seitenbühne Nr. 43 - Staatstheater Hannover

Das Journal der Staatsoper Hannover
seitenbühne 04 . 05
seitenbühne . Dezember 2014 bis Januar 2015
PROSZENIUM
DIPLOMATIE NACH REZEPT
Wird ein Repetitor nach seinem Beruf gefragt, gerät er unwillkürlich in Erklärungsnot. Er ist
eben nicht »Pianist an der Oper«, sondern muss neben Dirigat, Soufflage und einfühlsamer
Sängerberatung auch noch einige weitere Tätigkeitsfelder abdecken. Überspitzt formuliert,
könnte man ihn als eine Mischung aus Diplomat und Küchengehilfe bezeichnen …
Hauptaufgabe eines Repetitors ist es zunächst, mit den Sängern die Partien sprachlich und
musikalisch zu erarbeiten. Er sucht dabei nach einem Weg, ihnen in der fremden oder auch
der eigenen Sprache Inhalte und Emotionen möglichst so nahezubringen, dass Regisseure
und Dirigenten ihre szenischen wie musikalischen Vorstellungen bereits bei einem ersten
Treffen abrufen können. Eine vorbereitende Tätigkeit, die viel Fingerspitzengefühl erfordert.
Ich frage mich oft selbst, wie wir uns die zahlreichen Opern aus den unterschiedlichen Epochen zumeist unter Zeitdruck am Klavier aneignen. In den Bühnenorchesterproben sorgen
wir dann für die Kommunikation zwischen Sängern und Dirigenten, stets darum bemüht,
Fragen des Tempos, der Phrasierung oder Lautstärke zu klären. Oft müssen wir bei den Proben auch als Sänger oder Dirigent einspringen – etwa im Krankheitsfall – und dies natürlich
immer im Sinne der Abwesenden.
Ein persönlicher Gestaltungswille oder ein eigenes künstlerisches Empfinden scheinen da
auf den ersten Blick nicht angebracht. Und doch ist auch ein Repetitor nicht immun gegen
die Kraft der musikalischen Suggestion, gegen sein eigenes musikalisches Empfinden. Die
Kunst besteht nun darin, die musikalischen Ideen des Dirigenten wie das Rezept eines
Sterne­kochs möglichst genau umzusetzen. Mancher Dirigent möchte Mozart »medium rare«,
während der Repetitor ihn vielleicht eher saftig spielt. Zuweilen geschieht es sogar, dass
eine ursprünglich nicht im »Rezeptbuch« stehende musikalische Idee umgesetzt wird – für
den Repetitor eine heimliche Anerkennung.
Dem Anforderungsprofil des Studienleiters, der für die Organisation der musikalischen Einzelproben und die Einstudierung der Partien verantwortlich ist, ist dann nur noch die Rolle
der »bösen Stiefmutter« in einer Großfamilie hinzuzufügen …
Alexander Ruef
Studienleiter
02.03
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Fotografen Marek Kru
Impressionen unseres
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Wir danken unseren Hauptsponsoren
04.05
OPER
KLAUS ANGERMANN
CHACUN À SON GOÛT
Martin G. Berger inszeniert Johann Strauß’ Operette Die Fledermaus
Die Wiener Operette, die Siegfried Kracauer als »schlechtes bürgerliches Zerrbild der Operette Offenbachs« bezeichnete, »das Heiterkeit
mit Gemütlichkeit, Unsinn mit Stumpfsinn und Witz mit Gealber verwechselte«, und die Hermann Broch als einen zynischen, »zur puren
Idiotie verflachten Abklatsch der komischen Oper« kritisierte, entwickelte sich just zu einer Zeit, als der Stern des immer noch recht wohlhabenden Habsburgerreiches
schon im Sinken begriffen war. 1866 hatte Österreich bei Königgrätz eine demütigende Niederlage
gegen die Preußen erlitten, und als man sich schon
wieder im Aufwind der »Gründerjahre« wähnte,
kam 1873 – nur kurze Zeit nach der großen Weltausstellung in Wien – der überraschende Börsenkrach des »Schwarzen Freitag«, der eine jahrelange
Wirtschaftskrise einleitete. Das scheinbar feste
Fundament hatte sich als morsch
entpuppt; für viele verschwand der
Reichtum ebenso schnell wie er
gekommen war. Kredit hatte nur
der, der überzeugend vorschwindeln konnte, kreditwürdig zu sein.
Und dies funktionierte am besten
bei gesellschaftlichen Anlässen, wo
in erster Linie der äußere Schein
zählte. Wen interessierte es dabei schon, ob das Geld, mit dem jemand um sich warf, dessen
Wohlstand oder dessen Schuldenberg anzeigte.
In Wien, wie auch in Paris, hatte die Vergnügungsindustrie schon
in den vorausgegangenen Jahrzehnten einen regelrechten Boom
erlebt. Man amüsierte sich auf Bällen und Tanzveranstaltungen,
wo seit geraumer Zeit die Strauß-Dynastie das Szepter führte.
Zusammen mit seinen Brüdern hatte Johann Strauß ein Imperium
aufgebaut, das in der Welt seinesgleichen suchte. Der »Ratten­
fänger von Wien« entzückte das zu einigem Wohlstand gekommene Bürgertum der Großstadt mit immer neuen Polkas, Märschen, Galopps und vor allem Walzern, die ihm Weltruhm
einbrachten. Durchschnittlich entstand monatlich ein neues
Werk, und der Wiener Walzer Strauß’scher Prägung wurde
zum Inbegriff nicht nur der Donaumetropole, sondern einer
ganzen Epoche, die einen Tanz über die Abgründe der sich
abzeichnenden Krisen vollführte.
Zu gleicher Zeit regierte in Paris ein Komponist deutscher
Herkunft, der einen neuen Typus des musikalischen Unter-
haltungstheaters geschaffen hatte und damit auch jenseits der
Grenzen Frankreichs für Aufsehen sorgte: Jacques Offenbach mit
seinen aggressiv-respektlosen Gesellschaftssatiren, die schon bald
als »Offenbachiaden« bezeichnet wurden und in den 1860er Jahren,
insbesondere durch den Einfluss Johann Nestroys, auch die Spielpläne der Wiener Vorstadttheater beherrschten. Offenbachs »opéras
bouffes« verschmolzen auf parodistische Weise Elemente des Singspiels mit denen der großen Oper und begründeten damit im Grunde
erst die Gattung der Operette. 1865 war im Theater an der Wien mit
großem Erfolg Offenbachs Schöne Helena gespielt worden, und
nicht zuletzt dieses Ereignis dürfte für Johann Strauß den Anstoß
gegeben haben, auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere
auch noch den Weg zu einer spezifischen Wiener Operette einzuschlagen. Als durch den deutsch-französischen Krieg Offenbach die
Gunst des Wiener Publikums zunehmend verlor, war die Zeit reif.
Schon Strauß’ erster Wurf auf diesem neuen Terrain, Indigo und die
vierzig Räuber, wurde 1871 zu einem ansehnlichen Erfolg, was
allerdings eher dem schier überquellenden musikalischen Reichtum
zuzuschreiben war als dem etwas konfusen Libretto. Zwei Jahre
später rückte Strauß mit Carneval in Rom von Offenbach ab und
OPER
knüpfte an die Spieloper Otto Nicolais an. Beide Werke konnten sich
jedoch auf Dauer nicht im Repertoire halten und waren zumal von
der erfrischenden Schärfe der Offenbachiaden weit entfernt. Erst
mit der Fledermaus gelang Strauß ein nachhaltiger Erfolg, der den
Weltruhm der Wiener Operette begründete, zugleich aber deren
auch von Strauß nie wieder erreichten Höhepunkt darstellt.
Um seine Melodien vor Diebstahl zu schützen, soll sich Strauß während der Arbeit an der Fledermaus extra ein speziell gedämpftes
Klavier anfertigen lassen haben, denn bei der Popularität seiner Musik soll es schon vorgekommen sein, dass irgendein Lauscher eine
Melodie aufgeschnappt hatte, noch bevor sie veröffentlicht war, die
dann am nächsten Tag auf der Straße gepfiffen wurde. Vermutlich
entstand das Werk Ende 1873 in relativ wenigen Wochen, wenn
auch Teile davon, wie der berühmte Csárdás im 2. Akt, schon etliche
Zeit vorher komponiert waren. Jedenfalls arbeitete Strauß bis kurz
vor der Uraufführung am 5. April 1874 daran, weil ihm von der
Zensur­behörde zahlreiche Auflagen gemacht worden waren und er
nicht nur an den Dialogen, sondern auch an einigen Couplets starke
Änderungen vornehmen musste. Das erhaltene Zensurbuch der
Urfassung enthält daher auch sehr viel bissigere Dialoge und spielt
in den Couplets zuweilen auf tagesaktuelle Ereignisse an.
Für seine neue Operette griff Strauß das Sujet eines Vaudevilles Le
Réveillon der Offenbach-Autoren Henri Meilhac und Ludovic Halévy
auf, das wenige Jahre vorher in Paris einen Riesenerfolg hatte und
nun für eine deutsche Aufführung am Wiener Carl-Theater übersetzt
wurde. Da diese Fassung sich aber als nicht aufführbar erwies, wurde
Richard Genée beauftragt, daraus ein Libretto für Strauß zu machen.
Der umtriebige Genée war selbst Komponist und Kapellmeis­ter am
Theater an der Wien und hatte dort als Bearbeiter, Übersetzer und
Librettist eine Funktion, die man heute als Dramaturg bezeichnen
würde. Im Gegensatz zu Strauß war er ein Theaterprofi, der den
Komponisten nicht nur dramaturgisch unterstützte, sondern auch
die Ausarbeitung eines Teils der Musik übernahm. Über den musikalischen Anteil Genées wurde immer wieder spekuliert, zumal ihm
Strauß 25 Prozent der Tantiemen an der Fledermaus einräumte, was
immerhin ungewöhnlich war, da Genée normalerweise einen Fixbetrag erhielt. Der Streit darüber, ob nun jede Note von Strauß
stammt, ist allerdings müßig angesichts der Tatsache, dass das
»Teamwork« von jeher die Arbeitsweise der Strauß-Dynastie prägte.
Im allgemeinen lieferte Strauß die melodischen Einfälle, Genée fertigte ein Particell an und übergab dieses Strauß zur Endredaktion.
Letztlich sind solche Fragen auch gar nicht so wesentlich angesichts
des Ergebnisses, und dass ohne Strauß’ Genialität die Fledermaus so
nicht zustande gekommen wäre, zeigt sich schon daran, dass Genées
eigene Operetten heute vollkommen vergessen sind.
Der Siegeszug der Fledermaus begann bereits mit der Uraufführung,
die – trotz einiger abfälliger Kritiken – zu einem großen Erfolg für
den Komponisten wurde. Im Unterschied zu den vorausgegangenen
Operetten wurde das Stück zu einem Dauerbrenner auf den Spielplänen, und auch außerhalb Wiens gehörte die Fledermaus sehr
bald zu den beliebtesten Werken des unterhaltenden Musiktheaters
und ist dies bis heute geblieben. Ihre unvergleichliche Wirkung beruht wohl darauf, dass das Sujet die gesellschaftliche und psychologische Basis der Musik von Strauß – die Sehnsucht nach einem
Zustand von Zeitlosigkeit außerhalb der bürgerlichen Norm, den
Ausbruch in den Rausch, das taumelnde Vergessen – thematisiert
und zugleich ironisch bricht.
Das Thema, das sich durch die ganze Fledermaus zieht, ist die
Scheinhaftigkeit einer bürgerlichen Welt, die äußerlich eine gewisse
Sicherheit verspricht, der aber jeder heimlich zu entkommen versucht, um Bedürfnisse auszuleben, die nicht der bürgerlichen Norm
entsprechen. Alle Figuren sind von dem unausgesprochenen Wunsch
06.07
OPER
getrieben, für einige Stunden der Enge ihres Daseins zu entkommen
und sich den Wonnen einer Freiheit hinzugeben, die es ihnen erlaubt, einmal das zu sein, was ihnen die gesellschaftliche Rolle verwehrt. Dazu wird ein ganzes Bündel von allzu leicht durchschaubaren Lügen von Anfang an ausgebreitet: Das Dienstmädchen Adele
muss die kranke Tante vorschieben, um einen Abend frei zu bekommen. Rosalinde fühlt sich noch immer zu ihrem ehemaligen Lieb­
haber Alfred hingezogen, verschweigt aber dessen Ankunft ihrem
Gatten Eisenstein, der seinerseits seine nächtlichen Ausschweifungen als frühzeitigen Aufbruch zu seiner Gefängnisstrafe tarnt.
Alfred, der sich auf einen gemütlichen Abend zu zweit freut, wird
dem Gefängnisdirektor Frank als Eisenstein selbst untergejubelt und
wandert folglich als solcher in die Zelle. Und hinter all den Ver­
wirrungen steckt Dr. Falke als intrigierender Racheengel, der einstmals nach einem Gelage in unwürdigem Zustand von seinem Freund
Eisenstein dem Gespött der Öffentlichkeit ausgeliefert wurde.
Da trifft sich also die ganze Gesellschaft bei einer Party des Orlofsky,
der als merkwürdiges Zwitterwesen in kein bürgerliches Rollen­
klischee passen will. Sein Motto »Chacun à son goût« – wörtlich:
jeder nach seinem Geschmack – beschwört die Idee einer Gemeinschaft, in der niemand seine geheimen Neigungen verstecken muss
und das zeigen kann, was er jenseits seines geregelten Alltags auch
noch ist. Dann aber stellt sich die Frage: Wer bin ich eigentlich? Wir
diese Frage ernst genommen, stellt sich heraus, dass man sehr
vieles ist und Facetten zum Vorschein kommen, die normalerweise
unterdrückt werden. In dem Moment aber wird Orlofskys Versprechen als Bedrohung der eigenen Identität empfunden, vor der man
sich in den Rausch flüchtet. Wider besseres Wissen beruhigt man
sich in der Katerstimmung des nächsten Tages mit der Behauptung,
es sei ja alles gar nicht so gewesen, wie es schien. Die nächtlichen
Erlebnisse werden zum harmlosen Mummenschanz erklärt, wo es
sich doch eigentlich um eine Demaskierung handelte, und inmitten
des allgemeinen Chaos wird der bemühte Versuch unternommen,
das Gefängnis der »Normalität« zu restaurieren.
MARTIN G. BERGER
arbeitet seit der Spielzeit 2011/12 als Regieassistent und Abendspielleiter an der
Staatsoper Hannover. Neben Assistenzen
bei namhaften Musicalregisseuren wie z. B.
Stefan Huber und Matthias Davids und
Opernregisseuren wie u. a. Christine Mielitz
und Olivier Tambosi realisierte er verschiedene eigene Arbeiten als Regisseur, Autor
und Übersetzer. Dazu zählen Regiearbeiten
Die Fledermaus ist keine »normale« Operette, und »Stumpfsinn« und
»Idiotie« kann man ihr schon gleich gar nicht nachsagen. Denn unter
der operettenseligen Oberfläche treibt ein subversiver Witz sein erfrischendes Unwesen, der das Publikum auch über seine eigenen
vermeintlichen Sicherheiten lachen lässt.
DIE FLEDERMAUS
Operette in drei Akten von Johann Strauß (1874)
Text von Richard Genée
nach der Komödie Le Réveillon (1872) von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
in der deutschen Bearbeitung von Karl Haffner
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Florian Parbs
Philipp Contag-Lada
RUNG
Benjamin Reiners
KOSTÜME
Dan Ratiu
CHOREOGR APHIE
DR AMATURGIE
GABRIEL VON EISENSTEIN
INSZENIERUNG
Susanne Hubrich
LICHT
Martin G. Berger
Peter Hörtner
Katrin Helmerichs-Naujok
BÜHNE
VIDEO-DESIGN
CHOREINSTUDIE-
Klaus Angermann
Robert Künzli ROSALINDE Rebecca Davis/Sara Eterno/Do-
rothea Maria Marx FR ANK Frank Schneiders PRINZ ORLOFSK Y Mareike Morr/JulieMarie Sundal
ALFRED
Sung-Keun Park
Hakobjan/Edward Mout
Scheumann
IDA
ADELE
DR. FALKE
Stefan Adam
DR. BLIND
Ania Vegry/Athanasia Zöhrer
FROSCH
Gevorg
Steffen
Stella Motina
Chor der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
EINFÜHRUNGSMATINEE
PREMIERE
Sonntag, 26.04.15, 11 Uhr, Laves-Foyer
Mittwoch, 29.04.15, 19.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
Fr, 01.05.15, 18.30 Uhr | Sa, 09.05.15, 19.30 Uhr | Do,
14.05.15, 18.30 Uhr | Mo, 25.05.15, 18.30 Uhr
Mit freundlicher
Unterstützung
wie u. a. Im Schatten des Maulbeerbaums
(Junge Oper Hannover, 2013), Anyone Can
Whistle (ufaFabrik Berlin 2012), Das schlaue
Gretchen (Theater Dortmund 2011) und
Celebration (Kulturhaus Spandau 2009).
Martin G. Berger ist Autor mehrerer Musicals, darunter das unter seiner Leitung vom
Jugendclub XL der Staatsoper Hannover zur
Uraufführung gebrachte Lacht Nur! – ein
Bajazzo-Musical, der Musical-Monolog Galathea bleibt (Zebrano-Theater, Berlin 2012),
das in der Schweiz uraufgeführte Garry’s
Nine (Zug/CH, 2011) und die Junge OperProduktion Krawall (2013). Nebenbei
schreibt er auch Hörspiele, zuletzt Asche
(Berlin 2011). Sein Text Überzeugungs­ster­
ben gewann den »Jetzt.de«-Schreibwett­
bewerb 2008 der Süddeutschen Zeitung. Er
übersetzte u. a. die Musicals Anyone Can
Whistle (Berlin 2012, verlegt bei »Musik
und Bühne«), Hope (Zug/CH 2011, verlegt
bei Galissas) und Celebration (Berlin 2009).
OPER
ICH WEISS NICHT, OB ICH WACHE OD
JE NE SAIS SI JE VEILLE OU SI JE RÊ
GEHEIMNISVOLLE STILLE! MEINE
MYSTÉRIEUX SILENCE!
CHRISTOPHER BAUMANN
SEELE HA
MON ÂME
DIE TODBRINGENDE WAND DES PFLICHTBEWUSSTSEINS
Jules Massenets Goethe-Oper Werther
Es gibt Situationen, die für viele Beziehun­
gen eine Belastung darstellen können: das
gemeinsame Aussuchen von Möbeln im Einrichtungshaus etwa, das Schmücken des
Weihnachtsbaums und das dazugehörige
Schenken. Während im ersten Falle sich
Streitigkeiten an Fragen der Praktikabilität,
der Ästhetik, des Geschmacks und des Prei­
ses entfachen können, kann Weihnachten
tiefer an die emotionale Substanz gehen.
Oftmals entscheidet hier nicht der monetäre
Wert eines Geschenkes über die Freude des
Beschenkten, sondern Faktoren, die vermeintlich auf die Tiefe der Beziehung schließen lassen. Wie persönlich ist das Geschenk,
wieviel Zeit und Mühe hat die Beschaffung
oder Anfertigung gekostet? Und wieviel
komplizierter wird das alles, wenn die Beziehung nicht nur die Verantwortung für
sich gegenseitig, sondern auch für Kinder
einschließt?
Dies alles sind alltägliche – oder saisonale –
Probleme, die man nicht sofort mit der Welt
eines literarischen Meisterwerks wie Johann
Wolfgang von Goethes Die Leiden des jungen Werther assoziiert – nicht nur, weil zur
Zeit der Erstveröffentlichung (noch mit dem
Genitiv-s am Ende des Titels) im Jahre 1774
an Einrichtungshäuser noch nicht zu denken war. Vielmehr erscheint vor dem inneren Auge ein einsamer Schreiber: ein Be­
obachter von Naturschauspielen, die er in
lebendigsten, fast rauschhaften Beschreibungen in seinen Briefen festhält; aber auch
das Bild eines jungen Mannes, dem das
Glück zum Greifen nahe war – und es ihm
doch unerreichbar blieb.
Im Gedächtnis des Lesers bleibt die große
Spanne und Intensität von Werthers Emotionen – verdeckt wird dadurch aber ein ganz
entscheidender Faktor des Romanerfolgs:
Goethe hatte für die Hauptfiguren Werther,
Lotte und Albert Menschen aus seinem
Auf Goethes Spuren: der Komponist Jules Massenet
08.09
OPER
ICH WEISS NICHT, OB ICH WACHE ODER NOCH TRÄUME!
WIR M
JE NE SAIS SI JE VEILLE OU SI JE RÊVE ENCORE!
EHEIMNISVOLLE STILLE!
MYSTÉRIEUX SILENCE!
I
MEINE SEELE HAT IHRE SEELE ER
Bekanntenkreis zum Vorbild genommen und
eine wahre Begebenheit literarisch verarbeitet: den Suizid seines Freundes Karl Wilhelm Jerusalem. Nicht nur war der Suizid als
Sujet ebenso revolutionär wie umstritten –
er geschieht zudem eingebettet in alltäglichste Situationen und Lebensumstände, die
bei aller Sturm-und-Drang-typischen Überhöhung sehr realistisch auf die Leser gewirkt
haben dürften: Lotte, die ihren Geschwis­
tern das Abendbrot reicht, Spaziergänge,
traute Gespräche über das Leben, über Literatur und Musik; das sind die Situa­tionen,
über die Werther Wilhelm per Brief berichtet, das sind die Situationen, in denen die
Distanz zwischen Werther und Lotte immer
weiter abnimmt und die Sehnsucht nach
einem gegenseitigen Eingeständnis der Gefühle füreinander weckt. In dieser Welt des
Alltags, des festen Gesetzen folgen­den Dorfund Haushaltslebens geschieht das Unerhörte: Ein junger Mann verliebt sich in eine
erst verlobte, dann ver­heiratete Frau.
Unerhört in seiner Intimität ist auch der Einblick, den Goethe in das Seelenleben Werthers
gewährt: von überschwänglichem Enthu­
siasmus über zärtliche Empfindsamkeit hin
zu einer mal aufbegehrend-aufbrausenden,
mal niedergeschlagen-apathischen Resigna­
tion. So nähert sich allmählich nicht ein Held
aus antiken Mythen oder der Welt­geschichte
dem Selbst­
mord, sondern ein »normaler«
Bürger – und er wählt den Tod nicht zur
Rettung seiner Ehre, sondern aus Verzweiflung über eine nicht-erfüllbare Liebe.
Das Schicksal dieses jungen Mannes schlug
MON ÂME A RECONNU VOTRE ÂM
innerhalb kürzester Zeit die Leser Europas
in seinen Bann. Zur Leipziger Buchmesse
1774 erschienen, wurde der Briefroman alsbald in verschiedene Sprachen übersetzt
und regelrecht verschlungen, gerade von
jungen Menschen. Man identifizierte sich
mit diesem tragisch verliebten Mann, zur
ausbrechenden Werther-Mode gehörte das
Anlegen der entsprechenden Kleidung: der
blaue Frack, die gelbe Weste und die gelben
Kniebundhosen. Diese Mode griff so rasant
und vehement um sich, dass von einem
»Werther-Fieber« die Rede war. Da man es
aber nicht nur bei der Werther-Tracht beließ, sondern von jungen Menschen berichtet wurde, die sich in Werthers Gefolge das
Leben genommen hätten, wurde das Buch
in einigen Gegenden verboten. In der Psychologie spricht man vom »Werther-Effekt«,
wenn sich Selbstmorde nach einem medial
verbreiteten Suizid einer bekannten Person
zu häufen scheinen.
Der Erfolg der Leiden des jungen Werther
schlug sich auch in der Literatur und der
Oper nieder. Diese sogenannten »Wertheriaden«, die sich produktiv mit dem WertherStoff auseinandersetzen, waren zahlreich –
und erschienen in ganz Europa. Die auf dem
Gebiet des Musiktheaters wohl bekannteste
»Wertheriade« ist Jules Massenets Drame
lyrique Werther. In seiner Autobiographie
Mes Souvenirs (Meine Erinnerungen) erzählt
Massenet von einer Reise im Sommer 1885
zu den Festspielen von Bayreuth mit seinem
Verleger Georges Hartmann. Auf dem Rückweg besuchen sie in Wetzlar das Haus,
in dem Goethe seine Leiden des jungen
Werther geschrieben hatte. Unter dem Eindruck des genius loci setzte sich Massenet in
einen benachbarten Biergarten und las dort
in einem Zug den Werther durch. Ergriffen
von der Liebesszene, die aus Werthers und
Lottes Ossian-Lektüre hervorgeht, entschloss
er sich zur Komposition. Auch wenn die Begeisterung für den Stoff, die aus Massenets
Schilderung hervorgeht, authentisch sein
dürfte – Massenets Schilderungen in Mes
Souvenirs sind generell mit Vorsicht zu genießen. So auch hier: Laut einem der übrigen Librettisten, Paul Milliet, dürfte eine
Beschäftigung mit Werther bereits im Jahr
1878 stattgefunden haben.
Den Erfordernissen der Gattung gemäß
strafft Massenet das Geschehen, indem er
die im Roman innerhalb von etwa eineinhalb Jahren sich abspielende Handlung auf
die Monate Juli bis Dezember eines einzigen
Jahres zusammenzieht. Schon viel früher
lassen Massenet und seine Librettisten deutlich werden, dass Charlottes und Werthers
Liebe zum Scheitern verurteilt ist: Ihre erste
tiefergehende Unterhaltung entspinnt sich
anlässlich ihres Abschieds nach einem gemeinsam erlebten Fest. Ein wesentlicher
Unterschied zur Romanvorlage wird bereits
in dieser Szene musikalisch deutlich: Im Abstand eines Achtels folgen sich oktavversetzt Celli und Flöte mit dem Mondmotiv, das
im vierten Akt den Tod Werthers und den
Abschied Charlottes begleiten wird. Ihre
beiden Seelen schwingen fast in eins, doch
mit ihnen die Ahnung, dass die Realität sich
OPER
IR MÜSSEN UNS TRENNEN.
ABER SIE WISSEN NICHTS ÜBER MICH.
IL FAUT NOUS SÉPARER.
E ERKANNT, CHARLOTTE.
MAIS, VOUS NE SAVEZ RIEN DE MOI.
RE ÂME, CHARLOTTE. ACH, MEINE KINDER …
HÉLAS! OUI, MES ENFANTS…
zwischen sie drängen wird. Tatsächlich stellt
sich in den folgenden Zeilen heraus, dass
Charlotte ihrer Mutter auf dem Sterbebett
das Versprechen gegeben hat, Albert zu
heiraten, um die Existenz der Familie zu sichern. Doch von der deutlichen Platonik der
goetheschen Lotte gegenüber Werther ist
bei Massenets Charlotte wenig zu spüren.
Und so wird sie folgerichtig gegenüber dem
Roman deutlich aufgewertet, den Großteil
des dritten Aktes gestaltet Massenet als
Charlottes Kampf mit sich selbst, mit ihrem
Versprechen angesichts der ominösen Briefe,
die Werther ihr weiterhin schickt.
Meisterhaft spiegelt Jules Massenet im Orchester die emotionale Zerrissenheit seiner
Hauptfiguren wider. Ohne Zweifel ist Werther
Massenets »deutscheste« Oper – durchkomponiert, keine Opéra comique mit Dialogen,
dafür mit wiederkehrenden Motiven, die einen tiefen Einblick in die Gefühle der Akteure erlauben und gleichzeitig die Handlung strukturieren. So überwindet er die
Distanz eines Briefromans und schafft eine
bühnenwirksame Immanenz des Geschehens. Mit rauschhafter Verzweiflung lässt er
Werther stürmen und drängen gegen Charlottes Pflichtbewusstsein. Denn sie bemüht
sich derweil, sich in dem ihr bestimmten
Leben in materieller Sicherheit mit Albert
zurechtzufinden. Ihr wird mehr und mehr
bewusst, dass sie eine Bahn eingeschlagen
hat, deren Alltäglichkeit einen immer tiefe­
ren Keil zwischen sie selbst und ihre Umwelt
treibt. Dieses Pflichtbewusstsein, mit der sie
alle Erwartungen erfüllt, stellt sich als eine
Wand heraus, die viel zu spät bricht – erst
als Werther schon tot, kann Charlotte sich
und ihm ihre Liebe eingestehen.
Der Direktor der Pariser Opéra-Comique,
Léon Carvalho, dem Massenet nach Abschluss der Arbeit im Mai 1887 die Partitur
vorspielte, war wegen des tristen Themas
enttäuscht. Werther lag in der Folge mehrere Jahre auf Eis, bis sich die Wiener Hofoper
nach dem dortigen Erfolg von Manon für
Massenets Umsetzung des goetheschen
Stoffs interessierte. Die deutschsprachige
Ur­auf­füh­rung im Jahr 1892 geriet zu einem
grandiosen Erfolg.
Offensichtlich hatte Massenet es verstanden, durch seinen raffinierten Umgang mit
der Sprache, seiner mal sensiblen, mal
rausch­haften Widerspiegelung der emotionalen Wirrnisse beider Hauptfiguren durch
das Orchester Goethes Leiden des jungen
Werther beim stürmenden und drängenden
Wort zu nehmen.
WERTHER
WERTHER
Philipp Heo
topher Tonkin
ALBERT
CHARLOTTE
Francis Bouyer/Chris­
Hanna Larissa Naujoks/
Monika Walerowicz SOPHIE Ania Vegry/Ina Yoshikawa
DER AMTMANN
SCHMIDT
Per Bach Nissen/Michael Dries
Latchezar Pravtchev JOHANN Daniel Eggert
CHARLOTTES SCHWESTERN
Mitglieder des Chors und
des Kinderchors der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
EINFÜHRUNGSMATINEE
Sonntag, 17. Mai 2015, 11 Uhr,
Laves-Foyer
PREMIERE
Samstag, 23. Mai 2015, 19.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
Sa, 30.05.15 | So, 07.06.15,
18.30 Uhr | Mi, 17.06.15 | Fr, 19.06.15 | Sa, 04.07.15 |
Fr, 10.07.15 | So, 12.07.15, 16 Uhr | Do, 16.07.15, jeweils um 19.30 Uhr (wenn nicht anders angegeben)
SONDERVERANSTALTUNGEN
IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM
MUSEUM AUGUST KESTNER
»WERTHER ZU GAST BEI KESTNER.
Oper von Jules Massenet
EINE OPERNEINFÜHRUNG MIT MUSIK«
Drame lyrique in vier Akten und fünf Bildern (1892)
MIT
Text von Edouard Blau, Paul Milliet und Georges
Perrin (Klavier), Christopher Baumann (Moderation)
Hartmann
So, 31.05.15, 16.30 Uhr, Museum August Kestner
Hanna Larissa Naujoks (Mezzosopran), Maxime
nach dem Roman »Die Leiden des jungen Werther«
von Johann Wolfgang
»WERTHER, LOTTE UND HANNOVERS KESTNERS:
VON ROMANPHANTASIEN ZU MUSEUMSREALITÄTEN«
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Bernd Mottl
BÜHNE
Anja Bihlmaier
Friedrich Eggert
INSZENIERUNG
KOSTÜME
Alfred
Mayerhofer LICHT Susanne Reinhardt CHOREINSTUDIERUNG
Dan Ratiu
DR AMATURGIE
Christopher Baumann
Gastvortrag Dr. Christian E. Loeben
(Ägyptische und Islamische Sammlungen,
Museum August Kestner)
Fr, 19.06.15, ca. 22.15 Uhr, Laves-Foyer
10.
BALLETT
»Ein bewegender Abend zum Beginn der Ostertanztage.«
»Herausragend ist die Unterstützung durch Video­projek­tio­
nen (OOOPStudio), die rasante Fahrten in turmhohe Aktenarchive ermöglichen oder riesige Architekturen zusammenbrechen lassen.« Neue Presse
»[Es gibt] einzelne Szenen, die keiner Erklärung bedürfen
und schlicht grandios sind. Wie etwa die Verführungssequenz der Wäscherinnen. Hier brilliert Cássia Lopes.«
Hannoversche Allgemeine Zeitung
»Mutig, wer dieses literarische Meisterwerk in einem anderen künstlerischen Genre ins Heute zu holen versucht.
Mauro Bigonzetti hat’s gewagt - und immerhin als grandioser Entertainer bei der Premiere ›standing ovations‹ des
Hannoverschen Publikums geerntet.« Tanznetz
DER PROZESS
Ballett von Mauro Bigonzetti nach Franz Kafka
Musik von Claudio Monteverdi, Tarquinio Merula, Henryk
Górecki und anderen
CHOREOGR APHIE
Carlo Cerri
DESIGN
Mauro Bigonzetti
KOSTÜME
BÜHNE UND LICHT-DESIGN
Mauro Bigonzetti, Andrea Meyer
Carlo Cerri, OOOPStudio
LICHT
VIDEO-
Elana Siberski
Steffi Waschina, Denis Piza
Ballett der Staatsoper Hannover
VORSTELLUNGEN
Mi, 15.04.15 | Sa, 18.04.15 | Di, 28.04.15 |
Sa, 02.05.15 | Mi, 13.05.15 | Do, 18.06.15, jeweils 19.30 Uhr
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Staatsoper
Hannover
BALLETT
»Mannes ist eine heitere, den Kern des Erwachsenwerdens
rührend ausdrückende Umsetzung gelungen, die den klas­
sischen Gestus oft mit modernen, alltäglichen, lustigen Be­
wegungen spickt.« Braunschweiger Zeitung
»Starke Bilder, große Leidenschaften, schöner Tanz und
tolle Musik: In der Staatsoper hatte Der Kuss umjubelte
»Sein Dornröschen des Jahres 2013 hat den tosenden
Premiere – das neue Ballett von Jörg Mannes, das die große
Applaus nicht nur bekommen, sondern auch verdient.«
und tragische Liebe von Auguste Rodin und Camille Claudel
Hannoversche Allgemeine Zeitung
erzählt, variiert, überhöht und in ansprechende Bewegung
versetzt.« Neue Presse
DORNRÖSCHEN
DER KUSS – RODIN UND CLAUDEL
Ballett von Jörg Mannes
Ballett von Jörg Mannes
LICHT
BILD UND R AUM
Peter Hörtner
DR AMATURGIE
MIT
Florian Parbs
PROJEKTIONEN
CHOREOGR APHIE
KOSTÜME
Jörg
Silke Fischer
Philipp Contag-Lada
Brigitte Knöß
Michèle Stéphanie Seydoux als Prinzessin Aurora,
Patrick Michael Doe als Prinz Désiré und Hongtao Lin in der
Rolle des Blauen Vogels
ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT
Sonntag, 12.04.15, 16 Uhr
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Jörg Mannes
Hörtner
MIT
Benjamin Reiners
BÜHNE UND KOSTÜME
DR AMATURGIE
CHOREOGR APHIE
Alexandra Pitz
LICHT
Peter
Brigitte Knöß
Lilit Hakobyan als Camille Claudel und Denis Piza als
Auguste Rodin
WIEDER AUFNAHME
Sonntag, 26. April 2015, 18.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
Sa, 16.05.15, 19.30 Uhr | Pfingst­
sonntag, 24.05.15, 16 Uhr
Lilit Hakobyan, Ensemble
Mannes
Anja Bihlmaier
Michèle Stéphanie Seydoux, Patrick Michael Doe
MUSIK ALISCHE LEITUNG
12.13
JUNGE OPER
SWANTJE KÖHNECKE
LÜGE ODER FANTASIE? THEATER!
Münchhausen von Jan Masanetz: Uraufführung der Jungen Oper im Ballhof Eins
Warum lügen wir? Manchmal, um einer unangenehmen Wahrheit auszuweichen – das
ist nicht die feine Art, aber menschlich.
Manchmal, um jemanden bewusst zu hintergehen – das ist gemein! Manchmal lügen
wir, um Schlimmeres zu verhindern. Dann
spricht man von einer Notlüge. Manchmal
aber erzählen wir die Unwahrheit aus purer
Lust am Fabulieren und Fantasieren – und
zum Vergnügen der Zuhörer! Dann bewegen
wir uns auf den Spuren des berühmten Karl
Friedrich Hieronymus Freiherrn von Münchhausen (1720–1797), der im beschaulichen
Weserbergland von seinen Wunderbaren
Reisen und Abenteuern zu Wasser und zu
Lande berichtete – so der Titel der ersten
deutschen Sammlung seiner Erzählungen,
aufgeschrieben 1878 von Gottfried August
Bürger. In diesen Erzählungen, »bei der der
Phantasie wahrlich keine Zügel angelegt
werden« (so Bürger im Vorwort), schmückte
Münchhausen seine Erinnerungen an Reisen und Kriegszüge in russischen Diensten
»bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde« zu
fantastischen Abenteuergeschichten aus. So
entstand die »Münchhausiade«, eine Sonderform der seit der Antike beliebten Lügendichtung, die ihren Erzähler zum »Lügen­
baron« werden ließ, in aller Welt bekannt
und in nahezu alle Sprachen übersetzt.
Dieser legendäre Lügner aus Bodenwerder ist nun der Titelheld eines
Auftragswerkes der Jungen Oper
Hannover, für Kinder ab neun Jahren. Das Libretto von Klaus Angermann und die Musik des jungen
Leipziger Komponisten Jan Masanetz
entführen das Publikum in Münchhausens fantastische Welten: in
einen Vulkan, durch die Erdkugel hindurch an den Südpol,
auf eine stürmische Seereise und sogar auf
den Mond – immer auf der Suche
nach seiner Traumprinzessin. Dabei
ist von Anfang bis Ende unklar, ob
Münchhausen Herr über seine Fantasie oder ihr hilflos ausgeliefert ist. Immer wieder bedarf er der tatkräftigen
Unterstützung seines cleveren Dieners
und seiner verständnisvollen Mutter,
um aus den fantasti­
schen Räumen
mit ihren auch beängstigen­den Erfahrungen auf den Boden der Tatsachen
zurückzukehren. Auf seiner fantastischen Reise begegnen ihm die sonderbarsten Wesen: drei Agen­ten, die
sich in Venus und Vulkan, eine Eisund eine Mondprinzessin, Pinguine
und Mondbewohner verwandeln.
Sie alle sind Geschöpfe sei­ner Einbildungskraft
und entfalten ein
fan­­tastischverrücktes
Eigenleben.
JUNGE OPER
Aus der Fantasie
ent­stehen Welten
– dieses Grundmotiv hat Regis­seu­rin
Beverly Blankenship, Bühnenbildnerin Antonella Mazza
und Kostümbildnerin
Elvira Freind in der Konzeption der Inszenierung
zum Theater selbst zurückgeführt. Denn auch im
Theater – einem eigentlich
leeren, schwarzen Raum – entstehen wie beim Geschich­
ten­
erzählen allein aus der Imagination ganze Universen. Komponisten
und Librettisten, Regisseure, Bühnenund Kostümbildner sowie nicht zuletzt
die Darsteller entführen ihre Zuschauer, wie
Münchhausen seine historischen Zuhörer,
an Orte, von denen diese wissen, dass sie
nicht real sind. Doch für die Dauer der Aufführung folgen sie ihnen dorthin, bereitwillig oder widerstrebend. So geht die Produktion Münch­hausen vom leeren Theaterraum
des Ballhof Eins aus, der sich allein durch die
Fantasie Münchhausens (oder die der Theatermacher oder des Publikums?) in verschiedenste Räume verwandelt. Alle Register der
Theatertechnik, des kostümbildnerischen
Handwerks und der Schauspielkunst werden
gezogen, um die scheinbar aberwitzigen Anforderungen des Librettos umzusetzen und
Münchhausens Lügengeschichten für das
junge Publikum glaubhaft darzustellen: den
berühmten Ritt auf der Kanonenkugel, ein
Bad in der Lava des Vulkans, die Eisesstarre
am Südpol, einen Sturm auf hoher See, die
Schwerelosigkeit auf dem Mond und den
spektakulären Rückflug zur Erde. Und wenn
Münchhausen und seine Mitstreiter nach 70
Minuten den Schluss­choral anstimmen …
Verachtet nur die Lüge nicht,
denn sie öffnet neue Weiten.
Und die Kraft der Phantasie
schafft uns andre Wirklichkeiten.
Man muss nicht nur vernünftig sein,
Spinnerei ist wichtig.
Wer nur das sieht, was man sieht,
sieht auch das nicht richtig.
… dann kann jeder für sich selbst herausfinden, was Wahrheit, Lüge oder Fantasie war.
Nur eins ist ganz sicher: Es war Theater!
MÜNCHHAUSEN (UA)
Musiktheater von Jan Masanetz
Libretto von Klaus Angermann
Für alle ab 9 Jahren
MUSIK ALISCHE LEITUNG Siegmund
NIERUNG
Mazza
Beverly Blankenship
KOSTÜME
MIT­A RBEIT
Elvira Freind
Weinmeister INSZEBÜHNE
Antonella
CHOREOGR APHISCHE
Grazyna Przybylska-Angermann
LICHT
Uwe Wegner DR AMATURGIE Swantje Köhnecke MUSIK­
THEA­T ERPÄDAGOGIK Jonas
MÜNCHHAUSEN
Chacewicz
Egloff
Byong Kweon Jun
MUTTER
DIENER
Michael
Marie-Sande Papenmeyer
AGEN­
TEN / FANTASIEGESTALTEN Eunhye Choi, Martin Busen,
Jeong-Min Nam
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
EINFÜHRUNG FÜR FAMILIEN
Samstag, 25. April 2015,
15 Uhr, Foyer Ballhof Eins
UR AUFFÜHRUNG
Fr, 8. Mai 2015, 18 Uhr, Ballhof Eins
WEITERE VORSTELLUNGEN
Mi, 13.05.15, 11 Uhr | Do,
14.05.15, 15 Uhr | Mi, 20.05.15, 18 Uhr | So, 24.05.15,
15 Uhr | Mi, 27.05.15, 11 Uhr | Do, 28.05.15, 11 Uhr | Do,
04.06.15, 11 Uhr | So, 07.06.15, 15 Uhr | Mo, 08.06.15,
11 Uhr | Mi, 24.06.15, 11 Uhr | So, 28.06.15, 15 Uhr
DER KOMPONIST: JAN MASANETZ
Jan Masanetz, 1979 in Leipzig geboren,
studierte Komposition bei Manfred Trojahn
und Wolfgang Rihm. Sein besonderes Inte­
resse gilt der Vokal- und Orchestermusik.
Münchhausen, Auftragswerk der Staats­
oper Hannover, ist sein erstes Werk für
Musiktheater.
Die Werke von Jan Masanetz wurden von
international renommierten Ensembles wie
dem Arditti Quartett, der Deutschen Radio
Philharmonie, der Staatskapelle Halle, der
Badischen Staatskapelle, dem Orchestre
Symphonique Région Centre-Tours, dem
MDR Rundfunkchor und der Internationalen Ensemble Modern Akademie aufgeführt. Seine Musik wurde auf zahlreichen
europäischen Festivals gespielt (Darmstädter Ferienkurse, Next-Generation-Programm der Donaueschinger Musiktage,
MDR Musiksommer, St. Magnus Fes­
tival,
Mouvement Saarbrücken, AlpenKlassik, Les
Traversées, Heidelberger Frühling, Händel­
festspiele Halle u. a.). Er ist mehrfacher
Preisträger internationaler Kompositionswettbewerbe und wurde durch Stipendien der Studienstiftung des Deutschen
Volkes, der Aribert Reimann-Stiftung und
der Wilfried Steinbrenner-Stiftung gefördert. Jan Masanetz lebt und arbeitet in
Leipzig.
14.15
JUNGE OPER
SCHLOSSBEWOHNER
ICH KNALL EUCH AB
Erste Premiere des neuen Club TANZ
Eine Produktion des Club XM
Eine Premiere: Seit dieser Spielzeit gibt es einen Club TANZ! Jeweils
donnerstags kommen die Nachwuchstänzerinnen – im Alter von
acht bis elf Jahren – im Kleinen Ballettsaal zusammen. Hier erfahren
sie, wie man aus Bewegungen Geschichten kreiert. Was aber
braucht man für eine Geschichte? »Eine Hauptrolle«, da waren sich
alle einig, ist die erste Grundvoraussetzung. Dieses Jahr gibt es
gleich zehn davon! Zehn Figuren aus den unterschiedlichsten Geschichten und Märchen kommen nach bestandenem Abenteuer in
einem Märchenschloss zusammen. Sie alle haben das gute Ende bereits hinter sich und leben nun »glücklich bis an das Ende ihrer
Tage.« Eine große Märchenschloss-WG sollte es werden. Aber was
passiert in einer WG, in der jeder die Hauptrolle zu spielen gewohnt
ist und demnach auch jeder das größte Zimmer für sich beansprucht?
Passt das noch mit dem Happy-End der alten Märchen zusammen?
Die Antworten hat der Club TANZ noch nicht gefunden – die Pre­
miere ist am 24. April. Bis dahin lassen die Tänzerinnen ihren
­Figuren noch Zeit, den drohenden Konflikt zu schlichten. Beim derzeitigen Stand der Proben hat die Gruppe allerdings eher Lust an der
Auseinandersetzung als an der friedlichen Lösung. So sehen wir, wie
Aschenputtel die Schuhe von sich wirft, wie die Schöne auf einmal
zum Biest wird und wie eine Taube nicht immer den Frieden bringt.
»Theater wird erst wirklich, wenn das Publikum innerlich mitspielt.« Das Zitat des Literatur- und Theaterkritikers Hermann Bahr
umschreibt genau das, was die Jugendlichen des Club XM erreichen
wollen: klare, starke Bilder entwickeln, um den Zuschauer an die
Geschichte zu fesseln. Bei der Stoffauswahl hat in dieser Spielzeit
ein erstaunliches Umdenken der Jugendlichen stattgefunden: metaphorische Märchen weichen ihren alltäglichen Problemen, vor allem
der drastischen Realität in der Schule. Die gemeinsame Auseinandersetzung mit aktuellen Schulthematiken, persönlichen Erfahrungen mit Mobbing und Ausgrenzung – auch im privaten Umfeld –
führten bei der Suche nach einem passenden Stoff schnell zu einer
klaren Entscheidung. Als Grundlage dient der Roman Ich knall euch
ab von Morton Rhue über ein fiktives Schulmassaker, der trotz seiner
Entstehung vor bereits 16 Jahren keinesfalls Abstand schafft, sondern eine noch intensivere Auseinandersetzung herausfordert.
»Es ist dumm, auf eine einzige Sache zu zeigen und zu sagen:
›Das kommt alles nur daher.‹ In Wirklichkeit entwickelt sich so
etwas nach und nach und macht einem lange Zeit zu schaffen,
bis man irgendwann durchdreht.« In der Schule, die der Roman
schildert, werden die Sportler besser als andere behandelt. Selbst
die Lehrer stehen hinter ihnen. Hier sehen sich Brendan und Gary
ständig den Angriffen der beliebten Sportler ausgesetzt. Oft werden
sie von den Footballspielern zusammengeschlagen oder auch beleidigt. Lehrer und Mitschüler schauen aus Angst vor dem Psychoterror
einfach weg und unternehmen nichts dagegen, sie unterstützen die
Diskriminierung sogar noch.
»Manchmal hatte man wirklich das Gefühl, denen gehöre die ganze Welt. Und irgendwie hatte man uns davon ausgeschlossen.«
Deshalb entwickeln Brendan und Gary Pläne, um sich an den Schülern und Lehrern zu rächen und es allen heimzuzahlen. Ich knall
euch ab ist von bedrückender Aktualität, fast noch realer als die
Realität, begleitet von starken Szenen mit einer Auswahl aktueller
Songs der Jugendlichen unter der Teamleitung von Z
­ uzana Masaryk,
Maxime Perrin und Annemarie Wybraniec.
PREMIERE Samstag,
16. Mai 2015, 17 Uhr, Probebühne 2
WEITERE VORSTELLUNGEN
MIT WIRKENDE
Kinder des Club TANZ im Alter von 8 bis 11 Jahren
LEITUNGSTEAM
PREMIERE
So, 17.05., 14.30 Uhr und Mo, 18.05., 18 Uhr
Treffpunkt Verwaltungseingang
Rowena Ansell, Jonas Egloff, Sophie Thuma
Freitag, 24. April 2015, 16.30 Uhr, großer Ballettsaal
Z WEITE VORSTELLUNG
Fr, 24.04.15, 18.30, großer Ballettsaal
Mit freundlicher Unterstützung
JUNGE OPER
TAMARA SCHMIDT
EINE TÜR ÖFFNEN
Bei der Jugendkonzertnacht open stage am 13. Juni 2015 treten zum sechsten Mal circa 350 junge
Musiker eine Nacht lang im Opernhaus auf. Das Niedersächsische Staatsorchester Hannover eröffnet nicht nur den Abend, einige Musiker begleiten im Vorfeld auch die Ensembles bei den Proben.
Ulrich Stamm, Michael Pattberg und Michael Kokott
vom Niedersächsischen Staatsorchester
Seit Jahren ist die Nachfrage nach Orchesterlotsen bei den teilnehmenden Ensembles sehr groß. Wie erklären Sie sich das?
Michael Pattberg (Klarinette): Als Ensembleleiter probt man die
Stücke seit vielen Wochen. Manchmal arbeitet man sich fest, übersieht das ein oder andere. Da kann ein Blick von außen helfen.
Michael Kokott (Posaune): Wir kennen die Jugendlichen vorher
nicht und können allen unvoreingenommen begegnen. Man hat
nicht die Brille des Ensembleleiters auf, der seine Pappenheimer seit
Jahren kennt. Einzelne Schüler, die in der Gruppe normalerweise
untergehen, kann man fördern. Ulrich Stamm (Tuba): Wir haben
als Jugendliche auch in Blasorchestern oder Posaunenchören angefangen. Nun spielen wir im Orchester und haben daher aus jahrelanger Ensemblepraxis nicht nur die Perspektive des Coaches, sondern auch des Musikers.
Einige Ensembles begleiten Sie über mehrere Jahre hinweg...
Kokott: Das macht mir besonders große Freude! Durch den persönlichen Kontakt zu den Gruppen erlebe ich die Entwicklung der
Jugendlichen mit. Manche von ihnen spielen später in Nachwuchsorchestern, andere haben inzwischen einen professionellen Weg
mit ihrem Instrument eingeschlagen.
Wie sieht die Tätigkeit eines Orchesterlotsen genau aus?
Stamm: Die ausgewählten Ensembles äußern Wünsche, welches
Instrument ihr Orchesterlotse spielen soll. Daraufhin teilen wir im
Orchester den Ensembles die Lotsen zu. Der Lotse besucht das Ensemble in zwei Proben in den acht Wochen vor open stage. Vor Ort
machen wir meist Registerproben, also ich in meinem Fall eine
Blechbläserprobe, so dass der Ensembleleiter parallel mit anderen
Gruppen proben kann. Kokott: Wir geben den Ensembles elementare Tipps, die sie anschließend übertragen können, wie Artikula­
tion, Intonation, Dynamik oder die Balance des Ensembles. Und
plötzlich bemerken sie einen Unterschied im Klang, erleben die Musik neu. So, als würde man eine Tür öffnen, damit sie einen anderen
Raum kennen lernen. Solche Erfolgserlebnisse begeistern beide
Seiten. Pattberg: Ich würde mir wünschen, dass wir Musiker auch
unabhängig von open stage Laien-Ensembles beraten, z. B. wenn
ein Blasorchester für sein Probenwochenende Unterstützung von
einem ausgewiesenen Fachmann eines Instrumentes braucht. Der
Bedarf wäre da.
Sie erleben die Jugendkonzertnacht in einer Doppelfunktion: als
Musiker auf der Bühne und als Lotsen, deren Ensembles nun ihr
Können zum Besten geben.
Kokott: Ich finde es gut, dass die Jugendlichen uns Lotsen bei der
Eröffnung von open stage als Musiker im Staatsorchester erleben.
Die Schüler fühlen sich mit uns verbunden, haben einen persönlichen Kontakt zu dieser großen, recht anonymen Gruppe, fühlen
sich willkommen und kommen gerne – das habe ich auch schon
erlebt – später als Besucher in die Oper. Pattberg: Manchmal ist
man auch erstaunt über die Entwicklung der Musiker und das Niveau, das sie zwischen dem letzten Probenbesuch und dem Auftritt
erreicht haben. Stamm: Als Lotse fühle ich mich beim Auftritt
»meinem« Ensemble verbunden und fiebere mit. Die Jugendlichen
geben einem dieses Gefühl zurück: Sie sind froh, dass man sie auf
ihrem Weg zum großen Auftritt begleitet hat, und sind am Ende
stolz, wenn sie im Opernhaus im professionellen Rahmen ihr Können zum Besten gegeben haben. Es ist ein sehr beglückender Abend
für alle.
16.17
JUNGE OPER
TAMARA SCHMIDT
STADTKLANGFORSCHER
»Hannover klingt immer und überall. Allein in
einer fahrenden S-Bahn hört man bestimmt
100 Klänge. Manchmal klingen sie sehr
scharf, manchmal wie leiser Wind. Aber im
Vergleich zum Stadtbus klingen sie weich«,
erklärt der Stadtklangforscher Leo, 9 Jahre.
»Sogar der Autoverkehr macht verschiedene
Musik. Man muss nur genau hinhören.«
Genau das machen die 19 Schülerinnen und
Schüler der Klasse 3c der Grundschule Löwenburg/Ilsede mit ihrer Klassenlehrerin
Melanie Schrader-Bunzel. Ausgestattet mit
Aufnahmegeräten, Stadtplänen und Klemmbrettern unterm Arm, entdecken sie von
März bis Juni 2015 auf einer akustischen
Forschungstour Hannovers eigenen Klang
und setzen diesen in Bezug zu ihrem Heimatort Ilsede. Unterstützung erhalten sie
vom Komponisten Stefan Wurz und der Konzertpädagogin Kathrina Hülsmann. In Kleingruppen erkunden sie die typischen Klänge
von Hannovers Kreuzungen und Kirchen,
von verschiedenen Bahnhöfen und Haltestellen, von Plätzen und Parks.
Melanie Schrader-Bunzel fasziniert besonders der Klang Hannovers im Vergleich zum
Schulort Ilsede: »Der Maschsee klingt ganz
anders als der See in Ilsede. Hannover klingt
allgemein sehr vielfältig: An unterschiedlichen Orten kann man ganz schnell von
einem Extrem ins andere kommen. Zum Beispiel haben wir am Aegidientorplatz fast nur
Autos gehört, ein paar hundert Meter weiter
hört man am Maschteich die Natur – mit Vögeln und Enten. Und dennoch ist die Stadt
mit ihrem Verkehr immer präsent, der jede
Situation klanglich untermalt.«
Noch befinden sich die Kinder auf einem
Forschungs-Zwischenstand. Aus den Ergebnissen wird am Ende ein Werk entstehen,
das im Rahmen des 3. Kinderkonzertes
»Stadtklang« am 31. Mai und am 1. Juni im
Opernhaus aufgeführt wird. »Das, was wir
Foto: Insa C. Hagemann
Schüler erkunden die Klangpalette Hannovers
als Forscher entdecken, wird das Niedersächsische Staatsorchester im Konzert auf
der großen Bühne spielen«, erzählt Raffael,
9 Jahre, stolz und verrät: »Unser HannoverStück wird sicher sehr bunt klingen – leise
und laut, schnell und langsam. Genau so,
wie wir die Stadt erlebt haben: Vom gemütlichen Jogger mit Musik im Ohr, die man leise mithören kann, bis zu lauten Motoren­
geräuschen, wenn an einer Ampel viele
Autos gleichzeitig losfahren.«
KONZERTPÄDAGOGIK
KOMPOSITION
PROJEKTLEITUNG
MITARBEIT
Kathrina Hülsmann
Stefan Wurz
Tamara Schmidt
Hannah Kawalek
Mit freundlicher
Unterstützung
KANTINENPLAUSCH
OLIVIA PAASCH
MAN MUSS SICH SEINE KLEINEN INSELN
IN DER STADT SUCHEN
Kantinenplausch mit Hanna Larissa Naujoks
»Lass uns doch raus in die Sonne gehen!« Mit diesen Worten beginnt
das Gespräch mit der Mezzosopranistin Hanna Larissa Naujoks. Entspannt und gelassen sitzen wir nun vor der Oper und lassen uns bei
sonnigstem Märzwetter und Straßenmusik im Hintergrund leckeren
Kuchen und Kaffee schmecken.
Das Kochen scheint für die gebürtige Schwarzwälderin eine ebenso
große Leidenschaft wie die Musik zu sein: »In beides muss man viel
Liebe und Kreativität reinstecken. Und wenn man das, was man tut,
mit Liebe tut und in dem Moment genießt, dann wird es eigentlich
immer gut.«
Auch in ihr einstiges Hobby, das Singen, investierte sie viel Liebe.
Und so wurde daraus ein fabelhafter Beruf. Dank einer Musiklehrerin an der Schule fand Hanna Larissa Naujoks den Zugang zur Klassik und hat bis heute nicht die Freude am Singen verloren. Obwohl
ihr guter Notendurchschnitt im Abitur sicher auch andere Berufe
ermöglicht hätte, fokussierte sich Hanna Larissa Naujoks auf die Musik. Sie begann ein Gesangsstudium in Nürnberg, das sie nach dem
Wechsel nach Hannover 2008 erfolgreich mit dem Diplom abschloss.
Nach weiteren zwei Jahren im Kölner Opernstudio und zwei Jahren,
in denen sie freischaffend tätig war, ist die junge Sängerin nun seit
2012 wieder in Hannover. Im Augenblick fiebert sie der Rolle der
Charlotte in Werther entgegen, Premiere ist am 23. Mai. Außerdem
ist sie im musikalischen Märchen Gold in der Jungen Oper im Ballhof
Zwei zu erleben, wo sie gleich mehrere Rollen übernimmt.
»Vor Vorstellungen ist es am besten, etwas Kohlehydratreiches zu
essen, um Kraft für den Abend zu haben!« Dass sie den ganzen Tag
über kaum Zeit zum Essen hatte, kam bisher erst einmal vor, als
zwei wichtige Debüts in Cavalleria rusticana und Così fan tutte, kurz
aufeinander folgten.
Ähnlich spontan wie sich ihre musikalische Gesangskarriere gestaltete, ist sie auch beim Kochen: Sie kocht gern frisch und häufig nach
Rezepten. Dabei experimentiert sie oft mit den Zutaten, so dass sie
immer wieder neue Vorlieben für sich entdeckt. Die Neigung zum
Kochen kommt nicht von ungefähr: In ihrer Familie wurde nämlich
schon immer gern gekocht. Den Kochstil ihrer Mutter hat sie allerdings von der »gutbürgerlichen« zur vegetarischen Küche hin erweitert. Schon im Alter von zehn Jahren wurde Hanna Larissa Naujoks
aus Tierliebe Vegetarierin. Und auch im veganen Bereich probiert
sie sich seit einiger Zeit aus.
Berufsbedingt gibt es immer mal wieder Phasen, die sehr stressig
sein können. Ruhigere Zeiten nutzt sie, um es sich mit einem guten
Buch im Café gemütlich zu machen, ihrem Hobby Yoga nachzugehen
oder die Natur zu genießen. So findet sie einen Ausgleich zum quirligen Stadtleben und dem sonst oft vollgepackten Alltag. Um in einer
Großstadt so richtig entspannen zu können, ist sie stets auf der
Suche nach den »kleinen Ruheinseln« und genießt zurzeit jeden
Sonnenstrahl, den sie mitnehmen kann. »Das ist das Schöne in diesem Beruf: Dass nicht jeder Tag gleich strukturiert ist und man sich
auch mal Zeit für sich selbst nehmen kann.«
Als Rezept für die seitenbühne hat Hanna Larissa Naujoks eine leckere vegetarische Tofubolognese mitgebracht. Fast eine Stunde
lang haben wir uns nun über das Essen unterhalten … »Auch generell geht es bei den Sängern, zum Beispiel in der Maske vor Vorstellungen, viel ums Essen!«, wie sie mit einem Lächeln verrät.
SPAGHETTI MIT TOFUBOLOGNESE
Zutaten für 2 Personen 250g Tofu, 1 Zwiebel, 2
Knoblauchzehen, 50 ml Olivenöl, 4 EL Tomatenmark,
150 ml trockener Rotwein, 250 g Spaghetti, Salz, 150 g
passierte Tomaten, 1–2 TL Agavendicksaft, 1 TL getrockneter Oregano, Pfeffer aus der Mühle, 1 Bund
Basilikum.
Zubereitung Tofu mit einer Gabel zerbröseln. Zwiebel und Knoblauch schälen und fein hacken. Olivenöl
in einer Pfanne erhitzen und Tofu unter Rühren ca. 5
Minuten anbraten. Zwiebel zugeben und 2 Minuten
braten, dann Knoblauch dazu und weitere 2 Minuten
braten. Tomatenmark zugeben und 2 Minuten unter
Rühren anschwitzen. Mit Rotwein ablöschen und 4 Mi­
nuten einkochen lassen. Spaghetti in Salzwasser al
dente kochen. Inzwischen passierte Tomaten, Agavendicksaft und Oregano der Soße zufügen, 3 Minuten köcheln lassen, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Basilikum grob hacken und unterrühren.
18.19
KONZERT
KLAUS ANGERMANN
DIE FARBEN DER ZEIT
Das Festival »Klangbrücken« umkreist den Planeten Olivier Messiaen
»Wir suchen eine schmeichelnde Musik, die dem Gehörsinn wollüs­
tig raffinierte Vergnügungen gibt.« So formulierte Olivier Messiaen
(1908–1992) sein musikalisches Credo, das er im Zusammenhang
mit der Gründung der Gruppe »La jeune France« ablegte, der Komponisten wie André Jolivet, Daniel Lesur und Yves Baudrier angehörten. Das Programm der Gruppe wandte sich gegen den nonchalanten Neoklassizismus der 1920er Jahre mit der »Groupe des Six«
um Jean Cocteau und setzte ihm das Ideal einer neuen Romantik
und Ernsthaftigkeit entgegen. Für den tief gläubigen Messiaen verband sich damit auch die transzendente Dimension der Musik, die
für ihn Symbol einer göttlichen Ordnung war. Auf der Basis seines
Katholizismus schrieb er jedoch eine Musik von durch und durch
diesseitigem Zauber, der ein völlig neuartiges Strukturdenken zu
Grunde liegt und die die Komponistengeneration nach dem Zweiten
Weltkrieg nachhaltig beeinflusst hat.
Unter dem Titel »Planet Messiaen« veranstaltet die Staatsoper Hannover in Kooperation mit der Hochschule für Musik, Theater und
Medien Hannover und dem Netzwerk Musik 21 Niedersachsen sowie mit weiteren Musikinstitutionen und Ensembles ein Festival,
das der Musik dieses faszinierenden Komponisten gewidmet ist. Der
Name des Festivals »Klangbrücken«, das zukünftig im jährlichen Turnus mit wechselnden Schwerpunkten stattfinden wird, bedeutet
dabei zweierlei: Zum einen bezieht er sich auf die Zusammenarbeit
der in Hannover tätigen Institutionen, die sich der zeitgenössischen
Musik widmen. Zum anderen ist damit aber auch ein Brückenschlag
gemeint, der das Musikschaffen unserer Zeit in Bezug setzt zur Tradition und so das Verständnis für eine zunächst vielleicht ungewohnt erscheinende Klangwelt fördert.
In der Musik Messiaens ist diese letztere Verbindung sehr sinnfällig.
Stehen seine kompositorischen Anfänge noch deutlich unter dem
Einfluss der Werke Claude Debussys, aber auch Richard Wagners, so
verschwindet diese Prägung in seiner weiteren Entwicklung zwar
nicht, erfährt aber gewissermaßen eine Radikalisierung. Die schon
bei seinen Vorbildern stattfindende Verselbstständigung der Harmonik, die sich aus funktionalen Kontexten löst, wird bei Messiaen
durch die Verwendung ungewöhnlicher Tonskalen jenseits des DurMoll-Systems noch weiter getrieben. Auch im rhythmischen Bereich
erschließt er sich neue Möglichkeiten durch die Einbeziehung indischer rhythmischer Muster, die sich dem metrischen Denken europäischer Musik nicht unterordnen lassen, oder durch symmetrische
Rhythmen, die vorwärts und rückwärts gespielt gleich sind und so
die Umkehrbarkeit und Verräumlichung zeitlicher Strukturen suggerieren. Und schließlich sind es Messiaens ornithologische Studien,
die sich in vielen seiner Werke niederschlagen. Auch dabei sind die
akribisch aufgezeichneten Vogelrufe aus aller Welt klangliche Mikrokosmen, die keinem übergeordneten Zeit- oder Formschema gehorchen, sondern als eigenständige Strukturen, als Klangobjekte
ihre eigene Zeit und ihren eigenen Raum erschaffen.
Die Autonomie des Klanglichen ist bei Messiaen überdies eng verbunden mit farblichen Vorstellungen – ein Phänomen, das man als
Synästhesie bezeichnet. Die Entstehung dieser Fähigkeit führt der
Komponist auf Kindheitserlebnisse zurück, in denen sich die
Farbenpracht von Kirchenfenstern mit dem religiösen Ritus und
vor allem mit den dabei erklingenden liturgischen Gesängen zu
einem magischen Gesamteindruck verband. Insofern unterscheiden
sich Messiaens komplexe Farb-Ton-Analogien von vielen anderen
KONZERT
syn­ästhetischen Systemen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich
bei aller metaphysischen Symbolik auch auf mathematisch-physikalische Gesetze berufen. In Messiaens Vorstellung hingegen verknüpfen sich Klänge höchst subjektiv nicht nur mit Farben, sondern
auch mit bewegten Farbmustern und räumlichen Formen.
In der Annahme einer ewigen Harmonie aller sinnlichen Erscheinungen, die sich in der Kunst manifestiert, war Messiaen ein Traditionalist, der sich auf die Musik und Philosophie des Mittelalters
ebenso bezog wie auf alte fernöstliche Kulturen. Andererseits hat
die Abkehr von linearer Zeit und die religiös motivierte Auffassung
von Zeit als eines Raumes, in dem Vergangenheit und Zukunft gleich
gegenwärtig sind, Messiaen zu musikalischen Gestaltungsprinzipien
geführt, die in dieser Konsequenz in der abendländischen Musik des
20. Jahrhunderts neuartig waren. An die Stelle des Fortschreitens
des musikalischen Diskurses tritt die Reihung und Schichtung der
klanglichen Zustände, die in ihrer Überlagerung aufeinander »abfärben«. Chronologie wird durch »Chronochromie« – so der mit »Zeitfärbung« zu übersetzende Titel eines seiner Orchesterwerke – ersetzt.
In solchem Denken erkannten viele jüngere Komponisten nach
1945 einen wichtigen Orientierungspunkt für das eigene Schaffen.
Zahlreiche Vertreter der Nachkriegsavantgarde, unter ihnen Pierre
Boulez, Karlheinz Stockhausen und Iannis Xenakis, gehörten zu
Messiaens Schülern und haben ausgehend von seinen Ideen die
Musik revolutioniert. Messiaen jedoch hielt sich von den nachfolgenden ästhetischen Grabenkämpfen stets fern und verfolgte unbeirrt seinen eigenen Weg, auf dem sich strengste Konstruktion mit
überbordender Sinnlichkeit verbindet. So blieb Messiaen der Planet,
dessen Gravitationsfeld bis in die jüngste Komponistengeneration
weiter wirkt.
Mit elf Konzerten und einem wissenschaftlichen Symposium lädt
das »Klangbrücken«-Festival zu einem Streifzug durch den musikalischen Kosmos von Olivier Messiaen ein. Die Zusammenarbeit
mehrerer Orchester und Ensembles und die Unterstützung durch
zahlreiche Förderer und Partner ermöglichte die Vielfalt eines um­
fang­
reichen Programms, das einige von Messiaens wichtigsten
Wer­ken präsentiert.
Das 6. Sinfoniekonzert ist ganz Messiaens letztem großen Orchesterwerk gewidmet, den Éclairs sur l’au-delà ..., den »Streiflichtern über
dem Jenseits«, in dem der 80-jährige Komponist noch einmal die
Farben seiner unverwechselbaren Klangpalette aufleuchten lässt.
Statt der üblichen Konzerteinführung gibt es hierbei zu Beginn des
Konzerts eine Einführung mit Orchester auf der Bühne, bei der der
ideelle Hintergrund des Werks erläutert wird und die wichtigsten
Kompositionsprinzipien mit klingenden Beispielen vorgestellt werden. Als Dirigent konnte einer der führenden Dirigenten für zeitgenössische Musik gewonnen werden, der Engländer Stefan Asbury,
der auch das Eröffnungskonzert im NDR mit dem 1963 entstandenen Werk Couleurs de la cité céleste dirigieren wird.
Messiaens ornithologische Stücke erklingen sowohl in der Markt­
kirche, wo das Ensemble musica assoluta u. a. die Oiseaux exotiques
zu Gehör bringt, als auch bei einer Veranstaltung der Hannoverschen Gesellschaft für Neue Musik im Sprengel Museum, die den
monumentalen Klavierzyklus Catalogue d’oiseaux umkreist. Und
natürlich darf auch Messiaens populärstes und berührendstes Werk
nicht fehlen, das Quartett für das Ende der Zeit, das vor dem Hintergrund der biblischen Apokalypse die Schrecken des Krieges reflektiert. Mitglieder des Niedersächsischen Staatsorchesters spielen
diese Komposition, die Messiaen 1941 in einem Kriegsgefangenenlager bei Görlitz schrieb und die dort auch vor einem gemischten
Zuhörerkreis aus Lagerinsassen und Wachpersonal uraufgeführt
wurde, in einem Kammerkonzert.
Daneben setzt das Programm Messiaens Schaffen auch in Bezug
zu Werken anderer Komponisten, wie in den beiden Konzerten der
Musikhochschule, in einem Nordstadt-Konzert mit japanischem
Schwer­­punkt, einem Konzert mit 14 Schlagzeugern im Opernhaus
oder in einer multimedialen Performance zum Thema Synästhesie
mit dem Ensemble Megaphon im Ballhof Zwei.
20.21
KONZERT
PLANET
MESSIAEN
DAS PROGRAMM
Sonntag, 3. Mai 2015, 20 Uhr
Freitag, 8. Mai 2015, 14 bis 18 Uhr | Eintritt frei
Opernhaus
Hochschule für Musik, Theater und Medien
SCHLAGZEUGKONZERT
Hannover | Hörsaal 202
Werke von Iannis Xenakis, Karlheinz
Stockhausen, Gérard Grisey und Edgard Varèse
SYMPOSIUM OLIVIER MESSIAEN UND
DIE »STUNDE NULL«
Die Schlagzeuger des Niedersächsischen
Veranstaltung der HMTMH
Staatsorchesters laden Kollegen ihrer Zunft
Freitag, 1. Mai 2015, 20 Uhr
aus ganz Deutschland ein zu einem Konzert
Samstag, 9. Mai 2015, 18 Uhr
Musik 21 im NDR, Großer Sendesaal
für 14 Schlagzeuger
Marktkirche Hannover
ERÖFFNUNGSKONZERT – MOBILE
MUSIK IV
Veranstaltung der Staatsoper Hannover
L’ARC-EN-CIEL
Werke von Olivier Messiaen (L’Ascension,
Werke von Olivier Messiaen (Couleurs de
Oiseaux exotiques), Perotinus u. a.
la cité céleste), Benjamin Britten, Aureliano
Dienstag, 5. Mai 2015, 19.30 Uhr
Claire Huangci (Klavier), Ulfert Smidt (Orgel)
Cattaneo und Markus Aydintan (UA)
Hochschule für Musik, Theater und Medien
KIKIMU – Kinder- und Jugendchor der
ChorWerk Ruhr, Ltg. Martina Baticˇ (Ljubljana)
Hannover | Richard Jakoby Saal
Marktkirche Hannover (Ltg. Lisa Laage-Smidt)
Mädchenchor Hannover, Ltg. Gudrun Schröfel
MESSIAEN UND DIE FOLGEN
musica assoluta
Perkussionsgruppen Hannoverscher
Werke von Olivier Messiaen, Jonathan Harvey,
DIRIGENT
SchülerInnen
Philippe Hurel, Iannis Xenakis, Gérard Grisey
Veranstaltung von musica assoluta
Bläser der NDR Radiophilharmonie
u. a. sowie Uraufführungen von Studierenden
und der Marktkirche Hannover
und Ensemble S
aus den Kompositionsklassen von Oliver
DIRIGENT
Stefan Asbury
Thorsten Encke
Schneller und José María Sánchez-Verdú
Veranstaltung des NDR in Kooperation
Mit dem Ensemble Garage und
Sonntag, 10. Mai 2015, 11 Uhr
mit Musik 21 Niedersachsen
Instrumentalstudierenden der HMTMH
VGH Versicherungen, Haus D, Warmbüchenkamp 8
Veranstaltung der HMTMH
KAMMERKONZERT
Olivier Messiaen: Quatuor pour la fin du temps
Maja Pawelke (Klarinette), Birte Päplow
Samstag, 2. Mai 2015, 19.30 Uhr
Ballhof Zwei
Mittwoch, 6. Mai 2015, 20 Uhr
(Violine), Reynard Rott (Violoncello), Nicolai
WORTE, FARBEN, GESTEN, ZAHLEN –
EIN SYNÄSTHETISCHES KONZERT
Christuskirche
Krügel (Klavier)
NORDSTADT-KONZERT
Veranstaltung der Staatsoper Hannover
Werke von Joachim Zoepf, Helmut Oehring,
Werke von Olivier Messiaen (Sept haïkaï),
Julia Mihály und André Bartetzki
Darius Milhaud und Toshio Hosokawa
Ensemble Megaphon und Gastkünstler
Kammerorchester Pro Artibus Hannover
Einführung um 19 Uhr von
DIRIGENT
Prof. Dr. Dr. Hinderk Meiners Emrich:
Veranstaltung der Nordstadt-Konzerte e.V.
Hans-Christian Euler
Synästhesie in der Kunst
Sonntag, 10. Mai 2015, 18 Uhr
Sprengel Museum Hannover
»… DAS WAHRE VERLORENE
ANTLITZ DER MUSIK …«
Der »Catalogue d’oiseaux« Messiaens
Veranstaltung des Vereins Blickpunkte e.V.
Donnerstag, 7. Mai 2015, 19.30 Uhr
und neue Blicke auf ihn (Klanginstallationen,
Hochschule für Musik, Theater und Medien
Auftragswerke und Textcollagen)
Hannover | Richard Jakoby Saal
Ashley Hribar (Klavier)
Veranstaltung der Hannoverschen Gesellschaft
Montag, 4. Mai 2015, 19.30 Uhr
DIE UNGREIFBAREN KLÄNGE
DES TRAUMES
Opernhaus
Werke von Olivier Messiaen (8 Préludes), Pierre
6. SINFONIEKONZERT
Boulez, Berthold Hummel und Toru Takemitsu
Olivier Messiaen: Éclairs sur l’au-delà ...
MIT Kit
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Bernd Goetzke, Annika Treutler (Klavier), Helen
im Rahmen von Musik 21 Niedersachsen
Sonntag, 3. Mai 2015, 17 Uhr
DIRIGENT
Stefan Asbury
Veranstaltung der Staatsoper Hannover
für Neue Musik
Armstrong, Séverine Jung Eun Kim,
Dabringhaus (Flöte), Zhongyi Cong (Oboe)
Veranstaltung der HMTMH
Karten bei den jeweiligen Veranstaltern
ORCHESTER
HELENA SCHEELE
REINGEHÖRT
mit Lukas Kay
»Ich habe noch keinen Jüngeren getroffen …«, entgegnet Lukas Kay charmant schmunzelnd auf die Frage, ob
er mit Jahrgang 1993 denn das jüngste Staatsorchestermitglied sei. Seit seinem siebten Lebensjahr spielt er
Trompete. Er habe andere Instrumente ausprobiert,
doch war es am Ende immer wieder das goldene Blech,
das ihn faszinierte. »Ich komme aus einer komplett
nicht-musikalischen Familie. Bei mir macht niemand
Musik, auch nicht im weiteren Umfeld, da bin ich der
Einzige«, sagt Lukas Kay und ging dennoch mit 14 Jahren ganz allein nach Dresden auf das renommierte sächsische Landesgymnasium für Musik Carl Maria von Weber, ein Jahr später kam die Familie nach. Zu dieser Zeit
verfestigte sich Lukas Kays Wunsch »Berufsmusiker« zu
werden. Er spricht darüber ganz abgeklärt und bescheiden, die vielen ersten Preise bei Bundeswettbewerben,
die großen Auftritte mit dem Jungen Sinfonieorchester
Dresden versucht er dezent zu verschweigen. Auch
beim Gespräch über seine Vorbilder bleibt das so: »Ich
wollte immer wie Sergei Nakariakow spielen können,
was ich bis heute leider nicht geschafft habe. Ich denke,
Nakariakow und Håkan Hardenberger waren so die beiden, die mich zu der Zeit am meisten beeinflusst haben.«
Hardenbergers CD »Berühmte Trompetenkonzerte« hörte
er rauf und runter.
Mittlerweile studiert Lukas Kay an der Hochschule für
Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main bei
Prof. Klaus Schuhwerk und ist seit der aktuellen Spielzeit 2014/15 Trompeter beim Niedersächsischen Staats­
orchester Hannover. Seit er den ganzen Tag schon beruflich mit klassischer Musik zu tun hat, hört er privat
gerne auch mal etwas anderes: »Ein Fünftel Klassik und
vier Fünftel alles andere«, beschreibt er sein Hörverhalten. »Alles andere« sind dabei gerne unbekanntere junge Künstler, denen der große Durchbruch noch bevor
steht, vielleicht ebenso wie ihm? Jaymes Young mit seinem melancholischen Pop bildet für Lukas Kay einen
entspannten Ausgleich nach oder zwischen der Arbeit.
Morgens Probe und abends eine Vorstellung, das ist für
den jungen Trompeter eine willkommene Herausforderung: »Ich persönlich habe das Gefühl , auch weil meine
Kollegen mich sehr freundlich aufgenommen haben,
dass mir dieser Schritt für mein Spielen sehr gut getan
hat, jeden Tag diesen gewissen Anreiz von außen zu
kriegen, dass man immer noch ein bisschen besser
spielen kann.« Vielleicht ja auch irgendwann so gut wie
Nakariakow? Bis dahin hören wir uns noch Lukas Kays
spezielle Frühlingsempfehlung an: Die CD »Hertel:
trumpet concertos« mit Star-Trompeter Wolfgang Bauer,
drei Trompetenkonzerte von Johann Wilhelm Hertel.
+ Håkan Hardenberger: Famous Classical Trumpet Concertos / Berühmte Trompetenkonzerte. Werke von Hummel, Hertel, Haydn und Richter. Philips (Universal Music)
1999.
+ Wolfgang Bauer: Hertel: trumpet concertos. MDG
2007.
+ Jaymes Young: Dark Star EP. Atlantic Records 2013.
22.23
GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES
JOHANNA PAULMANN-HEINKE
»WO, BITTE, GEHT’S NACH PANAMA?«
Anfang Februar machten sich 50 Mitglieder der GFO zusammen mit
Tiger, Bär und einer einzigartigen Ente auf die Suche nach Panama,
dem Land ihrer Träume. Sie ließen sich durch den einer alten Holz­
kiste mit der Aufschrift »Panama« entströmenden Bananenduft an­
locken und erlebten im Ballhof Zwei eine bezaubernde Bühnen­
orchesterprobe der Kinderoper des jungen Komponisten Stefan
Johannes Hanke.
Die Reise der beiden Protagonisten, einprägsam gespielt und ge­
sungen von Jeong-Min Nam (Tiger) und Byung Kweon Jun (Bär),
führt sie bekanntlich an vielen Stationen und Erlebnissen vorbei, bis
sie wieder ganz unverhofft zu Hause ankommen und feststellen,
dass dieses Haus am Fluss der schönste Platz auf der Welt ist. Auch
wenn es in der offiziellen Ankündigung dieser Kinderoper heißt »für
alle ab 5 Jahren« und unsere Altersstruktur doch etwas höher lag,
kam in keinem Moment dieser Bühnenprobe Langeweile auf. Die
Bühnenbilder der einzelnen »Reisestationen« waren mit liebevollen
Details ausgestattet, die Szenen sprühten vor Ideen und wurden mit
hohem Tempo von den Sängerinnen und Sängern gespielt. Mir
gefielen die phantasievollen Kostüme. So wurde ein ganz normaler
Hut durch einfache Umformung mal ein Topf, dann eine einfache
Kopfbedeckung, dann wieder ein Dreispitz oder ein prächtiger
Jägerhut. Aber auch das aufwendige und mit filigranen Federn ge­
schmückte Kostüm der Vogeldame konnte verzaubern, zumal eine
ihrer Arien stark an Mozarts Zauberflöte denken ließ.
Nachdem der junge Komponist Stefan Johannes Hanke bereits 2012
in Hannover mit seiner ersten Kinderoper Der Teufel mit den drei­
goldenen Haaren so erfolgreich gewesen ist, waren wir natürlich auf
seine Musik in dieser neuen Kinderoper besonders gespannt. Er
spannt dabei den kompositorischen Bogen von großem jazzigen
Schlagzeug und Klavier bis zu lieblichen Streicherklängen. Ein­
prägsame Arien unterstreichen die jeweiligen Charaktere der Fi­
guren. Zwischendurch darf wegen der wunderbaren musikalischen
Einfälle Hankes auch herzlich gelacht werden. Dem jungen Kompo­
nisten gelingt es, mit seiner musikalisch anspruchsvollen Komposi­
tion sowohl Kinder als auch Erwachsene in den Bann zu ziehen.
Vor Beginn der Bühnenprobe konnten die GFO-Mitglieder in einem
ausführlichen Gespräch mit ihm und dem Dramaturgen Christo­
pher Baumann einiges über die Herangehensweise an die schwie­
rige Aufgabe, eine Kinderoper zu schreiben, erfahren. Dabei betonte
Hanke, dass er an eine Kinderoper denselben musikalischen An­
spruch wie an eine Oper für Erwachsene stellt. Kinder sollten nicht
unterfordert werden. In der anschließenden Probe konnten wir uns
davon überzeugen, dass ihm mit seiner neuen Komposition eine
Kinderoper gelungen ist, über die sich sowohl Kinder als auch Er­
wachsene freuen können.
In einem anschließenden Gespräch mit dem Regisseur Tobias Ri­
bitzki und Christopher Baumann konnten dann noch wichtige Fra­
gen zur Inszenierung geklärt werden. Darunter auch, aus wie vielen
Alltagsresten denn die Tigerente zusammengefügt sei und wie die
Wäscheklammer so lange auf der Nase der Gans hat halten können.
Insgesamt war der Probenbesuch mit seinem Blick hinter die Kulis­
sen wieder eine Bereicherung und man wünschte sich, dass einem
selber damals als Kind ein solcher »Einstieg« in die große Welt der
Oper geboten worden wäre.
GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES
HEIDE VON DREISING
HEIDE VON DREISING
»DER PROZESS«: PROBENBESUCH »DER PROZESS«: TANZWORKSHOP
Man stelle sich vor, ein Mensch wird angeklagt, ohne zu wissen wa­
rum. Er will Aufklärung, scheitert kläglich und fühlt sich einer ano­
nymen Macht ausgeliefert, die ihn zerstört und ihn in letzter Konse­
quenz ermordet. Die Geschichte dieses Albtraums – nach dem
Romanfragment Der Proceß von F. Kafka – wird derzeit an unserem
Opernhaus von Mauro Bigonzetti choreographisch umgesetzt. 100
Mitglieder der GFO durften Anfang März eine der Proben besuchen.
Zu Beginn führte uns Ballettdramaturgin Brigitte Knöß in ihrem
kompetenten Vortrag in das Leben Kafkas und seinen Roman ein,
der autobiographische Züge trägt.
In der Umsetzung zeigt der Choreograph, wie wichtig es für ihn ist,
Atmosphäre durch starke, expressive Bilder zu schaffen. Das Büh­
nenbild ist nur in schwarz-weiß gehalten, die Kostüme orientieren
sich an Grisaillemalereien, und die Musik ist streng, sakral und ge­
tragen. Sie umspannt zeitlich den Bogen von der Renaissance
(Gesualdo, Monteverdi) und Barock (Merula und Buxtehude) über
Mussorgsky bis zu Henryk Górecki. Die Tänzer bewegen sich dazu
mit oft heftigen, abrupten Bewegungen und drücken die Macht der
»Meute« gegenüber Herrn K. aus (Gerichtsszene). In Kontrast dazu
steht der harmonische Pas de Deux von Josef K. mit der Pflegerin,
berührend zart und doch voll Leidenschaft. Am Ende der Probe ver­
harrte man noch innerlich erschüttert auf seinem Sitz. Nicht nur,
weil es einen starken Spannungsbogen gab, sondern weil die Aktua­
lität dieses Stoffes so verblüffend ist.
Am 8. März wurde den Mitgliedern der GFO der jährlich stattfin­
dende und beliebte Ballettworkshop angeboten, der diesmal Der
Prozess nach dem Roman von Franz Kafka zum Thema hatte. Cho­
reographieassistent Mathias Brühlmann vermittelte uns 18 Damen
in zweieinhalb Stunden einen tiefgehenden Einblick in dieses kom­
plexe Werk und dessen Umsetzung in ein Ballett durch den Choreo­
graphen Mauro Bigonzetti. Spannend hierbei ist, dass der Plan für
die Choreographie zunächst nur bruchstückhaft feststand, und
jedes Mitglied des Ballettensembles aufgefordert war, am Entste­
hungsprozess teilzuhaben. In diesem Sinne ist auch Mathias Brühl­
mann mit uns vorgegangen, der uns eigene Ideen einbringen ließ.
Für die Gerichtsszene stellten wir Tische und Stühle in U-Form auf
und einen einsamen Sitzplatz für den Angeklagten Herrn K. uns ge­
genüber. Im nächsten Schritt lernten wir einzelne Bewegungs­
muster der »offiziellen« Choreographie kennen, die wir dann im
Ablauf mit der unterlegten Musik tanzten. Danach zeigte er uns das
Probenvideo des Ballettensembles genau zu dieser Gerichtsszene.
Eine andere Szene – wie zwei Polizisten Herrn K. attackieren –
tanzten wir in Dreiergruppen. Dazu übten wir zuerst mehrere kurze
und auch bedrohlich wirkende Bewegungen ein, deren Reihenfolge
wir dann zur Musik nach eigener Vorstellung zusammenstellten
und beliebig wiederholten.
Wir danken Mathias Brühlmann für einen intensiven und vielseitig
anregenden Blick in die Ballettwerkstatt.
WERDEN AUCH SIE EIN FREUND DES OPERNHAUSES – JEDER IST HERZLICH WILLKOMMEN!
Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V. | VORSTANDS­VOR­SITZENDER Christoph Trestler | POSTANSCHRIFT DER GFO-GESCHÄFTSSTELLE
Geschäftsstelle der GFO, c/o Nord/LB, Zuleitung 5371, Friedrichswall 10, 30159 Hannover | BANKVERBINDUNG NORD/LB, BLZ 25050000, Konto-Nr.
101424737 | Die jährlichen Beiträge für eine Mitgliedschaft betragen für eine Einzelperson 50€, für jedes weitere Familienmitglied 25€, für Schüler und Studenten 10€, für Firmen 200€. Fragen zur Mitgliedschaft und zu den Veranstaltungen richten Sie bitte an unsere Ansprechpartnerin
Friederike Schlömer ([email protected]) oder an die Geschäftsstelle der GFO. Weitere Informationen unter www.gfo-hannover.de
24
FUNDUS
HANNOPERANER
UNTERWEGS
Innerhalb Deutschlands, aber auch im Ausland sind
Sängerinnen und Sänger des Opernensembles unterwegs. Als König in Aida gastiert Per Bach Nissen im
April und Mai an der Oper Malmö. Zwei Mezzosopranis­
tinnen können Sie auf dem Konzertpodium der NDR
Radiophilharmonie erleben: Ende April wirkt Mareike
Morr im Großen Konzert mit jüdischer geistlicher Musik
unter der Leitung von Elli Jaffe mit, während Khatuna
Mikaberidze einen Monat später die Czipra in Johann
Strauß’ Operette Der Zigeunerbaron unter der Leitung
von Lawrence Foster singt. Erneut als Sarastro steht
Daniel Eggert in der Zauberflöte auf der Bühne des
Theater für Niedersachsen. In der Inszenierung des Landestheaters Detmold übernimmt Roland Wagenführer
in Anatevka die Rolle des Tevje. Gastengagements in
Der Ring des Nibelungen führen Robert Künzli (Siegmund in Die Walküre), Ivan Turšic´ (Mime in Das Rheingold) und Stefan Adam (Alberich in Das Rheingold) an
das Anhaltische Theater Dessau. Noch süd-westlicher
liegt der Auftrittsort von Josefine Weber. Die Sopranis­
tin wird am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken in Wagners Der fliegende Holländer als Senta
gastieren. Shavleg Armasi hingegen zieht es nach
Österreich: Ab Mai steht er in der Neuinszenierung von
Charles Gounods Faust als Mephistophélès auf der
Bühne des Tiroler Landestheater Innsbruck.
OPERNRÄTSEL
Was passiert, wenn die Lächerlichen die Regie an sich
reißen, kann man in dem gesuchten Stück miterleben.
Schadenfreude wird zum Verhängnis, durch das sogar
Menschen dehydriert sterben müssen. Basierend auf
einem Märchenspiel aus dem 18. Jahrhundert, ist es die
berühmteste Oper des Komponisten, sie steht ganz in
der Tradition von Opera buffa und Commedia dell’arte.
Zauberer und Hexen tummeln sich in diesem Werk und
machen von ihren magischen Fähigkeiten reichlich Gebrauch. Auch Prinzen, Prinzessinnen und Könige gehören zum Märchenpersonal.
Die Musik ist bewusst einfach gehalten, aber insbesondere die farbenreiche und differenzierte Instrumentation
ist bemerkenswert. Auch Witz und Ironie finden sich in
der Musik wieder. Bekanntheit erlangte vor allen Dingen
ein parodistisches Stück mit martialischer Anmutung.
Skurriler und charmanter Humor kulminieren am Ende
im fröhlichen Happy End.
Die Premiere hatte, auch aufgrund der damaligen politischen Unruhen und Gegebenheiten in der Heimat des
Komponisten, einen sehr internationalen Charakter: Das
Werk wurde übrigens in Chicago uraufgeführt. Gesucht
werden Name des Komponisten und der Oper.
Ihre Antwort schicken Sie bitte bis zum 11. Mai 2015 an:
Staatsoper Hannover, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Opernplatz 1, 30159 Hannover, oder per Mail an [email protected]. Unter allen richtigen
Einsendungen verlosen wir 3 x 2 Karten für Werther am
30. Mai 2015, 19.30 Uhr.
In der seitenbühne 02.03 2014/15 suchten wir die Oper
Adriana Lecouvreur von Francesco Cilea.
IMPRESSUM
HERAUSGEBER Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover
Dr. Michael Klügl REDAKTION Dr. Olaf Roth TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KON­
ZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTALTERISCHE UMSETZUNG María José Aquilanti DRUCK Steppat Druck FOTOS Heide von Dreising
(22/23), Insa Hagemann (16), Thomas M. Jauk (4/5), Marek Kruszewski (2/3), Jörg Mannes (11, l.) Gert Weigelt (Titel, 11, r./12), Friederike
Schlömer (22/23) und privat ILLUSTRATIONEN Elvira Freind (12/13) TITEL Steffi Waschina und Deniz Piza in Der Prozess
INTENDANT
ORCHESTER
seitenbühne . April / Mai 2015