Bamberger Gemeinschaftsprojekt geht mit der MS

Bamberger Gemeinschaftsprojekt geht mit der MS Wissenschaft auf Tour
Bamberg, 20.03.2015 - Im Jahr 2002 schickte die Universität Bremen erstmals eine
Ausstellung durch Deutschland. Das Besondere: Die Ausstellung tourte nicht durch
Museen, Institutionen oder Schulen. Sie war auf Flüssen und Kanälen unterwegs, an Bord
des „Geoschiffs“. Die Tour wurde ein großer Erfolg. Rund 117.000 Besucher kamen an
Bord, und die Reise wurde zur Jungfernfahrt der MS Wissenschaft. Die Initiative
Wissenschaft im Dialog übernahm das Konzept eines schwimmenden Science Centers und
realisiert seit 2003 jedes Jahr ein Ausstellungsschiff, seit 2012 im Auftrag des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
In diesem Jahr steht die Ausstellung an Bord der MS Wissenschaft ganz im Zeichen der
„Zukunftsstadt“. Ab dem 15. April wird das schwimmende Science Center für fünf Monate
mit eigens entwickelten Hands-On-Exponaten in Deutschland und Österreich unterwegs
sein. Rund dreißig wissenschaftliche Institute sind an der Erstellung der Ausstellung
beteiligt. Mit an Bord wird auch ein Bamberger Gemeinschaftsprojekt sein.
Das Bamberger IT-Unternehmen Favendo entwickelt aktuell zusammen mit zwei
Studierenden des von Prof. Dr. Daniela Nicklas geführten Lehrstuhls für Informatik,
insbesondere Mobile Software Systeme/Mobilität der Otto-Friedrich-Universität eine
Smartphone-Applikation, mit deren Hilfe die Besucher die Exponate auch ohne Guide
erfahren können. Für Vanessa Wehrle, Projektleiterin und Software-Entwicklerin bei
Favendo, hat die Zusammenarbeit mit der Universität für beide Seiten Vorteile: „Als
Unternehmen sind wir auf motivierten, praxisnah ausgebildeten und hochqualifizierten
Nachwuchs angewiesen. Die Verknüpfung von Studium und beruflicher Praxis auf Basis
dieses hochspannenden Projekts ist eine win/win Situation für beide Seiten.“ Johannes
Hofmann, der im siebten Semester in Bamberg angewandte Informatik studiert, ergänzt:
„Wir nehmen extrem viel Praxisrelevanz aus der Arbeit bei Favendo mit. Viel mehr, als man
aus jeglicher Vorlesung mitnehmen kann.“
Die gemeinsam entwickelte Android-App „mLotse“ navigiert den Besucher nicht nur sicher
zu den einzelnen, auf 530 Quadratmetern verteilten Exponaten, sondern kann auch die
passenden multimedialen Inhalte zu den jeweiligen Ausstellungsstücken vermitteln. Wird
doch ein menschlicher „Lotse“, wie die Museumsführer an Bord genannt werden,
gebraucht, hilft die App, auch diese in den verschiedenen Arealen des 100 Meter langen
Motorschiffs zu finden.
Damit die Lokalisation und Navigation mithilfe der App gelingt, ist neben der Software
auch die entsprechende Hardware an Bord nötig. Deshalb wurde die MS Wissenschaft mit
50 sogenannten Beacons ausgestattet. Beacons sind 2013 eingeführte wartungsarme
Bluetooth Low Energy Sender mit einer Reichweite von bis zu 100 Metern, die über eine
entsprechende Applikation mit den Smartphones der Besucher kommunizieren können. Die
Planung für die Platzierung der Sender hat die ebenfalls in Bamberg ansässige FavendoTochter blue cell networks übernommen.
Außerdem sind auf der MS Wissenschaft 20 3D People Tracking Sensoren als Teil der
Ausstellung installiert. Diese Sensoren erkennen nicht nur einzelne Menschen, sondern
können erkannte Personen auch „tracken“, also ihren Weg auf dem Schiff verfolgen.
Dieses Erkennen und Verfolgen funktioniert auch ohne dass der „Getrackte“ ein spezielles
Gerät bei sich trägt. „Wir wollten mit der Installation der Tracking-Sensoren, die
normalerweise unter anderem an Flughäfen zur Einschätzung von Wartezeiten genutzt
werden, auch ein Bewusstsein schaffen, welche Datenspuren man hinterlassen kann, ohne
selbst davon zu wissen“, sagt Andreas Gaufer von blue cell networks. Gerade im Hinblick
auf das Thema „Zukunftsstadt“ müsse diskutiert werden, wie mit diesen Daten
umgegangen würde. So verdeutlicht das Projekt im „geschützten Raum“ MS Wissenschaft
auch, welche Datenspur viele Menschen bei der Nutzung ihrer Smartphones zusätzlich
hinterlassen – und wer diese Daten missbrauchen könnte.