Mobbing - Vernetzungsstelle Schulverpflegung Bayern

Mobbing – Theorie und Praxis im Umgang
mit schwierigen Schülern
Marco Spangler, Dipl.Päd. (Univ.), JaS-Fachkraft, Amt für Jugend und
Familie der Stadt Regensburg
Inhaltsübersicht
1
Mobbing – Ein Fallbeispiel
2
Was geschieht bei Mobbing?
3
Begriffsbestimmung
4
Formen von Mobbing
5
Warnsignale bei gemobbten Schülern
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Ausmaß in Deutschland
7
Persönliche Haltung
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Präventionsprogramme
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Intervention – Was tun wenn ein Mobbingfall bekannt wird?
10 Tipps für den Alltag
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Fallbeispiel „Gabriel“
Situation
• 6. Klasse
• Gebundene Ganztagsschule
• Lehrkraft nimmt Leistungsabfall bei mehreren Schülern wahr
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Fallbeispiel
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Fallbeispiel
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Fallbeispiel
Was zeigt uns dieses Fallbeispiel?
• Meist harmloser Beginn
• Schleichender Verlauf
• Unbearbeiteter Konflikt
• Auftreten von Mobbinghandlungen, Fokussierung auf Opfer
• Langsamer Übergang zu Rechtsbrüchen
• Fehlende Intervention wird als Billigung verstanden
• Verfestigung der Mobbingstrukturen
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Fallbeispiel
Und nun?
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Was geschieht bei Mobbing?
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Was geschieht bei Mobbing?
Das Phasen-Modell (Leymann 1993)
1 Auslösephase: negative Konfliktbearbeitung
2 Mobbingphase: Etablierung der Handlungen
3 Phase der Rechts- und Machtübergriffe
4 Ausschlussphase
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Was geschieht bei Mobbing?
Welchen Nutzen hat Mobbing?
Nutzen für Klasse/Gruppe
Nutzen für den Mobber
•Stärkung des Zusammenhalts
•Gewinn und Sicherung von Anerkennung
•Klärung der Identität
•Erreichen einer starken Position im
Gruppengefüge
•Gemobbter als Blitzableiter
•Befriedigung von Machtbedürfnissen
•Streben nach Abwechslung
•Gesprächsstoff und Unterhaltung
Nutzen für die Unterstützergruppe
•Sicherung und Zugehörigkeit zu einer
starken Gruppe
•Reduktion der Gefahr selbst Opfer zu
werden
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Was geschieht bei Mobbing?
Symptome kurz nach Beginn der ersten Konflikt- und Mobbinghandlungen
Unwohlsein
Kopfschmerzen
Schlafstörungen
Magenprobleme
Niedergeschlagenheit
Antriebslosigkeit
Leistungsabfall
Nach einem 1/2 bis 1 Jahr Störungen des seelischen Gleichgewichts als Stressfolge (PTSD=Posttraumatische
Stresssymptome)
Nach 1 bis 2 Jahren
Allgemeine Angstzustände
Nach 2 bis 4 Jahren
andauerende psychosomatische Symptome
die Angstzustände und psychischen Spannungssyndrome werden chronisch
Nach 4 Jahren
Depressionen
Angstzustände oder zwanghaftes Verhalten
Tabletten- oder Alkoholabhängigkeit
starke Suizidgefahr
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Begriffsbestimmung
Definition „Mobbing“ nach Blum/Beck (2010)
1 Absichtliche Erniedrigung, Demütigung, Schikane
2 Jede Form gewalttätigen Handelns
3 Kontinuierlich gegen eine bestimmte Person
4 Wiederholung der Gewalthandlungen über längeren Zeitraum
5 Gruppenphänomen
6 Machtgefälle
7 Mobbingopfer kann sich nicht aus eigener Kraft aus Situation befreien
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Begriffsbestimmung
Mobbing
Konflikt
•Verdeckte Aktionen, oft nicht
erkennbar
•Offene Aktionen, vor „aller Augen“
ausgetragen
•Permanenter Machtmissbrauch
•Begrenzter Machtmissbrauch
•Lösungen werden nicht gesucht,
Prozess endet nicht mit Rückzug des
Betroffenen, da (Lust-/Macht-) Gewinn
gefährdet wäre
•Lösungen werden angestrebt,
müssen akzeptabel sein, aber nicht für
alle befriedigend
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Formen von Mobbing
Direktes Mobbing
Mobbing ist Gewalt!
- Hänseln
- Drohen
- Abwerten
- Beleidigen
- Herabsetzen
- Bloßstellen
- Körperliche Angriffe
Indirektes Mobbing
- Ausgrenzen
- Ruf schädigen
- Beschädigung von Eigentum
- „Kaltstellen“ durch Vorenthalten von Informationen
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Formen von Mobbing
Besonderheiten bei Cybermobbing
•
Zeit- und Ortsunabhängigkeit der Attacken
•
Dauerhafte Speicherung
•
Rasante Verbreitung von Einträgen
•
Anonymität
•
Wenig/kein Unrechtsempfinden bei Tätern
•
Schnelles Wachstum der Unterstützergruppe („gefällt mir“)
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Warnsignale bei gemobbten Schülern
In der Schule
In der Familie
• Sind häufig alleine
• Gehen ungern in die Schule
• Werden selten/nie in Gruppe einbezogen
• Herabwürdigende Spitznamen, Schimpfwörter
• Klagen vor der Schule über Bauch- oder
Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit
• Werden provoziert und in Konflikte verwickelt
• Schlafen schlecht, haben Albträume, nässen ein
• Haben Schwierigkeiten vor der Klasse zu äußern
• Vermeiden es alleine zu Schule zu gehen
• Wirken unsicher, ängstlich, traurig
• Kommen verspätet nach Hause
• Werden häufig als Übeltäter beschuldigt
• Meiden Gespräche über die Schule, weichen aus,
bagatellisieren
• Sind Außenseiter
• Taschengeld reicht wiederholt nicht aus
• Suchen Nähe der Lehrkraft
• Meiden die Pausen oder offenen Bereiche
• Schulsachen sind beschädigt oder verschwunden,
Kleidung häufig verschmutzt
• Werden bei Mannschaftsspielen als letzte oder gar
nicht gewählt
• Leistungsabfall
• Häufige Bauch- oder Kopfschmerzen
• Fehlzeiten, schwänzen
• wirken traurig, ängstlich, deprimiert, verschlossen
• Stimmungsschwankungen
• Erfinden wenig plausible Ausreden, verwickeln sich
in Widersprüche
• Leistungsabfall
• Kaum Kontakt zu Freunden, Rückzugsverhalten
• Geben Hobbies oder Gewohnheiten auf
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Ausmaß in Deutschland
Fakten und Zahlen
•Prävalenz von Mobbing: 1 bis 2 Schüler pro Klasse
•Feststellbarer Zuwachs von Mobbingaktivitäten auch in niedrigeren Klassen
•Gravierende und langandauernde Formen v.a. an Mittel- und Förderschulen
•Altersgipfel bei 15 Jahren, mit zunehmendem Alter vermehrt verbale Angriffe
•Jungen sowohl aktiv als auch passiv häufiger betroffen, Täter stammen zu 75% aus
Klasse des Betroffenen
•Jeder 4. Internetnutzer bestätigt, dass in seinem Bekanntenkreis bereits jemand im
Internet gezielt gemobbt wurde
•14% beklagen, dass über sie schon einmal beleidigende oder peinliche Inhalte
veröffentlicht wurden
•Betroffen v.a. Jungen im Alter von 14-15 Jahren (Hauptschüler: 21%, Realschüler 17%,
Gymnasiasten 11%)
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Persönliche Haltung
Richtig oder falsch?
Täter sind Feiglinge.
Wenn die Opfer sich wehren, hört Mobbing auf.
Täter besitzen gute sprachliche Fähigkeiten.
Opfer sind oftmals zu sensibel.
Täter wirken beliebt, sind es jedoch oft nicht.
Passive Zuschauer sind ratlos und haben Angst.
Täter sind meist schlechte Schüler.
Wenn Mobbing thematisiert wird, verschlimmert sich die Situation.
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Persönliche Haltung
• Primärprävention als grundlegende Strategie gegen Mobbing
• Kultur der Aufmerksamkeit
• Verantwortung übernehmen
• Mit Missverständnissen aufräumen
Hier gibt es kein Mobbing
Die Gemobbten sind selbst Schuld
Gegen Mobbing ist man machtlos
Mobbing ist an unserer Schule harmlos
Wenn die Täter konfrontiert werden, wird es schlimmer
Mobbing hört von alleine wieder auf
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Präventionsprogramme
1 Olweus: Mehrebenenprogramm
2 Mind Matters
3 Mobbingfreie Schule - Gemeinsam Klasse sein!
4 Pro ACT+E
5 Surf-Fair
6 www.klicksafe.de
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Interventionsstrategien
Wichtige Grundsätze
• Hinschauen und Handeln
• Vor Intervention Klärung, ob Mobbing vorliegt
• Keine Schülermediation bei Mobbing
• Null-Toleranz gegenüber Mobbing
• Individuelle Behandlung und Lösung, keine Patentrezepte
Interventionsstrategien
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No-Blame-Approach
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FARSTA-Methode
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Intervention: No Blame Approach
Zentraler Ansatz
Lösung ohne Schuldzuweisung und ohne Bestrafung
Erster Schritt: Gespräch der Lehrkraft mit dem Opfer
Zweiter Schritt: Bildung einer Unterstützungsgruppe
Dritter Schritt: Nachbereitung
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Intervention: FARSTA - Methode
Voraussetzungen:
• Training zur Methode (Fortbildung)
• Ausbildung in Gesprächsführung von Vorteil
• Protokoll der Gespräche
• Bei Tätergespräch am besten zwei Erwachsene
Erster Schritt: Gespräch mit dem Opfer
Zweiter Schritt: Vorbereitung auf Gespräch mit Täter
Dritter Schritt: Gespräch mit Täter
Vierter Schritt: Opfer-Täter-Gespräch
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Tipps für den Alltag
●
Einsatz eines Filmes bei Aufarbeitung innerhalb der Gruppe
●
Treten Sie Missverständnissen und Beschwichtigungen entschieden
entgegen
●
Je frühzeitiger Sie eingreifen können, desto höher die Chance auf
schnelle Beendigung der Mobbingsituation
●
Erarbeiten Sie unter möglichst hoher Beteiligung innerhalb der Gruppe
eine Konvention oder einen Vertrag gegen Mobbing
●
Merkblätter für Schüler je nach Altersgruppe hilfreich nachdem ein AntiMobbing-Vertrag erarbeitet wurde
●
Um selbst nicht den Überblick zu verlieren, eignen sich Checklisten
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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Schutzvermerk / Copyright-Vermerk
Kontakt
Marco Spangler, Dipl.Päd. (Univ.)
Jugendsozialarbeit an der Otto-Schwerdt-Mittelschule
Amt für Jugend und Familie
Kirchfeldallee 6
93055 Regensburg
Telefon 0941/507-19 03
[email protected]
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