Allgäuer Zeitung, Kempten vom 07.05.2015

KEMPTER TAGBLATT | DER ALLGÄUER
...
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Leute
Bettina und Christian Wulff
sind wieder ein Paar
Politik
DONNERSTAG, 7. MAI 2015
Rettung
Hündin Abby spürt hilflose
Frau im Unterholz auf
Allgäu-Rundschau
Temperaturen steigen
Letzte Tropfen am Alpenrand,
zunehmend schöner
Wetter
www.all-in.de
NR. 104
Augsburger soll
rechte Terrorzelle
angeführt haben
PREIS ¤ 1,60
Besser-Messi
Blickpunkt Lokales
Schleichwege in die Stadt
Jetzt die XXXLutz-Baustelle in
Kempten, später der Kundenverkehr: Auf B 19 und Bahnhofstraße
geht es langsam voran. Wir haben
Schleichwege getestet.
»Seite 27
Razzia Verhaftete Rechtsextremisten sollen
bundesweit Bombenanschläge geplant haben.
Bundesinnenminister zieht Parallele zu NSU
VON JÖRG HEINZLE
UND ULI BACHMEIER
Augsburg Spezialeinheiten der Polizei haben bei einer bundesweiten
Großrazzia offenbar eine neue
rechtsextremistische
Terrorzelle
ausgehoben, deren Kopf ein Augsburger sein soll. Der Generalbundesanwalt erwirkte gegen Andreas
H., 56, und drei weitere Beschuldigte Haftbefehle. Sie seien „dringend
verdächtig, eine terroristische Vereinigung gegründet“ zu haben, wie
die Bundesanwaltschaft mitteilte.
Die Gruppe „Oldschool Society“
– abgekürzt OSS – habe den Ermittlungen zufolge bundesweit Anschläge auf bekannte Islamisten, Moscheen und Asylbewerberunterkünfte geplant und sich dafür offenbar Sprengstoff zum Bombenbau
beschafft. Die Bundesanwaltschaft
sprach von „pyrotechnischen Gegenständen mit großer Sprengkraft“, die bei der Razzia in fünf
Bundesländern sichergestellt worden seien. Aus Sicherheitskreisen
wurde verlautet, die OSS-Mitglieder hätten womöglich schon am
kommenden Wochenende ein Attentat verüben wollen.
Die Polizei nahm Andreas H. am
Mittwochmorgen in seiner Wohnung im Augsburger Stadtteil Bergheim fest. Dabei war auch die Spezialeinheit GSG 9 im Einsatz. Der
56-Jährige fungierte laut den Ermittlern als „Präsident“. Er stand
nach Informationen unserer Zeitung
der rechtsextremen NPD nahe. Er
war, wie er im Internet schrieb, vor
einigen Jahren in der Augsburger
Ortsgruppe „mit sehr viel Begeisterung dabei“. Zuletzt soll der Kontakt weniger intensiv gewesen sein.
Ein weiterer mutmaßlicher Rädelsführer der OSS, der 39-jährige
Markus W., wurde im oberbayerischen Mühldorf festgenommen.
Auch gegen eine 22-jährige Frau
und einen 47-jährigen Mann erließ
der Bundesgerichtshof Haftbefehle.
Gegen fünf weitere Personen wird
ermittelt.
Bundesinnenminister
Thomas de Maizière (CDU) sprach
von einem bedeutenden Ermittlungserfolg gegen den mutmaßlichen rechten Terrorismus. „Das
wäre eine erste Vereinigung nach
der NSU, die dort aufscheint.“ Der
rechtsextreme „Nationalsozialistische Untergrund“ hatte mit einer
jahrelang unentdeckten Mordserie
Deutschland erschüttert.
In Bayern wurden laut Innenminister Joachim Herrmann (CSU)
vier Objekte durchsucht – die Wohnung in Augsburg sowie Räumlichkeiten im Südosten Bayerns. Über
die Dimension der Bedrohung, die
von der Gruppe ausging, wollte
Herrmann nicht spekulieren. „Das
wird sich erst aufgrund weiterer Ermittlungen feststellen lassen“, sagte
der Minister unserer Zeitung. Er
wies darauf hin, dass bei den Betroffenen bisher keine Verbindungen zu
anderen rechtsextremen Gruppierungen bekannt gewesen seien. „Soweit ich es erkennen kann, waren
die Leute, um die es hier geht, noch
nicht auf dem Bildschirm“, sagte
Herrmann. Der CSU-Politiker lobte
„die sehr professionelle Zusammenarbeit“ der Behörden.
»Kommentar, Die Dritte Seite
Kommentar
VON MICHAEL POHL
» [email protected]
Ein Signal gegen
rechten Terror
D
0:3 in Barcelona – Bayern vor dem Aus in der Champions League
Es gibt Leute, die behaupten, dass der FC Bayern
gestern Abend in der 72. Minute zum ersten Mal aufs
Tor des FC Barcelona geschossen hat. Das ist insofern richtig, als Robert Lewandowski zuvor völlig
freistehend vor dem Tor den Ball nicht getroffen hatte. Ach, da hätte alles noch gut gehen können. Barcelona war zwar völlig überlegen, aber es stand 0:0 –
vor allem dank Manuel Neuer. Doch erstaunlich, wie
rasch sich ein traumhaftes Zwischenergebnis in eine
Katastrophe verwandeln kann. Doppelschlag Lionel
Messi innerhalb von drei Minuten, dann Neymar.
Ende. Aus. Um den Halbfinal-K.-o. in der Champions League noch zu verhindern, bräuchten die Bayern im Rückspiel ein echtes Wunder. Wie es am Ende
zu diesem bitteren Ergebnis kommen konnte, lesen
Sie im Sport.
Foto: Schueler, Eibner-Pressefoto
Organspendeskandal bleibt ungesühnt
Urteil Verantwortlicher Chirurg freigesprochen. Folgen bis heute spürbar
Der verhaftete Andreas H. auf dem Weg
in die Untersuchungshaft.
Foto: dpa
Göttingen Im Prozess um den Organspendeskandal an der Uniklinik
Göttingen ist der angeklagte Arzt
freigesprochen worden. Das Gericht
sah die Vorwürfe gegen den früheren Leiter der Transplantationsmedizin als nicht erwiesen an. Das Verhalten des Mediziners sei zwar „verwerflich“ und zu missbilligen, aber
nicht strafbar, hieß es. Die Staatsanwaltschaft hatte den 47-Jährigen angeklagt, weil er medizinische Daten
manipuliert haben soll, damit seine
Patienten bei der Vergabe von
Spenderlebern bevorzugt wurden.
Dadurch könnten andere Patienten
auf der Warteliste nach hinten gerutscht und gestorben sein.
Die Deutsche Transplantationsgesellschaft betonte, dass solche
Manipulationen inzwischen klar unter Strafe stehen. Nach dem Skandal
verschärfte Regeln hätten dazu geführt, dass Verstöße jetzt strafrechtliche Konsequenzen hätten. Mittlerweile gilt bei Organspenden ein
Sechs-Augen-Prinzip, sagte der
Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Edgar Franke
(SPD). Die Zahl der Organspender
ist infolge solcher Skandale in den
vergangenen Jahren dennoch massiv
gesunken. Während 2010 noch 1296
postmortale
Organspenden
in
Deutschland registriert wurden,
waren es 2014 nur noch 864. Täglich
sterben drei Patienten, die auf der
Warteliste für ein Spenderorgan stehen. (dpa, AZ)
»Panorama
er Verdacht einer neuen rechtsterroristischen Vereinigung in
Deutschland holt schlagartig die erschütternde Mordserie des NSU in
das öffentliche Bewusstsein. Die
lange Zeit ungeklärten Taten des
Thüringer Terrortrios werden als
ein unrühmliches Kapitel in die
deutsche Nachkriegsgeschichte eingehen – als ein Dokument des
mannigfaltigen Versagens nicht nur
von Polizei und Verfassungsbehörden. Auch große Teile von Politik, Medien und Gesellschaft verdrängten in Zusammenhang mit der
lange mysteriösen Mordserie den
Gedanken an ausländerfeindliche
Gewalt und fantasierten über Serienmörder aus dem Ausland.
Der Schlag gegen die rechtsextremistische Organisation, die sich
unverhohlen neonazistisch OSS
nennt, zeigt, dass ein Bewusstseinswandel stattgefunden hat. Dass
Ermittlungsbehörden über Ländergrenzen im rechtsradikalen Milieu effektiv zusammenarbeiten,
scheint endlich selbstverständlich zu
sein. Dass die durch Skandale unter Druck geratenen Behörden ihren
Fahndungserfolg jetzt offen nach
außen tragen, ist ein Signal an die
Bevölkerung: Ihre Arbeit, aber
auch die dafür oft kritisierten geheimdienstlichen Methoden sind
notwendig für unsere Sicherheit.
Heute in Ihrer Zeitung
Kitas treten in Dauer-Streik
Hunderttausende Eltern müssen
sich in ganz Deutschland von Freitag an auf unbefristete Streiks in den
kommunalen Kitas einstellen und
eine alternative Betreuung für ihre
Kinder suchen.
»Bayern
In dieser Ausgabe
Der Todespilot
probte den Absturz
Le Bourget Der Germanwings-Unglückspilot Andreas Lubitz hat seine
tödliche Kursänderung laut einem
Ermittlungsbericht mehrfach unbemerkt getestet. Bereits auf dem
Hinflug nach Barcelona stellte der
27-Jährige den Autopiloten wiederholt für einige Sekunden auf die
Flughöhe von nur noch 30 Metern,
wie es im Zwischenbericht der französischen Flugsicherheitsbehörde
heißt. Dies ist die niedrigste Flughöhe, die bei diesem Flugzeug einstellbar ist. Zu bemerken waren diese
Manipulationen auf dem Hinflug
außerhalb des Cockpits nicht. Mit
genau dieser Manipulation ließ Andreas Lubitz die Maschine schließlich auf dem Rückflug nach Düsseldorf in den Alpen zerschellen. Alle
150 Insassen starben, darunter
72 Deutsche. (dpa)
»Panorama
Die gelbe Pollenwolke
Natur Warum der Blütenstaub so massiv auftritt und woher er kommt
VON ANDREAS SCHWARZBAUER
Augsburg Auch der gestrige Regenschauer konnte nicht alle Spuren der
gelben Pollenwolke wegwaschen,
die Anfang der Woche durch Bayern waberte. So viel Blütenstaub ist
schon länger nicht mehr durch die
Luft geflogen. Auf viele Autos, Terrassen und Gartenmöbel legte sich
eine feine, gelbe Staubschicht.
Verantwortlich dafür sind die
Fichten: Weil es in den vergangenen
Tagen sehr warm war, öffneten sich
deren männliche Blüten schlagartig
und schütteten ihre Pollen aus. „Sie
sind geradezu explodiert“, sagt Professor Günther Heubl, Botaniker an
der LMU München. „Es ist die
stärkste Blüte seit 2011“, bestätigt
Roland Baier vom Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht. Das
liegt zum einen an den günstigen
Witterungsverhältnissen. Der April
war relativ warm, sodass die Bäume
Blüten ansetzen konnten. Zum anderen kommt es bei der Fichte nur
alle drei bis vier Jahre zu einer in-
Viele Motorhauben waren voll mit den
gelben Pollen.
Foto: Imago
tensiven Pollenproduktion. Der oftmals verdächtigte Raps trägt dagegen keine Schuld daran. Er lässt seine Pollen nicht in großer Menge
vom Wind verteilen, sondern setzt
stattdessen auf die Bestäubung
durch Bienen.
Autofahrern dürfte egal sein, woher die Staubschicht auf ihren Motorhauben und Windschutzscheiben
kommt. Immerhin müssen sie, anders als bei Vogelkot, keine Angst
vor Lackschäden haben, erklärt Hubert Paulus vom ADAC. Auch für
Heuschnupfengeplagte gibt es gute
Nachrichten: Fichtenpollen enthalten keine Allergene. Und Anfang
Juni können auch die Autofahrer
wieder durchatmen. Dann endet die
Blütezeit der Fichte.
Söder: Geld ist da
für schnelles Netz
Augsburg Sind Gemeinden in unserer Region selbst schuld, wenn sie
ihren Bürgern kein schnelles Internet anbieten können? Ein Interview
unserer Zeitung mit Bayerns Finanzminister Söder (CSU) legt diesen Schluss nahe. Söder appelliert an
die Rathauschefs, sich intensiver um
Zuschüsse zu bemühen. „Das Geld
ist da; und die Gemeinden sollten es
auch abrufen“, sagte Söder. Derzeit
wird das zur Verfügung stehende
Volumen von 1,5 Milliarden Euro
bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Weil das Interesse am bayerischen Förderprogramm in Schwaben geringer ist als in anderen Bezirken, will Söder dort eine „zusätzliche Beratungsoffensive“ starten.
Zuletzt hatten Vertreter der regionalen Wirtschaft einen rascheren
Ausbau angemahnt.
»Wirtschaft
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