Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Akzeptanz der Telemedizin: Eine nutzerorientierte Betrachtung Christoph Dockweiler, BSc, MSc Public Health Vortrag auf dem 3. Bayerischen Tag der Telemedizin 25.03.2015, Erlangen Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Worüber wir sprechen Abgrenzung der Ebenen der Adoption und Akzeptanz Mit Technikakzeptanz wird die „positive Annahme oder Übernahme einer Idee, eines Sachverhaltes oder eines Produktes umschrieben, und zwar im Sinne aktiver Bereitwilligkeit und nicht nur im Sinne reaktiver Duldung“. (z.B. Sackmann & Weymann 1994; Dethoff 2004; Gaul et al. 2010) Der Akzeptanz geht ein Prozess der subjektiven Einstellungsbildung mit je nach Person unterschiedlichen Wahrnehmungen, Interpretationen und Deutungsmustern (affektiv als auch kognitiv) voraus à Adoptionsprozess Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Konstrukt der (Technik-)Adoption und Akzeptanz Theory of Acceptance and Use of Technology Performance expectancy à Wissen als Katalysator Effort expectancy Behavioral intention to use Actual use Social influence Facilitating conditions Gender Experience Age Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Einstellungen zur Telemedizin Die Sicht des medizinischen Personals Dockweiler & Hornberg (im Druck) triV absolut zu Verwaltungsaufwand sinkt triV etwas zu triV kaum zu Zeitersparnis für ÄrzBn oder Arzt triV überhaupt nicht zu Kosten können reduziert werden Telemonitoring als WeRbewerbsvorteil für die Praxis PaBentenautonomie nimmt zu Versorgungsqualität nimmt zu QualitaBve Verbesserung der KommunikaBon Einsatz von Telemonitoring Zufallsstrichprobe 614 Ärzte Zeitersparnis für PaBenBenBnnen und PaBenten N = 133 ambulant: 41% Stationär: 59% Sektor-‐ und Fächerübergreifende Zusammenarbeit wird verbessert Altersdurchschnitt: 42 Jahre Schnelle und ortsunabhängige KommunikaBon Männer: 51% Frauen: 49% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Einstellungen zur Telemedizin Die Sicht des medizinischen Personals Dockweiler & Hornberg (im Druck) triV absolut zu Arzt-‐PaBenten-‐Beziehung leidet triV etwas zu triV kaum zu Akzeptanz von Seiten der PaBenBnnen und PaBenten ist nicht sicher triV überhaupt nicht zu Unklare Evidenz im Bereich der Steigerung der Behandlungsqualität Privatsphäre von PaBenBnnen und PaBenten ist nicht gewährleistet Unklare Evidenz im Bereich der Kosteneinsparungen Unklarheit wer bei Behandlungsfehlern durch versagende Technik ha]et IntegraBon der Technik in die bestehenden Behandlungsstrukturen ist zu komplex Einsatz von Telemonitoring Zufallsstrichprobe 614 Ärzte Hoher Schulungs-‐ und Fortbildungsbedarf durch die Einführung neuer Technik N = 133 ambulant: 41% Stationär: 59% Technischen Anwendungen sind häufig nicht mit einander kompaBbel Altersdurchschnitt: 42 Jahre Einsatz ist mit hohen Kosten für die ÄrzBnnen und Ärzte verbunden Männer: 51% Frauen: 49% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Einstellungen zur Telemedizin Die Sicht des medizinischen Personals Herausbildung positiver Einstellungen und Haltungen gegenüber dem Einsatz von Telemonitoring Dockweiler & Hornberg (im Druck) Positive Einstellung Beta-Gewicht Sig. [95% KI] Verträglichkeit .366 .012 [.082 – .650] Extraversion -.008 .938 [-.222 – .205] Neurotizismus .085 .544 [-.193 – .363] Offenheit für Erfahrungen -.295 .003 [-.485 – -.106] Gewissenhaftigkeit -.185 .179 [-.457 – .087] Allgemeine Persönlichkeitsmerkmale Technikbezogene Persönlichkeitsmerkmale Index Technikorientierung R2 = 49,8% Zufallsstrichprobe 614 Ärzte .138 .061 [-.008 – .236] N = 133 ambulant: 41% Stationär: 59% Wahrgenommene Informiertheit Ausreichend Informationen zum Telemonitoring allgemein .081 .043 [.032 – .175] Ausreichend Informationen hinsichtlich der Technikpotenziale 1.549 .013 [.341 – 2.757] Ausreichend Informationen hinsichtlich potenzieller Risiken -.411 .439 [-1.460 – .639] Altersdurchschnitt: 42 Jahre Männer: 51% Frauen: 49% Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Einstellungen zur Telemedizin Die Sicht des medizinischen Personals Dockweiler & Hornberg (im Druck) 80 Ambulante Versorgung StaBonäre Versorgung 70 p = 0,068 Nennung in Prozent (%) 60 50 40 30 Zufallsstrichprobe 614 Ärzte N = 133 20 ambulant: 41% Stationär: 59% 10 Altersdurchschnitt: 42 Jahre 0 triV absolut zu triV etwas zu triV kaum zu triV überhaupt nicht zu Ich fühle mich ausreichend über die Anwendung des Telemonitorings informiert Männer: 51% Frauen: 49% Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Einstellungen zur Telemedizin Auch eine Frage finanzieller Rahmenbedingungen ja Langfristige Ersparnisse (n=174) eher ja eher nein 52,9 Vergütung Beratung (n=173) 10% 32,1 20% 8,1 35,5 21,4 0% 9,2 35,3 44,2 Prämien für den Kauf (n=168) 11,5 30,6 49,1 Rückerstattung Investitionskosten (n=172) nein 32,2 54,9 Entlohnung für Nutzung (n=173) Leppert et al. 2015 30% 40% 11 27,4 50% 60% 70% Welche Aspekte würden sich positiv auf die Einführung bzw. Nutzung von Telemonitoring auswirken? 3,4 5,2 7,5 9,3 19 80% 90% 100% Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Einstellungen zur Telemedizin Was sind die Treiber der Akzeptanz bei Ärzten Erfolg Grad der IntegraBon Vergütung Einstellungsbildung Akzeptanz Dockweiler et al. 2008 Wissen Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Einstellungen zur Telemedizin Der Blick auf zukünftige Generationen Dockweiler & Hornberg 2014 Warum ist der Informationsstand so entscheidend? Telemedizin ist für viele Ärzte in Deutschland immer noch eine „Black Box“: Lediglich 36% fühlen sich über das Thema gut oder sehr gut informiert, fast zwei Drittel bezeichnen ihren Informationsstand als eher unzureichend. (eHealth Report 2010) ...und angehende Mediziner? 63% geben an telemedizinische Leistungen zu kennen. Informationsquellen sind dabei Tagungen, neue Medien, Fachzeitschriften und das Studium. Bei ca. 3% sind Pflichtveranstaltungen mit dem Fokus auf Telemedizin im Studium vorgesehen; fast 90% der Befragten fühlen sich durch ihr Studium nicht ausreichend informiert. Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Einstellungen zur Telemedizin Der Blick auf zukünftige Generationen Über 80% gehen davon aus, dass Telemedizin zukünftig an Bedeutung gewinnen wird. Generelle positive Assoziationen mit dem Technikeinsatz: 60% sehen die Entwicklung als Hilfreich für das Berufsleben an. Entscheidend ist bei der positiven Einschätzung der Informations- und Wissensstand der Befragten: Je umfangreicher der Informationsstand, desto eher wird eine positive Bewertung der Implikationen für das Berufsleben abgeleitet (p<0,05). Dockweiler & Hornberg 2014 Studierende der Human -‐medizin nach dem Physikum in Deutschland Onlineumfrage mit randomisierten Zugangsfilter N = 524 AltersdurchschniR: 25 Jahre Männer: 36% Frauen: 64% Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Einstellungen zur Telemedizin Der Blick auf zukünftige Generationen Dockweiler & Hornberg 2014 100 90 80 Agreement in percent 70 Telemedicine is known 60 50 43,6% 40,7% 40 30 29,7% 24,2% 20 10 13,4% 16,3% 9,3% 12,7% 6,1% 4,1% 0 Strongly Agree Agree Disagree Strongly Disagree Undecided I am of the opinion that Telemedicine will help me in my future profession; n = 524 Yes No Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre -‐9,50% Männer: 36% Frauen: 64% Der Blick auf zukünftige Generationen Verwaltungsaufwand sinkt -‐4,55% Verbesserung der Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen -‐3,21% Verschlechterung des Arzt-Patient Verhältnis -‐2,23% 2,37% Hohe Kosten für den Arzt 2,98% Steigende Informationsqualität Kommunikation zwischen Arzt und Patient wird verbessert 5,02% Erleichterung der integrierten fachübergreifenden Versorgung 5,23% Signifikante Prädiktoren der Zielvariable (p<0,008) 11,56% Gewährleistung von Datensicherheit 18,98% Kosten im Gesundheitswesen sinken 24,79% Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten RelaBves Risiko 27,24% Diagnose- und Therapieeffizienz werden verbessert -‐50% R2 = 37,7% 0% WerKgkeit der Telemedizin für die zukünLige Berufspraxis (n= 457) 50% Dockweiler & Hornberg 2014 Dockweiler & Hornberg 2013 Multiples Regressionsmodell zur Schätzung der Wertigkeit Altersdurchschnitt: 25 Jahre der Telemedizin für die spätere Berufspraxis von Arbeitsbelastung durch Telemedizin Medizinstudierenden Einstellungen zur Telemedizin Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Wie lässt sich Akzeptanz fördern? Drei Ebenen der Beeinflussung Akzeptanzobjekt à Nutzwert erhöhen und sichtbar machen, Kosten und Nutzen analysieren/ kommunizieren, Usability, Ästhetik Akzeptanzsubjekt à Haltungen und Einstellungen erfragen, Differenzierte Meinungsbildung ermöglichen, Wissen steigern (Beratung, Ausbildung, Simulation), Vorbehalte sichtbar machen und abbauen, Technik erfahrbar machen (Rollenmodelle) Akzeptanzkontext à soziale, ökonomische und kulturelle Passfähigkeit, finanzielle Anreize und Kompensation, normative Bedeutung von Technik vergegenwärtigen, Partizipation der Nutzer im Rahmen der Entwicklung und Einführung fördern, Wissen vernetzen Fakultät für Gesundheitswissenschaften I School of Public Health I WHO Collaborating Centre Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Christoph Dockweiler, BSc, MSc Public Health Universität Bielefeld Fakultät für Gesundheitswissenschaften Tel.: +49(0)521-106-4377 Mail: [email protected]
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