DKP-Informationen Nr. 2/2015 - 18. März 2015 12. Tagung des Parteivorstandes 14./15. März 2015 Essen Herausgegeben vom Parteivorstand der DKP Hoffnungstraße 18, D - 45127 Essen - Eigendruck Kostenbeteiligung:1,50 Euro (zuzügl. 1,50 Euro Porto) 1 12. Tagung des Parteivorstands der DKP 14./15. März 2015, Essen Inhalt • Tagesordnung • Zu Aspekten der Entwicklung der Produktivkraftentwicklung und des Bewusstseinsstandes der Arbeiterklasse Referent: Olaf Harms, Mitglied des Sekretariats des Parteivorstandes • Einleitung zum TOP Vorbereitung des 21. Parteitages • Beschlüsse Tagesordnung: 1. Eröffnung, Begrüßung und Beschlusskontrolle 2. Referat und Diskussion zu Aspekten der Entwicklung der Produktivkraftentwicklung und des Bewusstseinsstandes der Arbeiterklasse Referent: Olaf Harms 3. Status der DKP in der Europäischen Linken 4. Weitere Vorbereitung des 21. Parteitages 5. Weitere Vorbereitung des 70. Jahrestages der Befreiung 6. Überlegungen zum 19. UZ-Pressefest 7. Festival der Jugend (Stand der Vorbereitung) 8. Weitere Beschlussfassungen 9. Schlusswort 2 12. Tagung des Parteivorstands der DKP 14./15. März 2015, Essen (Unkorrigiertes Manuskript, Es gilt das gesprochene Wort.) Zu einigen Aspekten der Produktivkraftentwicklung und des Bewusstseinsstands der Arbeiterklasse Olaf Harms, Mitglied des Sekretariats des Parteivorstandes Die EU und das Beispiel Griechenland – Zu einigen aktuellen Fragen unserer internationalen und außenpolitischen Orientierung deutschen Imperialismus zu schwächen, muss unsere Hilfe für das griechische Volk sein.“ Unmittelbar nach dem Wahlsieg von Syriza in Griechenland haben wir in einer ersten Stellungnahme unseres Parteivorsitzenden erklärt, dass wir das Wahlergebnis positiv bewerten. Es ist Ausdruck einer Verschärfung der innerimperialistischen Widersprüche und ein Signal dafür, dass sich die sozialreaktionäre Krisenbewältigungsstrategie des EU-Imperialismus und seiner politischen Eliten an der Spitze der EU-Kommission, der Euro-Zone und der Europäischen Zentralbank nicht mehr länger ohne Widerstand gegen die ausgeplünderten und verarmten Schichten der Bevölkerung durchsetzen lässt. Insofern war das Wahlergebnis auch ein Signal für die gesamte Arbeiterbewegung in Europa. Die Protest- und Erwartungshaltung der Menschen in Griechenland hat sich – wie nicht anders zu erwarten war – zunächst in einem deutlichen Stimmenzuwachs für die neuformierte sozialdemokratischen Wahlpartei Syriza ausgedrückt. Syriza hat im Wahlkampf mit ihrem zu einem Medienstar aufgebauten Spitzenkandidaten offenbar sehr erfolgreich den Eindruck einer schnellen und gründlichen Veränderbarkeit der unerträglichen Lage vieler Griechen mit und im Rahmen der EU erweckt. Syriza erzielte ein Ergebnis von 36,34 Prozent bei einem Zugewinn von 8,57 Prozent. Unsere kommunistische Bruder- und Schwesterpartei KKE erzielte 8,57 Prozent bei einem Stimmgewinn von 0,9 Prozent. Wir haben als Kommunistische Partei dann auch besonders den Zuwachs für die kommunistische Bruder- und Schwesterpartei KKE hervorgehoben, die unter dem hohen Leidens- und Erwartungsdruck großer Teile der griechischen Bevölkerung einen Wahlkampf geführt hat, der im Gegensatz zur neuen griechischen Sozialdemokratie keine Illusionen in die grundsätzliche Reformierbarkeit des imperialistischen Konstrukts EU verbreitetet hat. Auf unserer im Februar durchgeführten theoretischen Konferenz haben wir die Frage aufgeworfen, in welche Richtung die Politik des Wahlsiegers gehen wird und ob die Erwartungen der Syriza-Wähler erfüllt werden. Dabei muss zunächst das Wahlergebnis nüchtern und objektiv betrachtet werden. Bei einer trotz gesetzlicher Wahlpflicht nur sehr niedrigen Wahlbeteiligung von 63,87 Prozent kann man nicht von einer gesamtgesellschaftlichen Umbruchstimmung sprechen. Patrik Köbele hatte sehr früh die für uns selbst wichtigste Konsequenz benannt: „Es ist unser Problem, dass die Kräfte des Fortschritts in Deutschland die Hegemonie in der sozialen Frage verloren haben. Es ist unser Problem, dass die Standortlogik den proletarischen Internationalismus nahezu beseitigt hat. Es ist unser Problem, dass auf diesem Boden Nationalismus blüht und die Gefahr von rechter Massenmobilisierung existiert. Es ist aber eben auch das Problem der arbeitenden Menschen in Griechenland. Wir haben die Chance, dies zu ändern: in den laufenden Tarifkämpfen, dem Widerstand gegen die Aggression von NATO und EU in der Ukraine und in antifaschistischen Aktivitäten. Den Die bisherige konservative Regierungspartei Nea Dimokratia rutschte weniger stark ab als vorausgesagt wurde. Sie erhielt bei einem Verlust von 1,85 Prozent noch immer 27,81 Prozent der Stimmen. Ihr Koalitionspartner, die alte sozialdemokratische Pasok, stürzte jedoch bei einem Verlust von 7,60 Prozent auf nur noch 4,68 Prozent ab. Die Pasok-Abspaltung des frühenden Vorsitzenden G. Papandreou Kidiso erhielt nur 2,44 Prozent und scheiterte an der Drei-Prozent-Hürde. Die neofaschistische Chrysi Avgi (Morgenröte) erzielte bei einem Verlust von 0,64 Prozent 3 zu unserem Leitantrag haben wir die Frage gestellt, in welche Richtung die von Syriza versprochenen Änderungen zielen. Und wir haben gesagt: „Wir wünschen im Interesse der griechischen Werktätigen, dass es ein konsequenter Kurs gegen die Vorherrschaft der nationalen und internationalen Monopole ist. Wir wünschen im Interesse der Arbeiter, der Bauern, der werktätigen Schichten, dass ein Bruch mit dem System der Bevormundung durch die imperialistischen Großmächte auf der politischen Agenda dieser Regierung steht.“ einen Stimmenanteil von 6,26 Prozent. Der neue Koalitionspartner von Syriza, die als „national-konservativ und rechtspopulistisch“ eingestufte Anel, kam bei einem Minus von 2,76 Prozent auf ein Stimmergebnis von 4,75 Prozent. Das griechische Wahlsystem belohnt die stärkste Partei mit einem Plus von 50 Sitzen; nur dadurch kommt Syriza auf 149 der 300 Sitze. Ohne diese merkwürdige und demokratisch eigentlich durch nichts legitimierte Regelung beliefe sich also ihr Sitzanteil auf 99 von dann theoretisch 250 Sitzen. Ihr Zugewinn von 8,5 Prozent ist offenkundig das Resultat einer Umschichtung im sozialdemokratischen Lager. Die PasokVerluste von 7,6 Prozent dürften den allergrößten Teil des Zugewinns für Syriza darstellen; die demnach von sich aus nur noch 0,9 Prozent von neuen Wählern für die neue Sozialdemokratie hinzugewonnen hat. Es steht uns als nicht-griechische und als kleine politische Partei nicht zu, als Lehrmeister für die griechischen Wähler oder die griechischen Parteien auftreten zu wollen. Aber wir haben sehr wohl die Kompetenz zu beurteilen, ob aus diesen Wahlen Schlussfolgerungen für die europäische Gesamtpolitik gezogen werden, die unseren Erfahrungen mit dem Europa des Monopolund Finanzkapitals entsprechen. Man kann nun fragen, warum wir uns überhaupt mit diesem Wahlergebnis so detailliert befassen. Ich rufe diese Daten in Erinnerung, weil angesichts dieser Fakten die überschwängliche Wahleinschätzung aus dem Umfeld der Europäischen Linkspartei, der hiesigen Linkspartei und ihres ideologischen Ablegers der „Marxistische Linke“ nicht so recht nachvollziehbar ist. Das hat mit billigem „Herummäkeln“ nichts zu tun. Bei einer Wahlbeteiligung, die nur wenig über 60 Prozent lag, kann man bei aller Sympathie oder gar Euphorie über die Abwendung der Wähler von den alten Klientel- und Oligarchenparteien wohl kaum von einer „Mehrheit“ oder gar von einer „überragenden Mehrheit“ der Bevölkerung für Syriza sprechen. Deshalb haben wir in Hannover auch mit allem Recht und aller politisch legitimen Deutlichkeit unsere Skepsis und unser „ungläubiges Erstaunen“ über die zahlreichen sehr widersprüchlichen und irritierenden Aussagen und Entscheidungen der neuen griechischen Regierung ausgedrückt, wenn diese sich auf die Lage in der EU und die Politik der Europäischen Kommission insgesamt bezogen. Wir mussten und wollten nicht spekulieren, sondern haben uns dabei auf die veröffentlichten Positionen bezogen. Zunächst haben wir unser Unverständnis darüber ausgedrückt, dass das sozialdemokratische Syriza-Wahlbündnis eine „pragmatische“ Koalition mit der der deutschen AfD nahestehenden Rechtspartei Anel, den „Unabhängigen Griechen“, eingegangen ist. Auch ohne intime Kenntnis der griechischen Parteienlandschaft können wir nicht verhehlen, dass nach unseren Erfahrungen sich eine politische Linke selbst kompromittiert, wenn sie die Distanz nach rechts, zu offenen ausländerfeindlichen und nationalistischen Kräften nicht wahrt. Auch in Griechenland haben wir das Problem, dass die Nichtwähler die „größte aller Parteien“ sind und dass Frust, Zorn und Hoffnungslosigkeit auch dort dazu führen, dass ein großer Teil auch der arbeitenden Bevölkerung in politische Resignation verfällt. Insofern ist von der Bereitschaft zu einem grundlegenden gesellschaftlichen Wandel nicht auszugehen. Von einem „historischen Durchbruch“ kann bei aller Freude über die Wahlniederlage der alten bürgerlichen Parteien deshalb nicht die Rede sein, zumal bei der Wahl auch die nationalistische und neofaschistische Rechte trotz einiger Verluste relativ stark abgeschnitten hat. Darüber hinaus haben wir uns mit der Behauptung von dem „neuen historischen Zeitfenster für die gesamte europäische Linke“ befasst. Diese These und Einschätzung ist ja der große Aufhänger für die der EL nahestehenden Parteien und Organisationen, wie bei uns der PDL oder auch der in der DKP Im Referat von Hans-Peter Brenner auf der ersten theoretischen Konferenz in Hannover 4 den ökonomischen und sozialen Niedergang Griechenlands und der anderen ökonomisch so ausgebeuteten kleineren Mitgliedsstaaten, die vom Gewicht der deutschen Exportwalze platt gemacht wurden? Haben Varoufakis und Syriza insgesamt eigentlich einen Begriff von der Wirklichkeit in Europa? Wir melden da unsere Zweifel an. gebildeten Fraktion, die sich als „Marxistische Linke“ zusammengeschlossen hat. Wir haben in Hannover auf zwei Interviews hingewiesen. Zum einen im Handelsblatt vom 6. Februar. Darin erklärte ein prominenter Wirtschaftsberater von Syriza, Prof Giannis Miliós, zum strategischen Konzept der neuen Regierung Folgendes: „ … unser Programm hat nichts klassenkämpferisches oder antikapitalistisches. Es ist nur für die große Mehrheit der Griechen, für die 99 Prozent. Es soll Demokratie und soziale Kohäsion wiederherstellen. Soziale Marktwirtschaft ist eine gute Beschreibung dafür.“ Wenn diese Woche nun auch Alexis Tsipras selbst in einem langen Spiegel-Interview die Strategie der griechischen Regierung in und für die EU entwickelt, so sind wir auch fähig und berechtigt, dazu unsere Meinung zu sagen. Es ist nicht überraschend, wenn ein Sozialdemokrat vor Wahlen etwas anderes sagt, als nach Wahlen. Das kennen wir aus der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie. Und das wissen wir auch aus der Geschichte der griechischen Pasok unter Giorgos Papandreou. Deswegen ist es eigentlich auch nicht so überraschend, wenn der Vertreter der neuen griechischen Sozialdemokratie Alexis Tsipras im Spiegel sehr feinsinnig unterscheidet zwischen seiner für bürgerliche Ohren „radikalen“ Sprache im Wahlkampf und dem, was er selbst die „Sprache der Realität“ während seines Treffens mit den anderen Regierungschefs auf dem letzten EU Gipfel nennt. Dazu gehört dann auch die Umbenennung der so heftig im Wahlkampf verbal bekämpften „Troika“, die man nun ohne sonstige politische Veränderung einfach „Institutionen“ nennt, mit denen dann natürlich auch Syriza zusammenarbeiten will. Wir stellten die Frage, was man davon halten solle, dass der Regierungsberater dann erläuterte: „Wir stellen uns eine verstärkte wirtschaftliche Integration vor, aber nach dem Modell der sozialen Marktwirtschaft wie unter Willy Brandt oder Helmut Kohl, nicht nach dem Modell Magarete Thatchers. Deutschland ging seit der Wiedervereinigung in die Thatcher Richtung. Das hat Deutschland nicht gut getan.“ Können wir das einschätzen und politisch bewerten? Wir sagen: „Ja, das könne wir.“ Mit der „sozialen Marktwirtschaft“ haben wir unsere eigenen Erfahrungen. Da haben wir keinen Nachholbedarf an theoretischer Aufklärung. Kohls BRD ist für uns kein Modell für einen Neustart Europas. Und wenn der neue Finanzminister Giannis Varoufakis in einem langen Interview mit der Wochenzeitschrift Die Zeit sich zur Rolle der BRD in Europa äußert, haben wir auch die Kompetenz, uns dazu eine eigene Meinung zu bilden. „Deutschland ist das mächtigste Land Europas. Ich glaube, dass die EU davon profitieren würde, wenn Deutschland sich als Hegemon verstünde. Aber ein Hegemon muss Verantwortung übernehmen für andere. Das war der Ansatz der USA nach dem Zweiten Weltkrieg.“ Das Modell eines neuen Europa oder einer neugründeten EU entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als der Versuch, nun endlich auch in Griechenland einen effektiver fungierenden bürgerlichen Staatsapparat zu schaffen, in dem z.B. auch Steuern kassiert und Rechnungen bezahlt werden. Was das aber mit einer Alternative zur Politik der Troika oder gar mit einem fundamentalen Gegenentwurf zum Europa der Konzerne und Banken zu tun haben soll, das bleibt ein großes Rätsel. Aber darüber müssen nicht wir uns den Kopf machen. Das ist eine Angelegenheit des griechischen Volkes. Wir sind nicht dazu da für die griechische Linke solche Rätsel zu lösen. Aber es ist gut, wenn wir für uns selbst klar machen, worum es eigentlich geht. Zeit: Was könnte Deutschland tun? Varoufakis: Ich stelle mir einen Merkelplan vor, nach dem Vorbild des Marshallplans. Deutschland würde seine Kraft nutzen, um Europa zu vereinigen. Das wäre ein wundervolles Vermächtnis der deutschen Bundeskanzlerin.“ (Zeit vom 5.2.2015) Sind dann nicht Zweifel daran berechtigt, dass die griechische Regierung die Ursachen von Armut und Ausbeutung in Europa versteht? Ist nicht gerade die längst bestehende politische und ökonomische deutsche Hegemonie in und über Europa eine entscheidende Ursache für Und damit landen wir wieder bei den von einigen auch in der DKP offenbar nicht mehr so bekannten oder auch abgelehnten theoretischen Grundsätzen der Leninschen Imperialismustheorie. Im imperialistischen 5 Stadium des Kapitalismus entscheidet sich die politische Potenz eines Staates an seiner ökonomischen Stärke. Griechenland ist ein nur schwach entwickeltes kapitalistisches Land. Der Anteil seiner Exporterlöse am gesamten Bruttosozialprodukt beläuft sich auf nur 12 Prozent. Im Vergleich dazu liegt dieser Anteil in der BRD bei über 43 Prozent. Seine Staatsverschuldung beläuft sich auf über 330 Mrd. Euro. Griechenland ist seit seinem Beitritt zur EU und dessen Vorläufern EWG und EG Opfer einer zielgerichteten Deindustrialisierung, die nicht trotz, sondern wegen der griechischen Anbindung an die Mechanismen der EU stattgefunden hat und stattfindet. 1982 lag der Anteil der Industrieproduktion am gesamten Brutto Inlandsprodukt (BIP) bei 28,7 Prozent. 928.000 von 3,45 Millionen Erwerbstätigen waren in der Industrie beschäftigt. 2008 betrug der Anteil der Industrie am BIP nur noch 19,7 Prozent und 2012 sogar nur noch 18,6 Prozent. Das heißt innerhalb von 30 Jahren stürzte die industrielle Leistungsfähigkeit an der griechischen wirtschaftlichen Gesamtleistung um ein ganzes Drittel ab. Mich erinnert das an die Deindustrialisierung der DDR. angesichts der eigenen Fixiertheit auf diese Spielregeln politisch erfolglos bleiben und klein nachgeben. Das weiß aber ein jeder einigermaßen verantwortungsvoller Politiker auch schon vorher. Es sei denn er leidet an Selbstbetrug. Diese ökonomische Schwäche hat nach dem Ausbau des Europäischen Stabilitätsmechanismus und der immer stärker als Anti-Krisen-Feuerwehr agierenden Europäischen Zentralbank dazu geführt, dass auch ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Gruppe, ein „Grexit“, für die Stabilität des Euro keine wirkliche Gefahr darstellt. Eine Drohung mit Stopp aller Zinszahlungen für die Griechenland belastenden Kredite ist für das europäische Finanzkapital kein Problem. Längst haben sich die deutschen und die anderen ausländischen Privatbanken ihre Griechenland gewährten Kredite aus dem Topf des ESM zurückzahlen lassen. Die gegenüber der BRD bestehenden 83 Mrd. „Restschuld“ sind staatliche Kredite, für die der deutsche Steuerzahler den Kopf hinhalten muss, und nicht die Privatbanken. Zweitens: Der beste Dienst, den wir in unserem Land für die notleidenden griechischen Kolleginnen und Kollegen leisten können, ist die Schwächung des deutschen Imperialismus. Nur wenn dies einer deutschen kämpferischeren Arbeiterbewegung gelingt, werden auch die griechischen Werktätigen mehr Luft im Kampf für die Verbesserungen ihrer Situation bekommen. Dies ist ein echtes Drama für die Masse der griechischen Werktätigen, die mit Recht bei den letzten Wahlen einen Schlussstrich unter die Herrschaft der alten EU-hörigen Regierungsparteien Nea Dimokratia und Pasok gezogen haben. Mit Blick auf die weiteren Diskussionen – auch mit Blick auf die Frage nach der weiteren Zugehörigkeit im Beobachterstatus bei der EL – lehren uns die letzten Wochen einiges, was viele von uns ansonsten nur von der Theorie her kannten. Erstens: Veränderungen zum Besseren für die Werktätigen Europas und Griechenlands lassen sich nicht mit einem Export des Systems, von Helmut Kohl oder Willy Brandt oder Angela Merkel, und mit einem Europa unter der Hegemonie des deutschen Imperialismus namens Europäische Union erreichen, sondern nur im Kampf gegen diese Konstruktion des Imperialismus. Drittens: Solidarität für Griechenland heißt für uns proletarischer Internationalismus, heißt politischer Schulterschluss – nicht Nachahmung – mit unserer kommunistischen Bruderpartei der KKE. Viertens: Unsere eigene antimonopolistische Strategie der Heranführung an den Bruch mit dem Kapitalismus setzt eine Intensivierung der Klassenkämpfe im eigenen Land, eine aktivere und klassenkämpferische Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung hierzulande voraus. Griechenland hat also kein wirkliches ökonomisches Drohpotential gegenüber der EU in der Hand. Und deshalb war der Rückzug von den alten Wahlversprechen und Forderungen nach Schuldenschnitt und Stopp der Fortsetzung der Austeritätspolitik absehbar. Fünftens: Das geht nur mit einer stärkeren DKP. Das ist unsere originäre Aufgabe. Und wenn jetzt der EU-Präsident Juncker in Absprache mit den verantwortlichen deutschen Politikern von der Notwendigkeit einer Europäischen Armee redet, dann ist das nicht eine unbedachte verbale Entgleisung oder Wer das Gesamtsystem der EU und des Euro nicht in Frage stellt und sich ganz bewusst innerhalb dieses Rahmens positioniert, muss 6 eine vielleicht etwas übertriebene Reaktion auf einen „besonders aggressiven“ Putin. Das ist eine ebenso der Logik des Imperialismus folgende Konsequenz, die auf Machtausweitung, Eroberung neuer Einflusssphären, Rohstoffquellen und Märkte abzielt. Aggression nach außen und Reaktion nach innen. Das bestimmt auch heute die Politik des deutschen und europäischen Imperialismus. Vier-Parteien-Konferenz Gewährt mir ein paar Worte zur intensiven Zusammenarbeit mit den kommunistischen Parteien aus Luxemburg, den Niederlande und Belgien. Vor wenigen Wochen fand die jährliche „Vier-Parteien-Konferenz“ in Groningen statt. An ihr haben dieses Mal auch Beobachter der Partei der Arbeit der Schweiz teilgenommen. Zum zweiten Mal wurde die Konferenz mit einer gemeinsamen Demonstration eröffnet. Dies bewährt sich und ich denke es wird zu einer festen Tradition werden. Ganz offensichtlich wird dies auch von unseren Mitgliedern angenommen: Wir waren, wie in Aachen, auch in Groningen gut vertreten. Mit beiden werden wir uns nicht arrangieren – weder auf die alte sozialdemokratische noch auf die neu-sozialdemokratische Manier. Wir werden nicht Teil eines politischen Anhängsels der EU, das mit Geldern aus Brüssel seine Wahlkämpfe, seine politischen Stiftungen, Bildungseinrichtungen, seine Parteiapparate und Funktionäre bezahlt und sich damit politisch in das imperialistische System einbinden lässt. Das Thema der Konferenz war diesmal die Stärkung unserer Parteien und die dafür gegebenen unterschiedlichen Ausgangsbedingungen in den unterschiedlichen Ländern. Ins Auge springt bei den Ausgangsbedingungen, dass wir es nur in Belgien nicht mit der Existenz einer sozialistischen, linkssozialistischen Partei neben der kommunistischen Partei zu tun haben. Allerdings wäre es, das haben die auf der Konferenz zusammengetragenen Erfahrungen gezeigt, falsch, dies als die einzige oder zentrale Erklärung zu nehmen für das starke Wachstum der Partei, dass die Genossen aus Belgien sowohl hinsichtlich der Mitgliederzahl als auch hinsichtlich der Zustimmung bei Wahlen erreichen konnten. Aus meiner Sicht ist darüber hinaus vor allem zu nennen, dass die Genossinnen und Genossen in Belgien einen langen Kurs der Verankerung in der Interessensvertretung gefahren haben und dass sie über einen erfahrenen und ideologisch gebildeten Kader verfügen. Aktuell beschäftigen die Genossen sich mit Problemen, die aus Sicht der anderen Parteien derzeit eher Luxusprobleme sind. Das betrifft vor allem die Frage, wie man ein starkes Wachstum beibehalten kann ohne Prinzipienfestigkeit der Partei zu verlieren. Wir kämpfen als derzeit kleine - aber perspektivisch auch wieder wachsende und größer werdende - KP in Deutschland gegen die EU, gegen diese Konstruktion des Imperialismus. Da wollen wir nicht ankommen; das überlassen wir gerne den neuen Sozialdemokraten – bei uns und anderswo. Das ist unser aktueller Beitrag zur Solidarität mit Griechenland. Das ist unsere eigene Antwort auf die Krise des Imperialismus. Wenn wir uns heute mit Griechenland befassen, dann darf ein weiterer Aspekt vor dem Hintergrund des 70. Jahrestages der Befreiung von Faschismus und Krieg nicht fehlen. Die niederländische Regierung wurde dazu verurteilt, 70 Jahre nach einem Massaker der niederländischen Kolonialtruppen auf der Insel Sulawesi, bei dem über 3.000 indonesische Männer umgebracht worden waren, Entschädigungszahlungen an die Hinterbliebenen zu leisten. Was für die niederländische Kolonialarmee gilt, muss auch für die deutschen faschistischen Besatzungstruppen gelten. Die DKP erklärt ihre Solidarität mit den berechtigten Forderungen des griechischen Volkes nach Entschädigungsleistungen für die deutschen Kriegsverbrechen und die von den Nazis erpresste Staatsanleihe und unterstützt den einstimmigen Beschluss des griechischen Parlaments, dass die BRD die historische Schuld der damaligen deutschen Besatzungsmacht wenigstens nach 70 Jahren finanziell wiedergutmacht, auch wenn diese Verbrechen überhaupt nicht mit Geld aufgewogen werden können. Was wir leider auch feststellen mussten ist, dass wir die Konferenz thematisch nicht überfrachten können. Das zweite Thema, die Medienpolitik, die wir ebenfalls behandeln wollten, fiel dabei leider etwas hinten runter. 7 Internationaler Frauentag und die Anerkennung ausländischer Abschlüsse müsse forciert werden. Als Selektionsinstrument sieht die SPD ein Punktesystem wie es in Kanada üblich ist. Dabei sind Sprachkenntnisse und Bildungsgrad entscheidend. Wer legal einwandern möchte, muss mindestens zwei Drittel der möglichen Punktezahl erreichen. Wer straffällig geworden ist, finanzielle oder gesundheitliche Probleme hat, bleibt draußen. Zum internationalen Frauentag war die Partei in Aktion. Zahlreiche Veranstaltungen fanden und finden statt, die UZ-extra ist mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren gut angenommen worden. Wir haben den Eindruck, dass auch die Aktionstätigkeit zugenommen hat und die Partei stärker mit Infoständen und Aktionen auf der Straße war. Die Herrschenden in unserm Land feierten sich parallel für die Einführung der verbindlichen Frauenquote von 30 Prozent in den Aufsichtsräten der DAX-Konzerne und der gesetzlichen Vorschrift zur selbstauferlegten Frauenquote in anderen Aufsichtsräten. Aus unserer Sicht muss man doch den Verdacht haben, dass es hier um die Selbstbeschäftigung innerhalb der herrschenden Klasse, denn um Gleichberechtigung geht. Es ändert sich nichts daran, dass Frauen in diesem Land bei gleicher Arbeit im Durchschnitt über 20 Prozent weniger verdienen. Es ändert sich nichts daran, dass Frauen von der Tendenz zu prekären Beschäftigung massiv betroffen sind. Es ändert nichts daran, dass Frauen massiv von Arbeitslosigkeit und Armut, von Hartz IV und Ausgrenzung betroffen sind. Dass sich die Bundesregierung dann als Wegbereiter der Gleichberechtigung abfeiert ist ein Skandal, dass die Opposition kaum widerspricht, nicht minder. Gleichzeitig kommt es zur massiven Verschärfung des Asylrechts. Vor allem die Gründe für die Abschiebehaft werden erweitert, an Flughäfen werden noch mehr Sammelknäste eingerichtet. Pro Asyl nennt die neuen Gesetzesvorhaben ein „Inhaftierungsprogramm“ für Flüchtlinge. Einwanderungsgesetz der SPD * Lohnerhöhung von 3,4 Prozent (statt 5,5 Prozent) nach drei Nullmonaten * eine Einmalzahlung von 150 Euro bzw. 55 Euro für Auszubildende * Altersteilzeit sowohl mit Verbesserungen als auch mit minimalen Verschlechterungen, aber insgesamt gesichert * Bildungsteilzeit auf betrieblicher Ebene, wenn die ATZ nicht ausgeschöpft wurde An dieser Stelle bestätigen wir erneut, was wir bereits im Leitantrag an den 21. Parteitag festgestellt haben: „Wir klären darüber auf, dass der Kapitalismus/Imperialismus die Ursache für millionenfache Flucht und Vertreibung ist. Flüchtlinge brauchen ein unbeschränktes Bleiberecht; das Asylrecht muss ohne jegliche Einschränkung wiederhergestellt werden.“ Tarifrunde Metall- und Elektro Das Tarifergebnis in der MetallElektroindustrie steht für rund 3,7 Beschäftigte fest: Das Einwanderungsgesetz, das die SPD nun auf die Tagesordnung gesetzt hat, will sie als Antwort auf die rechten Aufmärsche von Pegida und Co verstanden wissen. Diese lautet dann allerdings: Macht weiter so! Nicht nur Pegida-Anhänger, sondern auch diejenigen, die vermehrt vor Flüchtlingsunterkünfte ziehen, rassistische Parolen brüllen und die Bewohner bedrohen und auch angreifen, dürften sich bestätigt sehen. und Mio. Für die rund 115.000 Beschäftigten bei VW gibt es laut IG Metall Niedersachsen „ordentlich Sahne drauf“: 450 Euro für die betriebliche Altersversorgung und 150 Euro Gutschrift auf das betriebliche Rentenkonto, für Leiharbeiter wird das Ergebnis der Branche übernommen, 1.400 Ausbildungsplätze jährlich sowie die Übernahme von Semestergebühren von Studierenden in Höhe von 350 Euro. „Ausländer raus, außer sie sind für uns von Nutzen“ ist das Motto des Einwanderungsgesetzes der SPD. ParteiSprecher Thomas Oppermann: Für qualifizierte Arbeitnehmer müsse es die berechenbare Chance geben, je nach Sprachkenntnissen und je nach Qualifikation nach Deutschland einwandern zu können. Dabei sei es wichtig zu bestimmen, wie viele von ihnen gebraucht würden. Einwanderer müssten schnell mit der deutschen Sprache vertraut gemacht werden Für das Ergebnis sind knapp ein Viertel (23,5 Prozent = rd. 870.000), bei VW ein gutes Drittel (34 Prozent = 39.000) der Beschäftigten in Warnstreiks aktiv geworden; Angriffe durch den Arbeitgeberverband Gesamtmetall auf die 8 Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben beantworten. Das Bewusstsein und damit auch die Bereitschaft der Beschäftigten für Arbeitskampfmaßnahmen werden dabei auch von der Kapitalseite, zumindest in den Großbetrieben, stark beeinflusst. Altersteilzeit sowie ein lächerliches Angebot von 2,2 Prozent wurden abgewehrt. Wie ist das Ergebnis zu bewerten? Zwar konnte der verteilungsneutrale Spielraum (Anteil der Beschäftigten an der Wirtschaft plus Inflation) ausgeschöpft und ein Reallohnverlust dadurch vermieden werden, aber vor dem Hintergrund der erzielten Gewinne in der Branche hätte es denn doch mehr sein können. Immerhin lagen die Renditen in den Jahren 2012 und 2013 bei 4,0 bzw. 4,1 Prozent. Dieses geschieht unter anderem durch einen kleinen, aber umso mächtigeren Vorgang: Die Zahlung von Sonderboni. So hat zum Beispiel der Daimler Benz Konzern an seine Stammbelegschaft einen Bonus in Höhe von 4.350 Euro ausgeschüttet. Dieses hat mehrere Wirkungen auf das Bewusstsein: Zum einen wird den Beschäftigten dadurch suggeriert, dass sie am Unternehmenserfolg teilhaben und es nur bei ihnen liegt, wie dieser zukünftig aussieht. Das Bewusstsein, dass sie allein es sind, die durch ihre Arbeitskraft erst die privat angeeigneten Gewinne ermöglichen, wird dadurch in den Hintergrund gedrängt. Und zum anderen hat es natürlich auch Auswirkungen auf die Kampfbereitschaft. Denn bevor ein möglicher zukünftiger Bonus in Gefahr gerät wird sich eher mit einem bescheidenem Tarifergebnis, und das meint nicht nur Entgelterhöhung, zufrieden gegeben. Hinzu kommt, dass ein zu erwartender Bonus nicht dazu angetan ist, die Wirkmechanismen des Kapitalismus, hier der Zwang zu Profit in Konkurrenz zu anderen Kapitalien, ob national oder international, zu erkennen. Oder wie das Kapital es formulieren würde: Gemäßigte Abschlüsse stärken die Konkurrenzfähigkeit von deutschen Unternehmen auf dem Weltmarkt. Und die Folgen aus dieser Konkurrenz sind dramatisch. Es ist gut, dass die Angriffe auf die Altersteilzeit abgewehrt werden konnten, insgesamt wurde der Status Quo erhalten. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse aus der Beschäftigtenbefragung der IG Metall hätte es auch hier mehr sein können. Denn immerhin gaben 46 Prozent der Befragten an, dass sie ihre Arbeit bis zum Erreichen der Rente wahrscheinlich nicht ausüben können. Es ist schlecht, dass sich die Idee einer Bildungsteilzeit nicht durchsetzen konnte, ein Thema, welches aus der bereits genannten Beschäftigtenbefragung resultierte. Diesen Punkt sollten wir aber grundsätzlicher thematisieren. Im Ergebnis wird doch wieder das Prinzip des Lehrgeldes, welches damals im Handwerk von der Familie des Lehrlings für eine Ausbildung gezahlt wurde, wieder auf die Tagesordnung gerufen. Nur dass nicht der Auszubildende oder dessen Familie von heute das Geld direkt an das Unternehmen zahlen soll, dafür aber die Beschäftigten über den Umweg von Tarifverhandlungen durch einen niedrigeren Abschluss bei der Lohnerhöhung. Einerseits haben wir es in den letzten Jahren mit einem Absinken der Lohnquote zu tun und einhergehend damit mit einer Schwächung der Binnennachfrage, andererseits versucht das Kapital dieses durch weiter anhaltende Exportüberschüsse zu kompensieren, was wiederum die Notwendigkeit der ständigen Steigerung der Konkurrenzfähigkeit durch eine immer weitere Absenkung der Lohnquote zur Konsequenz hat. Das wirkt sich wiederum auf das Bewusstsein der Arbeiterklasse aus. Aus meiner Sicht gilt es, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Dazu brauchen wir aber eine grundsätzlich andere Ausrichtung eines Teils der Gewerkschaften. Ich halte es da eher mit der SDAJ, die auf ihrem Jugendkongress im September letzten Jahres die Forderung nach einen Ausbildungsgesetz, und damit einer Ausbildungsverpflichtung des Kapitals gefordert hat. Danach hat jeder Jugendliche ein Recht auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz nach eigener Wahl. Jeder Betrieb muss 10 Prozent der Arbeitsplätze als Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen. Es gibt eine Umlagefinanzierung: wer weniger oder nicht ausbildet leistet eine Abgabe an einen Ausbildungsfonds, aus dem neue Ausbildungsplätze finanziert werden. Solange sie sich als Reparaturbetrieb des Staates verstehen, statt Gegenmacht im Sinne der von ihnen vertretenen Arbeiterklasse zu sein, werden sie objektiv Bestandteil dieses Kreislaufes. Ja, die Gewerkschaften haben eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, Ob die Beschäftigten bereit gewesen wären, für eine 4 oder 5 vor dem Komma in einen Erzwingungsstreik zu gehen, kann letztlich nur die Tarifkommission, können nur die 9 heutige vierte industrielle Revolution durch Digitalisierung der Arbeit respektive des gesamten Lebens auf Basis des Internet. Wenn ich die Begrifflichkeit „Digitalisierung der Arbeit“ verwende, dann greife ich ihn aus Gründen der Einfachheit aus dem bestehenden Diskurs auf. Digitalisierung ist letztlich die Umwandlung von Information in speicherund weiter verarbeitbaren Digitalcode. Hier geht es aber um mehr. aber in erster Linie nicht am runden Tisch von Kabinett und Kapital, sondern zuvorderst auf der Straße, vor und im Betrieb, zusammen mit der Arbeiterklasse. Wenn wir uns heute mit einigen Aspekten des Klassenbewusstseins der Arbeiterklasse und der Entwicklung von Produktivkräften beschäftigen, dann können wir festhalten: Wir stehen vor einer tiefgreifenden Veränderung. Und dieses vor dem Hintergrund einer permanent steigenden Kriegsgefahr, anhaltender Krisen, Massenarmut und Verelendung. Wir stehen vor einem Prozess der technischen Umwälzung, der die durch die Arbeiterklasse erkämpften Besitzstände und Rechte in Frage stellen wird. Eine revolutionäre Partei der Arbeiterklasse ist hier besonders herausgefordert. Insbesondere weil es die Arbeiterklasse ist, die objektiv die entscheidende gesellschaftsverändernde Kraft ist. Sie ist, trotz aller Differenzierungen, lohnund gehaltsabhängig, hat kein Eigentum an Produktionsmitteln und ist gezwungen, ihren Lebensunterhalt dadurch zu sichern, indem sie ihre Arbeitskraft an die Klasse der Kapitalisten oder an den Staat verkauft, indem sie für das Kapital Profit schafft und so ausgebeutet wird. 3. Die vierte industrielle Revolution wird durch Begriffe wie Fabrik 4.0, Enterprise 2.0, Office 2.0 oder Internet der Dinge, gekennzeichnet. Ebenfalls gehören dazu Änderungen in der Arbeitsorganisation. Dazu einige dürre und auf den Punkt gebrachte Erläuterungen: * Fabrik 4.0 In der zukünftigen Fabrik findet auf der Basis von Cyber-Physical Systems eine „Verschmelzung der physischen Produktionswelt mit der virtuellen Welt der IT und des Internet statt“. Dieses sind Systeme mit eingebetteter Software, die über Sensoren und Aktoren verfügen, erfasste Daten auswerten und speichern, mit Kommunikationseinrichtungen untereinander sowie in globalen Netzen verbunden sind, weltweit verfügbare Daten und Dienste nutzen und über Mensch-Maschine-Schnittstellen verfügen. Dadurch können und werden sich die bisher zentral gesteuerten starren Produktionsstrukturen verändern hin zu einer aktiven und dezentralen Selbstorganisation mit kommunikationsfähigen Produktionseinheiten, die untereinander vernetzt und sich so auch selber steuern können. Zu einigen Aspekten der Entwicklung der Produktivkräfte 1. Die Entwicklung der Produktivkräfte ist ein objektiver Prozess, verändert die Produktionsverhältnisse und wird von ihnen wiederum, heutzutage unter der Dominanz des Kapitals, beeinflusst. Karl Marx hat darauf in seinem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate hingewiesen. Das Streben nach Profit, die Konkurrenz unter den Kapitalisten zwingt sie, die Produktivität der Arbeit zu steigern. Das geschieht durch die Erhöhung des Einsatzes von Produktionsmitteln im Verhältnis zum Wert der eingesetzten Arbeit. Die Erhöhung des Einsatzes von Produktionsmitteln geht einher mit ihrer Weiterentwicklung bis hin zur ihrer Revolutionierung. Hier können wir grob unterteilen: Ganz anschaulich bedeutet es: Die Bestellung eines Produkts über das Internet kann dann eigenständig in der Fabrik ausgeführt werden, da bereits mit der Bestellung Merkmale und Ausstattungskomponenten direkt in die Produktion übertragen werden. Alle für dieses Produkt notwendigen Teilprodukte erhalten bereits zu Beginn die Information darüber, wie sie bearbeitet und zusammengefügt werden sollen, und übermitteln diese Daten an die ausführenden Maschinen. Durch Kommunikation der Maschinen untereinander können die unterschiedlichen Schritte der Produktion bis hin zur Auslieferung automatisiert abgewickelt werden. Und das alles in Echtzeit. 2. Die erste industrielle Revolution gegen Ende des 18. Jahrhundert mit Erfindung und Einsatz der Dampfmaschine und Wasserkraft, die zweite in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mittels Änderung der Arbeitsorganisation mithilfe von elektrischer Energie, die dritte industrielle Revolution etwa in der Mitte des 20. Jahrhundert durch Einsatz von Elektronik und IT zur weiteren Automatisierung der Produktion und die * Enterprise 2.0 Hierbei handelt es sich um den Einsatz von sozialer Software, wie Facebook, Twitter, Whats App und Co. für die Kommunikation von 10 einzelne Teil-Pakete aufgeteilt und im Internet zur Erledigung angeboten wird. Die digitale Arbeit wird via Datenwolke rund um die Welt verteilt; dorthin, wo sie am besten und oft genug am billigsten verrichtet wird (Cloudworking). Die eingehenden Ergebnisse werden dann ausgewählt und zu einem Endprodukt zusammengefügt. Nur derjenige, dessen Ergebnis ausgewählt wird, erhält dafür ein Entgelt. Unternehmen sowohl intern als auch extern, für die Koordination von Projekten sowie für das Wissensmanagement, also der Verwaltung des „Goldes in den Köpfen“ der Beschäftigten, aber auch darüber hinaus, weil auch zum Beispiel Kunden mit einbezogen werden. Ziel ist es, dass Wissen von Vielen für die Produktentwicklung und Produktion zu nutzen. Anschaulich wird es dadurch, dass Unternehmen das Internet nach Stichworten über ihre Produkte durchforsten und prüfen, ob es dazu von Kunden Hinweise oder Beschwerden etc. gibt, welche sie dann wiederum bei der Herstellung zukünftiger Produkte berücksichtigen können. Kunden werden so nicht nur zu Mitproduzenten (Prosumten)von Produkten und Dienstleistungen, sondern auch zu Lieferanten von einer Fülle von Daten, die sie im Internet hinterlassen. 4. Basis all dieser Entwicklungen ist die Verarbeitung von großen, komplexen, und sich schnell ändernden Datenmengen (Big Data) und sich daraus entwickelnden Algorithmen, als technische Basis das Internet sowie entsprechend in Massenproduktion hergestellte Hard- und Software. 5. Trends Und obwohl wir bei den angesprochenen Themenkreisen erst am Anfang stehen, lassen sich schon jetzt weitere Trends der Entwicklung der Produktivkräfte innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte festhalten: Da wären zunächst die Assistenzsysteme (smart machines) zu benennen. Benannt habe ich schon die Cyber-Physical Systems. Aber in der Entwicklung befindet sich auch das selbstfahrende Automobil, das sich selbst steuernde Haus, Körperfunktionen überwachende persönliche auf Einwirkung reagierende intelligente Systeme. Wenn es gelingt, große sich verändernde Datenmengen schnell und zielgerichtet zu verarbeiten, dann kann eine Produktionssteuerung nach Anforderungen des Marktes durch Kundenverhalten in Echtzeit stattfinden. Die Weiterentwicklung und der serienmäßige Einsatz von 3D-Druckern wird bestehende Produktionsabläufe grundsätzlich in Frage stellen. Die Weiterentwicklung von neuronalen Schnittstellen über den Ersatz von Gliedmaßen hinaus zur Steuerung von Produktionen als Mensch-Maschine-Schnittstelle. * Office 2.0 Durch den Einsatz von vor Ort verfügbarer Rechenleistung in Form von PC und Laptops, durch Entwicklung von Schreibprogrammen und Tabellenkalkulationsprogrammen etc, durch Ablösung von analoger hin zu digitaler Technologie unter Nutzung der Telefonkabel (VoIP) ist die Basis gelegt worden, dass in den Bereichen der Verwaltung die Arbeit via Internet nicht mehr in den bisher dafür vorgesehenen Büros der Unternehmen geleistet werden muss. Zudem lassen sich mit den ursprünglich für den Freizeit- und Privatgebrauch entwickelten Smartphones und Tablets berufliche Tätigkeiten rund um die Uhr erledigen. * Internet der Dinge Mit dem Internet der Dinge wird die Verknüpfung eindeutig identifizierbarer physischer Objekte, also nicht nur Menschen, mit Computersystemen, inzwischen in der Regel über das Internet, bezeichnet. Anschaulichstes Beispiel ist der Kühlschrank, der automatisch Lebensmittel nachbestellt, wenn diese zur Neige gehen. Letztlich werden alle Lebensbereiche durch Tätigkeiten, die auf Computern beziehungsweise algorithmische Prozesse aufbauen, durchdrungen. Es wird die Vernetzung des Alltags mittels „intelligenter“ Gegenstände stattfinden. Der Mensch selber wird zum bloßen Objekt mit eingeschränkten Steuerungsmöglichkeiten werden. * Arbeitsorganisation Mit der Methode der indirekten Steuerung wird eine Arbeitsaufgabe den Beschäftigten zur selbständigen Erledigung, jedoch ohne eigene Entscheidungskompetenzen hinsichtlich von zum Beispiel zusätzlichen personellen Ressourcen, überlassen. Crowdsourcing bedeutet, dass durch das Unternehmen eine Tätigkeit, die bisher von eigenen Beschäftigten durchgeführt wurde, in 11 6. Folgenabschätzung Dafür gibt es Gründe, einige will ich benennen: * Chancen - Die Herrschenden arbeiten kräftig daran, den geschichtlich ersten Versuch einer Systemalternative zum Kapitalismus, den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, mit allen möglichen Mitteln zu diskreditieren, zu delegitimieren, zu kriminalisieren bis hin dazu, sie mit dem Faschismus mittels der Totalitarismusdoktrin auf eine Stufe zu stellen. Für sie ist der Kapitalismus das Ende der Geschichte. In diesem Kontext Alternativen zum Kapitalismus überhaupt zu diskutieren, zu konkretisieren und in Form des Sozialismus umzusetzen, scheint für die Masse der Menschen nicht greifbar zu sein. - Den Herrschenden stehen inzwischen hochentwickelte Methoden, verbunden mit modernster Technik, zur Verfügung. Sie nutzen dabei konsequent die „vierte Gewalt“ im Staate, die Medien, mit denen sie die Massen manipulieren. Wenn sich die Massen nicht manipulieren lassen, wenden die Herrschenden im Bedarfsfall rücksichtlos das staatliche Gewaltmonopol an. Mit diesem durch die 4. Industrielle Revolution ausgelösten Schub könnten wir, wären wir im Sozialismus, die Grundlagen der Bedürfnisbefriedigung schaffen. Ansätze dazu gab es bereits in der Geschichte. In der Sowjetunion unterbreitete Viktor Gluschkow 1964 Vorschläge für die Schaffung eines landesweiten und einheitlichen Computernetzwerkes (OGAS – Gesamtstaatliches Automatisiertes System), welches die gesamte Produktion und Verteilung kontrollieren sollte – bis hin zur Abschaffung des Geldes, an deren Stelle eine Arbeitszeitrechnung entlang der Marxschen Arbeitswerttheorie Platz hätte finden können. Im Übrigen wurde diese Diskussion von Cockshott und Cottrell mit ihrem Buch „Alternativen aus dem Rechner“ schon 1993 wieder aufgenommen. Gemessen an dem Stand der Produktivkräfte von 1964 können wir doch heute erst recht sagen, dass sich die Bedingungen für den Sozialismus verbessert haben. - Den Herrschenden gelingt es, die Zersplitterung der Arbeiterklasse nicht nur als Produkt der Entwicklung der Produktivkräfte zu befördern, sondern diese tief zu spalten, und zwar durch Aufrechterhaltung von Massenarbeitslosigkeit, durch Atomisierung des Normalarbeitsverhältnis sowie durch ein Hartz IV genanntes Zwangssystem. Aber wir sind nicht im Sozialismus. Die Beschreibung der gegenwärtigen Entwicklung der Produktivkräfte im Kapitalismus führt uns aber zu einer Folgenabschätzung, wie Marx sie formuliert hat: „Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um." - Selbst wenn es zu massenhaften Bewegungen in Einzelfällen kommen sollte, finden sie Auswege, die möglicherweise ihren zeitweiligen Interessen widersprechen, aber langfristig der Systemerhaltung dient. Hier offenbart sich der Doppelcharakter von Reformen. Einerseits verbessern sie die Lage der von ihnen Betroffenen, andererseits weisen sie nicht über das System hinaus, sind systemstabilisierend. - Die Bedingungen für die Kampfkraft der Arbeiterklasse werden zum einen geprägt durch die Entwicklung der Produktivkräfte und der Technik sowie die dadurch erzwungene veränderte Arbeitsorganisation. Aber nicht nur. Das Kapital und sein Staat geben Rahmenbedingungen für den gesellschaftlichen Arbeitsprozess vor, in deren Folge es zu Veränderungen in der Arbeiterklasse bis hin zur Aufspaltung in Stammbelegschaften, Leiharbeiter, Prekarisierte und Erwerbslose kommt. Mithin wirkt auch der politische Überbau des Wir können konstatieren, dass mit diesen Entwicklungen eine ständig zunehmende Kapitalkonzentration und –zentralisation, Profitsteigerungen in ungeheurem Ausmaß, eine fortwährend bestehende Massenarbeitslosigkeit und eine zunehmende Verarmung großer Bevölkerungsteile einhergehen, und all dieses im globalen Maßstab. Eine Hemmung oder Fesselung dieser Entwicklung ist tatsächlich nicht erkennbar. 12 Kapitalismus auf Arbeiterklasse ein. die Kampfkraft Das Wissen der Vielen steht über Wissensdatenbanken nicht nur wenigen Vermögenden zur Verfügung, sondern allen, die einen technischen Zugang dazu haben. Ein Smartphone heute hat mehr Computerpower als Apollo 11, ist aber rund 30 Mio. Mal günstiger. Selbst Finanzmittel lassen sich inzwischen über das Netz besorgen, ohne Abhängigkeit von Zinsen. Durch Crowdfunding werden längst nicht mehr nur Filme finanziert, sondern auch soziale Projekte. der - Last but not least geht die Eingriffsfähigkeit der Bevölkerung bei den sie betreffenden Fragen zurück. Es gibt kaum noch eine Wahl, bei der die Wahlbeteiligung nicht unter der der vorangegangen Wahl liegt. Hoffnungslosigkeit, Lethargie bis hin zur Depression scheinen die Kennzeichen zu sein für die Mehrheit der sozial benachteiligten Bevölkerung. Die täglichen Erfahrungen der Menschen mit Politik und Wirtschaft, mit Sozial- und Gesundheitswesen, mit Justiz und Verwaltung scheinen zu bestätigen, dass „doch alles keinen Zweck hat, man kann ohnehin nichts ändern“. Mittlerweise nutzen rund 87 Prozent aller Berufstätigen in der BRD für ihre tägliche Arbeit einen Computer, rund 79 Prozent gehen geschäftlich mit mobilen Geräten (Notebooks, Tablets, Smartphones, Handy) um und rund 55 Prozent nutzen das Internet für berufliche Zwecke. Wir können festhalten, der Wandel in der Arbeitswelt ist geprägt von der Digitalisierung der Arbeit, kann wachsende Autonomiespielräume im Sinne der Beschäftigten schaffen und deren Life-WorkBalance verbessern. Sie ermöglicht neue Formen der Arbeitsteilung und verändert Wertschöpfungsketten, sie erlaubt orts- und zeitungebundene Arbeit fern fester Organisationsformen. Eine schöne neue Welt könnte entstehen, wenn, ja wenn wir uns nicht im Kapitalismus befinden würden. Selbst bei aufflammenden punktuellen Aktivitäten gegen Sozialabbau, gegen Lohndumping und Abbau von Arbeitsplätzen werden doch in der Regel die Erfahrungen gemacht, das zum einen die Beteiligung an diesen Aktionen, gemessen an der Bevölkerungsmehrheit, deutlich zu gering ist und zum anderen, dass durch geschickte Kompromisse zwischen den politischen Parteien oder durch Absprache mit den Gewerkschaftsführungen erreicht wird, dass dem Widerstand die Spitze genommen wird und er ins Leere läuft. * Risiken Gleichermaßen erleben wir, wie sich mit der Änderung der Produktivkräfte auch schon heute konkrete Möglichkeiten des Eingriffes außerhalb der Verwertungslogik des Kapitals ergeben. So entwickeln Menschen weltweit sog. Open Source-Systeme, wie zum Beispiel Firefox, also Software und Systeme, die jedem zur Verfügung stehen und kostenfrei genutzt werden darf, die darüber hinaus von den Anwendern weiterentwickelt werden. Die Entwicklung der Produktivkräfte könnte genutzt werden, um den Arbeitstag für die Arbeiterklasse kleiner werden zu lassen, können sie doch in kürzerer Zeit das Gleiche produzieren. Aber nicht im Kapitalismus. Hier werden die Produktivkräfte bei gleichbleibender Arbeitszeit zu Steigerungen der Profite genutzt und, wie Marx es bereits in den Grundrissen der Kritik der politischen Ökonomie dargestellt hat, zur Aushöhlung des Prinzips der Mehrwertproduktion durch die zunehmende Ersetzung der lebendigen Arbeit, die neben der Natur die Hauptquelle des Reichtums ist. Marx verweist hier sogar auf eine im Kapitalismus beginnende tendenzielle Aufhebung des Systems der Lohnarbeit. Mit Hilfe eines Tastendrucks können Menschen sich zu gesellschaftsbewegenden Themen äußern, quasi darüber abstimmen, wie geschehen bei der Initiative gegen die Privatisierung des Wassers. Innerhalb nur weniger Wochen konnten über 800.000 Stimmen allein über das Internet gezählt werden; oder wie zuletzt gegen TTIP und CETA. Mit Hilfe von SMS, mit Twitter und Co konnten Tausende Menschen gegen den Angriff auf Hugo Chavez vor rund 10 Jahren mobilisiert werden; diese Mittel waren und sind die Kommunikationsmittel während des ägyptischen Frühlings und vergleichbarer Bewegungen gewesen. Zwei Wissenschaftler der Universität Oxford, Michael Osborne und Carl Benedikt Frey, haben in einer groß angelegten Studie 702 verschiedene Berufe in den USA analysiert. Sie sind der Frage nachgegangen, inwieweit die Entwicklung der Produktivkräfte herkömmliche Arbeit verdrängt. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass in den nächsten 20 Jahren 47 Prozent der heutigen Arbeitsplätze nicht mehr existieren werden, weil ihre 13 Konkurrenz mit tausenden anderen ihre Arbeit billig anbieten müssen. Aufgaben automatisiert werden. Roboter und Computerprogramme werden an ihre Stelle treten. Sie befürchten, dass die Entwicklung der Produktivkräfte keine neuen Arbeitsplätze schafft. Den Grund dafür sehen sie in dem Tempo der Entwicklung und den Umstand, dass sich heute Unmengen an Daten speichern ließen, mit der Folge, dass dadurch immer intelligentere Algorithmen, also Problemlösungen, entstünden. So schnell, wie alte Arbeitsplätze wegfallen, könnten im gleichen Umfang keine neuen Arbeitsplätze entstehen. Betroffen wären auch hochqualifizierte Berufe, wie Ärzte zum Beispiel durch den Einsatz von Computern als Diagnose-Werkzeug und therapeutische Unterstützung bzw. Behandlung, oder Lehrer, die durch interaktive Lernprogramme ersetzt werden. Wir werden es hier mit einer neuen Art der Prekarisierung zu tun haben, der digitalen Prekarisierung. Orts- und zeitungebundene Arbeit bedeutet Arbeit auf Abruf zu jeder Zeit und an jedem Ort. Und aller Wahrscheinlichkeit nach gesteuert von einer Maschine. Das Kapital wird zusätzliche Profite einfahren, da es mit diesen Arbeitsformen Sozialabgaben und Steuern in erheblichem Ausmaße einsparen wird. Im 1949 erschienenen Roman von George Orwell „1984“ wird ein totalitärer Präventionsund Überwachungsstaat dargestellt, welcher von einem allgegenwärtigen, jedoch nicht sichtbaren Großen Bruder geführt wird. Die Gedankenpolizei überwacht permanent die gesamte Bevölkerung mit nicht abschaltbaren Geräten („Teleschirme“), die zugleich alle Wohnungen visuell kontrollieren und abhören. Die für das Jahr 1983 vorgesehen Volkszählung in der BRD scheiterte am massenhaften Protest und durch ein wegweisendes Urteil des BVerfG über das Grundrecht der informationellen Selbstbestimmung. Die damaligen Kläger beanstandeten, dass die Ausführlichkeit der Fragen in den entsprechenden Volkszählungsbögen bei ihrer Beantwortung Rückschlüsse auf die Identität der Befragten zulasse und somit den Datenschutz unterlaufe, damit folglich gegen das Grundgesetz verstoße. Im Hintergrund stand die Befürchtung des so genannten Gläsernen Bürgers. In Verbindung mit der Standardisierung der Arbeitsabläufe werden die Beschäftigten weiter ausdifferenziert in hoch ausgebildete Spezialisten und diejenigen, die lediglich den Ablauf der Produktion begleiten und kontrollieren. Die Produktivkraft Mensch wird zu Gunsten von Maschinen, Daten und Netzen entwertet. In diesem Zusammenhang sind hohe Rationalisierungspotentiale, also der Wegfall von Arbeitsplätzen, zu befürchten. Das sehen auch verantwortliche Manager so. Der Arbeitsdirektor von Volkswagen, Dr. Horst Neumann, sieht in diesem Automatisierungsschub „die einzigartige Chance tausende von Arbeitsplätzen durch Roboter zu ersetzen. Aufgrund des demographischen Wandels werde dies auch nötig, weil in den nächsten 15 Jahren mehr als 30.000 Kolleginnen und Kollegen altersbedingt Volkswagen verlassen werden“. Eine hohe Flexibilität in der Produktion wird sich verschärfend auf eine weitere Flexibilisierung der Arbeit, und damit der Arbeitsverhältnisse, auswirken. Heute sind wir in einigen Aspekten doch wesentlich weiter, als Orwell es erahnen konnte. Mit dem Internet der Dinge, also der Verknüpfung von Gegenständen mit dem Internet, fallen schon heute riesige Datenmengen an. Ob es das Navigationsgerät im Auto, das Smartphone in der Handtasche, der Fernseher in der guten Stube, die Gesundheitskarte der Krankenkassen oder der PC zum Nutzen von Mail-Programmen, Facebook und Internetbestellungen ist, alle diese Geräte und Programme sammeln Daten und speichern diese. Wenn Unternehmen mittels Crowdsourcing Tätigkeiten, die bisher von eigenen Beschäftigten erbracht wurde, auf Plattformen im Internet weltweit ausschreiben und an wechselnde Auftragnehmer vergeben, erzeugt dieses einen enormen Druck auf bisherige Arbeitsverhältnisse, die tendenziell reduziert und durch freie Auftragsverhältnisse ersetzt werden. Ergebnisansprüche werden Zeit-, Entgeltund Leistungsanforderungen dominieren. Bisher angestellte Beschäftigte werden so zur Crowd, zu Auftragnehmern, die in der Cloud arbeiten. Sie werden zu sogenannten Solo-Selbständigen, die fern aller Tarifverträge und sozialer Absicherungen in Dank der Entwicklung der Produktivkräfte ist es heute möglich, diese riesige, stetig anwachsende Datenmenge zu sichten und auszuwerten. Und damit auch das Verhalten derjenigen, die diese Dinge nutzen. Das gilt erst recht für die vorher erwähnte skizzierte Arbeitswelt. Daten über Arbeitsergebnisse, 14 7. Was tun? über Pensen, über Zuverlässigkeit des Arbeitenden und dessen Qualifikationen werden Basis zukünftiger Prognosen des Arbeitsverhaltens sein. Daten werden damit zu Disziplinierungsfaktoren, Benchmarks über Arbeitsleistungen entwickeln sich zu Repressionsinstrumenten. Das, was 1983 verhindert werden sollte, nämlich der gläserne Mensch, ist heute dank Big Data letztlich Realität. * Das Referat heute kann nur ein weiterer Baustein einer weiteren Diskussion sein. Mir halfen dabei Ausführungen aus den marxistischen Blättern (Ausgabe 5/2014) ebenso wie Materialien vom Genossen Thomas Hagenhofer oder aus gewerkschaftlichen Veröffentlichungen. Die zentrale Kommission Betriebsund Gewerkschaftspolitik beim Parteivorstand hat beschlossen, das Thema zu einem Schwerpunkt auf dem gewerkschaftspolitischen Forum am 27./28.06.15 in Frankfurt zu machen. Insbesondere die in Betrieb und Gewerkschaften aktiven Genossinnen und Genossen sind herzlich dazu eingeladen. Ein weiterer Aspekt und zugleich Risiko wird mit dem Begriff „Dual Use“ bezeichnet, also dem „doppelten Verwendungszweck“. Gemeint ist die prinzipielle Nutzung eines Produktes, zum Beispiel einer Maschine, aber auch Software und Technologie, sowohl zu zivilen als auch zu militärischen Zwecken. Die Herrschenden verfolgen diese Strategie des Dual Use seit mittlerweile drei Jahrzehnten. Im März 1982 erklärte die damalige SPD/FDPBundesregierung: „Die Mikroelektronik führt insbesondere zur Verbesserung der Führung und der Aufklärung sowie des Waffeneinsatzes (…). Die Grundlage für die hierzu erforderlichen technologischen Fähigkeiten muss sich die deutsche Industrie zunächst auf dem zivilen Markt schaffen. Hierzu stellt der Bundesminister für Forschung und Technologie in den Jahren 1982 bis 1984 ca. 380 Mio. DM für ein Forschungs- und Entwicklungsförderprogramm im Bereich der Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung.“ Die Entwicklung der Produktivkräfte macht also auch vor der Armee keinen Halt, im Gegenteil. * Bereits auf der gewerkschafts-theoretischen Konferenz hatten wir festgestellt, dass „das Hauptmanko der Gewerkschaften darin besteht, dass sie nicht mehr alternative Vorstellungen zum Kapitalismus entwickeln. Wer sich aber nicht mehr kritisch und über den Kapitalismus hinaus mit eigenen Vorstellungen beschäftigt, wer die gegebenen Verhältnisse in ihren Grundlagen als unverändert ansieht, der wird zwingend eine Politik betreiben, die darauf aus ist, immer wieder Abstriche zu Lasten der Arbeiterklasse zuzulassen.“ Der Stand der heutigen Entwicklung der Produktivkräfte setzt die Frage nach gesellschaftlichen Alternativen, aus unserer Sicht nach dem Sozialismus, ganz oben auf die Agenda der Gewerkschaften. Auf der Agenda steht damit auch die Frage, wie es uns gelingen kann, die Diskussion über Vorstellungen von gesellschaftlicher Alternative in den Gewerkschaften zu führen. Da sind die anstehenden Gewerkschaftstage bzw. Bundeskongresse von ver.di und der IG Metall in diesem Jahr eine gute Gelegenheit. Wir sind gefordert, die Gewerkschaften als die größte Organisation der Arbeiterklasse zu stärken und aktiv in ihnen mitzuwirken und mitzuarbeiten. Ein gutes Beispiel hierfür sind autonome Waffensysteme, wie Drohnen oder selbst fahrende Panzer. Hier kommt es dem Militärforschungssektor im wesentlichen darauf an, dass Waffensysteme Aufklärungsdaten sammeln und weiterleiten, selber situativ entscheiden und sich aufeinander abstimmen Im Fokus stehen derzeit die „Unmanned Aerial Vehicles/Systems“ (UAV/UAS). Diese „Umbenannten Fluggeräte (…) sind der global am schnellsten und stärksten wachsende Bereich in der Luft- und Raumfahrt. Einer aktuellen Studie zufolge haben sie allein bei den NATO-Mitgliedsstaaten bis 2021 ein Marktpotential von 130 Mrd. US-Dollar.“ Ein gewaltiger Markt, der mit dem Stichwort des Antiterrorkampfes die Aggression nach außen und die Repression nach innen mit neuesten Technologien vorantreibt. Ja, und wir werden auch diejenigen benennen, die aufgrund ihrer Klasseninteressen Gegner einer solchen Debatte sind: Es ist das Kapital, es ist die Klasse der Kapitalisten. Dabei kommt es nicht darauf an, ob der Kapitalist als Boss mit Zylinder, dicker Zigarre und Luxuskarosse sichtbar ist. „Kapitalist sein, heißt nicht nur eine rein persönliche, sondern eine gesellschaftliche Stellung in der Produktion einzunehmen." Es geht also nicht um Personen oder Menschengruppen, sondern um die Klassenverhältnisse. Wenn das Kapital 15 zu stellen. Das technische Instrumentarium ist dafür zumindest vorhanden. heute in Form von Hedgefonds und Aktienverwaltern auftritt, dann benennen wir sie auch. * Bei allen heutigen und zukünftigen Entwicklungen der Produktivkräfte muss eins gelten: Sie dürfen nicht für Aggression und Repression verwandt werden, sie dürfen keine weitere Anwendung in Waffen-, Kontroll- und Überwachungssysteme finden. Es ist an der Zeit, eine Diskussion zu initiieren analog der Diskussionen an Schulen und Hochschulen, die Forschung, Wissenschaft und Lehre nicht im Dienst von Armeen wissen wollen. * Im Fokus der anstehenden Auseinandersetzungen wird das Normalarbeitsverhältnis stehen. Mit Veränderung der Arbeitsorganisation durch die Entwicklung der Produktivkräfte ist es in Gefahr nicht nur weiter atomisiert zu werden durch Leih- und befristete Arbeit, durch Teilzeitarbeit und Niedriglohnbeschäftigung -, sondern ganz von der Bildfläche zu verschwinden. * Last uns alles dafür tun, dass die Entwicklung der Produktivkräfte in Widerspruch zu den Eigentumsverhältnissen kommen. Es ist und es bleibt unsere Aufgabe, auch und gerade beim vorliegenden Thema der Entwicklung der Produktivkräfte, die Eigentumsfrage in den Mittelpunkt und als Lösung in den anstehenden Auseinandersetzungen einzubringen. In diesem Zusammenhang muss es gelingen, in die jederzeitige und vollumfängliche Verfügungsgewalt des Kapitals auf die menschliche Arbeitskraft einzugreifen. Vorschläge der Gewerkschaften dazu sind ein erster Ansatz, den es aufzugreifen gilt. Es geht nicht nur um Qualifizierungsmaßnahmen, sondern auch zum Beispiel um Veränderungen des Betriebs- bzw. Arbeitnehmerbegriffes im Betriebsverfassungsgesetz, das Recht auf Nichterreichbarkeit und Nicht-Reaktion im Arbeitszeitgesetz zu verankern. Es geht darum einen Rechtsanspruch auf ein Mindestmaß an betriebsüblichen Arbeitszeiten an einem vom Beschäftigten selbst zu bestimmenden Arbeitsplatz zu formulieren. Letztlich geht es um das von den Gewerkschaften in die Diskussion gebrachte Projekt der Guten Arbeit. Zu Aspekten des Bewusstseinsstands der Arbeiterklasse 1. Grundlage bilden einige Ergebnisse aus der Beschäftigtenbefragung der IG Metall aus dem Jahr 2013 unter dem Motto „Arbeit: sicher und fair! Die Befragung“. Dabei handelt es sich um die Widerspiegelung des Bewusstseins eines Teils der Arbeiterklasse in einem hochentwickelten Bereich der Industrie, in der Regel mit Tarifbindung, anhand der Beantwortung vorgegebener Fragen. Mit dieser Befragung haben wir es nach Bewertung der IG Metall mit der umfassendsten empirischen Untersuchung zu zentralen politischen und Gestaltungsfragen für den industriellen Sektor einschließlich industrienaher Dienstleistungen und Handwerksbranchen zu tun. Insgesamt haben 514.134 Beschäftigte an der Befragung teilgenommen, davon gehören zwei Drittel der IG Metall an, ein Drittel war nicht in einer Gewerkschaft organisiert. Teilgenommen haben zu 80 Prozent Männer und zu 20 Prozent Frauen. Diese Befragung wurde durch Betriebsräte, Vertrauensleute und JAVen in mehr als 8.400 Betrieben in der Zeit zwischen Mitte Februar und Ende April 2013 durchgeführt. * Mit dem derzeitigen Stand und der absehbaren Entwicklung der Produktivkräfte erhält die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich ein ganz besonderes Gewicht. Das Kapital wird die Situation nutzen, enorme Rationalisierungen durchzuführen, mit der Folge weiter ansteigender Massenarbeitslosigkeit und Verarmung. Dem müssen wir die Verteilung der übrigen Arbeit auf wesentlich mehr Schultern entgegensetzen, wobei ein Auskommen mit dem Einkommen selbstverständlich ist. * Big Data wirft die Fragen nach den Interessen, nach der Kompetenz, nach der Legitimation und nach der Kontrolle derjenigen auf, die über diese Datenmengen und ihre Nutzung verfügen. Es gilt, eine Diskussion über den Umgang und Zugang mit Big Data zu entfachen, die die kommerzielle Nutzung sowie Anwendung zur weiteren Entwicklung der Produktivkräfte ausschließlich zu Gunsten des Kapitals in Frage stellt. Ein Ansatz kann es sein, Big Data unter gesellschaftliche Kontrolle 2. Die Angst vor sozialer Unsicherheit findet ihren Ausdruck darin, dass 75 Prozent der Befragten als wichtigstes Handlungsfeld den Erhalt und die Stärkung der sozialen Sicherungssysteme sehen, also Rente, Pflege, Gesundheit und Arbeitslosigkeit. Sie haben 16 Grundlage für das betriebliche, tarifliche und politische Handeln der IG Metall auch Anforderungen an die Politik vor der nur wenige Monate später durchgeführten Bundestagswahl erbringen. Der Befragungstermin war also nicht zufällig, es kann der Eindruck entstehen, dass die IG Metall mit der Befragung gleichwohl die SPD, und sei es nur in einer großen Koalition, zum Sprung in die Bundesregierung verhelfen wollte. wahrgenommen, welche sozialen Folgen die berüchtigten Arbeitsmarkt- und Sozialreformen durch die Politik der Agenda 2010 erbracht haben. Nur 4 Prozent schätzen ein, dass sie von der gesetzlichen Rente gut leben können. 42 Prozent, also fast die Hälfte der Befragten, befürchten, dass die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird. Deshalb sorgen 26 Prozent im ausreichenden Umfang privat vor. Ein gutes Fünftel, 21 Prozent, kann sich eine private Vorsorge aber nicht leisten. Vor dem Hintergrund, dass nur 31 Prozent davon ausgehen, bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten zu können, kündigt sich hier eine weitere Vertiefung der Armut im Alter an. Es kann der Eindruck entstehen, dass bestimmte Fragestellungen bereits in sich ein Ergebnis trugen. So wurde zwar nach einem gesetzlichen Mindestlohn gefragt, die Höhe von 8,50 Euro gleichwohl vorgegeben. Obwohl spekulativ hätte die Benennung eine höheren Betrages von zum Beispiel 10,00 Euro ein genauso gutes Ergebnis erzielt, wäre aber bei den im September des Jahres durchgeführten Tarifverhandlungen mit der Leiharbeitswirtschaft, und später bei den Koalitionsverhandlungen ungleich schwerer durchzusetzen gewesen. Der Effekt, „Wir haben euch gefragt und es durchgesetzt“ wäre dann nicht mehr so schön gewesen. Wie stark sich das Schreckgespenst Arbeitslosigkeit mit all seinen negativen Folgen in den Köpfen verankert, zeigt die Beantwortung einer weiteren Frage: 99 Prozent der Befragten finden einen unbefristeten Arbeitsvertrag für wichtig bis sehr wichtig, mit 90 Prozent folgt, dass ein ausreichende und verlässliches Einkommen, ebenfalls in der Spannbreite, sehr wichtig bis wichtig ist. Die Spaltung der Belegschaften in Stamm- und Randbelegschaften, das Ausgliedern von immer mehr Betriebsteilen zu Einkommen unterhalb der bisherigen Tarifverträge führt dazu, dass 39 Prozent der Befragten sich Sorgen um den Erhalt ihres Arbeitsplatzes machen. Ein anderer Aspekt, welcher die große Verunsicherung der Befragten bestätigt, ist der nach einem Mindestlohn bzw. nach Leiharbeit und Werkverträge. 67 Prozent der Befragten stimmten voll und ganz zu, dass ein gesetzlicher Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro eingeführt und es gesetzliche Regelungen zu Leiharbeit und Werkvertag geben muss. Auch die Frage der Arbeitszeit wurde thematisiert, insbesondere vor dem Hintergrund der Intensivierung der Arbeit, der über die vertraglich hinaus geleistete Arbeit sowie möglicher Arbeitszeitflexibilisierungen aufgrund betrieblicher Anforderungen. Wünschenswert wären aus meiner Sicht aber auch Fragen zur Arbeitszeitverkürzung hinsichtlich tarifvertraglicher oder gar gesetzlicher Regelungen gewesen. Lasst mich aber zum Schluss noch ein positives Ergebnis darstellen. 15 Prozent der Befragten haben auf die Frage „Ich würde mich gerne selber stärker einbringen, wenn es um die Vertretung von Beschäftigteninteressen geht“ mit „trifft voll und ganz zu“ geantwortet. 29 Prozent haben die Frage immerhin mit „trifft eher zu“ beantwortet. Hier ist ein Potential, nicht nur für Gewerkschaften, vorhanden, wenn es um die Durchsetzung eigener Interessen geht. Das sind ermutigende Zahlen. Erst recht, wenn es uns gelingen könnte, nur 1 Prozent von den 15 Prozent für die Politik der DKP zu interessieren, dann hätten wir auf Schlag weit über 750 Genossinnen und Genossen mehr. Lasst uns also beginnen. Dass der Jugend mehr und mehr die Chance auf eine Perspektive nach einem eigenen Leben durch Mangel an Ausbildungsplätzen genommen wird spüren die Eltern am deutlichsten. Dieses findet seinen Ausdruck darin, dass bei 67 Prozent der Befragten die Schaffung von Bildungschancen unabhängig von Herkunft oder dem Geldbeutel der Eltern ein wichtiger Punkt ist. 3. Anmerkungen zur Befragung Die Befragung sollte neben einem Votum zu Arbeitsund Lebensbedingungen als Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit. 17 12. Tagung des Parteivorstands der DKP 14./15. März 2015, Essen (Unkorrigiertes Manuskript, Es gilt das gesprochene Wort.) Einleitung zum Tagesordnungspunkt „Weitere Vorbereitung des 21. Parteitags“ Hans-Peter Brenner, Mitglied des Sekretariats des Parteivorstandes Wie weiter mit der inhaltlichen Vorbereitung des 21. Parteitags? Bekanntlich gab es auf der letzten 11. PVTagung eine strittige Diskussion über das Konzept von Referaten und Gegenreferaten. Ich selber habe damals engagiert dagegen diskutiert und auch dagegen gestimmt. Ich habe mich durch den Ablauf der Konferenz in Hannover eines Besseren belehren lassen müssen. Mit Blick auf diesen Tag und diese Veranstaltung war dies eine richtige Konzeption. Ich wiederhole aber, dass ich eine dauerhafte Konferenzstruktur mit Referaten und Gegenreferate von Strömungen als unakzeptabel für den kommunistischen Parteitypus halte und mich auch künftig dagegen verwahren werde. Für mich gelten die im Statut festgelegten Grundregeln des demokratischen Zentralismus. Vor drei Wochen haben wir gemäß Beschluss der 10. PV-Tagung die erste Theoretische Konferenz zur Debatte um den Leitantrag an den 21. Parteitag in Hannover durchgeführt. Sie war für den Veranstalter, den Parteivorstand, ein Erfolg. Wir haben den Eindruck, dass es uns mit der Diskussion des Leitantrags zunehmend gelingt, die Auseinandersetzung über die tiefen Meinungsunterschiede, die wir haben, wieder stärker auf eine inhaltliche Basis zu stellen. Das wäre eine gute und notwendige Entwicklung, weil sie gleichzeitig auch die Transparenz für die Partei über die unterschiedlichen Positionen erhöht und damit die Grundlagen für die Entscheidungen des 21. Parteitags legt. Je klarer und eindeutiger dabei die jeweiligen Strömungen ihren Dissens aussprechen, desto hilfreicher, ist das für uns alle. Nun zu einigen inhaltlichen Bemerkungen zu den Referaten der ersten theoretischen Konferenz. Block 1 setzte sich in Referat und Co-Referat mit Fragen der ImperialismusTheorie auseinander. Da ich selber hier einer der beiden Referenten war, sind meine Einschätzungen hier besonders parteiisch. Wir haben auch noch keine kollektive Auswertung im Sekretariat durchführen können. Es nahmen 140 Genossinnen und Genossen teil- mehr als wir im Sekretariat erwartet hatten. Erfreulich war, dass diesmal auch die Gliederungen aus den östlichen Bundesländern recht gut vertreten waren. In der Debatte gab es zusätzlich zu den sechs Referaten 37 Diskussionsbeiträge. Sie waren nicht nur engagiert, sondern auch sachkundig. Und sie stammten von überraschend vielen jungen Genossinnen und Genossen. Unter dem Strich drückten diese Beiträge die Übereinstimmung mit der konzeptionellen Anlage des Leitantrages und mit dessen Inhalten aus. Sie gaben auch wichtige Hinweise auf Defizite, zum Beispiel im Bereich Ökologie. Zu meinem Referat merke ich deshalb nur an, dass es ein Versuch war, ausgehend von aktuellen Fragen die Positionen des Leitantrages zu überprüfen und zu versuchen die Berechtigung und Richtigkeit der Aussagen des Leitantrages zu verifizieren. Ich habe für mich den Eindruck, dass unser Leitantrag durch die Realität doch sehr bestätigt wird, bzw. umgekehrt, dass unserer theoretischen Ableitungen und Begründungen in diesem Bereich nicht durch die Realität blamiert, sondern bestätigt werden. Die pointierten politische Stellungnahmen zum parteiinternen Meinungsstreit überschritten in der Regel nicht das erträgliche Maß der politischen und theoretischen Kontroverse, das unter Kommunisten gilt. Es gibt also guten Grund zur Zufriedenheit mit dem Ablauf der Konferenz. Für die Zuhörer war es wahrscheinlich wegen der doch sehr unterschiedlichen Anlage der beiden Referate nicht so einfach festzustellen, wo in diesem Bereich die Kontroversen stecken, zumal es eine klare Übereinstimmung in der zentralen Frage der Zunahme der 18 Ich denke, hier war es sehr sinnvoll auch noch einmal die Entwicklung unserer Aussagen in den programmatischen Dokumenten darzustellen und sich auch damit zu befassen, was die Ursachen für die Abschwächung unserer Aussagen im Programm von 2006 im Verhältnis zum Programm von 1978 waren. Mein Eindruck ist, dass die Partei mehrheitlich mindestens dafür ist, die klarere Aussage von 1978 wieder für die Definition unseres Charakters heranzuziehen. Aggressivität des Imperialismus und der daraus resultierenden gewachsenen Gefahr für die Sicherheit und den Frieden in Europa gibt. Wenn es in dieser Frage keinen grundsätzlichen Dissens unter uns gibt, dann ist das „gut so“ – um mit einem ehemaligen Berliner Oberbürger zu reden. Ich hätte aber einen stärkeren Bezug des CoReferenten zu den entsprechenden Aussagen des Leitantrages für sinnvoll und auch notwendig gehalten. So hatte der große historische Bogen, den Genosse Klaus Stein in seinem Co-Referat geschlagen hat, bei mir zwar ein akademisches Interesse geweckt, aber ich habe mir doch zwischendurch häufiger die Frage gestellt „Was will mir/uns der Referent eigentlich sagen? Und wo ist der Bezug zu möglichen unterschiedlichen programmatischen Differenzen, mit denen wir uns auch in und gerade in diesem Bereich ja seit Jahren miteinander herumschlagen?“ DKP eine „marxistisch-leninistische“ Partei Warum ist das eigentlich überhaupt zu einem Diskussions- und Streitpunkt unter uns geworden? Darin spiegelt sich eine Entwicklung in der kommunistischen Bewegung nach 1989 wider, die schon lange in der DKP schmort und die nun- ich sage „endlich“ – auf den strittigen Punkt gebracht wird. Man kann natürlich fragen, ob es einen politischen Sinn macht, wenn man heute noch von „Marxismus-Leninismus“ spricht und sich dazu als eigener Weltanschauung bekennt. Bekanntlich tut das die DKP. Sowohl in unserem Programm wie im Statut definiert sie sich als revolutionäre Partei der Arbeiterklasse, dessen Parteiverständnis sowie deren Strategie und Taktik auf den Lehren von Marx, Engels und Lenin, dem „Marxismus-Leninismus“, beruht. Sie verbindet diese Aussage mit der Bekundung ihrer Absicht, diese wissenschaftliche Theorie nicht nur anzuwenden, sondern auch weiterentwickeln zu wollen. Ich denke, man muss in diesem Komplex Frieden/Antimilitarismus betonen, dass wir mit der Leninischen Imperialismus-Analyse ein glänzendes und sehr frisches theoretisches Instrumentarium in der Hand haben, mit dem wir den politischen neuen gefährlichen Entwicklungen gut auf den Grund gehen können. Die Diskussion über die beiden Referate, die sich mit der Entwicklung des Imperialismus befassten, war dann stark von der Debatte zu Griechenland, unserem Verhältnis zu Syriza, zu unserer Schwesterpartei der KKE geprägt. Diese Debatte prägte ja auch die Leserbriefspalte der UZ. Debatte unter den Bolschwewiki über das richtige Verständnis des „Leninismus“ N. Bucharin, von Lenin in seinem sogenannten Testament als der theoretische Fähigste in der Führung der Bolschewiki gewürdigt, schrieb in seinem Beitrag zum Tode Lenins: „Die marxistische Methode wurde die beste Waffe in den Händen der Arbeiterklasse. Aber niemand von den Marxisten beherrschte und beherrscht diese Methode mit einer solchen Meisterschaft wie Wladimir Iljitsch. ... Der Marxismus ist die Praxis in der Theorie und die Theorie in der Praxis, die die Welt umgestaltet. Lenin verkörpert wie kein zweiter dieses Wesen des revolutionären Marxismus. Die Theorie als verallgemeinerte Praxis, die Praxis als angewandte Theorie – das ist die Synthese des theoretischen und praktischen Kampfes. … Er hat sich ständig, auch während des tobenden Klassenkampfes, mit theoretischen Fragen beschäftigt, hat diese theoretischen Fragen jedoch nie von der Praxis losgelöst Der fehlende oder nur sehr schwache Bezug marxistisch-leninistischen Imperialismustheorie im Referat von Klaus war offenbar kein Zufall. Dies drückte sich auch in den kurzen Schlussaussagen seiner Co-Referates aus, in denen er sich dagegen aussprach, dass der Leitantrag von der DKP als einer „marxistischleninistischen Partei“ spricht. Damit schlage ich dann auch den Bogen zu den beiden Referaten von Patrik Köbele und Thomas Hagenhofer, die den Block 3 der Konferenz zum Parteiverständnis der DKP mit Referat und Gegenreferat bestritten haben. Herauskristallisiert hat sich, dass es offensichtlich großen Diskussionsbedarf zu Patriks Aussagen zum Charakter unserer Partei und dort zur Charakterisierung „marxistisch-leninistisch“ gibt. 19 Leninismus weiter nichts als die Anwendung des Marxismus auf die eigenartigen Verhältnisse Russlands, dann wäre der Leninismus eine rein nationale und ausschließlich nationale, eine rein russische und ausschließlich russische Erscheinung. Indes wissen wir, dass der Leninismus eine internationale, in der ganzen internationalen Entwicklung verwurzelte, und nicht ausschließlich russische Erscheinung ist. Deshalb meine ich, dass diese Definition an Einseitigkeit leidet. betrachtet. Seine Praxis ist die Praxis eines Revolutionärs. Das Gleiche gilt von seiner Theorie.“ Und was meinte derjenige seiner Schüler, der zeitweilig als „2. Lenin“ gefeiert und dann in die tiefste der tiefen Höllen verdammt wurde, ein Georgier, der unter dem Namen „Koba“ bekannt wurde, bevor die Welt ihn unter einem ganz anderen Namen kennen, achten oder fürchten lernte – je nach politischem Standpunkt und auch politischer Konjunktur. Andere sagen, dass der Leninismus die Wiederbelebung der revolutionären Elemente des Marxismus der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts sei, zum Unterschied vom Marxismus der nachfolgenden Jahre, in denen er angeblich gemäßigt, nichtrevolutionär geworden sei. Wenn man von dieser dummen und banalen Teilung der Lehre von Marx in zwei Teile, in einen revolutionären und einen gemäßigten, absieht, so muss man zugeben, dass sogar in dieser völlig unzulänglichen und unbefriedigenden Definition ein Teil Wahrheit steckt. Dieser Teil Wahrheit besteht darin, dass Lenin tatsächlich den revolutionären Inhalt des Marxismus wiederbelebt hat, den die Opportunisten der II. Internationale hatten in Vergessenheit geraten lassen. Doch ist das nur ein Teil der Wahrheit. Die ganze Wahrheit über den Leninismus besteht darin, dass der Leninismus den Marxismus nicht nur wiederbelebt hat, sondern noch einen Schritt vorwärts getan und den Marxismus weiterentwickelt hat unter den neuen Bedingungen des Kapitalismus und des Klassenkampfes des Proletariats. Dieser von Lenin als Generalsekretär der KPR(B) berufene georgische Revolutionär, marxistische Theoretiker und Experte für Nationalitätenpolitik, antwortete im April 1924 auf eine vorausgegangene Vorlesung des damaligen Vorsitzenden des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale und engen Mitstreiters Lenins im Schweizer Exil, Gregrorij Sinowjew. So wie vor ihm Sinowjew hielt besagter Georgier an der Swerdlow Universität eine eigene Vortragsreihe zu seiner Definition des Begriffs „Leninismus“. Koba war also nicht der erste und auch nicht der einzige, der in dieser Zeit – direkt nach Lenins Tod - dessen theoretisches Erbe in seiner ganzen Komplexität zu würdigen versuchte. Außer und vor ihm hatte zum Beispiel auch L. Trotzkij bereits den Begriff „Leninismus“ propagiert. In seinem langen Telegramm zum Tode Lenins sprach er vom „Leuchtturm des Leninismus“, der den Bolschwiki weiter den Weg weisen werde. Nur wenige Jahre vorher hatte derselbe Trotzki den Begriff „Leninisten“ im Fraktionskampf gegen die Bolschewiki als ein Schimpfwort benutzt. Was ist also schließlich der Leninismus? Der Leninismus ist der Marxismus der Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolution. Genauer: Der Leninismus ist die Theorie und Taktik der proletarischen Revolution im Allgemeinen, die Theorie und Taktik der Diktatur des Proletariats im Besonderen. Marx und Engels wirkten in der vorrevolutionären Periode (wir meinen vor der proletarischen Revolution), als es noch keinen entwickelten Imperialismus gab, in der Periode der Vorbereitung der Proletarier zur Revolution, in jener Periode, als die proletarische Revolution praktisch noch keine unmittelbare Notwendigkeit war. Lenin dagegen, der Schüler von Marx und Engels, wirkte in der Periode des entwickelten Imperialismus, in der Periode der sich entfaltenden proletarischen Revolution, als die proletarische Revolution bereits in einem Lande gesiegt, die bürgerliche Demokratie Koba-Stalin, den Lenin zusammen mit Trotzki in seinem sogenannten Testament zu den beiden bedeutendsten, aber auch charakterlich sehr widersprüchlichen Führern der Bolschwiki gezählt hatte, reihte sich in die Reihe der prominenten Bolschewiki - darunter auch Kamenew und Bucharin - und in die damalige spannende und bedeutsame Debatte über den Marxismus und Leninismus ein. Ich zitiere etwas ausführlicher: „Was ist also der Leninismus? Die einen sagen, dass der Leninismus die Anwendung des Marxismus auf die eigenartigen Verhältnisse in Russland sei. In dieser Definition steckt ein Teil Wahrheit, aber sie erschöpft bei weitem nicht die ganze Wahrheit. Lenin wandte tatsächlich den Marxismus auf die russische Wirklichkeit an und wandte ihn meisterhaft an. Wäre aber der 20 Lenin. Sie kämpft für die freie Verbreitung der Weltanschauung der Kommunisten, des Marxismus-Leninismus in der Bundesrepublik.“ zerschlagen und die Ära der proletarischen Demokratie, die Ära der Sowjets, eröffnet hatte. Deshalb ist der Leninismus die Weiterentwicklung des Marxismus.“ (J.W.Stalin: Über die Grundlagen des Leninismus) „Weltanschauung der Kommunisten“ ist also der Marxismus-Leninismus – er ist also nicht irgendeine Weltanschauung, für die man im bürgerlich-liberalen Sinne durchaus Verständnis hat, wenn jemand diese verbreiten möchte. Er ist unsere Weltanschauung. Die DKP ist eine Weltanschauungspartei. Das ist die Definition, die dann auch in der Kommunistischen Internationale in den frühen 20er Jahren die meiste Zustimmung fand. Doch es wäre völlig falsch anzunehmen, dass sich diese beiden von mir genannten Texte von „Koba“ auf diese wenigen Sätze reduzieren ließen. Hier ist nicht Zeit und Platz um die weiteren Erläuterungen zu referieren. Ich empfehle den Text zur Lektüre. Ich verweise darauf, dass Leo im Zusammenhang mit einer unserer ersten Diskussionen kurz nach dem 20. Parteitag zum „ML“ achselzuckend darauf reagierte und meinte, dass er natürlichauch für die vom Grundgesetz garantierte Freiheit eines jeden sei, eine Weltanschauung zu propagieren. So sei er auch natürlich dafür, dass ein Muslim oder ein Christ das Recht habe seine Weltanschauung zu vertreten. Natürlich könne man deshalb auch den „Marxismus-Leninismus“ propagieren. Aber damit sei das nicht unbedingt seine eigene Weltanschauung. Es kann für uns keine Verbotstafeln bei der Beschäftigung mit dem theoretischen Erbe und den Grundlagen unserer Weltanschauung sowie bei der Wiederaneignung des historischen Wissens um die Entstehung und die Definition des Leninismus und MarxismusLeninismus geben, nur weil der Druck des Anti-Kommunismus und Anti-Stalinismus uns dies so vorgeben will. Das ist reiner bürgerlicher Liberalismus. Wir sind aber keine bürgerlichen Liberalen. Wir sind Kommunistinnen und Kommunisten. Der Marxismus-Leninismus ist unsere wissenschaftliche Weltanschauung: er ist die wissenschaftliche und theoretische Grundlage für unsere Programmatik. Verzicht auf Leninismus = Umdeutung unserer theoretischen Grundlagen Laut Programm ist die DKP von ihrer weltanschaulichen Ausrichtung eine marxistische-leninistische Partei. Das Programm von 2006 sagt: „Die DKP gründet ihre Weltanschauung, Politik und Organisationsverständnis auf den wissenschaftlichen Sozialismus, der von Marx, Engels und Lenin begründet wurde und ständig weiterentwickelt werden muss, damit er nicht hinter den Realitäten zurückbleibt. Sie kämpft für die freie Verbreitung des Marxismus-Leninismus.” (S. 46) Weitere Debatte um neue Fragen Zum Neuen, mit dem wir uns im Leitantrag befassen, gehört ganz gewiss auch der Block II unserer Konferenz mit den Referaten von Nina Hager und Uwe Fritsch. Wir haben uns schon vor der Konferenz in Hannover im Sekretariat dazu entschieden, dieses Thema zum Schwerpunkt der heutigen PV-Tagung zu machen. Wir wissen dass wir dabei einen großen theoretischen Nachholbedarf hatten und weiter haben. Und im Statut der DKP heißt es in Artikel 3: „Die innerparteiliche Demokratie in der DKP wird geprägt von der marxistischen Weltanschauung — den Lehren des wissenschaftlichen Sozialismus von Marx, Engels und Lenin — und der Gemeinsamkeit der politischen Ziele.” Das Referat von Olaf Harms wird also nicht das letzte Wort dazu sein, aber es erfasst einen Zwischenstand, von dem aus wir unseren theoretische Arbeit fortsetzen werden. Patrik Köbele hat in seinem Referat ganz richtig darauf hingewiesen, dass es gegenüber dem Parteiprogramm von 1978 eine scheinbar nur winzige Veränderung im Programm von 2006 gibt. Ich war Delegierter des Mannheimer Programmparteitags von 1978. Einstimmig haben wir Parteitagsdelegierten damals folgendes beschlossen: „Die DKP gründet ihre Politik auf die Theorie von Marx, Engels und Wir haben als nächsten Zwischenschritt die Durchführung einer zweiten theoretischen Konferenz geplant. Dazu liegen der Vorschlag des Sekretariats und ein Änderungsantrag von Rainer Perschewski vor. Beide Konzeptionen stehen inhaltlich nicht im Widerspruch. Sie lassen sich durchaus miteinander verbinden 21 und wir können darüber in der Diskussion dann nachdenken, wie die Anlage der Konferenz konkret aussehen soll. Unstrittig ist, dass im Mittelpunkt die Frage unserer antimonopolistischen Strategie stehen muss. Zu Beginn unserer jetzigen Arbeitsperiode hatten wir ja wegen der objektiven Bedeutung der Thematik eine neue Umweltkommission ins Leben gerufen. In der UZ und auf news.dkp.de erscheinen regelmäßige sachlich gute Beiträge zum Klimawandel, der Energiewende etc. von Mitgliedern der Kommission. Die Kommission hatte sich aber u.a. aus Krankheitsgründen schwer getan mit dem Start ihrer Arbeit. Mittlerweile ist aber der Arbeitsprozess ins Rollen gekommen. Wir können ganz bestimmt davon ausgehen, dass wir mit Hilfe der Kommission diesen jetzigen inhaltlichen Mangel im Leitantrag beheben werden. Die Konferenz ist eingebettet in die hoffentlich sehr fruchtbare Parteidebatte, deren Auftakt wir in Hannover ja bereits als produktiv erlebt haben. Ein sehr wichtiger Einwand war dabei bereits gekommen. Der gesamte Komplex Ökologie fehlt. Diese Kritik trifft völlig zu. Dabei ist es doch so, dass wir auf den letzten drei Parteitagen dazu bereits sehr gute Grundlagen erarbeitet und gute Beschlüsse gefasst hatten. Die Genossin aus Hamburg hatte ihren Diskussionsbeitrag völlig zu recht auf diesen inhaltlichen Positionen aufgebaut und mit ihnen argumentiert. Sie trifft also auf weit geöffnete Ohren, Türen und Fenster im Sekretariat und unter den Vorsitzenden mit ihrer Kritik. Ich erhoffe mir zudem, dass wir zahlreiche kollektive Beiträge für die geplante UZDiskussionstribüne bekommen. Die Mitglieder des PV sollten alle mit dazu beitragen, dass es möglichst viele solcher Zuschriften für die UZ geben wird. 22 12. Tagung des Parteivorstands der DKP 14./15. März 2015, Essen Beschlüsse Theoretische Konferenz II zum Leitantrag des 21. Parteitags Die 10. PV Tagung hat beschlossen: „Um eine möglichst breite und intensive Diskussion über den Leitantrag zum 21. Parteitag mit dem Ziel seiner Qualifizierung zu führen, werden folgende Maßnahmen eingeleitet: … Das Sekretariat organisiert im Frühjahr und Spätsommer 2015 zwei Konferenzen zu theoretischen Inhalten und praktischen Konsequenzen des Leitantrages. Die erste Konferenz ist parteiintern, zur zweiten Konferenz werden Bündnispartner eingeladen.“ Die zweite Konferenz findet am 29. August 2015 von 11 bis 17.30 Uhr in Kassel oder Frankfurt/Main statt. Inhaltliche Ziele und Schwerpunkte: Die Theoretische Konferenz II hat die Beratung und Präzisierung der im Leitantrag formulierten Überlegungen zur Strategie der DKP zum Ziel. In diese Diskussion werden Interessenten aus unserem Bündnisumfeld einbezogen. Das Thema der Konferenz lautet: „Die antimonopolistische Strategie der DKP in Zeiten von Kriegsgefahr, Neofaschismus und zunehmender sozialer Polarisierung“ Die Einstiegsreferate (je 30 Minuten) werden von Mitgliedern der Parteiführung und Autoren des Leitantrages gehalten. Der gemeinsame rote Faden aller Referate soll die Frage nach der Aktualisierung und Weiterentwicklung der antimonopolistischen Strategie und Taktik sein. Ausgangspunkte sind u. a.: Die Vielfalt und Widersprüchlichkeit der Existenzformen und des Erlebens des Grundwiderspruchs zwischen Lohnarbeit und Kapital in den verschiedenen Entwicklungsvarianten des modernen Monopolkapitalismus /Imperialismus – speziell aber in der BRD. Die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse differenzieren sich weiter aus. Die bis heute nachwirkenden Folgen der Niederlage des realen Sozialismus in der UdSSR und Europas. Die Erfahrungen der widersprüchlichen Entwicklung innerhalb und zwischen den verschiedenen Zentren und Regionen des Weltsystems des Monopolkapitalismus und durch die spezifische Entwicklung des deutschen Imperialismus und seiner zunehmend aggressiver werdenden Rolle in Europa und darüber hinaus. Der Widerspruch zwischen der in Umfragen - selbst in den „alten Bundesländern“ - zu Tage tretenden starken Unzufriedenheit mit den verschlechterten Lebensbedingungen für viele Werktätigen und ihrer eigenen politischen Passivität, die bis zum Rückzug sogar aus dem „normalen“ politischen Engagement geht (z.B. ständige Zunahme der Nichtwähler). Der Widerspruch zwischen einem Zulauf zu „neuen“ „Mosaik- Bewegungen“ in einigen EUStaaten, die sich nicht nur aus Angehörigen der Mittelschichten und des Kleinbürgertums rekrutieren, und dem Anhalten und zum Teil auch der Zunahme der Stagnation auf der Seite der revolutionären Linken in der Arbeiterbewegung. Vor diesen hier nur angedeuteten Veränderungen der internationalen und nationalen Kampfbedingungen, die wir im Leitantrag des 21. Parteitags genauer untersuchen, und der derzeitigen innerhalb der politischen Linken diskutierten strategischen „Reform- und Transformationsstrategien“ soll unsere Konferenz informieren und argumentieren zur antimonopolistischen Strategie der DKP. Sie versteht sich als Konzeption zum „Heranführen an die sozialistische Revolution“ über eine Intensivierung breiter antimonopolistisch angelegter Kämpfe – mit dem Kern der Aktionseinheit der Arbeiter23 klasse und der Wahrnehmung ihrer objektiv notwendigen und möglichen hegemonialen Rolle im Kampf gegen den Kapitalismus - in einer jeweils konkret historisch zu bestimmenden Dialektik von Defensive und Offensive. Dabei wird es darauf ankommen müssen, die Bedingungen der Entstehung und Erarbeitung dieser Strategie, die Veränderungen seit ihrer Formulierung und die heutigen Ansätze zur Konkretisierung dieser Strategie des Kampfes gegen die mächtigsten Bastionen des kapitalistischen Systems, das nationale und internationale Monopol- und Finanzkapital zu benennen, soweit wir dies heute auf den wichtigsten politischen Feldern erkennen können. Ablauf der Konferenz: 11.00 – 11.10 Eröffnung und Begrüßung: Wera Richter 11.10 – 11.45 Vorstellung des Leitantrages und der bisherigen Diskussion: Hans-Peter Brenner 11.45 – 13.00 Referat und Diskussion der drei Themenschwerpunkte in drei Arbeitsgruppen. Referat 1 „Antimonopolistische Strategie der DKP: Quellen, Entwicklung und neue Herausforderungen“ Referent: Patrik Köbele, AG-Leitung Günter Pohl Referat 2 „Arbeiterklasse und antimonopolitischer Kampf unter dem Druck von Prekarisierung, ‚digitaler Revolution‘ und Standortlogik Leitung“ Referent: Olaf Harms, AG-Leitung: Nina Hager Referat 3 „Antimilitaristischer und antifaschistischer Kampf als Teil der antimonopolistischen Grundorientierung und der Strategie des revolutionären Bruchs“ Referent: Hans Peter Brenner, AG-Leitung: Michael Grüß Die Leitung hat die Aufgabe die Diskussion im Plenum vorzustellen. Hierbei sollte jede Leitung durch einen Protokollanten unterstützt werden. Die protokollierte Diskussion könnte so auch in der UZ besser dargestellt werden. Die Referate werden nach Möglichkeit im Vorfeld der Diskussion in Thesen-Form veröffentlicht. 13.00 - 13.45 Mittagspause 13.45 – 15.00 Fortsetzung der Diskussion in den Arbeitsgruppen 15.00 – 15.45 Zusammenfassung der Diskussionen der Arbeitsgruppen im Plenum (je 15 Minuten) 15.45 – 17.15 Podiumsdiskussion: „Marxistische Strategie in Zeiten zunehmender imperialistischer Aggressivität, Intensivierung der Folgen der wissenschaftlich-technischen Revolution und Schwäche der Linkskräfte“ TeilnehmerInnen: Mischa Aschmoneit (IL), Sevim Dagdelen (MdB Die Linke), Frank Deppe (Politikwissenschaftler), Wolfgang Dockhorn (Rotfuchs), Patrik Köbele (DKP), Moderation: Hans-Peter Brenner 17.15 – 17.30 Schlusswort: Patrik Köbele Die Bezirke/ Landesorganisationen und Koordinierungsräte wirken daraufhin, dass die bis dahin feststehenden oder mögliche Delegierte für den Parteitag an der Konferenz teilnehmen. Verantwortlichkeiten: Gesamtverantwortlichkeit/Einladung von Gästen: Hans-Peter Brenner Organisation: Wera Richter Werbung: Michael Grüß /Nina Hager (einstimmig angenommen, bei wenigen Enthaltungen) 24 19. UZ-Pressefest der DKP Mit der Auswertung des 18. UZ-Pressefestes haben wir die Partei und die Bezirke der DKP aufgerufen, über ein 19. UZ-Pressefest generell und insbesondere über einen möglichen Zeitpunkt zu diskutieren. Das Sekretariat des Parteivorstandes hält ein UZ-Pressefest 2016 für sinnvoll und umsetzbar. Die Meinungsbildung in der Partei ist hierzu natürlich nicht abgeschlossen, sondern hat erst begonnen. Auf der Beratung mit den Bezirken am 21. März 2015 soll ein Zwischenstand zusammengetragen werden. Wir hielten fest, dass eine mögliche Beschlussfassung auf dem 21. Parteitag im November 2015 erfolgen soll. Klar ist aber, dass vorbereitende Maßnahmen getroffen werden müssen, wenn das Fest tatsächlich 2016 stattfinden soll. Diese müssen umkehrbar bzw. nutzbar sein für den Fall einer anderen Beschlussfassung, zum Beispiel das Fest 2017 durchzuführen. Der Revierpark Wischlingen in Dortmund hat uns mitgeteilt, dass es 2016 nur noch einen möglichen Termin gibt: den 2./3. Juli 2016. Dieser Termin ist für uns geblockt. Der Parteivorstand beschließt: Einsetzen einer Arbeitsgruppe zur organisatorischen Vorbereitung des 19. UZ-Pressefestes bestehend aus den GenossInnen: Wera Richter, Ulrich Abczynski, Werner Sarbok, Klaus Leger Vorlage einer ersten Konzeption für das 19. UZ-Pressefest auf der 13. PV-Tagung, die 2016 wie 2017 zum Tragen kommen kann, und Wahl einer vorläufgen Pressefestkommission Beginn der Spendensammlung mit dem Ziel 35 000 Euro als Voraussetzung für das 19. Pressefest bis zum 21. Parteitag der DKP zu sammeln Bildung einer Arbeitsgruppe, die Überlegungen zu einer möglichen Neukonzipierung für das 20. UZ-Pressefest anstellt und dem neugewählten Parteivorstand zu seiner 2. Tagung Bericht erstattet (einstimmig angenommen, bei 1 Enthaltung) Befreiung! Was sonst? Aufruf der DKP zum 70. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus Am 8. Mai 2015 jährt sich zum 70. Mal der Tag der Befreiung Deutschlands und Europas vom deutschen Faschismus. Es brauchte 40 Jahre, bis 1985 ein Präsident der Bundesrepublik das verpönte Wort „Befreiung“ über die Lippen bekam. Richard von Weizsäcker, der selbst Offizier der faschistischen deutschen Aggressionsarmee war, erklärte damals: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. (…) Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen. (…) wir haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg.“ Das war fast eine Sensation. 40 Jahre brauchte der ranghöchste Repräsentant dieses Staates auch, bis der Anteil der Arbeiterbewegung und - der Kommunistinnen und Kommunisten an dieser Befreiung erwähnt wurde: „Wir denken an die Opfer des Widerstandes in allen von uns besetzten Staaten. Als Deutsche ehren wir das Andenken der Opfer des deutschen Widerstandes, des bürgerlichen, des militärischen und glaubensbegründeten, des Widerstandes in der Arbeiterschaft und bei Gewerkschaften, des Widerstandes der Kommunisten.“ Es war kein Zufall, dass die historische Bedeutung des 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg in Westdeutschland lange verschwiegen wurde. Denn in seinen ökonomischen und politischen Grundstrukturen sowie in seinen politischen, intellektuellen und später auch militärischen Eliten wurzelte die westdeutsche BRD fest im faschistischen Vorgängerstaat. 25 Dieses Verschweigen fand auch in einem Großteil der unmittelbaren Nachkriegsgeneration einen Widerhall, da das deutsche Volk, verblendet durch die faschistische Ideologie und verängstigt durch die brutale Unterdrückung und Willkür der faschistischen Terrorherrschaft, nicht die Kraft aufgebracht hatte, sich selber der faschistischen Unterdrücker zu entledigen, so wie es viele andere europäische Völker geschafft haben. Dies bedurfte des heldenhaften Kampfes der Sowjetarmee im Bündnis mit den anderen Armeen der Antihitlerkoalition. Vor dem Hintergrund der antikommunistischen Staatsdoktrin fiel es vielen Deutschen schwer, ausgerechnet die von der KPdSU geführte Sowjetmacht als Befreier zu akzeptieren. Der Kapitalismus, die Wurzel des Faschismus „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen.“ Dies waren die einleitenden Sätze des Ahlener Programms der CDU von 1947. Welcher Politiker aus CDU/CSU, SPD, FDP oder Grünen würde solche Sätze heute noch über die Lippen bringen? Heute wird alles getan um vergessen zu machen, dass die Errichtung der faschistischen Diktatur mit den Eigentums- und Besitzverhältnissen des Kapitalismus zu tun hat. Diese sind bis heute die Basis für das Streben des deutschen Monopolkapitalismus/Imperialismus nach Eroberung von Rohstoffquellen, von Absatzmärkten, von Kolonien und Anteilen am kapitalistischen Weltmarkt. Die Kommunisten schätzten auf dem VII. Kongress ihrer III. Internationale 1935 ein, dass der Faschismus an der Macht die terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, der brutalsten und chauvinistischsten Kräfte des Groß- und Finanzkapitals ist. Die Reichtümer und Bodenschätze der Ostukraine und vor allem Russlands locken den deutschen Imperialismus, seine Industrie-, Handelsmonopole und Banken heute genauso wie vor 80 Jahren. So erklärt sich auch die Unterstützung Deutschlands für die heutige Regierung der Ukraine – an die Macht geputscht mit Hilfe von Faschisten. In dieser Verbindung zu dem reaktionärsten Sektor des Groß- und Finanzkapitals liegen die Wurzeln von Militarismus und Krieg, den Zwillingsbrüdern des Faschismus. Der antifaschistische Neuanfang im Osten Deutschlands In Deutschland wird heute das Verschweigen und Verdunkeln der Ursachen des Faschismus mit einem besonders perfiden Propagandatrick unterfüttert. Die Parolen von der „Ablösung einer Diktatur durch eine andere“, vom „Unrechtsstaat DDR“ sollen die die historische Besonderheit und Schuld des Faschismus verschleiern. In der DDR waren es gerade die aus Konzentrationslagern und Gefängnissen befreiten und aus dem Exil zurückgekehrten Antifaschisten, Sozialdemokraten, Kommunisten und christlichen Widerstandskämpfer, die gemeinsam mit der sozialistischen Sowjetunion, die den Hauptanteil an der Befreiung geleistet hat, einen neuen demokratischen und antifaschistischen Staat aufbauten. Nur in der DDR wurde gemäß der Beschlüsse der Konferenz der Siegermächte von Potsdam Ernst gemacht mit der Verurteilung von Nazi- und Kriegsverbrechern. Hier wurden die Kriegs- und Rüstungsgewinnler bestraft und enteignet. Hier wurde im Zuge einer demokratischen Kulturrevolution das Schul- und Bildungswesen von Faschisten gesäubert. Hier besetzten nicht wieder alte Nazis die Führungspositionen in den Verwaltungen und in der Polizei. Und erst nachdem im kapitalistischen Westen mit Unterstützung der kapitalistischen Besatzungsmächte eine von Hitlers Generälen geführte Bundeswehr geschaffen wurde, wurde „im Osten“ eine Nationale Volksarmee als Verteidigungsarmee aufgebaut, an deren Spitze Antifaschisten und Kämpfer aus dem spanischen Befreiungskampf gegen den Franco-Faschismus standen. 26 Verantwortung übernehmen für neue Kriege? Die faschistischen Aggressoren standen für die Ideologie und die Macht der Feinde aller demokratischen Freiheiten, für Rassismus, Pogrome und imperialistische Aggression. Die Überfallenen verkörperten die sozialistische Oktoberrevolution von 1917, den Sturz der kapitalistischen Ausbeutung und die Absage an imperialistische Kriege. Aus diesem Grundwiderspruch zwischen der faschistischen Variante des Monopolkapitalismus und der politischen Macht der Werktätigen resultierte auch die besondere Unmenschlichkeit der Kriegsziele der deutschen Aggressoren. Darauf verwies der sowjetische Oberkommandierende und Vorsitzende des Staatlichen Verteidigungskomitees, J. W. Stalin, im belagerten Moskau am 24. Jahrestag der Oktoberrevolution in seiner Rede auf dem „Roten Platz“. Er zitierte vor den sowjetischen Armeeeinheiten aus einem Appell des deutschen Oberkommandos an die deutschen Soldaten. Darin hieß es: „Habe kein Herz und keine Nerven, man braucht sie im Kriege nicht. Vernichte in dir Erbarmen und Mitleid – töte jeden Sowjetrussen, mach nicht halt, auch wenn du einen Greis oder eine Frau, ein kleines Mädchen oder einen Jungen vor dir hast – töte, denn dadurch rettest du dich vorm Untergang, sicherst die Zukunft deiner Familie und erwirbst dir ewigen Ruhm.“ Und heute? Das diesjährige Gedenken an die Befreiung von Faschismus und Krieg fällt in eine Etappe, in der aus Sicht der 1945 geschlagenen politischen und ökonomischen Eliten der deutsche Imperialismus wieder die globale Karte spielen und weltweit „Verantwortung“ übernehmen soll. Dazu riefen bereits vor einem Jahr die politischen Spitzen der BRD, Bundespräsident Joachim Gauck, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Außenminister Walter Steinmeier auf. Und dazu gehört auch die Neuauflage des alten „Drangs nach dem Osten“. Deutsche Soldaten werden wieder darauf trainiert, wie einst unter „dem Führer“, blitzschnell „zurückzuschießen“ und militärische Schläge gegen Russland mit „schnellen Einsatzgruppen“ der NATO auszuführen. Die Rolle und Aufgabe der deutschen Kommunisten gestern und heute Der Widerstand der Kommunisten war nach der Errichtung der faschistischen Diktatur nie zum Erliegen gekommen. Ein britischer Historiker schrieb: „Der Preis an Menschenleben war ungeheuer hoch. Von den 300 000 Mitgliedern, die die Partei 1932 hatte, waren schätzungsweise 150 000 verhaftet und verfolgt worden; an die 25 000 bis 30 000 waren ermordet oder hingerichtet worden oder infolge von Misshandlungen in Konzentrationslagern gestorben. Die Verluste überstiegen bei weitem die jeder anderen Widerstandsgruppe oder Partei in Deutschland.“ Es waren nach Kriegsende Kommunistinnen und Kommunisten, die sich an vielen Orten zusammen mit anderen Antifaschisten an die Spitze des Wiederaufbaus stellten. Nicht nur in der sowjetischen, sondern auch in der amerikanischen, britischen und französischen Besatzungszone wurden Kommunistinnen und Kommunisten an verantwortliche Positionen in den Kommunen und auf Minister- und Staatssekretärsposten in den ersten Landesregierungen eingesetzt. Mit den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz der vier Siegermächte im Sommer 1945 gab es die Chance für ein entmilitarisiertes, demokratisches und antifaschistisches Deutschland. Doch diese Entwicklungschance wurde mit Beginn des vom amerikanischen und britischen Imperialismus entfachten Kalten Krieges, der Spaltung Deutschlands und mit der Errichtung eines westdeutschen Separatstaates und dessen Remilitarisierung bewusst blockiert und vertan. Aber 40 Jahre antifaschistischer und sozialistischer Entwicklung in der Deutschen Demokratischen Republik und 70 Jahre Kampf der Kommunisten und Antifaschisten in beiden deutschen Staaten und in dem seit 1989 „wiedervereinigten“ Deutschland haben dennoch ihre Spuren im Bewusstsein vieler Menschen hinterlassen. Dass sich in diesen Wochen und Monaten in relativ kurzer Zeit in vielen Städten unseres Landes breite Protestbewegungen gegen die Aufmärsche von Rassisten und Neofaschisten entwickelt haben, belegt eine starke Verwurzelung antifaschistischer Gesinnung in weiten Bevölkerungskreisen. Auch dass die Anti-Russland-Kampagne nicht die gewünschte Breitenwirkung erzielt hat, ist ein Beleg dafür, dass das antifaschistische Vermächtnis lebendig ist. 27 Für diesen Antifaschismus und Antimilitarismus steht auch die DKP. Wir betrachten die Losung „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ als unseren Auftrag. Denn der Schwur von Buchenwald und die damit verbundenen Verpflichtungen sind heute so aktuell wie 1945. Die Lehre ist, die gesellschaftlichen Ursachen für Krieg und Faschismus zu beseitigen. Die DKP ist - wie auch andere Antifaschistinnen und Antifaschisten - dem Schwur von Buchenwald im Kampf um eine neue Welt des Friedens, der Solidarität, der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. In diesem Schwur heißt es unter anderem: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig." (angenommen bei 16 Ja-, 3 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung) Beendigung des Beobachterstatus in der Partei der Europäischen Linken Der Parteivorstand der DKP beantragt an den 21. Parteitag: Der 21. Parteitag beschließt die Beendigung des Beobachterstatus der DKP bei der Partei der Europäischen Linken. (angenommen bei 14 Ja-, 5 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung) Begründung: Die DKP ist seit 2005 durch Beschluss des damaligen Parteivorstands in einem Beobachterstatus bei der Partei der Europäischen Linken (ELP), bestätigt durch einen Parteitagsbeschluss 2008. Sie ist nicht Vollmitglied der ELP. Seit dem 20. Parteitag erfährt die Mitgliedschaft der DKP über die UZ bzw. in Informationsveranstaltungen Inhalte der Debatten innerhalb des Vorstands der ELP. Die ELP ist keine Bündnisorganisation, sondern eine Partei. Sie erkennt die Strukturen der Europäischen Union an, was es schwer vermittelbar macht, sie gleichzeitig zu bekämpfen. Entscheidungen innerhalb der ELP werden im Konsensprinzip gefällt. Dadurch gibt es zu manchen Fragen keine Entscheidung. Der Charakter der ELP-Mitgliedschaft ist äußerst heterogen. Es sind Kommunistische Parteien Mitglieder, aber es gibt auch antikommunistische Positionen zu Fragen der Vergangenheit sowie in der Gegenwart und Haltungen zu Kriegseinsätzen imperialistischer Staaten oder zu „Schutzverantwortung“ genannter Formen eines Menschenrechtsimperialismus, die der Programmatik der DKP widersprechen. Die Bekämpfung der Europäischen Union aus einer Klassenposition heraus, die davon ausgeht, dass die EU die Interessen des staatsmonopolistischen Kapitalismus, der Großunternehmen und des französischen und deutschen Imperialismus vertritt, lässt sich mit einer von den EU-Institutionen finanzierten Struktur wie der ELP nicht vereinbaren. Die ELP als Gesamtheit verkennt diesen Klassencharakter der Europäischen Union, wenn auch einzelne ihrer Mitglieds-KPen diesen Charakter verstehen. Die ELP hat de facto objektiv zur Spaltung unter den Kommunistischen und Arbeiterparteien Europas beigetragen. Eine Zusammenarbeit linker Kräfte in der EU ist nur begrenzt gelungen, da sich in den Jahren nach der Gründung kaum osteuropäische und im Allgemeinen nur kleine Organisationen der ELP angeschlossen haben. Für die DKP hat sich die intensive Beobachtung der letzten beiden Jahre gelohnt. Zum einen sind dabei bei geringem finanziellem Aufwand Kontakte zu nichtkommunistischen Organisationen entstanden, die sonst schwerer zu organisieren gewesen wären. Zum anderen wurde deutlicher, warum die überwiegende Mehrheit der KPen Europas eine Mitgliedschaft in der ELP ablehnt. Eine Beendigung des formellen Status als Beobachter steht einer weiteren Beobachtung, d.h. über die Veröffentlichungen 28 der ELP, nicht entgegen. Die gewachsenen guten Kontakte in die Partei „Die Linke“ werden dazu ebenso hilfreich sein wie die zu den KPen in der ELP. Die DKP unterhält zu gut 45 Kommunistischen und Arbeiterparteien in Europa Beziehungen, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Darunter sind acht Mitglieder und fünf Beobachter der ELP. Mit wenigen Ausnahmen sind die Beziehungen zu diesen zwölf Parteien gut, wobei sich die Intensität der Kontakte unabhängig von der Mitgliedschaft bzw. Beobachtung der ELP gestaltet - ebenso wie sich Kontakte zu keiner der Kommunistischen und Arbeiterparteien, die die ELP aus unterschiedlichen Gründen ablehnen, verbessern würden, weil die DKP ihre formale Beobachtung einstellt. Die Beziehungen zwischen Kommunistischen Parteien, die aufgrund der Lehren von Marx und Lenin arbeiten, sind nicht abhängig von der Beobachtung oder Nichtbeobachtung eines Parteienzusammenschlusses auf EU-Ebene. Sie sind abhängig von dem grundsätzlichen Einverständnis zum Sturz der herrschenden kapitalistischen Ordnung und dem Willen zum Aufbau einer sozialistischen Gesellschaftsordnung. Solidarität mit dem griechischen Volk Der DKP Parteivorstand erklärt seine Solidarität mit dem Versuch des griechischen Volkes und seiner Regierung, sich aus der menschenverachtenden unsozialen Austeritätspolitik, die ihm von der Troika aufgezwungen wurde, zu befreien. Der Parteivorstand der DKP fordert die Bundesregierung auf , - ihren Widerstand gegen eine grundlegende Änderung der Politik der EU gegenüber Griechenland aufzugeben. - auf alle Forderungen zu verzichten, die von der griechischen Regierung die Fortsetzung des Sozialabbaus erzwingen sollen. - stattdessen umgehend die Gelder freizugeben, die die griechische Regierung zur Absicherung von Lohn- und Rentenzahlungen und zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung benötigt. - sowie einer gesamteuropäischen Schuldenkonferenz zuzustimmen, auf der vorbehaltlos alle Maßnahmen – insbesondere Schuldenschnitt und Umverteilung der gesamteuropäischen Ressourcen – geprüft und beschlossen werden, die die derzeitige ausweglose Situation in vielen Ländern und für viele Millionen Menschen in Europa beenden helfen. Der Parteivorstand der DKP erklärt insbesondere seine Solidarität mit den berechtigten Forderungen des griechischen Volkes nach Entschädigungsleistungen für die deutschen Kriegsverbrechen und die von den Nazis erpresste Staatsanleihe und unterstützt den einstimmigen Beschluss des griechischen Parlaments, dass die BRD die historische Schuld der damaligen deutschen Besatzungsmacht wenigstens nach 70 Jahren finanziell wiedergutmacht, auch wenn diese Verbrechen überhaupt nicht mit Geld aufgewogen werden können. (Angenommen mit 16 Ja-, 4 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung) Parteitag Fortschrittspartei des Werktätigen Volkes (AKEL) Zum 22. Parteitag der AKEL (Zypern) vom 4. bis 7. Juni 2015 delegiert die DKP den Genossen Günter Pohl. (einstimmig angenommen) 29 Parteitag der KP Polens Zum 4. Parteitag der KP Polens am 28.03.2015 in Dabrowa Gornizca delegiert der Parteivorstand den Genossen Mario Berríos. (einstimmig, bei 3 Enthaltungen) Seminar der KP Böhmens und Mährens (KSCM) Zum internationalen Seminar der KSCM am 23. und 24. Mai 2015, das mit der Thematik „Zusammenarbeit der KPen in Europa, Antifaschismus, Aufbau einer Gesellschaft sozialer Gerechtigkeit, Dokument der KSCM zum Sozialismus im 21. Jahrhundert“ stattfindet, delegiert die DKP die/den Gen. André Scheer. (einstimmig, bei 2 Enthaltungen) Leitung der Geschichtskommission Der Parteivorstand bestätigt Erik Höhne (Rheinland-Westfalen) als neuen Leiter der Geschichtskommission. (angenommen bei 1 Nein-Stimme und 1 Enthaltung) 30 12. Tagung des Parteivorstands der DKP 14./15. März 2015, Essen Nicht befasste Anträge Erklärung des Parteivorstandes der DKP zum 8. Mai 2015 Antragstellerin: Bettina Jürgensen 8. Mai 2015 – 70. Jahrestag der Befreiung In den frühen Morgenstunden des 1. Mai 1945 hissten sowjetische Soldaten nach erbitterten Kämpfen die Rote Fahne des Sieges über den Faschismus auf dem Dach des Reichstags. Einen Tag später kapitulierten die restlichen Einheiten der Wehrmacht in Berlin. Der Krieg in Europa war beendet, das faschistische Deutschland und seine europäischen Verbündeten waren besiegt. Durch den Kampf der Antihitlerkoaltion und insbesondere dem Kampf der Sowjetarmee, der Widerstandskämpferinnen und -kämpfer sowie der Partisaninnen und Partisanen in vielen Ländern wurde der Faschismus besiegt. Die Sowjetunion trug nicht nur die Hauptlast, sie befreite nicht nur das eigene Land, sondern zudem den größten Teil Europas vom faschistischen Joch. Diese großen Leistungen des sowjetischen Volkes und seiner Armee dürfen niemals vergessen werden. Millionen Menschen wurden von der Diktatur des Faschismus in dem Krieg und in den Vernichtungslagern ermordet: europäische Juden, Polen, Belorussen, Ukrainer, Russen, Sinti und Roma, Griechen, Italiener, Franzosen – jedes Land, in dem die Nazis Verwüstung hinterließen beklagt noch heute die Opfer. Und zu nennen ist die Ermordung politischer Gegnerinnen und Gegner, die Vernichtung von Menschen aufgrund sexueller Identität und die Opfer der Euthanasie. Viele Opfer und Länder – z.B. aus Griechenland und Italien - kämpfen heute noch um Entschädigungszahlungen der deutschen Regierung, die letztlich nur eine geringe Anerkennung der Schuld sein können. 1945 erhoben viele Menschen angesichts des Elends, des Hungers, nach den Zerstörungen, nach den Massenmorden die Forderung: "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!" Ihre Hoffnungen wurden bitter enttäuscht. Kriege sind nicht überwunden. Die Gefahr eines verheerenden Weltkrieges besteht nach wie vor. Der Krieg in der Ukraine ist trotz Waffenstillstand weiterhin eine Bedrohung, die imperialistischen Kriege zur Neuordnung des mittleren und nahen Ostens und die mörderische Armee des IS bedrohen die gesamte Region. Weltweit gibt es Kriege, Kriegsherde und Konflikte. Vor dem Faschismus in Deutschland und dem Krieg sind damals viele Menschen geflohen. Heute kommen zu uns Flüchtlinge aus aller Welt auch deshalb, weil der deutsche Staat in aller Welt an Kriegen beteiligt ist. Auch die deutsche Wirtschaftspolitik trägt in anderen Ländern zu Verarmung bei und veranlasst Menschen, ebenso wie die damit einhergehende Klimaveränderung, zum Verlassen ihrer Heimat. Viele von ihnen sterben schon auf dem Weg nach Europa, ertrinken im Mittelmeer als Opfer der vereinten europäischen Flüchtlingsabwehr. Und wenn nach wie vor engagierte Antifaschistinnen und Antifaschisten in der Bundesrepublik gegen Aufmärsche von Faschisten auf die Straße gehen müssen, dann ist das ein Armutszeugnis für dieses Land und die verantwortlichen Politiker, in dem das Grundgesetz eigentlich das Verbot und die Auflösung aller faschistischer Parteien und Organisationen vorschreibt. In allen Ländern der EU wächst in der Krise jedoch der Einfluss jener Kräfte, die Rassismus, Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit propagieren. Faschistische und rechtspopulistische Parteien gewinnen an Einfluss und werden auch an Regierungen beteiligt. Der Kampf gegen diese Kräfte muss verstärkt werden. 31 Der Schwur von Buchenwald und die damit verbundenen Verpflichtungen sind heute so aktuell wie 1945. Die Lehre ist, die gesellschaftlichen Ursachen für Krieg und Faschismus zu beseitigen. Die DKP ist - wie auch andere Antifaschistinnen und Antifaschisten - dem Schwur von Buchenwald im Kampf um eine neue Welt des Friedens, der Solidarität, der sozialen Gerechtigkeit verpflichtet. In diesem Schwur heißt es unter anderem: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig." (Als Grundlage der Diskussion zum 8.-Mai.-Aufruf der DKP wurde mit 17 zu 4 Stimmen der Antrag des Sekretariates bestimmt) [...] 32 12. Tagung des Parteivorstands der DKP 14./15. März 2015, Essen Abgelehnte Anträge Beibehaltung des Beobachterstatus in der Europäischen Linkspartei Antragsteller: Nina Hager, Werner Sarbok Der Parteivorstand möge folgenden Beschluss fassen: „Antrag an den 21. Parteitag der DKP: Der Parteitag beschließt, dass die DKP ihre Tätigkeit als Beobachter in der Europäischen Linkspartei fortsetzt.“ (abgelehnt bei 5 Ja-, 14 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung) Begründung (zunächst) für die Beschlussfassung im Parteivorstand: Angesichts der politischen Situation – der zunehmenden Kriegsgefahr, des weiteren Abbaus demokratischer und sozialer Rechte, des Erstarkens rechtspopulistischer und offen faschistischer Kräfte in einer Reihe europäischer Länder – ist es notwendig, nicht nur die Zusammenarbeit zwischen den kommunistischen Parteien zu verstärken, sondern auch mit anderen Linken. Der Beobachterstatut in der ELP, der ein breites Spektrum von Parteien (von kommunistischen über linkssozialistische bis hin zu sozialdemokratischen Parteien und linken Grünen) angehören, bietet dafür eine Möglichkeit. Zudem bietet er Gelegenheit für Austausch und Information. Allerdings sollte die DKP nicht nur „passiv beobachten“, sondern sich aktiv in die Debatten der ELP einmischen und eigene Positionen offensiv und selbstbewusst vertreten. Dazu gehört auch, Kritik an theoretischen wie praktisch-politischen Aussagen führender Institutionen und Vertreter der ELP, an reformistischen Positionen und Illusionen zu äußern. Dazu gehört – wenn nötig – offen Widerspruch zu formulieren. Kommunistinnen und Kommunisten sollten nie selbst einmal erreichte Positionen aufgeben, sondern stets – und auch in solchen Gremien – solange es möglich ist und Optionen für das eigene Handeln bestehen für ihre Überzeugung kämpfen! Vollmitgliedschaft in der Europäischen Linkspartei Antragstellerin: Bettina Jürgensen Der Parteivorstand stellt folgenden Antrag an den 21. Parteitag der DKP: Die DKP beantragt die Mitgliedschaft in der Partei der Europäischen Linken (EL). (abgelehnt bei 4 Ja- und 16 Nein-Stimmen) Begründung: Mit fortschreitender Krise wird die europäische Überstruktur immer weitgehender aufgebaut. Zunehmend werden in den letzten Jahren viele Rechte an EU-Kommission, Rat der EU und Europäische Zentralbank übertragen. Europaweit koordiniert wird die Austeritätspolitik durchgesetzt, werden demokratische und soziale Arbeiterrechte, demokratische Bürgerrechte und Rechte nationaler Parlamente untergraben und zerstört. Die Entwicklung zu einer „Staatsmacht EU“ ohne demokratische Kontrolle soll, geht es nach dem Willen einiger EU-Funktionäre, mit dem Aufbau einer EU-Armee vorangetrieben werden. 33 Gerade angesichts der Krise, dem Abbau demokratischer Rechte, der weiteren Militarisierung, den Zugewinnen von Wähler*innenstimmen für rechte und rechtspopulistische Parteien in Europa, sowie der koordinierten Politik der Herrschenden wird die engere Zusammenarbeit der kommunistischen, Arbeiter- und Linksparteien zu einer noch dringenderen Aufgabe. Der Widerstand und der Kampf um Alternativen muss auf allen Ebenen entwickelt werden: vom Betrieb und der Kommune über die regionale und nationalstaatliche bis zur europäischen Ebene. Neben der „Vier-Parteien-Koordination“ (PvdA, KPL, NCPN, DKP) bietet die Partei der Europäischen Linken, der wir seit 2005 mit Beobachterstatus angehören, eine wichtige Möglichkeit der Zusammenarbeit. In der Europäischen Linken sind „sozialistische, kommunistische, rot-grüne und andere demokratische Linksparteien“ (Statut der EL) vereint, um für „die Emanzipation des Menschen, Befreiung der Frauen und Männer von Unterdrückung, Ausbeutung und Ausgrenzung in jeglicher Form“ (Programm der EL) zu kämpfen. Da die EL „eine flexible, dezentrale Assoziation unabhängiger und souveräner europäischer Linksparteien und politischer Organisationen, die nach dem Konsensprinzip arbeitet“ (Statut der EL) ist, können wir als Mitglied der EL, gleichberechtigt und ohne unsere Identität und Souveränität aufzugeben, mit anderen kommunistischen und linken Parteien Europas für ein anderes Europa demokratisch, solidarisch, friedlich und sozial - zusammenarbeiten. 34
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