hier nur bei Gewalt- und Sexualdelikten, Nötigung und Bedrohung sowie Freiheitsberaubung und Widerstandshandlungen erhoben werden. Dem Opferschutz wird beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd ein hoher Stellenwert beigemessen. Bereits bei der Sachbearbeitung durch die zuständige Dienststelle wird das Opfer auf seine Rechte und Möglichkeiten hingewiesen. Nachdem im Jahr 2013 bereits die Dienststellen des Landkreises Rosenheim eine Kooperation mit der Männerberatungsstelle Südostbayern eingingen, folgten nun auch drei weitere Polizeidienststellen im Landkreis Mühldorf. Die Inspektionen Waldkraiburg und Mühldorf sowie die Station Haag schlossen sich dieser Vereinbarung an, um Tätern auch im Raum Mühldorf eine Alternative zum bisherigen Gewaltverhalten anbieten zu können. Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 6 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de Kriminalitätsstruktur Oberbayern Süd gesamt Diebstähle nehmen auch weiterhin den größten Anteil an der Gesamtkriminalität ein. Eine gravierende Veränderung der übrigen Kriminalitätsstruktur ist mit Ausnahme der strafrechtlichen Nebengesetze nicht festzustellen. Deren Anteil hat sich, wie in der Gesamtentwicklung erwähnt, insbesondere wegen der ausländerrechtlichen Verstöße deutlich vergrößert. Ausgewählte Delikts- und Phänomenbereiche Gewaltkriminalität1 __ Verteilung ausgewählter Delikte Straßenkriminalität2 Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle 1 Gewaltkriminalität umfasst die Delikte Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen, Vergewaltigung, sex. Nötigung, Raub, räuberische Erpressung, räuberischer Angriff auf Kraftfahrer, Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche und schwere Körperverletzung, erpresserischer Menschenraub und Geiselnahme. 2 Straßenkriminalität umfasst alle Straftaten, die zu öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen einen speziellen Bezug haben, wie z. B. Körperverletzungen an o.g. Orten , Handtaschenraub, Sachbeschädigungen an Kfz, Diebstähle in/aus Kiosk, Schaufenstern und Vitrinen, Fahrraddiebstähle, Automatenaufbrüche, Diebstähle rund um das Kfz etc. 7 Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de Sexualdelikte __ Diebstahlskriminalität Vermögens- und Fälschungsdelikte3 Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 3 diese beinhalten die Betrugsdelikte, Veruntreuungen, Unterschlagungen, Urkundenfälschungen sowie Geld- und Wertzeichenfälschungen, Fälschungen von Zahlungskarten mit oder ohne Garantiefunktion, Schecks und Wechseln. 8 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de Rauschgiftkriminalität __ 23 Menschen starben im vergangenen Jahr an den Auswirkungen ihres Drogenmissbrauchs (2013: 28). Wiederum war der Konsum von Fentanylpflastern die Todesursache Nummer Eins. Große Sorge bereitet den Ermittlern auch das Phänomen „psychoaktive Substanzen“. Diese Chemikalien werden unter der Bezeichnung Kräutermischungen, Badesalz oder Pflanzendünger verkauft und im Organismus entfalten deren Inhaltsstoffe völlig unkalkulierbare Wirkungen. Internetkriminalität Weiterhin ist das Internet aus dem Alltag - auch dem polizeilichen - nicht mehr wegzudenken. Im Gegenteil, die Facetten im Zusammenhang mit diesem Deliktsbereich zeigen sich immer vielfältiger. Gleich geblieben ist lediglich die Problematik, dass dieses Kriminalitätsphänomen statistisch weiterhin nur unzulänglich darstellbar ist. Dies liegt daran, dass aufgrund erfassungstechnischer Parameter ein sehr großer Anteil dieser Fälle in der Kriminalstatistik nicht oder nur ungenügend Einzug hält, da der „eigentliche Tatort“ sehr oft im Ausland ist (z.B. Serverstandort - Täter sitzt im Ausland oder agiert über eine ausländische Internet-Kommunikation). Allein die drei speziell eingerichteten Ermittlungsgruppen der Kriminalpolizeidienststellen in Weilheim, Rosenheim und Traunstein, die sogenannten „Cybercops“, bearbeiteten im vergangenen Jahr zusammen etwa 2.500 Fälle mit nahezu 4.000 strafrechtlichen Delikten, wie z.B. Computerbetrug oder der Fälschung beweiserheblicher Daten (Stichwort „Identitätsdiebstahl“). Darüber hinaus werden weiterhin fast täglich auch 9 Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de bei den Polizeiinspektionen Strafanzeigen erstattet, die im Zusammenhang mit dem Internet stehen. Diese werden dann auch zum Teil dort endbearbeitet, so dass die tatsächliche Zahl nochmals weit höher ist. Alkohol Im Jahr 2013 begingen 3.600 Tatverdächtige ihre Straftaten unter Alkoholeinfluss (Vorjahr 3.974). Ihr Anteil an allen Tatverdächtigen fiel also damit von 13,0 % im Vorjahr auf 9,8 %. __ Besonders bei den Gewaltstraftaten macht sich der Einfluss von Alkohol nach wie vor deutlich bemerkbar. Zwar ist auch hier der Anteil um 3,8 Prozentpunkte zurückgegangen, trotzdem spielte bei mehr als jedem dritten Tatverdächtigen Alkohol eine Rolle. Alkohol bei minderjährigen Tatverdächtigen Die Polizei im Bereich Oberbayern Süd hat fortwährend ein Hauptaugenmerk auf die Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs bei Kindern und Jugendlichen gelegt. Fallen im Rahmen polizeilichen Einschreitens Minderjährige unter Alkoholeinfluss auf, so werden sie je nach den Umständen des Einzelfalls in Gewahrsam genommen beziehungsweise den Eltern übergeben. Je nach Einzelfall wird auch das zuständige Jugendamt informiert. Im vergangenen Jahr wurden so mehr als 500 Minderjährige festgestellt, davon waren knapp 70 % männlich. Häusliche Gewalt Polizeipräsidium Im Jahr 2014 wurden 1.420 Fälle Häuslicher Gewalt polizeilich registriert. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahr einen geringen Anstieg um 25 Fälle oder 1,8 % dar. Die jährlich immer noch steigenden Fallzahlen dürften das Ergebnis einer kontinuierlich erfolgenden Öffentlichkeitsarbeit der Polizei sowie einer interdisziplinären Vernetzung aller in diesem Bereich zusammen wirkenden Institutionen sein. Diese machen den Opfern Mut 10 Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de zur Anzeige und verdeutlichen, dass häusliche Gewalt keine Privatsache ist, sondern Menschenrechte elementar verletzt. Deliktsverteilung bei Häuslicher Gewalt __ Polizeilicher Staatsschutz In die dargestellte Staatsschutzlage fließen Staatsschutzdelikte5, aber auch Delikte der allgemeinen Kriminalität, wie z.B. Körperverletzung, Beleidigung, Hausfriedensbruch, Nötigung oder Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte ein, sofern ein politisch motivierter Tathintergrund vorliegt. Zusammen mit den Staatsschutzdelikten bilden sie den Phänomenbereich der Politisch motivierten Kriminalität (PMK). Die Zahl der Straftaten im Staatsschutzbereich sank geringfügig von 196 Delikten im Jahr 2013 auf 194 Straftaten im Jahr 2014. Politisch motivierte Kriminalität - links In diesem Bereich wurden im Vorjahr 26 (2013: 52) Ermittlungsverfahren bearbeitet, von denen nur 12 (2013: 15) als extremistisch bewertet wurden. Der starke Rückgang (-50 %) ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass es 2013 vermehrt bei demonstrativen Veranstaltungen zu Straftaten gekommen war, 2014 war diese Entwicklung rückläufig. Häufigste Deliktsgruppen waren Sachbeschädigungen (23) und sonstige Straftaten (2). Auch ein Fall von 5 es handelt sich dabei um spezielle Straftaten nach dem StGB wie z.B. Landesverrat, Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Bildung terroristischer Vereinigungen u.a. 11 Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de Gewaltkriminalität (Körperverletzung) Aufklärungsquote lag bei 15,3 %. war zu bearbeiten. Die Straftaten „links“ Politisch motivierte Kriminalität - rechts __ Bei der Mehrzahl der 129 Fälle (2013: 102) von rechtsgerichteter Kriminalität handelt es sich um Propagandadelikte (106), wie politisch motivierte Schmierereien, das öffentliche Zeigen/Verwenden von Nazisymbolen oder das Abspielen indizierter Tonträger. Die Aufklärungsquote bei der Politisch motivierten Kriminalität (PMK) rechts lag dabei bei 41,0 %. Die Bekämpfung des Rechtsextremismus - das Ausschöpfen aller repressiven und präventiven Möglichkeiten - stand auch im vergangenen Jahr beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd im Fokus. Straftaten „rechts“ Politisch motivierte Kriminalität - sonstige 35 (Vorjahr: 42) Straftaten konnten den beiden anderen Bereichen nicht zugeordnet werden. Zu den häufigsten politisch motivierten Fällen zählten Sachbeschädigungen (12) und sonstige Straftaten (13). Hier sind Taten im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen 2014 – wie auch schon im Bundestags- und Landtagswahljahr 2013 – zu berücksichtigen. Eine Vielzahl der Fälle betrifft die Beschädigung oder Zerstörung von Wahlplakaten oder andere Straftaten im Zusammenhang mit den abgelaufenen Wahlen. Die Aufklärungsquote lag bei 31,4 %. Straftaten „sonstige“ Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 12 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de Bedeutende Fallbeispiele 2014 __ Gewaltkriminalität - Millionenraub in Rottach-Egern Am 8. Januar ereignete sich ein Raubüberfall, der in seiner Brutalität und Vorgehensweise der Täter so meist nur aus der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ bekannt ist. Zwei maskierte Männer drangen in ein Privatanwesen ein, schlugen sofort den 71-jährigen Hausherrn nieder und fesselten ihn zusammen mit seiner 74-jährigen Ehefrau. Sie raubten das Ehepaar aus und flüchteten mit der Beute im Wert von über einer Million Euro und dem Auto des Ehepaars. Das Paar ließen sie gefesselt zurück. Knapp 16 Stunden mussten die Eheleute verletzt und traumatisiert ausharren, ehe sie durch einen glücklichen Umstand gerettet werden konnten. Eine 14-köpfige Sonderermittlungsgruppe der Kripo Miesbach ermittelte und fahndete mit Hochdruck über mehrere Monate, ehe ihre akribische Arbeit von Erfolg belohnt wurde. Es gelang im Rahmen der Spurenauswertung einen Tatverdächtigen aus Nordrhein-Westfalen zu identifizieren. Eine großangelegte Durchsuchungs- und Festnahmeaktion mit knapp 120 beteiligten Polizeikräften in Nordrhein Westfalen war erfolgreich und mittlerweile sitzen insgesamt drei Männer aus dem Raum Dortmund im Altern von 41, 48 und 55 Jahren in Untersuchungshaft. Sie werden wegen versuchtem Mord und schwerem Raub angeklagt. Gewaltkriminalität - Doppelmord in Aschau/Chiemgau Nachdem Angehörige am 10. Juni ein Ehepaar aus Rosenheim mit Nebenwohnsitz in Aschau als vermisst meldeten, wurde am folgenden Tag die „Soko Amsel“ gegründet, die mit etwa 20 Beamtinnen und Beamte fieberhaft nach dem vermissten Paar fahndete. Umfangreiche Suchmaßnahmen wurden eingeleitet und teilweise waren mehr als hundert Beamte im Einsatz. Kurze Zeit später konnte nach umfangreichen Ermittlungen ein 58-jähriger tatverdächtiger Mann festgenommen werden. Er hatte die 65-jährige Frau erschlagen und ihren 90-jährigen Ehemann mit mehreren Messerstichen getötet, nachdem er zuvor in ihr Haus eingebrochen war und sie ihn dabei überrascht hatten. Darüber hinaus konnte dem 58-Jährigen noch ein Überfall im November 2013 in Brannenburg nachgewiesen werden. Hierbei bedrohte er zwei Frauen mit einem vorgehaltenen Küchenmesser, erbeutete die EC-Karte samt PIN und hob anschließend damit 1.000€ am Geldautomaten ab. Der Mann wurde u.a. wegen zweifachen Mordes sowie Raub angeklagt und steht derzeit vor Gericht. Das Urteil fiel Anfang März und lautet auf lebenslange Freiheitsstrafe, zudem wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Gewaltkriminalität - Mord in der WM-Nacht Ein zunächst Unbekannter griff in den frühen Morgenstunden des 14. Juli, der „Finalnacht von Brasilien“, einen 72-jährigen Rentner von hinten unvermittelt an und metzelte ihn mit mehreren Messerstichen nieder, das Opfer verblutete noch am Tatort. Etwa eine halbe Stunde später wurde ein 17-jähriges Mädchen vom gleichen Täter ebenfalls hinterrücks angegriffen. Sie erlitt schwere Stich- und Schnittverletzungen, überlebte aber mit viel Glück die Attacke. Die noch am selben Tag gegründete „Soko 14. Juli“ ermittelte mit teilweise knapp 60 Kolleginnen und Kollegen und 13 Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de kam auch aufgrund der großangelegten Suchmaßnahmen mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei dem Täter auf die Spur. Ein 20jähriger Bundeswehrangehöriger aus der Kaserne in Bad Reichenhall konnte als dringend tatverdächtig ermittelt werden. Er hatte sich zwar bereits ins Ausland abgesetzt, doch die Zielfahnder des Bayerischen Landeskriminalamtes konnten ihn in Norwegen ausmachen. Das sprichwörtliche Glück der Tüchtigen half dann, als der Tatverdächtige am 5. August im Rahmen einer allgemeinen Polizeikontrolle im norwegischen Trondheim festgenommen werden konnte. Der 20-Jährige wurde mittlerweile ausgeliefert und wartet in der Untersuchungshaft auf sein Urteil. __ Einbruchskriminalität - Wohnungseinbrecherbande gefasst Am Morgen des 15. April meldete eine Anwohnerin mehrere verdächtige Personen in ihrer Nachbarschaft in einem Wohngebiet in Bernau am Chiemsee. Wie die herbeigerufene Polizeistreife vor Ort feststellen konnte, waren die Vier gerade dabei, in mehrere Einfamilienhäuser einzubrechen und hatten bereits Schmuck und Bargeld entwendet. Sie wurden festgenommen und das Diebesgut in Höhe von über 10.000€ konnte wieder den Eigentümern ausgehändigt werden. Im Rahmen der Ermittlungen konnten dem Quartett noch weitere zwei Einbrüche in Pfaffenhofen/Ilm und Planegg nachgewiesen werden. Alle vier wurden mittlerweile zu Haftstrafen zwischen zwei und fünfeinhalb Jahren verurteilt. Straßenkriminalität - Schlägerei endet auf Intensivstation Zu einer massiven Schlägerei kam es am 9. Februar vor einer Diskothek im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Zwei Männer aus Murnau im Alter von 21 und 22 Jahren schlugen und traten auf zwei männliche Diskobesucher ein. Auch als diese schon am Boden lagen, traten die Schläger u.a. auch gegen den Kopf, so dass eines der beiden Opfer bewusstlos und mit schwersten Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die beiden Täter konnten kurz nach der Tat ermittelt und festgenommen werden. Das schwerverletzte Opfer trug nur mit Glück keine bleibenden Schäden davon. Nachdem nicht abschließend geklärt werden konnte, ob die schweren Kopfverletzungen durch die massiven Tritte und Schläge oder vom Sturz auf den Boden herrührten, wurden die beiden Männer wegen gefährlicher Körperverletzungen verurteilt. Häusliche Gewalt - Schießerei auf offener Straße Am 3. Februar kam es in Prien am Chiemsee mitten auf dem Marktplatz zu einer Schießerei, bei der eine mittlerweile beendete Beziehung im Hintergrund stand. Ein 38-Jähriger hatte seiner Ex-Freundin aufgelauert, sie angegriffen und schließlich mehrere Schüsse aus einer halbautomatischen Pistole abgefeuert. Hierbei wurde zwar nicht die ExFreundin, dafür aber ein Passant schwer verletzt, der den Schützen überreden wollte, von seinem Vorhaben abzulassen. Er wurde im Gesicht und in die Brust getroffen. Ein vorbeikommender Arzt realisierte das Geschehen und reagierte instinktiv, als er den Schützen überwältigte, entwaffnete und festhielt bis kurz darauf die Polizei eintraf. Dem 38Jährigen wurde im Dezember der Prozess gemacht. Er wurde wegen 14 Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de gefährlicher Körperverletzung und versuchtem Totschlag zur Unterbringung in ein psychiatrisches Krankenhaus verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Verteidiger legte Revision ein. __ Rauschgiftkriminalität - Marihuanaplantage im Haus Die Garmischer Drogenfahnder überführten Anfang Oktober einen 52Jährigen aus Oberau, der im großen Stil Marihuana anbaute und damit über Jahre einen geschätzten Gewinn im sechsstelligen Bereich pro Jahr erwirtschaftete. Die Plantage, die ein ganzes Stockwerk umfasste, bestand aus 245 Marihuanapflanzen von bis zu 1,5 Metern Höhe. Sie war eine der größten, die von der bayerischen Polizei in diesem Jahr sichergestellt wurde. Mehr als zwei Tage benötigten die Ermittler, mit Unterstützung der Tatortgruppe des Bundeskriminalamts, um die Anlage samt Pflanzen sicherzustellen. Das Landeskriminalamt übernahm die weitere Sachbearbeitung. Gegen den 52-jährigen „Gärtner“ erging Haftbefehl. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen, ihn erwartet eine mehrjährige Haftstrafe. Cybercrime - Onlinekonto leergeräumt Eine Geschädigte aus dem Landkreis Miesbach zeigte im Juli bei der Polizei in München einen Betrug im Zusammenhang mit Onlinebanking an. Demnach wurden auf ihrem Konto unberechtigte Buchungen in Höhe von mehr als 65.000 Euro durchgeführt. Die Internetbetrüger spähten dazu im Vorfeld die Mobilfunknummer der Frau aus und konnten so mittels dem mobilen-TAN-Verfahren über das Konto verfügen. Obwohl sich die Ermittlungen in solchen Fällen als sehr schwierig erweisen, gelang es den Cybercops der Kripo Rosenheim, die Geldflüsse nachzuvollziehen und die Konten zu sichern, bevor ein Großteil der Beträge durch die Kriminellen abgehoben bzw. weiterüberwiesen worden war. Die Spuren führten in zwei andere Bundesländer sowie nach Italien. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, die Internetfahnder zeigen sich aber optimistisch, dass das Verfahren in der nördlichen Republik zu einem erfolgreichen Abschluss kommen wird und erstmals seit geraumer Zeit eine deutsche Tätergruppe dingfest gemacht werden kann. Stefan Sonntag Pressesprecher Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 15 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de Wichtiger Hinweis für die Redaktionen: Der Sicherheitsbericht in seinem gesamten Umfang detaillierteren Aussagen zu den einzelnen Landkreisen kreisfreien Stadt Rosenheim – wird am 19. März Internetstartseite des Polizeipräsidiums Oberbayern Verfügung gestellt. mit noch und der auf der Süd zur www.polizei.bayern.de/oberbayern/ __ Polizeipräsidium Oberbayern Süd Pressestelle Kaiserstraße 32 83022 Rosenheim Tel. 08031 – 200-1010/1011 Fax: 08031/200-1018 16 [email protected] www.polizei-oberbayern-sued.de
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