Futtermittelallergie oder Futterunverträglichkeit?

Futtermittelallergie oder Futterunverträglichkeit?
1.Begriffsklärung
2.Symptome
3.Diagnose
4.Therapie
In der Tiermedizin bezeichnet man eine immunologische Reaktion, die durch
bestimmte Futter oder Futterzusatzstoffe verursacht oder erhalten wird, als
Futter(mittel)allergie. Nehmen Hund oder Katze bestimmte Inhaltsstoffe
(Allergene) auf, die er/sie nicht verträgt, kommt es zu einer Überreaktion des
Immunsystems. Das Abwehrsystem schüttet dabei körpereigene Antikörper aus,
um die nur vermeintlich gefährlichen Futterbestandteile zu bekämpfen.
Die häufigsten Allergie-Auslöser sind tierische Eiweiße und/oder spezielle
Kohlehydrat-Verbindungen aus Eiweiß und Zucker. Prinzipiell kann jedes Eiweiß
im Futter bei einem Tier zu allergischen Reaktionen führen. Je häufiger es aber
aufgenommen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer
Sensibilisierung. Dabei kann auch erst nach Jahren eine allergische Reaktion
auftreten.
Die häufigsten Allergieauslöser sind beim Hund Milch und Milchprodukte, Rind,
Eier und Weizen, gefolgt von Huhn, Lamm, Soja und Mais. Fisch, Reis und
Schwein waren eher seltene Allergieauslöser. Bei Katzen lösten in mehr als 80%
der Fälle Rind, Milchprodukte und Fisch die allergischen Reaktionen aus, seltener
Verdickungsmittel oder Konservierungsstoffe. Etwa 20 bis 30 Prozent der Hunde
und Katzen haben neben der Futtermittelallergie weitere allergische
Erkrankungen. Dabei ist es dann schwierig, beispielsweise zwischen einer
Futtermittelallergie und einer Atopischen Dermatitis (AD) zu unterscheiden.
Charakteristisch für die Futtermittelallergie sind starker Juckreiz mit
Hautentzündungen, der durch Kratzen und Belecken zu schweren
Hautveränderungen führen kann.
Sowohl Hunde als auch Katzen können von einer Futtermittelallergie betroffen
sein. Bei Hunden steht die Futterallergie an dritter und bei Katzen an zweiter
Stelle der möglichen auftretenden Allergien.
Die häufigste Allergie beim Hund ist die Flohspeichel-Allergie-Dermatitis (FAD).
Sie wird –auch beim Hund – vor allem durch den Katzenfloh ausgelöst. Die
Atopische Dermatitis (AD) ist die zweithäufigste Hauterkrankung des Hundes, die
auf allergischen Reaktionen gegen - über Umweltsubstanzen wie Pollen,
Schimmelpilzen oder Hausstaubmilben beruht.
Rund 80 Prozent der futtermittelallergischen Hunde reagieren auf ein bis zwei
Futterzutaten allergisch;20 Prozent leiden sogar unter einer Futtermittelallergie
gegen drei bis fünf verschiedene Hundefutterzutaten.
Eine Futtermittel-Allergie bei der Katze tritt in der Regel willkürlich auf,
unabhängig davon, wie lange die Katze das betreffende Futter schon bekommt.
Sie kann auf bestimmte Futteranteile oder die im Trockenfutter vorkommenden
Milben mit einer Allergie reagieren (das kann auch bei Hunden auftreten).
Allergische Reaktionen können auch verschiedene Eiweißquellen (z.B. Rind- oder
Kalbfleisch); verschiedene pflanzliche Bestandteile (div. Getreidesorten) oder
insbesondere die oft enthaltenen chemischen Zusatzstoffe (Duft-, Farb-, Lockoder Konservierungsstoffe) auslösen.
Neben der Futtermittelallergie als Abwehrreaktion von Antikörpern auf
bestimmte Allergene, gibt es Formen von Futterunverträglichkeiten. Dabei
handelt es sich meist um verzögert auftretende Unverträglichkeitsreaktionen, z.
B. gegen künstliche Zusatzstoffe wie synthetische Antioxidantien, Aroma-und
Konservierungsstoffe im Futter. Aber auch Futterbestandteile von mangelhafter
Qualität (z. B. billige Füllstoffe) können Auslöser einer solchen Futterunverträglichkeit sein. Je länger Hund/Katze diese unverträglichen Stoffe mit
dem Futter aufnehmen, desto eher werden sie für diese (über)sensibilisiert.
Dies kann bis zu einer Hypersensibilität führen, bei der die betroffene Tiere
Krankheitssymptome entwickeln, die denen einer Futtermittelallergie ähnlich
sind.
Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal sind die fehlenden allergischen Reaktionen
und im Gegensatz zu den echten allergischen Reaktionen auf Futterbestandteile
bedürfen die nicht allergischen keiner vorherigen Sensibilisierungsphase, sie
können also schon beim Erstkontakt mit der auslösenden Substanz auftreten.
Symptome der Futtermittelallergie beim Hund:
In den meisten Fällen kommt es zu Hauterkrankungen wie starkem Juckreiz
besonders an Pfoten, Ohren oder im Achselbereich. Die Tiere lecken sich dann
meist so stark die betroffenen Hautpartien bis das Fell ausfällt; die Haut wird
kahl und wund bis hin zu einer Infektion der verletzten Haut mit Bakterien. Ein
weiteres Symptom sind wiederkehrende Ohrentzündungen sowie chronische
Magen-Darm-Probleme mit vermindertem Appetit, Durchfällen, Erbrechen,
erhöhtem Kotabsatz und Blähungen evtl. mit Gewichtsverlust; ein Indiz auf eine
chronische Entzündung des Verdauungstrakts ist gegeben. Als weiteres
Symptom wurden Reizbarkeit oder Hyper-aktivität beobachtet.
Symptome der Futtermittelallergie bei der Katze:
Die Symptome einer Futtermittelallergie können sich auf zwei verschiedene
Weisen äußern: Entweder im Magen-Darm-Trakt mit Erbrechen und/oder
Durchfall oder über die Haut mit juckendem Hautausschlag und permanentem
Kratzen. Auch können Entzündungen am äußeren Ohr, Gewichtsverlust oder
Ödeme (Wasseransammlungen im Gewebe) auftreten.
Sogar Asthma kann ein Zeichen für eine Futterallergie bei Katzen sein. All diese
Symptome treten teilweise sofort, in manchen Fällen aber auch erst Tage nach
der Nahrungsaufnahme auf, so dass die Allergie schwer zuzuordnen ist. Es kann
sich auch um ein Futter handeln, das die Katze jahrelang problemlos gefressen
hat. Solche Allergien entstehen im Prinzip aus dem Nichts und sind sogar
vererbbar.
Ein Besuch bei einem sachkundigen Tierarzt ist insbesondere dann anzuraten,
wenn die oben angeführten Symptome auftreten. Eine eingehende Anamnese
und Diagnose sind für die Bekämpfung der Allergie notwendig. Ohne ein
Feststellen der wahren Ursache, sind Therapien nicht erfolgsversprechend.
Sowohl Antibiotika als auch das entzündungshemmende Cortisol können durch
Unterdrücken der Abwehrreaktionen allenfalls eine gewisse Linderung der
Symptome jedoch kein dauerhaft es Abklingen der Allergie erreichen.
Bei der Deutsche Gesellschaft für Veterinärdermatologie erhält man Auskunft
über spezialisierte Tierärzte.
Wie wird Futtermittelallergie diagnostiziert?
Wegen der Ähnlichkeit der Symptome anderer Allergien z.B. bei Pilz-oder
Parasitenbefall ist es notwendig, andere Erkrankungen auszuschließen.
Eine Futtermittelallergie kann nicht im Blut oder über einen Allergietest
nachgewiesen werden. Die sichere Diagnose einer Futtermittelallergie erfordert
eine Eliminationsdiät über eine Dauer von 6-10 Wochen. Eine kürzere Diät führt
nur bei einem Viertel der Tiere zu einer Symptomverbesserung. Hierbei ist eine
genaue Erfassung aller vom Tier aufgenommenen Futtermittel incl. aller
Diätverletzungen einerseits sowie aller Symptome andererseits durchzuführen.
Um zu einem aussagefähigen Ergebnis zu kommen sollte nur eine Fleisch- und
eine Kohlehydratsorte gefüttert werden, die möglichst vorher noch nicht
verwendet wurde. Dosenfertigfutter ist zur Diät nur dann geeignet, wenn die
verwendete Fleischsorte klar deklariert ist.
Beim Hund werden Kohlenhydrate und Protein meist im Verhältnis 2:1 gegeben,
bei Katzen ist nur die reine Proteingabe praktikabel. Die Futterumstellung auf
das neue Futter sollte langsam und über mehrere Tage erfolgen. Bei der
Eliminationsdiät können insbesondere Freigänger-Katzen problematisch sein, da
eine kontrollierte Futteraufnahme nur sehr schwer zu erreichen ist. Deshalb
sollte es sichergestellt sein, dass keine Fremdfütterung erfolgt.
(Bei Katzen, die auch schon vor dem Auftreten der Symptome Mäuse o.ä.
problemlos vertilgt haben, kann man davon ausgehen, dass diese Beutetiere
nicht allergieauslösend waren).
Um die allergieauslösenden Futterbestandteile zu ermitteln, sollte Trockenfutter
(m. pflanzlichen Anteilen oder Zusatzstoffen) nicht verabreicht werden. Ebenso
sollten alle Leckerli, Kauartikel u.ä. tabu sein. Bei Verwendung selbst
hergestellten Diätfutters ist bei Katzen auf eine ausreichende Gabe von Taurin zu
achten. Bei einer alleinigen Futtermittelallergie sollte der Juckreiz nach der Diät
komplett verschwinden. Wenn der Juckreiz nach Rückkehr zum alten Futter
innerhalb von 14 Tagen wiederkehrt (Provokationstest), kann von einer
Futtermittelallergie als Diagnose ausgegangen werden.
Nun kann nach und nach durch das Hinzufüttern einzelner Fleischsorten zur
Diätkost ermittelt werden, ob auch gegen weitere Futterbestandteile eine Allergie
besteht. Einmal ermittelte Allergene sollten fortan vollständig gemieden werden,
um ein erneutes Auftreten der Futtermittelallergie zu verhindern.
Einige Rassen scheinen häufiger Futtermittelallergien zu entwickeln als andere.
Anscheinend sind sog. Moderassen besonders anfällig für Futtermittelallergien.
Es ist anzunehmen, dass mit diesen Hunden zu unkontrolliert gezüchtet wird;
mehr Hunde mit
der Erbanlage werden verpaart und Welpen geboren, die Zunahme der
Allergiebereitschaft schreitet fort.
Diese höhere Allergiebereitschaft hat man beim West Highland Terrier,
Schäferhunden, Cocker Spaniel oder bei Französischen und Englischen
Bulldoggen beobachtet.
Bei vielen Irish Settern gibt es eine angeborene Getreideüberempfindlichkeit.
Bei den Katzen wird vor allem bei Siamkatzen von Futterallergien berichtet.
Therapie
Futtermittel-Allergien lassen sich nicht mit Medikamenten behandeln! Da es sich
um ein genetisch bedingtes Problem des Immunsystems handelt, ist eine Allergie
nicht heilbar, aber kann sie therapieren, so dass kein Leidensdruck mehr
vorhanden ist.
Finden Tierhalter und Tierarzt die allergieauslösenden Bestandteile des Futters
heraus und meidet der Halter diese anschließend bei der Fütterung, heilen die
Symptome einer Futtermittel-Allergie in der Regel vollständig aus. Wichtig ist,
dass die entsprechenden Stoffe konsequent und lebenslang vermieden werden,
denn bereits geringe Mengen können zu Rückfällen führen.
Gleichzeitig sollte den evtl. Begleit-bzw. Folgeerkrankungen Aufmerksamkeit
geschenkt werden, da sie nicht selten zu einer erheblichen Verschlimmerung des
Krankheitsverlaufes.