Unterfranken auf dem Weg

April 2015 9. Jahrgang
30
Unterfränkische Schule
Zeitschrift des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes - Bezirksverband des BLLV
Unterfranken auf dem Weg
Es fehlt vor allem an qualifiziertem Personal
Editorial/Inhalt
Liebe Kollegen,
ich habe im Duden den Lieblingsbegriff vieler Menschen, die sich mit
der Aura „Managertyp(in)“ bekleiden
wollen, nachgeschlagen: „on top.“ Bei
den Erklärungen heißt es: „Obendrein,
außerdem, zusätzlich, noch dazu. Der
Duden nennt sinnigerweise als Beispiel:
„Eine on top gezahlte Zulage.“ Auf on top gezahlte Zulagen oder
schlicht Anerkennung und Wertschätzung durch das Kultusministerium warten die meisten Kollegen im Schuldienst vergebens.
Im Gegenteil: „On Top“ kommen immer mehr Aufgaben dazu,
ohne dass etwas wegfällt. Wir sollten mal eine Liste machen,
eine Art Einkaufszettel, was die letzten Jahre zum Lehrerberuf
an Aktionen, Aktiönchen und Tests und Testchen dazu kam. Der
Zettel würde überproportional lang im Vergleich zur Breite ausfallen. Nur wenige Zeilen würden reichen, für das was weggefallen ist. Was die Arbeit erleichtert. Wie so vieles kommt On Top
die Inklusion dazu. Sie darf nur wenig kosten und muss schnell
funktionieren. Glauben Sie nicht, dass wir Inklusion nicht wollen.
Aber bitte dann planvoll und mit angemessenem Personalaufwand. Wir sehen die kleinen Menschen, die Inklusionskinder, die
bei ihren Freunden bleiben wollen und - wie Frank Tollkühn in
seinem Kommentar betont - eine passende sonderpädagogische
Förderung benötigen. On Top geht das nicht! Wir berichten in
diesem Heft von Inklusionshelfern, meistens Frauen, die unter
unsicheren Bedingungen mit Herzblut ihre Arbeit verrichten. Sie
wissen oft erst im September des neuen Schuljahres, ob sie
wieder gefragt sind. Unwürdig ist das Geschachere um jede
Stunde Schulbegleitung. Die Lehrerkollegen vor Ort werden ins
kalte Wasser geschmissen. Verheizt durch immer mehr Belastung. Viele wissen nicht, wie sie das noch schaffen können.
Wer es ernst meint mit der Inklusion, der muss eine optimale
Förderung für behinderte Kinder gewährleisten, damit ihnen
Inklusion nicht zum Nachteil gereicht. Ebenso dürfen die Lehrerkollegen vor Ort nicht noch mehr belastet werden. Dazu braucht
man, wie Schulamtsdirektor Zwicker im Interview betont: „Personal, Personal und nochmals Personal.“
Wer Inklusion „on top“ will, der kann es mit ihr nicht ernst meinen.
Joachim Huppmann
Chefredakteur
Unterfränkische Schule im Internet
Die vergangenen Ausgaben der Zeitung finden Sie im Web
unter: http://unterfranken.bllv.de/usch/index.shtml
2
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
Inhalt
THEMA
03
Kommentar: Bitte Verantwortung übernehmen
04
Fachtagung: Inklusive Schule
06
Fragen zum Begleitforschungprojekt B!S
09 Mittelschule Kitzingen: Kooperationsklassen
12 Die Aufgaben der Schulbegleiter
14 Interview mit Schulräteverbandsvorsitzenden
VERBAND
16
ULLV unterstützt Alumni-Netzwerk
16
Pensionisten besuchen alte Ausbildungsstätte
17 Gespräch mit dem Bereichsleiter Schule
18 Glosse: Der Sinn des Lebens
19 Mitgliederversammlung im KV Würzburg-Land
20 Gespräch im Zentrum für Lehrerbildung
21
Spendenlauf für BLLV-Kinderhaus in Peru
22 Gespräch mit Landtagsabgeordneten Felbinger
22 Termine zum Vormerken
IMPRESSUM
Herausgeber: Bezirksverband Unterfranken des Bayerischen Lehrerund Lehrerinnenverbandes BLLV, www.unterfranken.bllv.de
Vorsitzender: Gerhard Bleß
Hinterer Rosengarten 11; 97253 Gaukönigshofen
Telefon privat: 09337 2293; Telefon dienstl.: 0931 380-1761
Referat Öffentlichkeitsarbeit: Peter Nossol, Neubergstraße 7a,
97072 Würzburg, Tel.: 0931 72778; E-Mail: [email protected]
Redaktion: Joachim Huppmann, Linsenweg 7, 97332 Gaibach,
Tel.: 09381 715773, Fax: 09381 715773,
E-Mail: [email protected]
Druck und Layout: Druckerei Lang, Storchengasse 12-14,
97616 Bad Neustadt, Telefon 09771 6233-0, www.langdruck.de
Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich 8 +. Nichtmitglieder können die „Unterfränkische Schule“ bei der Redaktion bestellen. Namentlich
gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung der Verfasser dar. Die Zeitschrift
erscheint jährlich viermal.
Hinweis: Adressänderungen und sonstige Personalia bitte an:
Referat Mitgliederverwaltung und Statistik
Peter Kiesel, Wurmerich 14, 97720 Nüdlingen
Telefon privat: 0971 6993267, Telefax privat: 0971 69523
E-Mail: [email protected]
Veränderungen beim dienstlichen Einsatz und bei der Besoldung (Altersteilzeit, Kürzung der Versorgungsbezüge, Beförderung usw.) bitte dem zuständigen Kreiskassier mitteilen!
Thema
Bitte Verantwortung übernehmen
... meint Frank Tollkühn, Leiter der BLLV-Fachgruppe Förderschulen
„Inklusion
bedeutet, dass
Kinder mit ganz
unterschiedlichen Voraussetzungen
gemeinsam
lernen. Dieses
Prinzip wird
mittlerweiFrank Tollkühn
le in vielen
Klassenzimmern ganz selbstverständlich
umgesetzt“, berichtet das Ministerium
über die große Fachtagung im Februar in
Würzburg. Der Wissenschaftliche Beirat
gab zu seinem Forschungsprojekt für
inklusive Schulentwicklung einen ersten
Zwischenbericht und zeigte die Vielfalt der
inklusiven Möglichkeiten an Schulen. 450
Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren ein
Beweis dafür, dass Lehrkräfte der Thematik aufgeschlossen gegenüberstehen.
Unterschiedliche Erfahrungen
Bei Veranstaltungen sind die Gespräche
zwischen den Vorträgen und in den Pausen sehr aufschlussreich. Hier trifft man
auf Kolleginnen und Kollegen, die schon
viele Jahre im Unterricht die Idee der Inklusion umsetzen und Lernsituationen schaffen, bei denen die Kinder zur gleichen Zeit
an einem gemeinsamen Thema, aber mit
unterschiedlichem Niveau arbeiten. Auf
der Veranstaltung trifft man aber auch auf
Lehrkräfte, die sich von der Schulpolitik,
Verwaltung oder der eigenen Schule
zu wenig unterstützt fühlen und mit den
mangelhaften Bedingungen vor Ort kämpfen. In diesem Spannungsfeld von Erfahrungen, zwischen gelingenden Lern- und
Entwicklungsmöglichkeiten einerseits und
den erlebten Grenzen andererseits bewegen sich die inklusiven Bildungsreformen
bei uns. Dieses Spannungsfeld wird noch
dadurch verschärft, dass sich die Schülerschaft in den Grund-, Mittel- und Förderschulen in den letzten Jahren dramatisch
verändert hat.
Immer mehr junge Schülerinnen und Schüler mit schweren Verhaltensauffälligkeiten,
komplexen Beeinträchtigungen oder psychischen Störungen müssen beschult werden. Und die meisten allgemeinen Schulen
sind immer noch nicht mit ausreichenden
personellen, materiellen, organisatorischen
oder räumlichen Ressourcen ausgestattet.
Der Schulalltag stellt oft die Beteiligten
vor große Probleme. Vorbehalte und
Ängste sind daher immer noch vorhanden.
Diese Situation bedeutet für unsere Lehrkräfte eine große Belastung und erfordert
größtes, persönliches Engagement.
Der BLLV fordert daher von der Schulpolitik ein professionelleres Projektmanagement zur Umsetzung der wichtigen
Empfehlungen des Beirats, mit einem
durchdachten Projektplan und einer realistischen Zeitschiene. Wir verfolgen das
Ziel, dass Barrieren für das Lernen und die
Teilhabe von Schülerinnen und Schülern
mit sonderpädagogischem Förderbedarf
identifiziert und abgebaut werden. Nur so
können bei allen Beteiligten gegenseitiges
Verständnis und Wertschätzung wachsen.
Mehr Fachkräfte
Es bleibt die Frage, ob die Verantwortlichen die inklusiven Bildungsreformen
unterstützen wollen oder nicht. Ob sie
Verantwortung übernehmen wollen, damit
die Inklusion nicht zur Belastung für die
Gesundheit von Lehrkräften wird. Die
Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass
ohne ausreichende sonderpädagogische
Ressourcen, kleinere Klassen und Zeit für
Absprachen, Teamteaching oder Reflexion
gute Inklusion nicht erreicht werden kann.
Die Verantwortlichen müssen sich mehr
für Lehrkräfte einsetzen, sie vor übermäßigem Druck schützen und bei ihrer Professionalisierung weiter fördern.
Frank Tollkühn
Der Handlungsbedarf ist sehr groß. Trotzdem blieben konkrete Vorschläge des wissenschaftlichen Beirats bisher unberücksichtigt. In seinem 10-Punkte-Plan fordert
der Beirat u.a. mehr sonderpädagogische
Lehrkräfte für die Weiterentwicklung der
personellen Ausstattung von Schulen und
den verlässlichen Einsatz von weiteren
Fachkräften (z.B. Einsatz von heilpädagogischen Förderlehrkräften). Unverständlich,
dass die Politik nicht umfassendere Verantwortung übernehmen will und für diese
notwendigen Verbesserungen an Schulen
sorgt.
Verantwortung übernehmen
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
3
Thema
Auf dem Weg zur inklusiven Schule
Fachtagung in Würzburg – BLLV-Präsident Wenzel fordert mehr Mittel
Würzburg. Herausfordernd, spannend
und manchmal auch schwierig ist der
Weg bayerischer Schulen zur Inklusion.
Der bisherige Verlauf und weitere notwendige Schritte standen im Mittelpunkt einer
Tagung an der Universität Würzburg. Das
Interesse daran war gewaltig.
Eine Podiumsdiskussion zum Thema
„Inklusive Schule.“ Mit einem Vertreter aus
dem bayerischen Kultusministerium. Dem
Präsidenten des Bayerischen Lehrer- und
Lehrerinnenverbands. Einer Elternsprecherin. Und 450 Zuhörern, von denen 90
Prozent Lehrkräfte sind. Da sollten doch
eigentlich die Fetzen fliegen. Dass es
dazu nicht kam, kann eigentlich nur einen
Grund haben: Erschöpfung! Immerhin hatten die Beteiligten in den davor liegenden
sechs Stunden bereits zwei Expertenvorträge zum Thema Inklusion verfolgt, hatten
in einer Vielzahl von Workshops Beispiele
aus der Praxis kennen gelernt und waren
über das Forschungsprojekt BIS informiert
worden, das den Fortschritt der Inklusion
an Bayerns Schulen untersucht.
Oder sollte es doch daran liegen, dass
Bayern die Umsetzung äußerst pragmatisch angegangen ist und deshalb die
Diskussion sachlich und konstruktiv läuft,
wie Georg Eisenreich, Staatssekretär im
bayerischen Kultusministerium am Ende
des Tages sagte?
Großes Interesse
Gut 450 Lehrkräfte aus ganz Bayern
waren am 12. Februar nach Würzburg
gekommen zur Fachtagung „Bayern auf
dem Weg zu inklusiven Schulen.“ Dabei
war die Nachfrage so groß gewesen, dass
die Organisatoren vielen Interessenten
hatten absagen müssen. Eingeladen zu
der Tagung hatte das Institut für Sonderpädagogik der Universität Würzburg
– speziell die Mitglieder im Team des
Begleitforschungsprojekts Inklusive Schulentwicklung BIS, einem gemeinsamen
Projekt der JMU Würzburg und der LMU
4
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
München. Ziel sollte es sein, zum einen
den aktuellen Stand des Forschungsprojekts vorzustellen; zum anderen wollten
die Organisatoren „sowohl theoretisch
als auch sehr praxisnah Impulse für Lehrkräfte allgemeiner Schulen, Lehrkräfte
für Sonderpädagogik, Schulleiter und all
jene geben, die derzeit mit der inklusiven
Schulentwicklung befasst sind“, wie es in
dem Einladungsschreiben heißt.
Begleitforschungsprojekt
Auf drei Jahre ist das Forschungsprojekt BIS angelegt; mit vier aufeinander
abgestimmten Teilprojekten wollen die
Wissenschaftler Erfolgsbedingungen für
inklusionsorientierte Entwicklungen ermitteln und eine „inklusive Schulentwicklung
anstoßen“, wie Professor Reinhard Lelgemann, Inhaber des Lehrstuhls für Sonderpädagogik II an der Universität Würzburg,
in seinem Vortrag sagte. Lelgemann ist
mit Professor Erhard Fischer, Inhaber des
Lehrstuhls für Sonderpädagogik IV, Leiter
des Projekts auf Würzburger Seite.
Eines dieser Teilprojekte ist die Befragung
aller bayerischen Schulen zur Umsetzung
des inklusiven Gedankens. „Dabei ging es
darum, den Ist-Stand im Frühjahr 2014 zu
erfassen und die grundlegende Einstellung
der Schulleitungen kennen zu lernen“, so
Lelgemann.
Umfrage an 6000 Schulen
Erste Zwischenergebnisse dieser Umfrage stellten Lelgemanns Mitarbeiter Dr.
Christian Walter-Klose und Philipp Singer
in einem Workshop vor. Demnach haben
noch nicht alle „Kinder mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf“, wie es in
der Fachsprache heißt, Zugang zu allen
Schulen in Bayern, erläuterte Christian
Walter-Klose. Vor allem der Wechsel von
der Grundschule in eine weiterführende
Schule sei für sie noch mit zahlreichen
Hürden und Problemen verbunden.
6000 Schulen hatten die Wissenschaftler bayernweit angeschrieben; immerhin
1500 Schulleitungen hatten die OnlineFragebögen beantwortet. Von ihnen
gaben 70 Prozent an, dass an ihrer Schule wenigstens ein Kind mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf unterrichtet
werde. Ganze 16 Prozent allerdings hatten sich mit dem Thema „Inklusive Schule“
noch überhaupt nicht beschäftigt. Befragt
nach ihren Wünschen für die Umsetzung
des Inklusionsgedankens, standen die
Punkte „Bessere personelle und finanzielle
Ausstattung“ und „Mehr Angebote in der
Aus- und Weiterbildung“ ganz oben auf
der Liste, so Walter-Klose.
In weiteren Teilgebieten des BIS-Projekts
wollen die Sonderpädagogen eine Skala
entwickeln, die es ermöglicht, die inklusive
Qualität von Schulen und deren Entwicklungsstand abzubilden und einzuschätzen.
In der Teilstudie „Unterrichtsentwicklung“
wollen sie inklusiven Unterricht analysieren
und damit „Gelingensbedingungen von
Inklusion auf der Ebene von Unterricht“
identifizieren, wie Reinhard Lelgemann
sagte. Ziel sei es unter anderem, „praxistaugliche Hilfen für die Planung und
Durchführung inklusionsorientierten Unterrichts zu gewinnen.“
In zwei weiteren Teilprojekten stehen die
Zusammenarbeit der Lehrkräfte unterschiedlicher Schularten sowie schulische
und außerschulische Unterstützungssysteme im Fokus. Auf einem Abschlusskongress am 18. und 19. Februar 2016 wer-
Thema
die Möglichkeit zur Teilhabe. Dies bestätige auch die Tatsache, dass ein Großteil
der Förderschüler einen berufsqualifizierenden Abschluss erhielt und ihnen der
Wechsel in den Beruf gelinge. Auf diesen
Erfolgen ruhen sich die Förderschulen
nach seinen Worten allerdings nicht aus:
„Auch wir suchen nach besseren Antworten auf neue Herausforderungen.“
den die Wissenschaftler die Ergebnisse
ihrer Studien vorstellen – dann allerdings
an der LMU in München.
Kontroverse Diskussion
„Bayern auf dem Weg zur inklusiven
Schule. Herr Eisenreich, wie lange dauert das denn noch?“ Mit dieser Frage
konfrontierte bei der abschließenden
Podiumsdiskussion Moderator Dr. Michael
Spieker von der Akademie für Politische
Bildung Tutzing den Vertreter der Politik in
der Runde der sechs Teilnehmer, Staatssekretär Georg Eisenreich. „Es wird schon
noch ein bisschen dauern“, lautete dessen
Antwort. Auch wenn in Bayern mit Nachdruck an dem Thema gearbeitet werde,
könne man doch nur schrittweise vorankommen. Schließlich sei Schulentwicklung
immer „harte Arbeit.“
Mehr Tempo, mehr Geld
Etwas mehr Tempo in dem Prozess
wünschte sich Klaus Wenzel, Präsident
des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes. Seiner Meinung nach müssten
vier Bedingungen erfüllt sein, bevor
Bayerns Schullandschaft wirklich inklusiv
werden kann: Barrieren in den Köpfen
müssten verschwinden, Eltern mehr miteinander reden, Lehrer müssten besser
vorbereitet sein und der Staat müsse die
notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. „Wer Inklusion erfolgreich
machen möchte, muss Geld in die Hand
nehmen“, so Wenzel. Eine Aussage, für
die er großen Applaus erhielt.
Mehr Radikalität im Denken forderte Professor Ewald Feyerer, Leiter des Instituts
Inklusive Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich in
Linz. Seiner Meinung nach sei in Bayern
zwar das Recht auf Bildung für Menschen
mit Behinderungen zu 100 Prozent verwirklicht; was den Zugang zu Bildung
betrifft, sei jedoch gerade mal ein Grad
von 20 Prozent erreicht. Dass auch in
Förderschulen gute Arbeit geleistet werde,
wollte Feyerer nicht in Abrede stellen
– aber dort passiere das eben nicht in
Gemeinschaft mit anderen. „Erst müssen
alle räumlich beisammen sein. Dann kann
man sich Gedanken über die Qualität
machen“, so der Pädagoge.
Radikale Inklusion?
Den Gegenpart zu Ewald Feyerer hatte
Professor Bernd Ahrbeck bei der Podiumsdiskussion inne. Ahrbeck ist Inhaber
des Lehrstuhls für Verhaltensgestörtenpädagogik an der Humboldt-Universität
zu Berlin und hatte schon in seinem
Fachvortrag erkennen lassen, dass er
einer vollständigen Inklusion skeptisch
gegenüber steht. „Inklusion, wenn sie in
radikaler Form gefasst wird, ist ein realitätsuntüchtiges Ideal“, hatte er dort erklärt.
Schule müsse die Kinder auf die Anforderungen der Gesellschaft vorbereiten, und
in der sei Leistung gefordert. „Deshalb
müssen Schulen auch Bildungsstandards
als Grundlage unserer Kultur anerkennen“,
so Ahrbeck. Was Ewald Feyerer sofort
mit der Bemerkung quittierte: „Inklusiver
Unterricht geht auch mit Leistungsprinzip
– aber nicht im Sinne von Konkurrenz.“
Erfolgreiche Förderschulen
Auf die Erfolge bayerischer Förderschulen
wies Manfred Steigerwald, stellvertretender Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Förderschulen in katholischer
Trägerschaft, hin: „Kinder mit Förderbedarf
existieren. Unser System liefert eine gute
Antwort.“ In Förderschulen erhielten diese
Kinder eine optimale Unterstützung und
Eltern sind ungeduldig
„Wir sind ungeduldig, uns geht der Prozess viel zu langsam!“ Mit diesen Worten
machte Henrike Paede, stellvertretende
Landesvorsitzende im Bayerischen Elternverband, klar, was sie von Bayerns Weg
zu inklusiven Schulen hält. Zwar bewege
sich Bayern in die richtige Richtung –
leider aber nur in kleinen Schritten. Ihr
schwebt eine Schule vor, in der man
„jedes Kind mit seinen Fähigkeiten nimmt
und dementsprechend fördert.“ Wenn
heute 15 Prozent der Kinder in der Regelschule auffällig seien und damit 85 Prozent der Aufmerksamkeit eines Lehrers forderten, sei das ein Systemfehler. Richtige
Inklusion ist deshalb ihrer Meinung nach
„nicht mit nur einem Lehrer in der Klasse
möglich.“ Auch für diese Aussage gab es
kräftigen Applaus.
„Es ist keine leichte Aufgabe, ein über
Jahrhunderte gewachsenes Bildungssystem umzukrempeln.“ So könnte das Fazit
am Ende einer langen Fachtagung lauten.
Gesprochen hatte diese Worte ganz am
Anfang Unipräsident Alfred Forchel in seiner Begrüßungsrede. Um allen Menschen
eine angemessene und individuelle Entwicklung und Teilhabe zu ermöglichen, sei
eine Umorientierung nötig. An den Schulen laufe diese bereits, und auch die Universität mache sich darüber Gedanken, so
Forchel. Damit diese Aufgabe gelinge, sei
Austausch wichtig. Die Fachtagung habe
dafür die passende Bühne bereitet.
Gunnar Bartsch, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Universität Würzburg
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
5
Thema
Vielfalt an inklusiv ausgerichteten Angeboten
Fragen zum Begleitforschungsprojekt inklusive Schulentwicklung (B!S)
Prof. Lelgemann: An unserer Befragung
im Frühjahr 2014 nahm etwa ein Drittel
aller bayerischen Schulen teil. Dies bedeutet, dass ein Drittel aller Schulleiter sich
an unserer Untersuchung beteiligten. Es
zeigte sich, dass gut 70% aller allgemeinen Schulen der Stichprobe wenigstens
ein Kind mit einem gutachterlich festgestellten Sonderpädagogischen Förderbedarf unterrichten. 84% der beteiligten
Grundschulen werden von Kindern mit
einem sonderpädagogischen Förderbedarf besucht oder sie beschäftigen sich
mit deren Aufnahme. 16% der befragten
Schulleiter gaben an, sich nicht mit dieser
Frage zu beschäftigen.
Prof. Dr. Reinhard Lelgemann, Lehrstuhl für Sonderpädagogik II, Körperbehindertenpädagogik, JuliusMaximilian-Univiersität Würzburg
Würzburg/München. Im „Begleitforschungsprojekt inklusive Schulentwicklung
(B!S)“ wird in Kooperation der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und der Ludwig-Maximilians-Universität München von
den Professoren Erhard Fischer, Ulrich
Heimlich, Joachim Kahlert und Reinhard
Lelgemann die inklusive Schulentwicklung
in den bayerischen Schulen wissenschaftlich begleitet. Die fünf Einzelprojekte des
Forschungsprojekts werden erst Ende
Januar 2016 abgeschlossen sein. Auf der
Tagung im Februar dieses Jahres in Würzburg konnten erste Zwischenergebnisse
vorgestellt werden. Die Abschlusstagung
findet am 18./19. Februar 2016 an der
Ludwig-Maximilians-Universität in München
statt. Die Unterfränkische Schule befragte
die vier Hochschulvertreter zu ersten
Ergebnissen sowie den aktuellen Stand
der Forschungsprojekte.
In einem kooperativen Forschungsprojekt
der Universitäten München (LMU) und
Würzburg (JMU) zum Thema Inklusive
Schulentwicklung wurden rund 1500
Schulen zur Umsetzung des inklusiven
Gedankens befragt. Was sind wesentliche Ergebnisse dieser Umfrage?
6
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
Hauptintegrationsform ist die Einzelintegration, wobei die Qualität der schulischen Integration bzw. Inklusion von den
Schulleitungen unterschiedlich beurteilt
wird. Es fanden sich zahlreiche Hinweise,
dass aus Sicht der beteiligten Schulleitungen mehr Ressourcen notwendig sind.
Umgekehrt wurde dies häufig als Grund
für Ablehnungen von Aufnahmeanfragen
angegeben. Als weitere Gründe für Ablehnungen wurden benannt, dass der Förderbedarf zu hoch schien oder auch formale
Gründe, wie die Sprengelzugehörigkeit.
Derzeit stellt ein großes Problem die Situation des Wechsels von der Primarstufe
in die weiteren allgemeinen Schulen dar.
Während es in Grundschulen schon häufig inklusive Beschulungen gibt, mangelt
es an diesen Angeboten in den weiterführenden Schulen (mit und ohne Profil).
Auch viele Förderschulen engagieren sich
für Inklusion: 90% haben einen MSD,
78% der Förderschulen haben eine Partner- oder Kooperationsklasse; engagieren
sich in der Zusammenarbeit mit Profilschulen oder sind offen für Kinder ohne
Behinderung. Die befragten Schulleiter
erwarten deutlich mehr Unterstützung für
die Entwicklung inklusiver Bildungsangebote. Benannt werden hier verbesserte
personelle Ressourcen, mehr Zeit für alle
Beteiligten, deutlich mehr Fortbildung und
Verbesserungen in der Ausbildung. Ebenfalls benannt wird der Wunsch, stärker mit
Eltern zu kooperieren sowie Spezialisten
einbeziehen zu können.
Auch die inklusive Qualität von Schule
und Unterricht ist Gegenstand der Forschungen. Wann ist inklusiver Unterricht
in Ihren Augen gelungen?
Prof. Heimlich: Innerhalb der Teilstudie
„Qualitätsskala inklusive Schulentwicklung
(QU!S)“ wird von Prof. Ulrich Heimlich
und Dr. Christina Ostertag der Zusammenhang von Inklusion und Qualität
von Schulen untersucht. Zugrunde liegt
die Annahme, dass gute Schulen gute
Voraussetzungen bieten, um sich mit der
inklusiven Schulentwicklung zu beschäftigen. Aber auch umgekehrt gilt: Schulen,
die sich für die inklusive Schulentwicklung
entscheiden, verbessern ihre pädagogische Qualität. Dazu ist ein Messinstrument entwickelt worden, dass derzeit in
60 Schulen mit Profil Inklusion in ganz
Bayern überprüft wird. In diesen Schulen
werden jeweils 2 Stunden Unterrichtshospitation, ein Gespräch mit der Klassenleitung und den sonderpädagogischen
Lehrkräften sowie ein Gespräch mit der
Schulleitung durchgeführt. Prof. Dr. Erhard Fischer, Lehrstuhl für Sonderpädagokik IV, Geistigbehindertenpädagogik und – didaktik, Julius-Maximilian-Univiersität Würzburg
Thema
Prof. Kahlert: Unterrichtsqualität ist der
Dreh- und Angelpunkt für die Entwicklung
von Schule, insbesondere auch unter
dem Aspekt von Inklusion. Die Teilstudie
„Unterrichtsentwicklung“ wird von Prof.
Dr. Joachim Kahlert und Eveline Kazianka durchgeführt. Sie hat zum Ziel, einen
Einblick in Umsetzungen inklusionsorientierten Unterrichts zu gewinnen, um
Gelingensbedingungen zu ermitteln und
praxistaugliche Hilfen für die Planung und
die Durchführung inklusionsorientierten
Unterrichts zu erarbeiten. Dazu werden
themenzentrierte Leitfadeninterviews mit
Lehrkräften geführt und ausgewertet.
Auf der Fachtagung „Bayern auf dem
Weg zur inklusiven Schule“ im Februar
wurde ebenfalls über das Thema der
Kooperation zwischen den unterschiedlichen Lehrergruppen gesprochen. Mit
welchem Ergebnis?
Prof. Fischer: Auch der beste Lehrer
ist dauerhaft damit überfordert eine heterogene Gruppe von Schülern zu unterrichten, allen Bedarfslagen gerecht zu
werden. Daher müssen hier Regel- und
Förderschulen möglichst gut zusammenarbeiten, denn Kooperationsbereitschaft
und -fähigkeit ist eine absolut notwendige
Voraussetzung für das Gelingen von inklusiver Erziehung und Bildung.
Wie dies derzeit in den unterschiedlichen
inklusiven „settings“ in Bayern gelingt,
und welche Hindernisse es hier noch
gibt (Klassenzusammensetzung; Anzahl
der Stunden, wo eine Klasse personell
doppelbesetzt ist, Entlastungsstunden für
Vor- und Nachbereitungen, Unterstützung
durch Schulleitung und Regierung) wird
in einem Teilprojekt unter meiner Leitung
untersucht.
Lehrerkräfte wünschen sich mehr Angebote rund um das Thema Inklusion in
Aus- und Weiterbildung. Kann die Universität den Lehrkräften - vor allem in der
dritten Phase der Lehrerbildung - Angebote machen?
Prof. Heimlich, Prof. Kahlert: In der
Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte müssen die vorhandenen Strukturen
bayernweit intensiv genutzt und weiter
entwickelt werden. In der 1. Phase der
Lehrerbildung bedarf es besonders eines
Studienangebotes zur inklusiven Pädagogik und zu sonderpädagogischem Basiswissen für alle Lehramtsstudiengänge.
Am sinnvollsten wird es sein, wenn dieser
Schwerpunkt in das „Erziehungswissenschaftliche Studium (EWS)“ aufgenommen und prüfungsrelevant verankert wird.
Ein Organisationsmodell dazu hat der
Wissenschaftliche Beirat „Inklusion“
vorgelegt. In den sonderpädagogischen
Studiengängen sind ebenfalls Inhalte der
inklusiven Pädagogik zu verankern und
eine Ausweitung des Studienangebotes
auf zwei sonderpädagogische Förderschwerpunkte vorzunehmen.
Des weiteren kommt es darauf an, Lehramtsstudierenden die Möglichkeit zu
geben, in fachdidaktischen Veranstaltungen den Bildungsauftrag von Schule
unter Einbeziehung sonderpädagogischer
Expertise zu reflektieren und mit Bezug
auf ihre jeweiligen Unterrichtsfächer exemplarisch zu planen, umzusetzen und zu
analysieren.
In der 2. Phase der Lehrerbildung sollten
Lehramtsstudierende aller Lehrämter Gelegenheit haben, sich auf den inklusiven
Unterricht in allen Schulformen vorzubereiten. Dazu ist es ebenfalls erforderlich,
dass Prüfungsstunden im inklusiven Unterricht abgehalten werden dürfen.
In der 3. Phase der Lehrerbildung ist es
neben Mentoring-Modellen in der Kooperation von Lehrkräften unterschiedlicher
Schulformen und dem damit verbundenen
Kompetenztransfer zwischen verschiedenen Qualifikationsprofilen unbedingt
erforderlich, dass die vorhandenen Fortbildungsstrukturen für Lehrkräfte sowohl
überregional als auch regional und lokal
genutzt werden, um innovative Fortbildungsmodule zum inklusiven Unterricht
und zur inklusiven Schulentwicklung zu
implementieren. Lehrerfortbildung zur
inklusiven Schule darf sich nicht auf den
Erfahrungsaustausch der Lehrkräfte aus
inklusiven Schulen und die schulrechtlichen Grundlagen beschränken. Lehrkräfte in inklusiven Schulen benötigen konkrete Handreichungen für den inklusiven
Unterricht.
Prof. Dr. Ulrich Heimlich, Lehrstuhl für Lernbehindertenpädagogik, Ludwig-Maximilian-Universität
München
Kontrovers diskutiert wird der Grad der
Inklusion. Die einen fordern eine radikale
Inklusion von Kindern mit Förderbedarf,
was letzten Endes das Aus für die Förderschulen bedeuten würde. Die anderen
halten diesen Vorschlag für realitätsfern
und verweisen auf die Erfolge der Förderschulen. Wo stehen Sie?
Prof. Lelgemann: Diese in der bildungspolitischen Diskussion oft dargestellten
Gegensätze finden sich in unserer Befragung aus Sicht der Schulleiter nicht wieder. Hier finden sich nur graduelle Unter-
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
7
Thema
Vorstellbar sind hier unterschiedlichste
Modelle von der selbstverständlichen
Inklusion bis hin zu zeitweise genutzten
Abteilungen für einzelne Schulen, eigenen
kleineren Förderbereichen in Allgemeinen
Schulen oder auch kleinen exklusiven
Förderschulen, die in dieser Breite in allen
in der Literatur beschriebenen und von
uns besuchten Staaten durchaus etabliert
sind.
Prof. Dr. Joachim Kahlert, Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und –didaktik, Ludwig-MaximilianUniversität München
schiede zwischen den Schulleitungen von
Förder- und Allgemeinen Schulen. Auch
wenn anerkannt wird, dass Allgemeine
Schulen Schulen aller Kinder werden
sollten, und dies ist auch meine Meinung,
so werden in der Praxis aber spezialisierte
Systeme wohl dauerhaft weiterhin erforderlich bleiben. Diese Haltung findet sich
auch in den Antworten der hier befragten
bayerischen Schulleitungen. Persönlich
habe ich Allgemeine Schulen kennenlernen dürfen, denen es in den letzten
30 Jahren gelungen ist, sich für fast alle
Schülergruppen zu öffnen und ihnen angemessene Bildungsangebote zu offerieren.
Hierfür bedarf es einer akzentuierten deutlichen Entwicklung hin zu einer inklusiven
Schule, wie wir sie z.B. mit dem Leitfaden
zur inklusiven Schulentwicklung des Wissenschaftlichen Beirats vorgeschlagen
haben.
Wenn sich möglichst alle Schulen auf
diesen Weg machen würden, wären deutlich weniger besonders exklusive Förderschulen notwendig. Auf dem Weg dorthin
wäre es sicherlich sinnvoll, wenn Förderschulen und Allgemeine Schulen in deutlich höherem Maß kooperieren würden.
8
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
Prof. Fischer: Wenn man Inklusion eng
fasst, ist darunter auch eine möglichst
wohnortnahe Beschulung an der nächstgelegenen Regelschule zu verstehen - die
UN-Behindertenrechtskonvention fordert
hier auf, einen Zugang zu schaffen zu
„einem integrativen, hochwertigen und
unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen.“
Wie der wissenschaftliche Beirat in seinem Abschlussbericht in Kapitel 2 aber
deutlich beschrieben und begründet hat,
ist ein gemeinsamer Unterricht, ein soziales Leben und Lernen in der Klassengemeinschaft und in einer Schule zwar sehr
wichtig und erstrebenswert, dabei aber
darf keineswegs die Qualität von Bildung
und Erziehung zu kurz kommen; es gilt
immer dem Bedarf und den Bedürfnissen
eines jeden Schülers zu entsprechen,
und dies erscheint in manchen Fällen, bei
Schülern mit einem sehr hohen Förderbedarf an Regelschulen (noch) nicht oder
nur bedingt möglich. Wenn z.B. derzeit in
den Schulen mit Profil Inklusion nur ein(e)
Förderschullehrer(in) mit halber Stelle,
also mit 13 Stunden eingesetzt ist, und
der/die dann häufig für über 10 Schüler in
ganz unterschiedlichen Klassen zuständig
ist, kann es schnell dazu kommen, dass
ein Schüler mit Förderbedarf „zu kurz“
kommt.
Daher macht es Sinn, wenn Bayern
neben der Schule mit dem Profil Inklusion
eine Vielfalt an inklusiv ausgerichteten
Organisationsformen bereit stellt (wie
Kooperations- und Partnerklassen, offene
Klassen und Einzelintegration) und auch
Förderschulen nicht gänzlich abschaffen
will, und es gilt dann für jeden einzelnen
Schüler den „für ihn“ besten Lernort zu
finden. Und dann ist zu bedenken: Eine
solche Entscheidung sollte und darf nicht
ohne die Eltern getroffen werden, ihnen
sollten wir eine Wahlmöglichkeit einräumen (sonst ist es doch wie früher, wo alle
„Behinderten“ zur Sonderschule mussten
– nur umgekehrt).
Interviewfragen: Peter Nossol
FAQ zur Inklusion
Würzburg. Mit dem Thema Inklusion
muss sich früher oder später jede Lehrkraft beschäftigen. Die Arbeitskreise
Inklusion im BLLV und ULLV hat die
häufigsten Fragen und ihre Antworten in
einem FAQ zur Inklusion zusammengestellt. Fragen Sie ihren ULLV-Kreisvorsitzenden, die ULLV-Schulvertrauensleute
oder wählen Sie auf der Internetseite
www.bllv.de im Bereich Schule das
Stichwort Inklusion.
Gegliedert in die Bereiche Schulbegleitung, Leistungsbewertung, Abgren-
zung als Lehrkraft, Nachteilsausgleich,
Unterstützungsmöglichkeiten, Rechte
der Eltern, Einschulungsverfahren/
Schulpflicht, Wiederholen einer Jahrgangsstufe, Klassenbildung, Fragen zum
Unterricht und Sonstiges werden immer
wieder auftretende Fragen kurz und
knapp beantwortet. Diese Hilfestellung
soll Umsetzungs- bzw. Handlungsmöglichkeiten im schulischen Alltag der
allgemein bildenden Schulen aufzeigen.
Die Entscheidung in der Umsetzung und
Handhabung muss jedoch im Einzelfall
erfolgen.
Thema
Talente fördern im Team
Mittelschule Kitzingen-Siedlung: gute Erfahrungen mit Kooperationsklassen
Anspruch auf zwei MSD-Stunden auf
jeden Fall eingelöst.
Nicht alle rappen mit
Wer aus der Mittelschule und wer aus dem Förderzentrum stammt, fällt zunächst in keiner Weise auf.
Kitzingen. „Please get up!“ 23 Mädchen
und Jungs der 6b erheben sich von ihren
Plätzen. „Good morning boys and girls“,
begrüßt sie Christina Feige. „Good morning Mrs. Feige and Mrs. Herz“, schallt es
zurück. Es ist Mittwochmorgen kurz nach
zehn. In der Kooperationsklasse der Mittelschule Kitzingen-Siedlung steht „Englisch“
auf dem Stundenplan. Zwei Pädagoginnen
befinden sich im Klassenzimmer: Klassenlehrerin Christina Feige und Isabell
Herz vom Mobilen Sonderpädagogischen
Dienst (MSD).
Seit 2011 arbeitet die Mittelschule kontinuierlich mit dem sonderpädagogischen
Förderzentrum Erich Kästner Schule Kitzingen zusammen. Davor gab es bereits
einzelne sporadische Kooperationen. Das
Förderzentrum befindet sich direkt gegenüber der Mittelschule und wird von Schülerinnen und Schülern mit Lernschwierigkeiten sowie emotionalen und sozialen
Problemen besucht.
Heuer wird erstmals in doppelter Hinsicht kooperiert, erläutert Bernd Lussert,
Konrektor der von fast 200 Schülern
besuchten Mittelschule: „Wir haben neben
der Kooperationsklasse in diesem Schuljahr auch noch eine Partnerklasse.“
Der Unterschied ist letztlich ein rein
rechtlicher: Während die vier Schüler der
Kooperationsklasse offiziell der Mittelschule angehören, sind die sechs Schüler der Partnerklasse weiterhin bei der
Erich-Kästner-Schule registriert. Isabell
Herz unterstützt die Mittelschullehrer in
beiden Klassen. Zwei MSD-Stunden pro
Woche stehen jedem Schüler zur Verfügung. Dies gilt natürlich nicht nur für die
Kooperations- und Partnerklasse. Auch
in anderen Klassen gibt es Kinder mit
diagnostiziertem Förderbedarf, die MSDUnterstützung erhalten können.
Der Unterschied besteht im Anspruch
auf MSD-Stunden. Die stehen unter
Haushaltsvorbehalt und sind unterfrankenweit gedeckelt. Was bedeutet, dass
nicht jedes Kind mit Förderbedarf in
den Genuss einer ausreichenden Unterstützung kommt. Oft erhält es nur eine
MSD-Wochenstunde. In Kooperationsund Partnerklassen allerdings wird der
Die Schüler aus der Kooperationsklasse
von Christina Feige sind gerade dabei,
einen englischen Rap aufzusagen. Allzu
schmissig kommt der allerdings noch
nicht rüber. „Ihr klingt wie ein Knabenchor!“, spöttelt die Lehrerin. Das geht
doch garantiert besser! Im zweiten Anlauf,
wenn auch noch die Hände klatschend zur
Hilfe genommen werden, klingt der Rap
tatsächlich wie ein Rap. Wobei der Raptext nicht aus allen Kehlen schallt. Einige
Schüler haben sich nicht vorbereitet. Sie
bewegen bloß den Mund. Und hoffen,
noch mal davonzukommen. Aber natürlich
bleibt das angesichts von vier Lehreraugen nicht unbemerkt. „Da haben einige
wohl nicht gelernt“, konstatiert Christina
Feige, lässt die Sache aber zunächst auf
sich beruhen.
Zu Beginn, so Konrektor Lussert, war es
für die Lehrkräfte ziemlich zeitaufwändig,
die Kooperationsklassen zu organisieren.
Viel Zeit braucht es zum Beispiel, um die
Förderpläne gemeinsam zu schreiben.
Inzwischen ist vieles Routine und der
Aufwand hält sich in Grenzen. Unterm
Strich profitieren alle Beteiligten vom
„Zusammenraufen.“ Nicht zuletzt natürlich
die Schüler. Der Begriff „soziales Lernen“,
gibt Lussert zu, sei für ihn erst durch die
intensive Kooperation mit dem Erich-
Ein Tippen auf diesen Zettel genügt, und der Junge
mit ADHS, vor dem das Papier auf der Bank klebt,
ist wieder bei der Sache.
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
9
Thema
Isabell Herz (links) und Christina Feige haben in der Englischstunde intensiv Zeit, sich um die Schüler zu kümmern.
Kästner-Förderzentrum richtig mit Leben
gefüllt worden.
Christina Feige wirft soeben mit dem
Overhead-Projektor Wortzeilen an die
Wand. Das schaut ganz schön verwirrend
aus. Welches Wort steckt zum Beispiel
hinter „SKACE“? Die Schüller wissen nur,
dass es sich um etwas zum Essen oder
Trinken handelt. Doch was? Nach einigen Sekunden Grübeln gehen die ersten
Hände hoch: „Cakes!“
bevorzugt vorkommen. Aber auch die
unterschiedlichen Verhaltensweisen werden im Klassenrat thematisiert. Durch die
Kooperation gibt es Jungs und Mädels,
denen mitunter eine ganze Menge Blödsinn einfällt. Lussert: „Das sollten nun aber
die anderen nicht als Alibi dafür nehmen,
selbst Blödsinn zu machen.“
Eben nimmt Christina Feige Yannik dran.
Der hat ein weiteres Wort entschlüsselt
und ruft nun einen Mitschüler auf. Das ist
in der Kooperationsklasse so üblich: Die
Kinder nehmen sich, nachdem der erste
von der Lehrerin aufgerufen wurde, gegenseitig dran. Voraussetzung ist allerdings,
dass sich die, die etwas wissen, leise mel-
Diskussionen im Klassenrat
Seit in Kitzingen Kooperationsklassen
existieren, gibt es auch einen Klassenrat.
Das hat sich Lussert zufolge sehr bewährt.
Denn es gibt viel zu klären, wenn Kinder
mit ganz unterschiedlichem Hintergrund
zusammentreffen. Warum bekommen
die einen leichtere Matheproben als die
andern? Warum dürfen sie sich mehr Zeit
lassen? Warum bekommen sie manchmal
sogar einen Tipp von der Lehrerin? Sinn
und Zweck von Differenzierung muss
verständlich gemacht werden. Und zwar
in einer Weise, dass die „Starken“ sich
nicht überlegen oder benachteiligt und die
Schwächeren sich nicht bloßgestellt oder
10
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
Während Isabell Herz ein Tafelbild anfertigt, setzt sich Christina Feige zu diesem Mädchen und schaut, ob
sie mit der Aufgabe klarkommt.
Thema
den. Und das ist für einige der Kinder ein
Kunststück. Isabell Herz kennt ihre Pappenheimer. Sie geht, während ihre Kollegin
unterrichtet, langsam durch die Reihen.
Manchmal legt sie einem Kind einfach nur
sacht die Hand auf die Schulter. Das hilft,
zu beruhigen.
Den Quali in der Tasche
Für Bernd Lussert war es in den drei Jahren, als er selbst in Kooperationsklassen
unterrichtete, faszinierend zu erleben, welche beeindruckenden Fähigkeiten gerade
die Schüler der Erich-Kästner-Schule mitbrachten. Ein Mädchen, die bisher einzige,
die im vergangenen Jahr sogar den Quali
schaffte, hatte zum Beispiel schon früh auf
ihre kleinen Geschwister aufpassen müssen: „Sie war die geborene Streitschlichterin.“ Auch wenn sie keine entsprechende
Schülerausbildung durchlaufen hatte. Ein
anderer Schüler verbrachte viel Zeit mit
seinem Vater, um tolle Sachen zu basteln.
Diesbezüglich hatte er den meisten seiner
Klassenkameraden eine Menge voraus.
„Now we play a game!“, verkündet Christina Feige soeben. Das Spiel heißt:
„Find someone who...“ Es geht darum,
Menschen zu finden, die besondere kulinarische Vorlieben haben. Die etwa gern
Milch, Käse, Hamburger oder Fish & Chips
essen. Die Schüler verlassen ihre Plätze,
schwärmen durch die Klasse und fragen
gegenseitig ihre Vorlieben ab. Das bringt
Bewegung in die Stunde. Und macht großen Spaß.
Selbstverständlich werden auch die Lehrerinnen in das Spiel einbezogen.
In der Kitzinger Mittelschule würde man
sich wünschen, dass noch viel mehr
gemeinsam unterrichtet wird. Die Teilnahme an einer einzigen Stunde genügt, um
zu verdeutlichen, wie sinnvoll es wäre,
Team-Teaching zum Prinzip zu machen.
So ist Isabell Herz, während ihre Kollegin
unterrichtet, vollauf damit beschäftigt,
die Schüler in der Klasse zu beobachten.
Zu schwer? Sollte dieser Junge, der sich voreilig gemeldet hatte, die Antwort auf die gestellte Frage doch
nicht wissen, nimmt er von sich aus einen Mitschüler dran.
Sie entdeckt momentane „Hänger“, die
sonst niemals zutage gefördert worden
wären - schließlich können die Augen einer
Klassenlehrerin unmöglich auf 23 Kindern
gleichzeitig liegen.
Chancen erhöhen
Für die vier Schüler des Erich-KästnerFörderzentrums wäre es zum Beispiel gut
gewesen, wären beim Wortschlangenspiel
die Anfangsbuchstaben des jeweiligen
Wortes innerhalb der Schlange fett
markiert gewesen. Denn so, wenn alle
Buchstaben gleich ausschauen, tun sie
sich sehr schwer, das versteckte Wort zu
finden. Die anderen Kinder waren immer
schneller, sie selbst hatten kaum eine
Chance, das Wort zu erraten, fand Isabell
Herz heraus.
Aufmerksam hört die Sonderpädagogin
zu, wenn die Schüler sich gegenseitig vorlesen, was sie über die Lieblingsspeisen
ihrer Klassenkameraden herausgefunden
haben. „Mrs Feige like...“ Viele vergessen
das „s“ der dritten Person Einzahl. Während die Zettel vorgelesen werden, geht
Isabell Herz an die Tafel und bringt neben-
bei eine übersichtliche Darstellung an, die
zeigt, wann das „s“ an „like“ angehängt
werden muss und wann nicht.
Nicht wenige Schüler aus der ErichKästner-Schule leiden an ADHS. Auch
in der Kooperationsklasse befindet sich
ein solches Kind. Oft driftet der Junge
gedanklich ab. Dann ist er weit weg von
dem, was gerade besprochen wird. Ist
dies wieder einmal der Fall, geht Isabell
Herz leise zu ihm und tippt vor ihm auf die
Bank. Dort befindet sich, mit Klebestreifen
befestigt, eine kleine grüne Karte, auf der
steht: „Was sollst du tun?“ Der Tipp auf
die Karte genügt, und der Junge ist wieder
bei der Sache.
Das Engagement von Erich-KästnerFörderzentrum und Mittelschule KitzingenSiedlung zahlt sich aus. Viele Schüler
mit sonderpädagogischem Förderbedarf
schafften es nach zwei Schuljahren, in eine
reguläre Klasse der Mittelschule zu wechseln. Gelingt dies, steht dem Hauptschulabschluss fast nichts mehr im Weg.
Text und Fotos: Pat Christ
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
11
Thema
„Ohne uns gäbe es keine Inklusion“
In Volkach betreuen drei Schulbegleiterinnen Inklusionskinder
Schulbegleiterin Gabi Bergauer mit Karl
Volkach. Gabi Bergauer geht jeden
Morgen am Lehrerzimmer vorbei. Wie die
Klassenlehrerin arbeitet sie in der Klasse
3c. Ihr Ziel ist nicht das Lehrerpult, sondern ein Schülerplatz. Sie ist Schulbegleiterin für die Mukoviszidose-kranken Zwillinge Karl und Franz. Ihre „Behinderung“
ist ein Gendefekt, der sich unter Anderem
in Lungenproblemen äußert. So hat sie
sich darum zu kümmern, dass sich die
beiden Jungs keine Infektion der Lunge
einfangen.
Ihr Immunsystem ist nicht stabil, und
Abläufe im Stoffwechsel sind anders als
bei „gesunden“ Kindern. „Selbst das Tafelwischen muss gut geplant werden.“ Die
anderen Kinder müssen sich direkt danach
die Hände waschen. Der nasse Schwamm
muss immer im genügenden Abstand zu
den Kindern liegen. Man müsse immer
höchst aufmerksam sein, so Bergauer, da
12
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
man die Gefährdung den meist quietschfidelen Kindern nicht anmerke.
Im Unterricht gelten die Schulbegleiterinnen auch für andere Kinder als Hilfspersonen für alle Eventualitäten des Alltags.
Von Hilfslehrerin bis „Tuddel-Oma“ ist
alles drin. Natürlich nur unter der Bedingung, dass das „eigene“ Inklusionskind
absoluten Betreuungsvorrang hat. Bei
Unruhe in der Klasse leiden die drei
Damen genauso wie die Klassenleiterinnen. So kommt es schon mal vor, dass
sie am Ende des Tages ebenso fertig sind
wie die Lehrkraft. „Wir erfahren das, was
in der Klasse los ist, an der eigenen Haut“,
sinniert Ingrid Scott.
Die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften
sei reibungslos und absolut kein Problem, so die Schulbegleiterinnen. Viele
Lehrer hätten am Anfang Angst. Es sei
eine Art Prüfungssituation, wie im Seminar oder Beurteilungsbesuch, so etwas
wie ein Damoklesschwert, welches über
einem schwebt, wenn plötzlich noch eine
Erwachsener hinten in der Klasse sitzt.
„Die Nöte der Kinder sind
das, was mich manchmal
fertig macht!“
Ingrid Scott ist ebenfalls Schulbegleiterin.
Sie würde den Kindern gerne mehr helfen.
Ihr Schützling ist geistig-emotional behindert und hat seine liebe Not, sich in die
Klasse einzufügen und dem Unterricht zu
folgen. Wenn der Kleine hippelig wird, hat
sie alle Hände voll zu tun, dass der Unterricht halbwegs fruchtet. Auch auf dem
Pausenhof ist Ingrid Scott dabei. Wenn
es mal Krach gibt, unterstützt und reguliert
sie ihren Schützling auch emotional.
Thema
Barbara Dinkhoff ist die dritte Schulbegleiterin und die „Schulmama“ für ein
geistig behindertes Mädchen, welches
soeben die vierte Klasse wiederholt, um
im kommenden Jahr auf die Mittelschule
zu wechseln. Sie versucht zunächst mit
ihrem Kind, im Klassenverband mitzuarbeiten. Klappt das nicht, bietet sie ein
eigenes Lernprogramm an. Bild Barbara
Dinkhoff mit Differenzierungsmaterial. Die
Montessori-Pädagogin nutzt dazu Differenzierungsmaterialien, die vom Mobilen Sonderpädagogischen Dienst erstellt wurden.
Sonst sitzt sie neben dem Kind, erklärt
den Unterrichtsstoff nochmal einfacher,
oder ermutigt das Mädchen, sich noch
weiter durchzubeißen.
Ebenso unterschiedlich wie die Kinder, die
die drei Schulbegleiterinnen betreuen, war
ihr Einstellungsverfahren. Gabi Bergauer
ist den Eltern von Karl und Franz persönlich bekannt. Vor ihrer Tätigkeit als Schulbegleiterin war sie jahrelang als Lese- und
Rechenpatin für einzelne lernschwache
Kinder in der Schule tätig. Die MontessoriPädagogin Barbara Dinkhoff war viele
Jahre in der Eltern-Kind-Arbeit beschäftigt,
Erfahrungsaustausch: die Schulbegleiterinnen Barbara Dinkhoff und Gabi Bergauer
bis sie eine erste Anfrage der MontessoriSchule in Würzburg erreichte. Sie ist über
den Würzburger Verein „Fortschritt“ eingestellt. Dort werden auch Fortbildungen
für Schulbegleiter angeboten.
Fakt ist: Die Schulbegleiter (SB) werden
von unterschiedlichsten Trägern, Vereinen
bis hin zu Gemeinden und Privatpersonen
eingestellt. Gemeinden agieren beispielsweise als Arbeitgeber für SB, wenn die
Eltern von Inklusionskindern damit überfordert wären. Die Inklusionshelfer werden
allesamt von Geldern der Regierung
bezahlt. Die wiederum achtet sehr darauf,
dass mit den Geldern sparsam gewirtschaftet wird. Die wenigsten SB können
sagen, mit wie vielen Stunden sie im nächsten Schuljahr beschäftigt werden.
„Es wird um jede Stunde
Schulbegleitung gefeilscht.“
Schulbegleiterin Ingrid Scott
Über allen liegt der Schatten der Stundenkürzung. Es stellt sich die Frage, ob die
Eltern, die in der Lage sind, sich gegenüber dem Aufwandsträger gut zu artikulieren mehr für ihre Kinder rausholen können,
als Kinder, deren Eltern wenig präsent
sind, die Betreuung aber bitter nötig hätten. Wenn das zu betreuende Kind mal
krank ist, sieht es für die von privat angestellten Schulbegleiter mau aus. Sie werden nicht gebraucht und „dürfen“ daheim
bleiben. Ist man vom richtigen Trägerverein angestellt, bekommt man zumindest
eine gewisse Zeit Lohnfortzahlung oder
wird an eine andere Schule vermittelt. Ob
die Inklusion denn angekommen sei, frage
ich Barbara Dinkhoff. „Wir sind auf dem
Weg....“, antwortet sie. Noch zu oft müsse
sie sich rechtfertigen, warum dieses Kind
an eben dieser Schule ist.
Was Schulbegleiter müssen und dürfen
ist vielfach nicht genau geregelt. Keiner
der drei SBs mit ihren Klassenlehrerinnen
arbeitet nach einer Do- oder Don´t-Liste.
Tatsache ist, dass sie eng kooperieren
und zum Gelingen der Situation Inklusion
beitragen. Das klappt solange gut, wie
offen und vertrauensvoll kommuniziert
wird. Der vermeintliche Mangel an minutiösen Regelungen, so sind sich die betroffenen Lehrer und Schulbegleiter einig
ist eine Chance für das Gelingen einer
Sache, die trotz Billigmodell auf Erfolgskurs ist.
Joachim Huppmann
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
13
Thema
„Wir brauchen Personal, Personal, Personal...“
Interview zum Thema Inklusion mit Norbert Zwicker vom Schulräteverband
einerseits oder Grenzfälle andererseits,
bei denen der Aufenthalt an der Regelschule kontraproduktiv wäre?
Es gibt Kinder mit so starken Behinderungen, dass diese an den Grund- und
Mittelschulen nicht optimal gefördert
werden können, da dort die Spezialisten
fehlen. Wenn Sie ein Augenleiden haben,
gehen Sie nicht zum Zahnarzt, sondern
zum Augenarzt. Warum wohl? Ebenso
wenig wie es einen Arzt geben kann, der
alle medizinischen Bereiche beherrscht,
ist es Utopie zu glauben, dass es Lehrkräfte gibt, die alle Förderbedürfnisse
befriedigen können. Genau dies wird aber
von gewissen Verbänden den Lehrkräften
zugemutet und manch Politiker unterstützt
solche populistischen Forderungen .
Norbert Zwicker, Vorsitzender des Bezirksverbands Unterfranken des Bayerischen Schulräteverbandes.
Kitzingen. Norbert Zwicker ist seit
2012 Vorsitzender des Bezirksverbands
Unterfranken des Bayerischen Schulräteverbandes. Im Interview stellt er sich den
Fragen von Joachim Huppmann.
Henrike Paede, die stellvertretende Landesvorsitzende des Bayerischen Elternverbands, meint: „Die schöne Idee der
Inklusion scheitert an der Umsetzung.“
Wie sehen Sie das? Ist die Inklusion am
Ende?
Obwohl die gesamtgesellschaftliche Relevanz des Themas schon lange bekannt
war (und nicht erst seit dem Inkrafttreten
der entsprechenden Menschenrechtskonvention) traf die Umsetzung des
Inklusionsgedankens die Schulen relativ
unvermittelt. Wie immer, wenn Neues und
Veränderungen auf Menschen zu kommen,
reagieren diese großenteils abwehrend
und emotional. Bezirksregierungen und
Schulämter versuchten zwar durch entsprechende Aufklärungs- und Informationsveranstaltungen gegen zu steuern.
14
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
Um aber zu wirklich professionellem Handeln zu gelangen, braucht es mehr: mehr
qualifiziertes Personal, mehr inhaltlich weiterführende Fortbildungen, v. a. aber auch
mehr gesamtgesellschaftlichen Konsens.
Ich will damit sagen, dass Inklusion in
unserer Gesellschaft noch nicht angekommen ist, wie soll das dann reibungslos in
der Schule funktionieren?
Viele Schulen haben sich auf den Weg
gemacht, mit großem persönlichen
Engagement einzelner Lehrkräfte oder
ganzer Kollegien. D.h., der gute Wille ist
zweifelsohne vorhanden. Wenn jetzt entsprechende Hilfe von außen in Form von
genügend mobilen sonderpädagogischen
Diensten usw. dazu kommt, kann Inklusion
gelingen.
Die Mutter eines geistig und körperlich
behinderten Kindes sagte mir kürzlich,
dass der optimale Förderort für ihr Kind
am Blindeninstitut sei, die Regelschule
könne nichts für sie tun. Gibt es so etwas
wie einen Idealfall für ein Inklusionskind
Oswald Utz, Behindertenbeauftragter der
Stadt München meint, dass Inklusion erst
dann gelingt, wenn ein behindertes Kind
im Sprengel jede Unterstützung bekommt,
die es braucht. Kann eine normale Grundund Mittelschule dies leisten?
Den Idealfall, dass alle Kinder, egal mit
welcher körperlichen oder geistigen Verfassung an unseren Grund- und Mittelschulen ihren Fähigkeiten entsprechend
unterrichtet und gefördert werden können,
wird es aus finanziellen Gründen nicht
geben. Keine Schule kann entsprechende
Lehrkräfte mit Spezialausbildungen für alle
möglichen Fälle vorhalten. Das geht an der
Wirklichkeit vorbei, auch wenn bestimmte
Elternverbände das Gegenteil behaupten.
Unsere in der Regel bestens ausgestatteten Förderzentren sind also weiter notwendig, um Kinder mit speziellen Bedürfnissen optimal fördern zu können.
Welche zusätzlichen Aufgaben kommen
auf die Schulverwaltung zu?
Wir müssen den Inklusionsgedanken weiter verbreiten, Lehrkräften Fortbildungsangebote machen, Vorurteile abbauen,
Thema
aber auch dafür Sorge tragen, dass die
Kolleginnen und Kollegen vor Ort nicht
überfordert und in die Dienstunfähigkeit
getrieben werden.
Welche Entlastungen sind für die Kollegen der Grund- und Mittelschulen notwendig, um auch weiterhin gute Qualität
für sowohl die Regelschüler, als auch
Inklusionskinder bieten zu können?
Umfassendere Aus- und Weiterbildung
unserer Lehrkräfte (Auch an vielen Universitäten scheint das Thema noch nicht
richtig angekommen zu sein), mehr Spezialisten vor Ort, d.h., Personal, Personal,
Personal…
Was muss der Klassenlehrer vor Ort
zusätzlich schultern?
Die Lehrkräfte sollten Inklusion gelassen und professionell angehen. Negativ
besetzte Emotionen zu diesem Thema
verursachen nur Magengeschwüre. Nicht
wenige Kinder mit sonderpädagogischem
Förderbedarf können ohne größere Probleme in unseren Klassen unterrichtet
werden.
derbedarf aus seelischen Gründen (z.B.
Autismus, Tourette-Syndrom) muss der
Antrag beim Jugendamt des jeweils für
den Schulamtsbezirk zuständigen Landratsamts gestellt werden.
Haben Schulbegleiter so etwas wie eine
Schweigepflicht? Wer erteilt ihnen Weisungen?
Natürlich, genau wie alle Personen, die
im Schulhaus erzieherisch und betreuerisch tätig sind. Gerade Schulbegleiter
bekommen viele Informationen über andere Kinder und über Lehrkräfte mit. Das
Weisungsrecht ist nicht in einem Satz zu
beantworten: Die Tätigkeit der Schulbegleitung ist einzelfallbezogen individuell zu
gestalten.
Schulbegleiter sind keine Zweit- oder
Nachhilfelehrkräfte und keine Hausaufgabenbetreuer oder Assistenten der
Lehrkräfte. Durch eine konkrete Aufgabenbeschreibung des Aufgabenbereichs
des Schulbegleiters und seiner Entscheidungsspielräume sollen Abgrenzungsschwierigkeiten vermieden werden. „In
konkreten und eilbedürftigen Situationen
entscheidet die Lehrkraft bzw. der Schulleiter aufgrund der Gesamtverantwortung
Art. 57 Abs. 2 Satz 1 Bay EUG.“ [vgl.
Bayerischer Städtetag: Einsatz von Schulbegleitern an allgemeinen Schulen … (8.
Buch Sozialgesetzbuch – Kinder- und
Jugendhilfe) Schreiben des Bay. StMBW
vom 22.1.2014, S.9]
Aufgabe der Schulbegleitung ist die teilhabegerechte Unterstützung des Kindes
oder Jugendlichen und wird in einem
Hilfeplan näher beschrieben, der in Kooperation mit Jugendamt, Eltern und Schule
formuliert wird.
Der neue Lehrplan erfordert in der individuellen Förderung sowieso ein Umdenken.
D.h., einen ersten Schritt tun, sich auf
den Weg machen, Neuland im Denken
beschreiten. Natürlich gibt es Grenzen.
Darüber muss mit den Eltern gesprochen
werden und es muss – im Rahmen der
gegenwärtigen Möglichkeiten – professionelle Hilfe von außen angefordert werden.
Stichwort Schulbegleiter: Nach welchen
Kriterien und von wem werden Schulbegleiter ausgewählt?
Für Kinder mit körperlichem oder geistigem sonderpädagogischem Förderbedarf muss ein Antrag beim Bezirk (also
bei uns Regierung von Unterfranken), bei
Kindern mit sonderpädagogischem För-
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
15
Verband
Mit- und Füreinander
ULLV unterstützt Alumni-Netzwerk
weise durch eigene Alumni-Treffen und
gemeinsame Veranstaltungen, sondern
erhalten über ihren Alumni-Ausweis auch
jede Menge Vorteile. Dazu zählen eine
lebenslange E-Mail-Adresse, vergünstigte
Hotelzimmer bei unseren Partnern, attraktive Weiterbildungsangebote, Rabatt bei
Weineinkäufen und eine kostenlose Stadtführung in Würzburg.
Michaela Thiel, Alumni-Referentin der Universität
Würzburg, und ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß im
Gespräch über die künftige Zusammenarbeit.
Würzburg. Innerhalb des Alumni-Netzwerkes wurde nun eine eigene Sektion
für Lehrer eingerichtet, um deren Interessen noch besser bedienen zu können.
Dort kann man sich beispielsweise mit
Kollegen/Kolleginnen in anderen Bundesländern oder gar Ländern austauschen,
seine eigenen Erfahrungen an die nächste
Generation weitergeben oder von Älteren
lernen (z.B. über unser Mentoring-Projekt),
Möglichkeiten für Kooperationen mit ausländischen Schulen erörtern oder ganz
einfach mit ehemaligen Freunden oder
Professoren in Kontakt bleiben.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Internationalität, die nicht nur durch unsere
vielen ausländischen Alumni verdeutlicht
wird, sondern die sich auch in multikulturellen Veranstaltungen widerspiegelt wie
etwa den regelmäßigen, durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst
(DAAD) finanzierten Projektwochen, zu
denen internationale Alumni eingeladen
werden. Alles, was Sie als ersten Schritt
tun müssen, um Teil dieses Netzwerks
zu werden, ist, sich kostenfrei im AlumniPortal zu registrieren.
Noch einen Schritt weiter geht der
Alumni-Verein, der mittlerweile knapp 600
Mitglieder umfasst. Für einen jährlichen
Mindestbeitrag von 25 Euro stehen Sie
nicht nur in einem besonders engen Kontakt mit den anderen Mitgliedern beispiels-
16
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
Jeder Teilnehmer bzw. jede Teilnehmerin
ist ein Gewinn für dieses vielfältige Netzwerk, das bereits über 16.000 Personen
aus über 90 Staaten umfasst. Zur kostenfreien Registrierung im Alumni-Portal führt
dieser Link: http://go.uni-wuerzburg.de/
alumniportal.
Für weitere Informationen: Michaela Thiel,
Alumni Service der Universität Würzburg,
Sanderring 2, Raum No. 222, 97070
Würzburg ,Telefon 0931/31-83150 und
83151, Fax: 0931/31-87235, E-Mail:
[email protected], www.alumni.
uni-wuerzburg.de
Pensionisten besuchten alte Ausbildungsstätte
Würzburg. 55 Jahre nach ihrer ersten
Staatsprüfung für das Lehramt an Volksschulen im Jahr 1959 besuchten im
vergangenen Herbst pensionierte Lehrerinnen und Lehrer die ehemalige Lehrerbildungsanstalt am Wittelsbacher Platz.
Als die Jubilare 1957 ihr Studium aufnahmen, herrschte in ganz Bayern und
speziell in Unterfranken Lehrermangel. Das Studium dauerte damals vier
Semester. Das Sommersemster 1959
war das Prüfungssemester. Die frisch
examinierten Lehrkräfte wurden an den
unterfränkischen Volksschulen sehnsüchtig erwartet. Dennoch konnten nicht
alle Stellen besetzt werden, weshalb
erstmals Lehramtsanwärter aus Oberbayern nach Unterfranken versetzt wurden
(Anmerkung der Redaktion: Heute läuft’s
andersherum).
Das Jubiläumstreffen begann mit dem
Besuch der alten Ausbildungsstätte, wo
Dr. Peter Pfriem, der Fachvertreter für
Arbeitslehre und Leiter der ULLV-Fachgruppe Hochschulen, einen begeistert
aufgenommenen Vortrag über die Philosophische Fakultät II und seine Tätigkeit
als Lehrerausbilder hielt. Zum Mittagessen traf man sich im Hotel Strauss,
danach ging es mit dem Boot nach Veitshöchheim. Die Jubilare gedachten auch
zwanzig bereits verstorbener Kolleginnen
und Kollegen. Vorbereitet wurde das
Treffen von Agnes Ebert, Franz Gatscher,
Christel Kraut, Josef Steimer und Dr.
Reinhard Worschech.
Verband
Eirich will bessere Lehrerversorgung
ULLV im Gespräch mit dem Bereichsleiter Schulen an der Regierung
Treffen im BLLV-Wohnheim in Würzburg: Vertreter der ULLV-Vorstandschaft und Bereichsleiter Gustav Eirich
Würzburg. Mittlerweile ist es zur regelmäßigen Gepflogenheit geworden, dass
sich der Leiter des Bereiches Schulen der
Regierung von Unterfranken, Abteilungsdirektor Gustav Eirich, zum Gespräch mit
der ULLV-Vorstandschaft trifft. Diesmal
standen die Themen Lehrerversorgung
und Mobile Reserven, Unterricht für
Flüchtlings- und Asylbewerberkinder und
die Situation der Junglehrer in Unterfranken auf der Tagesordnung.
„Die Lehrerstundenzuweisung im Schuljahr 2014/15 war besser als im Vorjahr,
eine optimale Versorgung ist jedoch keineswegs gegeben“, betrachtete Gerhard
Bleß die Klassenbildung im Rückblick.
So fehlt es z.B. erheblich an den vom
Kultusministerium versprochenen Stunden
für individuelle Förderung. Auch seien die
Lehrerstunden für inklusive Maßnahmen
oder Arbeitsgemeinschaften an vielen
Schulen nicht vorhanden. „Bei der Lehrerstundenzuweisung hat sich erneut die
Budgetierung nach Schülerzahlen negativ
ausgewirkt, die einem Flächenland wie
Unterfranken nicht gerecht wird.“
Bedrängend ist die Situation der Mobilen
Reserve. Allerorten sind die Kapazitäten
der Mobilen Reserven aufgebraucht;
nur noch in seltenen Fällen können die
Schulämter Ersatzwünsche erfüllen.
Dieser Umstand liegt nicht nur an einer
mangelnden Lehrerstundenzuweisung,
sondern auch daran, dass sich in der
Mobilen Reserve zu viele Kollegen befinden, die langzeiterkrankt sind, nur bedingt
dienstfähig sind oder wegen Schwangerschaften oder Pensionierungen nur zeitlich
begrenzt zur Verfügung stehen. Eirich
gab zu bedenken, dass von Seiten der
Regierung alle zur Verfügung stehenden
Möglichkeiten zur Einstellung von Ersatzpersonal genutzt werden, „allein der Markt
an entsprechend qualifizierten Lehrkräften
ist leergefegt.“
Seine Unterstützung in Sachen Lehrerstundenversorgung versprach Eirich in
dem Maße, wie er auch die Schulen in der
Thematik „Beschulung von Asylbewerberkindern“ begleiten wird. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Einrichtung
von Übergangsklassen zu Beginn des
Schuljahres wie auch in Zukunft.
Die stellvertretende ULLV-Vorsitzende
Ingrid Otto konstatierte zurzeit zwar eine
leichte Entspannung an den Schulen und
lobte die eingerichteten Übergangsklassen, stellte aber fest, dass „die Schulen,
die nicht mit Übergangsklassen ausgestattet sind, bezüglich Stundenzuweisung
und weiteren Hilfen weitestgehend allein
gelassen werden.“ ULLV-Abteilungsleiter
Steve Bauer wies darauf hin, dass die
Thematik vom ULLV weiter betrieben
wird und kündigte Veranstaltungen mit
Politikern in den am meisten betroffenen
Regionen an.
Linda Wörner (ABJ Unterfranken) bedankte sich bei allen Entscheidungsträgern
auf Regierungs- und Schulamtsebene, die
ihren Anteil daran hatten, dass nunmehr
endlich mehr Rückkehrmöglichkeiten aus
Oberbayern nach Unterfranken geschaffen
wurden. „Auch an einigen Schulen am
Untermain konnte im Sinne einer nachhaltigen Schulentwicklung ein kleines außerplanmäßiges Kontingent an Junglehrern
in Planstellen etabliert werden.“ Als Probleme mahnte sie indes an, dass immer
noch viel zu wenige junge Kollegen in den
unterfränkischen Lehrerkollegien arbeiten,
dass nach wie vor zu viele Junglehrer in
Oberbayern und Mittelfranken entgegen
ihren Einsatzwünschen arbeiten. „Die Zahl
der jungen Kollegen auf Angestelltenbasis
ist angesichts der Bedarfssituation an den
Schulen generell zu hoch“, so die ABJVorsitzende.
Eirich sagte abschließend zu, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten gegenüber dem
Kultusministerium für eine bessere und vor
allem an den besonderen Bedürfnissen
der Region orientierten Lehrerversorgung
für Unterfranken einzusetzen, bedankte
sich für den beharrlichen Einsatz des Verbandes.
Helmut Schmid
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
17
Verband
Der Sinn des Lebens … oder auch nicht. Eine Glosse aus dem Hamsterrad
Mit großem Interesse habe ich in
den letzten Tagen die Nachrichten
verfolgt. Hurra. Das Kultusministerium
will die Ganztagesschule vorantreiben.
Für Schüler aller Art. Böse Stimmen
behaupten sogar, man erwäge in Erfüllung des Plansolls gar die Integration
einzelner Baumschulen. Ein grandioser
Plan. Die Sache mit den „frozen eggs“
und die anberaumte Schwangerschaft
pünktlich zum Renteneintritt ist einem
denn doch nicht so ganz geheuer.
Viel lieber möchte man ein Update
seiner selbst doch - da straff gezeugt
und den Geburtstermin akribisch geplant – anschließend vollumfänglich
umsorgt wissen. Zeit ist Geld. Und Geld
regiert die Welt, wie man schließlich
weiß.
Mann und Frau, früher nach besagter
Reproduktion auch Mama und Papa
genannt, sind heute dazu aufgefordert,
im Hamsterrad der Weltwirtschaft kräftig mitzulaufen. Aufzucht ist out. Da ist
es nicht mehr recht als billig, wenn die
Ableger nach der Kita (die dummerweise völlig am Arbeitsmarkt vorbei öffnet
und schließt) im Schulbetrieb komfortabel unterkommen.
Wobei da noch einiges zu verbessern wäre. Wieso ist es nötig, dass die
Kinder einmal pro Woche Obst mit in
die Schule bringen? Gesunde Ernährung, insbesondere Frühstück, Mittagessen, Snack, Getränkebar etc. gehören
doch wohl zum Verantwortungsbereich
der Schule! Oder nicht?
Dann das Aufgeben von Hausaufgaben! Das kann doch nicht sein, dass die
Eltern am Abend noch die Hefte ihrer
Kinder durchsehen und kontrollieren
müssen. Kürzlich kam die lächerliche
Empfehlung einer – in meinen Augen
etwas unmotivierten – Lehrerin, man
müsse im ganz normalen Alltag (oder
an den Wochenenden!!) das Einmaleins
spielerisch zuhause üben. Ja geht’s
noch!? Wir sind die Monopoly-Generation! Wir sind darauf getrimmt worden,
uns die Schlossallee einzuheimsen und
Konkurrenten in den Ruin zu treiben.
Sogar ein Gefängnisaufenthalt ist drin.
18
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
Dann sind wir die Sieger. Pausenbrot
belegen, Gedicht abfragen, wegen
krankem Kind zuhause bleiben … das
gehört definitiv nicht zu den Spielregeln,
die wir in uns aufgesogen haben!
Nein. Eine Ganztagesschule wäre
wirklich ein Schritt in die richtige Richtung. Und … ich will da jetzt ja wirklich
nicht vorpreschen … denkt das Kultusministerium eigentlich einmal einen
Tacken weiter und so zielorientiert,
mittel- bis kurzfristig Übernachtungszimmer in den Schulen einzurichten? Nein,
kein Internat im eigentlichen Sinne. Viel
zu teuer! Einfach, aber schnucklig. Mit
WLAN-Anschluss, damit man abends
noch kurz mit seinen Süßen WhatsappGute-Nacht-Küsschen austauschen
kann. Es wäre den Eltern von heute
wirklich wichtig, dass sie ihre Kinder im
seelischen Gleichgewicht wüssten.
Und … aber das wäre nun wirklich
das i-Tüpfelchen … dazu würde auch
gehören, dass man die kleinen Lieblinge
Im Hamsterrad …
in den Ferien nicht brutal aus ihrem
gewohnten Umfeld herausreißt. Das ist
ja extremst unsensibel und inakzeptabel!
Ich fände es durchaus im Sinne des
großen Ganzen und Globalen, wenn die
Lehrkräfte als kontinuierliche Bezugspersonen sich in den Ferien ihrer Verantwortung nicht entziehen. Es ist eh
nicht nachvollziehbar, warum sie im Jahr
unfassbare drei Monate Ferien haben.
Davon träumt man in seinem Weltwirtschafts-Hamsterrad!
Ich plädiere also für die VollzeitBetreuung über alle bisher gedachten
Grenzen hinaus. Nur das macht einen
Sinn! … Apropos Sinn … Was war
nochmal eigentlich der Sinn des
Lebens? Ähm… pfff… egal jetzt … bald
ist eh alles Gender. Ach ne … das ist ja
eine andere Baustelle, die gerade ausgehoben wird.
Herzlichst
Ihre Susi ARKASMUS
Verband
Stephan Debes wieder Kreisvorsitzender
Mitgliederversammlung im BLLV-Kreisverband Würzburg-Land
Die neue Vorstandschaft des BLLV Würzburg-Land (von links): Jürgen Wolff, Karin Kaiser-Deckert, Ulrike Debes, Brigitte Stöcker, Otto Eisner, Kerstin Schobert, Margot Kolmer, Stephan Debes, Angelika Höring, Thomas Cimander, Gerhard Estenfelder
Foto: Ilse Emmert
Zell a. Main. Mit einer langen Liste
erfolgreicher Aktivitäten konnte der BLLVKreisverband Würzburg-Land bei seiner
Mitgliederversammlung in Zell eine positive Bilanz seiner intensiven Arbeit der
letzten drei Jahre ziehen. Dies belegte eindrucksvoll der Rechenschaftsbericht der
Vorstandschaft um Stephan Debes. Der
Kreisverband habe „für unsere Schulen
im Landkreis Zeichen gesetzt und genießt
deshalb einen guten Ruf als kompetenter,
geschlossener und überzeugender Lehrerverband.“
Der BLLV ist heute mit fast 60.000
Mitgliedern die stärkste unabhängige bildungspolitische Kraft in Bayern. Und zu
diesem Erfolg gehören folgende Aspekte
ganz wesentlich:
1. Der BLLV hat als Stimme der pädagogischen Praxis eine bildungspolitische
Wächterfunktion. Wir legen unerschrocken und unabhängig immer wieder die
Finger in die Wunde der Schulpolitik.
Wir machen die Missstände, Fehler und
Defizite in unserem Schulsystem selbstbewusst öffentlich.
2. Der BLLV ist als effektive Selbsthilfeorganisation professioneller Helfer für seine
Mitglieder. Wir bieten Unterstützungsangebote und Serviceleistungen für unsere
Mitglieder an, die hohe Qualität und konkreten Anwendungsbezug haben.
tin für Schul- und Bildungspolitik), Margot
Kolmer (Rimpar, gleichzeitig Referentin für
Berufswissenschaft) und Kerstin Schobert
(Würzburg, gleichzeitig Vertreterin der
Fachlehrerinnen für Ernährung und Gestaltung).
Besonders hervorheben möchte ich in
diesem Zusammenhang die Arbeit der
Rechtsabteilung, der BLLV-Akademie und
des Gesundheitsinstituts.
Weiter wurden gewählt: Thomas Cimander (Höchberg), Referent für Dienstrecht und Besoldung, als Vertreterin der
Förderlehrer und Förderschulen: Karin
Kaiser-Deckert (Würzburg), Fremdsprachen: Maria Lenz (Erlabrunn), Lesebeauftragte: Angelika Höring (Kürnach), EDV
und Sport: Thomas Schulz (Würzburg),
Rechts- und Sozialschutz: Michaela May
(Würzburg), Schulberatung: Gerhard
Estenfelder (Estenfeld), Pensionisten:
Brigitte Stöcker (Limbachshof). Kassenprüfer sind Gerhard Estenfelder und
Kerstin Schobert.
3. Der BLLV übernimmt als größte Kraft
innerhalb der Bildungspolitik selbst gesellschaftspolitische Verantwortung.
Bei den anschließenden Neuwahlen
wurde Stephan Debes (Zell) einstimmig
zum ersten Vorsitzenden wieder gewählt.
Die weiteren Ergebnisse: 2. Vorsitzender: Jürgen Wolff (Kitzingen, gleichzeitig
Vertreter der Ausbildungslehrerinnen und
-lehrer), Geschäftsführerin: Ulrike Debes
(Zell), Kassier: Otto Eisner (Höchberg,
gleichzeitig Vertreter der Schulleiterinnen
und Schulleiter), Beisitzerinnen: Petra
Meißner (Höchberg, gleichzeitig Referen-
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
19
Verband
Gesprächsrunde im Uni-Klassenzimmer
ULLV-Delegation besucht Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung
seinen Lehr:mentor aktiv im Unterricht. Er
unterstützt ihn mit steigender Lernkurve
in immer größerem Umfang - von gemeinsamer Vor- und Nachbereitung über
Teamteaching bis zur Planung von Schulveranstaltungen.
Der Lehr:werker gewinnt einen frühen und
realistischen Einblick in sein künftiges
Berufsfeld und bekommt die Gelegenheit,
seine Eignung und sein theoretisches
Wissen zu reflektieren (und nebenbei zwei
Pflichtpraktika durch die Lehr:werkstatt zu
ersetzen).
ZfL-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Thomas Trefzger und ZfL-Geschäftsführerin Dr. Britta Schmidt (Mitte)
empfingen im Februar den ULLV-Vorsitzenden Gerhard Bleß (rechts), die ULLV-Abteilungsleiter Julia Schuck
und Steve Bauer (verdeckt), die ABJ-Vertreterin Maria Franz sowie die stellvertretende Vorsitzende der BLLVStudentengruppe Katharina Pföß (links) zum Gespräch.
Foto: Peter Nossol
Würzburg. Uni-Klassenzimmer, Videographie, Lehr:werkstatt. Im Zentrum für
Lehrerbildung und Bildungsforschung
(ZfL) an der Universität Würzburg tut sich
was. Grund genug für einen Besuch einer
ULLV-Delegation in den ZFL-Räumen am
Campus Nord am Hubland.
Im Uni-Klassenzimmer werden seit dem
Wintersemester 2013/14 Schulklassen
von Studierenden, Referendaren sowie
von Lehrkräften unterrichtet. Zu Reflexionszwecken befindet sich direkt neben
dem Uni-Klassenzimmer ein Seminarraum,
in dem zeitgleich oder auch zeitversetzt
die Videoaufzeichnung des Uni-Klassenzimmers mitverfolgt werden kann, Stichwort Videographie. So ist es möglich,
Gespräche parallel zum Unterricht zu führen, ohne diesen dabei zu stören.
Das Uni-Klassenzimmer ist mit zwei an
der Decke befestigten Videokameras,
zehn über den Raum verteilten Mikrofonen, einem funkgesteuerten Headset
für die Lehrperson, einem interaktiven
Smartboard und – auch das gibt es noch
20
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
– einer Tafel ausgestattet. Die Vorteile:
Lehrkräfte können Unterrichtsprozesse
aus einer anderen Perspektive reflektieren
und die Studenten die Unterrichtsgestaltung und das Auftreten vor einer Klasse
oder Gruppe einüben. Für Dozentinnen
und Dozenten bietet sich die Möglichkeit
zu videogestütztem Feedback und die
Schüler erleben im Idealfall hochwertigen
Unterricht. Wer sich für die Nutzung des
Uniklassenzimmers interessiert, kann sich
an [email protected] wenden.
Um die Lehrkräfte von heute besser auf
die vielfältigen Anforderungen im Schulalltag vorzubereiten, hat die Eberhard-vonKuenheim-Stiftung, Kooperationspartner
des ZfL, das Projekt Lehr:werkstatt initiiert.
Eine Lehrkraft (der Lehr:mentor) und ein
Lehramtsstudierender (der Lehr:werker)
bilden ein Tandem und arbeiten über ein
Schuljahr hinweg zusammen.
In zwei drei- bis vierwöchigen Blöcken
während der vorlesungsfreien Zeiten
sowie einen Tag pro Woche während
der Semester begleitet der Lehr:werker
Die Praxisphase an der Schule wird
durch Kompetenzworkshops zu Themen
wie Teamteaching oder Kompetenzorientierung ergänzt, um die Lehr:werker
besser für die Herausforderungen des
Lehrerberufs zu rüsten und den Tandems
neue Impulse für die Zusammenarbeit zu
geben. An der Universität reflektieren die
Lehr:werker ihre Erfahrungen in einem
Begleitseminar.
Wer ab dem 3. Fachsemester Realschuloder Gymnasiallehramt studiert oder
Lehrer an einer Realschule oder einem
Gymnasium ist, kann sich auf www.lehrwerkstatt.org informieren und bewerben.
Auf die Frage von ULLV-Vorsitzendem
Gerhard Bleß, warum nicht auch Grund-,
Mittel- und Sonderschullehrer angesprochen werden, verwies ZfL-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Thomas Trefzger auf
personelle und räumliche Engpässe.
Weitere Gesprächsthemen waren die
vom Kultusministerium angestoßene
„Qualitätsoffensive Lehrerbildung“, das
„Verständnisintensive Lernen“ sowie die
Erörterung zukünftiger Formen der Zusammenarbeit zwischen dem ZfL und dem
ULLV.
Peter Nossol, siehe auch zfl.uni-wuerzburg.de und lehrwerkstatt.org
Verband
Runde um Runde
Grundschule Dürrbachgrund organisiert Spendenlauf für BLLV-Kinderhaus
Würzburg. Die Grundschule Dürrbachgrund hat das BLLV-Kinderhaus Casadeni
in Ayacucho, Peru unterstützt. Weit über
1.000 Kinder und Jugendliche konnten in
den letzten fünfzehn Jahren dort betreut
werden. Viele von ihnen haben einen Weg
aus der Armut gefunden und sind heute
berufstätig.
Nach einer Einführung, bei der die Lehrkräfte und die Schüler der Grundschule
Dürrbachgrund in die Thematik Casadeni
eingeführt wurden und die Absicht des
„Spendenlaufs“ anhand von thematisch
gestalteten Pinwänden erläutert wurde,
war es im November 2014 so weit, dass
die guten Vorsätze in die Tat umgesetzt
werden konnten. Alle Schülerinnen und
Schüler der Jahrgänge 1-4 liefen hoch
motiviert und voller Elan bei herbstlichen
Temperaturen (8/9 Grad Celsius) eisern
ihre Runden.
Schulleiter Horst Peter hatte alles im
Griff. Unterstützt durch fetzige Musik,
motivierende Anfeuerungsrufe oder durch
den Abschlag an der „Energietankstelle“
trabten die Schüler unverdrossen ihre
Runden.
Alle waren mit Feuereifer dabei,
das Kollegium hatte Vorarbeiten geleistet.
Die Klassenlehrerinnen hatten die Ausgabe der Elternbriefe und das Einsammeln
der Sponsorenlisten übernommen. Die
klasseninterne Auswertung der Laufleistungen war für den nächsten Tag angesagt.
Der Elternbeirat versorgte die Läufer mit
Getränken und kleinen Appetithappen, um
die Speicher wieder zu füllen. Nachdem
sich alle Schüler wieder regeneriert hatten, schloss sich noch eine richtige Feier
im Schulhaus an, das Spendenbarometer
stand vor den Allerheiligenferien schon
bei 100 €. Nach dem sportlichen Event
heute ließ sich ein beachtliches Ergebnis
erwarten. Rektor Peter stimmte die Versammlung sehr optimistisch ein, dass der
Durchschnitt pro Klasse bei rund 300 €
liegen könnte,- allseits war ein glückliches
Staunen zu beobachten. Die nächste
Mathestunde würde es an den Tag bringen.
Fazit:
Die Grundschule Dürrbachgrund,
besser die Schulfamilie dieser Schule,
hat nicht nur organisatorisch, sondern
auch sehr empathisch das Grundanliegen
verwirklicht, dass viele kleine Leute an
vielen Orten gemeinsam etwas GROSSARTIGES bewirken können.
Der Dank
richtet sich an alle:
an den Hausmeister,
an die Elternhelfer, an den Elternbeirat,
an die sportlichen Großeltern, die unterstützenden Kolleginnen, an die tüchtigen
Schüler und Schülerinnen und nicht
zuletzt Danke der Schulleitung für die
großartige Planung und Durchführung der
Aktion.
Heide Bossinger, Botschafterin der BLLVKinderhilfe, Unterfranken
Geschafft! Schüler der Grundschule Dürrbachgrund in Würzburg haben mit einem Spendenlauf das Kinderhaus Casadeni in Peru unterstützt.
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
21
Verband
Gespräch mit Landtagsabgeordnetem Felbinger: Inklusion gibt’s nicht zum Nulltarif
betonte Bleß. Felbinger stellte heraus, dass seine Fraktion im
Bayerischen Landtag mehrfach durch entsprechende Anträge
versucht habe, Verbesserungen durchzusetzen, jedoch immer
an der CSU-Mehrheit gescheitert sei.
Übereinstimmung bestand auch hinsichtlich des weiteren Ausbaus des Beförderungsamtes für Lehrerinnen und Lehrer an
Grund-, Mittel- und Realschulen. Daneben gelte es auch, die
noch ausstehenden aber dringend nötigen Konsequenzen für
die Funktionsstellen im Bereich der Schulverwaltung, der Seminarleitung und Schulberatung zu ziehen.
Würzburg. ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß (rechts) traf
sich zum ausführlichen Meinungsaustausch mit dem unterfränkischen Landtagsabgeordneten und stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für den öffentlichen Dienst Günther
Felbinger (Freie Wähler).
Dabei herrschte Einigkeit in der Forderung, die schulische
Inklusion mit deutlich mehr Ressourcen auszustatten. „Derzeit
ist die Inklusion an unseren Schulen massiv unterfinanziert“,
Als weitere Themen wurden die neuesten Entwicklungen bei
der Lehrerstundenzuweisung durch das Kultusministerium, die
Lehrerbedarfssituation in Unterfranken sowie der Erhalt der
wohnortnahen Schule ausführlich erörtert.
Felbinger und Bleß waren sich dabei einig, dass in den nächsten Jahren weiterhin große Anstrengungen nötig sind, um die
Lehrerversorgung zu verbessern, den alljährlich auftretenden
Mangel an Mobilen Reserven zu beseitigen sowie die zu große
Zahl an Lehrkräften mit Aushilfs-Arbeitsverträgen (erneut über
150 in Unterfranken) deutlich abzubauen.
Termine zum Vormerken
Gesund bleiben im
Lehrerberuf
Gesundheitstag
Unterfranken
Mittwoch,
20. Mai 2015
Augsfeld b. Haßfurt
09:30 – 15.30 Uhr
Veranstalter:
BLLV Unterfranken
in Kooperation mit
BLLV-Institut für Gesundheit
Ausschreibung folgt.
22
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
Medientag
20. Juni 2015
Grund- und
Mittelschule
Margetshöchheim
Geplante Workshops:
Passiv? Aktiv? Interaktiv!
Whiteboard im Unterrichtsalltag Wie helfen
mir Word und Co im
Schulalltag? Ins Netz? Aber
sicher! Tipps für den Lehrer-PC daheim
MEBIS: Was kann die Plattform,
Erstellen eines Lernweges (GS und MS)
Filmen / Lernfilm erstellen mit einfachen
Mitteln (BYOD- „bring your own device“)
iPads im Unterricht der Grundschule
Erstellen eines einfachen Zeichentrickfilms und nützliche Apps für die Wochenplanarbeit (GS) Schul-Webseiten
gestalten mit Joomla (alle Schularten)
Welche IT-Austattung braucht meine
Schule?(Schulleiter/ Systembetreuer)
Unterfränkischer
Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V.
Hiermit berufe ich gemäß Satzung die
Ordentliche Delegiertenversammlung
(DV) 2015 des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes e.V.
(Bezirksverband des BLLV) für den
16. Oktober 2015 bis 17. Oktober 2015
nach 97072 Würzburg, Saalbau Luisengarten, Martin-Luther-Str. 1, ein.
Die DV ist grundsätzlich für alle Mitglieder öffentlich.
Sämtliche Anträge an die DV sind bis
spätestens 21. August 2015 schriftlich
beim Vorsitzenden Gerhard Bleß, Hinterer Rosengarten 11, 97253 Gaukönigshofen, [email protected], einzureichen.
Weitere Informationen finden Sie auf der
Internetseite des ULLV und bei Ihren
Kreisverbänden.
Gerhard Bleß, Vorsitzender
Verband
Unsere Kinder- und Jugendzeitschriften
T O
G
A
R
Lesen lernen auf dem Bildschirm? Renommierte Hirnforscher
wie die amerikanische Professorin Maryanne Wolf
empfehlen da eher, bei Gedrucktem zu bleiben. Nach ihren
Untersuchungen wird alles das, was wir in gedruckter Form
lesen, im Gedächtnis besser gespeichert, als das am Bildschirm
Wahrgenommene. Nicht zuletzt deshalb ist der BLLV
Herausgeber von Printmedien für Kinder!
Klaus Wenzel, Präsident des BLLV
Ich habe die FLOHKISTE selbst schon als Kind gelesen. Heute empfehle
ich sie meinen Schülern, weil sie Kindern aller Altersklassen die
Möglichkeit bietet, sich kreativ mit dem Lesen und der Sprache
auseinanderzusetzen.
Linda Wörner, ABJ-Vorsitzende Unterfranken
Warum ich Schülerinnen und Schülern und deren Eltern
FLOHKISTE oder floh! zum Bezug empfehle?
„ Ich finde die FLOHKISTE
gut, weil sie durch ihre
abwechslungsreiche und
kindgerechte Aufmachung
die Kinder zum Lesen,
Basteln und Rätseln
motiviert.“
Stefanie Lazarek
Volksschule Bürgstadt
TR
A
Verraten Sie uns,
was Sie den
Eltern sagen?
089/179134 70
O
„ Die FLOHKISTE stellt
geeigneten Lesestoff für
jede Altersstufe bereit.
Die Themen sind auf den
Unterricht abgestimmt und
die Lesefitnesstests geben
mir als Lehrerin Aufschluss
über den Leistungsstand
der Schulkinder.“
Sabine Jäger
G
MönchbergGrundschule,
Würzburg
S
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
23
Tipps
Bezirksverband Unterfranken BLLV · Linsenweg 7 · 97332 Gaibach
PvSt. · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt
Einkehren. Besinnen. Genießen.
Der Ausflugstipp: Mitte Juli öffnet die Vogelsburg wieder
Die Vogelsburg mit neuem Verbindungsbau.
Volkach-Escherndorf. Die Vogelsburg
ist ein besonderer Ort der Begegnung,
der Spiritualität, des Weinbaus und der
Gastlichkeit. In den vergangenen 50
Jahren prägte die Gemeinschaft der
Augustinusschwestern das Leben in der
ehemaligen Fliehburg. 2011 übertrugen
die Schwestern die Vogelsburg als Einheit
aus Kirche, Weinberge, Gastronomie- und
Hotelbetrieb auf die Stiftung Juliusspital
Würzburg. Diese begann 2014 mit der
Sanierung.
24
Unterfränkische Schule Ausgabe 30 April 2015
Fotomontage: Juliusspital
Mitte Juli 2015 öffnet die Vogelsburg
wieder die Tore. Die neuen Pächter AnnaLena und Christoph Tacke haben „Einkehren. Besinnen. Genießen.“ als Slogan
gewählt. Einkehren in 28 modernen Zimmern und 4 unterschiedlichen Tagungsbzw. Veranstaltungsräumen. Besinnen in
der Klosterkirche und dem Klostergarten.
Genießen der abwechslungsreichen,
fränkischen Küche und der weltbekannten
Weine vom Weingut Juliusspital.
Neu ist auf der Vogelsburg neben der
Haustechnik der Verbindungsbau über
dem Weingarten und eine Aussichtsplattform. Von dort kann der Gast den Ausblick auf die Weinberge, das Maintal und
die Mainschleife genießen. Ein einzigartiges Panorama. Ab Juli starten die neuen
Pächter zunächst mit 16 Hotelzimmern
und einer großzügigen Innen- und Außengastronomie. Die Eröffnung des Veranstaltungsbereichs und 12 weiterer Gästezimmer soll im März/April 2016 folgen.