Nr. 9, November 2014 - Schweizerische Vereinigung für Schifffahrt

aktuell
SVS
Schweizerische Vereinigung
für Schifffahrt und Hafenwirtschaft
Nr. 9: November 2014
Schweizerische Rheinhäfen nach drei Quartalen 2014:
Starker Containerumschlag –
nur wenig Erholung beim
Mineralöl
Der Containerumschlag wächst weiter an. Mit gut 80‘000 TEU wurden gegenüber dem Vorjahr nochmals 1,1 % mehr Container umgeschlagen. Deutliche Steigerungen verbuchen auch die Bereiche
„Steine, Erden, Baustoffe“ und „Landwirtschaftliche Erzeugnisse“.
Mit einem Gesamt-Umschlag von 4,4 Mio. t nach drei Quartalen
muss ein Minus um knapp 9% konstatiert werden. Hauptsächlich
verantwortlich dafür ist der Bereich „Mineralölerzeugnisse“, der
die anteilsmässig stärkste Gütergruppe darstellt.
Der Umschlag in den Häfen summiert sich nach drei Quartalen
auf 4,42 Mio. t, was gegenüber
den 4,84 Mio. t aus der entsprechenden Vorjahreszeit einem Minus
von 10,9% entspricht. 3,61 Mio. t
(-10,1%) wurden in den Basler Häfen sowie Birsfelden und Auhafen
Muttenz gelöscht, 812‘000 t (-2,1%)
auf Schiffe geladen.
Für die gesamthaft rückläufige Entwicklung ist fast ausschliesslich
der Bereich Mineralölprodukte –
das mengenmässig wichtigste Umschlagsgut in den Schweizerischen
Rheinhäfen – verantwortlich (s. unten). Klammert man diesen Bereich
aus, so ergibt sich nämlich ein Umschlagsplus gegenüber der Vorjahresperiode um knapp 10%.
Containerverkehr boomt
79’682 TEU beträgt der Containerumschlag nach drei Quartalen; gegenüber der entsprechenden – und
bereits sehr starken – Vorjahreszeit
stellt dies eine Steigerung um nochmals 1,1% dar. Speziell gut präsentierte sich der Monat Juli mit über
Inhalt
Schweizerische Rheinhäfen
nach drei Quartalen 2014:
Starker Containerumschlag
– nur wenig Erholung beim
Mineralöl 1
„Merlin“ endlich geborgen3
SVS-Generalversammlung
20153
ZKR-Anleitung zu Inland
AIS und ECDIS
4
Neue Führungsorganisation
bei der Grisard-Gruppe
4
Basler Buch als Präsent und
Spende für die Ausstellung
Verkehrsdrehscheibe5
Ganz persönlich: Die unsägliche Kultur des Streikes 5
Viking Cruises: Hohes Wachstum als Herausforderung
6
Deutsches MindestlohnGesetz: Auch Schweizer
Schifffahrtsbranche betroffen 8
13. GV Ausbildungsverbund9
LNG in der Rheinschifffahrt:
SRH schaffen Rahmenbedingungen10
Leichter Umschlagszuwachs
in Rotterdam
11
10’000 TEU; im September wurde
diese „magische“ Marke nur knapp
verfehlt. Insgesamt waren die Containerterminals in den Häfen Basel
und Birsfelden sehr gut ausgelastet
und gerieten in Spitzenzeiten sogar
an ihre Kapazitätsgrenzen.
Nimmt man noch den bahnseitigen
Containerumschlag von knapp
14‘000 TEU dazu, so resultiert ein
Plus gegenüber dem Vorjahresresultat von 6,0%.
Starkes Export-Wachstum
Nicht jeder Container kommt von so weit her oder hat ein derart entferntes Ziel. Aber der
Containerumschlag steigt und steigt - und beschert den Schweizer Rheinhäfen wohl auch im
2014 einen neuen Höchstwert. (Das Foto entstand bei der Feier zum Freihandelsabkommen
Schweiz-China diesen Sommer im Hafenbecken 1.)
Als besonders erfreulich wird das
Wachstum im Exportverkehr angesehen. Insgesamt wurden 25‘153
TEU in beladenen Container ab
den Schweizerischen Rheinhäfen
verschifft, was gegenüber der Vorjahresperiode einem Plus um 11%
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SVS aktuell
ISSN: 1662-7520
Herausgeberin:
Schweizerische Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft, 4019 Basel.
Verantwortlicher Redaktor:
André Auderset, +41 61 631 27 27, [email protected]
Inserate und Administration:
Sylvie Pelloux, +41 61 631 29 19, [email protected]
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Simon Oberbeck, Sylvie Pelloux, Urs Vogelbacher
Druck: Gremper AG Druckerei, Basel/Pratteln
Auflage: 10 x jährlich, 1‘300 Exempl.
-2-
03.07.14 08:04
SVS
gleichkommt. Im Importverkehr
(volle Container) waren es von Januar bis September 2014 total 27‘814
TEU, was einer Steigerung gegenüber der gleichen Zeitspanne 2014
um 5% entspricht.
bedeutendste Umschlags-Sparte in
den Schweizerischen Rheinhäfen
darstellt, wurden knapp 1,5 Mio. t
importiert und 175‘000 t exportiert.
Die Importe nahmen damit um 28%
ab, die Exporte um 32%.
Weniger Leercontainer
Aufholen fast unmöglich
Ein noch besseres Ergebnis verhinderte die Sparte „Leercontainer“.
9‘414 TEU wurden in der Berichtszeit an leeren Behältern ab den
Häfen spediert, eine Verminderung
um nicht weniger als 27%. Diese
Entwicklung ist von den Akteuren
der Binnenschifffahrt nicht zu beeinflussen; die Seereedereien rufen
die Behälter je nach ihrem Bedarf
zurück. Die Menge der einkommenden Leercontainer stieg bei
17‘301 TEU um 3,3%.
Für das vierte Quartal geht die
Branche davon aus, dass die Vorjahreszahlen abermals leicht übertroffen werden und ein Gesamtergebnis deutlich jenseits der Marke
von 100‘000 TEU erreicht wird.
Das dritte Quartal brachte eine
leichte Verminderung der Abwärtsbewegung; nach sechs Monaten
hatte noch ein Rückstand gegenüber der Vorjahresperiode um über
30% resultiert. Es dürfte aber kaum
gelingen, den Rückstand gegenüber dem Vorjahr im vierten Quartal
auch nur annähernd aufzuholen.
Dies schon nur aus dem Grund,
dass das letzte Quartal 2013 starke
Umschlagszahlen aufgewiesen hatte; dies deshalb, weil viele Konsumenten aufgrund der ab 2014 anfallenden höheren CO2-Steuer auf
Heizöl noch in den letzten Monaten
ihre Tanks gefüllt hatten.
28% weniger Mineralöl
Neben der erwähnten Steuererhöhung ist der Grund für die ungünstigen Zahlen auch im milden Winter 2013/2014 zu suchen. Beide
Im Bereich „Erdöl, Mineralölerzeugnisse“, der mit Abstand die
Hoffen auf kälteres Wetter
SVS-Generaiversammlung
2015
Die
Generalversammlung
der
Schweizerischen Vereinigung für
Schifffahrt und Hafenwirtschaft findet voraussichtlich statt am:
Mittwoch 25. März 2015, 17.00 Uhr
Veranstaltungsort wird wiederum
ein Schiff der Scylla AG ein. Der
Standort ist noch nicht bestimmt.
Bitte das Datum vormerken.
Entwicklungen bekamen auch die
beiden inländischen Raffinerien
zu spüren, was sich wiederum auf
die Menge der über die Häfen ausgeführten Mineralölprodukte niederschlug. Dabei handelt es sich
nämlich zum überwiegenden Teil
um Schweröl, welches bei den Raffinerien anfällt, im Inland nicht verwendet und deshalb mit Schiffen
exportiert wird.
Anstieg bei landwirtschaftlichen
Erzeugnissen
Bei den landwirtschaftlichen Erzeugnissen gab es im 3. Quartal
eine Steigerung gegenüber der Vorjahresperiode um 26% resp. 13‘370
t. Massgebend für diese Verbesserung sind vor allem die Monate Au-
„Merlin“ endlich geborgen
Lange hatte sich das Baggerschiff „Merlin“ allen Anstrengungen entzogen, am 12. Bergungstag war es dann aber soweit: Am
23. Oktober wurde die Merlin vollständig vom Wasser und Öl im Rumpf befreit und konnte so in die Schwimmlage gebracht
werden. Am Nachmittag wurde die “Merlin“ ins Hafenbecken 1 transportiert. Das Kiesschiff war am 4. August gekentert und
lag seither kieloben beim Dreiländereck. Die Bergung gestaltete sich erst wegen des Wasserstandes als nicht möglich. Danach
hätte das Schiff angehoben und gedreht werden sollen. Dies gestaltete sich aber schwieriger als erwartet. Die „Merlin“ wurde
zwar um 30 cm angehoben, konnte aber aufgrund des niedrigen Auftriebs trotz maximaler Tragkraft nicht gedreht werden.
Schlussendlich gelang es aber doch Der Schiffseigner Schweizer Wasserbau AG beauftragte Enrico Haltiner von der Firma ASN
INTERNATIONAL GmbH mit der Einsatzleitung der Arbeiten. Die Merlin liegt nun im Hafenbecken 1 vertäut (Bild links) und wird
von der Staatsanwaltschaft untersucht.
Foto: Urs Vogelbacher.
-3-
SVS
gust und September, welche zum
Vorjahr deutlich besser abgeschlossen haben.
Nahrungs- und Futtermittel
verhalten
Dieser positive Trend blieb bei den
Nahrungs- und Futtermitteln aus.
Wie bereits nach sechs Monaten
berichtet werden musste, fiel bei
der diesjährigen Ernte aufgrund des
feuchten Wetters wenig Mahlgetreide, jedoch sehr viel Futtergetreide
an, welches verarbeitet werden
musste. Nebst den Lagerengpässen
führte dies ebenfalls zu rückläufigen
Importen; dies belegen auch die aktuellen Zahlen. Im Vergleich zum
Vorjahr wurden im 3. Quartal 11%
weniger importiert, was einen Rückgang von 16‘445 t bedeutet.
Allgemein liegt der Umschlag dank
dem Vorsprung im 1. Quartal und
einem guten 3. Quartal bei den
landwirtschaftlichen Erzeugnissen
insgesamt noch rund 27% über der
Vorjahresperiode, was einem Plus
von 17‘340 t entspricht.
Aufgrund des diesjährigen Ernteergebnisses wird für das 4. Quartal
mit vermehrten Importen von Mahlgetreide gerechnet. Auch ist davon
auszugehen, dass die Mengen bei
den Nahrungs- und Futtermitteln
wieder anziehen werden. Die nach
wie vor schleppende Abnahme von
Siloware und die bevorstehenden
erhöhten Importe werden dafür sorgen, dass die aktuell angespannte
Lagersituation noch mindestens bis
Ende Jahr anhalten wird.
Feste Brennstoffe deutlich zurück
Die Einfuhr von festen Brennstoffen
liegt mit 23‘156 t in den ersten
neun Monaten um über 60% unter
den Mengen des Vorjahres (59‘745
t). Es muss damit gerechnet werden,
dass die Mengen bis Ende 2014
den schon tiefen Vorjahresstand bei
weitem nicht erreichen werden. Der
Grund für die tiefen Importe ist darin zu suchen, dass die Versorgung
eines schweizerischen Zementwerks mit Braunkohle über den
Schienenweg ab Nordostdeutschland anstelle von Steinkohle aus
Übersee via den Rhein erfolgt. Dazu
sind bei grösseren industriellen Bezügern Revisionsarbeiten an den Zementöfen ausgeführt worden.
Baustoffe +33%
In den ersten neun Monaten stiegen die in den schweizerischen
ZKR-Anleitung zu Inland
AIS und ECDIS
Gemäss Beschluss der ZKR besteht für Schiffe auf dem Rhein ab
dem 1. Dezember 2014 eine Ausrüstungsverpflichtung mit Inland
AIS und Inland ECDIS oder einem
vergleichbaren Kartenanzeigegerät.
Ein ausführlicher Bericht ist in der
Oktober-Ausgabe des «SVS aktuell»
erschienen. Die ZKR hat nun eine
Anleitung veröffentlicht, um das
Vorgehen zu erläutern. Zielgruppe
dieses Dokument sind die Schiffsführer aller Schiffe, die auf dem
Rhein unterhalb der mittlere Rheinbrücke fahren. Das Dokument kann
ab sofort unter http://www.ccr-zkr.
org/13020700-fr.html downgeloadet werden. Es wird in den Sprachen
Deutsch, Französisch und Niederländisch vorhanden. Eine englische
Ausgabe folgt Anfang 2015.
Rheinhäfen eingetroffenen Mengen
im Bereich „Baustoffe, Eisen und
Stahl“ um fast 33% auf 752‘000
t an. Diese Steigerung dürfte sich
nicht zuletzt mit der enormen (Tief-)
Bautätigkeit in der Region erklären.
Die Menge der in Containern verladenen chemischen Produkte nahm
erneut deutlich zu, nämlich um 14%
auf gut 120‘000 t. Rückläufig ist
hier der Import via Schiff mit immerhin noch gut 180‘000 t (-10%).
Neue Führungsorganisation bei der
Grisard-Gruppe
Die Grisard-Gruppe passt ihre Führungsorganisation an und verstärkt sich personell. Der Inhaber Adrian Grisard (Foto rechts,
als Redner an einem Hafenmähli) zieht sich operativ zurück und wirkt zukünftig als Mitglied des Verwaltungsrates der Gruppe.
Das Gremium eines Verwaltungsrates wird neu geschaffen, ebenso die Stelle eines CEO der Grisard und eine Gruppenleitung.
Präsident des Verwaltungsrates ist neu Christoph Lindenmeyer (Foto links). Neben seiner Haupttätigkeit bei der Familienunternehmung Schindler präsidiert er weitere Schweizer Industriegruppen. CEO der Grisard-Gruppe ist nun Bernhard Lanzendörfer
(Foto mitte). Dieser hat langjährige Erfahrungen als Geschäftsführer, unter anderem als Leiter von Auslandgesellschaften der
Sika. Zuletzt leitete er sechs Jahre lang die Schweizer Organisation der ZZ Wancor (ehemlas Zürcher Ziegeleien). Lanzendörfer
wird von der Gruppeleitung unterstützt, die aus den Leitern der Geschäftsbereiche besteht: Hans Peter Rieder (CFO), Reto Meili
(Bereich Avia) und Marc Del Balcon (Bereich Bauprodukte).
-4-
SVS
Ganz persönlich:
Die unsägliche Kultur des Streikes
von Daniel Thiriet,
Geschäftsführer
seachefs
Es mag sein, dass ein Streik früher
ein gutes und unausweichliches
Mittel der Unterdrückten im Kampf
gegen die kommunikationsfernen
und überheblichen Arbeitgeber gewesen ist. Heute sind die Zeiten anders. Heute werden die Arbeitenden
nicht mehr geschlagen, sie werden
nicht mehr wie Tiere gehalten oder
60-Stunden-Wochen ausgebeutet.
Sie verdienen alle Geld, die einen
mehr, die andern weniger, je nach
Industrie. Und wenn es zu wenig
ist, setzt man sich an den Tisch und
spricht darüber. Und wenn das nicht
fruchtet – ja dann spricht man nochmals drüber oder sucht andere Lösungen. Aber Streik? Heute ist eine
Streikmassnahme in meinen Augen
eine erpresserische Aktion von verhandlungsunfähigen Partnern, die
es mit normalen Verhandlungen
nicht mehr schaffen, die selbstauferlegten Aufgaben im Namen der
Arbeiterschaft zu erledigen. Die
streiktreibenden
Gewerkschaftsabteilungen schrecken nicht davor
zurück, die Arbeitskämpfe auf dem
Rücken Dritter auszutragen. Und
wollen partout nicht einsehen und
verstehen, dass die geschundenen
und geschädigten Konsumenten
stinkwütend sind. Aber nicht auf
die Arbeitgeber, sondern auf die
Gewerkschaften oder auf die Arbeitnehmer, die ihre Arbeit niederlegen
müssen. Weil durch einen Streik
Dramen und Schäden entstehen,
für die niemand grade zu stehen
braucht. Auch nicht eine Gewerkschaft. Wenn ich als Vater meinem
Sohn versprechen würde, dass wir
am Wochenende z.B. nach Freiburg zum Bundesliga-Spiel fahren,
und ich dem Jungen dann sagen
müsste: „Geht nicht, weil die Lokführer heute nicht arbeiten wollen“,
dann wäre ich wirklich wütend. Und
wenn mein Sohn deswegen weinen
würde, dann wäre meine Wut grenzenlos. Auf den Lokführer, der es
wagt, seinen bezahlten Job nicht zu
machen. Es muss ein Kind darunter
leiden, dass sich der Herr Gewerkschaftsboss und der Herr Arbeitgeber nicht wie zwei erwachsene Geschäftsleute an einen Tisch setzen
können. Oder mein Vater. Er ist 93.
Ich stelle mir vor, ich sei in Hamburg
und man rufe mich an, ich solle
rasch möglichst nach Hause kommen, meinem Vater gehe es nicht
besonders. Ich komme auf den Flughafen und verpasse alle Flüge in die
Schweiz, weil die Security-Mitarbeiter streiken. Gottseidank ist das
nicht passiert! Und was haben Herr
und Frau Smith aus den USA für Gedanken, wenn die Schleusenwärter
auf dem Main streiken, und zwar
wochenlang, und die teuer bezahlte
und ersparte Kreuzfahrt abgesagt
oder verkürzt werden muss? Glauben denn die Damen und Herren
in den Rotjacken wirklich, dass sich
jemand aufgrund dieser Vorkommnisse mit den Luxusproblemen der
Gewerkschaften beschäftigt? Nein,
die werden sauer und fluchen über
die Schleusenwärter und machen
diese zu den Sündenböcken. Kürzlich auf dem Airport Hamburg: Es
streiken die Piloten einer innerdeutschen Airline. Ein Manager,
gebucht nach Nürnberg, reibt sich
die Augen: Er verpasst die längst
versprochenen
Geburtstagsfeier
seiner Tochter. Tiefe Enttäuschung.
Tiefe Wut. Auch hier: Die schwarzen
Schafe sind die Streikenden. Die
wirklich Schuldigen aber sitzen mit
der Trillerpfeife im Sack im warmen
Büro von Ver.di oder sonst wem und
sind stolz auf dieses unfaire Zeichen
der Verhandlungsschwäche. Wenn
Gewerkschafter und Arbeitgeber im
Clinch sind, dann sollen sie sich auf
dem freien Feld duellieren, sich in
Verhandlungssälen die Köpfe einschlagen oder ganz einfach – wie in
der vernünftigen Industrie – in „Geben und Nehmen“ üben. Aber sie
sollen nicht Angestellte wie Lokführer, Vorfeldarbeiter, Buschauffeure
Basler Buch als Präsent und
Spende für die Ausstellung
Verkehrsdrehscheibe
Eine Sammlung von amüsant-romantischen Geschichten rund um
die zwischenmenschlichen Beziehungen an der Basler Fasnacht
hat der SVS-Geschäftsführer André Auderset verfasst. Trotz des
baseldeutschen Titels „Vo dr Liebi
an dr Fasnacht“ ist das Buch in
Schriftsprache verfasst und damit
auch Nichtschweizern problemlos
zugänglich. Illustriert ist das Werk
von Pascal Kottmann, der schon
mehrfach die Fasnachts-Plakette
kreierte. Mit dem Kauf des Buchs
hat man zum ersten ein typisch Baslerisches Mitbringsel oder auch ein
passendes Weihnachtsgeschenk.
Gleichzeitig tut man damit etwas
Gutes und unterstützt die Ausstellung „Verkehrsdrehscheibe“ im
Kleinhüninger Rheinhafen. Auderset ist gleichzeitig Präsident des Trägervereins der Ausstellung. Pro auf
diesem Weg verkauftes Exemplar,
Preis: CHF 24.-, gehen CHF 5.- in die
Kasse der „Verkehrsdrehscheibe“.
Der Erlös wird mithelfen, die Ausstellung weiter zu modernisieren. Das
Buch ist in der Ausstellung selbst
erhältlich, kann aber auch bei der
SVS-Geschäftsstelle oder via Mail
[email protected] bezogen werden.
IL-Verlag, November 2014
Hardcover, 100 Seiten
ISBN: 978-3-906240-16-9
oder Security-Mitarbeiter als Kanonenfutter missbrauchen und Kunden, Kinder, Väter oder Touristen,
die mit dem ganzen Mist nix, aber
auch gar nix am Hut haben, ärgern
und verletzen. Das ist daneben und
verdient eine knallrote Karte.
-5-
SVS
Viking Cruises:
Hohes Wachstum als
Herausforderung
Ein enormes Wachstum hat Viking Cruises hingelegt: In drei Jahren hat sich die Flotte auf 40 Kabinenschiffe rund verdoppelt.
2015 sollen weitere zwölf Einheiten dazukommen. Das Wachstum
bringt aber auch Probleme. So wird es immer schwieriger, genügend nautisches Personal zu rekrutieren, und in kleineren Städten
stösst man an logistische Grenzen, wenn auf einen Schlag 800
Passagiere an Land kommen.
Zufriedene Gesichter sind zu sehen,
wenn man die beiden nautischen
Direktoren der in Basel beheimateten Viking Cruises, Jos Seinen und
Willem Tjerkstra, interviewt. Seit
2012 kennt der Unternehmensverlauf anscheinend nur eine Richtung:
nach oben. Erst kamen sechs neue
Schiffe hinzu, 2013 und 2014 zehn
und zwölf weitere. Besteht da nicht
die Gefahr, in eine Blase zu geraten,
die plötzlich platzt?
Tjerkstra: Tatsächlich habe ich mich
2013 auch mal gefragt, ob es mit
einem derart rasanten Wachstum
gutgehen kann. Aber es ging gut
und es geht immer noch gut. Die
Schiffe sind für 2015 schon sehr
gut gebucht und für 2016 verkaufen
wir bereits.“
Was macht denn Viking speziell –
oder speziell anders? Der hauptsächlichste Unterschied sei, dass
alles aus einer Hand kommt.
Tjerkstra: Die Schiffe gehören uns,
wir chartern nicht und wir vergeben
weder nautische noch Hotel-Leis-
tungen extern. So müssen wir nicht
die Philosophien mehrerer Firmen
aufeinander abstimmen.
Dazu ist es neben Service und Qualität nicht zuletzt das „Hilton Prinzip“,
dass den Unterschied ausmacht.
Seinen: Egal auf welchem Schiff
sich ein Stammkunde befindet, er
wird sich sofort wieder zurechtfinden. Sozusagen jeder Lichtschalter
ist an derselben Stelle.
Logistische Herausforderungen
wachsen mit
Ganz ohne war es dann aber trotzdem nicht. Die administrativen
Strukturen hatten in der ersten
Wachstumszeit Mühe, mit der Flottengrösse Schritt zu halten.
Tjerkstra: Der „Flotten-IC“ fuhr
schon ab und das Büro stand immer
noch am Bahnsteig. Wir haben aber
daraus gelernt. Mittlerweile können
wir das Wachstum gut handeln. Outsourcing war trotzdem nie ein Thema.
Die 2012 gebaute „Viking Freya“ verfügt über 95 luxuriöse Kabinen, 39 davon mit
Veranda und 22 mit Balkon.
-6-
Die beiden Interviewpartner: Jos Seinen
und Willem Tjerkstra.
Immer grösser zu werden, bedeutet
aber auch sonst, immer grössere Anforderungen bewältigen zu müssen.
Wenn man statt mit einem plötzlich
mit vier Schiffen nahezu gleichzeitig in einem kleinen Städtchen an
Rhein oder Donau anlegt, wird es
schwieriger, genügend Busse und
Stadtführer sowie die gesamte übrige Logistik zu organisieren.
Seinen: Die Flüsse werden nicht
grösser, die Städte auch nicht. Wir
müssen teilweise schauen, dass wir
uns durch unser Wachstum nicht
selbst behindern.
Der nautische Nachwuchs
fehlt
Dazu kommt die Schwierigkeit, genügend qualifiziertes Personal zu
finden, wobei der nautische Teil
mehr Sorgen macht als die Hotellerie. Die beiden nautischen Direktoren haben Mühe nachzuvollziehen, warum es selbst in Ländern mit
hoher Jugendarbeitslosigkeit nicht
gelingt, genügend Nachwuchs zu
rekrutieren.
Tjerkstra: Wir bieten sichere Arbeitsplätze mit geregelten Arbeitszeiten
und zahlen ordentliche Löhne.
Ausserdem sieht man etwas von
der Welt. Es ist ein schöner Beruf!
Trotzdem erhalten wir auf Inserate,
etwa in einer grossen deutschen Tageszeitung gerade mal 2-3 Bewerbungen.
Seinen: Es scheint, dass die Bequemlichkeit bei den Jungen zu
gross ist. Man will sein soziales
Umfeld nicht verlassen. Man will
die Kabine nicht mit einem anderen Matrosen teilen. Man scheint
nicht bereit, sein Dorf zu verlassen
SVS
Viking Cruises in Zahlen
Anzahl Schiffe (Europa
ohne Russland)
Beschäftigte am Hauptsitz
in Basel
40
115
Beschäftigte auf Schiffen
(Europa ohne Russland) ca. 2000
Passagiere/Jahr
in Europa (2014)
240‘000
und hofft, die Arbeit werde schon zu
einem kommen.
Allerdings müssen die beiden Personalverantwortlichen auch zugeben,
dass in der Branche die Hausaufgaben nicht immer gemacht wurden
– und auch heute teilweise nicht gemacht werden.
Tjerkstra: Jahrelang wurde von vielen Unternehmen nicht oder zu wenig audsgebildet. Viking investiert
zur Zeit sehr viel in Ausbildung. Zur
Zeit haben wir 28 Auszubildende.
Wenn man sich in den letzten zehn
Jahren kontinuierlich um Nachwuchs bemüht hätte, bestünde das
aktuelle Problem nicht in diesem
Masse. So haben wir aber gar nicht
genügend Schifferschulen, um all
diejenigen auszubilden, die wir
brauchen.
Expansion aufs Meer
Auch wenn das Wachstum seine
Probleme mit sich bringt, wollen die
beiden Viking-Vertreter den Aufwärtstrend nicht missen – und beide
sind zuversichtlich, dass dieser anhält.
Seinen: 2014 war – das kann man
heute schon sagen – das bislang
beste Viking-Jahr und deutlich besser als 2013, wo wir mit Hochwasser und den Schleusenstreiks Pro-
bleme hatten. 2015 wird aber das
absolute Highlight. Dies nicht nur im
Flussbereich. Mit der „Viking Star“
wird unser erster Ocean Liner seine
Fahrt aufnehmen. Damit erschliesst
sich Viking ein neues Betätigungsfeld, von dem wir uns viel versprechen.
Die „Viking Star“ ist bewusst als etwas kleineres Schiff für 930 Gäste
konzipiert. Dafür hat jede Kabine
seine eigene Veranda, um die Umgebung draussen zu geniessen. Als
Fahrtgebiete sind das Mittelmeer,
turkatastrophen oder terroristische
Anschläge – oder mangelnde geographische Kentnisse:
Seinen: Wenn in Frankreich ein
schweres Hochwasser gemeldet
wird, kann es schon vorkommen,
dass sich der US-Kunde bei uns erkundigt, ob nun seine Donau-Rundreise gefährdet ist. Da muss man
konsequent informieren.
Seinen: Kurzfristig kann es auch bei
Anschlägen Einbrüche geben. Die
Angst hält aber selten lang an, dann
überwiegt wieder die Reiselust und
die Kunden buchen.
aber via Gibraltar und Ärmelkanal
auch Nord- und Ostsee vorgesehen.
Zur Zeit wird das Schiff in Venedig
feretiggestellt – 2015 ist Jungfernfahrt. Dieses Jahr ist auch im Flussbereich nochmals bedeutend.
Tjerkstra: 2015 werden wir im Flussbereich nochmals wachsen, 2016
ist dann eher ein Jahr der Konsolidierung, in dem neue Schiffe mehrheitlich nur als Ersatz für ältere Einheiten dazukommen. Wir können
uns aber gut vorstellen, dafür im
maritimen Bereich auszubauen.
Ob auf Flüssen oder auf dem Meer,
der Boom scheint noch einige Zeit
weiterzugehen, sind sich beide Interviewpartner einig. Das Potential von rund 80 Mio. US-Bürgern in
der Altersklasse 50+, die über das
nötige Kleingeld verfügen, würde
eine nahezu unerschöpfliche Basis
bilden. Stören könnten da nur Na-
Es hat für viele Platz
Grosse Veränderungen in der Branchenstruktur scheinen nicht wahrscheinlich. Es zeichnet sich in näherer wie fernerer Zukunft weder eine
Konzentration in einige Grossunternehmen noch eine Verzettelung in
viele Kleinstfirmen ab. Es scheint
Potential für alle zu haben.
Seinen: Wir sind im US-Markt aktiv, was eine gewisse Grösse bedingt. Aber auch wer etwa auf dem
deutschen oder britischen Markt
kleinere Schiffe anbietet, die dann
geführte Rad-Wanderungen oder
ähnliches im Rahmenprogramm
haben, werden weiter gut bestehen
können. Es ist für jede Firma wichtig, seine Spezialitäten zu definieren, bei diesen zu bleiben und diese
in hoher Qualität anzubieten.
Viking Star
Infinity Pool
Aquavit
Terrace
World Café
The Chef’s Table/
The Italian Grill
The
Restaurant
Guest
Services
3-Deck Atrium
Medical
Center
Wintergarden
Pool
Viking
Piano Bar
The Star
Theater
The Spa
Outdoor
Gym/Yoga
Explorers’
Lounge
DECK 9
DECK 8
DECK 7
DECK 6
DECK 5
DECK 4
DECK 3
DECK 2
DECK 1
DECK E
VIKING STAR
Der erste Ocean Liner der Viking Cruises, die „Viking Star“, wird 2015 seine Fahrt
aufnehmen.
DECK 9
Outdoor
Gym/
Yoga
Lifts
-7-
8000
8002
8004
8010
8008
8006
8018
8012
8014
8016
SVS
Deutsches Mindestlohngesetz:
Auch Schweizer SchifffahrtsBranche betroffen
Das vom deutschen Bundestag beschlossene Mindestlohngesetz
entfaltet Wirkungen weit über die Landesgrenzen hinaus. Es gilt
nämlich auch für Arbeitnehmer, die sich – etwa im Transitverkehr
– nur kurz auf deutschem Staatsgebiet aufhalten – also auch für
das Personal auf Schweizer Frachtschiffen im internationalen Güterverkehr auf dem Rhein oder auf Kabinenschiffen, wenn deutsches Gebiet tangiert wird. Das Gesetz bringt grossen administrativen Aufwand, ein Bussen-Risiko und ungeahnte Haftungsrisiken.
Am 12. August 2014 ist das deutsche Mindestlohngesetz (MiLoG)
im Bundesanzeiger veröffentlicht
worden. Ab dem 1. Januar 2015
haben im Inland beschäftigte Arbeitnehmer einen unabdingbaren
Anspruch auf Zahlung eines gesetzlichen Mindestlohns von 8,50
Euro brutto je Zeitstunde. Zahlt der
Arbeitgeber den Mindestlohn nicht
oder nicht rechtzeitig, begeht er
eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbusse von bis zu 30.000
Euro geahndet werden kann.
Unternehmenssitz unbeachtlich
Die Unternehmen sind unabhängig von ihrem Sitz im In- oder Ausland zur Zahlung des Mindestlohns
verpflichtet. Damit sind etwa auch
Schweizer
Reeder,
Befrachter,
Charterer etc. betroffen, die Fracht-
verkehr auf dem Rhein zwischen
Rotterdam und Basel betreiben,
wird doch auf einem guten Stück
der Wegstrecke deutsches Gebiet
durchfahren. Und selbstverständlich gilt die Regelung damit auch für
die Schweizer Kabinenschifffahrt,
wenn sie auf deutschen Flüssen unterwegs ist – und sei es auch nur im
Transitverkehr.
Hohe Regelungsdichte
Das MiLoG legiferiert sehr umfassend (vgl. Kasten rechts). Für die
Berechnung, ob der arbeitsvertraglich vereinbarte Lohn den gesetzlichen Mindestlohn erreicht, kommt
es allein darauf an, dass das für
den Vergütungszeitraum vereinbarte Gehalt so hoch ist wie die Zahl
der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden multipliziert mit 8,50 Euro.
Auch wenn die Schweizer Flagge weht, verkehren die Schiffe - selbst nur im Transit
- auf deutschen Gewässern, ist nach Auffassung des deutschen Gesetzgebers das
Mindeslohngesetz ab kommendem Jahr anwendbar.
-8-
Die Grundsätze des MiLoG
Die IG Rivercruise hat ihren Mitgliedern erste Informationen über die
wichtigsten Auswirkungen des MiLoG zur Verfügung gestellt. Verdankenswerterweise dürfen wir nachfolgend daraus zitieren.
•Arbeitnehmer haben den Anspruch auf Zahlung des Mindestlohns nach § 20 MiLoG unabhängig von Ihrer Staatsangehörigkeit,
ihrem Wohnsitz oder gewöhnlichen
Aufenthalt.
•Arbeitgeber sind unabhängig von
ihrem Sitz im In- oder Ausland zur
Zahlung des Mindestlohns verpflichtet.
•Bis Ende 2017 bleiben Löhne
unter dem gesetzlichen Mindestlohn zulässig, wenn sie durch
Tarifvertrag
„repräsentativer“
Tarifvertragsparteien für alle inund ausländischen unter ihren
Geltungsbereich fallenden Arbeitgeber geschlossen worden sind.
Ab 2017 muss jedoch auch hier
der Mindestlohn mindestens 8,50
Euro betragen.
•Zahlt der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmern den gesetzlichen
Mindestlohn nicht und haben diese
ihre Arbeitsleistung zur Erfüllung
einer Werk- oder Dienstleistung erbracht, zu der sich der Arbeitgeber
gegenüber einem anderen Unternehmer verpflichtet hat, können
die Arbeitnehmer an Stelle des
Arbeitgebers den Auftraggeber wie
einen selbstschuldnerischen Bürgen auf Zahlung der Differenz oder
des gesamten Lohns in Anspruch
nehmen. Mehrere Auftraggeber
haften als Gesamtschuldner.
•Arbeitgeber in bestimmten Branchen, wozu auch das Personenbeförderungsgewerbe zählt, sind verpflichtet, Beginn, Ende und Dauer
der täglichen Arbeitszeit ihrer
Arbeitnehmer spätestens bis zum
Ablauf des siebten auf den Tag der
Arbeitsleistung folgenden Kalendertages aufzuzeichnen und die
Aufzeichnungen mindestens zwei
Jahre aufzubewahren. Die gleiche
Verpflichtung trifft Entleiher.
•Arbeitgeber müssen die zur Kontrolle erforderlichen Unterlagen
(insbesondere
Lohnunterlagen,
Arbeitszeitnachweise, Urlaubspläne) im Inland in deutscher Sprache für die Dauer der inländischen
Beschäftigung der Arbeitnehmer,
jedoch nicht länger als zwei Jahre
bereithalten. Verstösse können mit
Geldbussen bis zu 30.000 Euro
geahndet werden.
SVS
Allerdings enthält das MiLoG keine
Regelungen darüber, ob sonstige im
Rahmen des Arbeitsverhältnisses
geleistete Zahlungen wie Zulagen,
Zuschläge, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Gratifikationen, Prämien
etc. auf den Mindestlohn anrechenbar sind oder nicht. Eine genaue
Beurteilung ist nur im Einzelfall
möglich, insbesondere wenn tarifvertragliche Regelungen fehlen.
zung festgestellt wird, nicht nur der
Kapitän oder der Eigner, sondern
im schlimmsten Fall auch der beauftragende Spediteur oder gar der
Verlader. Dies betrifft zum einen die
Busse. Viel schwerer kann sich aber
auswirken, dass eine zeitlich wie
betragsmässig sehr umfassende
Nachzahlungspflicht der zu wenig
bezahlten Löhne angeordnet werden kann.
Umfassende Solidarhaftung
Administratives Monster
Schwer ins Gewicht fällt bei dem
neuen Gesetz die nahezu umfassende Haftung des Auftraggebers
für Nachunternehmer, also die Haftung des Generalunternehmers für
Subunternehmer. Die Regelung gilt
in der ganzen Auftragskette, d.h.
jeder Auftraggeber haftet für die
Zahlung des Mindestlohns durch
jeden Nachunternehmer, der mit
der Erfüllung seiner Verpflichtungen
beauftragt wurde. Im Falle der Binnenschifffahrt haftet also, wenn auf
einem Schiff eine Gesetzesverlet-
Das zweite Problem bilden die hohen administrativen Anforderungen.
Auch hier sei auf die Zusammenfassung auf S. 8 verwiesen. Zwar wird
von der Branche noch versucht,
praktikablere Regelungen anzustreben. Der politische Wille steht diesem Ansinnen aber klar entgegen.
Der Bundesverband der Deutschen
Binnenschifffahrt e.V. (BDB) hat
dem Thema im vergangenen Oktober ein Fachseminar gewidmet
und sich dabei speziell des für die
Praxis relevanten Problems des
13. GV Ausbildungsverbund
administrativen
Mehraufwandes
angenommen. Konkret besteht die
Hoffnung des Gewerbes darin, die
vorgesehenen Melde- und Dokumentationspflichten per Rechtsverordnung durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und das
Bundesfinanzministerium
derart
auszugestalten, dass sie für die Unternehmen in der Binnenschifffahrt
keine unverhältnismässige Belastung darstellen und in der Folge
die Transporte verteuern. Einfach
wird dies allerdings nicht. Immerhin
versprach die am Seminar teilnehmende Bundestagsabgeordnete Jutta Eckenbach (CDU), diese Fragen in
Berlin zu diskutieren. „Es gibt noch
Schrauben, an denen man drehen
kann“, sagte die Abgeordnete.
Sie und ihr ebenfalls teilnehmende
Kollege Andreas Rimkus (SPD) betonten aber die politische Sichtweise auf das MiLoG und hoben
die Absicht der Bundesregierung
hervor, Lohndumping einen Riegel vorzuschieben. Aber – so beide
übereinstimmend – so verständlich
dieses Ziel auch ist: die Praktikabilität der Umsetzung der Rechtsnormen durch die Wirtschaft dürfe
nicht ausser Acht gelassen werden.
Grundsätzliche Bedenken
Präsident und Vorstand des Ausbildungsverbundes SPEDLOGSWISS Nordwestschweiz luden am 5. November 2014 zur 13. ordentlichen GV ins Pantheon in Muttenz. Neben den Tagesgeschäften wurde ein Antrag auf die Tarife 2015/2016 gestellt. Die Generalversammlung stimmte dem Antrag einstimmig zu. Zudem ist es im
Vorstand zu einem Personalwechsel gekommen: Werner Thüring, Nauta SA, ist seit
dem April 2014 im wohlverdienten Ruhestand. Er schied deshalb auch aus dem Vorstand Ausbildungsverbund SPEDLOGSWISS Nordwestschweiz aus. Als Nachfolger
wurde Carlos Rubio, Hapag-Lloyd (Schweiz) AG, in den Vorstand gewählt. Hier im Bild
der Vorstand des Ausbildungsverbundes SPEDLOGSWISS Nordwestschweiz, v.l.n.r.
Hanspeter Löw (Paul Leimgruber AG), Carlos Methner (VL Verzollung + Logistik AG),
Ruedi Scheidegger, Präsident ABV NWS, Carlos Rubio (Hapag-Lloyd (Schweiz) AG),
auf dem Bild fehlt Wily Gisler (Ultra-Brag AG).
Grundsätzliche rechtliche Bedenken hat die IG RiverCruise hinsichtlich der Auffassung des deutschen
Gesetzgebers, dass das MiLoG auch
in der internationalen Binnenschifffahrt uneingeschränkt Anwendung
findet.
Die IG RiverCruise ist der Ansicht,
dass das Gesetz zunächst für ausländische Schiffe im Transit nicht
anwendbar sein sollte, weil das
Schiffspersonal auf internationalen
Reisen zwar auf inländischen, deutschen Wasserstrassen tätig wird,
aber ansonsten keine Berührung
mit dem Inland, insbesondere dem
inländischen Arbeitsmarkt hat.
Längst ist hinsichtlich der Umsetzung noch nicht alles klar. Auch
die Stimmung am BDB-Seminar
verdeutlichte, wieviel Unsicherheit
innerhalb der Branche im Umgang
mit dem neuen Gesetz herrscht.
Schliesslich wurde festgestellt, dass
vieles im MiLoG noch der Auslegung
durch die Gerichte bedarf.
-9-
SVS
Flüssig-Erdgas (LNG) in der Rheinschifffahrt:
SRH schaffen Rahmenbedingungen
Die Einführung von LNG als Treibstoff in der Rheinschifffahrt wird
von den Schweizerischen Rheinhäfen (SRH) aktiv mitgestaltet.
Seit Januar 2013 beteiligen sich die SRH am Projekt LNG-Masterplan für Rhein-Mai-Donau.
von Dieter Saha,
Leiter der Abteilung
Projekte,
Schifffahrt und
Hafenbetrieb bei
den SRH
Die Nutzung von Flüssigerdgas
(LNG, Liquefied Natural Gas) als
Energieträger gewinnt aktuell in der
Rheinschifffahrt eine immer grössere Bedeutung. LNG ermöglicht
den umweltfreundlicheren Antrieb
von Binnenschiffen zu einem günstigen Preis. Derzeit fahren bereits
fünf LNG-betriebene Schiffe auf
dem Rhein, weitere 26 sind geplant.
Bereits während des Hafenfestes
im September konnte der LNG-Kuppelverband EIGER-NORDWAND, der
Danser Group, im Hafen Kleinhüningen besichtigt werden.
Es ist zu erwarten, dass bald auch
die ersten LNG betriebenen Schiffe
in die südlichen Häfen fahren werden. Dies ist eine begrüssenswerte
Entwicklung für die Häfen der SRH.
LNG ist ein neuer Treibstoff und
zugleich eine neue Fracht für Binnenschiffe. Es stellt Reedereien,
Schifffahrtstreibende, Häfen und
Behörden vor neue Herausforderungen. Infrastrukturen, die den
Umschlag und das Bunkern ermög-
lichen sowie Schiffe für den Transport sind anzupassen oder neu zu
bauen. Die Gefahren und Risiken
sind abzuschätzen, zu beurteilen
und zu minimieren. Verschiedene
Betriebe haben bereits ihr Interesse
am Bau eines Terminals oder einer
Bunkerstation in den Häfen angemeldet. Deshalb gestalten die SRH
diese Entwicklung mit.
Die SRH sind in den Gremien der
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) am Beschluss
der Genehmigungen für die LNGbetriebenen Schiffe und die für
die Einführung des LNG relevanten
Vorschriften (Rheinschifffahrtspolizeiverordnung, Rheinschiffsuntersuchungsordnung und die Verordnung
über das Schiffspersonal auf dem
Rhein) vertreten. Ausserdem beteiligen sich die SRH an der Anpassung
des ADN (Europäisches Übereinkommen über die internationale Beförderung von gefährlichen Gütern
auf Binnenwasserstrassen) an die
Anforderungen die der Transport
von LNG als Fracht auf Binnenschiffen stellt. Dies geschieht im ADNSicherheitsausschuss der UNECE
(Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa) in Genf.
Es ist das Ziel, die Handhabung von
LNG sicher zu gestalten.
LNG wird bereits seit langem in der
Der Kuppelverband EIGER-NORDWAND der Danser Group gehört zu denjenigen,die
bereits mit LNG betrieben werden.
Foto: Danser.
- 10 -
Der LNG-Masterplan
Das europäische Projekt „LNGMasterplan für Rhein-Main-Donau“
ist eine umfangreiche Projektplattform. Es erleichtert den 34 Partnern
die Schaffung von einheitlichen
Rahmenbedingungen für die Einführung von LNG als Treibstoff und
Transportgut (LNG betriebene und
transportierende Schiffe sowie den
Aufbau von LNG Terminals). Das
Projekt hat eine dreijährige Laufzeit bis Ende 2015 und wird von
Pro Danube Management GmbH
(Österreich) gemeinsam mit dem
Hafen Rotterdam (Niederlande)
koordiniert. Am Rhein kooperieren
die SRH mit den Häfen Rotterdam,
Antwerpen, Strassburg und Mannheim. Bei den SRH wird das Projekt
von Martin Nusser (stellvertretender
Direktor und Leiter des Bereichs Finanzen und Administration), Michael Lyons (Leiter Revierzentrale und
Schifffahrtsbetrieb) und Dieter Saha
(Leiter Projekte, Schifffahrt und Hafenbetrieb) bearbeitet. Im Rahmen
des TEN-Verkehr-Programmes der
EU erfolgt eine 50%ige Förderung
der EU-Partner. An den gesamten
Projektkosten von mehr als 80 Mio.
Euro sind die SRH mit 275‘000 Euro
beteiligt und erhalten hierfür einen
Zuschuss in Höhe von 50% aus Finanztöpfen der Kantone Basel-Stadt
und Basel-Landschaft. Weitere Informationen zum Projekt: www.lngmasterplan.eu. Ein Faktenblatt steht
auf der Internetseite der SRH bereit:
www.port-of-switzerland.ch.
Seeschifffahrt eingesetzt. Die dort
gesammelten Erfahrungen werden
im Rahmen des LNG-Masterplans
auf die Binnenschifffahrt zu übertragen. Mit dem Ziel, diese Informationen auch für Genehmigungsverfahren, Risikoabwägungen und
Minimierungsmassnahmen nutzen
zu können, beteiligen sich die SRH
an diesem europäischen Projekt.
Gemeinsam mit den zuständigen
kantonalen Behörden beider Basel
sowie interessierter Betriebe, werden die Informationen genutzt, um
einen sicheren Umgang mit LNG
vorzubereiten. Bis Ende 2015 wird
das Projekt abgeschlossen sein.
Ob dann eine Risikoermittlung zu
Transport, Umschlag oder Lagerung
in den Häfen stattfinden wird, hängt
von den konkreten Standortpotentialen im Hafen ab.
SVS
Leichter Umschlags-Zuwachs
in Rotterdam
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Der Rotterdamer Hafen hat in den vergangenen drei Quartalen
0,3% mehr Güter als im selben Zeitraum des Vorjahres umgeschlagen. Vor allem der Zuwachs bei den Containern um 4% fällt
auf. Ab März waren es sogar durchschnittlich 6%. Dies zeigt erneut deutlich, dass die neuen Terminals auf der 2. Maasvlakte für
weiteres Wachstum dringend benötigt werden. Auch der Zuwachs
beim Umschlag von sonstigem Stückgut um 31% fällt ins Auge. Die
Mineralölprodukte hinken mit minus 11% allerdings erheblich hinter den Zahlen des Vorjahres her. Der Umschlag von Roll-on-Rolloff-Ladung im Rotterdamer Hafen (Bild) verzeichnete in den ersten
neun Monaten des Jahres 2014 im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum einen Zuwachs von 8% (+ 1,1 Mio. t) auf 15 Millionen
t. Dieser Anstieg ist fast vollständig dem Wachstum der britischen
Wirtschaft zu verdanken. Mit rund 20 Millionen t Umschlag auf
Jahresbasis gehört Rotterdam zu den Top-3 der westeuropäischen
Fährhäfen.
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- 11 -
SVS
Worldwide Connected
Die Schweizerischen Rheinhäfen sind der Knotenpunkt am Güterverkehrs-Korridor RotterdamBasel-Genua. Jährlich werden in den drei Hafenteilen in der Region Basel sieben Millionen Tonnen
Güter und 100 000 Container umgeschlagen, das entspricht zehn Prozent aller Schweizer Importe.
Eine exzellente Anbindung auf Schiene und Strasse ermöglicht den Transport von Gütern aller
Art. 80 Hafenfirmen stellen Lagerkapazitäten für Container sowie Schütt-, Stück- und Flüssiggüter
zur Verfügung.
Schweizerische
Rheinhäfen
Basel Kleinhüningen Tel. +41 61 639 95 95
Birsfelden
[email protected]
Auhafen Muttenz
www.port-of-switzerland.ch