Masterarbeit von Frida Peyer Potsdam University of Applied

Masterarbeit von Frida Peyer
Potsdam University of Applied Sciences
Fachbereich Design, Studiengang Interfacedesign
Februar 2015
Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit dem digitalen Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten mit einem besonderen Hinblick auf
Open Access, Open Science und den Möglichkeiten des Selfpublishings
für Wissenschaftler. Auf der Grundlage der theoretischen Konzeption
wurde ein Modell entwickelt, welches Autorinnen und Autoren durch
eine modulare Strukturierung der einzelnen Publikationselemente einen
zeitgemäßen Produktions- und Veröffentlichungsprozess ihrer Arbeiten
ermöglicht und durch die Einbindung in eine Plattform eine virtuelle und
kollaborative Forschungsumgebung schafft.
Keywords
Electronic Publishing, Scientific Publishing, Open-Science, Open-Access, Self-Publishing, Digitalisation, Scholary Publishing, Service Design, digital scientific
storytelling
Gliederung
1. Einleitung
2. Problemdarstellung, Fragestellung, Ziele und Zielgruppe
3. Forschungsstand
4. Methodisches Vorgehen
Cultural Probes
Exemplarische Semiotische Analyse
Interviews
5. Theoretische Konzeption
5.1 Digitales Publizieren – der Versuch einer Begriffsbestimmung
5.2. Strukturen und Prozesse wissenschaftlichen Publizierens
Kreislauf wissenschaftlichen Arbeitens/Publikationsprozess
Wissenschaftliche Publikationstypen
Publikationsaufbau
Qualitätssicherung und deren kritische Diskussion
Distributionsmöglichkeiten
Wissenschaftliche Community
Qualitätsmessung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft
Anstieg der Quantität/Publikationsdichte
Social Media
Suchverhalten
Leseverhalten
Rechte und Bezahlmodelle/Distribution
Urheberrecht
Digital Object Identifier (DOI)
Kommerzielle Verlage
Hochschulverlage
Self-Archiving
Creative Commons
5.3 Wissenschaftliche Diskurse
Diskurs Open Access / Open Science
Diskurs Papierlogik / digitale Strukturen einer wissenschaftlichen Publikation
5.4 Anforderungen an eine digitale Wissenschaftliche Publikation
Formen der Produktion/Gestaltung
Das Arbeiten mit Templates
Versionskontrolle
Pdf
Extensible Markup Language (XML)
Besondere Technische Herausforderungen
Langzeitarchivierung
5.5 Ansätze und Referenzprojekte
Kollaboratives Forschen/ Co-Creation
Open Review / Collaborative Review
Kircz-Paper
Self-Publishing
Research Gate
Wissenschaftliches Storytelling
Libroid
GitHub
5.6. Schlussfolgerung für die kommende Modellbildung
6. Modellbildung
Erste Ideen
Was sind mögliche neue Strukturen?
7. Entwurf
Schematische Darstellung
Praktische Umsetzung
8. Fazit
9. Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam/incom
10. Anhang
Verzeichnisse
Details der Methoden
1. Einleitung
Bereits in meiner Bachelor-Arbeit beschäftige ich mich erstmals mit dem
Feld der digitalen Publikationen. Die Arbeit beschäftigte sich mit dem Anreichern von digitalen Dokumenten mit multimedialen Inhalten und lieferte Ansätze für die Produktion und den Umgang mit digitalen Dokumenten. Hierbei war mir immer besonders wichtig, grundsätzlich zwischen
einem Print- und einem digitalen Dokument zu unterscheiden. Im Laufe
dieser Arbeit zum Thema „Enhanced Publishing – Von der Papierlogik zum
digitalen Publizieren“ stieß ich immer wieder auf das Thema der wissenschaftlichen Publikationen und wurde mir dessen Relevanz bewusst.
Im Rahmen eines Co-Creation Workshops innerhalb meines Masterstudiums fiel mir zudem die immense Frustration und Unsicherheit bezüglich
bestehender Publikations-Strukturen von der jungen Generation an Wissenschaftlern und wissenschaftlich arbeitenden jungen Akademikern auf
und ich sah einen dringenden Handlungsbedarf. Nach einiger Recherche
stieß ich auf immer mehr Ansatzpunkte, die klar werden ließen, wie sehr
es einer Reformierung bestehender Prozesse bedarf. Das Publizieren von
wissenschaftlichen Arbeiten folgt oft noch veralteten „Regeln“ und es
gilt, sich unter der Berücksichtigung der Digitalisierung mit den digitalen
wissenschaftlichen Publikationen zu beschäftigen.
„Eigentlich
schon.Irgendwie
Oder nocheine
anders.
Irgendwie Also
eine ich glaube
«Eigentlich schon. Oder
noch anders.
Zwischenstufe.
Also
ich glaube
das Sachen
die nur noch
das SachenZwischenstufe.
die nur noch auf
Papier
rauskommen,
die existieren
garauf
nicht mehr.»
Papier rauskommen, die existieren gar nicht mehr.“Ulrich Herb
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
Bestätigt wurde diese Annahme durch explorative Interviews mit Doktoranden und jungen Wissenschaftlern - diese lieferten mir wertvolle
Einsichten in den Arbeitsalltag einer jungen Generation von Wissenschaftlern, die sehr frustriert sind und sich tagtäglich einem konservativ-restriktivem System unterwerfen (müssen).
Auch ich persönlich fühle mich eher gehemmt als motiviert, selbst wissenschaftliche Texte zu veröffentlichen, scheint doch die Hürde der Verlagssuche und den damit verbundenen Kosten unüberwindbar.
Im Laufe der Arbeit bekam ich sehr viel positives Feedback und viele Anregungen und Chancen, meine Arbeit zu verwirklichen. Nicht zuletzt für
die Chance, einen Teil meiner Ergebnisse gleich umsetzen zu können, bin
ich sehr dankbar. Meine Perspektive vermag vielleicht nicht alle Disziplinen vollständig einzubeziehen und alle Mechanismen zu durchdringen,
jedoch halte ich es für erkenntnisreich, die bestehenden Problematiken
aus der Sichtweise einer Designerin zu bearbeiten.
2. Problemdarstellung, Fragestellung, Ziele und Zielgruppe
Problemdarstellung
1
vgl. Karin S. Wozonig:
Literaturkritik im
Medienwechsel, in: C. GrondRigler/W. Straub (HRSG.):
Literatur und Digitalisierung,
Berlin, Walter de Gruyter
GmbH, 2013, S.43
2
vgl.: P. Diepold:
Elektronisches Publizieren,
in: Zeitschrift für
Erziehungswissenschaft,
7. Jahrg., Beiheft
4/2004, 2004, S.85
Die Gestaltung und Struktur wissenschaftlicher Publikationen unterliegen weitreichenden Restriktionen, die auch daher rühren, dass bis vor
wenigen Jahren auf Papier publiziert worden ist. Dabei ist es erstaunlich,
dass im Rahmen der Digitalisierung keine wesentlichen Neuerungen
oder Umstrukturierungen zu beobachten sind, so dass auch die digitalen Arbeiten immer noch einer Papier-Logik entsprechen. Der Anteil an
digitalen wissenschaftlichen Publikationen steigt stetig und gerade von
der jüngeren Generation von Wissenschaftlern werden auch zunehmend
mehr digitale Publikationen rezipiert. Eines der größten gestalterischen
Problemfelder ist, dass diese Publikationen meist nur digitalisiert werden
aber formal weiterhin der Papier-Logik folgen. Es gilt digitale Publikationen zu etablieren, die nicht nur über digitale Medien zu finden sind,
sondern auch deren Anforderungen und Chancen entsprechen.1
Diepold merkt an, dass fast alle Manuskripte heutzutage digital entstehen2, die Anmutung und Produktion aber immer noch den Gesetzen von
Printpublikationen folgt.
Wenn man als Wissenschaftler im Jahr 2015 publizieren möchte, ist man
den verschiedensten Restriktionen und Dogmen ausgesetzt – egal ob
man analog oder digital publiziert, ob man mit einem großen Verlag zusammenarbeitet oder man seine Publikation frei zugänglich veröffentlicht.
Dabei ist es doch genau das, was den Wissenschaftsbetrieb ausmacht
(oder ausmachen sollte): die Freiheit von Lehre und Forschung. Kommt
es zur Phase des Publizierenz, ist es jedoch mit der Freiheit oft nicht mehr
weither. Es gilt diese verzögernden oder verhindernden Prozesse und
Funktionslogiken zu identifizieren und zu lösen.
Betrachten wir zunächst die wichtigsten Akteure eines Publikationsprozesses und ihre Bedürfnisse: die Autoren, die Verlage und die Bibliotheken.
Wie sich zeigen wird, stehen sie in einem engen interdependenten Verhältnis zueinander, infolgedessen sich ihre Probleme nicht selten wechselseitig bedingen.
Autoren von wissenschaftlichen Publikationen wollen, das sollte ein
Selbstverständnis der Wissenschaft sein, ihre Forschung und Ergebnisse
in die Community tragen und zur Diskussion stellen. Hierbei werden sie
mit einem komplexen Geflecht an unterschiedlichsten Problematiken konfrontiert. In der Regel werden Wissenschaftler von staatlichen und öffentlichen Geldern finanziert, womit der Anspruch verbunden ist, dass ihre
Ergebnisse auch öffentlich zugänglich sind. Oftmals sind Verlagsverträge
jedoch mit harten Klauseln versehen, die gerade die Nutzungsrechte der
eigenen Publikation stark einschränken. Zudem kommen auf Autoren
meist hohe Produktionskosten, etwa der „Druckkostenzuschuss“ oder eine
Gebühr für die Bereitstellung der Publikation unter OpenAccess-Kriterien,
zu. Auch in Bezug auf die Qualitätssicherung der Arbeit sind Wissenschaftler auf sich gestellt, die Arbeit wird meist nur vom Verlag redigiert,
die Durchführung obliegt anderen wissenschaftlichen Fachkräften und ist
meist nicht transparent (genug).
Ein ebenfalls großes Problem ist die Reputation, hat es sich doch eingebürgert, dass der Marktwert eines Wissenschaftlers bzw. seiner Arbeit an
der Anzahl seiner Publikationen in relevanten Fachzeitschriften gemessen
wird, etwa dem „Journal-Impact-Factor“ (JIF) oder dem „Hirsch-Index“.
Dass diese Metriken jedoch mit sehr widersprüchlichen Parametern berechnet werden und viele Wissenschaftsdisziplinen dabei unzureichend
berücksichtigt werden, kann weitreichende Folgen für die Finanzierung
einer Arbeit haben. Ein anderer Punkt ist die Gewährleistung des Zugangs zu den Ergebnissen anderer Forscher innerhalb und außerhalb
der jeweiligen Fachdisziplin. Viele Wissenschaftler fühlen sich überfordert
mit der Produktion ihrer eigenen Ergebnisse, die Software schafft keine
Erleichterung sondern erschwert die Arbeit mit den Texten, da komplizierte Arbeitsabläufe und nicht nutzerorientierte Oberflächen viel Verwirrung
stiften. Der Arbeitsaufwand für die Einarbeitung in eine solche Software
ist nicht unerheblich und wird im Allgemeinen als sehr frustrierend
empfunden. Überdies mangelt es vielen Wissenschaftlern schlichtweg
an dem Wissen um Alternativen, wie sie ihre Arbeitsprozesse hinsichtlich
der Produktion von Publikationen und auch den Veröffentlichungsprozess
selbst verbessern oder erleichtern können.
Die Verlage sind dahingegen in der Regel wirtschaftlich arbeitende Unternehmen und unterscheiden sich somit in ihren Finanzierungsmodellen
grundsätzlich gegenüber Forschungsinstitutionen und anderen akademischen Einrichtungen. Klar ist damit, dass mit einer Veröffentlichung/
Publikation eine größtmögliche Gewinnspanne bei möglichst geringem
Aufwand erreicht werden soll. Inhalte und Themen sollte zwar in das
Verlags-Profil passen, spielen aber nicht selten eine untergeordnete
Rolle. Die Digitalisierung hat diesbezüglich einen großen Umbruch in der
Verlagswirtschaft nach sich gezogen. Viele der bisher klassischen und
traditionellen Verlagsaufgaben fallen weg und die Verlage sehen sich
zunehmend mit sinkenden Umsatzzahlen und einem wachsendem Unmut
seitens der Autoren bezüglich bestehender Kostenmodelle und Leistungsspektren konfrontiert. Ein weiteres großes Thema ist die Qualitätssicherung der wissenschaftlichen Arbeiten. Oft redigiert ein Verlag diese
und streicht dafür nicht zu unterschätzende Gebühren ein, durchgeführt
wird diese jedoch zumeist von anderen Wissenschaftlern und Experten.
Eine Herausforderung für die Verlage stellen ebenfalls das veränderte
Lese- und Nutzungsverhalten ihrer Zielgruppe dar. Ein Buch in Papierform
herauszubringen reicht nicht mehr aus, die Leser und Kunden wollen
immer mehr auf zusätzliche Funktionen zugreifen oder zum Beispiel die
Publikationen gleich digital weiterverarbeiten. Das klassische Verlagsmodell, wie es bisher praktiziert wird, scheint ausgedient zu haben und
bedarf einer grundlegenden Umstrukturierung und Reformierung, die
bisher jedoch nur mit großer Skepsis und Zurückhaltung angegangen
wird. Welche Rolle werden die Verlage in der Zukunft spielen? Was werden ihre Aufgaben sein?
3
http://www.spiegel.de/
wissenschaft/medizin/
uni-konstanz-stopptverhandlungen-mit-elsevierzu-teuer-a-961084.html,
07.Dezember 2014
4
vlg.: C. Woll:
Wissenschaftliches
Publizieren im digitalen
Zeitalter und die Rolle
der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
FH Köln, 2005, S.21
5
C. Woll: Wissenschaftliches
Publizieren im digitalen
Zeitalter und die Rolle
der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
FH Köln, 2005, S.9
Die Bibliotheken wollen „das Wissen“ archivieren und für die Nutzer,
in den meisten Fällen Studierende oder wissenschaftlich arbeitende
Menschen, bereitstellen. Im Zuge der Digitalisierung treten besondere Schwierigkeiten im Bereich der Langzeitarchivierung auf. Wer kann
garantieren, dass in ein paar Jahren derzeit gängige Dateiformate noch
von den Rechnern lesbar sind? Inwieweit werden dann überhaupt noch
Rechner existieren, die diese (dann veralteten) Dateiformate überhaupt
noch verarbeiten können? Eine Bibliothek hat den Anspruch, Wissen
zugänglich zu machen. In den letzten Jahren häufen sich jedoch die Debatten über überteuerte Zugänge zu Verlagserzeugnissen, den immense
Kosten für Journale und Datenbanken, infolge derer einige Universitätsbibliotheken ihre, für die wissenschaftliche Arbeit oft wichtigen Abonnements kündigen mussten.3 Mit einem eher konventionellen Lösungsansatz
schlossen sich einige Bibliotheken zu Konsortien zusammen, um den Nutzern weiterhin Zugriff gewährleisten zu können, dem sogenannten „Cross
Access“. 4 Dies bringt jedoch keine dauerhafte Entlastung oder Lösung
der Problematik mit sich.
«
Das ganze
Publikationswesen
ist immer
„Daswissenschaftliche
ganze wissenschaftliche
Publikationswesen
istnoch völlig
antiquiert
undnoch
hängtvöllig
an irgendwelchen
oder organisatorischen
immer
antiquiert undtechnischen
hängt an irgendwelchen
Notwendigkeiten
vor
ein paar hundertNotwendigkeiten
Jahren mal geboren
technischen die
oder
organisatorischen
die wurden.
vor ein paar hundert Jahren mal geboren wurden.“Ulrich Herb
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
»
Es lässt sich zusammenfassen, dass es den Anschein hat, als ob das ganze
System von wissenschaftlichen Publikationen, so wie es derzeit praktiziert
wird, nicht länger Bestand haben kann und einer dringenden Reformierung bedarf. Woll spricht 2005 sogar von einer „Krise der Wissenschaftlichen Informationsversorgung“. 5 Es gilt, bestehende Geschäftsmodelle,
Prozesse und Wirkungsweisen grundsätzlich zu hinterfragen und Lösungen zu finden, die das Arbeiten mit und um digitale wissenschaftliche
Arbeiten erleichtern und einen Mehrwert für alle Akteure des Problemfeldes bieten.
Fragestellung
In der vorliegenden Arbeit soll die Frage beantwortet werden, wie sich
die Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten verändern, wenn digitale Publikationen nicht länger als Abfall-Produkt einer gedruckten Ausgabe
entstehen. Es ist wichtig zu klären, wie in der wissenschaftlichen Community bisher bestehende Restriktionen aufgehoben werden können.
Ich möchte zeigen, welchen Mehrwert gut entwickelte und ausgebaute
digitale wissenschaftliche Publikationen haben und wie sich das auf die
Publikationslandschaft auswirken könnte. Mit dieser Arbeit erhoffe ich
mir, einen Anstoß zum Umdenken in der akademischen Community zu
bewirken. Es ist mir besonders wichtig herauszustellen, welche Vorteile
digitale Publikationen für die (Wissenschafts-) Gemeinschaft bringen können und was ich als Designerin dabei leisten kann. Was muss sich an den
Prozessen des digitalen Publizierens wissenschaftlicher Arbeiten ändern
und sind die inhaltlichen Strukturen dieser Publikationen überhaupt noch
zeitgemäß?
Durch die Vielschichtigkeit des Themas lassen sich folgende (Hypo-) Thesen formulieren, um die Themengebiete besser eingrenzen zu können,
die innerhalb dieser Arbeit diskutiert werden sollen:
(1) Digitale wissenschaftliche Publikationen, die mit multimedialen Inhalten angereichert worden sind, steigern die Verwertbarkeit innerhalb der
Wissenschafts-Community, z.B. für die interdisziplinäre Forschung.
(2) Die Arbeit mit neuen formal-ästhetischen Formaten und Prinzipien
kann das Verständnis wissenschaftlicher Arbeiten für Fachfremde oder
sogar Laien fördern.
(3) Es existiert keine etablierte Strategie (der einzelnen Akteure) zur zeitgemäßen Anpassung und Weiterentwicklung wissenschaftlicher Publikationen an digitale Ausgabemedien.
(4) Nachwuchswissenschaftler/innen sind nicht mehr auf die Zusammenarbeit mit Verlagen angewiesen.
(5) Open-Access bietet vielfältige Möglichkeiten und Vorteile für den
zukünftigen Wissenschaftsbetrieb.
Die gestalterischen Fragestellungen hängen eng mit den theoretischen
Fragestellungen zusammen und beziehen sich mehr auf den Herstellungsprozess und ästhetisch-formale Aspekte der digitalen wissenschaftlichen Publikationen.
Eine vollständige Diskussion/Behandlung der entwickelten (Hypo-) Thesen würde den Rahmen der Arbeit sprengen, die entwickelten (Hypo-)
Thesen werden innerhalb des Theorie-Teils bestmöglich diskutiert und
sollen Ansatzpunkte für die folgende Modellbildung darstellen. Ein
besonderer Fokus wird auf die Möglichkeit des autarken (nicht verlagsabhängigen) Publizierens gelegt.
Parallel zu dem o.g. Untersuchungsgegenstand der Arbeit ist im Rahmen
der Bearbeitungszeit ein weiteres Feld hinzugekommen: das Publizieren
von wissenschaftlichen Arbeiten an der FH Potsdam. Hierzu ist eine Zusammenarbeit mit Incom entstanden und unter der Betreuung von Prof.
Constanze Langer entstand ein Template für wissenschaftliches Arbeiten
für Studierende des Fachbereichs Design, ein Leitfaden für digitales Publizieren und eine, nach den in dieser Arbeit entstandenen formal ästhetischen Kriterien gestaltete Vorlage für eine Publikation im PDF-Format.
Eine ausführliche Betrachtung dieses Nebenprojektes erfolgt im Kapitel
Leitfaden/Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam, S.135.
Ziele
Die vorliegende Arbeit soll den Mehrwert digitaler Publikationen im
Wissenschaftsbetrieb aufzeigen. Neben einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit den Prozessen einer wissenschaftlichen Publikation soll
ein besonderer Fokus auf neue Modelle des digitalen Publizierens gelegt
werden. Es gilt, derzeitige Bewegungen wie beispielsweise Open Access
oder Open Science kritisch zu hinterfragen und Rückschlüsse auf die
zukünftige Handhabung mit digitalen Publikationen zu ziehen. Ebenfalls
Ziel dieser Arbeit ist die Bearbeitung der gestalterischen Fragestellung,
die sich im Hinblick auf die theoretischen und gesellschaftlichen Restriktionen innerhalb des Wissenschaftsbetriebes stellt.
Es gilt, klare Leitlinien für Wissenschaftler zu entwickeln und sie in dem
Prozess des Publizierens ihrer Forschungsergebnisse zu unterstützen und
gleichermaßen ein Bewusstsein für die Chancen des digitalen Publizierens zu schaffen.
Das zusätzlich entstandene Entwurfsprojekt soll die Ergebnisse dieser
Arbeit bündeln und neue Möglichkeiten der Strukturen wissenschaftlicher
Arbeiten aufzeigen, um sie den Möglichkeiten digitaler Medien anzupassen und sie formal, ästhetisch und technisch in das Jahr 2015 zu holen.
Zielgruppe
Die Arbeit richtet sich im Allgemeinen an alle Akteure des wissenschaftlichen Publizierens, im Speziellen jedoch an publizierende Wissenschaftler
der jüngeren Generation. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie hauptsächlich oder zumindest gleichermaßen analog wie digital (natürlich
auch abhängig von der jeweiligen Disziplin) recherchieren und lesen.
Außerdem ist durch Interviews deutlich geworden, dass ihnen derzeitige
Publikationsprozesse nicht transparent genug sind, diese eines hohen
Einarbeitungsaufwandes bedürfen und sie die wissenschaftliche Praxis
in Bezug auf Peer-Review, Verlagsverträge und des JIF (= Journal Impact Factor) kritisch zu hinterfragen beginnen. Neuen Möglichkeiten wie
Self-Publishing für Wissenschaftler, Open Access-Initiativen und einer
Neustrukturierung von (wissenschaftlichen) Publikationen sind sie grundsätzlich nicht abgeneigt und sie erhoffen sich eine geringere Frustration
hinsichtlich des Publizierens ihrer eigenen Arbeiten und einer größeren
Offenheit gegenüber neuen Systemen/Anwendungen/Prozessen.
Wichtig ist es hierbei, Aufklärung zu betreiben und Lösungen anzubieten,
die Alternativen zu bestehenden Verfahren bieten, die der Zielgruppe oft
unbekannt oder noch mit Unsicherheiten verbunden sind.
3. Forschungsstand
6
Beispielsweise: C. GrondRigler/W. Straub (HRSG.):
Literatur und Digitalisierung,
Berlin, Walter de Gruyter
GmbH, 2013; C. Woll:
Wissenschaftliches Publizieren
im digitalen Zeitalter und
die Rolle der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
FH Köln, 2005; F.
Scholze/ W. Stephan:
Electronic Publishing, in:
Medienwissenschaft: Ein
Handbuch zur Entwicklung
der Medien und
Kommunikationsformen,
Berlin , de Gruyter,
2002, S.2634-2648; U.
Herb: Empfehlungen,
Stellungnahmen,
Deklarationen und Aktivitäten
wissenschaftspolitischer
Akteure zur Gestaltung
des wissenschaftlichen
Kommunikationssystems,
Berlin-Brandenburgische
Akademie der
Wissenschaften, 2012,
CC BY-NC-ND 3.0
Die Literaturrecherche war anfänglich etwas schwierig, denn in der Disziplin Design findet sich sehr wenig bis gar keine relevante Vorarbeiten,
sodass Literaturanleihen aus anderen Wissenschaftsdisziplinen unabdingbar waren. Das hat prinzipiell den Vorteil, dass verschiedenste Ansätze
und Sichtweisen einfließen können und somit das komplette Ausmaß der
Problemstellung deutlich wird. Außerdem ist klar, dass die Thematik nicht
nur auf eine Disziplin zu reduzieren ist, sondern viel mehr alle (!) Bereiche
der Wissenschaft mit einschließt – schließlich sind in all diesen Bereichen
Publikationen zu finden, die in der Regel auch von der Digitalisierung
betroffen sind. Eine allzu große Offenheit und Integration aller (Nachbar-)
Disziplinen kann sich jedoch auch negativ auswirken, erschwert sie doch
die notwendige Ein- und Begrenzung des Untersuchungsgegenstandes.
Es ist festzustellen, dass die erarbeitete Literatursammlung zwar wichtige
theoretische Grundlagen bietet, aber keinen authentischen Einblick über
tatsächliche Praktiken und Problemfelder im Produktions- und Herstellungsprozess digitaler wissenschaftlicher Publikationen gibt.
Folgende Disziplinen wurden maßgeblich für Anleihen genutzt: Literaturwissenschaft, Sozialwissenschaften, angewandte Informatik, Informationswissenschaften.6 Die Literaturliste wurde mit einer Verschlagwortung
versehen, die es vereinfachen soll, die genutzte Literatur sowohl innerhalb dieser Arbeit als auch in ihrer jeweiligen Disziplin zu verorten und
die Kontexte zu verdeutlichen.
7
vgl.: F. Scholze/ W. Stephan:
Electronic Publishing, in:
Medienwissenschaft: Ein
Handbuch zur Entwicklung
der Medien und
Kommunikationsformen,
Berlin , de Gruyter,
2002, S.2634
„Der Begriff Publizieren ist als Lehnwort (lat. publicare) seit dem 16.
Jahrhundert im Sinne von bekannt machen, vor einer größere Menge
Menschen (mittellat. publicum) bringen, im Deutschen nachweisbar. Der
Begriff impliziert daher immer „öffentlich machen“, meint also den prinzipiell allgemeinen und ungehinderten Zugang zu Informationen. Publizieren schließt traditionell auf der Seite des Rezipienten auch den Aspekt
der Verfügbarkeit von Informationen auf Dauer mit ein. Damit werden
publizierte Informationen zeitpunktunabhängig nutzbar, d.h. unabhängig
von einer „Ereigniszeit“ oder einer „Sendezeit““. 7
Scholze und Werner zeigen in ihrem Werk ebenfalls einen neuen Dokumentbegriff auf, da bis in die 80er Jahre rein text- und tapierbezogen
definiert wurde. Nach ihren Empfinden umfasst er heute Referenzwerke,
primär textbezogene Dokumente, druckbare nicht textbezogene Dokumente und nicht druckbare Dokumente.
Herb beschreibt die Entstehung der wissenschaftlichen Journale, der
Hauptkommunikationsform der wissenschaftlichen Community, unter
Verweis auf Fröhlich8:
8
G. Fröhlich: Die
Wissenschaftstheorie
fordert Open Access,
http://www.heise.de/
tp/artikel/31/31020/3.
html, 14. Dezember 2014,
veröffentlicht am 12.09.2009
«
„Dieses
Grundprinzip,
dasdas
kommt
einfach
daher,
dassdass
die die
früher
Dieses
Grundprinzip,
kommt
einfach
daher,
früher warten
warten
mussten,
dass
die
nächste
Postkutsche
fährt.
So
kam
das
Heft- überhaupt
mussten, dass die nächste Postkutsche fährt. So kam das Heft-Prinzip
Prinzip
in die
Welt.
Braucht
heute,
ganzkein
ehrlich
gesagt,
kein
in die überhaupt
Welt. Braucht
heute,
ganz
ehrlich
gesagt,
Mensch
mehr.
Aber so sind
Mensch
mehr.
Aber
so
sind
wissenschaftliche
Journale,
inklusive
ihrer
wissenschaftliche Journale, inklusive ihrer Qualitätssicherung. Als das drakonische
Qualitätssicherung.
Als das drakonische
von wissenschaftlichem
Bild von wissenschaftlichem
PublizierenBild
entstanden,
das bis heute den ganzen
Publizieren
bissich
heute
denPeer-Review,
ganzen Klumbatsch,
den ContainerKlumbatsch,
den entstanden,
ganzen Käsedas
nach
zieht:
Hefte, dieser
ganzen
Käse
nach
sich
zieht:
Peer-Review,
Hefte,
dieser
ContainerGedanke, was jetzt in diesem Container drin steckt, ist gut, weil das kommt von
Gedanke,
was jetzt in diesem
Container
steckt,
istdas
gut,ist
weil
das gut, weil
der wissenschaftlichen
Gesellschaft
ausdrin
London
und
weniger
kommt
von
der
wissenschaftlichen
Gesellschaft
aus
London
und
das kommt von der wissenschaftlichen Gesellschaft aus Sheffield. Und genau
das ist mit
weniger
gut, weil
dastotaler
kommtQuatsch,
von der wissenschaftlichen
dasselbe
dem Druck:
Alles
das war irgendwann mal eine
Gesellschaft
aus
Sheffield.
Und
genau
dasselbe
mit dem
Konvention oder irgendeine Anpassung an eine
technische
oderDruck:
organisatorische
Alles totaler
Quatsch,
das
war
irgendwann
mal
eine
Konvention
oder hängen.
Notwendigkeit. Und das ist schlimm, wie sehr die Leute daran
irgendeine Anpassung an eine technische oder organisatorischeUlrich Herb
Notwendigkeit. Und das ist schlimm, wie sehr die Leute daran hängen.“
Ulrich Herb im Interview am 10.November 2014
»
9
vgl. F. Scholze/ W. Stephan:
Electronic Publishing, in:
Medienwissenschaft: Ein
Handbuch zur Entwicklung
der Medien und
Kommunikationsformen,
Berlin , de Gruyter, 2002
Der Transformationsprozess vom gedruckten zum elektronischen Medium
wird bei Zeitschriften besonders deutlich. Die Entwicklung ist jedoch noch
lange nicht abgeschlossen, wirken doch die derzeitigen Formate immer
noch wie ein Nebenher- oder Abfallprodukt der gedruckten Ausgaben.
Die Produktion von elektronischen Zeitschriften begann Anfang der 80er
Jahre und hatte einen besonderen Schwerpunkt in den erstmals auch
überhaupt möglichen automatisierten Prozessen. Allerdings fehlte es bei
diesen Formaten noch an leistungsfähigen Kommunikationssystemen,
benutzerfreundlicher Software und entsprechenden Ausgabegeräten9.
Danach erfolgte eine lange Phase, in der universitäre Einrichtungen
oder auch Verlage die elektronischen Ausgaben als Parallelprodukt zur
gedruckten Ausgabe nutzten, bevor die technischen Möglichkeiten Problematiken wie Speicher und Datenübertragung obsolet werden ließen.
Bisher wurde jedoch immer noch kein einheitliches und zuverlässiges
Preis- und Geschäftsmodell gefunden.
Aktueller Forschungsstand digitale Publikationen
10
weiterführend
exemplarische Beispiele zum
aktuellen Forschungsstand
: P. Burke: Die Explosion
des Wissens - Von der
Encyclopédie bis Wikipedia,
Berlin, Verlag Klaus
Wagenbach, 2014; E.
Simukovic: Enhanced
publications – Integration
von Forschungsdaten
beim wissenschaftlichen
Publizieren“, MA-Arbeit,
HU-Berlin, 2012; U. Herb/D.
Beucke: Die Zukunft der
Impact-Messung. Social
Media, Nutzung und Zitate
im World Wide Web.
Wissenschaftsmanagement,
in: Zeitschrift für Innovation,
19(4), 2013; Institut für
Forschungsinformation und
Qualitätssicherung (iFQ),
Fraunhofer-Institut für Systemund Innovationsforschung
ISI, Universität Bielefeld Institute for Interdisciplinary
Studies of Science
(I2SoS): 3. Indikatorbericht
Bibliometrische Indikatoren
für den PFI Monitoring
Bericht 2014, im Auftrag
des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung,
2014; http://wisspub.
net, 12.Dezember 2014
(Gemeinschaftsblog
zu wissenschaftlicher
Kommunikation im Netz,
Autoren: Heinz Pampel,
Cornelius Puschmann,
Robert Forkel, Ulrich Herb,
Christian Gutknecht)
Derzeit stellt die Beschäftigung mit dem digitalen Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten immer noch ein Forschungsdesiderat dar. Besonders wenn man auf gestalterische Punkte blickt, ist es nahezu eine
Forschungslehrstelle. Eine erste grundlegende Auseinandersetzung mit
dem Thema fand vor circa 10 Jahren statt, als es unter anderem technisch
möglich wurde, größere Datenmengen zu verschicken und Formate wie
eBooks aufkamen. Durch die enge Verschmelzung zwischen Gestaltung
und Technik finden sich schon einige Ansätze in der Medieninformatik.
Ferner haben sich einige Wissenschaftler mit der Thematik beschäftigt,
allerdings oft nur aus publizistischer Sichtweise oder in Bezug auf die
Gewährleistung wissenschaftlicher Qualität. Die Problemstellung auch aus
einer gestalterischen, designtheoretischen Perspektive zu sehen, stellt
eine neue Betrachtungsweise dar, die relevante Erkenntnisse auch für
die anderen Bereiche erzielen kann. Durch die Beobachtung des entstehenden eBook-Marktes finden sich eventuell auch Parallelen, die sich auf
wissenschaftliche Publikationen übertragen lassen.
Gerade die Artikel- (Paper-) Kultur unterliegt großen restriktiven Standards, die sich so „eingebürgert“ haben und die es neu zu hinterfragen
gilt.
Neue Modelle und Bewegungen wie Open Access und Open Science /
Open Data haben da schon eine größere Aufmerksamkeit und Reichweite
im aktuellen Diskurs. Leider ohne grundsätzliche Strukturen und Prozesse
zu hinterfragen, die diesen Distributionsmöglichkeiten voran gehen.10
4. Methodisches Vorgehen
11
F. Peyer: Enhanced
Publishing- von der
Papierlogik zum digitalen
Publizieren, BachelorArbeit, Fachhochschule
Potsdam, 2014
12
Jochen Gläser/Grit Laudel:
Experteninterviews und
qualitative Inhaltsanalyse,
Wiesbaden, VS-Verlag,
2010, S. 11-15
Die vorliegende Arbeit baut thematisch auf der vorhergegangenen
Bachelor-Arbeit auf, in der sich erstmals grundlegend mit den digitalen
Publikationen befasst wurde, mit einem besonderen Fokus auf mögliche
multimediale Anreicherungen und der Entwicklung von sog. Enhanced
Publications.11 Im darauf folgenden Masterstudium wurde das Thema
eingegrenzt, vertieft und methodisch ausdefiniert.
Die Arbeit stützt sich auf einen Methodenmix mit qualitativ-interpretativer
Ausrichtung. Noch während des Masterstudiums wurden eine exemplarische semiotische Analyse, die Cultural-Probes und ein Co-Creation-Workshop durchgeführt, deren Ergebnisse in die Arbeit integriert werden.
Methodisches Kernstück stellen die Experteninterviews12 mit Vertretern
verschiedener Akteursgruppen des Handlungsfeldes Wissenschaftliches
Publizieren dar. Die so gewonnen Insights fließen gemeinsam mit den
theoretischen Annahmen dieser Arbeit in die Idea-Napkins ein, auf die
am Schluss der Arbeit eingegangen und auf deren Basis die Modellbildung vorgenommen wird.
Parallel zu diesem Arbeitsprozess erfolgte unter meiner Beteiligung
die Bildung einer Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam,
wo, gemeinsam mit incom und dem Projekt Forschendes Lehren der FH
Potsdam, in einem ersten Schritt bereits eine Hochschul-Kommunikations-Plattform umgesetzt wurde und eine Vorlage für eine wissenschaftliche Projektdokumentation für Studierende entstanden ist. Dieses Projekt,
verstanden als erste praxisorientierte Umsetzung, wird am Ende der
Arbeit vorgestellt.
Cultural Probes
Neben explorativen Interviews wurden an die Zielgruppe von
Masterstudierenden, Doktoranden, und jungen Wissenschaftlern
insgesamt elf „Cultural Probes“ verteilt, die in spielerischer Weise
und mit qualitativer Ausrichtung bestimmte Eindrücke aus dem
Alltag der Wissenschaftler abfragen.
Die Cultural Probes teilen sich in folgende Bereiche auf:
•Welche Endgeräte (Computer, Tablet / eReader,
Smartphone und gedrucktes Papier) werden genutzt, was wird wie darauf gelesen und welche tools werden zum Verfassen eigener Texte genutzt.
•Am Beispiel des letzten gelesenen Fachartikels oder Fach
buches werden gestalterische Maxime abgefragt (mit von den Probanden zu erstellende Fotos/Screenshots)
•Die letzte, vom Probanden selbst erstellte Forschungs- oder Qualifikationsarbeit soll Auskunft darüber geben,
wie der Prozess der Erstellung temporär gewichtet ist und in welcher Form (oder ob überhaupt) digital präsentiert bzw. publiziert worden ist
•Eine Evaluierung von möglichen wichtigen Eigenschaften (meint die Einbindung von Multimedia
Elementen in einer digitalen Publikation) anhand einer vom Probanden zu begründenden hierarchischen Anord-
nung der verschiedenen möglichen Anreicherungsformen einer fiktiven Forschungsarbeit.
Die Cultural Probes sollen in Form von Infografiken visualisiert
werden und damit einen erfahrbaren Einblick in das Arbeiten mit
wissenschaftlichen Publikationen bzw. dem digitalen Publizieren
vermitteln. Aufgrund ihrer eher kritisch zu betrachtenden Validität
haben sie nicht den Anspruch an Repräsentativität, sondern dienen lediglich dazu, die Arbeitsprozesse eines Wissenschaftlers im
Digitalen exemplarisch zu illustrieren.
14
Die Cultural Probes und
der Ideation-Workshop
sind im SoSe2014 unter
Betreuung von Prof. Reto
Wettach konzipiert und
durchgeführt worden.
Im Rahmen des Thesisentwicklungskurses an der FH Potsdam im
SoSe2014 wurde aufbauend auf den Cultural Probes zum Thema ein Ideation-Workshop mit einem Teil der Probandengruppe
durchgeführt, der ebenfalls in die Arbeit einfließt. Inhalt des Workshops war die Hinterfragung der Publikationstypen hinsichtlich
ihrer gestalterischen Qualität und Möglichkeiten der Veränderung
zur Verbesserung der formal ästhetischen und inhaltlichen Rezeption. Dabei ist deutlich geworden, wie wichtig eine Aufklärung und
Bewusstwerdung der Problematik bei jungen Wissenschaftlern ist,
die die alternativ bestehende Verfahren des Publikationsprozessen / -Gestaltung weder kennen noch hinterfragen.14
Exemplarische Semiotische Analyse
15
C. S. Peirce: Semiotische
Schriften. Band I-III (hrsg.
und übers. von Christian
Kloesel und Helmut Pape),
Frankfurt a.M., Suhrkamp,
1986-1994, erstmals
erschienen 1865-1913
16
C. W. Morris: Grundlagen
der Zeichentheorie /
Ästhetik und Zeichentheorie,
Frankfurt/M., Berlin, Wien,
Ullstein, 1979, erstmals
erschienen in 1938/1939
17
Die semiotische
Analyse wurde konzipiert
und ausgeführt unter
der Betreuung von
Prof. Rainer Funke, FH
Potsdam, SoSe2014
Bereits im Rahmen der Literaturrecherche wurde deutlich, dass die
bestehenden Restriktionen beim Publizieren, besonders in Bezug
auf das Publizieren von Artikeln („Papers“), hinterfragt werden
müssen. Aus einer spezifisch gestalterischen Perspektiven interessieren hier vor allem die Nutzerfreundlichkeit, der Funktionsumfang und die formal-ästhetische Realisierung der Formatvorlagen
und Templates, die seitens der Verlage bereitgestellt werden. Wissenschaftler beugen sich diesen Templates gezwungenermaßen,
obwohl sie weder lese- noch verarbeitungsfreundlich sind. Gerade
für das Lesen und Arbeiten an einem digitalen Ausgabemedium
eignen sich die meisten Vorlagen großer Journale/Verlage/Datenbanken nicht.
Die semiotische Analyse wird eine exemplarisch ausgewählte
Formatvorlage analysieren, um Ansatzpunkte für ein Re-Design zu
identifizieren, angefangen bei einer für das digitale Lesen angepassten Satz-Gestaltung. Beispielhaft wurde ein Paper-Standard
der ACM-Datenbank für Microsoft Word genutzt.
Nach einer Einordnung des Analysethemas in die Modelle der
beiden Wegbereiter der Semiotik Peirce 15 und Morris 16 wurde
deutlich, dass der ausgewählte Paper-Standard als ein semiotisches Bündel aufgefasst werden kann, also einer Gleichzeitigkeit
der unterschiedlichen Bedeutung von Zeichen. Daraufhin wurden
diese unterschiedlichen Zeichen identifiziert, darunter zum Beispiel: unpersönliche Zeichen/ persönliche Zeichen, Zeichen der
Datenbank, Zeichen, die die Bedienung vermitteln, Kausale Zeichen der Umwelt, Zeichen der Selbstreflexion, Zeichen der Identifikation, Nutzen und angrenzende Disziplinen. Weitere relevante
Elemente stellten die Einordnung in Milieus und die Identifizierung bestehender Blockaden dar.17
Interviews
Um den Untersuchungsgegenstand zu erfassen, war es notwendig, sich nicht nur auf vorhandene Literatur zu stützen, sondern
auch, mit den Akteuren des Handlungsfeldes Wissenschaftliches
Publizieren direkt in Kontakt zu treten. Hierbei war es besonders
wichtig, weniger konkrete Strukturen abzufragen, als vielmehr auf
die Prozesse sowie die individuellen Deutungsmuster einzugehen.
Die geführten Interviews bilden ein Kernstück der Arbeit, weil sie
ein unverfälschtes, wenn auch individuelles, Bild über gängige
Praktiken, Abläufe und Zustände im Prozess des digitalen Publizierens von wissenschaftlichen Arbeiten darstellen.
Bilder der Interviewpartner
Es wurden drei explorative Interviews mit jungen Wissenschaftlern
der FH Potsdam durchgeführt. Gegenüberstellend dazu wurde
ein Interview mit einem traditionellem/klassischen Wissenschaftler „der alten Schule“ verwirklicht. Dieses Interview bildet einen
wichtigen Kontrast und verdeutlicht relevante Ansatzpunkte in der
Community. Die jüngeren Wissenschaftler sind gegenüber dem
Digitalen schon wesentliche aufgeschlossener und haben einen
nativeren Umgang mit digitalen Medien. Es wurde zudem ein Experteninterview mit Ulrich Herb durchgeführt, einem der führenden deutschsprachigen Experten für OpenAccess und OpenData
/ Open Science. Ein weiteres Experteninterview wurde mit dem
Herstellungsleiter für die deutschsprachige Buchproduktion der
Springer-Verlag GmbH (Offizieller Titel: Manager Book Production
GLS), Michael Barton, geführt. Ein weiteres angedachtes Interview
mit einem aussagekräftigen Vertreter von ReseachGate konnte
nicht realisiert werden, da sich ResearchGate nach mehrmaligem
Kontakt letztlich leider nicht zu einem Gespräch bereit erklärte.
Die aus den Interviews gewonnenen Insights stellen einen wichtigen und wertvollen Teil der Arbeit dar und sind in Auszügen in die
Arbeit integriert. Die vollständigen Transkripte sind auf der beiliegenden CD im Volltext verfügbar.
Dr. Harald Mieg,
Projektleitung FL2, FH Potsdam
interviewt am 23. Juli 2014
Foto: FH Potsdam
Sebastian Meier,
Doktorand, FH Potsdam
interviewt am 24. Juli 2014
Foto: FH Potsdam
Dr. Marian Dörk,
Forschungsprofessor Informationsvisualisierung,
FH Potsdam
interviewt am 04. September 2014
Foto: FH Potsdam
Lisa Andergassen,
Doktorandin, FH Potsdam
interviewt am 27. August 2014
Foto: FH Potsdam
Ulrich Herb,
Open Access -Experte,
Universität des Saarlandes,
interviewt am 10. November 2014
Foto: Ulrich Herb
Michael Barton,
Herstellungsleiter für die deutschsprachige
Buchproduktion,
Springer-Verlag GmbH,
interviewt am 14. November 2014
Foto: Birgit Wucher
5. Theoretische Konzeption
5.1 Digitales Publizieren – der Versuch einer Begriffsbestimmung
18
von der Erstellung
eines eigenen Glossars
wurde abgesehen
19
L. Brown/R. Griffiths/M.
Rascoff: University Publishing
In A Digital Age, 2007, S.3
20
S. Hermann:
Designspezifikationen im
digitalen Publikationsprozess,
Dissertation, Institut
für Informatik an der
Technischen Universität
München, 1999, S. 25
21
S. Hermann:
Designspezifikationen im
digitalen Publikationsprozess,
Dissertation, Institut
für Informatik an der
Technischen Universität
München, 1999, S. 70
22
F. Scholze/ W. Stephan:
Electronic Publishing, in:
Medienwissenschaft: Ein
Handbuch zur Entwicklung
der Medien und
Kommunikationsformen,
Berlin , de Gruyter,
2002, S.2637f.
In dem folgenden Versuch einer Begriffsbestimmung wird der Begriff des
digitalen Publizierens näher beleuchtet. Andere Begriffsbestimmungen
finden sich in der nachfolgenden Arbeit direkt an der entsprechenden
Stelle verortet. 18
Ganz grundsätzlich definieren Brown, Griffiths und Rascoff das Publizieren
in Bezug zur Digitalisierung:
„By publishing we mean simply the communication and broad dissemination of knowledge, a function that has become both more complex and
more important with the introduction and rapid evolution of digital and
networking technologies.“ 19
Dieser, eher inhaltsbezogenen Bestimmung steht S. Hermann gegenüber,
der in seiner Dissertation folgende Definition formulierte:
„Unter digitaler Dokumenterstellung verstehen wir in dieser Arbeit den
durch ein digitales Rechensystem unterstützten Vorgang, der alle Tätigkeiten von der Eingabe aller für ein Dokument benötigten Inhalte bis hin
zu deren Aufbereitung für eine den Nutzern zugängliche Präsentation
beinhaltet.“ 20
„ Allgemeines Ziel im Bereich der Dokumentverarbeitung ist es deshalb,
den Prozess der
Dokumenterstellung vollkommen ohne einen Medienbruch mit Hilfe von
digitalen Rechensystemen zu bewerkstelligen. Der gängige Begriff hierfür
[sic!] ist elektronisches Publizieren.“ 21
Die Bestimmung des Begriffspaares „Digitales (oder auch Elektronisches)
Publizieren“ ist mit den vorangehenden Definitionen einigermaßen greifbar, spricht aber unterschiedliche Prozesse an, die Scholze und Werner
wie folgt sammeln:
•„Electronic Publishing im Sinne einer herstellungsorientierten Definition“
• „Electronic Publishing im Sinne der Auswahl von Medien in Kommunikationsprozessen“ und
• „Electronic Publishing im Sinne der Auswahl von Medien in Kommunikationsprozessen unter Berücksichtigung der Kommunikationspartner und
ihrer Funktion“ 22
Dies führen die Autoren zu einer Nominaldefinition zusammen:
„Elektronisches Publizieren umfasst die öffentlichen Formen der zeitpunktunabhängigenKommunikation mittels digital vorliegender Dokumente
23
Scholze/Werner S.2640
24
https://www.ub.hu-berlin.
de/de/bibliotheksglossar/
digitales-publizieren,
13. Dezember 2014,
Autor unbekannt
25
in: C. Woll:
Wissenschaftliches Publizieren
im digitalen Zeitalter und
die Rolle der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
FH Köln, 2005, S.10 Fußnote
6, Verweis auf Meier
(2002): S.1, Fußnote 1
26
F. Peyer: Enhanced
Publishing- von der
Papierlogik zum digitalen
Publizieren, BachelorArbeit, Fachhochschule
Potsdam, 2014, S. 11
zwischen einem über seine Funktionen definierten Hersteller (Kommunikator) und einem Empfänger (Rezipient).“ 23
Das Bibliotheks-Glossar der HU-Berlin fokussiert mit seiner Definition
dahingehend eine andere Perspektive und legt den Begriff „Digitales
Publizieren“ anwendungsorientierter aus:
„Prozess des Veröffentlichens in Form einer Netzpublikation.
Neben Verlagen bieten zunehmend auch Hochschulen und wissenschaftliche Institutionen elektronisches Publizieren auf einem Dokumentenserver an und ermöglichen somit ihren Angehörigen die kostenfreie
Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten (Graduierungsarbeiten, Hochschulschriften, Forschungs- und Kongressberichte, Aufsätze, usw.)
im Internet. Die Urheberrechte der Autoren bleiben gewahrt. I. d. R. steht
einer weiteren Veröffentlichung in Zeitschriften, Monografien oder anderen Dokumentenservern nichts entgegen. Durch Vergabe eines Persistent
Identifiers (z. B. DOI, URN) ist ein standortunabhängiger, dauerhafter Zugriff auf das digitale Objekt gewährleistet. Eine noch nicht abschließend
gelöste Frage ist die Langzeitarchivierung digital vorliegender Informationen. Eine wichtige Form des elektronischen Publizierens ist das Open
Access-Publizieren mit dem Ziel der kostenlosen Zugänglichmachung
wissenschaftlicher Literatur im Internet.“ 24
Kritisch zu betrachten ist hierbei die Reduzierung, oder auch einfach
unglückliche Formulierung, die von einer „kostenfreien Veröffentlichung
wissenschaftlicher Arbeiten“ spricht und damit generalisiert. Es wird nur
die Hochschulpublikation genauer ausgearbeitet, die Verlagspublikationen und deren Eigenheiten, die derzeit ja der Kernteil des wissenschaftlichen Publizierens sind, werden nur unzureichend erklärt.
Einfacher definiert Meier den Begriff elektronisches Publizieren:
„Die Herstellung, Vervielfältigung und Distribution von geistigen Erzeugnissen mittels elektronischer Technologien, in erster Linie des Internets“ 25
Innerhalb der dieser Masterarbeit vorausgegangen Bachelorarbeit wurde
der Begriff „Digitale Publikation“ wie folgt gefasst:
„Unter einer digitalen Publikation ist ein veröffentlichtes Dokument oder
eine Anwendung zu verstehen, welches mittels eines technischen Ausgabegerätes dargestellt werden kann. Der Unterschied zu einem digitalen
Dokument stellt den Prozess seiner Veröffentlichung dar.“ 26
In Anbetracht der intensiveren Auseinandersetzung mit der Thematik und
unter Berücksichtigung der benannten Definitionen anderer Autoren ist
eine Erweiterung der Definition notwendig. Für die vorliegende Arbeit
wird der Begriff wie folgt definiert:
Digitales Publizieren ist die Produktion und Veröffentlichung eines Dokumentes zur digitalen Verwertung und Rezeption mittels technischer
Ausgabegeräte.
5.2 Strukturen und Prozesse wissenschaftlichen Publizierens
Das folgende Kapitel soll einen Einblick in die Welt des (digitalen) Publizierens und seiner Kontexte geben. Die für diese Arbeit relevante Punkte
bezüglich der Produktion wissenschaftlicher Arbeiten, deren formaler
Struktur und deren Mechanismen in der Veröffentlichung werden aufgeführt, um die bestehenden Problematiken darzustellen, zu hinterlegen
und damit die Grundlagen für die Modellbildung zu schaffen. Ebenfalls
sollen bereits erste Alternativen zu konventionellen Strukturen und
Prozessen aufgezeigt werden, um die Fülle der Möglichkeiten zu verdeutlichen und unabhängig von restriktiven Systemen die Vielfalt nutzbar zu
machen.
Kreislauf wissenschaftlichen Arbeitens / Publikationsprozess
Publikationsprozess vereinfacht im Sinne eines allgemeinen Kommunikationsmodells dargestellt von Scholze und Werner:
Abbildung 1: Allgemeines Kommunikationsmodell des Publizierens nach Scholze/Werner
(Quelle: F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein
Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter,
2002, S.2635, Abb.248.1 Allgemeines Kommunikationsmodell des Publizierens)
Dieses Modell gliedert den Publikationsprozess in zwei Abschnitte, den
Herstellungsprozess (Erstellen und Aufbereiten) und den Distributionsprozess (Vertreiben und Verteilen). Darin eingebunden findet sich auch
das Kommunikationsmodell einer Publikation, in der auch die grundlegenden Akteure festgelegt werden: Kommunikator (Hersteller), Informationsmedium (das Dokument / die Publikation) und Rezipient (Empfänger
oder auch Leser).
Leider ist dieses Modell sehr vereinfacht und lässt nur wenig Spielraum
für die Nebenakteure des Prozesses bzw. bindet die einzelnen Prozessproblematiken nicht mit ein. Eine grundsätzliche Frage ist beispielsweise,
wo die Verlage oder die Autoren verortet werden könnten. Und auch ein
Rezipient kann unterschiedlicher Natur sein. Um die grobe Richtungsangaben aufzuzeigen, mag das Modell jedoch ausreichen, auch wenn es
keine Aussagekraft in Bezug auf den Prozess des Publizierens hat.
Scholze und Werner gehen in einem weiteren Modell genauer auf den
Herstellungsprozess ein, eine Darstellung des Distributionsprozesses wird
leider in ihrem Beitrag vernachlässigt.
Übersicht des Herstellungsprozesses nach Scholze/Werner:
Abbildung 2: Übersicht des Herstellungsprozesses nach Scholze/Werner
(Quelle: F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch
zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002, S.2638,
Abb.248.2 Schematisch vereinfachte Übersicht des Herstellungsprozesses)
Spannend an diesem Modell ist der kleine Zusatz, in dem verdeutlicht
wird, welche Arbeitsschritte einer Korrektur bedürfen. Wünschenswert
wäre auch eine Zuordnung der Akteure (z.B. Verlage, Autoren, Reviewer
aus der Community o.ä.) zu den einzelnen Prozessschritten gewesen.
Letztlich fehlt eine Verbindung und Ergänzung beider Modelle die den
Prozess besser greifbar macht und die Rolle der einzelnen Akteure einbezieht.
Im Zuge der Recherche wurde kein adäquater Ansatz bzw. kein treffendes
Modell des Prozesses einer wissenschaftlichen Publikation gefunden. Folgendes Modell veranschaulicht den Prozess des Digitalisieren Publizieren
im Sinne des der Arbeit inhärenten Verständnisses:
Der Prozess einer wissenschaftlichen Publikation folgt in der Regel einem
Kreislauf.
Es lassen sich in den meisten Wissenschaftsdisziplinen die gleichen, wiederkehrenden Prozessschritte identifizieren:
(1) Forschung/Recherche/Datenerhebung
(2) Schreiben
(3) Review/Besprechung
(4) Distribution
(5) Rezeption/Verwertung
Diese Prozessschritte lassen sich in Arbeitsschritte gliedern, die die Arbeit
eines Wissenschaftlers beschreiben:
Finden > Produzieren > Bekannt machen > Kommunizieren
VERLAGE, DATENBANKEN,
LANGZEITARCHIVIERUNG
MARKDOWN
DATENBANKEN /
IMPACT-FACTOR
STANDARDS,
VERLAGE
OPEN SCIENCE, RECHTE
Die hervorgehobenen Problemfelder, bzw. Schlagworte stellen die Grafik
in einen Kontext innerhalb der wissenschaftlichen Community und verorten für die Arbeit relevante Aspekte.
Diese Grafik hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt die
innerhalb der Arbeit gewonnene Wahrnehmung wieder. Der dargestellte
Prozess sollte mit denen von Robert Merton (1972) definierten „Postulaten
des Wissenschaftsethos“ 27 in Zusammenhang gebracht werden:
27
vgl. G. Fröhlich: Die
Wissenschaftstheorie
fordert Open Access,
http://www.heise.de/
tp/artikel/31/31020/2.
html, 14. Dezember 2014,
veröffentlicht am 12.09.2009
28
Analogie zur
Politikwissenschaft:
„Sinn oder Unsinn des
Konzepts „Politische Kultur“
für die Vergleichende
Politikforschung, oder auch:
Der Versuch, einen Pudding
an die Wand zu nageln“
Max Kaase in: Wahlen und
politisches System - Schriften
des Zentralinstituts für
sozialwissenschaftliche
Forschung der Freien
Universität Berlin, Volume
42, 1983, pp 144-171
Universalismus
(Position/Status/Geschlecht des Autors ist gleichgültig)
Kommunismus
(„Die materiellen Ergebnisse sind ein Produkt sozialer Zusammenarbeit
und werden der Gemeinschaft zugeschrieben“ Merton,1972)
Uneigennützigkeit
(„Wissenschaftler dürfen nur der Erkenntnis verpflichtet sein, und dürfen
nicht Methoden oder Ergebnisse für Karriere- und Auftraggeberinteressen zurechtbiegen“ Fröhlich, 2009)
Organisierter Skeptizismus
(„unvoreingenommene Prüfung von Glaubenshaltungen und Überzeugungen aufgrund empirischer und logischer Kriterien“ Merton, 1972)
Die Vielschichtigkeit innerhalb des Wissenschaftsbetriebes lässt sich nicht
so einfach greifen und ist deswegen auch nicht so einfach darstellbar. Das
Modell stellt einen Versuch dar, dieser Sprachlosigkeit Abhilfe zu verschaffen, aber am Ende gleicht auch das dem Versuch, einen Pudding an
die Wand zu nageln. 28
Wissenschaftliche Publikationstypen
29
(formelles und informelles
Publizieren, vgl.: L. Brown/R.
Griffiths/M. Rascoff:
University Publishing In A
Digital Age, 2007, S.3)
Grundsätzlich kann in formelles und informelles Publizieren unterschieden werden. Das formelle Publizieren (Auswahl, Aufbereitung, Produktion,
Distribution) gilt im Gegensatz zum informellen Publizieren (entspricht
der sogenannten grauen Literatur) als eine anerkannte Form der Veröffentlichung. 29
In der Wissenschaft gibt es folgende typische Dokument- und Publikationstypen, die für diese Arbeit zusammengefasst und festgehalten
werden:
Monografien
ein (zumeist) umfangreiches Einzelwerk eines Autors, in dem ein Themenfeld oder Gegenstand systematisch umfassend behandelt wird. Das
Publizieren erfolgt in der Regel über einen Verlag mit auszuhandelnden
Modalitäten.
Artikel in wissenschaftlichen Journalen
weniger umfangreich (als eine Monografie) und präsentieren in der Regel
theoretische Ansätze oder Forschungsergebnisse in der Community.
Der Weg zu einem Journal kann sehr verschieden sein: man kann sich
beispielsweise auf einen „Call-for-Papers“ des Journals bewerben oder
den Herausgeber direkt kontaktieren oder auch einen Beitrag initiativ einreichen. Die Fachblätter (Journale, Magazine, Zeitschriften) entscheiden
über das Veröffentlichen des Beitrages und organisieren den Prozess der
Qualitätssicherung (Editorial- oder Peer-Review). Dieser Prozess ist meist
sehr zeitintensiv (Monate bis Jahre).
Artikel in wissenschaftlichen Konferenzbänden
entsprechen in Umfang und Art oft den Artikeln in Journalen, die Qualitätssicherung unterscheidet sich je nachdem, ob der Konferenzband vor
oder nach der Konferenz veröffentlicht wird. Grundsätzlich sind die Artikel
aber die Grundlage für einen Vortrag des Autors auf der jeweiligen Konferenz für den sich der Autor mit einem Vorschlag (Abstract) bewirbt (oft
über einen „Call-for-Abstracts“).
Poster in wissenschaftlichen Konferenzbänden
die Bedingungen gleichen der Veröffentlichung eines Artikels in einem
Konferenzband, nur das Medium ändert sich: Ein Poster ist eine auf das
Wesentlichste komprimiertere Form eines Artikels und sollte „auf einen
Blick“ Forschungsergebnisse oder theoretische Ansätze darstellen.
Sammelbände
beinhalten eine Sammlung an ausgewählten Beiträgen zu einem, meist
vom Herausgeber vorher definierten, Themengebiet. Eine sehr typische
Publikationsform ist auch ein einzelner Beitrag eines Autors der in einem
Sammelband veröffentlicht wird.
Festschriften und Beiträge zu Festschriften
bezeichnet eine Sammlung von Aufsätzen, die meist einem Wissenschaftler oder einem Institut gewidmet ist.
Graue Literatur
Dokumente mit wissenschaftlichem Hintergrund, die nicht im Buchhandel
erhältlich sind. Beispiele sind etwa Berichte oder Institutsschriften.
30
vlg.: Ulrich Herb –
Publizieren wissenschaftlicher
Arbeiten (2010), GradUS
Workshop Juni 2010,
Saarländische Universitätsund Landesbibliothek,
cc 3.0, S.4f
31
Deutsche
Forschungsgesellschaft:
Publikationsstrategien im
Wandel? Ergebnisse einer
Umfrage zum Publikationsund Rezeptionsverhalten
unter besonderer
Berücksichtigung von Open
Access 2005, S. 24f
Weitere Publikationstypen können Lexikonartikel, Rezensionen, Tagungsberichte und Interviews sein, und sind Formate mit eigenen Funktionslogiken. Viele Erkenntnisse der Arbeit gelten selbstverständlich auch für
diese Formate, werden aber nicht explizit aufgeführt. 30
­
In den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen sind die oben genannten,
und weitere, Publikationstypen unterschiedlich gewichtet und verbreitet.
Im Folgenden werden die (Haupt-) Disziplinen mit ihren speziellen Eigenschaften hinsichtlich der häufigsten und gängigsten Präferenzen in den
Publikationstypen verortet: 31
Geisteswissenschaften: Sammelbandwerke und Monografien
Informatik: Konferenzbeiträge und Journalpublikationen
Ingenieurwissenschaften: Konferenzbeiträge
Naturwissenschaften: vorrangig Journal-Artikel (engl.)
Psychologie: Journalpublikationen (engl.)
Rechts- und Wirtschaftswissenschaften: Journale
Sozialwissenschaften: Sammelbandwerke, Monografien und Journale
Sprachwissenschaften: Journal- und Sammelbandwerke, Monografien
32
Weiterführende
Informationen in: Deutsche
Forschungsgesellschaft:
Publikationsstrategien im
Wandel? Ergebnisse einer
Umfrage zum Publikationsund Rezeptionsverhalten
unter besonderer
Berücksichtigung von
Open Access, 2005
33
Institut für
Forschungsinformation und
Qualitätssicherung (iFQ),
Fraunhofer-Institut für Systemund Innovationsforschung
ISI, Universität Bielefeld Institute for Interdisciplinary
Studies of Science
(I2SoS): 3. Indikatorbericht
Bibliometrische Indikatoren
für den PFI Monitoring
Bericht 2014, im Auftrag
des Bundesministeriums
für Bildung und
Forschung, 2014, S.2
Wie die o.g. Studie aufzeigt, stellt die häufigste Publikationsform das
Veröffentlichen in wissenschaftlichen Journalen dar. Die Studie gibt
zudem einen umfassenden Überblick über die Publikationsgepflogenheiten der unterschiedlichen Disziplinen. Besonders interessant sind die
empirischen Erhebungen über die Open-Access-Publikation von Wissenschaftlern, die verdeutlichen, dass sie bisher nur von einem geringer Teil
genutzt und die bloße Beschäftigung mit dieser Form des Publizierens
gering ausfällt.32 In dem aktuellen Indikatorbericht bibliometrischer Indikatoren wird allerdings deutlich, dass Konferenzbeitrage als Medium für
die wissenschaftliche Kommunikation in anwendungsnahen Feldern, wie
z.B. Informatik oder Elektrotechnik, bedeutsamer sind als Zeitschriftenbeiträge und auch quantitativ mehr Gewicht innehaben.33
Publikationsaufbau
Der Aufbau einer Publikation ist je nach Publikationstyp zu unterscheiden,
folgt aber mal mehr, mal weniger, einem gleichbleibenden Muster.
Autoren
Abstract/Kurzzusammenfassung
Einleitung
Materialien/Methoden
Resultate
Diskussion
Zusammenfassung
Dank
Literaturliste/Quellen
Im Kapitel Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam > Vorlage
zur wissenschaftlichen Projektdokumentation, S.127 werden die einzelnen
Elemente des „normalen“ Aufbaus einer Publikation noch einmal verdeutlicht und in ihrer Beschaffenheit dargestellt. In Bezug auf digitale Publikationen gewinnen die Metadaten des Dokumentes an Bedeutung. Die
Metadaten sollten bibliometrische Angaben wie Autor, Auflage, Erscheinungsjahr, Verlag und ISBN, bzw. DOI umfassen, denkbar wäre aber auch
eine Erweiterung mit zusätzlichen, für die Nutzer relevanten Daten.
34
nach Endres 2000, 21
in: F. Scholze/ W. Stephan:
Electronic Publishing, in:
Medienwissenschaft: Ein
Handbuch zur Entwicklung
der Medien und
Kommunikationsformen,
Berlin, de Gruyter,
2002, S.2642
Eine Publikation kann zudem verschiedene Datentypen enthalten,
Datentypen nach Scholze/Werner 34 :
Formatierte Daten (Bit, Zahl, Zeichenfolge)
Text
Zeichnung
Bild (Festbild)
Ton
Film (Bewegtbild)
Animation
Der Aufbau einer Publikation kann sich natürlich individuell unterscheiden
und folgt in der Regel einem konventionellen, linearen Aufbau. Es wird
aber deutlich, dass eine Veröffentlichung viel weitreichender sein kann,
gerade die Anreicherung mit Multimedia-Daten kann zu einer Aufweichung der klassischen Strukturen führen. Spannend ist der Punkt, dass
die meisten Elemente des Aufbaus sich in den verschiedenen Publikationstypen gleichen oder ähneln und auch von den Autoren oft in nur
leicht abgewandelter Form an verschiedenen Stellen in unterschiedlichen
Publikationen genutzt werden.
Qualitätssicherung: Review-Verfahren und deren kritische Diskussion
35
nach: Ulrich
Herb – Publizieren
wissenschaftlicher
Arbeiten (2010),
GradUS Workshop Juni
2010, Saarländische
Universitäts- und
Landesbibliothek,
cc 3.0 S.6f
36
nach Fröhlich 2003, in:
Ulrich Herb – Publizieren
wissenschaftlicher
Arbeiten (2010), GradUS
Workshop Juni 2010,
Saarländische Universitätsund Landesbibliothek,
cc 3.0 S.7
Die Frage nach der Qualität eines Beitrages stellt eine Grundlage des
Wissenschaftlichen Arbeitens und gleichzeitig auch einen Ur-Konflikt
innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft dar. Die einzelnen Verfahren der Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Arbeiten unterscheiden sich in ihrer Anwendung je nach Disziplin. Die am häufigsten genutzten Vorgehensweisen sind 35:
Peer-review (single-blind, double-blind, tripple-blind)
Eine Peer-Review ist die gebräuchlichste Form der Qualitätssicherung
und greift oft auch auf die anderen Verfahren über. Ein Beitrag wird
eingereicht (in der Regel für ein Journal/Magazin) und durch Experten
der entsprechenden Fachrichtung bewertet. Es finden sich zwei gängige Ausprägungen: single-blind (die Gutachter kennen den Autor, der
Autor aber nicht die Gutachter) und double-blind (weder Autor noch
Gutachter kennen sich). Eine weitere Variante stellt eine Peer-Review im
triple-blind-Verfahren dar: Autoren, Gutachter (Reviewer) und Herausgeber kennen sich nicht, diese Technik wird sehr selten angewendet, da sie
einen nicht unerheblichen Mehraufwand nach sich zieht.
Einer der häufigsten Kritikpunkte an der Peer-Review ist die fehlende
Transparenz und ein damit verbundenes Fehlen eines offenen wissenschaftlichen Diskurses 36. Angefangen bei der berechtigten Frage nach
der Eloquenz der begutachtenden Experten. Ein weiterer Punkt ist die
(nicht nachgewiesene aber oft vermutete) Bevorzugung renommierter Wissenschaftler bei Auswahlprozessen. Ein anderer Nachteil ist der
zeitliche und personelle Aufwand der hinter einer klassischen Peer-Review steckt. Bei einigen Forschungsfeldern ist es sehr schwierig, wenn
die Autoren oft mehrere Monate auf ihre Review warten müssen und erst
dann ihren Beitrag veröffentlichen können. Der Grundgedanke einer
Peer-Review ist jedoch kein schlechter: können doch Experten der gleichen Disziplin am Besten über die Qualität eines Beitrages entscheiden.
Zudem kann der Autor, wenn ihm der Gutachter unbekannt ist, nicht nach
dessen Gefallen oder dem speziellen Fachgebiet des Gutachters arbeiten. Fröhlich und Herb kritisieren das Verfahren und dessen Kritikpunkte
sehr ausführlich und stellen mit ihrer Meinung keinen Einzelfall dar.
«
ja alles
dieso
sind
so einschwammig,
bisschen schwammig,
die
„Das sind jaDas
allessind
Begriffe
dieBegriffe
sind eher
eineher
bisschen
die
sind
nirgends
genau
definiert.
Aber
andererseits
ist
die
Peer-Review
auch
sind nirgends genau definiert. Aber andererseits ist die Peer-Review auch
nie genauda
definiert,
da hat
ja jeder
seine
eigenen Vorgehensweisen.
nie genau definiert,
hat ja jeder
seine
eigenen
Vorgehensweisen.
(...)
(...)
Also
das
was
imim
Allgemeinen
alsals
normiert
angesehen
wird,
singleblind/
Also
das
was
Allgemeinen
normiert
angesehen
wird,
doubleblind-Review
ist nicht normiert.
Nur scheinbar.
singleblind/doubleblind-Review
ist nicht normiert.
Nur scheinbar.“
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb
»
Herausgeber/Verlags-review
auch als Editorial-Review bezeichnet
Am Häufigsten anzufinden in den Geistes- und Sozialwissenschaften und
Sammelbänden (betrifft jede Disziplin). Oftmals geht dieser Technik zur
Qualitätssicherung eine Einladung der Herausgeber an die Autoren voraus und betrifft einen einzelnen Artikel.
Kritisch zu betrachten ist, ebenso wie bei der Peer-Review, die fehlende
Transparenz. Wie entscheidet ein Verlag oder ein Herausgeber (bzw. mehrere Herausgeber) objektiv, welche Beiträge einer Qualität entsprechen
oder für die Thematik geeignet sind? Selbst wenn ein Verlag Experten beauftragt – wann kann über Qualität entschieden werden, wenn finanzielle
Hintergründe eine Rolle spielen? Selbst wenn das Finanzielle kein Thema
ist, dann ist es meist doch die Auswirkung auf den, ebenfalls kritisch zu
betrachtenden, JIF. Wenn keine finanziellen Interessen bestehen, dann
doch zumindest das Streben nach Reputation im größtmöglichen Maße.
Ein Vorteil der Editorial-Review kann sein, dass der Herausgeber selbst
am Besten entscheiden kann, inwieweit ein Beitrag der Thematik des z.B.
Sammelbandes entspricht und ob der Beitrag den gleichen Ton wie die
anderen Beiträge des Sammelbandes trifft.
«
„Das ist haltDas
immer,
weilimmer,
die Leute
ein Verlag
etwasihnen etwas
ist halt
weilglauben,
die Leutedass
glauben,
dass ihnen
ein Verlag
Gutes bietet.
Das bietet.
macht Das
er aber
ganz
Die selten.
VerlageDie
sagen
ja auch
Gutes
macht
er selten.
aber ganz
Verlage
sagen ja auch
immer, sie machen
diemachen
Peer-Review.
Das stimmtDas
ja gar
nicht.jaDie
immer, sie
die Peer-Review.
stimmt
garPeernicht. Die PeerReview machen
andere ja
Wissenschaftler.
So gesehen
Käse!“
Reviewjamachen
andere Wissenschaftler.
So totaler
gesehen
totaler Käse!
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb
»
Programmkomitee (bei Konferenzbänden)
Der Besuch und das damit verbundene Einreichen von Konferenzbeiträgen gehört mit in das Kerngeschäft der wissenschaftlichen Gemeinschaft.
Vor der Konferenz werden die eingereichten Beiträge bewertet und
in den Konferenzband aufgenommen. Hier werden auch die Beiträge
herausgefiltert, die später auf der Veranstaltung von den Autoren vorgestellt werden. Es gibt eine Unterscheidung in Paper und Poster. Durch
Peer-Review oder Editorial-Review kann die Begutachtung durch ein
Programmkomitee ergänzt werden. Die Disziplinen Geistes- und Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und auch die Informatik bedienen
sich am häufigsten dieser Technik.
Wie schon bei den anderen Verfahren ist auch hier die fehlende Transparenz kritisch zu diskutieren. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass
wirtschaftliche oder eigennützige Interessen (Reputation) Auswirkung auf
die Begutachtung der Beiträge haben. Gerade bei Konferenzen hat es
oft den Anschein, dass die Beiträge erfahrener Wissenschaftler öfter für
relevanter empfunden werden als etwa Beiträge von jungen Nachwuchswissenschaftlern.
Neu aufgekommene Verfahren der Qualitätssicherung sind beispielsweise Open Review und Collaborative Review. Sie versuchen, mehr Transparenz in den Prozess der Begutachtung zu bringen und sich innerhalb des
Prozesses zeitgemäßer digitaler Tools und Möglichkeiten zu bedienen.
Das Thema der Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Publikationen
ist sehr schwierig und vielschichtig. Daher es ist plausibel, dass immer
wieder Kritik an den Review-Verfahren geäußert wird. Eine geeignetere
Lösungen stellen die neuen Review-Verfahren dar. Grundsätzliche Probleme wie den zeitlich zu langen Ablauf und die Frage nach der tatsächlichen Expertise oder Unbefangenheit der Gutachter werden jedoch auch
sie nicht lösen können. Eine Reformierung der bestehenden Verfahren
bezüglich einer klareren Transparenz ist dennoch unabdingbar, könnten
sie es dem Autor doch ermöglichen, selbst zu entscheiden, welchen Weg
der Qualitätssicherung er wählt und welcher Kritik an seiner Arbeit er
sich aussetzen möchte.
sie es machen,
wirklich machen,
beiJournal,
keinem bei
Journal,
bei keinem.
«Ob sie es„Obwirklich
weiß manweiß
bei man
keinem
überhaupt
überhaupt
keinem.
Ob die überhaupt
eine
machen
Ob die
überhaupt
eine Peer-Review
machen
undPeer-Review
wie die abläuft
im Detail. Aber
und
die abläuft
imVersprechen,
Detail. Aber da
das indirekte
Versprechen,
dawie
ist das
indirekte
sie ist
überweisen
so und
so viel Geld und der
siekommt
überweisen
und Und
so viel
Geld
undda
der
Artikel
kommt
Artikel
dann so
schon.
dann
steht
drauf
peer-reviewed
(...).
dann schon. Und dann steht da drauf peer-reviewed (...).“Ulrich Herb
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
Gerade schnelllebige Wissenschaften leiden natürlich
„Gerade schnelllebige
Wissenschaften
leiden
natürlich
furchtbar
unter solchen
Review-Zeitfenstern.
furchtbar unter solchen Review-Zeitfenstern.“Ulrich Herb
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
»
«
Eine umfassende Betrachtung von Review-Verfahren ist im Rahmen dieser
Arbeit leider nicht möglich. Dennoch ist es ein sehr wichtiger Aspekt im
Publikationsprozess wissenschaftlicher Arbeiten und sollte deshalb nicht
außer Acht gelassen werden. Für das Publizieren von digitalen wissenschaftlichen Arbeiten und deren Anpassung an zeitgemäße technische
Möglichkeiten wird im Kapitel Referenzprojekte > Open Review und
Collaborative Review, S.79 noch einmal auf die neueren Verfahren Open
Review und Collaborative Review eingegangen.
»
Distributionsmöglichkeiten
Ein wichtiger Aspekt der Publikation wissenschaftlicher Arbeiten ist die
Distribution.
Konventionelle Methode ist die Distribution über einen Verlag, innerhalb
eines Journals, die Veröffentlichung über die Hochschule oder die Bereitstellung über wissenschaftliche Institutionen/Datenbanken wie beispielsweise ACM oder IEEE. Diese Verfahren garantieren jedoch meist keinen
freien Zugang des Lesers zur Publikation (Closed-Access) und sind oft mit
nicht unerheblichen Kosten für den Autor verbunden.
In einigen Disziplinen mehr oder weniger anerkannte Alternativen sind
die Veröffentlichung über pre-print- und working paper- services auf institutionellen Repositorien, Open-Access-Journale und die Möglichkeiten
des Self-Archivings (meistens post-print). Auch diese Verfahren arbeiten
in der Regel bereits mit Methoden zur Qualitätssicherung (Review-Verfahren), auch wenn die Formate gewöhnlich nicht von den Verfahren zur
Qualitätsmessung ( Journal-Impact-Factor o.ä.) berücksichtigt werden.
«
„Und die Verlage
sichern
sichsichern
dann durch
diesen
Druckkostenzuschuss,
Und die
Verlage
sich dann
durch
diesen Druckkostenzuschuss,
der immensder
hoch
sein kann,
dengegen
finanziellen
Verlust schon
mal ab.
immens
hoch gegen
sein kann,
den finanziellen
Verlust
schon mal ab.
Und zusätzlich
sie schon
Gewinnspanne
drin. Also die
haben
Undhaben
zusätzlich
habeneine
sie schon
eine Gewinnspanne
drin.
Also die haben
schon Geldschon
verdient
anverdient
dem Buch,
wennBuch,
Sie den
Vertrag
unterschreiben!
Geld
an dem
wenn
Sie den
Vertrag unterschreiben!
Und bei Büchern
das in Closed-Access
und Open-Access
gleich.“ gleich.
Und bei ist
Büchern
ist das in Closed-Access
und Open-Access
Ulrich Herb im Interview am 10.November 2014Ulrich Herb
»
Zusätzlich finden sich auch noch einige andere Alternativen, die jedoch
zumeist noch nicht anerkannt werden und in der Regel auch noch nicht in
Verfahren zur Qualitätssicherung oder in Metriken zur Qualitätsmessung
berücksichtigt werden. Diese Alternativen können beispielsweise die
Distribution über eine eigene Website des Autors, ein Blog-Beitrag, der
Vertrieb über App-Stores kommerzieller Unternehmen (z.B. Apple BooksStore, Amazon, etc.), oder die Bereitstellung in sozialen Netzwerken wie
z.B. ResearchGate sein.
Eine ausführliche Betrachtung ausgewählter Punkte und Prozesse zum
Thema der Rechte und Bezahlmodelle in der Distribution (digitaler) wissenschaftlicher Publikationen findet sich im Kapitel Rechte und Bezahlmodelle/Distribution, S.49, wo detaillierter auf die Problematiken des
Urheberrechts, die kommerziellen Verlage oder das Modell des Self-Archivings eingegangen wird.
Wissenschaftliche Community
Die Betrachtung der wissenschaftlichen Community beschreibt die verschiedenen Mechanismen, Strukturen und Prozesse rund um das wissenschaftliche Arbeiten. Im Zuge der Digitalisierung bezieht sich das auch
auf die virtuelle Umgebung und Struktur der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Wie kommunizieren Wissenschaftler untereinander? Was treibt sie
an? Wie können sie sich messen? Im Fokus dieses Abschnittes stehen die
Veränderungen, die die Digitalisierung nach sich zieht und die Frage, wie
die Community untereinander, miteinander agiert.
„Ich freue
meine
werden.
Wie werden
«Ich freue
michmich
auch,auch,
wennwenn
meine
PaperPaper
zitiertzitiert
werden.
Wie werden
meine Projekte
meinedas
Projekte
diskutiert,
das sieht
man ja dadas
auch
ein ich
bisschen,
diskutiert,
sieht man
ja da auch
ein bisschen,
finde
schon spannend.
das finde ich ist
schon
spannend.
Dermache
Impactfactor
istich
mirinnicht
Der Impactfactor
mir nicht
egal, ich
das weil
der Welt etwas
egal, ich
das weil
derdiskutiert
Welt etwas
verändern
und davon.
verändern
will,mache
und Zitate,
undich
wieindas
wird
ist ja ein will,
Ausdruck
Zitate, und wie das diskutiert wird ist ja ein Ausdruck davon.“
Marian Dörk
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
»
37
in: U. Herb: Empfehlungen,
Stellungnahmen,
Deklarationen und Aktivitäten
wissenschaftspolitischer
Akteure zur Gestaltung
des wissenschaftlichen
Kommunikationssystems,
Berlin-Brandenburgische
Akademie der
Wissenschaften, 2012,
CC BY-NC-ND 3.0
Die Allianz der Deutschen Wissenschaftsorganisationen definiert für virtuelle Forschungsumgebungen folgende Aufgaben 37:
• gemeinsame Nutzung von lokalen und externen Ressourcen (Informationen, Daten, Diensten/Software, Hardware, Geräte)
• Bereitstellung und Nutzung einer gemeinsamen Kommunikationsplattform
• Unterstützung der Erfassung/Erhebung von Daten vor Ort, wie z.B. bei
Beobachtung und Fernsteuerung von Experimenten, Feldstudien, Durchführung von Textanalysen, etc.
• Dokumentation und Erschließung von Daten unter Berücksichtigung
geeigneter Metadaten und Standards
• Weiterverarbeitung der Daten, Zusammenführung und Analyse von Daten, Redaktion, Analyseverfahren und fachsystematische Untersuchungen
• Publikation von Daten und Ergebnissen
Hierbei stehen zunächst die Wissensproduktion und die Wissensvermittlung im Vordergrund, die Wissenschaftskommunikation und auch Publikation findet hauptsächlich über Konferenzen und Journale statt (siehe
hierzu Kapitel Wissenschaftliche Publikationstypen, S.26), neuere Formate
wie die Kommunikation über Social Media-Kanäle wie beispielsweise
ResearchGate oder Twitter, Blogs oder ähnliches gewinnen immer mehr
an Bedeutung.
Qualitätsmessung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft
Die Reputation und Beachtung der Publikationen eines Wissenschaftlers
sind unerlässlich für wissenschaftliche Karrieren und das wissenschaftliche
Arbeiten. Die Einschätzung, ob „gute“ oder „schlechte“ wissenschaftliche
Arbeit betrieben worden ist, gestaltet sich sehr schwierig. Woran kann
man messen ob man eine bedeutungsvolle wissenschaftliche Arbeit vorliegen hat oder nicht? Wer ist befugt, dies zu bestimmten?
Die Qualitätsmessung wissenschaftlicher Arbeiten beruhen meist auf
Zitationsanalysen, also wie oft und wo wurde die Publikation zitiert. Die
gängigsten Ratings stellen der JIF (Journal Impact Factor) und der h-Index (Hirsch-Index) dar. Es gibt aber auch noch alternative Metriken und
es bleibt eine grundsätzliche Hinterfragung über Sinn und Zweck solcher
Praktiken. Hinzugezogen werden solche Werte der Qualitätsmessung oft
zur Evaluierung der Publikationen beispielsweise bei Finanzierungsentscheidungen der Hochschulen und anderer Institutionen oder von den
Bibliotheken über das Bestellen oder Abbestellen von Abonnements
(zumeist von Journalen).
38
(Vgl: U. Herb/D. Beucke:
Die Zukunft der ImpactMessung. Social Media,
Nutzung und Zitate
im World Wide Web.
Wissenschaftsmanagement,
in: Zeitschrift für
Innovation, 19(4), 2013
39
in: Ulrich Herb – Publizieren
wissenschaftlicher Arbeiten
(2010), GradUS Workshop
Juni 2010, Saarländische
Universitäts- und
Landesbibliothek, cc 3.0 S.8
40
vgl: Ulrich Herb –
Publizieren wissenschaftlicher
Arbeiten (2010), GradUS
Workshop Juni 2010,
Saarländische Universitätsund Landesbibliothek,
cc 3.0 S.8f
Eine zentrale Frage ist, ob Zitationsmessung in klassischen Journalen
noch maßgebend zur Relevanzbestimmung und ob sie im Zeitalter digitaler Wissenschaft überhaupt noch zeitgemäß sind? 38
JIF- Journal Impact Factor
Der JIF bezieht sich auf das Feld der wissenschaftlichen Journale. Die
Berechnungsformel setzt sich folgendermaßen zusammen39:
JIF=Zahl
Zahlder
derZitate
Zitate
laufenden
auf Artikel
eines Journals
der ver- zwei Jahre
JIF=
imim
laufenden
JahrJahr
auf Artikel
eines Journals
der vergangenen
zwei
gangenen
Zahl
derJahre
Artikel des Journals der vergangenen zwei Jahre
Zahl der Artikel des Journals der vergangenen zwei Jahre
Der JIF gilt derzeit noch als gängigster Wert in der Qualitätsmessung, ist
aber auch gleichermaßen das am meisten kontrovers diskutierte Verfahren.
Einige der Kritikpunkte sind 40:
• es werden nicht alle Journale berücksichtigt/ nicht alle Veröffentlichungen werden eingerechnet
• nicht alle Dokumentenarten werden berücksichtigt, ausgeschlossen
sind: Graue Literatur, wissenschaftliche Berichte, Web-Publikationen
englischsprachige Journale haben immer einen höheren JIF als Journale
in anderen Sprachen
• der JIF bezieht sich auf Journale und nicht auf Artikel. Die Folgerung ist,
dass wenige, sehr häufig zitierte Artikel einen hohen Wert für das Journal
erzeugen können oder dass viele Autoren mit geringen Zitationswerten
von diesen wenigen, häufig zitierten Artikeln profitieren
• Verwertungszyklen werden nicht berücksichtigt. Dies hat Auswirkung
auf die unterschiedlichen Disziplinen und benachteiligt Fächer mit Ver-
wertungszyklen über zwei Jahre
• Das Mehrautorenproblem wissenschaftlicher Publikationen wird nicht
berücksichtigt
• Die einzelnen Zitationen erhalten keine Gewichtung
• Viele Manipulationsmöglichkeiten (zum Beispiel Selbstzitierung)
• Matthäus-Effekt (hoch gerankte Artikel werden noch häufiger zitiert,
ohne dabei die eigentliche Qualität des Artikels zu beurteilen)
«
Bewertungs-Verfahren,
trügerische
Annahme, dass
„DiesesDieses
Bewertungs-Verfahren,
diese diese
trügerische
Annahme,
dassman
manüber
überden
denImpact-Factor
Impact-Factoretwas
etwasüber
überdie
dieQualität
Qualitäteiner
einerPublikation
erfahrendie
könnte,
breitet
über die
Fächer aus.
Publikation erfahren könnte,
breitetdie
sich
über sich
die Fächer
aus.“
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb
»
Überdies muss man kritisch hinterfragen, was ein hoher JIF eigentlich
einem Wissenschaftler bescheinigt – Popularität oder Qualität?
«
„Dass das mehr Dass
oder das
weniger
ist, in der man von
mehreine
oderScheinwissenschaft
weniger eine Scheinwissenschaft
ist, in der man
der Illusion
befallen
ist,
dass
durch
pures
quantitatives
zählen Qualität
von der Illusion befallen ist, dass durch pures quantitatives
zählen Qualität
erfassterfasst
werdenwerden
kann, so
ähnlich
sagt das
Gerhard
Fröhlich.
Keiner Keiner
weiß, weiß, was
kann,
so ähnlich
sagt
das Gerhard
Fröhlich.
was einen Wissenschaftler
dazu
antreibt,
einen
anderen
zu
zitieren:
Ist
das Ist das ein
einen Wissenschaftler dazu antreibt, einen anderen zu zitieren:
ein Indikator für
Qualität?
Für Popularität?
Oder für sonst
Indikator
für Qualität?
Für Popularität?
Oder irgendwas?“
für sonst irgendwas?
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb
»
Wenn sich ein Wissenschaftler oder eine Forschungseinrichtung für
alternative Publikationsstrategien wie Self-Archiving, green OpenAccess,
usw. entscheiden, werden ihre Ergebnisse im JIF überhaupt nicht berücksichtigt. Das könnte weitreichende Folgewirkungen haben, weil die
Platzierung in solchen Rankings einen nicht unerheblichen Einfluss auf
die Vergabe von Drittmitteln, die Finanzierung von Lehrstühlen oder die
Besetzung von Professuren haben. Da Web-Veröffentlichungen ebenfalls
überhaupt nicht bis unzureichend berücksichtigt werden, ist mehr als
fraglich, ob Rankings wie der JIF als Instrument zur Relevanzbestimmung
eines Wissenschaftlers oder einer Publikation in heutigen digitalen, global
vernetzten Zeiten noch ihre Berechtigung haben.
41
in: Ulrich Herb – Publizieren
wissenschaftlicher Arbeiten
(2010), GradUS Workshop
Juni 2010, Saarländische
Universitäts- und
Landesbibliothek, cc 3.0 S.9
Hirsch-Index
Der H-Index ist im Gegensatz zum JIF autorenzentriert und setzt sich folgendermaßen zusammen41:
ein Autor hat einen Index h, wenn h von seinen insgesamt N Veröffent-
h-index= ein Autor hat einen Index h, wenn h von seinen insgesamt N Verlichungen mindestens jeweils h Zitierungen haben und die anderen
öffentlichungen mindestens jeweils h Zitierungen haben und die anderen
(N-h) Publikationen weniger als h Zitierungen
(N-h) Publikationen weniger als h Zitierungen
42
vgl: Ulrich Herb –
Publizieren wissenschaftlicher
Arbeiten (2010), GradUS
Workshop Juni 2010,
Saarländische Universitätsund Landesbibliothek,
cc 3.0 S.8f
Dadurch werden Verzerrungen durch Artikel mit hohen Zitationszahlen
vermieden. Dennoch treffen viele Kritikpunkte des JIF auch auf den h-Index zu.
• andere Dokumentenarten und Publikationen in einer anderen Sprache
als Englisch werden nicht berücksichtigt bzw. benachteiligt
• keine Datenbank, auf die der h-Index zugreift, kann wirklich alle Zitationen nachweisen
• Mehrautorenproblematik
• unklare Messdimension 42
Der h-Index findet u.a. Beachtung in der Google-Scholar-Personendatenbank und gilt als der authentischste Wert unter den „großen“ Verfahren
zur Qualitätsmessung wissenschaftlicher Publikationen. Schwierig am
h-index ist die Vergleichbarkeit der einzelnen Wissenschaftler, ist der Wert
doch abhängig vom Alter und der Disziplin des Wissenschaftlers.
43
https://www.
researchgate.net/
publicprofile.RGScoreFAQ.
html, zuletzt aufgerufen
am 24. Januar 2015
Alternativen
Es gibt jedoch auch Alternativen zu den großen umstrittenen Verfahren
zur Qualitätsmessung, beispielsweise die nicht kommerziellen Ratings von
GoogleScholar oder ResearchGate.
GoogleScholar baut sein Rating auch auf Zitationswerte auf und bietet
dem (eingeloggten) Nutzer die Möglichkeit, sich verschiedene Zitationsindexe anzeigen zu lassen, mit der großen Besonderheit, dass auch schon
einige Open-Access-Datenbanken berücksichtigt werden.
Der RG Score von ResearchGate hat die Besonderheit, dass unter anderem die Aktivität des Nutzers innerhalb des Netzwerkes und viele weitere
altmetric-Daten mit einfließen.43 Allerdings ist die automatische Auslesung der Daten bei keinem Verfahren zur Qualitätsmessung fehlerfrei und
die endgültigen Metriken zur Erhebung der Werte sind ebenfalls nicht
vollständig erschließbar.
Abbildung 3: beispielhafter RG Score eines Nutzers von ResearchGate
(Quelle: http://www.researchgate.net/press, runtergeladen und aufgerufen am 19. Januar 2015)
«
„Aber das Problem, was diese ganzen Ratings, egal was man jetzt
Aber das Problem, was diese ganzen Ratings, egal was man jetzt
nimmt, ResearchGate oder sonst irgendwas, dass die natürlich immer
nimmt, ResearchGate oder sonst irgendwas, dass die natürlich immer
ein Grundproblem bei Ratings haben oder auch bei Ranking haben.
ein Grundproblem bei Ratings haben oder auch bei Ranking haben.
Und zwar, dass man Unvergleichbares miteinander vergleicht.“
Und zwar, dass man Unvergleichbares miteinander vergleicht.
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
Ulrich Herb
»
44
in: Ulrich Herb –
Publizieren wissenschaftlicher
Arbeiten (2010), GradUS
Workshop Juni 2010,
Saarländische Universitätsund Landesbibliothek, cc 3.0
S.10, aus: Wissenschaftsrat –
Pilotstudie Forschungsrating:
Empfehlungen und
Dokumentation, Köln, 2008
Das Rating des Wissenschaftsrates 44 (veröffentlicht 2008) mit Alternativen
Kriterien: zum Einen die Qualität (wie üblich nach Zitationswerten) und
Quantität von Publikationen und Drittmittelprojekten und zum Anderen
publikationsbezogene Kriterien wie Publikationstyp, Sprache, Herkunftsland, mit oder ohne Peer-Review. In Ermangelung an verlässlichen Zitationswerten in vielen Disziplinen gab es stichprobenartige Prüfungen durch
„Experten“, diese eher subjektive Art einen Wert zu ermitteln, ist natürlich
im höchsten Maße problematisch.
In Großbritannien wird im 5-Jahres-Rhythmus das sogenannte „Research
Assessment Exercise“ durchgeführt. Es berücksichtigt auch qualitativen
Kriterien, umfasst aber nur britische Publikationen.
45
vgl.: U. Herb/D. Beucke:
Die Zukunft der ImpactMessung. Social Media,
Nutzung und Zitate
im World Wide Web.
Wissenschaftsmanagement,
in: Zeitschrift für
Innovation, 19(4), 2013
Einen möglichen Lösungsansatz für das Problem der Qualitätsmessung
stellen Herb und Beucke in ihrem Artikel vor: ein weiterer Parameter, der
bei der zukünftigen Impact-Messung mit einfließen sollte und speziell auf
die Nutzung, Verwendung und Erwähnung im Internet abzielt.45 Dieser
Ansatz wird von ihnen als altmetrics bezeichnet und stellt neben Nutzung,
Peer-Review und Zitationen einen neuen, vierten Ansatz in der Bestimmung des wissenschaftlichen Impacts dar.
Innovativ an diesem Ansatz ist, dass auch Social-Media-Erwähnungen
wie beispielsweise ein Tweet oder ein Facebook- oder Blogeintrag sowie
Downloadzahlen berücksichtigt werden. Dadurch soll ebenfalls der
kritische Faktor „zeitliche Einordnung“ der bisherigen Verfahren behoben
werden, ist es doch mit den altmetrics möglich, die Werte nahezu live zu
berechnen. Dies führt dazu, dass die Relevanzbestimmung auf der Ebene
einzelner Objekte berechnet wird und nicht mehr wie beim JIF auf Grundlage indexierter Journale.
Einige wenige Dienste greifen dieses System bereits auf, darunter der
Open-Access-Verlag Public Library of Science (PLoS) mit seinem Service
Article-Level Metrics (ALM) (www.article-level-metrics.plos.org) oder der
kommerzielle Dienst Altmetrics (www.altmetric.com) mit einem sogenannten Altmetric Score. Mit Fokus auf die Institutionen arbeiten die
Metriken des Unternehmens PLUM Analytics (www.plumanalytics.com),
die Non-Profit-Organisation ImpactStory (www.impactstory.org) stellt
sogar den einzelnen Wissenschaftler in den Vordergrund. Die Vorteile
des Altmetric-Ansatzes liegen klar auf der Hand. Einer der wichtigsten ist
die mehrdimensionale Erfassung der Relevanz einzelner Objekte in einer
Publikationslandschaft, in der eine Publikation längst kein Text mehr sein
muss.
Ein weiterer Ansatz wäre die komplette Loslösung von den gängigen
Metriken und Ratings, sodass der einzelne Wissenschaftler sich in seiner
Wahrnehmung durch schon vorhandene Werkzeuge misst. Mendeley als
Literaturverwaltungsprogramm bietet beispielsweise auch die Möglichkeit, sich Zitationen und Reichweite seiner Publikation anzusehen, ganz
ohne ein Ranking im klassischen Sinne, aber der Autor hat die Möglichkeit die Relevanz seiner Publikation beobachten zu können. (http://www.
mendeley.com)
46
in: U. Herb/D. Beucke: Die
Zukunft der Impact-Messung.
Social Media, Nutzung und
Zitate im World Wide Web.
Wissenschaftsmanagement,
in: Zeitschrift für
Innovation, 19(4), 2013
Es wurden verschiedenste Verfahren zur Qualitätsmessung beleuchtet
und festgestellt: es finden sich überall erhebliche Kritikpunkte. Letztlich
gilt es, Bestehendes noch einmal grundsätzlich zu hinterfragen. Herb und
Beucke formulieren die entscheidende Frage folgendermaßen 46:
„Inwiefern sind eindimensionale Verfahren, die allein auf Zitationen basieren, noch geeignet um wissenschaftlichen Einfluss zu messen?“
Herb beantwortet die Frage selbst wie folgt:
„(...) aber an sich, dass ich jetzt einen Wert hole und denke, der bildet
(...) aber an sich, dass ich jetzt einen Wert hole und denke, der bildet
jetzt wirklich ab, was Leute treiben, das halte ich für vollkommenen
jetzt wirklich ab, was Leute treiben, das halte ich für vollkommenen Unsinn.
Unsinn. Jede Information, wissenschaftliche Information, oder die Qualität
Jede Information, wissenschaftliche Information, oder die Qualität von
von irgendwas ist immer ein mehrdimensionales Konstrukt und es wird
irgendwas ist immer ein mehrdimensionales Konstrukt und es wird nie
nie gelingen, das in einer Ziffer abzubilden, das ist völlig Banane!“
gelingen, das in einer Ziffer abzubilden, das ist völlig Banane!
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
Ulrich Herb
«
»
Ob und wie eine Publikation innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft Einfluss hat oder nicht, entscheidet längst keine einfache Zahl
mehr, die lediglich einen Teil der Wirkung beschreibt. Durch habituisierte
Nutzung der Social Media-Kanäle oder die Bereitstellung auf institutionellen Repositorien bzw. über Varianten des zugangsfreien Publizierens
kann nicht nur eine höhere Reichweite erzeugt werden, sondern auch die
Relevanz erhöht werden - diese Dimensionen lassen sich jedoch nur sehr
schwer fassen und erheben.
Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit geführten Interviews zeigen, dass
gerade die junge Generation an Wissenschaftlern sich zwar eine Art Bestätigung ihrer Arbeit wünscht und es ihr wichtig ist, mit ihrer Forschung
etwas zu bewegen, aber sie die gängigen Verfahren zur Qualitätsmessung
ablehnt und für nicht repräsentativ empfindet. Es gilt, neue Verfahren
zu entwickeln, die auch alternative Veröffentlichungsmöglichkeiten mit
einbeziehen und vielleicht auch mehr das gesamte Wirken eines Wissenschaftlers innerhalb der Community über seine Artikel in einschlägigen
Fachzeitschriften hinaus aufzeigen.
Anstieg der Quantität/Publikationsdichte
«
„Wenn wir an etwas arbeiten, ist der erste Schritt zu schauen,
Wenn wir an etwas arbeiten, ist der erste Schritt zu schauen,
wer hat das schon gemacht und hat es vielleicht schon jemand
wer hat das schon gemacht und hat es vielleicht schon jemand
veröffentlicht. Was aktuell fast schier unmöglich ist.“
veröffentlicht. Was aktuell fast schier unmöglich ist.
Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014
Sebastian Meier
»
47
Institut für
Forschungsinformation und
Qualitätssicherung (iFQ),
Fraunhofer-Institut für Systemund Innovationsforschung
ISI, Universität Bielefeld Institute for Interdisciplinary
Studies of Science
(I2SoS): 3. Indikatorbericht
Bibliometrische Indikatoren
für den PFI Monitoring
Bericht 2014, im Auftrag
des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung, 2014
48
49
vgl.: ebendiese, S.1
vgl.: ebendiese, S.1
50
Vgl.:Gemeinsame
Wissenschaftskonferenz: Pakt
für Forschung und Innovation
– Monitoring-Bericht 2014,
Heft 38, 2014, S.71
51
Weishaupt beschäftigt
sich 2010 in ihrer Arbeit :
Brasilien ist nicht nur stark
im Fußball – Open Access in
Brasilien und Deutschland
im Vergleich, aus: Forschung
Aktuell, 08/2010, http://
www.iat.eu/forschungaktuell/2010/fa2010-08.
pdf mit annähernden
Vergleichswerten für das
Open-Access-Verfahren
Durch die fortschreitende Digitalisierung und Globalisierung wird auch
der Prozess des Publizierens immer einfacher und hat einen Anstieg der
Publikationsdichte innerhalb der letzten Jahre zur Folge. Die im Folgenden referierten Werte beziehen sich auf den Zeitraum von 2002-2012 und
stammen vom Institut für Forschungsinformationen und Qualitätssicherung des Frauenhofer Instituts und der Universität Bielefeld im Auftrag
des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.47 Zum Zeitpunkt der
Abgabe der vorliegenden Arbeit war es nicht möglich, auf aktuellere Zahlen zur verweisen, laut Auskunft des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung wird der Bericht für 2013 erst im Sommer 2015 veröffentlicht.
Im Zeitraum 2002-2012 sind die weltweiten Veröffentlichungen jährlich
um durchschnittlich 4,9% gewachsen. Die den einzelnen Forscher normierenden Publikationen verändern sich kaum, die absolute Erhöhung der
Publikationszahlen ist in weiten Teilen auf eine Erhöhung der Förderung
und der Personalzahlen zurückzuführen. In dem Bericht wird ebenfalls
deutlich, dass aufstrebende Wissenschaftsländer wie China, Indien oder
Brasilien ihre Anteile deutlich erhöhen konnten und nach und nach zu
einem wichtigen Teil der globalen Publikationslandschaft werden. 48
Speziell in Deutschland betrug das durchschnittliche Wachstum 2,1%.
Die deutschen Publikationen gehören international zu den besonders
häufig zitierten: 17% der Publikationen zählen zu den weltweiten 10%
der am häufigsten zitierten Veröffentlichungen und stoßen immer mehr
in die Spitze der jeweiligen Disziplinen vor. 49 Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz erhebt, dass die deutschen Hochschulen ca. 75%
zu der Gesamtpublikationsleistung in der Wissenschaft beitragen, die
Forschungsorganisationen rund 17%. Damit leistet Deutschland 2012
den viertgrößten Beitrag zum Publikationsaufkommen der Welt, deutsche
Publikationen werden überdurchschnittlich oft zitiert und finden sich vermehrt unter den meistzitierten Publikationen des jeweiligen Feldes. 50
Vergleichende, aktuelle Daten speziell zu digitalen oder Publikationen im
Open-Access-Verfahren liegen derzeit leider noch nicht vor. Eine repräsentative Datenerhebung wäre diesbezüglich sehr aufschlussreich, die
bisher vorliegenden Arbeiten betrachten Open-Acess-Verfahren bisher
nur im Rahmen einzelner Disziplinen. 51 Die Argumentation in diesen
Punkten stützt sich deshalb hauptsächlich auf die Eindrücke der Interviewpartner und die qualitativen Ergebnisse der Literaturrecherche.
«
„Und gleichzeitig glaube ich aber trotzdem auch: Es muss weniger
Und gleichzeitig glaube ich aber trotzdem auch: Es muss weniger werden.
werden. Es ist zum Beispiel auch ganz verrückt: Mittlerweile
Es ist zum Beispiel auch ganz verrückt: Mittlerweile musst du viel publizieren,
musst du viel publizieren, wenn du eine Professur haben willst,
wenn du eine Professur haben willst, wenn du Forschungsgelder haben willst,
wenn du Forschungsgelder haben willst, für alles, was in der
für alles, was in der Wissenschaft stattfindet, musst du viel publizieren.
Wissenschaft stattfindet, musst du viel publizieren.“
Sebastian Meier
Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014
»
Ein im Kontext der Publikationsdichte auftretendes Phänomen ist das sogenannte „Salami-Publishing“, das scheibchenweise Veröffentlichen eines
eigentlich zusammenhängenden Forschungsergebnisses. Die hat den
Vorteil für den Autor, dass seine Publikationsliste rein numerisch wächst,
obwohl verhältnismäßig weniger Forschung betrieben wurde.
«
„Aber das ist halt echt so ein Trend, teilweise triffst du Leute, die
Aber das ist halt echt so ein Trend, teilweise triffst du Leute, die halten einen
halten einen Vortrag und wenn sie dann zum Ende kommen, denkst
Vortrag und wenn sie dann zum Ende kommen, denkst du und jetzt kommt
du und jetzt kommt der spannende Teil und dann: Ja, den Rest
der spannende Teil und dann: Ja, den Rest haben wir auf einer Konferenz in
haben wir auf einer Konferenz in zwei Monaten veröffentlicht. Das
zwei Monaten veröffentlicht. Das wird dann in so kleine Slices gemacht, das
wird dann in so kleine Slices gemacht, das ist Schwachsinn. Das
ist Schwachsinn. Das bringt mir auch nichts dann, du musst dir dann alles
bringt mir auch nichts dann, du musst dir dann alles zusammen
zusammen suchen und das ist dann nur um des Publizierens Willen.
suchen und das ist dann nur um des Publizierens Willen.“
Sebastian Meier
Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014
»
52
J. Kunze: Digitale
Werkzeuge für
die persönliche
Wissensorganisation, in:
cms-journal 15, 2012,
S.37-42)
Kunze spricht im Zusammenhang mit der digitalen Wissensorganisation
ebenfalls von einer aufkommenden Informationsflut 52 und spricht sich für
eine nötige, sehr sorgfältige Organisationsstruktur der einzelnen Wissenschaftler aus.
«
„Das ist auch die Kehrseite: es wird viel publiziert
Das ist auch die Kehrseite: es wird viel publiziert
und dann wird auch viel geschlampt.
und dann wird auch viel geschlampt.
(...) Publiziert zu werden, ohne dass da irgendwas richtig durchdacht ist.“
(...) Publiziert zu werden, ohne dass da irgendwas richtig durchdacht ist.
Harald Mieg im Interview am 23. Juli 2014
Harald Mieg
»
53
C. Woll: Wissenschaftliches
Publizieren im digitalen
Zeitalter und die Rolle
der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
FH Köln, 2005, S.12f
54
A. D. Keller: Zeitschriften
in der Krise – Entwicklung
und Zukunft elektronischer
Zeitschriften, Dissertation,
Humboldt-Universität
zu Berlin, 2001
Mehrfach wird auch die damit verbundene Kostenexplosion angesprochen, sind doch bisherige Publikationsstrategien oft mit hohen Gebühren
für die Autoren (oder deren Institutionen) verbunden. Dies bespricht auch
Woll ausführlich 53 und verweist dabei auch auf die Publikation von Keller54, die sich sehr ausführlich mit der Zeitschriftenkrise, der damit zusammenhängenden Publikationsflut und Kostenexplosion beschäftigt.
„Also
habe
ja noch
diese
Porn-Study
Geschichte.
habe
«Also
ich ich
habe
ja noch
diese
Porn-Study
Geschichte.
Da Da
habe
ich schon das
ich schon das Gefühl, dass Leute mehr selbst publizieren. Und
Gefühl, dass Leute mehr selbst publizieren. Und da ist der Kreis aber auch
da istda
der
Kreis
kleiner,
da hast du
einen
kleiner,
hast
du aber
einenauch
besseren
Überblick.
Aber
ichbesseren
habe jetzt nicht das
Überblick.
Aber
ich
habe
jetzt
nicht
das
Gefühl,
dass
es
viel gibt.
Gefühl, dass es zu viel gibt. Weil ich glaube, dieseszu
Filter-System,
was ich
Weil
ich
glaube,
dieses
Filter-System,
was
ich
habe,
funktioniert
habe, funktioniert einfach ganz gut. Ich werde jetzt nicht davon überrollt.
einfach ganz gut. Ich werde jetzt nicht davon überrollt.“
Lisa Andergassen
Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014
»
55
weiter siehe hierzu: T.
Warnecke/A. Burchard:
Schluss mit der Salamitaktik,
http://www.zeit.de/
wissen/2010-02/dfgpublikationen-forschung,
zuletzt aufgerufen am
10. Februar 2015
Was kann man dieser ansteigenden Publikationsflut entgegensetzen oder
wie findet ein einzelner Wissenschaftler einen Umgang mit der regelrechten Überschwemmung seines Forschungsfeldes?
Einen richtungsweisenden Schritt hat hier 2010 die Deutsche Forschungsgemeinschaft gewagt, indem sie für ihre Drittmittelanträge neue Regeln
einführte. Danach dürfen Wissenschaftler nur noch fünf bis zehn maßgebliche Werke anführen, was künstlich aufgeblähte Publikationslisten
zumindest beim größten deutschen Drittmittelgeber entwertet. Klar
ist aber auch, dass hier ein grundlegender Paradigmenwechsel in der
Forschungsgemeinschaft notwendig ist, der die Fixierung auf quantitative
Kennzahlen kritisch hinterfragt und neue Anerkennungsmechanismen für
qualitative hochwertige und aufwendige Publikationen entwickelt.55
Social Media
Die Relevanz der Social Media-Kanäle wird auch in der Wissenschaft
immer größer. Dem entgegenzusetzen sind jedoch die bisher mangelnde Akzeptanz und große Unsicherheiten bezüglich einer konsequenten
Durchsetzung innerhalb der Community. Doch welchen Nutzen kann die
Arbeit mit Social Media für einen Wissenschaftler haben?
«
„Aber das ist zum Beispiel auch etwas, was im geisteswissenschaftlichen
Aber das ist zum Beispiel auch etwas, was im geisteswissenschaftlichen
Bereich überhaupt nicht anerkannt ist: Dass du einfach etwas, von
Bereich überhaupt nicht anerkannt ist: Dass du einfach etwas, von mir aus, aus
mir aus, aus einem Blog oder, von mir aus, aus einem Artikel, der
einem Blog oder, von mir aus, aus einem Artikel, der jetzt nicht die New York
jetzt nicht die New York Times ist oder so, zitierst. Das jetzt auch
Times ist oder so, zitierst. Das jetzt auch nur zu einer Debatte um Wertigkeit.
nur zu einer Debatte um Wertigkeit. Da denke ich mir aber: Das
Da denke ich mir aber: Das bildet doch aber so viel ab, was gerade relevant
bildet doch aber so viel ab, was gerade relevant ist, nur weil das
ist, nur weil das eben nicht in irgendeinem wissenschaftlichen Journal ist.
eben nicht in irgendeinem wissenschaftlichen Journal ist.“
Lisa Andergassen
Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014
»
56
Ein beispielhafter Stream
findet sich auf: http://www.
ctvnews.ca/health/torontohospital-live-tweets-coloncancer-surgery-1.2098215
, zuletzt aufgerufen am
05. Februar 2015
Spannend ist beispielsweise eine Entwicklung in den USA, wo einzelne
Ärzte, Stationen oder Krankenhäuser twittern, teilweise sogar live aus den
Operationssälen. Dies kann für die Wissenschaft von großer Bedeutung
sein, findet doch eine Vernetzung statt und neu entwickelte Methoden
und Erkenntnisse können transparent publiziert und gleichwohl in ihrer
Anwendung vorgeführt werden. Es gab sogar schon als extra Personal
eine „Twitter-Nurse“ die während einer Operation allein dafür zuständig
war, das Geschehen zu dokumentieren. Ein Beispiel ist das Sunnybrook
Hospital in Toronto, in dem schon mehrere Eingriffe via Twitter begleitet
wurden, um damit auf einzelne Krankheitsbilder einzugehen.56
Abbildung 4: Beispiel eines OP-Tweets
(Quelle: https://twitter.com/NeurosurgeonX/status/554064422592061440, Tweet erstellt am
10. Januar 2015 15:57 von @NeurosurgeonX, zuletzt aufgerufen am 19. Januar 2015)
Andere Wissenschaftsdisziplinen könnten auch von einer vermehrten
Nutzung der bekannten Social Media-Kanäle profitieren, etwa wenn ein
Wissenschaftler innerhalb seines Forschungsfeldes gut vernetzt ist, könnten Ergebnisse oder neue Publikationen wesentlich einfacher verbreitet
werden.
57
weiterführend: J. Kunze:
Digitale Werkzeuge
für die persönliche
Wissensorganisation, in:
cms-journal 15, 2012,
S.37-42
Ein weiteres, für vernetzte Forschungsarbeit sehr nützliches Tool kann das
sog. „Social-Bookmarking“ (impliziert meistens auch das „Social-Tagging“,
also das kollaborative Verschlagworten von Werken) und das weiterführende „Social Reading“ sein.57 Gerade in Verbindung mit der sich immer
mehr durchsetzenden DOI können Dokumente im Internet verortet
und mit Anderen geteilt werden. Bekannte Dienste sind beispielsweise
Delicious (http://delicious.com), Diigo (https://www.diigo.com) und Digg
(http://digg.com), speziell für wissenschaftliche Beiträge unter anderem
mendeley (http://www.mendeley.com). Social Reading bietet ebenfalls
sehr vielfältige Möglichkeiten die momentan im Belletristikbereich immer
mehr genutzt werden. Auch gibt es schon einige wissenschaftliche Plattformen, die schon Elemente des Social Readings aufgreifen, aber auch
hier wird das umfassende Potenzial bisher nur unzureichend genutzt.
Bemerkenswerte Plattformen aus der Belletristik sind zum Beispiel goodreads (http://www.goodreads.com) von Amazon oder sobooks (https://
sobooks.de) des bekannten (Internet-) Gesellschaftskritikers Sascha Lobo.
Für wissenschaftliche Werke finden sich bisher wenige Beispiele, da die
Diskussion eines Beitrages eher über die Review-Verfahren stattfindet. Es
können jedoch wertvolle Anregungen gewonnen werden, die vielleicht
auch Auswirkungen auf künftige Verfahren zur Qualitätssicherung (Review-Verfahren) haben. Im Kapitel Ansätze und Referenzprojekte > Open
Review und Collaborative Review, S.79 werden einige Plattformen und
Initiativen vorgestellt, die verschiedenste Elemente des Social Readings
mit aufgreifen.
58
siehe hierzu Kapitel
Qualitätsmessung in
der wissenschaftlichen
Gemeinschaft, S.35
Ein soziales Netzwerk speziell für die wissenschaftliche Gemeinschaft wurde 2008 unter dem Namen ResearchGate gegründet. Die Plattform zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Nutzer Publikationen und auch
Forschungsdaten im Netzwerk hochladen und von anderen Wissenschaftlern kommentieren/bewerten lassen können. Sie verfügt zudem über den
eigens entwickelten RG Score als Alternative zu anderen Verfahren der
Qualitätsmessung58, eine integrierte Jobbörse und die Möglichkeit, bisher
ungestellte oder unbearbeitete Forschungsfragen mit der Community zu
teilen und so wertvolle Ansätze, Kritiken oder auch Partner zur gemeinsamen Bearbeitung der Thematik zu gewinnen. Einige Punkte werden im
Kapitel Ansätze und Referenzprojekte > ResearchGate, S.84 eingehender
untersucht und beleuchtet.
«
„Im Jahr 2015
wir,werden
wird das
sehr
große
Thema
sein,
Im werden
Jahr 2015
wir,
wird
das sehr
große
Thema sein,
Bücher, die
wir anbieten,
mit Enhancements
auszustatten.“
Bücher,
die wir anbieten,
mit Enhancements
auszustatten.
Michael Barton im Interview am 14. November 2014
Michael Barton
59
siehe hierzu Kapitel
Ansätze und Referenzprojekte
> Self-Publishing, S. 83 und
Modellbildung, S. 95
Die Nutzung und Verwendung von Social-Media gewinnt auch in der
wissenschaftlichen Gemeinschaft immer mehr an Bedeutung, auch wenn
bisherige Modelle eher noch als Einzelfälle oder Referenzprojekte gelten.
Es wird aber deutlich, dass in einer bedachten und gezielten Nutzung
immense Potenziale ausgeschöpft werden können. Gerade mit Blick auf
die Distribution und die Öffentlichkeitsarbeit beim Selfpublishing von
Wissenschaftlern59, wird die Arbeit mit diesen Plattformen von elementarer Bedeutung sein.
Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist jedoch auch die derzeitig
vorherrschende Ablehnung und Skepsis unter den klassischen und
traditionellen Flügeln der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Die aus den
Interviews gewonnenen Insights lassen aber die Prognose zu, dass diese
Problematik eine Frage der Zeit ist. Junge und künftige Generationen von
Wissenschaftlern werden sich immer mehr dieser Werkzeuge bedienen
und werden bestehende Systeme und Kritikpunkte immer mehr hinterfragen, was, so zumindest die Annahme, zu einem Kulturwandel in der Wissenschaft führen wird. Im Zuge des Generationswechsels kann man auf
die Wertschätzung der Potentiale der Digitalisierung hoffen, die derzeit
noch nicht (an-)erkannt werden.
Es bleibt auch die Frage was passieren wird, wenn Wissenschaftler nur
noch einzelnen Personen folgen und nicht mehr (wie bisher gängige Praxis) themengebunden recherchieren?
»
Suchverhalten
Längst vergangen erscheinen die Zeiten, in denen man für eine wissenschaftliche Arbeit in der Bibliothek einen Zettelkasten anlegte, wochenlang auf ein bestelltes Buch wartete, um dann am Ende vielleicht doch
festzustellen, dass der Titel nicht relevant ist.
Bibliotheken haben längst umgerüstet, es gibt interne Suchmaschinen,
die nicht nur mit dem Hauskatalog, sondern auch mit abonnierten Journalen und Datenbanken vernetzt sind. Die Suche nach wissenschaftlichen
Ressourcen erstreckt sich aber nicht nur noch mit oder in einer Bibliothek,
sondern es wird den Wissenschaftlern ermöglicht, sie von zu Hause oder
unterwegs aus zu betreiben.
60
Siehe dazu Kapitel
Problemdarstellung, S.5
61
J. Kunze: Digitale
Werkzeuge für
die persönliche
Wissensorganisation, in:
cms-journal 15, 2012,
S.37-42
62
Kapitel Anstieg
der Quantität/
Publikationsdichte, S.40
Einige bekannte Suchmaschinen speziell für wissenschaftliche Inhalte sind
beispielsweise die kommerziellen Seiten Web of Science (ehem. Web of
Knowledge) (https://webofknowledge.com) oder Scopus (http://www.
scopus.com) von Elsevier. Kostenlose Alternativen sind zum Beispiel das
ebenfalls von Elsevier betriebene ScienceDirect (http://www.sciencedirect.com) welches verschiedenste kleinere und unabhängige Datenbanken, darunter SciVerse oder Scirus, mittlerweile geschluckt hat oder der
ebenfalls sehr populäre Suchdienst Google Scholar (http://scholar.google.de). Besonders nützlich an Google Scholar ist, dass die Suchmaschine
sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige (zum Beispiel auch Datenbanken wie ACM oder IEEE) Inhalte referenziert und der Suchende in der
Regel die Wahl zwischen unterschiedlichen Versionen und Ressourcen
hat. Problematisch ist natürlich, dass Wissenschaftler oft keinen Zugang
zu den für sie relevanten Datenbanken haben, weil die Abonnements
von Journalen oder der Zugang zu Datenbanken mit immensen Kosten
verbunden sind, die wiederum nicht immer von den Hochschulen oder
Bibliotheken getragen werden können.60
Kunze greift in ihrem Artikel ebenfalls das Thema des Suchverhaltens
auf 61 und geht nicht nur auf die einzelnen digitalen Suchverfahren ein,
sondern beschreibt auch hybride Formen, etwa den digitalen Zettelkasten
(http://zettelkasten.danielluedecke.de).
Die Thematik des Suchverhaltens ist natürlich eng verwandt mit der
Problematik der ansteigenden Publikationsdichte62, schließlich ändert sich
auch die Recherche, wenn man den Überblick über die Suchergebnisse
verliert.
Wichtig für die Suche nach wissenschaftlichen Ressourcen ist eine gut
durchdachte, individuelle Struktur des Wissenschaftlers. Eng verknüpft
mit der Suche und Organisation des Wissens ist das Leseverhalten.
Leseverhalten
«
„Also eigentlich
wenn ich
ich irgendwo
„Offline“ins
fahre,
Also nur,
eigentlich
nur,weiß,
wenndass
ich weiß,
dass ichins
irgendwo
„Offline“ fahre,
und weiß, dass
der
Akku
alle
gehen
könnte.
Dann
drucke
ich
mir
schon
und weiß, dass der Akku alle gehen könnte. Dann drucke ich mir schon
mal was aus,
eigentlich
nicht. Ich nicht.
versuche
es zu vermeiden.“
malaber
was aus,
aber eigentlich
Ich versuche
es zu vermeiden.
Sebastian Meier im Interview am 24. Juli Sebastian
2014
Meier
»
«
„Ich lese dieIch
meisten
Sachen
mittlerweile
auch nur noch
lese die
meisten
Sachen mittlerweile
aucham
nur noch am
Bildschirm,
weil ichweil
mir das
alles
garalles
nicht
ausdrucken
kann. Und
Bildschirm,
ich mir
das
gar
nicht ausdrucken
kann. Und ich
ich bin eigentlich
immer total
froh,total
wenn
ich wenn
Zugang
bin eigentlich
immer
froh,
ichbekomme.“
Zugang bekomme.
Lisa Andergassen im Interview am 27. AugustLisa
2014
Andergassen
»
[Über das Lesen am Bildschirm] „Ich finde, das [Über
ist eindas
aktives
Lesen.
Lesen
am Bildschirm]
Das
kann
man
auch
auf
dem
Papier
machen,
in
dem
Moment
ist
Papier
Ich finde, das ist ein aktives Lesen. Das kann man auch auf dem
Papier machen,
eigentlich
ganzistangenehm
auf materieller
Ebene.
Aber dann
in dem auch
Moment
Papier eigentlich
auch ganz
angenehm
auf materieller
auch noch
schnell
Video
zu klicken.
Oder
die
Demo.Oder in die
Ebene.
Abermal
dann
auchins
noch
malrein
schnell
ins Video
reininzu
klicken.
WasDemo.
ich amWas
Ende
oftnicht
mache,
weilmache,
ich manchmal
dann doch dann doch
ichgar
amnicht
Endesogar
so oft
weil ich manchmal
irgendwie
im im
Park
sitze
mitmit
dem
Laptop
aufauf
dem
Schoß
oder
in der
irgendwie
Park
sitze
dem
Laptop
dem
Schoß
oder
in der S-Bahn.
S-Bahn.
Und dann
nicht immer
alles gleich
ist. im
Aber
im wenn ich
Und dann
nicht immer
sofortsofort
alles gleich
dabeidabei
ist. Aber
Lesen,
Lesen,
wenn
ich
dann
Kommentare
formuliere
wie
das
ist
ja
ähnlich
dann Kommentare formuliere wie das ist ja ähnlich wie so und so, und auch
wie sodann
und die
so, Verknüpfungen
und auch dann die
Verknüpfungen
anderen
Papern und auch
zu anderen
Papern zu
schnell
herzustellen
schnell
herzustellen
und
auch
schnell
verfolgen
zu
können.
Also
ich
schnell verfolgen zu können. Also ich sehe, das ist eine Weiterentwicklung
von
sehe,
das
ist
eine
Weiterentwicklung
von
einem
Vorgänger-Projekt,
einem Vorgänger-Projekt, kann es also verlinken, kann diesen Annotation-Key
kann
es alsound
verlinken,
diesen
Annotation-Key
einfügen
da
einfügen
sagen:kann
so und
so anders.
Das würdedaich
total vermissen.
und sagen: so und so anders. Das würde ich total vermissen.“
Marian Dörk
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
«
»
«
Sagen wir es so: Ich lese Ausgedrucktes. (...) Und deswegen drucke ich
„Sagen wirdaesvieles
so: Ich
lese
Ausgedrucktes.
Und deswegen
drucke ich
aus.
Also
wenn das jetzt(...)
irgendwie
so geschmeidig
gestaltet ist,
da vieles
aus.
Also
wenn
das
jetzt
irgendwie
so
geschmeidig
dass sich das wirklich in einem liest am Bildschirm, danngestaltet
ist das okay. Dann
ist, dass sich drucke
das wirklich
einem
liest
amnicht
Bildschirm,
dann
ist das
okay.so ein ganz
ich ininder
Regel
auch
aus. Aber
wenn
ich jetzt
Dann drucke typischen
ich in der Regel
auch
nicht
aus.
Aber
wenn
ich
jetzt
so
Journal-Artikel habe, dann ist das furchtbar, ein
also als Pdf.
ganz typischen Journal-Artikel habe, dann ist das furchtbar, also als Pdf.“Ulrich Herb
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
»
«
Ich hätte mir vor fünf Jahren auch nicht vorstellen können, dass
„Ich hätteich
mirirgendwann
vor fünf Jahren
auch
nicht vorstellen
können,
dass
mal auf
meinem
Handy Bücher
lese.
Und es geht!
ich
irgendwann
mal
auf
meinem
Handy
Bücher
lese.
Und
es
geht!
Interessanterweise. (...) Wenn ich ein Buch auspacke, das hat schon etwas. Ein
Interessanterweise.
(...) Wenn
iches
ein
Buch
auspacke,
das das
hat schon
etwas. etwas, was
gut gedrucktes
Buch,
liegt
gut
in der Hand,
ist weiterhin
Ein gut gedrucktes
Buch,
es
liegt
gut
in
der
Hand,
das
ist
weiterhin
etwas,
ich nicht vermissen will. Das wird auch weiterhin so bleiben, bei mir.
was ich nicht vermissen will. Das wird auch weiterhin so bleiben, bei mir.“
Michael Barton
Michael Barton im Interview am 14. November 2014
»
63
H.P. Willberg/F.
Forssmann: Lesetypografie,
Mainz, Verlag Hermann
Schmidt, 2005, S.17f
64
S.17
65
S.35)
66
S.29
67
S.23
68
S.53
69
S.59
70
S.41
71
S.47
71
M. Ziefle: Lesen an
digitalen Medien, in: C.
Grond-Rigler/W. Straub
(HRSG.): Literatur und
Digitalisierung, Berlin,
Walter de Gruyter
GmbH, 2013, S.223f
Je nach Textart, Textform und individuellen Bedürfnissen des Lesers
lassen sich nach Willberg und Forssmann63 unterschiedliche Lesarten und
deren gestalterische Besonderheiten klassifizieren.
Für wissenschaftliche Arbeiten relevant sind: das „lineare Lesen“64. Als
klassische Art des Lesens zeichnet es sich durch seine Geradlinigkeit
und den hohen Lesekomfort aus. Demgegenüber das „konsultierendes
Lesen“65. Es beschreibt das gezielte Aufsuchen bestimmter Begriffe und
findet sich häufig in Nachschlagewerken, Anmerkungen und Bibliografien. Die „differenzierende Typografie“66 für Berufsleser tritt besonders
häufig bei wissenschaftlichen Büchern sowie Lehrbüchern auf und bildet
klar hierarchische Stellenwerte ab. Beim „informierenden Lesen“67 ist der
Text in leicht überschaubare Einheiten gegliedert und ermöglich so dem
Leser, ein schnelles diagonales Überfliegen des Inhaltes. Informierend
gelesen wird meist in Sachbüchern und Zeitungen, also in Medien, in
denen ein leichter Wechsel zum linearen Lesen ermöglicht wird. Etwas
unkonventionell, aber am Ende besonders relevant, um den Berufslesern
eine neue Zugangsart zu Texten zu ermöglichen, ist die „aktivierende
Typografie“68. Bisher eher in plakativeren Sachbüchern und Magazinen
zu finden, ist diese gestalterisch aufwendige Lesart dafür geeignet, um
den Leser aus seiner Routine zu holen und im Text „einzufangen“ und zum
aufmerksamen Lesen zu verleiten. Bis auf die „aktivierende Typografie“
sind die meisten der genannten Lesarten programmierbar und können
nach intensiver Vorbereitung automatisiert werden. Für das Lesen wissenschaftlicher Arbeiten weniger relevant sind die „inszenierende Typografie“69, das „selektierende Lesen“70 (betrifft vor allem Schulbücher) und die
Typografie nach Sinnschritten71 (betrifft vor allem Leseanfänger).
Ziefle stellt sich in ihrem Artikel 71 ebenfalls die Frage, welche Anforderungen an eine nutzergerechte Informationsdarstellung an digitalen Medien
gestellt werden müssen. Sie macht sehr deutlich, dass die Untersuchung
des Leseprozesses an digitalen Medien auch immer von den Lesebedingungen (z.B. Umgebungsgeräusche oder Lichtverhältnisse) und den
individuellen Medienpräferenzen des Lesers abhängig ist. Ziefle entwickelt Indikatoren und Maße zur Beurteilung der Qualität einer visuellen
Darstellung und empfiehlt, anknüpfend an die Untersuchungsergebnisse,
zwei Strategien für die Verbesserung des digitalen Lesens. Zum Einen das
Setzen auf Sichtbarkeit (große Font, wenig Textdichte) und zum Anderen
so viel wie möglich auf ein Display zu bringen. Sie kommt zu dem Schluss,
der auch für wissenschaftliche Arbeiten relevant ist, dass eine Balance
zwischen visuellen und kognitiven Anforderungen gefunden werden
muss – z.B. empfindet sie eine Funktionen-Vorschau wichtiger als die
ausgegebene Textgröße. Digitale Information beschränkt sich nicht nur
auf sichtbare Artefakte und gerade in Bezug zum Lesen an digitalen Medien müssen neue Interaktionsformen und Informationsketten untersucht
werden.
73
weiterführende
Informationen zur
Studie: Universität Mainz:
Unterschiedliche Lesegeräte,
unterschiedliches Lesen?,
Studienpapier, 2011, https://
www.medienkonvergenz.
uni-mainz.de/forschung/
lesestudie-unterschiedlichelesegerate-unterschiedlicheslesen/ , zuletzt aufgerufen
am 21. Januar 2015
74
dieser Annahme, auch in
Bezug zu Veränderungen im
Medienangebot, sind auch
S.C. Ehmig/L. Heymann: Die
Zukunft des Lesens, C. GrondRigler/W. Straub (HRSG.):
Literatur und Digitalisierung,
Berlin, Walter de Gruyter
GmbH, 2013, S.260
Eine Studie der Universität Mainz zum Thema Elektronisches Lesen spricht
gegen die landläufige Annahme, dass das Lesen an digitalen Medien weniger effektiv ist als bei Print-Produkten. Es wurde durch eine Kombination
aus Eye-Tracking und einem EEG (zeigt die Hirnaktivität) herausgefunden,
dass Informationen auf dem Tablet-PC schneller und mit weniger Aufwand verarbeitet werden als auf einem E-Reader und auf Papier, wenngleich von den Probanden subjektiv das Lesen auf Papier als angenehmer
empfunden wird. Auch konnten die Forscher in ihrer Studie herausfinden,
dass lange Texte digital besser beherrschbar erscheinen.73
Die Ergebnisse entkräften viele der bestehenden Kritikpunkte bezüglich
des Lesens an digitalen Medien, leider ist die Studie mit bisher nur 30
Probanden (noch) nicht repräsentativ und bedarf eines Ausbaus. Das sehr
große Potenzial und die möglichen Auswirkungen sind jedoch unverkennbar.
Ähnlich wie bei der Arbeit mit Social Media oder dem Suchverhalten ist
auch hier ein Generationswechsel zu beobachten, der veränderte Nutzungsstrategien und –gewohnheiten nach sich ziehen wird 74. Lesen ist
eine Basiskompetenz, die durch die digitale Nutzung (beispielsweise
Suchmaschinen, SMS, Mails, Chats oder Soziale Netzwerke) neue Formen
und Funktionen gebildet hat und sich verändert. Die neuen Nutzungsgewohnheiten gilt es zu identifizieren, zu untersuchen und künftig bei der
Konzeption und Gestaltung digitaler wissenschaftlicher Publikationen zu
berücksichtigen.
Rechte und Bezahlmodelle/Distribution
Das Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die Rechtslage zum Thema
Urheberrecht, greift in Bezug auf digitale Publikationen die Punkte Kopierschutz sowie Auffindbarkeit im Netz auf und unterscheidet zwischen
den beiden Distributionsformen über einen kommerziellen Verlag oder
einen Hochschulverlag. Einen besonderen Aspekt stellt die Betrachtung
von Distributionsalternativen dar, die nicht kosten- oder verlagsgebunden
sind, beispielsweise das sogenannte Self-Archiving oder das Lizenzieren
unter CreativeCommons. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit,
sondern vielmehrdarauf, ausgewählte Problematiken und darauf bezogene, mögliche Lösungswege aufzuzeigen
«
„Erst mal war
dieser
ganze
Prozess
desProzess
Herausgebens
der totale der totale
Erst
mal war
dieser
ganze
des Herausgebens
Wahnsinn, Wahnsinn,
weil es ist jaweil
so, es
dass
du
für
den
Druck
selber
bezahlen
ist ja so, dass du für den Druck
selber bezahlen
musst, dasmusst,
fand ich
dann
auch
ganz
interessant.
(lacht)“ (lacht)
das fand ich dann auch ganz interessant.
Lisa Andergassen im Interview am 27. AugustLisa
2014
Andergassen
»
Urheberrecht
75
Verweis Self-Archiving, S.58
Der folgende Abschnitt stellt keine umfassende juristische Beratung dar,
sondern soll das Urheberrecht in seinen Grundlagen und seiner Bedeutung für wissenschaftliche Publikationen im Kontext dieser Arbeit erläutern.
Ein Autor kommt üblicherweise mit dem Urheberrecht in Berührung,
wenn es um die Veröffentlichung seines Werkes im Verlagskontext geht.
Nicht selten werden bei Vertragsabschluss mit einem Verlag sämtliche
Nutzungsrechte abgetreten. Die relevanten Regelungen finden sich im
Urheberrechtsgesetz (UrhG) und dem Verlagsgesetz (VerlG).
Im Gegensatz dazu kann das Urheberrecht an einem Werk jedoch nicht
abgetreten oder übertragen werden. Es entsteht automatisch, gilt bis 70
Jahre nach dem Tod des Urhebers (§64 UrhG), und ist vererbbar (§28
UrhG). Dem Urheber wird durch das Veröffentlichungsgesetz (§ 12 UrhG)
freigestellt, wann und wie er sein Werk veröffentlichen will. Besonders
wichtig für den Wissenschaftsbetrieb sind das Vervielfältigungsrecht (§16
UrhG) und das Verbreitungsrecht (§17 UrhG). Arbeitet der Urheber mit
einem Verlag zusammen, hat der Verlag das Recht (und nach Abgabe
des Nutzungsrechtes auch die Pflicht), das Werk zu vervielfältigen und zu
verbreiten (§8 VerlG).
Entgegen dem Urheberrecht kann das Nutzungsrecht abgetreten werden, um das Werk vervielfältigen und verbreiten zu können (§29 und §31
UrhG). In der Regel treten die Autoren diese Rechte bei Vertragsunterzeichnung ab. Das Nutzungsrecht kann auch befristet übertragen werden.
So hat der Autor nach Ablauf einer Frist beispielsweise die Möglichkeit
des Self-Archivings75.
Das Nutzungsrecht unterscheidet sich in ausschließliches (der Rechteinhaber kann das Werk unter Ausschluss aller anderen Personen, auch
des Urhebers, nutzen) und einfaches (der Rechteinhaber darf das Werk
auf die erlaubte Art nutzen) Nutzungsrecht. Sammlungen stellen einen
Sonderfall des Nutzungsrechtes dar: Das ausschließliche Nutzungsrecht
ist auf ein Jahr beschränkt und verwandelt sich danach in ein einfaches
Nutzungsrecht.
76
vgl.: U. Herb: Publizieren
wissenschaftlicher Arbeiten,
2010, GradUS Workshop
Juni 2010, Saarländische
Universitäts- und
Landesbibliothek, cc 3.0, S.12
77
siehe Creative
Commons, S.60
Verlagsverträge sind je nach Publikationstyp und Verlag unterschiedlich,
enthalten jedoch in der Regel folgende Elemente76:
• Titel und Umfang, Ausstattung des Werkes (zum Beispiel Papiersorte,
Bindung)
• Nutzungsrechte
• Nebenrechte (zum Beispiel Rechte zur Onlinestellung, elektronische
Nutzung, Bereitstellung in Datenbanken)
• Manuskript (Gestaltung, Dateiformate), Vorarbeiten des Autors
• Autorenexemplare, Rabatte
• Pflichten des Verlages
• Auflage, Erscheinungstermin
• Regelung des eventuellen Druckkostenzuschusses des Autors
• Lieferbarkeit, Nachauflagen, Autorenhonorar, Datenspeicherung
Es ist üblich, dass die Autoren die Verwertungsrechte an ihrem Werk
abgeben, es stehen ihnen jedoch auch innerhalb eines Vertrages Alternativen und Möglichkeiten zur Umgehung zur Verfügung. So können beispielsweise Klauseln ergänzt werden, die die Nutzungsrechte vorbehalten
oder befristen. Weiterhin ist es möglich, und bei einigen Verlagen auch
schon üblich, das Werk unter eine sogenannte Creative-Commons-Lizenz
zu stellen.77
Eines der Probleme des Urheberrechtes ist, dass vergriffene oder verwaiste Werke mit oft wertvollen Inhalten nicht zugänglich gemacht werden
dürfen, was sich negativ auf die Daten- und Quellenarbeit von Wissenschaftlern auswirken kann. Weiterhin ist es problematisch, das Urheberrecht in einen globalen Kontext zu setzen, denn die betroffenen Gesetze
unterliegen dem Territorialprinzip und unterscheiden sich voneinander.
Gerade bei Zitationen kann dies zu Problemen führen. Das deutsche
Urheberrecht ist außerdem noch vom EU-Recht abhängig, ein Punkt, der
eine flexible und zeitgemäße Anpassung an beispielsweise technische
Fortschritte, neue Nutzungs- und Verwertungsmöglichkeiten zu einem
langwierigen Prozess werden lässt.
Ein Vorteil von digital verfügbaren Werken ist ein sekundenschneller
Zugriff und eine unkomplizierte Verbreitung und Vervielfältigung. Das Bedürfnis der Konsumenten (Wissenschaftler inbegriffen) nach unbeschränkten und schnellen Zugang steht jedoch nicht selten in einem Spannungsverhältnis zu den Urheberrechten des Autors.
Ein Beispiel ist das Aufkommen von sognannten „Sharehostern“, die auch
urheberrechtlich geschütztes Material frei und kostenlos zugänglich
machen. Viele Nutzer glauben, dass dieser freie Zugang auch automatisch
die kostenlose Nutzung dieser Inhalte legitimiert; in jedem Fall besteht
eine unsichere und undurchsichtige Rechtslage. In der Belletristik oder
der Musik ist die Wirtschaftlichkeit eines Werkes ein großer Punkt, auf den
Wissenschaftsbetrieb übertragen ist das Urheberrecht für Nachvollziehbarkeit und Qualitätssicherung (beispielsweise von Zitationen oder für
die von der Wirtschaftlichkeit der Werke abhängigen Verlage) von großer
Bedeutung.
78
vgl.: N. Zorn:
Urheberrechtliche Grenzen,
in: C. Grond-Rigler/W.
Straub (HRSG.): Literatur
und Digitalisierung,
Berlin, Walter de Gruyter
GmbH, 2013, S.166f
79
vgl.: N. Zorn:
Urheberrechtliche Grenzen,
in: C. Grond-Rigler/W.
Straub (HRSG.): Literatur
und Digitalisierung,
Berlin, Walter de Gruyter
GmbH, 2013, S.188
80
vgl.: C. Woll:
Wissenschaftliches Publizieren
im digitalen Zeitalter und
die Rolle der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
FH Köln, 2005, S.40
Nicole Zorn begreift das Urheberrecht als Menschenrecht, was auf zwei
Prinzipien beruht: Zum Einen dem Schutz der persönlichkeitsrechtlichen
ideellen Komponente und zum Anderen dem Schutz der wirtschaftlichen
Interessen des Urhebers78. Zorn bezieht sich auf Literatur im Allgemeinen,
doch muss an diese Stelle angemerkt werden, dass gerade in der Wissenschaft das Prinzip des Schutzes der wirtschaftlichen Interessen auf keine
eindeutige Sachlage trifft. Schließlich ist es gängige Praxis, dass die Verlage und nicht die Urheber wirtschaftlich von den Werken profitieren. Dies
zeigt sich nicht nur bezogen auf die Verbreitung und Vervielfältigung der
Werke, sondern oft genug auch durch einen (oftmals nicht unerheblichen)
finanziellen Aufwand für den Urheber selbst (beispielsweise sogenannte
Druckkostenzuschüsse). Zorn sieht (wieder auf Literatur im Allgemeinen
bezogen) den Open-Access-Gedanken als prinzipiell guten Ansatz, stellt
aber gleichzeitig die Frage, inwiefern damit eine wirtschaftlich erfolgreiche Verwertung erzielt werden könne. Auf den Wissenschaftsbetrieb
übertragen, kommt ein wichtiger Punkt hinzu: gerade freie Zugänglichkeit für den Nutzer bedeutet oft, dass die Autoren nicht unerhebliche
Mehrkosten auf sich nehmen müssen, da die Verlage die wirtschaftlichen
Risiken eines Werkes nach Open-Access-Kriterien oft genug auf die
Autoren abwälzen und zudem nicht selten hohe Veröffentlichungsgebühren verlangen. Zorn formuliert als zentrales Reformziel in Bezug auf das
Urheberrechtes digitaler Medien, dass Lösungsansätze gefunden werden
müssen, die Schutz und Rechte der Urheber, gleichermaßen aber auch
die Interessen der Verwerter (übertragen auf den wissenschaftlichen Betrieb der Verlage) und der Nutzer, berücksichtigen.79
Diese Forderung sollte auch für die Wissenschaft von zentraler Bedeutung werden. Es ist dringend notwendig, die Nutzungsrechte von digitalen Publikationen neu zu gestalten. Christian Woll merkt an, dass sowohl
das aktuelle Urheberrecht als auch das Copyright (= Nutzungsrecht)
für die Autoren durchaus Spielräume bieten, die jedoch kaum genutzt
werden.80 Dies lässt sich vielleicht durch Unsicherheit und Unwissen über
die Rechtslage seitens der Autoren begründen. Jedoch, gerade durch die
Digitalisierung und in Zeiten, in denen Wissenschaftler oft eine eigene
Website haben oder sich Social Media-Plattformen bedienen und nicht
mehr ausschließlich auf gedruckte Publikationen angewiesen sind, sollte
es ihnen ermöglicht werden, ihre eigenen Werke tatsächlich selbstbestimmt verbreiten und vervielfältigen zu können.
Digital Object Identifier (DOI)
«
„Das Internet vergisst
nichts. vergisst
Ich fragenichts.
mich dann
auchmich
immer,
wie
Das Internet
Ich frage
dann
auch immer,
das eigentlich
kann. Weil
das nochistirgendwo,
wie das sein
eigentlich
sein natürlich
kann. Weilistnatürlich
das noch irgendwo,
aber es istaber
einfach
mehr
da, mehr
genauda,
an genau
dieser an
Stelle.“
es istnicht
einfach
nicht
dieser Stelle.
Lisa Andergassen im Interview am 27. AugustLisa
2014
Andergassen
»
Der Digital Object Identifier (DOI) beschreibt eine Art digitales Wasserzeichen für wissenschaftliche Publikationen und ist eine sehr relevante
Entwicklung innerhalb der Infrastruktur des Content-Managements digitaler Objekte. Die generierten Identifikatoren lassen sich mit der ISBN und
ISSN aus dem Print-Bereich vergleichen. Die zugehörige International DOI
Foundation (http://www.doi.org) gründete sich im Jahr 1998 und veröffentlichte seit dem Jahr 2000 Anwendungen, die genutzt werden konnten. Inzwischen ist das DOI-System etabliert und gilt als Lösung für die
persistente Auffindbarkeit von digitalen wissenschaftlichen Publikationen.
Lange Zeit galt das Internet hinsichtlich der ständigen Auffindbarkeit von
Dokumenten, relevant zur Gewährleistung des wissenschaftlichen Prinzips
der Nachvollziehbarkeit, als sehr unsicher und stellte einen der größten
Kritikpunkte gegen das digitale Publizieren dar.
«„Jede
JedePublikation
Publikationsollte
sollteinzwischen
inzwischeneinen
einenDOI
DOIhaben.
haben.Damit
Damitnicht
nicht Ähnliches
Ähnliches passiert wie im Fall meiner Habil-Schrift: die ist unter
passiert wie im Fall meiner Habil-Schrift: die ist unter verschiedenen Titeln
verschiedenen
Titeln
zu finden.
gibt esund
einen
Untertitel,
zu finden. Denn
meist
gibt esDenn
einenmeist
Untertitel,
dann
schreibt einer den
und
dann
schreibt
einer
den
Vornamen
nicht
ganz
aus
und auf
Vornamen nicht ganz aus und auf einmal haben Sie vier Bezüge,
aber eigentlich
einmal haben
vierUnd
Bezüge,
aber
eigentlich
ist esDOI´s
nur ein
Buch.
ist es nur ein Sie
Buch.
das soll
eben
mit diesen
nicht
passieren, die
Und
das sollisteben
mit diesenegal
DOI´s
passieren,mitzitiert
die Nummer
Nummer
eineindeutig,
obnicht
der Untertitel
ist oder nicht.
ist eineindeutig, egal ob der Untertitel mitzitiert ist oder nicht.“
Harald Mieg
Harald Mieg im Interview am 23. Juli 2014
»
81
vlg.: J. G. Kircz: New
practices for electronic
publishing1 – Will the
scientific paper keep ist
form?, in: Learned Publishing,
Vol.14, No.4, 2001, S. 268)
82
vgl.: N. Zorn:
Urheberrechtliche Grenzen,
in: C. Grond-Rigler/W.
Straub (HRSG.): Literatur
und Digitalisierung,
Berlin, Walter de Gruyter
GmbH, 2013, S. 180
Einer DOI-Nummer liegt die Idee zugrunde, dass jedem Objekt, das
einem Urheberrecht unterliegt, ein eigener Identifikationsschlüssel zugewiesen wird. Außerdem sollte jede DOI mit Metadaten zu den zugehörigen Objekten bestückt werden (bibliografische Daten, Schlagwörter,
Verlagsinformationen, Preis).81 Zorn geht noch einen Schritt weiter und
sieht in der DOI nicht nur eine Möglichkeit der persistenten Auffindbarkeit, sondern auch einen psychologischen Kopierschutz von digitalen
Publikationen im Internet.82
«
„Auf SpringerLink, also auf dieser Online-Plattform, in der wir einfach
Auf SpringerLink, also auf dieser Online-Plattform, in der wir einfach
für Bibliotheken und den Endkunden den Zugriff haben tatsächlich vor
für Bibliotheken und den Endkunden den Zugriff haben tatsächlich vor
Allem die Bücher kapitelweise anbieten. Das hat einfach den Vorteil,
Allem die Bücher kapitelweise anbieten. Das hat einfach den Vorteil,
dass wir über den DOI, über die Cross-Ref-Verfahren tatsächlich
dass wir über den DOI, über die Cross-Ref-Verfahren tatsächlich
exakte Sprung-Möglichkeiten für die Leser bieten können.“
exakte Sprung-Möglichkeiten für die Leser bieten können.
Michael Barton im Interview am 14. November 2014
Michael Barton
»
83
siehe weiter Kapitel
Ansätze und Referenzprojekte
> Self-Publishing, S.83 und
Kapitel Modellbildung, S.95
Durch die Etablierung dieses Verfahrens, welches auch von den großen
wissenschaftlichen Verlagen und ihren Journale angenommen wurde,
gründeten sich z.B. DataCite (https://www.datacite.org) und unter anderem CrossRef (http://www.crossref.org) als Plattformen für die Registrierung, Vergabe und als eine Art Suchmaschine für die originären Quellen
von DOIs. Es werden nicht nur Publikationen in Form von Monografien
oder Journal-Artikel referenziert, sondern auch andere Datentypen wie
conference proceddings, working papers, technical reports oder ganze
Datensätze.
Das DOI-System setzte einen wichtigen Meilenstein für das digitale Publizieren von wissenschaftlichen Publikationen und setzt zudem wichtige
Grundlagen für das Thema Selfpublishing für Wissenschaftler.83
Kommerzielle Verlage
«
„Und ich glaube, was der Verlag auch macht, und wofür du ja am
Und ich glaube, was der Verlag auch macht, und wofür du ja am Ende
Ende auch das Geld zahlst, ist, dass er dem Buch ein Zuhause gibt.“
auch das Geld zahlst, ist, dass er dem Buch ein Zuhause gibt.
Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014
Lisa Andergassen
84
Siehe
Problemdarstellung, S. 5
85
C. Woll: Wissenschaftliches
Publizieren im digitalen
Zeitalter und die Rolle
der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
FH Köln, 2005, S.39
86
ebendieser, S. 9
»
Der Abschnitt zu den kommerziellen Verlagen soll weder einen vollständigen Überblick über die nationale oder internationale Verlagslandschaft
geben noch lässt der Rahmen der Arbeit eine weitreichende Abhandlung
der einzelnen Strukturen und Prozesse zu. Im Folgenden werden einige
für die Modellbildung relevante Punkte herausgegriffen und besprochen.
Zum Beispiel die derzeit problematische Rolle der Verlage innerhalb der
wissenschaftlichen Gemeinschaft 84, wie sich die Geschäftsmodelle durch
die Digitalisierung verändert haben und was künftige Lösungsansätze
sein können.
Woll spricht von einer derzeitigen Monopolstellung der Verlage85 in
Bezug zur Problemdarstellung der von ihm benannten „Krise der wissenschaftlichen Informationsversorgung“86. Viele Autoren stehen der Arbeit
mit Verlagen oft skeptisch gegenüber, dies liegt vermutlich an fehlenden
Kontaktpunkten im Publikationsprozess.
«
„Das ist so ein
hat mitman
denhat
Verlagen
mal erst mal
Dasbisschen
ist so einkomisch,
bisschenman
komisch,
mit denerst
Verlagen
gar nichtsgar
zu tun.
Was
ja
auch
so
ein
bisschen
ein
Problem
nichts zu tun. Was ja auch so ein bisschen ein ist.“
Problem ist.
Sebastian Meier im Interview am 24. Juli Sebastian
2014
Meier
»
«
„Die Beiträge werden eingereicht, den Kontakt hat Springer
Die Beiträge werden eingereicht, den Kontakt hat Springer normalerweise
normalerweise nur zu den Herausgebern und nur in der eigentlichen
nur zu den Herausgebern und nur in der eigentlichen Freigabe der Inhalte
Freigabe der Inhalte wird nochmal der Kontakt zum Autor gesucht.
wird nochmal der Kontakt zum Autor gesucht. Und das ist auch eine, ich sage
Und das ist auch eine, ich sage mal, sehr standardisierte Arbeit. Weil
mal, sehr standardisierte Arbeit. Weil die Autoren da gar nicht mehr, ich will
die Autoren da gar nicht mehr, ich will nicht sagen nicht gewünscht
nicht sagen nicht gewünscht sind, sondern um eben die Zeiten der Produktion
sind, sondern um eben die Zeiten der Produktion möglichst kurz zu
möglichst kurz zu halten, wird davon ausgegangen, dass die Inhalte, die uns
halten, wird davon ausgegangen, dass die Inhalte, die uns eingereicht
eingereicht werden, auch wirklich final sind. Und es ist deshalb tatsächlich
werden, auch wirklich final sind. Und es ist deshalb tatsächlich nur
nur dieser eine Kontaktpunkt zu den Beitragsautoren vorhanden ist.
dieser eine Kontaktpunkt zu den Beitragsautoren vorhanden ist.“
Michael Barton
Michael Barton im Interview am 14. November 2014
»
87
Siehe dazu Punkt
Urheberrecht in
diesem Kapitel
Die Herstellung und Produktion ist gerade in den großen Verlagshäusern
wie Springer inzwischen weitgehend ausgelagert und läuft größtenteils
automatisiert ab. Dadurch können die Verlage zwar teilweise Produktionszeiträume von 30 Tagen erreichen, müssen aber auch Einbußen in der
Sorgfältigkeit und Individualisierung der einzelnen Publikationen machen.
Vorgefertigte, in die entsprechenden Reihen einpasste Layouts werden
ohne inhaltsgemäße Gestaltung erstellt und Autoren haben meist nur
sehr wenig Mitsprachrechte in der Produktion. In den entsprechenden
Verträgen zwischen Autor bzw. Herausgeber und dem Verlag werden
Verwertungs- und Nutzungsrechte abgegeben.87
«
„Ichwerde
werdeöffentlich
öffentlichfinanziert,
finanziert,ich
ichhatte
hatteschon
schonein
einöffentliches
öffentlichesStipendium
Ich
Stipendium
in Kanada,
werde
öffentlich
finanziert
kann
nicht
in Kanada,
werde
jetztjetzt
öffentlich
finanziert
– Ich– Ich
kann
dasdas
nicht
verantworten,
verantworten,
dass hinter
mein Krams
hinter Bezahl-Türen
ist.das
Ich ist
glaube,
das wenn man
dass mein Krams
Bezahl-Türen
ist. Ich glaube,
ganz gut,
ist ganz
wenn man Und
das hinbekommt.
wennnicht
das halt
Springer
dasgut,
hinbekommt.
wenn das haltUnd
Springer
erlaubt,
ich glaube, die
nicht
erlaubt,
ich
glaube,
die
erlauben
das
dann
scheinbar
nicht,
dann zusammen
erlauben das dann scheinbar nicht, dann darf man mit denen nicht
darf arbeiten.
man mit denen
nicht
zusammen
finde ich
Das finde
ich
schwierig.arbeiten.
(...) Also Das
ich glaube,
sieschwierig.
müssen sich positiv
(...)
Also
ich
glaube,
sie
müssen
sich
positiv
positionieren,
was
gute
positionieren, was gute fortschrittliche Wissenschaft ist, und
das
ist kein Geldfortschrittliche
Wissenschaft
ist,
und
das
ist
kein
Geld-Ding.
Die
Ding. Die sind natürlich ein kommerzieller Akteur, die gibt essind
an allen Ecken
natürlich
ein kommerzieller
Akteur,
die gibt
es an allen Ecken
und
Enden
und Enden
von Wissenschaft.
Aber
das eigentliche
Resultat,
oder
das worum es
von Wissenschaft.
Aber das
eigentliche
Resultat,darf
oder
worum
es in
in der Wissenschaft
geht,
die Erkenntnis,
sodas
nicht
reglementiert
sein.
der Wissenschaft geht, die Erkenntnis, darf so nicht reglementiert sein.“
Marian Dörk
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
»
88
Siehe im Kapitel Punkt
Self-Archiving, S.58
Durch die Forderungen vieler Wissenschaftler nach Open-Access und
dem immer populärer werdenden Self-Archiving88 sind die Verlage in
einer Zwickmühle, wirken diese Modelle auf den ersten Blick nicht wie
rentable Geschäftsmodelle. Durch eine Umwälzung der Kosten vom Endkunden (Leser der Publikationen) hin zu den Autoren (sog. Golden Open
Access) in Form von Autorengebühren, Bearbeitungsgebühren oder sog.
Druckkostenzuschüssen ist es den Verlagen möglich, Open-Access-Programme zu realisieren. Der Kreis schließt sich jedoch damit, dass die
meisten wissenschaftlichen Autoren in der Regel von öffentlichen Geldern
finanziert werden, wodurch sich die Verlage indirekt durch Steuergelder
finanzieren.
«
„Und auch da hat sich einfach das Geschäftsmodell insgesamt verändert,
Und auch da hat sich einfach das Geschäftsmodell insgesamt verändert, ja.
ja. Dass wir mittlerweile über ein Zentral-Archiv, wenn man das so
Dass wir mittlerweile über ein Zentral-Archiv, wenn man das so sagen kann, das
sagen kann, das ist ein bisschen ein konservativer Ausdruck, wir eine
ist ein bisschen ein konservativer Ausdruck, wir eine zentrale Stelle geschaffen
zentrale Stelle geschaffen haben, wo alle Publikationen zusammen
haben, wo alle Publikationen zusammen laufen. Und von dort gehen dann die
laufen. Und von dort gehen dann die elektronischen Ausgaben raus an
elektronischen Ausgaben raus an unsere Kunden, also Amazon, Libreka als großer
unsere Kunden, also Amazon, Libreka als großer Anbieter elektronischer
Anbieter elektronischer Publikationen, über zahlreiche Kleinere, bis dahin, dass
Publikationen, über zahlreiche Kleinere, bis dahin, dass ein Großteil der
ein Großteil der Bibliotheken mittlerweile die E-Book-Pakete gekauft hat, die
Bibliotheken mittlerweile die E-Book-Pakete gekauft hat, die Springer
Springer anbietet zu bestimmten Themenfeldern. Und da dann tatsächlich den
anbietet zu bestimmten Themenfeldern. Und da dann tatsächlich den
Studenten, den Dozenten in dem Sinne kostenfreien Zugriff ermöglicht.
Studenten, den Dozenten in dem Sinne kostenfreien Zugriff ermöglicht.“
Michael Barton
Michael Barton im Interview am 14. November 2014
»
89
F. Scholze/ W. Stephan:
Electronic Publishing, in:
Medienwissenschaft: Ein
Handbuch zur Entwicklung
der Medien und
Kommunikationsformen,
Berlin , de Gruyter, 2002
90
Siehe hierzu Kapitel
Anforderungen an eine
digitale wissenschaftliche
Publikation>XML, S.75
und Wissenschaftliche
Diskurse>Papierlogik
vs. Strukturen einer
wissenschaftlichen
Publikation, S.66
91
W. Straub: Die
deutschsprachige
Verlagsbranche und die
digitalen Bücher, in: C.
Grond-Rigler/W. Straub
(HRSG.): Literatur und
Digitalisierung, Berlin,
Walter de Gruyter
GmbH, 2013, S.161
Durch diese und andere fragwürdige Geschäftsmodelle geraten die
Verlage immer mehr in Bedrängnis und es gilt, die Rolle eines Verlages im
Publikationsprozess neu zu definieren. Scholze und Werner konstatieren
2002 folgendes für die Zukunft der Verlage89:
„Elektronische Publikationen werden in Zukunft die aktuelle Fachinformation bestimmen,
während das gedruckte Buch in absehbarer Zeit seine wichtige Rolle als
ständig zugängliches und nutzbares Archiv des Wissens behalten wird.
Die Mehrfachverwertung von Inhalten wird für Verlage immer wichtiger“
Diese Prognose hat sich zu Teilen schon bewahrheitet. Viele Verlage
veröffentlichen in ihren Programmen die meisten Publikationen sowohl
als Print- als auch als Onlineversionen und auch rein digitale Journale
sind weitestgehend etabliert. Die Mehrfachverwertung von Inhalten ist ein
kritisch zu bewertender Punkt, die Übertragung der Inhalte vom Print ins
Digitale verliert ohne Anpassungen oder die Ausschöpfung der Möglichkeiten, die das Digitale bietet, viel von ihrem potentiellen Mehrwert90. Die
Digitalisierung muss dabei nicht zwangsläufig zu einem Bedeutungsverlust der Verlage führen. Straub sieht etwa zukünftig die Gewährleistung
der Verlässlichkeit von Information und Sorgfalt bei ihrer Zusammenstellung als wichtige Funktion des Verlages91.
In Zeiten hoher Publikationsdichte und fraglicher Verfahren zur Qualitätssicherung wäre das möglicherweise ein Alleinstellungsmerkmal seitens
die Verlage, eine Abgrenzung zu anderen Veröffentlichungsmöglichkeiten
und ein draus resultierendes serviceorientiertes Geschäftsmodell. Wichtig
ist, dass die Autoren und Herausgeber nicht weiter das Vertrauen in die
Verlage verlieren und durch automatisierte Produktionsketten geschleust
werden, sondern vielmehr eng und auf Augenhöhe mit den Verlagen
zusammen arbeiten, um ihren Publikationen ein spezifisches, themengerechtes und persönliches Umfeld geben zu können. Ein Zuhause für das
Buch.
Hochschulverlage
92
S. Häussermann: Aspekte
der Gründung einer
Universitätsverlages am
Beispiel Heidelberg Heft 255,
in: Berliner Handreichungen
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
Humboldt-Universität
Berlin, 2009, S. 18
93
S. Häussermann, S.24
Eine weitere Distributionsmöglichkeit für wissenschaftliche Publikation
stellt die Veröffentlichung über einen Hochschulverlag dar. Ein Hochschulverlag definiert sich grundlegend als Eigenverlag einer Hochschule
mit einem Non-Profit-Charakter.92
Im deutschsprachigen Raum finden sich nur 21 gelistete Hochschulverlage93. Grundsätzlich existieren zwei verschiedene Organisationsformen,
wie ein Hochschulverlag strukturiert sein kann: Zum Einen als Eigenverlag
und rechtlich, finanziell sowie organisatorisch an die Universität gebunden. Derart organisierte Verlage unterstützen meist Open-Access-Verfahren und eine Online-Ausgabe der Publikation ist grundlegend. Eine
Printversion ist dagegen häufig optional und geht meistens mit einer
Druckerei als externen Kooperationspartner einher. Zum Anderen findet
sich die Organisationsform einer Kooperation zwischen der Hochschule
und einem externen privatwirtschaftlichen Verlag. Dabei bestimmt die
Universität das Verlagsprogramm und nutzt den klassischen Service der
Verlage.
In den „Empfehlungen zur Neuausrichtung des Informations- und Publikationssystems deutscher Hochschulen“ der Hochschulrektorenkonferenz
von 2002 wird festgehalten, dass die Verbreitung der wissenschaftlichen
Erkenntnisse wieder der Wissenschaft und nicht primär den kommerziellen Interessen von Großverlagen obliegen soll. Eine große Hemmschwelle ist bisher das Fehlen von Begutachtungsstrukturen und -verfahren,
die zweifellos für die alternativen Publikationsformen erarbeitet werden
müssen.
Es finden sich zwei Verbände, die sich mit der Unterstützung der Hochschulverlage beschäftigen: die Arbeitsgemeinschaft der Universitätsverlage (http://blog.bibliothek.kit.edu/ag_univerlage/) als wichtige
Kommunikations- und Informationsplattform für die Mitglieder und der
Verbund der German Academic Publishers e.V. (http://www.gap-c.de) als
föderatives Kompetenznetzwerk für eigenständig agierende Verlage und
Open-Access-Publikationsinitiativen deutscher Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen. Mitglieder und Hochschulen, die überlegen einen
Hochschulverlag zu gründen, finden bei diesen beiden Institutionen
Möglichkeiten zum Austausch, Hilfe bei der Konzeption und Organisation
sowie teilweise auch Präsentationsmöglichkeiten.
94
J.B. Thompson: Books in
the digital Age, 2005, S. 195f
94
S. Häussermann, S. 19f
In anderen Ländern, besonders Großbritannien und USA, sind Hochschulverlage schon wesentlich etablierter und blicken im Gegensatz zu den
deutschen Hochschulverlagen auf eine lange Tradition und einen langen
Erfahrungsschatz zurück. Hierzu geben Thompson94 und Häussermann95
einen umfassenden Überblick.
96
S. Häussermann: Aspekte
der Gründung einer
Universitätsverlages am
Beispiel Heidelberg Heft 255,
in: Berliner Handreichungen
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
Humboldt-Universität
Berlin, 2009
97
C. Woll: Wissenschaftliches
Publizieren im digitalen
Zeitalter und die Rolle
der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
FH Köln, 2005, S.57f
Häussermann setzt sich sehr intensiv mit den Aspekten der Hochschulverlage auseinander und bespricht bereits bestehende Systeme und
Verlagsstrukturen sowohl theoretisch als auch an Referenzobjekten sehr
ausführlich96. Sie sieht, in Einklang mit dem Wissenschaftsrat, als wesentliche Voraussetzung für die Gründung eines Hochschulverlages die
Qualitätssicherung, Archivierung und Erschließung an. Als Mehrwert, im
Gegensatz zu den externen Verlagen, wird die fachliche Bündelung und
Ausrichtung gesehen. Sie misst den Hochschulleitungen gemeinsam mit
den Bibliotheken eine Schlüsselrolle der Gründung von Eigenverlagen zu,
mit dem Fokus auf Qualitätssicherung.
Woll sieht in der Gründung von Eigenverlagen seitens der Hochschulen
ebenfalls ein sehr großes Potenzial, gibt aber zu bedenken, dass durch
das sehr fachspezifische Spektrum nicht die Publikationsvielfalt eines
kommerziellen Verlages abgedeckt werden kann97. Einen großen Vorteil
von Universitätsverlagen ist in der Möglichkeit des Publizierens von Grauer Literatur (besonders interessant beispielsweise Qualifikationsarbeiten)
zu sehen, die bisher noch keinen, ihr angemessenen Platz in der Publikationslandschaft gefunden hat.
„Ich würde,
auchich
wenn
jetzt nochmal
ein
Buch schreibe,
«Ichwürde
würde,
auch wenn
jetztich
nochmal
ein Buch
schreibe,
würde ich nicht in
ich nicht in ein Vertragsverhältnis gehen. Weil wenn man
ein Vertragsverhältnis gehen. Weil wenn man angestellt ist als Wissenschaftler
angestellt
ist als Wissenschaftler
an das
einer
Hochschule
braucht
an einer Hochschule
braucht man
nicht.
Ich mache
jetzt damit nicht
man
das nicht.
mache
jetzt werden
damit nicht
die fette Kohle,
die fette
Kohle,Ich
diese
Bücher
normalerweise
nichtdiese
zigtausend mal
Bücher
werden
nicht
zigtausend
mal verkauft.
Und
verkauft.
Undnormalerweise
warum sollte ich
dann
meinen Output
so reglementieren?
warum sollte ich dann meinen Output so reglementieren?“
Marian Dörk
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
»
98
L. Brown/R. Griffiths/M.
Rascoff: University Publishing
In A Digital Age, 2007
Die Studie „University Publishing In A Digital Age“ von Brown, Griffiths
und Rascoff zeigt wichtige Grundlagen und Überlegungen für die Gründung von Universitätsverlagen auf. Als abschließende Handlungsempfehlungen der Studie definieren sie folgende Punkte98:
(1) Universitäten müssen mehr in den Publikationsprozess involviert werden und eine aktive Rolle übernehmen
(2) es sollen Handlungen und Investments veranlasst werden um eine
Revitalisierung der Universitätspublikationen zu ermöglichen
(3) Chancen und Möglichkeiten eines Hochschulverlages sollen erkannt
werden und in eine digitale Umwelt transportiert werden
(4)) Eine Diskussion soll angetrieben werden um durch eine technologische Plattform innovatives universitäres disziplinäres Publizieren zu
ermöglichen
Es wird deutlich, dass Hochschulverlage ein hohes Potenzial haben und
viele Autoren, gerade junge Wissenschaftler, enorm davon profitieren
könnten, wenn sie über ihre eigene Hochschule publizieren könnten. Die
Schwierigkeit ist es, einen Verlag hochschulpolitisch ökonomisch zu
konzipieren und zu etablieren, gerade im Hinblick auf eine digitale Umwelt. Von daher wird es, gerade in der deutschen Hochschul- und Publikationslandschaft, eine besondere Herausforderung sein, individuelle
Strategien für die einzelnen Hochschulen zu entwickeln und sie bei der
Gründung hauseigener Verlage zu unterstützen und zu fördern.
99
Siehe Leitfaden/ Strategie
für digitales Publizieren an
der FH Potsdam, S.125
Im Jahr 2014 wurde auch an der FH Potsdam ein eigener Hochschulverlag gegründet, inklusive eines Systems der internen Qualitätssicherung
und Produktion, aber einer ausgelagerten Herstellung im Printbereich.
Auf Nachfrage gab es keine Strategie oder Überlegungen hinsichtlich
des digitalen Publizierens. Im Rahmen dieser Arbeit wird sich an späterer
Stelle intensiver (sowohl theoretisch als auch praktisch) mit der Entwicklung einer solchen Strategie/ eines solchen Leitfadens für die FH Potsdam
auseinandergesetzt 99.
Self-Archiving
100
Woll gibt einen
guten Überblick über
die Entwicklung von
den disziplinären und
institutionellen Repositorien
(C. Woll: Wissenschaftliches
Publizieren im digitalen
Zeitalter und die Rolle
der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft, FH
Köln, 2005, S.33f, S.35) und
Häussermann verweist auf
wichtige Aspekte hinsichtlich
der Qualitätssicherung
von Repositorien. (S.
Häussermann: Aspekte
der Gründung einer
Universitätsverlages am
Beispiel Heidelberg Heft 255,
in: Berliner Handreichungen
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
Humboldt-Universität
Berlin, 2009, http://edoc.
hu-berlin.de/series/berlinerhandreichungen/2009-255,
S.13f)
101
U. Herb: Publizieren
wissenschaftlicher Arbeiten,
2010, GradUS Workshop
Juni 2010, Saarländische
Universitäts- und
Landesbibliothek, cc 3.0, S.19
Das Self-Archiving wird von vielen auch als Green-Road-Open-Access bezeichnet oder fälschlicherweise als Self-Publishing. Es bietet den Autoren
die Möglichkeit, ihre (üblicherweise bereits anderweitig veröffentlichte)
Publikationen auf ihre eigene Website oder einem anderen Datenserver (institutionelles Repositorium oder disziplinäres Repositorium) in
einer Art Zweitverwertung nochmals zur veröffentlichen.100 Eine wichtige
Unterscheidung innerhalb des Self-Archivings ist, ob die Publikationen
pre-print (vor dem Druck, also einer Vorab-Version vor der Erstveröffentlichung) zur Verfügung gestellt werden oder erst nachträglich (post-print)
als Zweitveröffentlichung.
«
auch ein
Grund,
warum
es noch
mehr Aufstand
„Ich glaube,Ich
dasglaube,
ist auchdas
einist
Grund,
warum
es noch
nicht
mehr nicht
Aufstand
gibt,mittlerweile
du kannst mittlerweile
meisten
Paper
googeln
und du findest
gibt, du kannst
die meistendie
Paper
googeln
und
du findest
auf irgendwelchen
Uni-Servern,
bei irgendwelchen
auf der
das Pdfdas
aufPdf
irgendwelchen
Uni-Servern,
bei irgendwelchen
LeutenLeuten
auf
Website.
offiziell
darfst
du eigentlich
das eigentlich
offiziell darfst
der Website.
AberAber
offiziell
darfst
du das
nicht.nicht.
Also Also
offiziell
das auf
deinernicht
Website
nicht kostenlos
zur Verfügung
darfst du das aufdudeiner
Website
kostenlos
zur Verfügung
stellen.“ stellen.
Meier
Sebastian Meier im Interview am 24. Juli Sebastian
2014
»
Das System einer Zweitveröffentlichung ist kritisch zu betrachten und
nicht immer legal, da die Nutzungsrechte oft an den Verlag abgetreten
wurden. Jedoch ist das Self-Archving schon weitestgehend etabliert und
der Autor kann mit dem Verlag ein einfaches oder zeitlich begrenztes
Nutzungsrecht vereinbaren. Viele Verlage erlauben ihren Autoren auch
bereits das Self-Archiving ohne spezielle Vereinbarungen. Darunter
finden sich auch renommierte Verlage, allerdings meist mit genauen
Vorgaben (Layout, Fristen und auf welchen Repositorien Self-Archiving
betrieben werden darf). 101 Das liegt darin begründet, dass viele
Verlage diese parallele Open-Access-Veröffentlichung als Werbung anse-
102
C. Woll:
Wissenschaftliches Publizieren
im digitalen Zeitalter und
die Rolle der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
FH Köln, 2005, S.33ff.
hen, was sich in höheren Zitationswerten und, bei Journalen, in einem höheren JIF wiederspiegelt. Woll gibt an, dass bereits 68% der Verlage das
Self-Archiving gestatten – allerdings mit scharfen Auflagen. Er sieht das
Self-Archiving ebenfalls als wichtige Alternative zu den langen Verfahren
der Qualitätssicherung der Printproduktion.102
Die scharfen Auflagen haben auch Vorteile für den Autor, zumeist werden
seine Publikationen einheitlich aufbereitet (für Erst- und Zweitveröffentlichung), was eine Verwertung von beiden Publikationen gleichermaßen
ermöglicht. Allerdings hat das auch den Nachteil, dass in der Gestaltung
keine Anpassungen vorgenommen werden können – weder Anpassung
an die digitalen Ausgabegeräte noch individuelle Anpassungen, beispielsweise an die formal-ästhetische Prinzipien des digitalen Lesens.
«
„Und wenn ich
mache, dann
tu ichdann
dieselben
Unddieses
wenn Self-Archiving
ich dieses Self-Archiving
mache,
tu ich dieselben
Pdfs einfach
online.
Das
hat
auch
ein
bisschen
was
mit
Authenzität
zu
Pdfs einfach online. Das hat auch ein bisschen was mit Authenzität
zu
tun. Ich habe
dieses
Paper
eingereicht
für diese Konferenz,
für diesen für diesen
tun.
Ich habe
dieses
Paper eingereicht
für diese Konferenz,
Verlag. Und
was Seite
1 istSeite
oder1Seite
2 sollte
Verlag.
Und was
ist oder
Seiteja2gleich
sollte bleiben.“
ja gleich bleiben.
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
Marian Dörk
»
Für die Anreicherung der Publikationen mit zusätzlichen Inhalten bietet
das Self-Archiving große Chancen. Es können zum Beispiel Demo-Videos,
Prototypen, nachträglich erstellte Projekt-Websiten oder ganze Datensätze einfach verknüpft werden, m.a.W.: die Publikationen können angereichert werden.
Ein großes Problem des Self-Archivings ist es, dass es oftmals ohne
Verfahren zur Qualitätssicherung durchgeführt wird und keine Relevanz
in den Impact-Messungen hat (bei Post-Print-Veröffentlichungen kann der
Autor allerdings auf die Erstveröffentlichungen verweisen und hoffen,
dass diese dann zitiert wird). Das führt dazu, dass das Self-Archiving
aufgrund der fehlenden Qualitätssicherung keine „echte“ Alternative für
ein verlagsunabhängiges Publizieren darstellt, aber (mehr oder minder)
Zugangsfreiheit ermöglicht.
103
Eine genauere
Betrachtung bietet das
Kapitel Referenzprojekte und
Ansätze > Self-Publishing,
S.83, und die darauf folgende
Modellbildung, S.95
Es lässt sich sagen, dass das Self-Archiving den Autoren Möglichkeiten
gibt, ihre Publikationen abseits der Verlage zugänglich zu machen, aber
kein „echtes“ Self-Publishing darstellt. Es werden aber für die Möglichkeit eines Self-Publishing wichtige organisatorische und konzeptionelle
Grundlagen gelegt.103 Ein großes Potenzial stellt die erleichterte Verbindung mit Social-Media- und Storytelling-Elementen dar.
Lizenzierung mit Creative Commons
Die Lizensierung von Inhalten mit Hilfe von Creative Commons (CC) gilt
mittlerweile als ein etabliertes, wenn auch noch nicht in der Wissenschaft
habituisiertes Verfahren. Creative Commons (http://de.creativecommons.
org) stellt seit 2001 Lizenztexte als Non-Profit-Organisation zur Verfügung
und bietet Urhebern damit die Möglichkeit, ihre Rechte und die Bedingungen der (Nach-) Nutzungen klar und deutlich zu kommunizieren. Die
aktuelle Version 4.0 bietet 6 Kernlizenzen:
Namensnennung 4.0 international
Namensnennung-KeineBearbeitung 4.0 international
Namensnennung-NichtKommerziell 4.0 international
Namensnennung-NichtKommerziell-Keine Bearbeitung 4.0 international
Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international
Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen4.0 international
Abbildung 5: Die unterschiedlichen CC-Lizenzen in der aktuellen Version 4.0 (international)
(Quelle: http://creativecommons.org/choose/, zuletzt aufgerufen am 10. Februar
2015, die Icons wurden für eine konforme Darstellung farblich verändert)
104
Eine ausführliche
Betrachtung und Erläuterung
mit verschiedensten
Nutzungsszenarien findet
sich bei Klimpel (natürlich
CC-lizenziert). (P. Klimpel:
Freies Wissen Dank Creative
Commons-Lizenzen: Folgen,
Risiken und Nebenwirkungen
der Bedingung „nicht
kommerziell – NC“, wikimedia,
iRights.info, CC DE, 2012,
CC BY-SA 3.0.de)
Für das deutsche Urheberrecht wurde bisher bis Version 3.0 importiert.
Die Lizenztexte bieten drei verschiedene Darstellungsweisen an, die für
unterschiedliche Nutzungsszenarien gedacht sind: die Kurzdarstellung,
meist in Form von Icons (s. Abbildung oben), für Laien; eine lange Darstellung mit juristischem Volltext und eine maschinenlesbare Darstellung
die beispielsweise von Suchmaschinen erkannt wird.
In der Wissenschaft ist die Lizenzierung mit CC weitestgehend bekannt,
wird aber selten praktiziert, obwohl es eine Möglichkeit des verlagsunabhängigen, rechtssichernden Publizierens darstellt. Springer bietet beispielsweise (gegen eine hohe Gebühr) eine Volltext-Freischaltung unter
CC an und mit CC lizensierte Texte werden auch von der Public Library of
Science (PLOS) geduldet. Ein sehr bekanntes Beispiel ist Wikimedia und
auch der BBC plant ein großes Filmarchiv mit CC-Lizenzierungen. Ähnlich
wie beim Self-Archiving stellen die mangelnde Qualitätssicherung und
die fehlende Anerkennung in den Ratings große Probleme dar.104
5.3 Wissenschaftliche Diskurse
105
Ein weiterer assoziierter
Diskurs, der in dieser Arbeit
in den entsprechenden
Kapiteln tentativ
nachvollzogen wird, ist
beispielsweise die Arbeit mit
den kommerziellen Verlagen
(siehe Kapitel Urheberrecht,
S.49 und Kapitel
kommerzielle Verlage S53)
versus das aufkommende
Self-Archiving, S58
In Anknüpfung an den vorhergehen Abschnitt, in dem der aktuelle Forschungsstand und die theoretischen Grundlagen erörtert wurden, soll
hier gesondert auf bestehende wissenschaftliche Diskurse eingegangen
werden. Vor allem der Diskurs um Open Access / Open Science lässt sich
gut rekonstruieren, nicht zuletzt weil er aktuell sehr präsent ist und in der
Community viel diskutiert wird. Andere Diskurse werden bisher nur unzureichend oder nicht öffentlich nachvollziehbar geführt. Das liegt möglicherweise auch an einem gewissen Strukturkonservatismus, schließlich
bedarf es Ausdauer, Durchsetzungsvermögen und Kraft, alteingesessene
und traditionelle Strukturen (öffentlich) zu hinterfragen oder gar neu zu
ordnen. Viele erfahrene Wissenschaftler nehmen auch eine eher abwartende und passive Haltung ein – der technische Fortschritt und die damit
verbundene Digitalisierung sind in einer zeitlichen Relation noch sehr
jung und stecken gerade mal in den Kinderschuhen (gegenüber anderen
klassischen Verfahren). Dennoch soll versucht werden, auch diesen Diskurs um die Papierlogik bzw. den digitalen Strukturen einer wissenschaftlichen Publikation vorzustellen, weil er in seiner Problemwahrnehmungen
und seinen Ansätzen bereits darauf verweist, was künftig relevant werden
könnte.105
Diskurs Open Access / Open Science
Die Diskussion um einen offenen Zugang zu Publikationen und/oder
Forschungsdaten findet derzeit eine verstärkte Aufmerksamkeit und bekommt durch den technischen Fortschritt auch immer mehr Relevanz. Von
den Befürwortern wird gefordert, dass der Zugang zu wissenschaftlichen
Publikationen (Forschungsergebnisse) nicht länger oft sehr kostspieligen Restriktionen unterliegen sollte. Wie in anderen Punkten innerhalb
dieser Arbeit bereits anklang, wird hier die Standpunkt vertreten, dass
ein durch öffentliche Gelder gefördertes Werk auch öffentlich zugänglich
sein sollte. Beispielsweise wird ein Wissenschaftler in all seinen Bereichen
(Studium, Hochschule als Arbeitgeber, Deutschland/EU als Drittmittelgeber) durch Steuergelder finanziert – das Ergebnis dieser Arbeit steht dann
aber nicht frei zur Verfügung.
«
„Eigentlich
sollte
es ein
Grundprinzip
Wissenschaft
Eigentlich
sollte
es ein
Grundprinzip
vonvon
Wissenschaft
sein, dass die
sein, dass
Ergebnisse
wennworden
sie
Ergebnisse verfügbar
sind,die
wenn
sie auch verfügbar
öffentlich sind,
finanziert
sind.
auch öffentlich finanziert worden sind.“
Marian Dörk
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
106
weiterführend: http://
open-access.net/de/
allgemeines/was_bedeutet_
open_access/, aufgerufen
am 27. Januar 2015)
»
Open Access bedeutet, dass Literatur (Volltexte) kostenfrei und öffentlich
(im Internet) zugänglich sind und auf jede denkbare legale Weise benutzt
werden kann, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren.
Es gibt drei Varianten: den „goldenen Weg“ (Erstveröffentlichungen, die
einen Qualitätssicherungsprozess durchlaufen haben), den „grünen Weg“
(oder auch Self-Archiving; die Archivierung von pre- oder postprint-Inhalten auf institutionellen oder disziplinären Repositorien oder auch
der eigenen Website) und die weniger bekannte Variante des „grauen
Weges“ (die Nutzbarmachung von Grauer Literatur).106 Open Science
beschreibt die Öffnung von Prozessen der Wissenschaft, was auch die
Forderung nach offene Forschungsdaten, offene Quellen und eine offene
Methodendarlegung (Datenerhebung) umfasst. In seiner Konsequenz
kann Open Science auch bedeuten, die Qualitätssicherungsprozesse
offen zu legen.
„Der Gesamtnenner,
das super
Ganzepositiv
super macht,
positiv macht,
ist
«Der Gesamtnenner,
der dasder
Ganze
ist Transparenz.
Also
Transparenz. braucht
Also dieTransparenz,
Wissenschaftlebt
braucht
Transparenz,Man
lebt will sehen:
die Wissenschaft
von Transparenz.
Man
sehen:
Wie sind die
zu untersucht
Wie von
sindTransparenz.
die Ergebnisse
zuwill
Stande
gekommen,
wasErgebnisse
ist wo schon
Standeund
gekommen,
was ist
wo schon
untersucht
undins
dasImmense.
worden
das bekommt
durch
das Internet
eine worden
Steigerung
bekommt durch das Internet eine Steigerung ins Immense.“
Harald Mieg
Harald Mieg im Interview am 23. Juli 2014
»
«
„Die Idee, wenn Forschung öffentlich finanziert ist, sollte sie auch
Die Idee, wenn Forschung öffentlich finanziert ist, sollte sie auch öffentlich
öffentlich verfügbar sein. Das gilt für die Dokumente, aber eben auch für
verfügbar sein. Das gilt für die Dokumente, aber eben auch für die Daten. Und
die Daten. Und das ist so ein bisschen dieses bürgerschaftliche daran,
das ist so ein bisschen dieses bürgerschaftliche daran, aber das andere ist auch
aber das andere ist auch einfach von der akademischen Seite macht
einfach von der akademischen Seite macht man damit natürlich seine Forschung
man damit natürlich seine Forschung transparenter, reproduzierbarer
transparenter, reproduzierbarer und vielleicht auch angreifbarer. Aber das ist gut,
und vielleicht auch angreifbarer. Aber das ist gut, wir sollten uns,
wir sollten uns, glaube ich, auch öffnen. Das man Dinge auch widerlegen kann.
glaube ich, auch öffnen. Das man Dinge auch widerlegen kann.“
Marian Dörk
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
»
107
in: U. Herb:
Empfehlungen,
Stellungnahmen,
Deklarationen und Aktivitäten
wissenschaftspolitischer
Akteure zur Gestaltung
des wissenschaftlichen
Kommunikationssystems,
Berlin-Brandenburgische
Akademie der
Wissenschaften, 2012,
CC BY-NC-ND 3.0)
Es gibt verschiedene große deutsche Wissenschaftsorganisationen, die
sich des Themas angenommen haben. Herausgekommen sind verschiedenste Initiativen, die mal mehr mal weniger Konsequenzen gezogen haben. Hierzu hat Ulrich Herb umfassend und sehr detailliert die
einzelnen Aspekte und Vorgehensweisen der verschiedenen Akteure
analysiert und zusammengefasst. 107 Die Forderung nach freiem Zugang
beschränkt sich nicht nur auf Publikationen, sondern auch (und besonders) auf die Forschungsdaten. Einer der Grundsätze der Wissenschaft,
Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Quellen und Datengrundlage,
sind, wenn es an das Publizieren der Ergebnisse geht, oft nicht mehr
zu finden. Forscher sollten nicht nur ihre Ergebnisse öffentlich machen,
sondern auch den Prozess, der dazu führte. Schon kleinste (oft von den
Forschern unbemerkte) Fehler in der Arbeit mit Forschungsdaten können
zu maßgeblichen Veränderungen und einer Verfälschung der Ergebnisse
führen. Gegner dieser Bewegung sind, wenn auch aus anders gelagerten
Beweggründen, die Verlage. Das Diktum eines kostenfreien Zuganges zu
allen wissenschaftlichen Publikationen würde das klassische Geschäftsmodell der Verlage stark ins Wanken bringen. Schon jetzt rechnen sich diese
Modelle aufgrund der geringen Absatzzahlen wissenschaftlicher Publikationen für die Verlage oft nur dann, wenn sie die Autoren und Herausgeber
mittels Druckkostenzuschüssen zwingen, sich an den Produktionskosten
zu beteiligen. Auch hier wird einmal mehr deutlich, dass die Verlage bzw.
ihre Geschäftsmodelle in Bezug auf wissenschaftliche Publikationen, will
man dem Anspruch an mehr Transparenz und Zugänglichkeit nachkommen, einer dringenden Reformierung bedürfen. Es gilt, neue Strukturen
und Aufgabenfelder für die Verlage zu definieren.
Ein weiterer Kritikpunkt, der von den Gegnern des Open Access-Verfahrens angeführt wird, ist, dass mit einer derart offenen Publikationskultur
die Veröffentlichungsdichte unreglementiert und unkontrolliert anwachsen würde, die jetzt schon schwer durchsetzbare Qualitätssicherung
wissenschaftlicher Arbeiten noch schwieriger werden würde.
«
„Aber da finde
ichda
Open
einfach
theeinfach
right-thing-toAber
findeAccess
ich Open
Access
the right-thing-todo. Damitdo.
dieDamit
Forschung
auch
Impact
hat
in derhat
Praxis.“
die Forschung auch Impact
in der Praxis.
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
Marian Dörk
»
108
http://www.spiegel.
de/wissenschaft/medizin/
uni-konstanz-stopptverhandlungen-mit-elsevierzu-teuer-a-961084.html,
07.Dezember 2014
109
Fachverlag: Nature
macht Artikel frei
lesbar, veröffentlicht am
03.Dezember 2014, http://
www.spiegel.de/wissenschaft/
mensch/fachverlag-naturemacht-alle-fachartikelfrei-lesbar-a-1006419.
html , zuletzt aufgerufen
am 13. Dezember2014
110
(H. Pampel: Nature
– lesen ja, drucken
nein!, veröffentlicht am
14.Dezember 2014, http://
wisspub.net/2014/12/04/
nature-lesen-ja-druckennein/ , 13.Dezember 2014
111
E. Simukovic: Enhanced
publications – Integration
von Forschungsdaten
beim wissenschaftlichen
Publizieren“, MA-Arbeit,
HU-Berlin, 2012
112
vgl.: Simukovic, S.56
113
vgl.: Simukovic, S.2
Ganz aktuell ist das Thema Open Access auch bei den Bibliotheken: der
Zugang zu wissenschaftlichen Journalen und Datenbanken ist mit immensen Kosten verbunden, die viele Bibliotheken nicht länger tragen können
und wollen.108 Erst im Dezember 2014 wurde der Diskurs neu angefacht
durch die Nature Publishing Group, (http://www.nature.com) die bekannt
gab, ihre künftigen Publikationen Open-Access zur Verfügung stellen zu
wollen, allerdings mit der Einschränkung, dass nur Abonnementen dieser
freie Zugang gewährt wird.109
Diese nun „frei“ zugänglichen Publikationen wurden zudem noch mit
einem Kopierschutz versehen, der zwar ein Lesen erlaubt, aber ein Ausdrucken oder eine digitale Verwertung nicht ermöglicht.110 Also eigentlich
doch kein Open-Access.
Simukovic kommt in ihrer Studie111 zu dem Schluss, dass die Zugänglichkeit von Forschungsdaten (also Open Science), deren persistente Identifizierung und die Beschreibung der Datenerhebungsmethoden notwendig
sind.112 So kann durch einen freien Zugang zu Forschungsdaten in Zusammenhang mit einer Methodenbeschreibung die Selbstreflexion der
Wissenschaft deutlich gesteigert werden. Die Verfügbarkeit ist dabei die
Grundvoraussetzung für die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen113. Großes Potenzial für Open Science sieht sie in der Nachnutzung der
offengelegten Daten und in der möglichen Bildung von interdisziplinären
Kooperationen.
„Und ich
mache irgendeinen
Fehler,
der aber
später dramatische
vielleicht
«Und ich mache
irgendeinen
Fehler, der
aber später
vielleicht
Folgen
dramatische
Folgen
aufich
dieinAuswertung
hat,indie
ichich
in dem
Moment,durchführe,
auf die
Auswertung
hat, die
dem Moment,
dem
die Prozedur
in
dem
ich
die
Prozedur
durchführe,
aber
noch
gar
nicht
absehen
aber noch gar nicht absehen kann, dann ist alles hin. Wenn
ich aber in einem
dann ist alles
abernachvollziehen
in einem Git abspeichere,
Gitkann,
abspeichere,
kannhin.
ich Wenn
späterich
genau
wo mein Fehler war.
kann ich später genau nachvollziehen wo mein Fehler war.“Ulrich Herb
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
Wenn Sie jetzt an die Daten denken, die werden ja zum Teil heftig
„Wenn
Sie jetzt an die
denken, die
ja zum Teil
heftigdann später
umgearbeitet,
vonDaten
den Rohdaten
biswerden
zu den Daten,
die man
umgearbeitet,
von den
Rohdaten
bis zu den
die man
wirklich irgendwo
online
abspeichert
oderDaten,
an denen
man dann
die Auswertung
später wirklich
irgendwo
onlinesoabspeichert
denen man
die
macht. Und
da können
viele Fehleroder
darinanpassieren
im Übergang
von
Auswertung
macht.
Und
da
können
so
viele
Fehler
darin
passieren
Primärdaten zu den Sekundärdaten, die man dann auswertet. Wenn man
im
Übergang
von Primärdaten
zu hat
denund
Sekundärdaten,
die man dann
diese
Daten immer
in einem Git
alle Auswertungsschritte
protokolliert
auswertet.
manSoftware,
diese Daten
immer
einem
Git hat undDaten,
alle also jetzt
undWenn
auch die
mit der
maninunter
Umständen
Auswertungsschritte
protokolliert
und auch
die Software, mit
der
manipuliert
im Sinne von
rechner- oder
computerbasierten
Umwandlungen,
man unter
Umständen
Daten,
also
jetzt
manipuliert
im Sinne
von
macht
oder sonst
was, dann
kann
man
später
sehr genau
nachvollziehen,
wie
rechneroderman
computerbasierten
Umwandlungen,
oderaufgetreten
sonst
sauber
gearbeitet hat oder
wo vielleichtmacht
ein Fehler
ist.
was, dann kann man später sehr genau nachvollziehen, wie sauberUlrich Herb
man gearbeitet hat oder wo vielleicht ein Fehler aufgetreten ist.“
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
»
«
»
Der Diskurs um Open Access und Open Science steht gerade erst an
seinen Anfängen und wird die Forschungsgemeinschaft sicherlich in
Zukunft noch intensiver beschäftigen, tangiert er doch die Grundsätze
und das Selbstverständnis der Wissenschaft (oder wie es sein sollte).
Eine Entscheidung für oder gegen Open Access und Open Science trifft
momentan noch jeder Wissenschaftler für sich individuell. Deutlich wird,
dass die Initiativen stark gefördert werden und gerade die junge Generation an Wissenshaftlern sich dieser Bewegung immer mehr bedienen,
was die Relevanz des Diskurses einmal mehr hervorhebt. Es gilt Strategien zu finden, die die Durchsetzung der Bewegungen fördern und eine
konsequente Anwendung erleichtern. Das zieht zwangsläufig Fragen nach
neuen (Geschäfts-)Modellen und Modi der Qualitätssicherung nach sich.
Hierzu werden einige Ansätze im Kapitel Ansätze und Referenzprojekte >
Open Review und Collaborative Review, S.79, gegeben.
«
„Aber das Problem
istProblem
halt, dass
immer noch
bei noch bei
Aber das
istWissenschaftler
halt, dass Wissenschaftler
immer
der Verfügbarmachung
von Forschungsdaten
immer noch
recht noch recht
der Verfügbarmachung
von Forschungsdaten
immer
zögerlich zögerlich
sind, abersind,
das Potenzial
hat die Sache
ganz
klar.“ganz klar.
aber das Potenzial
hat die
Sache
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb
»
Diskurs Papierlogik / digitale Strukturen einer wissenschaftlichen
Publikation
Vorwegnehmend muss gesagt werden, dass eine intersubjektiv nachvollziehbare Beschäftigung mit Diskurs „Papierlogik“ bisher nicht stattfindet,
zumindest nicht in der Wissenschaft. Eine öffentlich geführte Fachdebatte, etwa in Fachjournalen, ist bisher noch nicht zu beobachten. Dennoch
wird es als notwendig erachtet, diesen Diskurs aufzugreifen, bzw. anzustoßen. Gemeint ist eine erforderliche Auseinandersetzung mit den veränderten digitalen wissenschaftlichen Strukturen, besonders in Bezug auf
die vorherrschende Papierlogik. Der Diskurs öffnet Fragen, ob z.B. durch
die Anreicherung der digitalen Publikationen mit multimedialen Inhalten
ein Mehrwert für die Verwertung entstehen kann oder ob die Arbeit mit
neuen formal-ästhetischen Formaten und Prinzipien das Verständnis wissenschaftlicher Publikationen auch für Fachfremde und Laien fördert. Die
Frage ist auch, ob nicht Designer sich dieses Problems annehmen sollten,
um diesen Diskurs aktiv mitzugestalten.
aber
das Problem,
über
wir immer
nochsonicht
«Das ist„Das
aberist
das
Problem,
über das
wirdas
immer
noch nicht
richtig hinweg
so
richtig
hinweg
sind,
das
man
immer
noch
denkt,
ein muss auf
sind, das man immer noch denkt, ein wissenschaftlicher
Artikel
wissenschaftlicher
Artikel
muss
auf
jeden
Fall
aussehen
jeden Fall aussehen wie er in der gedruckten Zeitschrift aussieht.»
wie er in der gedruckten Zeitschrift aussieht.“Ulrich Herb
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
114
J. G. Kircz: New practices
for electronic publishing2 –
New forms oft he scientific
paper, in: Learned Publishing,
Vol.15, No.1, 2002, S.27-32
Bisher finden sich nur sehr wenige Ansätze in diesem Diskurs, ein Beispiel
ist aber die Entwicklung eines modularen Referenzsystems von Kircz 114.
Dieser Ansatz wird im Kapitel Ansätze und Referenzprojekte > Kircz-Paper,
S.86 noch eingehender beleuchtet und diskutiert. In der momentanen
wissenschaftlichen Praxis wird gerade im Produktionsprozess noch zu
vielen Teilen an Relikten aus dem Print-Bereich gehangen, obwohl ein
sehr großer und stetig wachsender Teil inzwischen auch ausschließlich
digital oder dual, digital und analog, veröffentlicht wird. Dabei erfahren
die digitalen Veröffentlichungen meist nur eine geringe bis gar keine Anpassung an digitale Ausgabemedien. Eine Loslösung von der Papierlogik
bei digitalen Publikationen würde auch eine Veränderung in der Struktur,
beispielsweise im Aufbau der digitalen Werke, nach sich ziehen.
«
„Wichtig ist Wichtig
tatsächlich,
und das istund
ja fürdas
jeden
der
ist tatsächlich,
ist jaWissenschaftler,
für jeden Wissenschaftler,
der
publiziert einfach
wichtig,
was
er veröffentlicht,
sowohl in der
gedruckten
publiziert
einfach
wichtig,
was er veröffentlicht,
sowohl
in der gedruckten
Version als Version
auch in als
denauch
elektronischen
Ausgaben erst
mal zu erst
100%
gleich
in den elektronischen
Ausgaben
mal
zu 100% gleich
ist. Und
folgend
habenhaben
wir natürlich
einigeeinige
Restriktionen,
ist.dem
UndAnsatz
dem Ansatz
folgend
wir natürlich
Restriktionen, weil
weil wirwir
dada
natürlich
dann,
ichich
sage
mal
sehr
viele
Spielerein,
diedie
wirwir machen
natürlich
dann,
sage
mal
sehr
viele
Spielerein,
machen könnten in
den elektronischen
Ausgaben,
erst mal unterlassen.“
könnten
in den elektronischen
Ausgaben,
erst mal unterlassen.
Michael Barton im Interview am 14. November 2014
Michael Barton
»
Eine Anpassung an die digitalen Ausgabemedien ist notwendig. Das
beginnt beispielsweise bei der Veränderung des bisher zumeist zweispaltigen Satzspiegels, der für das Lesen an digitalen Ausgabemedien
völlig ungeeignet ist. Ein weiterer Ansatzpunkt ist der Umgang mit den
Seitenzahlen: in Zeiten von responsive Designs, in denen sich Texte an
Bildschirmgrößen anpassen können, verändert sich auch deren Beschaffenheit. In der Wissenschaft spielt aber die „Verwertung“, also das Zitieren,
der Publikationen eine große Rolle. Eine Lösung wäre zum Beispiel eine
neue Zitierweise, die absatzgenau oder gar zeichengenau durchgeführt
werden kann. Auch die wachsende Verknüpfung der wissenschaftlichen
Arbeiten mit Elementen der Social Media erfordert es, neue Formate zu
etablieren, die die Einbindung solcher Elemente ermöglichen.
«
„Da bin ich grundsätzlich kein großer Fan. Weil das zweispaltige
Da bin ich grundsätzlich kein großer Fan. Weil das zweispaltige ist etwas
ist etwas nicht-digitales. Das zweispaltige war früher etwas, wo
nicht-digitales. Das zweispaltige war früher etwas, wo du eine DINA4du eine DINA4-Seite hast und die dann bestmöglich ausgefüllt
Seite hast und die dann bestmöglich ausgefüllt wurde, weil du einfach
wurde, weil du einfach die schmalen Spalten brauchtest, und dann
die schmalen Spalten brauchtest, und dann hast du halt eine DINA4-Seite
hast du halt eine DINA4-Seite entzwei geteilt. Digital macht das
entzwei geteilt. Digital macht das überhaupt keinen Sinn! Also immer dieses
überhaupt keinen Sinn! Also immer dieses runterscrollen, wieder
runterscrollen, wieder hochscrollen, wieder runterscrollen... Warum? Im
hochscrollen, wieder runterscrollen... Warum? Im Digitalen ist
Digitalen ist ein Text eine lange Wurst. Das heißt ein langer Strang Text.
ein Text eine lange Wurst. Das heißt ein langer Strang Text.“
Sebastian Meier
Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014
»
Eine intensivere Auseinandersetzung mit diesen Thematiken kann im
Rahmen dieser Arbeit nicht geleistet werden. Es ist dennoch notwendig,
diesen Diskurs anzustoßen, da er in der Praxis zwar schon durch Erfahrungsaustausche der Wissenschaftler untereinander stattfindet, er aber
formal noch nicht geführt wird. Den Diskurs um mögliche neue Strukturen
digitaler wissenschaftlicher Publikationen gilt es also noch zu führen, wobei die Mitwirkung von Gestaltern von großer Wichtigkeit ist. Diese Arbeit
gibt vielleicht einen Anstoß dazu und bietet im Kapitel Modellbildung,
S.95 erste Ansätze und Schritte zur Loslösung von der Papierlogik im Feld
der wissenschaftlichen Publikationen.
Die angesprochenen Diskurse bieten ein großes Potenzial, es eröffnen
sich viele Möglichkeiten der Mitgestaltung bestehender Prozesse und
Mechaniken und gerade Designer könnten und sollten in der Lage sein,
hier innovative und funktionale Lösungen anzubieten – etwa mit der
Entwicklung von Werkzeugen und Plattformen für einen vereinfachten
Publikationsprozess mit offenen Forschungsdaten und zugangsfreien Volltexten oder die Entwicklung von neuen Formaten digitaler Publikationen.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sich die Wissenschaftler (und besonders die junge Generation an Akademikern) dieses Diskurses annehmen
und für sich interpretieren, anstatt die althergebrachten Strukturen weiter
zu reproduzieren.
5.4 Anforderungen an eine digitale wissenschaftliche Publikation
115
siehe
Problemdarstellung, S.5
116
vgl.: P. Diepold:
Elektronisches Publizieren,
in: Zeitschrift für
Erziehungswissenschaft,
7. Jahrg., Beiheft 4/2004,
S.85-96, 2004, S.86
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den Merkmalen digitaler wissenschaftlicher Publikationen und macht deutlich, wie solche Publikationen
beschaffen sein müssen, damit zukünftig die Akteure des wissenschaftlichen Publizierens115 besser damit arbeiten können. Dies greift nicht unbedingt neue Ansätze auf, sondern zeigt bestehende Problematiken, um das
wechselseitige Verständnis der Akteure zu fördern.
Diepold 116 setzt schon bei der Arbeitsweise der Autoren an und zeigt,
welche Rollen die einzelnen Akteure im Publikationsprozess haben sollten:
1. Der Autor sollte eine medienneutrale Vorlage für die verschiedenen
Präsentationsformen (Papierdruck, Bildschirmvorlage, Pdf, Retrieval)
erstellen. Das bedeutet: Er muss sich um Inhalt und Struktur seiner Arbeit
kümmern und kann Layout und Technik der Umsetzung dem Verlag und
dem Publikationsserver überlassen
2. Der Verlag sollte den Autor darin unterstützen, indem er ihm für sein
Textverarbeitungssystem (Word, OpenOffice, LaTEX, usw.) eine sog. Formatvorlage liefert
3. Ein universitärer oder kommerzieller Dokumentenserver, der seinen
Lesern über das Internet digitale Veröffentlichungen (zu akzeptablen Bedingungen!) zugänglich macht, sollte garantieren, dass die Arbeit wirklich
von dem genannten Autor stammt (digitale Signatur), die Urheberrechte
des Autors sichern, durch Sicherheitsmaßnahmen dafür sorgen, dass die
Arbeit nicht verändert werden kann (DRM) und die Verfügbarkeit der
Dokumente langfristig erhalten (DOI).
4. Die wissenschaftliche Bibliothek sollte die Arbeit über die sog. Metadaten erschließen (Autor, Titel, Ort, Zeit: Sacherschließung durch Schlagwörter oder klassifikatorische Erschließung) und diese Daten in einem Format
zur Verfügung stellen, die den Metadatenexport zu den wissenschaftlichen Suchmaschinen und anderen Service-Providern über internationale
Standards möglich macht, damit Fachkollegen wie auch die interessierte
Öffentlichkeit durch gezielte Recherche am PC eine Veröffentlichung auch
finden und sie als digitales Dokument herunterladen oder über einen der
Bestelldienste in Kopie erhalten können.
Inwiefern die von Diepold gestellten Anforderungen umsetzbar und auch
sinnvoll sind, gilt es noch zu klären.
Formen der Produktion/Gestaltung
117
P. Diepold: Elektronisches
Publizieren, in: Zeitschrift
für Erziehungswissenschaft,
7. Jahrg., Beiheft 4/2004,
S.85-96, 2004
Die technischen Besonderheiten der Produktion wissenschaftlicher Publikationen lässt sich nur sehr schwer in seiner Gesamtheit fassen. Deshalb wird in dieser Arbeit nur darauf eingegangen, was die derzeitigen
Mechaniken speziell für die Autoren bedeuten. Ein zusammengefasster
Produktionsprozess wissenschaftlicher Publikationen sieht derzeit folgendermaßen aus: Die Wissenschaftler schreiben die Texte und fügen
sie meist in Formatvorlagen ein (übliche Programme sind hier Word oder
LaTex). Der Verlag wandelt nach dem Lektorat die Daten in XML-Dateien
um, um (nach einer nochmaligen Freigabe) eine bessere Handhabbarkeit
in den folgenden Produktionsschritten (entweder print oder online) zu
gewährleisten.
Dabei wird deutlich, dass die Publikationen nicht mehr nur auf Papier
ausgedruckt werden, sondern auch in anderen medialen Realisierungen
veröffentlicht werden. Dieser Ansicht ist auch Diepold 117, er benennt
weitere mediale Anwendungsszenarien: HTML-Seiten, als PDF-Datei zum
Selbstausdruck des Lesers oder im XML- oder SGML-Format zu Archivierungs- oder Recherchezwecken auf Servern der Fachgesellschaften und
Verlage. Es gibt also verschiedene Anwendungsszenarien jenseits der
Printproduktion, jedoch gehen all diese Formate von einer ursprünglichen Datei aus, die meist einer Papierlogik folgt. Klar ist, dass die Inhalte
der verschiedenen Anwendungen gleich sein müssen, allein schon, um
die Zitierbarkeit gewährleisten zu können. Aber es ist in Frage zu stellen,
ob nicht die Formate für eine multimediale und digitale Anwendung
verändert werden können, um den Mehrwert eines digitalen Ausgabemediums voll ausschöpfen zu können.
Zunächst jedoch zurück zu den Phasen, die die Autoren während eines
Publikationsprozesses durchlaufen:
Das Arbeiten mit Templates
Viele der großen Verlage, Datenbanken und Konferenzen arbeiten mit
Templates, in die der Autor seinen Beitrag einpassen soll. Nicht selten
führt das zu einer großen Frustration und einem erhöhten Arbeitsaufwand, da die Vorlagen oft mehr Verwirrung stiften, als sie Klarheit bringen.
«
„Die haben Die
fertige
Templates,
die du runterladen
kannst undkannst
du musst
haben
fertige Templates,
die du runterladen
und du musst
halt die Templates
Und jede
halt die benutzen.
Templates (...)
benutzen.
(...)Konferenz
Und jede beziehungsweise
Konferenz beziehungsweise
jede Unterabteilung
dieser Verlage
hatVerlage
andere hat
Templates.
Das heißt, Das heißt,
jede Unterabteilung
dieser
andere Templates.
du musst du
auch
jedes
mal
wieder
ein
neues
Template
benutzen.“
musst auch jedes mal wieder ein neues Template benutzen.
Sebastian Meier im Interview am 24. Juli Sebastian
2014
Meier
»
„Also wir hatten natürlich Stylesheets, das war wirklich
«Also wir
hatten natürlich Stylesheets, das war wirklich extrem anstrengend.
extrem anstrengend. Aber klar, du musst das ja irgendwie
Aber klar, du musst das ja irgendwie ans Stylesheet einpassen, aber dann
ans Stylesheet einpassen, aber dann haben die das dann
haben die das dann einfach in eine Indesign-Vorlage eingefügt.»
einfach in eine Indesign-Vorlage eingefügt.“
«
Lisa Andergassen
Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014
Von der Design-Perspektive ist das wahrscheinlich eine sehr lahme
„Von der Design-Perspektive ist das wahrscheinlich eine sehr lahme
Gestaltungen, aber ich finde das angenehm. Ich bin ja selbst auch kein
Gestaltungen, aber ich finde das angenehm. Ich bin ja selbst auch kein
ausgebildeter Designer (...). Es ist angenehm, dass ich mir darüber nicht
ausgebildeter Designer (...). Es ist angenehm, dass ich mir darüber nicht
den Kopf zerbrechen muss, sondern das fixiert ist, ich muss eine gute
den Kopf zerbrechen muss, sondern das fixiert ist, ich muss eine gute
Story abliefern, also einfach gute Forschung machen. Das Projekt selber
Story abliefern, also einfach gute Forschung machen. Das Projekt selber
lebt durch die Abbildungen oder durch die Demo oder das Video.
lebt durch die Abbildungen oder durch die Demo oder das Video.“
Marian Dörk
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
»
118
Methodisches
Vorgehen>Cultural
Probes, S.14
Das solche Vorlagen aber auch durchaus sinnvoll sind, zeigt sich aus den
Insights der Interviewpartner und war ein Arbeitsergebnis des durchgeführten Co-Creation-Workshops118. Die derzeitigen Vorlagen erweisen sich
jedoch weder anwendungs- und nutzerorientiert noch entsprechen sie in
ihrer Ästhetik und Lesefreundlichkeit den formal ästhetischen Aspekten
der Schriftgestaltung.
Die exemplarische Analyse eines ACM-Standards brachte relevante Ergebnisse im Kontext des Arbeitens mit Templates für Autoren und Leser.
Abbildung 6: ACM Word Template for SIG Sites,
(Quelle: http://www.acm.org/sigs/publications/proceedings-templates,
runtergeladen und zuletzt aufgerufen am 22. Januar 2015)
119
C. S. Peirce: Semiotische
Schriften. Band I-III (hrsg.
und übers. von Christian
Kloesel und Helmut Pape),
Frankfurt a.M., Suhrkamp,
1986-1994, erstmals
erschienen 1865-1913
120
http://www.sinus-institut.
de/loesungen/sinus-milieus.
html, zuletzt aufgerufen
am 26. Januar 2015
Durch die Einordnung des Zeichenbegriffes nach Peirce119, in der der
Analysegegenstand als Zeichen in die Ebenen des Objektes, des Repräsentamen und des Interpretanten aufgegliedert wird, ist deutlich
geworden, dass es sich bei dem Analyseobjekt um ein semiotisches
Bündel mit vielen unterschiedlichen Bündelungen handelt. Die Struktur
und das Layout des Templates ist klar vorgegeben und vermeidet somit
mögliche Fehlinterpretationen oder viele Bedeutungsebenen. Durch die
Einheitlichkeit können die Interpretanten (Nutzer) sich auf den eigentlichen Inhalt konzentrieren und die Struktur wird zum Symbol. Deutlich
wird ebenfalls die Vermittlung einer Scheinobjektivität gegenüber dem
Leser, unabhängig vom Thema oder dem Autor. Durch das Aufzeigen von
Ähnlichkeiten des Templates und der Datenbank ist klar geworden, dass
sich der Autor bzw. ein Nutzer der Datenbank an bereits erlernten Systemen wie beispielsweise die klare Strukturierung einer Kochanleitung,
die Anmutung einer Zeitungsseite oder das Bibliotheksverzeichnis der
Hausbibliothek orientieren kann und damit einen erleichterten kognitiven
Zugang erhalten, einfacher filtern kann. Dennoch besteht die Gefahr, dass
gerade durch diese erlernten Systeme weniger sorgfältig gearbeitet und
gelesen und die Relevanz eines einzelnen Papers falsch eingeschätzt wird.
Durch die Zeichen der Selbstreflexion und Identifikation wird die Wirkung
und Bedeutung in der wissenschaftlichen Community deutlich: Durch die
Standardisierung wird der Vielfalt eine Form gegeben und man schafft
eine formale Vergleichbarkeit. Allerdings wird diese Praxis der Standards
und Templates allgemein akzeptiert, ohne zu hinterfragen, ob das überhaupt den zeitgemäßen formal ästhetischen Ansprüchen genügt.
Klar ist, dass durch die Nutzung dieser Vorlagen die Produktion vereinfacht wird und somit die Fokussierung auf den (eigentlich ja wichtigeren)
Inhalt fördert. Weitere Vorteile zeigen sich in der Qualitätssicherung, denn
durch die Standardisierung fällt es den Gutachtern einfacher, formal und
inhaltlich zu urteilen. Im Zuge der Analyse des Templates wurde auch
eine Einordnung in die Sinus-Milieus120 vorgenommen und das nochmal
fokussiert auf die Digital User Groups. Daraus haben sich wichtige Fragestellungen ergeben: Zum Einen ganz grundsätzliche Fragen wie: „Für wen
ist Wissenschaft eigentlich gemacht?“ oder „Gibt es durch die digitalen
Publikationen auch neue Kriterien für die Zugänglichkeit von Wissenschaft?“ Zum Anderen auch sehr spezifische Fragen: „Was passiert mit
den Digital-Outsiders innerhalb der Publikationslandschaft, wenn digitale
Veröffentlichung immer mehr an Bedeutung und Reputation gewinnen?“
oder „Sind die digital Souveränen abgeschreckt von der bisher schlechten Handhabung digitaler Publikationen?“
Für den Abschluss der Analyse wurden bestehende mögliche Blockaden
in der Arbeit mit den Templates verdeutlicht:
Leser: der Leseablauf wurde nicht erlernt, sieht zu unattraktiv aus
Autor: der Rahmen ist zu vorgefertigt und kann die Kreativität hemmen,
vielleicht finden bestimmte relevante Aspekte in der stringenten Struktur
keinen Platz
Paper-Gestalter: Schriften völlig ungeeignet, keine Möglichkeiten einer
Gestaltung nach formal ästhetischen Gesichtspunkten
Verwerter: Unübersichtlichkeit innerhalb der Datenbank, „Standard-Werke“ lassen sich nur schwer herausfiltern
Ein großes Problem stellt die Arbeit mit den Programmen dar. An den oft
komplexen Programmstrukturen und undurchsichtigen Benutzeroberflächen scheitern viele Benutzer. Aufgrund fehlender Kenntnisse oder dem
Willen zur oft zeitaufwendigen Einarbeitung werden viele Möglichkeiten
nicht ausgereizt. Üblich bei den Templates ist es, sie entweder in Microsoft Word zu formatieren oder in LaTex. LaTex (http://www.latex-project.
org) ist ein Softwarepaket und umfasst unter anderem das Textsatzsystem
TeX, und BibTex, welches eine Automatisierung von Literaturverzeichnissen ermöglicht. Das Grundprinzip beruht auf einer logischen Auszeichnungssprache mit Markup und ermöglicht gerade für umfangreiche
Textwerke eine kompatible, saubere Strukturierung und eine spätere
Umwandlung in gängige Dateiformate wie PDF, HTML oder auch PostScript. Besonders in der Mathematik und den Naturwissenschaften ist
LaTex schon sehr etabliert. Hindernisse für die Etablierung der oft sehr
nützlichen, aber auch sehr komplexen Softwares sind die lange Einarbeitungszeit und die Voraussetzung einer gewissen technische Affinität.
Einfachere Auszeichnungssprachen wie beispielsweise Markdown sind
auch geeignet, weisen aber dieselben Probleme auf.
«
„Es ist wirklich oft auch ein Problem, bei Geisteswissenschaftlern: Wir
Es ist wirklich oft auch ein Problem, bei Geisteswissenschaftlern: Wir haben
haben das ja alle nicht gelernt. Also meine Generation, klar wir schreiben
das ja alle nicht gelernt. Also meine Generation, klar wir schreiben schon immer
schon immer am Computer, aber wir bedienen ja nur ein Programm
am Computer, aber wir bedienen ja nur ein Programm und haben eigentlich
und haben eigentlich überhaupt keinen Plan was Sache ist oder wie das
überhaupt keinen Plan was Sache ist oder wie das funktioniert oder was für
funktioniert oder was für Möglichkeiten es überhaupt gibt. Vielleicht ist
Möglichkeiten es überhaupt gibt. Vielleicht ist das auch ein Punkt, wo man mal
das auch ein Punkt, wo man mal ansetzen müsste. Weil sonst kannst du
ansetzen müsste. Weil sonst kannst du die Möglichkeiten ja gar nicht nutzen, die
die Möglichkeiten ja gar nicht nutzen, die gibt es dann halt, aber man
gibt es dann halt, aber man weiß halt nicht wie. (...) Das ist das, was ich meine – ich
weiß halt nicht wie. (...) Das ist das, was ich meine – ich sitze vor dem
sitze vor dem Computer, ich drücke so Knöpfe und habe eigentlich überhaupt
Computer, ich drücke so Knöpfe und habe eigentlich überhaupt keine
keine Ahnung, was ich da mache: Was da passiert, wer das programmiert hat.
Ahnung, was ich da mache: Was da passiert, wer das programmiert hat.“
Lisa Andergassen
Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014
»
Abschließend lässt sich über die Arbeit mit den Formatvorlagen sagen,
dass sie es den Autoren zwar ermöglichen, durch eine vorgegebenen
Struktur ihre Ergebnisse verdichteter und strukturierter darzustellen, es jedoch oftmals an fehlenden Programmkenntnissen scheitert, was nicht unbedingt an der fehlenden Kenntnissen der Autoren liegen muss. Oftmals
sind die Benutzeroberflächen nicht eindeutig und anwendungsorientiert
aufgebaut. Das Arbeiten mit solchen Templates ist jedoch wichtig und es
gilt, neue Lösungen zu finden, die benutzerfreundlicher sind und deren
Output zeitgemäßen formal ästhetischen Anforderungen entspricht.
„Aber ich wenn ich das wirklich möchte, kann ich mir das schon
«Aber
ich wenn ich das wirklich möchte, kann ich mir das schon irgendwie drauf
irgendwie drauf schaufeln. Aber es gibt halt echt viele Leute, die da
schaufeln. Aber es gibt halt echt viele Leute, die da überhaupt gar keine Affinität
überhaupt gar keine Affinität haben. Für die wäre das wahrscheinlich
haben. Für die wäre das wahrscheinlich der blanke Horror. Also ich glaube für
der blanke Horror. Also ich glaube für mich persönlich, wenn ich das
mich persönlich, wenn ich das jetzt hinbekommen würde, das wäre für mich die
jetzt hinbekommen würde, das wäre für mich die beste Lösung. Aber
beste Lösung. Aber ich glaube auch, dass es für die anderen die beste Lösung
ich glaube auch, dass es für die anderen die beste Lösung wäre, nur
wäre, nur wollen die das nicht wahr haben. Vor allem glaube ich in Bezug auf
wollen die das nicht wahr haben. Vor allem glaube ich in Bezug auf alle
alle digitalen Medien, wenn du ein bisschen Kontrolle haben willst über das,
digitalen Medien, wenn du ein bisschen Kontrolle haben willst über das,
was da eigentlich passiert, dann musst du es eigentlich selber machen.
was da eigentlich passiert, dann musst du es eigentlich selber machen.“
Lisa Andergassen
Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014
»
Versionskontrolle
„Ich habe am Anfang, wenn ich jetzt zwei Seiten am Ende habe,
«dann
Ich habe am Anfang, wenn ich jetzt zwei Seiten am Ende habe, dann habe
habe ich ungefähr zehn geschrieben. Ich habe immer zehn
ich ungefähr zehn geschrieben. Ich habe immer zehn Versionen und einen
Versionen und einen etwas konfusen Schreibprozess. Bei den
etwas konfusen Schreibprozess. Bei den Artikeln geht das, das sind aber
Artikeln geht das, das sind aber auch nur zwei Seiten. Das ist auf
auch nur zwei Seiten. Das ist auf jeden Fall auch ein Problem. Manchmal
jeden Fall auch ein Problem. Manchmal kann man es auch noch
kann man es auch noch eruieren, weil man dann sieht, okay, das eine hast
eruieren, weil man dann sieht, okay, das eine hast du halt früher
du halt früher angelegt, oder nicht. Meistens heißen die auch anders, aber
angelegt, oder nicht. Meistens heißen die auch anders, aber das
das vergesse ich dann auch manchmal. Und ich speicher zum Beispiel
vergesse ich dann auch manchmal. Und ich speicher zum Beispiel
Dokumente oft auch gar nicht ab, wenn ich gerade daran schreibe.
Dokumente oft auch gar nicht ab, wenn ich gerade daran schreibe.“
Lisa Andergassen
Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014
»
Obwohl die digitale Versionskontrolle thematisch zu den Potentialen
des kollaborativen Arbeitens gehört und damit dem hier untersuchten
Publikationsprozess vorgelagert ist, wird sie in den folgenden Ansätzen,
Referenzprojekten (S.78) und der Modellbildung (S.95) explizit mit einbezogen. Begründet liegt dies in erster Linie in der Bedeutungszuweisung
dieses Arbeitsschrittes durch die Interviewten, die diesen Aspekt mehrheitlich thematisiert haben.
«
„Es gibt normalerweise
eine Absprache
über E-Mail:
arbeite
Es gibt normalerweise
eine Absprache
über „Ich
E-Mail:
„Ich jetzt
arbeite jetzt an
an Section1,
lasslass
mich
malmal
fummeln.“
So So
was.
Und
dann
würde
ich ich einfach
Section1,
mich
fummeln.“
was.
Und
dann
würde
einfach
Dropbox
ausschalten,
dass
esewig
nichtimmer
ewig immer
und
Dropbox
ausschalten,
dass es
nicht
hoch- hochund runterlädt,
wenn
runterlädt,
wenn ich zwischendurch
Und dann,
wenn
ich
fertigich das. (...)
ich zwischendurch
sichere. Undsichere.
dann, wenn
ich fertig
bin,
pushe
bin,
pushemeiner
ich das.Promotion,
(...) Während
meiner
Promotion,
also beidie
meiner
Während
also
bei meiner
Doktormutti,
hat nicht selber
Doktormutti,
die
hat
nicht
selber
in
LaTex
geschrieben.
Sie
hat
in LaTex geschrieben. Sie hat das dann in Word geöffnet, ichdas
war am Ende
dann
in das
Word
geöffnet,gefrickelt
ich war am
Ende
der das
zusammen gemacht,
der,
der
zusammen
hat.
Sie der,
hat dann
Track-Changes
gefrickelt
Sie
dann
gemacht,
in Word,
und da
in Word,hat.
und
dahat
habe
ichTrack-Changes
gesehen, wo sie
Kommentare
reingemacht
hat und
habe
gesehen,
wosozusagen
sie Kommentare
hat und
dann
dannich
musste
ich das
wiederreingemacht
in die eigentliche
Datei
reinfügen.
musste ich das sozusagen wieder in die eigentliche Datei reinfügen.“
Marian Dörk
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
»
121
siehe Kapitel Ansätze
und Referenzprojekte
> GitHub, S.90
Bislang finden sich nur dürftige und meist nicht mit anderen Programmen
kompatible Lösungen. In der üblicherweise verwendeten Software (Microsoft Word, LaTex), beispielsweise lassen sich Dokumente in der Regel
nicht zusammenführen und jede Anmerkung oder Korrektur muss einzeln
angenommen werden. Diese sehr zeitintensiven und oft unübersichtlichen Praktiken bergen große Fehlerquellen und können auch Raum für
urheberrechtliche Konflikte bieten (bei Ko-Autorenschaften beispielsweise stellt sich die Frage, wer hat was geschrieben und wer welchen Anteil
an der Arbeit gehabt). Mögliche Lösungsansätze bieten Praktiken aus der
Programmierung, in der diese Problematiken schon gelöst scheinen.121
[Über GitHub]
[Über GitHub] „Und Sie würden damit einen irrsinnigen Vorteil gewinnen.
Und
würden
einen
irrsinnigen
Vorteildaran
gewinnen.
Also Sie können
Also
SieSie
können
dadamit
natürlich
verteilt,
kollaborativ
schreiben,
da ist
natürlich
verteilt,
kollaborativ
daran
schreiben,
völlig
klar. Sie können
das
völlig klar.
Sie können
ja auch
sogar
taggen, das
werist
was
gemacht
ja auch
sogar
taggen,
wer was
hat und können
nachher wirklich
hat und
können
nachher
wirklich
auf gemacht
Dokument-Ebene
nachweisen,
Dokument-Ebene
nachweisen,
werkönnten
welchenSie
Beitrag
geleistet
werauf
welchen
Beitrag geleistet
hat. Damit
natürlich
auch hat. Damit
könnten
Sie natürlich auch
solche Mikro-Contributions
Der hat
solche
Mikro-Contributions
ausweisen:
Der hat das einfachausweisen:
nur mal
das einfach
nurRechtschreibefehler
mal durchgelesen und
Rechtschreibefehler
korrigiert.
Aber
durchgelesen
und
korrigiert.
Aber irgendwie
ist
irgendwie
ist das
ja auch
ein Beitrag
zu einem
Text, wenn
der irgendwo,
das
ja auch ein
Beitrag
zu einem
Text, der
irgendwo,
auch nur wenn auch
in einer
Fußnote
erwähnt
werden
kann
man ja quasi
in einernur
Fußnote
erwähnt
werden
sollte.
Und sollte.
damit Und
kanndamit
man ja
quasi
echt beziffern,
hat an
Menge
zu dem
Artikel beigetragen.
echt beziffern,
wer hat anwer
Menge
wieviel
zuwieviel
dem Artikel
beigetragen.“
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb
«
»
Pdf
die Möglichkeiten
der digitalen
Medien
nutzen,
«Wie„Wie
kannkann
manman
die Möglichkeiten
der digitalen
Medien
nutzen,
um das besser
um
das
besser
zu
machen?
Was
heißt
besser
zu
machen,
um auch die
zu machen? Was heißt besser zu machen, um das anzureichern, vielleicht
das
anzureichern,
vielleicht
auch
die
Zugänge
zu
erleichtern.
Zugänge zu erleichtern. Weil diese Pdfs sind wirklich ein bisschen unhandlich.»
Weil diese Pdfs sind wirklich ein bisschen unhandlich.“
Lisa Andergassen
Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014
122
S. Hermann:
Designspezifikationen im
digitalen Publikationsprozess,
Dissertation, Institut
für Informatik an der
Technischen Universität
München, 1999, S.44f
Das Datei-Format PDF (Portable Document Format) von Adobe Systems
ist inzwischen ein etabliertes Dateiformat für digitale wissenschaftliche
Publikationen. Es wurde im Jahr 1993 veröffentlicht und hat das Ziel,
Dokumente auf zuverlässige und einfache Art zwischen verschiedenen
Programmen, Betriebssystemen und Hardware austauschen zu können.
Meist wird jedoch nur eine Version der Print-Datei zur Verfügung gestellt
– und das ohne Anpassungen, beispielsweise an das veränderte Lesen
am Bildschirm, vorzunehmen. Das Format ist zwar sehr „sperrig“ in seiner
Handhabung, hat jedoch den großen Vorteil, dass es sich auf dem lokalen
Rechner speichern lässt. Zudem verfügt es (weitestgehend) über die
Möglichkeit, die Metadaten fest zu implementieren. Hermann beschreibt
das PDF in seiner Dissertation122 rein technisch gesehen als Wegwerfprodukt, in der eine Weiterverarbeitung oder Wiederverwendung (z.B.
in abgewandelter oder neu kombinierter Form) sehr schwer oder nicht
möglich ist.
Eine Alterative zum PDF stellen zum Beispiel die E-Book-Formate dar, die
in der Belletristik schon sehr populär sind, aber in der Wissenschaft bisher
kaum bis gar keine Anwendung finden. Dies liegt unter anderem daran,
dass diese Formate meist auf einen bestimmten E-Reader beschränkt
sind und durch die sich verändernden Seitenbegrenzungen noch keine adäquate Lösung für die bibliometrische Verwendung (Zitierungen)
gefunden wurde.
Es ist jedoch nötig, zeitgemäßere Anwendungen und Formate zu finden,
um digitale wissenschaftliche Publikationen zur Verfügung zu stellen. Seit
geraumer Zeit ist es zwar schon möglich, interaktive PDF´s zu erstellen,
die beispielsweise die Anreicherung mit multimedialen Inhalten erlauben
und sich dynamisch dem Ausgabemedium anpassen können, jedoch
werden diese Möglichkeiten bisher kaum genutzt. Auch die zeichen- oder
absatzgenaue Zitierung hat bisher kaum, oder eigentlich gar keine praktische Anwendung erfahren.
Extensible Markup Language (XML)
123
W. Straub: Die
deutschsprachige
Verlagsbranche und die
digitalen Bücher, in: C.
Grond-Rigler/W. Straub
(HRSG.): Literatur und
Digitalisierung, Berlin,
Walter de Gruyter
GmbH, 2013, S.152
Im Produktionsprozess digitaler wissenschaftlicher Publikationen hat sich
inzwischen das Arbeiten mit XML-Dateien weitestgehend bewährt. XML
ist eine erweiterte, hierarchisch aufgebaute Auszeichnungssprache (im
SGML begründet) zur Darstellung strukturierter Daten und wird vordergründig in der Verlagsproduktion genutzt. Sie dient dazu, ein digitales
Dokument nach der Erstellung kompatibel für mehrere Ausgabeformate (print und digital) zu halten, bei 100% gleichbleibenden Inhalten.
Straub sieht es zum Beispiel für notwendig an, konsequent „XML-first“ zu
produzieren123. Der gleichen Ansicht ist auch Michael Barton vom Springer-Verlag, da das XML den Vorteil hat, den Fokus auf die Inhalte legen zu
können und nicht auf das Ausgabeformat mit seiner individuellen Anwendung.
«
„Da Da
lösen
wir wir
unsuns
komplett
vonvon
dem
Print-Layout
undund
es geht
reinrein um die
lösen
komplett
dem
Print-Layout
es geht
um
die
Inhalte.
Und
die
bekommt
der
Autor
dann
zur
Verfügung
und
Inhalte. Und die bekommt der Autor dann zur Verfügung und mit der Abfrage:
mit der du
Abfrage:
Erteilst
du uns
diese
Freigabe zur auf
Veröffentlichung
Erteilst
uns diese
Freigabe
zur
Veröffentlichung
diese Inhalte so, wie wir
auf
diese
Inhalte
so,
wie
wir
sie
jetzt
aufbereitet
haben? Und
das
sie jetzt aufbereitet haben? Und das ist auch die Grundlage,
sage
ich mal, also
ist
auch
die
Grundlage,
sage
ich
mal,
also
diese
XML-basierte
diese XML-basierte Freigabe, die in den nächsten Jahren, ich gehe davon aus,
Freigabe,
die in den nächsten Jahren,
gehe davon
aus, in dem
in dem Zeitschriftenbereich
zu 90% ich
mindestens
umgesetzt
werden wird.
Zeitschriftenbereich zu 90% mindestens umgesetzt werden wird.“
Michael Barton
Michael Barton im Interview am 14. November 2014
»
Ein Nachteil an diesem Verfahren ist beispielweise, dass gerade im Bereich der Schriftgestaltung durch die Automatisierung der Satz-Prozesse
formal-ästhetische „Fehler“ unterlaufen, wie beispielsweise ein fehlender
Spaltenausgleich, die sich letztendlich in der Lese-Qualität bemerkbar machen. Genau das, dass keine individuellen Anpassungen für die
124
weiterführend hat sich
Knöchelmann in seiner
Studie mit den veränderten
Publikationsprozessen durch
XML auseinandergesetzt:
M. Knöchelmann: XML
im Publikationsprozess
– Veränderte
Publikationsprozesse
durch medienneutrale
Inhaltslagerung mit XML
im Bereich Sach- und
Fachliteratur, Le publikateur,
HTWK Leipzig, 2014
geplanten Ausgabemedien mehr gemacht werden, kann sich nachteilig
auswirken. Schließlich ist jedes Ausgabemedium in seinen Anforderungen spezifisch und bietet einen eigenen Mehrwert, der ja bestenfalls
ausgeschöpft werden sollte.124
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Arbeiten mit XML-Dateien
viele Vorteile mit sich bringt, die damit einhergehende Automatisierung
aber viele Tücken aufweist, die es noch zu beheben gilt. Für Autoren ist es
wichtig, sich damit zu beschäftigen, um die Produktionsprozesse besser
nachvollziehen zu können und ggf. durch eigenes Fachwissen Verbesserungen hinsichtlich der Struktur ihrer Arbeiten vornehmen zu können, die
sich dann in einem Mehrwert ihrer Publikationen widerspiegeln und den
Workflow zwischen Autor und Verlag aktiver gestalten können. Weitergehend ist es wünschenswert, dass Autoren sich selbst eine Auszeichnungssprache aneignen, um diesen Prozess für die verschiedenen Akteure
weiter zu optimieren, eine „einfache“ Alternative wäre zum Beispiel das
Arbeiten mit der Auszeichnungssprache „Markdown“.
Besondere technische Herausforderungen
Besonders die technische Realisierung digitaler Publikationen wirft
momentan noch viele Frage auf. Digitale Publikationen erfordern auch
immer ein digitales Ausgabemedium – wie kann das abgesichert werden
und welche Konsequenzen zieht das nach sich? Die meisten Datenbanken, Suchmaschinen oder auch Cloudspeichersysteme erfordern einen
Internetzugang – wie kann der gewährleistet werden? In den westlichen
Kulturländern mag ein Internetzugang oder der Zugang zu einem Bibliotheksnetzwerk mit vielen Journal-Abonnements normal sein, andere Teile
der Welt sind von aktuellen Forschungsdiskursen oder der Teilnahme an
Fachkonferenzen noch weitestgehend ausgeschlossen.
125
C. Grond-Riegler: Der
literarische Text als Buch
und E-Book, in: C. GrondRigler/W. Straub (HRSG.)
Zu den größten Problemfeldern gehört das Lesen am Bildschirm.
Grond-Riegler identifizierte vier „Stereotype der Kritik im Kontext des
elektronischen Publizierens“125:
• keine Stabilisierung
• fehlende Haptik
• geistiger Diebstahl
• problematische Haltbarkeit
Alle diese Punkte können jedoch entkräftet werden – die Kritik entspricht
meist nicht dem Stand der aktuellen technischen Entwicklungen. Viele der
Probleme liegen nicht in der Digitalisierung und des damit verbundenen
digitalen Lesens zu Grunde, sondern rühren von fehlerhaften Prozessen in
der Struktur und Produktion der Werke her. Auf das Leseverhalten wurde
schon im Kapitel Strukturen und Prozesse wissenschaftlichen Publizierens
> Leseverhalten, S.46 eingegangen und die meisten Punkte lassen sich
auf das Lesen am Bildschirm übertragen, werden an dieser Stelle also
nicht noch einmal explizit ausgeführt.
Langzeitarchivierung
Angesichts der Archivierung digitaler Publikationen stehen die Bibliotheken vor großen Herausforderungen. Gängige Dateiformate wie pdf
oder epub können durch den schnellen technischen Fortschritt bereits in
einigen Jahren veraltet sein. Ebenfalls problematisch ist die Haltbarkeit
heute genutzter Hardware. Es ist nicht sicher, ob Dateiformate und deren
Wiedergabe-Medien über einen langen Zeitraum hinweg kompatibel
bleiben. Um eine Archivierung zu sichern, müsste eine Bibliothek demnach nicht nur das Dokument selbst erhalten, sondern auch die dazugehörige Lesesoftware und die Hardware, die eine entsprechende Software
ausgeben kann.
126
R. S. Kanzelak:
Digitalisierung in
Literaturarchiven, in: C.
Grond-Rigler/W. Straub
(HRSG.): Literatur und
Digitalisierung, Berlin,
Walter de Gruyter
GmbH, 2013, S.297
127
siehe Metadaten, Kapitel
Publikationsaufbau, S.29
Als Aufgaben eines Literaturarchives sieht Kanzelak126 den Erwerb, die Erhaltung, die Erschließung, die Erläuterung und die Erforschung der Publikationen. Als zentraler Punkt wird hier die Digitalisierung der Metadaten127
und die nötige Systemunabhängigkeit der Publikationen (z.B. über XML)
gesehen. Für eine tatsächliche Langzeitarchivierung würde sich laut des
Autors das TIFF-Format (Tagged-Image-File-Format, eigentlich bekannt
aus der Druckvorstufe für hochauflösende Bilder) oder das genormte
PDF-A eignen.
Der Punkt der Langzeitarchivierung digitaler Publikationen ist sehr problematisch und angesichts des immensen technischen Fortschritts bleibt die
Frage, wie das Wissen langfristig bewahrt bleiben kann offen. Allerdings
lässt sich annehmen, dass durch immer mehr automatisierte Prozesse
und der kleinteiligen Übertragung der Dokumente von einem ins nächste
System nichts verloren gehen wird.
5.5 Ansätze und Referenzprojekte
Die folgenden Ansätze und Referenzprojekte dienen als Grundlagen und
Inspiration für die anschließende Modellbildung sowie den dazugehörigen Entwurf. Bestehende Ansätze, Theorien, Methoden, Projekte oder
auch Entwicklungen werden aufgegriffen und für diese Arbeit, also für
digitale wissenschaftliche Publikationen, übersetzt. Zunächst komme ich
auf Entwicklungen zu sprechen, die erste Ansätze aufzeigen, wie die bisherigen restriktiven Arrangements in moderne Strukturen umgewandelt
werden können.
Kollaboratives Forschen im Sinne der Co-Creation
128
E. B.-N. Sanders/P.J.
Stappers: Co-Creation
and the new landscapes
of design, 2008
129
J. Kunze: Digitale
Werkzeuge für
die persönliche
Wissensorganisation, in:
cms-journal 15, 2012, S.37-42
Ein bisher aus der Wirtschaft und dem Service-Design geläufiges Verfahren ist die sog. Co-Creation, die erstmals 2008 von Sanders und Stappers definiert wurde. 128 Der Ansatz beschreibt einen Kreativprozess, in
dem nicht ein einzelner Schöpfer (oder eine Agentur) an einem Projekt
arbeitet, sondern mehrere Akteure (Designer, Hersteller, Endkunden, Lieferanten, etc.) involviert sind. Als einfaches Beispiel lässt sich der Schokoladenhersteller Ritter Sport aufführen, der zusammen mit seinen Kunden
regelmäßig neue Schokoladensorten entwickelt, um sein Sortiment zu
erweitern. Das ist natürlich keine völlig neuer Schöpfungsprozess, zeigt
aber exemplarisch auf, wie fruchtbar sich interdisziplinäre Ansätze unter
Einbeziehung verschiedener beteiligter Akteure in den Kreationsprozess
erweisen können.
Überträgt man den Ansatz der Co-Creation zunächst auf das kollaborative
Arbeiten der Autoren untereinander, entstehen die bereits praktizierten
Ko-Autorenschaften. Weiter gesponnen und bezogen auf das Arbeiten
mit digitalen Medien, ist es das Schaffen von kollaborativen Forschungsumgebungen, in denen Wissenschaftler von den Ergebnissen anderer
Wissenschaftler profitieren können. Das setzt aber natürlich die Offenlegung von beispielsweise Forschungsdaten im Sinne von Open Science
voraus. Werkzeuge dafür können laut Kunze129 zum Beispiel sein:
• Social Bookmarking und Social Reading (siehe hierzu Kapitel Wissenschaftliche Community > Social Media, S.42)
• Mindmaps, die von mehreren Benutzern editiert werden können (beispielsweise: Realtimeboard (https://realtimeboard.com))
• Verwaltung von Notizen (beispielsweise: Evernote (https://evernote.
com) , Nevernote (http://nevernote.sourceforge.net))
• Erstellung von Wikis (beispielsweise: MediaWiki (http://www.mediawiki.
org), instiki (http://instiki.org))
• kollaborative Text-Editoren (beispielsweise: Googledocs (http://www.
google.com/docs) , Zoho (https://www.zoho.com) , Etherpad (http://
etherpad.org))
• Dateiaustausch/Datenspeicherung (Dropbox (https://www.dropbox.
com) , SpiderOak (https://spideroak.com), Wuala (http://www.wuala.com))
Geht man noch einen Schritt weiter und überträgt die Innovations- und
Strukturprozesse der Wirtschaft auf das digitale Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten, kann das unter anderem heißen, dass es einer
Auseinandersetzung zwischen den Akteuren des Publikationsprozesses
bedarf, um die gegenseitigen Anforderungen und Bedürfnisse zu definieren und sie neu gestalten zu können. Mögliche Akteure können hierbei
sein: Verlage, Autoren/Herausgeber, Wissenschaftler derselben Disziplin,
Lektoren, Designer und Entwickler. Ein solcher Prozess wäre wünschenswert, wird aber im Gegensatz zu den virtuellen Forschungsumgebungen,
die schon eine breite Anwendung finden, noch kaum bis gar nicht ausgenutzt.
Open Review / Collaborative Review
Neu aufgekommene Verfahren der Qualitätssicherung sind beispielsweise Open Review und Collaborative Review. Sie versuchen mehr Transparenz in den Prozess der Begutachtung zu bringen und bedienen sich
zeitgemäßer digitaler Tools. Da noch keine anerkannten Definitionen
vorliegen, sollen die folgenden Zitate aus dem Experteninterview mit
Ulrich Herb als Begriffsbestimmung gelten:
[Open Review]
[Open Review]
„Beider
derOpen
OpenReview
Reviewkann
kannman
manzumindest
zumindestsagen
sagendas
dasGrundverständnis
Grundverständnisist, dass die
«Bei
ist, dassonline
die Review
derwerden.
Gutachter
online
Review der Gutachter
gestellt
Wann
das gestellt
passiert,werden.
ob das Wann
anonym passiert
dasfort,
passiert,
das anonym
passiert und
so weiterdie
und
so fort,
und so weiter und so
das istob
Varianten
unterworfen.
(...) Obwohl
Open-Review
so ein
das
Varianten
unterworfen.
Obwohl
bisschen anscheinend
anistFahrt
aufnimmt.
Aber die (...)
wird,
glaubedie
ich,Open-Review
die klassischen Sachen
so sondern
ein bisschen
anscheinend
Fahrt aufnimmt.
Abervielleicht
die wird,etabliert.
nie ersetzen,
das wird
eine neueanVariante
sein, die sich
glaube ich, die klassischen Sachen nie ersetzen, sondern dasUlrich Herb
wird eine neue Variante sein, die sich vielleicht etabliert.“
Ulrich Herb im Interview am 10. November
2014 Review]
[Collaborative
Und diese kollaborative Review, da geht es ja eher darum, dass ein wie auch immer
[Collaborative
Review]
definierter, oder auch nicht definierter, Personenkreis
Kommentare
zu einem Artikel
„Und diese
kollaborative
Review,
da geht
es ja eher
darum,
dass ein
hinterlassen kann.
Also das
könnte man
ganz offen
machen
und da
darf jeder
einen Artikel/
wie auch
immer definierter,
oder es
auch
nicht definierter,
Personenkreis
Kommentar
hinterlassen
oder man kann
natürlich
auch so machen,
dass man sagt nur
Kommentare
einem
kann. Also
könnte sind oder
ein abgeschlossener
Kreis,zu
das
heißtArtikel
wie sohinterlassen
ein Pool an Leuten,
die das
ausgewählt
man ganz offen
machen
und daKommentare
darf jeder einen
Artikel/Kommentar
die zur Fachgesellschaft
gehören,
können
hinterlassen.
Aber das ist natürlich
oder man
kann
es Vielzahl
natürlichvon
auch
so machen,
dass
man
relativhinterlassen
schwer zu handeln,
dass
eine
Gutachtern
dort
unterzubringen.
sagt nur ein abgeschlossener Kreis, das heißt wie so ein Pool an Leuten,Ulrich Herb
die ausgewählt sind oder die zur Fachgesellschaft gehören, können
Kommentare hinterlassen. Aber das ist natürlich relativ schwer zu
handeln, dass eine Vielzahl von Gutachtern dort unterzubringen.“
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
»
«
»
Einige Journale haben die alternativen Verfahren zur Qualitätssicherung
schon aufgenommen, darunter beispielweise Atmospheric Chemistry
and Physics (http://www.atmospheric-chemistry-and-physics.net), das
sich selbst als interaktives Open Access-Journal für europäische Geowissenschaften sieht. Die klassische Peer-Review wurde bei dem Journal
komplett ersetzt, die Beiträge werden nach der Einreichung sofort online
gestellt, noch bevor die Gutachten erstellt werden. Der überarbeitete Text
bildet dann den finalen Artikel. Ein großer Vorteil ist, dass die Ergebnisse
schon mit der Einreichung online stehen und somit ihr Prioritätsanspruch
bereits dokumentiert ist. Sie sind zitierfähig, bevor die oft sehr zeitintensiven Prozesse der Qualitätssicherung durchlaufen wurden. Ein weiteres
Beispiel ist das Semantic Web Journal (http://www.semantic-web-journal.
net), in dem eine Open Review durchgeführt wird. Beteiligt an der Review
sind nicht nur die Gutachter, sondern auch das Lesepublikum, das in der
finalen Version explizit benannt wird.
Einige Plattformen bedienen sich auch schon neuer Verfahren zur Qualitätssicherung. PeerJ (https://peerj.com) beispielsweise nennt sich selbst
nicht mehr Journal, sondern Publikationsplattform und arbeitet mit der
Open Review ohne feststehende Auswahlkriterien wie den JIF. PubPeer
(https://pubpeer.com) lässt bereits erschienene Artikel nochmal von der
Community kommentieren (reviewen). In der Faculty of 1000 (http://
f1000.com) werden ebenfalls durch die Community Reviews von bereits
publizierten Artikeln erstellt, allerdings mit der Besonderheit, dass die Autoren der Original-Publikationen die neuen Reviews beantworten können
und so (bestenfalls) ein Dialog entsteht. Außerdem bietet diese Plattform
noch eine integrierte Open Science-Plattform und ein Open Access-Repositorium für Poster und Präsentationen an.
Ob diese Verfahren die klassischen Peer Review ersetzen werden, ist
momentan jedoch noch fraglich, zumindest solange noch Institutionen
wie der JIF existieren, die in ihrer Berechnung die Open Review und die
Collaborative Review (noch) nicht anerkennen. Allerdings wird damit
denjenigen Wissenschaftlern eine gute Alternative geboten, die sich dem
System der klassischen Peer-Review nicht unterwerfen wollen bzw. eine
offene und transparente Meinung über ihre Publikation erhalten wollen.
Sich so zu öffnen, setzt aber auch Mut und ein hohes Maß an Kritikfähigkeit beider Seiten voraus, das wiederum sollte aber in der Wissenschaft
wünschenswert sein.
Kircz-Paper (modulares System)
Der holländische Wissenschaftler Joost G. Kircz (KRA-Publishing Research/ Van der Waals-Zeeman Institut, Universiteit van Amsterdam) veröffentlichte 2001 und 2002 zwei aufeinander aufbauende Artikel, die
sich mit der grundsätzlichen bestehenden Struktur und einer möglichen
Neustrukturierung von wissenschaftlichen Artikeln in digitaler Form beschäftigen.
130
J. G. Kircz: New practices
for electronic publishing1
– Will the scientific paper
keep ist form?, in: Learned
Publishing, Vol.14, No.4,
2001, S. 265-272
131
J. G. Kircz: New practices
for electronic publishing1,
in: Learned Publishing,
Vol.14, No.4, 2001, S.266
132
J. G. Kircz: New practices
for electronic publishing2 –
New forms oft he scientific
paper, in: Learned Publishing,
Vol.15, No.1, 2002, S.27-32
Der erste Artikel „New Practices for electronic publishing1 – Will the
scientific paper keep ist form?“130 diskutiert die bestehenden Formate und
damit zusammenhängende Problematiken derzeitiger Publikationsprozesse. Seine Forderung „We need to step back and analyse what it means to
write for an electronic medium“131 begründet er mit der Diagnose, dass
die Transformation von Papier zu elektronischen Artikeln nicht einfach nur
eine Projektion ist, sondern eine nochmalige komplette Betrachtung nach
sich zieht, was wissenschaftliche Kommunikation eigentlich ist, wie sie
hergestellt und wie sie genutzt wird. Abschließend stellt Kircz klar, dass
weitgreifenden Experimente stattfinden müssen, die die traditionellen
Standards zwar aufgreifen aber langfristig neue Methoden für digitale
wissenschaftliche Publikationen entwickeln müssen.
In seinem darauf folgenden Paper132 geht Kircz auf sein entwickeltes Modell ein. Hierbei stellt er zunächst den großen Vorteil des elektronischen
Publizierens heraus: die mögliche multimedial Anreicherung (Integration
von Text, Bild, Ton und Simulationen). Er gibt aber zu Bedenken, dass die
Qualitäts- und Integritätsstandards beibehalten, bzw. geschaffen werden
müssen, damit Wissen immer gleich präsentiert werden kann. In seinem
Modell stellt sich Kircz eine Umgebung vor, in der unterschiedliche Komponenten (Elemente) als eigenständige, aber interagierende und sehr gut
definierte Objekte agieren. Als Kerninhalt dieser Umgebung fungiert der
sogenannte „Multiple use“, in dem eine Zitation ganzer Gliederungselemente anstatt nur einzelner Teile (einzelne Sätze oder Absätze) vorgesehen ist (nach vorheriger Erlaubnis des Original-Autors).
Abbildung 7: Darstellung des von Kircz definierten „Multiple use“
(Quelle: J. G. Kircz: New practices for electronic publishing2 – New forms of the scientific
paper, in: Learned Publishing, Vol.15, No.1, 2002, S. 29, Figure 1 Multiple Use)
Damit begründet er die Idee, dass Modularität der nächste Schritt in
der wissenschaftlichen Kommunikation ist. Die Module schließen nicht
textgebundene Module mit ein, erlauben ein selektiertes Lesen und basieren in Kirczs Version auf SGML-Code der Metadaten. Dies erlaubt die
Veränderbarkeit der Module in beide Richtungen. Damit muss, zumindest
in der Theorie, eine Informationseinheit nur einmal gespeichert werden,
kann aber in unterschiedlichen Dokumenten auftauchen. Der „Multiple
use“ ist laut dem Paper eine Voraussetzung für „echtes“ elektronisches
Publizieren und verdeutlicht, dass die Dokumentation von Wissenschaft
neu formuliert werden muss. Damit eröffnet Kircz die von ihm geforderte
experimentelle Phase der wissenschaftlichen Kommunikation, in der neue
Qualitätsstandards und Regeln definiert werden müssen, gerade in Bezug
auf non-textuelle Elemente.
133
E. Simukovic: Enhanced
publications – Integration
von Forschungsdaten
beim wissenschaftlichen
Publizieren“, MA-Arbeit,
HU-Berlin, 2012, S.7
Simukovic greift in ihrer Studie das entwickelte Modell von Kircz auf und
unterstützt die Forderung des Übergangs vom linearen zum modularen
Artikel. 133 Die Entwicklung eines modularen Systems für digitale wissenschaftliche Publikationen besitzt großes Potenzial, das Modell von Kircz
birgt jedoch auch verschiedene Risiken, gerade wenn Module nicht zitiert
und weiterentwickelt, sondern immer 1:1 übernommen werden. Dessen
ungeachtet stellen der fortschrittliche Ansatz von Kircz und sein dazugehöriges Modell eine zentrale Neuerung dar und bilden im Folgenden
eine wichtige Grundlage für die Modellbildung dieser Arbeit.
«
„Also Also
Videos
wärewäre
zum zum
Beispiel
interessant,
zum zum
Beispiel
bei der
Videos
Beispiel
interessant,
Beispiel
bei der einen
einen
Konferenz,
da
durfte
man
Videos
als
Attachements
dazufügen,
Konferenz, da durfte man Videos als Attachements dazufügen, aber du konntest
aber
duzum
konntest
dasnicht
danninzum
in den Aufbau
das
dann
Beispiel
denBeispiel
Aufbau nicht
des Dokuments
einfügen. Das
des
Dokuments
einfügen.
Das
wäre
schon
interessant.
Natürlich
wäre schon interessant. Natürlich fände ich es auch interessant
wenn solche
fände
ich es auch
interessant
solche
Sachen
interaktiver
Sachen
interaktiver
sind,
also wennwenn
Sachen
mehr
verlinkt
wären. Zum Beispiel
sind, also
mehrnicht
verlinkt
Zum Beispiel
viele
vielewenn
Pdf´sSachen
haben noch
malwären.
die Zitation
innerhalb
des Textes.
Pdf´s haben noch nicht mal die Zitation innerhalb des Textes.“
Sebastian Meier
Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014
»
Selfpublishing
«
„Ich merke, Ich
dassmerke,
es schon
Leutemehr
gibt, Leute
die ihre
Sachen
online
dassmehr
es schon
gibt,
die ihre
Sachen online
publizieren
und
die
es
auch
wirklich
auf
die
eigene
Seite
stellen.
publizieren und die es auch wirklich auf die eigene Seite stellen. Das
Das ist etwas,
waswas
ich in
Zeit Zeit
bemerkt
habe.
Da bin
ist etwas,
ichletzter
in letzter
bemerkt
habe.
Da ich
bin dann
ich dann immer
immer ganz erfreut,
wenn
ich
das
einfach
so
runterladen
kann.“
ganz erfreut, wenn ich das einfach so runterladen
kann.
Lisa Andergassen im Interview am 27. August
2014
Lisa
Andergassen
»
Selfpublishing, also das Publizieren im „Selbstverlag“, ist ein Phänomen,
welches bisher eher bei literarischen Werken der Roman- und Sachbuchbranche zu finden ist. Das Konzept sieht vor, dass ein Autor verlagsunabhängig und autark veröffentlicht. Die „Selbstverlage“ werden immer mehr
als Parallel-Branche zum klassischen Buchmarkt gehandelt – so treten
die im Selfpublishing veröffentlichten Werke auch nicht in den regulären
Verkaufslisten auf.
In der Wissenschaft gibt es noch kein etabliertes Modell des Selfpublishings, auch wenn der „grüne Weg“ des Open Access, bzw. auch das
Self-Archiving oft fälschlicherweise als Selfpublishing bezeichnet wird.
[Über eine mögliche[Über
Etablierung
des Self-Publishings]
„An
sich
eine mögliche
Etablierung des
Self-Publishings]
schon.
Aber
ich würde
auch immer,
viele
Wissenschaftler
sehen
An sich
schon.
Aber das
ich würde
das auch
immer,
viele Wissenschaftler
sehen
das
jetzt
wahrscheinlich
nicht
aber
denke,
der
Weg
geht
das
jetzt
wahrscheinlich
nicht
so,so,
aber
ichich
denke,
der
Weg
geht
schon in die
schon
in dieder
Richtung
der Auflösung,
jetztAuflösung
nicht der Auflösung
deraber so ein
Richtung
Auflösung,
jetzt nicht der
der Journale,
Journale,der
aber
so ein bisschen
der
(...) Aber
denke
bisschen
Ablösung.
(...) Aber
ichAblösung.
denke schon,
dassich
es in
diese Richtung
schon,
dassMeinung
es in diese
Richtung
geht, meiner
Meinung
dass
geht,
meiner
nach,
dass solche
Plattformen
oder nach,
auch Self-Publishing,
solche
oder
Self-Publishing,
wenn die Seriosität
Plattform verspricht,
wennPlattformen
die Plattform
einauch
gewisses
Maß an technischer
ein gewisses
Maß an technischer
Seriosität verspricht,haben
einen werden.
einen mittelfristigen
starken Bedeutungszuwachs
mittelfristigen starken Bedeutungszuwachs haben werden.“Ulrich Herb
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
«
»
Die Möglichkeit des Selfpublishings von wissenschaftlichen Publikationen
bietet beispielsweise die Plattform der Public Library of Science PLOS
ONE (http://www.plosone.org) , in der sich die Qualitätssicherung durch
eine Peer-Review nur noch darauf bezieht, ob der Artikel sauber gearbeitet und die Relevanz und „Neuigkeit“ des Beitrages damit nur noch sekundär ist. Auch die bereits aufgeführte Publikationsplattform PeerJ (https://
peerj.com) praktiziert Open Review. Ein weiterer beispielhafter Weg des
Selfpublishings, der vielleicht auch eher dem originären Modell aus der
Belletristik entspricht, kann das Publizieren über On-Demand-Dienste wie
beispielsweise Epubli (http://www.epubli.de) in Verbindung mit einer Lizenzierung über Creative Commons sein. Hier können sowohl Online- als
auch Printexemplare von den Nutzern bestellt werden, für Printversionen
wird die Ausgabe dann auch erst auf Abruf produziert. Bei diesen Verfahren des Publizierens, ohne vorherigen Review-Prozess, bleibt die große
Frage der Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Arbeiten offen.
Beispielsweise für Herausgeberbände stellen die Verfahren des belletristischen Selfpublishings jedoch schon eine echte Alternative dar.
Es gibt also durchaus schon Möglichkeiten des „echten“, verlagsunabhängigen und autarken Publizierens. Grundlegend mangelt es jedoch (noch
immer) an einer Auseinandersetzung der Autoren mit der Thematik und
der Anerkennung dieser Publikationswege seitens der wissenschaftlichen
Community.
«
„Irgendwie muss, auch wenn ich, wie gesagt, diese ganze ImpactIrgendwie muss, auch wenn ich, wie gesagt, diese ganze Impact-Kreischerei
Kreischerei für unsinnig halte, ist das aber ein wichtiges Kriterium, was
für unsinnig halte, ist das aber ein wichtiges Kriterium, was die Reputation eines
die Reputation eines Menschen oder seiner Publikation schon beeinflusst.
Menschen oder seiner Publikation schon beeinflusst. Deswegen ist es wichtig,
Deswegen ist es wichtig, dass solche Selfpublishing-Angebote so
dass solche Selfpublishing-Angebote so etwas auch unterstützen, wenn sie in
etwas auch unterstützen, wenn sie in Konkurrenz zu den klassischen
Konkurrenz zu den klassischen Publikations-Outlets kommen wollen. (...) aber der
Publikations-Outlets kommen wollen. (...) aber der Anreiz wird sein:
Anreiz wird sein: Bekommen die Leute da irgendwie ihre Resonanz raus, ihren
Bekommen die Leute da irgendwie ihre Resonanz raus, ihren Impact
Impact raus. Wenn das gelingt, sind die Chancen groß, glaube ich schon.
raus. Wenn das gelingt, sind die Chancen groß, glaube ich schon.“
Ulrich Herb
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
»
ResearchGate
Abbildung 8: Startseite der Plattform ResearchGate
(Quelle: http://www.researchgate.net/press, runtergeladen und aufgerufen am 19. Januar 2015)
Die 2008 gegründete Plattform ermöglicht es Wissenschaftlern via
Social Media fernab von (kommerziellen) Formaten wie Konferenzen
oder Datenbanken zu interagieren und stellt im Grunde ein „Facebook“
für Wissenschaftler dar. Sie bietet unter anderem die Möglichkeit, in den
Forschungsprozess eines Anderen einzusteigen und durch das stellen von
„Forschungsfragen“ neue kollaborative und virtuelle Forschungsumgebungen mit anderen Nutzern zu gründen. ResearchGate stellt ein
134
Jedoch ist auch dieses
Messverfahren kritisch zu
bewerten, siehe hierzu Kapitel
Qualitätsmessung, S.35
gelungenes Modell für eine zeitgemäße wissenschaftliche Kommunikation dar und neben einer Veröffentlichungsmöglichkeit für Publikationen
bietet die Plattform auch den in Echtzeit messbaren „RG-Score“ an, eine
Alternative zum JIF oder dem h-Index.134 Große Kritikpunkte an diesem
Projekt sind beispielsweise der automatische Versand von Einladungen
in die Community, falschen Autoren zugeordnete Artikel und unabsichtliche Urheberrechtsverletzungen. Auch sind die langfristigen Absichten
und das genaue Geschäftsmodell von ResearchGate noch unklar. Es lässt
sich aber sagen, dass die Nutzung der Plattform immer mehr zunimmt
und dass ReseachGate das große Potenzial innovativer wissenschaftlicher
Kommunikationswege aufzeigt.
«
„AlsoReseachGate
ReseachGatebenutze
benutzeich
ichauch.
auch.Stelle
Stelleda,
da,wenn
wennich
ichZeit
Zeithabe,
habe,auch meine
Also
auch meine
Publikationen
ein.ich
ResearchGate
findespannend,
ich tatsächlich
Publikationen
ein. ResearchGate
finde
tatsächlich ganz
also da gibt es
spannend,
dabei
gibtmir
es immer
ja auchnoch
dieses
Ranking,
derund
ist bei
ja auchganz
dieses
Ranking, also
der ist
nicht
aktiviert,
ich weiß auch
mir immer
noch
aktiviert,
ichdas
weiß
auch
wann er
bei spannend,
nicht,
wann er
bei nicht
mir aktiviert
ist.und
Aber
finde
ichnicht,
tatsächlich
ganz
aktiviert
ist. Aber
finde
ich tatsächlich
ganz spannend,
ich Also ich
ichmir
habe
teilweise
auchdas
schon
digital
an Diskussionen
teilgenommen.
habe
teilweise
auch
schon
digital
an
Diskussionen
teilgenommen.
habe leider einfach nicht die Zeit ,mich damit so richtig zu beschäftigen, aber ich
Also
habeganz
leider
einfach nicht
die ZeitMan
,michbekommt
damit sodann
richtig
finde
dasich
schon
interessante
Konzepte.
ja zu
auch Punkte,
beschäftigen,
aber
ich
finde
das
schon
ganz
interessante
Konzepte.
wenn man Fragen beantwortet, finde ich schon ein sehr interessantes Konzept.
Man
dann ja auch
Punkte, wenn
man Fragen
beantwortet,
Also bekommt
wenn das wirklich
ein anerkanntes
Ranking
wäre für
Publizieren, fände ich
finde
ich schon
ein sehr
interessantes
Konzept.
wenn
das
wirklich dass man
das auch
gar nicht
so schlecht,
dass man
auch Also
Punkte
dafür
bekommt,
einWissenschaftlern
anerkanntes Ranking
wäreauch
für Publizieren,
fände
ich das
auch ausmacht,
anderen
hilft. Und
ein Ranking,
das sich
dadurch
gar
nicht sowieviel
schlecht,
dass man
bekommt, dass
zum
Beispiel
du zitiert
wirstauch
und Punkte
wieweitdafür
die Zitierungen
reichen. Was ja
manviel
anderen
Und auch
ein Ranking,
dasist.
sich
eigentlich
mehr Wissenschaftlern
darüber aussagt, hilft.
wie wertvoll
deine
Publikation
Und dann ist
dadurch
ausmacht,
zum
Beispiel
wieviel
du
zitiert
wirst
und
wieweit
es eigentlich egal, in welchem Journal das erscheint, wenn es viel zitiertdie
wird, scheint
Zitierungendrüber
reichen.
Was ja eigentlich
viel mehr
darüber
aussagt,
wie das ist.
es ja irgendwas
auszusagen,
wie wichtig
das ist.
Und wie
interessant
wertvoll deine Publikation ist. Und dann ist es eigentlich egal, in welchem
Sebastian Meier
Journal das erscheint, wenn es viel zitiert wird, scheint es ja irgendwas
drüber auszusagen, wie wichtig das ist. Und wie interessant das ist.“
Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014
»
Wissenschaftliches Storytelling
«
„Die Die
IdeeIdee
an sich,
dasdas
Wissenschaftler
sich,sich,
sagen
wir es
im im Prinzip
an sich,
Wissenschaftler
sagen
wirmal,
es mal,
Prinzip
verständlicher,
geordneter,
gefälliger
wissenschaftlich
äußern
verständlicher, geordneter, gefälliger wissenschaftlich äußern sollten, stimme
sollten,
stimme
ich Ihnen
zu.die
Diedabei
Gefahr
die dabei
besteht,
oderdie sie jetzt
ich Ihnen
völlig
zu. Dievöllig
Gefahr
besteht,
oder
die Gefahr
die
Gefahr
die
sie
jetzt
anschreiben,
dass
man
sagt,
das
wird
seicht,
anschreiben, dass man sagt, das wird seicht, populär und so weiter, das stimmt
populär
soandererseits
weiter, das stimmt
schon.
andererseits
istimmer
es so, Marketing
schon.und
Aber
ist es so,
dass Aber
Wissenschaft
schon
dass
Wissenschaft
schon
immer
Marketing
war.
Und
das
immer
diedie populär
war. Und das immer die Wissenschaft am meisten belohnt wird,
Wissenschaft
am
meisten
die populär
war. Alsodas
daswaren
die oft eben
war. Also das
die
Sachenbelohnt
die am wird,
häufigsten
zitiert wurden,
Sachen
dieSachen,
am häufigsten
wurden, das
waren
oft eben
auch Sinne.
auch
die sichzitiert
gut verkaufen
ließen,
in einem
gewissen
Sachen, die sich gut verkaufen ließen, in einem gewissen Sinne.“Ulrich Herb
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
»
135
Weiterführend über die
Grundlagen des Storytelling:
M. Kaiser (Herausgeber):
Innovation in den Medien
- Crossmedia, Storywelten,
Change-Management, Verlag
Dr. Gabriele Hooffacker/
MedienCampus Bayern
e.V., München, 2013, http://
www.journalistenakademie.
de/index.php?p=219
Das Storytelling als Erzählmethode bietet die Möglichkeit komplexe
Themen erlebbarer und verständlicher zu machen, sowie Aufmerksamkeit und Konzentration des Lesers zu gewinnen135. Eine Weiterentwicklung
stellt das digitale Storytelling dar, indem über verschiedenste Kanäle
zu einem Thema gearbeitet wird.136 Ein Beispiel ist die aktuell laufende
Kampagne der Naturschutzorganisation WWF, die „Stubentiger-Aktion“137,
in der die Hauskatze als Übertragungsmöglichkeit für die Rettung der
Lebensräume von Tigern genutzt wird. (Siehe Abbildung)
136
Blog und Buch über
Digitales Storytelling
von Simon Sturm:
http://www.digistory.
de, zuletzt aufgerufen
am 03. Januar 2015
137
http://www.wwf.
de/aktuell/tiger-rettenwwf-stubentiger-aktion,
zuletzt aufgerufen am
10. Februar 2015
Abbildung 9: Visuelle Darstellung der Kampagne „Stubentiger-Aktion“ des WWF
(Quelle: http://www.wwf.de/aktuell/tiger-retten-wwf-stubentiger-aktion, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015)
138
M. Krzywinski/A. Cairo:
Storytelling; in: Nature
Methods vol.10 No.8, 2013
Für die Wissenschaft kann das Storytelling zu einer Möglichkeit werden, Andere langfristig an laufenden Projekten teilhaben zu lassen und
fachfremde Kollegen oder Laien Forschungsergebnisse verständlich zu
machen. Auch bietet es eine Methode, um als Wissenschaftler mehrere
Kanäle (die auch Social Media) gleichzeitig bedienen zu können. Eine
ersten Einblick gibt das Poster von Krzywinski und Cairo138, in dem sich
der Aspekt des Geschichten Erzählens auf die Arbeit mit Abbildungen
in den Publikationen bezieht und die Wissenschaftler auffordert, ihre
Forschungsdaten und –Ergebnisse besser zu erklären. Eine große Gefahr
besteht darin, dass durch das permanente Bilden von erfahrbaren Analogien und das Herunterbrechen der Komplexität von Themen wissenschaftliche Kommunikation und die zugehörigen Publikationen in das
Banale abdriften:
„Storytelling
kann
natürlich
dazu
führen,
dass
man
in das
Seichte
oder
«Storytelling
kann
natürlich
dazu
führen,
dass
man
in das
Seichte
oder
Spektakuläre
Spektakuläre abdriftet, aber das ist ein Reflex der Wissenschaft, der zu
abdriftet, aber das ist ein Reflex der Wissenschaft, der zu großen Teilen eh
großen
Teilen
eh schon
imgesehen
Trend ist.istSo
gesehen
ist daswenn
nichtes
schön,
schon
im Trend
ist. So
das
nicht schön,
so ist, oder was
wenn
es
so
ist,
oder
was
weiß
ich,
was
bevorzugt
wird,
aber
ist
in Meinung
weiß ich, was bevorzugt wird, aber ist der in der Wissenschaft, der
meiner
der
Wissenschaft,
meiner
Meinung
nach,
schon
immer
angelegt
oder
nach, schon immer angelegt oder zumindest gestattet. Das Andere ist das, was
zumindest
gestattet.
Daswollen,
Anderedas
ist das,
wasdie
Wissenschaftler
Wissenschaftler
wirklich
ist halt
Frage. Ich bin wirklich
ja immer noch der
wollen,
das
ist
halt
die
Frage.
Ich
bin
ja
immer
noch
der
Ansicht, dass
Ansicht, dass viele Wissenschaftler sich absichtlich
kompliziert
ausdrücken.
viele Wissenschaftler sich absichtlich kompliziert ausdrücken.“Ulrich Herb
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
»
Durchgeführtes Storytelling gibt den Wissenschaftlern die Möglichkeit
den Output ihrer Projekte selbst steuern zu können, was in die Richtung
des Selfpublishings geht. Wenn Themen zusätzlich zur einer klassischen
textgebundenen Publikation noch in anderen Formaten (wie z.B. ein Blog
oder einem Video) aufbereitet und verteilt werden, kann das zu einer
gesteigerten Verbreitung führen und damit letztlich zu einem höheren
Impact.
habe jetzt
jetzt beispielsweise
beispielsweise angefangen,
angefangen, alle
alle meine
meine Publikationen
Publikationen im Grunde
«„Ich
Ich habe
im Grunde als Wordpress-Post zu machen. Also das es ein ganz
als Wordpress-Post zu machen. Also das es ein ganz normaler digital lesbarer
normaler
digital
lesbarer
Text viel
ist. Das
macht
viel mehrlesen
Sinn:können, du
Text ist. Das
macht
irgendwie
mehr
Sinn:irgendwie
das es Maschinen
das
es
Maschinen
lesen
können,
du
kannst
Links
rein
packen,
es
ist Metatext,
kannst Links rein packen, es ist genauso zitierbar – du kannst in dem
genauso
zitierbar
–
du
kannst
in
dem
Metatext,
in
dem
Header,
kannst
in dem Header, kannst du die ganzen Zitationssachen reinpacken und es gibt
du mittlerweile
die ganzen Zitationssachen
und solche
es gibtSachen
mittlerweile
auch Standards reinpacken
mit denen man
zitieren kann.
auch Standards mit denen man solche Sachen zitieren kann.“
Sebastian Meier
Sebastian Meier im Interview am 24. Juli 2014
»
«
„ (...) ich habe das immer auch selbst dokumentiert, auf meiner
(...) ich habe das immer auch selbst dokumentiert, auf meiner eigenen
eigenen Website. (...) und damit sind meine Paper auch immer
Website. (...) und damit sind meine Paper auch immer schnell findbar. Auf
schnell findbar. Auf Scholar oder so. Oder auch auf einer kleinen
Scholar oder so. Oder auch auf einer kleinen Projektseite (...) Das ist immer
Projektseite (...) Das ist immer so ein bisschen mein Paket, wenn
so ein bisschen mein Paket, wenn ich ein Paper habe zu einem Projekt. Dass
ich ein Paper habe zu einem Projekt. Dass man gleich ein Video
man gleich ein Video sieht, dass man das ausprobieren kann, dass man
sieht, dass man das ausprobieren kann, dass man das Paper lesen
das Paper lesen kann und idealerweise auch den Sourcecode bekommt.
kann und idealerweise auch den Sourcecode bekommt. (...) Das
(...) Das Paket, das ist für mich die autoritäre Version eines Projektes.
Paket, das ist für mich die autoritäre Version eines Projektes.“
Marian Dörk
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
»
Digitales wissenschaftliches Storytelling mit der möglichen Einbindung
unterschiedlicher Medienkanäle kann also die Wissenschaft auch für
Disziplinfremde und Laien sowohl öffnen als auch verständlich machen.
Komplexe Themen zu bearbeiten, bedeutet nicht zwingend, dass es kein
anderer erfassen kann – es ist eine Sache der Aufbereitung. Storytelling
kann das interdisziplinäre Arbeiten fördern und eine höhere Resonanz als
die klassischen Publikationswege erzeugen. Das setzt natürlich voraus,
dass die Altmetrics mit einbezogen werden.
„Vonder
derDesign-Perspektive
Design-Perspektiveististdas
daswahrscheinlich
wahrscheinlicheine
einesehr
sehrlahme
lahmeGestaltung,
«Gestaltung,
Von
aber ich finde das angenehm. Ich bin ja selbst auch kein
aber ich finde das angenehm. Ich bin ja selbst auch kein ausgebildeter Designer (...).
ausgebildeter
(...). Es ist
angenehm,
ich mir darüber
Es ist angenehm,
dassDesigner
ich mir darüber
nicht
den Kopfdass
zerbrechen
muss, sondern das
nicht
den
Kopf
zerbrechen
muss,
sondern
das
fixiert
ist,
ich muss
eine machen.
fixiert ist, ich muss eine gute Story abliefern, also einfach gute
Forschung
gute
Storyselber
abliefern,
einfach
gute Forschung
machen.
Das oder
Projekt
Das
Projekt
lebtalso
durch
die Abbildungen,
durch
die Demo
das Video.
selber lebt durch die Abbildungen, durch die Demo oder das Video.“
Marian Dörk
Marian Dörk im Interview am 04. September 2014
»
Libroid
Abbildung 10: Schematische Darstellung des Libroids
(Quelle: http://libroid.com/libroid/, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015)
Abbildung 11: Beispiel des ersten veröffentlichten Libroids
(Quelle: https://itunes.apple.com/de/app/libroid-darwin/
id398139056?mt=8, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015)
139
https://itunes.apple.
com/de/app/libroid-darwin/
id398139056?mt=8,
zuletzt aufgerufen am
30. Dezember 2014
Libroid, als ein zeitgemäßes digitales Leseprodukt, wurde von dem
Wissenschaftsjournalisten Jürgen Neffe entwickelt. (http://libroid.com)
Das hypermediale Buchformat teilt sich in drei Spalten auf und zeichnet
sich entgegen anderer E-Book-Konzepte dadurch aus, dass der Rezipient
nicht mehr „blättert“, sondern die drei Spalten unabhängig voneinander
scrollen kann. Die mittlere Spalte beinhaltet ausschließlich Text, die beiden anderen Spalten können mit multimedialen Zusatzinhalten wie Bildund Videomaterial, Fußnoten oder Kommentaren gefüllt werden. Neffe
begreift sein Projekt nicht als E-Book, sondern als digitales Content-Management-System und bindet sogar Elemente des Social-Readings mit
ein. Neben dem Programm gründete Neffe auch einen Verlag zu diesem
Konzept, „Libroid – Der Verlag der ungedruckten Bücher“, und veröffentlichte 2012 das erste von ihm selbst verfasste Libroid „Ein Leben - eine
Reise, auf Darwins Spuren um die Welt“.139
GitHub
kollaboratives
[über kollaboratives Arbeiten] „Obwohl ich da [über
auch ehrlich
sagen Arbeiten]
«Obwohl ich
da dass
auch das
ehrlich
sagen muss
das überhaupt
nicht gut
funktioniert,
muss
überhaupt
nicht dass
gut funktioniert,
du kennst
das
du kennst
das ja:
Du dieses
hast dann
dieses
riesigen
Wust
an 1000 Kommentaren.
Du
ja: Du hast
dann
riesigen
Wust
an 1000
Kommentaren.
Du
siehst
überhaupt
nicht,
wowo
das
dazugehört,
diese
Verweise
sieht
man ja dann
siehst
überhaupt
nicht,
das
dazugehört,
diese
Verweise
sieht
teilweise
gar
Ich finde
das mehr.
dann super
nervig,
muss
dann erstmal
man
ja nicht
dannmehr.
teilweise
gar nicht
Ich finde
das ich
dann
super
alles
annehmen,
weil
sonst
sehe
ich
gar
nicht,
was
da
eigentlich
los
nervig, ich muss dann erstmal alles annehmen, weil sonst sehe ichist. Weil ich
kann
Kommentare
gar nichtlos
lesen.
Da wäre
sicher
anderes sinnvoll.
gardie
nicht,
was da eigentlich
ist. Weil
ich kann
dieetwas
Kommentare
Lisa Andergassen
gar nicht lesen. Da wäre sicher etwas anderes sinnvoll.“
Lisa Andergassen im Interview am 27. August 2014
»
GitHub (https://github.com) als Werkzeug zur kollaborativen Versionskontrolle kommt originär aus der angewandten Informatik und wurde
zur gemeinsamen Arbeit an (Software-) Code entwickelt. Zieht man die
Analogie zu wissenschaftlichen Publikationen könnte GitHub gerade für
die Autoren einen großen Mehrwert bieten, beispielsweise in den oft kritischen Fragen der Autorenschaft. Die Nutzung ist grundsätzlich kostenlos
und bietet dem Nutzer die Möglichkeit einer detaillierten Versionierung
seines Textes.
Abbildung 12: Die Grundfunktionen von GitHub
(Quelle: https://github.com, screenshot erstellt am 27. Januar 2015)
«
„Es ist ja mittlerweile
nicht mehr nicht
ganz mehr
ungängige
Praxis, dassPraxis,
man dass man
Es ist ja mittlerweile
ganz ungängige
die Texte als
Vorab-Text
in einem Git
soGit
was
liegen
hat. liegen
Und hat. Und
die
Texte als Vorab-Text
in oder
einem
oder
so was
dann eben
auch
auf Zeichenebene
die Versionierung
dazu.“
dann
eben
auch auf Zeichenebene
die Versionierung
dazu.
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb
»
Die kostenfreie Grundversion von GitHub erlaubt nur öffentlich einsehbare repositories und folgt damit der sog. Open Source-Bewegung, die eine
Offenlegung von Quellcodes beinhaltet.
Bekannte Open Source-Projekte, die auf GitHub ihren Quellcode offenlegen, sind zum Beispiel die freie Java-Skript-Bibliothek jQuery (http://
jquery.com) oder das Content-Management-System Joomla (http://www.
joomla.org). Ein relevantes Feature ist zum Beispiel auch die Möglichkeit,
dass Dozenten im technischen Bereich ihre Lehre über GitHub organisieren können (https://education.github.com).
Die Grundsätze von GiHub ähneln den Prinzipien von Open Acess und
Open Science aus der Wissenschaft. Ein exemplarisches Beispiel für die
Vorteile von GitHub ist die im Sommersemester 2014 an der FH Potsdam
entstandene Literaturliste zum Thema Interaction Design, die von den
Masterstudenten Patricia Dobrindt, Mark Lukas und Frida Peyer unter der
Beteiligung und Leitung von Prof. Boris Müller im Kurs „Teaching Interaction Design“ entstanden ist (siehe Abbildung). Nach einer zunächst
hochschulinternen Veröffentlichung ist die umfassende Literaturliste auf
Wunsch vieler Studierender auf GitHub hochgeladen worden und wird
seitdem benutzt und weiterentwickelt.
Abbildung 13: im Fachbereich Design der FH Potsdam erstellten Literaturliste „Interaction-Design“ auf GitHub
(Quelle: https://github.com/FH-Potsdam/LW126-reading-list, zuletzt aufgerufen am 27. Januar 2015)
Die zweite Abbildung zeigt eine weitere nützliche Funktion der Plattform,
nämlich dass bestehende, übergeordnete, strukturelle Aufgaben mit
dem Dokument verknüpft und sichtbar dargestellt werden können. Dies
ermöglicht beispielsweise bei Ko-Autorenschaften einen flüssigen und
auf eine Plattform gebündelten Arbeitsprozess.
«
„Wenn ich jetzt
hier
na gut einen
nicht
Wenn
icheinen
jetzt Linguisten,
hier einen Linguisten,
naLinguisten
gut einen Linguisten
nicht
unbedingt,unbedingt,
aber einen aber
Geschichtswissenschaftler
hinhocke und
sage: das
einen Geschichtswissenschaftler
hinhocke
und sage: das
ist der Hammer
ihm beschreibe
was GitHubwas
alles
bietenalles
kann,
dannkann, dann
ist derund
Hammer
und ihm beschreibe
GitHub
bieten
sagt der: Spitze.
Aber
wenn
er
das
dann
benutzen
soll,
gibt
er
nach
einer
sagt der: Spitze. Aber wenn er das dann benutzen soll, gibt er nach einer
Viertelstunde
auf. Ich kann
dass er aufgibt,
Viertelstunde
auf.es
Ichauch
kannverstehen,
es auch verstehen,
dass erwirklich.“
aufgibt, wirklich.
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014Ulrich Herb
»
Ein großes Problem in der Anwendung von GitHub als Plattform für nicht
Code-basierte Projekte und deren zu erlernenden Programmiersprachen bzw. einer vorausgesetzten technischen Expertise ist die komplexe
Anwendung. Es bedarf für Nicht-Programmierer einer langen Einarbei-
tung. Ein Grund dafür kann unter anderem die eigene Sprache und das
kompliziert erscheinende Wording sein: GitHub selbst liefert zwar eine
grundlegende Einführung und ein Glossar, bleibt aber in seiner anfänglichen Einarbeitung und Handhabung kompliziert.
«
„Dann ich bin ich mir auch nicht sicher, ob diese Anwendung von
Dann ich bin ich mir auch nicht sicher, ob diese Anwendung von
Versionsverwaltung auf wissenschaftliche Objekte wirklich einen um
Versionsverwaltung auf wissenschaftliche Objekte wirklich einen um sich
sich greifenden Erfolg haben wird. Also ich würde mir das wirklich
greifenden Erfolg haben wird. Also ich würde mir das wirklich wünschen. Es würde
wünschen. Es würde furchtbar viele Dinge erleichtern, es würde auch
furchtbar viele Dinge erleichtern, es würde auch die, wenn Sie jetzt an die Daten
die, wenn Sie jetzt an die Daten denken, die werden ja zum Teil heftig
denken, die werden ja zum Teil heftig umgearbeitet, von den Rohdaten bis zu
umgearbeitet, von den Rohdaten bis zu den Daten, die man dann
den Daten, die man dann später wirklich irgendwo online abspeichert oder an
später wirklich irgendwo online abspeichert oder an denen man die
denen man die Auswertung macht. Und da können so viele Fehler darin passieren
Auswertung macht. Und da können so viele Fehler darin passieren
im Übergang von Primärdaten zu den Sekundärdaten, die man dann auswertet.
im Übergang von Primärdaten zu den Sekundärdaten, die man dann
Wenn man diese Daten immer in einem Git hat und alle Auswertungsschritte
auswertet. Wenn man diese Daten immer in einem Git hat und alle
protokolliert und auch die Software, mit der man unter Umständen Daten, also
Auswertungsschritte protokolliert und auch die Software, mit der
jetzt manipuliert im Sinne von Rechner- oder Computerbasierten Umwandlungen
man unter Umständen Daten, also jetzt manipuliert im Sinne von
macht oder sonst was, dann kann man später sehr genau nachvollziehen, wie
Rechner- oder Computerbasierten Umwandlungen macht oder sonst
sauber man gearbeitet hat oder wo vielleicht ein Fehler aufgetreten ist.
was, dann kann man später sehr genau nachvollziehen, wie sauberUlrich Herb
man gearbeitet hat oder wo vielleicht ein Fehler aufgetreten ist.“
Ulrich Herb im Interview am 10. November 2014
»
140
weitere Aspekte, speziell
für Publizieren mit GitHub
liefert Hellmann: http://
go-to-hellman.blogspot.
de/2015/01/why-github-isimportant-for-book.html
Eric Hellmann: Why Github
is Important für Book
Publishing, veröffentlicht
am 26. Januar 2015,
zuletzt aufgerufen am
27. Januar 2015
Für die bereits angesprochene Problematik der Versionskontrolle von wissenschaftlichen Publikationen, die heutzutage hauptsächlich an digitalen
Ausgabemedien produziert wird, bietet die Plattform GitHub ein großes
Potenzial. Gerade für kollaborative Arbeitsprozesse und virtuelle Forschungsumgebungen scheint die Nutzung, trotz schwieriger und komplexer Einarbeitung von GitHub sinnvoll. 140
5.6 Schlussfolgerung für die kommende Modellbildung
Nach dem Schaffen von theoretischen Grundlagen, dem Aufzeigen von
weniger bekannten Alternativen und der Vorstellung relevanter Ansätze und Referenzprojekte können nun Schlussfolgerungen gezogen, die
Erkenntnisse aus der theoretischen Arbeit gebündelt und Ziele für die
folgende Modellbildung formuliert werden.
Es wird deutlich, dass das digitale Publizieren, speziell von wissenschaftlichen Arbeiten, mit verschiedensten Problemen verbunden ist. Durch
den dargestellten Publikationsprozess wurde deutlich, dass die einzelnen Akteure wechselseitig aufeinander angewiesen sind und eine starke
Abhängigkeit von den Verlagen vorherrscht. Die diskutierte Qualitätssicherung zeigt kritisch zu beurteilende Punkte auf, es mangelt vor Allem
an Transparenz in den einzelnen Verfahren. Innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft herrschen viele restriktive Strukturen vor, die es zu
hinterfragen gilt, beispielsweise die Verfahren zur Qualitätsmessung. Die
Digitalisierung zieht viele Veränderungen nach sich, die auch in der wissenschaftlichen Praxis bemerkbar werden. So ändert sich das Such- und
Leseverhalten und auch die Arbeit mit neuen Kommunikationskanälen,
z.B. die Nutzung von Social Media, wird relevanter. Das Feld des Urheberrechts und der Distribution von wissenschaftlichen Publikationen ist
sehr komplex und zeigt, dass sich Autoren in der heutigen Zeit nicht mehr
althergebrachten Strukturen unterwerfen müssen, sondern die Möglichkeit haben, die Prozesse des Publizierens mitzugestalten.
Der Diskurs um die freie Verfügbarkeit von Volltexten (Open Access) und
die Offenlegung von Forschungsdaten (Open Science) hat zeigt, dass es
Strategien zu finden gilt, diese Bewegungen zu fördern und praktikabel
zu gestalten. Dies tangiert die Grundsätze der Wissenschaft und verdeutlicht, dass sich auch gerade junge Autoren den klassischen Systemen
nicht länger unterwerfen müssen und anfangen können, eine Reformierung und Neustrukturierung zu initiieren. Das zeigt auch der noch zu führende Diskurs um die veränderten Strukturen wissenschaftlicher Publikationen in einer digitalen Umgebung.
Aus den formulierten Anforderungen lassen sich folgende Eigenschaften schlussfolgern, die eine digitale wissenschaftliche Publikation haben
sollte:
• Lesbarkeit
• Verwertbarkeit
• Verständlichkeit
• Kommunizierbarkeit
• Archivierbarkeit
Die Cultural Probes, der Co-Creation-Workshop, die exemplarische
semiotische Analyse und die durchgeführten Interviews lieferten wertvolle Ansatzpunkte, um nah an den Akteuren des Publikationsprozesses
und der Zielgruppe arbeiten zu können. Um die neu definierten Kriterien
für wissenschaftliche Publikationen realisieren zu können, muss nicht nur
die inhaltliche Struktur der Publikationen überdacht werden, es gilt auch
gestalterische Lösungen zu finden. Die Grundannahme der Arbeit ist,
dass eine gestalterische Perspektive in der Lage ist, den vielfältigen neuen Anforderungen eine Form zu geben. Die ausgesuchten Ansätze und
Referenzprojekte lieferten dafür erste wichtige Grundlagen, die es nun
zusammenzuführen, zu ordnen und in ein praktikables Modell zu übertragen gilt. Hierbei geht es nicht darum, Wissenschaft neu zu erfinden,
sondern bestehende, zugegebenermaßen oft nicht mehr zeitgemäße,
und praktikable Punkte zu identifizieren, zu untersuchen und Alternativen
aufzuzeigen.
6. Modellbildung
Ideen zur Umsetzung
Aufbauend auf den theoretischen Grundlagen wurden verschiedene Ideen entwickelt, um die gewonnenen Ergebnisse umzusetzen. Anhand von
sog. „Idea-Napkins“ werden die verschiedenen Ansätze angerissen und in
ihren grundlegenden Funktionen vorgestellt.
Dossier
Zeitgemäßes
Publizieren
wissenschaftlicher
Arbeiten
Dossier ––Zeitgemäßes
Publizieren
wissenschaftlicher
Arbeiten
Kurzzusammenfassung:
Kurzzusammenfassung:
Aspekte, Möglichkeiten & Diskussion digitaler wissenschaftlicher PublikaAspekte, Möglichkeiten & Diskussion digitaler wissenschaftlicher Publikationen
tionen
Problemdarstellung:
Problemdarstellung:
Vielen jungen Wissenschaftlern ist nicht bewusst, wie sie ihre Arbeiten idealerweise
Vielen jungen Wissenschaftlern ist nicht bewusst, wie sie ihre Arbeiten
selbst aufbereiten und veröffentlichen können. Es herrscht eine große Frustration
idealerweise selbst aufbereiten und veröffentlichen können. Es herrscht
der jüngeren Akademiker bezüglich der Verlagszusammenarbeit und der Dogmen
eine große Frustration der jüngeren Akademiker bezüglich der Verlagszukonservativer Wissenschaftler.
sammenarbeit und der Dogmen konservativer Wissenschaftler.
Aufgabe:
Aufgabe:
Es gilt wissenschaftliche Publikationen ins Jahr 2015 zu bringen.
Es gilt wissenschaftliche Publikationen ins Jahr 2015 zu bringen.
Umsetzung:
Umsetzung:
Durch das Aufgreifen einzelner Aspekte sollen die Möglichkeiten digitaler
Durch das Aufgreifen einzelner Aspekte sollen die Möglichkeiten digitaler
Publikationen aufgezeigt und kritisch reflektiert werden.
Publikationen aufgezeigt und kritisch reflektiert werden.
z.B.: - Anreicherung (multimedial)
z.B.: - Anreicherung (multimedial)
- non-linearer Aufbau / Markdown als Auszeichnungspsrache
- non-linearer Aufbau / Markdown als Auszeichnungspsrache
- Hyperlink-System
- Hyperlink-System
- Self-Publishing für Wissenschaftler / Open-Access / On-Demand-Print
- Self-Publishing für Wissenschaftler / Open-Access / On-De
- Social-Media
mand-Print
- Social-Media
Durch Anwendungsbeispiele werden die herausgestellten Aspekte veranschaulicht
und nachvollziehbar gestaltet.
Durch Anwendungsbeispiele werden die herausgestellten Aspekte veranschaulicht und nachvollziehbar gestaltet.
Zielgruppe:
Wissenschaftler, die ihre Publikation zeitgemäß und auf digitalen Wegen angemesZielgruppe:
sen veröffentlichen wollen – und unter Umständen traditionelle VeröffentlichungsWissenschaftler, die ihre Publikation zeitgemäß und auf digitalen Wegen
wege umgehen oder vermeiden wollen
angemessen veröffentlichen wollen – und unter Umständen traditionelle
Veröffentlichungswege umgehen oder vermeiden wollen
Probleme:
sehr theorielastig, ohne „konkretes“ End-Projekt
Probleme:
sehr theorielastig, ohne „konkretes“ End-Projekt
Leitfaden Gestaltung + Distribution
Kurzzusammenfassung:
Aufklärung (Transparenz) & Empfehlungen (Handbuch)
[in Form einer Broschüre/Website/E-Book bzw. Pdf]
Problemdarstellung:
Viele Wissenschaftler sind überfordert mit der Gestaltung und Distribution ihrer
eigenen Arbeiten. Es herrscht keine Transparenz gegenüber den Prozessen einer
Veröffentlichung, den Rechts- und Bezahlmodellen und den Möglichkeiten der
Gestaltung im digitalen Bereich.
Umsetzung:
Ich möchte klare Handlungsanweisungen und Empfehlungen für das digitale Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten entwickeln.
z.B.: - Aufklärung
- Transparenz
- Abdeckung der derzeitigen Standards, (z.B. ACM) > Bereitstellung ver
schiedener Templates (je nach Kanal)
- Alternativen aufzeigen
Prozessbegleitend soll auf Gestaltung und Distribution in Form von Checklisten,
Anwendungsbeispielen und verständlichen Theorie-Blöcken (z.B. Urheberrecht)
eingegangen werden.
Zielgruppe:
Wissenschaftler, die den Gestaltungs- und Distributionsprozess selbst steuern
wollen
Probleme:
Abdeckung der verschiedenen Disziplinen, Vollständigkeit vs. Unübersichtlichkeit
Service I SciPubgemeinsam schreiben, formatieren und veröffentlichen
Kurzzusammenfassung:
Ein Service für den Prozess des digitalen Publizierens.
Problemdarstellung:
Mitglieder der wissenschaftlichen Community brauchen einen Service, der es
ihnen ermöglicht, ihre (kollaborativen) Arbeiten zu schreiben, formatieren und in
angemessener Form für andere Kanäle bereitzustellen, um sie für Andere zugänglich zu machen.
Umsetzung:
- der Editor basiert auf Markdown (für viele Kanäle anwendbar & responsive)
- integrierte (kollaborative) Versionskontrolle
- DOI-Vergabe
- Buttons für Social-Media / Datenbanken (fokussiert auf Open-Access)
Zielgruppe:
Wissenschaftler, die vordergründig verlagsunabhängig veröffentlichen wollen
Probleme:
sehr umfangreich, Umsetzung nur als Klick-Dummy / Walktrough-Video
Service II – Produktion und Distribution
Kurzzusammenfassung:
Ausgehend von einer [fertigen] Publikation wird ein Werkzeug für die Produktion
und Distribution digitaler wissenschaftlicher Arbeiten entwickelt
Umsetzung:
- Bestimmung von „Blöcken“, die zu verschiedenen Formaten zusammengesetzt
werden können
- von den bekanntesten Standards (z.B. Datenbanken, Verlage, Poster) sind Templates abrufbar
- automatisierte Verknüpfung mit Social-Media
- Fokus Self-Publishing / OpenAccess
Zielgruppe:
Der Service richtet sich an Wissenschaftler, die verlagsunabhängig ihre wissenschaftlichen Arbeiten auf mehreren Kanälen verbreiten wollen.
Probleme:
ähnliche Konzepte bestehen bereits, Anerkennung fragwürdig (bisherige Systeme
werden zwar schon hinterfragt, aber noch benutzt), Umsetzung?!
FHPubli – Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam
Kurzzusammenfassung:
In Form eines Leitfadens oder einer Strategie soll ein Konzept für digitales
Publizieren an der FHP entwickelt werden
Problemdarstellung:
Der FHP-Verlag hat zwar einen Partner für Druck und Vertrieb, braucht aber auch
eine Online-Strategie, gerade für wissenschaftliche Arbeiten.
Umsetzung:
- Es sollten klare Standards für die verschiedenen Kanäle und Formate ( Paper,
Poster, Social-Media,...) definiert werden; ggf. mit Templates
- Einbindung in Datenbanken (intern&extern) > Strategie für ein Verknüpfungsnetzwerk
- Gestaltungskonzept für eine Website
Zielgruppe:
Studierende/Absolventen/Projektgruppen/wissenschaftliche Mitarbeiter/Professoren
Probleme:
bisherige Theorie-Arbeit nicht auf Hochschulverlage ausgelegt, bisheriges Gespräch mit Rainer Funke nicht gewinnbringend (kein signalisiertes Interesse an
digitalen Publikationen)
Die vorgestellten fünf Ansätze zur praktischen Umsetzung der Modellbildung sind alle denkbar und würden einen Mehrwert beisteuern können.
Letztlich sind jedoch die beiden letzten Ansätze (Service II und FHPubli)
die zukunftsweisendsten. Es gilt nicht nur bestehende Problematiken
aufzuzeigen, sondern auch Ansätze zu finden, die den Akteuren des Publikationsprozesses wissenschaftlicher Veröffentlichungen ermöglichen,
neue Strukturen zu bilden und sich nicht nur den klassischen Systemen zu
entziehen. Weiterhin bilden die ausgewählten Ideen am Besten die in der
theoretischen Arbeit gewonnen Ergebnisse ab und repräsentieren die
Erkenntnisse aus den geführten Interviews bzw. den Cultural Probes und
des Co-Creation-Workshops.
Was sind mögliche neue Strukturen wissenschaftlicher Publikationen?
Zu Beginn der Arbeit wurden verschiedene (Hypo-) Thesen aufgestellt
(siehe S. 8) die zunächst theoretisch betrachtet wurden. Im Folgenden
sollen nun die Ergebnisse aus dieser Betrachtung in ein konkretes Modell
übersetzt werden.
Die Annahme, dass digitale wissenschaftliche Publikationen, die mit
multimedialen Inhalten angereichert worden sind, die Verwertbarkeit
innerhalb der Wissenschafts-Community steigern (HT1) können, wurde
bereits theoretisch begründet. So könnten unter anderem Forschungsdaten durch multimediale Inhalte authentischer dargestellt werden, wenn
beispielsweise Interviews, Herztöne oder Vogelstimmen direkt als Audiodatei in der Arbeit integriert sind. Auch die Nutzung von Videos kann
einen Mehrwert erzielen und zu einer höheren Verbreitung führen. Dafür
ist es erforderlich, dass es den Wissenschaftlern auf eine einfache Art und
Weise möglich ist, ihre Publikationen mit multimedialen Elementen anzureichern und diese dann auch zugehörig zu ihrer Publikation verbreiten
können.
Dass die Arbeit mit neuen formal ästhetischen Formaten und Prinzipien
das Verständnis wissenschaftlicher Arbeiten für Fachfremde oder sogar
Laien fördern kann (HT2) wird durch die Einbeziehung von Storytellingund Social Media-Elementen deutlich. Storytelling kann als Mittel verwendet werden, um die Ergebnisse verständlicher kommunizieren zu können.
Social Media kann als ein Werkzeug dienen, um gerade Fachfremde und
Laien auf das entsprechende Thema aufmerksam zu machen. Dabei ist es
zum Einen wichtig durch Open Access eine Zugangsfreiheit zu ermöglichen, zum Anderen ist es aber auch notwendig, neue Formate zu etablieren, die eine Anpassung an zeigemäße formal-ästhetische Prinzipien,
wie zum Beispiel an das veränderte Lese- und Suchverhalten bei digitalen
Ausgabemedien, zu bilden und auch für digitale wissenschaftliche Publikationen durchzusetzen. Durch eine dem Digitalen angemessene Gestaltung, die sich in der Struktur der einzelnen Publikationen niederschlägt,
kann eine bessere Verwertbarkeit gewährleistet werden.
Die Suche nach der Existenz einer (etablierten) Strategie (der einzelnen
Akteure) zur zeitgemäßen Anpassung und Weiterentwicklung wissenschaftlicher Publikationen an die digitalen Ausgabemedien (HT3) blieb
weitestgehend erfolglos. Die bestehenden Publikationsprozesse der
kommerziellen Verlage sind in der Regel automatisiert und es findet keine
wirkliche Unterscheidung zwischen Print- und Onlinepublikationen statt.
Es ist wichtig, wieder mehr Berührungspunkte für die Autoren mit der
Veröffentlichung ihrer Arbeiten zu schaffen und ihnen Möglichkeiten zu
bieten, auch autark zu handeln, letztendlich um auch Verbesserungen hinsichtlich der Arbeitsprozesse erzielen zu können. Den Bibliotheken sollte
durch das Bereitstellen von persistenten und kompatiblen Dateiformaten
eine Langzeitarchivierung ermöglicht werden. Zur Bildung einer Strategie
zur Anpassung und Weiterentwicklung digitaler wissenschaftlicher Publikationen gehört auch, den wissenschaftlichen Nachwuchs verstärkt zu
fördern. Eine Möglichkeit zur Verwirklichung wäre es, eigene Hochschulverlage zu gründen, in denen digitale Strategien berücksichtigt werden,
um junge Akademiker an das digitale Publizieren heranzuführen und in
diesem Feld zu schulen.
Ob Nachwuchswissenschaftler nicht mehr auf die Zusammenarbeit mit
Verlagen angewiesen sind, (HT4) ist eng mit dem vorhergehenden Punkt
verknüpft. Es ist von hoher Wichtigkeit, den Nachwuchswissenschaftlern
die bestehenden Alternativen aufzuzeigen und zu verdeutlichen, dass
Selfpublishing die Möglichkeit bietet, selbstständig über die Verwertung
und Nutzung eigener Inhalte bestimmten zu können. Allerdings müssen
den Publizierenden Werkzeuge zur Seite gestellt werden und die Arbeit
mit Social Media-Kanälen für wissenschaftliche Arbeiten sollte standardisiert werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Loslösung von bisherigen Strukturen anzustoßen, dies impliziert insbesondere die Vernachlässigung der Scores (JIF, h-Index) und die Anerkennung von alternativen
Verfahren zur Qualitätssicherung.
Für alle diese Punkte bietet Open-Access vielfältige Möglichkeiten und
Vorteile für den zukünftigen Wissenschaftsbetrieb (HT5), wie schon im
Diskurs Open Access/Open Science verdeutlicht wurde. Durch einen
freien Zugang zu wissenschaftlichen Volltexten kann besonders für die
Sichtbarkeit, Interdisziplinarität und die Perzeption ein erheblicher Mehrwert erreicht werden und gerade für die wissenschaftliche Kommunikation weitreichende Veränderungen bewirken.
Konkret für das Modell und den folgenden Entwurf sind die (Hypo-)
Thesen HT1, HT2, HT3 und HT5 relevant sowie die im theoretischen Teil
aufgezeigten Ansätze und Referenzprojekte (ab S. 78). Der Fokus liegt auf
der Entwicklung eines modularen Systems für wissenschaftliche Publikationen mit der Einbindung der Möglichkeiten des Selfpublishings für
wissenschaftliche Arbeiten und einer zeitgemäßen Anpassung an digitale Distributionskanäle (wie im zugehörigen Idea-Napkin skizziert). Die
Zielgruppe umfasst die Autoren wissenschaftlicher Publikationen und soll
ihnen ein Werkzeug an die Hand geben, um das Produzieren ihrer eigenen Arbeiten und den damit zusammenhängenden Veröffentlichungsprozess zu erleichtern. Das Modell sieht vor, die starre und lineare Struktur
der einzelnen Publikationstypen aufzulockern und eine Mehrfachverwertung der Inhalte zu ermöglichen sowie langfristig nicht-lineare (Arbeits-)
Prozesse zu anzustoßen.
Durch die Anwendung des modularen Systems kann eine einfache Aufbereitung für die entsprechenden Social Media-Kanäle in Verbindung mit
Elementen des Storytelling gewährleistet werden und die Verbreitung
über verschiedenste Distributionskanäle wird erleichtert. Eine weitere
nützliche Funktion kann zum Beispiel auch sein, eine detaillierte Versionierung und ein Arbeiten im Sinne der Co-Creation zu ermöglichen.
Im Sinne der Offenlegung von Forschungsdaten (Open Science) ist die
Anreicherung mit multimedialen Inhalten ein zentrales Element. Das
dient zum Einen einer freien Zugänglichkeit, zum Anderen aber auch der
einfachen Integrierung von Formaten die eine höhere Verständlichkeit,
Nutzung und Verwertbarkeit der wissenschaftlichen Arbeit gewährleisten. Denkbar sind beispielsweise klickbare Diagramme, interaktive
Visualisierungen, Videos von Interviews oder Versuchsanordnungen,
Tonaufnahmen und noch vieles mehr. Die Gestaltung der so entstandenen „Enhanced Publications“ sollte selbstverständlich an die damit
verbundenen digitalen Ausgabemedien angepasst sein und den Prinzipien einer zeitgemäßen formal-ästhetischen Umsetzung folgen – expliziter:
die Verwendung von Schriften, die für das Lesen am Bildschirm geeignet
sind, die Verwendung von einspaltigen Satzspiegeln und großformatigen
Abbildungen, sowie eine konsequente Verlinkung innerhalb und außerhalb des Dokumentes liegender Referenzpunkte der Publikation. Auch
eine persistente Einbindung der Metadaten ist von einer hohen Bedeutung, um eine Auffindbarkeit, Wiederverwertung und Langzeitarchivierung zu ermöglichen. Im folgenden Entwurf wird das gebildete Modell
zur besseren Verdeutlichung visuell dargestellt und näher erläutert. Für
eine gute Verständlichkeit und die Verdeutlichung der Grundfunktionen
ist es erforderlich, dem Modell eine Form zu geben und die theoretischen
Ideen beispielhaft in ersten praktischen Ansätzen zu gestalten.
Für das „Nebenprodukt“ dieser Arbeit, der Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam „FHPubli“, sind die mit HT3 und HT4 verbundenen
Punkte von besonderer Relevanz. Auf die damit verbundenen Konsequenzen, Risiken und möglichen Umsetzungen wird ab S.122 gesondert
eingegangen.
7. Entwurf
Der Entwurf erklärt das Konzept des Modells zunächst in schematischen
Darstellungen und liefert weiterhin in Form von Wireframes und visuellen
Prototypen erste Ansätze einer praktischen Umsetzung. Außerdem wird
ein erstes exemplarisches Anwendungsszenario aufgezeigt, um die Praktikabilität zu testen.
Ein wichtiger erster Schritt ist die Namensfindung und Kurzbeschreibung.
Um die Grundintension klar kommunizieren zu können, wird das gebildete Modell für den weiteren Verlauf der Arbeit „Sciencepub“ genannt.
Die beschreibenden Grundattribute sind:
- Informieren und Aufklären über Publikationsmöglichkeiten digi
taler wissenschaftlicher Arbeiten,
- das autarke Herstellen und Produzieren einer zeitgemäßen digitalen Publikation nach individuellen Bedürfnissen,
- das Kommunizieren der digitalen Publikationen über verschie
dene Kanäle im Sinne von Open Access, Open Science und Self
publishing für Wissenschaftler,
- die Möglichkeit einer modernen wissenschaftlichen Kommuni
kation,
Folgende Kernmerkmale sollte Sciencepub leisten:
Informieren > Produzieren > Kommunizieren > Austauschen
Eine vollständige Realisierung von Sciencepub ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich, das entwickelte Modell gewinnt im Entwurfsteil jedoch
an Form und gibt mit der Darstellung des Konzeptes und seiner Visualisierung Anfangspunkte für eine mögliche vollständige Entwicklung.
Schematische Darstellung
Hinsichtlich einer besseren Verständlichkeit und der Beschreibung der
Funktionsweise von Sciencepub gilt es zunächst einmal die wichtigsten
Punkte schematisch darzustellen. Auch werden mit dieser Darstellungsweise die aus der theoretischen Konzeption entwickelten Ergebnisse
besser deutlich. Das Modell setzt sich aus zwei zentralen Abschnitten
zusammen, der Phase der Produktion & Herstellung und der anschließenden Phase der Distribution & Kommunikation:
Produktion & Herstellung
Nach dem Schreibprozess hat der Autor die Möglichkeit das geschriebene Dokument in Container zu fassen. Da auch die Einbindung multimedialer Inhalte Teil des Konzeptes digitaler wissenschaftlicher Publikationen
innerhalb dieser Arbeit sind und als relevant begriffen werden, fließen
die erstellten Inhalte ebenfalls als Container mit ein. Mit den verschiedenen Containern (oder auch: Modulen) kann die Struktur der jeweiligen
Publikationstypen gestaltet werden. Hierbei sind die Inhalte variabel und
können individuell zusammengesetzt und verwendet werden. Auch die
Inhalte selbst können dem jeweiligen Format nochmal angepasst werden.
So kann eine zu einem Forschungsthema gebündelte Materialsammlung
entstehen, von der ausgehend verschiedenste Ausgabeformate gestaltet
werden können. Die Gestaltung der Dokumente ergibt sich durch das Abspeichern eines Dokumentes in ein gewünschtes Format und ist vorgegeben. Denkbar ist zum Beispiel auch die Einbindung der unterschiedlichen
Format-Standards, wie zum Beispiel die Vorlagen von ACM, IEEE oder die
Templates der großen Verlage. Daraus entsteht ein digitales Dokument,
welches es danach zu Veröffentlichen und zu Verbreiten gilt.
Distribution & Kommunikation
Da das so entstandene digitale Dokument erst durch die Veröffentlichung
zu einer Publikation wird, ist es wichtig, dass Sciencepub auch hierfür benutzerfreundliche Möglichkeiten bietet. Im Sinne von Open Access, Open
Science und dem Ansatz des Selfpublishings für Wissenschaftler werden
die vorgestellten Distributionsmöglichkeiten darauf fokussiert.
Welche Distributionskanäle bespielt werden und wie sie sich letztendlich gestalten hängt von den individuellen Bedürfnissen der Nutzer ab.
Wichtig ist jedoch eine vorgelagerte Vergabe einer persistenten Identifierzierungsmöglichkeit, die immer wieder auf den Autor und seine
Inhalte verweist. Hier bietet sich die automatische Vergabe einer DOI an,
die im Produktionsprozess integriert wird. Für die Modellbildung und den
Entwurf im Rahmen dieser Arbeit kann dies noch nicht technisch gewährleistet werden, innerhalb einer tatsächlichen Realisierung ist die DOI-Vergabe ein fester Bestandteil und kann problemlos umgesetzt werden.
Ohne weiteres möglich ist eine Veröffentlichung auf institutionellen und
disziplinären Repositorien, die Bespielung von Social-Media-Kanälen wie
beispielsweise ResearchGate, Twitter und YouTube, sowie die Einbindung
innerhalb einer eigenen Website oder eines Blogs zum Forschungsthema.
Bei der Veröffentlichung innerhalb eines Journales und teilweise auch bei
Repositorien müssen meist Gestaltungsvorgaben eingehalten werden,
die können allerdings, wie schon erwähnt, in den Produktionsprozess
eingebunden werden. Die Auswahl der einzelnen Veröffentlichungsmöglichkeiten könnte beispielsweise sehr einfach über eine Verlinkung zu der
jeweiligen Website über verschiedene Buttons gelöst werden.
Der wichtige Aspekt der Qualitätssicherung und die Ermöglichung wissenschaftlicher Kommunikation bietet die Chance Sciencepub von einem
Werkzeug zu einer Plattform wachsen zu lassen, in der sich neuartiger
Verfahren, wie beispielsweise der Open Review oder der Collaborative Review bedient wird, die Offenlegung der Forschungsprozesse und
-Daten, sowie der Gutachten unterstützt wird und die freie Zugänglichkeit
zu den Publikationen gewährleistet und eine Austauschmöglichkeit der
Nutzer geschaffen werden kann.
Die Abbildung zeigt die zusammengefasste Funktionsweise von Sciencepub. Im Aufbau der einzelnen Publikationstypen ist meist eine starke Ähnlichkeit vorhanden, was ausgenutzt werden soll. Durch die Bildung von
Modulen, die die inhaltliche Struktur einer digitalen wissenschaftlichen
Struktur umfassen, wird ein variable Anwendung möglich. So können
die einzelnen Elemente zu verschiedenen Formaten zusammengesetzt
werden, etwa einem Paper oder einem Poster. Es müssen selbstverständlich nicht immer alle angelegten Module verwendet werden, der Nutzer
kann frei entscheiden welche Module er verwenden möchte und kann
diese ggf. noch anpassen. Für Autoren hat das den Vorteil, dass sie ihren
Forschungsprozess zum Einen gänzlich dokumentieren können und zum
Anderen, dass es für eine etwaige Veröffentlichung möglich ist aus einer
Vielzahl von Material eine individuelle Auswahl zu treffen und zusammensetzen zu können. Die Veröffentlichung der einzelnen Module selbst kann
dem jeweiligen Distributionskanal angepasst werden und verschiedene
Gestaltungsmöglichkeiten werden vorgegeben.
Praktische Umsetzung
Neben der visuellen Darstellung des Entwurfes ist es besonders wichtig, dass entwickelte Modell auch in seiner grundlegenden Struktur zu
testen und ein erstes exemplarisches Anwendungsszenario zu zeigen. Als
Beispiel dient die Publikation „Monadic Exploration: Seeing the Whole
Trough Its Parts“ von Marian Dörk, Rob Comber und Martyn Dade-Robertson, die im April 2014 veröffentlicht wurde. (Materialien und Paper: http://
mariandoerk.de/monadicexploration/, zuletzt aufgerufen am 14. Februar
2015) Neben dem eigentlichen Artikel sind weitere Materialen vorhanden: ein Video, ein funktionaler Prototyp, verschiedenes Bildmaterial, eine
Projekt-Website und der mit dem Projekt zusammenhängende Programmcode. Für eine exemplarische Anwendung des Ansatzes sind somit beste
Voraussetzungen geschaffen.
Überträgt man das vorhandene Material gemäß dem entwickelten Modell
in Module, ergeben sich folgende Container: (die dargestellten Container
dienen als Beispiel und stellen nicht den vollen Umfang dar)
Die Container dienen sowohl als Materialsammlung des Forschungsprojektes, geben aber darüber hinaus auch die Möglichkeit die vorhandenen
Module übersichtlich ordnen und für die weiteren Veröffentlichungen neu
zusammenstellen zu können. Die einzelnen Container lassen sich auch
übergreifend zusammensetzen, eine sinnvolle Zusammenfassung könnte
zum Beispiel sein:
Nach der Erstellung der Module können neue Inhalte aus der Materialsammlung generiert werden, so kann zum Beispiel ein Poster einfach per
„drag&drop“ zusammengestellt werden. (siehe Abbildung auf der rechten
Seite)
Auf die gleiche Weise ist auch die Erstellung eines Papers möglich,
welches den Anforderungen einer digitalen wissenschaftlichen Publikation entspricht. Zur Veranschaulichung werden die ersten beiden Seiten
dargestellt.
“A monad is not a part of a whole, but a point of view on all the entities taken severally and not as a totality.” – Bruno Latour et al.
[14]
There is increasing prevalence of large, relational data sets in the everyday practices of individuals. Most prominently, people are
interacting with large-scale social data in the form of social network sites, and vast media collections such as photo archives,
library catalogs, and blogs. With such data sets people are often interested in the content of particular elements as well as the
entirety of elements as a whole. For instance, one might want to look at both a specific friend’s profile page, while also gaining
some idea of who their friends are. Or one might read an individual post and then wish to see how it relates and resonates within
a community. As digitisation proceeds further we witness the popularisation of interconnected data sets and the desire to afford
new modes of navigation to make sense of them. In this paper we explore a type of interaction with relational information spaces,
which
incorporates both the individual and the whole. We aim to harness the rich connections embedded in collections to devise new
methods for moving along linked elements. Some recent efforts in graph visualization defy the longstanding overview-first
dogma in favor of filtered and local perspectives [10, 20]. These developments correspond to recent sociology theory promoting the
part over the whole, as a richer and more nuanced view on social networks [14]. Our work here follows these lines of research in
visualization and sociology and explores how information spaces can be navigated along individual entities in the context of their
collection. We are inspired by the concept of the monad, which offers a relational perspective on the world by shifting emphasis
from aggregation of the whole to movement among particular points of view [14, 17]. In fact, Bruno Latour explicitly challenged the
CHI community to develop interfaces that support the visualization and navigation of monads [13]. This paper introduces monadic
exploration as a new way of navigating relational information spaces. We propose three basic principles of the monadic
perspective—having, difference, and movement—to inspire a new class of visual interfaces for exploring collections. The monadic
perspective brings the contradictory representations of individual elements and entire collections closer together and suggests
continuous movements between partially overlapping vantage points. Based on these ideas, we present a visualization that uses
search queries or element selections to provide unique perspectives on the network through radial displacements and visual
folding. We applied this visualization technique to a highly cross-referenced book and deployed it for a six-months period on
theWeb. We report on the largely positive feedback and discuss future directions for research and design.
VISUALIZING NETWORKS AND COLLECTIONS
Visualizations have played a significant role in the analysis of social networks. Starting from manual drawings of ‘sociograms’,
there has been a gradual movement towards computer-supported methods for graph layouts [7]. The main aim of such
visualizations has been to analyse the structure of networks, and secondarily to communicate derived understandings. Some
efforts focused on graph visualization for more casual audiences, for example, by encouraging the playful exploration of one’s own
friend networks [10].
Figure 5. A book on creative activism (left) is used as a case
study for monadic visualization. The interface represents the
book’s contents using a
monadic Context view (see Figures 4) and additionally as
Article (middle) and Network (right) views.
Monadic exploration is a new approach to interacting with relational information spaces that challenges the distinction between the whole and
its parts. Building on the work of sociologists Gabriel Tarde and Bruno Latour we turn to the concept of the monad as a useful lens on online
communities and collections that expands the possibility for creating meaning in their navigation. While existing interfaces tend to emphasize
either the structure of the whole or details of a part, monadic exploration brings these opposing perspectives closer together in continuous
movements between partially overlapping points of view. We present a visualization that reflects a given node’s relative position within a network
using radial displacements and visual folding. To investigate the potential of monadic exploration we report on an iterative
design process of a web-based visualization of a highly crossreferenced book and its six-month deployment.
http://dx.doi.org/10.1145/2556288.2557083
A range of alternative visualizations have been developed that provide different perspectives on networks and support various
types of analyses. For example, node properties can be aggregated into higher-level representations thus allowing for a meta
analysis of connection patterns [22]. Graphs can also be summarized by histograms representing facet distributions across
neighborhoods and graph-theoretical qualities such as node and edge specific metrics to characterize and compare large networks
[12]. A hybrid representation between nodelink diagrams and matrices has been shown to support the analysis of local
communities as well as global structure [11]. However, most network visualizations tend to provide a global perspective on a graph
by attempting to represent it in its entirety or aggregating its nodes and edges based on their properties. Such global approaches
can make it difficult to discern relations among particular nodes and neighborhoods. In contrast to the emphasis on high-level
views on networks, there has been some work favoring more local perspectives. Without requiring a global view, egocentric
networks around particular nodes can support the analysis of, for example, group communication patterns and people’s social
roles [6]. In the context of online communities, it has been shown that ‘starting with what you know’ can serve as a more useful
approach [10] than the established principle of ‘overview first’ [16]. When dealing with particularly large networks, search
relevance can be used to initially establish a partial context and then expand the visualization from there [20]. While emphasizing
individual nodes and their neighbors, local views lack the wider context of the network and thus can make it difficult to connect
the part back to the whole
http://dx.doi.org/10.1145/2556288.2557083
Monadic exploration is a new approach to interacting with
relational information spaces that challenges the distinction
between the whole and its parts. Building on the work of
sociologists Gabriel Tarde and Bruno Latour we turn to the
concept of the monad as a useful lens on online communities
and collections that expands the possibility for creating
meaning in their navigation. While existing interfaces tend to
emphasize either the structure of the whole or details of a part,
monadic exploration brings these opposing perspectives closer
together in continuous movements between partially
overlapping points of view. We present a visualization that
reflects a given node’s relative position within a network using
radial displacements and visual folding. To investigate the
potential of monadic exploration we report on an iterative
design process of a web-based visualization of a highly
crossreferenced book and its six-month deployment.
We adopted the perspective of the monad, as advanced by Tarde and Latour, to problematize the dichotomy between aggregate and element. Based on
the idea of a monad as an element’s relational perspective onto the world, we introduced monadic exploration as a method to navigate relational
information spaces along overlapping vantage points. We have presented one particular visualization that is based on this approach that merges the
macro and the micro in a circular arrangement of elements. We applied this visualization to a cross-referenced book and deployed it as part of an
experimental interface for six months. The feedback about the potential of monadic exploration was very promising; participants felt that the monadic
view provided an inviting way to explore the book’s contents and appreciated the visualization’s immersive qualities. In summary, we have made the
following main contributions:
A theoretical treatise about the concept of monads that identifies key principles to inform new types of interfaces.
A visualization technique that represents a collection as a circular arrangement of elements designed to support both exploratory and targeted forms
of information seeking.
A case study of a highly cross-referenced book contrasting a monadic visualization with conventional representations.
During this work, interesting questions came up about the role of the explorer in a monadic interface and the treatment of temporal dynamics. How
can a monad support explorers in following their changing interests? In what ways can the temporal dynamics be exposed that are latent in an
information space? These are some of the questions we wish to pursue further in future work on monadic exploration.
Die Fokussierung auf ein digitales Ausgabemedium ist zwar wichtig, es
sollte jedoch eine Komptabilität in Form von festgelegten Seiten gewährleistet werden, schließlich liest ein großer Teil der Wissenschaftler
zumeist noch „Ausgedrucktes“. Denkbar wäre jedoch die Möglichkeit für
eine ausschließliche Online-Verwertung eine browserbasierte Darstellung
anzubieten. Für die digitalen Dokumente können verschiedene interaktive Elemente eingebaut werden: Beispielsweise können Fußnoten direkt
über einen „Mouse-Over“-Effekt angezeigt, multimediale Inhalte wie
Videos direkt im Dokument eingebunden oder die direkte Verbindung zu
dem Programmiercode aufgerufen werden.
Zur Bündelung aller produzierten Inhalte ist die Erstellung einer Projektseite möglich. Die Einbettung relevanter Social Media-Kanäle könnte
ebenfalls von der Projektseite ausgehen, so können zum Beispiel Tweets
zum Forschungsprojekt einfach produziert werden.
(Quelle: https://twitter.com/nrchtct/status/461528400331419650, zuletzt aufgerufen am 14. Februar 2015)
Es zeigt sich, dass das entwickelte Modell in seiner grundlegenden Struktur anwendbar ist und die Möglichkeit einer reellen Umsetzung besteht.
Durch eine vorgegebene Gestaltung der Publikationen ist eine automatische Generierung der Dokumente möglich und so könnten auch Formatvorlagen von Repositorien, Konferenzen oder Journalen berücksichtigt
werden. Die modulare Struktur kann somit eingehalten und im Rahmen
einer tatsächlichen Entwicklung verfeinert werden.
Aus den herausgearbeiteten Grundfunktionen der Plattform Sciencepub
ergibt sich auch die Storyline, der der Benutzer zunächst folgt. Die zu
durchlaufenden Schritte (bezieht sich auf die Erstbenutzung) sind demnach:
Informieren > Produzieren > Kommunizieren > Austauschen
Diese Punkte sollten sich auch permanent in der Gestaltung wiederfinden
und stets klar zu identifizieren sein. Durch ein klares und funktionales
Design wird eine einfache Handhabung ermöglicht und der Fokus liegt
auf den generierten Inhalten der Benutzer. Die hier gezeigte Gestaltung
ist eine exemplarische Visualisierung, eine gänzliche Umsetzung ist im
Rahmen dieser Arbeit nicht möglich. Es sollen jedoch zentrale Elemente
vorgestellt und der grundlegende Aufbau daran erläutert werden.
Ein wichtiger Aspekt ist die Informationsweitergabe in Bezug auf die in
den theoretischen Grundlagen erarbeiteten Alternativen zu den bisher
konservativen und der Papierlogik folgenden Publikationsprozessen. Die
Nutzer der Plattform sollen daher schon auf der Startseite die zentralen
Funktionen vorgestellt bekommen
Die Plattform selbst ist funktional aufgebaut und beinhaltet folgende
Kernelemente die angewählt werden können:
Dashboard
Profil
Werkzeugleiste
Aktionsfenster
die vier Kern-Bereiche
Der Fokus von Sciencepub liegt auf der Produktion und Distribution digitaler wissenschaftlicher Publikationen, ein wichtiger vorgelagerter Nebenaspekt ist aber auch der Schreibprozess der Autoren und die Bündelung
der einzelnen Module. Hierzu ist die Entwicklung eines eigenständigen
Editors sinnvoll, der die einzelnen Module von Anfang an klar voneinander abgrenzt und eine einfache Anwendung ermöglicht. Der Editor sollte
auch eine Funktion der Versionierung und die Einbindung von Elementen
zum kollaborativen Arbeiten ermöglichen. Für die technische Realisierbarkeit ist die Verwendung einer Auszeichnungssprache wie Markup oder
Markdown notwendig, diese kann aber einfach über Formatierungswerkzeuge innerhalb des Editors eingebunden werden.
Nach der Zusammensetzung zu den einzelnen Dokumenten können
diese, wie exemplarisch bereits an der Publikation von Marian Dörk
aufgezeigt, gemäß der gewählten Gestaltungsvorlagen in den gängigen
Dateiformaten exportiert und zur Verfügung gestellt werden. Durch die
Einbindung bereits bestehender Formatvorlagen können die exportierten
Dokumente auch auf anderen Plattformen verwendet werden, beispielsweise Repositorien oder Open Access –Plattformen.
Die digitalen Publikationen können aber auch durch ein einfaches
Klick-Button-System direkt über verschiedenste Kanäle kommuniziert werden. Vordergründig dienen diese bereitgestellten Wege der Verbreitung
mittels Social Media.
Titel
Modul 2
Modul 3
Modul 4
Die Umsetzung des Entwurfes in Form eines klickbaren Prototypen, eine
Darstellung des Modells in einem Demo-Video können über folgende
Adressen aufgerufen werden:
https://incom.org/projekt/4418
http://fridapeyer.de
Der Entwurf zeigt ein Konzept zur Entwicklung neuer Produktions- und
Herstellungsprozesse digitaler wissenschaftlicher Publikationen und
bietet erste Ansätze einer praktikablen Umsetzung. Das entwickelte
Modell für eine modulare Struktur und die Einbeziehung der in den
theoretischen Grundlagen ausgearbeiteten Ergebnisse bündeln sich in
der Plattform Sciencepub, die es Autoren ermöglicht verlagsunabhängig
und im Sinne von Open Access und Open Science eine neue Art des
Selfpublishings für wissenschaftliche Arbeiten durchzuführen. Damit wird
ein neuer Ansatz für die Publikation digitaler wissenschaftlicher Arbeiten
vorgestellt und zeitgemäße Formen der wissenschaftlichen Kommunikation unterstützt.
Ein problematischer Punkt ist die Qualitätssicherung – neue Verfahren
wie Open Review und Collaborative Review sind noch nicht etabliert. An
dieser Stelle bedarf es einer Anerkennung innerhalb der Community und
der Voraussetzung, dass restriktive Systeme wie beispielsweise der JIF
hinterfragt werden. Eine weitere Hürde, die es noch zu nehmen gilt, ist
eine Anwendung des modularen Systems auf umfangreichere Publikationstypen, ob Sciencepub beispielsweise auch für Monografien anwendbar ist gilt es noch herauszufinden. Für Herausgeberbände werden durch
die Ermöglichung kollaborativer Arbeitsprozesse und einer detaillierten
Versionierung jedoch gute Voraussetzungen geschaffen. Im Entwurf wird
deutlich, dass mit Sciencepub auch eine virtuelle Forschungsumgebung
bereitgestellt werden kann, in der Wissenschaftler eine Materialsammlung
zu ihren Forschungsthemen bündeln und mit anderen Autoren im Sinne
der Co-Creation zusammenarbeiten können.
Das erarbeitete Konzept gilt es noch detaillierter auszuarbeiten und
letztlich technisch zu entwickeln, ein repräsentativer Eindruck kann
jedoch schon gewonnen werden. Nicht zuletzt die geführten Interviews
verdeutlichen die hohe Relevanz des Themas und die Notwendigkeit von
neuen Strategien für zeitgemäßes digitales Publizieren wissenschaftlicher
Arbeiten.
8. Fazit
In der vorliegenden Arbeit wurde sich mit dem digitalen Publizieren
wissenschaftlicher Arbeiten auseinander gesetzt. Neben einer umfassenden theoretischen Konzeption wurde ein Modell entwickelt und in ein
Entwurfskonzept übersetzt. Ein besonderer Fokus der Arbeit lag auf der
Darstellung von Alternativen zu den bisher eher restriktiven Produktionsund Publikationsprozessen und den veränderten Anforderungen an eine
Publikation, wenn sie nicht mehr einer Papierlogik folgt.
Zunächst wurde herausgestellt, dass die derzeitige Publikationslandschaft
im Feld der wissenschaftlichen Arbeiten einer Reformierung bedarf, beispielsweise die Verfahren der Qualitätssicherung und Qualitätsmessung
oder die autorenunfreundlichen Verlagsverträge. Es bedarf einer grundsätzlichen Hinterfragung dieser Strukturen und Prozesse. Auch wurde
erkannt, dass neue Entwicklungen die neue Alternativen aufzeigen in der
wissenschaftlichen Community bisher kaum Anerkennung finden, was
sehr oft aus einer fehlenden Kenntnis der Möglichkeiten resultiert. Jedoch
ließen sich auch Strömungen wie Open Access oder Open Science identifizieren, die eine immer größer werdende Relevanz verzeichnen können.
In der theoretischen Konzeption wurden nicht nur die wissenschaftliche
Gemeinschaft und ihre derzeitigen Mechanismen kritisch beleuchtet,
sondern auch die Publikationen an sich und ihre Kontexte untersucht.
Hierbei wurde deutlich, dass es eine besondere Herausforderung ist, die
vorherrschende Papierlogik hinsichtlich ihrer Restriktionen und Dogmen
weitestgehend im Bereich der digitalen Publikationen abzulösen und
die im Zuge der Digitalisierung bestehenden Möglichkeiten strukturell
anzupassen und auszunutzen. Woll zeigt mögliche Zukunftsszenarien der
Journale141, einem Hauptkommunikationsmittel der Wissenschaft, auf, die
sich auch auf digitale wissenschaftliche Publikationen im Allgemeinen
übertragen lassen:
„(1) Die elektronische Zeitschrift in der Zukunft wird multimediale und
interaktive Elemente aufnehmen und im Vergleich zu den heutigen Zeitschriften einen wesentlichen Mehrwert bieten. Die „digitalen Doppelgänger“ stellen lediglich eine Übergangserscheinung dar
(2) Die elektronischen Zeitschriften werden als massgeschneiderte [sic!]
Artikelsammlungen nach individuellem Interessenprofil erscheinen
(3) Zeitschriften werden durch umfassende digitale Wissensspeicher abgelöst, in denen Artikel einzeln abgelegt werden.
(4) Zeitschriftenartikel werden durch dynamische Informationsobjekte
ersetzt, die stets den neuesten Wissensstand wiedergeben“
141
(C. Woll:
Wissenschaftliches Publizieren
im digitalen Zeitalter und
die Rolle der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
FH Köln, 2005, S.68f, nach
Keller 2001, S.68f)
Besonders durch die geführten Interviews, der exemplarischen semiotischen Analyse und der Ansätze und Referenzprojekte ist klar geworden,
dass sich nicht nur die Mechanismen ändern sollten, sondern auch die
Struktur der Publikationen selbst. Das entwickelte Modell stellt mit Bezug
auf die theoretisch gewonnenen Ergebnisse einen Ansatz dar, indem
sowohl der Schreiprozess als auch die Produktion und die Distribution wissenschaftlicher Publikationen zusammengefasst und zeitgemäß
interpretiert wird. Durch eine modulare Struktur von Forschungsprojekten
eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Verbreitung wissenschaftlicher
Publikationen und die Kommunikation der Wissenschaftler. Es muss nicht
mehr länger verlagsabhängig publiziert werden, sondern Forschungsergebnisse können selbstbestimmt und unter Einbeziehung offengelegter
Volltexte, Forschungsdaten und multimedialer Elemente über verschiedenste Kanäle verbreitet werden. Letztlich wurde ein digitales Selfpublishing-Konzept für Wissenschaftler entwickelt, unter Berücksichtigung
von Social Media und digitalem Storytelling im Sinne von Open Access
und Open Science. In der Entwurfsphase zeigte sich, dass wenn die neue
Struktur, die veränderten Veröffentlichungsprozesse und die mit einbezogenen Aspekte des kollaborativen Arbeitens gebündelt werden sollen,
die Entwicklung einer zusammenfassenden Plattform nahe liegt. Ein exemplarisches Anwendungsszenario und erste visuelle Entwurfskonzepte
der entwickelten Plattform „Sciencepub“ zeigen ein großes Potenzial für
bestehende Probleme und restriktive Mechaniken beim Publizieren digitaler wissenschaftlicher Arbeiten eine echte Alternative darzustellen. Ein
erster Schritt für eine Umsetzung wurde schon mit der Entwicklung der
Vorlage einer wissenschaftlichen Projektdokumentation für die Studierenden der FH Potsdam möglich.
Zukünftig gilt es das Modell und die Entwürfe als Projekt anzusehen und
Sciencepub weiter zu entwickeln, auszubauen, zu verfeinern und bestenfalls vollständig zu realisieren. Hierfür wurde mit dieser Arbeit ein guter
Grundstein gelegt, um gegebenenfalls auch eine Kooperation mit einer
Institution oder einem Wirtschaftsunternehmen eingehen zu können.
Auch eine weitere theoretische Auseinandersetzung mit dem Projekt, zum
Beispiel im Rahmen einer Promotion, ist denkbar. Durch die hohe Relevanz des Themas und der erarbeiteten zukunftsweisenden Inhalte ist die
Weiterarbeit an Sciencepub wünschenswert und eine Realisierung kann
einen großen Mehrwert für die wissenschaftliche Community und den
Umgang mit digitalen wissenschaftlichen Publikationen beinhalten.
Als nächster Schritt ist die digitale Veröffentlichung dieser Arbeit nach
den selbst erarbeiteten Kriterien und Anforderungen anzusehen, der
aktuelle Projektstand kann unter folgenden Adressen abgerufen werden:
https://incom.org/projekt/4418
http://fridapeyer.de
9. Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam
Parallel zu dem eigentlichen Entwurfsprojekt dieser Arbeit, dem modularen System für wissenschaftliche Publikationen, wurde deutlich, dass auch
die Entwicklung einer Strategie für digitales Publizieren an Hochschulen
eine hohe Relevanz hat. Wie im Kapitel Hochschulverlage, S. 56 klar wurde fehlen im deutschsprachigen Raum oft Strategien und Umsetzungen
für das Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten die im Rahmen einer
Hochschule entstanden sind.
Die folgende exemplarische Strategie für digitales Publizieren an der FH
Potsdam soll einen ersten Ansatz und einen schon realisierten Teilaspekt
darstellen und richtet sich nicht nur an Dozenten und wissenschaftliche
Mitarbeiter, sondern besonders auch an Studierende die es gilt frühzeitig
in die Mechaniken des Publizierens einzuführen und ihnen Möglichkeiten
aufzuzeigen ihre Arbeiten selbst zu veröffentlichen. Die hier vorgestellte
Strategie entspricht einem aktuellen Arbeitsstand und bedarf noch einer
weiteren Ausarbeitung, es ist mir jedoch wichtig erste Denkanstöße und
Lösungsansätze aufzuzeigen und eine Sensibilisierung für das digitale
Publizieren zu schaffen.
Im Rahmen der Arbeit wurde in Zusammenarbeit mit der Kommunikationsplattform der FH Potsdam incom (https://about.incom.org) und Prof.
Constanze Langer eine wissenschaftliche Projektdokumentation entwickelt. Das ermöglichte eine erste Realisierung der in der Arbeit entwickelten Ansätze.
Ziel des Projektes war es Studierende, insbesondere der Studiengänge
des Fachbereichs Designs der FH Potsdam, auf eine einfache Art und
Weise an das wissenschaftliche Arbeiten heranzuführen und ihnen eine
Hilfestellung anbieten zu können. Die Strukturelemente von wissenschaftlichen Publikationen wurden aufgegriffen und für die Anforderungen
eines designorientierten Projektes übersetzt.
Ich möchte mich an dieser Stelle explizit bei Tina Deiml-Seibt vom
Incom-Team und Prof. Constanze Langer für die Projektzusammenarbeit
und für die Möglichkeit noch vor Veröffentlichung der eigentlichen Masterarbeit bereits einen Teil der erarbeiteten Ansätze umsetzen zu können
bedanken.
142
C. Woll:
Wissenschaftliches Publizieren
im digitalen Zeitalter und
die Rolle der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
FH Köln, 2005, S.57f;
L. Brown/R. Griffiths/M.
Rascoff: University Publishing
In A Digital Age, 2007, S.13f;
S. Häussermann: Aspekte
der Gründung einer
Universitätsverlages am
Beispiel Heidelberg Heft 255,
in: Berliner Handreichungen
zur Bibliotheks- und
Informationswissenschaft,
Humboldt-Universität
Berlin, 2009
143
L. Brown/R. Griffiths/M.
Rascoff: University Publishing
In A Digital Age, 2007, S.32
Theoretische Grundlagen für die Entwicklung und Umsetzung einer
Strategie für universitäres Publizieren liefern die Studien von Woll, Brown/
Griffiths/Rascoff und Häussermann.142 Bezogen auf digitale Veröffentlichungen ist die einstimmige Meinung festzustellen, dass eine Beschäftigung und eine Einbindung dieser Thematik von zentraler Relevanz ist.
Insbesondere die Integration von Studierenden, die Anreicherung der
Publikationen mit multimedialen Inhalten und die Bereitstellung von institutionellen Repositorien werten die Autoren als wichtige Aspekte. Brown,
Griffiths und Rascoff geben zusammenfassend folgende Empfehlungen
zur Gründung eines Hochschulverlages143:
„- Recognize that publishing is an integral part oft he core mission and
activities of universities, and take ownership on it
- Take inventory oft he landscape of publishing activities currently taking
place within your university
- Develop a strategic approach to publishing on your campus, including
what publication services schould be provided to your constituents, how
they would be provided and funded, how publishing should relate to
tenure decisions, and a postion on intellectual assets
- create the organizational structure necessary to implement this strategy
and leverage the resources oft he university
- Consider the importance of publishing towards an institution´s reputation, especially when associated with core academic strenghts
- Develop online publishing capabilities for backlist and frontlist content
and for new emerging formats
- Develop a shared electronic publishing infrastructure across universities
to save costs, create scale, leverage expertise, innovate, extend the brand
of higher education, create an interlinked enviroment of information, and
provide a robust alternative to commercial ceompetitors
- Commit resources to deliver an agreed strategic plan for scholary communication“
Weitere grundlegende Aspekte finden sich im Kapitel Hochschulverlage,
S. 56.
Status Quo an der FH Potsdam
144
http://www.fh-potsdam.
de/informieren/aktuelles/
news-detailansicht/artikel/
fachhochschule-potsdamgruendet-eigenen-verlag/,
zuletzt aufgerufen am
19. Februar 2014)
An der FH Potsdam wurde im Sommer 2014 die Gründung eines eigenen
Hochschulverlages bekannt gegeben.144 Laut der Aussage von Prof. Dr.
Rainer Funke, dem Vizepräsidenten für Forschung und Transer der FH
Potsdam, wird der Druck und Vertrieb über eine Kooperation mit dem
Münsterländer Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat abgewickelt
und die erste Publikation soll Anfang 2015 erscheinen. Eine Strategie für
digitale Publikationen liege noch nicht vor und wäre auch erstmal noch
nicht geplant.
Digitale Veröffentlichungen können jedoch einen großen Mehrwert für
den neu gegründeten Verlag erbringen und eine Auseinandersetzung mit
digitalen Publikationen im Kontext des Hochschulverlages ist notwendig,
eine reine Beschränkung auf Printveröffentlichungen erscheint nicht zeitgemäß und es droht die Gefahr, dass die Publikationen keine angemessene Verbreitung erfahren. Aufbauend auf dem derzeitigen Status Quo
möchte im Folgenden einen Vorschlag für eine Strategie im Umgang mit
digitalen Publikationen an der FH Potsdam einbringen, denn insbesondere durch das Spektrum des Fachbereichs Design könnten viele Lösungen
entwickelt und umgesetzt werden und die Umsetzung kann erhebliche
Vorteile mit sich bringen.
Strategie für digitales Publizieren an der FH Potsdam
Organisationsform
Die Basisfinanzierung sollte zunächst die Hochschule tragen, langfristig
ist eine eigenständige Kostenabdeckung wünschenswert. Wichtig ist eine
organisatorische Einbindung innerhalb der Hochschule und eine enge
Zusammenarbeit mit der Hochschulbibliothek. Durch die Fachbereiche
Informationswissenschaften und Design ist eine inhaltliche Unterstützung
durch wissenschaftliche Mitarbeiter und studentische Hilfkräfte möglich.
Qualitätssicherung
Die Qualitätssicherung kann weitesgehend von den herausgebenden
Professoren, bzw. bei studentischen Publikationen von den betreuuenden
Dozenten gewährleistet werden. Auch selbstorganisierte studentische
Editionen mit einer Collaborative Review oder einer Open Review wären
denkbar.
Verlagsprogramm
Das Verlagsprogramm sollte eng mit dem Fächerspektrum der FH
Potsdam verknüpft sein. Es bietet sich an für die einzelnen Studiengänge
Editionen zu etablieren. Interdisziplinäre Publikationen sollten besonders
gefördert werden und auch eine spezifische Edition von besonderen
Abschlussarbeiten wäre denkbar. Über die digitalen Publikationen und
kann ein besonderer Fokus auf die Aspekte des Open Access und Open
Science gewährleistet und realisiert werden.
Publikationsform
Die Abdeckung der Printausgaben läuft wie bisher über die Kooperation
mit dem Verlagshaus. Für die digitalen Veröffentlichungen gilt es zeitgemäße Publikationen zu entwickeln, beispielsweise interaktive Pdf´s oder
Projektseiten die sich dem modularen System bedienen könnten. Wichtig
hierbei ist ein zusammenführender Webauftritt über die Hochschulwebsite.
Geschäftsmodell
Der Verlag sollte nicht kommerziell arbeiten, laufende Kosten gilt es langfristig über den Verkauf der Publikationen abzudecken. Hierfür könnte
die vorhandenen on-demand-Möglichkeites des Kooperationspartners
genutzt werden.
Gestaltung/Corporate Design
Die Gestaltung der Publikationen, die Entwicklung der verschiedenen
Editionen und eines eigenständigen Corporate Designs kann innerhalb
der Hochschule entwickelt werden und beispielsweise durch Lehrveranstaltungen oder Arbeitsgruppen im Fachbereich Design realisiert und
stetig weiterentwickelt werden.
Die verschiedenen Editionen sollten sich gestalterisch von einander
abgrenzen und die digitalen Publikationen sollten keine Digitalisate der
Printexemplare darstellen sondern die Möglichkeiten der digitalen Ausgabemedien ausschöpfen. Eine klare Identifizierung mit der FH Potsdam
sollte immer gegeben sein.
Autorenbetreuung
Die Autorenbetreuung sollte bei Sammelbänden über die Herausgeber
gesteuert werden, bzw. innerhalb der Fachbereiche. Langfristig sollten
umfassende Leitfäden zur Verfügung gestellt werden die den Autoren
eine Orientierungshilfe geben und ein selbstständiges Arbeiten ermöglichen.
Outsourcing
Außerhalb der Hochschule ist lediglich eine Abdeckung von Herstellung
und Vertrieb der Printexemplare über den Kooperationspartner nötig. Alle
anderen Prozesse, insbesondere die Produktion der digitalen Publikationen kann hochschulintern realisiert werden.
Marketing
Eine Einbindung in den Bibliothekskatalog ist von großem Vorteil, auch
gilt es eine zusammenführende Plattform für die Publikationen zu entwickeln. Die Verbreitung sollte über sämtliche internen und externen
Kommunikationskanäle der Hochschule stattfinden, mit einem Fokus auf
Social Media. Besonders durch die digitalen Publikationen könnte ein
großer Mehrwert erzielt werden ohne eine erhebliche Neu-Generierung
von Inhalten.
Mit der Bereistellung einer Vorlage zur wissenschafltichen
Projektdokumentation konnte bereits ein erster Schritt hinsichtliche einer
digitalen Veröffentlichungsmöglichkeit von wissenschaftlichenn Publikationen der FH Potsdam realisiert werden:
(Einschlägiger) TITEL DES PROJEKTES
Es geht nicht um kryptische Titel: Klar und deutlich soll der Titel sein, so dass Leser_innen das Projekt gut einordnen können. Gibt es einen „Kunsttitel“, so kann der
Untertitel die Klarheit bringen.
KURZFASSUNG / ABSTRACT
Kurzfassung des Projektes: In wenigen Sätzen wird zusammengefasst, worum es in
dem Paper geht. Was ist das Ziel der Arbeit, wie wird vorgegangen, was ist das vorgelegte Ergebnis / Resultat. Oft lesen andere Forscher_innen erstmal nur Abstract,
Fazit, Keywords und Quellen — und entscheiden daraufhin, ob das Paper für sie
relevant (lesenswert) ist. Von daher hier besonders am Text feilen; viele Schreiber_
innen widmen dem Abstract am Schluss nochmal gesondert Zeit zur Überarbeitung
(nachdem sie das Paper geschrieben haben).
FACHGRUPPE / GENERAL TERMS
Unter welchen Oberbegriffen wird das Projekt in der Community eingeordnet, bzw.
in welche Fachgruppe lässt sich das Projekt einordnen? (Interfacedesign, Kommunikationsdesign, Produktdesign)
(Author) KEYWORDS
Hier finden eigene Keywords — die das Projekt umschreiben — einen Platz. (max.5-8)
Ziel des Verschlagwortens ist die bessere Auffindbarkeit für andere Forscher_innen.
Es empfiehlt sich daher, solche Begriffe zu nutzen, die der gängigen Fachsprache
entsprechen.
1. EINLEITUNG
In der Einleitung wird in das Thema eingeführt und die Rahmenbedingungen abgesteckt. Die
Forschungsfrage / die Definition des Problems wird vorgestellt. Mögliche Leitfragen können
sein: Was ist der Ausgangspunkt? Was ist die Motivation sich gerade dieser Herausforderung /
diesem Problem zu stellen? Was ist die Herausforderung für die Idee oder die Designaufgabe?
2. DAS PROJEKT (Hauptteil)
Typischerweise ist dieses Kapitel in verschiede Unterpunkte gegliedert. Das Ziel des Projektes
wird aufgeführt, es wird dargestellt, wie inhaltlich / methodisch gearbeitet wird und das Ergebnis wird aufgezeigt.
2.1 RELATED WORKS / RECHERCHE
Es werden existierende Arbeiten und Erkenntnisse dargelegt, auf die sich das Projekt bezieht:
Was sind die Theorien, Modelle, Rechercheergebnisse und / oder Inspirationsquellen, die relevant für das eigene Projekt sind? Die vorgestellten Ansätze werden nicht nur gezeigt sondern
auch kritisch reflektiert / analysiert. (Was? & Warum genau das?)
2.2 METHODEN
Das Forschungsdesign wird beschrieben = Beschreiben der Vorgehensweise und der angewendeten Methoden mit Begründung (Warum dafür entschieden, es so zu machen?). [z.B. qualitative oder quantitative Datenerhebung, Evaluationsmethodik, Aufbau zum Test von Material
(PD: Materialstudien), Kreativprozess etc. ]
2.3 ENTWURF / PROTOTYP / DESIGNVORSCHLAG
Der Designvorschlag (Entwurf, Prototyp) wird erklärt. Dabei können grafische Darstellungen,
Visualisierungen oder auch Links zu funktionsfähigen Prototypen mit aufgenommen werden.
3. FAZIT
Der Designvorschlag (Entwurf / Prototyp) wird im Fazit in Bezug zur Problemstellung diskutiert.
Am Ende lohnt sich ein Ausblick, wie das Projekt weitergehen könnte / kann / wird.
4. DANKSAGUNG
In der Danksagung werden Personen und Quellen genannt, ohne deren Unterstützung man das
Projekt nicht durchführen hätte können. Das können z.B. Kooperationspartner oder bestimmte
Datenquellen sein. Für gewöhnliche gute Zusammenarbeit oder den Eltern wird in der Regel
hier nicht gedankt … auch wenn sie stets super sind!
5. REFERENZEN / QUELLEN
In diesem Teil werden die Referenzen / Quellen dargelegt, die im Text aufgeführt sind. Der
Fachbereich Design empfiehlt den Zitierstil nach APA.
http://apastyle.org/learn/
6. APPENDIX / ANHANG
Im Appendix / Anhang wird ergänzendes Original-Material aufgeführt, z.B. Fragebögen, empirische Belege etc.
Eingebunden in die Kommunikationsplattform der Hochschule, incom,
wird die Vorlage wie auf den Abbildungen zu sehen, dargestellt und kann
von den Nutzern individuell editiert werden.
Viele anwendungsorienterte Funktionen wurden fest implementiert, so
zum Beispiel die Möglichkeit mehrere Autoren anzulegen, das Projekt in
einen hochschulinternen Kontext einzuordnen oder Materialien und Links
hinzuzufügen. Zentral ist die Möglichkeit einer Verschlagwortung des
Projektes die eine bessere Auffindbarkeit ermöglicht und zu einer höheren Verbreitung beitragen kann. Die Veröffentlichung findet über incom
selbst statt, die Autoren können die Sichtbarkeit individuell einstellen und
dem Projekt wird eine feste Domain zugewiesen die verbreitet werden
kann.
Nach der internen Präsentation der Vorlage war ein sehr gutes Feedback
der Nutzer zu verzeichnen und eine Etablierung und Nutzung als Alternative zu der bisher eher künstlerisch-frei veranlagten Projektdokumentation
ist wünschenswert.
Im Rahmen der Entwicklung der wissenschaftlichen Projektvorlage wurde
deutlich, dass eine Abspeicherung der digitalen wissenschaftlichen Projektdokumentation sinnvoll und auch technisch realisierbar ist. Das bietet
die Möglichkeit, dass die Studierenden über incom hinaus ihre Veröffentlichungen in Dokumentform verbreiten können.
Ein Fokus wurde hierbei auf die Anforderungen von digitalen Publikationen gelegt und eine zeitgemäße moderne Gestaltung. Das umfasst beispielsweise einen einspaltigen Satz, großformatige Bilder, die Möglichkeit
Videos einzubinden und den Verzicht auf Fußnoten.
Einige Gestaltungsvarianten finden sich in den Abbildungen, eine Umsetzung und weitere Entwicklung dieser Funktion ist im Frühjahr/Sommer
2015 geplant. Damit einhergehend ist die Vorstellung von Beispielprojekten, die detailliert auf die Besonderheiten der einzelnen Studiengänge eingehen. In diesem Zuge gilt es auch einen ausführlichen Leitfaden
bereit zu stellen und einzubetten der grundlegende Mechaniken des
digitalen Publizierens von wissenschaftlichen Arbeiten anschaulich und
einfach anwendbar erklärt.
10. Anhang
Abbildungsnachweise
Abbildung 1: Allgemeines Kommunikationsmodell des Publizierens nach Scholze/Werner
Quelle: F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch
zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002, S.2635,
Abb.248.1 Allgemeines Kommunikationsmodell des Publizierens)
Abbildung 2: Übersicht des Herstellungsprozesses nach Scholze/Werner
Quelle: F. Scholze/ W. Stephan: Electronic Publishing, in: Medienwissenschaft: Ein Handbuch
zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, Berlin , de Gruyter, 2002, S.2638,
Abb.248.2 Schematisch vereinfachte Übersicht des Herstellungsprozesses
Abbildung 3: beispielhafter RG-Score eines Nutzers von ResearchGate
Quelle: http://www.researchgate.net/press, runtergeladen und aufgerufen am 19. Januar 2015
Abbildung 4: Beispiel eines OP-Tweets
Quelle: https://twitter.com/NeurosurgeonX/status/554064422592061440, Tweet erstellt am 10.
Januar 2015 15:57 von @NeurosurgeonX, zuletzt aufgerufen am 19. Januar 2015
Abbildung 5: Die unterschiedlichen CC-Lizenzen in der aktuellen Version 4.0 (international)
Quelle: http://creativecommons.org/choose/, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015, die
Icons wurden für eine konforme Darstellung farblich verändert
Abbildung 6: ACM Word Template for SIG Sites,
Quelle: http://www.acm.org/sigs/publications/proceedings-templates, runtergeladen und
zuletzt aufgerufen am 22. Januar 2015
Abbildung 7: Darstellung des von Kircz definierten „Multiple use“
Quelle: J. G. Kircz: New practices for electronic publishing2 – New forms of the scientific paper,
in: Learned Publishing, Vol.15, No.1, 2002, S. 29, Figure 1 Multiple Use
Abbildung 8: Startseite der Plattform ResearchGate
Quelle: http://www.researchgate.net/press, runtergeladen und aufgerufen am 19. Januar 2015
Abbildung 9: Visuelle Darstellung der Kampagne „Stubentiger-Aktion“ des WWF
Quelle: http://www.wwf.de/aktuell/tiger-retten-wwf-stubentiger-aktion, zuletzt aufgerufen am
10. Februar 2015
Abbildung 10: Schematische Darstellung des Libroids
Quelle: http://libroid.com/libroid/, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015
Abbildung 11: Beispiel des ersten veröffentlichten Libroids
Quelle: https://itunes.apple.com/de/app/libroid-darwin/id398139056?mt=8, zuletzt aufgerufen am 10. Februar 2015
Abbildung 12: Die Grundfunktionen von GitHub
Quelle: https://github.com, screenshot erstellt am 27. Januar 2015
Abbildung 13: im Fachbereich Design der FH Potsdam erstellten Literaturliste „Interaction-Design“ auf GitHub
Quelle: https://github.com/FH-Potsdam/LW126-reading-list, zuletzt aufgerufen am 27. Januar
2015
Alle anderen Abbildungen, wenn nicht gesondert an dieser Stelle ausgewiesen, wurden sind eigene Darstellungen der Autorin unterliegen ihrem
Urheberrecht.
Literaturliste
Monografien/Akademische Publikationen
P. Burke: Die Explosion des Wissens - Von der Encyclopédie bis Wikipedia, Berlin, Verlag Klaus
Wagenbach, 2014
Informationswissenschaft, Informationsgeschichte
J. Gläser/G. Laudel: Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse, Wiesbaden, VS-Verlag,
2010
Methoden, Interview, Exploratives Interview, Experten Interview
C. Grond-Rigler/W. Straub (HRSG.): Literatur und Digitalisierung, Berlin, Walter de Gruyter
GmbH, 2013
Literaturwissenschaft, Digitalisierung, Buchmarkt, eBook, digitales Lesen
S. Häussermann: Aspekte der Gründung einer Universitätsverlages am Beispiel Heidelberg
Heft 255, in: Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Humboldt-Universität Berlin, 2009
http://edoc.hu-berlin.de/series/berliner-handreichungen/2009-255
Hochschulverlage, Open Access, wissenschafltiches Publikationswesen
M. Knöchelmann: XML im Publikationsprozess – Veränderte Publikationsprozesse durch medienneutrale Inhaltslagerung mit XML im Bereich Sach- und Fachliteratur, Le publikateur, HTWK
Leipzig, 2014
http://www.lepublikateur.de/wp-content/uploads/2014/11/Publizieren-mit-XML_Knoechelmann.pdf
XML, digitales Publizieren
U. Herb: Empfehlungen, Stellungnahmen, Deklarationen und Aktivitäten wissenschaftspolitischer Akteure zur Gestaltung des wissenschaftlichen Kommunikationssystems, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, 2012, CC BY-NC-ND 3.0
http://edoc.bbaw.de/volltexte/2013/2517/
Open Science, Open Data, Initiativen für wissenschaftliches Publizieren, Open Access
S. Hermann: Designspezifikationen im digitalen Publikationsprozess, Dissertation, Institut für
Informatik an der Technischen Universität München, 1999
http://mediatum.ub.tum.de/doc/601664/601664.pdf
digitales Publizieren, angewandte Informatik
A. D. Keller: Zeitschriften in der Krise – Entwicklung und Zukunft elektronischer Zeitschriften,
Dissertation, Humboldt-Universität zu Berlin, 2001
http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/aw/2001/keller/diss-keller-volltext.pdf
Zeitschriftenkrise, Open Access, komerzielle Verlage, wissenschaftliche Publikationslandschaft
P. Klimpel: Freies Wissen Dank Creative Commons-Lizenzen: Folgen, Risiken und Nebenwirkungen der Bedingung „nicht kommerziell – NC“, wikimedia, iRights.info, CC DE, 2012, CC BY-SA
3.0.de
http://irights.info/wp-content/uploads/userfiles/CC-NC_Leitfaden_web.pdf
Standardwerk, Urheberrecht, Creative Commons, digitales Publizieren
F. Peyer: Enhanced Publishing- von der Papierlogik zum digitalen Publizieren, Bachelor-Arbeit,
Fachhochschule Potsdam, 2014
digitales Publizieren, enhanced publishing, Design
E. Simukovic: Enhanced publications – Integration von Forschungsdaten
beim wissenschaftlichen Publizieren“, MA-Arbeit, HU-Berlin, 2012
http://edoc.hu-berlin.de/master/simukovic-elena-2012-11-23/PDF/simukovic.pdf
wissenschaftliches Publizieren, digitales Publizieren, mediale Anreicherungen
J.B. Thompson: Books in the digital Age, 2005
Hochschulverlage, digitales Publizieren
H.P. Willberg/F. Forssmann: Lesetypografie, Mainz, Verlag
Hermann Schmidt, 2005
Typografie, Lesen
C. Woll: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken,
Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, FH Köln, 2005
https://www.fbi.fh-koeln.de/institut/papers/kabi/volltexte/Band046.pdf
digitales Publizieren, Bibliotheken, Open Access, Open Science, Langzeitarchivierung
Paper/Artikel/Sammelbände
R. Boone/K. Higgins: Reading, Writing and Publishing digital Text, 2003
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L. Brown/R. Griffiths/M. Rascoff: University Publishing In A Digital Age, 2007
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digitales Publizieren, Hochschulen
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Datenmanagement, Open Science
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Access, 2005
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Standardwerk, Lehre, wissenschaftliches Arbeiten
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Deutsche Initiative für Netzwerkinformation e.V.: Elektronische Publikationen an Hochschulen.
Empfehlungen, 2002
http://edoc.hu-berlin.de/series/dini-schriften/1-de/PDF/1-de.pdf
Deutsche Initiative für Netzwerkinformation e.V.: Nutzungsstatistiken elektronischer Publikationen, 2009
http://edoc.hu-berlin.de/series/dini-schriften/2009-10/PDF/10.pdf
Deutsche Initiative für Netzwerkinformation e.V.: Standardisierte Nutzungsstatistiken für
Open-Access-Repositorien und –Publikationsdienste, 2013
http://edoc.hu-berlin.de/series/dini-schriften/2013-13/PDF/13.pdf
Deutsche Initiative für Netzwerkinformation e.V.: Gemeinsames Vokabular für Publikations- und
Dokumenttypen, 2010
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P. Diepold: Elektronisches Publizieren, in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 7. Jahrg.,
Beiheft 4/2004, S.85-96, 2004
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Erziehungswissenschaften, digitales Publizieren, wissenschaftliche Publikationen
Gemeinsame Wissenschaftskonferenz: Pakt für Forschung und Innovation – Monitoring-Bericht
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http://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Papers/GWK-Heft-38-PFI-Monitoring-Bericht-2014.pdf
H. Heikkilä/ K. Hytönen/ M. Helle/ K. Kallinen/ N. Ravaja/ J. Kallenbach: E-Reading: media use,
experience & adoption, 2011
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Software_and_Contents
digitales Lesen, Cultural Probes, digitales Publizieren, Gestaltung
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Open Access, Digitale Publikation, Wissenschaftliche Publikationen, Verlagsverträge, Urheberrecht
U. Herb/D. Beucke: Die Zukunft der Impact-Messung. Social Media, Nutzung und Zitate im
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Qualitätsmessung, Impact, Altmetrics
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Markdown-Website, Hilfe, Programmierung,
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Markup
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Gemeinschaftsblog zu wissenschaftlicher Kommunikation im Netz, Autoren: Heinz Pampel,
Cornelius Puschmann, Robert Forkel, Ulrich Herb, Christian Gutknecht
http://wisspub.net/2014/12/04/nature-lesen-ja-drucken-nein/ , 13.Dezember 2014, 18:18
Heinz Pampel: Nature – lesen ja, drucken nein!, veröffentlicht am 14.Dezember 2014
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fachverlag-nature-macht-alle-fachartikel-frei-lesbar-a-1006419.html , 13. Dezember2014, 18:20
Fachverlag: Nature macht Artikel frei lesbar, veröffentlicht am 03.Dezember 2014
https://www.ub.hu-berlin.de/de/bibliotheksglossar/digitales-publizieren , 13. Dezember 2014,
18:46
G. Fröhlich: Die Wissenschaftstheorie fordert Open Access, http://www.heise.de/tp/artikel/31/31020/1.html, 14. Dezember 2014, 10:53, veröffentlicht am 12.09.2009
http://libroid.com
Konzept eines Libroids als zeitgemäßes digitales Leseprodukt des Wissenschaftsjournalisten
Jürgen Neffe
30.Dezember 2014, 10:45
https://itunes.apple.com/de/app/libroid-darwin/id398139056?mt=8
Jürgen Neffe: Ein Leben - eine Reise, auf Darwins Spuren um die Welt, 2012
30. Dezember 2014, 10:53
http://www.digistory.de
Blog über Digitales Storytelling von Simon Sturm,
03. Januar 2015, 14:50
https://www.medienkonvergenz.uni-mainz.de/forschung/lesestudie-unterschiedliche-lesegerate-unterschiedliches-lesen/
Universität Mainz: Unterschiedliche Lesegeräte, unterschiedliches Lesen?, Studienpapier, 2011
21. Januar 2015, 15:20 Uhr
http://go-to-hellman.blogspot.de/2015/01/why-github-is-important-for-book.html
Eric Hellmann: Why Github is Important für Book Publishing, veröffentlicht am 26. Januar 2015
zuletzt aufgerufen am 27. Januar 2015, 14:11 Uhr
Konferenzen/Tagungen/Barcamps
S. Schomburg, C. Leggewie, H. Lobin, C. Puschmann (Hrsg.): Digitale Wissenschaft: Stand und
Entwicklung digital vernetzter Forschung in Deutschland, 20./21. September 2010, Köln, Beiträge der Tagung, 2011
https://www.hbz-nrw.de/dokumentencenter/veroeffentlichungen/Tagung_Digitale_Wissenschaft.pdf
Wissenschaft im Dialog gGmbh: Barcamp „Gesellschaft 2.0 – Und was kommt dann“ Dokumentation vom 13./14. Juni 2014
Wissenschaft im Dialog gGmbh: Barcamp „Wissenschaft 2.0 – Forschung neu denken“ Dokumentation vom 17./18. Oktober 2014
Details der Methoden
Interview-Leitfaden Wissenschaftler/Autoren/Doktoranden
In welchem Umfang/welchem Fach und welcher Art (Monografie, Fachzeitschrift, Konferenz, digital) wurde schon publiziert?
Prozess
Wie wurde die Publikation geschrieben?
Wieviele Co-Autoren/Lektoren waren involviert?
Gab es einen Gestalter?
Mit welchen Programmen wurde hauptsächlich gearbeitet?
(Zur Textverarbeitung, Lektorat, Kollaborative Tools, Gestaltung)
Erfahrungen Distribution
War ein Verlag involviert?
Inwieweit hat der Verlag eingegriffen? (Besonders in der Gestaltung der
Veröffentlichung – meint auch die Textmenge)
Wurde schon digital, bzw. für eine digitale Plattform publiziert?
Wenn ja, in welcher Form und wie ist es gelaufen?
Wenn nein, warum nicht?
Haltung
Wie werden die Gefahren des digitalen Publizierens eingeschätzt?
Was könnten Potenziale sein?
Braucht beispielsweise ein Paper für eine Konferenz genaue formale
Richtlinien?
Inwieweit sollte eine Publikation mit dem Internet verknüpft sein, bzw.
sollte es spezielle Online-Tools geben?
Input
Was macht eine gute Publikation aus? (besonderer Fokus auf Gestaltung,
oder ist diese gar völlig egal?)
Gibt es Beispiele die dem Interviewten einfallen?
Was waren „grausame“ Erlebnisse?
Interviewleitfaden Experten
Vorstellung der Person (Position, Aufgabenfelder, Initiativen)
Ulrich Herb (Durchgeführt am 10.11.2014)
Was sind derzeitige Probleme im Open-Access-Prozess?
Wie gestalten sich derzeitige Kostenmodelle?
Was wird es für Neuerungen geben?
Selfpublishing für Wissenschaftler?
Ob & Wie könnte man sich das vorstellen?
Was wären Chancen / Gefahren? (beispielsweise in Bezug zum Impactfactor)
Gehen DOI´s eigentlich auch für Verlags-/Datenbankunabhängige Publikationen?
Wie wird die zukünftige Arbeit mit SocialMedia- und Storytelling-Elementen eingeschätzt?
Stichwort Papierlogik digitaler Dokumente
Inwieweit sieht er Chancen für eine angepasstere Gestaltung digitaler
Dokumente?
Michael Barton (Durchgeführt am 14.11.2014)
Produktionsablauf digitaler Publikationen
Was gibt es für unterschiedliche Formate?
& wie werden diese eingesetzt? Digitalisiert vs. Digital
Wie ist der Workflow zwischen Wissenschaftlern und Verlag?
Anreicherung der Publikationen mit multimedialen Inhalten
(Stichworte: enhanced Publishing, Storytelling)
Neue Projekte? (Open Access, Open Data)
Wie positioniert Springer sich und wie wird damit umgegangen?
Wie ist das Leseverhalten? Wird noch ausgedruckt oder digital gelesen?
Interview-Transkripte und Auswertung der Cultural Probes
Die im Rahmen der Arbeit geführten Interviews liegen in grob bereinigter Form als Transkripte und als Sounddateien vor. Die Offenlegung der
Forschungsdaten ist Teil des Konzeptes der Arbeit. Um Ressourcen zu
schonen sind die transkribierten Volltexte in der Druckversion auf der
beiliegenden CD-ROM zu finden.
Im Rahmen der Präsentation der Arbeit im März 2015 werden die Transkripte der Interviews, sowie die visualisierten Ergebnisse aus den Cultural Probes in gesonderter Form veröffentlicht, können danach bei der
Autorin angefordert werden und werden in Teilen innerhalb der digitalen
Veröffentlichung verarbeitet.
Ich möchte Prof. Dr. Frank Heidmann und Prof. Constanze Langer sehr für
die Betreuung meiner Arbeit, ihren Input und ihr Verständnis danken.
Ein großer Dank gilt auch meinen Interviewpartnern Prof. Dr. Harald Mieg,
Sebastian Meier, Lisa Andergassen, Prof. Dr. Marian Dörk, Ulrich Herb und
Michael Barton.
Ein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Marian Dörk für das Bereitstellen seiner
Publikation und Tina Deiml-Seibt von incom für die Zusammenarbeit an
der Vorlage für eine wissenschaftliche Projektdokumentation.
Ein besonderer Dank für bedingungslosen Rückhalt und Unterstützung gilt
meiner Familie:
Conrad Bürger, Lisa Peyer, Marc Partetzke,
Ina Peyer, Falk Peyer und Gabriele Hamm
Die Masterarbeit
„digital [neu] strukturiert - Wissenschaftliches Publizieren im Wandel “
von Frida Peyer (Matrikel- Nummer: 9995)
ist im Zeitraum Juli 2014 bis Februar 2015
im Fachbereich Design an der Fachhochschule Potsdam entstanden.
Betreuung:
Prof. Frank Heidmann und Prof. Constanze Langer
Gestalterisches Konzept, Satz & Gestaltung:
Frida Peyer
Auflage:
5 Exemplare
Druck: http://zeitdruck.berlin
Papier: Munken Lynx rough in unterschiedlichen Grammaturen
Schriften: Avenir Next, The Sans
Die vorliegende Arbeit unterliegt dem Urheberrecht von Frida Peyer. Für
Anfragen, Nutzung und Verwertung der Inhalte auf kommerzielle Art und
Weise ist eine Autorisation seitens der Urheberin erforderlich.
Frida Peyer
www.fridapeyer.de
[email protected]